projektwerkstatt2019 · Systeme handeln nicht von alleine. Und sie wandeln sich nicht von alleine....

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Wir können Ökonomie besser von Günter Faltin Haben Sie die Artikel über das rapide Auftauen der sibirischen Permafrost- böden in diesem Sommer gelesen? Von den Klimaforschern eigentlich erst für das Ende dieses Jahrhunderts erwartet, bricht es sich offenbar jetzt schon Bahn – und setzt gewaltige Mengen an Methan frei, was wiederum die Erderwärmung noch weiter beschleunigt. So weit Sibirien auch von uns ent- fernt scheint: Wenn dort das Ökosystem kippt, kippen wir mit. Wir müssen also nicht irgendwann, sondern jetzt Ernst machen mit dem Kli- maschutz. Wir müssen runter im Ressourcenverbrauch. Deutlich. Wir kön- nen nicht weiter wachsen wie bisher. Aus der Geschichte wissen wir: Expan- sionistische Politik ist verhängnisvoll. Wenden wir diesen Gedanken auf die Ökonomie an: Treten wir expansionistischer Ökonomie entgegen! Systeme handeln nicht von alleine. Und sie wandeln sich nicht von alleine. Es braucht Akteure, die das Schiff auf neuen Kurs bringen. Einer dieser Akteure sind Sie – wir alle. Tag für Tag treffen wir viele Entscheidungen, wofür wir unser Geld ausgeben – und wofür eben nicht. Wenn unsere Einkäufe sich ändern, bleibt den Unternehmen gar nichts anderes übrig, als sich ebenfalls 2019 projektwerkstatt EDITORIAL INHALT Editorial 1 / 2 Neue Quellen für Darjeeling 2 / 3 Sinnvoll und sozial 4 Biotee aus Assam / Tee-Tipp 5 Neue Tee-Verpackung 5 Nachhaltig und klimafreundlich 6 Sammelbestellung / Unser CO 2 -Fußabdruck 6 Ratiodrink / Zait 7 Ratioputz 8 / 9 Wasserkampagne 10 Kunst und Nachhaltigkeit 11 Stiftung / Summit / Masterclass / Medmin 12 Wir können Ökonomie besser 13 Vom kleinen u zum großen U 14 Der Citoyen als Entrepreneur 15 Impressum 15 Buchvorstellung: David gegen Goliath 16

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Wir können Ökonomie besser

von Günter Faltin

Haben Sie die Artikel über das rapide Auftauen der sibirischen Permafrost-böden in diesem Sommer gelesen? Von den Klimaforschern eigentlich erst für das Ende dieses Jahrhunderts erwartet, bricht es sich offenbar jetzt schon Bahn – und setzt gewaltige Mengen an Methan frei, was wiederum die Erderwärmung noch weiter beschleunigt. So weit Sibirien auch von uns ent-fernt scheint: Wenn dort das Ökosystem kippt, kippen wir mit.

Wir müssen also nicht irgendwann, sondern jetzt Ernst machen mit dem Kli-maschutz. Wir müssen runter im Ressourcenverbrauch. Deutlich. Wir kön-nen nicht weiter wachsen wie bisher. Aus der Geschichte wissen wir: Expan-sionistische Politik ist verhängnisvoll. Wenden wir diesen Gedanken auf die Ökonomie an: Treten wir expansionistischer Ökonomie entgegen!

Systeme handeln nicht von alleine. Und sie wandeln sich nicht von alleine. Es braucht Akteure, die das Schiff auf neuen Kurs bringen. Einer dieser Akteure sind Sie – wir alle. Tag für Tag treffen wir viele Entscheidungen, wofür wir unser Geld ausgeben – und wofür eben nicht. Wenn unsere Einkäufe sich ändern, bleibt den Unternehmen gar nichts anderes übrig, als sich ebenfalls

2019projektwerkstatt

EDITORIAL

INHALTEditorial 1 / 2Neue Quellen für Darjeeling 2 / 3Sinnvoll und sozial 4Biotee aus Assam / Tee-Tipp 5Neue Tee-Verpackung 5Nachhaltig und klimafreundlich 6Sammelbestellung / Unser CO2-Fußabdruck 6Ratiodrink / Zait 7Ratioputz 8 / 9Wasserkampagne 10Kunst und Nachhaltigkeit 11Stiftung / Summit / Masterclass / Medmin 12Wir können Ökonomie besser 13Vom kleinen u zum großen U 14Der Citoyen als Entrepreneur 15Impressum 15Buchvorstellung: David gegen Goliath 16

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zu ändern. Wir stellen Ihnen in diesem Journal zwei Aktionen vor, bei denen Sie mit geringem Einsatz einen nachhaltigen Effekt erzielen können.

Die eine handelt von Wasser. Flaschen-wasser ist nicht besser als Leitungswas-ser. Das zeigen alle Untersuchungen, zu-letzt auch die der Stiftung Warentest. Und Leitungswasser ist sage und schreibe um den Faktor 600 klimafreundlicher. Tun Sie dem Klima einen Gefallen: Hören Sie auf, Wasser in Flaschen zu kaufen.

Die zweite handelt von Reinigungsmitteln. Die Großen der Branche – Unilever, Procter & Gamble – versprechen uns viel und sind Meister der Werbelyrik. Für das Klima aber gibt es bessere Reinigungsmittel. In der Projektwerkstatt haben wir uns unter dem Stichwort „Haushaltskampagne“ seit Jah-ren mit dem Thema beschäftigt. Jetzt kön-nen wir Ihnen eine Lösung präsentieren. „Ratioputz“ arbeitet mit deutlich umwelt-freundlicheren Stoffen. Und das sogar preisgünstig.

Die Politik schafft es nicht alleine, der Ge-fahren Herr zu werden, die die Existenz der Menschheit bedrohen. Es braucht uns alle. Früher nannte man Menschen, die sich in ihrem Gemeinwesen engagierten, Citoy-ens. In der europäischen Politik spielten sie von der Renaissance bis in die Gegen-wart eine unverzichtbare Rolle. Heute brauchen wir den Citoyen mehr denn je, um den zerstörerischen Tendenzen mo-derner Ökonomie Paroli zu bieten. Damit wächst ihm eine neue, ökonomische Rolle zu: der Citoyen als Entrepreneur. Ich nenne es Citizen Entrepreneurship.

Als Kunden der Teekampagne tragen Sie bereits dazu bei, unsere Ökonomie nach-haltiger und fairer zu machen. Sie sind schon Teil der Bewegung in die richtige Richtung. Vielen Dank dafür.

NEUE QUELLEN FÜR DARJEELING

@

Von Kathrin Gassert

W asser ist Leben. Aber zuviel Wasser kann auch Leben gefähr-den. Mit beiden Seiten sind die Menschen in Darjeeling seit je-her vertraut. Der Monsun bringt jeden Sommer große Regen-

mengen, die eine üppige Vegetation ermöglichen, aber im Extremfall auch große Schäden verursachen können. Manchmal regnet es an einem Tag so viel wie in Berlin in sechs Monaten. Bei solchen Verhältnissen kann sich Raubbau an der Natur sehr schnell rä-chen. Ungezügeltes Abholzen führte zu Erosionen und Erdrutschen an den steilen Hängen – der größte Erdrutsch in Asien fand 1968 in Darjeeling statt. Zum Glück hat bereits in den 1990er Jahren ein Umdenken stattgefunden. Das Wiederaufforstungsprojekt, das die Projektwerkstatt 1992 startete, er-wies sich relativ schnell als erfolgreich – Wiederanpflanzung heimischer Bäume als Schutz gegen Bodenerosion. Die Baumsetzlinge sind nicht nur für das Aufforsten von Wäldern begehrt, sondern auch als Schattenbäume in Teegärten. Wir investieren damit in die langfristige Sicherung der Ressource Darjeeling-Tee und bieten eine zusätzliche Einkommensquelle für Familien, die Baumsetzlinge ziehen und an unser Projekt verkaufen. Seit 1996 organisiert der WWF-India das ausschließlich durch uns finanzierte SERVE-Programm: „Save the Environment and Regenerate Vital Employ-ment“. Im Laufe der Zeit konnte es neben der Aufforstung um weitere Aktivi-täten ergänzt werden, wie zum Beispiel Umwelterziehung an Schulen, Imke-rei, Herstellung von Bio-Briketts oder Öko-Tourismus.In letzter Zeit jedoch bemerken wir weitere Umweltveränderungen, die ver-mutlich auf den globalen Klimawandel zurückzuführen sind. Die Regenmus-ter in Darjeeling haben sich gewandelt: Gab es früher regelmäßig im Frühjahr

ausreichend Niederschläge, so fallen diese zunehmend geringer aus – und wenn es regnet, dann meistens so hef-tig, dass das Wasser kaum Zeit hat, in den Boden einzu- sickern. Eine Folge davon sind versiegende Quellen. So wie vor einem halben Jahr-hundert lokaler Raubbau die

Existenz der Menschen in Darjeeling gefährdete, erwächst jetzt durch den globalen Raubbau eine neue Gefahr – für die Region, und auch für unser

Der Ablauf des Quellen-Projekts: Zum Auffangen der Niederschläge werden Gruben ausgehoben …

Wenn der Gewinn oberstes Ziel ist, folgt daraus logisch, dass die Qualität des Produkts es nicht ist. Ebenso wenig wie die Mitarbeiter, die Natur, die Kunden oder das Preis-Leistungs-Verhältnis des Produkts. Günter Faltin

P.S. Helfen Sie uns bitte, noch mehr zu sparen! Gestatten Sie uns bitte, dass wir Sie auch per E-Mail kontaktieren dürfen! Bitte schreiben Sie uns dafür folgende Mail an [email protected]: „Hiermit erlau-be ich Ihnen, mich, (Vorname, Name, PLZ, Ort) per E-Mail zu kontaktieren.“ Selbst-verständlich geben wir keinerlei Daten von Ihnen an Dritte weiter. Ihr Günter Faltin

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TEEKAMPAGNE

wichtigstes Produkt. Die nachhaltige Sicherung des Teeanbaus in Darjeeling hängt also auch davon ab, wie schnell und wie stark wir in den reichen Län-dern unsere Wirtschaft klimaschonend umbauen können.Natürlich können wir in Darjeeling nicht darauf warten, dass sich in Europa, Amerika und China die Klimapolitik ändert. Eines der aktuellen Projekte im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsprogramms ist die Wiederbelebung von Quellen. Damit lässt sich zum einen das Wasser aus Extrem-Niederschlägen gut ableiten und zum anderen ein Beitrag zur Versorgung mit sauberem Wasser in den trockeneren Monaten von November bis März leisten.In Darjeeling gibt es überwiegend Senkungsquellen, das Grundwasser tritt also an tiefen Punkten im Gelände aus. Bereits mit einfachen Mitteln lassen sich hier messbare Erfolge erzielen. Eimer, Stoppuhr, Maßband, Lot und Schaufel reichen in der Regel aus, um den Wasserdurchfluss zu bestimmen und Gruben und Kanäle zum Auffangen und Weiterleiten des Regenwassers auszuheben. Nachdem der Lauf der Quelle bestimmt wurde, wird ermittelt, in welche Richtungen das Regenwasser den Hang hinab läuft. Je nach Stei-

gung des Hanges werden unterschiedlich große Gru-ben zum Auffangen des Regenwassers ausgehoben. Sie werden in Reihen jeweils versetzt ausgegraben und durch Kanäle miteinander verbunden, um die Quelle zu speisen.Das Quellen-Projekt eignet sich hervorragend für die Kooperation mit der lokalen Bevölkerung. Ein Bei-spiel ist das Dorf Lanku im Distrikt Darjeeling. Bishnu Thapa, ein Lehrer für Naturwissenschaften, hat durch unser Projekt an einer Schulung zur Quel-lenwiederbelebung teilgenommen und setzt das Gelernte tatkräftig um. Ab und zu nimmt er seine Schüler mit ins Gelände, damit sie Umweltschutz live erleben und Berechnungen von Volumina und Flä-chen an praktischen Beispielen üben können. Der Regen schert sich nicht um Besitzverhältnisse. Und nicht jede Fläche, die sich für das Auffangen des Regenwassers eignet, gehört einem so begeisterten Naturschützer wie Lehrer Thapa. Da muss oft Über-zeugungsarbeit geleistet werden. Aber das lohnt sich. Für Darjeeling, für uns – und für Sie.

Das so gefilterte Wasser kommt an einer tieferen Stelle im Gelände wieder ans Tageslicht. Die Quelle kann hierdurch auch außerhalb der regenreichen Monate wieder Wasser spenden.

Bild oben raus - Landschaft Darjeeling rein, evtl. Text kürzen

Die Region Darjeeling erstreckt sich auf rund 200.000 Hektar. 17.500 werden für den Teeanbau genutzt.

… das aufgefangene Regenwasser sickert langsam in den Boden und wird durch die Erd- und Gesteinsschichten natürlich gefiltert.

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Von Leo Pröstler

Von Costa Rica nach Indien ist es eine halbe Weltreise. Und doch gibt es viele Gemeinsamkeiten, wie ich erfahren konnte, als ich eine Delegation der Teekampagne nach Assam und Darjeeling begleitete. Die Teekampagne ist Gründungsinvestor und engagierter Partner unse-rer land- und forstwirtschaftlichen Projekte BaumInvest und PuroVerde in Costa Rica; sie nutzt die CO2-Zertifikate, um ein CO2-neutrales Unter-nehmen zu sein. Auch die Herausforderung ist identisch: Wie kann man gleichzeitig konkurrenzfähig sein und vorbildlich Gemeinwohlaufgaben übernehmen? Ökonomie soll im Dienst der Gesellschaft stehen – neben der Wirtschaftlichkeit muss auch die Verbesserung der ökologischen und sozialen Grundlagen im Fokus stehen.Entsprechend interessiert war ich, die besonderen Bedingungen zu er-fahren, unter denen eine sozial- und umweltverträgliche Teeproduktion möglich ist. Zudem war für mich der Vergleich zwischen den land- und forstwirtschaftlichen Grundlagen in Indien und Costa Rica und der damit verbundene Erfahrungsaustausch eine besondere Bereicherung dieser Reise.

Für mich war der Gegensatz zwischen den beiden von uns besuchten Bio-Teegärten von Chamong in Darjeeling und Tonganagaon in Assam beeindruckend. In beiden Regionen konnten wir Partner für sinnvolle Wasserprojekte gewinnen.In Darjeeling kommt es durch den Klimawandel oft zu kürzeren, dafür aber heftigeren Regenfällen, die schnell ablaufen und daher von der

Erde nicht mehr aufgenommen werden können. Die Fol-ge davon sind versiegende Quellen, die wichtig für die Trinkwasserversorgung in der Region sind.Hier konnten wir dem Start eines besonders ökosozialen Wasserprojektes zur Sicherung der Quellen beiwohnen. Kathrin Gassert hat es auf den vorangehenden Seiten beschrieben. Die Maßnahme zeichnet sich durch ein-fachste Technologie aus und ist durch die Betroffenen selbst durchführbar. Ein besonderer Vorteil dieses Pro-

jektes ist auch, dass durch das gemeinsame Arbeiten ein Zusammenge-hörigkeitsgefühl und Verantwortung für Gemeinwohlgüter entsteht.

In Assam (dem entlegenen Bundesstaat Indiens, zwischen Bhutan, Myanmar, Bangladesch und China) ist das Problem nicht so sehr die Erosion, denn das Land ist flach. Umso größer ist die Ge-fahr durch Überschwemmungen, die immer wie-der durch extreme Niederschläge verursacht werden. Zu viel Wasser wird hier zum Problem für eine saubere Trinkwasserversorgung.Im größten Teeanbaugebiet der Welt inmitten konventioneller Teeplantagen befindet sich die Bio-Plantage Tonganagaon. Vor zehn Jahren hatte die Familie Lohia, die bereits in der fünften Gene-ration Teehandel betreibt, Tonganagaon übernom-men. Damals war diese Plantage nach fünf Jahren ohne Bewirtschaftung extrem heruntergekom-men, die Familien der Teepflücker waren ohne Einkommen, die Teesträucher verwildert oder gar zerstört.Teeanbau, besonders Bioteeanbau, ist sehr perso-nalintensiv. Etwa 800 Pflückerinnen und Arbeiter sind auf der Plantage beschäftigt und leben mit ihren Familien dort – insgesamt etwa 6.000 Perso-nen. Es gibt sehr klare Vorgaben der staatlichen Verwaltung, was Bezahlung, Urlaub, Standard der Häuser, Gesundheitsvorsorge, Krankenversor-gung und Wasserversorgung angeht. Die Art, wie gewirtschaftet wird, hängt aber stark von der Ein-stellung des jeweiligen Besitzers und dem Einfluss seiner Kunden ab. Ich habe deshalb die Gelegen-heit genutzt, Ashok Lohia, dem Besitzer der Plan-tage, der uns die meiste Zeit begleitete, Fragen zu stellen, die mir wichtig waren.

Wir sind mehr als das, was wir geworden sind. Es steckt mehr in uns. Machen wir doch ein bisschen mehr aus uns.

Günter Faltin

Leo Pröstler ist

Unternehmer aus

Leidenschaft. In den

letzten 30 Jahren hat

der gelernte Diplom-

Ingenieur über zehn

Unternehmen gegrün-

det, darunter die

Projekte BaumInvest

und PuroVerde in

Costa Rica, den

Waschbär-Versand,

die Reiseagentur

travel-to-nature sowie

die Querdenker GmbH.

SINNVOLL UND SOZIAL EIN BESUCH BEI DEN PROJEKTEN

DER TEEKAMPAGNE IN DARJEELING UND ASSAM

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D ie Teekampagne spart, wo sie kann – aber nicht an der Qua-lität. Deswegen kommen bei uns nur erstklassige und mehr-fach kontrollierte Tees zum Verkauf. Natürlich muss dazu

auch die Verpackung passen, damit Sie Ihren Tee problemlos lagern können und er seinen feinen Geschmack bewahrt. Duft und Aroma dürfen von innen nicht entweichen und äußere Einflüsse wie Feuch-tigkeit oder Gerüche müssen vom Inhalt ferngehalten werden – die Spezialisten sprechen da von einer sogenannten Hochbarriere. Des Weiteren soll die Packung für den Transport leicht sein, aber dennoch stabil genug, um die Teeblätter vor Druck und Zerreibung zu schüt-zen. Und sie soll natürlich möglichst wenig Ressourcen verbrauchen,

eine gute Energie- und Klimabilanz aufweisen und recyclebar sein.All diese Anforderungen gleichzeitig und hundertprozentig zu erfül-len, dürfte wohl nicht möglich sein. Aber wir bemühen uns, immer besser zu werden. Und die neue Verpackung, die wir zuerst nur für unseren Earl-Grey-Tee eingesetzt hatten, ist eine deutliche Verbes-serung: Die neue Verbundfolie schützt das Aroma besser und benö-tigt weniger Ressourcen. Zudem kann die äußere Schicht aus FSC-zertifiziertem Kraftpapier per Laser beschriftet werden – so sparen wir Etiketten und Klebstoff. Deshalb werden wir schrittweise auch unsere übrigen Teesorten auf diese neue Verpackung umstel-len.

Das ist Ihnen sicherlich auch schon passiert: Sie haben Tee aufgesetzt, ir-gendetwas kam dazwischen, Sie haben den Tee vergessen und jetzt haben Sie ihn 10 oder 20 Minuten oder noch länger ziehen lassen. Wenn es First Flush war, schütten Sie den Tee nicht weg!Sie werden überrascht sein. Ich jedenfalls war es. Der Tee schmeckt erstaun-lich rund, fast mit einer Spur von Süße. Nicht mehr so scharf und grasig, was ja typisch für den First Flush ist, sondern deutlich milder. Und noch ein Vor-teil, er wirkt nicht mehr aufputschend. Vielleicht ist dies auch ein Grund, dass ich eher wenig Tee verwende. Einen Teelöffel auf einen Liter Tee.Sie brauchen es mir nicht zu sagen, es ist gegen alle Teeregeln. Aber ich lasse meinen Tee jetzt regelmäßig länger ziehen als die traditionell angesagten 3-5 Minuten. Ihr Günter Faltin

Mir ist klar, das ist schlecht für den Umsatz der Teekampagne, aber Ihrem Geldbeutel und unserer Umwelt tut es gut.

Was unterscheidet Ihre Plantage von anderen Plantagen in Assam?Tonganagaon ist eine der wenigen Bioplantagen in Assam, sie ist mit 545 Hektar klein im Vergleich zu den anderen Plantagen in Assam. Auf 250 Hektar wachsen junge, neu gepflanzte Teesträucher. Diese bedeu-ten auch höhere Qualität des erzeugten Tees.

Vor zehn Jahren haben Sie die Plantage übernommen. Was haben Sie seither erreicht?Wir konnten für die Familien der Teepflücker mit insgesamt 6.000 Men-schen in den Dörfern wieder Lebensgrundlagen schaffen, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Dies betrifft die Wohnsituation durch den Bau neuer Häuser sowie die medizinische Versorgung – der Krankenstand konnte stark reduziert werden. Ebenso werden alle Haus-halte mit Filtern für sauberes Trinkwasser und mit guten preiswerten Lebensmitteln versorgt. Nach den fünf Jahren vor der Übernahme ohne Geld und Arbeit konnte mit Leidenschaft, Glaube und Durchhaltevermö-gen den Familien wieder eine Perspektive gegeben werden.

Was ist der Beitrag der Teekampagne zu dieser Entwicklung?Mit der Teekampagne verbindet uns eine faire, mehr als 20jährige ver-lässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Partner der Tee-kampagne haben das Verständnis für den Mehraufwand für Bioanbau: eine um 40 Prozent reduzierte Erntemenge bei höherem Personalauf-wand. Die Bereitschaft, dafür auch einen höheren Preis zu bezahlen, er-möglicht es uns, diese aufwändige Produktionsform in Assam durchzu-halten und Tee in dieser besonderen Qualität zu erzeugen.Interview: Leo Pröstler

Unser Tee im neuen Gewand

BIO-TEE AUS ASSAM Drei Fragen an Ashok Lohia, Besitzer der Bio-Teeplantage Tonganagaon

TEE-TIPP LANGE ZIEHEN LASSEN

TEEKAMPAGNE

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UNSER CO2-FUSSABDRUCK

„Die auf der Konferenz von Rio propagierte nachhaltige Entwick-lung (sustainable development) ist dabei, uns eine Herzensangele-genheit zu werden. Und während die einen nur darüber reden, han-deln andere bereits.“ Das konnte man in der taz vom 11. Juli 1992 lesen, „die anderen“, die damals bereits handelten, das war die Teekampagne/Projekt-werkstatt. Wir hatten zu einer Konferenz geladen, auf der Tee- und Umweltexperten aus Indien und Deutschland über die Möglichkei-ten diskutierten, den Tee-Anbau ohne künstliche Düngemittel und chemische Pestizide zu betreiben. Auf indischer Seite traf das Bestreben der Teekampagne nach „mehr Bio“ und nachhaltiger Entwicklung auf Ablehnung – es war so ziemlich das Gegenteil der grünen Revolution, die in den 1960er Jahren mithilfe von Chemie der Landwirtschaft zur Hochleistung verhelfen wollte. Bis dato arbeiteten in Darjeeling nur die Teegär-ten Makaibari und Singell nach den Vorgaben des kontrolliert biolo-gischen Anbaus und wurden von anderen Plantagenbesitzern als etwas spinnert belächelt. Und auch im deutschen Teehandel wurde die Idee nachhaltig produzierten Bio-Tees von den meisten als ver-rückt abgetan.Heute, knapp dreißig Jahre später und drei Millionen in Darjeeling gepflanzter Setzlinge weiter, sind nachhaltige Landnutzung und Bio-Anbau in Darjeeling längst Mainstream – rund 70 Prozent der Teegärten arbeiten nach dieser Methode. Wir freuen uns, dass wir als Pioniere einen Beitrag dazu leisten konnten.

Der Bio-Anbau von Tee verursacht weniger CO2 als konventionelle Anbaumethoden. Und der Transport mit dem Schiff weniger als mit dem Flugzeug. Diese beiden wichtigsten Instrumente, um Tee kli-maschonend herzustellen und zu handeln, nutzen wir seit Jahr-zehnten. Und auch schon 2007 haben wir begonnen, unseren CO2-Fußabdruck zu kompensieren: Die Teekampagne/Projekt-werkstatt hat sich als Gründungsinvestor an BaumInvest beteiligt. Das Konzept dahinter ist die Aufforstung ehemaliger Weideflächen in Costa Rica, um so CO2 zu binden. Die Aufforstung ist nach dem renommierten Gold Standard zertifziert.

NACHHALTIG UND KLIMAFREUNDLICH

Die Teekampagne hat bereits 1,2 Millionen Euro in ihr Nachhaltigkeitsprojekt SERVE investiert.

Helfen Sie der Umwelt, indem Sie auf viele kleine Paketsendungen verzichten. Und wenn Sie die Umwelt noch mehr entlasten wollen, dann bestellen Sie doch gleich mit Ihren Freunden oder Kollegen zusammen! Tee stellt keine besonderen Anforderungen an die La-gerung – trocken, dunkel und fern von geruchsintensiven Produk-ten hält er sich problemlos und lässt sich auch noch lange nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums genießen. Tee eignet sich also ideal für die private Bevorratung. Von daher unser Aufruf: Be-stellen Sie doch gleich Ihren Jahresvorrat! Nutzen Sie auch gerne unseren kostenlosen Service für Ihre Jah-resbestellung und registrieren Sie sich auf unserer Website. Dann gehören Sie in jedem Jahr zu den ersten, die beliefert werden.

IHRE SAMMELBESTELLUNG

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OLIVENÖL Das meistgefälschte Lebensmittel EuropasZeit für Zait

FRUCHT IN TÜTENHochwertige Fruchtsaft-konzentrate von RatioDrink

Große Packungen zum günstigen Preis – das kennen Sie von der Teekampagne. Und das können Sie auch bei RatioDrink kennenler-nen. Denn RatioDrink steht für hochwertige Fruchtsaftkonzentra-te, die in einer praktischen Verpackung direkt zu Ihnen nach Hause geliefert werden. Sie mischen sich Ihren Lieblingssaft ganz einfach mit Leitungswasser.RatioDrink ist eng mit der Projektwerkstatt GmbH verbunden – dem Unternehmen, dessen prominentestes „Kind“ die Teekampa-gne ist. Günter Faltin, der Gründer der Teekampagne, ist auch Mit-gründer der RatioDrink AG, deren Geschäftsabläufe durch die Projektwerkstatt organisiert werden.Fruchtsäfte aus der Flasche sind nach dem ersten Öffnen nur noch begrenzt haltbar. Bei den Großpackungen von RatioDrink taucht dieses Problem nicht auf: Durch das „Bag-in-Box“-Prinzip kommt nach dem Öffnen keine Luft mit dem Saftkonzentrat in Berührung,

Die Zeitschrift „Ökotest“ sieht in Olivenöl „das meistgefälschte Lebensmittel Europas“ und ein Preis von „weniger als 10 Euro pro Li-ter gilt als verdächtig“.

Nun zeichnen sich nur rund fünf Prozent aller auf dem Markt befindlichen Olivenöle durch hohe Qualität aus. Der von vielen als Quali-tätsmerkmal verstandene Begriff „Natives Olivenöl Extra“ bezeichnet lediglich einen niedrigen Mindeststandard, der häufig noch unterlaufen wird. Die EU-Olivenölverordnung verhindert eine differenziertere Deklaration zu Lasten der Qualität.

Eine Unternehmung, die das ändern will, trägt den Namen „zait“, die älteste Bezeich-nung für Olivenbaum. Thomas Fuhlrott und Tina Ottmann setzen ausschließlich auf Qua-lität, besuchen ihre Produzenten jährlich vor Ort und bieten Olivenöle aus Italien, Spanien, Griechenland und Portugal zu Preisen an, die in diesem Segment zu den günstigsten gehö-ren. Aber kann gutes Olivenöl überhaupt günstig sein? Ja, es kann. Im Sparmarkt im italienischen Padua kostet ein halber Liter Olivenöl vom Gardasee in mittlerer Qualität 11 Euro. Das entspricht bei „zait“ dem Liter-preis für das teuerste Olivenöl aus Sizilien.

Zauberei? Nicht wirklich. Die Zauberwörter heißen Großgebinde, Kam-pagne und Jahresvorrat. Olivenöl wird nur einmal im Jahr gepresst. Der Kauf eines Jah-resvorrates zu Saisonbeginn spart Kosten bei Vertrieb, Lager und Zinsen. Dieser Kosten-vorteil wird an die Kunden weitergegeben. Je mehr dieser Idee folgen, desto effizienter funktioniert das Ganze. Im nächsten Jahr feiert „zait“ seinen 20. Geburtstag. Wer so lange nicht warten möchte, findet ausführli-che Informationen und alle Olivenöle unter www.zait.de.Mail: [email protected], Tel. 06359-924670

ENTREPRENEURSHIP

so dass sich Ihr RatioDrink auch ohne Konservierungsstoffe lange hält. Sie können also problemlos gleich noch eine andere Sorte aus-probieren, für noch mehr Ge-schmacksvielfalt im Glas. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Bio-Traubensaftkonzentrat oder Bio-Apfel-Holundersaftkonzen- trat? Die 1,5-Liter-Box reicht bei unserer Mischungsempfehlung für 12 Liter köstlichen Safts.Ganz neu im Sortiment ist auch ein trinkfertiger Bio-Frühstücks-saft aus naturtrüben Apfelsaft, Sanddornmark, Karottensaft, Oran-gensaft, Mangomark, Maracujasaft und Topinambursaft.

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet unter www.ratiodrink.de

NACHHALTIG UND KLIMAFREUNDLICH

Neue Akteure bringen neue Perspektiven und damit Alternativen hervor. Das macht Wirtschaft und Gesellschaft offener, facetten-reicher – und leistungsfähiger.

Günter Faltin

Von Thomas Fuhlrott

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Die Haushaltskampagne der Projektwerkstatt

Wasch- und Reinigungsmittel kommen tagtäglich zum Einsatz und sind allgegenwärtig. Allein in Deutschland werden pro Jahr circa 220.000 Tonnen Haushaltsreiniger verkauft – häufig mit Inhaltsstof-fen, die Umwelt und Gesundheit belasten können. Das muss doch besser gehen! Schließlich haben sich natürliche Stoffe wie Essig, Zitronensäure, Soda, Na-tron und Kernseife über Jahrhunderte als Hausmittel bewährt. Diese gehören auch zu den wichtigsten Be-standteilen bei ratioputz, der neuen Haushaltskam-pagne der Projektwerkstatt. Hochwertige Reini-gungsmittel, deren Zutaten häufig aus dem Lebensmittelbereich stammen, zu einem so günsti-gen Preis, dass das Putzen wieder mehr Spaß bringt. Im Sinne der Nachhaltigkeit sind die Produkte als Konzentrat erhältlich und ergiebig im Gebrauch, das

spart Verpackungsmate-rial sowie das lästige Schleppen großer, schwe-rer Packungen. Mit Nach-füllpacks werden zudem Plastikverbrauch und Um- weltbelastung noch wei-ter reduziert.Als Hersteller für das ratioputz-Sortiment haben wir Eco-Point aus den

Niederlanden gefunden – ein passender Partner, so-wohl was die Produkte als auch die Firmenphiloso-phie anbelangt. Ferry Samuels, Gründer und Ge-schäftsführer von Eco-Point, stellt sich seit 1991

einer dreifachen Herausforderung: Wie lassen sich qualitativ hochwertige Putz-, Wartungs- und Schmiermittel herstellen, die die Umwelt so gering wie möglich belasten, ohne jedoch die Betriebskos-ten in die Höhe zu treiben? Diese Philosophie ent-spricht dem Ansatz der Projektwerkstatt, die von Günter Faltin gegründet wurde, um unternehmeri-sche Ideen für eine bessere Ökonomie zu fördern.Bislang stand Eco-Point nur in Geschäftsbeziehun-gen mit großen Industrie-Unternehmen, aber nicht mit Endverbrauchern, wie Sie es sind. Den Part, um-weltschonende Reinigungsmittel direkt zu Ihnen nach Hause zu bringen, übernimmt die Projektwerk-statt mit ihrer Erfahrung im Versandhandel.

Wir brauchen keine unnützen Pro-dukte, die allein dem Zweck dienen, Unternehmensgewinne zu maximie-ren. Weil wir uns Verschwendung nicht länger leisten können. Weil wir unseren Planeten überlasten.

Günter Faltin

ENTREPRENEURSHIP

Ökologische Sauberkeit muss nicht teuer sein

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Herr Samuels, wie sind Sie auf das Thema Reini-gungsmittel gekommen?Als Kind spielte ich am Wasser und war fasziniert von den Kaulquappen im Graben. Ich fischte sie, gab sie in ein Glas und nahm es stolz mit nach Hause. Als ich nach ein paar Jahren dorthin zurückkehrte, gab es kein Leben mehr und der Graben war zu stinkendem Brackwasser geworden. Ich habe nicht ganz verstan-den, was los war. Meine Eltern erklärten mir, dass es an den Schadstoffen im Wasser liege, die den Le-bensraum der Kaulquappen vergiftet hätten.Während meines Studiums als Labortechniker absol-vierte ich ein Praktikum bei einem Hersteller von Reinigungsprodukten. Dabei wurde mir schnell klar, dass die dort verwendeten traditionellen Rohstoffe schädlich für Mensch und Umwelt sind. Es weckte meinen Ehrgeiz, sichere Reinigungsprodukte herzu-stellen. Da meine Vorstellungen und Werte sich von denen meines Arbeitgebers unterschieden, habe ich mit einem guten Freund Eco-Point gegründet. In ei-nem 30-Fuß-Container, der als Büro, Labor und Pro-

3 FRAGEN AN DEN RATIOPUTZ-HERSTELLER FERRY SAMUELS

DIE PRODUKTPALETTEALLZWECKREINIGEREin kräftiger, multifunktioneller, biologisch abbaubarer Allrounder, der ursprünglich für die Lebensmit-telindustrie entwickelt wurde. Das Konzentrat enthält natürliches Soda und kann einfach aufgesprüht und mit Wasser abgespült werden. Es eignet sich zum Beispiel für das Reinigen von Backöfen und Elek-troherden, Dunstabzugshauben und Arbeitsplatten, Mauern und Fußböden, entfernt aber auch Flecken von textilen Oberflächen.

BADREINIGEREin kräftiger, konzentrierter, vollständig biologisch abbaubarer Reiniger auf der Basis von Milchsäure. Sparsam und wasserverdünnbar beseitigt er Kalk- und Rostrückstände auf fast allen Oberflächen, ohne zu ätzen.

GLASREINIGERDie natürlichen Bestandteile dieses Reinigungskonzentrats garantieren eine gute biologische Abbaubar-keit. Sicher im Gebrauch auf Kunststoff, Metall, Glas und Aluminium und damit ideal für Fenster, Möbel, Computer und Arbeitstische.

BODENREINIGEREin konzentrierter, wasserverdünnbarer Bodenreiniger, der speziell für die Entfernung von Ölen und Fetten von Böden konzipiert wurde. Er ist vollständig biologisch abbaubar, enthält keine aggressiven Laugen und ist auch für Holz- und Laminatböden geeignet.

WC-REINIGERAnders als konventionelle Mittel, die häufig aggressive Säuren enthalten, basiert dieser WC-Reiniger auf natürlichen Grundstoffen und ist vollständig biologisch abbaubar. Aufgrund seiner Zähflüssigkeit ist das Konzentrat sicher und sparsam im Gebrauch.

ZUM KENNENLERNEN:Unser ratioputz BASIS-SET umfasst je einen Liter Allzweck-, Glas- und Bad-Reiniger. Für jede Flasche liefern wir einen passenden Sprühaufsatz mit. 9,50 Euro (inkl. Mehrwertsteuer, zzgl. Versand) Das Praktische: Die Reiniger sind bereits gebrauchsfertig und müssen nicht weiter verdünnt werden. Die Flaschen sind zur Weiterverwendung gedacht. Sie müssen nur das Konzentrat nachkaufen und können es dann bequem zuhause in die bereits vorhandene Flasche füllen. Unser ratioputz KOMPLETT-SET enthält zusätzlich zu je einem Liter Allweck-, Glas- und Bad-Reiniger noch je 500 ml Boden- und WC-Reiniger als unverdünntes Konzentrat.16,50 Euro (inkl. Mehrwertsteuer, zzgl. Versand)

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet unterwww.ratioputz.de

Kaufen Sie Ihre Reinigungsmittel ab jetzt bei der Projektwerkstatt. Gut für Ihren Geldbeutel

- und gut für die Umwelt!

duktionsstätte diente, haben wir begonnen.

Gab es ein Vorbild?Es gab keine Vorbilder, wir waren Pioniere auf dem Gebiet der Reinigungsmittel. Es hat uns viel Überzeu-gungsarbeit gekostet, die Menschen zu sensibilisie-ren, Dinge anders zu machen. Produktpräsentationen und Vorträge machten uns nach und nach bekannter. Nachhaltiges Wirtschaften wird jetzt zum Glück auch durch die Gesetzgebung viel stärker gefordert.

Sie sind mit Innovationspreisen für Ihre Erfindun-gen geehrt worden. Können Sie uns Beispiele nennen, was Ihre Produkte von herkömmlichen unterscheidet?Wir nutzen nachwachsende Rohstoffe und Rohstoffe aus Restströmen, das heißt, wir betreiben eine Kreis- laufwirtschaft. Fossile Rohstoffe wie Erdöl gehen zur Neige und werden so wenig wie möglich verbraucht. Zum Beispiel haben wir einen Tintenentferner aus kleingeschnittenen Zuckerrüben hergestellt, Entfet-

ter aus Tannennadeln und Raps sowie Entkalker un-ter anderem aus Zitronen- und Milchsäure. Unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung konzent-riert sich auf die Entwicklung von Produkten, für die keine Kennzeichnung erforderlich ist, weil siekeine ätzenden Inhaltsstoffe enthalten.Auch in Bezug auf die biologische Abbaubarkeit sind wir ehrgeizig, die üblichen 60% Abbaubarkeit in 28 Tagen reichen uns nicht. Unsere Produkte sind bereits in kürzerer Zeit und vollständig biologisch abbaubar.

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WASSER ...

KAMPAGNE FÜR LEITUNGSWASSER

… liegt im Trend. In den Metropolen eröffnen edle Wasser-Bars, in denen von französischem Vulkanwasser über Abfüllungen

aus artesischen Brunnen in Fidschi bis zu Glet-scherwasser aus dem Himalaya alles vertreten ist, was die Welt an Exotik zu bieten hat. Einige Nobel-Restaurants offerieren neben Wein- auch Wasser-Karten – der Rekord liegt bei 40 Seiten. Nicht nur Luxusmarken boomen: Auch in der Gesamtbevölkerung erreicht der Konsum von Flaschenwasser Jahr für Jahr Rekordwerte.

So sehr gerade wir um die Bedeutung von gutem und sauberem Wasser wissen: Dieser Trend ist ökonomischer und vor allem

ökologischer Wahnsinn. Nichtsdestotrotz pumpen weiterhin Konzerne Süßwasser in Ländern, in denen Wasserknappheit herrscht, wie z.B. Südafrika, Äthiopien oder Pakistan, aus dem Grundwasser, um es anschließend in Plastikflaschen abzufül-len und teuer zu verkaufen. Viele von ihnen werden nach Ge-brauch weggeworfen, belasten die Umwelt und verschmutzen die Meere. Großkonzerne – wie Nestlé – berauben Mensch und Natur ihrer eigenen Ressourcen und schlagen daraus einen exorbitanten Profit. Denn Wasser ist teuer. Bei keinem ande-ren Produkt ist die Gewinnspanne so hoch wie bei abgefülltem Wasser. Das darf so nicht weitergehen.

Jeder Deutsche trinkt gut 150 Liter Mineralwasser pro Jahr. Das waren laut Verband Deutscher Mineralbrunnen im Jahr 2018 sage und schreibe 11,7 Milliarden Liter Mineralwasser. 11,7 Milliarden Liter, für die man zunächst Flaschen herstellen musste, größtenteils aus für die Gesundheit und Umwelt be-denklichem Plastik. 11,7 Milliarden Liter, die man in speziellen Anlagen abfüllen musste, um sie dann schließlich durch das ge-samte Land zu transportieren.Ein Irrsinn für Geldbeutel und Umwelt, bei dem die Nutznießer die Hersteller sind.

Dabei fließt durch unsere Wasserhähne Trinkwasser in sehr gu-ter Qualität. Denn deutsches Leitungswasser ist das am inten-sivsten kontrollierte Lebensmittel überhaupt. Die Trinkwasser-verordnung macht Vorgaben zur Beschaffenheit, Auf- bereitung und zu den Pflichten der Versorgungsunternehmen und Überwachungsbehörden. So müssen die Wasserversorger regelmäßig überprüfen, ob alle Grenzwerte und Anforderungen eingehalten werden. Eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest stufte alle 20 Leitungswasserproben aus Deutsch-

land als gesundheitlich unbedenklich ein. Anders bei den Fla-schenwassern: „In jedem zweiten Wasser fanden sich uner-wünschte Keime, mehr oder weniger erhöhte Gehalte an kritischen Stoffen, Verunreinigungen aus Land wirt schaft und Industrie.“ Und günstig ist Leitungswasser obendrein! Für einen Liter zahlt der Verbraucher durchschnittlich 0,5 Cent. Mineralwasser aus der Fla-sche kostet schon mal 1,50 Euro pro Liter – das Dreihundertfache.Noch schlechter fällt die Öko-Bilanz des Flaschenwassers aus: Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale „ist die Klimabe-lastung durch Mineralwasser in Deutschland im Durchschnitt 600 mal höher als bei Leitungswasser“. So entstehen beispiels-weise in Berlin 105.000 Tonnen CO2 pro Jahr durch Mineralwas-serkonsum. Würde dort nur Leitungswasser getrunken, wären dies nur noch 175 Tonnen CO2.

Was können Sie tun?Lassen Sie die Plastikwasserflaschen stehen und trinken Sie Lei-tungswasser! Nehmen Sie für unterwegs Ihre eigene Flasche mit – die Sie vielerorts an Brunnen neu befüllen können. Fragen Sie im Restaurant nach Wasser aus dem Hahn.Wer Leitungswasser trinkt, schont nicht nur seinen Geldbeutel, sondern schützt auch die Umwelt und das Klima.

KAMPAGNE FÜR LEITUNGSWASSER MACHEN SIE MIT!

Wenn wir die Welt der Wirtschaft allein den Geschäftemachern über- lassen, müssen wir uns nicht wundern, was dabei herauskommt.

Günter Faltin

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ARE YOU THIRSTY - ANTOANETA TICA

Aus PET-Flaschen etwas Nützliches, etwas Schönes, etwas Brauchbares kreieren. Alle Materialien wurden recycelt und sollen auf die Meeresver-schmutzung aufmerksam machen.

KUNST UND NACHHALTIGKEITUnsere Gesellschaft steht vor Bergen von Problemen: Finanzkrise, Klimakrise, unge-zügelter Ressourcenverbrauch, Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll etc. Wir stellten uns die Frage, ob mit Hilfe der Kunst kreative Lösungen denkbar sind. Das „Institute for Art and Innovation“ ging dieser Frage nach und initiierte mit unserer Un-terstützung das Projekt „The Universal Sea - Pure or Plastic ?“ Mit diesem Projekt wollten alle Beteiligten den Beweis antreten, dass Künstler und Künstlerinnen weltweit, jenseits der Kommerzialisierung der Kunst, wichtige Akteure im Feld für gesellschaftliche Transformationen sind. Das Projekt zielte darauf ab, Lö-sungen für die Plastikepidemie in den Weltmeeren durch die Erforschung interdiszipli-närer Kooperationsmodelle zwischen Kunst, Wissenschaft, Technologie und Wirtschaft zu entwickeln.

Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen: In 10 Ländern bildete sich ein Netzwerk aus 70 Insti-tutionen und 18 Universitäten, die mannigfaltige Veranstaltungen initiierten und schließlich auch die Wettbewerbe für Künstler und Künstlerin-nen unterstützten und evaluierten.Im Folgenden präsentieren wir Ihnen zwei Preisträger, die aus den Arbeiten von 500 Künst-lern ausgewählt wurden.Wenn Sie mehr erfahren wollen, empfehlen wir einen Blick auf die Webseite des Projekts, www.universal-sea.org oder auf das Buch „The Universal Sea, Pure or Plastic“, in dem die Kunstwerke der 500 Künstler im Detail vorge-stellt werden, die ermutigt werden, sich mit Start Ups zu verbinden.

BROKEN DREAMS NO.1 – LIINA KLAUSS

518 gebrochene Plastikstücke, gefunden an Stränden von Hong Kong und arran-giert auf 40x40 cm, zeigen die Kluft zwischen Abfall und Schönheit. Wertig-keit und Schönheit wird von uns Men-schen kreiert. Was gestern noch Müll war, kann heute schon Kunst sein.

Die Aufklärung glaubte an Rationalität und Bildung und hoffte, dass daraus eine humanere Welt entstehen könne – mit Chancen für alle, ungeachtet von Geburt und Vermögen, Rasse und Geschlecht. Entrepreneurship könnte der Weg sein, um dieses Versprechen zu erfüllen.

Günter Faltin

Von Johanna Richter

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ge Gründer zwischen 15 und 35 Jahren. Sie alle verbindet das Ziel, sich unternehmerisch für eine friedlichere, sicherere und innovative Zukunft einzusetzen. Alle Ideen und Projekte müssen mindestens eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen beinhalten. Die Youth Competition wurde 2013 von der Stiftung Entrepreneurship in Kooperation mit der Goi Peace Foundation ins Leben gerufen. Im Jahr 2018 erreichten uns die Ideen der Teilnehmer aus über 90 Ländern: über 650 Ideen und Projekte, die die Welt lebenswerter und sozialer machen sollen. Über 60.000 Kommentare wurden online verfasst – von Amman bis nach Ouagadougou. Mehr unter: www.entrepreneurship.de/summit www.entrepreneurship-campus.org

Ein Geistesblitz allein reicht noch nicht für eine erfolgreiche Unter-nehmensgründung. Er ist ein guter erster Schritt auf einem langen Weg. Um Gründern dabei zu helfen, aus einer ersten Idee ein tragfä-higes Geschäftskonzept (entrepreneurial design) zu entwickeln, hat das Team um Prof. Faltin die Masterclass konzipiert. Hier lernen Menschen jeden Alters und unterschiedlichster fachlicher und sozia-ler Hintergründe gemeinsam, Alleinstellungsmerkmale der Grün-dung zu erkennen, mit Komponenten zu gründen und das zu tun, was zu ihrer Person passt. Und dazu auch noch Sinn stiftet: für den Grün-der selbst und für die Gesellschaft. Dabei lernt der Entrepreneur ne-benbei seinen eigenen Arbeitstyp kennen, verbessert bei Experten-workshops, Labor-Abenden und Onlinekursen die eigenen Ideen und erhält gegen Ende des Programms die Möglichkeit, das eigene Kon-zept in Form eines Wettbewerbs zu testen, um Feedback von anderen Gründern zu erhalten. Die nächste Masterclass startet im Oktober 2019.Weitere Informationen unter: www.entrepreneurship.de/masterclass/

Die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft ist auf unternehmerische Initiativen angewiesen, die nicht ständig nur neue Bedürfnisse herauskit-zeln, sondern auf vorhandene Probleme mit ökonomischer, sozialer, aber auch künstlerischer Phantasie antworten. Entrepreneurship stellt eine kreative und mit Wagemut verbundene Aktivität von Menschen dar: Es bietet die Chance, mit unkonventionellen Ideen und Sichtweisen zu arbei-ten und gerade damit erfolgreich am Wirtschaftsleben teilzuhaben und etablierte Strukturen aufzubrechen. Entrepreneurship als offene, schöp-ferisches Handeln einladende Angelegenheit. Geld muss kein Engpass sein. Kopf schlägt Kapital.Die Stiftung Entrepreneurship wurde 2001 von Prof. Faltin und Prof. Winterhager in Berlin eingerichtet und mit einem Kapitalstock von einer Million D-Mark ausgestattet. Sie bietet unter anderem ein umfang-reiches Online-Angebot für Entrepreneure an. Es soll Gründer unterstüt-zen und dabei begleiten, systematisch ein Entrepreneurial Design auszu-arbeiten und kontinuierlich zu verbessern. Im Vordergrund stehen konzept-kreative Gründungen und das Gründen mit Komponenten.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Stiftung ist die Veranstaltung des jähr-lichen Entrepreneurship Summit. Das Team um Prof. Faltin verfolgt das Ziel, Gründer miteinander zu vernetzen und mehr Menschen für das Grün-den zu begeistern. In den vergangenen Jahren hat sich der Entrepreneur- ship Summit mit teils über 1.400 Besuchern zu einer der größten Grün-derveranstaltungen Europas etabliert.

Ein fast schon traditionelles Highlight bei diesem Summit ist die Verkün-dung der Preisträger der Youth Entrepreneurship Competition. Dieser ein-mal jährlich veranstaltete weltweite Ideenwettbewerb richtet sich an jun-

MASTERCLASS FÜR GRÜNDER

Stiftung Entrepreneurship

SO GEHT ARZTPRAXIS HEUTE - MEDMIN Entlastung der Ärzte von VerwaltungsarbeitBürokratieflut, Kosten-/Effizienzdruck, Überlastung – das sind die Schat-tenseiten bei der Gründung einer eigenen Arztpraxis. Für Mediziner, die passionierter Arzt sein und Mensch bleiben wollen, bietet sich das MED-MIN-Portal an. Mit seinem Netzwerk spezialisierter Partner als umfas-sende Komponente für alle nicht-medizinischen Leistungen entlastet es den Arzt von vielen Verwaltungstätigkeiten. Das geht von der Suche des optimalen Standorts über Planung und Einrichtung bis zum Management der Praxis.

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Von Johanna Richter

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WIR KÖNNEN ÖKONOMIE BESSER

Im letzten Herbst lag den Bürgern der Schweiz eine Initiative zur Abstimmung vor. Sie wollte erreichen, dass es ein größeres Ange-bot an Lebensmitteln gibt, die von guter Qualität sind und umwelt-schonend, tierfreundlich und unter fairen Arbeitsbedingungen her-gestellt werden. Die Zustimmung in den Umfragen war anfangs überwältigend; dann aber kamen Stimmen auf, die die Vermutung äußerten, dass die Initiative zu höheren Preisen führen würde. Die Zustimmung ging daraufhin schlagartig zurück. Am Ende stimm-ten weniger als die Hälfte der Bevölkerung für das Anliegen.Die Forderung nach Qualität, Fairness und Umweltverträglichkeit scheitert also an der Sorge vor höheren Preisen. Wenn wir bessere Qualität mit gleichbleibenden oder gar günstigeren Preisen verbin-den könnten, wäre uns eine überwältigende Zustimmung gewiss. Wir müssen also an die Preise ran. Aber nicht an der Qualität spa-ren. Und das funktioniert tatsächlich: wenn wir uns den Marke-ting-Rucksack vornehmen.

Dieser „Marketing-Rucksack“ beziffert die Differenz zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreis. Es geht darum, den Ruck-sack so klein wie möglich zu halten und unnötigen Ballast heraus-zunehmen – ganz abschaffen kann man ihn nicht, weil es Kosten des Zu-Markte-Tragens gibt, die unvermeidbar sind.

Ohne großen Marketing-Rucksack gewinnen wir ökonomi-schen Handlungsspielraum. Die Herstellung eines Her-renhemdes beispielsweise kostet in Vietnam zwi-schen zwei und drei Euro, bei uns wird dasselbe Hemd „preiswert“ für 15 Euro und zu 30, 40 oder noch mehr Euro bei den „Herrenaus-stattern“ verkauft. Der hohe Preis des Hemdes entsteht bei uns, in unserer Wirtschaftssphäre: durch die Großhan-delsstufe, den Markenaufwand und die Einzelhandelsstufe. Die Arbeitskosten machen nur einen sehr geringen Teil des späteren Endverkaufspreises aus, maximal fünf Prozent. Wir müssen also weder an der Bezahlung der Näherin-nen, noch am Arbeitsumfeld oder der Si-cherheit sparen. Ganz im Gegenteil: Selbst eine Verdoppelung der Löhne und anständige Arbeitsbedingungen würden sich für uns End-verbraucher im Preis der Textilien nicht nennens-wert bemerkbar machen. Es macht also Sinn, beim Verkaufszirkus in unserer Hemisphäre zu sparen, statt bei der Herstellung. Wenn wir den Marketing-Rucksack verkleinern, können sich viel mehr Menschen ökologisch sinnvolle Produkte hoher Qualität leisten als heute.

Ein Preis, der sich nicht an den wahren Kosten eines Produkts orientiert, sondern an dem, was man den Konsumenten dafür maximal aus der Tasche ziehen kann, ist ein Preis, der lügt. Er ist unfair den Käu-fern gegenüber.

Für eine gute Ökonomie gibt es drei zent-rale Kriterien: höchste Produktqualität, günstige Preise und Fairness gegenüber allen Beteiligten. Fairness gegenüber den Herstellern, gegenüber den Beschäftigten, Fairness gegenüber der Natur. Und Fairness eben auch gegenüber den Käufern.

Es geht um Transparenz, um Aufklärung, um Produktwahrheit, um Nachhaltigkeit – um die Sinnhaftigkeit unseres ökonomischen Tuns. Denn mit Unternehmen, die sich an alle drei Kriterien halten, kann die Ökonomie wieder den ihr ursprünglich zugedachten Sinn erfüllen: dem Menschen zu dienen, und seine Lebensgrundlagen zu erhalten.

Gute Produktqualität, niedrige Preise und Fairness gegenüber allen Beteiligten – das sind die Kriterien für gute Ökonomie.

Transparenz, Produktwahrheit, Qualität und gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sind schützenswerte Güter – nicht Markennebel, Werbelyrik oder gar Manipulationstechniken.

Günter Faltin

AUSZÜGE AUS: Günter Faltin: „DAVID GEGEN GOLIATH“

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VOM KLEINEN U ZUM GROSSEN U

Muss man zum Unternehmer nicht geboren werden? Schon diese – häufig gestellte – Frage lässt erkennen, dass wir dem Unternehmersein eine besondere hervorgehobene Stel-lung zuschreiben. Nein, so alle einschlägigen Studien, man muss nicht. Die Vorstellung des Unternehmers als etwas Au-ßergewöhnlichem, Nicht-jedermann-zugänglichen, stammt

aus einer Zeit, als der Zugang zu Kapital, die Führung und das Management einer Großorganisation prägend waren. Der Entrepreneur modernen Typs hat nichts mehr Herrschaft-liches, Elitäres an sich. Eine hoch arbeitsteilige Gesellschaft und ihre Komponenten, Wissen auf Knopfdruck und neue Fi-nanzierungsformen haben das Feld in radikaler Weise verän-dert. Arbeitsteilung funktioniert anders, Qualifikationsanfor-derungen sind andere als früher. Gründen aus Komponenten, Teamfähigkeit und flache Hierarchien schaffen eine neue Qua-lität.

Es könnten viel mehr Menschen Entrepreneur sein. Sie sind es im Grunde längst. Wir unternehmen vieles, wir benennen es nur nicht so. Weil es wie selbstverständlich passiert, weil wir es Freizeit nennen. Dabei dürfen wir den Entrepreneurship-An-satz nicht auf jene Personen beschränken, die ein Unterneh-men gründen, sondern müssen jene Menschen anvisieren, die gerne „etwas unternehmen“ – von der kleinen Party über die Radtour bis hin zu einem größeren Projekt. Während das „gro-ße U“, sprich: ein Unternehmen, für die meisten unerreichbar scheint, ist das „kleine u“, sprich: etwas unternehmen, nicht nur für die meisten Menschen wünschenswert, sondern auch alltäglich. Auch der Begriff Entrepreneurship weist sprachlich in diese Richtung. Er hat im französischen „entreprendre“ sei-nen Ursprung: „etwas unternehmen“ oder „in die eigenen Hände nehmen“ und trifft damit den Kern der Tätigkeit: initiativ zu werden, einen Zustand zu ändern.Was ist so außergewöhnlich am Unternehmerischen? Wo liegt der Unterschied, ein Fest zu organisieren, sich auf einen Mara-thon vorzubereiten oder ein kleines Unternehmen zu gründen? Man muss als Gründer nicht gleich Betriebswirtschaftslehre beherrschen. Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern entwickelt oft mehr Organisationstalent als so mancher „Mas-ter of Business Administration“. Sie muss kein Großunterneh-men leiten können. Aber eine einfache, kleine Unternehmung zu überschauen, ist eine ganz andere Sache.

Der Schritt vom kleinen u zum großen U ist viel kleiner, als wir glauben. Wenn wir dies beherzigen, wird Entrepreneurship eine emanzipatorische Perspektive eröffnen, die den ganz überwiegenden Teil der Bevölkerung einbeziehen könnte.

Etwas unternehmen will jeder. Und kann jede. Es spricht nichts dagegen, dass wir alle unternehmerisch tätig werden können.

DAVID GEGEN GOLIATH

Mit „David gegen Goliath“ stellt Günter Faltin „der traditionellen

Wachstumsideologie ein auf sozialen und ökologischen Werten

basierendes Wirtschaftsmodell entgegen“, schreibt Sven Astheimer

in der FAZ. „Es geht ihm heute um einen Umbau der Wirtschaft, und

er beruft sich auf den Nationalökonomen Adam Smith, der wirt-

schaftliches Engagement immer eingebunden gesehen habe in

einen Moralkodex. Das freie Spiel der Kräfte reiche eben nicht.“

Sven Astheimer: Austesten und Teetrinken, in: FAZ, 15. Juni 2019

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Der Citoyen als Entrepreneur kann Aufklärungsarbeit, Aktio-nen, Kampagnen betreiben. Er kann etwas herstellen: von kon-ventioneller Eigenarbeit bis zur Nutzung von 3D-Druckern. Er kann als Social Entrepreneur im Non-Profit-Bereich wirken. Er kann als Pionier Alternativen zur herkömmlichen Ökonomie aufbauen.

Citizen Entrepreneurship kann der Wirtschaft eine emanzipa-torische Perspektive eröffnen. Es kann Menschen in die Lage versetzen, selbstbewusst und mutig in einer Gesellschaft mit-zuwirken, in der die entscheidende Frage nach wirtschaftlicher Gestaltung nicht länger durch den Einfluss von Wenigen be-stimmt wird.

DAVID GEGEN GOLIATH

DER CITOYEN ALS ENTREPRENEUR

Wir spüren es. Die Politik schafft es nicht alleine, der Gefahren Herr zu werden, die langfristig die Existenz der Menschheit ge-fährden. Sie wird den Herausforderungen nicht gerecht, setzt die falschen Prioritäten. Die maßgebliche Kraft unserer Zeit, die unsere Lebensumstände entscheidend prägt, ist die Öko-nomie. In sie gilt es einzugreifen, um bessere, intelligentere Lösungen für die existenziellen Probleme der Menschheit zu finden – in Opposition zur vorhandenen wirtschaftlichen Ent-wicklung.

Dieser Appell geht an Menschen, die in ihrem Gemeinwesen verankert sind und sich dafür engagieren. Früher nannte man einen solchen Menschen einen Citoyen. In der europäischen Geschichte spielte er von der Renaissance bis heute eine un-verzichtbare Rolle. Der Citoyen als Bürger, der vielseitig inter-essiert ist und eine Vorstellung vom guten Leben hat, sowohl für sich allein als auch als Mitglied der Gesellschaft. Er ist ein aufgeschlossener, mündiger Bürger.Wir bauen auf diese Tradition. Wir bauen auf den Citoyen.

In dem Maße, in dem das ökonomische Kalkül immer mehr das gesellschaftliche Leben, die Politik, die Bildung, unsere Bezie-hungen und auch die Kunst beeinflusst, stellt sich auch für den Citoyen immer mehr die Aufgabe, sich zur Ökonomie zu positi-onieren. Bislang sehen viele lieber weg: ignorieren die Ökono-mie und ihre Zumutungen. Oder sie igeln sich ein: ziehen die Mauern um Haus und Kopf hoch, um die Ökonomie auf Distanz zu halten. Aber auf Dauer finden die aggressiven Kräfte doch einen Weg hinter die Mauer.Also: Kämpfen. Sich der Herausforderung stellen, den zerstö-rerischen Tendenzen moderner Ökonomie Paroli zu bieten.

Neue Ansätze suchen. Anders wirtschaften. Das Wichtige tun. Das sind Formen des Engage-ments, von denen ich glaube, dass sie zum neuen Bild des Ci-toyen gehören werden. Aktive Mitwirkung als unternehme-risch denkender und handelnder Mensch. Nennen wir es Citizen Entrepreneurship.

Wenn diejenigen, die sich für die Gesell-schaft engagieren, auch aktiv in die Wirt-schaft eingreifen, kann eine Ökonomie entstehen, die dem Menschen dient – und dem Planeten.

Verantwortungsvolle Politik heißt Verhinderung expansionistischer, aggressiver Politik. Wenden wir diesen Gedanken auf die Ökonomie an: Treten wir expansionistischer Ökonomie entgegen!

Günter Faltin

Herausgeber und Konzeption: Projektwerkstatt, Gesellschaft für kreative Ökonomie mbHRedaktionelle Leitung: Detlef GürtlerChef vom Dienst: Klaus WeidnerMitarbeit: Kathrin Gassert, Thomas Räuchle-Gehrig, Johanna Richter, Leo Pröstler, Thomas Fuhlrott, Peter CsajkasGestaltung: hundertmark - Agentur für Kommunikation, BerlinBilder: Projektwerkstatt, Stiftung Entrepreneurship, Hans-Joachim Aubert, Klaus Weidner, Thomas Fuhlrott, The History Collection/Alamy Stock Anschrift: Pasteurstraße 6-7, 14482 Potsdam-BabelsbergTelefon 0331-74 74 74, Telefax 0331-74 74 717www.teekampagne.de, www.projektwerkstatt.comDas Journal wurde gedruckt auf Kriebcoat Superior bulk und ist zertifiziert nach FSC®, PEFC™, Blauer Engel RAL-UZ 72 und EU Ecolabel

IMPRESSUM

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„David gegen Goliath“ zeigt, wie jeder Einzelne jetzt und hier zu einer intelligenteren Ökonomie beitragen kann.

„Activism works. So act.” Mit diesem Tweet hat Greta Thunberg eine neue Phase der von ihr gegründeten Fridays-ForFuture-Bewegung eingeläutet: die Weiterentwicklung über Demonstrationen und Appelle hinaus. Wenn schnell und effi-zient gehandelt werden soll, geht es darum, Lösungen inner-halb des bestehenden Systems zu finden – Lösungen mit an-steckender Wirkung, die sich schnell und weit verbreiten können, und dabei die überkommenen, schlechteren Prakti-ken verdrängen. Genau auf solche Lösungen läuft das neue Buch von Günter Faltin hinaus. Der Gründer der Teekampagne begründet in „David gegen Goliath“, wieso die heute dominierenden Kon-zerne uns nicht retten können: Sie waren erfolgreich damit, die Menschen des Westens vom Mangel zu befreien, aber sie schaffen es nicht, von der Wachstumsdroge loszukommen, und fahren damit den Planeten an die Wand. Gerade in der Opposition zu dieser Art von Wirtschaft liegt für Faltin der Schlüssel zu einer nachhaltigen und klimafreundli-chen Ökonomie: So wie vor zwei Jahrhunderten die Bürger Widerstand gegen die Herrschaft der Fürsten und Generäle leisteten und sich selbst in die Politik einmischten, so geht es jetzt darum, sich in die Wirtschaft einzumischen. Mit besseren Produkten und nachhaltigen Initiativen bringt man den ökolo-gischen Wandel oft schneller voran als in der Politik. Denn im Parlament braucht man Mehrheiten – und für global wirksa-me Maßnahmen oft sogar Mehrheiten in vielen Parlamenten weltweit. Entrepreneurs for the Future brauchen für bessere Produkte „nur“ begeisterte Kunden. Und können so Alternati-ven zeigen, sie sinnlich erfahrbar machen und damit überzeu-

FOR THE FUTUREHAMBACHER FEST 1832: AUFRUF ZU MEHR POLITISCHER PARTIZIPATION

gen. Was es wiederum einfacher macht, Mehrheiten zu gewinnen. Und egal, ob die eigene Unternehmung groß wird oder klein bleibt, in jedem Fall erzielt sie Wirkung. Mit der Faltin-Methode lässt sich der ökonomische Wandel einläuten: jetzt und hier, von jedem Einzelnen.

Günter Faltin: David gegen Goliath. Wir können Ökonomie besser, Murmann Haufe 2019, 16,95 EuroBestellen Sie im Shop der Teekampagne:https://shop.teekampagne.de

von Detlef Gürtler