Return to Work
Transcript of Return to Work
Return to Work –Bedeutung und Schnittstellenmanagement
Professor Dr. med. habil. Andreas WeberFacharzt für Arbeitsmedizin - Sozial / Umweltmedizin
apl. Prof. der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen- Nürnberg
Leitung Fachdienst Medizin – Berufsförderungswerk [email protected] – T: 0231-7109-222
Individuum
„24/ 7 –Stand-By“- Leistungs-/Konsumgesellschaft mit Gesundheitsanspruch
Gesellschaft
Globaler Wettbewerb – Digitalisierung – Klimawandel – Migration - Demografie
Erwerbsarbeit
Erwerbstätige: ~ 44 Mio
keine Arbeit = keine Lösung !
„Ergozentrie 4.0“
WirtschaftswachstumSozialversicherungDemografieArmutsprophylaxe
Materielle ExistenzStatus /KonsumSalutogenes Potential
Demografischer Wandel - Prognosen und Lösungsvorschläge
Deutschland 2030
►~ 80 MioEW: 50% > 48 J., 6,3 Mio > 80J
► Altersdurchschnitt Belegschaften:▲► Ü-50 Anteil Erwerbspersonen:
~ 35% (jetzt: 25%)
► Fachkräftemangel: ~ 6-8 Mio
1. Zahl der Erwerbstätigen erhöhen („Köpfe“)
Lebensarbeitszeit: Ausbildung verkürzen, Arbeitsleben verlängern, „Senioren“ zurückholen
Reserven ausschöpfen: Frauen, (Langzeit) Arbeitslose, Migranten, Chronisch Kranke mitnehmen !
2. Produktivität steigern („Leistung“)Technische Innovation, Bildung/QualifizierungFitness /Gesundheit
3. Arbeitsvolumen erhöhen („Zeit“) Jahresarbeitszeit (Stunden) erhöhen
Strategien
Interview mit Prof. Dr. A. Weber„Beruf und Chance“, 14.06.2015
„24/7 Arbeitswelt 4.0“ - (k)ein Platz für chronisch Kranke ?
Erwerbsbevölkerung Häufigkeit
w: 27 % / m: 25 %
„ Ü 50“ ~ 50 %
~ 24 %
uneinheitliche Verwendung !
- Langzeitpatienten (> 6 Mon)- dauerhafte Funktionsdefizite- Multimorbidität (≥ 2 chron.K)
- höherer Versorgungsbedarf
Muskel-/Skeletterkrankungen /Psychische Leiden
Kardiometabolische Erkrankungen
Chronische Erkrankung
„ je älter, desto wahrscheinlicher“sozioökonomischer Status
Krankheit = „nicht sexy“Schlechtes Image- Low PerformancePersönliches Fehlverhalten- Dunkelziffer
„Outing“- ??
Erwerbsbiografie ?
Beginn16- 18- 28 ?
Ende67 – 70 ?
gesundkrank
Kurzzeit AUrez-/ chronisch krank
Langzeit AU
PrimärpräventionArbeitsschutz - BGF
SekundärpräventionFrüherkennungAM - Vorsorge
kurativeVersorgung
TertiärpräventionBEM (§84,2 SGB IX)
StWE (§74 SGBV- 28 SGB IX)
RehabilitationMedizinisch- MBOR (§ 26 SGB IX)Beruflich (LTA) (§33 SGB IX)
Stay at Work (SAW)
„ Prävention und Rehabilitation und Rente !“
Chronisch Kranke - Beschäftigungsfähigkeit erhalten- Ausgliederung stoppen !
Return to Work (RTW)
BundesteilhabegesetzPräventionsgesetzFlexirentengesetz
ArbeitsweltUnternehmen-BGM Arbeitsmedizin
© a.weber 2018
� keine Wohltat, sondern Arbeit für verkrüppelte Krieger
� Zurückschaffung in die Heimat und die alten Verhältnisse, wo möglich an die alte Arbeitsstelle
� Verstreuung unter die Masse des schaffenden Volkes, als wenn nichts geschehen wäre
� es gibt kein Krüppeltum, wenn der eiserne Wille besteht, die Behinderung der Bewegungsfreiheit zu überwinden
„Arbeit als Chance“
Return to Work - Vorfahrt für Arbeitsplatzerhalt !
„Inklusion“
„Eigenverantwortung – Motivation“
Return to Work (RTW) = „keine Erfindung der Globalisierung“ !
Konrad Biesalski [ 1868- 1930 ]
„Der Krüppel muß zumSteuerzahler werden“…
13.01.1915
„historische Leitbilder“
Integrativ
ZielorientierungArbeitswelt
Arbeitsbezug vonInterventionenCase-Management
Partizipativ
Einbindung aller „Stakeholder“
BetroffeneVersorgungSozialsystemUnternehmen
Kooperativ
Fach-Hierarchie-Funktion-
übergreifend
„Netzwerke“Integrierte Versorgung
Multidimensional
Schnittstellen übergreifendVersorgung
SektorenSegment
SozialsystemTräger
Arbeitswelt
Return to Work (RTW) – Philosophie, Definition, Merkmale
= alle Prozesse, die Rückkehr in Arbeit nach Krankheit / Unfall ermöglichen / fördern
Maßnahmen von Zuständigen und Handeln von Betroffenen
+ Outcome
ReintegrationReintegration in den Arbeitsmarkt
© a.weber 2016
„ T i m e
i s j ob
“
Befunde – BefindenGenesungserwartungen, Subjektive Erwerbsprognose
I n d i v i d u u m
Erkrankung
S y s t e m
Integration
Motivation, LebensstilFinanzielle LageCoping- Strategie
Zugang/Qualität Arzt /TherapeutHilfsmittel Medizinische /Berufliche Reha
GesetzgebungTransferleistungen
Anforderungen Wirtschaftslage
t ArbeitsweltVersorgung
Soziale Sicherung
Integrationsauftrag
Return to Work (RTW) – komplexer Prozess mit vielen Determinanten
Return to Work (RTW) – fördernde Faktoren - wie es gelingen kann !
Arbeitswelt - Unternehmen Individuum – kranke Betroffene
Interventionen – Versorgungs- und soziales Sicherungssystem
„AG will“: Votum !Vertrauenskultur – KommunikationUnterstützung TOP – DOWN !finanzielle/organisationelleInvestition in RTW (u.a. -BEM)
„AN will“: Motivation !Wertschätzung – VertrauenKontakt ! („Draht nicht abbrechen“)positive subjektive Gesundheit /Erwerbsprognose
Arbeitsbezug von Interventionen /Rehabilitation:Frühzeitiges Einbinden von Arbeitsmedizinern / Betriebsarzt !RTW- Perspektive aus Patienten / AG Sicht – Dialog/ Steuerung„Vernetzung der Akteure“Elemente von supported employment („Reha on the job“)Keine „Dauerkrankschreibung“ ohne Berufsperspektive !„usual care + workplace oriented intervention (occupational care)“= arbeitsbezogene Integrierte Versorgung !
© a.weber 2016
Return to Work 2018 – „…von Bismarck in die Globalisierung“
► weltweit einzigartige differenzierte Rehabilitation –„Zugang für alle“ - SGB IX (2001)- guter Ansatz
► historisch „zergliedertes Sozialsystem“: Zuständigkeiten – Schnittstellen( Strukturen/ Prozesse/ Budgets - segmentierte Krankheit/ Versorgung )
► Arbeitsweltfernes Versorgungs- und Sozialversicherungssystem (Arbeitsmedizinische Kompetenz, AU- Attestierung, Arbeitsbezug von Inteventionen)
► SV Träger Dominanz („payer is player“)( Rolle von Betroffenen/ Rehaberatern – „shared decision making“)
► Kommunikation / Transparenz von Entscheidungen
► Evidenz orientierte Leistungsbilder und Gutachten
► Systematisches Case- Management – Koordinierung/ Steuerung von RTW
► Rolle der Arbeitgeber: wenig beteiligt am Risiko Langzeit-AU - anders als
?
!
Return to Work (RTW) – Herausforderung Schnittstellenmanagement
Diagnose„Krank-Schreibung“
Funktionen /Aktivitäten
Therapie
Heil-/Hilfsmittel
„Health Care“Versorgung
HR-Vorgesetzte
BetriebsarztBEM §84 .2 SGB IXAnforderungsprofil
KollegenSchwbBBetriebsrat
„Insurance“Sozialversicherung
„Work“Arbeitswelt
kranker AN RTW
§92 SGB V„AU –Rili“
© a.weber 2016
ArbeitsmedizinHaus-/Facharzt
GKV- MDK:AU-ManagementLeistungsbild /RehabedarfBegutachtung (§51 SGB V)
GRV:Leistungsbild / Profil
Med/MBOR Reha (§ 26 SGB IX)Berufliche Reha (LTA) (§ 33 SGB IX)
Nachsorge (§31 SGB VI)
GUV / BA / JobcenterIntegrationsamt
§5 AU-Rili:Arbeitsbezo-
gene Probleme
§ 275 SGB VAG Zweifel§ 74 SGB V
StWE
§ 28 SGB VIStWE
„AG Service“
Sozial-/Rehamedizin
Web/Job Reha
Arbeitgeber Kranker AN Krankenkasse
„letzte Tätigkeit nicht verrichten können“...
Arbeitgeberzweifel ?
bis zu 2 Jahren LFZ
Arbeitsunfähigkeit (AU)
Lohnfortzahlung (6 Wo)
MDK – VorstellungLeistungsbild, RTW Road Map
Aktiveres Case- Management
Krankengeld Langzeit AU - Zwang innerhalb von 10 Wochen
Bescheinigung HA / FA
KK: 21.-35.Tag Intervention( Sicherung Behandlungserfolg,
Krankengeldfall ? )
KK (70% v.brutto,18 Monate, Blockfristen)
„BEM“ § 84 SGB IX( > 6 Wochen AU pro Jahr)
§ 74 SGB V(StWE )
LTABerufliche Reha
MedReha.
Schnittstellen GKV/ GRV /BA
Schnittstelle Betroffene / Krankenkasse - Reform des AU –Management ?
© a.weber 2016
Antrag med. Reha MDK - §51 SGB V
passive Rolle„Karteileichen“?
Gutachten auf RTW ausrichten !Arbeitsweltbezug- Arbeitsmedizinische Kompetenz einbindenBerufliche Reha stärker initiieren !
Arbeitsplatzprobleme monitoren !Umsetzung von §5 AU-RiliKurz-AU: selbst ? – länger:Modell
ArboDienst ?
Promotor und Koordinator für RTW ?
Längere Warte-/“Leerzeiten“: Frustration - Motivationsverlust –soziale Lage
Kommunikation/Kooperation derAkteure
Strukturelle Hindernisse(Zuständigkeit, Budget, Buchung)
Arbeits-/sozialmedizinische LeistungsbeurteilungQualität Reha Entlassungsbericht
► MBOR – Phase CKooperation mit Berufsförderungswerken !
„Fast Track LTA“„Direktverfahren analog AHB“
„Hybrid / Kombi“ – Reha („LTA med“ )„morgens Ausbildung, nachmittags Medizin“
►„Arbeitsmedizin in die Reha“: (Konsilar)Anforderungsprofile-LeistungsbeurteilungFallkonferenzen, Telemedizin : AP-Video - Konsile
Schnittstelle Rehabilitation - Verzahnung Medizinische / Berufliche Rehabilitation
Ausgangslage - Medizinische Reha „BBPL“ - 30%- 50% > 3 Monate AU vor Reha, drohende/ bestehende Arbeitslosigkeit
bis 20% l letzte Tätigkeit: nicht leidensgerecht, < 6 Stunden leistungsfähig
„Wann und wie geht es nach der medizinischen Reha beruflich weiter ?“
DefiziteLösungsansätze
„R o a d M a p R T W“
BFAE 2/ 6ModularIn-CenterRVT/ RVLQualifizierung
Netzwerkpartner Berufsförderungswerke - MBOR -C
Case- Management- SupportTrägergespräch - RehaberaterBetriebskontakteHilfe Beantragung LTAFallkonferenz
Kurz- Assessment Interessen – Fähigkeiten Schlüsselqualifikationen HandlungskompetenzenArbeitsbezogene Konflikte/ Angst
alte Tätigkeit: nein oder Arbeitslosigkeit
Rehaklinik
BEMAPWModifikation APHilfsmittel
„Road Map RTW“ Integrationsplan
AP- BeschreibungAnforderungsprofilArbeitsmedizin
28 Berufsförderungswerke
-3-5 Tage /modular/ 4. Reha Woche ?
LTA - BFW Betrieblich
??
Arbeits- / sozialmedizinische Leistungsbeurteilung – ein „historisches Problem“
„… jeder Mensch, der verkrüppelt wiederkommt, ist für seinen alten Beruf unter allen Umständenuntauglich
DAS IST GANZ FALSCH !!
„Berufsberater“ sollten nicht zu einem neuen Beruf raten, sondern Arbeit im alten Beruf möglich machen !Konrad Biesalski
[ 1868- 1930 ]
Wer entscheidet eigentlich, ob die letzte Tätigkeit noch möglich ist und wie ?...
Reha-Berater (SV)
Betroffene
Chefarzt
Reha-Team
Kostenträger
Wissenschaft
Methode
Evidenz
13.01.1915
?
Arbeitsmedizin
Neue Rolle der Arbeitsmedizin = Element einer integrativen Versorgungskette
Beratung / VorsorgeBedarfserkennung
Unternehmen –Betriebe
Medizinische Reha
VersorgungssystemKurative Medizin -MVZ
„Road Map -Return to Work“Berufliche Reha (LTA)
Ve Med-Beruf-Reha
Early Intervention
Arbeitsweltbezug
© a.weber 2017
„Arbeitsmedizin = mittendrin, statt nicht dabei ! “
► RTW = intra – und intersektorales Schnittstellenmanagement !
► Verzahnung Medizinische / Berufliche Reha sinnvoll („Time is Job“)
► Potential der BFW als Netzwerkpartner nutzen
► Update - Rollenverständnis von Arbeitsmedizin Früherkennung von Bedarf („richtige Person, richtige Zeit, richtige Maßnahme“)
Vernetzung mit Sozialversicherung/ Versorgung / RehaklinikKenntnisdefizite reduzieren / Vertrauen aufbauen / Austausch fördernEvidenzbasierung von Assessment: Unter-/Überforderungen vermeiden
► Herausforderung für Sozialversicherung /Wissenschaft /Politik ! ökonomische / rechtliche Rahmenbedingungen weiterentwickeln( u.a. Finanzierung, Transparenz, Datenschutz, Evaluation, Methodik )
Take- Home- Message - Perspektiven für Beschäftigungsfähigkeit