Proteine - s693748ea05688dc0.jimcontent.com · Proteine 1 Radnetz einer Spinne Spinnenseide ist...

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Proteine 1 Radnetz einer Spinne Spinnenseide ist eine Hochleistungsfaser der Natur (Abb. 1). Sie wird von Spinnen aus mehreren verschiedenen Proteinketten hergestellt. Die Fäden des Fangnetzes sind reißfester als ein vergleichbares Stahlseil und dennoch hoch elastisch. Bausteine der Proteine Keine andere Stoffklasse hat so viele ver- schiedene Funktionen in Lebewesen wie die Proteine (Abb. 2). Proteine bestehen aus unverzweigten Makromolekülen, in denen Aminosäuren zu Ketten verknüpft sind. Die Lebewesen verwenden bei der Synthese ihrer Proteine dieselben 20 Aminosäuren. Die meisten Proteine bestehen aus 200 bis 600 Aminosäuren. Bei weniger als ca. 50 Aminosäuremolekülen spricht man von Peptiden. Bei einem 300 Aminosäuren Cytoskelett Muskeln Haare, Federn Neurotransmitter Baustoffe Enzyme Hormone Kanäle, Pumpen, und Transportmoleküle Proteine langen Protein gibt es für deren Reihen. folge 20300 mögliche Anordnungen, eine unvorstellbar große Anzahl. Gemeinsamer Strukturbestandteil aller Aminosäuren sind die Aminogruppe und die Carboxygruppe. In Proteinen findet man nur a-Aminosäuren. Sie tragen die beiden funktionellen Gruppen am ersten C-Atom. Die Unterschiede zwie schen den 20 verschiedenen cc-Aminosäuren liegen im Rest R (Abb. 3). Nach den Eigenschaften des Rests unter. scheidet man hydrophile und hydrophobe Aminosäuren sowie unter den hydrophilen saure und basische Aminosäuren. Saure Aminosäuren haben im Rest eine weitere Carboxygruppe. Sie kann ein FC-Ion abge- ben und ist dann negativ geladen. Basische Aminosäuren haben in der Seitenkette eine weitere Aminogruppe, die nach Aufnahme eines H+-lons positiv geladen ist. Carboxy• Aminogruppe H— C gruppe Rest O H2N-C,-C H2N-C-C NOH H2N-C-C ' CH2 CH2 HO O H2N O Asparaginsäure (Asp) Asparagin (Asn) L—— hydrophil 3 Struktur von a-Aminosäuren Bau der Proteine OH CH2 CH H3C CH 3 Leucin (Leu) lipophil Antikörper Rezeptoren für Hormone für Neurotransmitter 2 Vielfalt der Proteinfunktionen Regulatoren Enzyme Gene hemmen und an- und aktivieren abschalten In Peptiden und Proteinen sind die Amino- säuren durch Peptidbindungen miteinander verknüpft. Sie entstehen jeweils durch die Reaktion einer Aminogruppe mit einer Carboxygruppe unter Ausschluss eines Was- sermoleküls (Kondensationsreaktion). Dabei entsteht eine Amidgruppe (Abb. 4). Jede Proteinkette beginnt mit einer Aminogruppe an dem einen und endet mit einer Carboxy- gruppe am anderen Ende. 46

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  • Proteine

    1 Radnetz einer Spinne

    Spinnenseide ist eine Hochleistungsfaserder Natur (Abb. 1). Sie wird von Spinnenaus mehreren verschiedenen Proteinkettenhergestellt. Die Fäden des Fangnetzes sindreißfester als ein vergleichbares Stahlseilund dennoch hoch elastisch.

    Bausteine der ProteineKeine andere Stoffklasse hat so viele ver-schiedene Funktionen in Lebewesen wiedie Proteine (Abb. 2). Proteine bestehen ausunverzweigten Makromolekülen, in denenAminosäuren zu Ketten verknüpft sind. DieLebewesen verwenden bei der Syntheseihrer Proteine dieselben 20 Aminosäuren.Die meisten Proteine bestehen aus 200bis 600 Aminosäuren. Bei weniger als ca.50 Aminosäuremolekülen spricht man vonPeptiden. Bei einem 300 Aminosäuren

    Cytoskelett Muskeln Haare, Federn

    Neurotransmitter BaustoffeEnzyme

    Hormone Kanäle, Pumpen,

    und Transportmoleküle

    Proteine

    langen Protein gibt es für deren Reihen.

    folge 20300 mögliche Anordnungen, eineunvorstellbar große Anzahl. GemeinsamerStrukturbestandteil aller Aminosäuren sinddie Aminogruppe und die Carboxygruppe. InProteinen findet man nur a-Aminosäuren.

    Sie tragen die beiden funktionellen Gruppenam ersten C-Atom. Die Unterschiede zwie

    schen den 20 verschiedenen cc-Aminosäuren

    liegen im Rest R (Abb. 3).

    Nach den Eigenschaften des Rests unter.scheidet man hydrophile und hydrophobe

    Aminosäuren sowie unter den hydrophilen

    saure und basische Aminosäuren. Saure

    Aminosäuren haben im Rest eine weitereCarboxygruppe. Sie kann ein FC-Ion abge-ben und ist dann negativ geladen. BasischeAminosäuren haben in der Seitenkette eineweitere Aminogruppe, die nach Aufnahmeeines H+-lons positiv geladen ist.

    Carboxy•Aminogruppe H— — Cgruppe

    Rest

    O

    H2N-C,-C H2N-C-CNOH

    H2N-C-C '

    CH2 CH2

    HO O H2N O

    Asparaginsäure (Asp) Asparagin (Asn)

    sauer basischL—— hydrophil3 Struktur von a-Aminosäuren

    Bau der Proteine

    OHCH2

    CH

    H3C CH3

    Leucin (Leu)

    lipophil

    Antikörper

    Rezeptoren

    für Hormone für Neurotransmitter

    2 Vielfalt der Proteinfunktionen

    Regulatoren

    Enzyme Genehemmen und an- und

    aktivieren abschalten

    In Peptiden und Proteinen sind die Amino-säuren durch Peptidbindungen miteinanderverknüpft. Sie entstehen jeweils durch dieReaktion einer Aminogruppe mit einerCarboxygruppe unter Ausschluss eines Was-sermoleküls (Kondensationsreaktion). Dabeientsteht eine Amidgruppe (Abb. 4). JedeProteinkette beginnt mit einer Aminogruppean dem einen und endet mit einer Carboxy-gruppe am anderen Ende.

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  • Die Reihenfolge der Aminosäuren (Amino-säuresequenz) wird als die Primärstruktureines Proteins bezeichnet. Von ihr hängenalle weiteren Strukturen ab. Zur Benennungder Peptidketten werden die Abkürzungender Aminosäuren als Reihe angegeben. DenKettenanfang bildet die Aminosäure mit derfreien Aminogruppe (Abb. 4). Amidgruppeneiner Kette sind oft durch Wasserstoffbrü-ckenbindungen verbunden. Dadurch entste-hen aus den Ketten räumliche Formen. Diehöchstmögliche Anzahl an Wasserstoffbrü-ckenbindungen in derselben Peptidketteliegen in Helix- und Faltblattstrukturen vor.Sie sind an der Raumstruktur sehr vielerProteinmoleküle beteiligt und werden alsSekundärstruktur bezeichnet (Abb. 5).

    Zwischen den Resten treten Bindungen, An-ziehungs- und Abstoßungskräfte auf (Abb. 6).Je nach Lage ergibt sich eine räumliche Struk-tur, die Tertiärstruktur. Proteinmoleküle, dievon Wasser umgeben sind, bilden Tertiär-strukturen, bei denen hydrophobe Seiten-ketten innen liegen und hydrophile außen.

    Manche Proteinkomplexe bestehen ausmehreren Proteinmolekülen. Ihre räumlicheAnordnung wird als Quartärstruktur be-zeichnet. So besteht z. B. der rote Blutfarb-stoff Hämoglobin aus vier Untereinheiten(Abb. 7). Diese Struktur macht es möglich,dass die Sauerstofftransportleistung desHämoglobins geregelt werden kann.

    Serin (Ser, S) Alanin (Ata, A)

    H-N-C-CH CH2

    Am,idgruppe

    hi

    4 Bildung einer Peptidbi!ldung

    I Il

    N-C-CY@ HSI•o @

    5

    a•Helix a•Helix ß•Faltblatt(Atommodell) (Bändermodell) (Atommodell)

    Sekundärstruktur

    CH2

    H

    CH2 a•Helix

    éH2

    CH2CH2

    CH2

    COOH

    CH2

    H-t)s 0/

    CH2

    CH2

    CH

    Vane

    NH2

    CH

    Disulfid-brücke

    der-Waals-Ionen-

    Wasserstoff- bindungKräfte

    brückenbindung

    6 Tertiärstruktur

    Häm

    ß•Faltblatt(Bändermodell)

    Globin

    7 Quartörstruktur des Hämoglobins

    AUFGABEN . »

    I Berechnen Sie die theoretisch mögliche Anzahl der Peptidemit einer Kettenlänge von 7 Aminosäuren.

    0 2 Beschreiben Sie den strukturellen Unterschied zwischen denTripeptiden Ser—Ala—Asp und Asp—Ala—Ser.

    Die Zelle 47