Referenzen Mathias Schumacher (Auswahl)

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KIRCHENKREIS NR. 50 / 11. DEZEMBER 2011 28 Bochum – Bilder einer Preisverleihung Nachdenkliche Diskussionen in der voll besetzten Christus- kirche. Roswitha Allinghaus von der Gruppe ehemaliger Heimkin- der schilderte während der Preisverleihung ihre Jahre in ei- nem Erziehungsheim. Gespräche über Gräben hinweg: Margot Käßmann (Mitte) und Roswitha Allinghaus vom Verein Ehemaliger Heimkinder. FOTOS: MATHIAS SCHUMACHER Impressionen von der Hans Ehrenberg-Preisverleihung. BOCHUM – Die evange- lische Theologin, Grünen- Politikerin und ehemalige Vizepräsidentin des Deut- schen Bundestages Ant- je Vollmer wurde unlängst mit dem Hans Ehrenberg- Preis in der Christuskirche ausgezeichnet. Der Evan- gelische Kirchenkreis Bo- chum und die Hans Ehren- berg-Gesellschaft würdig- ten mit der Auszeichnung ihre nachhaltigen Versöh- nungsleistungen und ihren Mut auch zum schwierigen Dialog. Antje Vollmer wirke in der Tradition Ehrenbergs, sie habe oft den Dialog ge- sucht, sich in schwierigen Prozessen moderierend ein- gesetzt und damit die Öf- fentlichkeit auf schwierige Themen unüberhörbar ge- stoßen, hieß es bei der Preis- verleihung. Rund 20 ehemalige Heimkinder waren wäh- rend der Feierstunde zu- gegen. Mit Zwischenrufen und Plakaten protestierten sie gegen die ihrer Mei- nung nach unzureichende Arbeit Vollmers am Runden Tisch. Der Bochumer Su- perintendent Peter Scheff- ler zog die Demonstranten ausdrücklich in seine Be- grüßung ein („Ich habe Re- spekt vor Ihrem Engage- ment, Ihrem Protest und Ihrem Stolz“) und eröffnete damit einen Abend ganz im versöhnenden Sinne Hans Ehrenbergs. FHR/RoS Versöhnung suchen Antje Vollmer, Hans Ehrenberg-Preisträgerin 2011.

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K I R C H E N K R E I S NR. 50 / 11. DEZEMBER 201128

Bochum – Bilder einer Preisverleihung

Nachdenkliche Diskussionen in der voll besetzten Christus-kirche.

Roswitha Allinghaus von der Gruppe ehemaliger Heimkin-der schilderte während der Preisverleihung ihre Jahre in ei-nem Erziehungsheim.

Gespräche über Gräben hinweg: Margot Käßmann (Mitte) und Roswitha Allinghaus vom Verein Ehemaliger Heimkinder. FOTOS: MATHIAS SCHUMACHER

Impressionen von der Hans Ehrenberg-Preisverleihung.

BOCHUM – Die evange-lische Theologin, Grünen-Politikerin und ehemalige Vizepräsidentin des Deut-schen Bundestages Ant-je Vollmer wurde unlängst mit dem Hans Ehrenberg-Preis in der Christuskirche ausgezeichnet. Der Evan-gelische Kirchenkreis Bo-chum und die Hans Ehren-berg-Gesellschaft würdig-ten mit der Auszeichnung ihre nachhaltigen Versöh-nungsleistungen und ihren Mut auch zum schwierigen Dialog. Antje Vollmer wirke in der Tradition Ehrenbergs, sie habe oft den Dialog ge-sucht, sich in schwierigen Prozessen moderierend ein-gesetzt und damit die Öf-fentlichkeit auf schwierige

Themen unüberhörbar ge-stoßen, hieß es bei der Preis-verleihung.

Rund 20 ehemalige Heimkinder waren wäh-rend der Feierstunde zu-gegen. Mit Zwischenrufen und Plakaten protestierten sie gegen die ihrer Mei-nung nach unzureichende Arbeit Vollmers am Runden Tisch. Der Bochumer Su-perintendent Peter Scheff-ler zog die Demonstranten ausdrücklich in seine Be-grüßung ein („Ich habe Re-spekt vor Ihrem Engage-ment, Ihrem Protest und Ihrem Stolz“) und eröffnete damit einen Abend ganz im versöhnenden Sinne Hans Ehrenbergs.

FHR/RoS

Versöhnung suchen

Antje Vollmer, Hans Ehrenberg-Preisträgerin 2011.

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MÄNNERWELTEN

Das Rottstr5!eater und die Folgen für mich und die Welt.

FRESH FRUIT FOR ROTTING VEGETABLES

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MÄNNERWELTEN

Von Carsten Marc Pfeffer

Fotos: Mathias Schumacher

In Bochum hat sich das !eater wieder einmal neu erfunden. Allerdings nicht im renommierten Schauspielhaus an der Königsallee, sondern in einer der abge-fucktesten Ecken der Stadt: ein schäbiger Hinterhof an der Grenze zum Rotlichtbezirk jenseits der Peepshow Miami und dem völlig verwahrlosten 50er-Jahre-Hotel Eden. Ein runtergerocktes Tonnengewölbe unterhalb einer Bahntrasse, über das im 20-Minuten-Takt die Glück-auf-Bahn donnert. Hier gibt Shakespeare den Fokker und Strindberg wird im Blut ertränkt. Herzlich willkommen im Rottstr5!eater.

Mailboxnachricht, Donnerstag, den 24. Februar, 03.24 Uhr: „Ey Pfe"er, du Penner. Du kommst im roten Pulli, wenn ich den Werther spiele?! Im roten Pulli?! Ich bring dich um. Ich bring dich…“ – „Ende der Nachricht. Zum Speichern der Nachricht drücken Sie bitte die Zwei.“ Ich drücke die Zwei, koche Ka"ee und drehe mir die erste Zigarette des Tages. Es geschieht nicht selten, dass mich der Intendant nach Mitternacht anruft, um mich mit Beleidigungen zu überschütten und mir die Pest an den Hals zu wünschen. Ein Grund, weshalb ich mein BlackBerry bereits am Abend auf stumm schalte. Es ist nicht leicht, mit Arne Nobel zusammenzuarbeiten, dennoch würde ich mit niemand anderem diesen Weg gehen. Denn Nobel besitzt zwei Fähigkeiten, die ich

als Dramaturg überaus schätze: Er ist genial und dabei völlig authentisch. Was Nobel in der Rottstraße geleistet hat, geht weit über die geläu#gen Machbarkeitsstudien hinaus. Mit weniger als drei Euro Flaschenpfand in der Tasche hat er die Kultur zurück nach Bochum gebracht und gleichsam das sogenannte Kulturhauptstadtjahr 2010 für die Stadt gerettet. Mittlerweile ist die kleine O"-Bühne mit ihren 66 Sitzplätzen regel-mäßig ausverkauft. Die Kritiker überbieten sich mit Superlativen, und das bundesweit. Egal ob !eater Heute, Die Deutsche Bühne oder !eater Pur – den desperaten Hinterhof

in Bochums Deadend konnte 2010 kaum jemand ignorieren. Nun setzt das Ensemble an, dem Nibelungenlied eine zeitgemäße Interpretation zu verpassen. Jeden Monat eine Premiere. Wir werden solange an der Dekonstruktionsschraube drehen, bis Tronje & Co. wieder für ein junges Publikum genießbar geworden sind. Schon wird in der Lokalpresse das Quartier rund um die Rott-straße als das neue In-Viertel gefeiert. Dabei hat das Projekt Kulturhauptstraße Rott2011 gerade erst begonnen. In ein paar Monaten werden wir alle schuldenfrei und sexy sein. Doch fangen wir ganz von vorne an.

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MÄNNERWELTEN

JOHNNY CASH AUS ELSFLETH

Es war einer dieser typischen Bochumer Regentage Anfang Juni im Sommer 2009, als Arne Nobel sich entschied, ein neues Leben zu beginnen. Der Kapitänssohn aus Els$eth hatte schon viele Stationen durchlaufen. Ein Studium der !eaterwissenschaften hatte er abgebrochen, sich als Kaufhausdetektiv durchgeschlagen, in einer Werbeagentur angeheuert und als Schauspieler des Jahres reüssiert. Mit seiner Regiearbeit zu „A Tribu-te to Johnny Cash“ am Bochumer Schau-spielhaus gelang ihm eine der erfolgreichsten Produktionen der Goerden-Intendanz. Doch Nobel wollte mehr. In einer Zeit, in der die Stadttheater zunehmend die (ober$ächlichen) Bedürfnisse der Abonnen-ten befriedigten, ohne eigene Impulse zu setzen, junge theaterbegeisterte Menschen in schlecht bezahlten Praktika verheizt wurden und selbstherrliche Dramaturgen mit ihrem akademischen Habitus jeglichen Spieltrieb zerstörten, sehnte sich Nobel nach (künstle-rischer) Freiheit. Er glaubte an den vergan-genen Zauber der Haußmann-Intendanz, verehrte Regieberserker wie Jürgen Kruse. Mit dieser Sehnsucht war er nicht allein, wie sich bald herausstellen sollte. Doch an jenem Junitag, als er in dieser runtergekommenen Bruchbude an der Rottstraße auf dem kalten Steinfußboden seinen Schlafsack ausrollte, hätte er sich auch eine Kugel durch den Kopf jagen können. Sein gesamtes Kapital bestand aus weniger als drei Euro Flaschen-pfand. Er war obdachlos und hatte seine Krankenversicherung nicht mehr zahlen

können. Mit Mitte Dreißig hatte er alles verloren. Bedrohlich ratterten die Züge über ihn hinweg, von außen urinierte ein Beso"ener an die Hauswand. Doch da war sein Traum, in diesem völlig zerstörten Am-biente ein neues !eater zu etablieren. Ein !eater der großen Gefühle. Ein !eater mit gesellschaftlicher Relevanz. Bereits neun Tage später fand die erste Premiere statt: „Nach Troja III (Heimkehr)“, Arne Nobel gab den Odysseus mit posttraumatischen Belastungs-störungen unter der Regie von Hans Dreher. Die Spiele hatten begonnen.Zu diesem Zeitpunkt hielt ich mich in Sanary sur Mer auf, wo ich für ein – leider gescheitertes – Buchprojekt über die Exil-jahre von !omas Mann recherchierte. Ich hatte mich entschieden, eine journalistische Karriere anzustreben und es lief ganz gut. Ähnlich wie Nobel hatte auch ich bereits viele Stationen hinter mir. War als Musiker und Literat gescheitert und auch meine zahl-reichen !eatererfahrungen ließen mir einen kalten Schauder über den Rücken laufen. Nun – ebenfalls mit Mitte dreißig – strebte ich eine bürgerliche Existenz an, um nicht völlig vor die Hunde zu gehen. Es war quasi meine letzte Chance. Genau wie Nobel ge-hörte ich zur Generation der Zuspätgekom-menen. Alle Tabus waren bereits gebrochen, die letzten Grenzen längst überschritten. Es waren schlechte Zeiten für kreative Durch-starter. Die gut dotierten Jobs wurden von der Generation der Babyboomer besetzt gehalten. Sie teilten den Kuchen unter sich auf und ließen uns nicht mitspielen. Wir, die Nachzügler des Pillenknicks, wurden

durch Praktika gejagt und mit Honoraren abgespeist, die kaum zum Leben reichten. Wir waren besser ausgebildet, auf Flexibilität getrimmt und hatten das Internet. Trotz-dem wurden wir von unseren narzisstischen Vorgängern mit Herablassung behandelt und mussten froh sein, wenn sie uns hin und wieder einen abgenagten Knochen zuwarfen. Vielleicht bin ich paranoid, doch so kam es mir jedenfalls vor. Ich hatte mich daran gewöhnt, Teil der Bildungselite zu sein und trotzdem zum Prekariat zu gehören. Doch hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht das ungeheure Potential dieser Erfahrung erkannt, sondern dachte, ich müsste gegen-über den mannigfaltigen Erniedrigungen unemp#ndlicher werden, um so schließlich doch noch reinzurutschen. Ein Fehler, wie ich heute weiß.

DIE VERBANNUNG DER VIDEOBEAMER

Zurück in Bochum bekam ich den Auf-trag, diese sonderbaren Leute vom eben gegründeten Rottstr5!eater zu interview-en. So stolperte ich Ende Juli 2009 in die eben gestarteten Renovierungsarbeiten der O"-Bühne. Arne Nobel emp#ng mich im Blaumann, drückte mir ein Bier in die Hand und quatschte ohne Punkt und Komma auf mich ein: „Wir machen hier Stücke und keine Projekte. Schluss mit dem ewigen Vi-deobeamer. Hier gibt es echte Requisiten für echte Schauspieler, aber bitte kein Cello auf der Bühne! Wir wollen sinnliches Spiel, kein abstraktes Denktheater.“ So etwas hatte ich in Bochum schon lange nicht mehr gehört. „Wir sind Romantiker und konservativ“, kokettierte Nobel weiter. „In Shakespeares Globe !eatre wurde während der Au"üh-rung hinter der Bühne kopuliert. So muss !eater sein!“ Ich war begeistert. Jahre-lang hatte ich über die Bochumer Kultur geschrieben, doch hier überkam mich zum ersten Mal das Gefühl, jemanden gefunden zu haben, der auch wirklich daran glaubte. Der das Ganze nicht nur für ein provinzielles Sprungbrett hielt, das ihn in höhere Sphären katapultieren sollte, um seiner Selbstverliebt-heit neues Futter zu geben. Hier ging es um die Sache an sich. Und gerade wegen dieser großen Glaubwürdigkeit funktionierte es auch ohne Geld. Denn zu diesem Zeitpunkt war das Rottstr5!eater noch weit von städ-tischer Unterstützung entfernt. So weit, dass es sogar zwischenzeitlich schließen musste. Trotzdem wurde der Spielplan aufrecht gehalten. Man spielte einfach auf dem Park-platz vor der Halle weiter. Und alle machten mit. Von Anfang an war es ein großes Qua-

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MÄNNERWELTEN

litätsmerkmal der O"-Bühne gewesen, dass sich ausschließlich Pro#s beteiligten. Viele talentierte Schauspielerinnen und Schauspie-ler schauten neben ihrem festen Engagement am Stadttheater vorbei und brachten sich ein. So etwa Maja Beckmann, Marina Frenk, Andreas Bittl und die unsterbliche Dagny Dewath. Mit den versierten Regisseuren Hans Dreher und Oliver Paolo !omas hatte Nobel ein künstlerisches Leitungstriumvirat etabliert, das unermüdlich Produktion auf Produktion schichtete. Zudem konnte der knallharte Medienpro# Honke Rambow für die Presse- und Ö"entlichkeitsarbeit gewonnen werden. Es lief, und ich staunte, dass so etwas überhaupt möglich war. Zwei Faktoren trugen zu dem Erfolg entscheidend bei: Nobels charismatisches Potential und die Idee, dass es auch anders gehen kann, anders gehen muss.Die Bochumer Kultur steckte in diesen Tagen in einer Krise. Zwar gab es in der klassischen Musik immer wieder avant-gardistische Momente, wobei vor allem das Engagement von Ludwig Kaiser, dem Kantor der Melanchthonkirche, hervorzu-heben ist, und auch im literarischen Sektor hatte die Stadt mit Wolfgang Welt einen großartigen Chronisten gefunden, doch auf den !eaterbühnen sah es mau aus. Von einer O"-Szene konnte zu diesem Zeitpunkt nicht gesprochen werden, und am Schau-spielhaus löste sich die Goerden-Intendanz gerade selbst auf. Alles schielte nach 2010, dem Kulturhauptstadtjahr ante portas, doch von dort war keine Hilfe zu erwarten, da die verantwortlichen Damen und Herren mehr

auf sogenannte Leuchtturmprojekte setzten, anstatt die hiesige Szene zu unterstützen und so für Nachhaltigkeit zu sorgen. Dies war die Situation im Juni 2009, als Arne Nobel das Rottstr5!eater erö"nete. Bochum wollte seinen Beitrag zur Kulturhauptstadt 2010 leisten, doch die Stadt war pleite und die Verantwortlichen vermittelten den Eindruck, ihnen fehle die lokale Orientierung. Das war nicht immer so. Anfang der 80er zu Zeiten der Fabrikbesetzung hatte die Stadt die bes-ten Voraussetzungen besessen, den Status ei-ner Kulturstadt zu erlangen. Dort, wo heute das Arbeitsamt steht, hatten junge Kreative den kulturellen Approach geprobt. In der ehemaligen Fabrikhalle sollte ein kulturelles Zentrum entstehen. (Es ist eben nicht so, dass die Idee, ausgediente Industrieruinen kulturell zu nutzen, auf die Industrieausstel-lung Emscher Park zurückgeht. Letztend-lich stammt die Idee aus der sogenannten linksalternativen Szene.) Nicht auszudenken, was daraus hätte alles entstehen können. Am 18. Januar 1981 spielten dort die legendär-en Ton Steine Scherben ein Konzert, und auch die eben gegründeten Einstürzenden Neubauten packten ihre rhythmisierenden Presslufthammer in der alten Fabrikhalle aus. Zusammen mit dem besetzten Heusner Viertel bot die Stadt der alternativen Kultur ein weitverzweigtes Refugium, das sich in jenen Jahren durchaus mit Berlin und dem damaligen Amsterdam vergleichen lassen konnte. Hier wurde eine Kultur eingeprobt, die in den 90ern und Nullerjahren den bis-herigen Mainstream dialektisch nivellierte, und mit der man 2010 hätte auftrumpfen

können. Aber sowohl die Fabrik wie das Heusner Viertel wurden seinerzeit polizeilich geräumt, ein Aderlass, von dem sich das kulturelle Bochum auch 2010 nicht wieder erholt hatte. Denn ohne Di"erenz ist Kultur keine Kultur, sondern Reklame. Und gerade ein bisschen mehr Di"erenz hätte man sich 2010 gewünscht. Dies ist eine mehrfach gebrochene Region, großzügig in ihren Widersprüchen, zwischen Bourgeoisie und dem Joch erst durch ihre Geschichte klug ge-worden. Die Weltkriege, die Arbeitskämpfe und das ausgeübte sowie das erlittene Leid. Hier fand das Pathos seine Anschauung. Der Prozess dauert noch an.

VON PEYMANN BIS SCHIMMELPFENNIG

Eile herbei, du gefeierter Ruhm der Archaier, Odyseus,Hemme den Nachen und lausche dieweil dem süßen Gesange.Keiner im dunkeln Gefährt ist hier vorüber-geglitten,Eh er das Honiggegirre der $ötenden Kehlen vernommen. (Odyssee, 12. Gesang)

Doch auch für das Schauspielhaus waren die 80er von großer Bedeutung. Nachdem 1979 Claus Peymann die Intendanz übernom-men hatte, herrschte an der Königsallee die Exorbitanz. Urau"ührungen zeitgenössi-scher Autoren wie Bernhard, Handke und Turrini waren keine Seltenheit. Schauspieler wie Gert Voss, Ignaz Kirchner und Kirsten Dene untermauerten den Ruf des Schau-spielhauses, eines der bedeutendsten !eater im deutschsprachigen Raum zu sein. Wo war all der Glanz hin, als man 2010 eine Hauptstadt der Kultur heraufbeschwor? Eine neue Bürgerlichkeit war in den Kulturbetrieb eingezogen. Angepasstheit und ökonomische Zwänge markierten das einst experimentelle Territorium. 2010 war schon gescheitert, bevor es begonnen hatte. Letzte Gewissheit bot schließlich das Ruhrbühnen-Projekt „Odyssee Europa“, in dessen Verlauf es am 27. Februar in Bochum zur Urau"ührung von Roland Schimmelpfennigs „Der elfte Gesang“ kam. Was für zwei grauenhafte Stunden! Genauso sollte es nicht sein: copy, paste und ein bisschen Pustekuchen für alle. Und wie großzügig Schimmelpfennig den Europabezug außen vor gelassen hatte! – Das war schon fast genial. Auch Peymann war da. Wie ein kollektiver Seismograph verfolg-te das versammelte Feuilleton jede seiner Bewegungen, ob nicht irgendein Urteil über das Gebotene abzulesen wäre. Aber Peymann

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20 FUZE

Wie haben die Leute auf „Hero of war“ reagiert?Um ehrlich zu sein, hat der Song ziemlich polari-siert. Wobei ich glaube, dass diejenigen, die sich beleidigt fühlten, etwas missverstanden haben. Weil es in meinem Augen keinen Sinn ergibt, sich von einer wahren Geschichte beleidigt zu füh-len – von einer Geschichte, die genau so passiert ist und die wahrscheinlich wieder passieren wird. Ich habe beim Schreiben des Songs sehr dar-auf geachtet, meine persönliche Meinung außen vor zu lassen. Ich vermute, dass diejenigen, die beleidigt waren, einfach nur wollten, dass ich ruhig bin. Doch wer glaubt, eine Band wie RISE AGAINST würde den Mund halten und einfach nur Musik machen, wird eine Enttäuschung erle-ben.Was genau wurde denn missverstanden?Sie dachten, der Song würde die Soldaten angreifen und sie für ihre Taten verurteilen. Doch obwohl es ein klares Opfer gibt – eine Frau, die von einem Soldaten erschossen wird –, habe ich versucht, klarzustellen, dass es bei dieser Sache auf beiden Seiten Opfer gibt. Der Soldat, der unter falschen Vorraussetzungen in einen Krieg geschickt wird, ist auch ein Opfer. Ich habe gelesen, dass es auch Leute gab, die den Song als eine Hymne auf das US-Militär verstanden haben.Das gab es, ja. Das liegt wohl an der kurzen Auf-merksamkeitsspanne unserer Generation und daran, dass Musik für manche Leute nur eine Hintergrundbeschallung ist. Sie picken sich ein-fach bestimme Teile raus. Ein Freund sagte zu mir: „He Mann, ich habe diesen ‚Hero of war‘-Song gehört. Ich dachte immer, du stündest der

amerikanischen Außenpolitik kritisch gegen-über, aber der Song ist ja so patriotisch.“ Ich frage deshalb immer etwas genauer nach, wenn mir jemand erzählt, dass er den Song mag.Gab es auch Reaktionen von Leuten, die beim Militär sind?Ja, sehr viele sogar. Manche haben uns einfach ihr Herz ausgeschüttet. Das war sehr ergrei-fend. Ein Marine, der schon in mehreren Krie-gen war, sagte uns: „Danke, dass ihr diesen Song geschrieben habt. Ich konnte nie in Worte fas-sen, was in mir vorgeht. Ihr habt das endlich geschafft.“ Eine Frau, die ihren Mann im Krieg verloren hat, schrieb uns eine E-Mail, in der stand: Ich bin Witwe, habe zwei Kinder, mein Mann ist letztes Jahr gestorben, „Hero of war“ war sein Lieblingslied, wir haben es bei seiner Beerdigung gespielt. Das nimmt einen schon mit. Mit so etwas hätte ich nie gerechnet. Aber es gab natürlich auch Mails von Soldaten, die sich angegriffen fühlten und dachten, dass wir sie niedermachen wollten.Auf eurem neuen Album gibt es mit „Survivor guilt“ eine Art Fortsetzung von „Hero of war“.Richtig. Der Song stellt die Frage, was wir von Soldaten, von Leuten, die fast noch Kinder sind, verlangen. Er ist aus der Sicht eines Soldaten geschrieben, der im Einsatz ums Leben gekom-men ist. Sein Geist fragt sich, wofür er gestor-ben ist, sieht die löchrige Begründung für diesen Krieg und ist ziemlich sauer darüber: „Hör zu, ich habe mich verpflichtet, um mein Land und meine Art zu leben zu verteidigen. Ich dachte, das wären die Ideale, für die ich kämpfe. Und jetzt finde ich heraus, dass es darum niemals ging. Ich will mein Leben zurück.“

Hätte „Survivor guilt“ auch ohne „Hero of war“ geschrieben werden können?Wahrscheinlich nicht. „Hero of war“ hat in den letzten zwei Jahren so viele Gespräche ange-stoßen, dass ich immer wieder gezwungen war, meinen eigenen Standpunkt zu überprüfen. Mit „Survivor guilt“ wollte ich die Leute wissen las-sen, dass wir keinen Rückzieher machen und immer noch hundertprozentig hinter dem ste-hen, was wir gesagt haben. Wenn überhaupt, dann wurde ich durch die vielen Reaktionen darin bestärkt, diesen Teil unserer Kultur, von dem in der Rock-Musik viel zu wenig die Rede ist, weiterhin aufs Korn zu nehmen.Wie präsent sind die Kriege in Irak und Afghanistan denn noch in den amerikani-schen Medien?Sie stehen nicht mehr im Rampenlicht. Die Leute hier wissen, dass es vorbei ist. Sie wollen, dass es vorbei ist. Sie wissen, dass es ein Kampf ist, der kein Ende hat, der zu fast nichts Positivem füh-ren wird. Es ist wie bei einem Football-Spiel, bei dem man weiß, dass das eigene Team verlieren wird, aber noch ein ganzes Viertel tatenlos zuse-hen muss. Die Leute erkennen, dass es ein Feh-ler war. Sie haben die Schnauze voll und wollen da raus.2009 habt ihr es abgelehnt, auf einem Festi-val zu spielen, weil es von der Rekrutierungs-abteilung der US-Armee gesponsort wurde. Was stört euch an deren Methoden?Diese Leute sind wie Autoverkäufer. Sie ver-suchen, Kids, die aus einkommensschwachen Gegenden kommen und keine Zukunft haben, für das Militär zu verpflichten. Sogar bei Leu-ten aus den Streitkräften stehen Rekrutie-

Foto: Mathias Schumacher (getaddicted.org)

HERO OF PUNK. „A hero of war / Yeah that’s what I’ll be / And when I come home / They’ll be damn proud of me“, sang Tim McIl-rath bei „Hero of war“, einem der Songs auf dem letzten Album von RISE AGAINST. Der Text, der auf den Erlebnissen eines amerikanischen Soldaten im Irak beruht und in dem es unter anderem um Folter durch die US-Streitkräfte geht, schlug damals hohe Wellen – und hat die Band bis heute nicht wieder losgelassen.

RISE AGAINST

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Wenn erstmals in Deutsch-land eine Herzoperation livenach China übertragen wird,wird man hellhörig. Im Herz-zentrum Oberallgäu-Kemp-ten erhielten jetzt zwei Pa-tienten eine neue Herzklap-pe, 50 Mediziner der Tongji-Universität Shanghai verfolg-ten die Operation am Bild-schirm.Wenn das nicht zu un-

erwünschten Folgen führt!Die Chinesen sind doch alsperfekte Nachahmer be-kannt. Dem Reich der Mittelsind dieselben recht, um aus-ländische Patente nachzuah-men. Die deutschen Ärztehaben wahrscheinlich allen-falls daran gedacht, dass dieChinesen das Verfahren, viel-leicht auch noch die Herz-klappen kopieren. Aber Kon-fuzius’ Nachfahren sindschlauer: Sie kopieren gleichdas ganze Herz. Lauter deut-sche Herzen in China! top

KOPFNOTE

Neues aus demReich der Mittel

Ein Freund elektronisch ver-stärkter Instrumente. Spieltoder singt sich laut im Vier-vierteltakt durchs Leben.Das muss nicht zwangsläufigmit 27 enden, tut es aller-dings zuweilen. „Ich hoffe,ich sterbe, bevor ich alt wer-de“, haben die Who mal ge-textet. Zwei von ihnen habensich dran gehalten, zweinicht. Manche drehen bis insRentenalter auf und beschä-men ihre Kinder. „Peinlich,dass sich mein Vater auf derBühne immer noch in denSchritt greift“, hat die Toch-ter des Sängers von Aero-smith mal geklagt. Der ist na-türlich längst taub. fp

FUSSNOTE

Rockmusiker

RandalierendePolizisten trifftes glimpflichDuisburg. Eingestellt wirdjetzt ein Fall, der imDezember2010 Aufsehen erregt hat:Zwei Duisburger Polizisten,36 und 40 Jahre alt, waren da-mals in ihrer Freizeit als Ran-dalierer beim DFB-Pokal-Spiel 1. FC Köln gegen denMSV mit der dortigen Polizeianeinander geraten. Erst beider Feststellung der Persona-lien kam heraus, dass sich daPolizisten mit Polizisten einScharmützel geliefert hatten.Das eingeleitete Strafverfah-

ren wegen Landfriedens-bruchs, Beleidigung und Wi-derstandes gegen Vollstrec-kungsbeamte soll nun einge-stellt werden – wegen Gering-fügigkeit in einem Fall, im an-deren gegen Zahlung einerkleinen Geldauflage.Die beidenMänner wollten

damals eine Sperre überwin-den, um zu den Problem-Fansder Kölner vorzudringen. Umdies zu verhindern, musstenihre Polizei-Kollegen körperli-che Gewalt anwenden. tric

Mafia-Pate Pelleflieht aus der HaftRom. Der mutmaßlicheDrahtzieher der Mafia-Mordevon Duisburg ist offenbar ausder Haft geflohen. AntonioPelle habe sich am Mittwochaus einemKrankenhaus in dersüditalienischen Region Ka-labrien abgesetzt, heißt es. DieHaftstrafe des Mafia-Patenwar wegen seiner Magersuchtin Hausarrest umgewandeltworden. Vor wenigen Tagenwar er ins Krankenhaus ver-legtworden. PellesClanwar ineine Fehde verwickelt, bei dersechs Menschen vor einemDuisburger Restaurant er-schossen worden waren. dapd

Bulldoggeverletzt Kindmit BissenschwerBochum. Eine Bulldogge hatein Kind in Bochum so heftiggebissen, dass es im Kranken-haus behandelt werden muss-te. Das bestätigte die Polizeider WAZ am Donnerstag.Laut Polizei hatte der zehn-

jährige Junge mit seinemFreund ein geparktes Autonass gespritzt. Als die 58-jähri-ge Autobesitzerin ihre Haus-tür öffnete, um den Jungen zuermahnen, entwischte ihr derHund und raste auf ihn zu. Inseiner Panik wollte das schrei-ende Kind in das Haus seinesFreundes flüchten; er selbstwar dort nur zu Besuch. Aberder Hund war viel zu schnell.Die Bulldogge biss den Jungenins Bein, ins Gesäß und in denUnterarm. Die Nachbarin undandere Zeugen zogen das Tierweg. Laut Polizei erlitt der Jun-ge „schwere Bisswunden“. EinNachbar sprach von einer„handtellergroßen Wunde imOberschenkel“.Der anderthalb Jahre alte

Hund gehört dem 25-jährigenSchwiegersohnderAutofahre-rin. Er wohnt ebenfalls dort.Laut Polizei war er durch denVorfall selbst geschockt. SeinHund wurde ins Tierheim ge-bracht. Dort soll er zumindesteinige Tage bleiben. DerMannmuss nun eineSachkundeprü-fung absolvieren. B.Ki.

Erster Straftäter imTherapiezentrumOberhausen. SeitDonnerstagabend wird im OberhausenerTherapiezentrum in der ehe-maligen Justizvollzugsanstaltder SexualstraftäterHelmut B.(62) betreut. Der wegenmehr-fachem sexuellen Missbrauchan Kindern verurteilte Mannhatte im Vorfeld gegen dieUnterbringung Einspruch ein-gelegt. Er ist der erste Haftent-lassene, der in demmit extremstarken Sicherheitsvorkeh-rungen, aber innenoffenenTü-ren ausgestattenen Zentrumvon einem 20-köpfigen Teamaus Psychologen, Ärzten undSicherheitskräften betreutwird.Die vomLandschaftsver-band Rheinland betriebeneEinrichtung lief zuvor zweiMonate lang im Probebetrieb.

CROSS MEDIAL

Viele Bürger in NRW müssenin diesem Jahr extrem langeauf ihren Steuerbescheid war-ten. Einige Finanzämter sindnachUmstrukturierungen völ-lig überlastet. Nun gibt esWar-tezeiten bis zu sechsMonaten.

DerWesten.de/steuer

@ [email protected]

Kirsten Simon

Lünen. Spatzen pfeifen vondicken, alten Bäumen. Einfa-milienhäuser, hier und daauchFachwerk, brav bepflanz-te Vorgärten. Altlünen könnteein anderes Wort für Beschau-lichkeit sein. Hier tickt das Le-ben im Walzertakt. Und jetztso einKrach!Die TotenHoseninHausBössing – das ist so, alswenn jemand mit dem Press-lufthammer durch den GartenEden schlägt.

Der Gesellschaftsraum derGaststätte ist heute beflaggt.Es gehört sich so für einenAuf-tritt derHosen, dass der skelet-tierte Adler über der Bühneweht. Er ist das Haustier derDüsseldorfer Rockband. Under passt in diesem Fall ganzgut. Denn mit Vögeln, die hi-nüber sind, kennen sie sichhier aus. Wenn auch eher mitdenen aus Holz, die von Stan-gen fallen. Haus Bössing istdas Stammlokal des Schützen-vereins Nordlünen-Alstedde,3. Kompanie. Horrido!Feiern können sie auch. Das

erkennt Sänger Campino so-fort und prostet den Lünernmit seiner Bierdose zu: „Schö-nen guten Abend, Lünen!“,

schreit er. Den wird es geben,Platz genug ist da. Und derFrontmann der Toten Hosennutzt ihn komplett, wie nochnach dem Konzert zu rekons-truieren sein wird: Fußspurenzeichnen denWeg des Sängersnach. Und der führt an diesemAbend unter anderemüber dieholzvertäfelte Decke. Getra-gen von einhundert Fans imVereinslokal. Campinos Füßeragen in die Höhe, die Handganz fest am Mikro, der Kör-per auf den Händen derschwitzenden Menge. Es gehtdrunter und drüber in HausBössing. Aber sie wollten es jaso haben.Dann taucht der Sänger

durchs Fenster ab. Auf der an-deren Seite steht eine proviso-rische Freilichtbühne. Davorwarten 500 Leute, die sicheinen Platz im Biergarten er-obert haben. Mit den Hosenkann man sowas ja machen.Bei aller Popularität sind sie

eine Band mit der Leiden-schaft für bekloppte Ideen ge-blieben.Campino, derKletteraffe: Er

schwingt sich von der Außen-bühne, steigt der Kneipe aufsDach, balanciert über eine lan-geMauer, singt dabei das „Bay-ern“-Lied, vergisst den Textund kriecht so weit weg, dasser fast in Nachbars Gartenfällt. Rentner Horst (67) trautseinen Augen kaum: „Die Mu-sik, na gut, aber ein Entertai-ner ist er wirklich, dieser Cam-pino.“

Das gute Geschirrzur Seite gestellt

Und so kam es zu diesem ul-kigen Aufeinandertreffen:Über 3000 Tippgemeinschaf-ten aus Nordrhein-Westfalenwaren zur vergangenen Bun-desliga-Spielzeit angetreten,um die Hosen in ihr Lokal zuholen. Radiosender 1Live hat-

te das Konzert ausgelobt. Da-zu mussten die Ergebnisse je-des Spieltags vorhergesagtwerden – und die Zehnergrup-pe aus Lünen landete einenTreffer nach dem nächsten.Anna Bössing und ihre neunJungs hängten dieKonkurrenzab. Und da haben sie nun dieBescherung.„Mein Vater hat eh darüber

nachgedacht, unser Lokal zurenovieren“, sagtAnna, die 24-jährige Tochter der WirtsleuteHeinz und Kornelia Bössing.Aber vielleichtnicht alles.Des-halb haben die Bössings vordem Konzert doch lieber dasgute Geschirr weggestellt,Pokale, Vasen undBilder nachnebenan zur Kegelbahn ge-schoben und auch die Beden-ken beiseite geräumt. Sie ha-ben gewonnen, also ziehen siedas Ding jetzt durch.Üblicherweise rocken Die

Toten Hosen die großen Are-nen. Wahrscheinlich würden

selbst dann noch tausendeFans Schlange stehen, wennnicht mehr als „Hänschenklein“ zu erwarten wäre. Alsopssst! Der Termin musste ge-heim gehalten werden, damitAltlünen nicht platzte.Ein bisschen was sickert

doch durch, und so warten andiesem Abend hunderte Ho-senfreunde an der Laakstraßetraurig draußen vor der Tür.„So viel ist hier sonst nochnicht mal zum Vatertagsschie-ßen los“, sagt Horst im Bier-garten. Und ein anderer freutsich: „Hier stehen knapp 30Jahre deutsche Musikge-schichte vor uns. In unseremLünen.“ Also dort, wo es sonsthöchstens im Kreisverkehrrund geht.Campino macht Meter.

Rein, raus, hoch und runter.„Zehn kleine Jägermeister“,„Paradies“, „Hier kommtAlex“ singt er – da sind auchSchützenbrüder textsicher.Später wird klar, warum sichder Sänger selbst bei diesemGeheimkonzert im kleinenKreis so sehr verausgabt, dassauch der letzte TropfenSchweiß aus seinem Körpergepresst ist. Er muss ein StückFleisch mit Bratkartoffeln ab-trainieren. „Das war meinegrößte Freude: die ausgezeich-neten Schnitzel von MamaBössing“, sagt er nach demKonzert.Die Fans gehen abgekämpft

und glücklich nachHause.DieBand bleibt noch. Jetzt gibt’sausnahmsweise mal für sieeine Zugabe: noch mehrSchnitzel.

Die Hosen bei Rentner HorstIm Lüner Haus Bössing residieren sonst die Schützen. Jetzt bekamen sie Besuch: ein Geheimkonzert von Campino und Co.

Drinnen und draußen: Die Toten Hosen bei ihrem Einsatz in Lünen. In der Kneipe singt Campino, auf der Außenbühne spielt Breiti Gitarre. Fotos: Mathias Schumacher

»Mein Vater hat ehdarüber nachgedacht,

unser Lokal zurenovieren«

Vater kommt indie PsychiatrieDortmund. Der Mann, derseine Ehefrau mit Spiritusübergossen hatte und drohte,dasHausmit der Familie in dieLuft zu jagen und seine Toch-ter (8) aus dem Fenster zuwer-fen, wird in die geschlossenePsychiatrie eingewiesen. Solautet das Urteil im Dortmun-der Landgericht. Der 37-Jähri-ge leidet laut psychiatrischemGutachten an einer paranoi-den Schizophrenie. Unter an-derem litt er unter demWahn,seine Frau gehe fremd.Ein see-lisch kranker Mann, der fürseine Taten nicht bestraft wer-den kann. Da er für die Allge-meinheit und besonders fürseine von ihm getrennt leben-de Familie weiter eine Gefahrist, wies dasGericht die Unter-bringung an. Damals, am 25.März, hatten SEK-Beamte dieWohnung gestürmt. K.M.

Hayke Lanwert

Essen.DerFall der 13-jährigentürkischen Ausreißerin, dievor einerWoche in einemGel-senkirchener Bordell gefun-denwurde, gibt denErmittlernimmer noch Rätsel auf. Unge-klärt ist, ob sich das Mädchenaus Oberhausen freiwillig indemClubprostituierte oder obsie von ihrer Internet-Be-kanntschaft, einem 19-Jähri-gen, missbraucht und mit Ge-walt dazu gezwungen wurde.

„Es gibt Widersprüchlich-keiten bei den Schilderun-gen“, sagt der DuisburgerOberstaatsanwalt Detlef No-wotsch. Sicher sei, dass dasMädchen, das am 2. Septem-ber von seinen Eltern als ver-misst gemeldet wurde, perInternet in Kontakt zu einem19-jährigen Duisburger ge-kommen ist.Bei späteren Treffen soll der

Mann es überredet haben, beiseinem Freund einzuziehen.Nach Schilderungen der 13-

Jährigen wurde sie von denMännernmissbraucht undmitGewalt in den Gelsenkirche-ner Club Cleopatra-Arena ge-bracht. Die Männer, vier etwa20-Jährige, hätten sie mit demAusweis eines ihr ähnlich se-henden, aber älteren Mäd-chens ausgestattet.„Wir haben jedoch auch An-

haltspunkte, dass das Mäd-chen zwischendurch das Bor-dell verließ, sich in einer Spiel-halle aufgehalten und auchKleidung gekauft hat. Danach

ist sie freiwillig zurückgekehrt.Das passt nicht zusammen“,so Nowotsch.Die Staatsanwaltschaft er-

mittelt gegen die vier Männer,von denen einer festgenom-men und wieder entlassenwurde und ein weiterer nochgesucht wird. Sie sind bislangnicht wegen ähnlicher Delikteauffällig geworden, allenfallswegen Kleinkriminalität. EinVerfahren wegen sexuellenMissbrauchs und Menschen-handels wurde eingeleitet.

Inzwischen kümmere sichdas Jugendamt Oberhausenum den Fall, befinde sich dasMädchen in Betreuung, teilteein Sprecher der Stadt Ober-hausen mit. Ob es sich bei denMännern um sogenannte Lo-verboys handelt, die per Inter-net Kontakt zu Mädchen auf-nehmen, umsie in die Prostitu-tion zu pressen, ist noch un-klar. Nach Informationen desLandeskriminalamtes ist die-ses Phänomen allenfalls ausden Niederlanden bekannt.

Der Fall der 13-Jährigen im Bordell gibt weiter Rätsel aufTürkische Ausreißerin berichtete von Gewalt. Staatsanwaltschaft sieht Widersprüche, weil sie freiwillig in den Club zurückgekehrt sei

Karten zu kaufen gab es fürdieses Konzert nicht. Die Bös-sing-Tippgemeinschaft legteselbst fest, wer dabei seindurfte. Und die 100 Fansdrinnen und 500 Fansdraußen hatten großes Glück:Sie erlebten den einzigenAuftritt der Toten Hosen indiesem Jahr. Die DüsseldorferBand macht eigentlich gera-de Konzert-Pause, um einneues Album aufzunehmen.

BESUCHER

Ausgewählte Fans

Zu später Stunde wurde es romantisch. Foto: Mathias Schumacher

ONLINE Mehr Fotos vom Auf-tritt finden Sie unter

DerWesten.de/hosen

W WRG_1 NR.216 RHEIN - RUHR Freitag, 16. September 2011

Page 8: Referenzen Mathias Schumacher (Auswahl)
Page 9: Referenzen Mathias Schumacher (Auswahl)

»Wenn es nicht zu einerwirtschaftlichen Katastrophe

kommt, wird 2012 einRekordjahr für Autobauer«Renault -Chef Carlos Goshn zum Kfz-Markt

Zug-Designer Tallon gestorbenDer Designer des französischen HochgeschwindigkeitszugesTGV, Roger Tallon, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. DerTGV war der erste Hochgeschwindigkeitszug seiner Art, der inEuropa in Betrieb ging. Nebenbei entwickelte Tallon auchUhren, Zahnbürsten, Benzinkanister und Kühlschränke.

Westfälische RundschauWestfälische Rundschau

WIRTSCHAFT

Galileoschießt ersteSatelliten fürNavis ins AllBrüssel. Nach jahrelangenVorbereitungen, Kostensteige-rungen und Verzögerungenwurden gestern vom europäi-schen Raumfahrtbahnhof inKourou die ersten zwei Satelli-ten des EU-OrtungsprojektsGalileo ins All geschossen.MitGalileowollen dieEuro-

päer dem amerikanischenGPS-System Konkurrenz ma-chen. Dank des weltumspan-nenden Satelliten-Systems seies präziser als die US-Version,sagen EU-Experten. Sie hof-fen, dass künftig Auto-Naviga-tionsgeräte auf Galileo basie-ren. Darüber hinaus ließensich Verkehrsströme besserüberwachenund lenken.Auchdas Militär könne das Satelli-ten-Navigationssystem nut-zen. Die ersten drei Galileo-Dienste soll es ab 2014 geben.Ortungssysteme sind wich-

tig für Telekomanbieter,Stromnetzbetreiber, Logistik-Unternehmen, Finanzmärkteoder Rettungsdienste. Die EU-Kommission hofft, dass Gali-leo der Wirtschaft in dennächsten 20 Jahren zu Mehr-einnahmen von etwa 90 Mil-liarden Euro verhilft.Das EU-Vorzeigeprojekt

startete 2000 und verschlingtbis Ende 2013 etwa fünf Mil-liarden Euro. Veranschlagtwaren 3,4 Milliarden. sbi

Konjunkturklimatrübt sich weiter einMünchen. Die Stimmung inder deutschen Wirtschaft hatsich weiter abgekühlt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank imOktober zum vierten Mal inFolge. Die Geschäftslage derUnternehmen sei nicht mehrso gut wie in den vergangenenMonaten, sagte Hans-WernerSinn, Präsident des Institutsfür Wirtschaftsforschung amFreitag in München. Skepsisherrsche auch im Blick auf dienächsten sechs Monate. dapd

GEMISCHTWAREN

IG Metall. Die erste Rundeder Tarifverhandlungen für die75 000 Beschäftigten in derEisen- und Stahlindustrie inNRW, Niedersachsen undBremen ist erwartungsgemäßohne Ergebnis zu Ende gegan-gen. Am 7. November wirdweiter verhandelt. Die IG Me-tall fordert sieben Prozent.

RWE. Der Essener Energie-konzern kalkuliertmit 1,5Mil-liarden Euro für den auf 20Jahre Dauer geschätztenRückbauder beidenBlöcke imAtomkraftwerk Biblis.

Evonik. Anleger können bis 9.November ein Angebot zumRückkauf von Anteilen derEvonik Degussa-Anleihe zumFestkurs von 105,316 Prozentan Evonik abgeben.

IN KÜRZE

@ [email protected]

UmstrittenesNachtflugverbotFrankfurt. Am größten deut-schen Flughafen in Frankfurtam Main ist mit der Landungeiner Regierungsmaschine mitBundeskanzlerin Angela Mer-kel (CDU) an Bord am Freitageine neue Landebahn einge-weiht worden. Für Aufregungsorgte imVorfeld die Entschei-dung des Hessischen Verwal-tungsgerichtshofs, dassmit derErweiterung des Airports dortab Ende des Monats nachtskeine Fliegermehr starten undlanden dürfen. Das Nachtflug-Verbot stieß bei Airlines aufUnverständnis. Eine endgül-tige Entscheidung muss nundas Bundesverwaltungsge-richt treffen. afp Kommentar

Heute vor 50 JahrenDie Deutsche Postgewerkschaft fordert den freienSamstag für ihre Mitglieder. Die Privatpost spiele amWochenende kaum eine Rolle. Auch die Banken hättenschließlich samstags geschlossen, so die Gewerkschaft.Für dringende Fälle gebe es schließlich das Telefon.

GenussmenschenElf Milliarden Euro gaben dieDeutschen 2010 für Luxusgü-ter aus. 76 Prozent bezeichnensich laut einer Umfrage als„Genussmenschen“.

Luxus-VerbandDie Luxus-Branche sieht des-halb Potenzial für ein jährli-ches Wachstum um neun Pro-zent. 40 Unternehmen habensich deshalb zum „Meister-kreis“ zusammengeschlossen.Unter ihnen: Uhrenhersteller,Winzer, Chanel und Dior.

Florentine Dame

Bochum. Gedankenverlorensitzt Georg Oßenkamp aufeinem grünen Plastikstuhl imWaschsalon am BochumerNordring. Oßenkamp wartetund sieht der Waschtrommelzu, in der seine Wäsche ihreRunden dreht. Die eigene Ma-schine hat den Geist aufgege-ben, seither ist er Stammkun-de. „Muss ich ja wohl, eineneue Maschine kann ich mirnicht leisten“, sagt der allein-stehende Bochumer schulter-zuckend.

Nur in der Gruppe stark

3,50EurohatdieWäschege-kostet. Gut ein Drittel davonbleibt als Ertrag hängen imUnternehmen Waschsalon.„Wir müssen mit spitzem Blei-stift rechnen“, sagt Waschsa-lon-Betreiber Matthias Schä-fer-Taschke, dem im Ruhrge-biet fünf SB-Waschcenter ge-hören, weitere in Hamburgund Düsseldorf. Den Salon inBochum betreibt er schon seitden 1970er Jahren. Das Ge-schäft, sagt er, ist schwierigergeworden: „Heute kann mannur noch in der Gruppe starksein.“ Vor 16 Jahren schlüpfteer unter das Dach des Franchi-se-Unternehmens Eco-Ex-press. 113 der insgesamt rund

500 Waschsalons in Deutsch-land tragen den mint-grünenSchriftzug des Marktführers,der eine Wäsche zu Preisenzwischen 1,90 und 3,50 Euroanbietet – frühmorgenswäschtes sich am günstigsten.Das alles in spartanischem,

aber blitzblankem Ambiente.Sauberkeit sei für die Kundennoch vor Maschinenqualitätund Preis besonders wichtig,so Geschäftsführer MatthiasMeuthen. Er habe in den 21Jahren, die sein Unternehmenam Markt ist, etliche Mitbe-werber kommenund gehen se-hen. Es sei eine Illusion zuglauben, mit einem Waschsa-lon lasse sich leichtesGeld ver-dienen.Wirtschaftlich betreiben

lässt sich ein Waschsalon nurmit einer entsprechendenAus-lastung. Die Masse macht’s.Da 94Prozent allerHaushalteeine eigene Waschmaschinebesitzen, bedienen Waschsa-

lons einen sehr begrenztenMarkt, der nur in größerenStädten zu finden ist.Dort lebt eine ausreichende

Zahl Singles und Studenten,die dreiviertel der Stamm-kundschaft ausmachen. Men-

schen also, die sich keineWaschmaschine leisten kön-nen oder wollen. Aber auchMetropolen sind kein Garantfür gute Geschäfte. Meuthen:„Der Markt ist gesättigt. Fürneue Waschsalons ist esschwer bis unmöglich.“Investitionskosten für einen

Eco-Express-Salonvariieren jenach Standort. Durchschnitt-lich müsse man mit 120 000Euro Kosten rechnen. DieHälfte davon geht für die Ma-schinenausstattung drauf. ZuBuche schlagen auch die Ein-richtung des Salons und dieUmbaukosten der Anschlüsse.„Esmuss alles leistungsfähigersein als im heimischenWasch-keller.“Wie viele Euro in denMünz-

schlitz im Waschsalon wan-dern müssen, um die Kostenzu decken, verrät Meutennicht.DerVerbandderWasch-

center-Betreiber rechnet vor,dass eine Auslastung von 35Prozent notwendig ist, umeinen Waschsalon gewinn-bringend zu betreiben: Füreinen Maschinenpark auszehn Waschautomaten müss-ten die Trommeln in dieserBeispielrechnung 63 Mal proTag ins Schleudern kommen –und könnten so monatlichüber denDaumengepeilt 7000Euro in die Kasse spülen. Ab-zuziehen sind die Kosten fürEnergie, Maschinenwartung,Versicherung, Miete und Per-sonal.Trotz ausgefeilter Automa-

tentechnik und Online-Fern-

steuerung geht es auch imSelbstbedienungsgeschäftnicht ganz ohne Menschen:Ein Vollzeit-Techniker küm-mert sich bei Eco-Express umvier Läden, dazu kommt einePutzkolonne, die nach Laden-schluss gründlich saubermacht. In einigen Salons sorgtstundenweise eine Aufsichtdafür, dass es reibungslos läuft.Das ist Hannelore Walthers

Job. Im Bochumer Waschsa-lon schaut sie nach demRech-ten, kümmert sich um ver-stopfte Flusensiebe und über-schäumende Maschinen, er-klärt Neukunden gerne diewundersame Welt des Wasch-automaten.Wenn sie sich heu-te im Salon umschaut, ist siezufrieden. Alle sind sie da:Waltraud ausHattingen, die indenMaschinenmitÜbergrößedie Bettdeckenwäscht; der Fa-milienvater Tusevo Masakidi,der reisetaschenweise Wäscheangeschleppt hat, um gleichfünfMaschinen gleichzeitig zubefüllen; die SchauspielerinCharlene Markow, die für dasTheater die Bühnenvorhängereinigt.Georg Oßenkamp hat’s ge-

schafft. Maschine 21 ist durch.Er packt seine Klamotten inden blauen Trolley und ziehtvon dannen. Oßenkamp hat’snicht weit nach Hause. FünfMinuten bis zumWaschsalon.

Unternehmen WaschsalonRund 500 SB-Waschcenter gibt es in Deutschland. Ab 63 Füllungen bei zehn Maschinen pro Tag ist ein Salon rentabel

Warten auf die Wäsche: Seit seine Maschine kaputt ist, ist Georg Oßenkamp Stammkunde im Bochumer Waschsalon. Fotos: Mathias Schumacher

»Es muss allesleistungsfähiger seinals im heimischenWaschkeller«

Sabine Brendel

Brüssel. Griechenland soll beiseinen Spar- und Reform-Be-mühungen dauerhaft über-wacht werden. „Das Systemeiner Troika, die alle drei Mo-nate anrückt, fordert uns allenzu viel Nerven ab“, verlauteteaus deutschenRegierungskrei-sen vor Beginn der dreitägigenVerhandlungen zur Lösungder Schuldenkrise in Europa.InGriechenland prüfenVer-

treter der EU-Kommission,

der Europäischen Zentral-bank (EZB) und des Interna-tionalenWährungsfonds IWF,eben die sogenannte „Troika“,bisher vierteljährlich, ob derSchuldenstaat alle Bedingun-gen erfüllt, um die nächstenNotkredit-Tranche aus einem110Milliarden Euro schwerenHilfspaket zu erhalten. DieEuro-Finanzminister habenam Freitagabend die nächsteTranche in Höhe von 5,8 Mil-liardenEurobewilligt. Siewer-de in der ersten November-

hälfte überwiesen, erklärte dieEurogruppe in Brüssel. Zuvormuss der Internationale Wäh-rungsfonds (IWF) noch zu-stimmen, auch seinen Beitragvon 2,2 Milliarden Euro zuleisten. Zudem werde das am21. Juli beschlossene zweite,109 Milliarden Euro umfas-sendeHilfspaket in unbekann-ter Höhe aufgestockt.In Brüssel sollen jedoch am

Wochenende anders als ge-plant keine Entscheidungenzu einer Gesamtlösung fallen,

wie Griechenlands und Euro-pas Schuldenprobleme besei-tigt werden können. Finanz-minister Schäuble, KanzlerinMerkel (beide CDU) und ihreeuropäischenKollegenwollennun lediglich Entscheidungenvorbereiten und strittige Fra-gen lösen.Die Beschlüsse sollen nach

demWillen Deutschlands undFrankreichs erst bei einemTreffen am Mittwoch verab-schiedet werden. Das kritisier-te der Chef der Eurogruppe

und luxemburgische Premier-minister, Jean-Claude Juncker:„Die Außenwirkung ist desast-rös.“ Das sei kein gutes Bei-spiel „gehobener Staatsfüh-rung“.Hauptstreitpunkt ist der

Euro-Rettungsfonds. Seine„Feuerkraft“ muss erhöht wer-den, darüber herrscht mittler-weile Einigkeit. Vor allemDeutschland und Frankreichringen aber darum, wie die„Feuerkraft“ gestärkt werdensoll.

Juncker hält Krisenmanagement für „desaströs“Kritik an der Verschiebung der nächsten Griechenland-Beschlüsse durch Deutschland und Frankreich auf Mittwoch

KOMMENTAR

DeutscheGlaubenskriegeDietmar Seher

60 Sekunden verspätet setzteder Kanzlerinnen-Jet auf derneuen Landebahn in Frank-furt auf – keine erwähnens-werte Verzögerung, musstendoch Flughafen, Lufthansaund die Region 14 Jahre aufdiesen Moment warten.So ist Deutschland. Groß-

projekte brauchen eine Un-menge Zeit bis zur Realisie-rung. Über die Glaubenskrie-ge, die da geführt werden,kippen ganze Regierungen(Stuttgart 21), kommen Ko-alitionen erst gar nicht zu-stande (Berliner Autobahn-ring). Und wenn endlich al-les perfekt scheint, verhageltein gerichtliches Nachtflug-verbot – wie in Frankfurt –die wirtschaftliche Nutzungund führt zu absurden Ver-kehrsverlagerungen: Jetztreißt Luftlärm den Ballungs-raum Köln aus dem Schlaf.Nein. Diese Hampelei im

Umgang mit wichtiger Infra-struktur können wir unsnicht leisten. Wir brauchenein neues Planungsrecht, dasauch Alternativen vorsieht,dann aber viel schnellereEntscheidungen ermöglichtund nachträgliche Klagenausschließt. Und mehr Ehr-lichkeit der Politik. WennHessens Landesregierunglauthals ein Nachtflugverbotverspricht und die Zusageam Ende kassiert, hat sie Är-ger verdient.

Aufsicht Hannelore Waltherschaut nach dem Rechten.

Dortmund. Die Radeberger-Gruppe, Marktführer auf demdeutschen Biermarkt, hatPreiserhöhungen für einigeMarken angekündigt.DieWir-temüssen ab 1. Februar siebenCent pro Liter mehr zahlen.Angehoben werden sollen diePreise zum Teil auch für Käs-ten undDosen beiMarkenwieClausthaler, Radeberger undJever. Der Anstieg wird mitenorm gestiegen Produktions-kosten begründet. cil/jh

Radeberger erhöhtBierpreis im Februar

W WIR_1 NR.247 DerWesten.de/wirtschaft Samstag, 22. Oktober 2011

Page 10: Referenzen Mathias Schumacher (Auswahl)

»Ich mache mir keineGedanken, dass ich so lange

nicht getroffen habe«Schalkes Stürmer Klaas-Jan Huntelaar nachdem 0:1 gegen Hamburg, seinem sechsten

Bundesliga-Spiel in Serie ohne Torerfolg

SC Hassel verschafft sich einwenig Luft im AbstiegskampfDirk Kaja gewinnt beim 9:5-Erfolg inLüdinghausen beide Einzel. Seite 3

DJK SW Süd triumphiert imDerby über HSG-Zweite – 28:11Timon Seitzer sucht die Lücke zwischenDominik Balke und Lars Sikorski. Seite 2

Westfälische RundschauWestfälische RundschauWestfälische Rundschau

Das Magath-SechseckFußball Bundesliga. Schalkes Trainer hält beim 0:1 gegen Hamburg an seinem System fest, obwohl es nicht funktioniert

Andree Hagel

Gelsenkirchen. Es ist das Sys-tem, das sich in den letztenSpielen der Hinrunde bewährtzu haben schien: das Sechseckdes Felix Magath mit zweidefensiven Mittelfeld-Spie-lern, zwei offensiven Mittel-feld-Spielern auf den Flügelnsowie nominell zwei Stür-mern. Am Samstag aber, beimenttäuschenden 0:1 gegen denHamburger SV, funktioniertedas Lieblings-System des Trai-ners des FC Schalke 04 über-haupt nicht – trotzdem hielt erdaran fest. Hartnäckig.

„Wir waren völlig verunsi-chert und überfordert“, sagteFelix Magath. „Wir haben unsnicht gegen diese Niederlagegewehrt.“ Das klingt nacheiner Höchststrafe für dieSchalker Mannschaft, die je-doch auch den Anschein er-weckte, als hätte sie Unterstüt-zung gebraucht und nicht be-kommen. Von der ersten biszur letzten Minute nämlich,

und das war von oben wunder-bar zu beobachten, war immerein Riesen-Loch auf demRasen der Veltins-Arena –nämlich dort, wo sich in derRegel zentrale Mittelfeld-Spie-ler aufhalten. Obwohl Raúlimmer wieder mal dort zu fin-den war, allerdings nichts be-wirkte und dann auch noch alszwingend nötige Unterstüt-zung für Klaas-Jan Huntelaarausfiel. Es war übrigens bereitsdas sechste Bundesliga-Spielin Serie, das der niederländi-sche Nationalstürmer ohneTor beendete. Zuletzt hat eram 13. November 2010 beimVfL Wolfsburg getroffen – irre-gulär zum 2:2-Endstand.

„Wir haben nach vorne zuspät umgeschaltet“, sagte zumBeispiel Christoph Moritz. Erhatte zusammen mit Ivan

Rakitic die Doppel-Sechsgebildet, weil der im Dezem-ber so überzeugende Peer Klu-ge wegen einer Fußentzün-dung nicht im Kader gestan-den hatte, und in der 28. Minu-te nach einem Kopfball GojkoKacars auf der Linie geklärt.

Hätte es nicht spätestensnach dem Hamburger 1:0

durch Ruud van Nistelrooy,dem ersten Pflichtspiel-Heim-gegentreffer nach 527 Minu-ten, Schalker Reaktionen ge-ben müssen? Es gab keine.Warum nicht? Warum hat Fe-lix Magath nicht umgestelltund in der 64. Minute JoséManuel Jurado nur gebracht,damit dieser wie zuvor Edu die

linke Außenbahn beackert?Warum hat er nicht, als er den17-jährigen Julian Draxler ein-gewechselt hat, auf totaleOffensive gesetzt – und hatauch in der Schlussphase anseiner Viererkette festgehal-ten, die faktisch nur aus zweiInnen-Gliedern bestandenhatte? Die Außen-Glieder,

Lukas Schmitz und Joel Matip,hatten nämlich reichlichStress damit, sich die Trikot-Rückseiten Jonathan Pitroipasund Eljero Elias anzuschauen.

Angsthasen-Fußball vor denAugen von Bundestrainer Joa-chim Löw, der seine Nummereins, Manuel Neuer, allesandere als in Bestform sah. Er-klärungen aber gab es keine.Zumindest öffentlich nicht.Benedikt Höwedes versuchtesich zumindest daran. „In derzweiten Halbzeit waren wirrichtig schlecht“, sagte der 22-Jährige treffend. So schlecht,dass Frank Rost im Hambur-ger Tor nicht einen Ball zu hal-ten brauchte und die SchalkerFans die Leistung ihrer Mann-schaft mit Erschrecken regist-rierten. Und als fast doch nochdas 1:1 gefallen wäre, wareneinige Zuschauer schon garnicht mehr in der Arena.Lukas Schmitz traf in der88. Minute das Außennetz.

Nach dem Hamburg-Spielgönnte Trainer Felix Magathseinen Spielern erst einmalzwei freie Tage. Am Dienstag(10 Uhr – ohne Gewähr) gehtes dann weiter mit der Vorbe-reitung auf die Partie bei Han-nover 96, das am Sonntagdank des 3:0-Sieges bei Ein-tracht Frankfurt auf den zwei-ten Tabellenplatz geklettert ist.

FC Schalke 04 -Hamburger SV 0:1 (0:0)

Tor: Ruud van Nistelrooy (53.).FC Schalke 04: Neuer - Matip, Höwedes,Metzelder, Schmitz - Moritz (53. Pander),Rakitic (83. Draxler) - Farfán, Edu(62. Jurado) - Huntelaar, Raúl.Hamburger SV: Rost - Demel, Kacar, Wes-termann, Aogo - Jarolim, Zé Roberto -Pitroipa (89. Tesche), Elia (90. Trochow-ski) - van Nistelrooy, Ben-Hatira.Schiedsrichter: Knut Kircher (Rotten-burg).Zuschauer: 61 673 (ausverkauft).Gelbe Karten: Edu (2), Jurado, Schmitz(4) - Westermann, van Nistelrooy (4), Jaro-lim (5).

GESAMTZAHLEN10 Schüsse 97 Eckbälle 5

27 Flanken 1826 Fouls 121 Abseits 4

PROZENTZAHLEN44 Ballbesitz 56

46 Gewonnene Zweikämpfe 54

EINZELZAHLEN

Torschüsse2 Moritz / van Nistelrooy 4

2 Pander /2 Huntelaar /

2 Rakitic /

Torschussvorlagen2 Schmitz / Zé Roberto 3

Ballkontakte76 Rakitic / Zé Roberto 92

Meiste Fouls7 Schmitz / Elia 3

/ Jarolim 3

SPIELSTATISTIK

ALLES WAS ZÄHLT

Fußball1.Bundesliga fb00001

1.Bor.Dortmund 18 15 1 2 42:11 462.Hannover 96 18 11 1 6 28:27 343.FSV Mainz 05 18 11 0 7 30:20 334.B.Leverkusen 18 9 6 3 36:28 335.Bay.München 18 8 6 4 32:21 306.SC Freiburg 18 9 2 7 27:27 297.Hamburger SV 18 8 3 7 28:28 278.Etr.Frankfurt 18 8 2 8 24:24 269.Hoffenheim 18 6 7 5 33:24 25

10.Kaiserslautern 18 6 4 8 28:28 2211.FC Schalke 04 18 6 4 8 25:25 2212.1.FC Nürnberg 18 6 4 8 22:29 2213.Werder Bremen 18 6 4 8 25:36 2214.VfL Wolfsburg 18 4 8 6 25:26 2015.FC St.Pauli 18 5 3 10 18:32 1816.1.FC Köln 18 4 4 10 19:34 1617.VfB Stuttgart 18 4 3 11 33:35 1518.B.M'gladbach 18 3 4 11 27:47 13

KOMMENTAR

D ie letzten Spiele der Hin-runde hatten Mut

gemacht, sie hatten davonträumen lassen, dass derFC Schalke 04 noch alleMöglichkeiten hat, den Wegin den internationalen Fuß-ball 2011/12 zu schaffen. Esmag übertrieben sein, nachnur einem einzigen Spiel,nach dem 0:1 gegen denHamburger SV, sofort wiederalles in Frage zu stellen.

Aber!Erstens: Dem Kader, den

Trainer und Manager FelixMagath vor der Saisonmächtig aufgemotzt hat, fehltoffensichtlich doch die Qua-lität. Anders ist es jedenfallsnicht zu erklären, dass zumBeispiel ein Mario Gavrano-vic noch nicht einmal danneine Chance erhält, wenn 14-Millionen-Euro-Mann Klaas-Jan Huntelaar überhauptnicht am Spiel teilnimmt.

Zweitens: Der Mannschaftfehlt, gerade in den Phasen,in denen es nicht läuft, eineFührungspersönlichkeit, einKopf. Nämlich ein Spieler,der seine Teamkollegen mit-reißt, der sie antreibt und soverhindert, dass alles stummzusammenbricht.

Drittens: Felix Magath hatanscheinend nicht genugMut. Da lobt er den 17-jähri-gen Julian Draxler in höchs-ten Tönen, belohnt ihn auchmit einem Platz im Kader,um ihn dann zu einem Zeit-punkt zu bringen, an demsich nichts mehr bewegenlässt. Überhaupt nichts mehr.

Qualität undMut fehlen

Andree Hagel

Dramatisch schwach: Klaas-Jan HuntelaarDer FC Schalke 04 in der Einzelkritik. Die Innenverteidiger Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder schaffen eine 3,5

Andreas Ernst

Gelsenkirchen. Beim 0:1gegen den Hamburger SV zeig-te Klaas-Jan Huntelaar einegrob mangelhafte Leistung.Auch Joel Matip schrammteauf der Notenskala nur knappan einer Sechs vorbei. DieSchalker in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Der Natio-naltorwart schwächelte imStrafraum. Gleich zweimal irr-te er bei Ecken durch denFünf-Meter-Raum (10./26.) –und beim 0:1 unterschätzte erGuy Demels Flanke (53.).Dafür aber mit einer tollenParade gegen einen SchussÄnis Ben-Hatiras (9.). Note: 4

Joel Matip: Der 19-Jährigebleibt eine Notlösung als rech-ter Verteidiger. Im Spiel nachvorn mit vielen Fehlpässen.Die Schalker vermieden essogar, Joel Matip anzuspielen.Auch am Gegentor war erbeteiligt. Note: 5,5

Benedikt Höwedes: BesterAbwehrspieler – aber mit

einem Minuspunkt. In der49. Minute ließ er Eljero Eliaim Strafraum gewähren. Be-mühte sich im Gegensatz zuNebenmann Christoph Met-zelder auch um Aktionen inder HSV-Spielhälfte – ohneErfolg allerdings. Note: 3,5

Christoph Metzelder: Hät-te das Jahr 2011 fast mit einemfolgenschweren Fehler begon-nen, als er Änis Ben-HatirasChance einleitete (9.). Danachzweikampf- und kopfball-stark, aber ohne Aktionen inder Offensive. Note: 3,5

Lukas Schmitz: Der quirligeJonathan Pitroipa flog häufigan Lukas Schmitz vorbei. Vordem 0:1 ließ der Schalker GuyDemel ungestört flanken (53.).War hinten so beschäftigt, dassihm vorn wenig einfiel.Note: 5

Christoph Moritz (bis53. Minute): Bei seiner bestenTat klärte er Gojko KacarsKopfball auf der Torlinie (28.).Nutzte seine Chance nichtund muss wohl wieder PeerKluge weichen. Note: 4

Ivan Rakitic (bis 83. Minu-te): Begann ansprechend mitvielen Ballkontakten und gu-ten Ideen. Als es nach dem 0:1auf einen starken Ivan Rakiticangekommen wäre, leistete ersich aber etliche Fehlpässe.Kein Führungsspieler. Note: 5

Jefferson Farfán: Einigedumme Fehlpässe undschlechte Ecken. Der wechsel-

willige Peruaner hatte aberauch gute Momente, wenn erbis zur Grundlinie vordrang.Das geschah jedoch selten.Positiv: zweikampfstark in dereigenen Hälfte. Note: 4

Edu (bis 62. Minute): DerBrasilianer begann couragiertund mit einer starken Flankeauf Klaas-Jan Huntelaar (2.).Danach fiel Edu durch eifrigen

Einsatz in der eigenen Hälfteauf – aber nicht mehr durchOffensiv-Aktionen. Note: 4

Raúl: Starke Anfangsphasemit guten Pässen und glänzen-den Spielverlagerungen. Dochnach der 25. Minute tauchteder Spanier unter. Note: 4,5

Klaas-Jan Huntelaar: Dra-matisch schwach! Nach zweiMinuten verpasste er EdusFlanke, in der 75. Minute köpf-te er den Ball weit über dasHSV-Tor – das war’s. Verlorfast jeden Zweikampf undjedes Kopfballduell. Note: 5,5

Christian Pander (ab53. Minute): Ersetzte Chris-toph Moritz im defensivenMittelfeld und durfte direktdie Freistöße schießen.Note: 4

José Manuel Jurado (ab62. Minute): Fügte sich miteiner dummen Gelben Karteein (65.) und blieb wirkungs-los. In dieser Form ist seinStammplatz bald wieder dieErsatzbank. Note: 5

Julian Draxler (ab 83. Minu-te): ohne Note

Ganz schwach: Schalkes Stürmer Klaas-Jan Huntelaar – hier gegenHamburgs Nationalspieler Dennis Aogo. Foto: Mathias Schumacher

Schalke leihtJones an dieBlackburnRovers ausFußball Bundesliga

Gelsenkirchen. Der Wechseldes zweimaligen US-National-spielers Jermaine Jones vomFC Schalke 04 zum engli-schen Premier-League-KlubBlackburn Rovers ist in tro-ckenen Tüchern. „Wir sind unsmit dem Klub einig. Wenn Jer-maine auch mit dem Vereinklar ist, kann der Wechsel amMontag vollzogen werden“,sagte Trainer und ManagerFelix Magath am Samstagnach dem 0:1 der Königsblau-en gegen den Hamburger SV.

Jermaine Jones war von Fe-lix Magath nach der 0:5-Pleitebeim 1. FC Kaiserslauterndegradiert und zum Trainierenin die zweite Mannschaftgeschickt worden. Der ehema-lige deutsche Nationalspieler(drei Einsätze) reiste am ver-gangenen Wochenende nachEngland, um den Transfer per-fekt zu machen. JermaineJones, der beim FC Schalke 04einen Vertrag bis zum 30. Ju-ni 2014 und in dieser Saisonzehn Bundesliga-Partien be-stritten hat, soll zunächst biszum Saisonende ausgeliehenwerden. AHa

Ganz brav und ganz ohne Wirkung am Samstag gegen den Hamburger SV: Schalkes Offensiv-KräfteJefferson Farfán und Raúl. Foto: Mathias Schumacher

Julian Draxler, der am Sams-tag mit 17 Jahren und117 Tagen zu seinem Debütkam, ist der viertjüngsteSpieler in der Geschichte derFußball-Bundesliga. SchalkesNummer 31 hat in dieserTabelle folgende drei Fußbal-ler vor sich: Dortmunds NuriSahin, der bis heute derjüngste Bundesliga-Spieleraller Zeiten ist (16 Jahre,335 Tage), Frankfurts TorwartJürgen Friedl (17 Jahre und26 Tage) und Ibrahim Tanko(17 Jahre und 61 Tage).

JULIAN DRAXLER

Auf Platz vier

»Wir haben unsnicht gegen

diese Niederlagegewehrt«

Nach England: Schalkes JermaineJones. Foto: afp

AUF SCHALKE

Hao scheidet aus

Schalkes Junmin Hao ist amSonntagabend mit der chinesi-schen Nationalmannschaftbeim Asien-Cup ausgeschie-den. Gegen Usbekistan gab esein 2:2, so dass die Chinesen inder Tabelle der Gruppe A mitvier Punkten hinter Usbekis-tan und Gastgeber Katar Rangdrei belegten. Der 23-Jährigespielte 90 Minuten durch undtraf zum 2:2-Endstand.

W WGEPA_MO NR.13 DerWesten.de/gelsenkirchen

SPORTIN GELSENKIRCHEN

Montag, 17. Januar 2011

Page 11: Referenzen Mathias Schumacher (Auswahl)

Mo�Fr € 1,10 Sa/So € 1,25

Montag, 7. Juli 2008Nr. 156 / 28. Woche Z E I T U N G F Ü R B O C H U M U N D W A T T E N S C H E I D

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DAS WETTER weitere Wetter-Infos unter www.RuhrNachrichten.de/wetter................................................................................................................................

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K5966 BO

- zum 23. Mal ging am Wochenende Bochum Total über die Bühne. Und zum 23.Mal herrschte im und um das Bermudadreieck friedlich freundlicher Ausnahmezu-

stand. 700 000 Besucher zählten die Veranstalter und das, obwohl der Start am Donnerstag noch gehörig verregnet war.Unterm Strich war die Bochumer Freiluft-Party einfach so unwiderstehlich wie immer. › 1. Lokalseite Foto Schumacher

Das hat gerockt

S P O R T

� Was erwartet die Fans von Bo-russia Dortmund in der neuenSaison? Im Interview verrät derneue BVB-Trainer Jürgen Kloppseine Wünsche und Erwartungenan sich, an das Team und an dieneue Spielzeit. Und er warntdeutlich vor zu hohen Ansprü-chen, sagt aber auch ganz klar,was seine Mannschaft könnenmuss: „Wir müssen Erlebnis- undnicht Ergebnisfußball spielen.“

� Lewis Hamilton hat den GrandPrix von Großbritannien in Silver-stone gewonnen. Der britischeFormel-1-Pilot im McLaren-Mer-cedes setzte sich gestern bei sei-nem Heimspiel vor dem Mön-chengladbacher Nick Heidfeld imBMW-Sauber durch und feierteseinen dritten Saisonsieg. AufPlatz drei kam Honda-Fahrer Ru-bens Barrichello vor WeltmeisterKimi Räikkönen im Ferrari.

� Rafael Nadal hat zum erstenMal in seiner Karriere die All Eng-land Championships in Wimble-don gewonnen und Titelverteidi-ger Roger Federer entthront. DerFrench-Open-Sieger aus Spaniensetzte sich gestern in einem pa-ckenden Finale mit 6:4, 6:4, 6:7(5:7), 6:7 (8:10), 9:7 gegen denWeltranglisten-Ersten aus derSchweiz durch.

I N A L L E R K Ü R Z E

I M I N N E R N

Hagen � Beim Brand einesniederländischen Reisebus-ses auf der A 1 bei Hagenwurden am Samstag zehnMenschen verletzt. Sie hattenFenster eingeschlagen, umins Freie zu gelangen. 90Menschen waren an Bord.

› Hier und Heute: Reisebus

Bus brennt

Düsseldorf � Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) willeinem Medienbericht zufolge den Umsatzsteuerbetrug künftigan jeder Ladenkasse bekämpfen. Der Einzelhandel solle perGesetz dazu verpflichtet werden, jede Kasse mit einem Chipauszustatten, der Umsatz und Mehrwertsteuer dauerhaft re-gistriert und vom Fiskus kontrolliert werden könnte.

Kontrollchip für jede Ladenkasse

Rom � Entwarnung für Verbraucher im italienischen Gammel-käse-Skandal: Die deutschen und italienischen Behörden ge-hen nach ersten alarmierenden Meldungen davon aus, dass essich um einen zwei Jahre alten Fall handelt. „Wir haben keineHinweise darauf, dass das noch gesundheitsgefährdend ist“,sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.

Entwarnung im Käse-Skandal

Der Bus aus den Niederlandenbrannte komplett aus. Foto dpa

G E W I N N Z A H L E N

Lotto: 6 - 7 - 11 - 15 - 42 - 49Zusatzzahl: 16 Superzahl: 2

Spiel 77: 9 - 9 - 2 - 9 - 3 - 2 - 3Super6: 8 - 2 - 0 - 2 - 4 - 2

- ohne Gewähr -

So. Es reicht! DeutschlandsSupermärkte brauchen mitaller erdenklichen Dringlich-keit ein Vier-Kassen-System.Für wen? Für die drei großenProblemgruppen, die uns Fix-mal-eben-Milch-Holer an denRande des unverdientenWahnsinns treiben:

Kasse eins möge bitte fürdie „Ach, die Tomaten mussman abwiegen?“-Fraktioneingerichtet werden! Dortkönnen sie eine schier endlosgeduldige Kassiererin unge-straft mit knisternd im Lauf-

wind raschelnden Tüten indie Gemüseabteilung zumnachträglichen Abwiegenschicken.

Kasse Nummer zwei sollfürderhin der „Moment, ichhab`s passend!“-Sippe vorbe-halten bleiben. Dort kann siejede noch so kleinkummeln-de Kupfermünze von jederSeite betrachten, bevor sie inden Händen der Kassiererinlandet.

Oh, fast vergessen: Bar-geldlos zahlen? Gern! Aberan Kasse drei! Hier sind auch

Kunden mit kaum lesbarenEC-Karten willkommen; diestoische Dame hinter demScanner zieht das Plastikauch gern fünfzehn Maldurch den Scanner!

Nu aber zu Kasse vier: Hierkönnen wir ergebnisorien-tierte Kunden brav einenSchein mit den Worten „Bonbrauche ich nicht“ abgebenund mit dem Wechselgeld inder Hand nach 20 Sekundenentspannt den Supermarktverlassen. Wär`s nichtschön? � Holger Steffens

Deutschland, mach Kasse(n)Wenn es im Supermarkt wieder mal dauert

Heute Die Sonne versteckt sichmeist hinter dichten Wolken.Schauer. 18 bis 20 Grad.

Morgen Wechselhaft mitSchauern und Gewittern bei 13 bis17 Grad.

Fast jedes zweite Unterneh-men wolle die Preise erhö-hen, ergab die Befragung derWirtschaftsauskunftei Credit-reform. Allein im Einzelhan-del befürchteten demnach15 000 Firmeninhaber, das

Geschäft aufgeben zu müs-sen. Im Verkehrs- und Logis-tiksektor sowie im Baugewer-be rechnen nach Creditre-fom-Hochrechnung jeweils5600 Unternehmen mit demAus. Die Internationale Ener-gie-Agentur (IEA) dämpfteunterdessen Erwartungen,dass Öl wieder dauerhaft bil-liger werden könnte. Die Öl-preise waren zuletzt über dieMarke von 145 Dollar je Bar-rel (159 Liter) gestiegen. Da-raufhin erreichten auch die

Spritpreise in DeutschlandRekordmarken: Ein Liter Ben-zin kostete durchschnittlich1,60 Euro. DIW-ExpertinClaudia Kemfert warnte, beidem in der Branche erwarte-ten Ölpreis von 170 Dollar jeBarrel würde ein Liter Benzinin Deutschland 1,75 Eurokosten. Bei 200 Dollar je Bar-rel würden beim jetzigenEuro-Dollar-Kurs sogar 1,95Euro je Liter Benzin fälligwerden, sagte sie.

Die Preisexplosion hat zu-

dem den Streit zwischen Uni-on und SPD über die Atom-energie neu angeheizt. DieSPD-Spitze warnte die Union,am vereinbarten Ausstieg zurütteln. Der SPD-Politiker Er-hard Eppler schlug allerdingseinen Kompromiss vor, mitdem einige Atommeiler län-ger laufen könnten. � dpa

› S.2: Blickpunkt/Kommentar.....................................................»Webforum: Sollte Deutschlandstärker auf Kernkraft setzen?

www.westline.de/go/meinung

HAMBURG � Die Rekord-Öl-preise lassen zehntausendedeutsche Unternehmen umihre Existenz bangen. Lauteiner Umfrage im Mittel-stand könnten hochgerech-net gut 50 000 Firmen insWanken geraten.

Ölpreis-Schock trifft Unternehmen hart / SPD wehrt sich gegen Rütteln am Atomausstieg

Mittelstand in Not

Düsseldorf � Die Pannen imNRW-Schulministerium füh-ren jetzt offenbar zu perso-nellen Konsequenzen. Wieder WDR gestern berichtete,soll der bisherige Sprechervon Schulministerin Barbara

Sommer (CDU), Andrej Pri-boschek, zu Schuljahres-Be-ginn abgelöst werden. DerSprecher der Landesregie-rung, Hans-Dieter Wichter,sagte, der Bericht basiere„auf einer Ansammlung von

Unwahrheiten und Fehlinfor-mationen“. Dem Bericht zu-folge erwägt Ministerpräsi-dent Jürgen Rüttgers (CDU)zudem bei einer Neuauflageder CDU/FDP-Koalition einenneuen Ressortzuschnitt.

Demnach könnte das Schul-ministerium Wissenschafts-minister Andreas Pinkwart(FDP) zugeschlagen werden.Sommer war bei den ThemenZentralabitur und Turboabi-tur unter Druck geraten. � ddp

Abitur-Pannen haben Konsequenzen

Berlin � Kurz nach der Eröff-nung des Wachsfigurenkabi-netts Madame Tussauds inBerlin hat ein Mann den Kopfder umstrittenen Hitler-Figurabgerissen. Der 41-Jährigewurde vorübergehend festge-nommen. Der Mann habenach eigenen Angaben gegendie umstrittene Zurschaustel-lung des Diktators protestie-ren wollen, hieß es. � AFP

› Aus aller Welt: Wette

Hitler-Figurgeköpft

Berlin � In der CDU wächstder Unmut über die CSU we-gen deren Angriffen auf Bun-deskanzlerin Angela Merkel.Merkel stemmt sich gegen dieForderung der CSU, die altePendlerpauschale wieder ein-zuführen. Insbesondere Bay-erns Ministerpräsident Gün-ther Beckstein (CSU) griffMerkel am Wochenende inmehreren Interviews persön-lich an. � dpa › S.2: Kommentar

CDU verärgertüber die CSU

Heute mitSport vom Wochen-ende

Telefonische Anzeigen-annahme0 18 01/

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der DTAG, Mobilfunkpreise können abweichen.

I M L O K A L T E I L

liefen beim ers-ten Run'n'Rock

Spendenlauf, der am Sonntagim Westpark an der Jahrhun-derthalle stattfand, für einenguten Zweck – die StiftungKinderzentrum Ruhrgebiet inBochum. › 1. Lokalseite

270

Den heiteren KomödienShakespeares folgt in diesemJahr dramatische Kost. DieSchauspielschule hat für ihretraditionelle Inszenierung imSchlosspark Weitmar„Macbeth“ ausgewählt – einDrama, das kürzlich auch dasSchauspielhaus interessierte.Gelacht werden durfte den-noch beim Spiel der Studie-renden. › 2. Lokalseite

Drama im Park

Der VfL Bochum unterlag amSamstag im Sportpark Wan-ne-Süd mit 1:2 gegen Anor-thosis Famagusta. EinzigerTorschütze für die Mann-schaft von Trainer MarcelKoller, der mit Daniel MárcioFernades, Paul Freier und Va-hid Hashemian drei Neuzu-gänge einsetzte, war Chris-toph Dabrowski per Strafstoßzum 1:1. › Lokalsport

1:2-Niederlage

dieses Seerosenblatt trägt biszu 40 Kilogramm. Das Univer-

sitätsmuseum in Utrecht hat am Wochenende Eltern eingela-den, ihre Babys auf dem Blatt dieser Riesenseerose von einemprofessionellen Fotografen knipsen zu lassen. Foto dpa

Keine Sorge, ohne Pause– so feiert

man jedes Jahr im nordspanischen Pamplona das Fest zu Eh-ren des Heiligen San Fermin. Gestern fiel der Startschuss fürdie wegen ihrer traditionellen Stierhatz umstrittene Festwo-che, zu dem eine Million Touristen erwartet werden. Foto AFP

204 Stunden Fiesta