Raul Gonzalez

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Interview Raul Gonzalez

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RAÚL GONZÁLEZ

„Das Fehlen eines Tourismusministeriums ist eine der Schwächen der Regierung”

Das Vorstandmitglied Raúl González ist derzeit eine der Schlüs-selfiguren im Tourismussektor der Inseln. Er ist nicht nur für die Grupo Barceló in Europa und speziell für den Mittelmeerraum verantwortlich, sondern auch Supervisor für verschiedene Ge-neraldirektionen des Unternehmens in den Bereichen Marketing, Vertrieb, Personal und Strategie.

Zu passender Gelegenheit möchte er das Portal Who is Who Mallorca einweihen: wir haben mit ihm über die Situation der Ba-learen angesichts der Krise gesprochen, eine eventuelle “Ans-teckung” nach der Aufsehen erregenden „irischen Rettung“ und die Zukunftschancen für den Tourismusbereich, einer der weni-gen Sektoren, wie er erinnert, der eine tatsächliche Internationa-lisierung des Marktes erreicht hat.

Als unermüdlicher Kämpfer und von Natur aus optimistisch, glaubt Raúl González, dass die Grupo Barceló trotz der schwie-rigen Marktlage weitere Projekte realisieren kann, die Spanien seinen Platz an der Spitze im internationalen Tourismus sichern.

Barceló Group verantwortlich für Europa und die Mittelmeer-Zone

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KRISENMANAGEMENT

Wie ist die Wirtschaftskrise aus Ihrer Perspektive als Unter-nehmer am besten zu managen?

Insgesamt gesehen war die Art mit der Krise umzuge-hen nicht immer die Richtige. Um ein Problem zu lösen, sollte man sich als erstes, um eine ordentliche Diagnose bemühen. Dafür muss man fähig sein, die Realität anzuer-kennen.

Über einen langen Zeitraum wollte man die Situation so nicht wahrhaben, wie sie nun mal war. Und das ist nicht nur auf den Balearen, sondern auch auf nationaler Ebene und in anderen Ländern geschehen, wobei einige Länder in der Lage waren, rechtzeitig zu reagieren.

In Spanien bemühte man sich um eine Wiederbelebung der Wirtschaft …

Es wurden politische Maßnahmen ergriffen, um die Wirtschaft zu reanimieren, die sich nun als nachteilig für die Belastung des Staatshaushaltes erwiesen haben und Span-nungen innerhalb der Exekutive verursacht haben.

Wenn man nicht so unvorsichtig Entscheidungen getro-ffen und veröffentlicht hätte und diese nicht so kurzfristig geplant worden wären, ginge es uns heute allen viel besser. Deshalb befinden wir uns jetzt auf der Liste der Randla-gen- Länder. Das heißt, wir sind unter den Ländern mit hohem Risiko, weil wir nicht die geeigneten Maßnahmen ergriffen haben.

REFORMEN DER REGIERUNG

Der Regierungspräsident José Luis Rodríguez Zapatero hat Maßnamen ergriffen wie eine Arbeits- und Rentenreform.

Diese Entscheidungen waren reichlich lauwarm. Die Rentenreform steht außer Zweifel, denn es hat sich ge-zeigt, dass es keine Alternative mehr gibt, als das bestehen-de System zu verändern.

Wenn mit dem derzeitigen Modell die Renten nicht wie vorgesehen ausgezahlt werden können, muss damit begon-nen werden, verschiedene Kriterien zu verändern. Ich be-fürchte, dass viele Stimmen auf dem Spiel stehen und diese Entscheidungen von niemandem getroffen werden wollen.

Ist eine Arbeitsreform notwendig?Im Arbeitsbereich ist etwas Ähnliches passiert. Es wur-

den nur begrenzt Entscheidungen getroffen und nur einige wenige Veränderungen vorgenommen, wie zum Beispiel die Kürzungen bei der Beamtenvergütung, doch ich glaube, dass nicht ausreichende, tiefer greifende Entscheidungen

“Die Art des Umgangs mit der Krise war nicht immer die richtige”

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für die Unternehmen getroffen wurden. Wir sollten die Einstellungsverfahren verbessern, weil wir ein Problem mit der Arbeitslosigkeit haben und daher den Unternehmer animieren, dass er vermehrt einstellt.

Ist die Verwaltung auf den Balearen überdimensioniert? Wir haben uns ein sehr kompliziertes Land mit lokalen,

regionalen, autonomen und staatlichen Verwaltungen ges-chaffen: wäre der Staat ein privates Unternehmen, würde er so nicht funktionieren, denn wir verdoppeln Arbeit und Kosten und sind so nicht effizient. Dabei wird nicht nur mehr Personal benötigt, sondern wir erschweren die Exis-tenz der Unternehmen.

DIE SITUATION DES TOURISMUS IN SPANIEN

Was bedeutet dieser Verwaltungsaufwand für den Bereich des Tourismus?

Es gibt Sachlagen, die die Wirtschaft nachhaltig beein-flussen; im Falle des Tourismus würde ich hier die Existenz unterschiedlicher Gesetzgebungen in jeder Provinz her-vorheben.

Der mallorquinische Unternehmer Simón Pedro Barceló hat kürzlich den spanischen König um eine Veränderung im Wahl-system gebeten. Er hat gemeinsam mit anderen Unterneh-mern den Entwurf “Transforma España” vorgelegt. Was for-dern die Unternehmer?

Ich kenne das Dokument nicht genau, auch wenn ich lo-gischerweise sehr häufig mit Simón Pedro Barceló spreche und mehr oder weniger seine Ideen kenne und auch die des Institutes für Familiäre Unternehmen. Ich denke, dass sich die spanischen Unternehmer darum bemühen, eine Alternative für das Land vorzuschlagen.

Kehren wir zum Tourismus zurück. Ist ein spezifisches Minis-terium notwendig?

Meiner Meinung nach ist das ein Punkt bei dem die Regierung nicht deutlich genug ist. Spanien ist ein Land, das seiner wirtschaftlichen Verbesserung der Entwicklung im

Tourismus in den vergangenen Jahrzehnten verdankt. Letztlich sollte sich Spanien von heute an und in den

nächsten 20 Jahren fragen: Wem widmen wir das Land? Wo sollen wir die spanische Bevölkerung anstellen? Im Moment sieht es so aus, als ob in den nächsten 20-30 Jahren der Tourismus ein klarer und sehr wichtiger Arbeit-geber bleibt.

Haben wir kein Ministerium, das sich darüber Gedanken macht, wie wir weltweit eine wichtige Position aufrecht er-halten können, verlieren wir den Fokus.

Welche Rolle spielt die Konstruktion in diesem Panorama? Die Konstruktion hat Grenzen; sie hatte in den letz-

ten Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum. Es ist klar, dass der Bau von 800.000-900.000 Wohnungen pro Jahr nicht nachhaltig ist.

Es sieht so aus, als erholen sich der deutsche und britische Markt schneller von der Krise. Welche Konsequenz hat das für die Balearen?

Die Prognosen werden etwas besser. Der deutsche Markt ist gewachsen und der britische ist sich nach wie vor bewusst, dass seine Wirtschaft eher schwach ist.

Die Balearen müssen sich als Tourismusziel grundlegend neu überdenken, da ein bedeutender Teil ihres Angebots im internationalen Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr wettbewerbsfähig ist.

ZUKUNFTSSTRATEGIEN

Welche Strategie sollten wir in Zukunft befolgen?Die Balearen sind preislich nicht wettbewerbsfähig

und werden zahlreiche Angebote anderer Länder erleben müssen, die günstigere Preise anbieten. Es bleibt uns keine andere Wahl, als unsere Qualität zu erhöhen und das be-deutet eine Veränderung im touristischen Angebot insges-amt. Es handelt sich dabei nicht um ein Thema, das nur die

“Über einen langen Zeitraum wollte man die Lage nicht anerkennen”

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Hotels betrifft, sondern das gesamte ergänzende Angebots: Infrastrukturen, Gesundheitswesen, Transport, etc.

Wie sieht das Profil des “neuen” Touristen aus?Das Profil des Touristen hat sich verändert und wird

immer anspruchsvoller. Es reicht ein Unternehmen wie das Unsrige zu betrachten. Unsere ersten Hotels hatten ledi-glich einen Stern; derzeit gibt es nur noch wenige mit drei Sternen und unser Ziel sind vier bis fünf Sterne.

Welches sind die neuen aufstre-benden Märkte?

Die aufstrebenden Märkte sind die Türkei und Griechen-land. Die Türkei beispielsweise zieht 35 Millionen Touristen an. Außerdem gibt es ein bemerkenswertes Wachstum in Ma-rokko, Cabo Verde und den Gebieten Ex-Jugoslawiens wie Kroatien und Montenegro.

Weltweit findet das größte Wachstum in asiatischen Ländern statt und damit meine ich nicht nur China, son-dern auch Vietnam, Kambodscha und andere Länder in dieser Gegend.

DIE „IRISCHE RETTUNG” UND MÖGLICHE „ANS-TECKUNG“

Welche Meinung haben Sie zur “irischen Rettung”? Kann sich Spanien in dieser Hinsicht „anstecken“?

Was derzeit in Irland passiert, ist zuvor schon in Grie-chenland passiert. Es ist nicht so, dass wir uns anstecken könnten, sondern Spanien hat sich bereits teilweise anges-teckt. Die Differenzen, die durch die Verschuldung Spaniens gezahlt werden müssen, und das Risiko des Landes haben sich erheblich erhöht. Insofern gibt es eine gewisse Art der Ansteckung.

Es ist aber auch wahr, dass die Vergleiche nicht immer sehr ausgeglichen sind, da Spanien in der öffentlichen Verschuldung im BIP gar nicht so schlecht da steht. Es ist in den letzten drei Jahren nur sehr viel schlimmer geworden, dennoch ist der Prozentsatz der Verschuldung nach wie vor sehr viel gerin-ger als in Großbritannien und wir stehen auch viel besser als Italien da.

Welches ist das Epizentrum unserer Situation? Wir haben ein sehr bedeutendes Problem im öffentli-

chen Defizit im BIP. Die Ausgaben sind höher als die Ein-nahmen. Wer mehr ausgibt als er einnimmt, verschuldet sich erneut und die Schulden erzeugen wiederum mehr

Ausgaben. Entweder müssen die Einnahmen erhöht oder die Ausgaben gesenkt werden – oder es entsteht ein Teu-felskreis, der immer größer und unüberschaubarer wird.

Das ist das große Problem, das wir haben. Wenn das jährliche Staatsdefizit bei fast 10% und die öffentliche Vers-chuldung insgesamt bei über 60% liegt, dann besteht das Problem darin, dass wir – wenn die Verschuldung jedes Jahr um weitere 10 % steigt – 2011 bei 70% angelangt sein wer-den und eine Balance des Haushalts so immer schwieriger

wird, weil wir immer höhere Zinsen und eine höhere Risiko-prämie zahlen müssen.

Aus diesem Grund ist bei hohen Schulden auch die Sor-ge beim Investor größer. Was zu tun wäre, ist, weniger auszu-

geben, was wiederum die wirtschaftliche Aktivität bremst.

Es sieht so aus, als befinden wir uns in einem schwierigen Moment.

Ja, derzeit sind wir in einer sehr schwierigen Situation und wie immer in einer Makrowirtschaft wirkt eine Varia-ble auf die andere.

Es existiert ein Klima des Misstrauens im Land, was dazu führt, dass die Menschen weniger konsumieren. Auch die Sparquote von Seiten internationaler Märkte ist gestie-gen, die weder ins spanische Geschäftswesen noch in die Staatsschuld investieren wollen. Das stimmt schon traurig, denn mit Spanien eine Verbindung einzugehen, bringt der-zeit eine Strafe und keine Prämie mit sich.

SOZIALE INTERNETNETZWERKE UND NEUE TECH-NOLOGIEN

Wie ist die Beziehung zwischen Tourismus, sozialen Internet-netzwerken und neuen Technologien?

Bereits seit der Geburt des Internets vollzieht sich ein be-deutender Wandel in Bezug auf die Kommunikation zwis-chen Produkt und Klientel, seien es Hotelketten, ergän-

zende Angebote oder Sonstiges im Tourismussektor. Durch die sozialen Netzwerke im Internet wird dieser Prozess beschleunigt.

Es gibt Hotels, bei denen die Buchung zu 100% über das Internet erfolgt, so auch wie einigen Airlines, das war vor einigen Jahren noch undenkbar. Auch der Fall, dass se-lbst wenn viele Kunden noch nicht übers Internet kaufen, sie sich doch übers Internet informieren. Katalonien hat sein eigenes Senior Tourismus Programm für Europa ins Leben gerufen. Sollten die Balearen in diese Fußs-

“Es wurden politische Maßnahmen ergriffen, um die Wirtschaft zu reanimieren, die sich nun als nachteilig für die Belastung des Staatshaus-

haltes erwiesen haben“

“Wir haben uns ein sehr kompliziertes Land mit lokalen, regionalen, autonomen und staat-

lichen Verwaltungen geschaffen: wäre der Staat ein privates Unternehmen, würde er so

nicht funktionieren”

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tapfen treten? Die Idee des Senior Tourismus ist ausgesprochen posi-

tiv. Sie trägt nicht nur dazu bei, Arbeit in den Hotels, Air-lines, dem Transportwesen und allgemein im ergänzenden Angebot zu erzeugen, sondern hat auch eine bedeutende Anziehungskraft unter sozialem Gesichtspunkt. Das ist ni-cht nur eine Prämie für ältere Menschen, sondern trägt auch dazu bei, verschiedene Nationen zu vereinen, Unters-chiede verstehen zu lernen, mehr Verständnis für andere aufzubringen und andere Denkweisen verstehen zu lernen.

Deshalb denke ich, dass diese Art von Initiativen auf eu-ropäischem Niveau sehr wichtig ist. Wenn wir in der Lage wären, diesen Prozess anzukurbeln, würden wir uns alle-samt besser verstehen. Zweifellsohne wären wir dann ein vereinteres Europa.

DIE REFORM DER PLAYA DE PALMA

Wie bewerten Sie das, was an der Playa de Palma passiert?Es ist eine Schande. Die Playa de Palma ist eine Not-

wendigkeit, der sich alle bewusst sind. Es ist notwendig, hier zu handeln und das bestehende Angebot zu verbessern.

Wahrscheinlich liegen die Fehler im Kommunikations-prozess und ich bin überzeugt, dass es eine Anstrengung von allen, die handeln, geben muss, um zu der Essenz der Idee zurückzukehren, die im Grunde von allen geteilt wird.

Wenn sich alle dieser Notwendigkeit bewusst sind, was gilt es als wichtigstes zu retten?

Das Problem liegt in der Umsetzung. Wenn es heißt, dass eine Hotelumwandlung durchgeführt werden soll und dem Hotel dann gesagt wird, dass es seine Kapazitäten be-deutend reduzieren soll, provoziert man eine Ablehnung, denn wirtschaftlich gesehen kann solch ein Vorgehen nicht akzeptiert werden.

Ich glaube, dass in Spanien insgesamt gesehen etwas ähnliches gemacht werden sollte, was für die Playa de Pal-ma geplant ist: das Produkt und den Service zu verbessern, um das Niveau der Kunden, die empfangen werden sollen, zu erhöhen.

ZIELE DER GRUPO BARCELÒ

Welches sind die wichtigsten Herausforderungen für die Bar-celó Gruppe 2011?

Die wichtigsten Herausforderungen der Gruppe liegen darin, dass dem Aktionär eine attraktive Rendite zu bieten. Wir haben ein Problem im Sektor, dass wohl auf den Balea-ren derzeit schärfer ist als in vielen anderen Teilen der Welt.

Die Situation ist in einigen Fällen geradezu dramatisch. Es besteht ein Rentabilitätsproblem. Die wichtigste He-

rausforderung ist es, sicher zu stellen, dass der Aktionär weiterhin in dieses Geschäft investieren will. Wenn nicht, ist es nur normal, dass er sich nach einer erfolglosen Zeit ohne Ergebnisse sagt: “Ich gehe, verkaufe und widme mich anderen Dingen”. Dieses Herausforderung ist absolut genügend.

Können Sie uns noch etwas zu ihrer Funktion innerhalb der Gruppe Barceló sagen?

Ich bin verantwortlich für die Geschäfte der Gruppe in Europa, im Mittelmeerraum und außerdem Supervisor für

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einige Generaldirektionen des Unternehmens in den Be-reichen Vertrieb, Marketing, Personal, Strategie und andere.

Ich finde die Welt spannend, in der wir leben. Unsere Gruppe ist bestrebt, viele Dinge zu tun und mindestens die Rentabilität von früher zu erreichen.

Zum Schluss: welche persönlichen Ziele hat Raúl González für das neue Jahr?

Aus persönlicher Sicht macht es mir große Illusionen, daran zu arbeiten, um diese Ziele zu erreichen. Ich denke unser Bereich ist ein sehr schöner und darüber hinaus ei-

ner, der in Spanien tatsächlich eine Internationalisierung erreicht hat.

Es wird nicht viel darüber gesprochen, doch sollte man berücksichtigen, dass wir über 200.000 Zimmer haben, die vom spanischen Hotelunternehmen außerhalb Spaniens angeboten werden. Glauben Sie nicht, dass dies ein sehr wichtiges Investitionsvolumen ist?

Text: María Pineda LázaroBilder: Manuel Malvar Tombo

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