Qualität aus Slowenien

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PULVERBESCHICHTEN Oualitat aus Siowenien Ais deutschsprachige Fachzeitschrift berichtet JOT nur selten uber Unternehmen auBerhalb des deutschen Sprachraums. Warum also nicht einmal ein Ausflug uber die Grenzen, zu dem groBten Lohnbeschichter im wirtschaftlich aufstrebenden Siowenien? S tarker Wettbewerbsdruck und sin- kende Preise, kleinere Losgroflen sowie steigende Umwelt- und Qua- litiitsanforderungen: Die Herausforde- rungen, denen sich ein Lohnbeschich- ter heute stellen muss, gleichen sich, unabhiingig davon, ob der Betrieb nun in Deutschland oder in Slowenien angesiedelt ist. Das Land zwischen Alpen, Adria und Puszta zahlt mit einer Pro-Kopf- Wirtschaftsleistung von 70 Prozent des EU-Durch- schnitts zu den leistungs- starksten unter den elf E U- Beitrittskandidaten und ist absolut kein Billiglohnland. Wie hier zu Lande auch, muss sich ein Lohnbe- schichter in Slowenien mit Qualitiit zu gtinstigen Prei- sen in einem harten Wett- auf die industrielle Lackierung ausge- richtet. Vor 20 [ahren baute Gregorc neben der Nasslackierung als zweites Standbein die Pulverbeschichtung auf. Das Hauptwerk in Menges wurde seit- dem laufend fur die Pulverbeschich- tung erweitert. Die Nasslackierung erfolgt heute in einem separaten Werk im Nachbarort. Die Pulverbeschichtung ist bei anderthalb Schichten ausgelegt auf eine Tagesproduktion von 10 Tonnen Profilen und etwa 5000 Quadratmetern Blechteile. Etwa 50 Tonnen Pulverlack verarbeitet LGM im [ahr. Zum Kun- denkreis des seit 2000 nach DIN ISO 9002 zertifizierten Lohnbeschichters ziihlen unter anderem namhafte Unter- nehmen wie Bosch, Danfoss, Saab, Rota, Dewalt, Hartman oder Gorenje. Um solehe Kunden bedienen zu konnen, hat LGM nicht nur die groB- ten Lackier- und Pulverbeschichtungs- kapazitiiten in Slowenien geschaffen, sondern auch die Moglichkeit zur Vorbehandlung von Stahl, verzinktem Material, Alu- minium, und Magnesium. Diese Bandbreite ist fur slowenische Betriebe nicht alltiiglich. So verfUgen zum Beispiel nur drei sloweni- sche Dienstleister tiber eine Chromatierung. Anlagen gestapelt Firmenehef Slane Grego re wi rd von seinen SO/men Grego r (rectvs) und Mieha (links) im Beuieo lalkr tifig unlerslOlzl bewerbsumfeld behaup- ten. Der Wettbewerb, das sind nicht nur Beschichter im eigenen Land, sondern auch hochproduktive Dienstleister III Italien, Osterreich oder Deutschland sowie preiswerte Anbieter in Ost- europa. Pulverbeschichtung seit 20 Jahren Etwa 30 Lohnbeschichtungsbe- triebe gibt es in Slowenien. Der nach eigenen Angaben groBte Lohnbe- schichtungsbetrieb in Slowenien ist die Firma LGM in Menges, wenige Kilo- meter nordlich der Hauptstadt Ljublja- na. Stane Gregorc mit Frau Marinka hat den 1935 gegrtindeten, handwerk- lich gepriigten Lackierbetrieb Mitte der siebziger Jahre von seinem Vater tibernommen und seither konsequent Nachdem das Beschich- tungsvolumen tiber Jahre hinweg bei LGM kriiftig Da s Firmengebtiude von LGM in Menges, nahe lJublja na. Mit 25 Mitarbeitem isl LGM der gro6 1e Lohnbesehiehfer in Slowenien. JOT 7 12003

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Page 1: Qualität aus Slowenien

PULVERBESCHICHTEN

Oualitat aus SiowenienAis deutschsprachige Fachzeitschrift berichtet JOT nur selten uber

Unternehmen auBerhalb des deutschen Sprachraums.

Warum also nicht einmal ein Ausflug uber die Grenzen, zu dem

groBten Lohnbeschichter im wirtschaftlich aufstrebenden Siowenien?

Starker Wettbewerbsdruck und sin­

kende Preise, kleinere Losgroflensowie steigende Umwelt- und Qua-

litiitsanforderungen: Die Herausforde­

rungen, denen sich ein Lohnbeschich­

ter heute stellen muss, gleichen sich,

unabhiingig davon, ob der Betrieb nun

in Deutschland oder in Slowenien

angesiedelt ist. Das Land zwischen

Alpen, Adria und Pusztazahlt mit einer Pro-Kopf­

Wirtschaftsleistung von 70Prozent des EU-Durch­

schnitts zu den leistungs­starksten unter den elf E U­

Beitrittskandidaten und ist

absolut kein Billiglohnland.

Wie hier zu Lande auch,muss sich ein Lohnbe­

schichter in Slowenien mit

Qualitiit zu gtinstigen Prei­sen in einem harten Wett-

auf die industrielle Lackierung ausge­

richtet. Vor 20 [ahren baute Gregorc

neben der Nasslackierung als zweites

Standbein die Pulverbeschichtung auf.

Das Hauptwerk in Menges wurde seit­dem laufend fur die Pulverbeschich­

tung erweitert. Die Nasslackierung

erfolgt heute in einem separaten Werk

im Nachbarort.

Die Pulverbeschichtung ist bei

anderthalb Schichten ausgelegt auf

eine Tagesproduktion von 10 Tonnen

Profilen und etwa 5000 Quadratmetern

Blechteile. Etwa 50 Tonnen Pulverlackverarbeitet LGM im [ahr. Zum Kun­

denkreis des seit 2000 nach DIN ISO

9002 zertifizierten Lohnbeschichtersziihlen unter anderem namhafte Unter­

nehmen wie Bosch, Danfoss, Saab,

Rota, Dewalt, Hartman oder Gorenje.

Um solehe Kunden bedienen zu

konnen, hat LGM nicht nur die groB­ten Lackier- und Pulverbeschichtungs­

kapazitiiten in Slowenien geschaffen,

sondern auch die Moglichkeit zur

Vorbehandlung von Stahl,verzinktem Material, Alu­

minium, und Magnesium.

Diese Bandbreite ist fur

slowenische Betriebe nicht

alltiiglich. So verfUgen zum

Beispiel nur drei sloweni­

sche Dienstleister tiber

eine Chromatierung.

Anlagen gestapelt

Firmenehef Slane Grego re wi rd von seinen SO/men Grego r

(rectvs) und Mieha (links) im Beuieo lalkrtifig unlerslOlzl

bewerbsumfeld behaup­

ten. Der Wettbewerb, das

sind nicht nur Beschichter

im eigenen Land, sondern

auch hochproduktive Dienstleister III

Italien, Osterreich oder Deutschland

sowie preiswerte Anbieter in Ost-

europa.

Pulverbeschichtung

seit 20 Jahren

Etwa 30 Lohnbeschichtungsbe­

triebe gibt es in Slowenien. Der nach

eigenen Angaben groBte Lohnbe­

schichtungsbetrieb in Slowenien ist die

Firma LGM in Menges, wenige Kilo­

meter nordlich der Hauptstadt Ljublja­

na. Stane Gregorc mit Frau Marinka

hat den 1935 gegrtindeten, handwerk­

lich gepriigten Lackierbetrieb Mitte

der siebziger Jahre von seinem Vater

tibernommen und seither konsequent

Nachdem das Beschich­

tungsvolumen tiber Jahre

hinweg bei LGM kriiftig

Das Firmengebtiude von LGM in Menges , nahe lJublja na . M it 25 M itarbeitem

isl LGM der gro6 1e Lohnbesehiehfer in Slowenien.

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PULVERBESCHICHTEN

Baug/ eicl1e Kabinen far unterscl1ied·

licne Aufgab enstellungen, ledigfi cl1

die Pisto/enanordnung unterscl1eidet

sicn. Beide Kabinen verfagen Ober

Handb escl1 icl1tungsplatze vor und

necn der Automatik

ge wachse n ist, wurde mi t der 1996

e rrichte ten Ta uc hvorbeha nd lungs- und

P ulve rbeschichtu ngsan lage vor g ut

zwe i j ahre n die Ka pazitiitsgre nzc

er reicht. Stan e Gregorc: "Wir musstc n

sogar scho n Auftriige ab le h ne n." Also

cntsch loss sich Gregorc zur Invest it ion

in einer neu e Pulver besch ichtungsan ­

lage fur Blcch c und Klc int c ile .

Fu r die se Anlage wollte der Lohn­

beschich te r urspr Onglich ci ne Halle

kau fen . Da man je doc h irn niihe re n

JOT 712003

Umfe ld kci ne gee ignete Halle fand ,

e ntsc hloss sich Grcgorc, d ie neue

Anlage Ilbcr dcr bcstc hcn dc Profil bc­

sc hichtu ngsanlage zu c rrichtc n. De r

Einbau crfordc rtc rnillimct crgcnaucM aflarbci r und Irn provisat ion swi llcn .

da die 1994 e rrich te te Ha lle mit e incr

F irstho hc von 8,7 Me tc rn ke incn

Spie lraum liefl, So blie be n nach dcm

Ei nzug cincr Zw ischcn dccke ftlr die

untcrc Anlage c ine Hoh c von 4,80

Me ter fur d ie obcrc durchschn ittli ch

nur 3 Mete r. Da diese Hoh e fu r

d ie Imegra tion c ines Zykl ons nicht

ausre ichte, wurdc da s Dach im

Be re ich des Zyk lons urn e twa 2 Mete r

ange hoben .

Kapazitaten enorm erhoht

D ie von dcm diinische n Anlage n ­

he rstell er Aabo gc ba ute An lage im

Obe rgeschoss ist sc it Mai 2002 im

Ei nsa tz . S ic ist ausgestat tc t m it c inc m

Krc isfordc rc r, ci ncr 10-Zonen-Spritz­

vor be ha nd lung sowie c ine rn Haftwas­

se rtrock ner und c incrn E inb re nn ofe n.

D ie Pul verbesch icht un g e rfolgt in

ci ncr Ku nststoffkab inc (Typ r ue.Plus) vo n Wagner, fu r die sic h Gregorc

nach intc ns ivc r Ber at un g d urch den

zus tiindigen Han dc lsver treter Zarko

Vid mar c ntsc hicdcn hart e. Wich t ig

und aufsch lussrc ich warc n fu r Gregorc

auch Be sich tigunge n von Re fcrc nz­

anlagen in De ut sch land und Vor­

fiihrun gen im Wagn e r-Te ch niku m in

Ma rkdorf.

Page 3: Qualität aus Slowenien

PULVERBESCHICHTEN

Standards angeglichen. So versteht es

sich mittlerweile von selbst, dass den

Vorbehandlungen beider Anlagen eine

zentrale Abwasseranlage nachgeschal­

tet ist, deren Funktion, so viel sei

zweifelnden Lesern versichert, auch

tatsachlich von Zeit zu Zeit von den

Behiirden iiberpriift wird.Innerhalb eines jahres wendete

Gregorc insgesamt 3 Mio. Euro fur

neue Anlagen auf. Diese beachtliche

Summe ist fur den Lohnbeschichter

eine unabdingbare Investitionen in die

Zukunft: Gregorc: "Wenn man inve­

stiert, dann gleich in die hochste Anla­

genausfUhrung, um eine gute Qualitat

am Markt anbieten zu kiinnen. "

Ubtigens weiB Gregorc die beiden

Pulverbeschichtungsanlagen in bestenHanden: Sohn Gregor (30) ist fur die

untere und Micha (27) fur die obere

Anlage verantwortlich. Bleibt nur noch

das Nasslackierwerk. Das will Gregorcim nachsten jahr modernisieren, zum

Beispiel fur die Lackierung von Kunst­

stoffteilen, und dann den dritten Sohn,der zurzeit noch studiert, verantwort-

Von der Lcistungsfahigkcit der neu­

en Pulverkabine absolut iiberzeugt,

entschloss sich Gregorc nur vier Mona­

te nach Inbetriebnahme zum Kauf

einer weiteren Pulverkabine fur dieseit 1996 bestehende Profilbeschich­

tung im Erdgeschoss. Gregorc: .Wir

haben gesehen, dass wir mit einermodernen Kabine auch in der Profilbe­

schichtungsanlage die Kapazitatenenorm erhohen kiinnen. Beide Kabi­

nen erfUlien unsere Anforderungen

hinsichtlich Kapazitat, Flexihilitat und

Qualitat. " Zusatzliche Steigerungen

der Kapazitaten an der unteren Anlage

wurden durch Optimierungen am Ein­

brennofen und Anderungen bei den

Gehangen erzielt.

Den griiBten Fortschritt im Ver­

gleich zwischen alten und neuen Kabi­

nen sieht Gregorc in der Reduzierung

der Farbwechselzeiten. Bis zu zehn

Farbwechsel pro Tag konnen in beiden

Anlagen erforderlich sein. Zwischen

zehn und 20 Minuten veranschlagt der

Firmenchef fur einen Farbwechsel.

Ein hoher Standard mit SPS-Steuerung

und Touch-Panel-Bedienung tragt

dazu bei, reproduzierbare Beschich­tungsqualitaten zu erzielen. Die zahl­

reichen, zur VerfUgung stehenden

Bedieneroptionen wurden bei LGM

nicht nur gekauft, sondern werden vomPersonal auch tatsachlich benutzt. Gre­

gorc: "Wir haben nichts gekauft, wasiiberfliissig ware."

Die neuen Automatikkabinen sindausgestattet mit Vor- und Nachbe­

schichtungsplatzen, Pulverzentrum

und Zyklon-Riickgewinnung. Sie sind

kompakt gebaut und gut zuganglich.

Bis auf die Pistolenanordnung sind die

Kabinen baugleich: In der Profilbe­

schichtungsanlage sind die Pistolen

vertikal (2 x 7 Pistolen, Typ PEA-C3)

und in der Anlage oben horizontal (2 x

4 Pistolen, Typ PEA-C3) angeordnet.

Der Bau der neuen Anlage oben

erfolgte in nur zwei Monaten ohne

Beeintrachtigung der darunter liegen­

den Pulverbeschichtung. Den Umbau

der bestehenden Anlage unten schaffte

man in nur zwei Wochen.

Die gesetzlichen Bestimmungenzum Umwelt- und Arbeitsschutz wur­

den in Slowenien langst europaischen lich iibergeben. (Ke)

Blick in die Halle mit der TauchvorbelJandlung (links) und der Einhausung der neuen Anlage im Obergeschoss (hinten, oben)

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