Reihe Erziehungsfragen: Alkohol - · PDF fileLiebe Eltern 3 Was die Promille bewirken Alkohol...

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  • Alkohol

    Reihe Erziehungsfragen

  • Liebe Eltern

    das Stadtjugendamt Mnchen mchte Sie ber ein Thema informieren, das sicher viele von Ihnen beschftigt, besonders wenn Ihr Kind ins Jugendalter kommt, zum ersten Mal ausgeht und sich zunehmend am Freundeskreis orientiert: Der bermige Konsum von Alkohol.

    Warum trinken Kinder und Jugendliche?

    Der Genuss von Alkohol ist Teil unserer Alltagskultur. Von klein auf erleben Kinder es als selbstverstndlich, dass Erwachsene Alkohol trinken. Sie erleben es in der eigenen Familie, bei Festen, bei Restaurantbesuchen und anderen ffentlichen und privaten Anlssen.Sie sehen, wie die Eltern und andere Erwachsene Alkohol trinken, in welchen Mengen, zu welchen Gelegenheiten und in welcher Stimmung. Dabei machen sie ihre ersten prgenden Erfahrungen fr ihre eigene Einstellung zum Umgang mit Alkohol.

    Darber hinaus ist in Filmen, in der Werbung, in Supermrkten, Tankstellen und Kiosken der Alkohol stets prsent und auch fr Jugendliche bereits erschwinglich.

    Im Alter zwischen 12-15 wird der Einfluss der Gleichaltrigen strker, jeder mchte dazugehren und Alkohol zu trinken gilt als cool. Jugendliche in diesem Alter versuchen meist, ihre Grenzen auszuloten und Alkohol dient oft dazu, diese Grenzen leichter berschreiten zu knnen, da er eine enthemmende Wirkung hat.Die Kontaktaufnahmen zu anderen

    wird erleichtert, Schchternheit leichter berwunden.Fr die Gesellschaft gehrt Trinkfestigkeit hufig noch zum Mnnlichkeitsbild und Jungen mchten in diesem Alter zunehmend als mnnlich gelten. Auch Mdchen probieren in diesem Alter gerne Alkohol, da bis dahin vorgegebene Grenzen sich leichter unter Alkoholeinfluss berschreiten lassen.

    Neben einer stetig wachsenden Anzahl von Bars, Clubs und Kneipen spielt das Trinken im ffentlichen Raum zunehmend eine Rolle. Groe Sportereignisse sowie Stadtteilfeste, Weihnachtsmrkte und Volksfeste wie das Oktoberfest werden mit hohem Alkoholkonsum verknpft. Auch die Werbung fr Alkohol ist in Deutsch-land erlaubt und spricht die Bedrfnisse der jungen Generation an: Beliebt, anerkannt, frhlich und frei zu sein, sowie im Kreise attraktiver Freunde Spa zu haben.

    Was die Promille bewirken

    Alkohol gilt zwar als legale Droge, ist aber ein Nervengift, das neben vielen anderen Organen besonders die neuronalen Verbindungen im Gehirn beeintrchtigt und bei regelmigem Konsum krperlich und seelisch abhngig machen kann. Je jnger ein Mensch ist, der Alkohol konsumiert, desto schdlicher die Auswirkungen auf Gehirn und Nervensysteme, da deren Reifung erst mit ca. 19-20 Jahren abgeschlossen ist. Auch das Risiko fr eine Vergiftung und eine Organschdigung steigt, je jnger jemand ist.

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    Die Wirkung hngt von der getrunkenen Menge, dem jeweiligen krperlichen und seelischen Zustand, dem Alter und der Trinkgewohnheit ab.Mdchen vertragen zudem weniger Alkohol als Jungen, da der Flssigkeitsgehalt in einem weiblichen Krper niedriger ist.

    Alkohol kann in geringer Menge die Stimmung anheben, Hemmungen abbauen und ngste mindern. Man ist lockerer und kontaktfreudiger. Steigt die Dosis weiter an, werden Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Sprache und Motorik und das Sehvermgen beeintrchtigt. Die angeheiterte Stimmung kann in Aggressivitt und Selbstberschtzung umschlagen. Das Unfallrisiko, die Gewaltbereitschaft und die Straftaten steigen drastisch an.Junge Mnner sind nach bermigem Alkoholkonsum hufig in Gewalt- und Krperverletzungsdelikte verwickelt,

    Mdchen werden schneller Opfer von Sexualdelikten.Insgesamt steigt die Bereitschaft fr riskantes Sexualverhalten an, was z.B. durch ungeschtzten Geschlechtsverkehr zu ungewollten Schwangerschaften oder Infektionskrankheiten fhren kann.

    Wird eine erhebliche Menge Alkohol in sehr kurzer Zeit konsumiert, dann spricht man von Binge Drinking. Der Blutalkoholgehalt steigt so schnell an, dass natrliche Abwehrmechanismen wie Ekel oder Erbrechen zu spt reagieren und es zu Alkoholvergiftung bis hin zu einem lebensbedrohlichen Koma kommen kann.

    Neben den akuten und chronischen, krperlichen sowie psychischen Gefhrdungen knnen durch bermigen und hufigen Alkoholkonsum auch soziale Probleme entstehen. Diese Folgeprobleme knnen in der Familie, in Freundschaften, Schule und Ausbildung auftreten. Unzuverlssiges, aggressives oder ausflliges Verhalten, peinliche Bilder in den sozialen Medien, Dinge die man unter Alkoholeinfluss gesagt oder getan hat bis hin zu strafrechtlichen Konsequenzen, knnen den sozialen Beziehungen erheblich schaden.

    Rechtliche Situation

    Das Jugendschutzgesetz schreibt vor, dass in Gaststtten, Verkaufsstellen oder sonst in der ffentlichkeit an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren generell keine alkoholischen Getrnke abgegeben werden drfen und

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    ihnen der Verzehr nicht gestattet werden darf.Bier, Wein und Sekt darf an Jugendliche ab 16 Jahren verkauft und von ihnen konsumiert werden.Spirituosen wie z.B. Wodka, Schnaps, Likre und spirituosenhaltige Mischgetrnke drfen erst an junge Erwachsene ab 18 Jahren abgegeben und von ihnen konsumiert werden.

    Nicht alle Veranstalter und Gewerbetreiben-den kommen jedoch ihrer Kontrollpflicht zur Genge nach. Hufig kaufen auch ltere Jugendliche fr jngere mit ein. Aus diesen Grnden reichen nicht allein die gesetzlichen Regelungen, auch Sie als Eltern sind wei-terhin gefragt das Thema mit Ihrem Kind zu besprechen und klare Verhaltensregeln aufzu-stellen.

    Haben Sie keine Scheu, das Jugendamt ber Verkaufsstellen, Gaststtten und Veranstalter zu informieren, welche die einschlgigen Jugendschutzbestimmungen nicht einhalten. Sie knnen auch eine Anzeige bei Ihrer Polizeidienststelle machen.

    Was knnen Sie als Eltern tun?

    Die Pubertt ist fr Ihr Kind eine Lebensphase der Umorientierung und Unsicherheit. Dies ist oft nicht sichtbar fr Erwachsene, da sich die Jugendlichen nach auen hin meist unnahbar und cool geben.Alkohol kann fr sie ein Mittel sein, diese Unsicherheit zu berwinden und Grenzen zu berschreiten. Aus diesem Grund braucht Ihr Kind nun eine klare Orientierung und

    Sicherheit. Gleichzeitig sollten Sie die eigene Meinung Ihres Kindes respektieren und es bei Fehlverhalten nicht generell verurteilen, sondern nach den Grnden fr dieses Verhalten fragen.

    Fhlt es sich nur unter Alkoholeinfluss locker und hat Spa? Dient der Alkohol als vorbergehender Problemlser oder probiert Ihr Kind den Alkohol nur, weil alle es machen, man dazugehren mchte?

    Natrlich ist diese Gratwanderung zwischen Grenzsetzung und Verstndnis und Respekt zeigen fr Sie als Eltern nun eine besondere Herausforderung.

    Auch wenn Sie nicht immer befriedigende Antworten bekommen, sollten sie Ihrem Kind stets signalisieren, dass Sie gesprchsbereit sind und es bei Bedarf untersttzen.Versuchen Sie einen offenen Umgang mit Ihrem Kind zu bewahren und zeigen Sie Ihrer Tochter/Ihrem Sohn Ihre Zuneigung und Anerkennung. Durch das offene Gesprch strken Sie das Selbstvertrauen und das Verantwortungsbewusstsein Ihres Kindes und dies ist der beste Schutzfaktor fr bermigen Alkoholkonsum oder Suchtverhalten.

    Sie knnen Ihr Kind auerdem strken, indem Sie dem Alter entsprechende Alternativen ermglichen, wie z.B. eine Sportart in einem Verein. Gemeinsame Aktivitten und Zeit in der Familie sind ebenfalls wichtige Prventionsfaktoren.

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    Einige grundstzliche Regeln sollten sein:

    Stellen Sie altersangemessene Konsumregeln auf und setzen Sie sich dafr ein, dass Ihr Kind vor dem 16. Geburtstag keinen Alkohol konsumiert.

    Achten Sie auf Ihre Glaubwrdigkeit und leben Sie Ihrem Kind einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol vor.

    Beauftragen Sie Ihr Kind nicht, alkoholische Getrnke fr Sie zu kaufen.

    Ist der /die Jugendliche ber 16 Jahre alt, knnen bestimmte Tipps und Verhaltensregeln hilfreich sein, um einen Rausch zu vermeiden. Gleichzeitig knnen diese Regeln dafr sorgen, dass der/die Jugendliche sicher nach Hause kommt und sich keinen riskanten Situationen aussetzt.

    Trinke langsam und in kleinen Schlucken und warte dann erst einmal ab, wie der Alkohol wirkt.

    Trinke keine Getrnke, deren Mix du nicht kennst.

    Sei vorsichtig mit Longdrinks und Mixgetrnken, die starken Alkohol enthalten, denn der se oder fruchtige Geschmack berdeckt den des Alkohols.

    Bevor du Alkohol trinkst, solltest du etwas essen.

    Mach auf Partys immer mal wieder eine kurze Pause, achte dabei auf dein Gefhl, deine Stimmung und deinen Krper und entscheide selbstbestimmt, ob, wann und wie viel du noch trinken willst.

    Trinke zwischendurch antialkoholische Getrnke.

    Bestimme vorher wie du nach Hause kommst und bitte einen Freund oder Freundin darum, dass ihr gegenseitig auf euch aufpasst.

    Mache nicht bei Trinkspielen mit, dein Nein muss akzeptiert werden!

    Lass dein Glas nicht unbeaufsichtigt stehen, damit niemand heimlich etwas in das Glas geben kann.

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    Der erste Rausch - wie sollen Eltern damit umgehen?

    Natrlich kann so etwas vorkommen und sollte nicht dramatisiert werden. Kommt Ihr Kind in betrunkenen Zustand nach Hause, suchen Sie am besten erst am nchsten Tag das Gesprch.

    Bleiben Sie ruhig, hren Sie Ihrem Kind zu und lassen es aussprechen.

    Vermeiden Sie Vorwrfe und Anschuldigungen.

    Fragen Sie nach, wie es zu dem bermigen Konsum gekommen ist und welche Einstellung Ihr Kind dazu hat.

    Klren Sie Ihr Kind stattdessen mit zuverlssigen Informationen ber Risiken und Schdigungen durch Alkohol auf und fragen Sie nach, was es selbst darber wei.

    Erklren Sie, warum zu viel Alkohol einem jugendlichen Krper besonders schadet.

    Ihr Kind befindet sich noch in der Entwicklung, deshalb ist das Risiko fr krperliche Schdigungen und eine Beeintrchtigung der Gehirnreifung besonders hoch.

    Vermeiden Sie allgemeine abwertende uerungen ber die F