Projektergebnisblätter Umwelt- und ... · Offenheit zukünftig Chancen und Ansatzpunkte zum...

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Projektergebnisblätter Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems Abschlusskonferenz der BMBF Fördermaßnahme am 4. und 5. Oktober 2016

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  • Projektergebnisblätter

    Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems Abschlusskonferenz der BMBF Fördermaßnahme am 4. und 5. Oktober 2016

  • InhaltsverzeichnisProjektergebnisblätter der BMBF-Fördermaßnahme Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems Abschlusskonferenz am 4. und 5. Oktober 2016

    WiKo SÖF Energie

    AKZENTE

    AKZEPTANZ

    Demoenergie

    Dezent Zivil

    de.zentral

    DZ-ES

    enEEbler

    Energiekonflikte

    Energiesuffizienz

    ENERGIO

    EnerLOG

    EnerTransRuhr

    EnGeno

    EnWorKS

    e-transform

    Wissenschaftliche Koordination der BMBF-Fördermaßnahme Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    Gesellschaftliche Akzeptanz von Energieausgleichsoptionen und ihre Bedeutung bei der Transformation des Energiesystems

    Die Gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende

    Die Transformation des Energiesystems als Treiber demokratischer Innovationen

    Entscheidungen über dezentrale Energieanlagen in der Zivilgesellschaft

    Institutionell und technologisch konsistente Energiestrategien für eine zentral oder dezentral ausgerichtete Energiewende in Deutschland

    Dezentrale Beteiligung an der Planung und Finanzierung der Transformation des Energiesystems

    Mitarbeiter-Engagement für Erneuerbare Energien in Unternehmen

    Akzeptanzkriterien und Gerechtigkeitsvorstellungen unterschiedlicher erneuerbarer Energiesysteme

    Strategien und Instrumente für eine technische, systemische und kulturelle Transformation zur nachhaltigen Begrenzung des Energiebedarfs im Konsumfeld Bauen / Wohnen

    Die Energiewende im Spannungsfeld zwischen Regionalisierung und Zentralisierung - Empirische Analysen zum Energieföderalismus

    Lösung von lokalen energiepolitischen Konflikten und Verwirklichung von Gemeinwohlzielen durch neue Organisationsformen im Energiebereich

    Energiewende integrativ - Entwicklung eines transformativen Forschungsdesigns am Beispiel der Energiewende Ruhr/NRW

    Transformationspotenziale von Energiegenossenschaften: Mit postfossilen Dezentralisierungsstrategien zur Energiewende

    Energieeffizienter Wohnraum am Beispiel Kassel - Technische, rechtliche und ökonomische Gestaltung der Energiewende im Gebäudebereich

    Begleitung von Transformationsprozessen in der Energieversorgung - Redefinition kooperativer Leitbildkommunikation unter Einbeziehung interaktiver Mediensysteme

  • Gebäude-Energiewende

    iENG

    InnoSmart

    Investitionsschub

    Klima Citoyen

    KomMA-P

    LITRES

    Lokale Passung

    Prosumer-Haushalte

    RESYSTRA

    SMiG

    Soko Energiewende

    Stromeffizienzklassen

    SW-Agent

    Transparenz Stromnetze

    TransStadt

    VerNetzen

    Weitere Informationen:

    Systemische Transformation der Wärmeversorgung von Wohngebäuden - Bewertung der Nachhaltigkeit unterschiedlicher Sanierungsoptionen in zwei Modellregionen

    Intelligente Energienutzung in der Gebäudewirtschaft - Akteure und ihre Rahmenbedingungen im Bereich der energetischen Sanierung des Wohnungsbestands

    Partizipative Gestaltung von verbrauchernahen Innovationen für Smart Grids

    Investitionsschub durch die deutsche Energiewende in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise

    Neue Rollen, Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten der Bürger in der Transformation des Energiesystems

    Komplementäre Nutzung verschiedener Energieversorgungskonzepte als Motor gesellschaftlicher Akzeptanz und individueller Partizipation zur Transformation eines robusten Energiesystems

    Lokale Innovationsimpulse zur Transformation des Energiesystems

    Lokal und sozial - Anpassung von Energiesystemen und sozialen Strukturen durch interdisziplinäre Energieberatung auf kommunaler Ebene

    Private Haushalte als Schlüsselakteure einer Transformation des Energiesystems: Empfehlungen für eine sozial-ökologisch orientierte Förderpolitik

    Auf dem Weg zu resilienten Energiesystemen! Resiliente Gestaltung des Energiesystems am Beispiel der Transformationsoptionen „EE-Methan-System“ und „Regionale Selbstversorgung“

    Effiziente Nutzung erneuerbarer Energien durch regionale ressourcenoptimierte intelligente Versorgungs- und Verbrauchsnetze (Smart Microgrids)

    Sozialpolitische Konsequenzen der Energiewende in Deutschland – Empirische Analyse relativer Belastungen für Privathaushalte und möglicher Energiearmut

    Stromeffizienzklassen für Haushalte. Förderung von Stromsparinnovationen in Haushalt, Markt und Gerätetechnik

    Die Rolle von Stadtwerken in der Energiewende

    Erhöhung der Transparenz über den Bedarf zum Ausbau der Strom-Übertragungsnetze

    Transformation des städtischen Energiesystems und energetische Stadtsanierung. Kommunales Transformationsmanagement auf Basis integrierter Quartierskonzepte

    Sozial-ökologische, technische und ökonomische Modellierung von Entwicklungspfaden der Energiewende

    Wachstum, Widerstand, Wohlstand als Dimensionen regionaler Energieflächenpolitik

    https://www.fona.de/de/15980http://www.transformation-des-energiesystems.de/

  • WiKo SÖF Energie - Wissenschaftliche KoordinationBMBF-Fördermaßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“

    Hintergrund der FördermaßnahmenDie politische Entscheidung für eine Energiewende steht für eine umfassende Änderung in der Energiepolitik und sie betrifft eine Vielzahl von Akteuren und Institutionen. In diese Transformation des Energiesystems sind nicht nur Politik und Verwaltung, sondern auch Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Bürgerinnen und Bürger eingebunden, und aufgefordert, den Prozess aktiv mitzugestalten. Daher gibt es keine eindeutige Prozess- verantwortung und nur sehr begrenzte Möglichkeiten der politischen Steuerung. Immer wieder kommt es zu Konflikten aufgrund von divergierenden Interessen, unterschiedlichen Präferenzen und Meinungen, was den Prozess der Trans-formation sehr komplex und aufwändig macht.

    Offene Technologieentwicklungen und überraschende Marktprozesse erschweren zudem die langfristige Planbarkeit. So ist zum Beispiel die Tatsache zu berück-sichtigen, dass die Transformation bereits begonnen hat und Veränderungen durch soziale und technische Innovationen, etwa im Bereich erneuerbare Energien, bereits stattgefunden haben und kontinuierlich weiterhin stattfinden. All dies zu durchschauen und zu reflektieren, Lösungen und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, darin liegt eine besondere Herausforderung für die Wissenschaft. Die Transformation des Energiesystems kann also nicht technokratisch top-down oder gar im Detail gesteuert werden, sie muss vielmehr als gesell-schaftlicher Such-, Verhandlungs- und Entscheidungs-prozess konzipiert sein, der forschungs- und wissensbasiert stattfindet.

    Ziele der Wissenschaftlichen Koordination• Die Wirkung der einzelnen Forschungsprojekte und

    deren Ergebnisse erhöhen.• Den Wissenstransfer in die Praxis verbessern und

    beschleunigen.• Transformationsprozesse verstehen und optimal gestalten.• Methoden zu Transfer und Partizipation systematisch

    zusammenstellen.• Die Ansätze und Strategien zur Partizipation herausar-

    beiten und Ergebnisse zusammenführen.• Die Ergebnisse der Fördermaßnahme projektbegleitend

    und in synthetisierter Form in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen.

    Das VorgehenDie Unterstützung der Projekte umfasst(e):• Die wissenschaftliche Vernetzung der 33 Projekte in

    fünf thematischen Clustern (Bürger, Geschäftsmodelle & Co; Entwicklungsoptionen; Gebäude und Siedlungen; Governance; Partizipationsstrategien) als Basis für die Synthese und die Nutzung von Synergien zwischen den Projekten, für die Abstimmung von Input-Daten sowie für die Diskussion von Methoden, Annahmen und Bewertungen.

    Im Rahmen der Fördermaßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 33 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zwischen 2013 und 2017. Das Öko-Institut e.V. ist gemeinsam mit dem ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung mit der Wissenschaftlichen Koordination der Forschungsprojekte beauftragt. Ziel der Wissenschaftlichen Koordination ist es, die Forschungsprojekte beim Transfer der Ergebnisse zu unterstützen und Synergien zwischen den Projekten zu fördern. Projektübergreifend sollen Beiträge zur Transformation des Energiesystems und Ergebnisse zur Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern bei der Energiewende und einzelnen Planungen synthetisiert werden. Nachfolgend werden der Hintergrund der BMBF-Ausschreibung, die Ziele für die wissenschaftliche Koordination sowie die bisherige Begleitung der 33 geförderten Projekte beschrieben. Die Ergebnisse der 33 Projekte finden sich in den einzelnen Projektergebnis-blättern. Inhaltliche Ergebnisse der WiKo zum Transformationsprozess der Energiewende und zu Partizipation werden im Herbst 2017 zum Ende des Förderzeitraums und nach Abschluss der Forschungsprojekte veröffentlicht.

    Ziel der Wissenschaftlichen Koordination ist es, unter anderemden Transformationsprozess zu verstehen und optimal zu gestalten.

  • • Die Aufbereitung relevanter externer Entwicklungen (national und international) in den Bereichen Technik, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie Gesetzgebung.

    • Die Unterstützung des Transfers der Ergebnisse in Praxis, Politik, Verwaltung sowie in die Zivilgesellschaft und Forschungsplattformen etc.

    • Die Öffentlichkeitsarbeit zu den Erkenntnissen aus den fünf Clustern und den Projekten in Form von Pressehintergrundgesprächen, Medienpartnerschaften, einer Video-/Audiodokumentation der Abschluss-konferenz im Oktober 2016 und eine zeitgerechte Darstellung auf der Webseite.

    Darüber hinaus stellt(e) die Wissenschaftliche Koordination die zentralen Entwicklungsoptionen der Energiewende in drei Entwicklungsportfolios dar (bereits vorliegend: „Entwicklungsperspektiven des Gebäudesektors“ und „Energiewende – zentral oder dezentral?“). Begleitend und nach Abschluss der 33 Projekte sichtet und ordnet die WiKo die Erkenntnisse der Projekte zu eigens ange-wendeten oder beobachteten Methoden der Partizipation (Abschluss im Sommer 2017). Ebenso werden Methoden der Wissensintegration der Projekte erfasst und beschrieben. Weiter fasst die Wissenschaftliche Koordination die Ergebnisse der Forschungsprojekte, aber auch eigene Arbeiten im Hinblick auf die Gestaltung der umwelt- und gesellschaftsverträglichen Transformation des Energie-systems zusammen (Abschluss ebenfalls im Sommer 2017).

    Die bisherigen Ergebnisse der Projekte und der Beiträge der Wissenschaftlichen Koordination sind projektbegleitend auf der Webseite www.transformation-des-energiesystems.de dargestellt.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelWissenschaftliche Koordination der BMBF-Förder-maßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“ – WiKo SÖF Energie

    Laufzeit01.03.2014 – 31.08.2017

    Förderkennzeichen01UN1200

    VerbundkoordinationÖko-Institut e.V.Prof. Dr. Rainer GrießhammerMerzhauser Strasse 17379100 FreiburgTelefon: +49 (0)761 45295250Telefax: +49 (0)761 45295288E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerISOE – Institut für sozial-ökologische ForschungProf. Dr. Matthias Bergmann

    Weitere Informationenhttp://www.transformation-des-energiesystems.de/http://www.isoe.de/projekte/aktuelle-projekte/ transdisziplinaere-methoden-und-konzepte/ wiko-soef-energie/

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    Bildnachweis JPS - Fotoliafotomek - Fotolia

    www.bmbf.de

    Begleitend ordnet die Wissenschaftliche Koordination die Erkenntnisse der Projekte zu eigens angewendeten oder beobachteten Methoden der Partizipation.

    http://www.transformation-des-energiesystems.de/mailto:r.griesshammer%40oeko.de?subject=http://www.transformation-des-energiesystems.de/http://www.isoe.de/projekte/aktuelle-projekte/%20transdisziplinaere-methoden-und-konzepte/wiko-soef-energie/http://www.isoe.de/projekte/aktuelle-projekte/%20transdisziplinaere-methoden-und-konzepte/wiko-soef-energie/http://www.isoe.de/projekte/aktuelle-projekte/%20transdisziplinaere-methoden-und-konzepte/wiko-soef-energie/http://www.bmbf.de

  • AKZENTEGesellschaftliche Akzeptanz von Energieausgleichsoptionen und ihre Bedeutung bei der Transformation des Energiesystems

    Die Herausforderungen der Energiewende meistern und Akzente setzenWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Forschungs-projekt AKZENTE haben neben technologischen Potenzialen insbesondere auch die Potenziale zur Mitgestaltung und Akzeptanz von Energieausgleichskonzepten in drei Modellregionen mit unterschiedlichen Ausgleichsbedarfen und an einem Praxisstandort untersucht. Ein möglichst technologie- und entwicklungsoffener Zugang, der relevante Handlungsebenen und Akteursstrukturen berücksichtigt, skizziert dabei den systemischen Ansatz.

    Regionaler Energieausgleich ist durch einen hohen Komplexitätsgrad, u. a. durch die möglichen Zielsetzungen und Wirkzusammenhänge, die Vielfalt der technologischen Umsetzungsoptionen, der betroffenen Akteursgruppen und der einzubeziehenden Handlungsebenen (z. B. Raum und Steuerung), gekennzeichnet und ist in der Umsetzung mit technologischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen verknüpft. Zugleich wird das Thema Energieausgleich auch in wirtschaftlicher Hinsicht – Nutzung des Stromangebots in Überproduktionszeiten und Erbringung systemstabilisierender Energiedienst-leistungen – als wichtig für die Gestaltung kommender regionaler Energiewendeprozesse eingeschätzt. Es besteht die Notwendigkeit, heute ein Problembewusstsein für die Relevanz von regionalem Energieausgleich zu schaffen und eine integrierte und an zukünftige Energieausgleichs-bedarfe angepasste Planung von Ausgleichskonzepten zu befördern.

    Energieausgleich, Technologieoptionen & Technologie-akzeptanz: Chancen und HemmnisseIn der Analyse der für den Energieausgleich geeigneten Technologien und deren standortspezifischer Kombinations-optionen zu Energieausgleichskonzepten gab es hinsichtlich der Akzeptanzfaktoren keine kritischen Befunde:

    Insbesondere bei relevanten, etablierten Technologien, wie Wärmepumpen, BHKWs oder Batterien zeigten sich in der Zusammenschau akzeptanzrelevanter Faktoren, wie Risikowahrnehmung, Flächenbedarf, Lärmbelästigung u. a. keine wesentlichen Hemmnisse. Konfliktfelder zeigten sich hingegen bei der Betrachtung der zeitlichen Synchronizität der Entstehung von Ausgleichsbedarfen in einem regionalen Bezugsraum auf der einen, und den assoziierten Konzeptent-wicklungs- und Umsetzungszeiten von Energieausgleichs-konzepten von ca. fünf bis 15 Jahren auf der anderen Seite. Zudem sind die Gestaltung und Umsetzungsgeschwindigkeit regionaler Entwicklungspfade bei den Akteuren mit Unsicher- heiten aufgrund von als unklar wahrgenommener und sich stetig wandelnder Rahmenbedingungen im politischen Feld bzw. des (Strom-)Marktdesigns verbunden.

    Das Handeln unter den Bedingungen von Komplexität und Unsicherheit stellt akteursübergreifend ein wesentliches Hemmnis für die Entwicklung regionaler Energieausgleichs-konzepte dar. Zugleich bieten sich durch die bestehende Offenheit zukünftig Chancen und Ansatzpunkte zum Handeln auf regionaler Ebene und der Mitgestaltung damit verbundener Rahmenbedingungen.

    Im Forschungsprojekt AKZENTE stehen Einsatzmöglichkeiten von Energieausgleichskonzepten mit regionalem Bezug im Fokus. Durch den zunehmenden Ausbau von Anlagen zur regenerativen Stromproduktion aus Wind- und Solarenergie und dem dadurch verstärkten Einfluss von Wetterlage, Tages- und Jahreszeit auf die Stromversorgung entstehen zukünftig vermehrt Versorgungsschwankungen. Energieausgleichsoptionen, wie Speichertechnologien oder steuerbare Stromverbraucher und -erzeuger, können die zeitlichen und räumlichen Abweichungen zwischen Energieerzeugung und Energieverbrauch auffangen. Durch die Kombination der Technologien, beispielsweise im Rahmen regionaler Energieausgleichskonzepte, entstehen technologische Lösungen, die geeignet sind, Stromnetze zu entlasten und die Versorgungssicherheit wirtschaftlich sinnvoll zu gewährleisten. Gleichzeitig ergeben sich Mitgestaltungspotenziale für Akteure vor Ort. Energieausgleich ist somit ein zentrales Gestaltungselement für die nachhaltige Energieversorgung: Dabei sind unter Beachtung eines längerfristigen Zeithorizonts insbesondere integrierte, kommunale Planungsprozesse aussichtsreich, welche direkte Zugänge zu relevanten Akteuren und Ressourcen ermöglichen.

  • Partizipation als ein Weg zum aktiven EnergieausgleichDurch das partizipative und transdisziplinäre Vorgehen im Forschungsprozess wurden die Ausbildung eines Problem-bewusstseins, der Diskurs über die Potenziale und die Wissensintegration zum regionalen Energieausgleich bei den beteiligten Akteuren befördert. Verschiedene Materialien und Medien sind im Projektverlauf entstanden: • Hintergrundinformationen: Antworten auf FAQs und

    Glossar zum regionalen Energieausgleich• Info-Material: Beschreibung und Poster ausgewählter

    Technologieoptionen; Poster zu Förderoptionen; Planungsprozess-Poster

    • Dialog vor Ort: regionalspezifische Konzeptvarianten • Aktivierung/Beteiligung auf Quartiersebene: Website

    energie-im-quartier.de; Quartierszeitung

    Ansatzpunkt kommunale Ebene: Entwicklung lokaler EnergieausgleichskonzepteDie Projektergebnisse zeigen, dass die aussichtsreichsten Potenziale zur Entwicklung und Erprobung von Energieaus-gleichskonzepten aus Gründen der Praktikabilität auf der kommunalen Ebene bestehen. Sie bietet gegenüber größeren Betrachtungsebenen, wie z. B. landkreisübergreifenden Regionen, direkteren Zugang zu Ressourcen und Akteuren:• Ein geteiltes Verständnis von Regionalität durch die

    relevanten Akteure vor Ort ist die Basis für einen strukturierten Planungsprozess von Energieausgleichs-konzepten und die Auswahl einer dafür geeigneten Organisationsform (Netzwerk, Arbeitsgruppen, u. ä.).

    • Planungsprozesse für die bedarfsgerechte Entwicklung intra- und interkommunaler Energieausgleichskonzepte sind dabei mit bestehenden Entwicklungsstrategien für die dezentrale Energiewende verbunden und können in einem beteiligungsorientierten Prozess bis hin zu Bürgerinnen und Bürgern angestoßen werden.

    • Vor allem Kommunalvertreterinnen und -vertreter wird dabei eine koordinierende Funktion und zusammen mit Energieversorgern sowie regionalen Unternehmen eine Initiatorenrolle zugesprochen.

    Praxisprodukt: Strategieleitfaden als PlanungshilfeAufbauend auf den regionalen Akteursdialogen ist eine proto-typische Konzept-Entwicklungs-Tabelle als strukturgebendes Tool für die strategische Planung von Energieausgleich auf kommunaler Ebene erstellt worden. Ein Strategieleitfaden für regionale und lokale Akteure bereitet die Projektergeb-nisse zur konkreten Planung und Entwicklung regionaler Energieausgleichskonzepte zusammenfassend auf.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelGesellschaftliche Akzeptanz von Energieausgleichs- optionen und ihre Bedeutung bei der Transformation des Energiesystems – AKZENTE

    Laufzeit01.07.2013 – 31.10.2016

    Förderkennzeichen03EK3513

    VerbundkoordinationIZES gGmbHJan HildebrandAltenkesseler Straße 1766115 SaarbrückenTelefon: +49 (0)681-9762-829Telefax: +49 (0)681-9762-850E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerFraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, OberhausenOrangequadrat Nikol | Umbreit | Langer GbR, Dresden

    Weitere Informationenhttp://www.energie-im-quartier.de

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    www.bmbf.de

    mailto:hildebrand%40izes.de?subject=http://www.energie-im-quartier.de/map/fronthttp://www.bmbf.de

  • AKZEPTANZ – Die gesellschaftliche Akzeptanz der EnergiewendeEnergiewende und Verteilungsgerechtigkeit – Konflikte und Lösungsansätze

    Das Forschungsprojekt AKZEPTANZ vergleicht den tatsächlichen mit dem gesellschaftlich gewünschten Verteilungseffekt der Energiewende. Hierzu wurden sowohl philosophische als auch ökonomische Expertisen mit Einschätzungen verschiedener Interessengruppen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft konfrontiert.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erarbeiteten die Thematik interaktiv in den folgenden Arbeitspaketen• Gerechtigkeit: Gerechtigkeitstheoretische

    Grundlagenforschung zu Modellen und normativen Begründungen möglicher Verteilungen der Kosten bzw. Mehrbelastungen.

    • Kosten: Empirische Bestimmung realer Kostenbelas-tungen und Verteilungswirkungen der Energiewende aufgrund repräsentativer Panel-Erhebungen.

    • Verhalten: Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Klimaschutzpräferenzen und Verteilungs- bzw. Gerechtigkeitspräferenzen mittels ökonomischer Experimente.

    Forscherinnen und Forscher identifizieren eine „Gerechtigkeitslücke“Die empirische Analyse des Energieverbrauchs sowie der resultierenden Kostenbelastung unter den 11.375 an der Erhebung teilnehmenden Haushalten zeigt, dass die Energie- kostenbelastung einkommensschwacher Haushalte im Median 11,3 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens

    beträgt. Dieser Wert sinkt mit steigender Einkommenshöhe ab bis zu 3,6 Prozent. Es zeigt sich ein klarer regressiver Einkommenseffekt, der durch den Anstieg der EEG-Umlage verstärkt wird. Obgleich nur eine Minderheit von 36,7 Prozent der Befragungsteilnehmenden die EEG-Umlage als „zu hoch“ empfinden, ist die aus ihr resultierende Verteilungs-wirkung unerwünscht. Mehrheitlich befürworten die Befragungsteilnehmenden eine Kostenzuteilung, die wohlhabende Haushalte relativ stärker belastet.

    Wunsch nach proportionaler LastenaufteilungDiese Ergebnisse der repräsentativen Panelbefragung werden von der experimentellen Analyse grundsätzlich bestätigt. In einer ersten Reihe dieser experimentellen Analyse wurden die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Energiewende als gegeben angenommen. Die Aufgabe der Versuchspersonen bestand nach einer ausführlichen Einführung in den Untersuchungsgegenstand darin, eine kollektive Einigung über einen Verteilungsschlüssel für diese Kosten herbeizuführen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit unterschiedlichen Einkommen ausgestattet, zu „virtuellen“ Gesellschaften zusammengefasst wurden und dass ihre Entscheidungen mit „echten“ monetären Konsequenzen verbunden waren. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen auf einen deutlichen Wunsch der Haushalte nach einer proportionalen Lastenaufteilung schließen. Diese Präferenz für eine proportionale Lastenverteilung zeigt sich

    Der mit der Energiewende verbundene Umbau des deutschen Energieversorgungssystems verursacht Kosten, die innerhalb der deutschen Gesellschaft zu verteilen sind. Die gesellschaftliche Zustimmung zu den politischen Zielen der Energiewende wird daher auch von der Frage beeinflusst, wie die mit der Energiewende verbundenen finanziellen Verteilungswirkungen mit den individuellen Gerechtigkeitsvorstellungen korrespondieren. Die empirische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen den Klimaschutzpräferenzen einerseits und den Verteilungs- und Gerechtigkeitspräferenzen der privaten Haushalte andererseits ist der Kern des Forschungsvorhabens AKZEPTANZ. Ein Ergebnis ist, dass die privaten Haushalte eine eher proportionale Lastenverteilung bevorzugen. Hier sollen Haushalte mit höheren Einkommen auch größere Finanzierungsbeiträge leisten. Angesichts der sich in der Realität einstellenden regressiven Verteilungswirkung der Energiewende, bei der einkommensschwächere Haushalte relativ stärker als wohlhabendere Haushalte zur Finanzierung herangezogen werden, identifizieren die Forscherinnen und Forscher eine „Gerechtigkeitslücke“. Eine Neugestaltung der Finanzierungsmechanismen könnte daher helfen, diese Gerechtigkeitslücke zu schließen und die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende zu stabilisieren.

  • auch, wenn über einen Grundsicherungsmechanismus die Belastung einkommensschwächerer Haushalte begrenzt wird.

    Sozialpolitisch motivierte Kompensationen bestimmter Haushaltstypen für steigende Kostenbelastungen können hingegen zu energiepolitisch kontraproduktiven Ergebnissen führen, wenn es nicht darum geht, ein gesellschaftlich vorgegebenes Kostenvolumen möglichst gerecht auf die Haushalte aufzuteilen, sondern wenn die Frage im Vorder-grund steht, wie die privaten Haushalte angesichts einer bestehenden Energieeffizienzlücke zu privaten Investitionen motiviert werden können. Anders als bei Maßnahmen zur Umgestaltung des angebotsseitigen Energiesystems führen private Investitionen in Energieeffizienz nicht nur zu kollektiven Energiewendebeiträgen, sondern auch zu rein privaten Kostenersparnissen. Während steuerliche oder ordnungsrechtliche Maßnahmen die Energieeffizienz-investitionen potenziell erhöhen können, kann die Subventionierung der Effizienzinvestitionen einkommens-schwächerer Haushalte aufgrund von Mitnahmeeffekten und moralischen Verdrängungseffekten zu einem Rück-gang der gesamtwirtschaftlichen Investitionen führen.

    Entschärfung der regressiven EinkommenswirkungDie Ergebnisse der empirischen Untersuchungen werden aggregiert und zur Formulierung von Politikempfehlungen zur Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Energiewende genutzt. Diese Vorschläge – wie etwa die Erhöhung des steuerlichen Existenzminimums aus Gründen der Sicherung des Grundbedarfs an Energie, der Umbau des derzeit auf speziellen Verbrauchssteuern basierenden Finanzierungssystems der Ökostromförderung oder Vorschläge zur Motivierung privater Energieeffizienz-investitionen - zielen in erster Linie auf die Entschärfung der regressiven Einkommenswirkung der aktuellen Energiepolitik.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelDie gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende – AKZEPTANZ

    Laufzeit01.06.2013 – 30.11.2016

    Förderkennzeichen01UN1203

    VerbundkoordinationTechnische Universität Clausthal (TUC)Prof. Dr. Roland MengesJulius-Albert-Straße 638678 Clausthal-ZellerfeldTelefon: +49 (0)5323 727652Telefax: +49 (0)5323 727697E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerTechnische Universität Clausthal Universität Bremen Rheinisch-Westfälisches Institut für WirtschaftsforschungHelmut-Schmidt-Universität Hamburg

    PraxispartnerVerbraucherzentrale Bundesverband, Verbraucherzentrale NRW, Deutsche Gesellschaft des Club of Rome, Deutscher Gewerkschaftsbund, BUND Landesverband Hessen, RWE, E.ON AG, Lichtblick, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, Bundesverband Windenergie, Stadt-werke Rendsburg, Innenministerium Schleswig-Holstein, Gemeindewerke St. Michel-Energie GmbH, Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr

    Weitere Informationenhttps://www.akzeptanz.tu-clausthal.de

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    www.bmbf.de

    mailto:roland.menges%40tu-clausthal.de?subject=https://www.akzeptanz.tu-clausthal.de/http://www.bmbf.de

  • DemoenergieDie Transformation des Energiesystems als Treiber demokratischer Innovationen

    Die Energiewende bringt Konflikte auf mehreren Ebenen hervor. Diese haben unter anderem Visionen der Energie-wende und damit verbundene Technologien, die konkrete Umsetzung solcher Technologien in Infrastrukturplanung sowie die Informations-, Erörterungs- und Entscheidungs-prozesse um Infrastrukturprojekte zum Gegenstand. Es ent-stehen diese Konflikte jedoch häufig rund um die Planun-gen zu Infrastrukturprojekten, weil diese das Lebensumfeld von Bürgerinnen und Bürgern unmittelbar betreffen.

    Insbesondere Verfahren der dialogorientierten Bürger-beteiligung sind zum Hoffnungsträger für die Lösung solcher Konflikte geworden. Dabei stellt der Kontext der Energiewende schwierige Bedingungen für substantielle Beteiligungsverfahren: das umstrittene Gemeinwohl, auseinandergehende Interessen, spielraumeinschrän-kende Mehrebenen-Planungen, politische Inkongruen-zen und die Schwierigkeit, solche Verfahren sinnvoll in häufig großräumige, lang andauernde und mehrstufige Planungsverfahren einzufügen, sind nur einige dieser erschwerenden Umstände.

    Hinzukommen unterschiedliche Erwartungen an Parti-zipation. Während Politik und Unternehmen Bürgerbe-teiligung in der Regel als Umsetzungshilfe für geplante Infrastrukturprojekte verstehen, besteht in der Bürger-schaft häufig die Erwartung, dass neu gewachsene und weitreichendere Ansprüche auf Mitsprache und -wirkung eingelöst werden. Aus den schwierigen Umständen und differierenden Erwartungen ergeben sich Spannungs-

    felder und Herausforderungen für Bürgerbeteiligung zu Infrastrukturprojekten, die analytisch herausgearbeitet und praktisch gelöst werden müssen.

    Analyse des CCS-Konflikts in BrandenburgForscherinnen und Forscher verfolgen ihre Aufgaben in drei Modulen. Modul A umfasst eine Analyse der Konflikte um Vorhaben zur Erprobung, Demonstration und Einfüh-rung der Carbon Capture and Storage Technologie (CCS) in Deutschland. Schwerpunktmäßig richtet sich der Blick auf die Entwicklungen im Land Brandenburg bis zum Jahr 2014. Die Analyse bietet Aufschlüsse über Gestalt und Ver-lauf des Konfliktes, Deliberationsdefizite, Kontexten und Kontingenzen sowie eines verkürzten Verständnisses von Akzeptanzarbeit das durch ein umfassendere Akzeptabili-tätsperspektive ersetzt werden sollte.

    Das Forschungsprojekt Demoenergie als Verbundprojekt zwischen dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und dem Institute for Advanced Sustainability Studies hat zum Ziel, Erkenntnisse über Konflikte, Kontexte und Herausforderungen von dialogorientierter Bürgerbeteiligung zur Planung von Infrastruktur der Energiewende zu sammeln. Was können und müssen wir über die Konflikte lernen, die in der Energiewende auftreten? Welche Konsequenzen haben ihre Charakteristika für die Rolle von Bürgerbeteiligung und ihre Ausgestaltung in der Energiewende? Welche Kommunikations- und Partizipationspraktiken etablieren sich gegenwärtig im Feld der Energiewende? Wodurch zeichnen sie sich aus? Lassen sich in Aktionsforschung Beteiligungsprozesse initiieren, die den Bürgerinnen und Bürgern eine größere Rolle in der Planung von Infrastruktur einräumen? Was kann man aus diesen Prozessen über Planung und Umsetzung von Bürgerbeteiligung zu Infrastrukturprojekten in der Energiewende lernen? Die empirischen Studien nehmen die Carbon Capture and Storage-Technologie (CCS) in Brandenburg sowie den Netzausbau in Bayern in den Fokus. Im Rahmen von Demoenergie sind in transdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO GmbH Beteiligungsprozesse zum zukünftigen Verlauf der Höchstspannungsleitung Ostbayernring entstanden.

    Auftaktveranstaltung der Bürgerbeteiligung in Windischeschenbach. Ein Bürger kommentiert einen Trassenvorschlag.

  • Landkarte der BeteiligungIn Modul B ist ein exemplarischer Überblick über die ak-tuelle Beteiligungspraxis in der Energiewende entstanden und der Öffentlichkeit in Form einer sogenannten Land-karte der Beteiligung (www.energiebeteiligt.de) zugänglich gemacht worden. Die erfassten Beispielverfahren werden mittels kurzer Steckbriefe vorgestellt, die unter anderem Hinweise auf die kontextuelle Einbettung sowie auf rele-vante Literatur liefern. Gleichzeitig ermöglicht die Syste-matisierung entlang zentraler Kategorien einen Vergleich zwischen Merkmalsausprägungen der Beteiligungspraxis.

    Beteiligungsprozesse initiiertModul C stellt sich die Aufgabe, in Aktionsforschung Betei-ligungsprozesse mit zu initiieren, die Bürgern eine größere Rolle in der Planung von Infrastruktur einräumen als bisher üblich. Ergebnisse der Aktionsforschung sind zwei kom-plexe Beteiligungsprozesse zum zukünftigen Verlauf der Höchstspannungsleitung Ostbayernring in der Oberpfalz, deren Analyse und Evaluation sowie die dabei gesammelten Erkenntnisse über Gestaltung und Umsetzung von Bürger-beteiligung zu Infrastrukturprojekten im Netzausbau.

    Projektbergreifende Thesen beziehen sich auf die ge-genwärtige Etablierung der Bürgerbeteiligung in der Energiewende (vornehmlich als Umsetzungshilfe zu konkreten Planungen), den Herausforderungen von Bürgerbeteiligung in dieser Konstellation (insbesondere ihre Fragilität und die Rolle von Ungleichzeitigkeiten im Planen, Erörtern und Entscheiden) sowie Möglichkeiten, diesen Herausforderungen mit möglichst gut geeigneten Gestaltungsansätzen entgegenzuwirken (unter anderem an den Fall angepasste Beteiligungsprozesse und verän-derte Planungsstrukturen und -stile).Die Publikationen sind unter www.demoenergie.de abrufbar.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelDemoenergie

    Laufzeit01.04.2013 – 31.05.2016

    Förderkennzeichen01 UN1212

    VerbundkoordinationKulturwissenschaftliches Institut EssenProf. Dr. Claus LeggewieGoethestraße 3145128 Essen Telefon: +49 (0)201 720 40Telefax: +49 (0)201 720 4111E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerInstitute for Advanced Sustainability Studies

    PraxispartnerTenneT TSO GmbHBundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Deutsche Umwelthilfe NABU - Naturschutzbund Deutschland Verband kommunaler Unternehmen

    Weitere Informationenhttps://www.demoenergie.dehttps://www.energiebeteiligt.de

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    Bildnachweis Johanna IckertRené Arnold

    www.bmbf.de

    Der gegenwärtige Ostbayernring im Raum Windischeschenbach.

    http://www.energiebeteiligt.de/http://www.demoenergie.de/mailto:claus.leggewie%40kwi.de?subject=http://www.demoenergie.de/http://www.energiebeteiligt.de/http://www.bmbf.de

  • Dezent ZivilEntscheidungen über dezentrale Energieanlagen in der Zivilgesellschaft

    Grenzen der BeteiligungDer Vorschlag, die Legitimität und Akzeptanz über mehr und frühzeitigere Beteiligung zu erreichen, stößt bei dezentralen Energieanlagen an Grenzen. Kritische Anwohnerinnen und Anwohner melden sich oft erst zu Wort, wenn die Entscheidung über das „ob“ der Anlagen schon gefallen ist. Auch ist „echte Beteiligung“ angesichts der Rechtslage nur sehr begrenzt möglich.

    Zentrale Stelle zur kommunikativen UnterstützungIn diesem begrenzten Rahmen ist es möglich und notwendig, Verfahrensmündigkeit und Prozesslegitimität durch professi-onelle kommunikative Unterstützung der verfahrensleitenden Akteure (Kommunen, Genehmigungsbehörden) zu stärken. Die kommunikative Verfahrensbegleitung vor und während der förmlichen Verfahren muss sich aber der engen Grenzen bewusst sein und darf nicht vorgeben, die Bürgerinnen und Bürger an der Entscheidungsfindung stärker als rechtlich vorgesehen zu beteiligen. Um die Verwaltung zu solchen Schritten in die Lage zu versetzen, ist in jedem Flächenland eine zentrale Stelle erforderlich. Sie unterstützt die Behörden vor Ort in der Wahrnehmung kommunikativer Aufgaben.

    Konfliktdynamiken verstehenVoraussetzung einer hilfreichen kommunikativen Begleitung ist ein fundiertes Verständnis von Konfliktdynamiken und -hintergründen. Hierfür sind Umfeldanalysen und Konflikt-screening hilfreich. In den stark umstrittenen Fällen stehen neben den legitimen Bedenken von Anwohnerinnen und Anwohnern (Veränderung des Landschaftsbildes, Schal-limmissionen, Gesundheitsrisiken, Beeinträchtigung des Tourismus, Wertverluste von Immobilien) häufig politische und soziale Dynamiken entgegen, die nicht unbedingt mit

    dem konkreten Vorhaben zu tun haben. Diese gilt es im Konfliktscreening zu erkennen.

    Zielgruppenorientierte KommunikationDie Zielgruppen für begleitende Dialogformate sind weniger die eher grundsätzlichen Kritiker, sondern jene Bevölkerungs-gruppen, die aufgrund der berührten Interessen legitime und konkrete Fragen zum Projekt haben. Dies können Anwohne-rinnen und Anwohner, Verbandsmitglieder, Medienvertrete-rinnen und -vertreter wie auch gewählte Volksvertreterinnen und -vertreter sein. Diese sollten mit begleitenden verständli-chen Dialog- und Informationsformaten die Möglichkeit er-halten, sich ein eigenes Bild zu machen, das sich an objektiven Fakten und einer Berücksichtigung unterschiedlicher Positi-onen und Interessen orientiert. Bei vorhandenen Aushand-lungsspielräumen sind auch Mediationsprozesse sinnvoll.

    Kein Abtun als NIMBY-istenGerade für kritische Anwohnerinnen und Anwohner ist es wichtig, dass sie gehört werden und nicht vorab als NIMBY-Egoisten (Not in My Backyard) abgetan werden. Sie müssen als Dialogpartnerinnen und -partner auf Augen-höhe wahrgenommen werden, die sicher sein können, dass sie nicht schlechter behandelt werden, als der Antragsteller.

    Das Forschungsprojekt Dezent Zivil hat am Beispiel von Windenergie- und Biogasvorhaben im transdisziplinären Zusammenspiel von rechtlicher, sozialwissenschaftlicher und kommunikativ-systemischer Expertise anhand der Pilotregion Schopfheim/Hasel Elemente verbesserter Planungs- und Genehmigungsverfahren dezentraler Energieanlagen erarbeitet. Bestehende Planungs- und Genehmigungsverfahren stellen grundsätzlich eine rechtssichere und die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner berücksichtigende Entscheidungsfindung über dezentrale Energieanlagen sicher. Dennoch weisen sie aus vielfältigen Gründen Defizite auf: Oft fühlen sich Anwohnerinnen und Anwohner nicht ausreichend einbezogen und haben den Eindruck, dass ihre Interessen und Werte nicht genügend berücksichtigt werden. Ergänzungen sind erforderlich, um die Verfahrensmündigkeit der Bürgerinnen und Bürger sowie die Dialogfähigkeit der Verfahrensträger zu erhöhen.

    Veranstaltung in Raitbach (Schopfheim) im Rahmen der Pilotanwen-dung am 8. Juli 2015.

  • Bürgervertrauenspersonen als Verfahrenszeugen Wird verständlich, fachlich nachvollziehbar, transparent und menschlich anerkennend kommuniziert, steigert dies die Verfahrensakzeptanz – bei allen inhaltlichen Differenzen. Bürgervertrauensleute können dazu beitragen.

    Wahrnehmung von Schall und BildRegelungen etwa zum Einsatz von Simulationen, die helfen, die Auswirkungen künftiger Anlagen sinnlich wahrzunehmen, können kommunikative Prozesse in Verwaltungsverfahren verbessern. Von diesen begleitenden kommunikativen Instru-mentarien profitieren auch Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie Planerinnen und Planer.

    Förmliche Öffentlichkeitsbeteiligung erweiternUm das Vertrauen in die rechtsstaatliche Durchführung der Verfahren zu steigern, sollten Verfahrensteile ohne Öffent-lichkeitsbeteiligung möglichst unterbleiben. Förmliche Verfahren, die erst ab 20 Windenergieanlagen gelten, sind be-reits bei deutlich weniger Anlagen verpflichtend einzuführen, empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Gleichzeitig sollte durch begleitende Maßnahmen sicherge-stellt werden, dass die Erörterungstermine nicht als Tribunale der Gegner instrumentalisiert werden. Dennoch wird es wei-terhin Verfahrensteile ohne Beteiligung der Öffentlichkeit geben. Hier können Bürgervertrauensleute ernannt werden, die als Verfahrenszeugen diese Verfahrensteile begleiten.

    Rechtsänderungen vornehmlich als OptionenUm das vorgeschlagene Konzept zur Öffentlichkeitsbe-teiligung bei der Planung und Genehmigung dezentraler Energieanlagen umzusetzen, sind nur wenige Rechtsän-derungen erforderlich, die die rechtlichen Rahmenbedin-gungen den hier vorgeschlagenen Maßnahmen anpassen. Die meisten von ihnen erweitern den Handlungs- und Entscheidungsspielraum in den bestehenden Planungs- und Genehmigungsverfahren.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelEntscheidungen über dezentrale Energieanlagen in der Zivilgesellschaft – Dezent Zivil

    Laufzeit01.04.2013 – 30.06.2016

    Förderkennzeichen01UN1211

    VerbundkoordinationUniversität KasselFachgebiet Öffentliches Recht, insb. Umwelt- und Technikrecht Prof. Dr. Alexander RoßnagelNora-Platiel-Straße 534127 Kassel Telefon: +49 (0)561 804 3130E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerTeam EwenISOE – Institut für sozialökologische Forschung

    Praxispartner und weitere ForschungspartnerStaatsministerium Baden-WürttembergMinisterium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-WürttembergNaturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg,

    Weitere Informationenhttps://www.dezent-zivil.de

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    Bildnachweisteam ewen

    www.bmbf.de

    Partizipative Sammlung von Sichtachsen für die Visualisierung in Gersbach (Schopfheim) am 12. Februar 2015.

    mailto:a.rossnagel%40uni-kassel.de?subject=http://www.dezent-zivil.de/http://www.bmbf.de

  • Zentral oder dezentral – ist das hier die FrageZentrale und dezentrale Gestaltungsoptionen schließen sich nicht aus

    Verschiedene Studien mit zentralen und dezentralen Szenarien, Positionspapiere zeigen häufig kein einheitliches und kein eindeutiges Verständnis der beiden vermeintlichen Gegenpositionen. Die verbreitete Dichotomie zwischen zentral und dezentral kann nach Einschätzung der Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler im Forschungsprojekt de.zentral nicht aufrechterhalten werden. Ein Stakeholder-workshop stellt heraus, dass sich die tatsächlichen Konflikt-linien und Determinanten von Entwicklungspfaden viel- mehr bei der Frage der angemessenen Koordinationsebene sowie der zeitlichen Flexibilität der Stromnachfrage bzw. des Stromangebots finden.

    Die AkteureSchließen sich zentrale und dezentrale (technologische) Gestaltungsoptionen aus? Eine Analyse der relevanten Akteure im deutschen Stromsystem legt die große Band-breite von Motiven, Präferenzen und Weltanschauungen (z. B. Demokratisierung der Energiewende) offen – von dezentralen, regionalen bis zu zentralisierten, europäischen Lösungen. Während sich aus technologischer Sicht dezen-trale und zentrale Lösungen nicht ausschließen, wird die institutionelle Rahmensetzung ausschlaggebend für den Vorzug zentralerer oder dezentralerer Optionen sein. Die Entscheidung darüber fällt in der politischen Arena.

    Aufbauend auf dieser Analyse haben die Forscherinnen und Forscher konsistente Infrastrukturszenarien generiert, die Kausalüberzeugungen und Präferenzen von Praxisakteuren wiederspiegeln. Die Heterogenität der Akteure ist unerwartet hoch; typische Lager lassen sich nicht ausmachen. Die Heterogenität führt dazu, dass kein in sich konsistentes

    Szenario über alle Akteure hinweg identifiziert werden kann. In sich konsistente Szenarien mit einem eingeschränkten Set von Akteuren haben gemein, dass sie vor allem auf Deutschland fokussiert sind und keine koordinierte europäische Energiewende wiederspiegeln.

    Die TechnologienEin Widerspruch in den Überzeugungen, und damit eine wichtige offene Frage, betrifft die Interdependenz von Strom- speichern und -netzen: Ergänzen sie sich oder ersetzen sie einander? Ein mathematisch-analytisches Modell gibt mehr Aufschluss über diesen Zusammenhang. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass der Standort von Speichern (lastnah oder –fern) und der Zeitpunkt von Netzengpässen (inner- oder außerhalb der Spitzenlastzeit) Determinanten der Interdependenz sind. Wenn die Stromübertragung beispiels- weise nur in Spitzenlastzeiten an die Kapazitätsgrenze stößt, dann kann der lastnahe Speicher das Netz teilweise ersetzen während der lastferne Speicher das Netz komplementiert.

    Eine weitere offene Frage ist der Zusammenhang von konventioneller und erneuerbarer Stromproduktion bei einer schrittweisen Marktintegration der erneuerbaren Energien. Ein mathematisch-analytisches Modell zeigt, dass die Konkurrenz zwischen konventionellen und erneuerbaren Energien stärker ist als in der bisherigen Literatur dargelegt, sofern die Gesamtkosten der Erzeugung minimiert werden sollen. Sobald fluktuierende erneuerbare Energien wettbewerbsfähig sind, verdrängen sie Kraftwerke, die kurzfristig nicht regelbar sind. Das gegenwärtige Marktdesign garantiert dann jedoch keine Kostendeckung von erneuerbaren Energien.

    Welche Technologien und Institutionen passen zusammen, wenn Energiestrategien dezentral oder zentral ausgestaltet werden sollen? Wie können unterschiedliche institutionelle Ebenen koordiniert werden? Wo schließen sich vorgeschlagene dezentrale und zentrale Gestaltungsoptionen aus? Wo ergänzen sie sich? Wo hängen sie voneinander ab? Und wie sehen konsistente Energiestrategien für die Transformation des Energiesystems aus? Diese Fragestellungen sind mit numerischen Simulationsmodellen, mathematisch-analytischen Modellen, Interviews und theoriegestützter Dokumentenanalyse untersucht worden. Drei Perspektiven – Technologien, Akteure und Institutionen – bilden den gemeinsamen Analyserahmen im Forschungsprojekt de.zentral. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass sich zentrale und dezentrale Gestaltungsoptionen der Energietransformation keinesfalls ausschließen. Die technologischen Gestaltungsoptionen werden wesentlich durch das Marktdesign und die Regulierung determiniert.

  • Die Bedeutung von Marktdesign und Vergütungs-mechanismen wird auch für die räumliche Verteilung von erneuerbarer Stromproduktion deutlich. Die numerische Simulation des Ausbaus von Windenergieanlagen kommt zu dem Ergebnis, dass der institutionelle Rahmen einen deutlichen Einfluss auf die räumliche Verteilung hat, wenngleich das Winddargebot die Standortwahl in allen betrachteten Fällen dominiert. Wenn mehrere Standorte ähnliche Windkonditionen aufweisen, führt eine Markt-prämie zu einer größeren räumlichen Verteilung als eine fixe Einspeisevergütung.

    Die InstitutionenWährend in den konsistenten Szenarien der Praxisakteure eine koordinierte europäische Energiewende keine große Rolle spielt, zeigt eine empirische Untersuchung, dass die Bedeutung der supranationalen Ebene im Bereich der EU-weiten Netzregulierung durch die Bündelung von Entscheidungskompetenzen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Ein erster Erklärungsansatz dafür ist, dass die Veränderung der Akteurslandschaft im Zuge der Liberalisierung und des Ausbaus erneuerbarer Energien auch die Konfliktlinien und den Koordinationsbedarf verändert hat. Demnach verläuft die Konfliktachse nicht mehr nur zwischen nationaler und supranationaler Ebene, sondern auch zwischen den verschiedenen innerstaatlichen Akteuren. Dadurch können rein nationale Interessen nicht so leicht vertreten werden. Kompetenzen werden eher an die übergeordnete Ebene im europäischen Gesetzgebungs-verfahren delegiert. Die Verteilungswirkungen der nun durchgesetzten Regeln (z. B. die Gebotszonenüberprüfung) werden wiederum Einfluss auf Verhandlungen zur weiteren Bündelung von Kompetenzen haben.

    Für das Zusammenspiel zentraler (supranationaler) und dezentraler (nationaler) Politikinstrumente im Energiesystem kann mit einem mathematisch-analytischen Modell begründet werden, dass unter bestimmten Voraussetzungen der zusätzliche Einsatz eines zentralen Instruments (z. B. CO2-Mindestpreis im Europäischen Emissionshandel) nicht nur das Ergebnis einer dezentralen Politikinstrumen-tenwahl (z.´B. nationale CO2-Preise) verbessert, sondern auch die Zustimmung aller Nationalstaaten gewährleisten kann. Wenn optimale Instrumente nicht zur Verfügung stehen, hängt der Erfolg eines solchen Umwelt- und Energieföderalismus (politische Mehrebenensysteme) mit übergreifenden Verbesserungen elementar von der Ausgestaltung der Transferzahlungen ab.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelInstitutionell und technologisch konsistente Energiestrategien für eine zentral oder dezentral ausgerichtete Energiewende in Deutschland – de.zentral

    Laufzeit01.10.2013 – 31.03.2017

    Förderkennzeichen03EK3523

    VerbundkoordinationHumboldt-Universität zu BerlinProf. Dr. Klaus EisenackUnter den Linden 610099 BerlinTelefon: +49 (0)30-46360Telefax: +49 (0)30-46361E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerCarl von Ossietzky Universität OldenburgPotsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) e.V.

    Praxispartner und weitere ForschungspartnerBundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)GermanwatchStiftung Wissenschaft und PolitikVerband kommunaler UnternehmenVerband kommunaler Unternehmen – Landesgruppe Berlin-Brandenburg8 KU – Kooperation von acht großen kommunalen Energieversorgungsunternehmen

    Weitere Informationenhttps://www.de-zentral.de

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    www.bmbf.de

    mailto:klaus.eisenack%40hu-berlin.de?subject=http://dezentral2015.apps-1and1.net/http://www.bmbf.de

  • DZ-ES: Dezentrale Beteiligung an der Planung und Finanzierung der Transformation des EnergiesystemsEine interdisziplinäre Analyse auf Basis der Institutionenökonomik und politikwissenschaftlicher, technisch-systemischer sowie rechtlicher Erkenntnisse

    Analyse zur Governance von Vorhaben zur Stromerzeugung aus fluktuierenden erneuerbaren Energien (FEE)Die Umsetzung von FEE-Vorhaben erfordert es, ver-schiedene Aufgaben aufeinander abzustimmen, wobei diverse dezentrale Akteure involviert sind. Insbesondere bei Windenergieanlagen an Land (WEA) können die aufwendige Koordination von Flächeneigentümern und die mangelnde Akzeptanz, die sich beispielsweise aus der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sowie einer als ungerecht empfundenen Gewinnverteilung ergeben können, die Umsetzung erschweren. Hier wurden Analysen zu folgenden im Zusammenhang stehenden Aufgabenfeldern bei FEE-Vorhaben durchgeführt: Bereitstellung und Refinanzierung von WEA, Auswahl von Vorhabenträgern, Kompensation von Betroffenen, Verortung der Ewig-keitsrechte an der Ernte von FEE sowie Koordination von Flächeneigentümern.

    Die Untersuchungen zeigen, dass bei der Bereitstellung und Refinanzierung von WEA ein Kapazitätsinstrument mit Technologiedifferenzierung vorteilhafter gegenüber anderen Instrumenten ist. Bei der Auswahl des Vorhaben-trägers ist ein sinnvoll ausgestalteter Preismechanismus in der Regel geeigneter als eine Ausschreibung. Zur Kompen-sation betroffener Personen sowie Gemeinden – was bei einem weiteren WEA-Ausbau an Bedeutung gewinnen kann (vgl. auch die Begründung für das Beteiligungsgesetz in Mecklenburg-Vorpommern) – sind möglichst einfache Regelungen sinnvoll, so dass direkte Zahlungen anderen Formen wie Beteiligungsrechten überlegen scheinen.

    Hinsichtlich der Zuordnung der (Ewigkeits-)Rechte an der Ernte der Erträge von FEE ergibt sich – unter Berücksich-tigung möglicher distributiver Ziele – die Vorteilhaftigkeit einer expliziten Regelung, zum Beispiel die Zuordnung an die öffentliche Hand, wie es bei der Wasserkraft in Norwegen und der Schweiz der Fall ist. Dies kann durch Instrumente wie Kauf- bzw. Call-Optionen auf Vorhaben und Konzessionen oder – alternativ bzw. ergänzend – durch Abgaben auf Gewinn oder Umsatz erfolgen. Nach den durchgeführten Umfragen entspricht im Übrigen die Zuordnung von Ewigkeitsrechten von FEE an die öffentliche Hand der Präferenz der deutschen Bevölkerung.

    Eine Begrenzung der Marktmacht sowie eine effiziente Koordination von Flächeneigentümern – besonders bedeutsam bei knappem Flächenangebot – kann durch die Vorgabe von Pachtobergrenzen wie auch durch eine Festlegung von Kompensationszahlungen für Nutzungs-einschränkungen und sonstige Nachteile erfolgen.

    Am Beispiel des Beteiligungsgesetzes in Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich, dass eine Umsetzung von Regeln (hier von Kompensationsregeln) verfassungsrechtlich möglich sein kann. Die im Beteiligungsgesetz vorgesehenen Pflichten des Vorhabenträgers, bspw. zur Beteiligung von Anwohnerinnen und Anwohnern und Gemeinden, stellen einen Eingriff in das Eigentumsrecht i. S. v. Art. 14 GG und die Berufsfreiheit nach Art. 12 GG dar. Beide Eingriffe könnten durch den Zweck der Akzeptanzsteigerung zugunsten der Energiewende gerechtfertigt sein.

    Die Energiewende erfordert eine umfassende Transformation des Energiesystems, die einen hohen Investitionsbedarf bei den Verteilnetzen und den Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien hervorruft. Gleichzeitig geht die Errichtung dezentraler Erzeugungsanlagen teilweise mit Akzeptanzproblemen einher. In diesem Kontext stellt sich zunächst die Frage, ob durch eine verstärkte dezentrale Beteiligung an der Finanzierung und Planung dieser Transformation sowohl ein positiver Effizienzeffekt, wie eine begrenzte der Belastung der Konsumenten, als auch Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht werden kann. Das Projekt zeigt, dass in beiden betrachteten Bereichen (Verteilnetze und dezentrale Erzeugungsanlagen) Änderungen der aktuellen Rahmensetzungen erforderlich sind, um eine höhere Kosteneffizienz und bestimmte Verteilungsergebnisse zu erreichen. Neben ökonomischen und rechtlichen Analysen wurde eine repräsentative Bevölkerungsumfrage sowie eine Um-frage unter Betroffenen mit etwa 4.500 Teilnehmenden durchgeführt, um Einstellungen und Präferenzen zu identifizieren.

  • Analyse zur Governance von Stromverteilnetzen Spezifische langlebige Investitionen (in Stromleitungen) machen einen wesentlichen Teil der Kosten bei der Bewirt- schaftung von Stromverteilnetzen aus. Öffentliche Eigentümerschaft, die zudem innerhalb der deutschen Bevölkerung präferiert wird, hat in diesem Kontext viele ökonomische Vorteile. In Verbindung mit Opportunis-muspotenzialen für Politiker, den Haushalt kurzfristig durch Privatisierungen aufzubessern, ergeben sich gute Gründe einen Einbezug privater Akteure durch zeitlich begrenzte Konzessionen zu regeln, um die Ewigkeitsrechte im öffentlichen Bereich zu verankern. Dies setzt allerdings eine Regelung bezüglich des Netzkaufpreises voraus, welche sicherstellt, dass zukünftige wirtschaftliche Vorteile durch den Netzbetrieb nicht (oder nicht vollständig) dem Alt-konzessionär zugeordnet werden. Hierfür bietet sich der kalkulatorische Restwert als Ausgangspunkt an, welcher sich soweit möglich auch um zusätzliche Parameter, wie den technischen Zustand des Netzes (Substanzqualität), ergänzen lässt, um möglichen Fehlanreizen bezüglich des Investitionsverhaltens entgegen zu wirken.

    Auch wenn für den Stromnetzbetrieb öffentliche Eigen-tümerschaft grundsätzlich mit Vorteilen verbunden ist, so gilt es zu berücksichtigen, dass Kommunen mit ihrer Entscheidung bezüglich der Eigentümerschaft des Stromnetzes auch indirekt über die Größe der Netzgebiete entscheiden. Die Ausgestaltung des Konzessionsregimes hat somit auch Einfluss auf die Möglichkeit, Skaleneffekte nutzen zu können. Wenn übergeordnete Effizienzziele vorliegen, sollte es möglichst verhindert werden, dass sich Kommunen mit dem alleinigen Ziel der Netzentgeltsenkung aus größeren Netzgebieten herausbrechen, wenn dies insgesamt zu Ineffizienzen im Netzbetrieb führt. Die Zulassung der sogenannten Inhouse-Vergabe erleichtert dies zwar, ist aber aus institutionenökonomischer Sicht dennoch zu präferieren, wenn es mit weiteren Maßnahmen kombiniert wird, welche die Anreize zum Zersplittern der Netzgebiete reduzieren. Beispielsweise wäre die Einführung eines Risikostrukturausgleichs für Netzentgelte eine Möglichkeit, um das Herausbrechen von Kommunen mit günstiger Kostenstruktur aus größeren Netzgebieten mit durchschnittlich schlechterer Kostenstruktur weniger attraktiv zu machen. Auch aus juristischer Sicht ist es fraglich, ob das etablierte Verbot der Inhouse-Vergabe sowie verschiedene Einschränkungen von Vergabekriterien bei Verteilnetzkonzessionen mit dem kommunalen Selbstver-waltungsrecht (Art 28 Abs. 2 GG) vereinbar sind.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelDezentrale Beteiligung an der Planung und Finanzierung der Transformation des Energiesystems DZ-ES – Eine interdisziplinäre Analyse auf Basis der Institutionenökonomik und politikwissenschaftlicher, technisch-systemischer sowie rechtlicher Erkenntnisse

    Laufzeit01.09.2013 – 28.02. 2017

    Förderkennzeichen03EK3519

    VerbundkoordinationTechnische Universität BerlinFachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP)Prof. Dr. Thorsten BeckersStraße des 17. Juni 135, 10585 BerlinTelefon: +49 (0)30-314-23243Telefax: +49 (0)30-314-26934E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerDeutsches Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Speyer (FÖV) Universität Greifswald – Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Finanz- und Steuerrecht Becker Büttner Held Consulting AG

    Praxispartner und weitere ForschungspartnerStadtwerke Annaberg-Buchholz AG / Stadt Annaberg-Buchholz, Gruppen-Gas- und Elektrizitätswerk Bergstra-ße AG / Stadt Bensheim, Stadt Pegnitz, Commerzbank AG, Deutsche Kreditbank AG, Verbraucherzentrale Bundesver-band e.V., Deutscher Städte- und Gemeindebund e.V., …

    Weitere Informationenhttps://www.dz-es.de

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    www.bmbf.de

    mailto:tb%40wip.tu-berlin.de?subject=http://www.dz-es.de/http://www.bmbf.de

  • enEEbler – Mitarbeiter-Engagement für erneuerbare Energien in UnternehmenUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    Dazu ist eine Umfrage mit über 900 Beschäftigten zu deren Klimaschutz-Engagement im privaten und beruflichen Kontext durchgeführt worden, um die zuvor erhobenen Ergebnisse aus den Interviews zu stützen. Die Erkenntnisse sind u.a. in zwei Leitfäden veröffentlicht: „Belegschafts-genossenschaften zur Förderung der Energiewende“ und „Energiewende in Unternehmen – Mitarbeiterpotenziale entdecken und fördern.“ Ergebnisse aus der Befragung engagierter EE-Bürger zu ihren Initiativen am Arbeitsplatz. Bei der Befragung von 25 privat engagierten EE-Bürgern, die als Angestellte in unterschiedlichen Unternehmen tätig sind, stehen drei Hauptuntersuchungsaspekte im Mittelpunkt: Identitätspräferenzen der Mitarbeitenden hinsichtlich der Übertragung ihres privaten Engage-ments an den Arbeitsplatz, wahrgenommene Barrieren im Arbeitsumfeld und dominante Logiken, die EE- und Klimaschutzinitiativen am Arbeitsplatz entgegenstehen.

    Den Ergebnissen zufolge besteht eine hohe Motivation der EE-Bürger eigene Initiativen auch im Arbeitsumfeld umzusetzen. Sogenannte Integratoren streben es an, ihre private Identität als EE- und Klimaschutzaktivist auch im beruflichen Kontext zu aktivieren. Diese EE-Bürger versuchen als Mitarbeitende selbst gegen starke Widerstände, ihre Projekte (Photovoltaik, Energieeffizienz u. a.) auch im be-ruflichen Kontext voranzutreiben. Dabei werden allerdings eher eigene, informelle Wege genutzt statt unternehmens-seitig angebotener Kanäle und Plattformen, wie etwa das Vorschlagswesen. Solche Instrumentarien sind im Unternehmenskontext häufig noch durch fixe Rendite-erwartungen geprägt. Außerdem werden mangelnde

    Unterstützung, fehlende Zeit und knappe Ressourcen als Hindernisse für die Umsetzung eigener EE-Ideen genannt.

    Mitarbeitende ziehen daraus Konsequenzen für ihre Rolle am Arbeitsplatz: Während Separatoren sich auf ihr Engagement im privaten Umfeld konzentrieren und dies etwa durch Teilzeitarbeit verstärken, versuchen die Integratoren ihre berufliche Rolle gezielt zu verändern. Sie gehen dabei drei unterschiedliche Wege: • Sie erweitern ihre bisherige Aufgabenstellung informell

    und selbstorganisational durch Hinzunahme von Auf-gaben als dezentrale oder informelle EE-Beauftragte ihres Unternehmens.

    • Sie bewerben sich gezielt in andere Positionen, die Klimaschutz und Nachhaltigkeit formal in den Mittel-punkt stellen (z. B. Positionswechsel im Unternehmen zum Umweltbeauftragten).

    • Sie verlassen das bisherige Unternehmen und gestalten sich in einem neuen Umfeld ihr Arbeitsgebiet so, dass sich ihre EE-Identität hier umfassend abbilden lässt (z. B. als Gründer eines Grünstromunternehmens). Wenn der Rollenwechsel nicht möglich ist, greifen die EE-Bürger als Mitarbeitende auch auf Partisanen-Taktiken zurück, indem sie ihre EE-Ideen heimlich umsetzen und damit dem Unternehmen Lernmög-lichkeiten entziehen.

    Ergebnisse aus den UnternehmensfallstudienDie Untersuchung von 14 Unternehmen hinsichtlich der bestehenden Instrumente zur Förderung des Mitarbeiter-engagements zur Energiewende am Arbeitsplatz konzentriert

    Viele Menschen engagieren sich privat für die Energiewende, als sogenannte EE-Bürger, und können in ihrer Rolle als Mitarbeitende mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen die Energiewende auch in ihrem Arbeitskontext vorantreiben. Das Forschungsprojekt setzt bei den Erfahrungen und der Motivation von EE-Bürgern an und stellt die Identität als Klima- oder Umweltschützer als wichtige treibende Kraft für ihr Engagement heraus: wie kann die Motivation für ihr EE-Engagement im privaten Kontext für die Energiewende im Unternehmen wirksam werden? Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen den Arbeitskontext der EE-Bürger: welche Kanäle und Instrumentarien werden in Unternehmen angeboten, die das Einreichen und Umsetzen von Mitarbeiterinitiativen zur Energiewende im Unternehmen ermöglichen und fördern? Erfolgreiche Instrumente sind in der enEEbler-Toolbox zusammengefasst und werden über einen Praxisleitfaden interessierten Unternehmen zur Verfügung gestellt.

  • sich auf die Identifikation erfolgreicher Beispiele in der Praxis. Die Auswahl und Bewertung der Instrumente und Plattformen erfolgt vor dem Hintergrund der ermittelten Bedürfnisse engagierter EE-Bürger. Teil der Analyse ist daher u.a. die Bewertung des möglichen Beteiligungsgrads (Dürfen sich die Ideengeber auch an der Umsetzung beteiligen?), des thematischen Freiheitsgrads (Können Ideen auch außerhalb des Kerngeschäfts eingebracht und realisiert werden?), der Ermöglichung von Spillover-Effekten (Können Ideen aus dem privaten oder öffentlichen Umfeld eingebracht werden oder nur in vordefinierten Bereichen?) und des Transformationspotentials (Gibt es Ansätze für einen Klimaschutz-Kulturwandel im Unternehmen?). Die Instrumente umfassen im Einzelnen:• Klimabotschafter: Als Multiplikatoren und Vorbilder

    sprechen sie Kolleginnen und Kollegen gezielt auf EE-Fragen an und ermutigen sie zu eigenem Engagement.

    • Grünes Vorschlagswesen: Bei der Einreichung grüner Ideen werden Extrapunkte vergeben, damit Klima-schutzvorschläge nicht an Renditevorgaben scheitern.

    • Belegschafts-Energiegenossenschaften: Sie ermöglichen EE-Projekte (z. B. Photovoltaikanlage) auf dem Betriebs- gelände, sind aber eigenständige Wirtschaftseinheiten außerhalb der Bilanz des Unternehmens.

    • Klimaschutzwettbewerbe: Spielerisches Format, bei dem Abteilungen oder Gebäude für einen bestimmten Zeitraum darum konkurrieren, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.

    • Umweltteams: Plattform für Mitarbeiter, um eigene Umweltprojekte in Unternehmen voranzutreiben.

    • Auszubildende-Projekte: In selbst gestalteten Klima-schutzaktionen und -projekten lernen Auszubildende, EE-Ideen zu generieren und umzusetzen. Dadurch werden Klimaschutz-, Team-, und Projektmanagement-Kompetenzen der zukünftigen Fachkräfte gestärkt.

    • Vernetzungsplattformen: Sie bieten EE-Mitarbeitenden die Möglichkeit, weitere Unterstützer für die Energie-wende im Unternehmen zu identifizieren. Sie bieten die Chance, eigene ‚grüne‘ Initiativen sichtbar zu machen und andere wahrzunehmen, Feedback einzuholen, Ideen gemeinsam weiterzuentwickeln und durch das Netzwerk benötigte Ressourcen zu generieren.

    • Die erfolgreichen Instrumente zur Energiewende im Unternehmen durch Mitarbeitende werden in der enEEbler-Toolbox zusammengefasst und über einen Praxisleitfaden interessierten Unternehmen zugänglich gemacht.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelMitarbeiter-Engagement für Erneuerbare Energien in Unternehmen – enEEbler

    Laufzeit01.03.2013 – 31.08.2016

    Förderkennzeichen01UN1202

    VerbundkoordinationAlanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft gGmbH Prof. Dr. Susanne BlazejewskiVillestraße 353347 AlfterTelefon: +49 (0)2222 9321 1629E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerHochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), Fakultät Betriebswirtschaft und Internationale Finanzen

    Weitere Informationenhttps://www.eneebler.de

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    www.bmbf.de

    mailto:susanne.blazejewski%40alanus.edu?subject=http://www.eneebler.de/http://www.bmbf.de

  • Die Energiewende: Mehr Akzeptanz nur durch mehr GerechtigkeitEnergiekonflikte – Akzeptanzkriterien und Gerechtigkeitsvorstellungen unterschiedlicher erneuerbarer Energiesysteme

    Untersuchung von KonfliktenDazu untersuchen die Forscherinnen und Forscher eine Reihe von Konflikten um den Ausbau von Windkraftan-lagen und Hochspannungsnetzen in den drei Fallregionen Schleswig-Holstein, Berlin-Brandenburg und Baden- Württemberg. Neben Umfragen, Interviews und Gruppendiskussionen führen sie dazu auch teilnehmende Beobachtungen der mik-rosoziologischen Konfliktdynamik durch. Und sie erheben für jeden Fall den Stand von Planungsverfahren und des Beteiligungsmodells, führen eine Diskurs- und Netzwerk-analyse durch und ermitteln die Lebensstile der Akteure. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Herausarbeitung der leitenden Gerechtigkeitsvorstellungen sowie die Frage, was Menschen dazu bringt, in einer Konfliktsituation sich für oder gegen ein bestimmtes Projekt auszusprechen und aktiv zu engagieren. Die Haltung zu Energiewendeprojekten ist differenziert zu betrachten, es gibt verschiedene Pfade der Haltungsänderung pro oder contra.

    Merkmale der Gegnerinnen und Gegner:• Zeit. Aktiver Protest setzt Zeit als strategische Ressour-

    ce voraus.• Alter. Die Altersverteilung ist stärker in Richtung der

    Älteren verschoben.• Männer. Insbesondere auf der Ebene der (informellen)

    Leitung von Protestorganisationen finden sich mehr Männer als Frauen.

    • Mittelschicht. Bildung, Einkommen und Berufsstruktur weisen den Protest als Mittelschichtphänomen aus.

    • Vernetzung. Viele Aktivistinnen und Aktivisten sind in

    ihren Gemeinden gut vernetzt (Vereine etc.), was die Rekrutierung erleichtert.

    • Medienkompetenz. Die neuen Medien führen ebenfalls zu einer leichteren Rekrutierung sowie zur bundesweiten Diffusion von Argumentmustern.

    • Lebensstil. Der alltägliche Energieverbrauch der Projektgegnerinnen und -gegner ist breit gestreut und unterscheidet sich kaum vom Bevölkerungsschnitt.

    Der Wertverlust des eigenen Hauses spielt eine untergeordnete Rolle. Wichtigere Motive als der Wertverlust sind Gesund-heitsrisiken und der Naturschutz (besonders in Schleswig-Holstein), dass der Beitrag zum Klimaschutz nicht gesehen wird und die Anlagen als unwirtschaftlich gelten (Baden-Württemberg), oder dass die Bürgerbeteiligung mangelhaft ist und die bereit gestellten Informationen unglaubwürdig sind (Brandenburg). Hier sind Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Akzeptanz, die allerdings fallspezifisch angegangen werden muss. Den „harten Kern“ der Projektgegnerinnen und –gegner, je nach Fall sind das zwischen 30 Prozent und 60 Prozent, kann man damit aber meist nicht erreichen.Gerechtigkeitsfragen spielen in lokalen Konflikten eine sehr wichtige Rolle. Das beginnt mit der Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit der Energiewende auf überge-ordneter Ebene, zum Beispiel Ausnahmen bei der EEG-Umlage. Die Gegnerinnen und Gegener finden es zudem nicht gerecht, wenn Kommunen, die schon belastet seien, nun von Windrädern quasi „umzingelt“ würden. Auch die Verfahrensgerechtigkeit wird oft bemängelt. Dabei werden die Gerechtigkeitskriterien oft nicht offengelegt.

    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Forschungsprojekt Energiekonflikte fokussieren auf die Konflikt- und Ge-rechtigkeitsdimension der Energiewende. Warum treffen Windkraftanlagen oder der Ausbau der Stromnetze auf massive lokale Proteste, wo doch die große Mehrheit der Deutschen in Umfragen immer wieder angibt, für die Energiewende zu sein? Eine gängige Vermutung lautet: Menschen, die die Energiewende im Grundsatz begrüßen, lehnen ein konkretes Pro-jekt deshalb ab, weil es Nachteil hat, das ihre (wahrgenommenen) Interessen beeinträchtigt, zum Beispiel Gesundheit oder Grundstückswerte. Aber diese Haltung – in der Fachdebatte auch als NIMBY (Not In My Back-Yard) bezeichnet – trifft die Motive der Gegnerinnen und Gegner nicht wirklich. In einem transdisziplinären Forschungsvorhaben unter Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung haben die Universität Potsdam, die Christian-Albrechts Universität zu Kiel und das Institut Raum und Energie einmal näher untersucht, wer die Gegnerinnen und Gegener eigentlich sind, welche Argumente sie vorbringen, und welche Gerechtigkeitsvorstellungen sie haben.

  • HandlungsempfehlungenDie Forscherinnen und Forscher empfehlen zukünftig eine explizit geführte Debatte über die Gerechtigkeitsprinzipien in Energiewendekonflikten. Pauschale Lösungen wie etwa die ersatzlose Streichung von § 35 BauGB (Bauen im Außenbereich) oder die flächendeckende Einführung der 10H-Regelung (Mindestabstand Windkraftanlagen von Wohngebäuden) sind kontraproduktiv. Stattdessen wird eine Stärkung und verfahrensmäßige Öffnung der Regionalplanung sowie eine bessere Koordination mit den Kommunen benötigt. Eine bundesweite „Serviceagentur Energiewende“ ist ebenfalls sinnvoll, meinen die Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler, die glaubhaft die Abwägung aller Konfliktbelange vornimmt, Mediation an-bietet und Fachkräfte in diesem Bereich fortbilden kann.

    Auch dann aber bleiben Konflikte, weil manche Lasten zu (er-)tragen bleiben. Hier muss auch über die Kompensation von Gemeinden und von Bürgerinnen und Bürgern nach-gedacht werden. Andernfalls droht der Energiewende eine noch tiefere Akzeptanzkrise – etwa dann, wenn kapital-kräftige externe Investoren großflächige Aufkäufe tätigen, befürchten die Forscherinnen und Forscher.Insgesamt hat das Projekt verdeutlicht, dass die Energie-wende als großskaliger sozio-technischer Transformations-prozess quasi notwendigerweise zu Konflikten führt. Es kann nicht darum gehen, diese zu verhindern. Es muss vielmehr darum gehen, die Menge der unnötigen und unproduktiven Konflikte zu reduzieren, um aus den un-vermeidlichen und produktiven zu lernen. Die Stärkung der Gerechtigkeitsdebatte ist dafür unverzichtbar.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelAkzeptanzkriterien und Gerechtigkeitsvorstellungen unterschiedlicher erneuerbarer Energiesysteme – Energiekonflikte

    Laufzeit01.10.2013 – 31.01.2017

    Förderkennzeichen01UN1217

    VerbundkoordinationPotsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Dr. Fritz ReusswigPostfach 601203 14471 PotsdamTelefon: +49 (0)331 288 2576Telefax: +49 (0)331 288 20881E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerRaum und Energie, Institut für Planung, Kommunikation, Prozessmanagement, GmbHChristian-Albrechts-Universität zu Kiel, Philosophisches SeminarUniversität Potsdam, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät

    Weitere Informationenhttps://www.energiekonflikte.de

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    www.bmbf.de

    mailto:fritz.reusswig%40pik-potsdam.de?subject=http://www.energiekonflikte.de/index.php?id=3http://www.bmbf.de

  • EnergiesuffizienzStrategien und Instrumente für eine technische, systemische und kulturelle Transformation zur nachhaltigen Begrenzung des Energiebedarfs im Konsumfeld Bauen/Wohnen

    Im ersten Teil des Projektes entwickeln die Forscherinnen und Forscher in einem interdisziplinären Prozess ein gemeinsames Verständnis für Energiesuffizienz. Mit der Definition von Energiesuffizienz und ihrer drei prinzipiellen Ansätze Reduktion, Substitution und Anpassung sind die Grundlagen für die Arbeiten im Projekt geschaffen. Die Ergebnisse sind im Bericht zur Rahmenanalyse zusammengefasst.

    Im zweiten Teil untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer kriteriengestützten Analyse individuelle, soziale, institutionelle, infrastrukturelle und politische Voraussetzungen für Energiesuffizienz in privaten Haushalten. Die Erkenntnisse sind in der Beschreibung von sieben Personas und folgendem Fazit zusammengefasst:

    Energiesuffizienz-Praktiken• sind in vielen Haushalten zu finden und werden als

    normal wahrgenommen• können durch die Ausgestaltung von Strukturen,

    Abläufen und Ausstattung des Haushaltes ermöglicht und erleichtert werden

    • korrelieren nicht mit der finanziellen Ausstattung• sind im Freizeitbereich weniger akzeptabel als bei

    versorgungsökonomischen Aufgaben

    Weiterhin zeigt eine repräsentative Befragung von 600 Personen, dass die Akzeptanz für suffiziente Handlungsalter-nativen umso höher ist, je geringer die dafür notwendige Veränderung etablierter Routinen ist. Dagegen können sich fast 80 Prozent der Befragten nicht vorstellen, Wasch-maschinen gemeinschaftlich zu nutzen.

    Ein interessantes Ergebnis erbrachte die Befragung im Bereich Wohnen: Rund ein Drittel der Befragten kann sich vorstellen, im Alter oder bei sinkender Personenzahl im Haushalt in eine kleinere Wohnung oder eine Wohngemeinschaft umzuziehen. Hier besteht Potenzial für eine Begrenzung des Pro-Kopf-Wohnflächenwachstums, das einen großen Einfluss auf den persönlichen Energieverbrauch hat.

    In einer Synthese fertigen die Forscherinnen und Forscher für ausgewählte Energieanwendungsfelder Suffizienzspektren an, in denen sowohl die Handlungsoptionen als auch die Hemmnisse durch Einschränkungen und persönlicheRahmenbedingungen systematisiert dargestellt sind.In Modellrechnungen ist für den Fall einer vollständigen Umsetzung der Maßnahmen der Suffizienzspektren in Kombination mit einer maximalen Ausschöpfung der Energieeffizienzpotenziale eine Stromeinsparung von bis zu 77 Prozent für den Haushaltssektor in Deutschland quantifiziert, d.h. eine Stromverbrauchsreduktion von bis zu 110 TWh/a, davon zwei Drittel durch Energiesuffizienz.

    Zu Ausschöpfung dieses Potenzials sind kommunale Rahmenbedingungen für suffizienzorientiertes Handeln erforderlich. Kommunale Klimaschutzkonzepte und Masterpläne werten die Forschenden in dieser Hinsicht aus. Die Analyse zeigt, dass in den Handlungsfeldern Ernährung, Konsum und Bauen / Wohnen erheblicher Handlungs- und zum Teil noch Forschungsbedarf besteht, um Suffizienz im kommunalen Klimaschutz systematisch zu verankern. Im Dialog mit Praxispartnern bewerten sie Möglichkeiten zur Förderung gemeinschaftlicher Wohnformen und arbeiteten Vorschläge zur Weiterentwicklung aus.

    Energiesuffizienz ist eine Strategie mit dem Ziel, den Aufwand an technisch bereitgestellter Energie durch Veränderungen des Techniknutzens und weiterer Nutzenaspekte auf ein nachhaltiges Maß zu begrenzen oder zu reduzieren. Die Forsche-rinnen und Forscher untersuchen, wie energiesuffiziente Alltagsroutinen, soziale Praktiken und Lebensstilaspekte mit den Anforderungen an eine starke Nachhaltigkeit in Einklang gebracht werden können und die strukturellen und politischen Rahmenbedingungen gestaltet werden müssen, damit Energiesuffizienz im Alltag akzeptabler wird. Für die drei Energie-suffizienz-Ansätze Reduktion, Substitution und Anpassung quantifizieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Reduktionspotenziale für den Haushaltsstromverbrauch. Damit zeigen sie, dass Energiesuffizienz einen signifikanten Beitrag zur Energiewende leisten kann. Die Ergebnisse sind unter anderem in einen internetbasierten Haushalts-Strom-Check, in ein Handbuch zur nachhaltigen Produktgestaltung für die Geräteindustrie, in die Entwicklung von nationalen Instrumenten zur Reduktion des Stromverbrauchs und zur Förderung des kommunalen Klimaschutzes eingeflossen.

  • Im dritten Teil des Projektes analysieren die Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler aufbauend auf den Erkenntnissen Politikansätze zur Unterstützung von Energiesuffizienz in Privathaushalten und unterbreiten Vorschläge für ein integriertes Paket von Politikinstrumenten für Energieeffizienz und -suffizienz bei Elektrogeräten. Es enthält drei grundlegende Ansätze und die entsprechenden Instrumente:

    • Instrumente des Förderns, Forderns und Informierens der Haushalte, des Handels und der Hersteller von Elektrogeräten sowie von Anbietern energiesuffizienter Dienstleistungen. Solche Handlungsansätze und Politi-kinstrumente betreffen das Gerätedesign (z. B. kleinere Geräte, Absolutwerte des maximalen Energieverbrauchs, abschaltbare Funktionen) wie auch den Kauf und die Nutzung von Geräten (z. B. kleinere oder andere Geräte).

    • Spezielle anwendungsübergreifende Instrumente, die den Stromanbietern die Aufgabe übertragen, den Stromverbrauch der Haushalte absolut zu verringern (Stromkundenkonto) oder die Kommunen als Akteure dabei unterstützen, das Wachstum der Wohnfläche pro Kopf zu verringern oder zu stoppen.

    • Ansätze, die Treiber des Energieverbrauchs auf der Makroebene zu begrenzen. Hierzu konnten im Rahmen des Projekts zwar Treiber identifiziert, jedoch keine konkreten Politikinstrumente entwickelt werden.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems

    ProjekttitelStrategien und Instrumente für eine technische, systemische und kulturelle Transformation zur nachhaltigen Begrenzung des Energiebedarfs im Konsumfeld Bauen/Wohnen – Energiesuffizienz

    Laufzeit01.06.2013 – 31.07.2016

    Förderkennzeichen01UN1214

    Verbundkoordinationifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbHifeu Büro BerlinDr. Lars-Arvid BrischkeReinhardtstr. 5010117 Berlin Telefon: +49 (0)30 2844578-18E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerWuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH

    Projekt- und PraxispartnerDesign Research Lab der Universität der Künste Berlin, Forschungsstelle für Nachhaltigkeit und Klimapolitik Leipzig, Stadt Heidelberg, Stadtwerke Heidelberg, BUND Heidelberg, hd_vernetzt, Energieagentur.NRW

    Weitere Informationenhttps://energiesuffizienz.wordpress.com/bmbf/

    HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, EnergieReferat Grundlagenforschung Energie53170 Bonn

    Redaktion und GestaltungProjektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH DLR Projektträger

    www.bmbf.de

    mailto:lars.brischke%40ifeu.de?subject=https://energiesuffizienz.wordpress.com/bmbf/http://www.bmbf.de

  • ENERGIODie Energiewende im Spannungsfeld zwischen Regionalisierung und Zentralisierung

    Den übergeordneten Rahmen für die empirischen Pro-jektteile von ENERGIO bildet eine Literaturanalyse zu Zu-sammenhängen zwischen Föderalismus, Mehrebenensystem und Ausbau erneuerbarer Energien. Auf dieser Basis werden zwei normativ-theoretische Ansätze gegenübergestellt: die neoklassische Theorie des Föderalismus einerseits und der polyzentrische oder auch Mehr-Ebenen-Governance- Ansatz andererseits. Im Ergebnis werden die Empfehlungen der Literatur zur Politik Erneuerbarer Energien im Mehr-ebenensystem vor dem Hintergrund unterschiedlicher theoretischer und methodischer Zugänge transparent gemacht und reflektiert. Dabei treten zahlreiche Span-nungsfelder, aber auch Berührungspunkte auf.

    Ein erster empirischer Teil führt regionale Modellierungen zu Energieträger(strukture)n einerseits und Energiever-brauchssektoren andererseits vor dem Hintergrund der energiepolitischen Zielvorgaben durch. Neben typischen Erklärungsvariablen wie Flächenverfügbarkeit, Windbe-dingungen oder EEG zeigt sich ein signifikant positiver Einfluss von einigen Variablen, die Anreize für regionale Politiken abbilden bzw. diese zumindest indirekt appro-ximieren: die Arbeitslosenrate des Kreises, der Anteil von Bündnis 90/Die Grünen bei Landtagswahlen und eine links ausgerichtete Landesregierung. Kontrafaktische Sze-narien verdeutlichen, dass Unterschiede in diesen Variab-len bereits vorhandene (quasi-)fixe Unterschiede zwischen den Regionen (Flächenverfügbarkeit etc.) verstärken. Im weiteren Sinne wird deutlich, dass eine Energiewende mit

    national verkündeten Ausbauzielen auf regional unter-schiedliche Ausgangslagen, Anreize und Interessen stößt. Die Verknüpfung mit arbeitsmarktpolitischen Zielen erschwert etwa eine Koordination energiepolitischer Ziele und Maßnahmen auf Bundesebene.

    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen das Verhalten der Haushalte als Energienachfrager. Im Rahmen einer repräsentativen Haushaltsbefragung mit integriertem Stated Preferences Discrete Choice Experiment (DCE) wurden Zahlungsbereitschaften für die regionale Erzeugung von grünem Strom im Vergleich zu grünem Strom ohne Herkunftsbezeichnung ermittelt. Vor Beant-wortung des DCE wurde den Befragten in unterschiedlichen Treatments eine ihrer sozialen Identitäten (regionale, religiöse oder ökologische) ins Bewusstsein gerufen. Aufbauend auf bisherigen Studien erwarten die Forsche-rinnen und Forscher u.a., dass Individuen, die sich stärker mit ihrer Region identifizieren, vermehrt einen regionalen Stromtarif wählen.

    Schließlich untersuchen sie auch das Verhalten und die Strategien der Energieversorgungsunternehmen (EVU), die eine Regionalisierung und Dezentralisierung der Energieversorgung begünstigen oder ihr entgegenwirken. Dazu wurde u.a. eine Befragung unter 353 deutschen EVU im Hinblick auf Kooperations-, Spezialisierungs- und Diversifizierungsstrategien sowie neue Geschäftsfelder durchgeführt. Die Befragung der vorwiegend kleinen,

    Die Bundesregierung hat im Zuge der Energiewende ein Bündel energie- und klimapolitischer Ziele formuliert. Die Um-setzung der dafür notwendigen Maßnahmen bedarf in der Regel einer Abstimmung mit bzw. zwischen Bundesländern und Kommunen sowie einer Implementation von Maßnahmen vor Ort. Eng verbunden mit einer regionalen Umsetzung und eigenen lokalen Initiativen sind Ansätze zu einer Dezentralisierung der Energieversorgung. Zwischen der Regionalisierung der Energiepolitik und Energieversorgung und einem zentralistischen Ansatz existiert jedoch ein potentielles Spannungs-feld, welches sich sowohl aus den Charakteristika der Energieversorgung als auch aus Verhaltens- und Akzeptanzaspekten auf Seiten der Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und staatlichen Institutionen ergibt. Ziel dieses Vorhabens ist es, regionale Aspekte bei der Planung und Umsetzung der Energiewende in Deutschland empirisch zu beleuchten und das Zusammenspiel und potenzielle Spannungsverhältnis zwischen Kosteneffizienz und Präferenzgerechtigkeit sowie Akzeptanz zu verdeutlichen. Mit unterschiedlichen Methoden untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, in welchem Maße die Akzeptanz und die Mitwirkung der beteiligten Akteure regional ausgeprägt sind, energiepolitische Maßnahmen regional differenzierter oder kosteneffizienter ausgestaltet werden können. Außerdem erforschen sie wie die Koordination zwischen Governance-Ebenen in der Energiepolitik verbessert werden kann.

  • kommunalen und in mehreren Wertschöpfungsstufen tätigen Unternehmen hat gezeigt, dass trotz positiver Ein-schätzung der Ertragslage aktuell bestehende gesetzliche Rahmenbedingungen sowie der steigende Anteil erneuerbarer Energien mehrheitlich eine Herausforderung darstellen, welche oftmals die Notwendigkeit einer Strategieanpassung impliziert. 75 Prozent der EVU gaben an, dass Kooperationen (vor allem im Bereich der Stromnetze) hierfür eine Strategie darstellen. Außerdem werden Diversifizierungs- gegenüber Spezialisierungsstrategien bevorzugt. Neben der Erschließung traditioneller Wertschöpfungsstufen ist die Aufnahme neuer Geschäftsfelder eine wichtige Option (insbesondere dezentrale Erzeugung und Energiedienstleistungen).

    Als methodischer Kontrapunkt untersucht ENERGIO auch die Rolle von Kommunen im Mehrebenensystem der Energiewende mithilfe politikwissenschaftlich-qualitativer Analysen. Für die Kommunen München, Regensburg und Schönau im Schwarzwald wurde gefragt, inwiefern und (wenn ja) aus welchen Gründen und auf welche Weise sich innovative Politikmaßnahmen und –konzepte im Energie-bereich unter den Kommunen ausbreiten. Fallstudienüber-greifend zeigt sich, dass die Diffusion von Politikinnovationen mit seinen Kernmechanismen Lernen, Nachahmung und Wettbewerb eher selten bzw. nur partiell systematischer und formal institutionalisierter Teil von Kommunalpolitik ist. Sie findet i. d. R. in einem informellen, von bestimmten Akteuren geprägten Rahmen und vor allem über Lern-prozesse statt. Politikinnovationen verändern sich auch häufig im Diffusionsprozesses, oder es breiten sich – wenn überhaupt – nur bestimmte Teile von Politikinnovationen aus. Dies liegt an der Prozesshaftigkeit von Politik und den unterschiedlichen Ausgangsbedingungen der Kommunen: Die Rolle von Schlüsselakteuren und die Spezifik von Akteurskonstellationen machen häufig den Unterscheid, auch in den untersuchten Kommunen.

    FördermaßnahmeUmwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformationdes Energiesystems

    ProjekttitelDie Energiewende im Spannungsfeld zwischen Regionalisierung und Zentralisierung – ENERGIO

    Laufzeit01.09.2013 – 30.11.2016

    Förderkennzeichen01UN1220

    Verbundkoordinationifo Institut, Zentrum für Energie, Klima und erschöpfbare Ressourcen Prof. Dr. Karen Pittel Poschingerstr. 5 81679 München Telefon: +49 (0)89 9224 1384E-Mail: [email protected]

    VerbundpartnerUniversität Kassel, Fachgebiet Empirische WirtschaftsforschungUniversität Hamburg, Fac