Pulse RestructuringNewsletter Februar 2017 · schwedische, in den USA ansässige Spartenleiter...

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Unternehmen: Ascom Burckhardt Compression Calida Cham Paper Group Charles Vögele H. Erne Metallbau Inapa Schweiz Leonteq Mammut Meyer Burger Nestlé OC Oerlikon Panalpina Raiffeisen Gruppe Solarworld Stetoro Sulzer Sunrise Swiss Re Tomtom Zurich Branchen / Themen: Schweizer Pressemarkt Schweizer Uhrenindustrie Schweizer Franken Pulse – Restructuring Newsletter Februar 2017

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Unternehmen:

Ascom

Burckhardt Compression

Calida

Cham Paper Group

Charles Vögele

H. Erne Metallbau

Inapa Schweiz

Leonteq

Mammut

Meyer Burger

Nestlé

OC Oerlikon

Panalpina

Raiffeisen Gruppe

Solarworld

Stetoro

Sulzer

Sunrise

Swiss Re

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Zurich

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Pulse – Restructuring Newsletter Februar 2017

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Unternehmen:

Ascom: Vom Hoffnungsträger zum Klumpfuss – Fehlgeschlagene

Diversifizierung, ein Résumé

NZZ, 14-02-2017

Der Aufbau der neuen Sparte Network Testing war bei Ascom mit viel Hoffnungen verbunden.

Doch hat das Abenteuer die Aktionäre viel Geld und Nerven gekostet und einige Karrierepläne

durchkreuzt. Von Giorgio V. Müller.

In Sachen Visionen war das Schweizer Traditionsunternehmen Ascom schon immer ambitiös, selbst dann

noch, als es nur noch ein Schatten seiner ehemaligen Grösse war. Das war vor rund acht Jahren wieder einmal

der Fall. Als die Wehen der Finanzkrise immer stärker spürbar wurden, versuchte die damals noch stark von

staatlichen Aufträgen aus dem Rüstungs- und Gesundheitswesen abhängige Ascom ihr Glück in einem neuen

Geschäftsfeld, kaum waren vier kleinere defizitäre Einheiten entsorgt worden. Sie fand es in einem Segment,

das ihr nicht ganz fremd war: das Testen von Mobilfunknetzen. Was 2008 mit dem Kauf der kleinen britischen

Agrogroup (12 Mio. Fr. Umsatz, 45 Mitarbeiter) und der Sparte Wireless Testing der US-Partnerfirma Comarco

(Umsatz rund 20 Mio. $, 55 Mitarbeiter) für 12,75 Mio. $ begonnen hatte, wurde durch eine Grossübernahme

kurz danach zu einem tragenden Standbein, das in den besten Zeiten für einen Drittel des Umsatzes und des

Betriebsgewinns der Ascom-Gruppe verantwortlich war.

Von top zu Flop – Der grosse Wurf erfolgte im März 2009, als der damalige Konzernchef Riet Cadonau den

Erwerb der Network-Testing-Sparte von Ericsson (Tems) für 190 Mio. Fr. bekanntgeben konnte. Der hohe Preis

spiegelte die gute Rentabilität des Geschäfts, das 2008 auf einen Umsatz von 165 Mio. Fr. und auf eine Ebit-

Marge von 20% kam. Im Rückblick zeigt sich, dass dies zugleich auch der Zenit der Rentabilität dieses

Bereichs war; in der Folge ging es meist nur noch bergab. Mit dem Erwerb konnten sich die Schweizer

Weltmarktführer (Anteil 30%) im Testen von Funknetzen nennen, einem Gebiet, das durch den bevorstehenden

Ausbau leistungsfähigerer 3G- und 4G-Netze zudem ein enormes Wachstum versprach. Ab 2010 war Network

Testing eine separate Division; nebst Security Communication und Wireless Solutions kam «ein solides,

profitables Standbein» (Cadonau) hinzu. Cadonau selbst wechselte im April 2011 zum Schlüsselhersteller Kaba

(heute Dorma + Kaba) und übergab sein Amt seinem Stellvertreter und langjährigen Spartenleiter Fritz

Mumenthaler.

Die traditionell stark auf Schweden ausgerichteten Aktivitäten passten jedoch bald immer weniger zum

Geschäft, das sich rasch nach Asien verlagerte. Zu allem Unglück gab es auch wiederholt Verzögerungen bei

der Einführung der 4G-Technologie in den USA, bremsten doch (schliesslich gescheiterte)

Fusionsverhandlungen der beiden grossen US-Telekomkonzerne AT&T und T-Mobile die Lust auf Investitionen

in neue Technologien. So kam es, dass die Sparte nur zwei Jahre nach dem Erwerb schon einer

Restrukturierung bedurfte. 2011 lag der Umsatz um fast 7% unter dem Vorjahr, und die Betriebsgewinnmarge

auf Stufe Ebitda schrumpfte von 16,4 auf 2,4%. Auf Stufe Ebit resultierte sogar ein Verlust.

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Als erste Massnahme wurden die jährlichen Kosten um 10 Mio. Fr. reduziert, wofür u. a. 70 Stellen geopfert

werden sollten. Tatsächlich wurden jedoch über 100 Stellen gestrichen und zwei Standorte in Schweden und in

Deutschland geschlossen, was Einmalkosten von 10 Mio. Fr. nach sich zog. Auch die Schweiz kam nicht

ungeschoren davon: In Solothurn wurde die Mitarbeiterzahl auf 25 Personen halbiert. Dank diesen

Massnahmen konnten die jährlichen Kosten sogar um 20 Mio. Fr. gesenkt werden. Das verleitete den

Konzernchef zur Aussage, Besserung sei in Sicht. Tatsächlich wurde für das Geschäftsjahr 2013 die

Trendwende verkündet, nachdem wieder schwarze Zahlen erreicht worden waren.

Lust vergangen – Doch schon im darauffolgenden Jahr wendete sich das Blatt wieder. Als die Sparte im ersten

Halbjahr erneut in die Verlustzone rutschte, wurde der Bereichsleiter in Asien entlassen. Ascom blieb der

Sparte aber treu: «Ein Verkauf ist nicht geplant», sagte der Konzernchef. Erst als sich 2015 ein weiteres

Verlustjahr abzeichnete, kam das Umdenken. «Wir prüfen strategische Optionen», sagte Mumenthaler, was

übersetzt hiess, dass Ascom die Sparte zum Verkauf feilbot und offen für Offerten war. Das Network-Testing-

Geschäft sei ja nur noch ein Nischenmarkt, in dem global jährlich kaum mehr als 60 Mio. $ umgesetzt würden,

so wurde die strategische Kehrtwende rechtfertigt. Vier Jahre zuvor war noch von einem 500-Mio.-Fr.-Markt

fabuliert worden.

Bevor man sich der Unglückssparte entledigen konnte, wurde in der Ascom-Führung wieder einmal aufgeräumt.

Im April 2016 wurde Mumenthaler durch Holger Cordes ersetzt. Und im November 2016 kündigte

Verwaltungsratspräsident Juhani Antilla an, dass er sich nach 15 Jahren an der Spitze an der darauffolgenden

Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl stellen würde. Zusammen mit Cadonau war es der Finne, der

sich für den Einstieg ins Network-Testing-Geschäft starkgemacht hatte. Der auch im vergangenen Jahr in den

roten Zahlen operierende Bereich fand schliesslich in einem französischen Konkurrenten (Infovista) einen

Abnehmer. Der tiefe Kaufpreis führte indes dazu, dass für Ascom ein ausserordentlicher Verlust von 145 Mio.

Fr. resultierte, weil der einst über das Eigenkapital abgeschriebene Goodwill wieder rückgängig gemacht

werden musste. Heute nennt sich die Sparte wieder Tems und beansprucht, mit einem Anteil von 40%,

weiterhin die globale Marktführerschaft.

Der Einstieg ins Network-Testing-Geschäft hat sich für Ascom per saldo nicht ausbezahlt, Tems wurde

überzahlt und musste zur Unzeit wieder abgestossen werden. Die Veräusserung an Infovista war ein Ende mit

Schrecken, der Ausstieg kostete Ascom zwar nicht den Kragen, war aber auch für die treuen Aktionäre

äusserst schmerzhaft. Angesichts des durchzogenen Leistungsausweises der Sparte erstaunt es, dass sich der

schwedische, in den USA ansässige Spartenleiter Rikard Lundqvist, der einst von Tems gekommen ist und

Geschäftsleitungsmitglied ist, bis zum bitteren Ende an der Spitze halten konnte. Als «One company»-

Organisation kann sich Ascom keinen weiteren Beinbruch mehr leisten. Am 9. März wird man erfahren, wie es

mit der Rest-Ascom weitergeht.

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Burckhardt Compression: Kurzarbeit in Winterthur – 200 Mitarbeiter

betroffen

NZZ, 20-02-2017

Beim Winterthurer Industriekonzern wurden zuletzt weniger Kompressoren-Systeme bestellt als

erwartet. 200 von 700 Mitarbeiter in Winterthur müssen deshalb ab März Kurzarbeit leisten.

Burckhardt Compression führt an seinem Stammsitz in Winterthur ab März Kurzarbeit ein. Wie der Hersteller

von Kolbenkompressoren mitteilt, hat das Amt für Wirtschaft und Arbeit den entsprechenden Antrag

angenommen. Die Massnahme gilt für 200 aller 700 Mitarbeiter in Winterthur.

Grund dafür: Die Bestellungen für Kompressor-Systeme, vor allem aus der Erdgasindustrie, sind stark

zurückgegangen. Ganz überraschend kommt die Nachricht nicht, bereits im Vorjahr musste Burckhardt einen

Stellenabbau wegen der flauen Nachfrage bekanntgeben. Im November sagte das Unternehmen, dass man

Kurzarbeit prüfe (amü).

Calida: Restrukturierungen fressen am Gewinn

NZZ, 03-03-2017

Bei der Calida-Gruppe, die längst nicht mehr nur Wäscheherstellerin ist, hat sich zum drittem Mal

in Folge der Reingewinn reduziert.

Die Calida-Gruppe hat noch immer schwer zu schlucken an der Expansion in Bereichen wie Gartenmöbel,

Outdoor- oder Surfbekleidung. Das abgelaufene Geschäftsjahr ist geprägt von Kosten für Restrukturierungen.

Bei Calida hat sich 2016 der Reingewinn im Vergleich zum Vorjahr um 13,1% reduziert, so dass unter dem

Strich 14,8 Mio. Fr. blieben, wie Calida am Freitag mitteilte.

Den Gewinnrückgang begründet Calida mit Einmalkosten von 4 Mio. Fr. für die Restrukturierungen bei der

Millet Mountain Group, welche die drei Bergsport- und Outdoormarken Millet, Eider und Lafuma Outdoor

vereinigt. Der Betriebsgewinn auf Stufe Ebit reduzierte sich markant um 15% auf 18,3 Mio. Fr. Calida verweist

jedoch darauf, dass der Betriebsgewinn ohne Einmaleffekte um 3,3% auf 22,3 Mio. Fr. gesteigert wurde. Der

Umsatz legte um 3,3% auf 370,9 Mio. Fr. zu.

Über den Erwartungen – Diese Zahlen übertreffen die Erwartungen der Analytiker. Die Experten von der Bank

Vontobel und von der ZKB hatten einen Nettoumsatz von 362 Mio. Fr. bzw. 366 Fr. und einen Ebit von 16,7

Mio. Fr. bzw. 17,5 Mio. Fr. erwartet. Der Gewinn - allerdings nach Minderheiten - wurde von den Experten bei

12,3 Mio. Fr. bzw. 12,2 Mio. Fr. gesehen, wie die die Finanznachrichtenagentur AWP berichtet.

Calida teilte zudem mit, dass die Gruppe die operative Führungsstruktur vereinfacht habe. Neu wird die oberste

Managementebene mit den divisionsübergreifenden Funktionen eingeführt: Konzernchef (CEO) Reiner Pichler,

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Finanzchef (CFO) Thomas Stöcklin, operativer Chef (COO) Daniel Gemperle und Personalchefin Manuela

Ottiger. Die erweiterte Gruppenleitung besteht künftig aus diesem Executive Board sowie sämtlichen General

Managern der Divisionen: Neu geschaffen wurde die Division Online Services.

Für 2017 hält sich Calida bedeckt. Das laufende Jahr werde ein Übergangsjahr mit zusätzlichen Investitionen in

das organische Wachstum sein, heisst es in der Mitteilung. Es könne aber trotz der weiterhin herausfordernden

Entwicklung im europäischen Einzelhandel mit einer stabilen Entwicklung der Gruppe gerechnet werden (sda).

Cham Paper Group: 2016 wieder auf Wachstumskurs

SDA Schweizerische Depeschenagentur, 28-02-2017

Der Papierhersteller Cham Paper Group hat nach einer langen Phase der Restrukturierung im

vergangenen Jahr wieder mehr Umsatz erwirtschaftet. Unter dem Strich erzielte die Gruppe 2016

einen Reingewinn von 8 Millionen Franken.

Mit dem Ergebnis erreichte der Spezialpapierhersteller erstmals seit der Restrukturierung wieder das

angestrebte Mindestziel bei der Rentabilität, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Besonders der

Geschäftsbereich Papier habe sich dank einer effizienteren Produktion und tieferen Rohstoffpreisen gut

entwickelt. So stieg das operative Ergebnis auf insgesamt 10 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es lediglich

2,4 Millionen Franken.

Damals hatten höhere Rohstoffkosten sowie Komplikationen bei der Produktionsverlagerung von der Schweiz

nach Italien das Ergebnis belastet. Nun blicke das Unternehmen aber auf ein "überwiegend erfreuliches

Geschäftsjahr" zurück, heisst es weiter. Das vollständige Geschäftsergebnis wird am 27. März veröffentlicht.

Charles Vögele: Nach Übernahme durch OVS – Wie weiter in der Schweiz?

Cash.ch, 15-02-2017

Charles Vögele wird dieses Jahr vom italienischen Modeunternehmen OVS geschluckt. Kommt es

zu Massenentlassungen beim Schweizer Verkaufspersonal? OVS verstrickt sich in Widersprüche

und sorgt für Verwirrung. Von Pascal Züger.

Nach fünf Jahren mit roten Zahlen und erfolglosen Strategieschwenkern musste das 1955 gegründete

Schweizer Traditionsunternehmen Charles Vögele im letzten Jahr endgültig die Reissleine ziehen: Im

Dezember kam die Übernahme durch Sempione Retail - zu welcher das italienische Modehaus OVS gehört -

offiziell zustande. Der Name Vögele wird noch in diesem Jahr vollständig verschwinden, aus den Filialen

werden OVS-Verkaufsstellen.

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Und die Umstrukturierung ist bereits in vollem Gange: Im Januar wurden 100 der insgesamt 320 Mitarbeitenden

an der Zentrale in Pfäffikon SZ auf die Strasse gestellt. Ende Januar schickte Vögele seine 95 Standorte in den

Niederlanden in die Insolvenz. 700 Mitarbeitende verlieren dadurch ihren Job.

Auch in Deutschland verschwindet der Name Charles Vögele. Ein Grossteil der Filialen werden von den

Handelsunternehmen Tedi, Woolworth und Kik übernommen. Und in den nächsten Wochen soll das

Dekotierungsgesuch bei der Schweizer Börse für die Vögele-Aktie eingereicht werden.

Noch nicht betroffen von der Entlassungswelle sind die knapp 1500 Angestellten in den 163 Vögele-Filialen in

der Schweiz. CEO Markus Voegeli betonte noch im Oktober 2016 im cash-Interview, dass es bei einem

Stellenabbau nur Mitarbeiter in der Zentrale treffen würde, nicht jedoch das Verkaufspersonal.

OVS sorgt für Verwirrung – Über die künftige Personalpolitik - das liegt auf der Hand - entscheidet letzten

Endes aber OVS und nicht mehr Vögele. OVS-CEO Stefano Beraldo kündigte vor Schweizer Medien im

Dezember 2016 an, dass das Filialnetz in der Schweiz um 10 bis 15 Prozent gestrafft werden soll. Somit

würden ungefähr 20 Filialen geschlossen, was 180 Entlassungen zur Folge hätte.

Inzwischen dementiert OVS allerdings diese Zahl. Gegenüber cash lässt der Medienverantwortliche von OVS

verlauten, dass nur 3 Prozent der Filialen geschlossen werden sollen. Das wären bloss fünf Filialen und beträfe

noch etwa 45 Mitarbeitende. Von den früher erwähnten Zahlen weiss man bei OVS inzwischen nichts mehr.

Ein Aderlass beim Verkaufspersonal ist möglich – Die Kommunikation von OVS verwirrt auch die Mitarbeiter

von Vögele in der Schweiz, bis auf obere Etagen. Dort hat man durchaus eigene Rechnungen angestellt.

Demnach rechnet man intern damit, dass in der Schweiz nicht nur 20 Filialen wegfallen, sondern zusätzlich

auch noch in jeder verbleibender Filiale zwei Stellen überflüssig werden, wie cash von einem Vögele-Insider

erfahren hat. Alles in allem wären dies rund 460 Entlassungen im Verkauf - oder beinahe ein Drittel des

gesamten Schweizer Verkaufpersonals.

Die Befürchtungen kommen nicht von ungefähr: Wer schon einmal ein OVS-Kleidergeschäft in Italien besucht

hat, weiss: Nicht Verkaufsberatungen stehen im Vordergrund, sondern Mode zu möglichst günstigen Preisen.

Verkaufspersonal existiert daher kaum, OVS sieht sich schliesslich als Konkurrenz zu Billiganbietern wie H&M

oder Zara.

Dieser Personalabbau könnte vor allem die älteren Angestellten betreffen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

von Vögele sind gemäss Geschäftsbericht im Durchschnitt 39 Jahre alt. OVS hingegen zielt auf ein jüngeres

Publikum ab. Und wird dementsprechend wohl auf ein jüngeres Verkaufspersonal setzen.

Charles Vögele dementiert nicht – Charles Vögele dementiert einen möglichen Stellenabbau auf Anfrage von

cash nicht. "Natürlich überprüfen wir laufend die Standorte und können deshalb Filialschliessungen oder

Standortverschiebungen nicht ausschliessen. Das gehört aber im Einzelhandel zum Tagesgeschäft und

deshalb spekulieren wir nicht über eine mögliche Anzahl", sagt Vögele-Pressesprecherin Nicole Borel. Borel

erwähnt jedoch, dass OVS wachsen wolle und beabsichtige, in der Schweiz ein dichtes Filialnetz zu betreiben.

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Die Vögele-Übernahme ist übrigens der zweite Expansionsversuch des früher Oviesse genannten Konzerns in

der Schweiz. 2001 vereinbarten Oviesse und Globus zuerst, dass Oviesse 35 der 60 ABM-Filialen übernehmen

sollte. Bereits 2004 beendete Oviesse aber sein Schweiz-Abenteuer wieder, weil die Firma das

Konkurrenzumfeld in der Schweiz unterschätzte, unter anderen H&M.

H. Erne Metallbau AG: Erlös aus Liquidation bestätigt Strategie

Aargauer Zeitung, 23-02-2017

Leuggern – Kurz nach dem Konkurs der H. Erne Metallbau AG hatte die Auffanggesellschaft

Schiffbruch erlitten. Nach der Liquidation stellt sich die Frage: Wer schätzte den Wert des

Inventars damals richtig ein? Philipp Zimmermann.

Nach dem Konkurs der H. Erne Metallbau AG Ende September wollte Eigentümer Andreas Lütschg einen Teil

der Firma weiterführen. Drei Voraussetzungen waren dafür nötig: Erstens übernahm Werner Marti, der letzte

Verwaltungsratspräsident und ehemalige Preisüberwacher, mit seiner J&W Verwaltungs AG die

Firmenliegenschaft für 4,5 Millionen Franken. Zweitens sollten 20 bis 25 der 70 Mitarbeiter neue Arbeitsverträge

unterzeichnen. Und drittens sollte die von Andreas Lütschg gegründete Auffanggesellschaft Erne Anlagenbau

AG das Inventar übernehmen. Der Plan allerdings erlitt Schiffbruch. Weil Lütschg sich nicht mit dem

Konkursamt Brugg, dem ersten Konkursverwalter, über einen Preis für das Inventar einig wurde. Ihre

Vorstellungen lagen um einige hunderttausend Franken auseinander.

War der Entscheid des Konkursverwalters damals richtig? War der geforderte Preis womöglich zu hoch? Diese

Fragen standen bis zur Liquidation des Inventars vom Freitag am Firmensitz in Leuggern im Raum. Liquidator

Jakob Aeschlimann erzielte einen Erlös von rund 650000 Franken. Der Löwenanteil des Inventars ging an den

Mann. «Mit diesem Ergebnis sind wir zufrieden», sagte Philipp Possa vom ausserordentlichen

Konkursverwalter Transliq AG aus Bern, der den Fall vom Konkursamt Brugg übernommen hatte.

«Der Verkaufserlös entsprach in etwa den Schätzungen zum Liquidationswert», sagt Possa. «So gesehen ist

der Entscheid damals richtig gewesen», fügt Possa an. Man muss wissen: Es ist das Ziel eines jeden

Konkursverwalters, einen möglichst hohen Preis für Material und Waren, die zu einer Konkursmasse gehören,

herauszuholen. Denn mit diesen Geldern sollen wiederum möglichst hohe Betrag Gläubigerforderungen gestillt

werden.

Stillschweigen über den Käufer – Bereits vor der Liquidation hatte Aeschlimann Teile des Inventars an den

Mann bringen können. Die Maschinen und das Mobiliar, die am Freitag liegen blieben, wird er in den nächsten

Wochen nach Möglichkeit veräussern. Diese Gelder werden ebenso wie die Beträge aus dem

Debitoreninkasso, den Forderungen der H. Erne Metallbau AG an ihre Schuldner, in die Konkursmasse

fliessen.

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Obwohl die Auffanggesellschaft Schiffbruch erlitt, ist sie nach wie vor im Handelsregister eingetragen. Und nicht

nur das: In ihrem Besitz befindet sich mittlerweile auch die ehemalige Firmenliegenschaft mit den zwei

Parzellen. «Die J&W Verwaltungs AG hat die Liegenschaft zu den gleichen Bedingungen, zu denen sie die

Liegenschaft übernommen hat, der Erne Anlagenbau AG übertragen, mit dem Ziel, sie einer neuen Nutzung

zuzuführen», sagte Werner Marti der az. Ein Interessent hat nun ein Auge auf die Liegenschaft geworfen.

Seinen Namen wollte Marti noch nicht nennen. Er verriet aber, dass der Verkauf bereits im März besiegelt

werden könnte.

Inapa Schweiz: Massiver Stellenabbau

NZZ, 10-02-2017

Beim Papier- und Drucksachenhändler Inapa Schweiz kommt es Ende Mai zu einem massiven

Stellenabbau. Als Folge der Übernahme durch die schwedische Papyrus AB im Dezember wird

Inapa in die Papyrus Schweiz integriert und ihr Standort Regensdorf geschlossen.

Festgehalten wird hingegen am Westschweizer Inapa-Standort im waadtländischen Echandens. In Regensdorf

ZH werde es zu einem «massgeblichen Stellenabbau» kommen. Wie hoch dieser ausfallen werde, werde mit

Rücksicht auf die Betroffenen erst Ende nächster Woche bekannt gegeben, erklärte Peter Meier, Direktor von

Papyrus Schweiz, am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Eine «ansprechende Zahl» von Beschäftigten werde von Papyrus Schweiz übernommen, sagte Meier. Papyrus

Schweiz beschäftige aktuell 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zuvor hatte das Nachrichtenportal «20min.ch» vermeldet, dass bei Inapa demnächst rund 50 Mitarbeiter eine

Kündigung erhalten würden. Meier bestätigte, dass in Regensdorf derzeit 65 Mitarbeitende tätig sind und im

Waadtland 10 weitere.

Laut einer Medienmitteilung auf der Homepage von Inapa Schweiz wurden seit der Übernahme des

Unternehmens durch die schwedische Papyrus die gesamte Organisation, das Angebot und die

Dienstleistungen eingehend geprüft. Nun sollten Synergien, die zur Papyrus Schweiz bestünden, genutzt

werden, um die Position auf dem Schweizer Markt auszubauen.

Per 31. Mai wird das Geschäft von Inapa Schweiz von Papyrus Schweiz übernommen. Die gesamte Logistik,

Distribution und das Warenlager werden danach ab Anfang Juni über das Logistikzentrum Dintikon erfolgen,

heisst es auf der Internetseite.

Inapa Schweiz entstand aus dem Zusammenschluss der Biber Papier, Baumgartner Papier und Rochat

Papiers. Hauptsitz und Verteilzentrum befinden sich in Regensdorf. Inapa Schweiz erzielte laut Angaben von

Papyrus 2015 Einnahmen von rund 52 Millionen Euro.

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Leonteq: Muss Gürtel noch enger schnallen

St. Galler Tagblatt, 09-02-2017

Die Fintech-Firma Leonteq muss nach einem massiven Gewinneinbruch 2016 den Gürtel noch

enger schnallen. Das laufende Sparprogramm wird ausgeweitet. Geschäftsleitung und

Verwaltungsrat verzichten zudem auf Boni respektive einen Teil der Vergütungen.

Schwierige Marktbedingungen und zu hohe Investitionen führten beim Fintech-Unternehmen 2016 zu einem

Gewinneinbruch um drei Viertel auf 17,2 Millionen Franken, wie Leonteq am Donnerstag mitteilte. Damit wurde

die Gewinnwarnung von Mitte Dezember bestätigt.

Der Derivate-Anbieter litt im vergangenen Jahr vor allem unter einem stark gestiegenen Geschäftsaufwand,

gleichzeitig gingen aber auch die Erträge zurück. Der Betriebsertrag sank nämlich um 6 Prozent auf 209,9

Millionen Franken. Der Aufwand stieg hingegen um 26 Prozent auf 189,4 Millionen Franken. 2016 soll daher

nach dem Willen des Verwaltungsrates keine Dividende ausgerichtet werden.

Fehler eingestanden – Verwaltungsratspräsident Pierin Vincenz und CEO Jan Schoch bezeichneten das

Geschäftsjahr an einer Medienkonferenz in Zürich als das schwierigste in der zehnjährigen

Unternehmensgeschichte. Man bedauere begangene Fehler und das man Investoren, Kunden und Mitarbeiter

enttäuscht habe.

Leonteq sei entschlossen, alles Notwendige zu unternehmen, um dem Geschäft wieder zu solidem und

profitablem Wachstum zu verhelfen und das Vertrauen wiederherzustellen, erklärte Schoch. Doch die Fehler

der Vergangenheit liessen sich nicht von einem Tag auf den anderen wiedergutmachen. Angesichts der

aktuellen Marktbedingungen fehle es zudem an Rückenwind.

Zusätzliche Einsparungen – Um den Turnaround zu bewerkstelligen sollen - zusätzlich zu den bereits im

Dezember angekündigten zehn Millionen Franken an Kosteneinsparungen - die Kosten im laufenden Jahr um

weitere 18 Millionen Franken gedrückt werden.

Leonteq verkleinert auch die Geschäftsleitung von elf auf sechs Mitglieder. Im Rahmen der Optimierungen

werden auch die Büroräumlichkeiten in Zürich, London und Singapur überprüft, sagte Schoch.

Wie bereits im Dezember angekündigt, will die Geschäftsleitung für 2016 angesichts der schlechten Zahlen auf

ihre variable Vergütung verzichten. Ausserdem verzichten Vincenz sowie der Vizepräsident des

Verwaltungsrates, Lukas Ruflin, auf 34 Prozent beziehungsweise 22 Prozent ihrer "Kompensation für die

laufende Amtszeit". Damit sinken die Vergütungen des Verwaltungsrates insgesamt um 40 Prozent.

Der ehemalige Raiffeisen-Chef Vincenz erhält aber immer noch eine Entschädigung von 497'000 Franken. Zum

Vergleich: Sein Vorgänger Peter Forstmoser hatte für 2015 nur 330'000 Franken erhalten. Firmenchef Jan

Schoch bekommt für 2016 einen Lohn von 1,1 Millionen Franken.

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Weitere Gewinnwarnung – Ausgestanden ist die Schieflage von Leonteq aber offensichtlich noch nicht. Ob

nach einem Verlust in der zweiten Jahreshälfte 2016 nun im laufenden Geschäftsjahr 2017 die Rückkehr in die

schwarzen Zahlen gelingt, wird laut Schoch stark von den Erträgen abhängen.

Schoch sieht 2017 nach einem schwachen Jahresauftakt als "Übergangsjahr". Die zusätzlichen

Sparmassnahmen würden möglicherweise ohne solides Wachstum der Erträge nicht ausreichen, um zur

Profitabilität zurückzukehren. Man glaube aber an das eigene Geschäftsmodell.

Als Prioritäten für 2017 bezeichnete er eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit den bestehenden Partnern,

die Anbindung neuer Partner sowie die Optimierung des Kapitaleinsatzes. Bei der Umsetzung der

Sparmassnahmen sollen dennoch "selektive Investitionen" getätigt werden, unrentable Tätigkeit abgebaut und

die Automatisierung vorangetrieben werden.

Neuer Partner – Leonteq konnte am Donnerstag auch einen ersten Erfolg in der Partnersuche vermelden. Mit

der Crédit Agricole wurde ein Kooperationsabkommen im Bereich strukturierter Anlageprodukte eingegangen.

So werde die Investment Bank Crédit Agricole CIB die Technologie von Leonteq nutzen, um strukturierte

Produkte an das eigene Kundennetzwerk anzupassen und zu vertreiben (sda).

Mammut: Krise der Outdoor-Ausrüster – Weshalb Mammut nicht so

werden darf wie Jack Wolfskin

NZZ, 13-02-2017

Der europäische Outdoor-Markt ist gesättigt. Die Schweizer Anbieter Mammut und Calida kämpfen

mit Gegenwind. Sie setzen auf Rezepte, mit denen Jack Wolfskin kein Glück hatte. Von Christoph

G. Schmutz.

Der Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin, der mit dem Slogan «Draussen zu Hause» wirbt, steckt in finanziellen

Schwierigkeiten. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ist die deutsche Firma mit 365 Mio. €

verschuldet. Der Eigentümer, die Beteiligungsgesellschaft Blackstone, verhandelt mit den Gläubigern über

einen Schuldenschnitt. Gleichzeitig wird nach einem Käufer gesucht, auch wenn kaum jemand damit rechnet,

dass einer auftaucht. Blackstone übernahm Wolfskin 2011 für 700 Mio. € von zwei anderen Private-Equity-

Firmen. Ein Grossteil des dafür nötigen Fremdkapitals drückte Blackstone in die Bilanz von Wolfskin.

Mehr Hund als Wolf – Die deutsche Firma betont, man sei weiterhin profitabel. Man sieht sich nicht in einer

«riesigen» Krise. Vielmehr sei in erster Linie die Finanzierung eine Herausforderung. Einiges deutet jedoch

darauf hin, dass das nicht alles ist. Kritiker sehen vor allem zwei Gründe, warum Wolfskin in Schwierigkeiten

geraten ist: eine Verwässerung der Marke und eine unglückliche Auslandexpansion. Das sollte den ebenfalls

mit Gegenwind kämpfenden Schweizer Konkurrenten Mammut und Calida zu denken geben, haben sie doch

just Pläne, die sie in genau die gleichen Schwierigkeiten bringen könnten.

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Unter dem Titel «Gassi gehen statt Gipfel» schrieb «Der Spiegel» im Oktober 2016 von einem Imageproblem

der Marke. So würden die Produkte viel häufiger in den Niederungen und in Städten getragen als in den

Bergen: zu viel Mode, zu wenig Draufgängertum. Ein verwässertes Image hilft kaum, im derzeit für den

Detailhandel äusserst anspruchsvollen Umfeld zu bestehen. Der stationäre Kleiderhändler kämpft allgemein mit

dem Wandel hin zu mehr Online-Shopping. Erschwerend kommt dazu, dass die Outdoor-Branche seit 2011 in

Europa nicht mehr zweistellige Wachstumsraten vorweist. Laut dem Branchenverband European Outdoor

Group stiegen die Erlöse 2015 noch um 2% auf geschätzt 11,2 Mrd. €. Das alles hat das Wachstum von

Wolfskin beinahe zum Erliegen gebracht. Die Firma erwirtschaftete im Ende September auslaufenden

Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von 351 Mio. €. Das war zwar mehr als im Jahr davor (314 Mio. €), aber

noch immer in einer ähnlichen Grössenordnung wie 2012 (336 Mio. €). Zudem ist unklar, wie viel von diesem

Wachstum durch Zukäufe zustande gekommen ist.

Auch die zum Mischkonzern Conzzeta gehörende Schweizer Outdoor-Firma Mammut kämpft mit

Schwierigkeiten. 2015 schrumpften die Erlöse um 6% auf 235 Mio. Fr. Beim operativen Gewinn erreichte man

gerade noch eine schwarze Null; im ersten Halbjahr 2016 resultierte ein Verlust von knapp 5 Mio. Fr. Das hat

neben dem erwähnt schwierigen Umfeld auch mit ungünstigen Währungsrelationen zu tun. Um wieder in

Schwung zu kommen, zielt Mammut auch auf neue Kundensegmente. Man will nicht mehr nur Spezialisten

ansprechen, die auf über 4000 Metern über Meer unterwegs sind, sondern auch ambitionierte Hobby-

Bergsteiger. Die in gewissen Kreisen wahrgenommene Verwässerung der Marke Wolfskin dürfte die

Verantwortlichen daran erinnern, behutsam vorzugehen und die für Hochalpinismus bekannte Marke nicht zu

beschädigen.

Tücken der Auslandsexpansion – Ferner will Mammut sich von den «Heimmärkten» Schweiz, Deutschland und

Österreich emanzipieren und das fremdsprachige Ausland stärker bearbeiten. Auch hier dient Wolfskin als

Mahnmal. Die deutsche Firma hatte sich viel von einer Expansion nach China und in die USA versprochen. Die

Resultate waren bisher eher dürftig. Wolfskin sah sich 2015 gar gezwungen, die vorher als

Gemeinschaftsunternehmen geführte Distribution im Reich der Mitte zu übernehmen, um mehr Kontrolle

ausüben zu können. Gleichzeitig schoss Blackstone weitere 75 Mio. € ein.

Viele der mittelgrossen europäischen Anbieter im extrem zersplitterten Outdoor-Markt drängen ins Ausland.

Das ist auch bei Calida teilweise so. Allerdings sind die Marken Eider, Millet und Lafuma noch in einem

Restrukturierungsprozess. Calida kaufte sie 2013 mit der Übernahme der französischen Firma Lafuma. Sie

brachten 2015 einen Umsatz von 106 Mio. Fr. und einen operativen Gewinn von knapp 21 Mio. Fr. ein.

Konzernchef Reiner Pichler sah Ende 2016 die Restrukturierung erst zu 70% abgeschlossen, auch wenn der

Turnaround der zuvor stark defizitären Marken bereits geglückt ist. Er will die Marken zuerst «reparieren» und

die Expansion dann vorerst auf Europa fokussieren.

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Meyer Burger: 72 Entlassungen bei Tochterfirma

Der Bund, 02-03-2017

Der Thuner Solarzulieferer Meyer Burger stoppt die Diamantdrahtproduktion bei seinem

Tochterunternehmen in Colorado. 72 Mitarbeiter verlieren ihre Stelle.

Das angeschlagene Unternehmen Meyer Burger stellt die eigene Produktion von Diamantdraht in seiner Fabrik

in den USA ein. 72 Mitarbeitende in Colorado Springs verlieren ihren Arbeitsplatz. Trotz mehrfachen

Sparrunden, Kapazitätsanpassungen und bereits gestrichener Stellen gelang es dem US-Tochterunternehmen

DMT nicht, die Diamantdrahtproduktion zu einer profitablen Geschäftseinheit zu machen.

Mit Diamantdrahtsägen können harte Werkstoffe geschnitten werden. Unternehmen brauchen sie zum Beispiel,

um Solarwafer aus Silizium herzustellen, aber auch, um Abdeckungen und Touchscreens für Uhren,

Smartphones und Tablets herzustellen. Bei Meyer Burgers Tochterunternehmen DMT litt das

Diamantdrahtgeschäft jedoch unter einem anhaltenden, verschärften Preis- und Margendruck, wie Meyer

Burger gestern in einer Mitteilung schreibt. Nun zieht das Unternehmen die Notbremse. Der Entscheid sei nicht

leicht gefallen, sei aber ein notwendiger Schritt auf dem Weg, die Profitabilität der Gruppe zu verbessern, lässt

sich der neue Meyer-Burger-Chef Hans Brändle zitieren. Wichtige Technologiekenntnisse würden nach Thun

transferiert, heisst es weiter. Auf die strategisch wichtige Produktlinie der diamantdrahtbasierten

Schneidesysteme habe der Entscheid keinen Einfluss.

Mit der Einstellung der Produktion will der Solarzulieferer ab der zweiten Jahreshälfte 2017 seine jährlichen

operativen Kosten um rund 10 Millionen Franken senken. Umgekehrt führt der Entscheid zu einmaligen

Wertberichtigungen und Abschreibungen von rund 12 Millionen Franken, die auf das Jahresergebnis 2016

drücken.

40 Prozent mehr Umsatz – Gemäss vorläufigen Ergebnissen hat Meyer Burger im vergangenen Jahr vor

Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen wieder einen Gewinn geschrieben: Das Betriebsergebnis

(Ebitda) liegt bei rund 10,5 Millionen Franken nach einem Verlust von 55,9 Millionen Franken 2015. Der Umsatz

stieg um 40 Prozent auf 453 Millionen Franken. Zudem zählt Meyer Burger neue Aufträge im Volumen von 456

Millionen Franken nach 419 Millionen Franken im Vorjahr.

Meyer Burger steckt seit Jahren in den roten Zahlen. In der ersten Jahreshälfte 2016 erzielte das Unternehmen

zumindest vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen wieder schwarze Zahlen. Zudem gelang

es dem Unternehmen kürzlich, einen umfangreichen Refinanzierungsplan umzusetzen (sda/bwi).

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Nestlé: Mit weiterem Gewinnrückgang

St. Galler Tagblatt, 16-02-2017

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar den Umsatz um 0,8

Prozent auf 89,5 Milliarden Franken gesteigert. Beim Reingewinn ging es 2016 aber um 6,2 Prozent

auf 8,9 Milliarden Franken nach unten.

Bereits für das Geschäftsjahr 2015 hatte der Hersteller von Maggi, KitKat, Nespresso und Co. einen Gewinn-

einbruch von 36 Prozent auf 9,5 Milliarden Franken bekanntgegeben. Das operative Ergebnis 2016 legte laut

einer Mitteilung des Konzerns vom Donnerstag allerdings um rund 6 Prozent auf 13,2 Milliarden Franken zu.

Die seit Jahresanfang unter der Leitung von Konzernchef Ulf Mark Schneider stehende Gruppe hob in einem

Communiqué das organische Umsatzwachstum von 3,2 Prozent hervor. Die Zuwachsraten seien breit

abgestützt gewesen und verdeutlichten damit die Robustheit des breit gefächerten Produkteportfolios.

Schneider wird in der Mitteilung damit zitiert, dass das organische Wachstum 2016 am unteren Ende der

eigenen Erwartungen gewesen sei.

Der Generalversammlung von Anfang April wird eine Dividende von 2,30 Franken je Aktie vorgeschlagen. Im

Vorjahr lag der Vorschlag für die Ausschüttung bei 2,25 Franken je Titel. Für das laufende Geschäftsjahr geht

das Nestlé-Management von einem organischen Wachstum zwischen 2 und 4 Prozent aus. Um die Profitabilität

zu erhöhen, plant der Konzern eine beträchtliche Erhöhung der Restrukturierungsaufwendungen (sda).

OC Oerlikon: Vorsichtig

Finanz & Wirtschaft, 01-03-2017

Der Turnaround geht 2017 langsam voran. Von Andreas Meier.

Die Aktien OC Oerlikon korrigierten am Dienstagmorgen, nachdem das Jahresresultat der Industriegruppe

publiziert wurde. Anfänglich gab der Kurs rund 5% nach, am Nachmittag waren es noch gut 1,5%. Grund dafür

waren nicht die gezeigten Zahlen. Diese sind den Erwartungen entsprechend oder – was den Auftragseingang

im vierten Quartal betrifft – besser ausgefallen. Doch enttäuscht hat die Prognose 2017.

Oerlikon budgetiert mit einem Umsatzanstieg von rund 7% auf 2,5 Mrd. Fr., die Marge auf Stufe Ebitda (Gewinn

vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) soll etwa gleich bleiben wie vergangenes Jahr

(14,3%). Dazu kommen aber bedeutende Kosten für den Auf- und Ausbau des Geschäfts mit additiver

Fertigung (3-D-Druck auf Metallbasis). Für dieses Geschäft hat Oerlikon bekanntlich grosse Pläne. Inklusive

dieser Kosten werde die Ebitda-Marge im laufenden Jahr auf 13% sinken, sagte CEO Roland Fischer an der

Medienkonferenz zum Jahresabschluss.

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Dass der Aufbau der additiven Fertigung Geld kostet, war klar und ist längst kommuniziert worden. Diese

Kosten sind denn auch nicht für den enttäuschenden Ausblick verantwortlich. Im Gegenteil: Der forcierte

Ausbau dieses zukunftsträchtigen Geschäftes muss – gute Umsetzung vorausgesetzt – ganz im Sinn der

Aktionäre sein. Additive Fertigung ist ein schnell wachsendes Geschäft, das aber noch in den Anfängen steckt

und einiges Entwicklungspotenzial hat. Da gilt es für ein Unternehmen, das ein bedeutender Mitspieler in

diesem Geschäft werden will, sich rechtzeitig zu positionieren und Know-how aufzubauen, damit auf den

branchenweiten Technologiefortschritt Einfluss genommen werden kann. Solche Kosten sind demnach eine

wichtige Investition.

Etwas dünn erscheint vielmehr die Prognose für 2017 im angestammten Geschäft, das trotz bedeutender

Umsatzzunahme margenmässig keinen Fortschritt machen soll. Dabei zeigen sich in den zwei schwachen

Sparten Manmade Fibers und Drive Systems Anzeichen eines Turnarounds. Im vierten Quartal ist in beiden

Sparten der Bestellungs­eingang deutlich gestiegen.

Doch an der Medienkonferenz warnte Fischer davor, diesen Trend fortzuschreiben. Im Bereich Manmade

Fibers (Anlagen zur Herstellung von Kunstfasern) steigen zwar die Aufträge, doch die Preise stünden weiter

unter Druck. Hinzu kämen die Unsicherheiten konjunktureller und politischer Art angesichts eines weiterhin

unklaren Wirtschaftstrends und der Unberechenbarkeit der Trumpschen Präsidentschaft.

Dennoch: Insgesamt wirkt Oerlikons Prognose sehr vorsichtig. Das dürfte den Aktienkurs mittelfristig etwas

belasten, doch längerfristig lockt der Umbau der Gruppe hin zu einem schneller wachsenden, profitableren,

weniger zyklischen Gebilde. Die optisch hohe KGV-Bewertung (28 für 2017) wird dadurch etwas relativiert,

dass die Sparte Manmade ­Fibers im laufenden Jahr immer noch kaum Geld verdienen wird.

Panalpina: Verdient deutlich weniger

NZZ, 02-03-2017

Panalpina hat im vergangenen Geschäftsjahr weniger Gewinn erzielt. Das Basler Transport- und

Logistikunternehmen leidet unter tieferen Margen.

Panalpina leidet unter tieferen Gewinnmargen sowohl in der Luft- als auch in der Seefracht. Trotz grösseren

Transportvolumen hat das Basler Transport- und Logistikunternehmen deshalb im vergangenen Geschäftsjahr

weniger Gewinn erzielt.

Margen unter Druck – Wegen Einbussen im Öl-und Gassektor musste Panalpina einen Teil dieses Geschäfts

im ersten Halbjahr 2016 restrukturieren. In der zweiten Jahreshälfte hätten der Kollaps der südkoreanischen

Reederei Hanjin und eine sehr ausgeprägte Spitzensaison zu Kapazitätsengpässen und stark ansteigenden

Frachtraten geführt, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Dies habe die Margen unter Druck gesetzt.

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Der Umsatz sank 2016 um 11 Prozent auf 5,19 Milliarden Franken. Bereits nach den ersten neun Monaten

hatte ein Minus von rund 12 Prozent resultiert. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT schrumpfte um knapp ein

Drittel auf 82,0 Millionen Franken. Unter dem Strich resultierte ein Minus von 41 Prozent auf 52,3 Millionen

Franken.

Rückstellungen gebildet – Der starke Gewinnrückgang ist vor allem mit einer im zweiten Quartal

vorgenommenen Rückstellung über 26 Millionen Franken für Restrukturierungen im Öl- und Gasgeschäft zu

erklären. Das Unternehmen weist deswegen die Gewinnzahlen unter Einschluss sowie unter Ausklammerung

dieses Effekts aus.

Mit den bereinigten Zahlen soll eine bessere Vergleichbarkeit mit den Vorjahreswerten ermöglicht werden. Um

die Restrukturierungskosten bereinigt ging der operative Gewinn (EBIT) um 6,2 Prozent auf 109,9 Millionen

Franken zurück. Der Reingewinn gab um 9,1 Prozent auf 80,2 Millionen Franken nach.

Raiffeisen-Gruppe: Rückschlag – Sondereffekte und steigende Kosten

führen zu einem spürbaren Rückgang des Jahresgewinns

NZZ, 25-02-2017

Die Raiffeisen-Gruppe hat im zurückliegenden Geschäftsjahr zwar in allen Geschäftsbereichen

höhere Erträge generiert und im Hypothekargeschäft erneut Marktanteile hinzugewonnen. Aber ein

zunehmender Kostendruck und eine Reihe von Sondereffekten trüben das Ergebnis ein. Ermes

Gallarotti.

Ins Gewicht fällt namentlich eine Wertberichtigung von 69 Mio. Fr. auf der 30%-Beteiligung am Fintech-

Unternehmen Leonteq. Im Vorjahr hatte der Verkauf eines kleinen Teils der Leonteq-Beteiligung noch einen

Gewinn von 62 Mio. Fr. in die Kasse gespült. Positiv zu Buche schlägt hingegen ein anderer Sondereffekt. Die

Veräusserung der Asset-Management-Einheit Vescore an die Zürcher Privatbank Vontobel brachte 64 Mio. Fr.

ein.

Anhaltender Margendruck – Alles in allem nahm der Reingewinn unter dem Strich deutlich um 6,6% ab.

Raiffeisen-Chef Patrik Gisel sprach vor den Medien zwar von einem sehr guten Ergebnis. Aber ein Rückschlag

ist ein Rückschlag, auch wenn der drittgrösste Gewinn der Unternehmensgeschichte realisiert wurde.

Das Hypothekargeschäft bleibt, allen Diversifikationsanstrengungen der zurückliegenden Jahre zum Trotz, die

tragende Säule der Raiffeisenbanken. Der Zinserfolg expandierte netto um 2% und damit deutlich weniger stark

als das Hypothekarvolumen (+4,5%). Das heisst, dass der Margendruck nicht abgenommen hat – im Gegenteil.

Um das Ergebnis zu halten, müssen die Raiffeisenbanken das Volumen ausweiten. Der Marktanteil der laut

eigenen Angaben führenden Gruppe im Hypothekargeschäft erreichte 17,2 (i. V. 16,9)%.

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Der Margendruck stand wohl auch hinter dem im Dezember mit viel Trara angekündigten Vorhaben, jungen

Familien einen erleichterten Zugang zu Wohneigentum zu verschaffen. Die in Aussicht gestellte Lockerung der

Vergabekriterien für Hypotheken stiess nicht nur bei der Konkurrenz auf Skepsis. Die Aufsichtsbehörde Finma

torpedierte das kurz vor der Lancierung stehende neue Hypothekarprodukt, indem sie aus Risikoüberlegungen

eine grosszügigere Unterlegung der «verbilligten» Hypotheken mit Eigenkapital forderte – und damit die

Profitabilität der neuen Geschäftsidee infrage stellte. Gisel mochte nicht kategorisch abstreiten, dass es ein

Fehler war, die Finma erst am Ende des Entwicklungsprozesses mit den Details des Vorhabens

bekanntzumachen, statt sie schon zu Beginn ins Boot zu holen.

Nun bleibt Raiffeisen die Möglichkeit, in einzelnen Fällen von den branchenüblichen Kriterien abzuweichen,

beispielsweise wenn absehbar ist, dass sich die Einkommenssituation eines Kunden verbessern wird. Derzeit

machen diese Ausnahmefälle bei Raiffeisen weniger als 5% des Volumens aus. Laut Gisels besteht Raum

nach oben.

Harzende Diversifikation – Die immer noch robuste Ertragsseite der Raiffeisenbanken kontrastiert mit einem

deutlichen Anstieg der Kosten (+4,9%). Denn die Gruppe mutiert immer mehr zu einer Baustelle, die einiges

anpacken muss, das in den vergangenen Jahren liegengeblieben ist. Ins gute Tuch gehen etwa Investitionen in

die IT-Infrastruktur, deren Erneuerung langsam nottut. Das laufende Jahr steht im Zeichen der gruppenweiten

Einführung eines neuen Kernbankensystems. Zum gestiegenen Investitionsbedarf gesellten sich höhere

regulatorische Kosten und ein sichtlich gewachsener Personalaufwand.

Unter den Erwartungen blieb erneut Notenstein La Roche, auch wenn die Privatbank ihren Geschäftsertrag

leicht ausweiten konnte. Mit einem Anteil am Gruppengewinn von 17,6 Mio. Fr. oder gut 2% bleibt ihr Beitrag

zur Diversifikation vernachlässigbar. Ziel ist es, mittelfristig einen Gewinnbeitrag von 10% zu erreichen. Die von

der Privatbank verwalteten Vermögen glitten auf 20,3 (22) Mrd. Fr. zurück. Selbst Gisel stellt nicht in Abrede,

dass die in den vergangenen fünf Jahren von der Privatbank erzielten Fortschritte eher bescheiden sind.

Immerhin gelang eine Flurbereinigung mit dem Verkauf von Vescore, einem Sammelsurium von mehrheitlich

unrentablen Asset-Management-Gesellschaften, die ebenfalls Teil der vom früheren Management initiierten

Diversifikationsstrategie waren. Gleichzeitig führte der Vescore-Verkauf zu einem Abfluss von 14 Mrd. Fr. Als

Folge davon nahmen die gruppenweit verwalteten Kundenvermögen ab, einem Netto-Neugeldzufluss von 8

Mrd. Fr. zum Trotz.

2017 wird ohne Zweifel ein herausforderndes Jahr. Dennoch rechnet die Gruppe mit einem leicht

beschleunigten Ertragswachstum und einem höheren operativen Ergebnis.

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Solarworld: Tiefrote Zahlen – Streicht mehr als jede zehnte Stelle

Wirtschaftswoche, 10-02-2017

Solarworld – einer der letzten deutschen Solarkonzerne - kämpft seit Jahren gegen die Billig-

Konkurrenz aus China. Nach einer harten Restrukturierung 2013 sollte es wieder aufwärts gehen.

Stattdessen rutschen die Bonner erneut gefährlich in die roten Zahlen.

Der Photovoltaikkonzern Solarworld ist wegen der Billig-Konkurrenz vor allem aus China tief in die roten Zahlen

gerutscht und streicht bis 2019 rund 400 seiner 3300 Stellen. Das teilte das Unternehmen am Freitag in Bonn

mit. Vom Personalabbau betroffen seien etwa zu gleichen Teilen die Verwaltung und die Produktionswerke.

Gespräche mit dem Betriebsrat würden dazu geführt. Solarworld produziert im thüringischen Arnstadt und im

sächsischen Freiberg sowie in Hillsboro/USA. Aus Unternehmenskreisen hieß es, der Abbau werde Freiberg

deutlich härter treffen als Arnstadt.

Vor Steuern und Zinsen (Ebit) hatte Solarworld 2016 einen Verlust von 99 Millionen Euro (Vorjahr: minus 4

Millionen Euro) erwirtschaftet. Der Umsatz hatte sich leicht auf gut 800 Millionen Euro erhöht. Für 2017 rechnet

das Unternehmen mit einem besseren, aber weiterhin negativen Ergebnis.

Solarworld plant als Reaktion auf den Preisdruck aus Fernost eine stärkere Konzentrationen auf

Hochleistungsprodukte. „Nur so können wir uns von billig, billig aus China und anderswo absetzen“, sagte

Firmenchef Frank Asbeck in einem Interview auf der Firmen-Homepage. Parallel zum Personalabbau solle

jährlich ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag in den Ausbau der Technik investiert werden.

2017 plant das Unternehmen eine deutliche Kostensenkung und eine Steigerung des Solarmodulabsatzes bei

etwa gleichem Unternehmensumsatz. Bis 2019 solle ein „sichtbar positives Ebit“ erreicht werden, sagte Asbeck

in dem Interview (dpa).

Stetoro: Nächste Millionenpleite eines Brandschutztüren-Herstellers

Die Presse, 02-02-2017

Vor zwei Wochen musste der oberösterreichische Brandschutztüren-Hersteller Pilz Insolvenz

anmelden. Nun ist Mitbewerber Stetoro ebenfalls zahlungsunfähig.

Über das Vermögen des Brandschutztüren-Herstellers Stetoro neu GmbH aus Attnang-Puchheim in

Oberösterreich wurde am Landesgericht Wels ein Konkursverfahren eröffnet. Von der Insolvenz sind 30

Dienstnehmer und 110 Gläubiger betroffen. Wie der Gläubigerschutzverband KSV1870 berichtet, betragen die

Passiva 1,1 Millionen Euro. Zum Insolvenzverwalter wurde die Insolvenz-Treuhand Gesellschaft m.b.H., Wels,

bestellt.

Die erste Gläubigerversammlung und Allgemeine Prüfungstagsatzung wurde mit 20. April festgelegt.

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Die Ursachen der Insolvenz sind auf massive erwirtschaftete Verluste in den Jahren 2015 und 2016

zurückzuführen und werden mit hohen Material- und Lohnkosten begründet. Die gegebene Fixkostenstruktur

würde laut Angaben in dem dem KSV1870 vorliegenden Insolvenzantrag einen Umsatz von sechs Millionen

Euro erfordern. Tatsächlich wurde in den letzten Jahren ein Umsatz von rund vier Millionen Euro erzielt.

Das Unternehmen von Christian Andreas Hofer und Edgar Blasl hat den Betrieb im Jahr 2012 nach Ankauf der

Fahrnisse aus den Insolvenzen der Stetor Feuerschutztore GmbH und der Stemit Mineraltechnologie GmbH

aufgenommen. Seither werden Brandschutztore am Standort Attnang-Puchheim produziert. Es ist geplant, nach

Durchführung einiger Restrukturierungsmaßnahmen den Betrieb fortzuführen und den Gläubigern einen

Sanierungsplan anzubieten.

Erst vor zwei Wochen war der Brandschutztüren-Hersteller Pilz, Leonding, in die Pleite gerutscht. Mit Passiva

von 5,6 Millionen Euro (170 Gläubiger) handelte es sich dabei um die erste Großinsolvenz des Jahres in

Oberösterreich.

Sulzer: Hat noch kein Rezept für Wachstum gefunden

NZZ, 01-03-2017

Die Flaute im Erdöl- und Erdgassektor hat dem Traditionsunternehmen Sulzer auch 2016

zugesetzt. Der Pumpenhersteller sieht sich mit zunehmendem Preisdruck konfrontiert. Von

Dominik Feldges.

Es passiert selten, dass sich an einer Bilanzmedienkonferenz das Management genötigt sieht, zusätzliche

Angaben zu einer Kennzahl zu machen, die ganz oben in der Erfolgsrechnung auftaucht. Im

Pressecommuniqué hatte der Winterthurer Pumpenhersteller Sulzer lediglich von einem Umsatzrückgang von

3% (bzw. von 2% unter Ausklammerung von Wechselkurseffekten) gesprochen.

Dies warf die Frage auf, wie stark das Unternehmen 2016 von Akquisitionen profitiert hatte. Die

Geschäftsführung räumte daraufhin gegenüber den versammelten Medienvertretern und Analytikern ein, dass

ohne die Einnahmen der beiden im Verlauf des vergangenen Jahres akquirierten Gesellschaften Geka und Cox

der Umsatz sogar um 5% abgenommen hätte. Geka und Cox ergänzen das aufstrebende Geschäft mit

Applikatoren aus Kunststoff, die unter anderem von Kosmetikfirmen nachgefragt werden, bisher aber nur einen

Randbereich im Portfolio von Sulzer gebildet haben.

Die Verkäufe der Traditionsfirma entwickelten sich 2016 bereits zum fünften Mal in Folge rückläufig. Auf der

Geschäftsentwicklung lastete weiterhin die Flaute im Erdöl- und Erdgasgeschäft, das gemessen am

Bestellungseingang noch immer 45% der Aktivitäten umfasst.

Sulzer machte dabei nicht nur die allgemein spürbare starke Zurückhaltung gegenüber Investitionen in die

Erschliessung neuer Erdölfelder oder in den Bau von Pipelines zu schaffen. Das Unternehmen sieht sich auch

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einem harten Preiskampf ausgesetzt. Dieser wirkt bis in das als vergleichsweise defensiv bekannte Geschäft

mit Versorgern (17% des Auftragseingangs) hinein, weil dort nicht selten dieselben Pumpen mit inzwischen

ähnlich hohen Rabatten auf den Markt geworfen werden.

1350 Stellen gestrichen – Trotz weiteren Kostensenkungsmassnahmen, die 2016 konzernweit zum Abbau von

insgesamt 1350 oder rund 9% der Stellen führten (per saldo sank die Anzahl der Beschäftigten dank der

Zukäufe lediglich geringfügig), reduzierte sich auch die Profitabilität der Gruppe erneut. In der Bilanz schlug sich

die grosszügige Ausschüttung einer Sonderdividende vom vergangenen Jahr negativ nieder. Sie kostete das

Unternehmen 500 Mio. Fr., wobei der grösste Nutzniesser der aus Russland stammende Hauptaktionär Viktor

Vekselberg war. Die ordentliche Dividende für 2016 soll laut dem Antrag an die Generalversammlung wie im

Vorjahr Fr. 3.50 pro Aktie betragen.

Für das laufende Jahr rechnet das Sulzer-Management nur dank den jüngsten Zukäufen, deren Zahl

inzwischen auf fünf gestiegen ist, mit einem 3% bis 5% höheren Umsatz. Auf organischer Basis sei wegen der

noch nicht ausgestandenen Schwäche im Erdöl- und Erdgassektor mit einem weiteren Rückgang zu rechnen.

Die Aktionäre reagierten cool. Die Valoren von Sulzer tendierten am Mittwoch trotz dem von manchen

Analytikern als enttäuschend gewerteten Ausblick fester.

Sunrise: Schrumpft erneut – Vom Konkurrenzkampf geprägte

Geschäftszahlen

NZZ, 02-03-2017

Mehr Kunden, aber weniger Einnahmen, Ertrag und Mitarbeiter. Dank einer guten

Mittelgenerierung kann Sunrise jedoch die Dividende trotzdem kontinuierlich erhöhen. Von

Giorgio V. Müller.

Der Wohlstand und die Bequemlichkeit der Schweizer Bevölkerung verhindere einen harten Wettbewerb im

Telekommunikationsbereich, hört man immer wieder. Die letztjährigen Geschäftszahlen der Nummer zwei im

Markt, Sunrise, zeigen hingegen, dass der Wettbewerb offenbar recht gut funktioniert. Die Zahl der Abonnenten

stieg in den meisten Kategorien, was aber nicht ausreichte, um die Einbussen in anderen wettzumachen.

Umsatz und Betriebsgewinn lagen ein weiteres Mal unter den Vorjahreswerten. Das wird sich auch in diesem

Jahr kaum ändern: Für 2017 wird mit einem rund 3% geringeren Umsatz sowie einem nur leicht höheren

Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda von rund 603 Mio. Fr. gerechnet, denn das neue Bündelangebot (One)

erfordert Investitionen in die Hardware, wenn es denn auch genutzt wird. Trotzdem kann es sich das neue

Management unter Konzernchef Olaf Swantee leisten, schon jetzt für die laufende Periode eine um 5% höhere

Dividende von rund 3.50 Fr. pro Aktie in Aussicht zu stellen.

Eine spezielle Branche – Wie ist das möglich? – In der Telekombranche gilt der erwirtschaftete freie Cashflow

als Gradmesser der operativen Leistung. In der Berichtsperiode hat dieser bei Sunrise um 50% auf 230 (i. V.

153) Mio. Fr. zugelegt. Zwei Drittel davon gehen wie üblich an die Aktionäre. Der Generalversammlung wird die

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Ausschüttung einer Dividende von 3,33 Fr./Aktie vorgeschlagen, was eine generöse Rendite von 4,8% ergibt.

Weil der Betrag aus der Kapitalreserve bezahlt wird, ist die Ausschüttung für Schweizer Investoren steuerfrei.

Die Reserve ist mit 2,5 Mrd. Fr. so ausreichend, dass dies auch in den kommenden Jahren so bleibt. Auf den

Aktienkurs zeigte die Dividendenerhöhung keine Wirkung. Am Donnerstag büsste er knapp 2% ein und notiert

unwesentlich über dem Emissionspreis von 68 Fr., zu dem das Unternehmen vor zwei Jahren an die Börse

gekommen ist.

Weil zunehmend mehr Kunden nicht mehr im Voraus (prepaid) zahlen, sondern ein monatliches Abo (postpaid)

wählen – vor allem günstigere Bündelangebote –, sinken die Einnahmen pro Kunde. Im Bereich Festnetz ging

der durchschnittliche Ertrag pro Kunde (Arpu) im vergangenen Jahr um 4%, im Mobilfunk um gut 3% zurück.

Generell verdient Sunrise an einem Abo-Kunden rund viermal mehr als an einem Vorauszahler. Mit dem ab

nächstem Montag erhältlichen Gesamtpaket One (Mobile, Festnetz, Internet, TV) wird sich der Wettbewerb

weiter intensivieren. Das hat unter anderem zur Folge, dass sich die Sachinvestitionen von Sunrise im

laufenden Jahr auf rund 245 (230) Mio. Fr. erhöhen werden. Wie viel die Werbekampagne mit Roger Federer

gekostet hat, wollte Sunrise nicht verraten. Marktführer Swisscom wird ab dem 19. April mit seinem eigenen

Bündelangebot (inOne) auf den Markt kommen.

Fortgesetztes Sparen – Mit Sparmassnahmen in der Verwaltung und mit vereinfachten Geschäftsabläufen

versucht Sunrise die preisbedingten Mindereinnahmen zu kompensieren. Für einen weiteren Abbau der hohen

Schulden reichte es 2016 jedoch nicht. Die Verschuldungsquote (Nettoschulden/Ebitda) hat sich leicht auf 2,7

(2,6) erhöht. Angestrebt wird ein Wert von 2,5. Gelingt der beabsichtigte Verkauf der Antennenmasten, böte

das eine Gelegenheit zur Schuldentilgung. Daraus eine Sonderausschüttung zu finanzieren, sei hingegen nicht

geplant, sagte der Konzernchef.

Eine weitere, grössere Restrukturierung stehe nicht an, versprach Swantee, der vor Jahresfrist die operative

Geschäftsleitung von Sunrise übernommen hat. Jedoch werde es innerhalb des Unternehmens zu

Verschiebungen kommen. Das darbende Geschäft mit Geschäftskunden (B2B) berge Wachstumspotenzial.

Weil Sunrise im Kampf um Grosskunden gegen die diesen Markt dominierende Swisscom keinen Stich hat, will

sich die Nummer zwei vermehrt auf KMU ausrichten. Das vor erst zwei Jahren aufgenommene Factoring-

Geschäft wurde Ende 2016 eingestellt. Der Wettbewerb und die Verpflichtung zu einer generösen

Dividendenpolitik hält Sunrise alert.

Swiss Re: Preisdruck – Nach der Bonanza die Bewährungsprobe

NZZ, 23-02-2017

In vier Jahren mit sehr niedrigen Grossschäden hat die Swiss Re viel Kapital angehäuft. Ein

Grossteil davon floss an die Investoren zurück. Die Preise für Deckungen gegen

Naturkatastrophen sinken. Kommentar von Werner Enz.

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Viel deutet darauf hin, dass es für die Swiss Re schwierig werden dürfte, konstant Jahresgewinne von 4 Mrd. $

und mehr zu erwirtschaften – und damit das erreichte Niveau zu verteidigen. Zur Jahresmitte 2016 erfolgte an

der Konzernspitze der Stabwechsel von Michel Liès zu Christian Mumenthaler. Eine exzeptionelle Erfolgsserie

scheint ein vorläufiges Ende gefunden zu haben. Die Rückversicherungsbranche profitierte von einer

vierjährigen Periode mit ungewöhnlich geringen Schäden. Seit Gründung der Holdingstruktur im Jahre 2012

führte die Swiss Re, das Ergebnis des zurückliegenden Jahres eingerechnet, 14,8 Mrd. $ in Form von

Dividenden und Aktienrückkäufen an die Kapitalgeber zurück; bezogen auf die Börsenkapitalisierung von

zurzeit 33,1 Mrd. $ ergibt das stolze 45%.

Auch mit Blick auf die unverändert unter Druck stehenden Preise im Kernsegment Property & Casualty war es

klug gewesen, eher Kapital zurückzuzahlen, als bei der Zeichnung neuer Geschäfte preisliche Konzessionen zu

machen. Eine spannende Frage ist nun, ob der sinkende Preistrend für Deckungen gegen Naturkatastrophen

wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Hurrikane bald gebrochen werden wird. In diesem Zusammenhang

sorgt doch für Aufsehen, dass die Swiss Re bei der Erneuerung von Kontrakten im Januar auf der Bremse

gestanden ist. Es ging um Geschäfte mit Prämienerträgen von 10,3 Mrd. $, aber nach Kürzungen über ein

breites Spektrum hinweg wurden nur 8,5 Mrd. $ erneuert. Die enttäuschende Performance der auf

Direktversicherungen ausgerichteten Einheit Corporate Solutions ist ein weiterer Fingerzeig, dass es verwegen

wäre, jetzt auf abrupt steigende Preise zu wetten. Der Abwärtstrend könnte sich fortsetzen, lag doch die

Eigenkapitalrendite von Property & Casualty 2016 mit 16,4% noch immer weit über der gesetzten Zielgrösse

von gemittelt 11%. Ohne Zukäufe ist für die Swiss Re starkes Wachstum ein Ding der Unmöglichkeit.

Tomtom: Navi-Hersteller sieht kein Ende des Geschäftsschwunds

Reuters, 08-02-2017

Gdynia – Die Konkurrenz durch Smartphone-Apps kostet Navi-Hersteller Tomtom immer mehr

Geschäft. Nach einem Umsatzrückgang von zwei Prozent im vergangenen Jahr rechnet der

niederländische Konzern für 2017 mit einem weiteren Minus von vier bis sechs Prozent.

Auch das kräftige Wachstum des Zukunftsgeschäfts mit der Automobilindustrie konnte die Einbußen in der

Stammsparte Navigationsgeräte nicht ausgleichen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Im

Schlussquartal halbierte sich der Gewinn deshalb auf rund elf Millionen Euro. Anleger zeigten sich enttäuscht:

Tomtom-Aktien brachen mehr als sieben Prozent ein.

Tomtom steckt mitten in einem Konzernumbau. Die Niederländer setzen verstärkt auf die Entwicklung

hochgenauer Karten für selbstfahrende Autos, eine elektronische Fahrassistenz-Technik sowie das

Fahrzeugflotten-Management von Unternehmen. Das Stammgeschäft mit Privatkunden trägt aber immer noch

rund 60 Prozent zum Konzernumsatz bei, den das Management 2017 zwischen 925 und 950 Millionen Euro

erwartet.

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Zurich: Hat ein Kostenproblem

NZZ, 09-02-2017

In der Schadenversicherung gelang der Zurich 2016 der Turnaround, aber der Kostensatz liegt viel

zu hoch. Mit 33,7% der vereinnahmten Prämien sieht die Zurich im Branchenvergleich schlecht

aus. Kommentar von Werner Enz.

Unter der Führung von Mario Greco hat die Zurich ein Jahresergebnis erreicht, das weder Begeisterungsstürme

auslöst noch die Investoren Trübsal blasen lässt. Eine stabile Dividende von 17 Fr. je Namenaktie frisst vier

Fünftel des Gewinns von 3,2 Mrd. $ auf, was man sich mit Blick auf die komfortable Kapitalbasis leisten kann.

Zudem fehlt es zurzeit an grossen Wachstumsinitiativen, die viel Kapital binden würden.

Die Stossrichtung ist zurzeit eine andere: Wegen der vielfach unter Druck stehenden Prämiensätze kommt die

Zurich gar nicht darum herum, ihre Prozesse zu vereinfachen. In den grossen Linien spiegelt sich das in der

Auflösung der Matrix-Organisation zugunsten von Ländergesellschaften, mit welchen der direktere Zugang zu

den Kunden gesucht wird. Das Ausscheiden von unprofitablen Grosskundengeschäften im vergangenen Jahr

hat noch mehr das Auge dafür geschärft, dass die Zurich auf einem hohen Sockel hinsichtlich ihrer laufenden

Aufwendungen sitzt. In der Schadenversicherung sanken die Bruttoprämien trotz der Integration des

Ernteversicherers RCIS (mit Prämien von 1,4 Mrd. $) im vergangenen Jahr um 3% auf 33,1 Mrd. $. Hierbei

verschlechterte sich gruppenweit der Kostensatz um 0,9 Punkte auf 33,7%. Das ist im Branchenvergleich eine

schwache Leistungsvorgabe, was nach baldiger Remedur ruft.

Nach gezielten Kostensenkungen von 300 Mio. $ im ersten Jahr unter Greco wird dieses Jahr eine Ersparnis

von 400 Mio. $ ins Visier genommen. Der Konzern hatte sich früher schon das ambitiöse Ziel gesetzt, bis Ende

2019 die Kosten auf der Basis der Leistungswerte von 2015 nachhaltig um 1,5 Mrd. $ zu kürzen. Die in der

zweiten Hälfte des vergangenen Jahres im Corporate Center ausgelöste Restrukturierung wird mit der Zeit

Entlastung bringen. Die Aufgabenstellung ist anspruchsvoll, weil die Zurich gleichzeitig mit der Reorganisation

ihre IT-Architektur auf Vordermann bringen muss.

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Branchen / Themen:

Schweizer Pressemarkt: Es braucht mehr Online-Abonnenten

NZZ, 02-03-2017

Bei Tamedia macht der Anteil der digitalen Abonnements nur 5 Prozent aller Presse-Abos aus. Der

Unternehmensleiter Christoph Tonini hält eine deutliche Steigerung für dringend nötig.

Kommentar von Rainer Stadler.

Seit der Jahrtausendwende ist die Presse mit einem stark schrumpfenden Werbemarkt konfrontiert. In der

Schweiz gingen die Inserate zwischen 2003 und 2014 um 800 Mio. Fr. auf 1,5 Mrd. Fr. zurück. Diesen

gewaltigen Blutverlust haben die Verlage durch drastische Sparmassnahmen, Kooperationen und

Restrukturierungen aufgefangen. Sie investieren ferner ins Internet, doch im publizistischen Bereich hat dieses

Engagement bisher wenig gefruchtet. Die Geschäfte mit Online-Werbung harzen, und die Bereitschaft der

Konsumenten, für Online-Journalismus Geld auszugeben, ist noch bescheiden.

Tamedia, der grösste Schweizer Zeitungsverleger, verkauft derzeit 25 197 digitale Abonnements für regionale

Zeitungen («Tages-Anzeiger» inklusive). Sie machen bloss 5% aller Presse-Abonnements von Tamedia aus.

Das sei völlig ungenügend, sagte der Unternehmensleiter Christoph Tonini am Donnerstag anlässlich der

Präsentation des Geschäftsberichts. Die Verluste an Lesern und Abonnenten sind zwar nicht so dramatisch wie

auf dem Werbemarkt, aber auf lange Sicht dennoch besorgniserregend.

Tonini will die Zahl der digitalen Abonnements in den kommenden Jahren vervielfachen. Um hier

voranzukommen, hat er den Unternehmensbereich «Bezahlmedien» geschaffen. Sogenannte E-Papers, also

die elektronische Version von gedruckten Zeitungen, spielen bei Tamedia eine untergeordnete Rolle. Die NZZ

mit ihrem vergleichsweise grossen Absatz von E-Papers stellt hier eine Ausnahme dar. Tamedia verkauft rund

2000 E-Papers (v. a. «Tages-Anzeiger»). Für Tonini stellt sich die Frage, ob die Preise für die Online-Presse-

Abonnements gesenkt werden müssen. Denn diese sieht er auch in Konkurrenz zu günstigeren Angeboten wie

etwa von Netflix. In erster Linie sei es schwierig, neue Kunden zu gewinnen, sagt er. Die gewonnenen seien

gemäss bisherigen Erfahrungen aber relativ treu.

Schweizer Uhrenindustrie: Im Tief – Einbusse im Januar

NZZ, 21-02-2017

Der starke Franken und der vor allem in Europa flaue Tourismus setzen der Schweizer

Uhrenindustrie erneut zu. Im Januar gingen die Exporte abermals stark zurück. Von Thomas

Schürpf.

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Seit nunmehr anderthalb Jahren steckt die Schweizer Uhrenindustrie in einem Tief. Im vergangenen Jahr

gingen die Exporte um 9,9% auf noch 19,4 Mrd. Fr. zurück. Der Einbruch setzt sich fort: Im Januar 2017 büsste

die Branche bei den Exporten im Vergleich zur Vorjahresperiode wieder 6,2% auf noch 1,4 Mrd. Fr. ein. Unter

Ausklammerung des zusätzlichen Arbeitstages im Januar gegenüber 2016 beträgt der Rückgang sogar 11,3%,

wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) und der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH)

mitteilten.

Der Abwärtstrend hat sich zwar in den vergangenen drei Monaten etwas abgeschwächt, doch die Zahlen sind

immer noch deutlich im roten Bereich. Inzwischen ist die Branche auf das drittniedrigste Exportniveau seit

August 2012 zurückgefallen. Der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) führt den Abwärtstrend wie

bis anhin auf den starken Franken und den flauen Tourismus in Europa zurück.

Besonders betroffen vom Rückgang sind die Edelmetall-Uhren (–9,7%). Beim zahlenmässig wichtigsten

Bereich, jenem der Stahluhren, beträgt das Minus lediglich 0,8%. Unter den wichtigsten Absatzmärkten sticht

Hongkong mit einem Minus von 3,9% heraus. Auch in Europa sind die Verkäufe flau. Gut ist dagegen die

Entwicklung in China. Hier nehmen die Exportzahlen seit vier Monaten zu. Besonders schlecht lief das

Geschäft im Januar dagegen in Japan.

Mit Verweis auf die anziehenden Exporte nach China hatte etwa Swatch-Chef Nick Hayek für seinen

Uhrenkonzern Anfang Februar für 2017 eine Rückkehr auf den Wachstumspfad prognostiziert.

Starker Franken: Soll sich bald abschwächen – UBS-Experten glauben an

Aufschwung im Euroraum

Basler Zeitung, 22-02-2017

Zürich – Der Schweizer Franken ist jüngst erneut erstarkt. Seit Ende Januar schaffte es der Euro-

Franken-Wechselkurs kaum mehr über 1.07 Franken. Die Ökonomen der Grossbank UBS rechnen

aber damit, dass sich der Wechselkurs auch ohne Hilfe der Nationalbank (SNB) erholt. Die

Währungsexperten prognostizieren einen Euro-Franken-Kurs in den nächsten sechs bis zwölf

Monaten von 1.12 bis 1.16.

«Zum einen rechnen wir mit einer Vertiefung der Konjunkturerholung, die schon heute in allen Ländern der

Eurozone sichtbar ist», schreibt die UBS in einem gestern veröffentlichten Bericht. Geschäftsgang, Inflation und

Beschäftigung hätten sich markant verbessert. Das wiederum soll die Europäische Zentralbank dazu bringen,

ihre expansive Geldpolitik zu überdenken. Allerdings weisen die Ökonomen darauf hin, dass sie sich auf ein

Basisszenario stützen, das Risiken ausgesetzt sei. Das Szenario setzt voraus, dass europafeindliche Parteien

in den Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland keine kritischen Mehrheiten erreichen. Gerade

wegen Frankreich, wo Marine Le Pen einen Austritt aus der Währungsunion propagiert, habe der Euro

gegenüber dem Franken an Boden verloren. Die Gemeinschaftswährung gerate auch unter Druck, weil die

Griechenland-Krise wieder hochkochen könnte.

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Gründe gegen Interventionen – Die SNB habe in den letzten Wochen eine breite Aufwertung des Frankens

hingenommen, schreibt die UBS. Die Sichtguthaben sind jedoch seit Anfang Februar deutlich gestiegen; für die

UBS Zeichen einer sichtbaren Intervention der SNB am Devisenmarkt.

Gegen eine expansivere Geldpolitik und höhere Bilanzrisiken für die SNB sprechen laut UBS indes steigende

Konsumentenpreise und eine sich beschleunigende Konjunktur. Auch der starke Dollar spricht gegen zu starke

Interventionen. Hinzu komme das Risiko, dass die Schweiz von den USA als Währungsmanipulator

gebrandmarkt werden könnte (SDA).

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PricewaterhouseCoopers Reto Brunner Partner, Leiter Business Restructuring Services Birchstrasse 160, 8050 Zürich Telefon: +41 58 792 14 19 E-Mail: [email protected]