QUATUOR EBÈNE & ANTOINE TAMESTIT - … · Henry Mancini, Cole Porters ›Night and Day‹, Victor...

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QUATUOR EBÈNE & ANTOINE TAMESTIT SA 25.11.2017

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KONZERTHAUS DORTMUND

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QUATUOR EBÈNE & ANTOINE TAMESTIT

SA 25.11.2017

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QUATUOR EBÈNE

PIERRE COLOMBET VIOLINE

SÉBASTIEN SUREL VIOLINE

MARIE CHILEMME VIOLA

RAPHAËL MERLIN VIOLONCELLO

ANTOINE TAMESTIT VIOLA

ANTOINE LEDERLIN VIOLONCELLO

Abos: Porträt Antoine Tamestit,Streichquartett

In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy-klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen

während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!

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SO KLINGT NURDORTMUND

SAISON 2017 / 18

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PROGRAMM

SALVATORE SCIARRINO (GEB. 1947)»Ai limiti della notte« für Viola solo (1979)

HENRI DUTILLEUX (1916 – 2013)»Trois strophes sur le nom de Sacher« für Violoncello solo (1976 / 82)

Un poco indecisoAndante sostenutoVivace

»Ainsi la nuit« (1976)NocturneMiroir d’espaceLitaniesLitanies IIConstellationsNocturne IITemps suspendu

– Pause ca. 20.45 Uhr –

QUATUOR EBÈNE»Night Bridge« Nächtliches Gedicht für Streichsextett nach Jazz-Standards

Introduction – nach ›Moon River‹Parenthèse I – nach ›Moon River‹Parenthèse II – nach ›Night and Day‹ Parenthèse III – nach ›Stella by Starlight‹ Parenthèse IV – nach ›Round Midnight‹Coda

ARNOLD SCHÖNBERG (1874 – 1951)»Verklärte Nacht« op. 4 für Streichsextett (1899)

– Ende ca. 22.05 Uhr –

Nach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich

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vollends den festen Boden unter den Füßen verlor und seinen Sinnen nicht mehr trauen konnte.Die Nacht, in der Zeit und Raum eigenen Gesetzen zu gehorchen scheinen, bildet nun auch das Grundmotiv in nahezu allen Werken des heutigen Programms. Und gleich zu Beginn erklingt mit »Ai limiti della notte« für Viola solo das Stück eines Komponisten, der sich besonders gut in den nächtlichen Klangräumen mit ihren merkwürdigen Echos, tastenden Klopfzeichen und filigranen Tonsäulen auskennt. Es ist der Italiener Salvatore Sciarrino, der 1979 und somit drei Jahre vor seinem bedeutenden Orchesterstück »Autoritratto nella notte« (»Selbstbildnis in der Nacht«) musikalisch jene Grenzen und Phänomene der Nacht auslotete, in der das Stück tatsächlich geschrieben wurde. Immer wieder bewegt sich dabei die Viola zwischen unheimlicher Stille und Nicht-Stille. Und während sich hier einzelne Töne zu hauchdünnen Stelen aufbäumen, die ins Wanken geraten, huschen dort schon mal kurzerhand groteske Figuren durchs Klangbild.

IM ZAUBERREICH DER MODERNE Henri Dutilleux »Trois strophes sur le nom de Sacher« für Violoncello solo und

»Ainsi la nuit«

Dass Komponieren jung hält, kann man an gleich drei prominenten Beispielen der franzö-sischen Moderne ablesen. Olivier Messiaen wurde 84 Jahre alt. Im Alter von immerhin 90 Jah-ren verstarb 2016 dessen Schüler Pierre Boulez. Und Henri Dutilleux erreichte das biblische Alter von 97 Jahren. Erstaunlicherweise hat der an der Loire geborene Komponist trotz seines langen Lebens aber ein eher schmales Œuvre hinterlassen, bei dem die Instrumentalmusik im Mittelpunkt steht. Zu Dutilleux’ meistgespielten Werken zählt zweifellos das Cellokonzert »Tout un monde lointain«, das er 1970 für den legendären Cellisten Mstislaw Rostropowitsch komponiert hatte. Und Rostropowitsch sollte es auch sein, der 1982 in Basel die »Trois strophes sur le nom de Sacher« aus der Taufe hob. Das Werk für Violoncello solo geht auf einen musi-kalischen Geburtstagsreigen zurück, der 1976 anlässlich des 70. Geburtstags des Dirigenten und Neue-Musik-Förderers Paul Sacher in Zürich veranstaltet worden war. Zwölf Komponisten wurden gebeten, anhand der Buchstaben des Namens »Sacher« (unter Mischung deutscher und italienischer Tonalphabete umgesetzt als eS-A-C-H-E-Re) ein Klangpräsent zu schreiben. Zu den Komponisten gehörten Boulez, Rihm, Berio, Henze und eben Dutilleux, der sein musika-lisches Geschenk sechs Jahre später um zwei weitere Sätze erweiterte – zu den geheimnisvoll eingefärbten und dann wieder gespenstisch rasanten »Trois strophes sur le nom de Sacher«.

Ein Jahr nach der Züricher Sacher-Hommage wurde 1977 in Paris Dutilleux’ einziges Streich-quartett uraufgeführt. »Ainsi la nuit« entstand als Auftragswerk der Sergei Koussevitzky Music Foundation für das amerikanische Juilliard String Quartet. Stolze sechs Jahre lang hatte Dutil-leux an diesem Werk gearbeitet, das er als »eine Art nächtliche Vision, eine Serie von Zuständen

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NACHTGEWÄCHSE Salvatore Sciarrino »Ai limiti della notte« für Viola solo

»Es war, als hätt’ der Himmel / Die Erde still geküsst, / Dass sie im Blütenschimmer / Von ihm nun träumen müsst’.« Dies ist die erste Strophe eines der bekanntesten Gedichte Joseph von Eichendorffs. 1837 wurde es unter dem Titel »Mondnacht« veröffentlicht und sollte schon bald von keinen Geringeren als Robert Schumann und Johannes Brahms vertont werden. Mit der Nacht hatte Eichendorff eines der meistverbreiteten Motive in der Romantik aufgegriffen. Denn im Gegensatz zum 18. Jahrhundert, das noch vom Licht der Aufklärung minutiös ausgeleuchtet worden war, wurden jetzt Dichter, Maler und Komponisten magisch von jenem Nacht- und Schattenreich angezogen, in dem nichts mehr so schien wie es die Vernunft behauptet hatte. Geister, Gespenster und leibhaftige Bestien trieben plötzlich in den florierenden Märchenwelten, Fantasiegeschichten und Albträumen ihr Unwesen. Zugleich starrte man den einsamen Mond als Sehnsuchts- und Fluchtpunkt an – bevor man wieder im konturenlosen Nichts der Nacht

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mit eher impressionistischem Charakter« bezeichnete. »Alles wandelt sich kaum merklich wie in nächtlichen Traumgeschichten. Daher auch der Titel ›Ainsi la nuit‹ [Und die Nacht ...].« Auch die Titel der einzelnen Hauptsätze, die von vier einschubartigen Satzscharnieren (Paranthèse) mitei-nander verknüpft werden, sind weniger konkret gemeint, sondern eher assoziativ. Auf ein Nacht-stück (Nocturne) folgen ein Raumspiegel (Miroir d’espace), Litaneien, Konstellationen sowie eine schwebende Zeit (Temps suspendu), die den Hörer wieder in die Dunkelheit und Stille entlässt.

All diesen musikalischen, mal flüchtigen und dann wieder betörenden Momentaufnahmen, Wesen und Gedanken gibt Dutilleux mit einem breiten spieltechnischen Spektrum Kontur. Dazu gehören Pizzicati und Glissandi, Tremoli und Flageoletttöne sowie das Spiel unmittelbar am Steg. So höchst sinnlich dieses Klangnetz gewoben ist, so hat Dutilleux dafür auch viele rote Fä-den verwendet, um aus der scheinbar nur lose zusammenhängenden Satzfolge ein Spiel der Zusammenhänge, Rückblicke und Vorahnungen zu gestalten. Diese raffinierten Querverweise sind jedoch selbst entlang der Partitur nur äußerst schwer zu identifizieren. Aber da Dutilleux

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nie für die Musiktheoretiker, sondern für sich und das Publikum schrieb, darf man getrost jenen Rat beherzigen, den der ehemalige Stockhausen-Assistent und Neue-Musik-Experte Richard Toop formuliert hat: »Wer dieses Quartett hört, muss seinen eigenen Ariadnefaden durch die Windungen und Verschlingungen finden.« Es lohnt sich.

JAZZ-NOCTURNES Quatuor Ebène »Night Bridge« Nächtliches Gedicht für Streichsextett nach Jazz-

Standards

Nach Dutilleux und seinen vierstimmigen nächtlichen Traumgeschichten geht es in den Jazz-club. »Night Bridge« hat das Quatuor Ebène sein nächtliches Gedicht für Streichsextett getauft und dafür vier berühmte Jazz-Standards ausgewählt und arrangiert. Es sind ›Moon River‹ von Henry Mancini, Cole Porters ›Night and Day‹, Victor Youngs ›Stella by Starlight‹ sowie ›Round Midnight‹ von Thelonious Monk, die das Quatuor Ebène zu einer Suite und zugleich zu einer sechsstimmigen Jazz-Hymne auf die Schönheiten der Nacht gebündelt hat. Mit diesem Sidestep ins Jazz-Fach unterstreicht das Quartett einmal mehr seine ungemeine Vielseitigkeit. Immerhin sind die Musiker nicht nur mit dem klassischen Repertoire aufgewachsen, sondern auch mit Pop und Rock. Und mit dem Jazz sind sie derart vertraut, dass sie sich mittlerweile sogar zu gemein-samen Jam-Sessions mit dem französischen Klarinettisten Michel Portal treffen.

DURCHS HELLE DUNKEL Arnold Schönberg »Verklärte Nacht« op. 4 für Streichsextett

25 Jahre alt war Arnold Schönberg, als er sein Streichsextett »Verklärte Nacht« op. 4 kompo-nierte. Zwei Jahre zuvor war Johannes Brahms verstorben. Wie viel Schönberg dem Kollegen zu verdanken hatte, beschrieb er ein halbes Jahrhundert später in einer kurzen Analyse der »Verklärten Nacht«: »Einerseits wagnersche Technik [... ], andererseits aber Gebilde, die nach dem Muster von Brahms’ ›Technik der entwickelten Variation‹ – wie ich es genannt habe – ge-formt sind.« Mit diesen »handwerklichen« Rückbezügen hatte Schönberg also schon früh seine lebenslange Bewunderung für einen Komponisten zum Ausdruck gebracht, den er einmal auch als »Fortschrittlichen« bezeichnete. Kein Zufall war es wohl, dass er für sein erstes offizielles Kammermusikwerk gar auf die von Brahms geprägte Gattung des Streichsextetts zurückgrei-fen sollte. Trotzdem verharrte Schönberg nicht in Ehrfurcht und Traditionsbewusstsein, sondern ging mit der »Verklärten Nacht« einen neuen Weg. Galt Brahms als Verfechter der absoluten In-strumentalmusik, knüpfte der kommende Musikrevolutionär an die orchestralen Tondichtungen von Franz Liszt und Richard Strauss an und wählte nun für sein Streichsextett ebenfalls eine

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literarische Vorlage – und zwar das Gedicht »Verklärte Nacht« des seinerzeit hochgeachteten Lyrikers Richard Dehmel.

Bei der Wiener Uraufführung 1903 zeigten sich das Publikum und die Presse jedoch wenig begeistert über Schönbergs Wurf, was an den ersten dezenten Brüchen mit der Tonalität gele-gen haben mag, die im Stück immer wieder aufflackern. Noch provokanter war aber der für die damaligen Moralhüter anstößige Inhalt des Dehmel-Gedichts. Darin hatte der Dichter nämlich die unzertrennliche Liebe zwischen einem Mann und einer Frau beschrieben – obwohl die Geliebte doch ein Kind von einem anderen erwartet.

Das fünfstrophige Gedicht spiegelte Schönberg quasi im fünfteiligen, rondoähnlichen Aufbau seines Streichsextetts wider – wobei er in den Teilen Nr. 1, 3 und 5 die Rahmenhandlung mit dem nächtlichen Gang der beiden Liebenden durch eine »hohe, helle Nacht« umreißt. Die Teile Nr. 2 und 4 fangen dagegen das stockende Bekenntnis der Frau ein (»Ich trag ein Kind, und nit von Dir«) sowie die verzeihende Antwort des Mannes (»Das Kind, das Du empfangen hast, / Sei Deiner Seele keine Last«). Trotz der Nähe zum Text ist »Verklärte Nacht« keinesfalls eine musikalische Erzählung oder trägt Züge einer Programmmusik im Sinne einer musikalischen Darstellung. Vielmehr hielt es Schönberg hier mit einem Wort Beethovens, der bekanntlich seine »Pastorale«-Sinfonie eher als »Ausdruck von Empfindung als Malerei« verstanden hatte.

Die »Verklärte Nacht« mit ihren fünf, entweder durch kurze Pausen oder dynamische Kon-traste voneinander getrennten Teilen atmet vorrangig die schillernde Luft des Fin de Siècle. Mit ihrem prismatischen, chromatisch aufgelösten Kolorit, der nervösen Harmonik und einem Pathos, das romantische Innigkeit, aber auch Ängste und Zweifel ausstrahlt. Wie Schönberg mit all dem den Nerv des Gedichts getroffen hatte, unterstreicht nicht zuletzt ein Schreiben, das Richard Dehmel am 12. Dezember 1912 an den Komponisten aufsetzte: »Gestern Abend hörte ich die ›Verklärte Nacht‹, und ich würde es als Unterlassungssünde empfinden, wenn ich Ihnen nicht ein Wort des Dankes für Ihr wundervolles Sextett sagte. Ich hatte mir vorgenommen, die Motive meines Textes in Ihrer Composition zu verfolgen; aber ich vergaß das bald, so wurde ich von Ihrer Musik bezaubert.«

GEHÖRT IM KONZERTHAUSDas Quatuor Ebène brachte bereits Ende 2015 bei einem Kammermusikabend mit Mitsu-ko Uchida Henri Dutilleux’ »Ainsi la nuit« im Konzerthaus zur Aufführung. Arnold Schönbergs »Verklärte Nacht« erklang hier erstmals im Oktober 2002 – allerdings in der Fassung für Streichorchester. 2012 brachten schließlich »Janine Jansen & Friends« die Fassung für Streich-sextett auf die Bühne. 2016 war das Werk außerdem Teil der Zeitinsel George Benjamin.

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BIOGRAFIEN

Das klassische Repertoire der Streichquartettliteratur bleibt weiterhin ihr Steckenpferd: In dieser Saison wird das Quatuor Ebène einen Schwerpunkt auf Beethovens Streichquartette legen. Im Jahr 2020 wird es zu seinem 20. Jubiläum und zum 250. Geburtstag Beethovens den gesamten Zyklus spielen. In der Saison 2017/18 stehen neben Konzerten in der Berliner Philharmonie, dem Palais des Beaux-Arts in Brüssel, der Philharmonie de Paris, dem Wiener Konzerthaus, Konserthuset Stockholm und der Carnegie Hall New York auch Konzerte beim »Musikfest Bremen« und dem »Verbier Festival« auf der Agenda.

Seit Anfang November 2017 ist Marie Chilemme Teil des Quartetts und übernimmt damit die Nachfolge von Adrien Boisseau an der Bratsche. Sébastien Surel vertritt den erkrankten Gabriel Le Magadure.

QUATUOR EBÈNE IM KONZERTHAUS DORTMUNDDas Quatuor Ebène hatte 2008 seinen ersten Auftritt im Konzerthaus und gab gemeinsam mit dem damaligen Exklusivkünstler Renaud Capuçon sowie dem Pianisten Nicholas Angelich einen Kammermusikabend mit Werken von Saint-Saëns, Ravel und Chausson. 2011 kehrten die Musiker mit einem reinen Streichquartett-Programm zurück nach Dortmund. Zuletzt waren sie hier 2015 mit Mitsuko Uchida am Klavier zu erleben.

ANTOINE TAMESTIT

Dem Bratscher Antoine Tamestit gelang es, sich in den letzten Jahren sowohl als Solist als auch als Kammermusiker sowie im Recital auf den bedeutenden Bühnen der Welt auf allerhöchstem Niveau zu etablieren. Als Solist gastiert Antoine Tamestit bei den führenden Orchestern der Welt unter der Leitung namhafter Dirigenten wie Sir John Eliot Gardiner, Valery Gergiev, Daniel Harding, Paavo Järvi, Marc Minkowski, Sir Antonio Pappano und Franz Welser-Möst. Bereits 2008 debütierte er unter der Leitung von Riccardo Muti beim »Lucerne Festival« mit den Wiener Philharmonikern. Gemeinsam mit Frank Peter Zimmermann und Christian Poltéra gründete Antoine Tamestit das Trio Zimmermann. Neben den regelmäßigen Tourneen, die das Trio in die bedeutenden Musikzentren Europas führen, widmen sich die drei Musiker auch im Rahmen einer regen Aufnahmetätigkeit den Meisterwerken der Literatur für Streich-trio. Auch mit Jörg Widmann und Francesco Piemontesi ist Antoine Tamestit regelmäßig in Triokonzerten zu hören.

Antoine Tamestits breitgefächertes Repertoire reicht von der Barockzeit bis in die Gegen-wart. Die Musik Johann Sebastian Bachs, dessen Cellosuiten er für die Bratsche arrangierte

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QUATUOR EBÈNE

»Ein Streichquartett, das sich mühelos in eine Jazzband verwandeln kann«, schrieb die »New York Times« nach einem Auftritt des Quatuor Ebène 2009, bei dem das Ensemble zunächst De-bussy und Haydn spielte, um danach über Filmmusik zu improvisieren, beides mit demselben Enthusiasmus und derselben Leidenschaft.

Was 1999 als Zerstreuungsübung vier junger französischer Musiker in den Proberäumen der Universität begann, wurde zu einem Markenzeichen des Quatuor Ebène. Die vier hauchten der Kammermusik neuen Atem ein, indem sie stets einen direkten und unvoreingenommenen Blick auf die Werke haben und dabei voller Demut und Respekt der Musik entgegentreten, ganz gleich welcher Gattung. Sie wechseln lustvoll zwischen den Stilen und bleiben mit all ihrer Leidenschaft doch ganz sie selbst. Die Musiker haben ihren ganz eigenen Stil erschaffen. Ihr traditionelles Re-pertoire leidet nicht unter der Beschäftigung mit anderen Gattungen; vielmehr erzeugt der freie Umgang mit diversen Stilen eine besondere Spannung. Diese Vielschichtigkeit im musikalischen Œuvre wurde von Beginn an begeistert von Publikum und Kritikern aufgenommen.

Nach Studien beim Quatuor Ysaÿe in Paris sowie bei Gábor Takács, Eberhard Feltz und György Kurtág folgte der Sieg beim »Internationalen Musikwettbewerb der ARD« 2004. Damit begann der Aufstieg des Quatuor Ebène, der in zahlreichen weiteren Preisen und Auszeichnungen mündete.

Mit ihrem charismatischen Spiel, ihrem frischen Zugang zur Tradition und dem offenen Um-gang mit neuen Formen gelingt es den Musikern, einen weiten und jüngeren Zuschauerkreis zu begeistern und in regelmäßigen Meisterkursen im Conservatoire Paris zu vermitteln. 2005 wurde das Quartett mit dem »Belmont-Preis« der Forberg-Schneider-Stiftung ausgezeichnet. Zusammen mit ihnen hat Gabriele Forberg-Schneider Instrumente ausgesucht, die ihrer Spiel-weise und Klangvorstellung entsprechen und ihnen diese leihweise zur Verfügung gestellt.

Die Alben des Quatuor Ebène mit Einspielungen von Haydn, Bartók, Debussy, Fauré, Mozart und den Mendelssohn-Geschwistern wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem »Gramo-phone Award«, »ECHO Klassik«, »BBC Music Magazine Award« und »Midem Classic Award«. Das 2010 erschienene Album »Fiction« mit Jazz-Arrangements, das Crossover Album »Brazil« (2014) und die im Mai 2017 veröffentlichte Platte »Eternal Stories« (mit Michel Portal) mani-festiert ihre besondere Stellung in der Kammermusikszene. Im Herbst 2014 veröffentlichte Erato den Livemitschnitt (CD und DVD) von »A 90th Birthday celebration«, Menahem Presslers Geburtstagskonzert in Paris. Das Quartett wirkte an dem Album »Green (Mélodies françaises)« von Philippe Jaroussky mit und veröffentlichte ein Schubert-Album mit Matthias Goerne und Gautier Capuçon.

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BIOGRAFIEN

Neben einem Auftritt im Klavierquartett 2013, kehrte Tamestit einmal im Trio mit Jörg Widmann und Francesco Piemontesi und zweimal mit Frank Peter Zimmermann und Christian Poltéra zurück nach Dortmund.

ANTOINE LEDERLIN

Der französische Cellist Antoine Lederlin studierte am Conservatoire de Paris, wo er auch sei-nen ersten Preis gewann und 1995 den »Cycle de perfectionnement« als Schüler von Roland Pidoux absolvierte. Zudem wurde er von János Starker, Isaac Stern und Henri Dutilleux unter-richtet. Im Alter von 20 Jahren wurde er Solo-Cellist des Orchestre Philharmonique de Radio France, später Erster Solo-Cellist des Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo. Seit 2003 ist er Solo-Cellist des Sinfonieorchester Basel.

Antoine Lederlin tritt als Solist und Kammermusiker auf und spielt bei bedeutenden euro-päischen Festivals und in amerikanischen Konzerthäusern; 2005 war er ein »Rising Star« der European Concert Hall Organisation (ECHO). Mit dem Orchestre d’Auvergne unter der Leitung von Armin Jordan nahm er 2005 Othmar Schoeks Cellokonzert auf. Zu seinen Kammermu-sikpartnern gehören etwa Martha Argerich, Leon Fleisher, Midori, Ian Bostridge und Piotr An-derszewski.

Seit 2006 ist Antoine Lederlin Cellist des Belcea Quartets, das aktuell Residenzkünstler am Wiener Konzerthaus ist; zuvor war es Residenzkünstler an der Londoner Wigmore Hall. Es tritt weltweit auf, u. a. in der New Yorker Carnegie Hall, im Concertgebouw Amsterdam, Théâtre du Châtelet in Paris, in der Kioi Hall in Tokio und Berliner Philharmonie. Das Quartett gewann mehrere »ECHO Klassik«, zuletzt für die Einspielung sämtlicher Beethoven-Streichquartette und von Werken der Zweiten Wiener Schule. Seine Diskografie umfasst überdies Werke von Schu-bert, alle Streichquartette von Bartók sowie eine Aufnahme mit den drei Streichquartetten von Brahms und dessen Klavierquintett, das es gemeinsam mit Till Fellner einspielte; diese CD wurde mit dem »Diapason d’Or« ausgezeichnet.

ANTOINE LEDERLIN IM KONZERTHAUS DORTMUNDMit dem Belcea Quartet war Antoine Lederlin schon mehrmals im Konzerthaus zu erleben. 2010 gastierten die vier das erste Mal in Dortmund und präsentierten Streichquartette von Beethoven und Szymanowski. 2011 kehrten sie gemeinsam mit der Pianistin Mihaela Ursuleasa zurück, um u. a. die Deutsche Erstaufführung von Thomas Larchers Klavierquintett zu spielen. Ihr letzter Auftritt war im September 2015 mit Werken von Haydn, Bartók und Beethoven.

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und auf CD einspielte, nimmt einen besonderen Stellenwert ein. Seine Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Musik spiegelt sich in zahlreichen Uraufführungen und Aufnahmen neuer Werke wider. Jörg Widmann schrieb sein 2015 in Paris uraufgeführtes Violakonzert für Antoine Tamestit. Weitere Werke, die er zur Uraufführung brachte, sind Bruno Mantovanis für Tabea Zim-mermann und ihn komponiertes »Concerto pour deux altos et orchestre« sowie Olga Neuwirths für ihn geschriebenes Violakonzert »Remnants of songs ... an Amphigory«.

In der Spielzeit 2017 /18 wird seine musikalische Vielseitigkeit als Porträt-Künstler am KONZERTHAUS DORTMUND sowie als Artist in Residence beim hr-Sinfonieorchester, Stavanger Symfoniorkester und am Wiener Konzerthaus zu erleben sein.

Seit 2013 ist er gemeinsam mit Nobuko Imai künstlerischer Leiter des »Viola Space Festival« in Tokio. Programmatisch widmet sich dieses einzigartige Festival der ganzen Bandbreite des Viola-Repertoires durch die Jahrhunderte, darüber hinaus bildet die Nachwuchsförderung, ins-besondere die fortdauernde künstlerische Betreuung junger Bratschisten einen wesentlichen Schwerpunkt.

Zahlreiche Aufnahmen aus Antoine Tamestits Diskografie wurden mit Preisen ausgezeichnet und von der internationalen Fachpresse mit großem Lob gewürdigt. Seine neueste Einspielung »Bel Canto« mit Cédric Tiberghien erschien im Februar 2017 und bildet den Anfang einer engen Zusammenarbeit mit dem Label Harmonia Mundi.

Antoine Tamestit wurde 1979 in Paris geboren und erhielt seine künstlerische Ausbildung bei Jean Sulem, Jesse Levine und Tabea Zimmermann. Er gewann die »Primrose International Viola Competition« sowie den »Internationalen Musikwettbewerb der ARD« in München; zudem wurde er »BBC New Generation Artist«, Laureat des »Borletti-Buitoni Trust Award«, bei der Mu-sikpreisverleihung »Victoires de la Musique« zur »Révélation instrumentale de l’Année« ernannt und mit dem »Crédit Suisse Young Artist Award« ausgezeichnet.

Er spielt eine Viola von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1672, die ihm von der Habisreutin-ger-Stiftung zur Verfügung gestellt wird.

ANTOINE TAMESTIT IM KONZERTHAUS DORTMUNDAntoine Tamestit ist seit Jahren ein regelmäßiger Gast im Konzerthaus. Angefangen hat er hier 2009 als Künstler der Reihe »Junge Wilde«, in deren Rahmen er bis 2012 mit Musikern wie Ta- bea Zimmermann, Julius Drake und Markus Hadulla zu erleben war. 2011 gestaltete er außer-dem einen Kammermusikabend mit Flötistin Magali Monsier und Harfenist Xavier de Maistre.

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PORTRÄT ANTOINE TAMESTITSo klingt nur Dortmund

VIOLA SOLOIn seinem nächsten Porträt-Konzert überlässt Antoine Tamestit die Bühne ausschließlich dem Klang seiner Viola: In der Reihe »Musik für Freaks« gibt der Bratscher einen gehaltvollen Solo-Abend. Denn das Programm basiert auf einer Lieblingskombination des Künstlers: Werke des

Barock treffen auf Zeitgenössisches.

DI 06.02.2018 / 20.00 Uhr

ENTDECKUNGSREISE2015 brachte Tamestit das ihm gewidmete Violakonzert von Jörg Widmann zur Uraufführung. Erstmals kann man das Werk nun im Konzerthaus hören und den Bratscher auf eine Reise beglei-ten – wie er sein Instrument und dessen klangliche Möglichkeiten erforscht und auch wie er sich

im geradezu kammermusikalischen Dialog durch das Orchestre de Paris bewegt.

SO 11.03.2018 / 16.00 Uhr

MENSCHLICHNach Kammermusik, Solo-Programm und einem Konzert mit Orchester fehlt Antoine Tamestit zum Abschluss seines Porträts nur noch eines: ein Liederabend. Mit der Sopranistin Christiane Karg und dem Pianisten Malcolm Martineau beleuchtet er die Klangverwandtschaft von Viola und der menschlichen Stimme mit selten zu hörenden Werken von Schubert, Wolf, Loeffler und

Kantscheli.

FR 20.04.2018 / 20.00 Uhr

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TEXTE Guido Fischer

FOTONACHWEISE S. 04 © Alescha BirkenholzS. 08 © Julien MignotS. 16 © Marco BorggreveS. 22 © Alescha Birkenholz

HERAUSGEBER KONZERTHAUS DORTMUNDBrückstraße 21 · 44135 Dortmund T 0231 – 22 696 200 · www.konzerthaus-dortmund.de

GESCHÄFTSFÜHRER UND INTENDANT Benedikt Stampa

REDAKTION Dr. Jan Boecker · Nicole Brodhof

KONZEPTION Kristina Erdmann

ANZEIGEN Nicole Brodhof · T 0231 – 22 696 213

DRUCK Hitzegrad Print Medien & Service GmbH

Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung.

Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten.

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FESTLICHESAISONERÖFFNUNG

DI 05.09.2017