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Nachhalg leben in Köln Kommt nicht in die Tüte: Wir produzieren massenhaſt Müll und werfen unglaublich viele Lebensmiel weg. Tipps für ein nachhalges Einkaufen in Köln

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Ratgeber Lebensmittel

Nachhaltig leben in KölnKommt nicht in die Tüte: Wir produzieren massenhaft Müll und werfen unglaublich viele Lebensmittel weg. Tipps für ein nachhaltiges Einkaufen in Köln

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Wir leben alle in unserer eigenen Filterblase. Wenn wir irgendetwas aus Trump, dem Brexit und

letzten Bundestagswahl gelernt haben, dann das. Die Bubble ist schuld. Die Annahme Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit, Saisonalität, Regionalität und Respekt vor Lebensmitteln wären mittlerweile fest verankert im öffentlichen Bewusstsein, ist ein Trugschluss. Zumindest wird nicht danach gehandelt. Menschen in Deutschland produzieren mit 618 Kilogramm pro Kopf (im Jahr 2014) mehr Müll, als die meisten ihrer euro-päischen Nachbarn. Der EU-Durchschnitt liegt bei 474 Kilogramm pro Einwohner. Das steht im direkten Wi-derspruch zu einer Umfrage des Umweltbundesamtes. Darin benennt die deutsche Bevölkerung den Umwelt-schutz als eines der wichtigsten Probleme.

Die Deutschen verursachen zu viel MüllWir trennen Müll mit großer Ernsthaftigkeit und fragen im Auslandsurlaub regelmäßig, ob Pfand auf der Flasche

sei, um anschließend in verständnislos starrende Ge-sichter zu blicken. Im Bereich „ungeliebte Plastiktüte“ machen wir im EU-Schnitt eine gute Figur. Deutschland ist vorbildlich mit einem der niedrigsten Werte bei ein-mal verwendeten und weggeworfenen Plastiktüten je Verbraucher. Trotzdem: Die Deutschen verursachen zu viel Müll. Und das, obwohl sie eine negative Einstellung zum Wegwerfen und dem Verschwenden von Ressour-cen haben. Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Der mündige Kon-sument, der aufgeklärte Besserverdiener, macht alles richtig, aber der Rest nicht? „Umweltschutz muss man sich erstmal leisten können“ oder „Nachhaltigkeit ist ein Luxusprojekt“ sind viel gehörte Sätze. Sie dienen leicht als Ausrede; und wer wollte elitär oder paternalistisch wirken? Auch das Nachhaltigkeitsbewusstsein urbaner Mittelständler zu belächeln ist bequemer, als Gewohn-heiten zu ändern. Die Öko-Hipster mit ihrem Gutmen-schentum, die in der breiten Bevölkerung überhaupt

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WegwerfreflexWir produzieren Müll in unermesslichen Mengen. Was ist zu tun? Eigentlich wissen wir es schon.von Julia Floß

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nichts bewirken, die globalen Verzweigungen der In-dustrie nicht verstehen und mit Fair-Trade-Kaffee und handgeklöppelten Tassenwärmern gegen Windmühlen kämpfen.Noch vor dreißig Jahren hielt sich die Mehrheit die Bäu-che über das Auftreten und die Inhalteder Grünen. Heute gehören sie völlig selbstverständlich zur Regierung und Deutschland zählt in umweltpoliti-schen Fragen zu den führenden Nationen. Die Idee vom Atomausstieg galt lange als hanebüchen und restlos illu-sorisch. Er ist beschlossen. Autos mit E-Antrieb waren in der Kfz-Republik lange die ganz große Lachnummer. Das Lachen wird leiser. Filterblasen können sich verändern. Dafür brauchen sie Zeit. Wir nehmen uns als mündige Verbraucher wahr. Wir wissen genau was richtig und was falsch ist. Im Jahr 2015 fielen in Deutschland 5,92 Millionen Tonnen Kunststoff-abfälle an. Etwa 84,5 Prozent davon entstanden nach dem Gebrauch der Kunststoffe. Die restlichen 15,5 Pro-zent fielen bei der Herstellung und vor allem bei der Verarbeitung von Kunststoffen an. Wer ist es also, der immer häufiger beim Online-Versand bestellt und so Unmengen an vermeidbarem Müll verursacht? Wir sind es. Wer ist es denn, der sich von der psychologischen Obsoleszenz, also dem Wunsch nach einem neueren Modell, obwohl das alte Gerät noch nutzbar ist, nicht freispricht? Sind nicht wir es, wir, die die Vermarktungs-strategien doch klug durchschauen?

Reparieren kaum eine OptionOder sind das mit dem Müll die Anderen? Die im Dis-counter Billigfleisch kaufen, zum Frühstück Cola trinken und vor ihren Kindern rauchen. Die sind doch sicher auch dafür verantwortlich, dass im Durchschnitt jeder Bundesbürger im Jahr circa 80 Kilogramm genießbare Lebensmittel wegschmeißt. Sie wissen es ja nicht bes-ser. Außerdem tragen Industrie und Politik schließlich auch noch Verantwortung für die Missstände. Sogar für das ganze System. Ausweglosigkeit als generelle Ant-wort. „Bringt ja eh nix.“Es gibt genug Anlass für Verbitterung. Die Industrie ver-ringert bewusst die Nutzungsdauer ihrer Produkte. Re-parieren ist für den Konsumenten selten eine Option, weil die Reparatur wahlweise unmöglich oder zu teuer und der Besitz des neuen Modells zum Statussymbol ge-

worden ist. Der unfassbare Verpackungswahnsinn der Industrie ist ein Kapitel für sich. Die ohnehin schon un-gewollte Postwurfsendung, die dann auch noch in Folie eingeschweißt im Briefkasten landet, sorgt regelmäßig für Tobsuchtsanfälle im Hausflur. Ein kleines Beispiel aus dem Alltag mit vielen großen Nachzüglern. Die Lebensmittelindustrie vermarktet seit Jahrzehnten perfektes Gemüse. Es gibt EU-Richtlinien über Gurkenlänge, -krümmung und -Durchmesser. Die-se Verordnungen existiert für jedes Gewächs. Alles was durch die Sortiermaschine fällt, landet in der Verarbei-tung oder im Müll. Wir sind dazu erzogen worden, aus-schließlich perfektes Gemüse im Handel zu erwarten. Krumm gleich Tonne. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist eigentlich ein Instrument zum Schutze des Konsumenten, bei genauer

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Betrachtung dient es allerdings dem Schutz des Lebens-mittelherstellers und sorgt für absurde Auswüchse. Für den Verbraucher ist das MHD ein Fixwert. Wird es über-schritten, setzt der Wegwerfreflex ein. Steht ja quasi drauf, dass das Produkt schlecht ist. Dabei könnte man auch seinen angeborenen Sinnen vertrauen und einfach mal am Joghurt riechen oder sogar probieren.

Haltbarkeit für Himalaya-SalzDas Datum ist ein Richtwert und sagt nicht, dass Lebens-mittel nach Ablauf automatisch ungenießbar sind. Das MHD ist an die sogenannte Produkthaftung gebunden. Der Hersteller haftet während dieses Zeitraums für die Verzehrtauglichkeit des Produkts. Nach Ablauf ist der Verbraucher auf sich gestellt. „Es gibt ein Mindesthalt-barkeitsdatum für Himalaya Salz, was seit Millionen von Jahren in den Bergen lagert. Ist es verpackt, muss es für den Verbraucher ein Haltbarkeitsdatum bekommen“, erklärt Konsumexperte Stefan Wahlen. Die Extreme der Produkthaftung sorgen in Deutschland dazu, dass

Supermärkte genießbare Lebensmittel wegschmeißen und ihre Mülltonnen mit Vorhängeschlössern versehen. In Frankreich hält die Regierung seit 2015 Supermarkt-ketten dazu an, überschüssige Lebensmittel gemein-nützigen Organisationen zu spenden. Es gibt sie also, die Veränderung. Es gibt Menschen, die dem großen Gewohnten etwas entgegensetzen. Kleine Projekte wie der Unverpackt-Laden im beschaulichen Familienviertel werden nicht dafür sorgen können, dass sich die 140 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren in Luft auf-lösen. Aber an den acht Millionen Tonnen, die jährlich hinzukommen, ändern sie etwas. Auch wenn es nur 500 Gramm sind. Nachhaltige Lebensstile gehören zu den ersten Schritten einer politischen Konsumbewegung. Der Wegwerfgesellschaft so lange auf den Wecker ge-hen, bis das Thema alltäglich wird. Trumps Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen ist ein Grund für gnaden-lose Resignation, aber was ist die Alternative? Depres-sion? Dann bin ich lieber ein idealistischer Gutmensch, der die Realität verdrängt und Gemüse rettet.

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320 000 Coffee-to-go-Becher werden jeden Tag in Deutschland gebraucht und weggeschmissen. Für ihre Herstellung wer-den 11 000 Tonnen Kunststoff und 64 000 Tonnen Holz verbraucht. Unter www.cof-fee-to-go.koeln.de sind schon mehr als 140 Cafés, Bäckereien und Büdchen registriert, die Mehrwegbecher für Kaffee ausgeben und teilweise einen Rabatt darauf geben.

Bis zu 330 000 Mikroplastikteil-chen enthalten viele Peelings aus der Drogerie. Dabei lässt sich dafür einfach Kaffeesatz nehmen.

11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von cir-ca 25 Milliarden Euro landen in Deutschland jährlich im Müll. Statt im Supermarkt die Produk-te zu nehmen, die noch mög-lichst lange haltbar sind, sollte man zu den Artikeln greifen, die kurz vor Ablauf des Mindest-haltbarkeitsdatums stehen – natürlich nur, wenn man vorhat, sie auch bald zu verwenden. Die landen sonst nämlich ziemlich sicher in der Tonne.

3 Milliarden Kaffeekapseln pro Jahr landen in Deutschland im Müll. Günstiger und nach-haltiger ist es, gebrühten Kaffee zu trinken.

6,1 MilliardenPlastiktüten wurden 2014 noch in Deutsch-land verbraucht. Wer zum Einkauf einen Jute-beutel mitnimmt, hilft, diese Zahl zu senken. Und spart auch noch Geld.

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Lebensmittel

Brot/Brötchen

Butter

Eier

Essig und Öl

Frischer Fisch

Nach Ablauf noch haltbar?

Ja, mehrere Tage

Ja, mehrere Wochen bis Monate

Ja, noch etwa zwei Wo-chenAusnahme: Für Speisen mit rohem Ei, wie Tirami-su, muss das MHD einge-halten werden

Ja, mehrere Monate

Nein, Verbrauchsdatum einhalten

Was tun?

Trockene Brotreste zu Croutons verarbeiten oder Paniermehl daraus machen. Verschimmeltes Brot oder Brötchen ganz entsorgen.

Entsorgen, wenn ranzig geworden.

Wasserglas-Test: Ei in ein Glas mit Wasser legen. Schwimmt es oben, sollte es entsorgt werden.Eier, die kurz abgelaufen sind, zum Backen und Kochen verwenden. Spiegeleier beidseitig braten.

Wenn trüb, nicht mehr verwenden.Kaltgepresste Öle können bei Kühlschranktempe-ratur ausflocken (keine Qualitätsminderung).

Nach Ablauf des Ver-brauchsdatums entsor-gen. Bei Tiefkühlfisch das Auftauwasser nicht mit anderen Lebensmitteln in Kontakt kommen lassen.

Wie lagern?

Dunkel, bei Zimmertem-peratur. Ganzes Brot hält länger als in Scheiben geschnittenes Brotkasten statt PlastiktütePortionsweise einfrieren

In der mittleren Ebene des Kühlschranks lagern. In verschließbarer Butter-dose aufbewahren.Einfrieren

In der Kühlschranktür oder Eierkarton lagern. Rohe Eier nicht zu anderen Lebensmitteln legen (Sa-lomnellen-Gefahr).Gekochte Eier halten etwa 1–2 Wochen. Industriell bemalte Os-tereier sind wegen eines Schutzlackes länger haltbar.

Dunkel, bei Zimmertempe-ratur. Leinöl ist sehr empfindlich, kühl aufbewahren.

In der untersten Ebene des Kühlschranks.Am besten in der Ur-sprungsverpackung oder geschlossen in einer Glas- oder Porzellanschale aufbewahren.

Lebensmittel-Checkliste

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Frisches Fleisch (Geflügel, Kalb, Rind oder Schwein)

Hackfleisch

Kaffee, Kakao

Käse

Kekse und Gebäck

Konserven

Nein, Verbrauchsdatum einhalten

Nein, Verbrauchsdatum einhalten

Ja, ungeöffnet noch einige Jahre

Ja, mehrere Tage bis Wo-chen (Weichkäse), Mona-te (Hartkäse)

Ja, mehrere Wochen bis Monate

Ja, ungeöffnet und unbe-schädigt mehrere Jahre

Nach Ablauf des Ver-brauchsdatums entsor-gen.Bei Tiefkühlfleisch das Auftauwasser nicht mit anderen Lebensmitteln in Kontakt kommen lassen.

Nach Ablauf des Ver-brauchsdatums unbe-dingt entsorgen.

Bei Feuchtigkeit oder sichtbaren Veränderun-gen entsorgen.

Wenn Hartkäse an einer kleinen Stelle schimmelt, großzügig wegschneiden, bei Weichkäse besser entsorgen.

Bei ranzigem Geschmack entsorgen

Stark verbeulte, undichte oder rostige Dosen unge-öffnet entsorgen. Bildung von giftigen Toxinen mög-lich. Eingeknickte Dosen mit zerstörter Innenla-ckierung ebenfalls entsor-gen, da Metalle ins Innere übergehen können.

In der untersten Ebene des Kühlschranks sindBraten, Steak, ganze Stücke 3–4 Tage haltbar. Gulasch, Geschnetzeltes, Spieße 1 Tag Gegartes Fleisch 2-3 Tage abgedeckt im Kühlschrank lagern. Gut durchgaren.

In der untersten Ebene des Kühlschranks lagern, maxi-mal 8 Stunden. Rasch verarbeiten und gut durchgaren.

Kühl lagern oder bei Zim-mertemperatur. Trocken, licht- und luftge-schützt.

Dunkel, in der mittleren Ebene des Kühlschranks. Eingewickelt in Papier oder in einer Vorratsdose. Ganzer Käse hält länger als Scheiben.Käse mit Edelschimmel separat aufbewahren.

Lichtgeschützt und trocken bei Zimmertemperatur lagern.

Dunkel bei Zimmertem-peratur. Bei Fleisch- und Fischkonserven Lagerhin-weise beachten. Reste umfüllen, da die Konser-veninnenwände nach dem Öffnen Stoffe abgeben kön-nen. Dann im Kühlschrank 2–4 Tage haltbar.

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Marmelade undKonfitüren

Mehl und Backpulver

Milch

Müsli und Getreideflocken

Nüsse

Reis und Nudeln

Schokolade

Wurst und Schinken

Ja, mehrere Monate bis Jahre

Ja, mehrere Wochen bis Monate

Ja, noch einige Tage, H-Milch einige Wochen

Ja, mehrere Wochen bis Monate

Ja, mehrere Wochen bis Monate

Ja, noch einige Jahre

Ja, mehrere Monate

Ja, einige Tage

Bei Schimmelbildung Produkte mit mehr als 50 Prozent Zucker, den Schimmel großzügig entfernen.Produkte mit weniger als Prozent Zucker entsorgen

Bei Schädlingsbefall unbedingt entsorgen! Vollkornprodukte werden schneller ranzig.

Saure Milch entsorgen.Saure Milch flockt im Kaffee aus. Vorsicht, H-Milch verdirbt, ohne sauer zu werden.

Ranziges oder mit Schäd-lingen befallenes Müsli entsorgen.

Bei Schimmel oder schwarzen Stellen un-bedingt entsorgen. Bei Schädlingen entsorgen.

Bei Schimmelverdacht oder Schädlingen alles entsorgen.

Der weiße Belag ist kein Schimmel.

Eventuell weniger aroma-tisch.

Dunkel. Ungeöffnet bei Zimmertemperatur.Geöffnet im Kühlschrank.Saubere Löffel zum Portio-nieren nehmen.

Dunkel, trocken bei Zim-mertemperatur in ver-schlossenen Vorratsdosen lagern.

Verschlossen in Kühlschranktür lagern.

Trocken, bei Zimmertem-peratur lagern. Luftdicht im geschlossenen Behälter aufbewahren.

Kühl (unter 20°C), trocken, lichtgeschützt und luft-dicht. Geschält oder ge-mahlen bis zu 4 Wochen im Kühlschrank. Einfrieren.

Ungekocht: dunkel, tro-cken, dicht verschlossen. Gekocht und verschlossen im Kühlschrank ca. 1–2 Tage haltbar. Dunkel, trocken, verschlos-sen, bei Zimmertempera-tur lagern

In der untersten Ebene des Kühlschranks gut verpackt bis zu 5 Tage. Salami und geräucherter Schinken am Stück mehrere Wochen. Im Ganzen länger haltbar

Weitere Lebensmittel, die nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums nicht automatisch entsorgt werden müssen, finden Sie in der ausführlichen Checkliste der Verbraucherzentrale Hamburg.

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Das GemüsenetzNicole Klaski wollte dem Verschwendungswahnsinnn etwas entgegensetzen –

und gründete „The Good Food“. von Julia Floß

Die junge Frau mit Dutt und Brille ist in Ehrenfeld Lo-

kalprominenz. Nicole Klaski wird alle paar Schritte freu-dig begrüßt. „Wir sehen uns gleich.“ „Ich komm dann rum.“ „Braucht ihr noch jemanden?“ Wir sind lediglich ein paar Meter zum nächsten Café ge-laufen. Drinnen geht’s weiter: „Hey, ich wusste gar nicht, dass du heute da bist. Ich hol’ dann gleich die Bananen ab.“ Noch bevor wir den Cappuccino bestellen, steht die Be-sitzerin vor uns: „Habt ihr gerade Kürbisse? Ich brauch dringend Kürbisse.“ 30 Minuten später stürmt sie, bis unter die Kinnlade mit dem Wunschgewächs bepackt, in die Küche. Nicole Klaski lächelt: „Wieder Gemüse gerettet.“ Sie ist einer von diesen beneidenswerten Menschen, die die-ses innere Leuchten haben. Dieses zufriedene Glühen schafft kein Abdeckstift der Welt. Seit Februar letzten Jahres betreibt sie ihren Laden „The Good Food“ auf der Venloer Straße. Das Konzept: Krummes Gemüse, wel-ches wahlweise durch die Sortiermaschine des Land-wirts gefallen oder bei der Ernte auf dem Feld liegen geblieben ist, wird gegen Spenden „verkauft“. Der Kunde bezahlt, was ihm die Ware wert ist. Ähnliches gilt für abgelaufene Lebensmittel oder Brötchen vom Vortag. „Wir kooperieren mit Landwirten und machen

die Nachernte oder erhalten, direkt vom Lebensmittelher-steller, Produkte mit über-schrittenem Mindesthaltbar-keitsdatum. Das sind gute Lebensmittel. Warum sollte man die wegschmeißen?“Nicole Klaski ist keine ver-huschte Ökobraut, die nach getrockneten Pilzen riecht, gebatikte Flatterhosen trägt und ständig zu belehrenden Vorträgen über die Rettung

des Planeten ausholt, sondern eine Frau mit einem Plan, einer gesunden Portion Idealismus, wahnsinnig viel Engagement und vor allem einem Netzwerk. Die Kölnerin studierte Jura, absolvierte ihren Master of Hu-man Rights in Perth, Australien, und arbeitete für eine NGO in Nepal. Die dortigen Zustände, wie etwa Zeitplä-ne für Wasser- und Stromversorgung, schürten ihren Är-ger über die hiesige Ressourcenverschwendung. Durchschnittlich schmeißt jeder Bundesbürger im Jahr circa 80 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. „Lebens-mittel sind hier einfach wahnsinnig billig und selbstver-ständlich.“ Bei der Initiative „foodsharing“ lernt Nicole die Redakteurin Ines Rainer kennen. Gemeinsam ent-wickelten sie die Idee zu „The Good Food“. Sie beleg-ten Seminare zu Unternehmensgründung, Finanzierung und Rechtsformen. Die Theorie surrtein den Köpfen, fehlte nur noch die Praxis. „Jetzt lass’

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doch einfach mal zum Bauern fahren, Kartoffeln ernten und so’n Stand aufmachen.“ Nicole erzählt wild gestiku-lierend, wie es förmlich aus ihr herausbrach. Und genau das taten sie. In den von der Tante geborg-ten Kombi passten abzüglich der zu erwartenden Ernte, drei Personen. Diese robbten den halben Tag über den Acker und sammelten Fenchel, Rote Bete und Radies-chen. Alles in Absprache mit dem jeweiligen Landwirt. Streng nach der alten Immobilienweisheit „Lage, Lage, Lage“ entschieden sie sich mit ihrem Marktstand für Ehrenfeld. Das Hostel „Weltempfänger“ stellte ihnen dienstags einen Raum zur Verfügung. Der Plan ging auf und schnell wuchs der Kreis der Stammkundschaft und freiwilligen Helfer. „Das war ein befriedigendes Gefühl. Am Ende des Tages war alles unter die Leute gebracht.“ Und so wuchs „The Good Food“ von Woche zu Woche. Von der Zwischenmiete während ’Christels Sommer-pause’ über den Flur vor der Metzgerei Tosun bis zum eigenen Ladenlokal. Mit ihrem Konzept wirtschaftet Nicole weitgehend kos-tendeckend. Sie arbeitet parallel als Projekt-Assistenz für die Kampagne „Klimaschutz Community Köln“ und für „foodsharing“. „Mir helfen 37 Ehrenamtler.Und da sind nicht mal die Leute dabei, die dienstags beim Entladen des Transporters anpacken. Oder das ganze Netzwerk, wie Christel, Atilla, meine Vermieter, die Omis, die immer ihre Marmeladengläser vorbeibrin-gen. Ohne diese Menschen wäre das Projekt überhaupt

nicht möglich gewesen.“ Ihr Konzept ist in Ehrenfeld na-türlich bestens aufgehoben. Nachhaltigkeit ist hip, das Viertel randvoll mit sogenannten mündigen Verbrau-chern, aufgeklärten Mittelschichtlern, denen entspre-chende Ressourcen zur Verfügung stehen. Ihre Kund-schaft ist dennoch so unterschiedlich wie ihr Sortiment: von Craftbeer bis Kokosöl, von Brause-Ufos bis Chiasa-men. „Ich habe Kunden, bei denen am Ende des Monats nichts mehr übrig ist, klassische Biomarkt-Käufer und Leute, die das Konzept unterstützen wollen. Der Augen-blick an der Kasse ist bei allen allerdings der Gleiche. Dieser Ich-weiß-gar-nicht-was-ich-zahlen- soll-Moment, wenn der Kunde überlegt, welcher Aufwand in einem Apfel steckt.“Nicole betrachtet die Gegenwart optimistisch. Jeder Fa-cebook-Post ist im Laden zu spüren: „Das ist ein sehr schöner Effekt. Da bewegt sich etwas. Wir sind Teil einer Bewegung.“ Für die Zukunft wünscht sie sich, dass der Erfolg andauert. Und einen eigenen Transporter. Mit Elektroantrieb.

The Good FoodLadenVenloer Str. 41450825 Kölnwww.the-good-food.deBrötchen vom Vortag, Gewürze und Öl zum Selberabfül-len gehören zum Sortiment.

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Dinah Stark hat sich verabschiedet von einer Lebens-weise, die reich war an vielen Dingen: an Wahlmög-

lichkeiten, an Produkten, Inspirationen und Wünschen. Für sie jedoch auch arm – an Sinnhaftigkeit, an Acht-samkeit, an Umweltbewusstsein. Die Kölnerin hat sich schon vor Jahren dazu entschlossen, Verpackungen zu vermeiden und so wenig Müll wie möglich zu produzie-ren. „Gerade die Reduzierung erlebe ich als Befreiung“, sagt sie. Achtlos in Plastik eingepackte Waren zu kaufen und wegzuschmeißen, ohne daran zu denken, wie die Zukunft aussehen wird, das wollte sie nicht mehr. Weil es aber gar nicht so einfach ist, an unverpackte Lebens-mittel und plastikfreie Kosmetikprodukte zu kommen, eröffnete die 34-Jährige gemeinsam mit Olga und Gre-gor Witt vor einem Jahr Kölns ersten Unverpackt-Laden „Tante Olga“ in Sülz.Dosen, Gläser und Säcke, gefüllt mit Nudeln, Getreide oder Gummibärchen stehen dort in den Regalen. Ein bisschen wie im Tante-Emma-Laden sieht es aus, wäh-rend die leise Musik und der Duft nach ätherischen Ölen

eher an ein Spa erinnern. Der Geruch führt zu Gläsern, in denen Seifenstücke lagern – Shampooseifen, Dusch-seifen, Handwaschseifen, Putzseifen. Das Angebot im Laden beschränkt sich auf trockene Grundnahrungsmit-tel und Kosmetikartikel in Bioqualität. Obst und Gemüse verkaufen die drei Kölner hier nicht. „Es gibt genug Lä-den in der Umgebung, die loses Gemüse und Obst ver-kaufen. Wir möchten nicht dazu beitragen, dass davon noch mehr weggeschmissen wird.“

Einkaufen braucht ZeitDinah Stark sitzt im Hinterzimmer des Ladens. Jeans, Pulli, die langen braunen Haare trägt sie offen, kein auf-fälliges Make-up. „Ich arbeite mehr als vorher. Aber ich kann mich voll identifizieren mit dem, was ich tue. Es fühlt sich jeden Tag so gut an“, sagt sie.Verpackungen und Plastiktüten gibt es selbstverständ-lich nicht. Wer hier einkauft, macht sich im Idealfall schon vorher Gedanken, was er braucht und nimmt die entsprechenden Gefäße dafür mit: Jutesäckchen, Glas-

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Kommt nicht in die TüteWeniger ist mehr für Dinah Stark von Kölns erstem Unverpackt-Supermarkt in Sülz.von Jasmin Krsteski

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dosen oder alte Verpackungen zum Beispiel. Die Preise orientieren sich an denen im Biomarkt – bezahlt wird nach Gewicht. Die Gefäße werden vor dem Befüllen ge-wogen und das Leergewicht notiert. Später an der Kas-se wird noch einmal gewogen und das zuvor notierte Gewicht abgezogen. Schon dieser Vorgang macht es un-möglich, mal eben schnell einzukaufen. Wer herkommt, der packt nicht hastig ein paar Waren in den Einkaufs-korb und steht dann ungeduldig in der Kassenschlange, um so schnell wie möglich wieder zu verschwinden.Bei Tante Olga ist alles anders als in einem normalen Su-permarkt. Die Menschen sind auffällig entspannt, tau-schen sich aus, geben sich Tipps. Denn wer ohne Ver-packungen auskommen will, muss sich schon Gedanken machen. Anstelle von Zahnpasta in der Tube gibt es Zahnpastatabletten, die im Mund zerkaut werden. Zahnbürsten sind aus Bambusholz, Babywindeln aus Stoff und anstelle von Einwegrasierern gibt es Rasierho-bel. Schwierig wird es zum Beispiel beim Make-up. Wer es ernst meint mit der Verpackungslosigkeit, mischt es sich selbst an, aus Zimt, Kakao und Stärke. „Wenn man von Anfang an alles umstellen will, kann einen das schon überfordern“, sagt Dinah Stark.

Wohnzimmer-AtmosphäreBevor die drei Kölner den Laden gründeten, kauften sie ihre Produkte im Großhandel ein und bildeten eine Einkaufsgemeinschaft, um Verpackungen einzusparen. Schließlich verkauften sie über einen Onlineshop auch Produkte aus dem Non-Food-Bereich. Als sich in Köln ein Unverpackt-Laden ankündigte, freuten sie sich: Endlich keine Haferflocken mehr selbst schroten, weil die sich nur im ganzen Korn lange genug in den Säcken halten. Doch das Paar, das den Laden gründen wollte, trennte sich.Die drei beschlossen schließlich kurzerhand, selbst ei-nen Unverpackt-Laden zu eröffnen. „Erst dachten wir: Wir lagern unsere Einkaufsgemeinschaft einfach aus in einen Laden, weil da mehr Platz ist. Aber dann hatte je-mand die Idee mit dem Crowdfunding.“ Dadurch kam genug Geld rein, um einen richtigen Laden auf die Bei-ne zu stellen. Etwas von Wohnzimmer hat „Tante Olga“ trotzdem noch. „Manchmal kommt es mir eher vor wie eine Gemeinschaft, nicht wie ein Laden. Es ist eine Oase“, sagt Stark.

Wenn sie mal im Supermarkt für ihren Freund eine Fla-sche Bier kaufe, dann sei das wie ein Realitätsschock: „Ich denke dann: Stimmt, so war das. Und verstehe, wa-rum die Leute dort an der Kasse genervt sind. Hier ist nie jemand genervt, obwohl es manchmal richtig lange dauert, bis an der Kasse alles gewogen wurde. Aber man unterhält sich, trinkt einen Kaffee zusammen.“ Auch fin-den regelmäßig Workshops zu verschiedenen Themen statt. Neulich etwa haben Kunden anderen Kunden ge-zeigt, wie das mit den Stoffwindeln funktioniert.Dass Unverpackt-Läden irgendwann Standard sein wer-den, daran glaubt Dinah Stark nicht. „Es wird immer Leute geben, die wollen, dass es schnell geht. Aber für die, die es anders möchten, ist es toll, dass es so etwas in Köln gibt.“ Das sind offenbar viele junge Leute. Ob das am Studententag liegt? 20 Prozent Rabatt erhalten Schü-ler, Studenten und Köln-Pass-Inhaber immer mittwochs. „Diesen typischen „Öko“ aus dem Reformhaus, den gibt es glaube ich gar nicht mehr“, winkt Dinah Stark ab. „Es gibt stylische Mädels, die hier ihren Kaffeeklatsch machen und sich ihr Shampoostück holen, Leute mit

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Dreadlocks und ohne Schuhe genau wie ältere Men-schen, die hier den Tante-Emma-Laden von früher fin-den – komplett durchgemischt.“ Und viele junge Famili-en, die sich Gedanken darüber machen, wie die Zukunft aussehen wird, in der ihre Kinder leben werden. „Wir wollen nicht, dass die Leute denken: Wir sind der kom-plette Ökoladen und jemand, der nicht perfekt Müll vermeidet, darf hier nicht rein. Jeder kann den ersten Schritt machen und sich hier anschauen, was man ma-chen kann.“ Dass Plastik und Konsum sie nicht glücklich machen, war Dinah Stark schon klar, bevor sie ihr Leben umstellte. Dass sie so wenig braucht, um zufrieden zu leben, sei trotzdem eine echte Erkenntnis gewesen.

Tante Olga UnverpacktLaden & OnlineshopBerrenrather Straße 40650937 Köln.www.tante-olga.de

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Alternativen

ZahnpastatablettenZahnpastatabletten statt Paste aus der Tube: Eine Tablette pro Putzen wird im Mund zerkaut und da-nach wie gewohnt geputzt.

ShampooseifeStatt Shampoo in Plastikflaschen lassen sich spezi-elle Seifen für die Haare verwenden. Sie waschen sauber, trocknen das Haar nicht aus und sollen es sogar pflegen.

Festes DeoStatt Antitranspirantien zum Sprühen aus der Fla-sche gibt es festes Deo. Es wird mit Wasser be-feuchtet und dann unter die Achseln gerieben.

NatronStatt zahlreicher Reinigungs- und Scheuermittel reicht eigentlich Natron (Natriumhydrogencarbo-nat). Mit dem weißen Pulver lassen sich Backpul-

ver ersetzen, Töpfe und Flächen schrubben, ver-stopfte Abflüsse reinigen oder Fugen weißen.

Lebkuchenpeeling1 Tasse Zucker (weiß)1/4 Tasse Rohrzucker1 TL Lebkuchengewürz(geht auch mit Zimt oder Fruchtsirup)1/2 Tasse Pflanzenöloptional: 20 Tropfen ätherisches Öl (als Geruchs-verstärker, eignet sich vor allem bei fruchtigen Peelings).Alle Zutaten in eine Schüssel geben und gut mitei-nander vermengen.

Badesalz selbst machen100 g Meersalz20 g Maisstaärke1 EL Rote-Bete-Pulver als Färbemittel20 Tropfen ätherisches ÖlZutaten mischen und in ein Glas füllen. Bis zu fünf Esslöffel pro Bad in die Wanne geben.

Quelle: Noch besser Leben ohne Plastik, Oekom Verlag

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Tipps für den Einkauf

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Weitere Supermärkte Blogs und Rezepte für eine um-weltfreundliche Lebensweise

Veedelskrämer – Ehrenfeld unverpacktIvana Louis und Bettina Brockmann-Heym haben diesen Laden erst 2017 eröffnet. Neben Lebensmitteln (außer Obst und Gemüse) gibt es Drogerieartikel, Getränke und Geschenkartikelunverpackt zu kaufen.Venloer Straße 270 / Eingangin der Körnerstraße, 50823 Kölnwww.veedelskraemer.de

Freikost DeinetVerpackungsfreier Bioladen. Die Waren können in Pa-piertüten abgefüllt werden oder in mitgebrachte Gefä-ße. Auch Obst und Gemüse im Angebot.Rochusstraße 266, 53123 Bonn-DuisdorfTel.: 0228/9669 0330www.freikost.de

Himmel und ErdeIn dem Bioladen ist nicht alles, aber doch vieles unver-packt erhältlich, etwa Haferflocken. Das Gemüse kann in kompostierbare Maisstärketüten gepackt werden.Königswinterer Str. 708-710, 53227 Bonnwww.himmel-und-erde-naturkost.de

GertrudenhofIm Bauernmarkt des Gertrudenhofs gibt es zu reduzier-ten Preisen Obst und Gemüse mit Macken oder selt-samen Formen. Was sich nicht mehr verkaufen lässt, kommt in den Fair-Teiler der Organisation foodsharing e. V., der auf dem Hof steht. Aus diesem Kühlschrank können sich Besucherinnen und Besucher kostenlos be-dienen.Lortzingstraße 160, 50354 Hürthwww.erlebnisbauernhof-gertrudenhof.de

HoflädenAuf Bauernhöfen und Wochenmärkten lassen sich Obst,

Gemüse und andere Produkte meist unverpackt einkau-fen. Eine Übersicht darüber, wo es Hofläden und Wo-chenmärkte in der Umgebung gibt, finden Sie im Inter-net auf dieser Seite:www.hofladen-bauernladen.info

Online nachlesen:Nadine Schubert, früher Radiomoderatorin, gibt Tipps zum Leben mit Kindern und ohne Plastik.www.besser-leben-ohne-plastik.de

Ein Kölner Blog zum Thema Zero Waste mit Rezepten und Einkaufstipps.simplyzero.de/

Was kann ich beim Klamottenkauf beachten? Welche Lebensmittelsiegel sind wichtig? Hilfe und Tipps für Kon-sumalternativen zu verschiedenen Themenbereichen.www.nachhaltiger-warenkorb.de

Online plastikfrei einkaufen: Eine Auswahl an Online-shops für plastikfreie Non-Food-Produkte: Deo in Pa-piertuben, Glasflaschen, Stoffbeutel, Büroartikel, Spiel-zeug, Kosmetikartikel und mehr.www.monomeer.dewww.laguna-onlineshop.dewww.green-your-life.dehttps://shop.original-unverpackt.de/

Krummes Gemüse und abgelaufene Lebensmittel on-line einkaufen: Die Gemüseretterbox gibt’s im Abo. 19,90 Euro pro Kiste mit Bio-Obst und -gemüse für 1-2 Personen,das zu krumm für Supermärkte ist.www.etepetete-bio.de

Raphael Fellmer hat lange vorsätzlich von Essen aus der Tonne gelebt. Nun bewahrt er Lebensmittel ganz profes-sionell vor dem Müll. Mit zwei Partnern hat er in Berlin einen „Foodoutlet“ gegründet. Über den Onlineshop werden Retterboxen verkauft.www.sirplus.de

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Rezepte für die Resteküche

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Zutaten:400 g grüne Buschbohnen, 300 g braune oder weiße Champignons, 2 EL Olivenöl, 400 g Tomaten, 200 g Scha-lotten, 2 Zehen Knoblauch, 1 Liter Fleisch- oder Gemü-sebrühe, 60 g Parmesan oder PecorinoSalz und Pfeffer nach Bedarf, Oregano zum Verfeinern

Zubereitung1. Bohnen waschen. Enden entfernen und die Bohnen in vier cm lange Stücke schneiden. Champignons putzen und halbieren oder vierteln (je nach Größe). Toma-ten grob in Würfel schneiden. Schalotten in Scheiben schneiden. Knoblauch fein würfeln.2. Olivenöl in einem Topf erhitzen. Schalotten und Knob-lauch darin glasig dünsten.3. Bohnen hinzugeben und fünf Minuten dünsten. Oregano hinzufügen, salzen und pfeffern. Mit Brühe ablöschen.4. Nach fünf Minuten Kochzeit Champignons und Toma-ten hinzugeben. Alles etwa 15 Minuten köcheln bis die Bohnen gar sind. Nochmals abschmecken.5. Mit frisch geriebenem Parmesan oder Pecorino be-streut servieren.

Mediterraner Eintopf Blätterteig mit Gemüse

Zutaten:270 g Blätterteig, 300 g Weißkohl, 170 g Chicorée, 1 Möhre, 100 ml Crème fraîche, 50 ml Sahne, 50 g Speck, 50 g Käse, 1 Zwiebel, 4 EL Öl, 1 KnoblauchzeheSalz und Pfeffer nach Bedarf, Muskat, Kümmel

Zubereitung:1. Blätterteig in eine geölte und gemehlte Auflaufform legen, sodass die Ränder etwas überstehen. 2. Zwiebel in feine Ringe schneiden. Weißkohl und Chi-corée waschen und in feine Streifen schneiden. Karotte stifteln. Knoblauch fein hacken. Käse reiben.3. Speck mit der Zwiebel anbraten. Knoblauch dazuge-ben und kurz mitbraten. Gemüse hinzugeben und mit-dünsten. Crème fraîche, Sahne und Käse unterheben. Mit Gewürzen abschmecken.6. Alles auf den Blätterteig geben und die überstehen-den Ränder darüber klappen. Bei 180 Grad Celsius ca. 25 Minuten backen.

Reste-Raclette

Zutaten:2 Zwiebeln, 200 g Champignons, 50 g Schinken, 300 g Kartoffeln, 200 g Käse, 3 EL Öl, 1 EL Balsamico, 100 g Tomatenmark, 2 KnoblauchzehenGewürze: Salz und Pfeffer, Paprikapulver, Oregano

Zubereitung:1. Kartoffeln in Scheiben schneiden und in eine gefette-te Auflaufform geben.2. Zwiebeln und Knoblauch in der Pfanne anschwitzen. Das geschnittene Gemüse zugeben und anbraten, mit Balsamico ablöschen.3. Tomatenmark hinzufügen, 1 Tasse Wasser zugeben und schmoren lassen.4. Gemüse auf die Kartoffeln geben, mit Käse bestreu-en und im Ofen bei 175 Grad Celsius 20 - 30 Minuten überbacken.

Brotaufstrich mit Geflügel

Zutaten:200 g Hähnchenbrust, z. B. gebraten oder gegrillt vom Vortag, 100 g Frischkäse, 2 EL gehackte Kräuter, 2 Früh-lingszwiebeln, 1 Knoblauchzehe, 1 TL Hähnchengewürz, 1 Spritzer Tabasco

Zubereitung:1. Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Kräuter fein ha-cken. Hähnchenbrust in kleine Stücke schneiden.2. Alle Zutaten miteinander verrühren und mit einem Pürierstab zu einer cremigen Masse verarbeiten.

Zubereitungszeit: 40 Minuten

Zubereitungszeit: 10 Minuten

Zubereitungszeit: 50 Minuten

Zubereitungszeit: 40 Minuten

Rezepte: www.zugutfuerdietonne.de

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Ratgeber Lebensmittel

Fettes Fleischwird schneller ranzig Wie lange halten sich Lebensmittel im Gefrierfach?

Eine Übersicht

Ob Tiefkühlkost aus dem Supermarkt, Vorgekoch-tes, Reste oder Fleisch und Fisch. Eingefrorene Lebensmittel sind praktisch. Rund 40 Kilogramm

Tiefkühlprodukte verbrauchen wir Deutschen im Schnitt pro Jahr. Doch wie lange sind Lebensmittel in der Tief-kühltruhe überhaupt haltbar? Und wann sollte man sie besser entsorgen?

Wichtig ist vor allem, dass das Gefrierfach kalt ist. Der Richtwert liegt bei minus 18 Grad. Doch die Lagerfä-higkeit von Lebensmitteln ist selbst bei der Einhaltung der vorgeschriebenen minus 18 Grad Celsius sehr un-terschiedlich. Denn es finden, zwar stark verlangsamt, auch in eingefrorenen Produkten Abbauprozesse statt. Es können zum Beispiel Fette trotz Frost ranzig werden. Ein Überblick über häufig verwendete Lebensmittel:

FleischJe nach Art darf Fleisch 3 bis 12 Monate aufbewahrt werden. Zum Einfrieren eignet sich am besten mage-

res Fleisch. Fette Stücke, wie beispielsweise Schweine-bauch, haben eine sehr begrenze Haltbarkeit: Das Fett reagiert mit dem Restsauerstoff in der Packung und kann ranzig werden. Bei selbst eingefrorenem Fleisch gilt: Rindfleisch hält sich 10 bis 12 Monate, Kalbfleisch 9 bis 12 Monate, mageres Schweinefleisch 6 bis 8 Mo-nate, mageres Hackfleisch 1bis 3 Monate, Hähnchen bis zu 10 Monate.

Im Handel gekauftes, bereits tiefgefrorenes Fleisch muss zu Hause sofort wieder ins Tiefkühlgerät damit die Kühlkette nicht unterbrochen wird. Hier gibt das Mindesthaltbarkeitsdatum Auskunft. Beim Auftauen darauf achten, dass die Auftauflüssigkeit weggegossen wird und nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommt. Es besteht Salmonellengefahr!

GemüseWer Gemüse selbst einfriert, kann es 6 bis 12 Monate im Tiefkühlfach aufbewahren. Gemüse sollte immer reif

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geerntet, gereinigt und bei Bedarf zerkleinert werden. Dann kann man es gut einfrieren. Die meisten Gemü-sesorten müssen vorher blanchiert werden. Eine Aus-nahme sind Auberginen und Zucchini, auch Spargel wird besser nicht blanchiert eingefroren.

Nicht einfrieren sollte man Tomaten, sie enthalten zu viel Wasser. Auch frische Kartoffelgerichte und rohe Kartoffeln lassen sich nicht Tiefkühlfach lagern. Eintöpfe oder Suppen, die eingefroren werden sollen, lieber mit Nudeln oder Reis kochen.

FischBei Fisch kommt es auf den Fettgehalt an: Fisch mit ho-hem Fettgehalt hat eine verkürzte Haltbarkeit, da das Fett ranzig werden kann. Lachs oder Aal sollten nur 1 bis 3 Monate aufbewahrt werden. Magere Fische wie Scholle oder Zander dürfen auch 6 bis 8 Monate in den Gefrierschrank.

Obst Wer selbst Obst einfriert, kann das meist roh oder mit einem Zuckerzusatz tun. Auf die Haltbarkeit hat das kei-ne Auswirkung. Eingefrorenes Obst ist 8 bis 12 Monate haltbar.

Pilze Pilze eignen sich gut zum Einfrieren. Sie haben einen ho-hen Eiweißgehalt und sind dadurch leicht verderblich. Darum sollte man bei Pilzen besonders gut aufpassen

und nur unbeschädigte Exempla-re einfrieren. Vorab in kochendem Salzwasser blanchieren. Gefrorene Pilze müssen nicht erst aufgetaut werden, man kann sie gefroren erhitzen.

Brot und BackwarenBrot und Brötchen, egal ob selbst gebacken oder ge-kauft, lassen sich gut einfrieren und bleibt so für rund 6 Monate haltbar. Die meisten Kuchen und Torten lassen sich ebenfalls gut einfrieren. Je frischer sie in den Ge-frierschrank kommen, desto besser schmecken sie nach dem Auftauen.

Hitzebeständige Backwaren in Alufolie im Backofen bei 150 bis 200 Grad auftauen. Andere Produkte bei Zimmertemperatur auftauen lassen. Brot bleibt rund 6 Monate haltbar.

Was Sie lieber nicht einfrieren solltenRohe oder gekochte Eier in der Schale sind zum Einfrie-ren ungeeignet, da sie platzen. Ei-Masse aus frischen rohen Eiern oder separatem Eiweiß und Eigelb eigenen sich hingegen gut. Ebenfalls nicht geeignet: Blattsalate, Radieschen, Rettich, rohe Kartoffeln, rohe Zwiebeln, rohe Paprika, Baiser, Makronen, Pudding, gebundene Soßen, Joghurt und saure Sahne.

Quelle: „Tiefkühlkost - einfrieren von A bis Z“ von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

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ImpressumVerlag M. DuMont SchaubergGmbH & Co. KGExpedition der Kölnischen ZeitungAmsterdamer Str. 19250735 Köln

Redaktion:Carsten Fiedler (verantwortlich)Julia Floß, Jasmin Krsteski, Sarah Peters, Eva Fiedler

Konzeption:Eva Fiedler, Timo Schillinger

Bilder:Csaba Peter Rakoczy, Thilo Schmülgen, Picture Al-liance