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Erscheint quartalsweise 03 2013 Ausgabe RIND ISSN 1867-4003 Stopp dem Kälberdurchfall Den Elektrolythaushalt wieder herstellen Ketose: Mit einem Test gefährdete Kühe finden Rinderhaltung: Seit Mai 2012 5.000 Betriebe weniger, aber mehr Kühe Gesunde Klauen – leistungsstarke Kühe DVD der Bayer-Nutztier- akademie hilft Lahmheiten systematisch zu erkennen und vorzubeugen Hygiene im Kuhstall wichtiger denn je Ketose und Milchfieber: Den perfekten Start in die Laktation sicherstellen Kurz notiert

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Erscheint quartalsweise

03 2013 Ausgabe RIND

ISSN 1867-4003

Stopp dem KälberdurchfallDen Elektrolythaushalt wieder herstellen

Ketose:Mit einem Test gefährdete Kühe finden

Rinderhaltung:Seit Mai 2012 5.000 Betriebe weniger, aber mehr Kühe

Gesunde Klauen – leistungsstarke KüheDVD der Bayer-Nutztier-akademie hilft Lahmheiten systematisch zu erkennen und vorzubeugen

Hygiene im Kuhstallwichtiger denn je

Ketose und Milchfieber: Den perfekten Start in die Laktation sicherstellen

Kurz notiert

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Stopp dem KälberdurchfallDen Elektrolythaushalt wieder herstellenKälberdurchfälle gehören nach wie vor zu den wichtigsten Faktorenkrankheiten in Rinder haltenden Betrieben. Die Flüssigkeits-Therapie mit Elektrolyten hilft den Kälbern über die schlimmste Zeit hinweg. Angelika Sontheimer gibt einen Überblick, worauf dabei zu achten ist.

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In der Gruppenhaltung ab zwei Wochen ist im Normalfall das Gröbste schon überstanden.

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Die Geburt ist gut verlaufen, Kuh und Kalb sind wohlauf. Während sie im Milch-viehbetrieb bald getrennte Wege gehen, blei-ben Mutterkuhkälber bei den Kühen bei Fuß. Wichtig ist in beiden Fällen zunächst die Biestmilchaufnahme, um den Kälbern mög-lichst viele Immunglobuline für einen guten Start ins Rinderleben zu geben. Nachdem das Darmpech abgegangen ist, beginnen sie sozu-sagen mit ihrer eigenen Verdauung und die ersten Weichen für Wachstum und Vitalität werden gestellt. In den ersten vier Tagen kommt es selten zu schwerwiegenden Durchfällen, die meisten Kälber erkranken in dem Zeitraum danach bis zu zwei Wochen. Durchfall ist bei den neugeborenen Tieren umso kritischer zu sehen, weil sie kaum Reserven haben, die sie der kräftezehrenden Krankheit entgegensetzen können. Jeder Tierhalter sollte deswegen die Tierbeobach-tung „in der Kinderkrippe“ sehr ernst neh-men.

Durchfall kann viele Ursachen haben: Unzureichende Hygiene bei der Tränkezu-bereitung, zu niedrige Temperatur der Tränke, Stress durch Umstallung oder Transport, schlechtes Stallklima oder eine zu hohe Belegdichte. Zu den infektiösen Auslösern gehören bakterielle Erreger wie Colibakterien oder Salmonellen, Parasiten wie Kryptosporidien oder Kokzidien oder

Vielfältige Ursachen

Mehr Trinklust bei Kälberdurchfall.

wissenschaftlich

geprüft

Friederikenstraße 9-11, 26871 Papenburg, www.vuxxx.deTelefon: 04961-98288-0, FAX: 04961-98288-24

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Foto: Sontheimer

Welche Farbe und Beschaffenheit hat der Kot? Ist es harmloser Milchdurchfall oder gefähr-licher bakterieller oder Virusdurchfall?

Das Festliegen kann bis zum Kreis-laufschock führen. Durch den Verlust von Mineralien und Puffern wie Natrium, Kali-um, Chlorid und Hydrogenkarbonat entgleist der Elektrolythaushalt, es kommt zu einer star-ken Übersäuerung des Körpers. Dieser kön-nen die Nieren nur bis zu einem gewissen Grad durch verminderte Harnbildung entge-gensteuern, bevor eine lebensbedrohliche metabolische Acidose entsteht.

Die erste Hilfe lautet deswegen immer: den Flüssigkeitshaushalt erhalten. Dies macht man am besten über Elektrolyte.

Elektrolyte zuführen

Viren wie zum Beispiel Rota- oder Corona-viren. Die wirtschaftlichen Verluste durch Durchfall sind hoch. Höhere Kosten entste-hen nicht nur durch Elektrolyttränken oder Medikamente, sondern auch durch den zusätzlichen Betreuungsaufwand und nicht zuletzt durch verringerte Zunahmen bis hin zu Todesfällen. Durchfallkälber verlieren viel Flüssigkeit, bis zu acht Liter am Tag. Ein Teufelskreis entsteht: Durch den Flüssig-keitsverlust werden die Tiere schwächer und sie verlieren die Trink- bzw. Fresslust, so dass die Flüssigkeitszufuhr den Verlust nicht mehr ausgleichen kann. Sie dehydrieren, magern schließlich ab. Wenn das Herz-Kreis-laufsystem beeinträchtigt ist, werden sie irgendwann apathisch und liegen am Ende fest.

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Checkliste Durchfall:

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Augenkontrolle: Liegen die Augenlieder beim Auseinanderziehen direkt am Augapfel oder sind die Augäpfel in der Augenhöhle eingesunken?Schleimhautkontrolle: Sind die Schleimhäute gut durchblutet, sehen sie rosig aus oder sind sie gelblich-fahl?Hautfaltenkniff: Braucht die Hautfalte mehr als zwei Sekunden, bis sie wieder geglättet ist?Kotbeschaffenheit: Ist der Kot braun bis hellbraun, fest bis breiig aber nicht flüssig oder gelblich, schaumig oder gar blutig?Wie ist die Trinklust? Ist der Saugreflex gut ausgebildet, nimmt das Kalb genügend Flüssigkeit auf?Wie ist der Allgemeinzustand des Kalbes? Hat es wache Augen, untersucht seine Umwelt, ist neugierig, spielt oder ist es gleichgültig, erschöpft oder gar apathisch?Hat das Kalb Schmerzen? Steht es gekrümmt oder schlägt es mit den Beinen gegen den Bauch?Wie hoch ist die Temperatur? Bei Fieber (>39 °C) den Tierarzt rufen.

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Foto: Sontheimer

Mit dem Durchfall verlieren die Kälber viel Flüssigkeit. Elektrolyttränken helfen, die wichtigs-ten Mineralien und Spurenelemente zurück zu bringen.

Das Ziel der Flüssigkeitstherapie ist es, die Austrocknung durch den Durchfall aufzufan-gen und den Säure-Basen- sowie den Elek-trolythaushalt wieder herzustellen. Solange das Kalb noch trinkt, reicht im Normalfall eine Elektrolytränke aus. Wenn das Kalb aber nicht mehr aufsteht und so abgefallen ist, dass es nicht mehr trinkt, müssen Infusionen verab-reicht werden. Viele Futtermittelfirmen bieten heute gute Elektrolytlösungen an, doch im Zweifelsfall sollte der betreuende Tierarzt um Rat gefragt werden. Eine gute Elektrolyttränke hat ausreichend Natrium, Glucose sowie ein Alkalisierungsmittel. Dabei sind Acetat und Propionat gegenüber Bicarbonat zu bevorzu-gen, da sie die Natriumaufnahme und Wasser-resorption im Dünndarm anregen. So-genannte Diättränken sind meist noch mit neutralen Aminosäuren wie Glyzin oder Glutaminen und flüchtigen Fettsäuren wie Acetat oder Propionat zur Energiezufuhr ange-reichert. Sie ersetzen aber nicht die Milch-tränke. Als Hausmittel kann mit 20 g Traubenzucker, 3,5 g Kochsalz und 2,5 g Natriumbikarbonat (Backpulver) auf einen Liter Wasser eine Elektrolyttränke selbst her-gestellt werden. Die Inhaltsstoffe normalisie-ren das extrazelluläre Flüssigkeitsvolumen, verbessern die Aufnahme von Natrium aus dem Darm und wirken der Versäuerung ent-gegen. Eine hypertone Kochsalzlösung ohne Natriumbikarbonat reicht hingegen nicht aus, weil sie keine Wirkung gegen die Acidose hat.

Es empfiehlt sich, die Elektrolyttränke in einer dritten Mahlzeit am Tag zu verabreichen, immer vorausgesetzt, das Kalb nimmt an den beiden Hauptmahlzeiten noch genügend Milch oder Milchaustauscher auf. Einige Elektrolyte auf Acetatbasis oder mit niedri-gem Bikarbonatgehalt können auch in die Tränkemilch eingemischt werden. Die Milch darf jedoch nicht abgesetzt werden, um die Energiezufuhr zu erhalten. Wenn das Kalb die Tränke nicht freiwillig aufnimmt, wie zum Beispiel Kälber aus der Mutterkuhhaltung, die das Trinken aus dem Eimer nicht gewohnt sind, kann die Tränke auch mit Sonde verab-reicht oder gedrencht werden. Das darf aber nur in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt geschehen, weil energiereiche Tränken bei zwangsweisem Verabreichen zu Pansen-acidose führen können.

In schweren Fällen mit hochgradiger Azidose steigt die Serumkonzentration an D-Laktat an. Das Kalb steht nicht mehr auf, hat keinen Saugreflex mehr und ist appetitlos. In diesem Fall bringt der Versuch einer Flüssigkeits-zufuhr über die Tränke nichts mehr, da die Magen-Darm-Tätigkeit schon zu stark einge-schränkt ist. Deswegen sollte im Verdachtsfall frühzeitig der Tierarzt hinzugezogen werden. Er kann über eine Blutprobe noch weitere Parameter wie den Hämatokritwert oder die

Häufiger tränken

Die Grenze zur Infusion

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Zur täglichen Tierbetreuung gehört die Kontrolle des Allgemeinbefindens und der Milchträn-keaufnahme. Um eine Infektion auszuschließen, sollte im Verdachtsfall auch Fieber gemessen werden.

Plasmaproteinkonzentration untersuchen und entscheidet dann, ob es notwendig ist, Infusionen zu verabreichen oder gegebenen-falls bei Fieber und Begleiterkrankungen wie Nabelentzündungen oder Lungenent-zündungen auch Entzündungshemmer und Antibiotika zu verabreichen. Bei Unter-temperatur von weniger als 38 °C sollte das Kalb mit einer Wärmelampe gewärmt wer-den.

Vorbeugen ist besser als Heilen. Oberstes Gebot bei der Kälberhaltung ist die Hygiene. Mit einer sorgfältigen Geburtshygiene, dem Sauberhalten der Abkalbebucht, der Rei-nigung und Desinfektion der Kälberboxen und Stallabteile oder Iglus lässt sich der Keimdruck enorm reduzieren. Wo immer möglich sollten die Iglus einige Tage vor Neubelegung leer stehen, da das UV-Licht ebenfalls Keime abtötet. Bei Problembe-ständen kann eine Muttertierimpfung in Erwägung gezogen werden. Die erste abwehr-stärkende Maßnahme im Leben eines Kalbes ist die Biestmilchgabe. Ist der Durchfall da, so helfen Elektrolytlösungen, die zusätzlich zur Milchtränke gegeben werden. Wenn das Kalb schon so schwach ist, dass es nicht mehr auf-steht und keinen Saugreflex mehr hat, muss der Tierarzt Infusionen geben. Der Behand-lungserfolg hängt davon ab, wie schnell kran-ke Tiere erkannt werden, umso schneller kann gegengesteuert werden. Als Therapie-grundsatz gilt: Kranke Tiere schnell erkennen, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust aus-gleichen und die Energiezufuhr durch Milch erhalten.

Angelika Sontheimer

Fazit

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Ketose:Mit einem Test gefährdete Kühe finden

Elanco hat daher kürzlich auch in Deutschland einen Milchtest eingeführt, der Landwirte dabei unterstützt, Herden mit einem erhöhten Ketose-Risiko zu identifizie-ren: Beim Keto-TestTM werden Teststreifen mit Farbumschlag verwendet, die den Anteil des Ketonkörpers Beta-Hydroxybutyrat (BHB) in der Milch messen. Eine positive Ketose-Diagnose besteht, wenn der BHB-Wert der Milch 100 µmol/Liter übersteigt. Um Ketose auf Herdenniveau zu überwachen, sollten Betriebe alle zwei bis drei Wochen

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Verborgene Ketose kann sich auf die Gesundheit, Fruchtbarkeit und Milchproduktion von Kühen auswirken.

einen Test durchführen. Dabei werden jeweils die Kühe mit dem Keto-TestTM getestet, die vor zwei bis 21 Tagen abgekalbt haben. Wenn dauerhaft mehr als 25 Prozent der getesteten Kühe positive Ergebnisse aufweisen, sollten der Tierarzt und der Fütterungsberater des Betriebes hinzugezogen werden. Denn ver-borgene Ketose kann sich auf die Gesundheit, Fruchtbarkeit und Milchproduktion von Kü-hen auswirken.

Quelle: Elanco

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Ketose bei frisch abgekalbten Milchkühen ist weit verbreitet, subklinische Fälle bleiben jedoch häufig unentdeckt und die Folgen sind kostspielig. Dies belegen die Daten einer euro-paweit durchgeführten Studie von Elanco: In Deutschland wurden in 16 Milchvieh-betrieben 411 Kühe getestet. Die Prävalenz von verborgener Ketose lag im Durchschnitt bei 45 % (die Grenze für Ketose waren Milch-BHB-Werte > 100 µmol/l), wobei die Werte in den verschiedenen Herden zwischen 16 % und 72 % variierten.

Kurz notiert

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Lahmheiten und damit verbundene Klau-enerkrankungen wie die Klauenrehe zählen zu den ernstzunehmenden Problemen im Milchkuhstall. Die Tiere haben meist große Schmerzen und geben weniger Milch. Folgen sind hohe Behandlungskosten, ein erhebli-cher Betreuungsaufwand sowie Fruchtbar-keits- und Stoffwechselstörungen, die zusätz-lichen wirtschaftlichen Schaden verursachen. Ein Krankheitsfall kostet den deutschen Landwirt daher rund 850 Euro. Im Rahmen ihres ganzheitlichen Fortbildungskonzeptes bietet die Bayer-Nutztierakademie jetzt eine DVD an, die Landwirten systematisch erläu-tert, wie sie Lahmheiten frühzeitig erkennen und verhindern können.

Studien haben gezeigt, dass Landwirte im Vergleich zu Tierärzten die Klauengesundheit ihrer Milchkühe als deutlich besser einschät-zen. Diese DVD soll motivieren, Lahmheiten regelmäßig zu kontrollieren. Die Landwirte erhalten eine praktische Hilfe, wie sie die Gesundheit der Tiere besser im Blick halten und damit die Leistungsfähigkeit ihrer Kühe verbessern können. Anhand von Schrittlänge und Körperhaltung unterschiedlich stark lah-mender Milchkühe lernen sie die vier Lahm- heitsgrade erkennen.

Gesunde Klauen – leistungsstarke Kühe

DVD der Bayer-Nutztierakademie hilft Lahmheiten systematisch zu erkennen und vorzubeugen

Impressum Herausgeber VetM GmbH & Co. KG Friederikenstraße 9-11 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected]

Redaktion VetM GmbH & Co. KG Friederikenstraße 9-11 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected]

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ISSN 1867-4003

Impressum

12,6 Millionen beträgt die Zahl der Rinder, die in Deutschland von 157.797 Betrieben zum Stichtag 3. Mai 2013 gehalten wurden. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Rinder um 0,9 Prozent gestiegen, die Zahl der Betriebe um 5.070 bzw. 3,1 Prozent gesun-ken. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes betrug die Zahl der Milchkühe 4,2 Millionen (+0,8 %) und die der Milchkuhhaltungen 80.983 (-3.955 bzw. -4,7 %). Mit rund 5,3 Millionen Tieren ist die Rasse "Holstein-Schwarzbunt" am bedeutendsten, gefolgt von der Rasse "Fleck-vieh" mit 3,5 Millionen Tieren.

Quelle: Renate Kessen, www.aid.de

Rinderhaltung:

Seit Mai 2012 5.000 Betriebe weniger, aber mehr Kühe

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Insbesondere die leistungsfähigsten Milchkühe erkranken häufig an Klauenrehe, die häufig zu spät festgestellt wird. Un-behandelt öffnet die Erkrankung die Tür für weitere Infektionen und kann im schlimms-ten Fall zum Abgang der Milchkuh führen. Deshalb muss eine lahmende Kuh dringend dem Tierarzt vorgestellt werden. Dieser kann verschiedene Behandlungskonzepte mit Null Tagen Wartezeit auf Milch von Bayer HealthCare anbieten.

Die DVD ist in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift „elite“ entstanden und kann kostenlos auf www.bayerfarm.tv angesehen oder über den Tierarzt bezogen werden.

Mit der App Bayerfarm® TV können Landwirte weitere interessante Videobeiträge und Expertentipps in der Service-Videothek unter www.bayerfarm.de aufrufen.

Quelle: Bayer HealthCare Deutschland

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Kurz notiertTitelfoto: ©

Grecaud Pau – Fotolia.de

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Die Frage ist nun, warum in Rinderställen die Hygienemaßnahmen eine untergeordnete Rolle spielen. Sind Rinder weniger anfällig als Schweine und Hühner? Sind die Erreger weni-ger aggressiv? Wird in Schweine- und Hüh-nerställen zuviel desinfiziert, wodurch Resis-tenzen entstehen? Zwar sind die Antworten auf diese Fragen bis ins letzte Detail noch nicht geklärt, ein „Nein“ ist jedoch bei allen drei Möglichkeiten sehr gut zu vertreten.

Krankheitserreger sind immer und über-all, auch in der Natur, nachweisbar. Zum Problem werden sie, wenn entweder die Zahl der Erreger überhand nimmt, oder das Tier geschwächt ist und dadurch die Abwehr-mechanismen versagen. Dramatisch wird es, wenn beides zur gleichen Zeit zutrifft, wie fol-gendes Beispiel verdeutlichen soll:

Jedes Euter, von jeder (laktierenden) Kuh wird jeden Tag von Bakterien besiedelt, auch im Euter. Die natürliche Abwehr, zusammen mit dem Milchentzug, sorgt dafür dass die „Eindringlinge“ auf einem niedrigen Niveau bleiben und keinen Schaden anrichten kön-nen. Wird der Stoffwechsel belastet, z.B. durch warme Silage (bei Hochleistungskühen ist schon ein Futterwechsel ausreichend), versa-gen die natürlichen Abwehrmechanismen, die Erreger werden nicht eliminiert, sondern vermehren sich bis hin zur Mastitis. Das glei-che Prinzip trifft bei Klauenerkrankungen (plus der mechanischen Belastung) sowie vor allem bei Kälbererkrankungen zu.

Eine durch Erreger ausgelöste Erkran-kung ist also immer das Ergebnis des Un-gleichgewichtes zwischen Infektionsdruck und Empfänglichkeit des Tieres.

Erkrankung bei hohem In-fektionsdruck

Die Intensivtierhalter von Schweinen und Geflügel sind mit dem Thema Stallhygiene schon seit Jahren bestens vertraut. Es ist heute nichts Besonderes mehr, wenn vor dem Betreten der Stallungen spezielle Schutzkleidung angelegt wird oder gar „eingeduscht“ werden muss. In der Rinderhaltung sind solche Maßnahmen zum Glück noch nicht notwendig. Allenfalls hat der Tierarzt „seine“ Stallstiefel, und Betriebsfremde sollten nicht unaufgefordert den Stall betreten. Ein schlüssiges Hygienekonzept sucht man (außer im Seuchenfall) in Rinderställen bislang jedoch vergebens. Gunter Schwarz gibt Hinweise, wie es organisiert werden kann.

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Auch im Rinderstall sind Hygienemaßnahmen sehr wichtig, denn auch hier gibt es viele krankmanchende Erreger.

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Wird in Schweineställlen zu viel desinfiziert?

Ersteres gibt in der Praxis kaum Grund zur Sorge. Denn die Produktion von Milch als Lebensmittel bedarf gesetzlicher Hygiene-anforderungen, die schon zur Vermeidung von Milchgeldabzügen ganz selbstverständ-lich eingehalten werden. Die tägliche zweima-lige Reinigung und Desinfektion der Melk-anlage, den Wechsel von Gummiverschleiß-teilen, sowie Funktionskontrolle der Melk-technik ist Standard.

Die Sauberkeit des Melkplatzes ist dage-gen nicht so selbstverständlich und unterliegt sehr großen betriebsabhängigen Schwan-kungen. Natürlich muss die Qualität der Milch und die Eutergesundheit nicht unbe-dingt darunter leiden, wenn die Fliesen des Melkstandes voller Kalk, Urinstein und Kot sind. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit um ein vielfaches höher, dass die Milch mehr Keime aufweist und der Zellgehalt höher ist, als wenn die Fliesen sauber wären. Die meisten Erreger verdoppeln sich im 20-Minuten-Rhythmus,

Im Kuhstall sind vier Hygienebereiche zu unter-scheiden:

Melkbereich dient der Le-bensmittelproduktion

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Melkbereich (Melkstand)

Stallbereich (Decke, Wände, Liege- und Laufbereich)

Kälberbereich (Stall, Buchten, Iglus)

Hygiene am Tier

Der Melkbereich muss unterschieden wer-den zwischen dem milchführenden System und dem Melkplatz, also den Melkständen in verschiedenen Ausführungen.

Das heißt, je höher der Infektionsdruck, desto wahrscheinlicher ist es, dass Tiere erkranken bzw. je höher die Leistung der Tiere, desto empfindlicher reagieren sie auf Erreger. In der Natur ist, bis auf wenige Ausnahmen, das Gleichgewicht zwischen Infektionsdruck und Widerstandskraft bes-ser gegeben als im Stall. Zwei Gründe sind dafür verantwortlich:

1. Die Tiere sind nicht in einem begrenz-ten Raum mit wenigen Quadratmetern unter-gebracht, sondern teilen sind in der Regel ein Revier von mehreren Hektar oder gar Quadratkilometern. Dies führt zu einer „Ver-dünnung“ des Infektionsdruckes, mit dem die Abwehrmechanismen nicht überfordert sind.

2. Die Tiere müssen keine Leistung im Sinne der Nutztiercharakteristik vollbringen. Sie sind keine „Hochleistungssportler“, son-dern erfüllen die Aufgabe, die ihnen die Natur vorgesehen hat.

Demnach kann davon ausgegangen wer-den, dass der Hauptunterschied zwischen den Rinderställen einerseits und den Schweine-/ Geflügelställen andererseits darin begründet liegt, dass Rinder meist von klein auf mehrere Jahre im selben Stall leben, somit „ihren“ Erregermix gewohnt sind und entsprechende Abwehrmechanismen entwickelt haben. Bei Schweinen und Geflügel ist der Wechselzyklus extrem kurz. Wenn Schweine und Geflügel komplett ausgestallt werden, sind Erreger im Stall, die zusammen mit den Erregern der „neuen“ Tiere einen Cocktail bilden, dem die meist jungen Tiere nicht gewachsen sind. Um diese gefährliche Kreuzkontamination zu ver-meiden müssen, diese Ställe gereinigt und des-infiziert werden. Rinderställe haben also ein-deutig den (Erreger-) Vorteil von lange im sel-ben Raum lebenden Nutztieren, auch wenn die Nutzungsdauer von durchschnittlich 2,3 Jahre sehr bedenklich ist.

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Saubere Ställe sind nicht nur angenehmer für Mensch und Tier, sie beugen auch Krankheiten vor.

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Bakterien vermehren sich rasend schnell, deshalb ist eine regelmäßige Desinfektion unerläss-lich.

stellt einen idealen Nährboden aller Keime und Bakterien dar. Neben regelmäßiger Reinigung muss hier sicher auch über eine Desinfektion nachgedacht werden. Von dieser Seite betrachtet ist es auch kein Luxus, wenn von Zeit zu Zeit die Wände und Decke gerei-nigt werden, um auch Erreger die über die Luft übertragbar sind (z.B. E. Coli) keine Lebensgrundlage zu bieten. Die Verwendung von Einstreumittel, die pur oder mit Stroh gemischt im Liegebereich ausgebracht wer-den, ist umstritten. Zwar bieten sie durch die Aufnahme von Feuchtigkeit eine gewisse Desinfektionswirkung. Jedoch muss bei der Anwendung akkurat gearbeitet werden, um eine Verbesserung zu erhalten. Letztlich sind Einstreumittel der Versuch, mangelnde Hygiene auszugleichen. Setzt man Aufwand und Kosten ins Verhältnis zu einer guten Grundhygiene, würde die Wahl fast immer auf die prophylaktische Sauberkeit fallen. Zudem muss bei diesen Mitteln auf die Verträglichkeit mit anderen Stoffen geachtet werden. So reagieren z.B. alle Einstreupulver auf bestimmte Zitzenpflegemittel mit einer pH-Wert-Veränderung auf der Zitzenhaut. Das Ergebnis können rötliche bis hin zu ver-ätzten Zitzen sein.

Im Kälberbereich trifft oft die Empfind-lichkeit junger Tiere auf hohen Infektions-druck, was den Kreislauf „kranke Tiere = Vermehrung von Erregern = noch mehr kran-ke Tiere“ in Schwung bringt. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen oder erst gar nicht entstehen zu lassen, ist Sauberkeit oberstes Gebot.

Werden Ställe, Einzelkälberboxen oder Iglus ausgestallt, ist neben dem Ausmisten die Reinigung der wichtigste Punkt. Oft wird die Reinigung unterschätzt und mehr Wert auf die Desinfektion gelegt. Genau genommen ist jedoch die gründliche Reinigung die Grund-lage jeder (effektiven) Desinfektion. Schmutz kann nicht desinfiziert werden! Daher ist es vor allem im Kälberbereich wichtig, dass die Reinigung gründlich und wenn möglich mit einem guten alkalischen Reiniger, der Fette und Eiweiße spalten kann, durchgeführt wird. Nur so werden Proteine vollständig gelöst, was sonst nicht einmal mit heißem Hoch-druckwasser möglich ist. Hat man keine Probleme mit der Kälbergesundheit, ist eine Desinfektion nicht oder zumindest nicht nach jedem Ausstallen nötig. Ist es mit der Kälbergesundheit nicht zum Besten bestellt, hat man Erreger nachgewiesen oder gar mit Endoparasiten zu kämpfen, ist eine Desin-fektion unumgänglich. Bei Endoparasiten wie Cryptosporidiem oder Kokzidien ist sogar eine zweistufige problembezogene Desin-fektion nötig, d.h. nach der gründlichen Reinigung mit Reiniger wird zuerst der gesamte Kälberbereich mit einem wirkungs-vollen Breitbanddesinfektionsmittel behan-delt, um nach dem Abtrocknen das Spezial-desinfektionsmittel gegen Endoparasiten

Junge Tiere besonders emp-findlich

Im Stall hochexplosive Mischung

Ähnlich verhält es sich mit der Hygiene im Stall selbst. Werden Liege- und Laufbereich, die Wände und selbst die Decke nicht gerei-nigt, gehen davon Krankheiten aus. Nicht nur das Klauen selbst unter verschmutzten Laufgängen leiden. Nein, sie tragen die Erreger in die Liegeboxen, die Kühe stehen und liegen darin und infizieren sich den Euterbereich. Zusammen mit Ausfluss und Milchresten ergibt dies eine Mischung, die im übertragenen Sinne hochexplosiv sein kann und es in der Regel (es ist nur eine Frage der Zeit) auch wird. Besonders mit Vorsicht sind Gummibeläge sowohl im Lauf- wie auch im Liegebereich zu genießen. Denn wenn Gummi altert, wird die Oberfläche porös und

also aus 100 Bakterien werden in 20 Minuten 200, in 40 Minuten 400, in einer Stunde 800, usw. In der Praxis sprechen wir jedoch nicht von ein paar Hundert, sondern von Millionen von Bakterien pro Quadratzentimeter. Diese „wandern“ von den Fliesen zu den Rohren, zu den Melkzeugen, zu den Zitzenbechern usw. Möchte man also sicher und einfach Quali-tätsmilch erzeugen, muss ein sauberer Melk-platz eine Selbstverständlichkeit sein. Die An-bindehaltung hat dadurch keine hygienischen Nachteile, da durch den Entmistungsvorgang die Erreger nicht viel Zeit haben, um sich zu vermehren und neue Einstreu die Verviel-fältigung hemmt. Dadurch ist es zu erklären, dass Uraltställe kaum große hygienische Probleme haben, erst recht wenn man berück-sichtigt, dass Rinderhalter in älteren Ställen in der Regel ein niedrigeres Leistungsniveau haben.

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Die Wahrscheinlichkeit ist um ein vielfaches höher, dass die Milch mehr Keime aufweist und der Zellgehalt höher ist, wenn die Fliesen im Melkstall dreckig sind.

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Da heute kaum ein Rinderhalter sein Vieh von Hand putzt, sind Viehputzmaschinen in vielen Laufställen zu finden. Zweifellos sind diese Geräte bei den Kühen beliebt. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass eine Rei-nigung der Bürsten von Zeit zu Zeit nötig ist um Erreger wie z.B. Milben nicht von Kuh zu Kuh übertragen zu lassen. Denn Fakt ist, dass alle stallspezifischen „Krankmacher“ in kon-zentrierter Form in den Bürsten sitzen. Bei Klauenbäder hingegen hat auch die Reini-gung keinen Effekt. Sie haben keinen positi-ven Einfluss auf die Klauengesundheit, zu-mindest wenn man sich an die gesetzlichen Vorgaben hält, machen Arbeit, sind teuer und bringen Probleme bei der Entsorgung. Wer-den die oben beschriebenen Stallhygiene-maßnahmen eingehalten, sowie Stoffwechsel-belastungen vermieden, sind Klauenbäder ohnehin nicht nötig.

Zu den Hygienemaßnahmen am Tier gehört auch die Futterhygiene. Eigentlich soll-te dies eine Selbstverständlichkeit sein, den Nutztieren nur qualitativ hochwertiges und sauberes Futter vorzulegen. Trotzdem man-gelt es in vielen Fällen an Hygiene im Silo, auf dem Futtertisch und selbst bei den Fütte-rungsmaschinen. Obwohl die Folgen bekannt sind, gibt es hier noch viel zu tun. Dieses Thema im Griff zu haben, bedeutet weniger Stoffwechselbelastung für das Tier. Was wie-derum zur Folge hat, dass die natürlichen Abwehrmechanismen gegen Erreger besser funktionieren. Zu guter Letzt ist auch auf Tiere im Stall zu achten, die nicht zum Lebensunterhalt beitragen. Hund und Katze sind in einem gewissen Umfang akzeptabel, unter Umständen sogar nützlich. Mäuse, Rat-ten, Fliegen bzw. Fliegenlarven sowie gefeder-te Tiere sollten, notfalls mit einem staatlich geprüften Schädlingsbekämpfer, eingedämmt werden.

Dank der grundsätzlich anderen Hal-tungsform kann im Kuhstall auf extreme Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen wie sie im Schweine- und Geflügelbereich üblich sind, weitgehend verzichtet werden. Ausnahmen sind hier sicherlich die milchfüh-renden Teile und Apparate, die jedoch in der Praxis keine Probleme machen, sowie der Kälberbereich, bei dem noch großes Hygiene-potenzial zu erkennen ist.

Aber auch in den anderen Bereichen las-sen sich bei der Mehrzahl der Rinderbetriebe die Hygienemaßnahmen noch verbessern. Hierbei muss es sich in erster Linie um eine Grundsauberkeit handeln und nicht um Desinfektionen. Mit zunehmenden Milch-leistungen ist die Sauberkeit ein wesentlicher Punkt der Tiergesundheit, und somit der Leistungsfähigkeit.

Gunter Schwarz

Fazit

Achtung: Manche Desinfektionsmittel haben einen soggenanten Kältefehler. Diese Mittel sind bei kalten Temperaturen ohne Wirkung oder müssen höher dosiert werden, dies ist beim Kauf zu beachten. Um Resis-tenzen zu vermeiden ist darauf zu achten, dass die vorgegebene Konzentration und Aus-bringmenge nicht unterschritten werden. Um alle Flächen wirklich mit der Desinfek-tionslösung zu „treffen“, empfiehlt es sich ein schäumendes Desinfektionsmittel, mittels Schaumlanze auszubringen. Neben dem Vorteil, dass die desinfizierten Flächen durch den Schaum „gekennzeichnet“ sind, erhöht sich auch die Einwirkzeit, die jedes Des-infektionsmittel braucht.

Eine wichtige Rolle spielt die Hygiene am Tier, da sie den direkten Kontakt zwischen Erreger und Tier unterbrechen soll. In diesem Bereich gibt es sinnvolle wie auch weniger empfehlenswerte Maßnahmen. Zu den sinn-vollen Maßnahmen zählen sicher die Pflege- und Desinfektionsmaßnahmen rund ums Euter. Eine feuchte Euterwaschung, gepaart mit Zitzenpflegemittel (Dippmittel) hat nach-weislich einen positiven Einfluss auf die Eutergesundheit. Erst recht wenn zum Dip-pen BVL (Bundesministerium für Verbrau-cherschutz und Lebensmittelsicherheit) geprüfte Mittel zum Einsatz kommen. Diese Produkte haben u.a. ihre Wirksamkeit ebenso unter Beweis gestellt wie die Rückstands-losigkeit in der Milch.

Euter, Kuhbürsten, Klauen, Futter sauber halten

überall dort auszubringen, wo die Kälber Kontakt zum Stall haben können. Hier ist der oben beschriebene Vorteil der Rinderhaltung gegenüber der Schweine- und Geflügel-haltung, dass die Tiere lange im Stall leben, von Nachteil. Denn infizierte Tiere geben die Erreger wieder ab. Also sollte der Kälber-bereich komplett ausgestallt werden, oben genannte Maßnahmen durchgeführt, und nur „neue“ Kälber eingestallt werden. Dies ist in der Praxis nur mit äußerstem Aufwand möglich, wodurch sich Endoparasiten schwer bzw. nur medikamentös eindämmen lassen. Um den Infektionsdruck zu senken, sind diese Maßnahmen trotzdem von Zeit zu Zeit bei Teilentleerung zu empfehlen.

Grundsätzlich muss bei Desinfektions-aufgaben das richtige Desinfektionsmittel in der richtigen Dosierung ausgebracht werden. Während bei der Wahl des Desinfektions-mittels der Fachhandel die entsprechenden Mittel anbietet, gibt die DVG (Deutsche vete-rinärmedizinische Gesellschaft) die Empfeh-lung von 400 ml Gebrauchslösung pro Qua-dratmeter, d.h. zuerst müssen die Quadrat-meter des zu desinfizierenden Bereiches ermittelt werden, wobei Boden, Wände /Auf-stallung und Decke berücksichtigt werden. Ergibt sich hieraus z.B. eine Fläche von 25 Quadratmeter, entspricht dies einer Ge-brauchslösung von 10 Litern. Wird das Desinfektionsmittel 2%ig angewendet, sind 200 ml von diesem Mittel nötig.

Desinfektion gründlich durchführen

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Die Erfahrung zeigt, dass die Gesund-heitsüberwachung während der Transit-periode vielfach nicht ernst genug genommen wird. So machen die beiden Erkrankungen Ketose und Milchfieber, da sie meist „hausge-macht“ sind, den Tieren physiologisch und den Milchviehhaltern finanziell immer wie-der zu schaffen.

Während in der freien Wildbahn zum Zeitpunkt der Hochträchtigkeit das Futteran-gebot rohfaserreich bei geringer Nährstoff-konzentration (abgewelktes Steppengras im Spätherbst) ist, wovon die Kühe nicht verfet-ten können, wird in vielen Fällen der Milch-viehhaltung immer noch zu üppig gefüttert, was sich beispielsweise beim letzten Probe-melkergebnis als „Fressgelage“ widerspiegelt (16 kg Milch, 4.80 %Fett, 3.95 % Eiweiß, 28 mg Harnstoff/100 ml). Aufgrund der hormo-nellen Situation in der altmelkenden Zeit (an-steigender Insulin-Blutspiegel) wird über-schüssiger Blutzucker, der aufgrund der abfal-lenden Laktationskurve nicht in Milchleis-tung verwendet wird, in Körperfett (Fettde-pots) umgewandelt (anabolischer Stoff-wechsel als natürlicher Vorgang zur Reserve-bildung). Bei zu üppigem Energieangebot (hoher Anteil Maissilage) und nicht leistungs-angepasster Kraftfuttergaben bedeutet dies jedoch Verfettung von Leber, Nieren, Herz, unter der Haut, im Bauch- und Brustraum bei zunehmender Körperkondition, messbar z.B. in Form der BCS-Bewertung sowie der Rückenfettdicke.

Meist wird nicht bedacht, dass die Laktation physiologisch bereits ca. drei

Laktation beginnt schon vor Kalbung

Ketose und Milchfieber: Den perfekten Start in die Laktation sicherstellen Probleme im Stall lassen sich am ehesten lösen, wenn man sich an der Natur orientiert. „In der Natur gibt es keinen Irrtum, doch wisse der Irrtum liegt bei dir“ (Leonardo da Vinci); darum auch die Bezeichnung „Zivilisationskrankheiten“ für die weit verbreiteten Stoffwechselstörungen Ketose und Milchfieber. Denn fett macht krank! Aber fit muss die Kuh zum Abkalben und in die Laktation kommen. Dr. Siegfried Kalchreuter sagt, woraus es bei der Vorbeuge ankommt.

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Foto: Mark M

ax Henckel

In vielen Betrieben wird zu üppig gefüttert, was dann zu Stoffwechselproblemen führt.

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Foto: Sabine Leikep

Die Klauenpflege kurz vor dem Trockenstellen ist wichtig, damit die Tiere beim Laktations-start "gut zu Fuß" sind.

Vorsicht vor zu viel Eiweißangebot in die-ser Phase, das wäre kontraproduktiv! Die Leber würde nur unnötig mit der Harn-stoffbildung (Entgiftung eines Überschusses an Ammoniak im Pansen) belastet. Zur früh-zeitigen Erkennung, ob der Organismus mit den FFS fertig wird, eignet sich die Be-stimmung der BHB mittels eines digitalen Blutmessgerätes (z.B. „Pression Xceed“). Risikotiere lassen sich somit gut herausfin-den. Bei Werten von 1.0-1.9 mmol BHB/l Blut besteht bereits eine geringgradige Ke-tose.

durch rechtzeitiges Gewöhnen der Tiere an hohe Grobfutteraufnahme (gut strukturierte Silage, Heu, kurzgehäckseltes Stroh) zur Pansenfüllung (Hungergrube beachten!) sowie Klauenpflege vor dem Trockenstellen, damit die Tiere nach dem Abkalben „gut bei Fuß“ sind. Unterstützung des Appetits mit aromatischen Heugaben! Langsam ansteigen-de Kraftfuttergaben (Getreide, Körnermais) während der Vorbereitungsfütterung bereiten die Pansenmikroben und die Profilierung der Pansenschleimhaut auf die kraftfutterreiche-re Fütterung zu Laktationsbeginn vor.

Wochen vor dem Abkalben (a.p.) beginnt mit erhöhtem Bedarf an Glucose und Amino-säuren (Wachstum der Frucht und unmittel-bar vor dem Abkalben die Bildung einer nähr-stoffreichen Biestmilch) und der Organismus auf die zuvor gebildeten Körperreserven zurückgreift (katabolischer Stoffwechsel) bei gleichzeitigem Rückgang der Futteraufnahme um ca. 30%, so dass die Tiere in eine negative Energiebilanz geraten und Körperfett mobili-sieren (periphere Lipolyse mit Anstieg von freien Fettsäuren, FFS). Die Lipolyse in Verbindung mit Leberverfettung ist dann umso stärker, je fetter die Tiere zum Abkalben kommen. So übersteigt die Menge an FFS die Verarbeitungskapazität der Leber, denn die FFS sollten mittels Blutzucker im „Feuer der Kohlenhydrate verbrannt“/verstoffwechselt werden. Bei einem Mangel an Glucose (gerin-ge Propionsäurebildung im Pansen infolge geringerer Futteraufnahme) bzw. an gluco-plastischen Verbindungen entstehen dann aus dem Zuviel an FFS sogenannte Ketonkörper (z.B. ß-Hydroxybuttersäure, BHB), die als „Nervengift“ wirken, das Fresszentrum im Hirn beeinträchtigen (reduzierter Appetit) und zur Verfettung der Leber führen mit gestörter Syntheseleistung (minderwertige Biestmilchqualität, geringe Schutzstoffkon-zentration, für das Kalb zu hoher unverträgli-cher Fettgehalt).

Die Prophylaxe der Ketose besteht zu-nächst in der Überwachung der Körper-kondition (BCS-Note) bereits in der altmel-kenden Zeit (4.0 bzw. 30 mm Rückenfettdicke (RFD) bei Holstein Frisian bzw. 4.5 und 35 mm RFD bei FLV wäre eindeutig zu fett)

Energieloch bei Ketose ver-meiden

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wissenschaftlich

geprüft

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Die erste Energie-Pille.

30 Liter handwarmen Wasser verrührt zur freien Aufnahme anzubieten bzw. zu verabrei-chen (drenchen), einerseits zur Unter-stützung des Stoffwechsels der Kuh und andererseits um den durch die Geburt ent-standenen Hohlraum auszufüllen, damit der Labmagen möglichst nicht wandern kann. Ganz wesentlich ist die Erhaltung eines star-ken Immunsystems, da um den Abkalbezeit-punkt (peripartal) eine gewisse Immunde-pression ganz natürlich ist – eine Ursache für Gesundheitsstörungen in der Nachgeburts-phase. Jeder Mangel an Nähr- und Mineral-stoffen sowie Vitaminen, insbesondere zum Zeitpunkt des Entzuges aus dem mütterlichen Blut zur Bildung der Kolostralmilch, mindert die Abwehrkraft gegen Infektionserreger.

Es handelt sich um die weltweit bedeu-tendste metabolische Erkrankung und wird als häufigste „Berufskrankheit“ bezeichnet. Etwa 30 % der frischkalbenden Kühe erkran-ken subklinisch und 5 bis 10 % akut. Laut Untersuchungen verläuft bei jeder zehnten Patientin das „Milchfieber“ tödlich. Ca spielt also eine lebenswichtige Rolle für das Ner-vensystem und die gesamte, also glatte und quergestreifte Muskulatur (z.B. Bewegungs-apparat, Verdauungsorgane, Genitaltrakt, Schließmuskel der Zitzen). Fälle von Hypo-kalzämie sind zunehmend mit Hypophos-phatämie verbunden. Im Vorfeld der Ent-stehung einer Hypokalzämie kann auch ein Magnesium (Mg)-Mangel beteiligt sein, da Mg für Ausschüttung und Ansprechbarkeit des Knochengewebes und der Niere für das Parathormon wichtig ist. Wesentliche Ur-sache für das „Festliegen“ ist die Unfähigkeit der Kuh, sich schnell genug auf den erhöhten Bedarf an Ca, aber auch an P mit dem Ein-schießen der Biestmilch bereits vor dem Ab-kalben („Aufeutern“) einzustellen, die durch einen doppelt so hohen Gehalt an Ca (2.4 g/l) gegenüber der Normalmilch (1.2 g/l) gekenn-zeichnet ist („von Null auf Hundert“ inner-halb weniger Tage).

Der Ca-Blutspiegel (normal 9.5 bis 10.0 mg/dl bzw. 2.3 bis 2.5 mmol/l) fällt, wenn der Organismus nicht schnell genug von der Ruhephase (Trockenstehen) auf den Ca-Bedarf der beginnenden Laktation über eine entsprechende Fütterung und hormonelle (Parathormon) Freisetzung von Ca aus dem Skelett reagiert bzw. wenn ein zu weites Ca:P-Verhältnis in der Trockensteher-Ration bzw. generell ein Kationenüberschuss (Ca, K, Na, Mg) bestand (metabolische Alkalose). Dadurch kommt es zu verlangsamter und unzureichender Mobilisierung von Ca aus dem Skelett sowie zu einer ungenügenden Ca-Resorption im Dünndarm. Ganz allgemein ist die Geschwindigkeit und Menge der Ca-Freisetzung altersabhängig (Verknöcherung des Skeletts, Abnahme der Zahl der Vit.D-Rezeptoren im Darm). Die Häufigkeit des Festliegens nimmt also mit dem Alter auffal-lend zu.

Bei Milchfieber fehlt Calcium

nahme bereits vorbeugend eine Infusion mit Glucose und Leberschutz sowie eine subkuta-ne Ca-Injektion zweckmäßig. Nicht zu ver-gessen ist die Kontrolle des Wohlbefindens der Tiere durch Messen der Rektaltemperatur unmittelbar vor dem Abkalben. Würde die Körpertemperatur unter 38,0°C (Untertem-peratur) abfallen, z.B. infolge des Ca-Verlustes durch die Biestmilchbildung (höherer Ca-Gehalt als die Normalmilch), dann reagiert der Organismus mit auffallend geringerem Stoffumsatz und beeinträchtigter Vitalität und Futteraufnahme des Tieres unter ver-stärkter Körperfettmobilisation („Teufels-kreis“). Hohe Umgebungstemperaturen wäh-rend der Sommermonate bedeuten für hoch-trächtige Tiere enormer Stress mit deutlichem Rückgang der Trockenmasseaufnahme, ins-besondere von Grobfutter (höhere Ver-dauungswärme), und folglich vermehrtem Einschmelzen von Körperfett zur endogenen Energiegewinnung, so dass eine ketotische Stoffwechselsituation entsteht. Es muss alles versucht werde, die Umgebungstemperatur zu senken durch Öffnen von Stalltüren- und Fenstern, durch Steigerung der Luftwechsel-rate mittels leistungsfähigen Ventilatoren und zusätzliche Kühlung der Tiere mittels Sprüh-befeuchter z.B. am Futtertisch. Unmittelbar nach dem Kalben empfiehlt sich ein „Hochlei-stungsdrench“ (z.B. 750 g Calciumpropionat, 250 g Magnesiumsulfat, 250 g Mononatrium-phosphat, 0.5 l Propylenglykol) bzw. eine han-delsübliche „Kalbetrunk“-Mischung in 20 bis

Bewährt hat sich zur Reduzierung der Körperfettmobilisierung die Verabreichung von Glucose bildenden Zusatzstoffen ca.10 Tage vor dem angenommenen Abkal-betermin, z.B. täglich 150 g Propylenglycol bzw. 200 g Glyzerin oder Natriumpropionat), Eingabe einer E-Pill, der Einsatz von Niacin (10 g/Tag in einer Sondermischung), pansen-geschütztes L-Carnithin („Carnipass“) zur besseren Verwertung der langkettigen Fettsäuren in den Mitochondrien der Mus-kelzellen, Verfütterung von CLA (konjungier-te Linolsäure, z.B. „Lutrell Combi“, 125 g/Tier und Tag, 20 Tage a.p. beginnend zur Verminderung des Milchfettoutputs nach dem Abkalben durch Hemmung des Enzymsystems der Milchfettsynthese). Ganz wesentlich ist und bleibt eine bedarfsgerechte tägliche P-Versorgung (P-betontes Mineral-futter mit mindestens 8 % besser 10 % P, Ergänzung mit z.B. Mononatriumphosphat oder P-Boli), da für den gesamten Energie-stoffwechsel relativ viel Phosphor benötigt wird.

Es muss alles getan werden, damit der Appetit erhalten bleibt! Bei Risikotieren (ex-trem verfettet) wäre bei mäßiger Futterauf-

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Alles für einen guten Appetit tun

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Die erste biologische Calcium-Pille.

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Jeglicher Stress wie Überbelegung, wodurch die Grundfutteraufnahme beeinträchtigt wird, ist zu vermeiden.

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Trockensteher eher arm an Calcium füttern

Jeglichen Stress vermeiden

Ziel der Prophylaxe ist, alles zu unterneh-men, dass der Ca-Blutspiegel nicht abfällt. Blutuntersuchung etwa drei Wochen vor der Abkalbung auf Ca, P, CK und Leberwerte geben Auskunft über den Versorgungsstatus, die metabolischen Vorgänge und ermöglichen noch Korrekturen, vorausgesetzt, dass die Leber intakt und nicht verfettet ist. Während der Trockenstehzeit empfiehlt sich ein P- rei-ches Mineralfutter mit relativ wenig Ca (z.B. 4 % Ca und 8 bis 10 % P), aber reich an Spurenelementen und Vitaminen, einzuset-zen. Möglichst keine oder relativ wenig Ca- und K- reiche Futtermittel wie Leguminosen (Luzerne, Kleegras), Kreuzblütler (Raps, Kohl) oder Zuckerrübenschnitzel in der Trockenstehzeit verfüttern. Ca.7 Tage a.p. bewährt sich eine Vit.D3-Injektion (5 bis 10 Mio. I.E.) zur Förderung der Resorption von Ca und P aus dem Verdauungstrakt einerseits und zur Verhinderung der Ausscheidung über die Nieren andererseits. Einsatz von Futter-mitteln mit geringer oder negativer Kation-Anionen-Differenz/Bilanz (DCAB) wie Kleie, Biertreber, Heu aus Wiesenlieschgras. Ge-gebenenfalls empfiehlt sich der Einsatz von acidogenen Salzen wie Bittersalz (MgSO4) oder mit Fettkapseln ummanteltes Kalzium-chlorid („Anionenfutter“) zur Absenkung des Blut-pH-Wertes, um auf diesem Wege Ca und P aus dem Skelett zu mobilisieren. Als Kon-trolle eignet sich auch die Überprüfung des Harn-pH-Wertes einige Tage a.p. (bei pH-Werten > 7.8 besteht erhöhtes Risiko, Soll-Werte 6.0 bis 6.5). Harn wird mittels Katheder oder über Reizauslösung durch Reiben mit einem Strohbüschel unterhalb der Scheide gewonnen. Der Einsatz von oralen Ca-Prä-paraten als anorganische Kalziumsalze in flüs-siger, pastöser Form oder als Bolus z.B. unmit-telbar vor, während und nach dem Abkalben von Mehrlingskühen hat sich bewährt. Auch die subkutane Injektion von Ca-Präparaten unmittelbar vor dem Abkalben wird vielfach angewandt. Nach dem Abkalben ist sofort das Ca-Angebot (z.B. entsprechendes Mineral-futter mit 16 % Ca und 6 bis 8 % P) auf den Bedarf der frischlaktierende Kuh anzuheben.

Jeglicher Stress wie Überbelegung, wo-durch die Grundfutteraufnahme beeinträch-tigt wird, ist zu vermeiden. Denn Stress bedeu-tet ein mehrfacher Anstieg des Stresshor-mones Cortisol im Blut mit abwehrdrücken-der Wirkung (Immunsuppression) mit nach-folgenden gesundheitlichen Problemen. Das Anlegen eines Vergrittungsgeschirrs an den Hinterfesseln gibt dem Tier Sicherheit und beugt Komplikationen wie Knochenbrüche, Verstauchungen, Muskelrisse oder Ausgrät-schen mit Nervenquetschungen vor. Mit der Aufnahme von Grobfutter wie aromatisches Heu werden Pansenazidosen verhindert, die eine schlechte Mineralstoffverwertung zur Folge hätten.

Dr. Siegfried Kalchreuter, Ansbach

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