Projekt: „Entwicklung eines alternativen ... · Projekt: „E-City Logistik“ 3 dürfnisse und...

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Abschlussbericht im Rahmen einer studentischen Projektarbeit der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt Studiengang Betriebswirtschaft im Schwerpunkt Logistik Fachbetreuer: Prof. Dr. Müller-Steinfahrt mit Modellstadt Elektromobilität Bad Neustadt Projektverantwortlicher: Herr Dr. Geier Wintersemester 2011/12 Projektauftrag: „Konzeptentwicklung zur Ver- und Entsorgung von Waren in der Altstadt von Bad Neustadt mit ElektroautosProjektteam: Thomas Fleckenstein Kai Schneider Felicitas Störk Julia Stengel Andrea Kleinhenz Andreas Neubauer Oskar Skrabala Franziska Graeber Nadine Kirchner Diana Maior Studiengang Betriebswirtschaft Schwerpunkt Logistik

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Abschlussbericht

im Rahmen einer studentischen Projektarbeit

der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt

Studiengang Betriebswirtschaft im Schwerpunkt Logistik

Fachbetreuer: Prof. Dr. Müller-Steinfahrt

mit

Modellstadt Elektromobilität Bad Neustadt

Projektverantwortlicher: Herr Dr. Geier

Wintersemester 2011/12

Projektauftrag:

„Konzeptentwicklung zur Ver- und Entsorgung von Waren in der Altstadt

von Bad Neustadt mit Elektroautos“

Projektteam: Thomas Fleckenstein

Kai Schneider

Felicitas Störk

Julia Stengel

Andrea Kleinhenz

Andreas Neubauer

Oskar Skrabala

Franziska Graeber

Nadine Kirchner

Diana Maior

Studiengang Betriebswirtschaft

Schwerpunkt Logistik

I

Inhalt

Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. II

1. Einleitung ............................................................................................................................ 1

2. M-E-NES e.V...................................................................................................................... 1

3. Projektvorstellung .............................................................................................................. 2

3.1 Projektauftrag ......................................................................................................... 2

3.2 Projektnutzen........................................................................................................... 2

4. Ist-Analyse .......................................................................................................................... 2

4.1 Fragebogenerstellung ............................................................................................. 2

4.2 Bekanntmachung über Presse ................................................................................ 5

4.3 Durchführung der Interviews ................................................................................... 6

4.4 Auswertung der Ergebnisse .................................................................................... 7

5. Konzeptvorschläge .......................................................................................................... 17

5.1 Carsharing ............................................................................................................. 17

5.2 Entsorgung der Innenstadt .................................................................................... 18

5.3 Tower 24 ................................................................................................................ 19

5.4 Bündelung der Paketdienstleister ......................................................................... 21

6. Fazit ................................................................................................................................... 22

7. Ergebnisse der Umfrage ................................................................................................. 23

7.1. Großhändler ..................................................................................................... 23

7.2. Soziale Einrichtungen ....................................................................................... 24

8. Konzepterarbeitung ......................................................................................................... 25

8.1 Ambulanter Pflegedienst ....................................................................................... 25

8.2 Essen auf Rädern .................................................................................................. 26

9. Ausblick............................................................................................................................. 28

Quellenverzeichnis ................................................................................................................... III

Projekt: „E-City Logistik“

II

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Presseartikel ....................................................................................................... 5

Abbildung 2: Bereich der Durchführung der Interviews........................................................ 6

Abbildung 3: Umfragebeteiligung ............................................................................................ 8

Abbildung 4: Aufteilung Teilnehmer ........................................................................................ 9

Abbildung 5: Befürworter Elektromobilität .............................................................................. 9

Abbildung 6: Güterversorgung mit Elektromobilen ............................................................. 10

Abbildung 7: Einverständnis zur gemeinsamen Güterversorgung ................................... 11

Abbildung 8: Einsatzmöglichkeiten von Elektrofahrzeugen ............................................... 11

Abbildung 9: Bewertung der Ist-Situation der Ver- und Entsorgung ................................. 12

Abbildung 10: %- Anteil an Dienstleister und Selbstversorger .......................................... 12

Abbildung 11: Anzahl Beschäftigte ....................................................................................... 13

Abbildung 12: Lieferpräferenzen ........................................................................................... 13

Abbildung 13: Arten von Dienstleistungswaren ................................................................... 14

Abbildung 14: Arten von Gastronomiewaren ....................................................................... 14

Abbildung 15: Anforderungen beim Warenumgang und Warentransport ........................ 15

Abbildung 16: Entsorgungsdienstleister ............................................................................... 15

Abbildung 17: Abholort Verpackungsmaterial ..................................................................... 16

Abbildung 18: Renault Kangoo Z.E. ..................................................................................... 18

Abbildung 19: Tower24 ........................................................................................................... 19

Abbildung 20: Funktionsweise Tower24 .............................................................................. 20

Abbildung 21: Tageseinsatzplan ........................................................................................... 27

1

1. Einleitung

Der Mensch muss und will sich fortbewegen. Er muss zur Arbeitsstätte kommen und

sich selbst versorgen, um die Bedürfnisse des alltäglichen Lebens stillen zu können.

Eine arbeitsteilige Gesellschaft strebt nach wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand.

Für all das braucht der Mensch Mobilität. Durch sie können sich Wirtschaftsstandorte

vernetzen und den Austausch von Waren und Gütern in Gang bringen – auf dem Was-

ser, auf der Straße und in der Luft. Doch die Gesellschaft verändert sich. Derzeit leben

schon über 6,9 Milliarden Menschen auf der Erde – und es werden täglich mehr. Dabei

nimmt die Einwohnerzahl in ländlichen Regionen konstant ab, während die Einwohner-

dichte in Ballungsräumen ansteigt. Mit dem Verkehr und der Wirtschaftskraft wächst

jedoch die Nachfrage nach Rohstoffen und Energieträgern. Der steigende Energiever-

brauch beschleunigt die Erschöpfung der weltweiten Erdölreserven. Außerdem besteht

die Gefahr, dass der Klimawandel durch eine höhere CO²-Konzentration in unserer

Atmosphäre beschleunigt wird. Die Mobilität als Motor für wirtschaftliches Wachstum

zu erhalten und gleichzeitig Ressourcen und Klima zu schützen – das ist die Heraus-

forderung unserer Gesellschaft und Mittelpunkt unseres Projektes in der Modellstadt

für Elektromobilität Bad Neustadt an der Saale.

2. M-E-NES e.V.

Der Förderverein M-E-NES e.V. (Modellstadt Elektromobilität Bad Neustadt an der

Saale) wurde am 14.09.2010 in Bad Neustadt gegründet. Der Zweck dieses Vereins ist

es, die Elektromobilität ausgehend von Bad Neustadt an der Saale und der Region zu

fördern und zu entwickeln. Dabei spielt die Erreichung dreier Ziele eine besondere Rol-

le:

1. Die Ansiedlung eines Technologietransferzentrums in der Modellstadt.

2. Die Entwicklung und Anwendung eines intelligenten Stromnetzes.

3. Die Aufwertung des Wirtschaftsstandortes Bad Neustadt und die Erzielung ei-

nes Mehrwerts für die Region.

Projekt: „E-City Logistik“

2

3. Projektvorstellung

3.1 Projektauftrag

Das Projekt „E-City Logistik“ wurde von dem in Bad Neustadt angesiedelten Verein „M-

E-NES e.V“ (Modellstadt Elektromobilität Bad Neustadt an der Saale) ins Leben geru-

fen. Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines Konzeptes zur Ver- und Entsorgung

von Warengütern in der Altstadt von Bad Neustadt mit Elektrofahrzeugen. Im Vorder-

grund steht hier die Erfassung der Warenströme im Stadtzentrum durch eine Befra-

gung der ansässigen Einzelhändler und Gastronomen. Mit Hilfe der geführten Inter-

views soll danach versucht werden, den passenden Konzeptvorschlag für ein geeigne-

tes Ver- und Entsorgungssystem der Innenstadt von Bad Neustadt an der Saale zu

finden. Das Hauptaugenmerk dieses Projektes liegt also nicht auf der Konzeption von

neuen Elektrofahrzeugen oder der Erstellung eines Businessplans.

3.2 Projektnutzen

Durch die gezielte Bündelung der Warenflüsse im Stadtzentrum von Bad Neustadt an

der Saale sollen die Emissionen in der Innenstadt reduziert werden. Aber auch für die

hier angesiedelten Einzelhändler und Gastronomen soll ein Nutzen geschaffen werden.

Durch die gebündelte Ver– und Entsorgung des Stadtkerns haben die einzelnen Un-

ternehmer enorme Ressourceneinsparungen. Die hierbei gewonnene Zeit und die bes-

sere Personalkapazitätssituation ermöglichen nun einen größeren Handlungs-

spielraum und machen sich somit durch geschickten Einsatz und gute Planung auch

im finanziellen Bereich bemerkbar.

4. Ist-Analyse

4.1 Fragebogenerstellung

Um ein Konzept für die Güterversorgung mit Elektromobilen zu erstellen, müssen zu-

nächst einige wichtige Daten erfasst werden. Es muss herausgefunden werden, wie

die Güterversorgung der einzelnen Geschäfte momentan abläuft, vor allem müssen

bestimmte Fragen über Zeit, Menge und Art der Güterversorgung geklärt werden. Da-

rauf basierend kann ein Konzept entwickelt und auch die Realisierung überprüft wer-

den.

Zur Erhebung dieser Daten wurde ein Fragebogen erstellt, welcher durch Führung von

Interviews mit den einzelnen Geschäftsführern ausgefüllt wurde. Fragebögen sind

Grundlagen für eine Erhebung und werden meist im Rahmen der Meinungs- und

Marktforschung verwendet. Dabei werden Informationen über Nachfrage, Bedarf, Be-

Projekt: „E-City Logistik“

3

dürfnisse und Verhaltensweisen von Konsumenten und Verbrauchern erhoben. Zu

unterscheiden ist zwischen standardisierten, geschlossenen Fragen und Interviews mit

offener Fragestellung und freien Gesprächen1. Um die Auswertung zu erleichtern, wur-

den nicht alle Fragen offen gelassen. Deshalb waren bei einigen Fragen mehrere Ant-

wortmöglichkeiten vorgegeben, was nicht nur die Auswertung erleichterte, sondern

auch für den Interviewer und die Befragten leichter war. Die Entscheidung für die per-

sönliche Durchführung der Interviews wurde bewusst getroffen, obwohl diese sehr zeit-

intensiv war. Es war die Überlegung, den Fragebogen zu schicken oder auch ein Tele-

foninterview durchzuführen. Allerdings wäre die Erreichbarkeit dabei wahrschein-lich

sehr gering gewesen, da die meisten den Fragebogen weggeschmissen oder einfach

nur vergessen hätten. Auch beim Telefoninterview wäre es oft unpassend gewesen

und daher das Interview unvollständig. Denn die Akzeptanz der Inhaber ist nicht be-

sonders hoch, bzw. besteht noch kein großes Interesse für dieses Thema. Dies sollte

durch den persönlichen Auftritt der Projektmitglieder geschaffen werden, da man so

auch gezielt Fragen zum Projekt beantworten und Interesse wecken konnte und man

erhielt auch genaue Informationen zur Güterversorgung. Vor den Interviews wurden die

Geschäftsinhaber zunächst mit einem Anschreiben über das Vorhaben informiert und

erhielten schon einige Informationen zum Projekt. Anschließend wurden die einzelnen

Inhaber telefonisch benachrichtigt, dass die Interviews in einem Zeitraum von zwei

Wochen stattfinden werden und Termine für die Durchführung der Interviews wurden

vereinbart. Insgesamt wurden zwei branchenspezifische Fragebögen erstellt, einer für

den Gastronomie- und einer für den Handelsbereich.

Der erste Teil des Fragebogens zielt auf unser studentisches Projekt ab. Dieser Teil

stimmt die Befragten langsam in das Thema Elektromobilität und die Ver- und Entsor-

gung ihrer Waren ein. Es wird erfragt, ob sich der Betroffene schon mit dem Thema

Elektromobilität auseinandergesetzt hat und ob dieser sich vorstellen kann, dass seine

Ver- und Entsorgung auch mittels Elektromobilität funktioniert. Wenn der Betroffene

diese Fragen mit „Ja“ beantwortet, führt das zu der Frage, ob er sich vorstellen kann,

an einem Zusammenschluss mehrerer Geschäfte bei der Güter-versorgung mitzuwir-

ken. Falls der Befragte diese Frage mit „Nein“ beantwortet, wird nachgefragt, unter

welchen Bedingungen er sich einen Zusammenschluss überhaupt vorstellen kann.

Der zweite Teil dient zum Einstieg in das Interview mit allgemeinen Fragen über die

Anzahl der Mitarbeiter der Geschäfte und Unternehmen und die allgemeine Einschät-

zung der momentanen Situation der Ver- und Entsorgung. Dabei soll eine Tendenz

über die Zufriedenheit der momentanen Situation erkennbar werden.

1 Vgl. http://www.sdi-research.at/lexikon/fragebogen.html, letzter Zugriff: 18.11.2011

Projekt: „E-City Logistik“

4

Danach wird auf die Warenversorgung der Geschäfte eingegangen. Dabei ist es wich-

tig, Grunddaten des Geschäfts zu erfassen. Das umfasst Informationen über die Öff-

nungszeiten, welche Waren benötigt werden und wie die Ware beschafft wird. Dabei

wird zwischen Selbstversorgung, Paketservice und Lieferungen von Dienstleistern un-

terschieden. Für die Gastronomie wird jeweils zwischen Lebensmittel und Getränken

unterschieden. Je nach Warenbeschaffung werden nun spezielle Fragen zu den Ver-

sorgungsarten gestellt. Um die Kosten bei den Selbstversorgern, die pro Einkauf ent-

stehen, zu kalkulieren, ist es wichtig zu erfahren, mit welchem Wagen die Einkäufe

erledigt werden, um später den Preis für die Selbstversorgung dem Elektroauto gegen-

überzustellen. Weitere Informationen, die man bei der Befragung erhalten möchte,

sind, wie oft pro Woche und wann und wo eingekauft, werden muss. Zusätzlich wie

lange der Einkauf im Durchschnitt dauert und wie viele Personen dabei involviert sind

und in wie weit der Einkauf im Voraus geplant werden kann. Des Weiteren wird der

Umfang der Ware erfragt, um das Volumen zu berechnen, damit die Anzahl der Belie-

ferungen durch das Elektroauto kalkuliert werden kann. Weitere Fragen zielen auf die

Belieferungszeit und den Entladungsort für die Waren ab. Die Fragen bei der Beliefe-

rung durch den Dienstleister sind sehr ähnlich. Dabei gilt es zu erfahren, wer die

Dienstleister sind und für welche Ware diese verantwortlich sind. Hier wird ebenfalls

die Anzahl der Belieferung pro Woche abgefragt und an welchen Wochentagen sowie

ab wie viel Uhr die Ware benötigt wird. Auch das Warenvolumen und die Vorauspla-

nung der Ware werden berücksichtigt.

Bei der Warenentsorgung wird erfragt, welche Arten von Waren entsorgt werden müs-

sen und ob diese vom Ladeninhaber entsorgt werden oder über einen Dienstleister. In

der Gastronomie wird ebenfalls wieder zwischen Getränken und Lebensmitteln unter-

schieden. Die Fragen geben Aufschluss darüber, wie oft die anfallenden Waren ent-

sorgt werden müssen und wie viele Mitarbeiter daran beteiligt sind. Bei der Entsorgung

über Dienstleister ist neben der Anzahl der Warenentsorgung auch der Entsorgungsort

relevant.

Projekt: „E-City Logistik“

5

4.2 Bekanntmachung über Presse

Nachdem das Vorgehen für die Datenerhebung

geklärt war und die Entscheidung auf die Durch-

führung einer persönlichen Befragung fiel, war

der nächste Schritt, die Bevölkerung über das

Projekt zu informieren. Dies sollte über die

Presse geschehen. Es wurde ein Termin mit der

Main-Post vereinbart, um ein Interview über das

Projekt und dessen Ziele zu geben. Dadurch

sollten die Bevölkerung und die Inhaber der

Geschäfte auf das Projekt aufmerksam ge-

macht und zugleich schon mal auf die Inter-

views vorbereitet werden. Gleichzeitig sollte

durch Einbezug der Presse eine Akzeptanz für

die Durchführung der Interviews und das Projektziel geschaffen werden. Das Presse-

gespräch fand schließlich am 16.11.2011 statt und der Artikel erschien noch in der

gleichen Woche am 18.11.2011. Der Artikel enthielt Informationen darüber, dass in den

nächsten Wochen Studenten Daten über die aktuellen Transportwege und Warenver-

sorgung in Bad Neustadt aufnehmen werden, damit später die Güterversorgung der

Geschäfte in der Innenstadt von Bad Neustadt gebündelt werden kann. Außerdem

wurde auch auf die dadurch zukünftige kostengünstige, ökologisch und ökonomisch

sinnvolle Ver- und Entsorgung der Geschäfte hingewiesen.

Beim Durchführen der Interviews stellte sich dann allerdings heraus, dass die meisten

Leute den Artikel gar nicht gelesen hatten oder sich nicht daran erinnern konnten.

Abbildung 1: Presseartikel

Projekt: „E-City Logistik“

6

4.3 Durchführung der Interviews

Nachdem die Projektgruppe die Kontakte der Händler und Dienstleister der Stadt durch

Herrn Türk, Vorstand Marketingverein Bad Neustadt, erhalten hatte, wurden zunächst

die 114 Betriebe der Innenstadt aufgeteilt und jedes Teammitglied kontaktierte im

Schnitt elf Betriebe. Der Zeitungsartikel zur Präsentation des Vorhabens erschien, wie

oben beschrieben, am Freitag den 18.11.2011. Ab Montag, den 21.11.2011, wurden

die ausgewählten Geschäfte angerufen und Termine für die Interviews ausgemacht. Es

wurde eine Excel-Tabelle erstellt mit den jeweiligen Betrieben, deren Kontaktdaten und

dem ausgemachten Termin bzw. der Absage oder anderweitigen Angaben. Für die

Durchführung wurde der

Zeitraum einer Woche -

vom 23.11. – 30.11.2011

aus-gewählt. Innerhalb

dieser Woche war jedes

Team-mitglied mindestens

an zwei Tagen zur Befra-

gung in Bad Neustadt. So-

mit wurden jeweilige Ta-

ges-teams von bis zu fünf

Personen gebildet und die

Interviews wurden nach

den geplanten Terminen in

sieben Tagen vor Ort durch-geführt.

Die jeweiligen Tagesteams teilten sich nochmals untereinander auf, sodass immer

mindestens zwei Personen (Interviewer und Protokollant) ein Interview durchführten.

Der Interviewer konnte sich dadurch auf die Gesprächsführung und auf die Fragen

konzentrieren und der Protokollant hielt alles genau fest. Den Untergruppen der Ta-

gesteams wurden dann Straßen zugeteilt mit den jeweiligen Betrieben, die diese nach

Terminvereinbarung bzw. „auf gut Glück“ aufsuchten. Da sich bei den Telefongesprä-

chen viele für nicht bereit erklärten, uns ein Interview zu geben, wurden diese in der

Excel-Tabelle rot markiert. Die Betriebe, die keinen genauen Termin angeben konnten,

wurden je nach Zeitfenster zwischen anderen Terminen an verschiedenen Tagen auf-

gesucht.

Abbildung 2: Bereich der Durchführung der Interviews

Projekt: „E-City Logistik“

7

Nach dem ersten Tag wurde der Fragebogen den Erkenntnissen der ersten Befra-

gungen angepasst und überarbeitet. Durchschnittlich dauerten die Interviews 15 Minu-

ten, was für die Geschäftsführer eine tragbare Zeit darstellte. Außerdem fiel dem Ta-

gesteam auf, dass viele Geschäfte gar nicht in der Liste aufgeführt waren, sodass eine

neue Tabelle mit den fehlenden Betrieben und deren Kontaktdaten entstand.

Viele Unternehmer zeigten sich interessiert, hatten jedoch keine Zeit um die Fragen zu

beantworten. Manche waren jedoch in diesem Fall bereit den Fragebogen selbst-

ständig auszufüllen und es wurde ein Termin vereinbart, um diesen von uns abholen

zu lassen.

In den letzten zwei Tagen wurden alle Betriebe aufgesucht, die bis dahin nicht erreicht

wurden bzw. die Geschäftsführung keine Zeit gefunden hatte. Diese wurden dann in-

terviewt bzw. als Absage makiert, falls dies der Fall war. Danach ging es in die Auswer-

tung der Fragebögen.

4.4 Auswertung der Ergebnisse

Die Auswertung der Interviews erfolgte mit Hilfe der Statistik- und Analyse-Software

SPSS Statistics. Das in der Marktforschung gängige Programm von IBM „ist ein modu-

lar aufgebautes [Programmpaket]. [Dieses] besteht aus einem Basis-System, das be-

reits das komplette Daten- und Dateimanagement, sämtliche Grafiktypen und eine brei-

te Palette an statistischen Funktionen umfasst, und kann durch zusätzliche Module, die

die statistische Leistungsfähigkeit des Basis-Systems erweitern, ergänzt werden.“2

Im ersten Schritt wurden die Daten aus den Befragungen, getrennt nach Gastronomie

und Dienstleistung/Einzelhandel, mit SPSS erfasst. Um bei den offenen Fragen häufi-

gere Antworten zu erzielen, wurden die Antworten teilweise in Oberbegriffen zusam-

mengefasst, da Einzelnennungen nicht zielführend gewesen wären. Anschließend er-

folgte die Auswertung anhand von Häufigkeitszählungen. In einem zweiten Schritt wur-

den diese Häufigkeitstabellen in Excel exportiert, um dem Förderverein die Auswertun-

gen im Anschluss an das Projekt zur Verfügung stellen zu können. Da sich während

der Auswertung herausstellte, dass viele Antworten für das weitere Vorgehen des Pro-

jekts nicht brauchbar waren, wurden nur die relevanten Fragen grafisch dargestellt.

2 Vgl. http://www.home.uni-osnabrueck.de/elsner/Skripte/spss.pdf, Seite. 9, letzter Zugriff, 02.01.2012

Projekt: „E-City Logistik“

8

Abbildung 3: Umfragebeteiligung

Von einer Grundgesamtheit von 114 Betrieben im Innenstadtbereich, hatten 47 Ge-

schäfte an der Befragung teilgenommen, was einer prozentualen Verteilung von 41%

entspricht. Diese 47 Teilnehmer teilten sich in acht Gastronomiebetriebe und 39 Ein-

zelhändler auf. 54% der Geschäftsinhaber im Stadtkern von Bad Neustadt hatten die

Befragung verweigert oder waren nicht erreichbar. Weitere Gründe für die fehlende

Teilnahme waren neben der Unerreichbarkeit mangelndes Interesse, keine Zeit auf-

grund von Sonderaktionen und des Weihnachtsgeschäfts, Krankheit während des Be-

fragungszeitraums sowie fehlende Befugnis, nicht vorhandene Warenströme und Ge-

schäftsaufgabe. Zum Zeitpunkt der Auswertung war ein Teil der Fragebögen noch bei

vereinzelten Geschäften hinterlegt. Diese 5% wollten die Fragebögen nach Hinzuzie-

hen der Zentrale noch ausfüllen und dann wieder an uns überreichen. Jedoch erhielten

wir bis zum aktuellen Zeitpunkt keinen der Fragebögen zurück.

Basis: n=114 Geschäfte

Projekt: „E-City Logistik“

9

Abbildung 4: Aufteilung Teilnehmer

In Bezug auf die Akzeptanz der Elektromobilität war die Resonanz sehr positiv. Mehr

als 4/5 sind dem Thema gegenüber aufgeschlossen, lediglich 8% haben Bedenken

hinsichtlich der Umsetzung und der Herkunft des Stroms für die Elektromobile oder

hatten sich mit dem Thema noch nicht auseinander gesetzt. Auf Seiten der Gastrono-

me war die Akzeptanz etwas ausgeprägter mit 88% gegenüber den Dienstleistern mit

82%. Eine genaue Aufteilung nach Branchen ist leider nicht möglich.

Abbildung 5: Befürworter Elektromobilität

Basis: n=47 Geschäfte, davon 8 Gastronomie und 39 Einzelhändler/Dienstleister

Basis: n=47 Geschäfte, davon 8 Gastronomie und 39 Einzelhändler/Dienstleister

Projekt: „E-City Logistik“

10

Die Warenversorgung der Betriebe mit Elektroautos könnten sich 68% der Befragten

vorstellen, jedoch haben bei diesem Punkt 23% Bedenken angemeldet. Als problema-

tisch sehen viele noch die unausgereifte Technologie der Fahrzeuge, die Komplexität

der Waren und Versorgungswege, da viele Geschäfte durch ihre Zentralen beliefert

werden und ein vielfältiges bzw. umfangreiches Warenangebot haben. Kritisch sind

auch die Entfernung zu der jeweiligen Zentrale und die Frage nach den Kosten. Da

momentan der Großteil der Versorgung über Zulieferdienste erfolgt wurden auch dies-

bezüglich Bedenken geäußert.

Abbildung 6: Güterversorgung mit Elektromobilen

Aufgrund der Belieferung durch Zulieferdienste, wie beispielsweise DHL, findet bereits

eine gemeinsame Güterversorgung in der Innenstadt statt, daher ist es auch nicht ver-

wunderlich, dass über die Mehrheit keine Einwände gegen eine gemeinsame Waren-

versorgung hat. Allerdings haben auch hier ein Viertel der Befragten Zweifel an der

Umsetzung. Wie bereits bei der Versorgung mit Elektromobilen kamen Äußerungen zu

der Komplexität der Waren und Versorgungswege, vor allem wegen der unterschiedli-

chen Branchen und des damit verbunden Umfangs an Waren. Im Gastronomiebereich

befürchtet man, dass die Kühlkette unterbrochen werden könnte oder Waren von be-

stimmten Großhändlern nicht mehr zur Verfügung stehen. Ebenfalls genannt wurden

wieder die unausgereifte Technologie und die Belieferung durch die Zentrale.

Basis: n=47 Geschäfte, davon 8 Gastronomie und 39 Einzelhändler/Dienstleister

Projekt: „E-City Logistik“

11

Abbildung 7: Einverständnis zur gemeinsamen Güterversorgung

Bei der Frage wo andere Einsatzmöglichkeiten für Elektrofahrzeuge bestehen könnten,

nannten 61% der Befragten den Personennahverkehr. Hierunter versteht sich der städ-

tische Nahverkehr, Taxi und gemeinsamer Transport zur Arbeitsstätte. Knapp ¼ der

Befragten nannten das Thema Versorgung. Die Lieferversorgung allgemein, Getänke-

lieferungen, Paketdienstlieferungen und Einsatz beim eigenen Betriebsfahrzeug waren

als Beispiele genannt. Sonstige Nennungen mit 15% waren der Einsatz in der Müllab-

fuhr und der Privatgebrauch. Andere sahen den Einsatz erst zu einem späteren Zeit-

punkt, da noch keine ausgereifte Technik vorhanden sei.

Abbildung 8: Einsatzmöglichkeiten von Elektrofahrzeugen

Basis: n=47 Geschäfte, davon 8 Gastronomie und 39 Einzelhändler/Dienstleister

Basis: n=33; 33 Mehrfachnennungen von 28 Befragten, 19 Befragte keine Angabe

Projekt: „E-City Logistik“

12

Basis: n=47

Geschäfte,

davon 8

Gastrono-

mie und 39

Einzelhänd-

ler/Dienstlei

ster

Basis: n=47 Geschäfte, davon 8 Gastronomie und 39 Einzelhänd-

ler/Dienstleister

Die Mehrheit der Befragten ist mit der Ist-Situation der Ver- und Entsorgung der Innen-

stadt zufrieden. Knapp 1/5 der Befragten wären offen für Änderungen, wobei 9%

mit der Situation nicht zufrieden sind. Somit wäre der mögliche Ansatz einer Verände-

rung bei 28% der Befragten.

Abbildung 9: Bewertung der Ist-Situation der Ver- und Entsorgung

Von den insgesamt befragten Betrieben versorgen sich nur 4% selbst. Dies sind vor

allem die Ein-Mann-Betriebe. Die Mehrheit von 85% wird durch Dienstleister beliefert.

Solche Dienstleister sind unter Anderem die Paketlieferanten und bei Niederlassungen,

das Hauptgeschäft. Eine kombinierte Versorgung, d.h. ungefähr gleicher Anteil an

Selbstversorgung und Inanspruchnahme von Dienstleistern, gaben 9% der Befragten

an.

Abbildung 10: %- Anteil an Dienstleister und Selbstversorger

Die Anzahl der Beschäftigten wurde nach Beschäftigten in Vollzeit und Teilzeit unter-

gliedert. Die Mehrheit der Betriebe sind Kleinstbetriebe mit bis zu zwei Mitarbeitern.

Projekt: „E-City Logistik“

13

Basis: n=47 Geschäfte,

davon 8 Gastronomie und 39 Ein-

zelhänd-ler/Dienstleis

ter

Basis: n=51; davon 10 Mehrfachnen-

nungen (Gastro) von 8 Befragten , 41

Mehrfachnennungen (EH/DL) von 37

Befragten, 2 Befragte keine Angabe

Knapp 1/3 der Befragten haben zwischen drei und zehn Mitarbeiter. Nur 4% gaben an,

über zehn Mitarbeiter zu beschäftigen.

Abbildung 11: Anzahl Beschäftigte

Weiterhin wurden die Betriebe bezüglich ihrer Lieferpräferenzen befragt. An wichtigster

Stelle wurde sowohl von den Gastronomen als auch von den Einzelhänd-

ler/Dienstleister die Einhaltung von Lieferfristen genannt. Für beide wurde als zweit-

wichtigstes Kriterium die Lieferung zu bestimmten Zeiten, beispielsweise kurz vor Er-

öffnung oder während den Öffnungszeiten angegeben. Für Gastronome sind mit je-

weils 10% Nennung Pünktlichkeit und die Gewährleistung der Kühlkette bedeutend.

Hingegen für die Einzelhändler/Dienstleister ist an dritter Stelle, mit 12% die Bündelung

von Lieferungen denkwürdig.

Abbildung 12: Lieferpräferenzen

Projekt: „E-City Logistik“

14

Abbildung 13: Arten von Dienstleistungswaren

Druckerzeugnisse und Schreiwaren werden von 16% der Geschäfte bezogen. Eben-

falls beziehen 16 Prozent der Geschäfte Deko – und Geschenkartikel. Weitere 14% der

Geschäfte beziehen Textilien. Schmuck und Uhren werden von 12% der Geschäfte

bezogen. An weiterer Stelle werden Optik- und Akkustikprodukte von 11% der Ge-

schäfte bezogen. 10% der Geschäfte beziehen Getränke; 6% der Geschäfte beziehen

Friseur und Kosmetikprodukte. Weiterhin beziehen 6% Schuhe, jeweils 4% Elektroge-

räte und Lebensmittel. Accessoires werden von 2% und Reinigungsartikel von einem

Prozent der Geschäfte bezogen.

Abbildung 14: Arten von Gastronomiewaren

Basis: n=12,

12 Mehrfachnennungen

von 6 Befragten,

2 Befragte keine Angabe

Basis: n=83,

83 Mehrfachnennungen

von 35 Befragten,

4 Befragte keine Angabe

Projekt: „E-City Logistik“

15

In der Gastronomie werden Getränke von 33% der befragten Geschäfte benötigt. Wei-

terhin benötigen 25 Prozent der Geschäfte Speisen und 17% benötigen Backwaren. Zu

je 8% beziehen die Geschäfte der Gastronomie Tiefkühlwaren, Haushaltswaren und

Putzmittel.

Abbildung 15: Anforderungen beim Warenumgang und Warentransport

Bei der Warenanforderung werden von 48% der Geschäfte keine Anforderungen an die

Waren gestellt. 36% der Geschäfte stellen warenbezogene Anforderungen wie z.B.

„zerbrechlich“. Transportbezogene Anforderungen wie hängende Ware oder Einhaltung

der Kühlkette sind 11% der Geschäfte wichtig. Für weitere 5% der Geschäfte sind ver-

packungsbezogene Anforderungen wichtig.

Abbildung 16: Entsorgungsdienstleister

Basis: n=47 Geschäfte, davon 8 Gastronomie und 39 Einzelhändler/Dienstleister

Basis: n=44,

44 Mehrfachnennungen

von 18 Befragten,

21 Befragte keine Angabe

Projekt: „E-City Logistik“

16

Die Entsorgung von 79% der Geschäfte wird durch den Dienstleister Stäblein GmbH

erledigt. 8% der Geschäfte entsorgen ihre Waren über einen anderen Dienstleister.

13% der Geschäfte machten zu diesem Thema keine Angaben

Abbildung 17: Abholort Verpackungsmaterial

79% der Geschäfte lassen ihr Verpackungsmaterial am Vordereingang abholen, wäh-

rend weitere 6% ihre Verpackungen am Hintereingang abholen lassen. Zusätzlich las-

sen 4% aller Geschäfte ihre Verpackungen an einer Sammelstelle am Marktplatz abho-

len. 11% der Geschäfte machten keine Angaben zu diesen Thema.

Fazit

Die meisten Geschäfte sind mit der Situation in Bad Neustadt zufrieden. Diese Zufrie-

denheit lässt sich bei der Entsorgung teilweise darauf zurückführen, dass mit der Firma

Stäblein ein zentraler Entsorgungsdienstleister vorhanden ist. In den Läden der Bad

Neustädter Altstadt werden hauptsächlich 1 bis 5 Mitarbeiter beschäftigt. Fast 4/5 der

Geschäfte werden ausschließlich von Dienstleistern wie Paketdiensten oder Groß-

händlern beliefert. Die restlichen 20% versorgen sich entweder selbst oder sind sogar

teilweise Selbstversorger und beziehen ihre Waren von Dienstleistern. Die relative

Mehrheit der Gastronomen bezieht Getränke und Speisen für die Weiterverarbeitung

und den Verzehr. Im Gegensatz dazu bezieht die relative Mehrheit des Einzelhandels

Druckerzeugnisse, Schreibwaren, Deko- und Geschenkartikel und Textilien. Es ergibt

sich daraus ein vielfältiges Warenangebot in der Bad Neustädter Innenstadt.

Aufgrund der hohen Beteiligung von 41% der Befragten und der guten Qualität der

ermittelten Rohdaten war die Befragung sehr erfolgreich. Die ausführliche Auswertung

mit allen Ergebnissen des Fragebogens wird dem Bericht beigelegt.

Basis: n=47 Geschäfte, davon

8 Gastronomie und

39 Einzelhändler/Dienstleister

Projekt: „E-City Logistik“

17

5. Konzeptvorschläge

5.1 Carsharing

Es gibt viele Möglichkeiten, Mobilität zu nutzen. Manche bieten Mitfahrgelegenheiten

an und nehmen fremde Menschen für eine bestimmte Strecke im eigenen PKW oder

mit dem Bahnticket mit, um Kosten zu sparen. Andere wiederum teilen sich ein Auto

und sparen sich so auch die Kosten bei Versicherungen. Ob Privatpersonen oder aus

staatlicher Hand, es gibt immer mehr Anbieter auf dem Markt, die Carsharing bieten.

So entstand die Idee, für die Innenstadt Bad Neustadt und seine Handeltreibenden das

Carsharing einzuführen. Ziel hierbei sollte es sein, gemeinschaftliche Einkäufe für

Gastronomen, den inhabergeführten Einzelhandel und Privatpersonen, welche in der

Innenstadt wohnen, zu ermöglichen. Hierbei sollte die Stadt Bad Neustadt den Nutzern

ein E-Fahrzeug zur Verfügung stellen, welches von den Beteilgten gebucht und für ihre

Zwecke genutzt werden kann. Außerdem soll für die Abwicklung von Buchungen, Zah-

lungen und Organisatorischem ein Internet-Portal geschaffen werden, welches auf den

Homepages des Vereins M.E.NES e.V. und der Stadt Bad Neustadt integriert werden

kann. Dies soll sowohl Arbeitsplätze schaffen sowie das Projekt unterstützen, um einen

Mehrwert für Umwelt und das Image der Stadt Bad Neustadt an der Saale zu schaffen.

Außerdem kann durch eine solche Maßnahme die Bevölkerung persönlich etwas für

das Projekt „Modellstadt Bad Neustadt“ beitragen und etwas für die Umwelt tun. Ein

weiterer Vorteil ist in diesem Hinblick, dass der Emissionsausstoß verringert wird, wenn

das Auto sinnvoll und dauerhaft genutzt wird. Aufmerksamkeit ist ein weiterer Faktor,

der für dieses Konzept spricht, denn ein zentraler Parkplatz für das E-Fahrzeug fällt auf

und regt sicherlich zum Nachdenken oder Umdenken an.

Projekt: „E-City Logistik“

18

Um ein mögliches E-Fahrzeug vorzustellen, traf man die Entscheidung, den Renault

Kangoo Z.E. vorzustellen. Er ist für bis zu zwei Personen nutzbar und besitzt ein gro-

ßes Laderaumvolumen.

Reichweite: 170km pro Batterieladung

60PS

4,6m³ Laderaumvolumen

Ladelänge: 2,1m

Nutzlast bis zu 650kg

Kofferraum und seitliche Schiebetür

Die Vorteile des Renault Kangoo sind, dass er zum einen bei Nutzung keinerlei CO²-

Emissionen hervorruft. Die Batterie wird, wie bei anderen Modellen auch, bei Fahrbe-

trieb aufgeladen und ist zudem platzsparend eingebaut. Außerdem kann die Batterie

innerhalb von sechs bis acht Stunden vollständig an einer Wall-Box geladen werden.

Der Kangoo besitzt die gleich hohen Qualitätsstandards wie die Benzin- und Dieselver-

sionen und sichert sich somit hohes Ansehen bei Käufern. Die Anschaffungskosten

belaufen sich hierbei auf 21.200€, wobei hierbei die Mehrwertsteuer nicht mit einbe-

rechnet ist. Ein Nachteil zeigt sich jedoch bei der Nutzung der Batterie, denn diese

muss monatlich für 75€ gemietet werden und hat nur eine Laufzeit von 48 Monaten.

Dahingegen jedoch sei zu erwähnen, dass eine Fahrleistung von 15.000km pro Jahr im

Gegensatz zu anderen E-Fahrzeugen eine gute Leistung darstellt.

5.2 Entsorgung der Innenstadt

Paletten, Kartonagen und Trolleys sind Möglichkeiten, um Waren zu transportieren und

anzuliefern. Doch nach der Belieferung müssen eben diese auch wieder entsorgt wer-

den. Dies übernimmt im Moment die Fa. Stäblein aus Schönau, welche wöchentlich mit

einem eigenen Müllauto durch die Innenstadt von Bad Neustadt fährt und den Müll an

vorgesehenen Sammelpunkten einsammelt. Jedoch fällt unter deren Aufgabenbereich

nur die Entsorgung von Kartonagen und Papiermüll, gelber Sack, schwarze und brau-

ne Tonne werden von der Müllabfuhr der Stadt Bad Neustadt entsorgt. Aktuell herrscht

in der Stadt eine relativ teure Müll- und Entsorgungsgebühr, welche durch den folgen-

Abbildung 18: Renault Kan-goo Z.E.

Projekt: „E-City Logistik“

19

den Vorschlag möglicherweise verringert werden könnten. Die Idee, die dahinter steht,

ist, dass die Entsorgung künftig mit E-Fahrzeugen durchgeführt werden soll. Weiterhin

sollen alle Nutzer ihre Verpackungen und den Papiermüll an die gleichen Sammelstel-

len wie bisher, es soll sich lediglich die Art des Fahrzeugs ändern und somit den Aus-

stoß von CO² verringern. Hierbei soll die Fa. Stäblein jedoch nicht ausgetauscht wer-

den, sondern sich nur bei der Art der Fahrzeuge überzeugen lassen. Müllabfuhr und

die Fa. Stäblein sollen gemeinsam die Entsorgung der Stadt durch-führen und somit

Kosten, sowie Emissionen reduzieren.

5.3 Tower 24

Durch die wachsende Nutzung des mobilen Handels im Internet steigen gleichzeitig die

Paketzustellungen auf ein Vielfaches des letzten Jahres an. Der Paketdienstleister

DPD verbuchte zum Ende des Jahres 2011 einen Anstieg der privaten Paket-

zustellungen um sechs Prozent – das entspricht ca. 70 000 transportierten Paketen pro

Tag mehr als noch im Vorjahr.3

Die Paketzustellung heute ist jedoch kein leichtes Metier. Denn sie ist „derzeit mit er-

heblichem organisatorischen und monetären Aufwand verbunden“4. Nicht nur die An-

fahrt der Dienstleister an weit distanzierte Anfahrstellen und ein großer Prozentsatz an

kleinen Sendungsgrößen, sondern auch der Fall, bei dem bei Anfahrt niemand zu Hau-

se anzutreffen ist und eine weitere Anfahrt nötig wird, stellen eine Herausforderung für

diese Branche dar.

Diese Faktoren fordern die Paketdienstleister zu

innovativen Lösungen in der Zustellung. Eine ge-

eignete Methode hier sind Pick-up-Stationen, die

an Tankstellen, Bahnhöfen, etc. errichtet werden.

Hier kann der Kunde seine Pakete abholen und die

Retouren wieder abgeben, wenn die Post schon

geschlossen hat.

Eine weitere innovative Möglichkeit bietet der vom Fraunhofer Institut für Materialfluss

und Logistik in Dortmund entwickelte Tower 24.

3 Vgl. http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article13781241/2-8-Millionen-Amazon-Bestellungen-an-nur-

einem-Tag.html, letzter Zugriff: 05.01.2012 4 Vgl. http://www.tower24.de/frameset_start.htm, letzter Zugriff: 05.01.2012

Abbildung 19: Tower24

Projekt: „E-City Logistik“

20

Die Funktionsweise ist wie folgt zu erklären:

Durch eine online Registrierung erhält der Kunde die für die Abholung

persönliche Kunden-Nr. per e-Mail. Ab diesem Zeitpunkt kann er der To-

wer 24 uneingeschränkt nutzen und muss nun bei jeder Bestellung ganz

einfach als Lieferanschrift die des Towers 24 wählen und zusätzlich seine

Kunden-Nr. angeben. Sobald die Lieferung eingetroffen ist, wird der

Kunde umgehend in der Art und Weise benachrichtigt, wie er es ge-

wünscht hat, d.h. per e-Mail, SMS oder Voice Mail. Bei der Abholung am

Tower 24 gibt er seine Kunden-Nr. und sein individuelles Passwort ein.

Ein internes 360 Grad Regalbediengerät entnimmt sein Pakt aus dem

internen Lagerfach und lässt es über eine Rampe vorsichtig in einen

Schacht fallen, aus dem der Kunde sein Paket sofort mitnehmen kann.

Als selbstverständlichen Service bietet der Tower 24 eine Quittung mit

Vorgangsnummer. Diese ist besonders wichtig, wenn der Kunde sein Paket als Retour

zurücksenden möchte. Hierfür muss die eben genannte Vorgangsnummer in das Bedi-

enfeld des Tower 24 eingegeben werden und das Paket kann über den Schacht ent-

gegengenommen und einfach und problemlos wieder zurückgesendet werden.5

Im Fall Bad Neustadt empfiehlt sich die Aufstellung eines solchen Towers 24 in zentra-

ler Lage wie z.B. auf dem Marktplatz oder nahe der Innenstadt. Je nach Wunsch kann

die Größe und damit auch die Anzahl der internen Lagerfächer individuell gestaltet

werden, was natürlich auch preislich zu größeren Abweichungen führt. Tendenziell

muss aber zu Beginn mit einer größeren Investition im 5-stelligen Bereich kalkuliert

werden.

Eine Möglichkeit der Nutzung wäre die Belieferung des Towers 24 durch die verschie-

denen Paketdienstleister DHL, UPS, Hermes, etc. bei gleichzeitiger Abholung der Re-

touren. Hierdurch nehmen die Anfahrten zu den Privathäusern deutlich ab, was neben

einer deutliche Zeiteinsparung auch zu finanziellen Vorteilen führt.

Eine Weiterentwicklung und ein besonderes Ziel wäre natürlich die Einbindung von

Elektromobilen in Bad Neustadt. Hierfür müssten sich die Paketdienstleister dazu be-

reit erklären, ihre gesamten Pakete vor der Stadt an einem gemeinsam genutzten Pa-

ketplatz abzugeben, damit ein Elektroauto die gesammelten Pakete in einer Tour in die

Innenstadt zum Tower 24 bringt.

5 Vgl. http://www.tower24.de/frameset_start.htm, letzter Zugriff: 05.01.2012

Abbildung 20: Funktionswei-se Tower24

Projekt: „E-City Logistik“

21

Ein Nutzen des Konzepts wäre die zeitliche Einsparung durch das Wegfallen der An-

fahrten zu den Wohnhäusern. Es besteht demnach keine Abhängigkeit mehr zu den

Bürgern und dem Zeitfenster, in dem sie zuhause sind. Ökologisch betrachtet werden

Abgase und CO2 durch ständiges Anfahren und kurze Strecken der LKW’s minimiert

und somit auch Kraftstoffkosten und Arbeitszeit des Personals eingespart. Die Paket-

dienste haben daher einen enormen Nutzen durch dieses Konzept, was in Verhand-

lungen auch zu einer finanziellen Beteiligung am Tower 24 führen könnte und sollte.

5.4 Bündelung der Paketdienstleister

Als eine der ersten Konzepte des Projektteams stand die Idee, die Paketdienste, wel-

che die Innenstadt von Bad Neustadt beliefern, zu bündeln. Tagtäglich fahren Paket-

dienste wie DHL, UPS, Hermes, etc. durch das enge Zentrum und beliefern sowohl

Privatpersonen als auch Einzelhändler mit den verschiedensten Waren. Um die Flut an

Zustellungen in der Stadt zu minimieren, entstand recht schnell die Idee einer Bünde-

lung aller Paketdienste vor der Stadt in einem logistischen Zentrum oder an einem

Umschlagsplatz. Von hier aus sollte ein unabhängiger Zusteller oder einer der Paket-

dienste die gesammelten Pakete gebündelt an die Zieladressen liefern. Ein großer

Nutzen dieses Konzeptes ist die Tatsache, dass eine Adresse nur noch einmal am Tag

angefahren werden muss und die Hausbewohner sich nicht mehrfach mit dem Thema

Paketzustellung auseinandersetzen müssen. Bei diesem einen Besuch werden dann

im gesetzten Fall Pakete und Päckchen von mehreren Paketdiensten zugestellt. Hier-

durch werden Kraftstoff und Arbeitszeit des Zustellers eingespart. Des Weiteren wer-

den die Straßen der Innenstadt entlastet und der CO²-Ausstoß deutlich verringert.

Auf der anderen Seite muss geprüft werden, ob eine Akzeptanz der Paketdienstleister

vorhanden ist, die Aufgabe der Zustellung in fremde Hände zu geben und wie eine

Bezahlung oder Vergütung des tatsächlichen Zustellers aussehen könnte. Diesem Zu-

steller müssen natürlich gewissen Anreize geboten werden. Weiterhin muss ein Logis-

tikplatz vor der Stadt organisiert und unterhalten werden, an dem die Ware abgegeben

und gebündelt wieder abgeholt wird.

Das vorgestellte Konzept bietet großes Potential zur Umweltschonung, was durch die

Nutzung eines Elektromobils bei der Zustellung noch deutlich gestärkt werden könnte.

Projekt: „E-City Logistik“

22

6. Fazit

Als Fazit unserer Arbeit entwickelte sich die aktuelle Situation in Bad Neustadt als

schwierig zu meisternde Hürde. Trotz allgemeiner Zustimmung zum Thema Elektro-

mobilität unter den Einzelhändlern im Zentrum von Bad Neustadt fand sich keine Mög-

lichkeit, eine gemeinsame Versorgung oder Entsorgung mithilfe von Elektro-mobilen zu

schaffen. Die Unmengen an Paketen durch diverse Paketzulieferer und eine gleichzei-

tige Unregelmäßigkeit in den Bestellmengen, sowie einige Geschäfte, deren Bestellun-

gen von Zentralen gesteuert werden, brachten uns zu der Erkenntnis, dass eine ge-

meinsame Belieferung der Paketdienste zum heutigen Zeitpunkt nicht realisierbar sei.

Hinzu kommen die enormen Unterschiedlichkeiten in den Arten der angelieferten Pro-

dukte – von Dekorationsartikeln über Brillenzubehör -, die noch nicht ausgereifte Tech-

nik der Elektromobile und teilweise auch eine mangelnde Bereitschaft der Einzelhänd-

ler zu einer solchen Veränderung.

Im Hinblick auf die Gastronomen beliefern bereits GroMa und Edeka, teilweise sogar

mit Expressdienst, die Mehrheit der Restaurants etc., allerdings ohne Elektroauto.

Die Aufgabe der Untersuchung einer gemeinsamen Entsorgung der Innenstadt von

Kartonagen, Paletten, Folien, etc. erwies sich als bereits vorhanden, da das Unter-

nehmen Stäblein schon sehr lange die Entsorgung der Abfälle der Einzelhändler in der

Innenstadt zuverlässig übernimmt. Hier wäre ein Ansatz, das Entsorgungs-

unternehmen zu überzeugen, seine Fahrten mit einem Elektromobil durchzuführen.

Hier ist aber wahrscheinlich, dass die Technik der Elektrofahrzeuge noch nicht dazu

bereit ist, solche weiten Strecken mit einem solchen Gewicht zuverlässig zu bewälti-

gen.

Aus diesem Grund wurde an der Zwischenpräsentation unserer Projektgruppe in Bad

Neustadt mit Mitgliedern der Stadt und des Fördervereins beschlossen, eine neue

Richtung einzuschlagen. Es sollte geprüft werden, ob eine gemeinsame Versorgung

durch die GroMa mit einem Elektrofahrzeug erfolgen könnte, im besten Fall neben der

Belieferung der Gastronomen auch noch der Kantinen, Altenheime, Krankenhäuser,

etc. – alles mit Elektromobilität.

Projekt: „E-City Logistik“

23

7. Ergebnisse der Umfrage

7.1. Großhändler

Das Konzept bei den in Bad Neustadt ansässigen Großmärkten Edeka und GroMa war

die Bündelung der Warenlieferung in die Bad Neustädter Innenstadt. Diese Bündelung

sollte in einer Kooperation beider Großmärkte geschehen. Wenn möglich mit einem

Elektrofahrzeug oder einem umgerüsteten LKW. Im Falle der Umsetzung der Koopera-

tion der Großhändler ohne ein Elektrofahrzeug hätte dies eine CO2 – einsparenden

Wirkung, da anstatt 2 verschiedener Fahrzeuge nur 1 Fahrzeug die Innenstadt anfährt.

Zudem hätten die Großmärkte vor Ort Kosteneinsparungen in Form von geringeren

Kraftstoffverbrauch und weiniger Personalkosten. Mit einem Elektrofahrzeug würde

man keine CO2 – Emissionen verursachen und leistet einen Beitrag zur Modellstadt

Bad Neustadt.

Bei der telefonischen Befragung der Großhändler Edeka Bad Neustadt und GroMa

stellte sich heraus, dass die Edeka Filiale in Bad Neustadt die Innenstadt von Bad

Neustadt nicht beliefert. Die Belieferung der Unternehmen in Bad Neustadt erfolgt

durch die Edeka Filiale in Dettelbach. Aufgrund dieser Tatsache schied eine gemein-

same Kooperation zwischen Edeka und GroMa in Bad Neustadt aus.

Dennoch bestand bei der GroMa weiterhin Interesse die Bad Neustädter Innenstadt mir

Elektrofahrzeugen zu beliefern. Die GroMa beliefert während Ihrer täglichen festen

Touren unter anderem Firmen wie Siemens und auch die Krankenhäuser in und um

Bad Neustadt. Die Ware wird in 1,55 m hohen Rollys kommissioniert und direkt aus

dem Kühlhaus über eine Laderampe in die Fahrzeuge eingeladen. Bei dem Ladevor-

gang muss die Kühlkette erhalten bleiben, da Lebensmittel transportiert werden. Auf-

grund dieser Rahmenbedingungen müssen die Elektrofahrzeuge entweder über eine

Ladebühne verfügen oder direkt an die Laderampe andocken können. Zudem muss

der Laderaum über 1.55 m hoch sein, damit die Rollys problemlos reinpassen. Auf-

grund dessen hohen Anteils an Tiefkühlware muss das Elektrofahrzeug über ein Tief-

kühlabteil verfügen. Außerdem sollte die Kilometerreichweite des Elektrofahrzeugs die

täglichen Touren im stadtnahen Verkehr ausreichen.

Ein auf den Markt erhältlicher Frischetransporter ist der Mercedes Vito E-Cell der Firma

Kerstner. Der Frischetransporter hat eine Reichweite 130 km, das die Reichweite der

täglichen Touren gewährleisten könnte. Zudem hat der Mercedes Vito E-Cell eigen-

ständiges Kühlsystem, das die Einhaltung der Kühlkette gewährleistet. Nachteilig bei

diesem Modell ist, dass es Ladungsraumhöhe von 1,55 m unterschreitet und somit für

die standardisierten Rollys der Firma GroMa nicht geeignet ist. Ein weiterer nachteiliger

Projekt: „E-City Logistik“

24

Punkt ist, dass der Höhenunterschied zwischen Laderampe und Ladefläche nicht durch

eine Hebebühne ausgeglichen werden kann. Des weiterem ist der Vito E-Cell zwar für

Kühltransporte ausgelegt nicht aber für Tiefkühltransporte, da das Kühlsystem des

Fahrzeugs nicht die erforderliche Leistung für Tiefkühltransporte erbringen kann.

Aufgrund dieser Tatsachen sind aktuelle Elektrofahrzeuge nicht für den Einsatz als

Tiefkühltransporter geeignet, da sie wichtige Anforderungen noch nicht erfüllen. Es gibt

vom Hersteller Iveco zwar ein Elektrofahrzeug, das für die Rollys den erforderlichen

Laderaum hat, aber weder über in Kühl – noch über ein Tiefkühlsystem verfügt. Bei

diesem Fahrzeug wäre ein Umbau mit einem Aufbau notwendig, das eine 2-Zonen-

Kühlung ermöglicht Weiterhin muss die Entwicklung der Kühltechnik noch weiter vo-

ranschreiten.

7.2. Soziale Einrichtungen

Aufgrund des vorweihnachtlichen Zeitraums der Umfrage waren bei den sozialen Ein-

richtungen wie Krankenhäuser und Alten- und Pflegeheimen die verantwortlichen Per-

sonen entweder nicht erreichbar oder konnten aus zeitlichen Gründen nicht an der tele-

fonischen Umfrage teilnehmen. Deshalb sind die unten angeführten Vorschläge noch

in der Konzeptphase.

Ein Konzept ist die gemeinsame Warenversorgung der staatlich geführten Einrichtun-

gen. Hiermit sind vor allem kommunale Krankenhäuser und Altenheime gemeint. Durch

die Bündelung der Warenversorgung durch einen Lieferanten können Kosten und CO2

– Emissionen eingespart werden. Durch die Versorgung mit einem Elektrofahrzeug

kann die Stadt Bad Neustadt zudem mit gutem Beispiel vorangehen, und somit weitere

Akteure für eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge überzeugen.

Ein weiteres Konzept ist die Bündelung der Wäscheentsorgung, die gemeinsam von

den sozialen Einrichtungen über eine Wäscherei vorgenommen werden kann. Bei die-

sem Vorhaben könnte man die ortsansässigen Wäschereien Kirchner und Ulmer mit

einbeziehen.

Projekt: „E-City Logistik“

25

8. Konzepterarbeitung

8.1 Ambulanter Pflegedienst

Der ambulante Pflegedienst unterstützt und versorgt Pflegebedürftige im Raum Bad

Neustadt. Dabei erhalten die Patienten Hilfe bei der Körperpflege, bei verschiedenen

Behandlungen und bei hauswirtschaftlichen Dienstleistungen.

Um den Pflegedienst mit Elektrofahrzeugen durchführen zu können, gibt es verschie-

dene Anforderungen an das Auto. Notwendig ist eine ausreichende Reichweite. Je-

doch reicht für diesen Service ein Fahrzeug mit einer geringen Größe aus, da meist nur

ein Pfleger mit seiner Ausrüstung unterwegs ist.

Als Fahrzeug eignet sich der Reva NXR der Smiles AG für einen Anschaffungspreis

von 17.000 Euro. Der Wagen kann bis zu vier Personen transportieren und verfügt

über eine Reichweite von 160 km. Die Aufladezeit beträgt nur sechs Stunden und bei

einer ersten Aufladung sogar nur 1,5 Stunden.6

Die Rentabilität dieses Fahrzeugs wird wie folgt aufgezeigt:

Der Anschaffungspreis für einen vergleichbaren Wagen wie den Opel Corsa beträgt

13.450 Euro. Der kombinierte Kraftstoffverbrauch beläuft sich auf 5,5 Liter/ 100 km7 bei

Benzinpreisen von 1,60 Euro/ Liter. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 8,80 Euro

pro 100 km. Die Stromkosten sind dagegen bei circa 3,50 Euro pro 100 km.8

Die höheren Anschaffungskosten eines Elektrofahrzeugs amortisieren sich bei den

oben genannten Annahmen bereits nach knapp 67.000 km. Bei der Annahme, dass ein

Pfleger pro Dienst circa 100 km pro Tag unterwegs ist und das Auto sechs Tage pro

Woche benutzt wird (24 Arbeitstage pro Monat), ist die Anschaffung bei einer Jahres-

leistung von 28.715 km bereits nach ca. 28 Monaten rentabel.

6 Vgl. http://www.smiles-world.de/uploads/news/id45/Smiles-REVA_NXR-Flyer_WEB.pdf, letzter Zugriff

09.01.2012 7 Vgl.

http://www.opel.de/content/dam/Opel/Europe/germany/nscwebsite/de/01_Vehicles/01_PassengerCars/Corsa_Family/corsa_12%205_catalogue.pdf, letzter zugriff 12.01.2012 8 Vgl. http://www.tecnolo.de/lohnt-sich-ein-elektroauto/, letzter Zugriff 09.01.2012

Projekt: „E-City Logistik“

26

8.2 Essen auf Rädern

Essen auf Rädern ist ein vom Deutschen Roten Kreuz ins Leben gerufene Menü-

Bringdienst. Bundesweit werden 170 000 Bürger mit fertigen Menüs versorgt. Dieser

Dienst wird auch bereits in Bad Neustadt und Umgebung praktiziert. Die Zielgruppe

sind hauptsächlich behinderte, alte und kranke Menschen, die sich nicht mehr selbst-

ständig versorgen können, deren Angehörige und Kindergärten. Jedoch kann jeder der

möchte sich das Essen liefern lassen.9

Essen auf Rädern verfügt über zwei Systeme. Es gibt warme und kalte Mahlzeiten. Die

Kunden dieses Services erhalten jede Woche einen Speiseplan und können daraus

aus 150 warmen und 50 kalten Mahlzeiten wählen.10 Tiefkühlwaren werden von der

Familie Appetito und der Familie Hofmann Menüs geliefert. Die Auslieferung erfolgt alle

14 Tage in drei bis vier Routen im gesamten Landkreis mit einem eigenen Kühlwagen.

Daher ist eine Umstellung beim Transport der Tiefkühlwaren hier nicht möglich.

Warme Mahlzeiten werden von Montag bis Freitag in sechs Touren ausgefahren. Am

Wochenende sowie an Feiertagen in vier Touren. Die Mahlzeiten werden im Altenheim

des Bayrischen Roten Kreuzes gekocht. Die Touren starten um 10.45 Uhr mit dem

Beladen der Transportwagen und dem Ausgeben der Tourenpläne. Die Menüs werden

in Wärmeboxen transportiert. Zwischen 12-14 Boxen können in einem VW-Bus trans-

portiert werden.11 Neben den Ausfahrten der Mahlzeiten wird der Bus auch für Perso-

nentransporte und weitere Nebenaufgaben genutzt.12

Die Voraussetzungen eines Elektrofahrzeugs für Essen auf Rädern sind, dass das

Fahrzeug sowohl für den Transport warmer Mahlzeigen als auch für Personen geeig-

net ist, um die Kapazität des Wagens auszulasten. Daraus resultiert, dass die Reich-

weite einer Batterieladung ausreichend sein muss.

Die folgende Tabelle zeigt einen möglichen Tageseinsatzplan eines Fahrzeugs für das

Bayerische Rote Kreuz auf:

9 Vgl. http://www.kvrhoen-grabfeld.brk.de/sie-brauchen-hilfe/fur-behinderte/essen-auf-raedern-

menuebringdienst, letzter Zugriff 09.01.2012 10

Vgl. http://www.kvrhoen-grabfeld.brk.de/sie-brauchen-hilfe/fur-behinderte/essen-auf-raedern-menuebringdienst, letzter Zugriff 09.01.2012 11

Gespräch mit Frau Weber, Leitung Sozialarbeit, BRK, 06.01.2012 12

Gespräch mit Frau Weber, Leitung Sozialarbeit, BRK, 06.01.2012

Projekt: „E-City Logistik“

27

Einsatzzeit Verwendung Zurückgelegte Entfer-

nung

7:00 – 8:30 Personentransport 50 km

8:30 – 11:00 Aufladezeit

11:00 – 13:30 Essenverteilung 80 km

Ab 13:30 Personentransport,

freie Verfügbarkeit

Ca. 50 km

Ca. 5,5 h Ca. 180 km

Abbildung 21: Tageseinsatzplan

Es wird ersichtlich, dass eine gute Auslastung der Fahrzeuge möglich ist und dadurch

auch eine schnelle Rentabilität der Fahrzeuge gewährleistet werden kann.

Als geeignetes Elektrofahrzeug für dieses Konzept wird hier der Renault Kangoo Z.E.

5-Sitzer empfohlen. Der Anschaffungspreis beträgt 22.000 Euro ohne Mehrwertsteuer.

Die monatliche Batteriemiete beträgt nochmal extra 75 Euro pro Monat. Er verfügt über

eine Reichweite von circa 170 km pro Batterieladung. Das Laderaumvolumen beläuft

sich auf circa 2,3 bis 3,5 m³ und die Ladezeit beträgt zwischen sechs bis acht Stun-

den.13

Die Rentabilität des höheren Anschaffungspreises dieses Elektrofahrzeuges wird hier

mit einem Renault Kangoo 1.6 16 V verdeutlicht. Der Anschaffungspreis dieses Fahr-

zeugs beträgt 15.696 Euro.14 Der Benzinverbrauch kombiniert ergeben 8 Liter pro 100

km bei einem Benzinpreis von ca. 1,60 Euro pro Liter. Das bedeutet insgesamt Kosten

von 12,80 Euro pro 100 km. Auch hier belaufen sich die Stromkosten auf circa 3,50

Euro pro 100 km.

Bei einer Annahme von einer Laufzeit von vier Jahren beträgt der Gesamtpreis des

Renault Kangoo Z.E. inklusive Batteriemiete 25.600 Euro.

13

Vgl. http://www.renault-ze.com/de-de/modelle-z.e./kangoo-maxi-z.e.-2-sitzer/vorstellung-60312.html, letzter Zugriff 09.01.2012 14

Vgl. http://www.renault.de/renault-modellpalette/renault-nutzfahrzeuge/kangoo/kangoo-rapid/preise-und-technische-daten/, letzter Zugriff 12.01.2012

Projekt: „E-City Logistik“

28

Die oben genannten Angaben führen zu folgender Gleichung:

Die Jahresleistung, die das Fahrzeug erreichen muss für eine Amortisation innerhalb

von vier Jahren beträgt 26.624 km. Bei der Annahme, dass das Fahrzeug allerdings

circa 180 km fünfmal täglich zurück legt und circa 100 km pro Tag am Wochenende,

beträgt die Wochenleistung circa 1.100 km. Bei 52 Wochen im Jahr beträgt die Jahres-

leistung 57.200 km. Das bedeutet, dass sich das Auto bereits nach weniger als zwei

Jahren amortisiert.

9. Ausblick

Um eines dieser Konzepte umsetzen zu können, müssen in naher Zukunft Gespräche

mit den interessierten Unternehmen geführt werden. Dabei sollen die Möglichkeiten

über die Nutzung von Elektromobilen geklärt und die gegenseitigen Interessen und

Vorstellung dargelegt werden. Außerdem müssen die Verantwortlichen von M-E-NES

die Ziele und eventuell finanzielle Unterstützung darstellen.

Zunächst muss ein kleiner Schritt, z.B. durch die Realisierung des Personentransports

und „Essen auf Rädern“ durch Elektromobile, getan werden. Bewährt sich dies, kann

nach und nach das Konzept entsprechend auch auf weitere soziale Einrichtungen aus-

geweitet werden.

Bei weiter fortgeschrittener Technik und dadurch leistungsfähigeren Elektromobilen ist

auch das Konzept für die GroMA bald realisierbar. Des Weiteren darf das ursprüngli-

che Projekt mit der Bündelung der Versorgung in der Innenstadt nicht vernachlässigt

werden. Dabei kann darüber nachgedacht werden, ob, wie das bei ISOLDE in Nürn-

berg der Fall ist, die Rahmenbedingungen verändert werden. So kann z.B. das Zeit-

fenster für das Befahren der Innenstadt für Autos mit Verbrennmotor verkürzt werden.

Dann sind die Paketdienste gezwungen, ihre Pakete anders auszuliefern und schlie-

ßen sich einem entsprechenden Projekt an. Zudem muss die Versorgung der Gastro-

Projekt: „E-City Logistik“

29

nomien mit Getränke bzw. Obst und Gemüse weiterhin beobachtet und gegebenenfalls

noch mal hinterfragt werden.

Durch die Umfrage hat sich ergeben, dass sich ein Großteil der Bevölkerung die öffent-

lichen Verkehrsmittel mit Elektroantrieb vorstellen könnte. Deshalb ist es denkbar, dass

es zukünftig ein Elektroauto als Stadttaxi gibt oder auch die Nessi über Strom läuft.

Eine völlig emmissionsfreie Innenstadt wird allerdings in naher Zukunft nicht möglich

sein, denn es gibt immer Bewohner der Stadt, die kein Elektroauto besitzen und wel-

chen nicht verboten werden kann, zu ihrer Wohnung zu fahren.

III

Quellenverzeichnis

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ringdienst), Onlinedokument, Download vom 09.01.2012

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Projekt: „E-City Logistik“

IV

Smiles Mobility Flyer, der Reva NXR, Onlinedokument, Download vom 09.01.2012

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Tecnolo, Technik und Software Blog, Lohnt sich ein Elektroauto?, 05.05.2011, Online-

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Tower 24, Onlinedokument, Download vom 05.01.2012

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