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Rainer Kalter ptz Stuttgart 1 Pro-agieren statt re-agieren Impulse für einen störungsarmen Religionsunterricht in der Haupt- und Realschule Lohmann, G: Mit Schülern klarkommen, Berlin 2003

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Pro-agieren statt re-agieren

Impulse für einen störungsarmen Religionsunterricht in der Haupt- und

Realschule Lohmann, G: Mit Schülern klarkommen, Berlin 2003

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Religionsunterricht als störanfälliges Feld

Wie nehmen wir als Lehrende Störungen wahr? systemische

Sichtweise Wie nehmen Schüler

Unterricht(sstörungen) wahr?

Störungen als Botschaften

Lehrerverhalten im Bezug auf Unterrichts-störungen

subjektive didaktische Theorien

Zum reflektierenden Praktiker werden

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Religionsunterricht als störanfälliges Feld, da Umwelt – Gesellschaft Schule als System Schülerinnen und

Schüler Rahmenbedingungen

für RU Rolle des Lehrenden

Kinder, die allein gelassen sind

Kinder mit massiven Gewalterfahrungen

Fachunterricht in Misch-u.Kombiklassen

Kinder mit wenigen Primärerfahrungen

Als Pfarrer/-in im System Schule

Schüler mit dem Gefühl: „Man braucht mich nicht!“

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

1.These:

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

1.These:

Störungsfreier Unterricht ist eine didaktische Fiktion! Ausbalancieren der Widersprüche als

immerwährendes Ziel

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mangelnder Lerneifer

2.These: Viele Störungen sind der Lehrenden Burnout!

Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

mögliche Lehrerperspektive:

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

mögliche Lehrerperspektive: Störungen = unangemessenes

Schülerverhalten Ursachen: i.d.R. weniger die Interaktionen im

Unterricht, eher: Persönlichkeitsstruktur der SchülerInnen störender Schüler wird zur alleinigen Ursache der

Störung, d.h. Entlastung, aber:

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

mögliche Lehrerperspektive: Keine Chance zur Beeinflussung des Geschehens, da (prinzipiell) beeinflussbare Situationen oder

Ereignisse als schicksalhaft erduldet / ertragen werden, denn

wichtigster und am leichtesten zu verändernder Faktor wird ausgeblendet:

Verhalten der Lehrenden

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

3.These: Wer Verantwortung abgibt, mindert seine

Einflussmöglichkeiten!

4.These: Wer Verantwortung übernimmt und Veränderungen

herbeiführt, unterschreibt damit kein Schuldeingeständnis für die Probleme die er angeht!

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

(hilfreichere) Lehrerperspektive:

system. Sichtweise Lehrer und Schüler Teil eines Systems L. und Sch. in weitere Systeme (Koll.; Familie, Clique,

…) eingebunden mehrere Erklärungsversuche zur Veränderung des

Systems „Klasse“ werden möglich

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Welt der Jugendlichen heute ist weniger übersichtlich reglementiert verlässlich

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Welt der Jugendlichen heute ist weniger übersichtlich reglementiert verlässlich

system. Sichtweise: Die außerhalb der Schule übernommenen Werte, die

in der peer-group bewährten Verhaltensmuster, die von zu Hause gewohnten Umgangsformen werden in die Schule getragen. Lehrer und Mitschüler werden damit konfrontiert.

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Das bedeutet für Lehrende: heterogene Schülergruppen Diskutieren über Anordnungen bei Konflikten von Schülern Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten kein einheitlicher Basis-Normencode der Schüler schwach ausgebildete Impulskontrolle geringe Selbststeuerungsfähigkeiten mangelnde Reflexionskompetenz nicht allen Schülern ist Sinn schulischer Regeln klar und einsichtig

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Schülerperspektive: Schüler wollen i.d. Schule Freunde treffen, mit

Mitschülern reden, … (socializing) weniger hört man: „versetzt werden“, „Abschluss

machen“, „gute Noten bekommen“, „etwas lernen“.

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Schülerperspektive: Schüler wollen i.d. Schule Freunde treffen, mit Mitschülern reden, …

(socializing) weniger hört man: „versetzt werden“, „Abschluss machen“, „gute

Noten bekommen“, „etwas lernen“.

5.These: Schüler leben in einer anderen Welt und verfolgen andere Ziele!

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Störabsichten – Störungen als Botschaften Rache

Erlittenes Unrecht heimzahlen, Ausgleich herstellen Hilflosigkeit

Resignation zum Ausdruck bringen Kräfte messen

Eigentlich spielerisch die Kräfte messen wollen, ohne ernsthafte Absicht jemanden zu schädigen

Dazu beitragen, dass sich etwas ereignet Langweile, Leistungsdruck, Überforderung

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Macht und Vergeltung ausüben Speziell bei aggressiven Verhaltensweisen

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Macht und Vergeltung ausüben Speziell bei aggressiven Verhaltensweisen

Lehrende fühlen sich persönlich angegriffen Negative Emotionen entstehen (Ärger und Wut) möglich: eine übertrieben harte Sanktion (herabsetzende Äußerung – Rauswurf) Schüler rastet aus – verweigert sich Machtkampf: Autorität der Lehrenden steht auf Spiel Angst, Kontrolle über Klasse zu verlieren Schüler verliert – möglicherweise sucht dieser nach einer Gelegenheit, sich zu

rächen. Lehrer verliert?

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Sie fühlen sich durch die ständigen Neben-gespräche zweier Schüler gestört. Sie ermahnen, doch die Wirkung ist von kurzer Dauer. Sie unterbrechen erneut ihren Unterricht und warnen, dass bei der nächsten Störung eine Strafarbeit fällig sei. Nach wiederum kurzer Zeit erteilen Sie einem der Kandidaten eine Strafarbeit. „Mann Alter, ich wars nich - is mir scheißegal – mach ich eh` nicht!“ „Noch so eine Bemerkung und du schreibt zwei Seiten!“ „Voll der Aufstand…!“ „Jetzt reicht´s, zwei Seiten bis Montag!“ „Träumen Sie weiter!“

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Zusammenfassung: Disziplinkonflikte haben in nicht wenigen Fällen

triviale Ursachen, die aus der Interaktion im Klassenraum entstehen und häufig im Alltag eingeschliffen sind.

Störendes Schülerverhalten ist zumeist nicht bewusst intendiert, häufig fehlt es einfach an Rückmeldung, Reflexionsvermögen oder klaren Regeln.

Im Vordergrund stehen dabei drei Ziele: mit Mitschülern kommunizieren, Aufmerksamkeit (Zuwendung, Anerkennung) erlangen, der Langeweile entkommen.

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Zusammenfassung: Nicht jede Privatunterhaltung von Schülern ist eine

Rückmeldung über Ihren Unterricht. Schüler brauchen Verhaltenssicherheit: Schulische

Normen und Klassenregeln sollten ihnen transparent und einsichtig sein, das disziplinarische Lehrer-verhalten sollte möglichst konsistent und vorher-sagbar sein.

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Was können Lehrer verbessern? Untersuchungen im Unterricht mit hohem Störungs-

pegel, aggressivem Klima und chaotischem Verlauf konnte beobachtet werden (Dann u.a. 1987): häufiges, wirkungsloses Ermahnen und Androhen von

Bestrafung (z.T. folgenlose Endlosschleifen) hoher Zeitbedarf für disziplinarische Handlungen mehr strafende Maßnahmen als integrative mehrere Maßnahmen pro „Fall“ sprunghaftes Ausprobieren versch. Maßnahmen häufiges neutrales Abbrechen von Konflikten

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Warum fällt es schwer, offensichtlich erfolglose Strategien zu ändern?

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Warum fällt es schwer, offensichtlich erfolglose Strategien zu ändern? subjektive didaktische Theorien – Bilder von gutem

und schlechtem Unterricht Def.: Subjektive did.Theorien bilden sich aus

theoretischem Wissen und Erfahrungswissen. Sie verfestigen sich durch Routinebildung und verdichten sich in bestimmten Unterrichtsbildern und Inszenierungsmustern.

Je „einfacher“ eine subjektive didaktische Theorie ist, umso „eingeschränkter“ sind unsere Möglichkeiten der Situationsauffassung, umso weniger variabel unsere Handlungsmöglichkeiten.

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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen

Ziel:

Zum reflektierenden Praktiker / Zur reflektierenden Praktikerin werden!

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

Zum reflektierenden Praktiker werden

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

Zum reflektierenden Praktiker werden Über seinen Unterricht gezielt nachdenken! Wo mute ich mir (vielleicht) zu viel zu? Wo könnte ich

mehr (versuchen)? Sich seines pädagogischen Selbstkonzeptes bewusst

werden und eine eigene Management-Philosophie daraus entwickeln!

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

Techniken zur systematischen Selbstreflexion Klassiker: Tagebuch / Wochenbuch führen

Vorteil: Distanz zum eigenen Denken, Möglichkeit in Beobachterrolle zu schlüpfen

Perspektivenwechsel durch verschiedene Rück-meldeformen

Feedback Kultur (gegenseitige Hospitationen durch Kollegen, Referendare, Vikare, weitere Personen,…) mit konkreten Aufgabenstellungen

Schülerrückmeldungen nutzen (keine Klagemauer errichten, klären was veränderbar ist, wertneutrale und konstruktive Kritik üben, versch. Methoden nutzen (Schulart, -stufe, Alter der Schüler,…)

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

z.B.: Ein-Punkt-Abfrage z.B.: SMS schreiben lassen (nach längeren

Sequenzen) z.B.: Daumenabfrage (!) z.B.: Evaluationszielscheibe z.B. Fragebögen

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

limitierende subjektive Theorien und Erwartungen identifizieren und gezielt verändern

Selbsttäuschungen und Mythen des Lehrerinnen-Berufes um-schreiben

Formulieren Sie eine Art Bestandsaufnahme Ihres Religionsunterrichts. Bedenken Sie dabei neben Aussagen zum Unterricht auch Aussagen, die die Beziehungsebene zwischen Ihnen und ihren Schülern thematisieren.

Folgende Satzanfänge könnten Ihnen helfen: Wenn ich an meinen RU denke, dann… Ich habe das Gefühl, dass… Ich komme mir manchmal vor, wie… Mit dieser Lerngruppe kann ich… Die SchülerInnen sind… Ich denke, ich muss….

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

Resignative (zu niedrige) unrealistische Erwartungen: Mit dieser Klasse kann ich nur Frontalunterricht

machen. Die werden nur ruhig, wenn sie schreiben müssen. Singen kann ich mit dieser Lerngruppe vergessen. Die Schüler werden von Jahr zu Jahr

unkonzentrierter.

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

Burnout-Selbsttäuschungen, (zu hohe) unrealistische Erwartungen: Ein kompetenter Lehrer wird alleine mit der Klasse

fertig. Eine Religionslehrerin ist immer gerecht. Im Fach Religion steht die Notengebung unter

anderen Vorzeichen. Jede Stunde muss für alle interessant sein. Wenn ich diesen Tag hinter mich gebracht habe,

habe ich keine Probleme mehr mit Unterrichtsstörungen.

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

sich seines pädagogischen Selbstkonzeptes bewusst werden und eine eigene Management-Philosophie daraus entwickeln Sich selber Rechenschaft geben über

wichtige biografische Einflüsse eigenes (prof.) Selbstbild (Stärken, Schwächen,

Ansprüche, Bedürfnisse, Vorlieben,…) eigenes Schüler- und Lehrerbild eigene Vorstellungen von Erziehung, Unterricht,

Lernen, Kommunikation, Atmosphäre im Klassenzimmer,…

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

sich seines pädagogischen Selbstkonzeptes bewusst werden und eine eigene Management-Philosophie daraus entwickeln, z.B.: Ich übernehme die Verantwortung für das, was in

meinem Unterricht geschieht, bin aber nicht für jede Problemlösung zuständig. Ich arbeite zuerst be-ziehungs- und prozessorientiert, dann sachorientiert. Ich sorge dafür, dass Schüler in meinem Unterricht Erfolgserlebnisse haben können. Ich wertschätze und ermutige, aber ich melde auch sofort zurück und konfrontiere notfalls. Soviel Eigenverantwortung wie möglich, soviel Grenzen und Kontrolle wie nötig. In jeder Stunde möchte ich einmal mit den Kindern lachen.

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

Proaktive Strategien (nach Lohmann)

Präventivstrategien / Unterstützungsstrategien

Beziehungsebene Disziplin-Managementebene

Unterrichtsebene

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

Proaktive Strategien (nach Lohmann)

Präventivstrategien / Unterstützungsstrategien

Beziehungsebene Disziplin-Managementebene

Unterrichtsebene

Auftreten Klassenrat Vorbedingungen

Förd.d.Beziehung Klassenregeln Flow – Fluss i.U.

Prof.Kommunik. Routinen Überlappen

Humor Raumanker Gruppenfocus

pos.Klassenklima Nonverb.Techn. Unterbrecher

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Handlungsmöglichkeiten erkennen:Dimensionen und Strategien

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Sie fühlen sich durch die ständigen

Nebengespräche zweier Schüler gestört. Sie ermahnen, doch die Wirkung ist von kurzer Dauer. Sie unterbrechen erneut ihren Unterricht und warnen, dass bei der nächsten Störung eine Strafarbeit fällig sei. Nach wiederum kurzer Zeit erteilen Sie einem der Kandidaten eine Strafarbeit. „Mann Alter, ich wars nich - is mir scheißegal – mach ich eh` nicht!“ „Noch so eine Bemerkung und du schreibt zwei Seiten!“ „Voll der Aufstand…scheiße!“ „Jetzt reicht´s, zwei Seiten bis Montag!“ „Träumen Sie weiter!“

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Sie ermahnen,...

Eskalationsleiter beachten! Schüler ansehen – weitersprechen Schüler ansehen – aufhören zu reden Schüler ansehen – zum Schüler

hinbewegen – evtl. hinter im stehen bleiben ansehen - nonverbaler Hinweis auf

Klassenregeln Schüler reagiert (schön wär´s !!) SOFORT: Verstärken – freundlicher Blick,

Geste,… .

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Sie fühlen sich durch die ständigen Nebengespräche zweier

Schüler gestört. Sie ermahnen, doch die Wirkung ist von kurzer

Dauer. Sie unterbrechen erneut ihren Unterricht und warnen, dass bei der nächsten Störung eine Strafarbeit fällig sei. Nach wiederum kurzer Zeit erteilen Sie einem der Kandidaten eine Strafarbeit. „Mann Alter, ich wars nich - is mir scheißegal – mach ich eh` nicht!“ „Noch so eine Bemerkung und du schreibt zwei Seiten!“ „Voll der Aufstand…scheiße!“ „Jetzt reicht´s, zwei Seiten bis Montag!“ „Träumen Sie weiter!“

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene verb. Rückmeldung: „… beachte die

Regel!“ „…was tust du? Wie heißt unsere Regel?

Wofür entscheidest du dich?“ Schüler integriert sich (schön wärs!!) jetzt?

Sonst: Rote Karte -> Auszeitraum Überweisung par. Kollege / -in

(Reflektionsaufgabe) Reflektionsaufgabe (Was ist passiert?) sowie

Ankündigung – Anruf – E.-gespräch (17.00)

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Sie fühlen sich durch die ständigen Nebengespräche zweier

Schüler gestört. Sie ermahnen, doch die Wirkung ist von kurzer Dauer. Sie unterbrechen erneut ihren Unterricht und warnen, dass bei der nächsten Störung eine Strafarbeit fällig sei. Nach wiederum kurzer Zeit erteilen Sie einem der

Kandidaten eine Strafarbeit. „Mann Alter, ich wars nich - is

mir scheißegal – mach ich eh` nicht!“ „Noch so eine Bemerkung und du schreibt zwei Seiten!“ „Voll der Aufstand…scheiße!“ „Jetzt reicht´s, zwei Seiten bis Montag!“ „Träumen Sie weiter!“

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Existiert ein einheitliches Vorgehen bei

„Störungen“ an das ich als Religionslehrer anklinken kann?

Kann ich die Eltern ins Boot holen? Kann ich den Schüler in „entlasteten“

Situationen erreichen? (Was weiß ich?) Ziele niedriger hängen – auf kleine Erfolge

schauen -…. – was tun Sie?

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Trotz des liebevoll mit Blumen umrankten Plakats mit

den Klassenregeln machen Ihnen die verbalen Ausfälle einiger Ihrer Schüler und Schülerinnen zu schaffen.

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Trotz des liebevoll mit Blumen umrankten Plakats mit

den Klassenregeln machen Ihnen die verbalen Ausfälle einiger Ihrer Schüler und Schülerinnen zu schaffen.

Gleich nach dem Beginn Ihrer Religionsstunde zischt D. leise, doch für alle gut hörbar zu seiner Nachbarin im Stuhlkreis: „Schleim hier nicht so rum, du Hackfresse!“

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Trotz des liebevoll mit Blumen umrankten Plakats mit

den Klassenregeln machen Ihnen die verbalen Ausfälle einiger Ihrer Schüler und Schülerinnen zu schaffen.

Gleich nach dem Beginn Ihrer Religionsstunde zischt D. leise, doch für alle gut hörbar zu seiner Nachbarin im Stuhlkreis: „Schleim hier nicht so rum, du Hackfresse!“

Nun sind „Sie“ dran!

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Nicht so tun, als hätte man

nichts gehört!

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Zeit verschaffen – Ankerplatz einnehmen Wissen Sie, was passiert ist?

Klar, wieder der …! „Jetzt reicht´s! Du kennst unsere Klassenregeln – du

hast sie unterschrieben! Du entschuldigst dich jetzt sofort!... Ich höre noch nichts!... Das geht aber sicher noch überzeugender!“

Sinnvoll?

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Zeit verschaffen – Ankerplatz einnehmen Wissen Sie, was passiert ist?

Klar, wieder der …!

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Persönlichkeitsstärkung im RU Disziplin-

Managementebene Zeit verschaffen – Ankerplatz einnehmen Wissen Sie, was passiert ist?

Klar, wieder der …! „…, du kennst unsere Klassenregeln – du hast sie

unterschrieben! Ich habe das Gefühl, du solltest dich sofort entschuldigen!... Ich glaube, das ist jetzt schwer für dich, du bist ziemlich im Stress, oder?... Schreibe auf was passiert ist… Du bitte auch… Wir klären das nach der Stunde, jetzt ist Ruhe und Frieden. Bitte haltet euch beide daran.“

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Persönlichkeitsstärkung im RU

…jetzt sind Sie dran!

Fragen – Rückmeldungen - …??? [email protected]

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Persönlichkeitsstärkung im RUBeziehungsebene

Professionelle Beziehung zwischen Lehrenden und

Schülern für mich gekennzeichnet durch Balance zwischen Nähe und Distanz gegenseitigem Respekt

Hier spielt wieder meine subjektive Theorie eine Rolle:

Mein Credo ist: Ohne tragfähige Beziehung kann ich in der HS nicht unterrichten. Ich arbeite zuerst beziehungs- und prozess-, dann sachorientiert. Dabei gehört das Bestehen auf Einhalten von Regeln sowie die direkte Konfrontation bei Verstößen ebenso zum Repertoire wie das stetige Bemühen um das Kind, den Jugendlichen.