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Bildquelle: alle Bilder Mensch und Maschine kann sich der Projektleiter über den Stand der Entwicklung informieren, ohne sich mit dem CAE-System auseinandersetzen zu müssen. Die Werkstatt arbeitet mit elektronischen Unterlagen, statt sich durch Papierstapel mit Schaltplänen zu quälen. Das spart in beiden Fällen Zeit und Geld. Wer also ein CAE-System für sein Unternehmen auswählt, sollte auf je- den Fall prüfen, wie schnell, wie zuverläs- sig und wie intelligent die in Frage kom- mende Software PDF-Dateien generiert. ERP-Anbindung für schlanke Prozesse Doch das ist nicht das Einzige, was mo- dernes CAE liefern sollte. Listen aller Art sollten mindestens in gängigen Formaten für MS Office ausgegeben werden kön- nen. Noch besser ist natürlich eine Anbin- dung an das verwendete ERP-System. Auch mittlere und kleine Betriebe nutzen heute Software, um die Abläufe in Ent- wicklung, Produktion, Einkauf und so weiter zu planen und zu kontrollieren. Ein kurzer, zuverlässiger Weg vom CAE zum ERP verschafft Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Schließlich kann eine Stückliste tausend und mehr verschiedene Artikel enthalten. Wenn diese abgetippt werden müssen, da- mit der Bediener per ERP den Bestellvor- gang auslösen kann, sind Fehler vorpro- grammiert. Auch der umgekehrte Weg, al- so der Import von Artikelstammdaten in das CAE-System, ist angesichts der gro- ßen Datenmenge ein Muss. Doch Schnittstellen sind – sehr oft jeden- falls – teuer. Für die Verbindung von CAE und SAP, um nur ein Beispiel für ein ERP- System zu nennen, existieren unter Um- ständen komfortable und umfangreiche Direktschnittstellen, für die die Hersteller jedoch meist unkomfortable Preise ver- langen. Es geht einfacher, günstiger und ebenso zuverlässig, weiß Dr. Marco Lo- renz, Entwicklungsleiter bei Mensch und Maschine: „Es hat sich bewährt, die Da- ten per Austauschdatei und ohne Schreib- zugriff auf das ERP-System zu übergeben. Das CAE schreibt die Artikeldaten in ei- nem frei konfigurierbaren Format in eine Datei, das ERP liest diese ein und ver- arbeitet sie. Umgekehrt soll das CAE-Sys- tem die Artikelstammdaten aus einer Übergabe-Datei oder direkt aus der ERP- Datenbank einlesen können. Damit CAE-Software zwischen Offenheit und Eigenständigkeit Reif für keine Insel H eute verschwinden die Doku- mentationen nicht in Ordnern, um nur im Störungsfall konsul- tiert zu werden. Sondern sie sollen überall im Unternehmen zur Verfügung stehen, wo sie gebraucht werden – auch dort, wo kein CAE-System installiert ist. Für Ent- wickler von CAE-Software bedeutet das, die Daten aus Schaltplänen so weiterzuge- ben, dass sie sich einfach lesen, prüfen und auch weiterverarbeiten lassen. Am PDF-Format kommt heute niemand mehr vorbei: Das PDF muss und kann nicht nur die Geometrien abbilden, son- dern verarbeitet auch Querverweise in- nerhalb des Schaltplans. Der Betrachter kann sich also schnell und zielsicher in der Dokumentation bewegen, indem er zum Beispiel die Querverweise anklickt und sofort an die gewünschte Stelle gelangt. Bei Dokumentationen von mehreren hun- dert Seiten pro Projekt ist das eine Erleich- terung. Zeit und Geld gespart Als intelligentes PDF stehen die Doku- mentationen auch dort zur Verfügung, wo keine CAE-Software installiert ist. So Elektroingenieure müssen sich heute stärker in die Karten schauen lassen. Richtlinien zur Qualitätssicherung sind vertraglich oder durch ISO-Zertifizierung festgelegt. Doku- mentationen sollen möglichst exakt wiedergeben, wie etwas funktioniert, und in einem neutralen Dateiformat vorliegen. Daher muss ein CAE-System heute mehr können. TECHNIK Leitebene [ 1 ] [1]Verdrahtung virtuell – ein Stromlaufplan der Neu- zeit. 12 IEE 6-2010 [2] [2] Stromlaufplan, Ver- drahtung und Stückliste auf einen Blick.

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kann sich der Projektleiter über den Stand der Entwicklung informieren, ohne sich mit dem CAE-System auseinandersetzen zu müssen. Die Werkstatt arbeitet mit elektronischen Unterlagen, statt sich durch Papierstapel mit Schaltplänen zu quälen. Das spart in beiden Fällen Zeit und Geld. Wer also ein CAE-System für sein Unternehmen auswählt, sollte auf je-den Fall prüfen, wie schnell, wie zuverläs-sig und wie intelligent die in Frage kom-mende Software PDF-Dateien generiert.

ERP-Anbindung für schlanke Prozesse Doch das ist nicht das Einzige, was mo-dernes CAE liefern sollte. Listen aller Art sollten mindestens in gängigen Formaten für MS Office ausgegeben werden kön-nen. Noch besser ist natürlich eine Anbin-dung an das verwendete ERP-System. Auch mittlere und kleine Betriebe nutzen heute Software, um die Abläufe in Ent-wicklung, Produktion, Einkauf und so weiter zu planen und zu kontrollieren. Ein kurzer, zuverlässiger Weg vom CAE zum ERP verschafft Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Schließlich kann eine Stückliste tausend

und mehr verschiedene Artikel enthalten. Wenn diese abgetippt werden müssen, da-mit der Bediener per ERP den Bestellvor-gang auslösen kann, sind Fehler vorpro-grammiert. Auch der umgekehrte Weg, al-so der Import von Artikelstammdaten in das CAE-System, ist angesichts der gro-ßen Datenmenge ein Muss. Doch Schnittstellen sind – sehr oft jeden-falls – teuer. Für die Verbindung von CAE und SAP, um nur ein Beispiel für ein ERP-System zu nennen, existieren unter Um-ständen komfortable und umfangreiche Direktschnittstellen, für die die Hersteller jedoch meist unkomfortable Preise ver-langen. Es geht einfacher, günstiger und ebenso zuverlässig, weiß Dr. Marco Lo-renz, Entwicklungsleiter bei Mensch und Maschine: „Es hat sich bewährt, die Da-ten per Austauschdatei und ohne Schreib-zugriff auf das ERP-System zu übergeben. Das CAE schreibt die Artikeldaten in ei-nem frei konfigurierbaren Format in eine Datei, das ERP liest diese ein und ver-arbeitet sie. Umgekehrt soll das CAE-Sys-tem die Artikelstammdaten aus einer Übergabe-Datei oder direkt aus der ERP-Datenbank einlesen können. Damit

CAE-Software zwischen Offenheit und Eigenständigkeit

Reif für keine Insel

H eute verschwinden die Doku-mentationen nicht in Ordnern, um nur im Störungsfall konsul-

tiert zu werden. Sondern sie sollen überall im Unternehmen zur Verfügung stehen, wo sie gebraucht werden – auch dort, wo kein CAE-System installiert ist. Für Ent-wickler von CAE-Software bedeutet das, die Daten aus Schaltplänen so weiterzuge-ben, dass sie sich einfach lesen, prüfen und auch weiterverarbeiten lassen. Am PDF-Format kommt heute niemand mehr vorbei: Das PDF muss und kann nicht nur die Geometrien abbilden, son-dern verarbeitet auch Querverweise in-nerhalb des Schaltplans. Der Betrachter kann sich also schnell und zielsicher in der Dokumentation bewegen, indem er zum Beispiel die Querverweise anklickt und sofort an die gewünschte Stelle gelangt. Bei Dokumentationen von mehreren hun-dert Seiten pro Projekt ist das eine Erleich-terung.

Zeit und Geld gespart Als intelligentes PDF stehen die Doku-mentationen auch dort zur Verfügung, wo keine CAE-Software installiert ist. So

Elektroingenieure müssen sich heute stärker in die Karten schauen lassen. Richtlinien zur Qualitätssicherung sind vertraglich oder durch ISO-Zertifizierung festgelegt. Doku-mentationen sollen möglichst exakt wiedergeben, wie etwas funktioniert, und in einem

neutralen Dateiformat vorliegen. Daher muss ein CAE-System heute mehr können.

TECHNIK Leitebene

[1]

[1]Verdrahtung virtuell – ein Stromlaufplan der Neu-zeit.

12 IEE • 6-2010

[2]

[2] Stromlaufplan, Ver-drahtung und Stückliste auf einen Blick.

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Bei den etablierten CAE-Syste-men gibt es keine schlechten. Beim direkten Vergleich heißen die wichtigsten Stichworte Da-tenaustausch und Anpassbarkeit.

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für die Mechaniker eine Blackbox, ebenso wie die mechanischen Teile für die Elek-tro-Entwickler von untergeordnetem In-teresse waren. Viele Prozesse werden je-doch erst dann effizient, wenn E-Technik und mechanische Konstruktion bezie-hungsweise die verwendeten Konstrukti-onsprogramme miteinander reden. Das bedeutet, dass zwischen CAE- und CAD-Systemen sinnvolle Verbindungen zu schaffen sind. Software vom selben Her-steller kann die Wege abkürzen: So gibt es mit Ecsinventor von Mensch und Maschi-ne ein Tool, um aus einem CAE-Projekt aus Autocad ecscad ohne tiefere 3D-Kon-struktionskenntnisse einen 3D-Aufbau-plan in Autodesk Inventor zu erstellen. Gerade dann, wenn für die Steuerungen nur sehr wenig Platz zur Verfügung steht, wie bei Windkraftanlagen oder im Fahr-zeugbau, ist diese Verknüpfung ein wich-tiges Hilfsmittel.

Individual-Standards Bei allen Anstrengungen zur Standardisie-rung hat jedes Unternehmen nach wie vor eigene Strukturen, eigene Normen, eigene Gepflogenheiten. Diese wegen einer Soft-warelösung umzustellen, wäre meist teu-rer Unsinn. Stattdessen sollte sich eine Software mit vertretbarem Aufwand an Zeit und Geld an das Unternehmen an-passen lassen. Ein CAE-System, das die-sem Anspruch gerecht wird, braucht Drei-erlei: Eine leistungsfähige Schnittstelle (API) für die Programmierung von Anpas-sungen, eine offene Datenbankstruktur und einen Dienstleister, der die Anpassun-gen implementiert. Manche CAE-Systeme bieten darüber hinaus Konfigurations-möglichkeiten, ohne dass programmiert werden muss. Allein dadurch können die Anwender aus einem Standardprogramm eine optimale individuelle Lösung ma-chen. Die Anpassungen reichen von klei-neren Erweiterungen bis hin zu umfang-reichen Sonderprogrammierungen.

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bestimmt der Konstrukteur, wann die In-formation vom oder im ERP zur Ver-fügung stehen soll, und der Benutzer kommt eventuellen Übertragungsfehlern schnell auf die Spur.“ Eine solche Schnitt-stelle lässt sich in der Regel recht einfach konfigurieren. Das können die Anwender entweder selbst tun oder ihnen entstehen nur geringe Kosten, da eine Konfiguration leichter und schneller erledigt ist als eine individuelle Programmierung. Eine moderne Dokumentation enthält nicht nur Schaltpläne mit Symbolen und Leitungen. Sie verwendet auch Bauteile, die die Hersteller als maßstäbliche 2D-Zeichnungen zur Verfügung stellen. Dazu muss das CAE diese Zeichnungen jedoch einlesen und den entsprechenden Artikeln in der Datenbank zuordnen. Ne-ben dem DXF-Format wird häufig auch DWG, das proprietäre Dateiformat von Autocad, verwendet. Wie gut ein CAE mit diesen Formaten umgehen kann, sollte der Anwender bei der Auswahl immer prüfen.

Von CAE zu CAE bleibt Wunschdenken Je größer die Projekte, desto häufiger sind mehrere Entwickler, externe Konstruk-teure, Subunternehmer oder auch Kunden am Projekt beteiligt. Und nicht immer las-sen sich die Projektpartner vorschreiben, welche Software einzusetzen ist. Darum ist es wünschenswert, dass CAE-Lösun-gen verschiedener Hersteller miteinander können. Dieser Wunsch vieler Anwender stößt bei den Softwareanbietern aber auf relativ taube Ohren: Die eigenen Formate sind heilig und werden ungern offen ge-legt, nur selten stehen Direktkonverter zur Verfügung. Ob die Anwender dafür noch lange Verständnis aufbringen, ist fraglich. In der Architektur zum Beispiel ist der systemübergreifende Austausch schon lange möglich. Die sogenannten In-dustry Foundation Classes, die nicht nur den Austausch von Geometrien, sondern auch von Logik ermöglichen, haben sich bei den führenden Architektur-CAD-Sys-temen durchgesetzt. Eine ähnliche Initia-tive wie die IAI (Internationale Allianz für Interoperabilität) ist auch in der Elektro-technik wünschenswert. Auch wenn heute fast jede Maschine min-destens eine elektrische Steuerung braucht, sind Elektroingenieure und Ma-schinenbauer einander bisher gerne aus dem Weg gegangen. Die Steuerung war

Autorin Roswitha Menke ist freie Journalistin in Bern. infoDIRECT 789iee0610 www.iee-online.de Link zum Anbieter von CAx-Systemen Link zum CAE-System