Reclams Lateinisches Zitaten-Lexikon · nige Zitate vermissen oder auch zur einen oder anderen...

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Reclams Lateinisches Zitaten-Lexikon

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VonMuriel Kasper

Reclam

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Für Raban und Maura

RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK Nr. 19196

Printed in Germany 2017RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und

RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Markender Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-019196-5

Auch als E-Book erhältlich

www.reclam.de

1996, 2014 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG,Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Umschlaggestaltung: Stefan Schmid Design, Stuttgart

Siemensstraße 32, 71254 DitzingenDruck und Bindung: Canon Deutschland Business Services GmbH,

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Einleitung

So ein paar grundgelehrte Zitate zieren den ganzen Menschen.

Heinrich Heine, Reisebilder, Zweiter Teil

Es mag seltsam anmuten, daß eine Sammlung lateinischer Zitatemit einem Spruch eines deutschen Dichters beginnen soll – zu-mal einem so ironischen. Kaum ein anderes Zitat jedoch gibt dieZwiespältigkeit eines solchen Unterfangens in der heutigen Zeitso treffend wieder.

Auch wenn im Internet Kommunikationen in lateinischerSprache stattfinden, so ist generell eher eine rückläufige Tendenzin der ernsthaften Auseinandersetzung mit der Sprache und Kul-tur Roms zu verzeichnen – eine Tendenz, die bei der zuneh-menden Relevanz anderer Wissensbereiche verständlich ist, dieLiebhaber der Reichtümer jener Kultur jedoch eine enormegeistige Verarmung der kommenden Zeiten voraussehen läßt.

Dieser Tendenz steht die oft mißbrauchte Aura der Gelehr-samkeit gegenüber, die in den Augen vieler die lateinische Spra-che auch heute noch umgibt: Manch einer bedient sich solcherZitate, um mit ein paar souverän dahergesagten lateinischenWorten seine vermeintlich »tiefe Gelahrtheit anzubringen« (wie-der Heine, siehe oben). »Delirant, isti Romani!« – »Die spinnen,die Römer!« mag sich da der mit unverständlichem Latein bom-bardierte Gesprächspartner sagen.

Sowohl dem Verschwinden einer ganzen Kultur als auch demseichten, allein auf Prestige bedachten Wissen möchte diesesBüchlein entgegenwirken. Es soll Neugierde wecken, zu weite-rer Lektüre anregen und vor allem die Bedürfnisse der Benutzererfüllen, die ein bestimmtes Zitat suchen: durch knappe, exakteHinweise auf den genauen Wortlaut eines Zitats, dessen Fundortund, wenn nötig, durch Erläuterungen zum literarischen Kon-text und kulturellen Hintergrund. Leser, die mit der SpracheRoms bislang keinen Kontakt hatten, sind hier ebenso angespro-chen wie Kenner der lateinischen Literatur, da neben den Infor-

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mationen zur Situierung der Zitate häufig Parallelstellen aufge-führt werden. Die streng alphabetische Anordnung der Einträgeerlaubt es, auch ohne Kenntnis des Lateinischen ein im Wortlautvorliegendes Zitat ausfindig zu machen. Wer lediglich rudimen-täre Sprachkenntnisse besitzt, dem soll durch die textnahen (fürdeutsche Ohren daher bisweilen vielleicht etwas widerspensti-gen) Übersetzungen der lateinischen Originale wieder auf dieSprünge geholfen und das Zitat so auch sprachlich näherge-bracht werden. Die »Holprigkeit« mancher Übersetzung wird,wo dies möglich ist, durch analoge sprichwörtliche Wendungendes Deutschen wettgemacht, die in vielen Fällen Karl SimrocksSammlung deutscher Sprichwörter entnommen sind. Bei derSuche nach dem Ausspruch eines bestimmten Urhebers leistetein Quellenregister (siehe S. 421), das bei den wichtigstenSchriftstellern nach Einzelwerken oder Werkgruppen aufgeglie-dert ist, eine Hilfestellung. Lesern, die ein Zitat für einen be-stimmten Anlaß suchen oder sich nicht mehr an den genauenWortlaut erinnern, mag ein knappes Schlagwortregister (sieheS. 402) dienlich sein.

Die ausgewählten Zitate beschränken sich nicht auf antikeQuellen, sondern illustrieren das Fortleben der lateinischenSprache über das Mittelalter hinaus bis in die Neuzeit: QueenElizabeth II. hat mit ihrem Ausspruch aus dem Jahre 1992 hierin zeitlicher Hinsicht das letzte Wort (siehe S. 35). Außer literari-schen Zitaten fanden auch zahlreiche Wendungen aus demkirchlichen und juristischen Bereich sowie aus Studentenliedernneben Aussprüchen historischer Persönlichkeiten Eingang. Frap-pant ist bereits nach kurzem Schmökern die gedankliche Nähevieler Zitate zu heutigen Lebenssituationen; häufig zeigt sichauch eine Parallelität zu den sprachlichen Motiven des Deut-schen (z. B. »Una hirundo non facit ver« – »Eine Schwalbemacht noch keinen Frühling«). Befremdlich hingegen sind etwadie zahlreichen misogynen Einträge, die, auch wenn bereits dasZeitalter der ›political correctness‹ eingeläutet wurde, hier auszwei Gründen nicht fehlen sollen: Zum einen wäre die Samm-lung ohne sie nicht vollständig und würde das Bild des überlie-

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ferten Gedankenguts verfälschen. Zum andern bieten Hinter-grundinformationen zu solchen Zitaten mitunter die Mittel,ewig Gestrige zu entwaffnen, wurden doch manche Aussprücheerst im Laufe ihres Gebrauchs frauenfeindlich gedeutet, währendsie im Kontext des Originals anders intendiert waren (siehe z. B.das Plautus-Zitat auf S. 209).

Um einen effektiven Gebrauch dieses Buchs zu gewährleisten,sind noch einige Hinweise vonnöten:

Wie erwähnt, sind die Zitate streng alphabetisch geordnet.Bei Prosa-Zitaten können einleitende Partikel (z. B. »et«, »nam«)wegfallen, auch wenn sie dem Original voranstehen. Ausschlag-gebend für eine solche Auslassung ist die jeweils gängige Zitier-weise – ein Vorgehen, das sicherlich anfechtbar ist. Verse hinge-gen werden unter Beachtung der Satzgrenzen vollständig zitiert.Sind Aussprüche in mehreren Formen überliefert, so wird diesdurch Verweise vermerkt (siehe z. B. »›disiecti membra poetae‹,häufig zitiert als ›disiecta membra poetae‹«).

Bei den Quellenangaben wurde stets versucht, einen wörtli-chen Beleg für die überlieferte Wendung zu finden, was nichtimmer möglich war. Ist der Eintrag gegenüber dem Original nurgeringfügig syntaktisch verändert, so wird dies durch Zufügungvon »nach« (z. B. »nach Cicero«) verdeutlicht. Eine Ausnahmebilden allerdings vollständige Sätze, die im Original in eine län-gere Periode eingebettet sind; sie werden als in sich geschlosseneSätze zitiert. Sind Zitat und Quelle nur inhaltlich miteinanderverwandt, wird der Fundort mit »vgl.« eingeleitet. Wendungen,die bereits in der Antike als sprichwörtlich galten, werden alssolche gekennzeichnet. Ein besonderes Anliegen dieses Büch-leins liegt darin, möglichst die jeweils älteste Quelle anzugeben;darauf folgen bei besonders bekannten Zitaten in chronologi-scher Reihenfolge, wenn diese feststellbar ist, Beispiele für eineWiederaufnahme oder Weiterentwicklung des jeweiligen Zitats.Sie stellen jedoch nur eine geringe Auswahl dar, da der Rahmendieses Buches es nicht erlaubt, die komplette Geschichte einesMotivs oder Gedankengangs vorzulegen. So wird man vergeb-

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lich nach Verweisen auf die Verwendung der Zitate in den ein-zelnen Nationalliteraturen suchen.

Schlecht überlieferte Textstellen sowie versus suspecti werdennicht als solche markiert, sofern sie in den geläufigen Textaus-gaben enthalten sind. Generell richten sich die Stellenangabennach den Zählungen der Standardausgaben (vornehmlich Teub-ner, Oxford University Press und Loeb). Dies gilt auch für Frag-mentsammlungen; da hier die Zählungen stark divergieren, fin-det der jeweils konsultierte Editor Erwähnung. In den seltenenFällen auffälliger Archaismen wurden Zitate orthographisch ver-einheitlicht; die Interpunktion geht einen Mittelweg zwischensyntaktischer und semantischer Motivation, ähnlich den Gepflo-genheiten englischsprachiger Editoren. Bei Bibelstellen folgt dieZählung der Vulgata.

Für zahlreiche lateinische Zitate ließen sich griechische Quel-len angeben. Hier sollen sich jedoch die Angaben auf Fälle be-schränken, in denen das Lateinische eine mehr oder wenigerwörtliche Übersetzung einer griechischen Textstelle darstellt,der lateinische Autor selbst auf eine griechische Fassung verweistoder die griechische Urheberschaft so offensichtlich ist, daß sienicht unerwähnt bleiben durfte. Die Titel der griechischenWerke sind in deutscher oder lateinischer Sprache angegeben,die Namen der Autoren nach der jeweils geläufigen Form stan-dardisiert.

Nun wird sich der Leser fragen, nach welchen Kriterien hierentschieden wurde, was ein Zitat sei und in welcher Form esaufgenommen werde, vielmehr noch: wieso überhaupt einneues Zitatenlexikon einer toten oder zumindest für tot erklär-ten Sprache publiziert werden müsse.

Zunächst zur Auswahl: Das vorliegende Büchlein ist natürlichden Sammlungen verpflichtet, die im Anschluß an dieses Vor-wort aufgelistet werden. Die Überlegung, daß manche Zitatenur noch als solche gelten, weil ein Lexikon-Verfasser sie vomvorausgehenden übernahm, verwehrte jedoch einigen Zitatendie Aufnahme. Statt dessen avancierte der tatsächliche Gebrauchder Wendungen zum ausschlaggebenden Kriterium – mit der

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Einschränkung, daß in Zweifelsfällen auch persönliche Vorliebenzum Tragen kamen. Andere Eintragungen beruhen auf der eige-nen Sammlung häufig zitierter Wendungen. Der Wortlaut rich-tet sich generell nach dem Original; wenn Original und zitierteVersion stark voneinander abweichen, wird dies erwähnt.

Keine Berücksichtigung fanden sprichwörtliche Wendungen,die nicht auf eine konkrete Quelle zurückgehen, Floskeln undVersatzstücke, die gelegentlich in Fremdwörterlexika und rechtumfassend bei Bartels erläutert werden. Nach »De gustibus nonest disputandum« etwa wird man vergeblich suchen. Nur in sel-tenen Fällen wird mit dem Kürzel »HW« auf Hans Walthers Pro-verbia sententiaeque Latinitatis medii aevi verwiesen. »HWS« be-zeichnet die Weiterbearbeitung durch Schmidt. Aussagen histo-rischer Persönlichkeiten entbehren gelegentlich einer konkretenQuelle. Wenn sie jedoch in mehreren Geschichtswerken belegtwerden, fehlen sie auch in diesem Buch nicht. Amüsanten Mac-caroni-Sprüchen, Hybriden aus lateinischen und deutschen Wör-tern, wie Zoozmann sie bisweilen darbietet, wurde hier keineAufmerksamkeit zuteil.

Doch wozu ein weiteres lateinisches Zitatenlexikon? Zuge-geben: Die Zahl der erst in den letzten Jahren in lateinischerSprache geäußerten Worte, denen Flügel verliehen wurden, istbeklagenswert gering. Von der Aufnahme aktuell hinzugekom-mener Zitate kann also nur in wenigen Fällen die Rede sein.Verbesserungsbedürftig schien in den meisten bisherigen Werkenjedoch vor allem die Quellenforschung: Bisweilen werden dieQuellen nur vage angegeben oder fehlen gänzlich, obwohl sieeindeutig zu lokalisieren sind; nicht selten finden sich leider auchfalsche Angaben. Auch das vorliegende Büchlein stellt in dieserHinsicht nur einen kleinen Fortschritt dar, keineswegs eine end-gültige Erkenntnis. Daneben wurde im Vergleich zu einigenVorgängern vermieden, Zitate nach Vertauschung der Wortrei-henfolge mehrfach unter verschiedenen Buchstaben des Alpha-bets erscheinen zu lassen, da dies den Eindruck von der Größedes überlieferten Zitatenschatzes fälscht und denjenigen, dermehrere Buchstaben hintereinander liest, verwirrt. Neu ist indieser Sammlung vor allem die kompakte Form, sowohl was das

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Format betrifft als auch in Hinblick auf die Länge der Erklärun-gen, ohne daß dadurch die Zahl der Einträge oder die Verständ-lichkeit beeinträchtigt würde. Sicherlich wird ein jeder Leser ei-nige Zitate vermissen oder auch zur einen oder anderen Quelleeine Ergänzung bieten können; entsprechende Hinweise nehmeich dankbar entgegen.

Nach diesen spröden Präliminarien ist es mir eine Freude,Dr. Thorsten Fögen und Dr. Antje Schäfer meinen Dank fürihre zahlreichen Hinweise und Ratschläge während der gesam-ten Arbeitsphase auszusprechen. Mein besonderer Dank giltebenso Daniela Bästlein, Tanja Diemer-Benedict und Dr. Chri-stoph Benedict, Dr. Sigrid Eckart, Dr. Dr. Sotera Fornaro,Dr. Wilfried Henning, Dr. Stephan Kriesel, Matthias Müller,Dr. Eleonore Pieh, Kerstin Stange, Dr. Thorsten Umland, Prof.Dr. Hans-Joachim Zimmermann und meinen Lehrern in Würz-burg und in Heidelberg. Daneben soll die Bibliothek des Insti-tuts für Klassische Philologie der Universität Heidelberg nichtunerwähnt bleiben; ohne die dortigen hervorragenden Arbeits-bedingungen wäre dieses Werk wesentlich erschwert worden.

Nun bleibt nur noch der Wunsch an den Leser, diese Samm-lung möge ihm Freude bereiten und ihn weniger zu unreflek-tiertem Zitieren lateinischer Worte als vielmehr zu eigenen Ge-danken inspirieren, denn:

Nemo gloriari nisi suo debet.Niemand soll sich einer Sache rühmen außer der eigenen.

Seneca, Epistulae morales 41,7.

Anmerkung zur vierten Auflage

An dieser Stelle möchte ich den zahlreichen Lesern danken, diedurch ihre Hinweise wesentlich zur Verbesserung der vorherge-henden Auflagen beigetragen haben, besonders Bert Füssenich,Prof. Dr. Mathias Schmoeckel, Andrea-Eva Smolka, Prof. Dr.Rodney Thomson, Prof. Dr. Andrew Watson und FriedemannWeitz. M. K.

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Benutzte und zitierte Literatur

Bartels, Klaus: Veni, Vidi, Vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischenund Lateinischen. Zürich/München 21992.

Bayer, Karl: Expressis verbis. Zürich/München 1996.– Nota bene! Das lateinische Zitatenlexikon. Zürich/München 31999.Büchmann, Georg: Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen

Volkes. Berlin / Frankfurt a. M. / Wien 411998.Bury, Ernst: In medias res. Lexikon lateinischer Zitate und Wendungen.

Berlin 1999. (Digitale Bibliothek. 27.)Cato, Otto: Lateinische Zitate, Kernsprüche und Redensarten. Hildes-

heim 1981. Neu bearb. von Hugo Birnbaum. Ebd. 51991.Duden. Bd. 12: Zitate und Aussprüche. Bearb. von Werner Scholze-Stu-

benrecht [u. a.]. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1993.Eichholz, Karl: Lateinische Citate mit deutscher Übersetzung. Lateini-

sche Sprüche, Wörter und Sprüchwörter. Hamburg 21900.Finzi, Giuseppe: Dizionario di Citazioni Latine ed Italiane. Palermo

21979.Helfer, Christian: Crater Dictorum. Saarbrücken 21995.Kudla, Hubertus: Lexikon der lateinischen Zitate. München 1999.Liebs, Detlef: Lateinische Rechtsregeln und Rechtssprichwörter. Mün-

chen 61998.Otto, August/Häussler, Reinhard: Die Sprichwörter und sprichwört-

lichen Redensarten der Römer. Leipzig 1890. Nachdr. Hildesheim1988.

Reichert, Heinrich: Unvergängliche lateinische Spruchweisheit. Ham-burg 81997.

Sellner, Alfred: Latein im Alltag. Wiesbaden 261998.Sepp, Bernhard: Varia. Eine Sammlung von lateinischen und deutschen

Versen, Sprüchen und Redensarten. Augsburg 81894.Simrock, Karl: Die deutschen Sprichwörter. Frankfurt a. M. 1846. Neu-

ausg. Stuttgart 1988. 1995.Tosi, Renzo: Dizionario delle sentenze Latine e Greche. Mailand 111996.Walther, Hans: Carmina medii aevi posterioris Latina. Bd. 2: Proverbia

sententiaeque Latinitatis medii aevi. Lateinische Sprichwörter und

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Sentenzen des Mittelalters in alphabetischer Anordnung. Ges. undhrsg. von Hans Walther. 5 Tle. Göttingen 1963–67. [Zit. als: HW.]Bd. 2. N. F.: Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi ac recentio-ris aevi. Lateinische Sprichwörter und Sentenzen des Mittelalters undder frühen Neuzeit in alphabetischer Anordnung. Aus dem Nachlaßvon Hans Walther hrsg. von Paul G. Schmidt. 3 Tle. Ebd. 1982–86.[Zit. als: HWS.]

Werner, Jakob / Flury, Peter: Lateinische Sprichwörter und Sinnsprüchedes Mittelalters. Heidelberg 21966.

Zoozmann, Richard: Zitaten- und Sentenzenschatz der Weltliteratur.Überarb. von Otto A. Kielmeyer. Reinbek b. Hamburg 1997.

12 Benutzte und zitierte Literatur

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A

ab alio amentatas hastas torquereSpeere verschießen, die ein anderer mit Schwungriemen ver-sehen hat(d. h.: sich auf eine Autorität berufen; vgl.: Büchsenspanner)

Nach Cicero, De oratore 1,242. Vgl. hastas iacere . . .

Ab alio exspectes, alteri quod feceris.Erwarte vom anderen, was du (selbst) ihm getan.

Publilius Syrus, Sententiae A 2; ebenso Seneca (Epistulae morales 94,43),der den Spruch als bekannte Regel bezeichnet. Vgl. Fragment Fab. pall.ex inc. inc. fab. 82 Ribbeck; Matthäus 7,12, und Lukas 6,31. Vgl. Nequid exspectes . . .

Abducet praedam, qui occurrit prior.Die Beute wird mit sich fortführen, wer sich als erster auf siestürzt.(Vgl.: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.)

Nach Plautus, Pseudolus 1198 f.

Ab hac regulamihi non licet transversumdigitumdiscedere.Von dieser Richtschnur darf ich keinen Finger breit abweichen.

Nach Cicero (Academici libri priores 2,58), der die Wendung bereits alsSprichwort bezeichnet.

ab hoc et ab hac et ab illavon diesem und von dieser und von jener

Epigramm von Friedrich Taubmann, Taubmanniana, Abt. 4. Angesichtsschwatzender Waschfrauen verkündet er: »Quando conveniunt ancilla,Sibilla, Camilla � sermonem faciunt, & ab hoc, & ab hac, & ab illa.«(»Wenn die Magd, Sibilla und Camilla zusammenkommen, schwätzensie von diesem und von dieser und von jener.«)

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Abi atque abstine manum!Geh weg und nimm deine Hand weg!

Plautus, Casina 229; vgl. Terenz, Adelphoe 781.

ab igne ignemvom Feuer Feuer

Cicero, De officiis 1,52. – Es galt als Pflicht, jedem Bedürftigen Feuervom eigenen Herd zu gewähren.

Abi in malam crucem!Geh zur Kreuzigung!(Vgl.: Geh zum Henker!)

Nach Plautus, Mostellaria 850; vgl. Poenulus 295; Terenz, Andria 317.

Abiit, excessit, evasit, erupit.Er ging weg, entschwand, entkam, stürzte davon.

Cicero (In L. Catilinam 2,1) über Catilina.

ab imis unguibus usque ad verticem summumvon den Zehen bis oben zum Scheitel(vgl.: vom Scheitel bis zur Sohle)

Cicero, Pro Q. Roscio comoedo 20; vgl. Petron, Satyrica 102,13: »a capillisusque ad ungues« (»von den Haaren bis zu den Zehen«) und Apuleius,Metamorphoses 3,21.

ab imo pectoreaus tiefster Brust

Nach (z. B.) Lukrez, De rerum natura 3,57; Catull, Carmina 64,198; Ver-gil, Aeneis 1,371 und 1,485; Ovid, Metamorphoses 2655 f.

Ab initio nullum semper nullum.Anfangs nichtig, immer nichtig.

Vgl. Digesta 50,17,29.

Ab Iove principium, musae: Iovis omnia plena.Von Jupiter her (nehmet) den Anfang, Musen: Alles ist von Jupi-ter erfüllt.

Vergil, Bucolica 3,60; vgl. auch Aeneis 7,219.

14 Abi – Ab Iove

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A bove maiore discat arare minor.Vom größeren Ochsen lerne der kleinere pflügen.(Vgl.: Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen.)

HW: 04.

ab ovovom Ei an

Horaz (Ars poetica 147) spielt hier auf das Zwillingsei der Leda an, ausdem Helena geschlüpft war. Er lobt Homer, da er den TrojanischenKrieg eben nicht mit der Geburt Helenas, sondern »in medias res«(148), d. h. mitten im Geschehen begonnen habe.

ab ovo � usque ad malavom Ei bis zu den Äpfeln(d. h.: vom Anfang bis zum Ende)

Horaz, Sermones 1,3,6 f. – Das römische Mahl wurde häufig mit einemEi begonnen und mit einem Apfel beendet. Vgl. ab ovo.

Absens heres non erit.Wer nicht zur Stelle ist, wird nicht erben.

HWS: 34367.

absentem qui rodit amicumwer einen abwesenden Freund herabsetzt

Horaz, Sermones, 1,4,81.

Absit invidia verbo!Mißgunst sei dem Worte fern!(D. h.: mit Verlaub, mit Respekt)

Livius, Ab urbe condita 9,19,15; vgl. 36,7,7. Oft auch zitiert als: »Absit in-vidia dicto.« (»Mißgunst sei dem Gesagten fern.«)

Absoluta sententia expositore non indiget.Vollkommene Worte bedürfen keines Interpreten.

Vgl. Digesta 32,25,1.

A bove – Absoluta 15

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ab urbe condita (a.u.c.)seit Gründung der Stadt (d. h.: Roms)

Varro (De gente populi Romani) hatte das Jahr 753 als Zeitpunkt derGründung Roms errechnet. Livius benannte seine 142 Bücher umfas-sende Geschichte Roms bzw. des Römischen Reiches entsprechendAb urbe condita.

Abusus non tollit usum.Mißbrauch hebt ein Gebrauchsrecht nicht auf.

Vgl. Cicero, Topica 17.

A cane non magno saepe tenetur aper.Ein kleiner Hund fängt oft einen wilden Eber.

Ovid, Remedia amoris 422.

a capillis usque ad ungues siehe ab imis unguibus . . .

accepto damno ianuam clauderedie Türe schließen, nachdem Schaden erlitten wurde(vgl.: . . . wenn das Kind bereits im Brunnen liegt)

HWS: 34389.

Accidit in puncto, quod non speratur in anno.Es ereignet sich in einem Augenblick, was man sich in einemganzen Jahr nicht erhofft.(Vgl.: Im Augenblick kann sich begeben, was man nie gedachtim Leben.)

Laut Julius Wilhelm Zincgref (Teutscher Nation Apophthegmata 1, S. 78)pflegte Kaiser Ferdinand I. diese Worte zu äußern, »wann etwas unver-sehens zugieng«. Vgl. HW: 242.

Accipe quam primum; brevis est occasio lucri!Greif schleunigst zu; kurz nur bietet sich die Gelegenheit, zuGeld zu kommen.

Martial, Epigrammata 8,9,3.

16 ab urbe – Accipe

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Accipere quam facere praestat iniuriam.Unrecht erleiden ist besser als Unrecht tun.

Cicero, Tusculanae disputationes 5,56. Vgl. Patiare potius . . .

accipitri columbas credereeinem Habicht Tauben anvertrauen(vgl.: den Bock zum Gärtner machen)

Nach Ovid, Ars amatoria 2,363.

Accusare nemo se debet nisi coram deo.Niemand muß sich selbst bezichtigen – außer vor Gott.

Liebs A 15.

Acheronta movebo siehe Flectere si nequeo superos . . .

Acheruntis pabulumFutter für den Acheron

Plautus, Casina 157. – Der Acheron ist einer der vier Ströme der Unter-welt.

A Corydon, Corydon, quae te dementia cepit!Ach Corydon, Corydon, welch Wahnsinn hat dich ergriffen!

Vergil, Bucolica 2,69.

acta agereErledigtes erledigen(vgl.: leeres Stroh dreschen)

Nach (z. B.) Plautus, Cistellaria 703 und Pseudolus 260, sowie Terenz,Phormio 419, der die Wendung bereits als geläufig bezeichnet. Vgl.Cicero, De amicitia 85 und Ad Atticum 9,18,3.

actus fideiGlaubensakt

Die Quelle dieses Ausdrucks ist unbekannt. Er wurde im Portugiesi-schen zu auto da fe, womit die Urteilsverkündigung und -vollstreckungder spanischen und portugiesischen Ketzergerichte bezeichnet wurde.

Acu tetigisti siehe Tetigisti acu

Accipere – Acu 17

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ad absurdumbis zur Sinnwidrigkeit

Die Wendung ist so in der Antike nicht belegt. Vgl. z. B. Cicero, Tuscula-nae disputationes 1,61: »Absurdum id quidem.« (»Das ist Unsinn.«)

adamanta movereStahl (d. h.: ein hartes Herz) bewegen

Nach Ovid, Amores 3,7,57 f. und Ars amatoria 1,659.

ad bestiaszu den wilden Tieren(d. h.: zum Kampf mit wilden Tieren verurteilt werden)

(z. B.) Digesta 28,1,8,4.

Adde fidem dictis auxiliumque refer!Halte dein Versprechen und erwidere die Hilfeleistung!

Ovid, Heroides 12,194.

Adde, quod insidiae sacris a vatibus absunt.Dazu kommt, daß den heiligen Dichtern Hinterhältigkeit fern-liegt.

Ovid, Ars amatoria 3,539.

Additus ab insolente Gallo ponderi gladius.Vom dreisten Gallier wurde zum Gewicht ein Schwert hinzu-gelegt.

Livius, Ab urbe condita 5,48,9. – Im Jahre 390 v. Chr. warf der Senonen-fürst Brennus nach der Einnahme des Kapitols beim Abwiegen desLösegelds aus Überheblichkeit sein Schwert auf die Waagschale und tatden berühmten Ausspruch: Vae victis! (»Wehe den Besiegten!«).

adhuc flagranti criminebei noch brennendem Verbrechen(d. h.: auf frischer Tat)

Nach Codex Iustinianus 9,13,1,1. – Die Wendung wurde später abge-kürzt zu in flagranti (›auf frischer Tat‹).

Adhuc sub iudice lis est siehe Grammatici certant . . .

18 ad absurdum – Adhuc sub iudice

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Adhuc tua messis in herba est siehe Sed nimium . . .

Ad impossibilia nemo obligatur siehe Impossibilium nullaobligatio est

ad incitas redigerein höchste Verlegenheit bringen

Nach Plautus, Poenulus 907. – Zu ergänzen ist calces (›Spielsteine‹), so daßdie Wendung wörtlich bedeutet ›die Spielsteine unbeweglich machen‹,d. h. jemanden schachmatt setzen.

ad infinitum usqueweiter bis ins Unendliche

(z. B.) Quintilian, Institutio oratoria 11,2,41.

Ad ingenium redis.Du kehrst zu deiner Veranlagung zurück.(D. h.: Du wirst wieder du selbst.)

Terenz, Hecyra 113.

Aditum nocendi perfido praestat fides.Redlichkeit ermöglicht einem Treulosen Zugang zu schäd-lichem Handeln.

Seneca, Oedipus 686. – Jemand, der sich durch vermeintliche Redlich-keit Vertrauen erheischt hat, kann, dieses Vertrauen ausnutzend, um sogrößeren Schaden anrichten.

Adiuvat in bello pacatae ramus olivae.Im Krieg ist der Zweig des friedlichen Ölbaumes von Nutzen.

Der in der Verbannung befindliche Ovid (Epistulae ex Ponto 1,1,31) er-wähnt den Friedenskaiser Augustus in seinen Gedichten und erhofft sichdadurch eine Verbesserung seiner Situation.

Adiuvat in duris aliquos praesentia rebus.Im Unheil nützt manchen persönliches Erscheinen.

Ovid, Epistulae ex Ponto 2,7,53.

Adhuc tua messis – Adiuvat in duris 19

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ad Kalendas Graecas (soluturi)an den griechischen Kalenden (werden sie bezahlen)

Nach Sueton (Vita divi Augusti 87,1) war dies eine Redewendung desKaisers Augustus. – Im römischen Kalender bezeichnete man den Mo-natsersten als ›Kalenden‹. Die Griechen hingegen zählten die Tage desMonats ohne besondere Bezeichnung und hatten folglich keine Kalen-den. So ist die Wendung also vergleichbar mit dem deutschen »SanktNimmerleinstag«.

Ad maiorem Dei gloriam (vicit pietas).Zum größeren Ruhme Gottes (siegte die Frömmigkeit).

Papst Gregor I., Dialogi 1,2,6. – Die Wendung wurde durch Ignatius vonLoyola zum Wahlspruch des 1534 gegründeten Jesuitenordens.

Ad medicam dubius confugit aeger opem.Wer bedenklich krank ist, sucht ärztlichen Beistand.

Ovid (Epistulae ex Ponto 3,4,8) bittet seinen Freund Rufinus, seine Dich-tung wohlwollend aufzunehmen: So wie ein Kranker einen Arzt, sobrauche er, der durch die Verbannung geschwächte Dichter, einen ge-neigten Leser. Vgl. Parcendum est animo . . .

admodum tenui filo suspensum essean einem ziemlich dünnen Faden hängen(vgl.: an einem seidenen Faden hängen)

Nach Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia 6,4,1.

ad nauseam usquebis zum Erbrechen, bis zum Überdruß

HWS: 34444a.

Adnuit et totum nutu tremefecit Olympum.(Jupiter) nickte gewährend und ließ durch sein Nicken den gan-zen Olymp erbeben.

Vergil, Aeneis 9,106.

Ad nummum convenit.Es stimmt auf den Pfennig.

Cicero, Ad Atticum 5,21,12.

20 ad Kalendas – Ad nummum

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ad oculosvor Augen

Cicero, Partitiones oratoriae 20. – »ad oculos demonstrieren« bedeutet›jemandem etwas vor Augen führen‹.

Adolescentia deferbuit.Die Jugend hat sich ausgetobt.

Nach Cicero, Pro M. Caelio 43.

Ad omnia alia aetate sapimus rectius.In allen anderen Angelegenheiten werden wir mit dem Alterweiser.

Terenz, Adelphoe 832 ff.: »Ad omnia alia aetate sapimus rectius. � Solumunum hoc vitium adfert senectus hominibus: � adtentiores sumus ad remomnes quam sat est: � quod illos sat aetas acuet.« (»In allen anderen An-gelegenheiten werden wir mit dem Alter weiser. Nur dieses eine Lasterbringt das Alter den Menschen: Wir streben alle über die Gebühr nachBesitz: Diesbezüglich wird das Alter jene genügend anspornen.«)

Adora, quod incendisti!Bete an, was du eingeäschert hast.

Nach Gregor von Tours (Historia Francorum 2,31) war der Hl. Remigius,Bischof von Reims, von Clodovechs Frau zur Taufe ihres Mannes geru-fen worden. Während der Zeremonie soll er folgende Worte gesprochenhaben: »Mitis depone colla, Sigamber; adora, quod incendisti, incende,quod adorasti.« (»Beuge gelassen deinen Nacken, Sicamber; bete an, wasdu verbrannt hast, verbrenne, was du angebetet hast.«)

Ad praesens ova cras pullis sunt meliora.Heute Eier (zu haben) ist besser als morgen Hennen.(Vgl.: Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf demDach.)

Rabelais, Gargantua et Pantagruel 3,42.

Ad summam laetitiam cumulus accedit.(Dies) kommt als Gipfel zur übergroßen Freude (noch) hinzu.

Nach Cicero, Ad Atticum 4,21.

ad oculos – Ad summam 21

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ad usum Delphinifür den Gebrauch des Dauphin

Dauphin war seit dem 12. Jahrhundert der Beiname der Grafen von Al-bon, dann Titel der Grafen von Vienne. Ihr Land, die Dauphine, einehistorische Provinz im Südosten Frankreichs, fiel 1349 an die französi-sche Krone. Es wurde dem jeweiligen Thronfolger, von nun an auchDauphin genannt, als Apanage bestimmt. – König Ludwig XIV. hatteJacques Bossuet und Pierre Daniel Huet damit beauftragt, für seinenSohn, den Dauphin, eine von anstößigen Stellen gereinigte Lektüre klas-sischer Werke zu erstellen. Heute wird diese Bezeichnung auch ironischfür zensierte oder für den Schulgebrauch zurechtgemachte Textausgabenverwendet.

Adversae res admonent religionum.Unglück erinnert an die Religion.(Vgl.: Not lehrt beten.)

Nach Livius, Ab urbe condita 5,51,9.

adverso fluminegegen den Strom

(z. B.) Caesar, De bello Gallico 7,60,3; 7,61,3 und De bello civili 3,30,4.– Die Wendung ist bei Caesar wörtlich gemeint. Später erst wurdenähnliche Wendungen bildlich gebraucht, z. B. bei Juvenal, Saturae 4,89 f.

adversum stimulum calces (iactare)wider den Stachel löcken(d. h.: vergeblich Widerstand leisten)

Terenz, Phormio 78; vgl. Apostelgeschichte 26,14. – Dieses Bild findetsich bereits in der griechischen Literatur bei Aischylos (Agamemnon1624) und Euripides (Die Bacchantinnen 795).

Adversus necessitatem ne dii quidem resistunt.Gegen (den Zwang der) Notwendigkeit leisten nicht einmal dieGötter Widerstand.

Nach Livius, Ab urbe condita 9,4,16.

22 ad usum – Adversus

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advocatus diaboliAnwalt des Teufels

Volkstümliche Bezeichnung des amtlichen Vertreters der Gegenargu-mente bei Selig- und Heiligsprechungsprozessen (auch promotor fidei ›För-derer des Glaubens‹), dessen Widersacher der advocatus Dei ›der AnwaltGottes‹ oder auch postulator ›Forderer (der Heiligsprechung)‹ war.

Aegroto dum anima est, spes est.Solange einem Kranken Atem innewohnt, gibt es noch Hoffnung.

Cicero (Ad Atticum 9,11,3) erwähnt dieses Sprichwort, um seine eigene Si-tuation zu schildern: Solange Pompeius noch in Italien war, hegte Cicerodie Hoffnung, daß ein Bürgerkrieg noch zu vermeiden sei. Vgl. Dumspiro, spero.

A.E.I.O.U.(En!) Amor Electis Iniuriis Ordinat Ultor. (Sic Fredericus egorex mea iura rego.)(Siehe!) Liebe, Rächer des Unrechts, waltet über den Auser-wählten. (So führe ich, König Friedrich, mein Recht aus.)

Der Legende zufolge soll Friedrich der Schöne (Friedrich III.) dieseAuslegung der Abkürzung an einem Schrank angebracht haben, nach-dem ein Widersacher die Abkürzung an die Burgwand geschrieben undihre Bedeutung als »Aller erst ist Österreich Verderben« erklärt hatte.(Die Buchstaben ›U‹ und ›V‹ wurden gleich geschrieben.) In einer ande-ren Version wird das Akronym mit Albrecht III. in Verbindung gebracht:

Albertus Electus Imperator Optamus Vivat – Der zum Kaiser gewählteAlbrecht lebe hoch.

Weitere Auslegungen sind:

Archidux Electus Imperator Optime Vivat – Der zum Kaiser gewählteErzherzog lebe bestens hoch.Austriae Est Imperare Orbi Universi – Es ist Aufgabe Österreichs, denganzen Erdkreis zu beherrschen.Austria Erit In Orbe Ultima – Österreich wird bestehen bzw. sich aus-dehnen bis ans Ende der Welt.Austria Et Imperium Optima Unita – Österreich und das Reich sindbestens vereint.Aller Ehren ist Österreich voll.Alles Erdreich ist Österreich untertan.

advocatus – A.E.I.O.U. 23

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Aequalitas non parit bellum.Kräftegleichheit bringt keinen Krieg hervor.

HWS: 34523.

Aequam memento rebus in arduis � servare mentem.Denke daran, in widrigen Zeiten ein ruhiges Herz zu be-wahren.

Horaz (Carmina 2,3,1 ff.) warnt in epikureischer Gesinnung ebenso vorübermäßiger Freude, die die Seelenruhe stören könnte: ». . . non secusin bonis � ab insolenti temperatam � laetitia, moriture Delli.« (». . . undes [das Herz] in guten Zeiten ebenso von übermütiger Freude fernzu-halten, sterblicher Dellius.«)

Aequat omnis cinis.Die Asche macht alle gleich.(Vgl.: Der Tod macht alle gleich; er frißt Arm und Reich.)

Seneca, Epistulae morales 91,16.

Aequitas numquam contravenit legi.Billigkeit läuft niemals dem Gesetz zuwider.

Liebs A 53.

Aequo animo audienda sunt imperitorum convicia.Die Schmähungen der Einfältigen muß man sich mit Gleichmutanhören.(Vgl.: Was von mir ein Esel spricht, das acht’ ich nicht.)

Seneca, Epistulae morales 76,4.

Aequo animo poenam, qui meruere, ferant.Wer die Strafe verdient hat, soll sie gleichmütig ertragen.

Nach Ovid, Amores 2,7,12.

Aequum atque iniquum regis imperium feras.Ertrage den Befehl des Königs, ob gerecht oder ungerecht.

Seneca, Medea 195.

24 Aequalitas – Aequum

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Aequum est � peccatis veniam poscentem reddere rursus.Es ist billig, daß, wer um Nachsicht für Verfehlungen bittet, sieseinerseits gewährleistet.

Horaz, Sermones 1,3,74 f.

aere perennius siehe Exegi monumentum . . .

Aeris alieni comes miseria.Elend ist der Begleiter von Schulden.(Vgl.: Borgen macht Sorgen.)

Nach Plinius d. Ä. (Naturalis historia 7,119) ist dies einer der drei weisenSprüche Chilons, die zu Delphi in Gold niedergeschrieben waren.

Aetas cinaedum celat, aetas indicat.Die Zeit verhüllt einen Lüstling, die Zeit enthüllt ihn.

Publilius Syrus, Sententiae A 24.

Aetas volat.Die Zeit fliegt dahin.

Nach Cicero, Tusculanae disputationes 1,76.

Aetate fruere! Mobili cursu fugit.Genieße das Leben! In schnellem Lauf flieht es dahin.

Seneca, Phaedra 446.

Aethiopem lavareeinen Äthiopier waschen(Vgl.: Einen Mohren kann man nicht weiß waschen. Und:Schwarz geboren hat’s Waschen verloren.)

Jeremia 13,23; vgl. Hieronymus (In Sophoniam 2,12 und Adversus Rufi-num 2,23), der ein ähnliches (judäisches) Sprichwort erwähnt. Wie ausZenobius (Paroemiographi Graeci) 1,46 ersichtlich, geht die Wendungauf ein griechisches Sprichwort zurück (Aesop, Fabulae 274 Hausrath).

Affirmantis probatio.Der Beweis (obliegt) dem, der eine Behauptung aufstellt.

Vgl. Digesta 22,3,2.

Aequum est – Affirmantis 25