Raumbezogene Identitäten 4

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Raumbezogene Identitäten 4 Raumbezogene Identitäten 4 Intensivkurs Department of Human Geography, Nijmegen, 16.-17.09.1999 Peter Weichhart Ein erhebliches Problem der bisherigen innergeographischen Diskussion sind die merkwürdigen Maßstabssprünge, die sich bei der Darstellung von Referenzobjekten raumbezogener Identität ergeben. Die besprochenen Teilfunktionen und Einzelaspekte dieses Phänomens können sich anscheinend gleichermaßen oder je nach dem Kontext der Interpretation auf mikroräumliche, lokale, regionale, nationale und gar übernationale Maßstabsbereiche beziehen. Wir haben dies auch bei den besprochenen empirischen Beispielen gesehen. Einerseits ging es um kleinere Siedlungen oder Stadtteile, andererseits war von "regionaler Identität" (Beispiel Mittelwesten oder Salzkammergut) die Rede. Wie können wir mit diesem merkwürdigen masstäblichen Oszillieren der Bezugsobjekte raumbezogener Identität umgehen? Hier handelt es sich offensichtlich nicht nur um eine Frage der innerfachlichen Gewichtung bestimmter Maßstabsebenen. Es geht auch nicht um Konventionen bezüglich der Arbeitsteilung zwischen den beteiligten Disziplinen (Psych.: Mikro, Gg Makro) sondern offensichtlich um ein inhaltliches Problem:Problem. Wird raumbezogene Identität für menschliche Individuen gleichzeitig auf mehreren Maßstabsebenen wirksam? Kann man gleichzeitig von emotionalen Bindungen und Loyalitätsgefühlen gegenüber der engeren Nachbarschaft, der gesamten Stadt, der Region und der Nation betroffen sein, oder dominiert jeweils einer dieser Maßstabsbereiche? Wie kann diese unterschiedliche Zuordnung vom Individuum kognitiv und emotional bewältigt werden, muß das nicht auch zu Loyalitätskonflikten führen? Ist einer dieser Bereiche objektiv gesehen wichtiger als die anderen? Lassen sich für die verschiedenen Maßstabsbereiche unterschiedliche Gewichtungen der jeweiligen funktionalen Bedeutungen bzw. der dahinterstehenden Prozesse vermuten? Wie läßt sich das "Umkippen" oder der perspektivische Sprung von einer Ebene auf die andere erklären?

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Raumbezogene Identitäten 4Raumbezogene Identitäten 4 Intensivkurs

Department of Human Geography, Nijmegen, 16.-17.09.1999

Peter Weichhart Ein erhebliches Problem der bisherigen innergeographischen Diskussion sind die merkwürdigen Maßstabssprünge, die sich bei der Darstellung von Referenzobjekten raumbezogener Identität ergeben. Die besprochenen Teilfunktionen und Einzelaspekte dieses Phänomens können sich anscheinend gleichermaßen oder je nach dem Kontext der Interpretation auf mikroräumliche, lokale, regionale, nationale und gar übernationale Maßstabsbereiche beziehen. Wir haben dies auch bei den besprochenen empirischen Beispielen gesehen. Einerseits ging es um kleinere Siedlungen oder Stadtteile, andererseits war von "regionaler Identität" (Beispiel Mittelwesten oder Salzkammergut) die Rede. Wie können wir mit diesem merkwürdigen masstäblichen Oszillieren der Bezugsobjekte raumbezogener Identität umgehen? Hier handelt es sich offensichtlich nicht nur um eine Frage der innerfachlichen Gewichtung bestimmter Maßstabsebenen. Es geht auch nicht um Konventionen bezüglich der Arbeitsteilung zwischen den beteiligten Disziplinen (Psych.: Mikro, Gg Makro) sondern offensichtlich um ein inhaltliches Problem:Problem. Wird raumbezogene Identität für menschliche Individuen gleichzeitig auf mehreren Maßstabsebenen wirksam? Kann man gleichzeitig von emotionalen Bindungen und Loyalitätsgefühlen gegenüber der engeren Nachbarschaft, der gesamten Stadt, der Region und der Nation betroffen sein, oder dominiert jeweils einer dieser Maßstabsbereiche? Wie kann diese unterschiedliche Zuordnung vom Individuum kognitiv und emotional bewältigt werden, muß das nicht auch zu Loyalitätskonflikten führen? Ist einer dieser Bereiche objektiv gesehen wichtiger als die anderen? Lassen sich für die verschiedenen Maßstabsbereiche unterschiedliche Gewichtungen der jeweiligen funktionalen Bedeutungen bzw. der dahinterstehenden Prozesse vermuten? Wie läßt sich das "Umkippen" oder der perspektivische Sprung von einer Ebene auf die andere erklären?

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Wenn man die einschlägige Literatur auswertet, dann scheinen jedenfalls folgende Maßstabsbereiche bedeutsam zu sein: Betrachten wir zunächst den kognitiven Aspekt der raumbezogenen Identität, also die im Prozeß der Identifikation 1 entstehenden kognitiv-emotionalen Konstrukte der Umweltwahrnehmung. Hier besteht wohl kein Zweifel daran, dass alle genannten Maßstabsebenen gleichermaßen präsent und wirksam sind. Je nach Handlungs- und Kommunikationskontext stehen dem Individuum verschiedene Kategorien sozialräumlicher "Einheiten" von der "kleinen Nachbarschaft" bzw. sogar vom "Personal Space" bis zu übernationalen Gebilden zur Verfügung, die problemlos als Denkkategorien und Inhalte von Kommunikation handhabbar sind. Die Maßstabskategorien sind also keine Erfindung der Geographie, sondern sie lassen sich als gängige, umgangssprachlich fixierte und im Alltagshandeln bedeutsam räumliche Kategorisierungsschemata subjektiver Welterfahrung des Menschen erfassen, die unabhängig vom jeweiligen Untersuchungsansatz als Struktur der "sozialen Konstruktion von Wirklichkeit" existieren. Etwas komplizierter stellt sich die Situation bei den "Selbst-" und "Wir/Sie"-bezogenen Aspekten räumlicher Identität dar. Auch für diesen Funktionsbereich wird in der Literatur die Annahme vertreten, dass durch die Identifikationsprozesse II und III Raumeinheiten unterschiedlicher Größenordnung gleichermaßen für die Selbst- und Wir/Sie-Konzeption bedeutsam werden können. M. Lalli (1988 b, S. 2 oder 1989) betont, dass diese Bezüge zur räumlich-sozialen Umwelt auf einem Kontinuum beschrieben werden können, das vom Mikromaßstab bis zu Kontinenten reicht. Ähnliche Auffassungen werden von einer Reihe anderer Autoren vertreten (vergl. H.M. Proshansky 1978, S. 153, H.-P. Meier-Dallach 1980, S. 302, B.B. Brown und C.M. Werner 1985, S. 542, A. Rowley 1985, S. 269 H.-P. Meier-Dallach, S. Hohermuth und R. Nef 1987, S. 383). Diese Autoren beziehen sich also auf das evidente Phänomen, dass eine bestimmte Person sowohl das engere Wohnquartier, die Stadt bzw. die Region, in der sie lebt, als auch nationale/staatliche Zugehörigkeiten als relevante Aspekte zur Umschreibung ihrer Ich-Identität verwenden kann.

WohnungWohnungWohnung

„kleine Nachbarschaft“„kleine Nachbarschaft“„kleine Nachbarschaft“

Stadtteil, GemeindeStadtteil, GemeindeStadtteil, Gemeinde

NodalregionNodalregionNodalregion

Staat, „Heimatland“Staat, „Heimatland“Staat, „Heimatland“

„vernacular region“„„vernacular regionvernacular region““

MaßstabsbereicheMaßstabsbereicheraumbezogenerraumbezogenerIdentitätIdentität

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Ein derartiges "Oszillieren" zwischen verschiedenen Bezugsobjekten oder Dimensionen der Ich-Identität ist nun aber keineswegs nur für den Bereich der raumbezogenen Identität charakteristisch. Es gilt gleichermaßen auch für alle anderen Designata des Selbst-Konzepts. Reflexionen über die eigene Identität und ihre demonstrative Offenlegung gegenüber der sozialen Umwelt finden ja nicht permanent statt (und sind auch nicht ständig bewußt), sondern ergeben sich aus ganz bestimmten Anlässen und in spezifischen Situationen. Dementsprechend werden auch die Designata der Ich-Identität je nach Handlungskontext und konkreten Lebensbezügen unterschiedlich akzentuiert sein. In bestimmten Situationen kann die Dimension "Geschlecht" im Vordergrund stehen, bei anderen Anlässen die Dimension "Alter" etc. "...demands and presentations of .. identity are, to a large degree, situation-specific. lt is only in specific settings that my ethnic or urban or religious identity is required and that I am identity-conscious" (C.F. Graumann 1983, S. 316). Auch für die raumbezogene Identität kann eine situations- und kontextspezifische Akzentuierung unterschiedlicher Bezugsobjekte angenommen werden. Beim Match des lokalen Fußballclubs gegen den Verein des Nachbarviertels wird sich der Zuseher als loyaler Viertelsbewohner fühlen, der gegen "die anderen" pfeift, spielt die Nationalmannschaft, dann wechselt die Bezugseben, und die nationale Identität tritt (so banal der Anlaß auch ist) in den Vordergrund. Mit der Änderung der Situation wechselt die symbolische Bezugsgruppe, verändern sich Rollen und Erwartungshaltungen. (Angabe der Herkunft in Gespräch mit Urlaubsbekanntschaft...) Es ist aber klar, dass den verschiedenen Maßstabsbereichen unterschiedliche funktionale Bedeutungen zukommen - ungeachtet der prinzipiellen Möglichkeit eines kontextspezifischen Wechsels der Bezugsebene. Aus der Perspektive des Individuums dürfte wohl die lokale Maßstabsebene als primäre Referenzgröße wirksam werden. Der Wohnstandort und die unmittelbare Wohnumgebung, die "kleine Nachbarschaft" und gerade noch das weitere Wohnviertel sind als "subjektive Mitte der Welt" der eigentlich entscheidende Maßstabsbereich, auf den individuelle Identifikationsprozesse zentriert sind. Dieser Kernbereich der subjektiven Lebenswelt ist der räumliche Brennpunkt der Grundfunktionen raumbezogener Identität (Sicherheit, Stimulation, soziale Interaktion/Symbolik und Identifikation) für personale Systeme, hier besteht eine für das Subjekt anschauliche Unmittelbarkeit sozialer Erfahrungen. Eine ähnliche Bedeutung wird man heute wohl auch der regionalen Ebene zuschreiben können. Der alltagsweltliche Erfahrungshintergrund des Menschen in unserer hochgradig mobilen Gesellschaft ist sicher auf einer regionalen Maßstabsebene angesiedelt. (Zweitwohnsitze etc., Urlaubs-orte....) Betrachtet man also die Funktionalität auf der Individualebene, dann dürften die räumlich weiter ausgreifenden Aspekte raumbezogener Identität eher als Epiphänomene anzusehen sein, denen gewiß eine nicht zu unterschätzende Bedeutsamkeit zukommt, die aber nur dann sinnvoll interpretiert und verstanden werden können, wenn man die dahinterstehenden Bindungswirkungen auf der lokalen und regionalen Maßstabsebene angemessen berücksichtigt. Diese Sonderstellung der lokalen und regionalen Ebene bedeutet nun aber nicht, dass die höherrangigen Maßstabsbereiche in geringerem Maße identifikationsfähig sind oder nicht zum Gegenstand tiefreichender emotionaler Bindungen werden könnten. In Anlehnung an G. Winter und S. Church (1984) möchte ich die These vertreten, dass die auf der lokalen regionalen Ebene raumbezogener Identität gewonnenen subjektiven Erfahrungen vom Individuum durch Abstraktions- und Generalisierungsprozesse auf höherrangige Bezugsobjekte übertragen werden können. Der lokale und regionale Bereich als Zentrum unmittelbarer und direkter Welterfahrung kann zum Maßstab und Modell der Wirklichkeit werden, von dem aus andere Lebensbereiche, die nicht in dieser Unmittelbarkeit zugänglich sind, beurteilt und bewertet werden. Die hier gewonnene Sicherheit und Stimulation, die hier erlebte Anschaulichkeit

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der sozialen Erfahrung und die hier bestehende Unmittelbarkeit der emotionalen Beziehungen werden zum Interpretationsmuster, dem auch für andere räumlich-soziale Identifikationsobjekte Gültigkeit oder Anwendbarkeit zugeschrieben wird. In diesem Sinne nehmen G. Winter und S. Church (1984, S. 82) an, dass durch den psychischen Prozeß der Übertragung und durch Ähnlichkeitsgeneralisierungen die auf den engeren Lebensraum geprägten Emotionen und Identiflkationen in spezifischen Handlungskontexten auf größere räumliche Einheiten (wie Nationen oder Kulturräume) ausgeweitet werden können. Es findet also ein Transfer typischer Einstellungen, Attribuierungen und emotionaler Bindungen auf höherrangige Maßstabsbereiche statt. Dieser Transfer kann dazu führen, dass das Individuum im Umgang mit einer abstrakten, symbolischen und der unmittelbaren Erfahrung völlig unzugänglieben Referenzgröße wie einer Nation oder einem Staat die gleiche Sicherheit und Selbstverständlichkeit gewinnen kann wie im Umgang mit der unmittelbaren Nahumgebung. ("Die Türken"...)

(Der Begriff "Übertragung" wird vor allem in der Psychoanalyse verwendet. Dort versteht man darunter die "...Reaktivierung von Erfahrungen in der Vergangenheit in der Beziehung zum Therapeuten" (T. Leithäuser und B. Volmerg 1981, S. 81). In einer allgemeineren Bedeutung bezeichnet man damit verschiedene Phänomene der Wahrnehmung und Interpretation gegenwärtiger Situationen im Lichte vergangener Erfahrungen bzw. ähnlicher vergangener Situationen (vergl. W. Toman 1987). Der lerntheoretische Begriff "Generalisierung" hat eine ähnliche Bedeutung. T. Leithäuser et al. (1981) haben gezeigt, dass die Konzepte "Übertragung" und "Übertragungsregeln" besonders gut für die Darstellung lebensweltlicher und alltagspraktischer Handlungszusammenhänge geeignet sind.

Der beschriebene Prozeß der Übertragung bezieht sich natürlich nicht auf die Produktion, sondern auf die Akzeptanz und Internalisierung derartiger Raumabstraktionen. Er bietet also einen Erklärungsansatz nur dafür, dass sich das Individuum die extern produzierten Identifikationsangebote mit der notwendigen emotionalen und effektiven Verankerung auch zu eigen machen kann. (Grundlage für Marketing!!!) Ein letzter Gesichtspunkt muß in Zusammenhang mit dem Maßstabsproblem noch erörtert werden. So wie es individuelle Unterschiede bei der subjektiven "Anfälligkeit" gegenüber Aspekten der raumbezogenen Identität gibt, können auch für die Objektseite der Identifikation qualitative Unterschiede der relativen "Geeignetheit" angenommen werden: Bestimmte Ausschnitte der sozialräumlichen Umwelt eignen sich besser oder weniger gut dafür, Gegenstand von Identifikationsprozessen zu werden. Für den kognitiven Bereich lassen sich diese qualitativen Unterschiede mit K. Lynch's (1960) Konzept der "legibility" umschreiben. Die "Lesbarkeit" eines Siedlungskörpers, die Leichtigkeit, Einprägsamkeit und Klarheit, mit der seine bauliche, aber auch funktionale Struktur vom Subjekt wahrgenommen werden kann, ist offensichtlich eine Funktion seiner der Wahrnehmung entgegenkommenden Gestaltqualität. Ähnliche Zusammenhänge werden auch für die Bindungs- oder Identifikationsfähigkeit der Umwelt vermutet (vergl. A. GÖSCHEL 1984, S. 7/8). U. HERLYN (1988, S. 116) betont, dass die emotionale Besetzung physischer Umweltbestandteile umso besser gelinge, je unverwechselbarer und eigenständiger sie sind. Auch M. LALLI (1989, S. 22) erörtert die Bedeutung der wahrnehmbaren "Einmaligkeit" und "Besonderheit" von Städten. Das "Unverwechselbare" und die (positiv besetzte) Spezifik einer Stadt verleihen auch dem Bewohner "...das Gefühl einer grundsätzlichen Einmaligkeit". Derartige durch konkrete Merkmale symbolisierte Attribute der Besonderheit stellen eine günstige Voraussetzung für Prozesse der Identifikation II und III dar. G. WINTER und S. CHURCH (1984, S. 80/81) erwähnen die in Baudenkmälern manifestierte und symbolisierte kollektive geschichtliche Erfahrung, die historische Tiefe eines Siedlungskörpers, aus der sich hohe Identifikationspotentiale ergeben könnten (vergl. M. HALBWACHS 1967). Andere Autoren verweisen auf den positiven Effekt einer klar erkennbaren Geschlossenheit oder Abgrenzbarkeit von Siedlungskörpern und Regionen.

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Diese Attribute der vom Subjekt erkennbaren Abgrenzbarkeit, Gestalthaftigkeit, Besonderheit und historischen Tiefe sind als wichtige Bedingungen objektspezifischer "Identifikationsfähigkeit" für alle Maßstabsbereiche raumbezogener Identität zu berücksichtigen. Es kann vermutet werden, dass der eine oder andere negative Befund der "Regionalbewußtseinsforschung" dadurch mitbedingt ist, dass das betreffende Untersuchungsgebiet diese spezifischen Potentiale nicht besitzt. In der Geographie wurde bei der Erörterung der Phänomene raumbezogener Identität besonders die regionale Maßstabsebene betont. (Berühmt-berüchtigte Arbeiten zum "Regionalbewusstsein"). Tatsächlich ist diese Massstabsebene aus verschiedenen Gründen, die wir im Folgenden noch besprechen müssen, gegenwärtig vor allem für planerische Anwendungen von besonderer Bedeutung. Wir reden in der Geographie zwar ständig von "Regionen", wenn wir aber eine klare, eindeutige und allgemein übliche Definition in der Fachliteratur suchen, dann werden wir scheitern. Eine solche gibt es nämlich nicht. Faktum ist, dass der Regionsbegriff durch eine extreme Vagheit und Vieldeutigkeit gekennzeichnet ist. Damit wir im Folgenden einigermaßen vernünftig mit diesem Begriff umgehen können, möchte ich in einem kurzen Exkurs seine wichtigsten Bedeutungsvarianten besprechen und jene Inhalte fixieren, die im Zusammenhang mit unserem Thema und der "regionalen Identität" als bestimmer Maßstabsstufe raumbezogener Identität) relevant sind. Zunächst ist einmal festzuhalten, dass sich das Wort "Region" auf einen "mittleren Maßstabsbereich" bezieht, der irgendwo zwischen dem Lokalen und dem Globalen angesiedelt ist. Zusätzlich zu dieser gleichsam "mittleren" Maßstabsebene, die meist auch für den Zeitmaßstab gilt, ist die Verwendung der Worte "Region" oder "regional" auch dadurch gekennzeichnet, dass damit auf "Teilräume innerhalb von Gesamträumen" verwiesen wird. Besonders ausgeprägt ist dieser Bedeutungsaspekt in der Raumordnung verwirklicht, wo mit "regional" auf Sachverhalte und Gegebenheiten verwiesen wird, die "...mehr als den örtlichen Zusammenhang betreffen, aber unterhalb der staatlichen Ebene angesiedelt sind" (M. SINZ, 1995, S. 805). Mit dieser Eingrenzung durch einen formalen Algorithmus der Begriffsanwendung wissen wir aber natürlich noch immer nicht, was der Begriff "Region" inhaltlich bedeutet. Ich will jetzt aus Zeitgründen nicht auf begriffs- und ideengeschichtlichtliche Zusammenhänge eingehen. In grober Generalisierung läßt sich festhalten, dass das Wort "Region/region" zuerst im englischen Sprachraum als Fachausdruck Anwendung gefunden hat. Dabei wurden in der älteren englischsprachigen Literatur zu diesem Thema ähnliche Diskussionen geführt wie im deutschen Sprachraum zum Landschaftsbegriff: Hier wie dort ging es um die Auseinandersetzung zu Fragen holistischer und universaler Raumeinheiten, die ontologisch gleichsam als integrale "Raumorganismen" konzipiert waren. Ein ähnliches Verständnis ganzheitlich-universaler Raumindividuen, in denen der "Totalcharakter" eines Erdraumausschnittes zum Ausdruck kommt, kennzeichnet auch die "régions géographiques" der älteren französischen Forschungstradition. Dieses historische Erbe ist dem Regionsbegriff bedauerlicherweise auch heute noch anzumerken. Immer wieder finden sich auch in der neueren Literatur Regionskonzepte, die mit dem Begriff gleichsam "naturgegebene" holistische Raumeinheiten ansprechen, welche unabhängig vom Betrachter als gleichsam "ontologische Basiseinheiten" des "Raumes" existieren würden. (Wir werden gleich sehen, dass es sich hier schlicht um einen Denkfehler handelt.) Mit der neopositivistischen Wende der Geographie wurde der Begriff "Region" seit Anfang der 50er Jahre neu konzipiert und im Sinne operationaler taxonomischer Einheiten der Raumgliederung umgedeutet. Diese Wende wurde dann mit einiger Verspätung Ende der 60er Jahre vor allem durch Dietrich BARTELS auch in der deutschsprachigen Geographie nachvollzogen. Es entwickelte sich damit eine neue Klasse von Regionskonzepten, bei denen zumindest vom Ansatz her auf holistische Ambitionen verzichtet wird und die sich nach der jeweils eingesetzten Methodik recht einfach und sauber klassifizieren lassen.

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Martin BOESCH (1989, Abb. 22-1, S. 72) hat in einer tabellarischen Zusammenstellung der Begriffsverwendung bei verschiedenen Autoren eine derartige Klassifikation vorgenommen. Man kann demnach drei Typen von Regionskonzepten unterscheiden. Der erste Typus orientiert sich am Ähnlichkeitsprinzip (vergl. M. SINZ, 1995, S. 806). Die Denkfigur dahinter ist relativ einfach: Diskrete räumliche Teileinheiten eines größeren Untersuchungsraumes, nämlich Stellen oder Gebiete, werden nach der Ausprägungsform eines ausgewählten Attributes oder einer größeren Zahl ausgewählter Attribute miteinander verglichen. All jene Stellen oder Gebiete, in denen das betreffende Attribut eine ähnliche Ausprägungsform aufweist, werden räumlich zusammengefaßt und in ihrer Gesamtheit als "Region" interpretiert. Dieser Typus wird als "homogene Region", "Strukturregion", "uniform region" oder "formal region" bezeichnet. Den Zuordnungsprozeß selbst nennt man "Regionalisierung". Man achte darauf, dass die "Bildung" einer Region durch den Forschungsprozess geschieht. Es ist klar, dass das Ergebnis der Regionalisierung unter anderem als eine direkte Funktion der verwendeten räumlichen Bezugseinheiten anzusehen ist. Bei den zur Regionalisierung verwendeten Attributen handelt es sich um verschiedenste Maßzahlen, die beispielsweise als Indikatoren für die soziökonomische Struktur der dargestellten Raumeinheiten angesehen werden können: Agrarquote, Zuwachsrate der Wohnbevölkerung, Anteil der Arbeitslosen an der Arbeitsbevölkerung, Maturantenquote, Anteil der Beschäftigten im Tertiärsektor in Prozent aller Beschäftigten etc. Die "wahren" Bezugsobjekte unserer Attribute sind also genaugenommen gar nicht unsere räumlichen Basiseinheiten, sondern sozioökonomische Systeme wie Wohnbevölkerung, Betriebe, Institutionen etc., deren Eigenschaften wir aber gleichsam in die Karte projizieren und damit in ein Attribut der Raumeinheit umdeuten. Es handelt sich hier also um Abstraktionsprozesse, bei denen sehr komplexe sozioökonomische Zusammenhänge auf ihre räumliche Dimension reduziert und in dieser abgebildet werden. Selbstverständlich ist das Ergebnis eines Regionalisierungsprozesses in erheblichem Maße auch davon abhängig, wie das Skalenniveau unserer Attribute aussieht, welche Meßgenauigkeit wir vorgeben und wie wir die Klassengrößen beziehungsweise die Schwellenwerte der Attributsausprägung festlegen.

Definitions-kriterium

Ähnlich-keitsprin-zip

GängigeBezeich-nung

HomogeneRegion, formalregion, Struktur-region

Bedeutung Gebiete, die inBezug auf einbestimmtesAttribut Ähnlich-keiten aufwei-sen, werden zueiner Regionzusammenge-fasst.(„Regionali-sierung“)

Definitions-kriterium

Ähnlich-keitsprin-zip

GängigeBezeich-nung

HomogeneRegion, formalregion, Struktur-region

Bedeutung Gebiete, die inBezug auf einbestimmtesAttribut Ähnlich-keiten aufwei-sen, werden zueiner Regionzusammenge-fasst.(„Regionali-sierung“ )

Bedeutungsvarianten des Begriffes „Region“Bedeutungsvarianten des Begriffes „Region“

Nach M. BOESCH (1989, Abb. 22-1, S. 72)

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Die Beispiele zeigen, dass die Methodik des Regionalisierungsprozesses das Ergebnis mindestens in gleichem Maße beeinflußt wie die "reale" empirisch beobachtbare Verteilung der Phänomene, die man für die Regionsbildung heranzieht.

Und daraus muß man wohl die dringliche Vermutung ableiten, dass Strukturregionen oder homogene Regionen grundsätzlich als methodische Konstrukte, als Artefakte anzusehen sind.

Ich betone dies deshalb so ausdrücklich, weil eben auch in der neueren geographischen Literatur noch immer die holistische Vorstellung herumgeistert, Regionen wären von

Betrachter unabhängige und objektivierbare "Gegenstände" der Realität, die man nur zu entdecken brauche. Beim zweiten Typus taxonomischer Regionskonzepte stehen nicht die Ähnlichkeit von räumlichen Grundeinheiten, sondern die zwischen ihnen bestehenden funktionalen Verflechtungen im Vordergrund. Es werden also Interaktionen zwischen den räumlichen Systemelementen eines Untersuchungsgebietes für die Bestimmung und Abgrenzung von Regionen herangezogen: Wanderungsströme, Pendlerbeziehungen, Geld- oder Warenströme, Verkehrsbeziehungen, die Nutzung oder Inanspruchnahme zentralörtlicher Einrichtungen etc. Es handelt sich hier häufig um zweiseitige Interaktionen zwischen zentralen Raumelementen (wie größeren Städten) und den sie umgebenden Raumeinheiten. ( "Nodalregionen"). Auch Verflechtungsregionen sind methodische Konstrukte, die durch Abstraktion und Generalisierung zustande gekommen sind. Auch ihre Außengrenzen und ihre Binnenstrukturen hängen in erheblichem Maße von methodischen und analysetechnischen Entscheidungen ab. Und natürlich ist auch bei diesem Typus jene eigenartige projektive Uminterpretation festzustellen, durch die Handlungsvollzüge menschlicher Akteure plötzlich zu Attributen von Raumausschnitten werden. Denn die Interaktionen und Verflechtungen bestehen eigentlich darin, dass Bewohner der Gemeinde X in der Gemeinde Y arbeiten oder dort einkaufen. Zu sagen, dass zwischen X und Y Interaktionen

Definitions-kriterium

Ähnlich-keitsprin-zip

FunktionaleVerflechtun-gen

GängigeBezeich-nung

HomogeneRegion, formalregion, Struktur-region

Funktionalregion,Nodalregion,Verflechtungs-bereich

Bedeutung Gebiete, die inBezug auf einbestimmtesAttribut Ähnlich-keiten aufwei-sen, werden zueiner Regionzusammenge-fasst.(„Regionali-sierung“ )

Interaktionenzwischen denräumlichenTeilelementeneines Unter-suchungsgebietes (Pendler-beziehungen,zentralörtlicherEinzugsbereich)

Definitions-kriterium

Ähnlich-keitsprin-zip

FunktionaleVerflechtun-gen

GängigeBezeich-nung

HomogeneRegion, formalregion, Struktur-region

Funktionalregion,Nodalregion,Verflechtungs-bereich

Bedeutung Gebiete, die inBezug auf einbestimmtesAttribut Ähnlich-keiten aufwei-sen, werden zueiner Regionzusammenge-fasst.(„Regionali-sierung“ )

Interaktionenzwischen denräumlichenTeilelementeneines Unter-suchungsgebietes (Pendler-beziehungen,zentralörtlicherEinzugsbereich)

Bedeutungsvarianten des Begriffes „Region“Bedeutungsvarianten des Begriffes „Region“

Nach M. BOESCH (1989, Abb. 22-1, S. 72)

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bestehen, ist also eine Art metaphorische Verkürzung, ist eine Redeweise, die gleichsam zu einer Personalisierung von Raumausschnitten führt. Der dritte Typus von Regionen trägt die Bezeichnung "Planungsregion", "Programmregion" oder "normative Region". Hier wird der "Konstrukt-Charakter" von Regionalisierungen besonders klar erkennbar. Planungsregionen sind räumliche Gestaltungseinheiten, "...sie sind als politische Willensäußerungen zu verstehen; es gibt sie nicht schon 'an sich'" (M. BOESCH, 1989, S. 68). Sie sind letztlich das Ergebnis einer normativen Entscheidungsfindung. In der Raumordnungspraxis basieren Planungsregionen meist auf analytischen Grundlagenstudien, die sowohl das Ähnlichkeits-prinzip als auch aktuelle Verflechtungsstrukturen berücksichtigen, deren Ergebnisse dann aber durch verschiedenste politische Kriterien zum Teil erheblich verändert werden (vergl. z. B. M. SINZ, 1995, S. 807). Bei genauerer Betrachtung erweisen sich Planungsregionen als Spezialfall eines übergeordneten Regionstypus, den Hans Heinrich BLOTEVOGEL als "politisch-administrative Aktivitätsregion" bezeichnet hat. Dabei handelt es sich um Gebiete, in denen bestimmte politische Akteure oder speziell eingesetzte administrative Institutionen Entscheidungs- und Verfügungsgewalt besitzen. Aus globaler Perspektive wäre etwa die EU eine derartige politisch-administrative Aktivitätsregion, aus der Perspektive eines Einzelstaates könnte man Bundesländer oder Regierungsbezirke nennen. Abstrakt formuliert, lassen sich solche Regionen als "räumliche Gültigkeitsbereiche von Normen" bezeichnen. Bei diesem Regionstypus handelt es sich also nicht um Konstrukte des Wissenschaftsprozesses. Sie sind vielmehr das Ergebnis des "Geographie Machens" bzw. der "alltäglichen Regionalisierungen" im Sinne Benno WERLENs. Es gibt aber noch eine weitere wichtige Bedeutung des Begriffes "Region", die wir bereits kennen.

Definitions-kriterium

Ähnlich-keitsprin-zip

FunktionaleVerflechtun-gen

Gültigkeits-bereich vonNormen

GängigeBezeich-nung

HomogeneRegion, formalregion, Struktur-region

Funktionalregion,Nodalregion,Verflechtungs-bereich

Programm-region, Pla-nungsregion,normative R.

Bedeutung Gebiete, die inBezug auf einbestimmtesAttribut Ähnlich-keiten aufwei-sen, werden zueiner Regionzusammenge-fasst.(„ Regionali-sierung“ )

Interaktionenzwischen denräumlichenTeilelementeneines Unter-suchungsgebietes (Pendler-beziehungen,zentralörtlicherEinzugsbereich)

Räumliche„Gestaltungs-einheiten“ ,Gültigkeits-bereiche vonNormen, po-litisch-administrativeAktivitätsre-gionen

Definitions-kriterium

Ähnlich-keitsprin-zip

FunktionaleVerflechtun-gen

Gültigkeits-bereich vonNormen

GängigeBezeich-nung

HomogeneRegion, formalregion, Struktur-region

Funktionalregion,Nodalregion,Verflechtungs-bereich

Programm-region, Pla-nungsregion,normative R.

Bedeutung Gebiete, die inBezug auf einbestimmtesAttribut Ähnlich-keiten aufwei-sen, werden zueiner Regionzusammenge-fasst.(„Regionali-sierung“)

Interaktionenzwischen denräumlichenTeilelementeneines Unter-suchungsgebietes (Pendler-beziehungen,zentralörtlicherEinzugsbereich)

Räumliche„Gestaltungs-einheiten“ ,Gültigkeits-bereiche vonNormen, po-litisch-administrativeAktivitätsre-gionen

Bedeutungsvarianten des Begriffes „Region“Bedeutungsvarianten des Begriffes „Region“

Nach M. BOESCH (1989, Abb. 22-1, S. 72)

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Es sind jene "lebensweltlichen Regionen", die als "Produkte" oder "Ergebnisse" der drei Prozesse des Identifizierens im Rahmen der raumbezogenen Identität entstehen. .... Inhaltlich handelt es sich auch bei diesen lebensweltlichen Regionen um eine Verschneidung von Lageattributen mit Sachattributen. In den Sachattributen äußert sich aber das selektive, verzerrte, sektorale und akteursbezogene Wissen, das für lebensweltliche Denkzusammenhänge charakteristisch ist und auf ein komplexes und integrales Gesamt der betreffenden Region verweist. Die Regionen unserer Alltagswelt sind kognitive Konstrukte, die im subjektiven lebensweltlichen Handlungszusammenhang genau das darstellen, was die landschaftlich-ganzheitlichen Universalregionen der klassischen Geographie immer sein wollten: integrale Raumorganismen, die in der Wahrnehmung der Menschen ein ganzheitliches Amalgam darstellen. Darin sind Elemente des Naturraums und der materiellen Kultur, Sprache, Sitte, Gebräuche sowie das Gefüge sozialer Interaktionen zu einer einheitlichen Struktur verschmolzen. Bei genauerer Betrachtung können wir im Rahmen lebensweltlicher Handlungszusammenhänge analytisch drei Typen oder Klassen von Regionskonzepten differenzieren, zwischen denen allerdings engste funktionale Wechselbeziehungen bestehen. Der erste Typus kann in Anlehnung an Hans Heinrich BLOTEVOGEL als "Wahrnehmungsregion" bezeichnet werden. Es handelt sich hier um die kognitiv-emotionale Repräsentation von Raumausschnitten auf der regionalen Maßstabseben im Bewußtsein eines Individuums beziehungsweise im kollektiven Urteil von Gruppen. Dabei werden Lage- und Sachinformationen miteinander kombiniert und im Denkprozeß einer räumlichen Abstraktion als ganzheitlicher Substanzbegriff gedeutet. Die Sachinformationen beziehen sich auf wahrgenommene räumliche Ähnlichkeits- und Interaktionsstrukturen und enthalten praktisch immer auch Werturteile sowie emotionale Attribuierungen. Sie sind das Ergebnis der Identifikationsprozesse I und II nach GRAUMANN und stehen damit in unmittelbarem Zusammenhang mit unserem Thema der raumbezogenen Identität. Wahrnehmungsregionen sind übrigens gar nicht selten das gezielt konstruierte "Marketingprodukt" bestimmter Gruppen oder Institutionen, ihre Übertragung auf das Individuum erfolgt im Verlaufe des Sozialisationprozesses. Wir werden im Folgenden noch sehen, dass dieser "alltagsweltliche" Typus der "Wahrnehmungsregion" eine ganz

Definitions-kriterium

Ähnlich-keitsprin-zip

FunktionaleVerflechtun-gen

Gültigkeits-bereich vonNormen

Lebens-weltlicheRegionen

GängigeBezeich-nung

HomogeneRegion, formalregion, Struktur-region

Funktionalregion,Nodalregion,Verflechtungs-bereich

Programm-region, Pla-nungsregion,normative R.

Wahrneh-mungsregion,Identitäts-region

Bedeutung Gebiete, die inBezug auf einbestimmtesAttribut Ähnlich-keiten aufwei-sen, werden zueiner Regionzusammenge-fasst.(„ Regionali-sierung“ )

Interaktionenzwischen denräumlichenTeilelementeneines Unter-suchungsgebietes (Pendler-beziehungen,zentralörtlicherEinzugsbereich)

Räumliche„Gestaltungs-einheiten“ ,Gültigkeits-bereiche vonNormen, po-litisch-administrativeAktivitätsre-gionen

Alltagswelt-liche kognitiveStruktur,Projektions-fläche vonIch-Identität

Definitions-kriterium

Ähnlich-keitsprin-zip

FunktionaleVerflechtun-gen

Gültigkeits-bereich vonNormen

Lebens-weltlicheRegionen

GängigeBezeich-nung

HomogeneRegion, formalregion, Struktur-region

Funktionalregion,Nodalregion,Verflechtungs-bereich

Programm-region, Pla-nungsregion,normative R.

Wahrneh-mungsregion,Identitäts-region

Bedeutung Gebiete, die inBezug auf einbestimmtesAttribut Ähnlich-keiten aufwei-sen, werden zueiner Regionzusammenge-fasst.(„Regionali-sierung“)

Interaktionenzwischen denräumlichenTeilelementeneines Unter-suchungsgebietes (Pendler-beziehungen,zentralörtlicherEinzugsbereich)

Räumliche„Gestaltungs-einheiten“ ,Gültigkeits-bereiche vonNormen, po-litisch-administrativeAktivitätsre-gionen

Alltagswelt-liche kognitiveStruktur,Projektions-fläche vonIch-Identität

Bedeutungsvarianten des Begriffes „Region“Bedeutungsvarianten des Begriffes „Region“

Nach M. BOESCH (1989, Abb. 22-1, S. 72)

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besondere Bedeutung für das Regionalmanagement besitzt und die entscheidende Voraussetzung für jede Art von Regionalmarketing darstellt. Wir haben gesehen, dass sich derartige Wahrnehmungsregionen in besonderem Maße dafür eignen, als Projektionsflächen für das personale Ich und für das Wir-Bewusstsein symbolischer Gruppen zu dienen: Regionen, die für die Selbst-Definition von Individuen sowie für die Darstellung und Bestärkung von Gruppenidentitäten wirksam gemacht werden, hat Hans Heinrich BLOTEVOGEL den Terminus "Identitätsregionen" vorgeschlagen. Sie sind das Ergebnis der verschiedenen Varianten der dritten Form des Identifizierens nach GRAUMANN. Von einem eigenständigen dritten Typus könnte man dann sprechen, wenn Regionen als "Bezugsräume eines aktiven Regionalismus" wirksam werden. "Regionalismus" bezeichnet die im weitesten Sinne politische Handlungsstruktur einer "neuen sozialen Bewegung", die man als "Widerstand lokaler oder regionaler Besonderheiten gegenüber dem Zugriff des Allgemeingültigen" verstehen kann (vergl. M. BOESCH, 1995 sowie B. WERLEN, 1993 a und 1995). Auch hier ist wiederum völlig klar, dass jede Art des Regionalmanagements in mehrfacher Weise und sehr intensiv mit Identitätsregionen und "Bezugsräumen eines aktiven Regionalismus" zu tun hat. Ich behaupte, dass diese drei lebensweltlichen Regionskonzepte (oder genauer: die dahinterstehenden Phänomene und Prozesse) die eigentliche Grundvoraussetzung für die Möglichkeit und Wirksamkeit von Regionalmanagement darstellt. Es stellt sich nun natürlich die Frage, was die besprochenen Typen von Regionen eigentlich miteinander zu tun haben. Die ersten beiden Typen (Strukturregionen und Verflechtungsregionen) entstammen dem Arbeitsbereich der Raumforschung und der Geographie, sie sind methodische Artefakte und dienen der wissenschaftlichen Beschreibung oder Analyse sozioökonomischer und physisch-materieller Gegebenheiten. Politisch-administrative Aktivitätsregionen sind politische Artefakte. Sie dienen zur Organisation von Prozessen der Herrschaftsausübung und zur planerischen Gestaltung sozioökonomischer Entwicklungen. Die lebensweltlichen Regionstypen sind sozialpsychologische Konstrukte, die der Daseinsbewältigung menschlicher Individuen und der Kohäsion von Quasigruppen oder "imagined communities" dienen. Als solche sind sie in erheblichem Maße Chimären, Hirngespinste, bloße Trugbilder unserer projektiven Deutung und Umdeutung der Welt. Als zentrale lebenspraktisch Gemeinsamkeit aller Regionskonzepte kann festgehalten werden: Sie dienen auch der Reduktion von Komplexität.

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Wahrnehmungsregionen und Identitätsregionen beziehen sich häufig auf funktionale Regionen. Diese Abbildung soll den Salzburger Zentralraum symbolisieren. Es handelt sich um eine abstrakte modellhafte Darstellung einiger wichtiger Strukturelemente dieses Gebietes, wobei keinerlei Wert auf exakte topographische Genauigkeit gelegt wird. Die gezackte Linie sei die Salzach, die Sternsignatur kennzeichnet die wichtigsten Siedlungen ..., die Pfeile symbolisieren die funktionalen Interaktionen, wie sie etwa in Pendlerbeziehungen, zentralörtlichen Interaktionen, Verflechtungen zwischen Betrieben oder Wanderungsbeziehungen zum Ausdruck kommen. Die graue Flächensignatur kennzeichnet den Bereich jenseits der Staatsgrenze, der vor dem EU-Beitritt Österreichs funktional primär nach Rosenheim und München orientiert war, die ovale Figur symbolisiert eine potentielle Nodalregion, wie sie sich etwa bei einer wirklich funktionsfähigen EuRegio einstellen könnte. Die Abbildung ist gleichsam das Resultat einer geographischen Analyse, die sich mit dem Salzburger Zentralraum als Nodalregion beschäftigt. Eine ähnliche Abgrenzung würde sich ergeben, wenn man die Aktionsräume der hier lebenden Menschen kartiert.

Modell des SalzburgerModell des SalzburgerZentralraumes als Zentralraumes als NodalregionNodalregion

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Das hier dargestellte Gebiet ist für die Bewohner also eine "Bühne" der Daseinsbewältigung, ein Konglomerat miteinander verflochtener Settings, die funktionale Bedeutung für den Daseinsvollzug besitzen und als Teilelement des sozialen Interaktionsprozesses anzusehen sind. Jeder, der in diesem Gebiet lebt, macht sich daher notwendigerweise in irgendeiner Form ein Bild von dieser regionalen Realität. Wir schreiben dieser Umwelt Eigenschaften zu, wir bewerten sie, und wir entwickeln auch emotionale Beziehungen zu ihr - so, wie wir es bei der Beschreibung der Identifikationsprozesse I und II besprochen haben. Und damit entsteht eine mentale

Projektion, ein kognitives Konstrukt, das wir als subjektive Mental Map dieser Nodalregion ansehen können.

FreilassingFreilassingTextilienTextilien

WalsWalsEinkaufsEinkaufs--zentrumzentrum

BadBadReichenhallReichenhall

SchwimmbadSchwimmbad

EugendorfEugendorfMöbelmärkteMöbelmärkte

WallerseeWallersee

HALLEINHALLEIN

WOHNUNGWOHNUNGGemeinde Gemeinde

HofHof

AnifAnifSuperSuper--marktmarkt

SALZBURGSALZBURG

KuchlKuchlFachFach--schuleschule

SchischuleSchischule

Subjektive / gruppenspezifische"kognitive Karte" einer RegionSubjektive /Subjektive / gruppenspezifischegruppenspezifische"kognitive Karte" einer Region"kognitive Karte" einer Region

Regionen als Gegenstände der alltagspraktischen Erfahrung

Regionen als Gegenstände der alltagspraktischen Erfahrung

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NodalregionNodalregion

WahrWahr--nehmungsnehmungs--regionregion

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Solche kognitive Karten sind, wie wir ausführlich besprochen haben, natürlich keine gleichsam photographischen Abbilder, die wirklichkeitsgetreu die Gegebenheiten unserer Umwelt widerspiegeln. Es sind eben vereinfachte und verzerrte gedankliche Modelle der Wirklichkeit, die sehr stark auf die subjektiven Interessen des Einzelnen bezogen sind. Sie sind diffus, haben unscharfe Grenzen, bieten ein selektives und zum Teil übersteigertes Zerrbild der realen Verhältnisse und sind durch massive Vorurteile geprägt. Sie enthalten nicht nur Sach- und Lageinformationen, sondern auch Werturteile und emotionale Bezüge: Hier bin ich gerne, hier gefällt es mir nicht. Und es gibt kollektive Varianten solcher mental maps.... Die Entwicklung der Nodalregion des Salzburger Zentralraumes zu einem dynamischen Wachstumsgebiet setzte erst vor 3 bis 4 Jahrzehnten ein. Das funktionale Ausgreifen auf die bayerischen Bereiche jenseits der Staatsgrenze konnte erst nach dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1996 erfolgen. In dieser kurzen Zeitspanne war es anscheinend noch nicht möglich, dass sich eine kollektive mental map des gesamten Zentralraumes entwickeln konnte. Mit anderen Worten: Es gibt im Bewusstsein der Bewohner, aber auch in den Köpfen der Politiker und Wirtschaftstreibenden keine oder noch keine Wahrnehmungsregion "Salzburger Zentralraum".

Es lassen sich bestenfalls Teilgebiete des Zentralraumes identifizieren, die im Sinne von "vernacular regions" kollektiv geteilte Wahrnehmungsregionen darstellen: Diese Regionsbezeichnungen sind zum Teil schon sehr alt, beziehen sich aber auf Interaktionszusammenhänge, die schon lange nicht mehr relevant sind. (Innviertel - Hausruckviertel...). "Flachgau" hat seine ursprüngliche Bedeutung etwas geändert .... Wird als Gegenbegriff zur Stadt Salzburg verwendet... (hat Loch)...

“Wahrnehmungsregionen“ im “Wahrnehmungsregionen“ im Bereich des SalzburgerBereich des SalzburgerZentralraumesZentralraumes

FLACHGAUFLACHGAU

TENNENGAUTENNENGAURUPPERTIGAURUPPERTIGAU

INNVIERTELINNVIERTEL

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Auch als Planungsregion oder normative Region ist der Zentralraum nur teilweise existent. Tatsächlich gibt es ein eigenes Regionalprogramm über den Zentralraum. Allerdings sind die Grenzen dieser normativen Region durch den Kompetenzbereich der Landesverwaltung beschränkt. Es werden nur jene Gebiete erfasst, die innerhalb der Landesgrenzen gelegen sind, die Anteile im angrenzenden OÖ und in Bayern müssen ausgespart bleiben. Weil es diesen Ballungsraum in seiner gesamten Ausdehnung nun weder als Wahrnehmungsregion noch als normative Region gibt, ist er natürlich auch nicht als Identifikationsraum existent. Dies hat sehr negative Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Regionalplanung und Regionalentwicklung für den Zentralraum. Weder die Bevölkerung noch die politischen Entscheidungsträger erkennen die funktionalen innerregionalen Zusammenhänge. Man nimmt einfach nicht zur Kenntnis, dass alle im gleichen Boot sitzen. Kommunale Egoismen dominieren. Wechselseitige Schuldzuschreibungen, Stadt versus Umlandgemeinden... Stadt nimmt Aufgabe als Kern und Motor der Regionalentwicklung nicht wahr... Dem Zentralraum fehlen also genau jene Eigenschaften, durch die alltagsweltliche Regionen gekennzeichnet sind: Er ist kein tradierter und im Bewusstsein der Bevölkerung präsenter Gegenstand des "Alltagswissens". Aktuelle Initiative der Planungsabteilung der Stadt ... Es soll versucht werden, ein Planungskonzept zu entwickeln, bei dem die gesamte Nodalregion einbezogen ist, also auch die Gebiete in Oberösterreich und Bayern.

Der SalzburgerDer SalzburgerZentralraum als Zentralraum als PlanungsregionPlanungsregion

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Wenn diese Nodalregion aber tatsächlich zu einer wirksamen Bezugsgröße der planerischen Entwicklung gemacht werden soll, dann muss sie zu einer alltagsweltlich relevanten Wahrnehmungsregion ausgestaltet werden, mit der man sich auch identifizieren kann. Nur so wird eine öffentliche Akzeptanz für die erforderlichen Planungsmaßnahmen entwickelt werden können, nur so ist längerfristig deren politische Durchsetzbarkeit sicherzustellen. Die Wahrnehmbarkeit einer Region und ihre Eignung als Identifikationsobjekt sind beeinflussbar und können durch eine gezielte Image-Entwicklung mit Hilfe moderner Marketing Methoden erheblich verstärkt werden. Mit diesem Thema sind auch schon mitten im Problembereich der Anwendung von raumbezogener Identität, ihrer praktischen Verwertung im Sinne eines "social engeneerings". Ehe ich diesen Problemkreis etwas ausführlicher behandle, möchte ich aber noch kurz auf die Frage eingehen, was eigentlich die Ursachen für die bereits mehrfach angesprochene Renaissance der Phänomene raumbezogener Identität sein könnten.

politischeDurchsetzbarkeit

Wahrnehm-barkeit

öffentlicheAkzeptanz

Zugehörigkeit

Planungsregionen alsPlanungsregionen als WahrnehmungsWahrnehmungs-- undundIdentifikationsobjekteIdentifikationsobjekte

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Diese evidente Renaissance ist tatsächlich in hohem Maße erklärungsbedürftig denn eigentlich -dürfte es sie gar nicht geben. Raumbezogene Identität schließlich ein zentrales Medium der räumlichen Verankerung im Sinne von A. GIDDENS und Benno WERLEN. Man sollte annehmen, dass sie ausschließlich für traditionelle Lebensformen und vormoderne Gesellschaftssysteme charakteristisch ist. Denn in deren Alltagspraxis sind räumliche, zeitliche und kulturelle Komponenten aufs engste verknüpft. In unseren spätmodernen Gesellschaftssystemen sollte eine derartige Stabilität von Handlungssystemen durch die Wirkung verschiedener Entankerungsmedien (wie globale Kommunikationsmöglichkeiten) gar nicht existieren. Warum bleibt raumbezogene Identität dennoch ungebrochen oder sogar verstärkt bestehen? Ich möchte zwei komplementäre, einander ergänzende, Erklärungsansätze anbieten. Der erste bezieht sich auf die "Subjektseite", also die menschlichen Akteure und deren Bewusstseinszustände, der zweite eher auf die "Objektseite" und dessen Entwicklungstendenzen im Rahmen von Globalisierungsprozessen. Die Auswirkungen dieser Globalisierungsprozesse werden mit den Schlagworten "Enträumlichung der Welt" oder "Entankerung" umschrieben. Die heutigen gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Strukturen sind gekennzeichnet durch eine ganze Reihe von Gegebenheiten, in denen insgesamt eine fast globale Vereinheitlichung, Normierung und Gleichschaltung zum Ausdruck kommt. Hintergründe und Auswirkungen der Globalisierung sind allseits bekannt:

• Weltwirtschaftliche Systemzusammenhänge, • globale Märkte, • Funktionalismus als übergeordnetes Gestaltungs- und Rationalitätsmodell, • hochgradige Differenzierung und Sektoralisierung der Arbeitswelt, • *Entwicklung übernationaler Normierung politischer Zusammenhänge durch die

Schaffung politisch-ökonomischer Großsysteme (EU), • genereller Bedeutungsverlust der Nationalstaaten, • Kapitalkonzentration, • global agierende multinationale Konzerne und • ein weltumspannendes Verkehrs- und Kommunikationssystem, das Distanzen

schrumpfen und zum immer mehr vernachlässigbaren Faktor werden läßt.

Wie kann die Renaissance raumbezogener Identität Wie kann die Renaissance raumbezogener Identität im Zeitalter der Globalisierung erklärt werden?im Zeitalter der Globalisierung erklärt werden?

RahmenbedingungenRahmenbedingungen: :

•• kulturell oktroyierter Individualitätszwang, kulturell oktroyierter Individualitätszwang, IdentitätsIdentitäts--findungfindung als sozial vorgegebene Aufgabe des Individuumsals sozial vorgegebene Aufgabe des Individuums

•• Mangel an Mangel an IdentifikationsmöglichkeitenIdentifikationsmöglichkeiten in der Modernein der Moderne

FolgeFolge::

•• Sinnkrise Sinnkrise und Entfremdung, und Entfremdung, SehnsuchtSehnsucht nach Heimatnach Heimat

Erklärung I:Erklärung I:Der spät/Der spät/postpost--moderne Heimatboom ist alsmoderne Heimatboom ist als

kompensatiorischekompensatiorische Reaktion auf die Reaktion auf die EntfremEntfrem--dungserfahrungendungserfahrungen der Moderne anzusehen.der Moderne anzusehen.

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Für den einzelnen Menschen und seine Einbindung in das soziale System hatte diese Entwicklung gravierende Folgen. Er ist mit einer Standardisierung von Lebenswelt konfrontiert, mit der Uniformität von Produkten und Handlungsmöglichkeiten, mit dem Abschleifen kulturspezifischer Gegensätzlichkeiten, mit einer Nivellierung von Differenzierungen, die auch zur Entstehung eines "Raums ohne Eigenschaften" (B. WALDENFELS 1987, S. 490) führte. Traditionelle Bindungen wie jene zu Nationen, Ständen oder sozialen Klassen haben sich immer stärker aufgelöst, der Einzelne ist in seinen Biographiemöglichkeiten durch die normierende Kraft der Arbeitsmarktgesellschaft nun an standardisierte und institutionalisierte Lebenslagen gefesselt (vergl. M. Kohli 1986). Ulrich BECK (1986, S. 206) beschreibt diesen Vorgang der Individualisierung als "...Herauslösung aus historisch vorgegebenen Sozialformen und -bindungen im Sinne traditionaler Herrschafts- und Versorgungszusammenhänge..., Verlust von traditionalen Sicherheiten im Hinblick auf Handlungswissen, Glauben und leitende Normen ... und ... eine neue Art der sozialen Einbindung...", die sich als institutionell kontrollierte Lebenslaufmuster niederschlagen (ebda., S. 211). Einer der entscheidenden soziokulturellen Prozesse der Moderne, welcher zur Einebnung sozialer Binnendifferenzierungen, zur Enttraditionalisier-ung und zur Homogenisierung von Lebenslagen führte, ist paradoxerweise der unter sozialstaatlichen Rahmenbedingungen systemimmanente Zwang zur Individualisierung (U. Beck 1983, S. 52/3). Damit wurde auch Identität im Sinne von Individualität oder personaler Einzigartigkeit zu einer soziokulturellen Forderung, einer Norm, welcher der einzelne gerecht zu werden hat. Persönliche Identität wurde im Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung zur Moderne immer mehr zu einem kulturell oktroyierten Individualitätszwang (T. LUCKMANN 1979, S. 294). Auf sich selbst und die permanente Aufgabe der Identitätsfindung zurückverworfen, sieht sich das Individuum in der Moderne aber zunehmend allein gelassen. Verläßliche Identitätsnormen und Identifikationsangebote fehlen. Traditionelle Wertestrukturen und Bezugshorizonte wie Rasse, Klasse, Stand, Primärgruppen, Religion, Parteien, verbindliche Wertestrukturen etc. existieren nicht mehr als ungebrochen funktionierende Systeme oder sind suspekt geworden. Dem Zwang zur Identitätsfindung und zur Aufrechterhaltung von Identität steht ein Mangel an Identifikationsmöglichkeiten gegenüber. Die Folge ist eine "lebenslängliche Identitätskrise des einzelnen" (T. LUCKMANN, S. 11; vergl. auch R. Gildemneister und G. Robert 1987 sowie M.T. Siegert und M. Chapman 1987). Die verschwundenen Identifikationsangebote des soziokulturellen Systems werden als gesellschaftliche Sinnkrise und Entfremdung erlebt. Auch der in traditionalen Gesellschaftsstrukturen bedeutsam Identifikationskomplex "Heimat", die Gesamtheit sozio-territorialer Bindungen an den engeren Lebensraum, verlor mit der Entwicklung zur Moderne sein Attraktionspotential. Technokratisch strukturierte Funktionalräume mit dem Ziel einer Optimierung von Kapitalverwertung und Arbeitsmarkt, zeiitralistisch gesteuerte Fremdbestimmung durch großräumig ausgerichtete Systemfunktionalität: Daraus musste eine räumliche Gleichschaltung der Lebenswelt folgen. Damit standen immer weniger Anknüpfungspunkte für komplexe und emotional befrachtete Anbindungen des Individuums an seinen Standort im Raum zur Verfügung. Somit stellte auch die Projektionsfläche des Territoriums nur mehr eingeschränkte Möglichkeiten oder Angebote für eine Auslagerung von Ich-Anteilen bereit. In der Auseinandersetzung mit einem derartigen "Raum ohne Eigenschaften" wird das Individuum genau das erleben, was in unzähligen sozialwissenschaftlichen Analysen auch diagnostiziert wurde, nämlich Unwirtlichkeit, Entfremdung, Unübersichtlichkeit, Sinnkrise, Heimatverlust und Sehnsucht nach Heimat. Der Höhepunkt dieser Entwicklung wird genau für jenen Zeitraum angenommen, in dem sich eine grundlegende Änderung unserer sozioökonomischen abzuzeichnen begann: Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. (Übergang vom fordistischen zum postfordistischen Wirtschaftssystem, auf den ich gleich anschließend noch eingehen werde. Zur gleichen Zeit und damit zusammenhängend: "postmaterialistischer Wertewandel" R. INGLEHART, 1977).

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Vor dem Hintergrund dieser beiden Bedingungsfelder, dem gesellschaftlich vorgegebenen Zwang zur Identifikation und der Entfremdungserfahrung, ist die seit etwa drei Jahrzehnten zu beobachtende Renaissance des Heimatbegriffes in der privaten, politischen und wissenschaftlichen Diskussion zu sehen (vergl. S. PÖTSCHER 1990). Auf der Ebene sozialer Systeme entspricht dem die Wiederentdeckung von Regionalkultur (vergl. W. LIPP, Hrsg. 1984) und der "neue Regionalismus" (vergl. R. PIEPER 1987, S. 535). Es können also gerade jene Strukturen der Moderne, die "Heimat" verhindert haben, dafür verantwortlich gemacht werden, dass als gleichsam emanzipatorische Gegenposition, Antwort und Widerspruch die Identifikationspotentiale territorialer Bindungen neu belebt werden. In diesem Sinne wird der postmoderne "Heimatboom" und die beobachtbare Bedeutungszunahme des Territorialen für personale und soziale Systeme von verschiedenen Autoren gedeutet. A. GÖSCHEL (1984, S. 12) spricht davon, dass die institutionelle und räumliche Distanzierung von Handlungsinhalten in der Moderne "...Anlaß einer neuen Hinwendung zum Lokalen..." sei, und er hält es für unbestritten, "...dass sich in dem Wiederaufleben des Heimatgedankens eine Modernitätskritik zeigt, ohne dass dadurch der pauschale Vorwurf der Konservativität oder gar des Reaktionären erhoben werden könnte" (ebda., S. 11)14). U. HERLYN (1988, S. 117) konstatiert eine "Wiederbelebung regionaler Verwurzelung" und führt Argumente und Belege dafür an, dass "...von der lokalen Lebenswelt einschließlich ihrer räumlichen Kontinuitäten stabilisierende Wirkungen auf Lebenslaufentwürfe ausgehen..." (S. 114). Auch er interpretiert dies als Reaktion und Gegenposition auf die Entfremdungserfahrungen der Moderne und die Unwirtlichkeit ihrer Lebensräume: "Aber trotzdem oder gerade deswegen scheint die das soziale Leben stabilisierende Funktion räumlicher Umgebung immer neu gesucht und gebraucht zu werden" (S. 115). Die Zunahme der Bedeutung lokaler und regionaler Bindungen wird als "kompensatorische Antwort auf grundlegende Auflösungs- und Mobilitätszwänge der Moderne" angesehen. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die fast unbeschränkt raumüberschreitenden Möglichkeiten sozialer Interaktion und Kommunikation keineswegs in jedem Fall zu einer Einebnung regionaler Differenzierungen oder zu universalistisch-kosmopolitischen Orientierungsformen führen müssen. Denn diese Möglichkeiten der Distanzüberwindung erlauben es auch, immer wieder zurückzukehren, sozialräumliche Bindungen und Solidaritäten zu pflegen, selbst wenn die Lebenslaufssituation längere Abwesenheiten erfordert (H. Geser 1981, S. 171-173). Auch andere Möglichkeiten hoher Mobilität, wie die "Polizentrik" von Raumbindungen (B. WALDENFELS 1987, S. 493), sind eher ein Argument für als gegen die aktuelle Bedeutung raumbezogener Identifikationsprozesse. Die Aufspaltung des Lebensinteresses zwischen Arbeits- und Freizeitwohnsitz läßt sich auch als Versuch deuten, am Zweitwohnsitz lokale Bindungspotentiale für Identifikationsprozesse in Wert zu setzen, die am Arbeitswohnsitz mit seiner funktionalistischen Unwirtlichkeit eben nicht realisierbar sind.

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Dieser Erklärungsansatz, dem sicher eine hohe Plausibilität zukommt, muss aber noch ergänzt werden, und zwar aus der Perspektive der Identifikationsobjekte. Wenn man nämlich den Prozess der Globalisierung genauer betrachtet, läßt sich feststellen, dass die enorme Bedeutungszunahme der Interaktionszusammenhänge auf globaler Ebene von einem parallelen Aufschwung der regionalen Strukturen begleitet ist. Der Globalisierung steht als gleichsam komplementärer Prozess die Regionalisierung im Sinne eines eminenten Bedeutungsgewinns regionalökonomischer Zusammenhänge gegenüber. ("Glocalization" Seit Anfang der 70er Jahre ist eine massive Umgestaltung unserer sozioökonomischen Systeme zu beobachten. Diese Umgestaltung kann sehr gut von der sogenannten "Regulationstheorie" beschrieben werden. Nach dieser Theorie wird das klassische sozioökonomische System der Moderne als "Fordismus" bezeichnet, das in den letzten drei Jahrzehnten neu entstehende als "Postfordismus". Ein wesentliches Kennzeichen dieser Umstrukturierungen ist in einer betonten Dialektik von Globalisierung und Regionalisierung zu sehen: "Auf der einen Seite erkennt man eine immer stärkere Wirksamkeit weltwirtschaftlicher Zusammenhänge: Transnational und global wirkende Akteure, weltweit agierende Konzerne, globale Finanzinstitutionen und einflußreiche internationale Autoritäten wie die Europäische Kommission oder die G7 determinieren nicht nur den einzelnen Betrieb, sondern auch volkswirtschaftliche Gesamtzusammenhänge. Die Globalökonomie hat die Nationalökonomie an Bedeutung bereits weit überholt. Auf der anderen Seite verlieren die Nationalökonomie und der Nationalstaat auch gegenüber regionalen und lokalen Kräften massiv an Bedeutung. Regionale Wirtschafts- und Politikzusammenhänge drängen den Nationalstaat zunehmend ins Abseits und beschneiden seine Kompetenz. Auch die Regionalökonomie beginnt der Nationalökonomie den Rang abzulaufen. Maßnahmen zur Entwicklung und Förderung der Wirtschaft werden demnach immer stärker regionalisiert, der regionale Kontext wird zum Schlüsselkriterium für Dynamik und Stärke der Wirtschaft. Globalisierung und Regionalisierung stellen dabei nicht gegensätzliche Entwicklungen, sondern einander komplementierende und kausal eng miteinander zusammenhängende Prozesse dar" (P. WEICHHART, 1996 b, S. 113/114).

Wie kann die Renaissance raumbezogener Identität Wie kann die Renaissance raumbezogener Identität im Zeitalter der Globalisierung erklärt werden?im Zeitalter der Globalisierung erklärt werden?

RahmenbedingungRahmenbedingung::

•• Umstrukturierung des Umstrukturierung des spätmodernen Weltwirtschaftsspätmodernen Weltwirtschafts--systemssystems: Übergang vom : Übergang vom Fordismus Fordismus zum Postfordismuszum Postfordismus

Erklärung II:Erklärung II:Der spät/Der spät/postpost--moderne Heimatboom ist auf moderne Heimatboom ist auf den Bedeutungsgewinn ökonomischer und den Bedeutungsgewinn ökonomischer und sozialer sozialer InteraktionszusammenhängeInteraktionszusammenhänge auf auf

regionaler Ebene zurückzuführen.regionaler Ebene zurückzuführen.

FolgeFolge: : •• Die Standortsysteme und Die Standortsysteme und sozioökonomischensozioökonomischen StrukturenStrukturen

der postfordistischen Formation führen zu einer der postfordistischen Formation führen zu einer AufwerAufwer--tung der regionalen Handlungsebenetung der regionalen Handlungsebene

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Der Bedeutungszuwachs der regionalen Systemzusammenhänge schlägt sich auch im Stellenwert der Regionen in der Raumordnungs- und Förderpolitik der Europäischen Union nieder. Die gegenwärtigen Wirkungszusammenhänge von Globalisierung und Regionalisierung haben insbesondere auch dazu geführt, daß das Marktgeschehen und der ökonomische Wettbewerb um eine wesentliche Dimension erweitert und bereichert wurde, nämlich um den Wettbewerb der Regionen. In diesem Sinne müssen Regionen gleichsam als "Produkte" angesehen werden, die auf einem internationalen Markt miteinander in Konkurrenz stehen. Nachfrager nach diesen Produkten sind alle Wirtschaftssubjekte, die Standortentscheidungen zu treffen haben: Betriebe, Institutionen und Privathaushalte. Die nachfragerelevanten Eigenschaften dieser Produkte, ihr Nutzwert, liegen in ihren Standortangeboten. Regionale Standortofferten beziehen sich dabei natürlich nicht nur auf außerregionale Nachfrager, sondern jeweils auch auf die Bewohner einer Region. Staatliche Lenkungsaufgaben werden zunehmend dereguliert. Damit kommt den Regionen ein wesentlich höheres Maß an Eigenverantwortung zu. Diese "Subsidiarisierung" muß sich natürlich auch auf der Ebene der Zielfindung niederschlagen: Die Regionalpolitik erhält gegenüber der gesamtstaatlichen Ebene, aber auch gegenüber der Landespolitik ein wesentlich höheres Gewicht, als dies früher der Fall war (vergl. z. B. D. FÜRST, 1996). Ein weiteres Charakteristikum der wirtschaftlichen Gegebenheiten im Postfordismus, das für unsere Problemstellung von besonderer Relevanz ist, liegt in der Bedeutung von Netzwerkstrukturen und kreativen Milieus für die Regionalentwicklung. Unzählige empirische Studien haben aufgezeigt und belegt, daß wirtschaftlich "erfolgreiche" Regionen unter anderem durch die Existenz zwischenbetrieblicher Netzwerkbeziehungen sowie durch "kreative Milieus" gekennzeichnet sind. In derartigen Regionen finden sich "Cluster" von Betrieben der gleichen oder durch Zulieferverflechtungen miteinander in Beziehung stehender Branchen, zwischen denen trotz massiver Konkurrenz rege Kommunikation und Interaktion besteht. In diese Netzwerkbeziehungen sind zusätzlich verschiedene staatliche und privatwirtschaftliche Institutionen eingebunden: Forschungs- und Beratungsagenturen, Bildungseinrichtungen, Wirtschaftsdienste, Universitäten etc. Dabei wird nicht nur Information ausgetauscht, sondern es werden in intensiver Kooperation unterschiedlichste Projekte durchgeführt: gemeinsame Marketingaktivitäten, Marktforschung, Entwicklungsprojekte, Ausbildungsprogramme für die Mitarbeiter, Gründung gemeinsam nutzbarer Labors, Beratungsinstitutionen und Forschungsstätten etc. All diese Aktivitäten sind sehr stark auf informelle und private soziale Interaktionen bezogen und erfordern jene Situation des wechselseitigen Vertrauens der Akteure, die in der Regel nur im face to face Kontakt und bei einer hohen Häufigkeit der informellen Beziehungen herstellbar ist (Cafeteria-Effekt). Unter der Voraussetzung einer solchen "Kooperation trotz Konkurrenz" ("Koopkurrenz") kann sich ein branchenspezifischer Agglomerationsvorteil entwickeln, der zur Ausbildung kreativer Milieus führt und der gesamten Region erhebliche Entwicklungsimpulse vermittelt (vergl. dazu z. B. G. GRABHER, 1994, R. STERNBERG, 1995 a und 1995 b oder M. FROMHOLD-EISEBITH, 1995). Als Musterbeispiel für einen solchen regionalökonomischen Zusammenhang, der auf benachbarte Branchengruppen übergreifen kann und wichtige Impulse für Innovationen und Marktausweitungen vermittelt, wird etwa das kalifornische Silicon Valley angeführt. Die für den Postfordismus charakteristischen Standortsysteme und ökonomischen Interaktionsstrukturen sind also in hohem Maße auf regionale und lokale Beziehungsgeflechte ausgerichtet. Deren Funktionsfähigkeit und Effizienz gründet aber genau auf jenen Prozessen, die wir als Hintergründe der Ausbildung regionaler Identität besprochen haben: Komplexitätsreduktion, Sicherheit, Aktivität/Stimulation, Kontextualisierung sozialer Interaktion, sozialräumliche Gruppenbindung und Loyalitäten. Somit kann der Übergang zur postfordistischen Formation als weitere Ursache der Renaissance raumbezogener Identität angesehen werden.

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Aus den besprochenen Zusammenhängen kann auch die praktische Schlussfolgerung abgeleitet werden, dass heute der Regionalplanung eine zentrale Bedeutung zukommen muss. Zukunftsaufgabe... Ihre Stellung ist zu stärken... Frühere Formen: räumliche Verankerung gesellschaftlicher Prozesse, die eine stark deterministische Komponente besaßen. Heutige Formen: Nicht-deterministische selbstbestimmte Wiederverankerung als bewußte Gegenposition zu den Globalisierungstendenzen ... Charakter der selbstbestimmten Wiederverankerung ... Wir wissen aber auch, daß es neben den positiven Auswirkungen noch eine zweite, sehr unerfreuliche Seite raumbezogener Identität gibt. Einige der Auswirkungen und Funktionen des Phänomens betreffen auch die Schattenseiten, die dunklen Bereiche menschlicher Existenz. Die beschriebenen Prozesse der Identifikation und Identitätsbildung können nämlich auch zu Folgewirkungen führen, die allgemein anerkannten gesellschaftlichen Wertvorstellungen völlig widersprechen und aus moralischen Gründen abzulehnen sind. Raumbezogene Identität kann nämlich nicht nur Wärme, Sicherheit und emotionale Geborgenheit bedeuten, sondern auch Engstirnigkeit, Kantönligeist oder Kirchturmpolitik. Die Leichtigkeit des Seins und Handelns und die Sicherheit der Weltdeutung in den Grenzen der eigenen Alltagswelt kann auch bedeuten, daß man nicht mehr imstande ist, über diese Grenzen hinauszublicken, daß man als geistiger Gefangener dieser Alltagswelt unfähig bleibt, aus den zu reaktionärer Enge erstarrten Strukturen territorialer Fixierung auszubrechen. Besonders negativ wirkt sich diese räumlich-sozial definierte Sonderform des Ethnozentrismus dann aus, wenn sie zum einzigen Maßstab der Weltbeurteilung degeneriert ist und anderen soziokulturellen Systemen mit völligem Unverständnis begegnet. Historische und - leider auch - aktuelle Ereignisse belegen mit erschreckender Deutlichkeit, daß dieser Ethnozentrismus der Wahrnehmung und Wahrnehmungsverweigerung durchaus noch steigerungsfähig ist, wenn er als menschenverachtendes Prinzip der Intoleranz zu einer handlungsleitenden Maxime wird. Auch dieses Phänomen kann mit Hilfe der besprochenen Prozesse der Identifikation erklärt werden. Gruppenbindung und Gruppensolidarität beziehen sich auf ein positives Selbstbild, das besonders griffig als Kontrastierung eines Fremdbildes artikuliert wird. Die für das "Wir-Bewußtsein" so wichtige Abgrenzung gegenüber "den anderen" kann sehr leicht in eine Ausgrenzung der anderen umschlagen, das Fremdbild kann zum Feindbild pervertieren. Fremdenhaß, Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz gegenüber "den anderen" sind die Folgen. Dies alles erklärt, warum symbolische Gemeinschaften, wie sie im Rahmen raumbezogener Identität entstehen, in besonderem Maße dazu geeignet sind, zum Vehikel demagogischer Manipulation zu werden. Anfällig sind dafür vor allem jene Bevölkerungsgruppen, die in einer ökonomischen Existenzkrise stecken und diese aus eigener Kraft nicht bewältigen können. Gerade sie tendieren dazu, ihre Ängste und Sinnkrisen in aggressiven Schuldzuweisungen auf Feindbilder zu projizieren. Die Le Pens, Schönhubers und Haiders profitieren davon.

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Es sollte aus den bisherigen Überlegungen eindeutig klar geworden sein, dass die besprochenen Aspekte der raumbezogenen Identität zahlreiche Ansatzpunkte für eine gezielte Inwertsetzung im Rahmen verschiedenster Anwendungszusammenhänge liefern. Die gleichsam ingenieurtechnischen Verwertungsmöglichkeiten reichen von der Mikroebene der Wohnberatung über Regionalplanung, Regionalmanagement und besonders Regionalmarketing bis zur Landesplanung. In Bezug auf die "Klienten" oder Auftraggeber möglicher Anwendungsaktivitäten reicht das Spektrum von der Politikberatung und dem "Geomarketing" von Betrieben des Einzelhandels bis zu einer - mir besonders sympathischen - anwaltlichen Beratung von Bürgerinitiativen oder der Sozialarbeit in Wohnquartieren. In der Raumplanung wurde die Bedeutung raumbezogener Identität schon sehr frühzeitig,

etwa Anfang der 80er Jahre erkannt. Eine effiziente Umsetzung findet sich aber erst seit Anfang der 90er Jahre vor allem im Kontext des Stadt- und Regionalmarketing.

„Anwendungsbereiche“ raumbezogener Identität„Anwendungsbereiche“ raumbezogener Identität

•• Wohnberatung, ArchitekturWohnberatung, Architektur•• alle Ebenen der Raumplanungalle Ebenen der Raumplanung•• Regionalmanagement, RegionalmarketingRegionalmanagement, Regionalmarketing•• Stadtmanagement, StadtmarketingStadtmanagement, Stadtmarketing•• PolitikberatungPolitikberatung•• „Geomarketing“ von Betrieben (Einzelhandel und „Geomarketing“ von Betrieben (Einzelhandel und

DienstleisterDienstleister))•• EntwicklungsEntwicklungs-- und Sozialarbeit in Wohnquartierenund Sozialarbeit in Wohnquartieren•• DorfDorf-- und Stadterneuerungund Stadterneuerung•• BürgerinitiativenBürgerinitiativen•• „„partizipative partizipative Planung“Planung“•• ......

Entstehungsbedingungen für das BerufsfeldEntstehungsbedingungen für das BerufsfeldStadt/RegionalStadt/Regional--Management/MarketingManagement/Marketing

•• Wettbewerb der Regionen, Wettbewerb der KommunenWettbewerb der Regionen, Wettbewerb der Kommunen

•• „Regionalisierung“ als komplementärer „Regionalisierung“ als komplementärer Prozess Prozess derderGlobalisierungGlobalisierung

•• Bedeutungszunahme der Phänomene raumbezogener Bedeutungszunahme der Phänomene raumbezogener IdentitätIdentität

•• Notwendigkeit eines professionellen StandortmarketingNotwendigkeit eines professionellen Standortmarketing

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Stadt- und Regionalmanagement/Marketing ist ein neues Berufsfeld, das man als ausgesprochene Wachstumsbranche ansprechen kann. Die Entstehungsbedingungen für diesen Arbeitsbereich liegen letztlich in genau jenen Entwicklungstendenzen begründet, die wir bereits besprochen haben: im komplementären Prozess von Globalisierung und Regionalisierung und in den neuen Rahmenbedingungen der postfordistischen Formation. Auf der anderen Seite sind sie auf die Bedeutungszunahme der Phänomene raumbezogener Identität bezogen. Es ist vor allem der berühmte "Wettbewerb der Regionen" und der "Wettbewerb der Kommunen", der unter den beinharten Bedingungen des Postfordismus

eine Erweiterung des Marktprozesses darstellt und die Notwendigkeit eines professionellen Standortmarketings bedingt. Was im Rahmen des Stadt- und Regionalmanagements oder -Marketings gemacht wird kann als "kommunikative Stadt- oder Regionalentwicklungspolitik" umschrieben werden. Es handelt sich also um ein angewandt-politisches Arbeitsfeld. Als eigentliche Entscheidungs- und Auftragsgeber treten Gebietskörperschaften oder Verbände von Gebietskörperschaften im Sinne politischer Subjekte" auf. Gleichzeitig sind diese Gebietskörperschaften aber auch die "Objekte" der Tätigkeiten und Marketing/Management-Aktivitäten. Sie sind gleichsam die "Betriebe", die gemanagt, die "Produkte" die vermarktet werden sollen. In diesem Sinne stellen sich die betreffenden räumlichen Objekte als regionalökonomische Systeme und als Cluster von Standort- und Nutzungsofferten dar. Ihre Funktionalität, ihre ökonomische Potenz, ihr Image sollen verbessert oder optimiert werden. Konkret geht es dabei beispielsweise um die Lösung folgender Problemstellungen:

„Objekte“, „Betriebe“, „Produkte“„Objekte“, „Betriebe“, „Produkte“

„Politische Subjekte“

„Politische Subjekte“

Tätigkeits-schwerpunkte

Tätigkeits-schwerpunkte

(Größere) Kommunen, Kommunal-verbände/Regionalforen als Auftrag-

geber und politische Akteure

MANAGEMENTKoordination, Mediation,

Rationalisierung, Effizienz-steigerung, RI-Entwicklung,...

MARKETING

Kommunen und Regionenals Cluster von Standort-

und Nutzungsofferten

StadtmanagerRegionalberater

Regionalmanager

Quelle: P. WEICHHART, 1998, S. 82

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Bei einer vom Deutschen Seminar für Städtebau und Wirtschaft durchgeführten Umfrage in 46 deutschen Städte wurden folgende Zielsetzungen von Stadt-Marketing-Projekten genannt:... Natürlich sind derartige Auflistungen von Globalzielen in der Regel nicht extrem aussagekräftig, weil sie sehr allgemein oder abstrakt formuliert sein müssen. Es wird aber auch in diesen Formulierungen klar, daß im Vordergrund der Tätigkeit des Stadtmanagers ein Handlungsansatz zur Stadtentwicklung steht. Als eindeutig zentrales Element seines Tuns wird dabei die Kommunikation und die Entwicklung einer hochwertigen Gesprächskultur zwischen den relevanten Akteuren herausgestellt. Es ist klar, daß der Stadtmanager selber nicht die Mittel und Möglichkeiten hat, von sich aus oder durch eigene Aktivitäten unmittelbar die Attraktivität der Stadt zu steigern oder beispielsweise das Einzelhandelsangebot zu verbessern. Er kann über kommunikative Prozesse nur die Voraussetzungen für Attraktivitätssteigerungen schaffen und konkrete Aktionen jener Gruppen anregen, welche die Verfügungsgewalt und die Instrumente zur Durchführung solcher Handlungen besitzen. Er ist also genaugenommen eine Art Ideenverbreiter und Animateur. Konkret Handeln müssen dann meist andere. Dabei ist das Gesamtspektrum der Handlungsoptionen und Teilprojekte überaus weitläufig:

Zielsetzungen von StadtmarketingZielsetzungen von Stadtmarketing--ProjektenProjekten(Ergebnisse einer Befragung von 46 deutschen Städten)(Ergebnisse einer Befragung von 46 deutschen Städten)

•• Attraktivitätssteigerung der Stadt/InnenstadtAttraktivitätssteigerung der Stadt/Innenstadt

•• Verbesserung der Angebote im Einzelhandel und bei denVerbesserung der Angebote im Einzelhandel und bei denDienstleistungenDienstleistungen

•• Verbesserung der WirtschaftsstrukturVerbesserung der Wirtschaftsstruktur

•• Verbesserung der Kommunikation und KooperationVerbesserung der Kommunikation und Kooperation

•• Positionierung und Profilierung der Stadt, VermarktungPositionierung und Profilierung der Stadt, Vermarktungder Standortoffertender Standortofferten

•• Erhöhung der Akzeptanz durch die KonsumentenErhöhung der Akzeptanz durch die Konsumenten

•• Verbesserung der Lebensqualität in der StadtVerbesserung der Lebensqualität in der Stadt

•• Verbesserung der Vermarktung nach innen und außenVerbesserung der Vermarktung nach innen und außen

•• Entwicklung eines LeitbildesEntwicklung eines LeitbildesQuelle: R. BEYER, 1995, A. BONA, 1997

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Insgesamt hat ein Stadt- oder Regionalmanager ein sehr komplexes Ziel anzustreben: die

qualitative Weiterentwicklung von Wirtschaftskraft und Lebensqualität einer Stadt bzw. einer Region. Bei genauer Betrachtung ist dieses Ziel nur dadurch zu erreichen, dass in der Interaktion mit allen Planungsbeteiligten regionale Identität oder stadtbezogene Identität produziert wird.

Beispiele konkreter Projekte des StadtmarketingBeispiele konkreter Projekte des Stadtmarketing

•• Architekturwettbewerb durchArchitekturwettbewerb durch--führen;führen;

•• Beleuchtung historischer Beleuchtung historischer GeGe--bäudebäude organisieren;organisieren;

•• Aufenthalte für soziale RandAufenthalte für soziale Rand--gruppengruppen schaffen;schaffen;

•• Gestaltungssatzungen für InnenGestaltungssatzungen für Innen--stadtstadt entwickeln, beraten, entwickeln, beraten, DisDis--kussionenkussionen leiten, umsetzen;leiten, umsetzen;

•• Baumpatenschaften entwickeln;Baumpatenschaften entwickeln;•• Leitbildentwicklung Leitbildentwicklung in Gangin Gang

setzen, betreuen, umsetzen;setzen, betreuen, umsetzen;•• Platzgestaltung organisieren;Platzgestaltung organisieren;•• StadtentwicklungsgesellschaftStadtentwicklungsgesellschaft

gründen;gründen;•• Standortfindung Standortfindung für Müllfür Müll--

containercontainer;;•• Weihnachtsbeleuchtung Weihnachtsbeleuchtung organiorgani--

sierensieren;;

•• Analysen durchführen;Analysen durchführen;•• Bauernmarkt gründen;Bauernmarkt gründen;•• Aquisition Aquisition von Betrieben undvon Betrieben und

speziellen speziellen DienstleisternDienstleistern;;•• Koordination Koordination LadenöffnungsLadenöffnungs--

zeitenzeiten;;•• Monitoring Monitoring der Handelsder Handels-- und und

Raumentwicklung („Raumentwicklung („FrühwarnFrühwarn--systemsystem“);“);

•• Einrichtung/Weiterführung Einrichtung/Weiterführung GewerGewer--beflächenbeflächen-- und Baulandkataster;und Baulandkataster;

•• „Kulinarische Wochen“ initiieren,„Kulinarische Wochen“ initiieren,organisieren, bewerben;organisieren, bewerben;

•• Leerstände von Ladenlokalen abLeerstände von Ladenlokalen ab--bauen, Ersatznutzung suchen;bauen, Ersatznutzung suchen;

•• regionale Leistungsschau regionale Leistungsschau orgaorga--nisierennisieren;;

•• etcetc..Quelle: R. BEYER, 1995, S.38-44

ZielsetzungZielsetzungQualitative Weiterentwicklung der Wirtschaftskraft und Qualitative Weiterentwicklung der Wirtschaftskraft und Lebensqualität einer RegionLebensqualität einer Region

RegionsRegions--spezifischesspezifischesImage von Image von Produkten Produkten

undundDienstenDiensten

RegionalmanagementRegionalmanagementRegionalmanagementMASTERPLAN

GesamtregionaleEntwicklungs-

planung

GesamtregionaleGesamtregionaleEntwicklungsEntwicklungs--

planungplanungRegional-marketingRegionalRegional--marketingmarketing

AUSSEN-MARKETING

AUSSENAUSSEN--MARKETINGMARKETING

Mittel derMittel derZielZiel--erreichungerreichung

HauptHaupt--aufgabenaufgaben

BINNEN-MARKETING

BINNENBINNEN--MARKETINGMARKETING

InstitutionelleInstitutionelle Träger:Träger:RegionalplanungsstellenRegionalplanungsstellen, , Regionalmanager,Regionalmanager, RegioRegio--nalverbandnalverband, regionale , regionale Entwicklungsagentur ...Entwicklungsagentur ...

“Produktion” regionaler Identität“Produktion” regionaler Identität

auf der Grundlage von personalen Identitäten, Gruppenauf der Grundlage von personalen Identitäten, Gruppen--identitätenidentitäten sowie dersowie der Corporate IdentitiesCorporate Identities vonvon BetrieBetrie--benben, Interessenvertretungen und der Administration, Interessenvertretungen und der Administration

Regionale Identität als Medium der RegionalentwicklungRegionale Identität als Medium der Regionalentwicklung

durchdurch

Quelle: P. Weichhart, 1998

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Als Instrument dazu wäre ein integrales Regionsmanagement anzusehen, das zwei Hauptaufgaben zu lösen hat: eine gesamtregionale Entwicklungsplanung und ein aktives Regionalmarketing. Diese Aufgabenstellungen sollten auf einen übergeordneten "Masterplan" bezogen sein, in dem die zentralen Ziele, Mittel und Verfahren des Planungsprozesses im Konsens der regionalen Akteure präzisiert werden müßten (vergl. P. WEICHHART, 1996c) und mit dem eine Koordination der bestehenden Fachplanungen gewährleistet wird. Die Spezifizierung der Globalziele des Masterplans und ihre Umsetzung durch konkrete Entwicklungsprojekte sollte in Form eines professionellen Regionalmanagements erfolgen. Die zentralen Aufgaben des Regionalmanagements bestehen in Entwurf und der Durchführung einer gesamtregionalen Entwicklungsplanung sowie des Regionalmarketings. Dem Regionalmarketing kommt dabei die Aufgabe zu, eine Planungsregion zu einer alltagsweltlich relevanten Wahrnehmungsregion auszugestalten, mit der man sich identifizieren kann und die als positiv besetzter Imageträger sowohl nach innen als nach außen positioniert werden kann. Damit ergeben sich für ein professionelles Regionalmarketing zwei Aufgabenstellungen, zwischen denen enge Wechselwirkungen bestehen. Die erste Problemstellung betrifft gleichsam die "Außenpolitik" einer Region. Mit ihrer Hilfe sollte eine Positionierung im internationalen Regionenwettbewerb möglich sein. Im Vordergrund stehen dabei jene Standortpotentiale, die für außerregionale Nachfrager bedeutsam sein können. Ebenso wichtig ist aber das Binnenmarketing. Dabei geht es um die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen, mit deren Hilfe die Wahrnehmbarkeit und die Identifikationsfähigkeit einer Region für ihre eigenen Bewohner gefördert wird. Binnenmarketing hätte natürlich auch die Funktion, das regionale Gefüge von Standortofferten für die Bewohner und Betriebe der Region transparent zu machen und die spezifischen Qualitäten der hier gegebenen Nutzungsmöglichkeiten zu verdeutlichen. Besonderes Augenmerk ist dabei auch der Corporate Identity wichtiger Betriebe der Region zu widmen. Sie sollten einerseits dazu beitragen, das Image der Region zu konkretisieren, andererseits könnte sie selbst und ihre Reputation in das Regionalimage gleichsam eingeklinkt werden und davon profitieren. Nicht vergessen dürfte man dabei auf die Corporate Identity von regionalen Interessenvertretungen und Institutionen der Administration. Ist es einmal gelungen, das innen- wie außenbezogene Image einer Region wirksam zu begründen, dann kann sich eine positive Übertragung auf Produkte und Dienste ergeben, die in der Region hergestellt und angeboten werden. Auch hier bestehen Wechselwirkungen: Man kann nicht nur das Image der Region für die Vermarktung ihrer Produkte einsetzen ("Produktpositionierung mit Hilfe des Herkunftsbezuges"), sondern umgekehrt auch den guten Ruf spezifischer Produkte oder Dienste für die Charakterisierung der Region und ihrer Imagekomponenten verwenden. Als Beispiel für die Konzeption von Projekten des Stadt- und Regionalmarketings stelle ich Ihnen ein längeres Zitat aus der CIMA-Homepage vor. (CIMA= größter kommerzieller Anbieter für City-Marketing-Projekte....)

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Die Formulierungen dieses Textes aus der Homepage des Marktführers (ein wenig auch von mir abgeschrieben) zeigen in aller Deutlichkeit auf: Was hier gemacht wird, ist die ingenieurtechnische Anwendung von Prozessen der raumbezogenen Identität mit dem Ziel, eine stadt- oder regionalpolitische Entwicklung in Gang zu setzen. Dabei werden gezielt die Identifikationsprozesse I bis III eingesetzt, die zur Ausbildung von Wahrnehmungs- und Identitätsregionen führen. Die Formulierungen zeigen auch, dass man dabei genau jene Methoden und Analyseinstrumente einsetzten kann, die in empirischen Arbeiten zur Untersuchung raumbezogener Identität eingesetzt werden.

• Bei der Entwicklung von Corporate-Identity-Konzepten und der Stärken-Schwächen-Analyse: Semantisches Differntial etc.

• Differenzen zwischen Selbstbildern und Fremdbildern können gezielt genutzt werden, um für Binnenmarketing und Aussenmarketing zielgenaue Konzepte zu entwickeln.

Der - empirisch belegbare - Erfolg des Regional- und Stadtmarketings und die berühmte "Stimulation endogener Entwicklungs- und Kreativitätspotentiale", die bei erfolgreichen Projekten tatsächlich entsteht, basiert auf der Nutzung jener räumlich bezogenen Loyalität und Solidarisierung, die wir als Charakteristikum der raumbezogenen Identität diskutiert haben.

Würden derartige lebensweltlich relevanten Bindungen von Individuen und Gruppen an bestimmte Gebiete nicht existieren, dann wären alle Versuche eines aktiven Regionalmarketings von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Positiv formuliert: Die psychischen und sozialen Prozesse, welche die lebensweltliche Existenz und Wirksamkeit von Wahrnehmungs- und Identitätsregionen bedingen, sind die entscheidenden Ansatzpunkte für die Umsetzung des Regionalmarketing.

Oberste Zielsetzung eines Stadtmarketing-Projektes wie auchkommunaler Entwicklungspolitik ist die Steigerung derLebensqualität und Wirtschaftskraft für den Bürger in der Stadt.Um diese Ziele möglichst effizient zu verfolgen, bedarf es einerlangfristig angelegten, systematischen Vorgehensweise...

Stadtmarketing in der Praxis...Stadtmarketing in der Praxis...

Zitate aus der CIMAZitate aus der CIMA--Homepage (Homepage (httphttp://://wwwwww..cimacima.de/.de/indexindex..htmhtm))

Der Weg, der zu einem systematischen Stadtmarketing führt,ist in drei Phasen eingeteilt:

1. Phase: Organisation und Installation, Problem- undBestandsanalyse

Bei der Organisation eines Stadtmarketing-Projektes geht esnicht darum, eine Neben- oder Überorganisation zum Stadt-rat zu schaffen, sondern darum, eine Organisationsform zufinden, die überparteilich ist und koordinierende, motivieren-de Funktionen hat.

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Stadtmarketing in der Praxis...Stadtmarketing in der Praxis...

Zitate aus der CIMAZitate aus der CIMA--Homepage (Homepage (httphttp://://wwwwww..cimacima.de/.de/indexindex..htmhtm))

Nach einer intensiven Phase von Informationsgesprächenmit den lokalen Politikern, Entscheidungsträgern und Akteu-ren werden in einer umfangreichen Strukturanalyse die be-stehenden Entwicklungstendenzen, Stärken und Schwächender Stadt herausgearbeitet. Dazu werden auch bereits vor-liegende Daten und Untersuchungen ausgewertet. Als Er-gebnis wird ein Stärken-Schwächen-Profil der Stadt erstellt.

2. Phase: Stadtleitbild - Stadtphilosophie

Nach Abschluß der Problem- und Bestandsanalyse, wirdgemeinsam mit den Betroffenen die zukünftige Zielrichtungder Stadtentwicklung in mehreren Workshops erarbeitet undformuliert. Dieses Stadtleitbild ist das gemeinsame, von al-len kommunalen Akteuren und Interessengruppen getrage-ne Zielsystem.

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Hinweise auf einschlägige Internet-Sites: ************************************************************* http://homepages.uni-tuebingen.de/student/klaus.irion/

Homepage von Klaus Irion

[email protected]

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Die nachfolgende Arbeit, die sich mit dem Thema Fußballfans im allgemeinen und deren lokalpatriotischen Formen am Beispiel von Baden-Württemberg beschäftigt wurde von Helge Binder und Klaus Irion verfaßt. Wir zwei Autoren sind Studenten der Empirischen Kulturwissenschaft und der Politikwissenschaft an der Universität Tübingen. In unserer Freizeit befassen wir uns weniger theoretisch als praktisch (durch Stadionbesuche) mit dem Fußball. Der nun folgende Text wurde als Zwischenprüfungsarbeit im Fach Empirische Kulturwissenschaft verfaßt. Wer mehr über das Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft erfahren möchte, hat hier die Möglichkeit.. Natürlich würde wir uns auch über faire E-Mail-Kritik freuen. Und jetzt viel Spaß mit unserer Arbeit. Ihr könnt die Arbeit nun hier direkt lesen, oder aber als Word 8.0-Datei herunterladen.

Ein "Europa der Fussballregionen"? Über den zunehmenden Lokalpatriotismus der Fussballfans in Baden-Württemberg

************************************************************* http://www.uni-erlangen.de/orient/kultur/papers/gottha.htm

>>> PD Dr. Axel Gotthard, Institut für Geschichte, 91054 Erlangen, Kochstr. 4 <<<

Raum und Identität in der frühen Neuzeit.

Eine Problemskizze. ************************************************************* http://socio.ch{intcom/t_hgeser04.htm

Towards Cybersociety and “Vireal” Social Relations

Online Publications

Wiederbelebung vergessener Traditionen oder Aufbruch ins Dritte Jahrtausend?

Neue Chancen politischer und regionaler Identität im Internetzeitalter.

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