Ringvorlesung zur europäischen Theatergeschichte: Epochen ... · 1905 Deutsches Theater, Berlin...

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1 Ringvorlesung zur europäischen Theatergeschichte: Epochen und Formen: Inszenierungsgeschichte. Max Reinhardt (Gissenwehrer) Maximilian Goldmann, geboren am 9.9.1873 in Baden bei Wien Max Reinhardt, gestorben am 31.10.1943 in New York BEDEUTUNG Theaterpädagoge Schauspielschule am Deutschen Theater, Berlin Max Reinhardt Seminar. Universität für Musik und darstellende Kunst; Institut für Schauspiel und Schauspielregie, Wien Reinhardt School of the Theatre, Hollywood Regisseur/Impresario ´ ca. 300 Inszenierungen von Spielvorlagen von der Antike bis in die Gegenwart Vgl. 19. Jhd. Starschauspieler-Regie der Zufälligkeit und Verfüg- barkeit. Visionäre: Adolphe Appia, Edward Gordon Craig. Antipode B. Brecht Aus Drama Konzept erarbeiten. A - X - S. Theatrale Zeichensysteme: Raum (-konzeption) Dekoration Beleuchtung

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Ringvorlesung zur europäischen Theatergeschichte: Epochen und Formen: Inszenierungsgeschichte.

Max Reinhardt (Gissenwehrer)

Maximilian Goldmann, geboren am 9.9.1873 in Baden bei Wien Max Reinhardt, gestorben am 31.10.1943 in New York

BEDEUTUNG Theaterpädagoge Schauspielschule am Deutschen Theater, Berlin Max Reinhardt Seminar. Universität für Musik und darstellende Kunst; Institut für Schauspiel und Schauspielregie, Wien Reinhardt School of the Theatre, Hollywood Regisseur/Impresario ´ ca. 300 Inszenierungen von Spielvorlagen von der Antike bis in die Gegenwart Vgl. 19. Jhd. Starschauspieler-Regie der Zufälligkeit und Verfüg- barkeit. Visionäre: Adolphe Appia, Edward Gordon Craig. Antipode B. Brecht Aus Drama Konzept erarbeiten. A - X - S. Theatrale Zeichensysteme: Raum (-konzeption) Dekoration Beleuchtung

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Proxemische Zeichen (Bewegung im Raum) Gestik Mimik Requisite Kostüm Maske, Frisur Linguistische Zeichen (was wird vorgetragen) Paralinguistische Zeichen (wie wird vorgetragen)

Musik Geräusche

Elemente aus den Zeichensystemen und deren Kombinationen konzentriert in den Dienste der Idee stellen. Regiebücher. Aufführungen für ein je unterschiedliches Publikum an allen erdenklichen Orten: Kammerspiele, Bühnen aller Größe, Arena, Stadtplätze, Gärten, Schlösser, Kirchen .., in vielen Ländern und Sprachen. Annahme und Umkodierung von Orten/Räumen. Keine „Methode“ oder Theorie; Quelle Regiebücher. Unterschiedlichste ästhetische Ansätze. Beste Schauspieler und Ausstatter. Theaterimperium; exzessiver Tourneebetrieb; extremes Risiko. Leben und Werk eins geworden, als Superlative; Besitzer des Salzburger Barockschlosses Leopoldskron. Einschätzung als Scharlatan, Effektmensch, Zirkusdirektor, Genie. Opfer einer verfluchten Zeit. KÜNSTLERISCHE STATIONEN 1890-92 Privater Schauspielunterricht; 1892-93 Theaterprovinz; 1894 Altmännerrollen unter Otto Brahm (Psychologischer Realismus; naturalistische Engführung Wirklichkeit – Kunst; negative Bedingung der Alltagswirklichkeit auf Subjekt. Psychologischer Realismus). 1898 Abwendung, ‚Sezessionsbühne’ (Reduktionismus, Symbolismus); 1901 Kleinkunst ‚Schall und Rauch’. Kabarett: Experimentierstadium, enge Figurenkonstellation, Kleinteilung statt großer Erzählung; direkt, episch, aggressiv; reduzierter Raum ohne Versteckmöglichkeit. 1902 Kleines Theater, Neues Theater: Maeterlinck, Hofmannsthal, Shakespeare, Gorki. Statt Rezitationstheater Einsatz des dynamischen, energetischen Körpers; Nervosität, Leidenschaft, Sinnlichkeit, Ekstase. Expressionistische Überwindung des Natürlichen zu Gunsten einer ausgeprägten Grundstimmung, Atmosphäre - bis zum Drehbühnenwald mit Moosduft od. erwachende Prunkstadt Venedig: Tiere, Straßenlaute, Geschäftigkeit, Lebensfreude. „Regie ist alles, der Dichter nichts!“ Vorwurf der Oberflächlichkeit. 1905 Deutsches Theater, Berlin (bis Verpachtung 1930 und 1933 „Geschenk an das Dt. Volk“), 1906 Kammerspiele, Friesgestaltung durch Edvard Munch. Finanzgenie Bruder Edmund (+ 1929), kapitalistisch geführte Reinhardt-Bühnen AG.

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Historismus; phantastischer Illusionismus; Verzicht auf Schnürboden, Betonung plastischer Elemente, „Heil der Drehbühne“.

Der Tag, 11. Nov. 1905, in: Max Reinhardt und das Deutsche Theater, S. 104.

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Ein Sommernachtstraum. Übernahme 1906.

Max Reinhardt und das Deutsche Theater, S. 107. Reinhardts Berliner Theaterimperium, Routine.

Max Reinhardt und das Deutsche Theater, S. 113.

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8-Stunden Faust.

Unterschiedlichste Raumkonzepte: Drehbühne 1896 von Carl Lautenschläger erstmals im Münchner Residenztheater eingesetzt, Rezeption aus japan. Puppentheater Bunraku. 1905 Reinhardts Sommernachtstraum. Treppenverbindung Bühne – Zuschauerraum. 1910 Pantomime Sumurun Hanamichi (Blumenweg aus jap. Kabuki).

Arenentheater: Masseninszenierungen: 1910 König Ödipus (München Ausstellungshalle Theresienwiese)

König Ödipus, mit Alexander Moissi

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Reinhardt probt Ödipus, von E. Orlik 1911 Orestie (Berlin Zirkus Schumann, Theater der 5000. 1919 Hans Poelzig Großes Schauspielhaus).

Ursprünglich Markthallen, dann Circus Renz, später Zirkus Schumann

Großes Schauspielhaus, „Tropfsteinhöhle“

Aktive Rolle des Zuschauers beim Finden je individueller Perspektiven; Gemeinschafts-Identifikation; Feuereffekte. Problem Massen-Ästhetik! Vgl. spätere Übernahmen durch NS. 1911 Das Mirakel, von Karl G. Vollmoeller und Engelbert Humperdinck,(u.a. London Olympia Hall, New York, Budapest .. 2000 Mitwirkende, 20000 Zuschauer).

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New York Gastspiel 1924. Erinnerungen von Werner Krauß

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Vgl. 1937 The Eternal Road. Geschichte der Juden. Totalumbau des NY Manhattan Opera House. 350 Schauspieler, 1700 Kostüme, 4 Stockwerk hohe Dekorationen. Finanzielles Debakel.

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1920 Gründung der Salzburger Festspiele, mit Hugo v. Hofmannsthal, Richard Strauss, Alfred Roller. Jedermann am Domplatz; Kollegienkirche, Gr., Kl. Festspielhaus. Vgl. Popularitätsverlust in den Berliner 1920er Jahre. Wilhelminisches Illusions-Flucht-Theater als Auslaufmodell. Komödie am Kurfürstendamm. Schwere Krise 1929-32, Aufgabe.

Jedermann, 1920

Goldoni in der Felsenreitschule, 1926

Beispiele anderer theatraler Raumlösungen: Minna von Barnhelm, 1911, Schloss Bellevue Sommernachtstraum, 1910, Föhrenwald, Berlin Nikolassee 1933, Boboli-Gärten, Florenz 1933, South Park, Oxford 1934, Hollywood Bowl 1935 Verfilmung, Co-Regie William Dieterle. Warner Bros.

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Kaufmann von Venedig, 1934, Venedig, San Trovaso

1933 Emigration nach Österreich. 1937 Emigration über England in die USA. Seit 1940 US-Bürger. Erfolglosigkeit, Theater- und Filmprojekte scheitern. LITERATUR Boeser, Kurt u.a. (Hg.): Max Reinhardt in Berlin, Berlin 1984. Fuhrich, Edda u.a. (Hg.): Ambivalenzen. Max Reinhardt und Österreich, Wien 2004. Huesmann, Heinrich: Welttheater Reinhardt, München 1983. Koberg, Roland, Stegemann, Bernd, Thomsen Henrike (Hg.): Max Reinhardt und das Deutsche Theater, Berlin 2005. Marx, Peter: Max Reinhardt. Vom bürgerlichen Theater zur metropolitanen Kunst, Tübingen 2006. Sayler, Oliver (Ed.): Max Reinhardt and his Theatre, New York, London 1968.