Psychogene Beeinflussung des Geburtstermins bei Pferden

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Untcrsuch. u. d. Forniensehcn u. optische Grofienunterschcidung b. d. Skudde &l Maflgebend ist offensichtlich dic Starke einer Assoziation zwischen G e g e ti - f i g u r und einem ,,Strafreiz", der allein durch das Fehlen des Futters (Aus- blcibcn einer Belohnung) gegeben ist. 9. Literaturverzeichnis BAJANDUROW, B. J., 1933, Zur Physiologic des Schanalysators bei Vogeln. Z. vergl. Physiol. 18. - BIERENS DE HAAN, 1926, Ubcr Wahriiehmungskomplcxc und Wahrnchmungs- elemcntc bei Nemestrinus nemestrinrrs. Zool. Jahrb. Abt. allg. 2001. u. Physiol. 42. - BQROVSKI, W. M., 1930, Experimentellc Untersuchungcn uber den LernprozeR. 2. vergl. Physiol. 11. - BUYTENDIJK, F. J. J., 1924, Ubcr die Formwahrnehmung beim Hunde. Pfliigers Archiv, 205. - EHRENHARDT, H., 1937, Formsehen und Sehschiirfcbestimmungcn bei Eidechsen. 2. vergl. Physiol. 24. - FISCHEL, W., 1930, Weiterc Untersuchungen der Zielc der ticrischcn Handlung. 2 . vergl. Physiol. 11. - Ders., 1949, Lebcn und Erlebnis bci Ticrcn und Mcnschcn. I. A. Barth, Munchen. - GELLERMANN, L. W., 1933, Chance orders of alter- nating stimuli in visual discrimination experiments. J. of genetic psychology XLII., pp 206-208. - HAGER, H. J., 1939, Untcrsuchungcn uber das optischc Differenzierungsvcrmogen der Fisdlc. 2 . vcrgl. Physiol. 26. - HERTICK, K., 1933, Drcssurversuchc mit lgeln I. Z. vergl. Physiol. 18. - TI. (1934). 2. vcrgl. Physiol. 21. - Ders., 1940, Psycholog. Untersuchungcn an cincm Mauswicsel (Mustela nivalis L.). 2 . Ticrpsychol. 3. - Ders., 1949, Zur Psychologic und Sinnesphysiologic dcr Zwcrgwclse. Biolog. Zentralblatt 68. - HERTZ, M., 1929, Das optische Gcstaltsprobleni und dcr Tiervcrsuch. Vcrhandl. Dtsch. Zool. Ges. 33. - KAH- MANN, H., 1931, Notizcn zur Sinncsbiologie dcr Saugeticre. Dcr 2001. Garten N. F. 4. - KARN and MUNN, 1932, Visual pattern discrimination in the dog. J. Genet. Psychol. 40. - KLUVER, H., Bchavior medianisnis in monkeys. The Univcrsity of Chicago Press, 1933, 387 SS. - LASHLEY, I(. S., 1930, Basic Neural Mechanisms in Behavior. Psychol. Review 37. - MEESTERS, A,, 1940, Ubcr die Organisation dcs Gesichtsfeldes dcr Fische. Z. Tierpsych. 4. - MENNER, E., 1929, Untersudiungen ubcr die Retina mit besondercr Bcriicksichtigung der iuficren Korncrschicht. - 2 . vergl. Physiol. 8. - PAVLOW, J. P., 1926, Die hochstc Nerven- tiitigkcit (das Vcrhaltcn) von Ticrcn. Miinchen. - RUSSEL, A., 1932, Ober Formauffassung ini 2. bis 5. Lcbcnsjahr. Ncuc Psychologisdie Studien, Vcrlag Beck, Munchcn. AMs dem Institut fur Tierzucht der Universitat Miinchen Vorstand: Bundesminirter Prof. Dr. Niklas Psychogene Beeinflussung des Geburtstermins bei Pferden Von WALTER KOCH Eingegangen am 8. FeLrutnr 19J 1 Die Dauer dcr Schwangerschaft und der Zeitpunkt des Geburtsterniines sind durch inncre Gesetzmafligkeiten bcstimmt und von Umwelteinflussen wcitgehend unabhiingig. Beim Menschen und bei den meisten Tieren crfolgcn die Gcburten nicht zu allen Tageszeitcn, sondern nachts haufiger als am Tage. Manche Beobachtungen sprechen dafiir, dafi auch psychische Momente die Ge- burt auslosen oder den Geburtstermin beeinflussen konnen. Spontangeburten nach psychischem Schock sind bci Mensch und Tier vielfach bekannt. Tiere sind bestrcbt, nioglichst ungestort an einem geschutzten Ort zu ruhiger Stunde zu gebiiren; vicle Beobachtungen sprechen dafur, dafl die Tiere bei Heran- nahen der Geburt einen geeigneten Ort aufsuchen und den Eintritt der Geburt willkurlich cinige Zcit hinauszuschieben vermogen. Das fiillt besonders bei Pfcrden auf, dercn sehr rasch ablaufende Geburt fast immer dann anhebt, wenn die Tiere unbeobachtet sind oder sich unbeobachtet glauben. Die Pferde- ziichter sind wohl seit jeher dcr Ansicht, dafl die Stuten willkurlich die Geburt solange aufhalten konnen, bis sie unbeobachtet sind. Da bisher keine beweis- kriiftigen Untersucliutigsergcbnisse vorliegen, mochte ich das Ergebiiis eines unbeabsichtigten Versuches niitteilen. Im Fruhjahr 1945 hatte ich Gelegenheit, in der Geburtsstation eines Pfcrdchospitals in der kurzen Zeitspanne vom 25. Februar bis 4. Mai 250 nor-

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Untcrsuch. u. d. Forniensehcn u. optische Grofienunterschcidung b. d . Skudde &l

Maflgebend ist offensichtlich dic Starke einer Assoziation zwischen G e g e t i - f i g u r und einem ,,Strafreiz", der allein durch das Fehlen des Futters (Aus- blcibcn einer Belohnung) gegeben ist.

9. Literaturverzeichnis BAJANDUROW, B. J., 1933, Zur Physiologic des Schanalysators bei Vogeln. Z. vergl. Physiol. 18. - BIERENS D E HAAN, 1926, Ubcr Wahriiehmungskomplcxc und Wahrnchmungs- elemcntc bei Nemestrinus nemestrinrrs. Zool. Jahrb. Abt. allg. 2001. u. Physiol. 42. - BQROVSKI, W. M., 1930, Experimentellc Untersuchungcn uber den LernprozeR. 2. vergl. Physiol. 1 1 . - BUYTENDIJK, F. J. J., 1924, Ubcr die Formwahrnehmung beim Hunde. Pfliigers Archiv, 205. - EHRENHARDT, H., 1937, Formsehen und Sehschiirfcbestimmungcn bei Eidechsen. 2 . vergl. Physiol. 24. - FISCHEL, W., 1930, Weiterc Untersuchungen der Zielc der ticrischcn Handlung. 2 . vergl. Physiol. 1 1 . - Ders., 1949, Lebcn und Erlebnis bci Ticrcn und Mcnschcn. I. A. Barth, Munchen. - GELLERMANN, L. W., 1933, Chance orders of alter- nating stimuli in visual discrimination experiments. J . of genetic psychology XLII . , p p 206-208. - HAGER, H. J., 1939, Untcrsuchungcn uber das optischc Differenzierungsvcrmogen der Fisdlc. 2 . vcrgl. Physiol. 26. - HERTICK, K., 1933, Drcssurversuchc mit lgeln I. Z. vergl. Physiol. 1 8 . - TI. (1934). 2 . vcrgl. Physiol. 21. - Ders., 1940, Psycholog. Untersuchungcn an cincm Mauswicsel (Mustela nivalis L.). 2 . Ticrpsychol. 3. - Ders., 1949, Zur Psychologic und Sinnesphysiologic dcr Zwcrgwclse. Biolog. Zentralblatt 68. - HERTZ, M., 1929, Das optische Gcstaltsprobleni und dcr Tiervcrsuch. Vcrhandl. Dtsch. Zool. Ges. 33. - KAH- MANN, H . , 1931, Notizcn zur Sinncsbiologie dcr Saugeticre. Dcr 2001. Garten N. F. 4. - K A R N and MUNN, 1932, Visual pattern discrimination in the dog. J. Genet. Psychol. 40. - KLUVER, H., Bchavior medianisnis in monkeys. T h e Univcrsity of Chicago Press, 1933, 387 SS. - LASHLEY, I(. S., 1930, Basic Neural Mechanisms in Behavior. Psychol. Review 37. - MEESTERS, A,, 1940, Ubcr die Organisation dcs Gesichtsfeldes dcr Fische. Z. Tierpsych. 4. - MENNER, E., 1929, Untersudiungen ubcr die Retina mit besondercr Bcriicksichtigung der iuficren Korncrschicht. - 2 . vergl. Physiol. 8. - PAVLOW, J. P., 1926, Die hochstc Nerven- tiitigkcit (das Vcrhaltcn) von Ticrcn. Miinchen. - RUSSEL, A., 1932, Ober Formauffassung ini 2. bis 5. Lcbcnsjahr. Ncuc Psychologisdie Studien, Vcrlag Beck, Munchcn.

AMs d e m Institut f u r Tierzucht der Universi tat Miinchen Vors tand: Bundesminirter Prof . Dr. Niklas

Psychogene Beeinflussung des Geburtstermins bei Pferden Von WALTER KOCH

Eingegangen a m 8. FeLrutnr 19J 1 Die Dauer dcr Schwangerschaft und der Zeitpunkt des Geburtsterniines

sind durch inncre Gesetzmafligkeiten bcstimmt und von Umwelteinflussen wcitgehend unabhiingig. Beim Menschen und bei den meisten Tieren crfolgcn die Gcburten nicht zu allen Tageszeitcn, sondern nachts haufiger als am Tage. Manche Beobachtungen sprechen dafiir, dafi auch psychische Momente die Ge- burt auslosen oder den Geburtstermin beeinflussen konnen. Spontangeburten nach psychischem Schock sind bci Mensch und Tier vielfach bekannt. Tiere sind bestrcbt, nioglichst ungestort an einem geschutzten O r t zu ruhiger Stunde zu gebiiren; vicle Beobachtungen sprechen dafur, dafl die Tiere bei Heran- nahen der Geburt einen geeigneten Ort aufsuchen und den Eintritt der Geburt willkurlich cinige Zcit hinauszuschieben vermogen. Das fiillt besonders bei Pfcrden auf, dercn sehr rasch ablaufende Geburt fast immer dann anhebt, wenn die Tiere unbeobachtet sind oder sich unbeobachtet glauben. Die Pferde- ziichter sind wohl seit jeher dcr Ansicht, dafl die Stuten willkurlich die Geburt solange aufhalten konnen, bis sie unbeobachtet sind. Da bisher keine beweis- kriiftigen Untersucliutigsergcbnisse vorliegen, mochte ich das Ergebiiis eines unbeabsichtigten Versuches niitteilen.

I m Fruhjahr 1945 hatte ich Gelegenheit, i n der Geburtsstation eines Pfcrdchospitals i n der kurzen Zeitspanne vom 2 5 . Februar bis 4. Mai 250 nor-

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male Pferdegeburten zu leiten und zu beobachten. Die Tiere waren von ver- schiedener Herkunft und Rasse, aber ganz gleichmaflig untergebracht, gepflegt und gefiittert. Die G e b u r t e n erfolgten t a g l i c h z u g a n z b e s t i m m - t e n S t u n d e n , und zwar in der Zeit vom 25. Februar bis 1. April taglich abends zwischen 19 und 21 Uhr und morgens zwischen 4 und 6 Uhr. Am Tage und nachts kamen nur wenige vereinzelte Geburten vor. Der Zeitpunkt der Geburt laflt sich beim Pferd deshalb genau festlegen, weil sie sehr rasch verlauft, meist binnen 1-5 Minuten. Der eigenartige Tageszeitenrhythmus war zunachst nicht zu erklaren.

Am 2. April wurde die ,,Sommerzeit" eingefuhrt, d. h. die Uhr wurde um e i n e S t u n d e v o r g e s t e l l t . Am g l e i c h e n T a g a n d e r t e n auch die S t u t e n ihren G e b u r t s r h y t h m u s. Sie beharrten nicht, wie zu er- warten war, bei der Tageszeit, sondern folgten der veranderten Uhrzeit. Die Geburten, bis zu diesem T a g von 4-6 Uhr und von 19-21 Uhr M. E. Z., lagen ab 2. April in den gleichnamigen Stunden nach Sommerzeit, d. h. tat- sachlich durchweg eine Stunde fruher.

Das Ergebnis war zunachst verbluffend, die Losung aber wohl einfach. Um jede Geburt uberwachen zu konnen, hatte ich eine moglichst sorgfaltige Wachordnung eingefuhrt. Tag und Nacht wurden alle vor der Geburt stehen- den Stuten in kurzen Abstanden besichtigt. Selbst wahrend der Mahlzeiten des Pflegepersonals waren Wachen vorgesehen. Begreiflicherweise war dieses Verfahren fur das Personal sehr ermudend. N u n wurden taglich abends 19 Uhr die Pfleger zu einer kurzen Besprechung der Arbeiten des nachsten Tages versammelt. Dieser Besprechung schloR sich eine kurze Ruhepause an. Diese Stunde nutzten ofiensichtlich die Stuten fur die Geburt aus. Mit Eintritt der Nacht setzte wieder der Wachdienst ein. Die Ubermudung fuhrte d a m , daR gegen Morgen die Uberwachung in der Regel etwas weniger straff ge- handhabt wurde. Wieder nutzten die Stuten diese Stunden bis zum Beginn der allgemeinen Arbeiten um 6 Uhr aus. Mit Eintritt der Sommerzeit paflten sich die Stuten dem geanderten Rhythmus des Wachdienstes an. Ich kann aus dicser Beobachtung kaum einen anderen Schlufl ziehen, als dat3 d i e S t u t e n tatsachlich in der Lage sind, w i l l k u r l i c h d e n Z e i t p u n k t d e s G e - b u r t s e i n t r i t t s b i s z u 1 2 S t u n d e n z u v e r s c h i e b e n .

Man konnte auch daran denken, dafi die Zeit des Gcburtseintritts mit der Fiitterung zusammenhangt, die alle Tagc punktlich zur gleichen Stunde stattfand. Auch die Futterzeiten iindcrtcn sich mit der Sommerzeit. Man konntc nun annehmen, die bevorzugte Abfohlzeit kurz nach dcm Abcndfiittcrn habc irgendwie mit der Futtcraufnahmc odcr der Ver- dauung zusamniengehangen. Abcr die Stuten fohltcn auch morgcns vor dem Fiittcrn, anderer- seits so gut wie nic nach dcr Morgen- und Mittagsfiitterung. Soniit ist ein solcher Zusammen- hang wohl auszuschlieacn.

Die Beobachtung, dafl psychische Einflusse den Geburtstermin beim Pferd zu verschieben vermogen, kann unsere Auffassung von der Auslosung des Geburtsaktes erganzen. Beim Menschen und bei den meistcn Tierarten hangt der Beginn der Wehen vom Tagesrhythmus ab. Die Geburten erfolgen meist nachts. Keine der Theorien zur Erklarung dieser Tagesperiodizitat ist aus- reichend belegt. Nach einer umfangreichen und grundlichen statistischen Arbeit von HOSEMANN') ist beim Menschen die Haufigkeit des Weheneintritts uni Mitternacht am groflten, im Sommer ebenso wie mch im Winter, also un- abhangig von der relativen Lange des Tages und der Nacht. Der Geburtstermin folgt also beim Menschen einem von inneren Gesetzmafligkeiten gesteuerten 24-Stunden-Rhythmus, der vom Jahresgang der Sonne unabhangig ist. N u n konnte HOSEMANN aber zeigen, dafl auch beim Menschen ,,Lebensgewohn-

1) HOSEMANN, M.: Urnwcltcinfliisse und Wchenbeginn. Naturwiss. 1946, S. 182.

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Psychogcnc Bccinflussung dcs Gcburtstcrmins bci Pfcrdcn 443

hciten" den Geburtstermin verschieben konnen. So gipfelte die Tageskurve des Wehenbeginns im zweiten Weltkrieg zwar auch um Mitternacht, aber der Gipfel war, statistisch gut gesichert, hoher als im Frieden und fie1 vor allem zuni Morgen erheblich steiler ab, ubereinstimmend fur Kriegsbeginn ohne Bombenangriffe wie spater mit solchen. Welche Unterschiede der ,,Lebens- gewohnheiten" in Krieg und Frieden die Kurve verandert haben mogen, das lafit HOSEMANN ebenso offen wie die Verursachung der Tagesrhythmik uber- haupt.

Jedenfalls aber durfen wir sagen, dai3 beim Menschen und noch starker beim Pferd Buflere Lebensumstande den Zeitpunkt des Wehenbeginns ver- schieben konnen, beim Pferd offenbar im Sinne eines psychogenen Hinaus- zogerns.

Beobachtungen uber angeborene Verhaltensweisen bei einem pommerschen Hutehund

Von WOLFGANG LUTHER, Marburg Mrt 2 Abbrldungen

L'rngegangen am 20. Oktober 1951

B. SCHMID hat in Bd. 1 (1937) dieser Zeitschrift die Leistungen der sog. Hutehunde (Schweizer Sennenhund und deutscher bzw. altdeutscher Schafer- hund) eingehend gewurdigt. Er bezeichnet sie ,,als das Hochste, wenn nicht uberhaupt das Letzte, was an dressurmafligen Anforderungen an ein Tier gestellt werden kann" (S. 255). N u n besteht aber, wie jeder Hundekenner wein, fast jede Gebrauchshundedressur (abgesehen vielleicht vom Blinden- hund) in einer Ausnutzung angeborener Verhaltensweisen. Was der Hund lernt, ist lediglich, dieses angeborene Verhalten im richtigen Augenblick und am richtigen O r t den Wiinschen des Menschen entsprechend anzuwenden. B. SCHMID betont daher auch, dafl der Hutehund in der Praxis keine eigent- liche Dressur durchmacht, sondern als Junghund einfach mit der Herde mit- lauft und seine Ausbildung durch das Beispiel eines alteren erfahrenen Hute- hundes und gelegentliche Ermunterung und Verweise des Schafers erwirbt.

Eigenartigerwcise finden sich in der modernen tierpsychologischen Literatur sonst kaum Angaben uber den offenbar uralten und seit undenklichen Zeiteii praktisch genutzten Instinktkomplex des Herdenhiitens beim Haushund. Der Gruiid ist wohl der, dai3 bei der Mehrzahl der bei uns haufigen Gebrauchs- hunderassen (einschliefllich des sog. deutschen Schaferhundes, der heute vor allem Schutzhund ist) die eigentumliche Kombination bestimmter Teilinstinkte, die die besondere ,,Veranlagung" des guten Hutehundes ausmacht, nicht oder tiur andeutungsweise vorhanden ist. Es mag daher lohnend erscheinen, hier uber einige Bcobachtungen an einem Vertreter einer ganz speziell fur die Aufgabe des Schafhuteris gezuchteten Hunderasse zu berichten.

Der jetzt 13jahrige, reinblutige pommersche Hutespitz-Rude ,,Ivo", (Abb. 1, Schulterhohe 57 em, Gewicht etwa 23 kg), wurde ah 8 Wochen alter Junghund von eincr Schnfcrei in Mecltlenburg bezogen und hat seitdem unter stadtischen bzw. halbstidtischen Verhiiltnissen gelebt. Aufler der ublichen Grundausbildung (,,SetZen", ,,Ablegen", ,,bei Fufl" usw.) hat er k e i n e r 1 e i S p e z i a 1 d r e s s u r durchgemacht, insbesondere n i c h t die eines H u t e - h u n d e s. Die im folgenden zu beschreibenden typischen Verhaltensweisen sind also rein instinktiver Natur, und durch menschliche Dressur nicht. nur nicht unterstutzt, sondern z. T. sogar als storende Unarten bekampft worden.