Reitzenstein - Das mandäische Buch des Herrn der Größe

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Sitzungsberichte Heidelberger Akademie der WissenschaftenStiftung Heinrich Lanz

Philosophisch-historische KlasseJahrgang 1919. 12. Abhandlung

Das mandische Buch des Herrn der Gre die EvangelienberlieferungVon

R. REITZENSTEI Nin Gttingen

Eingegangen am 30. Juni 1919

Heidelberg 1919Carl Winters Universittsbuchhandlung

VORREDE. Ein unerwartetes Zusammentreffen gnstiger Umstnde ermglicht es mir, liebgewordene Forschungen, deren Fortfhrung ich glaubte anderen berlassen zu mssen, noch selbst so weit zu frdern, da wenigstens Wege und Ziele etwas kenntlich werden, und das tiefe Weh dieser Zeit mahnt mich, nicht zu warten, ob ich selbst noch einen gewissen Abschlu erreichen kann. So breche ich aus greren Vorarbeiten, die sich auf den iranischen Seelenglauben und seine Einwirkungen auf das ausgehende Heidentum und werdende Christentum beziehen, eine Anzahl Vorfragen heraus, die sich auf die Chronologie der Quellen und die Methode ihrer Behandlung richten. Das Material danke ich der hingebenden Gte zweier Kollegen, FR. C. ANDREAS und M. LIDZBARSKI, von denen der erste mit unermdlicher Jugendfrische mir die manichischen Fragmente bersetzte und deutete, der zweite mir seine im Manuskript abgeschlossenen bersetzungen des mandischen Geni zu freiester Benutzung zur Verfgung stellte und ber die kleineren Sammlungen Auskunft exteilte, deren Druck inzwischen begonnen hat. Auch die beiden Gelehrten,. denen die Wissenschaft die Erschlieung und z. T. auch die Entdeckung der manichischen Fragmente verdankt, F. W. K. MLLER und A. V. LE COQ, griffen in opferwilliger Liebenswrdigkeit mit ein, dieser, indem er mir mitteltrkische Fragmente verdolmetschte, jener, indem er die Durchsicht seiner eigenen Vorarbeiten und die Benutzung auch derjenigen Stcke gestattete, die er selbst sich zur Verffentlichung reserviert hatte. Fr manche Anregung endlich habe ich einem Theologen, meinem lieben Freunde W. BOUSSET, zu danken, der einst, als ich im Poimandres mit einigem Staunen den Gott aer. Vig). Der Verfasser denkt von Anfang an schon an diese Stelle, bei ihrer An-.Eine dritte erwhne ich hier nur, um sie abzulehnen. Die Gnome der mandischen Apokalypse S. 84, 20 Wer sich selber verherrlicht, mu sich dann selber seiner schmen" knnte man mit Matth. 23, 12 = Luk. 14, 11 vergleichen 6CITL 8k 4nGcrst kau-rv, -ranstvceeire-rat, xcei. 8aTtg TasravcGacc kau6v, gicaesz-ron. Allein jene Gnome findet sich nur in der Fassung II des mandischen Textes und strt den Zusammenhang mehr, als da sie ihn frdert, ist also fr den Archetypus nicht wahrscheinlich. Auch ist die bereinstimmung nicht klar genug. Als Beweise fr literarische Abhngigkeit lassen sich Gemeinpltze berhaupt schlecht benutzen. 2 Fassung II lt die Worte auf dem Boden Kriechenden" aus. . 3 Fassung I lt die Worte mit der Kraft des hohen Lichtknigs" aus. 4 Fassung II: Es gibt Leben und es gibt Tod, es gibt Licht und es gibt Finsternis und loderndes Feuer, es gibt Wahrheit und es gibt Irrtum. Er fhrt einen jeden hinaus, der eifrig und fest in dem Glauben an den Einen, den Herrn aller Lichtwelten ist" (das Hinausfhren ist die Errettung, das agetv). Die Angabe der Botschaft ist formelhaft und kehrt in anderen mandischen Texten wieder.

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fhrung lt er die Tauben aus, weil ihm in seiner Sprache ein und dasselbe Wort taub und stumm bedeutetl, er also im Schlu die Sache auch erwhnen mu ; um den Parallelismus der Glieder zu wahren, schiebt er ein neues ein er reinigt die Ausstzigen." In dieser Fassung begegnet das Zitat auch sonst bei den Mandern. In dem oben S. 34 besprochenen jngeren Exzerpt im Johanneshuch 243,10 und 25 ist nur es bercksichtigt: Den Blinden ffnete ich ihre Augen und die Ausstzigen heilte ich. Den Stummen und Tauben (Taubstummen) stellte ich die Rede her, die Verkrppelten und Lahmen machte ich wieder auf den Fen gehen." Nun vergleichen wir die Evangelienquelle Q in der bekannten Antwort an den Tufer Matth. 11, 5 = Luk. 7, 22 TupX01 tivotplroucnv zai nEpm.cc-roiku.v, Xv-zpoi zeceagovrat metzoxpoi, ci.zol'Avatv zoti vczpoi &yel,povTat nzoi zkyys.XKov-cat.

Deutlich ist auch hier, da die Jesajas-Stelle dem Verfasser bekannt ist; er stimmt mit ihr in der Form der Schilderung berein, wird also auch die Worte mpol c'xzooucu.v aus ihr haben 2. Deutlich erkennbar scheint ferner eine zweite, verwandte Stelle wenigstens auf den griechischen Text von Q mit einzuwirken, Jes. 61, 1 Der Geist des Herrn, Jahwes, ruht auf mir, dieweil Jahwe mich gesalbt hat, um den Elenden frohe Botschaft zu bringen, mich gesandt hat, zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, um den Gefangenen Freilassung anzukndigen und den Gefesselten frohen Ausblick" (E. KAUTZSCH), vgl. LXX:nvsi4ta zupi.ou L"re kt4 0'15 eivezev gyjpGG'J L5 sayyzXicrotae.a.t o deld:STO:XXEV z U6CC(79. 0CL -coig GliVTZTp zap3ictv, z-rwigat oti.xrotc . clepsaiN x upXor,c, tvi(3XstInv.,

Aber er hat auch die beiden Stze, welche die mandische Quelle mehr hat als Jesajas, den eingeschobenen, kszpoi x.oceocpKowrcu., und den rigefgten, iysi.po. wra.., ebenfalls. Er baut wie diese sechs Glieder, aber das sechste aus der zweiten Stelle des Jesajas zugefgte, ITTwzol zocyyE),.KovTott, ist nur die prgnante Wiedergabe der ausfhrlich geschilderten Verkndigung der mandischen Schrift. Fr die Bestimmung ihrer Zeit wrde es nicht viel ausmachen, . wenn wir annehmen mten, Q wre die Vorlage, und ihre religionsgeschichtliche Bedeutung liegt in dem Nachweis einer dem offiziellen Judentum derartig feindlichenTaubstumm .ist ihm ein fester Begriff. Dabei lt -er die Worte an derselben Stelle am Schlu des eigentlichen Zitats, wo die mandische Schrift sie hat.2

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und doch von seiner prophetischen Literatur so stark beeinfluten, dem Christentum entgegentretenden Gemeinschaft, in welcher die ber alle Prophetenschtzung hinausgehende Vorstellung eines Gesandten" Gottes hnlich wie in der Evangelienquelle Q waltete (vgl. fr letztere auch v. HARNACK a. a. 0. 169). Fr die Wertung der neuen Schrift hat also die Frage der Prioritt keine entscheidende Bedeutung, nur fr die Datierung der Quelle . Q. Der Tatbestand lt mir als Philologen wohl keine Wahl: der mandische Text entspringt nach seiner ganzen Anlage dem Jesajas direkt und bietet seine Worte noch deutlich abgesondert, in einer Parallelfassung sogar allein, Q fut auf dem mandischen Text, gestaltet ihn aber freilich nach den ihm bekannten Stellen des Jesajas wirkungsvoll um'. Nun bietet Q diese Worte und dies Zitat in einer Auseinandersetzung mit den Johannes-Glubigen, einer Auseinandersetzung, die uns 'am besten verstndlich wird, wenn wir uns jener anderen Auseinandersetzung mit ihnen im Prolog de S Johannes-Evangeliums (v. 8) erinnern: oz Lsci.v0;; Zw. t.i.GCGrrllpA (711 Tot; cpcxYrg. Sie zeigen, da noch spter die *Johannes-Glubigen ihn selbst als Erscheinungsform des Menschen" oder Lichtes" betrachtet haben mssen 2. Gegen sie polemisiert auch Q: Johannes habe nur von einem kommenden Messias gesprochen, und was sie nach ihrer eigenen Schrift von diesem erwarteten, habe Jesus, aber 'erst Jesus, erfllt 3.. So preist 1 Man 'wende nicht ein, da jene groe Dreiheit, auf die sich die Verkndigung des EmYg bezieht, Leben, Licht, Wahrheit, aus dem Johannesevangelium stammen msse. Sie sind sogar persnlich gedacht Grundbegriffe mandischer Gottesanschauung, und die Bildersprache des JohannesevangeliumS weist zwingend auf EinflsSe aus diesen Kreisen. , Doch mu ich den Nachweis auf eine andere Zeit verschieben. 2 Da4.)&ig der iranischen Mystik als vop.z 7pocs.-nyoptz6v des "AvDpoir.og gilt, zeigt Poimandres .S.104. 3 Auch in der Schrift von Jhns Ausgang (Genz r. V, p. 192) sagt dieser: Im Namen dessen, der sich mir offenbarte, im Namen des Zuknftigen, der kommen soll." Das knnte alt sein. Da der Vers des JohannesPrologs nur als Polemik gegen eine fortlebende Johannes-Gemeinde verstndlich ist, wurde bald nach der Publikation des Geni von verschiedenen Seiten bemerkt, aber wenig beachtet. Mich wies, ohne diese Vorgnger und das Mandische berhaupt zu kennen, vor fast zwanzig Jahren ED. SCHWARTZ im Gesprch darauf. Die Bedeutung der Tatsache, da die Evangelien mit Johannes beginnen und noch lange neben den Christus-Glubigen JohannesGlubige stehen, war uns damals. schon klar; dem Problem beizukoinmen, %viite ich nicht. Auch jetzt mchte ich nur hervorheben, da sich noch in der jungen, sehr shui; von dem Evangelienbericht beeinfluten Schilderung

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Q den fragenden .Meister in hchstem Ton und stellt ihn ber alle Propheten, aber er hat sich an Jesus gergert", und der kleinste unter denen, welche die neue Botschaft willig aufnehmen, ist grer als er. Man kann den Bericht von der Botschaft dann allerdings wohl nur als Schpfung von Q fassen, der schon in der Wahl des Wortes 6 4z6g.svog seinen Leser auf die erste ausfhrliebe Erzhlung ber das Auftreten des Tufers zurckverweist (Matth. 3, 11 = Luk. 3, 16, vielleicht schon beeinflut von Mark. 1, 7. 8). Schon WELLHAUSEN empfand in dieser ersten Erzhlung neben der christlichen eine nicht-christliche Quelle und die Zeichnung eines nicht-christlichen Messias" (Einleitung 2 S. 65). Sie stimmt in Gesamtton und Einzelzgen zu jener von der alten Apokalypse beeinfluten Beschreibung des .En im Johannesbuch cap. 76 S. 242, 8 LIDZB. An meine Linke legten sie einen Schlger und ein groes Beil, das Lsungen vor mir lst. Ich verwste und baue wieder auf,ich zerstre und grnde wieder meinen Palast.des Johannesbuches Spuren einer Auffassung Jhns als Gottwesen im Sinne des himmlischen Gesandten finden. Gibt ihm doch das Leben . das Gewand Adams (das Gewand lebendigen Feuers, bezw. Glanzes) und lt ihn von den Lichtmchten verehren (oben S. 49). Ja es scheint; da, er nach einer Tradition wie Hibil nicht irdisch erzeugt, sondern pltzlich bei seinen Eltern erschienen ist. Als 22jhrigen Jngling bringt ihn En-Uthra von Parwan, dem weien Berge (dem Lichtberge, wie der weie Jordan der Lichtjordan ist), wo er alle Weisheit gelernt und >seine Rede sieh ganz angeeignet hat. Die Entsendung wird beschrieben, wie in einer Anzahl von Texten (Anfang meist: Im Anfang zog ich in einer Wolke heraus) die Entsendung des Mand d'Haijd oder Eng: mit Gewndern des Glanzes wird erbekleidet, Mit Wolkenhllen bedeckt, der leuchtende Wassergrtel ihm umgelegt, dann fhrt ihn die Glanzwolke an einem Sonntag (also am Tage Mand d'Haij( 73s) nach Jerusalem (Johannesbuch cap. 32 p. 116, 15 Liz.). En'S holt ihn dann spter in den Himmel zurck (unten S. 78). Das ist jetzt mit einer andern Formulierung verquickt: nach der Geburt hat ihn EniH auf den Berg entfhrt. Dem entspricht in der Tradition ber Mani, da die Mutter nach der Geburt. sah, wie Einer (ein Engel) ihn nahm, in die Luft entfhrte und dann wiederbrachte; bisweilen blieb er einen oder zwei Tage aus, dann brachte er ihn wieder zurck (FLGEL, Mani S. 84). Vielleicht bot die Zarathustra-Legende den Anla. Hierber wieder schiebt sich die Nachahmung des Evangelienberichts, die ein Geschlechtsregister kennt, die Namengebung auf Gott zurckfhrt, den Zacharias von dem Plan, sein Weib zu verstoen, durch einen Engel (die Sonne) abhalten und die Juden den Plan, das Kind zu tten, fassen lt. Johannes ist jetzt Mensch; nicht er, sondern EnS, den er .verkndet. kommt nach Kap. 76 wieder, um die Welt zu - zerstren, und ruft zunchst Adam Zur Auffahrt ins Licht (persischer Zug); aber eine ltere Auffassung. nach welcher Jhn selbst der Lichtbote ist, schimmert noch durch.

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Die Bilder, die auf die Wnde gemalt waren, habe ich, immer von links nach rechts, weggewischt." Auch die erhaltenen Bruchstcke der alten Apokalypse schildern ja: EnA zerstrt Jerusalem, und er kommt zu jeder Seele und erlst oder verdammt sie. 'Man vergleiche hiermit das Sondergut der Quelle Q in der Johannesbotschaft (iNlatth. 3, 7 ff. Luk. 3, 7 ff.) 1 : rEVVY. TkZ`) iv

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schon dem Verfasser der Quel1 t2 gehrt, aber doch Zusatz zu einer lteren, nichtchristlichen Tradition ber die Johannespredigt ist, die von dessen Jngern stammen mag, hat WELLHAUSEN zu Matthaeus, S.6 berzeugend dargelegt und fr das Vorbild der Vorstellung einer Luterung durch das Feuer des messianischen Gerichtes auf Malachi 3, 2ff. -Amos 7, 4 verwiesen. Hinzu tritt, wie ich glaube, die iranische Erwartung des groen Feuers", d.,h. des Weltuntergangs (manichischer Titel). Ich mchte noch einmal auf die frher schon angefhrte Schilderung verweisen, die Celsus (Origenes Contra Cels.V1 I 8= II p. 160 KT SCHAU) von dem Treiben der syrischen_ Bettelpropheten entwirft; sie predigen: 6 s6c eitm, ezo3 lzvzih.tot edov. .1;xo) 3&7ZVEI)p.aTt.

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Der vom Geiste der israelitischen Prophetie durchwehte Tufer kann nicht wie jene heidnischen Gegenbilder sich selbst die Rolle jenes Gottgesandten zuschreiben, er will dessen Nahen nur ankndigen; aber die Vorstellungen, die er von seinem Werk hat, sind die gleichen. So kann auch die Celsus-Stelle dazu dienen, den Ansatz der mandischen Apokalypse und ihre Verbindung mit Johannes dem Tufer weiter zu sichern. Es ist wichtig, da damals diese gesteigerte Vorstellung von dem Gottgesandten im Volke lebt. Der Verfasser der Evangelienquelle Q mu sich mit ihr auseinandersetzen. So gibt er in voller Ausfhrlichkeit diese aus nichtchristlicher Quelle entnommene Schilderung der Prophezeiungen des Johannes und setzt ihr dann die Erfllung. durch Jesus entgegen, indem er auch sie als in der gleichen heiligen Tradition geweissagt schildert. Das ist Polemik gegen eine fortbestehende Johannes-Gemeinde. Die Vermutung, da wir in so spten und wunderlichen Stcken wie Johannesbuch cap. 76 es ist, doch auch Reste alter Tradition haben, mu und soll auf starkes Mitrauen stoen, mu aber, damit sie voll geprft werde, zunchst bis in ihre Konsequenzen verfolgt und darauf untersucht werden: gibt sie fr bisher unerklrbare Schwierigkeiten eine einfache Lsung ? lch habe frher fr die Datierung der alten Apokalypse auf die hnlich judenfeindliche Stimmung in der Stephanosrede der Apostelgeschichte verwiesen. Ich verweise jetzt auf ihre Einfhrung 6, 13:gcs,TrArdcv TZ, [..c.dtpTupa.ZOUGL, TOL)

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v111c.au-cr- ). i Der Verfasser nennt das Zeugnis falsch; es bertrgt, wie wir jetzt annehmen wrden, die Prophezeiung der Johannesjnger auf den Christusglubigen, weil man in Jesus den En(7A sieht. Die Ttung von Johannesjngern auf Grund dieses Vorwurfes wird immer glaublicher. Doch wir knnen weiter gehen. Der Verfasser dieses r.cciANzsv1 Auf die indirekte Bes;ttigung, die Joh. 8, 42ff. bietet, wenn er die Juden auf die Worte Jesu bieg) Tp To5 ecoi3 zal xe on -rap_ citTe itiauToii" iki)Xuea, COX excivg ei-xiciTeLEV und &dtv zi.bv 4.bv Myov 1-73plicrn, edCVCCTOV oi) A eccapiys-r, zig Tv ala antworten lt..Eatiapci-r-r,;zi zal .3aip.6viov gxcig, habe ich schon Poimandres S. 223, 2 hingewiesen.,

Sitzungsberichte der Ileidelb. Akademie, phil.-hist. KI. 1919. 12. Abh.

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Abschnittes scheint . sich eines frheren Vorgangs zu erinnern'. Unser ltestes Evangelium berichtet von einer hnlichen Anklage . gegen Jesus, Mark. 14, 57 ;tad. Tr.veg &VOCCST&VTrig LPeuUp.ap-rpoov XO1C.LV ti1T0i3 )40VTOgTLXOCTOCLZZ MSZ' CCirr013 1.byov-rs Tt. 15crw Tv vcxv TOTO') TV ZELp07COEY)T0V xtxi. &cic Tpdav -4p.zpi3v y.xpTupioc. ccTi.;3v. c'cxer.pozobrov olzoktr4r.). ZGdoM o-roc, Y.a7) 'As) Es ist die entscheidende Anklage, und sie erbittert nach der Darstellung des Evangelisten besonders auch das Volk .(15, 29). Den Wortlaut gibt Matthus etwas anders (26, 61) oi.img gcp-4 Vivot&ck Tp1N-4t1zpiSv xa-raXikrai. TV vczV TO5 .0-E013 (vgl. 27, 40); Das Johannesevangelium endlich macht hieraus die an ihrer Stelle ganz unpassende Erzhlung 2, 18 ff. Die p.ocp-rupia wird hier voll anerkannt und nur als miverstanden bezeichnet: als Zeichen" hat Jesus tatschlich verheien XtITOLTZ TV VCCV TotiTOV, X.0d. gv Tpixslv -41.thpou4 iyspi;) r6v. Die Jnger haben das unverstandene Wort zunchst vergessen und sich erst spter wieder seiner erinnert. Klar ist dabei, da die Gestaltung, die sein Verfasser in seiner Quelle fand, zwischen den beiden angefhrten gestanden haben mu : er kann weder die Gegenstze drZEI..p071:0i7)TOI/ und xv.ponoierov noch xcerccIim) gelesen haben, mu aber Tv vcx.v T03TOV gelesen haben. Dagegen hat der Verfasser des Stephanosabschnittes wohl tatgchlich Mark. 14, 57 vor Augen 2 ; nur daran kann man zweifeln, ob er v va6v oder einen anderen Ausdruck gelesen oder gehrt hat, den er auf Jerusalem beziehen konnte. Die Frage nach dem ursprnglichen Wortlaut wird noch verwickelter, wenn ich hinzufge, da nach einer gtigen Mitteilung von Prof.- F. W. K. MLLER das manichische FragmentT. II D 18 anfhrt Ich vermag diesen Palast zu zerstren, welcher mit Hnden gemacht ist, und in drei > Tagen werde ich machen, was nicht mit Hnden gemacht ist." In dem Worte Palast" (padn; auf das Wort padna der Dariusinschriften und auf das Fortleben im Aramischen und weiteren Gebrauch im Syrischen verwies Prof.I- Es ist der gleiche Hergang wie bei der Erzhlung des Hegesipp von dem Martyrium des Jacobus. Der Mrtyrer erscheint als Nachfolger Christi; daher wird, was sich in seinem Erleben mit der Passion einigermaen vergleichen lt, besonders hervorgehoben (vgl. auch den Bericht ber das Martyrium des Polykarp). , Da er die Worte zEtporrol-ryrov und ,XxcLp6nol-tyrov gelesen und danach in der Rede v. (i8 o6x 6 ;:y.pia-rog kv,zetponaitrotg XOCTOWEi mitgeformt hat, lt, sich zwar nicht mit Sicherheit, aber doch mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen.

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MLLER) stimmt diese vierte Fassung zu der Eng-Botschaft der Mander (ich zerstre und grnde wieder meinen Palast). Man wre zunchst gewi zu der Vermutung geneigt, da- der mandische Autor von dem Evangelienwort abhngt und es in einer der manichischen hnlichen Fassung gelesen hat. Allein mit Recht hat Prof. LIDZBARSKI eingewendet, da Mc TEDv 12g.-zpi.Gv in ihm fest bezeugt und ursprnglich, die Benutzung einer sc hri f t ic hen Quelle also unwahrscheinlich ist. Ich mchte ber ihn hinausgehend eine Beziehung auf das Evangelienwort berhaupt nicht fr notwendig finden. Unter Palast versteht der Mander die Wohnung, und zwar meist den Leib und die Welt, die ihm immer gleichgesetzt wird. Den Weltuntergang und zugleich den Untergang Jerusalems als seines Wohnsitzes kndet EnA an. Von dein Erbauen" der neuen Welt ist in den verwandten manichischen Texten oft die Rede, ja Bauherr der neuen Welt" ist eine bestimmte Gottesbezeichnung in . ihnen. Ohne alle Beziehung auf die christliche Botschaft sind also die mandischen Worte in sich verstndlich. War diese Vnrkndigung alt, so begreifen wir leicht, da bei der Anklage auf Jesus bertragen wurde, was den Messiaserwartungen eines immerhin verwandten, dem -offiziellen Judentum feindlichen Kreises entsprach. Sehen wir nun, den christlichen Bericht an. Klar scheint mir durch den ganzen Zusammenhang, da der lteste Passionsbericht, also Markus, das Zeugnis als erlogen darstellen und 4co3cel.cepTpouv im vollen Wortsinn gefat - wissen wollte. Nicht auf einem begreiflichen Miverstndnis und 'einem bei dem Schweigen des Angeklagten notwendigen Irrtum der Richter, sondern . aufeinmRchtsbr indeVutlgJsbrh; das geht . mit unumstlicher Gewiheit aus dem Zusatz Mark. 14, 59 hervor z v 4 p.apTupicc otirri'iv, der bei Matthus fehlt, aber von Markus schon deswegen nicht erfunden sein kann, weil er seiner eigenen Fassung des Wortes der Zeugen, wie wir sehen werden, widerspricht. Der Bericht stellte zunchst fest: nicht einmal in der Beschrnkung auf die eine Aussage war das Zeugenverhr zu dem gesetzlich erforderten Ergebnis gekommen; die beiden Zeugen bekundeten zwar den gleichen Wortlaut,. stimmten aber in anderen Angaben (etwa ber Zeit und Ort der uerung) nicht berein. Die Unglaubwrdigkeit ihres Zeugnisses htte danach erkannt werden mssen. Ich halte es daher fr. methodisch falsch, es als bezeugtes Herrenwort zu fassen und zu

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deuten, wie dies vielfach geschieht, prfe aber, ehe ich. auf den Wortlaut nher eingehe, den Zusammenhang dieses Berichtes weiter, weil gerade er vielfach Ansto gegeben hat. Warum fragt der Hohepriester jetzt erst cr sZ XpusT6g, lag TO eXoylltou ? Geht er damit nicht auf einen ganz anderen Klagepunkt ein ? Und htte, wenn die Bejahung fr das Urteil an sich gengte, das Zeugenverhr in der Verhandlung einen Zweck oder in dem Bericht eine Bedeutung ? Hier bringt die mandische Quelle wenn wir ihr Alter und ihre Zuverlssigkeit einmal fr erwiesen annehmen eine einfache Lsung: die allerdings nicht einwandfreie Zeugenaussage hat Jesus sich als den von Johannes -verheienen barnscha bezeichnen lassen. Sie zu ergnzen fragt der Richter notwendig den Angeklagten selbst: bist du der Christus ? 1 Und Jesus antwortet: 4)ca9-E -rv utv i5 etve-pc,Grou gx ztvzoce-iitimov hvc'tv.scK &pxcip.svov ixsT TiGv vccpsii.3v opavo. Das mu auch ohne ein vorausgehendes 4e(;)

von dem Hrer, der die En6S-Botschaft kennt, als Gestndnis der Zugehrigkeit zu jener verfehmten Sekte, ja noch mehr als Anerkennung der uerung gya) xcurca.ru gefat werden. Es ist jetzt gleichgltig, wie sie bezeugt ist; die Prfung der Zeugen kann abbrechen (TE xpeiccv grecv t.cagyrpwv;): der Angeklagte hat sich selbst verraten. Die (3Xocacmticc liegt nicht in dem Messiasanspruch an sich, sondern in dem Bekenntnis, gerade dieser Messias zu sein, der den Tempel und die heilige Stadt als widergttlich zerstren wird. Weil uns die Erkenntnis des innern Zusammenhanges der beiden uerungen fehlte, mute der ganze Bericht unverstndlich erscheinen 2. Er ist, wenn die mandische Quelle alt ist, in Wahrheit tadellos; er besttigt dann aber indirekt die Geschichtlichkeit der Angabe der mandischen Apokalypse, da gegen die Sekte der Johannesjnger mit uerster Strenge, stren1 Die Frage ist zugleich in der Form auerordentlich geschickt', eine Verneinung mu Jesus um seine Anhnger bringen, eine Bejahung sich als Besttigung der Zeugenaussage verwenden lassen. 2 Schon Lukas versteht diesen Zusammenhang nicht mehr, so lt er den Zeugenbericht fort, behlt aber das verrterische -ri brt gZoilev p.ap-rupiag xpeiccv (22, 71) bei. Mit Matthus zusammen, der sonst eng mit Markus geht, weicht er bekanntlich von Markus darin ab, da er Jesus die direkte Antwort auf die Frage verweigern und nur den Satz von der Erhhung und Wiederkunft des Menschensohnes sagen lt.. Hier hat also die . Frage einzusetzen, ob Markus die Urberlieferung rein gibt oder gendert hat.

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'ger sogar als gegen das junge Christentum, eingeschritten wurdel. Die Schwierigkeiten beginnen erst, wenn wir den 'Wortlaut jener Zeugenaussage betrachten. Ich darf nicht den Anschein auf mich laden, ihnen aus dem Wege gehen zu wollen, weil ich nicht alle Fragen beantworten kann. Verstndlich wre uns der. Wortlaut im Grunde nur in der sptesten und in sich verdchtigsten vczv TOI3TOV, also in der Umdeutung des JohannesForm l'icraTs evangeliums, das gewaltsam das Jonas-Zeichen" der synoptischen Tradition (Matth. 12, 39 = Luk. 11, 29; Matth. 16, 4) hereinbringt. Aber in den ursprnglichen Zusammenhang liee er sich nicht zurckbringen. Nicht die Erwhnung der Mglichkeit, da der Tempel untergeht, sondern die Beteiligung Jesu daran ist das Anstige und kann als die dcpec gefat werden. Diesem Empfinden trgt noch Matthus mit einer ganz leichten Abschwchung Mvatiat. za-roc)Li.krat, Rechnung, die man zunchst auf verschiedene Mglichkeiten der bersetzung zurckfhren knnte, wenn nicht feststnde, da er den griechischen Text kennt Auch sonst glaube ich eine Absicht zu spren. Gerade wenn wir die Wendung in der Stephanosrede vergleichen okog :07-TOC2ll'XICI. TN/ T67COV T01:1TOV da.XdcZsc T & nocpawx.sv M.loG-71g begreifen wir, da er fragen konnte, ja fragen mute: konnte Jesus wirklich so reden ? Hat doch Matthus selbst (5, 17) das Herrenwort berliefert p.-h vop.f.a7yrz Tt. AX-9-ov zaTotXuacet Tv v6t.tov -7)-rotk zpoptrog ot::

Am-o,

zoc-ro:Mcsoct clUcl rX-tipioacct (vgl. v.

18. 19). Aber die Nance, die Matthus 'darum hereinbringt, schwcht die Bedeutung des Zeugnisses fr den Proze ab, ohne dem Wort als Herrenwort doch wirklichen Inhalt geben zu knnen2 ; es klingt 'wie eine leere Prahlerei. So bleibt nur die lteste Fassung, auch sie freilich rtselhaft und widerspruchsvoll. Soll das Zeugnis erlogen sein, wie das der Gang des Grundberichtes verlangt, so stren die Worte -ti,v VOCV TV XEGeO7COGATOV und xscporoivrov, die dem Ausspruch von Anfang an symbolische Bedeutung geben und ihn als echtes .Herrenwort anzuerkennen1 Auch bei Josephos Ant. XVIII 118 ist bekanntlich die Furcht vor einer, politischen Bewegung der starken und blind ergebenen Jngerschaft des Tufers Anla zu dem Einschreiten des Herodes. Freilich schweigt er von der Verfolgung der Jnger; aber er erwhnt auch Jesus nicht. 2 Beachtenswert bleibt immerhin, da Matthus nicht mehr sagt, da das Zeugnis lgnerisch war; so viel kann ich WELLHAUSEN zugeben.

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II. RFATZENSTEIN:

scheinen.. Ich kann die Lsung nur nach der Seite suchen, da schon der lteste griechische Text hier von dem aramischen Urbericht abwich, um auch das falsche Zeugnis doch als eine gottgewollte Prophetie erscheinen zu lassen, etwa Wie die Aufschrift der Knig der Juden". Dann werden wir an sich geneigt sein, auch die Abweichung in der Antwort b(ea zIp.c auf Rechnung des Markus zu setzen; weder Lukas noch Matthus htten zu der nderung einen Grund gehabt. *Eine abweichende Tradition mu ihnen vorgelegen haben, die fr uns freilich nur dem Sinn, nicht dem Wortlaut nach zu bestimmen ist. Ich halte es fr durchaus mglich, da in dem aramischen Urbericht statt des Tempels ein mehrdeutiges Wort eingesetzt war, und die Vermutung da die manichische Fassung mit dem Worte . eipadein das Ursprngliche bot, knnte auftauchen. Allein dann mte in die aramische Urfassung, deren Fortwirken bis in Manis Zeit seltsam genug wre,, nachtrglich aus Markus die Scheidung von zzLpozokTog und (ixepoiroiv.(4 eingesetzt sein. Mir scheint die Annahme leichter, da die manichische Quelle Markus selbst zugrunde legte und nur nachtrglich aus der En'Abotschaft, die ja im Orient weiterlebte, das Wort Palast" eindrang. Ich mchte diesen neuen Fund daher nicht berschtzen 2 . . Gewi bliebe auch hierbei manches unsicher; aber die literarische Entwicklung wre immerhin unter dieser Voraussetzung ebenfalls verstndlich. Als sich der Gegensatz zwischen dein Judentum und dem jungen Christentum verschrfte, mute 'das Messiasbildhnlich fat spter der Verfasser der Vita et passioCypriani den Wortlaut des richterlichen Urteils, vgl. Sitzungsber. L Heidelb. Akademie 1913 Abh. 14 S. 62, 2 Fr die Gemeinde lag noch spter das Entscheidende nicht in der Verweigerung der Antwort auf die Frage Bist du Gottes Sohn ?", sondern in der Anerkennung des Anspruches, der Mensch oder Menschensohn" zu sein. Das zeigt noch Hegesipps Bericht ber das Ende des Jacobus bei Busebios II 23, 12 p. 168, 23 Scilw. brel 6 Xccbg 7rXonercu. rdae; 'Iz icroi; T013 aTccupw3.4,-og, ck.dcyyal.Xov t.tiv, .916pa 'Incroi; (die Sekte Jesu", wie ml Mandilischen). xcd c'el-coxicivccTo cpcovi) p.sycit -r) -.4. t.i.z L-copyr..aro xopi Toi) toi; Toi; rivepdmou. xcd ocirci4 x(19-1Tcy. cnipctvii.) ix &vTijg (.tcycklzjg 8ovcip.mg t.taXer. gpxocre.cm. vocpsgw Toi; oiecooil Es ist die alte MenschensohnDogmatik der Urgemeinde, die in der Apostelgeschichte nur noch, wie Bousscr richtig hervorhebt, in dem Bekenntnis 'des Stephanos (7, 56) hervortritt, welches der Verfasser aus begreiflichen Grnden nicht ndern wollte. Auch hier folgt dem Bekenntnis zu dem Menschensohn" das Volksgericht.

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-der Johannessekte letzterem nher treten; was zu Anfang als Verleumdung erschienen war, mochte nun als unsicher oder als halbe Wahrheit erscheinen. Schon hiernach wre ferner klar, wie ein, Teil der Johannesjnger spter den Weg zum Christentum finden mute. Beachtenswert scheint mir dabei, da gerade dem Paulus diese >Bekehrung zugeschrieben wird. Fr den anderen Teil freilich mute die Tatsache entscheidend sein, da Jesus selbst die Taufe des Johannes genommen hatte, also Naorer geworden war. Er mute ihnen als der Abtrnnige .erscheinen, der eigentliche Widersacher, dem glhender Ha nun die Rolle des Antichrist gab. Das Schlagwort Er verdrehte die eine Rede" mu damals schon entstanden sein; es erhielt bei den spteren . Berhrungen der Christen mit den Mandern nur immer neue Nahrung. Prfen wir, ehe wir weitergehen, noch die andere Erklrung fr die berraschende bereinstimmung der Grundanschauungen dieser mandisc hen Schrift mit der frhchristlichen. Literatur. Ist es vielleicht mglich, da jenes Urmandertum selbst vom Christentum ausgeht und als christlich-gnostische Sekte zu betrachten ist ? An der Datierung. der Apokalypse mten wir dabei festhalten; der Spielraum fr sie bleibt auf jeden Fall nur gering; ihren Zusammenhang mit den Johannesjngern mten wir aufgeben; aber der Beweis fr ihn ist bisher auch schwach. Setzen wir also den Fall, da trotz aller der dagegen sprechenden Grnde, die Evangelienquelle Q doch lter sei und in der mandischen Apokalypse benutzt und nachgebildet sei. Absichtlich wre, >was jene von Jesus erzhlt, in dieser auf den Menschen" bertragen, Jesus selbst aber leidenschaftlich angegriffen. Vorausliegen mte also eine bewute Abkehr -vom Christentum, fr die ein Grund freilich nicht erkennbar wre. Um Judenchristen knnte es sich dabei nicht handeln, da ja Jesus als der Vollender des Judentums bekmpft wird. Knnten Heidenchristen P.Iir4ovTec.), die etwa zunchst in der Gemeinde in Opposition zu einem gesetzestreuen Judenchristentum gestanden htten, zu diesem Schritt gedrngt worden sein ? Da sie so fhlbar von den jdischen Messiaserwartungen und der .jdischen Prophetie ausgehen, wre gewi befremdlich, liee sich aber vielleicht verstehen . Aber der Versuch, die von Jesajas geweissagten und von den Christen von > Jesus berichteten Wunder fr eine unsichtbare Gottesmacht in Anspruch zu nehmen, Jesus selbst aber als den Dmon darzustellen, wre psychologisch unbegreiflich und religions-

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geschichtlich ohne Vorbild'. Stellen wir, wie ich es oben probeweise versuchte, eine religise Entwicklung innerhalb des Judentums oder wenigstens seines Wirkungskreises an die Spitze der Reihe, so ist die Entwicklung klar und einfach 2. Ist es wirklich mglich, die eschatologischen Anthroposvorstellungen mit Johannes dem Tufer in Verbindung zu bringen, so erhlt dessen in der urchristlichen Literatur so stark in den Vordergrund gerckte und doch bisher so schattenhafte Persnlichkeit Klarheit und Bedeutung; er wird wirklich zum Vorlufer Jesu, der dann allerdings diese Vorstellungen umbildet und mit einem ganz neuen Inhalt erfllt. 'In dieser Umbildung zunchst in Jesus selbst, dann aber auch in seinen Jngern lge das groartige Neue und Originale, aber es lge, wie ichausdrcklich betone, mehr in der religisen Stimmung und Empfindungsart als in bestimmten Vorstellungen. Fr sie drften wir ruhig ein historisches Werden wissenschaftlich verfolgen, ohne damit dem Innersten der neuen Lehre zu nahe zu treten. Doch diesen einer ferneren Zukunft und reicheren Beweisen vorgreifenden Trumen steht bisher ein starkes Bedenken entgegen. Der hochverdiente erste Darsteller der mandischen Religion, BRANDT, lt Johannes den Tufer erst in allerjngster Zeit aus dem Christentum in die mandische Tradition bernommen werden. Es trifft sich gnstig, da sich die Nachprfung dieser seiner These mit einer Analyse des letzten Stckes des Buches des Herrn der Gre verbinden und damit die begonnene chronologische - Untersuchung zum Abschlu bringen lt. Einzelheiten mache ich in diesem minder wichtigen Teil mglichst kurz ab und fge nur zum Schlu ein paar besttigende Beobachtungen zur Altersbestimmung dieser Literatur hinzu.

Zu besprechen blieb - in dem Buch des Herrn der Gre" noch die lange Einlage in der Fassung II, die S. 89, 14-100, 20. 1 Voraussetzung dafr ist die Vorstellung von einem eevzigt.p.K 84.i.cov oder tvapmro; vogag, die im Judentum 'der' Zeit bezeugt ist und' -sich auf iranischem Boden inzwischen ebenfalls hat nachweisen lassen (A. v. LE COQ, Trkische Manichaica aus Chotscholl, Abhandl. d. Berliner Akad. '1919, 3, S.5 und vorlufig Nachrichten d. Gesellschaft d. Wissenschaften, Gttingen '1919, S. 22, 3). 2 Hierbei fhren die iranischen Einflsse tnigezwungen vom Judentum zum Christentum ber; sollen sii"! erst auf das Christentum wirken, um

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umfat. Auch sie hat einen deutlich erkennbaren mahnenden Schlu, der durch die Anrede an Adam, seine Gattin und ihre Nachfolger dem Hauptstck nachtrglich angepat ist (100, 3 Eine Einleitung fehlt; die bei dem Redaktor der zweiten Fassung bliche bergangsformel Ferner sage ich euch, meine Glubigen" verdeckt nicht einmal die Lcke. Wieder handelt es sich um eine Warnung vor Abfall, und zwar im wesentlichen vor Abfall zum Christentum; der Name ist jetzt schon bekannt (S. 91, 1), auch die Ehrenbezeichnung der einzelnen als 6Iycw oder atoc. Vom Judentum ist als Gegner nicht mehr die Rede ; Christus erscheint berall als der Reichsfeind, der Rhomer" (S. 90, 1. 95, 14. 15. 96, 6. 10. 97, 10 BRANDT). Hier sind wir, wie auch BRANDT bemerkte, zweifellos auf dem Boden des persischen Reiches. Zu ihm mu Mesopotamien seit lngerer Zeit gehren. Der besondere Ha des Verfassers richtet sich gegen die Askese im Christentum; fr jene falschen Propheten des alten Stckes, die von den Dmonen abstammen, sind die Asketen eingetreten (vgl. 91, 14). Da sie, bisweilen mit Erfolg, Dmonen austreiben, wird erwhnt (92, 5); sie tragen die Tonsur (92, 20); viele gehen in Ketten (91,11). Das ergibt ein Bild, wie es etwa Johannes von Ephesus De beatis orientalibus von dem syrischen Anachoretentum des fnften und sechsten Jahrhunderts zeichnet', und es pat zu dieser Vorstellung, .da gerade bei ihm einzelne Anach. reten auch als Missionare erscheinen, wie in den gegen das Christentum polemisierenden Abschnitten des Genz bisweilen die Anachoreten. Die christliche Taufformel ist bekannt (94, 1) 2, ebenso die Dauer der Wirksamkeit Jesu (dreiig Jahre 95, 15), die Zahl und Aussendung der Apostel (95, 14), die Erzhlung von der Kreuzigung (96, 11) und berhaupt viel von der Evangelientradition. Wichtig und schon von BhANDT 3 hervorgehoben ist die Grundauffassung (92; 13): Jesus hat alle Weisheit des Judentums erlernt, aber dann die Thora verkehrt", die Lehre und -den Kult verndert und durch Zauber . eine Anzahl von Juden gewonnen. Ihn berfhrt der AnS" der Mander, erweist ihn als einen der Planeten (der cpzovT0i3 -gat.t.ou) und bringt seine Anhnger im jdischen Volkeaus ihm die Person . des Stifters zu verdrngen, so beginnen die Schwierigkeiten. Schon BRANDT verweist auf die syrischen Mnchserzhlungen. 2 Nach BRANDTS Vermutung (96, 3) auch der Reliquienkult. 3- Aland. Religion S.131.

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dazu, ihn zu kreuzigen. Ganz nahe stehen sich offenbar in dieser Vorstellung Mander und Juden; der falsche Messias ist der Eindringling; wenn er sich als den Erlser und Erwecker von den Toten bezeichnen will, so sagt er seinen (jdischen) Anhngern: Ich bin AnS, der Nasorer." Das ist die vllige Umkehrung der frheren Anschauung; die Mander sind hier die echten, frommen Juden. Friedlich mssen im Euphratlande Mander und Juden zusammen gewohnt haben; die dort gefundenen Zauberschalen zeigen ja auch, da beide sich einander angeglichen haben'; die 'alten Gegenstze und Parteikmpfe sind offenbar vergessen. Es pat zu diesem Bilde, da Lehrstcke, die sicher am Ufer des Euphrat geschrieben sind wie Genz r. II 4 (BRANDT S. 119 ff.), denselben leidenschaftlichen Gegensatz gegen die Askese zeigen. Als Hauptgebot verkndet der erste Gesandte Ehe und Kindererzeugung; die Mnner, die nicht \Veiber suchen, und die Weiber, die nicht Mnner suchen, verfallen dereinst dem Gewlk der Finsternis, der Hlle; sie folgen damit der Lehre der Lgenpropheten, der falschen Richter. Ob mit der Existenz einer derartigen Religionsgemeinschaft eine unter den christlichen Mnchen verbreitete Sage 2 zusammenhngt, jenseits des Euphrat lebe der Stamm der wahrhaft frommen Juden, entweder der Rechabiten oder der verschollenen Stmme Israels, in Reinheit, gottwohlgeflliger Ehe und stetem Verkehr mit den Engeln ? Manche Einzelheit sprche dafr, doch mten sich freilich frh phantastische Zge der Mnchsnovellistik und der erbaulichen Fabeln vom Lande der Seligen" eingemischt haben. Trifft die Vermutung zu, so mten die christlichen Besucher. die Sittenstrenge und tiefe Religiositt der Mander mit Anerkennung beobachtet und eine Verwandtschaft mit der eigenen Religion empfunden und hervorgehoben, haben. Das wrde noch etwas zu dem Verhltnis stimmen, das sich aus der mandischen Darstellung aus dem Ende des vierten Jahrhunderts (siehe oben S. 14) erraten lt: die Christen bezeichnen .sich als nahe verwandt, ja eigentlich als Verehrer desselben gttlichenVgl. den Bericht von JAMES A. MONTGOMERY, Aramaie Ineantation Philadelphia 1 91 3. Hieraus erklren sich,die zahlreichen bereinstimmungen mit der jngeren' jdischen Legende. 2 Vgl. die Atimlatg Zu4ou stg TV fltov Tirn, (Locx&pwv, ROBINSON Texts und StudiesT1 3, 86 ff., vgl. II istaria Monachorum und Historia Lausiaca S. 181, 1.1

Texts from Nippur,

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Gesandten, nur bringen sie ihr Buch" mit'. Dagegen ist zu der Zeit, als diese Einlage der zweiten Fassung entstand, das Verhltnis des Christentums zum Mandertum stark gendert. Mit Waffengewalt ist der Rhomer" eingedrungen und will die Bekehrung erzwingen, vgl. S. 89, 25 Wenn er euch bedrngt und etliche von euch ttet, so ngstigt euch nicht. Wenn er ttet, so ttet er nur euren Krper, doch eure Seele wird auf der Lichterde weilen. Erschreckt nicht, ngstigt euch nicht und frchtet euch nicht vor Christus, dem Rhomer, dem nichtigen, und vor dem, der die Reden 2 verdreht." Auch in den noch unverffentlichten liturgischen Stcken finden sich fters Abschnitte versprengt, die einen allgemeinen Abfall zum Christentum befrchten; dem Treuen mu ein besonderer Lohn verheien werden. Das weist auf eine Zeit, in welcher die Byzantiner in Mesepotamien, das Teil des Perserreiches ,ist, siegreich vordringen. Ich habe an die Zeit des Chosros II und des Kaisers Mauricius gedacht, Prof. CICHORIUS, den ich befragte, an die 'Zeit des Heraclius; eine sptere wre ausgeschlossen. Die heiligen Schriften der Mander sind damals noch einmal in christenfeindlichem Sinne berarbeitet worden. Inhaltlich bietet auch dieses jngste Stck wieder die Warnungen vor Abfall und benutzt ebenfalls eine Apokalypse; so ist bestndige Berhrung mit den lteren Texten unvermeidlich (vgl. besonders S .f 93, 1-11). Wir drfen frhere Stellen aus den spteren deuten. Wenn es S. 92, 8 heit: Ferner erklre ich euch, meine Jnger: Auf neun Monate tritt Nb-Christus in den Bauch seiner Mutter, der. Jungfrau, ein und hlt sich da verborgen. Alsdann tritt er als Krper, Blut und Menstrualflu heraus; auf ihrem Schoe wchst er heran und saugt Milch," so erkennen wir mit welchem Widerwillen den Mander die Vorstellung der menschlichen Geburt des gttlichen Gesandten erfllte 3. NotwendigDie Mander reden von den aciinzi.g nicht als von ihren Feinden, freilich auch nicht als von ihren Knigen. 2 Die Verkndigung, die Reden der Kugta. 3 Bei seiner eigenen Auffassung soll man von Doketismus nicht reden, wenigstens nicht im Sinne einer bestimmten gnostischen Lehrmeinung. Die Unterschiede der Auffassung sind in den verschiedenen Religionen tief begrndet, und wenn Horaz sagt sive mutata iuvenem figura imitaris, erklren wir das nicht als Doketismus. Auch Mani kann sich die krperliche Geburt eines Gttes so wenig denken, wie der Mander; auch ihm ist der krperhaft geborne und am Kreuz gestorbene Jesus der Corrip.y.og 341ov; .aber den himmlischen Gesandten, den Ent% der Mander, nennt auch er Jesus.

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aber ist dann auch jene Stelle der Adamspredigt S. 40,15 Lgenpropheten treten auf" (oben S. 13) nur auf Jesus zu beziehen; der Plural soll nur die der Prophetenrede eigene Unbestimmtheit geben; umgekehrt verfhrt der Redaktor der Fassung I, wenn er S. 45, 5 fr die Lgenpropheten gleich Christus, den Propheten der Juden, setzt. Dem auf das Christentum bezglichen Teil der Mahnungen (bis 98, 19) folgt ein kurzes, gegen das Heidentum gerichtetes Exzerpt, dem dann S. 100, 4-20 die Schluansprache folgt. Es ist die Disposition der oben S. 15 besprochenen Warnung vor Abfall am Schlu der Adamspredigt, in welcher der bergang von den Christen zu den Heiden jetzt nur verdunkelt ist (S. 41, 7). Einzelne Abschnitte stimmen fast wrtlich berein und lassen sich aus einander berichtigen, so S. 99, 10 Sie verfhren die Herzen der Menschen durch die Liebe und die ppigkeit des Goldes und Silbers und durch walzenfrmige Bildwerke die aus Ton gebildet sind. Diese nichtigen Werke ihrer eigenen Hnde beten sie dann an und werfen sich nieder und ruchern vor ihnen," vgl. -41, 12: Einige von ihnen verfhren sie durch Bilder von Gold und Silber, durch Bildwerke aus einem Klotze, durch Gtzenschreine aus Ton und durch sonstige nichtige Werke."- Zu Anfang des Abschnittes ist eine Aufzhlung der Planeten und ihrer Dmonen, die der jngeren Einlage in der alten Apokalypse glich, bis auf den Schlu verloren (98, 19, vgl. 46, 26 und 86, 16). Offenbar sind eine Reihe lterer Quellen exzerpiert. s Zu ihnen gehrte hauptschlich auch eine jngere Apokalypse, die wir% uns durch einen Vergleich mit einer in zwei Fassungen koptisch erhaltenen jdischen Apokalypse (STEINDORFF, Die Apokalypse des Elias, Texte und .Untersuchungen N. F. II 3) zur Anschauung bringen knnen ; auch Ephrem dem Syrer mu sie vorgelegen haben (vgl. BOUSSET, Der Antichrist S. 115). Zu dieser Apokalypse gehren die Stcke S. 89,14 Wahl und Salbung des Antichrist ; 89,21 Wandeln auf dem Wasser (STEINDORFF S. 89Wie die Mander sich das sichtbare Erscheinen ihres doch nicht voll menschlichen Gesandten whrend der 2000 Jahre seines Aufenthaltes in der Welt dachten, wage ich nicht zu entscheiden. Wahrscheinlich hnlich wie die Elkesaiten nach Hippolyt X 29 p. 284,10ff. WENDLAND GLETOrn dann heim und sagt in dem ersten Strafort, dem Ort der Jungfrau, die nicht Jungfrau ist (der Rh), er wolle alle Glu1 Allerdings erscheint durch ein Miverstndnis des Bearbeiters dieserOrt jetzt schon als erste Wachtstation (Strafort) nach der Welt der Finsternis. 2 Es ist die bliche Beschreibung der Botschaft des Gesandten" an die Menschen, vgl. oben S. 60. 3 Ruf und Antwort, die bei den Manichern selbst Gottwesen geworden sind, verbinden den Gott Mensch (und die Menschen berhaupt) mit dem Urgott; wem beide verliehen sind, ist der Himmelfahrt sicher. 4 Grenze der menschlichen Lebensdauer; danach tritt die Vergottung ein. So heit es im Grunde nur: dein Ma ist voll." hnlich wird in dem Berliner Turfan-Fragment M 5 von Mani bei seinem Tode gesagt, er sei 110 Jahre alt; auch dies ist nur Ausdruck fr das volle Ma. 5 Als Hirt erscheint Mand d'Haij auch in den wichtigen Texten des Johannesbuches cap. 11. 12 und im Genz 1. 1 2 p. 10 Adam.

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bigen mit sich nehmen, alle Naprer sollen nach ihm emporsteigen. Es ist die frher (S. 25 ff.) besprochene Befreiung der Seelen der Verstorbenen aus den Gefngnissen. Bei jedem Strafort wird in der weitei.en Schilderung gefragt, was die Gefesselten verbrochen haben, was sie erdulden und womit sie vergleichbar sind. Dann gibt der Mann von erprobter Frmmigkeit (der Gott) seinen Namen und sein Zeichen, wird von dem Herren des Strafortes demtig verehrt und steigt mit seiner Scliar an ihm vorber und weiter in die Hhe. Aufgezhlt werden der Strafort der Jungfrau, die nicht Jungfrau ist (Rh als Mutter der Planetengtter), d,er Strafort der Mrder, der Strafort der Buhler, Diebe und Meineidigen, der Strafort der Frsten; Richter und Machthaber' ; sie gleichen fetten Ziegen, die man pltzlich packt und auf glhende Kohlen wirft. Der nchste Strafort ist dann der de S nichtigen Christus; in ihm sind alle, die das Leben verleugnet und Christum bekannt haben. Eine breite Schilderung, die im Stil weit von den frheren abweicht, setzt ein. Ihre Seelen gleichen einer groen Schafherde, die vor Christus einhergeht. Sie drsten, und er fhrt sie zum Meere (Flu), aber sie knnen nicht bis zu der Flut gelangen. Mit den Worten des Evangeliums berufen sie sich auf ihre guten Werke in seinem Namen, aber vergeblich. Mand d'Haij geht mit seinem ganzen Stamm_ an Christus vorber und gibt seinen NmnenSeltsamerweise zugleich der Frauen, die ihre Milch verkaufen, die eigenen Kinder tten und fr fremde Ammen werden. Sie werden an den -Brsten aufgehngt. Es ist klar, da sie in ein 'vorausgehendes Wachthaus ( Strafort) gehren, das in der Aufzhlung unterdrckt werden mute, als der berarbeiter einen der traditionellen sieben Straf orte fr die Christen freimachen wollte. Die eigenartige Bestrafung, Aufhngen an den Brsten, hat GRESSMANN neuerdings in jdischen Hllenvisionen nachgewiesen (Abhandlungen der Berliner Akademie 1 91 8 No. 7 S. 23, vgl. 71 und 81), nur deutet er sie unrichtig. In der ltesten Quelle, Pal. Chagiga II S. 77d, trifft sie ein Weib, Maria. Das ist, wie jetzt klar wird, die Tochter Eleazars, die whrend der Belagerung Jerusalems ihr Kind ttet und it (auch in dem mandischen Bericht tten die Weiber ihre Kinder und werden Ammen, um sich selbst fette Bissen' zu verschaffen; die ganz junge Darke Teschuba, die doch ltestes Gut, z. T. aus gyptischer Quelle, bewahrt, nennt dafr die Weiber, die ihre Kinder ffentlich sugen ; seltsam, da auch sie nach GRESSMANN ursprnglich die Christen in der Hlle erwhnt). Klar scheint, '.da ursprnglich die Kindsmrderinnen im allgemeinen erwhnt waren, wie die Weiber, die vor der Geburt die Kinder abgetrieben haben, z. B. in der-Petrus-Apokalypse. Jene Maria ist dann als Typus in einer jdischen . Fassung hinzugekommen. brigens erwhnt auch die Himmelfahrt Muhammeds dieselbe Strafe. 1

Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. KI. von. 12. Abh.

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und Zeichen, und Christus verehrt ihn demtig. Da fragen seine Anhnger, wie er das tun knne, da er sich doch als den Herren der Herren und Knig der Welten bezeichnet habe. Sie bitten, in ihre Krper auf drei Tage zurckkehren zu drfen, um sich auf Mand d'Haij s Namen im Jordan taufen zu lassen, aber Christus verhhnt sie nur (wieder mit Evangelienworten) und rhmt sich, wie er sie betrogen und sie in die gewaltige Nebelwolke der- Finsternis' versetzt habe, um dort riicht allein zu sein. Dann kommt der Gott zum Wachthaus der Groen und Grotuer, die mit groem Ma nehmen und mit kleinem Ma geben, die Zinseszins nehmen, dein Groen schmeicheln und den Armen verachten und kein Almosen geben. Sie gleichen fetten Bcken, die man pltzlich von ihren Mttern fortreit und auf Kohlen brt. Es folgt endlich der Strafort des verschlhigenden Ungeheuers Karafinn, neben dem Rh d'Qudsa (der heilige Geist) sitzt und ihre Diener in es hinein treibt. Als der Gott auch an ihm vorbeigekommen ist, gelangt er zum ueren ther und in die lichte Wohnung, und das Leben fragt ihn als Begrung Wem gleichen Rh, Christus und die Planeten ?" Er erwidert Den Fliegen am Rande eines Topfes" (vgl. IX 1 p. 228 P.). Da freut sich das Leben und bekleidet ihn mit Glanz und Licht. Das Buch schliet Das Leben ist siegreich, und siegreich ist der Stamm der, der beim Namen des 'Nasorer, Iavar (Erlsers) festblieb, und siegreich ist Mand d'Ilaij und, die seinen Namen lieben." 2 Klar ist, da die ganze Schilderung des Strafortes der Christen den Zusammenhang zerreit; notwendig mssen auf die ungerechten Frsten die Groen und Grotuer, auf die fetten Ziegen, die man rstet, die fetten Bcke folgen. Der junge Interpolator kennt die christliche erbauliche Literatur. Derselben Bearbeitung gehrt offenbar auch der Schlu mit dem fr die Christen krnkenden Vergleich. Bis zum Ende der Beschreibung des siebenten Wachthauses geht ein alter Text; der echte Schlu scheint verloren. Er ist es in Wahrheit nicht. Wohl folgt im Genz jetzt ein neues Buch und eine neue berschrift: Dies sind die Aussprche Jh'ns des Tufers, als er den Strom (Jordan) des lebenden86Z7w. trri;Xo5 1 Es ist das Gegenbild zu der Glanzwolke, dem Christus ist in allem als trgerisches Gegenbild Mand d'Haijs geschildert. Die bliche Formel ist: Das Leben ist siegreich, und siegreich ist der Mann, der hierher gekommen ist." Der Zweck (ler nderung ist klar. 3 BRANDT, 111 and. Schriften S. 195 ff.,2

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Wassers nahm" und die Lebende ,Taufe taufte und den Namen des Lebens aussprach". Es folgt . aber nur die oben erwhnte Bitte des Mand d'Haij, von Jhn getauft zu werden, der Tod und das Begrbnis Jhns. Dann heit es ganz unvermittelt: Mand d'Haij setzte seinen Weg fort nach dem Orte, der ganz Glanz, nach dem Orte, der ganz Licht ist, und Jhn ging mit ihm." Sie gelangen zu dem Strafort (Matart) des Ptahil (des Demiurgen), der, aus der Lichtwelt verbannt, demtig Mand d'Haij verehrt und um sein Frwort bei dem groen Leben bittet, um 'wieder zu ihm emporsteigen zu drfen. Mand d'Haij, der jetzt alle Macht besitzt, verspricht ihm die Befreiung. Jhn wird nur erwhnt, um die Worte seines Fhrers weiter zu geben. Dann folgt der frher erwhnte seltsame Text, den ich wrtlich gebe: Mand d'Haij setzte seinen Weg fort nach dem Orte, der ganz Glanz, nach dem Orte, der ganz Licht ist.. Er ging und kam nach dem Wachthause des hohen Abathur. Tausendmal tausend beim Erheben der Augen und zehntausendmal 'zeintausend stehen vor ihm. Sie seinen Thron, der hoch ist und auf dem er sitzt. Als Abathur Mand d'Haij erblickte, stand er von seinem Thron, auf. Da sprach Mand d'Haij zu Abathur: Bleib, bleib, Abathur, auf deinem Thron sitzen, .der hoch und prchtig und bewahrt ist, den das Groe Leben in der Hhe dir verliehen hat. Darauf sprach Abathur zu Mand d'Haij: Wenn du gehest, gedenke meiner vor dem Leben. Da sprach Mand d'Haij zu Abathur: Wenn ich hingehe, spreche und erzhle, werden sie kommen und deinen Thron zwischen die Mnner, die Shne des Heils, erheben. Wenn ich hingehe und spreche und gut erhrt werde, werden zwei Engel aus der Hhe kommen. Sie werden eine hohe an der Spitze deiner Skin aufstellen. Sie werden dich vom groen Leben hren lassen und zu dir sprechen, und sie werden das Groe Leben hren lassen und sagen, da Mand d'Haij hingegangen ist und Abathur KuSta (hier: Vergebung) gereicht hat." Nun fhrt die Himmelfahrt der Seele wo sie vollstndig gegeben wird, nach den Sieben Straforten (Matarts) immer an den drei guten, aber gesunkenen Gottheiten Ptahil, Abathur und JSamin vorber zu der eigentlichen Lichtwelt (man vergleiche die manichische Annahme vdn zehn Welten oder bereinander liegenden Sphren). Lckenlos schliet an den alten Teil von V 3 der Schluteil von V 4; wir brauchen nur8.

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die geringfgigen redaktionellen Zustze zu streichen, die in letzterem auf den Hauptteil von V 4 bezugnehmenl. Geschildert war der Aufstieg Mand d'Hijs vor der Parusie und die Gefangenenbefreiung. Der Hergang ist nunmehr wohl erkennbar. Es folgten sich in einer alten Fassung des Genz wie jetzt zwei Traktate, die Himmelfahrt Mand d'Haijs und ein Jhns Geschick von der Geburt bis zur Auffahrt schildernder Text (Johannesbuch und Genz V 4). Beide waren lckenhaft geworden. Von dem ersten fehlte nur ein kurzes Schlustck, von dem zweiten der ganze' Anfang und der Hauptteil des Schlusses. Der Bearbeiter gestaltete den ersten Text durch Eindichtungen in christenfeindlichem Sinn um und nahm das dabei brig bleibende Stck aus dem Schlu zur Ergnzung der Lbke im zweiten Text, den er ebenfalls tendenzis berarbeitete 2. Das wichtige Ergebnis der langen Unter1 Zu dem ersten Text gehrt noch die Begrung Mand d'hlaiAs im Lichtreich S. 208; sie entspricht genau der Verheiung des von jenseits .der Welt rufenden Mannes (oben S. 80) und bezeichnet ihn wieder als den Mann von erprobter Gerechtigkeit. Dagegen gehrt zu dem zweiten Text Jhns Schilderung 'S. 209; sein Gebet 209, 5 weist klar auf das frhere Gebet 196, 15 zurck. Letzteres Gebet bezieht sich auf eine Verkrzung (x0)613