Präsentation Einführung 20091025...Der Umgang mit der Umwelt ist der Test der Menschheit auf...
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ANU-BUNDESTAGUNG:
Fakultät Verkehrswissenschaften Lehrstuhl für Verkehrsökologie
Thilo BeckerDr. Andreas Huber
25.11.2009
DIE WAHREN KOSTEN DER MOBILITÄTTeil 1: Einführung
HVV SchulberatungTU Dresden, Verkehrsökologie
ANU-Bundestagung / 2
Persönliche Ebene: Meine Verkehrsmittelwahl
Allgemein (?) angenommene Rangfolge der Verkehrsmittel aus ökologischer Sicht:
FußgängerRadfahrer
BahnBusAuto
Flugzeug
Stimmt das wirklich? Auch bei externen Kosten?
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ANU-Bundestagung / 3
Persönliche Ebene: Welche Kosten habe ich?
Beispiel: Einfache Fahrt von Dresden nach Hamburg (500 km) zu einer Tagung
Fußgänger: 25 km je Tag; 20 Tage a 25 € 500 €
Radfahrer: 100 km je Tag; Ausstattung + Verpflegung 250 €
Zug: 3:57 h; Dauer-Spezial: 29 €; Normal: 90 €
Bus: 5:55 h; 18 – 44 € mit Berliner Linienbus (Sonderfall!)
Auto: 4:18 h; 109 € Variable Kosten berechnet für Mittelklasse (Normalfahrer: Ø 15.000 km/Jahr)mit 0,23 € je km- einfache Strecke (Quelle: ADAC)
Flugzeug: 2:40 h + Anreise; 171 € mit Cirrus Airlines
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ANU-Bundestagung / 4
Persönliche Ebene: Welche Kosten habe ich?
Kosten für (motorisierte) zwischen 18 und 171 Euro
Daneben fließen Reisezeit, Komfort, Umstiege, Zuverlässigkeit ... in die Entscheidung über die Reise ein
Was gibt es für weitere Kosten, die anfallen?
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ANU-Bundestagung / 5
Persönliche Ebene: Welche Umweltwirkungen?
Erster Schritt: Umweltmobilcheck unter http://reiseauskunft.bahn.de
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ANU-Bundestagung / 6
Externe Effekte im Verkehr - Fragen
Definition: Was sind soziale, interne und externe Effekte?
Kosten, Nutzen: Warum diskutieren wir heute über externe Kosten
Abschätzung: Wie berechnet man externe Kosten?
Case study: Welche Größenordnung haben externe Kosten in Sachsen?Status quo und zukünftige Trends.
Handlung: Wie können externe Kosten im Verkehr reduziert werden?
Auswirkungen: Was bringt die Internalisierung der externen Kosten?
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ANU-Bundestagung / 7
Externe Effekte - Definitionen
Wirkungen von Verkehr
Nutzen Kosten
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ANU-Bundestagung / 8
Externe Effekte - Definitionen
•Schneller Verkehr ermöglicht Unternehmen einen günstigen Warentransport•Oldtimer sind eine Attraktion•Bedürfniserfüllung für die Menschen•Steuern•Warentransport ermöglicht Größenvorteile
•Fahrpreise bei Bus und Bahn•Kraftstoffkosten•Betriebskosten•Umweltwirkungen•Bereitstellung der Infrastruktur
Nutzen des VerkehrKosten des Verkehrs
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ANU-Bundestagung / 9
Externe Effekte - Definitionen
Wirkungen von Verkehr
Sozialer Nutzen Soziale Kosten
Interner Nutzen Externer Nutzen Interne Kosten Externe Kosten
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ANU-Bundestagung / 10
Externe Effekte - Definitionen
Externe Effekte sind nichtkompensierte Vor- oder Nachteile, die Dritten durch wirtschaftliche Aktivität entstehen.
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ANU-Bundestagung / 11
Externe Effekte - Definitionen
Wirkungen von Verkehr
Sozialer Nutzen Soziale Kosten
Interner Nutzen:
Nutzen, von dem der Infrastrukturnutzer direkt profitiert
Externer Nutzen:
Nutzen, von dem Dritte durch die
Nutzung der Infrastruktur
profitiert
Interne Kosten:
Kosten, die vom Nutzer
getragen werden
Externe Kosten:
Kosten, die von Dritten getragen
werden
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ANU-Bundestagung / 12
Und was folgt daraus?
Früher hätte man gesagt (Ethik!), man darf die Umwelt nicht zerstören.
Aber heute darf es keine Ethik, nichts über uns stehendes, mehr geben.
Also muss man anders argumentieren: „Gewinne und Wachstum? - Na, denk mal an die dynamischen Effekte, z.B. an Kosten Anderer!“
Problem: Dazu muss man weiterdenken – intelligent. Sind wir das?
Und selbst dann heißt es: „Das zahlen Andere, ist mir doch egal!“: Ethik
Rationale Lösung:
Marktwirtschaft verlangt zwingend Zuordnung aller Nutzen und Kosten.
Also: Entweder alle spielen Marktwirtschaft – mit Kostenwahrheit.
Oder: Wir spielen Recht-des-Stärkeren, statisch-egoistisch-zynisch.
P.S.: „Kostenwahrheit“ ist kein Zustand, sondern ein ewiger Prozess!
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ANU-Bundestagung / 13
Und was folgt daraus?
Der Umgang mit der Umwelt ist der Test der Menschheit auf Dynamik, Intelligenz und Moral.
Es gibt zwei Möglichkeiten:1.: „Ist doch mir egal, ich will Kohle und Spaß, ICH!“2.: „Gut, dann lass UNS mal diese Kosten anlasten: Wie viel ist es wo?“
ad 1: Hier sind wir am Ende jeder sinnvollen Diskussion über Ökologie, Soziales, Humanismus und Mitmenschlichkeit sowie Wirtschaftswissenschaften: Das Denken dieser Personen kann die Grundlagen ihres eigenen Lebens nicht abbilden.
ad 2: (Bildungseinrichtungen, Wissenschaft): Hier muss man von der Ökologie zur Ökonomie übergehen – und umgekehrt. Ökonomen müssen über „Eigenwerte“ reden (tun sie).
Ergo: Schritte zur Kostenwahrheit: DAS Zukunftsthema!
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ANU-Bundestagung / 14
Abgrenzungen: Wem müssen wir es anlasten?
Immer dem Verursacher!
Quelle: Ott, W.; Seiler, B.; Kälin, R.: Externe Kosten im Verkehr: Regionale Verteilungswirkungen, Berichte des NFP 41 „Verkehr und Umwelt“, Projekt D4, Bern 1999, siehe www.nfp41.ch (last updated in 2001!)
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ANU-Bundestagung / 15
Was tun? Na, internalisieren ...
Das Problem: Gesellschaftliche Kosten
UmweltverschmutzungUnfälle, Lärm, etc.
AllgemeinheitAndere RegionenKünftige Generationen
Die Lösung: Verursachergerechte Anlastung
Kostenwahrheit
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ANU-Bundestagung / 16
Privatisierung und Externalisierung
A. Vorteile meines Handelns für mich allein sichern: Privatisieren
B. Nachteile meines Handelns auf andere verlagern: Externalisieren
B 1. Auf andere Menschen/Gesellschaften: Lärm, Abgase, Steuern
B 2. Auf andere Räume: Ausfallstraße, NOx, O3, Bohrinsel, Schreddermüll
B 3. Auf andere Zeiten: CO2, O3, Schreddermüll, Pt
Jede Externalisierung auf andere Menschen, Räume und Zeitenentkoppelt Ursache und Wirkung, verzerrt Entscheidungen: Ineffizienz.
Ökonomisch ist das pure Vergeudung.
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ANU-Bundestagung / 17
Totale externe Kosten des Verkehrs in Sachsen
Kennt man die Fahrzeuge und Verkehrsmengen, dann kann man die absoluten Emissionen/Verbräuche/Schäden berechnen.
Nun muss man mit den Kosten je kg CO2, Partikel etc. multiplizieren.
Diese Kosten kann man nie exakt kennen, denn sie fallen i.a. in der Zukunft an.
Aber wir wissen, dass sie nicht Null sind: Man kann die Bandbreite bestimmen.
Beispiel (2001):
Kosten einer Tonne CO2 135 € (Senkung um 25%)
Kosten eines im Verkehr getöteten Menschen: 1,5 Mio € (gesamt)
usw. (Sie können im Programm eigene Werte wählen. Jahr für Jahr.)
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ANU-Bundestagung / 18
Ansätze zur Bewertung externer Kosten
Ansätze zur Bewertung externer Kosten
Zahlungsbereitschaft Schadensbewertung Vermeidung
direkt indirekt direkt indirekt direkt indirekt
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ANU-Bundestagung / 19
Verfahren zur Berechnung der externen Kosten
Datenbasis: sächsisches Verkehrs - Emissionskataster des Lehrstuhls
Für alle Verkehrsträger:Jährlich: Fahrleistungen, Fahrmuster, Verbräuche, Abgas.
Straße: Bestände, Jahresfahrleistungen, 314793 Streckenabschnitte, Korrektur über die Daten der Dauer - und Einzelzählstellen.
Unfälle Heilung, Ausfall, Leid, - Haftpflicht: 1,5 Mio. €/Tod
Abgase PM10, VOC, NOx (Gesundheit, Gebäude, Vegetation)
Lärm Gesundheit/Zahlungsbereitschaften
Klima unendlich/Vermeidungskosten: negativ / 135€/t CO2
Landschaft Entsiegelung, Biotopherstellung, B/W - Verschmutzung
Trennwirkung Zeitverluste Fußgänger
Flächen Nutzungsverdrängungen, Rad und Fuß und ....
Vorher/nacher Energie der Kraftstoff-, Auto-, Infrastrukturproduktion
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ANU-Bundestagung / 20
Externe Kosten aller Verkehrsträger in Sachsen
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
1999 2000 2001
Ext
erne
Kos
ten
alle
r Ver
kehr
strä
ger [
Mio
.€]
Unfälle LärmLuftverschmutzung G
KlimakostenNatur und Landschaft FlächeninanspruchnahmeTrennwirkung Vor- und nachgelagerte Prozesse
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ANU-Bundestagung / 21
Totale externe Kosten des Verkehrs in Sachsen
[Mio. € für 2001] Straßen-verkehr
Schienen verkehr
Flug verkehr (1)
Binnen schifffahrt
Alle Verkehrsträger
Unfälle 2.349 0 <1 0 2.349 Lärm 400 102 2 n.b. 504 Luftverschmutzung 1.508 61 <1 3 1.572 Klimakosten 1.149 42 15 3 1.210 Natur und Landschaft 198 29 10 n.b. 237 Flächeninanspruchnahme 98 n.b. n.b. n.b. 98 Trennwirkung 1 1 n.b. n.b. 2 Vor- und nachgelagerte Prozesse 534 41 2 1 579 Summe 6.237 276 29 7 6.550
Das sind fast exakt 1500 € pro Kopf und Jahr. 4-köpfige Familie, 10 Jahre: 60 000 €.
Straße 1430 €; Schiene: 63 € pro Kopf und Jahr. DER ÖV-Vorteil ...
(1) Luft nur bis 1000 Fuß Flughöhe (leider)
2001
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ANU-Bundestagung / 22
Anteile der Kostenkomponenten 1999-2001
0%
20%
40%
60%
80%
100%
1999 2000 2001 1999 2000 2001 1999 2000 2001 1999 2000 2001
Unfälle Lärm Luftverschmutzung Klimakosten Natur und Landschaft FlächeninanspruchnahmeTrennwirkung Vor- und nachgelagerte Prozesse
Straßenverkehr Schienenverkehr Luftverkehr Binnenschifffahrt
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Fakultät Verkehrswissenschaften Lehrstuhl für Verkehrsökologie
DIE WAHREN KOSTEN DER MOBILITÄTTeil 2: Diskussion Strategien
Thilo BeckerDr. Andreas Huber
25.11.2009
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ANU-Bundestagung / 24
Fragen...
Feststellung: Externe Kosten existieren und haben bedeutende Größenordnungen
Diskussion:• Ist das Prinzip der externen Kosten verstanden?• Welche Schlussfolgerungen kann man daraus ziehen?• Wie kann man die Kosten dem Verursacher anlasten
(„Internalisieren“)?• Würden dadurch die Menschen nicht stärker belastet?• Wie soll man das gesellschaftlich und politisch durchsetzen?
ANU-BUNDESTAGUNG:
Fakultät Verkehrswissenschaften Lehrstuhl für Verkehrsökologie
DIE WAHREN KOSTEN DER MOBILITÄTTeil 2: Zusammenfassung der Diskussion
Thilo BeckerDr. Andreas Huber
25.11.2009
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ANU-Bundestagung / 26
Instrumente zur Internalisierung externer Effekte
• Freiwillige Einhaltung von frei- willigen Umwelt- standards • Ökolabelling
• Aufklärung über Tat- bestände und Zusammen- hänge • Appelle für Verhaltens- änderungen • Sozialer Druck zur Verhaltens- änderung
• Abgaben • Emissions- gebühren • Ökosteuern • Haftungs- recht
• Subven- tionen • Steuerliche Vergünsti- gungen • Darlehen • Bürgschaften • Zinsver- günstigungen
• Emissions- zertifikate • Energie- zertifikate • Abgeltung für Nutzungs- verzichte
• Energie-, Verkehrs- Raum- planung • Forschung
Freiwillige Vereinbarun
gen
Information und
AufklärungWirtschaftliche Anreize
Ge- und Verbote
Staatseigene Projekte und
Unterneh- mungen
• Emissions- vorschriften • Prozess-, Produktvor- schriften • Instutionelle Vorschriften • Öko-Audit
Regulato- rische
Instrumente
Negative Anreize
Positive Anreize
Handelbare Eigentums-
rechte
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ANU-Bundestagung / 27
Push-and-Pull: Paket „Internalisierungsszenario“
Promille-Grenze auf 0,0 ‰ gesenktverstärkte Sicherheitsvorschriften und –kontrollen
„Begleitetes Fahren“, „Führerschein mit 17“Fahrausbildung
BAB: 120 km/h, Wohngebiet: 30 km/hTempolimits
Beitrag nach PunktenErweiterung der Haftpflicht
Biodieselförderung (in Segmenten)Förderung regenerativer Energien
Ausbildung, Aufklärung, ÖVFahrausbildung zu Kraftstoffsparender Fahrweise
Benzin plus 0,32 €/l, Diesel plus 0,36 €/lCO2-Abgabe
Bauvorhaben nur mit ÖPNV-Anschluss.Förderung verkehrsarmer Siedlungsstrukturen
Mehr FußgängerzonenBessere StandardsMehr Radwege, Schilder, Stellplätze Stellplätze, Kooperation ÖVEinfahrverbot ohne Plakette
Einfahrtbeschränkung, Fußgängerzonenbessere Umweltstandards für Busse und BahnenRadverkehrsförderungCar Sharing Fahrverbote für Umweltsünder
In Städten und auf grüner Wiese: 1,- € / h. Parkraumbewirtschaftung
Einfahrt Innenstadt: EURO 1,70Vignette für die Innenstadt
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ANU-Bundestagung / 28
Meinungen
... Da müsste ich ja was von bezahlen ...
... dann würde das ja teurer für mich ...
... oder ich müsste mich umstellen ...
... aber ich kann mich doch gar nicht umstellen ...
... zunächst sieht es ja so aus, als würde man (statisch) verlieren ...
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ANU-Bundestagung / 29
Widerstände
... deshalb werden Verteidigungspositionen aufgebaut:
• Externe Effekte gibt es nicht/ sind nicht messbar (und deshalb Null)
• müssen mit den externen Nutzen verrechnet werden
• müssen von der Allgemeinheit getragen werden, denn die profitiert ja
• würden unsere Gesellschaft verändern, das geht aber nicht
(Literatur: VDA, Institut der Dt. Wirtschaft, ADAC, BDI, DIHK, u.v.m.)
... bei dynamischer, System - Betrachtung kann das nicht stimmen:
• wer Schäden vermeidet, handelt ökologisch und spart allen Geld
• wer Schäden vermeidet, handelt effizient und hilft der Wirtschaft
• wer Schäden vermeidet, handelt sozial, denn unter nicht vermiedenen Schäden leiden Schwächere mehr
• wer die richtigen Signale sendet und Ausweichoptionen offen hält, schafft Innovation, hilft den Firmen, schafft echte, marktfähige Jobs.
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ANU-Bundestagung / 30
Akzeptanzerhöhung
1. Informieren. Verständnis wecken. Aufbauen auf Fairness, Gerechtigkeit.
2. (Selber lernen: vergessen Sie den homo oeconomicus mal kurz!)
3. Geeignete Pakete schnüren - Lasten verteilen. Eigeninteressen wecken!
4. Problembewusstsein. Zielvorstellungen. Soziale Norm. Wissen um die Lösungsoptionen. Wahrgenommene Effektivität. Wahrgenommene Fairness. Verantwortungsattribution. Sozioökonomische Einflüsse ...
5. Befragung von 15 „Entscheidungsträgern“ und 40 „Personen ohne Vorwissen“
absolut nicht einverstanden
eher nicht einverstanden
eher einverstanden
0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0%
37,5%
37,5%
25,0%
15 weiche „JA“
10 harte „Nein“
(CO2 – Abgabe)
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ANU-Bundestagung / 31
Ganz typische Argumente
Allen Verkehrsteilnehmern müssen alle Kosten angelastet werden!
1. Na, diese Kosten kennt niemand genau - also sind sie Null.
2. Es gibt zwar externe Kosten, aber die Nutzen sind zig-mal größer.
3. Den Leuten geht es gerade so schlecht, da kann man nichts tun!
4. Techniker machen sicher mal große Fortschritte, also warten wir!
5. Wenn wir lange genug warten, gehen die Kosten von alleine weg.
6. Dabei müssen alle mitmachen – solange aber auch nur einer nicht mitmacht, machen wir auch nicht mit
7. ....
Alles verständlich – wie kommt man da raus? Rückkopplungen, Dynamik!
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ANU-Bundestagung / 32
Systemeffekte: dynamisch
Internalisieren sanft, angekündigt, stetig Prozessviele Wege zur Vermeidung offen lassen
Direkt danach: Flug sehr viel teurer Auto viel teurer Bahn etwas teurer(statisch) Rad und Fuß nicht teurer
Protest
Etwas später: Flug sehr viel teurer Auto viel teurer (aber kaum Staus) (dynamisch) Bahn billiger als heute (dichter, besser ausgelastet)
Rad und Fuß nicht teurer (viel attraktiver)Geht ja doch.
Ganz allmählich: Konsum, Arbeit in der Nähe, lebendige Städte,mehr Arbeit hier, mehr Freizeit hiergesünder, sicherer, billiger, sozialer
Geht ja gut!
In summa:
Bedürfnisgerechte Mobilität mit möglichst wenig Verkehr.
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ANU-Bundestagung / 33
Was ist also nun zu tun?
Kosten internalisieren! Ganz konkret, in jedem Einzelfall, laufend.
Vorschlag zum Grundgesetz: Jeder Handelnde muss die Folgen seines Handelns auf andere Menschen,
andere Räume und andere Zeiten mit berücksichtigen und Schäden daraus verhindern oder ausgleichen – so genau das gerade geht. Dies wird jedes Jahr überprüft.
Eigentumsrechte müssen definiert werden. (Kann nur die Gesellschaft)Kostensätze müssen definiert werden. (Kann nur die Gesellschaft)
Solange Kanzlerin, Bundestag, Gewerkschaften, Universitäten, Firmen, Schulen, unsere Gesellschaft: WIR das nicht tun, sind wir unintelligent.
Dieser Prozess liegt vor uns. Weltweit. Wissenschaft kann vorschlagen und helfen.
Aber handeln muss die JUNGE Generation – das ist IHRE Hauptaufgabe.
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ANU-Bundestagung / 34
Zurück zum Grundproblem:
Es gibt erstens private Kosten und zweitens gesell./soziale Kosten.
Die ersten zahlt der Nutzerdie zweiten andere Menschen, Räume, Zeiten.
Wo leben wir eigentlich? In einer Marktwirtschaft
Was findet dort laufend statt?Individuelle Abwägungen, Entscheidungen
Wie kann das funktionieren?Über Angebot und Nachfrage, Mensch!
Was sind „Preise“? Unverzichtbare Information, kein böses „Ausbeuterinstrument“
Wer entscheidet? Jeder, immer, überall. Hoffentlich effizient.
Was ist effizient? Nicht zuviel, nicht zuwenig: Bestes Verhältnis.
Preise „zu hoch“? Ineffizient, unsozial, unökologisch
Preise „zu tief“? Ineffizient, unsozial, unökologisch
„Bestes Verhältnis“? Bedürfnisgerechte Mobilität mit wenig Verkehr.
ANU-BUNDESTAGUNG:
Fakultät Verkehrswissenschaften Lehrstuhl für Verkehrsökologie
DIE WAHREN KOSTEN DER MOBILITÄTTeil 3: Fallbeispiel
Thilo BeckerDr. Andreas Huber
25.11.2009
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ANU-Bundestagung / 36
Citymaut Stockholm - Raumstruktur
• Stockholm liegt am Mälarsee
• Schwedens Hauptstadt
• Größter Ballungsraum des
Landes
• Stadt Stockholm: 795.163 EW
• Bezirk Stockholm: 1.949.516
mit vielen unabhängigen
Städten
• 30 % der Wirtschaftsleistung
im Land
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ANU-Bundestagung / 37
Citymaut Stockholm - Verkehrssystem
• Teilung zwischen Süden und
Norden durch Wasser
• Sehr gut ausgebautes ÖPNV-Netz
• Abschnitte im Straßennetz dicht
an der Kapazitätsgrenze
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ANU-Bundestagung / 38
Citymaut Stockholm - Entscheidungsprozess
• Metrobau ab 1950 als frühes Zeichen für ÖPNV-Orientierung• Erste Stadtratsbeschlüsse 1988, aber Widerstand auf
nationaler Ebene Gescheitert• 1992: Paket aus Autobahnbau, ÖPNV-Investitionen und
Citymaut Gescheitert• Koalitionsverhandlungen auf nationaler Ebene brachten 2002
einen Großversuch einer Citymaut• 400 Mio. Euro für Großversuch zwischen August 2005 und Juli
2006
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ANU-Bundestagung / 39
Citymaut Stockholm - Überzeugung
City-Maut•1-2 Euro je Durchfahrt•Automatische Erhebung
ÖPNV-Verbesserungen•Kapazitätserweiterung Metro•14 neue Buslinien mit Neufahrzeugen•20 verstärkte Buslinien
Park & Ride•Neubau 23 neuer Parkplätze•1400 Stellplätze
Push-Maßnahme Pull-Maßnahme
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ANU-Bundestagung / 40
Citymaut Stockholm - Umsetzung
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ANU-Bundestagung / 41
Citymaut Stockholm – Was ist passiert?
• 22 % Verkehrsminderung bei den Innenstadtzufahrten (in 24 h)• Starke Minderungen in den Hauptverkehrszeiten• Sonstige Straßen (Innenstadt, außerhalb) 5 und 10 % weniger• Keine einheitliche Verlagerung auf andere Straßen• 30 – 50 % geringere Fahrzeiten durch Stauauflösung• Emissionsminderung durch weniger Verkehr und Stetigkeit• Keine Verbesserung bei Lärm
Was machen die ehemaligen Autofahrer nun?• Wechsel zum öffentlichem Verkehr (besonders bei
Arbeitswegen)• Kein Rückgang der Wege• Schwere Antwort, da verschiedene Störfaktoren
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ANU-Bundestagung / 42
Citymaut Stockholm - Meinungen
Massive Kritik der Presse und Öffentlichkeit vor Einführung der Maut:
• Erneute Steuererhöhung ohne Vorteile• Schädigung des Einzelhandels in der Innenstadt• Mehr Verkehr durch Ausweicheffekte• Keine Bezahlung für Binnenfahrten in der Zone• Hohe Investitionen für InfrastrukturAber:• Unmittelbare, stabile Wirkung• Sichtbare und spürbare Verkehrsentlastung für jedermann• Volksbefragung nach Versuch 2006: 51,5 % der Stockholmer
für Fortsetzung der Maut (Wahlbeteiligung: 74,7 %)
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ANU-Bundestagung / 43
Citymaut Stockholm – Situation heute
• Trotz Regierungswechsel Umsetzung des Bürgerwillens• Unbefristete Implementierung im August 2007• Geringfügige Anpassungen bei Ausnahmeregeln und
Gebietsabgrenzung• Keine Langzeitevaluation (leider typisch)• Breite Akzeptanz der Citymaut• Stabile Wirkung der Maut, aber erste Anzeichen für Fortsetzung
des durchschnittlichen Verkehrswachstums• Diskussion über Mauterhöhung und Ausweitung
ANU-BUNDESTAGUNG:
Fakultät Verkehrswissenschaften Lehrstuhl für Verkehrsökologie
DIE WAHREN KOSTEN DER MOBILITÄTTeil 4: Persönliche Berechung
Thilo BeckerDr. Andreas Huber
25.11.2009
HVV SchulberatungTU Dresden, Verkehrsökologie
ANU-Bundestagung / 45
Persönliche Ebene: Meine Verkehrsmittelwahl
Allgemein (?) angenommene Rangfolge der Verkehrsmittel aus ökologischer Sicht:
FußgängerRadfahrer
BahnBusAuto
Flugzeug
Stimmt das wirklich? Auch bei externen Kosten?
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ANU-Bundestagung / 46
Persönliche Ebene: Welche Kosten habe ich?
Beispiel: Einfache Fahrt von Dresden nach Hamburg (500 km) zu einer Tagung
Fußgänger: 25 km je Tag; 20 Tage a 25 € 500 €
Radfahrer: 100 km je Tag; Ausstattung + Verpflegung 250 €
Zug: 3:57 h; Dauer-Spezial: 29 €; Normal: 90 €
Bus: 5:55 h; 18 – 44 € mit Berliner Linienbus (Sonderfall!)
Auto: 4:18 h; 109 € Variable Kosten berechnet für Mittelklasse (Normalfahrer: Ø 15.000 km/Jahr)mit 0,23 € je km- einfache Strecke (Quelle: ADAC)
Flugzeug: 2:40 h + Anreise; 171 € mit Cirrus Airlines
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ANU-Bundestagung / 47
Persönliche Ebene: Welche Umweltwirkungen?
Erster Schritt: Umweltmobilcheck unter http://reiseauskunft.bahn.de
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ANU-Bundestagung / 48
Persönliche Ebene: Wie viele externe Kosten?
Wirkung 1: Klimawirkung
Kostensatz je Tonne CO2: 20 €? 280 €?Mittelwert nach Kyoto: 70 €
CO2-Emissionen Bahn:28,7 kg X 0,07 € = 2,01 €
CO2-Emissionen Auto:83,1 kg X 0,07 € = 5,82 €
CO2-Emissionen Flugzeug:77,1 kg X 0,07 € = 5,40 €Stärkere Wirkung in Atmosphäre? Vielleicht Faktor 2? Oder 5? Beispiel: Faktor 3 16,20 €Quellen: CO2-Emissionen: Umweltmobilcheck
Emissionsfaktoren:Infras/IWW, UBA, Kyoto, etc.
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ANU-Bundestagung / 49
Persönliche Ebene: Wie viele externe Kosten?
Weitere Wirkungen:
Art der Schadenswirkung Bahn [€] Bus [€] Auto [€] Flugzeug [€]Klimawirkung 2,01 1,40 5,82 16,19Unfälle 0,55 0,55 20,20 0,20Lärm 3,20 9,45 3,15 0,80Luftschadstoffe 3,80 4,00 7,10 1,40Natur und Landschaft 0,30 0,20 1,15 0,30Trennwirkung (Urban) 0,65 0,15 0,90 0,00Vor- und nachgelagerte Effekte 2,30 1,70 3,05 0,50Summe 12,81 17,45 41,37 19,39
Quelle: Infras/IWW: External Costs of Transport – Country Results 2004; Marginale Kosten Deutschland
Strecke: 500 km
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ANU-Bundestagung / 50
Persönliche Ebene: Verkehrsmittelvergleich
Bahn Bus Auto FlugzeugReisezeit [h] 4:00 6:00 4:15 2:45 +Interne Kosten (Reisepreis) [€] 50 30 109 171Externe Kosten [€] 12,81 17,45 41,37 19,39Wahre Kosten [€] 62,81 47,45 150,37 190,39
Auf dieser Basis könnte die Entscheidung stattfinden:
Weitere Faktoren:Verfügbarkeit (z.B. Fahrten am Tag)Start- und ZielortKomfortVorteile für Gruppen
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ANU-Bundestagung / 51
Persönliche Ebene: Und nun Ihre Anreise!
Art der Schadenswirkung Bahn [€/1000 km] Bus [€/1000 km] Auto [€/1000 km] Flugzeug [€/1000 km]Klimawirkung 9,4 8 21,3 45,7Unfälle 1,1 1,1 40,4 0,4Lärm 6,4 18,9 6,3 1,6Luftschadstoffe 7,6 8 14,2 2,8Natur und Landschaft 0,6 0,4 2,3 0,6Trennwirkung (Urban) 1,3 0,3 1,8 0Vor- und nachgelagerte Effekte 4,6 3,4 6,1 1Summe 31 40,1 92,4 52,1
Ein paar Basisdaten:• 220 Arbeitstage im Jahr• Ca. 40 km Alltagswege am Tag• 31 % Freizeitwege, 19 % Einkäufe, 15 % Arbeiten, 12 % priv.
Erledigungen
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ANU-Bundestagung / 52
Fazit: Externe Kosten
Ein ewiges Dilemma: Nutzer gegen Betroffene, Egoismus oder AltruismusKeine Angst machen: Wir garantieren Mobilität + UmstiegsoptionenEs muss ökologisch sein: Externalisieren schadet allen, muss aufhören!
Es muss ökonomisch sein: Pure Un-Ökonomie, Vergeudung, Ineffizienz.Es muss sozial sein: Gerade für Schwächere ist das ungerecht! Unsozial!Alle sparen Geld, wenn Verkehr spezifisch teurer (näher, innovativ...) wird. Dann sinken Schäden, Steuern, Lohnnebenkosten, Gesundheitskosten usw.Das vermeidet Unglück, aber vor allem wird es Spaß und Freude bringen.
Die Integration vergessener Wirkungen ins System entscheidet.
Wer beginnt? Womit? Welche Schrittchen? Gegen den fatalen Trend? Wo?Wer beginnt, hat es am schwersten - und profitiert am meisten.
Ihnen alles Gute dabei!
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ANU-Bundestagung / 53
Kontakt
HVV-Schulberatungbei der Pinneberger Verkehrsgesellschaft mbHDr. Andreas HuberKurze Mühren 13 (bald neue Adresse)20095 HamburgTelefon: 040/ 72594-181E-Mail: [email protected]: http://www.hvv-mobility.com/
TU DresdenFakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“Lehrstuhl für VerkehrsökologieDipl.-Ing. Thilo Becker (M.Sc.)01062 DresdenTel.: 0049 / (0)351 - 463 36692Email: [email protected]: http://www.verkehrsoekologie.de