Reichen kluge Argumente für kluges Handeln€¦ · • Kluge Argumente sind – was ? • Welche...

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BfN - Tagung „Klugheit, Glück, Gerechtigkeit. Warum Ethik für die konkrete Naturschutzarbeit wichtig ist“ - INA Vilm, 8.-11.10.12 Prof.em.Dr.Norbert Jung, Berlin/ Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, [email protected] Reichen kluge Argumente für kluges Handeln ? Prof.em.Dr.rer.nat. Norbert Jung, Berlin/ HNE Eberswalde

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  • BfN - Tagung „Klugheit, Glück, Gerechtigkeit. Warum Ethik für die konkrete Naturschutzarbeit wichtig ist“ - INA Vilm, 8.-11.10.12

    Prof.em.Dr.Norbert Jung, Berlin/ Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, [email protected]

    Reichen kluge Argumente für kluges Handeln ?

    Prof.em.Dr.rer.nat. Norbert Jung, Berlin/ HNE Eberswalde

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    Werbepostkarte HNE Eberswalde / Rafalski

    Als kulturellem Natur-wesen sind unsere Er-kenntnisweisen und –mechanismen evolutio-när „sinnvoll“ entstanden und damit im Grunde Naturprodukte.

    Nicht nur unser Geist, sondern auch unser Körper kann daher die Natur verstehen.

    Quellen: Lorenz, K.1973: Die Rückseite des Spiegels.München:Piper; Riedl, Rupert 1981: Biologie der Erkenntnis. Die stammesgeschichtlichen Grundlagen der Vernunft. Berlin/Hamburg: Parey (u.a.)

    Der Ansatz:

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    Reichen kluge Argumente für kluges Handeln ?

    • Hintergründe: Über Reden, Handeln und Selbsterkenntnis

    • Diskrepanzen zwischen Wissen/ Reden und Tun

    • Kluge Argumente sind – was ?

    • Welche Basis braucht kluges Handeln ?

    • Die Entstehung von Naturschutzhandeln

    • Weisheit und Überzeugung

    • Der emotionale Hund und sein rationaler Schwanz – Abschied von Illusionen

    • Fazit: Hoffnung aus Erkenntnis

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    Hintergründe.

    Über Reden, Handeln und Selbsterkenntnis

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    Probleme kann man niemals mit der gleichen Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind

    Albert Einstein

    Was ist unsere Denkweise, die in die Umweltkrise geführt hat?

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    Ein Grundlage abendländischen Denkens: Die Geist-Materie-Spaltung (Leib-Seele-Spaltung) René Descartes (1596-1650)

    Die strikte dualistische Trennung der Welt in res cogitans = Geist, menschliches Denken und Verbindung zu Gott, und res extensa = das materielle Sein, also auch Tiere und Pflanzen, führte zu Überbewertung des Geistes (Verstand) und Entwertung alles Materiellen.

    Rein naturwissenschaftliche Erklärung der Welt (mit Folgen auf Wirtschaft, Politik, Menschenbild) ist eine Konsequenz daraus – aber eben nur die halbe Wahrheit.

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    „Menschen begegnen auf einer Wanderung nicht der Biologie, sondern der Natur.“

    Gernot Strey, Umweltpädagoge und -ethiker

    Reicht Naturwissenschaft aus?

    Quelle: Strey,G. 1989: Umweltethik und Evolution. Göttingen.S.47

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    Aus dem Syndromkonzept des WBGU*

    Gruppe Nutzung: Sahel-Syndrom: Landwirtschaftliche Übernutzung marginaler Standorte verbunden mit ländlicher Armut

    Dust-Bowl-Syndrom: Umweltdegradation durch industrielle Landwirtschaft

    Gruppe Entwicklung: Grüne-Revolution-Syndrom:

    Ökologische und gesellschaftliche Probleme infolge nicht angepaßter Agrarentwicklungspolitik

    Havarie-Syndrom: Umweltdesaster durch technisch-industrielle Unfälle

    Gruppe Senken:

    Altlasten-Syndrom: Langfristige ökologische Belastungen im Umfeld von Industriestandorten

    Quelle: http://www.wbgu.de/wbgu_syndromkonzept.html

    * Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen

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    Was ist ein Syndrom?

    − Ein Syndrom ist ein Krankheitsbild der Erde, das sich in verschiedenen Regionen der Erde vorfindet.

    − Ein Syndrom weist verschiedene Symptome bzw. Trends auf. − Ein Syndrom setzt sich aus verschiedenen Kernproblemen des globalen

    Wandels und meistens auch aus regionalen Problemen zusammen. − Ein Syndrom ist ein Querschnittsphänomen, das verschiedene Kernprobleme

    des globalen Wandels in sich vereinigt. − Ein Syndrom ist ein typisches Muster der Nicht-Nachhaltigkeit.

    Ziel: Heilung des Patienten „Erde“, indem die Erdkrankheiten

    geheilt bzw. die Syndrome gelindert werden

    Diagnose des Syndromkonzepts: Der Patient ist die Erde !...........?

    Originalfolie Th.Hammer, 2005: Der Syndrom-Ansatz. Ein inter- und transdisziplinärer Ansatz der Erforschung des globalen (Umwelt-)Wandels. Univ. Bern. IKAÖ http://www.ikaoe.unibe.ch/veranstaltungen/ws0506/modul1/einfuehrung/m1_einfuehrung_hammer.pdf

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    Die Gretchenfrage

    Haben wir es mit einer Krise der Umwelt (Syndromkonzept) oder mit einer kollektiven Krise des Menschen zu tun?

    Die Antwort bestimmt, wie wir in der Umweltbildung handeln werden!

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    Werte: Denkt die Bevölkerung ganzheitlicher als die Naturschützer ?

    Quelle: Reusswig, F. (2003). Naturorientierung und Lebensstile. LÖBF-Mitteilungen Nr. 1/2003, S.27-34.

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    Drei Grundursachen der Umweltkrise nach Bateson 1970

    • der technologische Fortschritt

    • das Bevölkerungswachstum

    • bestimmte Irrtümer und die Haltungen der abendländischen Kultur. Unsere „Werte“ sind falsch.

    Bateson, G. (1970): Die Wurzeln ökologischer Krisen. In: Bateson, Gregory (1985): Ökologie des Geistes. Frankfurt/M.: Suhrkamp. S.629 f.

    • Die letztere Position bestätigte Dennis Meadows 2005

    Seiler, Th.2005: Jenseits der ökologischen Grenzen gibt es keine nachhaltige Entwicklung. Ein Gespräch mit Dennis Meadows. Natur und Kultur 6.2 : 19-37

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    Abendländische Hybris als Hintergrund des Handelns (Bateson 1970)

    Einer der bedeutendsten Uni-versalgelehrten des 20. Jahr-hunderts, Gregory Bateson stellt 1970 die unreflektierte westliche Arroganz und Über-heblichkeit gegenüber der Natur als wichtigen Faktor der Krise dar

    Quelle: Bateson, G. 1985 (Orig.1972): Ökologie des Geistes. Frankfurt / M.:Suhrkamp

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    Diskrepanzen zwischen Wissen, Reden und Tun

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    Kein Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Verhalten

    Korrelation von Umweltwissen und –bewußtsein in High-cost und Low-cost-Sektoren des Umweltverhaltens

    High-cost (hohe Kosten)

    Low-cost (geringe Kosten)

    Energie Verkehr Abfall Einkauf

    Umweltbewußtsein 0,11 0,04 0,11 0,23

    Umweltwissen 0,05 -0,12 0,28 0,12

    Quelle: Diekmann u. Preisendörfer 1992

    Folie aus: Dollase, R. 2006: Was sind Schlüsselkompetenzen und welche Verbindungen bestehen zur Umweltbildung? Plankstettener Kreis, 14.11.06 (http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE13/HOMEPAGE/DOLLASE/artikel.html#Erziehung; 6.10.12)

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    Kluge Argumente sind – was ?

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    Quelle: Wochenpost, 1997

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    wahre Wort sind nicht schön schöne worte sind nicht wahr

    dem guten fehlt die glatte zunge

    glattzüngige sind nicht gut

    wissende sind nicht gelehrt gelehrte sind nicht wissend...

    Vom Reden und Sein – Laudse

    Daudedsching, 71. Kap. Ausgabe Leipzig: Reclam 1981

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    Welche Basis braucht kluges Handeln ?

    • Die drei Quellen jeden Handelns

    • Umfrage: Entwicklungsfaktoren für die Naturbeziehung und Werteentwicklung

    • Von der Naturerfahrung zum Umwelthandeln

    • Konsequenzen für die Umweltbildung

    • Familie, Naturerfahrung und Gesellschaft - umweltpsychologisch

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    MENSCH

    BIOLOGISCHE VERHALTENSTENDENZEN

    Neugier – Sozialität – Bindung/ Beziehung –Rang- / Rollenstreben (Achtung/ Akzeptanz) – Zugehörigkeit/ Konformität – Indoktrinierbar-

    keit – Autonomie –Sprechen – Arbeit – Gerechtigkeit/ Altruismus – Intuition/ Emotionalität – ‚Animismus’ u. Religiosität (mythisch-

    magisches Denken) – Denken in Bildern u.a.

    ONTOGENESE Individualerfahrung - Persönlichkeit u.ä.

    KULTUR UND TRADITION

    Weltbilder – Gesellschaft – Subkulturen Kollektiverfahrungen – Lebensstilgruppen/

    Schicht - Bezugsgruppen u.ä.

    biologisch

    sozial

    psychisch

    angelegte Eigenschaften

    SPEZIES

    erworbene Eigenschaften

    GRUPPE

    Erfahrung und Verstand INDIVIDUUM

    Wir handeln in jedem Moment aus drei Quellen heraus...

    Nach F.A.v.Hayek 1979: Die drei Quellen der menschlichen Werte. Tübingen. u.a..

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    Spontan genannte Faktoren der Entwicklung der NaturbeziehungStudenten Landschaftsnutzung und Naturschutz, HNEE,1998-2002, n=199,in %

    "Was hatte in meinem Leben den größten Einfluß auf meine Beziehung zur Natur?"

    Fremde Kulturen 0,1%

    Urlaub 5%

    Gesellschaft 6,9%

    Neg.Erleb.3,9%

    Pos.Emot.Erleb.3,3%

    Ratio,Einsicht 2,6%

    Musikausb. 0,1%

    Medien 1,4%

    Phantasie 0,1%

    Eig.Natur 0,6%

    Fam.,Kindh.31,6%

    Naturkontakt 17,4%Umgang m.Natur 5,7%

    Aktivsein in Natur 5,1%

    Wohnumgebung 13,7%

    Orig. Jung 2003

    Umfrage: Entwicklungsfaktoren für die Naturbeziehung und Werteentwicklung

    Jung,N. 2009: Ganzheitlichkeit in der Umweltbildung: Interdisziplinäre Konzeptualisierung. In: Brodowski,M. et al.: Informelles Lernen und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Opladen…: Barbara Budrich. S.129-149

    Die Entstehung von „klugem“ Naturschutzhandeln

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    Naturerfahrung und Umwelthandeln

    Gruppe Gemeinschaft

    Freunde

    Naturbeziehung Einstellung, Werte,

    Gefühlestabil

    Gesellschaft (anonym)

    Rationales Wissen

    Bücher,Medien, Wissenschaft instabil,

    korrigierbar

    Umweltverträglich handeln und leben

    Natur-erfahrung

    Gefühle Erlebnisse Umgang

    Erfahrungs-wissen

    Eindrücke

    Faszination

    Familie, Kindheit Erlebte Familie, Vorbilder,

    moralische und soziale Normen, Tradition, Ethik,

    Werte; Wohnort

    Möglichkeiten, Anreize, Fähigkeiten

    Barriere Desinteresse

    Motivation, Interesse Aufnahme- und Handlungsbereitschaft

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    Beziehung zur Natur

    Beziehung zu Anderen

    Beziehung zu sich selbst

    Interdisziplinäre Begründung –

    Bindung und Beziehung sind der Kern

    ...denn der Mensch ist ein Beziehungswesen weil die Natur verbunden ist

    Ableitbare Kompetenzen und Ziele:

    Sozialkompetenz

    Naturkompetenz

    Persönlichkeit

    Quelle: Jung, N. 2009: Ganzheitlichkeit in der Umweltbildung: Interdisziplinäre Konzeptualisierung. In:Brodowski,M. et al.: Informelles Lernen und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.Opladen

    „Diese Erziehung kommt uns von der Natur oder den Menschen oder den Dingen.“ J.J.Rousseau 1760: Emile...Reprint Reclam 209,S.109

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    Naturerfahrung - Naturbeziehung

    Naturverständnis

    Wertvorstellungen

    Wissenschaftliches Wissen

    Nachhaltigkeits-einstellung

    Poli- tisches

    Engagement

    Folgerung: Bildungspyramide von Zielen in ganzheitlicher Umweltbildung

    Quelle: Jung,N. 2009: Ganzheitlichkeit in der Umweltbildung: Interdisziplinäre Konzeptualisierung. In:Brodowski, M. et al.: Informelles Lernen und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.Opladen…: Budrich. S.129-149

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    Umweltbewußtes Handeln

    Grundhaltungen, -motivationen,

    -gefühle

    Natur- und

    Umweltwissen

    Verhaltens-angebote

    Verhaltens-konsequenzen

    Feedback

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    Umwelthandeln: Familie, Naturerfahrung, Gesellschaft - umweltpsychologisch Das bekannte Wirkschema von Fietkau/ Kessel (blau) auf die motivationalen Füße (gelb) gestellt

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    Gesellschaftliche Normen,

    Erfahrungen, Öffentliche

    Meinung

    Unter Verw. von: Fietkau/Kessel 1981: Umweltlernen: Königstein – Jung 2007:Ganzheitliche, nachhaltige Umweltbildung...In: Jahrb.Nachhaltigk.(Münster:Ecotransfer) Bd.1:S.80-91. Veränd. Jung 2012

    Handlungs-anreize

    Wissen-schaften

    Erfahrung in der Gesell-

    schaft

    Kindheitserfahrungen: Einstellungen der Familie - Wohnumgebung -

    Eigene Naturerfahrung

    Umweltbezogene Einstellungen und

    Werte

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    Weisheit und Überzeugung

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    Merkmale von Weisheit

    Verständnis, Zuhören, Aufmerksamkeit Mitfühlende Liebe, Empathie, Demut Selbsterkenntnis (eigene Biografie), aus eigenen Fehlern lernen Gelassenheit, Sich-einlassen-können , sinnvoller Verzicht Stellt sich in den Dienst der Gemeinschaft Hat reiche wiederholte Erfahrung in verschiedenen Situationen Findet sinnvolle Anwendung in neuen Situationen Kann nicht gelehrt, muß aber geübt werden Hindernisse: Rechthaberei, Fanatismus, Gefühlskälte, Hybris,

    rücksichtslose Durchsetzung, Karriereziele, Technizismus

    Nach Grümmer, Schödlbauer in Jung 2011

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    Überzeugung: Wann Menschen Vertrauen fassen (nach Robert Cialdini, 1998)

    1.Mit anderen im Ausgleich leben wollen: es ist mir unangenehm, auf Kosten anderer zu leben, wer mir was gibt, dem gebe ich zurück

    2.Verpflichtungen einhalten: wer A sagt, muß auch B sagen, wenn ich etwas versprochen habe, halte ich mich daran

    3.Tun, was sich bewährt hat: alle tun es, alle haben es , es hat großen Erfolg, es gibt tolle Vorbilder, deswegen tue ich es auch

    4.Sympathischen Menschen folgen: war attraktiv, hat mich gelobt, war kooperationsbereit, deswegen tue ich es auch

    5. Kompetenten Ratgebern folgen: besaß fachliche Autorität, wußte genau Bescheid, hat alles richtig vorhergesagt, deswegen tue ich es

    Nach: Dollase R. 2006: ...Schlüsselkompoetenzen... Plankstettener Kreis

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    Der emotionale Hund und sein rationaler Schwanz (Haidt) – Abschied von Illusionen

    Haidt, Jonathan 2001: The emotional dog and its rational tail: A social intuitionist approach to moral judgement. Psychol.Rev. 108.4: 814-834

    Entwicklungspsychologie, Primatologie, Neurobiologie stimmen darin überein:

    Der Verstand muß in der Regel rechtfertigen und Argumente dafür finden, was Intuitionen, Emotionen und Unbewußtes bereits als Handlungsbereitschaft entschieden haben. Er ist eher Verteidiger als Schöpfer moralischer Handlungsimpulse. Haidt: „...the reasoning process constructs post hoc justifications, yet we experience the illusion of objective reasoning...“

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    Unser Menschenbild korrigieren: Heilsame Selbsterkenntnis durch Entwicklungspsychologie, Neurobiologie, Psychoanalyse und Evolutionsbiologie

    1. Unbewußtes und Emotionen haben weitgehend die Führung Seit Siegmund Freud erkannte, daß das Ich nicht Herr im eigenen Hause ist, sondern weitgehend vom Unterbewußten bestimmt wird, wurde dies vielfach durch Neurobiologie, Evolutionäre und Entwicklungspsychologie bestätigt, gestützt durch Befunde insbesondere aus der Primatenforschung. Maaz (2012): „Das Sein bestimmt das Bewußtsein – aber das Unbewußte bestimmt das Sein.“ (cf. Ciompi 1999, Damasio 1995, Haidt 2001, Roth 2003, Spitzer 2006, de Waal 2011 u.a.)

    2. Bewußte Rationalität rechtfertigt post hoc unbewußte Handlungsimpulse Die Rolle des Bewußtseins scheint hierbei u sein, post hoc-Rechtfertigungen für die weitgehend unbewußten Handlungsimpulse zu finden, wohl auch, um Argumente für die Kommunikation zu haben. Moralisches, werthaftes Handeln erfolgt vor dem Nachdenken (cf. Haidt 2001, Spitzer 2006, Blohm 2010 ).

    3. Unbewußt-emotionale Impulse sind schneller als der Verstand Das stützt sich unter anderem auf eine Reihe neurobiologischer und experimentalpsychologischer Befunde über die Geschwindigkeit der Prozesse: Das Unterbewußte ist wesentlich schneller in seinen (emotionalen) handlungsrelevanten Entscheidungen als das Bewußtsein.

    4. Die Informationsverarbeitungskapazität des Unbewußten übersteigt die des Bewußtseins um das Millionenfache

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    U m

    w e l t

    10 000 000 000 bit/s

    Gespeicherte Informationen

    (Erfahrung, Gedächtnis)

    100 000 000 bit/s (v.a.nonverbal)

    Jung Orig.nach Keidel 1989 in: Stengel, M. 1999: Ökologische Psychologie. Oldenbourg; Nørretranders,T. 1997; Oehler 2012;

    Informationsverarbeitung unseres Gehirns

    Bewußtsein als Chef: Er plant zwar, weiß aber nichts Genaues über seine Mitarbeiter, erhält die wichtigsten Informationen nur frisiert, und kann notfalls die Bremse ziehen.

    Bewußtsein:

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    Die Folgerung : Nicht die rational überlegten Argumente an sich sind wirkmächtig, sondern die Emotionen und Motivationen, von denen sie beauftragt werden. Rationale Argumente sind die Instrumente, nicht aber die zielgebenden Triebkräfte, an die auch die Werte gebunden sind.

    Dies wird z.B. in Mediation und Supervision angewandt, indem bei Konflikten die Hintergrundmotivationen (Interessen, Befindlichkeiten, Emotionen, Triebe) erkundet und offen gelegt werden.

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    A propos Werte: Die sieben Todsünden sind heute gesellschaftsfähig.

    Aber nachhaltigkeitsfähig ? •Habgier/Geiz

    • Völlerei

    • Neid

    • Hochmut

    • Wollust

    • Zorn (Aggression)

    •Trägheit des Herzens („Gefühlskälte“).

    • Sustainability - Nachhaltigkeit Heute Opfer bringen für zukünftige Generationen

    • Equity and Sufficiency – Gerechtigkeit und Hinlänglichkeit Auf Überfluß verzichten zugunsten anderer

    • Relationality and Adaptibility – Globale Verbundenheit und Anpassungsfähigkeit (Begrenzte Ressourcen)

    • Frugality – Genügsamkeit, Sparsamkeit

    • Biodiversity – Vielfalt fördern Wohlstand begrenzen, damit andere Lebewesen und Kulturen in ihren Lebenräumen dauerhaft leben können

    • Humility – Bescheidenheit Demut und Anerkennung der Grenzen von Wissen und Machen

    Ethische Forderungen in Agenda 21

    Brown,N.J.u.Quiblier,F. (Eds.)1994:Ethiks and Agenda 21: moral implications of a global consensus,New York:UN Publ.,zit.in : Dollase,R. 1998:Zukunftsfähiges Deutschland...,in: NABU(Hrsg.)Natürlich lernen. Bonn;S.16-22; s.a.Ernst,Heiko 2006:Wie uns der Teufel reitet.Von der Aktualität der 7 Todsünden.Ullstein

  • BfN - Tagung „Klugheit, Glück, Gerechtigkeit. Warum Ethik für die konkrete Naturschutzarbeit wichtig ist“ - INA Vilm, 8.-11.10.12

    Prof.em.Dr.Norbert Jung, Berlin/ Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, [email protected] 34

    Fazit: Hoffnung aus Erkenntnis...

  • BfN - Tagung „Klugheit, Glück, Gerechtigkeit. Warum Ethik für die konkrete Naturschutzarbeit wichtig ist“ - INA Vilm, 8.-11.10.12

    Prof.em.Dr.Norbert Jung, Berlin/ Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, [email protected] 35

    Alexander v.Humboldt, 1769 - 1859

    „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung von Leuten, die die Welt

    nie angeschaut haben.“

    ... und Erfahrung

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