Robert Faurisson -Der Revisionismus Von Pius XII.

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Der Revisionismus Pius' XII. Robert Faurisson Aus dem Französischen übersetzt von Jürgen Graf Vorwort Papst Pius XII. sympathisierte mit den Alliierten und setzte sich für die Juden ein. Er war auch Re- visionist. Seine revisionistische Skepsis, und nicht etwa Unkenntnis der Fakten, liefert die Erklärung für sein Schweigen zur angeblichen physischen Ausrottung der Juden, den angeblichen Nazigaskam- mern und den angeblichen sechs Millionen Opfern dessen, was man heutzutage als „Holocaust“ oder „Shoa“ zu bezeichnen pflegt. Als Sympathisant der Alliierten ging er so weit, 1940 die Rolle des Vermittlers zwischen den deut- schen Gegnern der Hitlerregierung einerseits und Frankreich sowie Großbritannien andererseits zu spielen. Doch nicht genug damit: 1941, als er zwischen Hitler und Stalin wählen mußte, entschied er sich auf Ersuchen Roosevelts für Stalin. Dabei verkörperte „Uncle Joe“ doch jenen Kommunismus, den eine Enzyklika erst vier Jahre zuvor als „seinem Wesen nach pervers“ gebrandmarkt hatte. So mußte die deutsche Armee miterleben, wie ihre – oft katholischen – Soldaten sowie Feldprediger der Wehrmacht an der Ostfront mit den an die Kommunisten gelieferten amerikanischen Waffen getötet wurden, und dies mit dem heimlichen Segen des Papstes. Die Deutschen öffneten die von den Sowjets geschlossenen Kirchen wieder, doch später, beim Nürnberger Prozeß, wurde ihnen – insbesondere von einem sowjetischen Ankläger – Religionsverfolgung zur Last gelegt. Im Vatikan erhob sich keine Stimme gegen die kriminelle Justizposse von Nürnberg. Pius XII. hat sich für die Juden eingesetzt, und er hat Rassismus und Antisemitismus stets ange- prangert. Während des Krieges hat er, sei es persönlich, sei es über seine Vertreter, den europäischen Juden tatkräftige Hilfe geleistet. Dies tat er auf religiösem, diplomatischem, materiellem und finanziel- lem Wege sowie mittels der ihm zur Verfügung stehenden Medien (L’Osservatore Romano und Radio Vatikan). In öffentlichen Ansprachen sowie in Schriften geißelte er die Internierung zahlreicher Juden in Lager und Ghettos, ihre „zunehmende Entkräftung“ sowie die „mörderischen 1 Zwänge“, denen sie unterworfen waren. Während des Krieges und danach ist er für seinen Einsatz zugunsten der Juden in 1 Das vom Papst verwendete italienische Wort “sterminatrice”, im Deutschen am ehesten mit “mörderisch” wiederzugeben, ist vom Verbum “sterminare” (“ausrotten”) abgeleitet. – Der Übersetzer.

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  • Der Revisionismus Pius' XII.

    Robert Faurisson

    Aus dem Franzsischen bersetzt von Jrgen Graf

    Vorwort

    Papst Pius XII. sympathisierte mit den Alliierten und setzte sich fr die Juden ein. Er war auch Re-visionist. Seine revisionistische Skepsis, und nicht etwa Unkenntnis der Fakten, liefert die Erklrung fr sein Schweigen zur angeblichen physischen Ausrottung der Juden, den angeblichen Nazigaskam-mern und den angeblichen sechs Millionen Opfern dessen, was man heutzutage als Holocaust oder Shoa zu bezeichnen pflegt.

    Als Sympathisant der Alliierten ging er so weit, 1940 die Rolle des Vermittlers zwischen den deut-schen Gegnern der Hitlerregierung einerseits und Frankreich sowie Grobritannien andererseits zu spielen. Doch nicht genug damit: 1941, als er zwischen Hitler und Stalin whlen mute, entschied er sich auf Ersuchen Roosevelts fr Stalin. Dabei verkrperte Uncle Joe doch jenen Kommunismus, den eine Enzyklika erst vier Jahre zuvor als seinem Wesen nach pervers gebrandmarkt hatte. So mute die deutsche Armee miterleben, wie ihre oft katholischen Soldaten sowie Feldprediger der Wehrmacht an der Ostfront mit den an die Kommunisten gelieferten amerikanischen Waffen gettet wurden, und dies mit dem heimlichen Segen des Papstes. Die Deutschen ffneten die von den Sowjets geschlossenen Kirchen wieder, doch spter, beim Nrnberger Proze, wurde ihnen insbesondere von einem sowjetischen Anklger Religionsverfolgung zur Last gelegt. Im Vatikan erhob sich keine Stimme gegen die kriminelle Justizposse von Nrnberg.

    Pius XII. hat sich fr die Juden eingesetzt, und er hat Rassismus und Antisemitismus stets ange-prangert. Whrend des Krieges hat er, sei es persnlich, sei es ber seine Vertreter, den europischen Juden tatkrftige Hilfe geleistet. Dies tat er auf religisem, diplomatischem, materiellem und finanziel-lem Wege sowie mittels der ihm zur Verfgung stehenden Medien (LOsservatore Romano und Radio Vatikan). In ffentlichen Ansprachen sowie in Schriften geielte er die Internierung zahlreicher Juden in Lager und Ghettos, ihre zunehmende Entkrftung sowie die mrderischen1 Zwnge, denen sie unterworfen waren. Whrend des Krieges und danach ist er fr seinen Einsatz zugunsten der Juden in

    1 Das vom Papst verwendete italienische Wort sterminatrice, im Deutschen am ehesten mit mrderisch wiederzugeben, ist vom Verbum sterminare (ausrotten) abgeleitet. Der bersetzer.

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    ihrer Gesamtheit von zahlreichen jdischen und zionistischen Persnlichkeiten und Instanzen geehrt worden.

    Da er Revisionist war und die Lehren aus den Lgen des Ersten Weltkriegs ber die teutonische Barbarei gezogen hatte (abgehackte Kinderhnde, Leichenfabriken etc.), begegnete er der Flut von Schreckensgeschichten ber die nazistischen Todesfabriken mit gesunder Skepsis. Ehe er dem von ihm verabscheuten Hitler diese Verbrechen zur Last legte, wollte er Besttigungen und genauere Angaben. Diese vermochte man ihm jedoch nicht zu liefern, und manchmal entgegnete man ihm so-gar, diese offenkundigen Tatsachen bedrften keiner Beweise. So beschloss er mit Recht, ber Berich-te zu schweigen, die nichts anderes als unfundierte Gerchte waren.

    Sein diesbezglicher Skeptizismus war noch ausgeprgter als derjenige hochgestellter alliierter Persnlichkeiten whrend des Krieges. Letztere prangerten in ihren antinazistischen Brandreden zwar die Ausrottung der Juden an, jedoch mit den in Kriegszeiten blichen rhetorischen bertreibungen und nur in allgemeinem und traditionellem Sinne: Unter Ausrottung verstanden sie Exzesse, schlechte Behandlung, Massenhinrichtungen, Hunger. Im August 1943 wren sie um ein Haar weiter gegangen und htten von Gaskammern gesprochen, doch das Foreign Office in London und das State Department in Washington, die beide mit jdischer Propaganda frmlich berflutet wurden, beschlossen am 29. August 1943 einmtig, es gebe nur unzureichende Beweise (insufficient evidence) fr die Existenz von Hinrichtungsgaskammern. Im selben Geiste haben sich Churchill, Eisenhower und de Gaulle gehtet, die angeblichen Gaskammern oder die angeblichen Gaswagen der Nazis in ihren Memoiren zu erwhnen.

    Heutzutage erhebt eine gewisse jdische oder zionistische Propaganda ein- und dieselben Vorwrfe gegen Pius XII., Roosevelt, Churchill, Stalin, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, die ver-schiedenen Widerstandsbewegungen, die neutralen Lnder und fast das ganze Universum. Ihnen allen wird ihre Gleichgltigkeit oder ihr Schweigen angesichts des kleinen Volkes, das so viel gelitten hat zur Last gelegt. Ihre Nachkommen oder Nachfolger mssen ffentlich ihre Reue (teschuwa) bekunden und zahlen.

    Gewi: Pius XII. hat Verteidiger, darunter auch Juden. Fr sie hat der Papst geschwiegen, weil er "nicht Bescheid wusste". Die alliierten Verantwortlichen, fgen sie hinzu, wuten auch nicht besser Bescheid; darum ihr Schweigen, ihre Unttigkeit, ihr Versumnis, Auschwitz zu bombardieren. Diese Erklrung ist jmmerlich. Sie beruht auf nichts weiter als Spekulation. Sie verschlimmert die Position jener, die sie zu verteidigen sucht, denn sie macht aus ihnen Taube, Blinde oder Ignoranten.

    Htte sich im Herzen Europas (in dem ein steter Nachrichtenflu gewhrleistet war, auch wenn man heute das Gegenteil behauptetet) eine Massenausrottung des behaupteten Ausmaes zugetragen, wren dabei so grauenvolle Mordwerkzeuge wie gigantische chemische Schlachthuser zum Einsatz gekommen, und wre das Ergebnis das Verschwinden von sechs Millionen Menschen gewesen (was der Einwohnerzahl der Schweiz entspricht), so htte man davon erfahren, und es wren zahlreiche Spuren des Verbrechens zurckgeblieben. In Wirklichkeit hat man aber nicht eine einzige Spur gefun-den, kein einziges Dokument entdeckt, und dies mit gutem Grund. Das Protokoll der Wannsee-Konferenz zeugt vom Gegenteil einer Ausrottungspolitik, sieht es doch die Freilassung der Juden nach Kriegsende und die Schaffung eines jdischen Siedlungsgebietes auerhalb Europas vor. Hinge-gen hat dieses angebliche geplante Massaker ab 1945 Millionen europischer Juden hervorgebracht, die sich als lebendige Zeugen des Vlkermordes, berlebende oder durch ein Wunder Gerettete aufspielen. Wer sich die Mhe nimmt, reiflich nachzudenken, fr den stellt diese Vielzahl von ber-lebenden ganz im Gegenteil eine Unzahl von unfreiwilligen lebenden Beweisen dafr dar, da es in Wahrheit weder einen Holocaust noch eine Shoa gegeben hat.

    Fr die Shoa-Glubigen ist die magische Gaskammer alles und erlaubt alles (wie der franzsi-sche Schriftsteller Cline 1950 sagte). Dieser Mythos ist das Schwert und Schild Israels. Er bildet die Grundlage fr fast grenzenlose Macht, Privilegien, Pressionen und Erpressungen. Auschwitz wird als moralische Keule (so Martin Walser anno 1998) geschwungen. Das erste Opfer ist das besiegte Deutschland; das zweite die Christenheit, die man beleidigt; das dritte die arabisch-muslimische Welt, die man stndig zu demtigen trachtet.

    Die Nachfolger Pius XII. haben den Versuch unternommen, einen gewissen Widerstand gegen die Flut jdischer Forderungen und Vorwrfe zu leisten, die auf der Groen Lge beruhen. Doch sowohl Johannes XXIII. als auch Paul VI. muten nachgeben. Was Johannes Paul II. anbelangt, der 1978 zum Papst gewhlt wurde, so hat er elf Jahre lang halbherzigen Widerstand geleistet. Dann hat er die Waf-

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    fen gestreckt. Nach seiner Kapitulation im Streit um die Karmeliternonnen von Auschwitz und das Kreuz von Auschwitz hat er 1989 in einer Botschaft an die polnischen Bischfe von der Ausrottung der Juden in Gaskammern gesprochen. 1990 hat er diese Behauptung vor einer Gruppe von Polen wie-derholt, die er im Vatikan zu einer Audienz empfing. 1992 hat er den historischen Revisionismus ver-urteilt. 1993 hat er diplomatische Beziehungen mit dem Staat Israel aufgenommen. 1998 hat er die Shoa, diesen schrecklichen Plan zur Ausrottung eines Volkes, der Millionen jdischer Brder und Schwestern das Leben kostete, mit eben diesen Worten angeprangert. Indem er dies tat, hat er Pius XII. verurteilt, dessen Seligsprechung aus demselben Grund verunmglicht wird, zur groen Zufrie-denheit der Juden, die bekanntlich den Abbruch der Vorbereitungen zu seiner Seligsprechung verlangt hatten.

    Wer den guten Namen seines verleumdeten Papstes wiederherstellen will, kann dies einzig und allein dadurch erreichen, da er die Sprache der berprfbaren Wahrheit, der historischen Genauigkeit oder ganz einfach der Fakten spricht. Auf diese Weise wird er dann auch die heute nach Milliarden zhlenden Opfer des Betrugs des 20. Jahrhunderts (Arthur Robert Butz) verteidigen.

    Der Revisionismus von Pius XII.

    8. Mai 2006

    Pius XII. war der Sache der Alliierten voll und ganz ergeben und ein entschiedener Gegner von Rassismus und Antisemitismus. Nichtsdestoweniger hat er nicht all den Gerchten Glauben geschenkt, die whrend des Zweiten Weltkriegs und danach ber die dem Dritten Reich zugeschriebenen Greuel-taten verbreitet wurden.

    Man spricht gerne von seinem Schweigen ber das, was man heute allgemein als Holocaust oder Shoa bezeichnet (d.h. im wesentlichen die angebliche Ausrottung der Juden, die angeblichen Nazigaskammern sowie die angeblichen sechs Millionen jdischer Opfer). Die einen werfen dem Papst vor, zu diesen Schreckenstaten geschwiegen zu haben, die man uns als tatschlich geschehen darstellt; die anderen, die eine Lanze fr ihn brechen wollen, erklren, wenn der Heilige Vater sein Schweigen gebrochen und die Scheulichkeiten ffentlich angeprangert htte, so htte er damit den Zorn Hitlers hervorgerufen, und dieser htte die Verfolgung der Juden noch verschrft.

    Dieses Argument vermag nicht zu berzeugen. Es besteht kein Zweifel, da Pius XII. mehrfach (insbesondere im Mai 1940 zum Thema des von

    Deutschland und der Sowjetunion besiegten Polen) gerne Klartext gesprochen htte, doch davon absah, um das Geschick der Opfer dadurch nicht noch zu verschlimmern. Doch das Verbrechen der Shoa, wie man es uns heute selbstgefllig beschreibt, ist dermaen ungeheuerlich, da man sich nicht vorstellen kann, wie es noch htte verschlimmert werden knnen. Zunchst htte keine religise und moralische Autoritt es, aus welchen opportunistischen Erwgungen auch immer, einfach tot-schweigen knnen. Doch als die alliierten Truppen am 4. Juni 1944 in Rom einmarschieren, schweigt der Papst, der ihren Einzug warm begrt, auch weiterhin zur angeblichen Judenvernichtung. Am 8. Mai 1945 endet der Krieg in Europa, aber Pius XII. verharrt in seinem Schweigen. Am 2. Juni 1945 hlt er vor dem Heiligen Kollegium eine gnadenlose Rede gegen den Nationalsozialismus und Hitler; er geielt die raffiniertesten Methoden der Folterung und Unterdrckung oft unschuldiger Men-schen; er brandmarkt die Gefngnisse und Konzentrationslager, insbesondere jenes von Dachau, wo neben politischen Gefangenen Christen und Priester eingesperrt worden waren; doch er sagt kein Wort ber eine physische Ausrottung von Juden oder den Einsatz von Hinrichtungsgaskammern. Zu diesem Thema wird er sich bis zu seinem Ableben im Jahre 1958 niemals uern. Warum dieses hartnckige Schweigen?

    Eine solche Stummheit gibt um so mehr Rtsel auf, als der Papst von 1939 bis 1945 durchaus keine Unparteilichkeit gegenber den Kriegsfhrenden gewahrt, sondern sich ganz eindeutig der Sache der Alliierten verschrieben und Feindseligkeit gegenber den Achsenmchten an den Tag gelegt hatte. Er hatte kein Hehl aus seiner Sympathie fr Polen, Frankreich, Grobritannien und die Vereinigten Staa-ten gemacht. Gewi, er mochte das italienische und das deutsche Volk, doch beklagte er, da an ihrer Spitze Mussolini und Hitler standen. Der Faschismus war ihm zuwider, whrend der Nationalsozia-

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    lismus sowie der Kommunismus ihm Abscheu und Furcht einflten. Solange Stalin und Hitler ge-meinsame Sache machten, d.h. vom 23. August 1939 (Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Pak-tes) bis zum 22. Juni 1941 (Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges), hielt er die beiden Diktatoren fr gleichermaen verabscheuenswert. Doch als sich Josef Stalin im Lager der Alliierten wiederfand, ersuchte Franklin Roosevelt, der Uncle Joe zur Hilfe kommen wollte, um eine diesbezgliche Inter-vention des Papstes bei den amerikanischen Katholiken. Pius XII. mute nun gewissermaen zwischen Hitler und Stalin whlen. Wie man spter sehen wird, whlte er Stalin. Dies spricht Bnde darber, wie teuer ihm die Sache der Alliierten war.

    Sein Schweigen zum Holocaust an den Juden wird noch unverstndlicher, wenn man sich seinen Abscheu vor dem Antisemitismus und die eindrckliche Zahl seiner direkten oder indirekten Interven-tionen zugunsten der Juden whrend des ganzen Krieges und danach vor Augen hlt.

    Fr dieses rtselhafte Schweigen Pius XII. gibt es, wie wir sehen werden, nur eine einzige Erkl-

    rung: Bis zum Ende seines Lebens hat der Papst die Geschichte von den Nazigaskammern, dem Vlkermord an den Juden sowie den sechs Millionen jdischer Opfer als ein und dasselbe Ge-rcht, als bertreibung, als Erfindung der Kriegspropaganda eingestuft. Kurz gesagt, seine diesbe-zgliche Einstellung war die eines Revisionisten.

    Er war Revisionist von der Art Winston Churchills, Charles de Gaulles, Dwight Eisenhowers und

    vieler anderer namhafter Persnlichkeiten aus dem alliierten oder neutralen Lager, die whrend des Krieges und danach zwar ihre Abneigung gegen den Nationalsozialismus und ihr Mitleid mit den Ju-den bekundeten, sich jedoch trotzdem weigerten, die Realitt des Holocaust anzuerkennen und bei-spielsweise nie das schicksalshafte Wort Gaskammer(n) in den Mund nahmen 2.

    Crusade in Europe (1948) von D. Eisenhower, die sechs Bnde von W. Churchills The Second

    World War (1948-1954) sowie die drei Bnde von C. De Gaulles Mmoires de Guerre (1954-1959) weisen insgesamt mehr als 7000 nach dem Krieg geschriebene Seiten auf; doch findet man dort auch nicht den geringsten Hinweis auf Gaskammern. Vom Standpunkt dieser drei groen Zeugen des Zweiten Weltkriegs aus waren die Nazigaskammern also weniger als ein Detail, und fr sie hatte sich alles so abgespielt, als ob diese chemischen Schlachthuser nicht existiert htten. Desgleichen hat Pius XII. von diesen weder explizit noch in dem fr den Vatikan kennzeichnenden, an Anspielungen reichen Stil gesprochen; er hat dies, wiederholen wir es, weder whrend des Krieges noch danach ge-tan.

    Sein Schweigen bezog sich auf jene Punkte, die von den Revisionisten bestritten werden, d.h. den Vlkermord an den Juden, die Nazigaskammern, die Vernichtungslager (dieser Ausdruck wurde von der alliierten Propaganda geprgt) sowie die sechs Millionen jdischer Opfer. In bezug auf das brige, d. h. die unbestrittenermaen von den Juden durchlittenen Prfungen, die diskriminie-renden Manahmen, unter denen die Juden zu leiden hatten, die Deportationen, die Lebensbedingun-gen in den Konzentrationslagern, hat Pius XII. durchaus nicht geschwiegen, sondern diese Realitten bereits mitten im Krieg an den Pranger gestellt; vor allem aber hat er sich effizienter als sonst irgend jemand auf der Welt fr die Juden eingesetzt. Dies tat er sowohl persnlich als auch ber seine Vertre-ter. Deshalb fanden sich nach dem Krieg auch Juden, und zwar nicht die unbedeutendsten unter ihnen, die ihm berschwnglich huldigten. Noch heute gibt es Juden, die ihn gegen jene verteidigen, die ihm ungerechterweise sein Schweigen zum schweren Los des Volkes Israel vorwerfen, so wie ihm man-che, ebenso ungerechterweise, sein angebliches Schweigen zu den Heimsuchungen der Serben oder der Polen vorhalten.

    2 Siehe Robert FAURISSON, Ecrits rvisionnistes (1974-1988), R. Faurisson, Vichy 1999, S. 1844, 1889-1892 (Band IV).

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    Er hat die tatschlichen Exzesse angeprangert und zu unbewiesenen Greueln geschwiegen

    Pius XII. hat den Rassismus verurteilt, den Antisemitismus, das den Juden unter deutscher Herr-schaft zugedachte Schicksal, die Verhaftung unschuldiger Zivilisten, die Deportationen, die Konzen-trations- und Arbeitslager, das, was er als zunehmende Entkrftung (progressivo deperimento) und mrderische Zwnge (costrizioni sterminatrici) bezeichnete, denen in diesen Lagern manchmal Menschen allein aufgrund ihrer (z.B. polnischen) Nationalitt oder ihrer (z.B. jdischen) Rasse unter-worfen waren.

    Im vorliegenden Fall hat er die Polen und die Juden zwar nicht ausdrcklich genannt, aber deutlich zu erkennen gegeben, da sie gemeint waren. Niemand war sich darber im unklaren. Die Deutschen sahen darin eine Verletzung der Unparteilichkeit, die Pius XII. htte einhalten mssen.

    In ihrem Eintrag zu Pius XII. schreibt die Encyclopedia of the Holocaust (1990): Der Hinweis auf die Juden war klar, aber nicht explizit, doch kann man diesen Satz auch umkehren und sagen: Der Hinweis auf die Juden war nicht explizit, aber klar.

    Pius XII. htte es nicht versumt, weiter zu gehen und die Realitt des Vlkermordes sowie der Gaskammern (oder Gaswagen) anzuprangern, htte man ihm die Beweise dafr vorgelegt. Diese Beweise hat er verlangt, ohne sie zu erhalten. Manchmal haben sich seine diesbezglichen Informan-ten sogar geweigert, Rechenschaft ber ihre Behauptungen abzulegen; sie unterstellten, das Offenkun-dige brauche nicht mehr bewiesen zu werden. Der Papst hat zwar die Exzesse gegeielt, die ihm wahr erschienen, doch hat er es abgelehnt, darber hinaus Greueltaten zu verurteilen, die zweifellos allzu groe hnlichkeit mit den Falschmeldungen und Gerchten des Ersten Weltkriegs aufwiesen. Seine Generation (er war 1914 achtunddreiig Jahre alt) hatte noch lebhaft in Erinnerung, wie nach Ende des Krieges von 1914-1918 die Lgen ber die teutonische Barbarei geplatzt waren: die Alliierten selbst hatten zugegeben, diese Geschichten erfunden zu haben. Er hegte sogleich den Verdacht, gewie Be-richte ber Nazigreuel, welche die jdischen oder alliierten Nachrichtenagenturen verbreiteten, knn-ten nichts anderes als klassische bertreibungen der Kriegspropaganda sein. In der Tat: Sahen die Geschichten ber Todesfabriken, wo die Deutschen die Juden angeblich systematisch umbrachten, um sie zu Seife, zu Dnger und zu allerlei anderen Produkten zu verarbeiten, den Geschichten ber Leichenfabriken des Ersten Weltkrieges etwa nicht zum Verwechseln hnlich? Durch Erfahrung gewitzt, wute Pius XII. tatschliche Tragdien von unbewiesenen Scheulichkeiten zu unterscheiden. Er machte die Welt auf erstere aufmerksam und war verstndig genug, um ber letztere zu schweigen. Er hat tatschlich als Revisionist gedacht und gefolgert und ist als Revisionist alt geworden. Sein Schweigen bezog sich ausschlielich auf jene Schrecklichkeiten, die bei ihm keine Emprung ausl-sten, weil er den Verdacht hegte, es handle sich um Erfindungen der Kriegspropaganda. Als gebildeter und gewissenhafter Mensch schreckte er davor zurck, eine verleumderische Anklage gegen das deut-sche Volk zu erheben und dadurch falsches Zeugnis gegen seinen Nchsten abzulegen. Sein Schwei-gen war in erster Linie dasjenige eines Geistes, fr den Wissen ohne Gewissen nichts als der Ruin der Seele ist; dann aber das Schweigen der hchsten Autoritt der Kirche, fr welche die Vorsicht eine Kardinaltugend darstellt. Sein Fall liee sich hier in drei lateinischen Worten zusammenfassen: Scien-tia, Conscientia, Prudentia (Wissen, Gewissen, Vorsicht). Doch wie wir spter sehen werden, ist es durchaus vorgekommen, da Pius XII. durch Unvorsichtigkeit gesndigt hat, aus Mangel an Unpartei-lichkeit, infolge politischer List, und zwar auf Kosten Hitlers und Mussolinis, der knftigen Besiegten, und nicht auf Kosten Churchills, Roosevelts und Stalins, der knftigen Sieger.

    Seine Parteilichkeit zugunsten der Juden und der Alliierten

    Sein direkter oder indirekter Einsatz zugunsten der Juden war betrchtlich. In ganz Europa (beson-ders in Frankreich, im Sommer 1942) und auch anderswo in der Welt hat er ber seine Minister, seine Nuntien, seine apostolischen Gesandten, seine Kardinle, Erzbischfe und Bischfe sowie die Leiter der Mnner- und Frauenklster eine Politik zum Schutz der Shne und Tchter Israels betrieben und daran festgehalten. Um der Verteidigung der Juden willen ging er so weit, geheime Initiativen in die Wege zu leiten, die, wie wir noch sehen werden, eine Verletzung des Gesetzes und des allgemei-nen Rechts darstellten. Die Abneigung, die er gegen Hitler hegte, hat ihn in diesem Fall zu einer Un-

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    vorsichtigkeit veranlasst, wie wir im folgenden darlegen werden. Es ist absurd, zu behaupten, Pius XII. habe mit Hitler oder auch nur Mussolini unter einer Decke gesteckt. Bereits 1940 erklrte letzterer brigens ffentlich, der Vatikan sei eine chronische Blinddarmentzndung Italiens, whrend andere Faschisten ihn gar als Krebs schmhten. Am 30. Juni 1944, zu einem Zeitpunkt, als Marschall Ptain in Frankreich noch an der Macht war und Lon Brard ihn beim Heiligen Stuhl vertrat, empfing Pius XII. General de Gaulle nach dem Staatsoberhuptern vorbehaltenen Protokoll. Mit offenen Ar-men empfing er auch Delegationen britischer, amerikanischer und kanadischer Soldaten und Offiziere zu offiziellen Audienzen, selbst wenn diese bei frchterlichen Bombardierungen viele Zivilisten get-tet hatten. Roberto Farinacci war nicht der einzige Faschist, der sich ber die Parteilichkeit des Papstes und ber dessen Weigerung emprte, jene Italiener zu untersttzen, die zum Kampf gegen den athei-stischen Kommunismus an die Ostfront fuhren, und der erbittert war ber das Schweigen des Papstes angesichts der bei der Konferenz von Jalta (4. bis 11. Februar 1945) im voraus abgesprochenen Auf-teilung Europas. So entrsteten sich Deutsche und Italiener oft ber das Schweigen des Papstes. LOsservatore Romano sowie Radio Vatikan waren fr sie ein rotes Tuch. Zu all diesen Punkten kann man Owen Chadwicks Werk Britain and the Vatican during the Second World War, Cambridge Uni-versity, London 1986 (S. 107, 109, 186, 306/307) zu Rate ziehen. Ganz allgemein sollte sich jeder Historiker, der sich Fragen zu dem stellt, was man gemeinhin das Schweigen Pius XII. zu nennen pflegt, all jene Geschehnisse vor, whrend und nach dem Krieg vor Augen halten, zu denen der Papst geschwiegen hat; ihm wrde dann wahrscheinlich klar werden, da, wenn man dem Papst Schweigen oder Unttigkeit vorwerfen kann, dies weit eher fr jene Flle gilt, wo die Sieger gegenber den Be-siegten eine Unzahl von Exzessen aller Art begangen haben, weil sie meinten, ihnen sei alles erlaubt: Gigantische Deportationen, summarische Exekutionen, blutige Suberungen, Plnderungen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte, Prozesse, bei denen nach dem Ende der Feindseligkeiten der Sieger ber den ihm auf Gnade und Ungnade ausgelieferten Besiegten zu Gericht sa und ihn nach einer Ju-stizfarce an den Galgen schickte.

    In Frankreich haben Mnner wie Pater Panici, Domherr Desgranges und einige Prlaten, die 1942 ihre Stimme zugunsten der Juden erhoben hatten, 1944/1945 ihre Emprung angesichts der Schrecken der Suberung kundgetan, doch dies waren seltene Ausnahmen; fast niemand wagte damals, die allmchtige kommunistische Partei, die Juden oder Charles de Gaulle selbst herauszufordern und sich ber ihre Ausschreitungen (einschlielich des entwrdigenden Schauspiels der kahlgeschorenen Frau-en) zu entrsten. In Deutschland brachten etliche Prlaten, die sich whrend des Krieges durch ihre Interventionen fr die Juden hervorgetan hatten, schlielich ihre Erregung ber die von den Alliierten ausgebte Unterdrckung zum Ausdruck. Es macht nicht den Anschein, als habe der Papst damals sein Schweigen gebrochen oder sonderlich viel gegen dieses Unrecht unternommen. Die Geschichten ber die Hilfe, die der Vatikan angeblich flchtigen Nazis gewhrt hat, sind grtenteils im Reich der Phantasie anzusiedeln, genau so wie die Mrchengeschichten ber die Akte ODESSA.

    Dankbarkeit der Juden gegenber Pius XII.

    Whrend des Krieges und danach haben hochrangige jdische Persnlichkeiten Pius XII. dafr ge-ehrt, da er den Juden in der Stunde ihrer vielfachen Bedrngnis beigestanden hatte. Zu erwhnen sind hier, neben vielen anderen, Israel (oder Israele) Anton Zoller (1881-1956) alias Italo Zolli, Grorabbi-ner von Rom, sowie Golda Meir, damalige Auenministerin und sptere Ministerprsidentin des Ju-denstaates.

    Italo Zolli, der sich, wie seine Frau und spter seine Tochter, zum katholischen Glauben bekehrte, hatte bei seiner Taufe am 13. Februar 1945 den Vornamen des als Eugenio Pacelli geborenen Papstes gewhlt, whrend seine Frau den Namen Eugenia annahm. Eugenio Zolli hat stets nachdrcklich klar-gestellt, da sich die Journalisten tuschten, wenn sie seine Konversion seiner Dankbarkeit gegenber Pius XII. zuschrieben. Ihr lagen ganz andere Motive zugrunde, doch dies nderte nichts an seiner tie-fen Dankbarkeit gegenber einem Papst, der soviel fr die Juden und, nebenbei gesagt, auch fr die Nichtjuden getan hatte 3.

    3 Eugenio ZOLLI, Before the Dawn: Autobiographical Reflections, Sheed and Ward, New York 1954; z.B. S. 82-83; dieses Werk wurde 1997 unter dem Titel Why I became a Catholic neu aufgelegt. Eine franzsische Version erschien anno 2001 unter dem Titel Avant laube, autobiographie bei Franois-Savier de Guibert, Paris, eine deutsche anno 2005 unter dem Titel

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    Pinchas Lapide (1922-1997) hat einen erheblichen Teil seines Lebens der Verteidigung Pius XII. gewidmet. Lange nach dem Krieg, als er israelischer Generalkonsul in Mailand war, verwahrte er sich stets, wenn beispielsweise ein Atheist wie Albert Camus, ein Katholik wie Franois Mauriac, vor al-lem aber ein deutscher Protestant wie Rolf Hochhuth Attacken gegen den Heiligen Vater ritten. Letzte-rer hatte 1963 eine flammende Anklageschrift gegen Pius XII. verfat, die er in die Form eines Dra-mas mit dem Titel Der Stellvertreter kleidete. P. Lapide, orthodoxer Jude und Universittslehrer mit dem Spezialgebiet Neues Testament, verffentlichte 1967 ein Buch mit dem Titel Three Popes and the Jews: Pope Pius XII Did not Remain Silent [Drei Ppste und die Juden: Papst Pius XII. hat nicht ge-schwiegen]4. Anhand seiner eigenen Erfahrung sowie seiner Recherchen in den Archiven von Yad Vashem kam er darin zum Schlu, die katholische Kirche habe wenigstens 700.000, wahrscheinlich aber 860.000 Juden vor einem sicheren Tod in den Hnden der Nazis gerettet.

    Der eine oder andere jdische Holocaust-Spezialist wie Martin Gilbert oder Richard Breitman hat ebenfalls eine Lanze fr den Heiligen Vater gebrochen, doch der aktivste unter ihnen scheint uns noch heute Rabbiner David G. Dalin zu sein, Professor fr Geschichte am Jewish Theological Semina-ry von New York. Er ist Verfasser einer Studie mit dem Titel A Righteous Gentile: Pope Pius XII and the Jews [Ein Gerechter unter den Vlkern: Papst Pius XII. und die Juden] 5 und uert sich in verschiedenen Sprachen und in zahlreichen Lndern unter anderem bei Vortrgen immer wieder zu diesem Thema. In einer Studie mit dem Titel Pius XII and the Jews (Standard, New York, 26. Fe-bruar 2001) zhlt er zahlreiche Namen jdischer Persnlichkeiten auf, die, neben vielen anderen, Wert darauf legten, dem Papst ihre Dankbarkeit zu bekunden: Albert Einstein (schon 1940), Cham Weiz-mann; Moshe Sharett; Golda Meir; der ehemalige Grossrabbiner von Israel Isaac Herzog, Leon Ku-bowitzky - der dem Papst im Namen des Jdischen Weltkongresses dankte und ihm im September 1945 eine Spende von 20.000 Dollar berreichen liess - sowie Elio Toaff, Grorabbiner von Rom. Im Jahre 1955 erklrte die Union der jdischen Gemeinden Italiens den 17. April zum Tag der Dankbar-keit fr die ppstliche Hilfe whrend des Krieges. Am 26. Mai desselben Jahres flog, finanziert von der israelischen Regierung, die Philharmonika von Israel, die aus 95 Juden aus vierzehn Lndern be-stand, nach Rom, um unter der Leitung Paul Kletzkis vor dem Papst im Saal des Konsistoriums die Siebte Symphonie Beethovens zu spielen und dadurch der dauernden Dankbarkeit (enduring grati-tude) des Judenstaates fr das gewaltige humanitre Hilfswerk Seiner Heiligkeit zur Rettung einer groen Zahl von Israeliten whrend des Krieges Ausdruck zu verleihen. Ein pikantes Detail: D. G. Dalin bezeichnet jene Historiker als Revisionisten, die, wie John Cornwell, Verfasser von Hitlers Pope. The secret History of Pius XII (Hitlers Papst: Die geheime Geschichte Pius XII.) den Papst allzu groer Nachgiebigkeit gegenber Hitler zeihen; fr ihn sind Revisionisten nmlich Autoren, die das Offensichtliche leugnen. Nebenbei gesagt hlt J. Cornwells Buch nicht, was er verspricht: man findet dort kaum eine Spur von geheimer Geschichte und die Formulierung Hitlers Papst dient anscheinend bloss dazu, Kunden anzulocken und Werbung fr die Lobby zu machen.

    Ausfhrlichere Informationen ber die Aktivitten und Publikationen der drei jdischen Hauptver-teidiger Pius XII. findet man im Internet mit Hilfe der Suchmaschine www.google.com, insbesondere wenn man dort die Namen Eugenio Zolli, Pinchas Lapide und David G. Dalin eingibt.

    Die gerechtfertigte Skepsis Pius XII., der Alliierten und der Neutralen

    Ihren eigenen Propagandawerksttten, ihren Journalisten und Filmproduzenten sowie ihren mit der Durchfhrung von Schauprozessen beauftragten Richtern lieen die alliierten Fhrer bei der Fabrizie-rung von Horrorgeschichten freien Lauf, doch sie selbst hteten sich davor, solche Gerchte abzuseg-nen. Eine solche Zurckhaltung legten sowohl das Foreign Office in London als auch das State De-partment in Washington an den Tag. Beide Auenministerien wurden mit angeblichen Informatio-nen ber die Greuel des Feindes buchstblich berflutet und sahen sich unablssigen Druckversuchen seitens jdischer Gruppen oder Lobbys ausgesetzt. Wurden diese Informationen berprft, so erwie-sen sich die alarmierendsten unter ihnen blo als haltlose Gerchte, verbreitet vor allem von Juden, die

    Der Rabbi von Rom: Die Autobiografie des Eugenio Zolli beim Verlag Pattloch in Mnchen. Man lese hierzu auch Judith CABAUD, Eugenio Zolli ou le Prophte dun monde nouveau, Franois-Xavier de Guibert, Paris 2000. 4 Hawthorn Books, New York. 5 Verffentlicht auf der Internet-Website www.catholicleague.org/pius/dalin.htm

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    dazu neigten, die deutschen Grausamkeiten zu bertreiben, um uns so richtig hei zu machen (in order to stoke us up 6). Die Verantwortlichen des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes reagier-ten ganz hnlich. Wie das Foreign Office und das State Department bemhten sie sich um eine Verifi-zierung der ins Kraut schieenden Gerchte ber Nazigaskammern und kamen offenbar zum Schlu, die Beweise seien unzureichend, denn sonst htten sie es whrend des Krieges nicht unterlassen, sie als frchterliche Wirklichkeit zu erwhnen. Roosevelt hat persnlich zu diesem Thema geschwiegen, und dies noch zu einem Zeitpunkt, als der War Refugee Board, ein direkt dem Weien Haus unterstell-tes und vom US-Finanzminister (Secretary of Treasury), dem kmpferischen Juden Henry Morgenthau Jr. untersttztes Amt, ab November 1944 jenen (brigens absurden) Bericht verbreitete, den man als Auschwitz-Protokolle oder als War Refugee Board Report bezeichnet.

    Die britischen Fhrer vermochten nicht an die angeblichen Menschenvergasungen zu glauben, denn nachdem es ihren Geheimdiensten gelungen war, die von den Deutschen fr ihre Geheimbot-schaften verwendeten Codes zu knacken, fanden sie in den unzhligen Botschaften keinerlei Hinweise auf solche Vergasungen: There were no references in the decrypts to gassing (In den entzifferten Meldungen gab es keinerlei Hinweise auf Vergasungen 7). Wie htte das Auenministerium beispiels-weise Greuelmeldungen Glauben schenken knnen, die mit den im gleichen Ministerium von der schamhaft Political Warfare Executive (PWE) genannten Abteilung auf Bestellung fabrizierten iden-tisch waren oder ihnen zumindest hnelten? Hierzu ein Beispiel: Im Rahmen einer Desinformations-kampagne fr die arabische Welt, wo die Deutschen hohes Ansehen genossen, hatte die PWE folgende Informationen erfunden und verbreitet: 1. Im besetzten Tripolitanien htten die Deutschen die Mo-scheen in Freudenhuser verwandelt; 2. Den Deutschen gebreche es so sehr an Textilien, da sie auf den moslemischen Friedhfen die Toten ausgraben lieen, um sich ihrer Leichentcher zu bemchti-gen, die dann in die deutschen Teppichfabriken verschickt wrden; 3. Bei ihrem Einmarsch in Tunis htten die alliierten Truppen in den Lden der deutschen Armee zu Schlachtfleisch verarbeitete Kinder entdeckt, und die entsprechenden Fleischstcke seien als Schweinefleisch-Rationen ausgegeben worden 8.

    Eduard Bene, Vorsitzender der in London residierenden tschechoslowakischen Exilregierung, lie das Gercht, wonach die Juden ausgerottet wrden, langen berprfungen unterziehen. Im Gegensatz zu dem, was der Jude Gerhard Riegner unterstellt hatte, gelangte er zum Schlu, da kein solcher deutscher Ausrottungsplan existierte; laut Bene lie man manche Juden an ihren Wohnorten weiter-hin in Freiheit leben, und sie konnten sich ungehindert bewegen; mit dem Herannahen der Niederlage, meinte er freilich, wrden die Nazis repressiver, aber sie verhielten sich gegenber den anderen Be-vlkerungsgruppen ebenso, und es gebe keine Sonderbehandlung der Juden 9. Doch hatte G. Riegner sein berhmt-berchtigtes Telegramm vom 10. August 1942, in dem er verkndete, es bestehe ein Plan zur Ausrottung der Juden, denn nicht selbst mit einem Zusatz versehen, den allzuviele Holo-caust-Historiker beflissentlich vergessen haben? Hatte er nicht geschrieben: Wir bermitteln diese Information mit allem notwendigem Vorbehalt, da wir ihre Exaktheit nicht besttigen knnen (We transmit this information with all the necessary reservation, as exactitude cannot be confirmed by us 10) ?

    Dem polnischen Mrchenerzhler Jan Karski sagte der amerikanische Jude Felix Frankfurter, Rich-ter beim Obersten Gerichtshof, ins Gesicht: Ich kannn Ihnen nicht glauben."11.

    In Frankreich begngte sich der Staatsanwalt Reboul, der verbissen auf ein Todesurteil gegen den prodeutschen Schriftsteller Robert Brasillach hinarbeitete, noch im Januar 1945 damit, die auerge-whnlich strengen Lager in Polen zu beschwren.

    6 Walter LAQUEUR, The Terrible Secret, Weidenfeld and Nicolson, London 1980, S. 83. 7 F. H. HINSLEY, British Intelligence in the Second World War. Its Influence on Strategy and Operation, Vol. 2, HMSO, London 1981, S. 673. 8 Mark WEBER, British Wartime Propaganda Lies, The Journal of Historical Review, Band 18, Nr. 5-6, September-Dezember 1999, S. 15. 9 W. LAQUEUR, a.a.O., S. 63. 10 Ebenda, hinteres Umschlagblatt, auf dem ein Faksimile des Telegramms figuriert. 11 Ebenda, S. 237.

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    Ernstzunehmende jdische Informationen ber das wahre Los der Juden

    Man erzhlt uns heutzutage unermdlich, whrend des Krieges habe es nicht an Nachrichten ber das Schicksal der Juden gefehlt. Dabei unterstellt man, dieses Schicksal sei der Tod gewesen, und die erwhnten Nachrichten htten bereingestimmt. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Die Nachrich-ten widersprachen einander, und zwar so sehr, da man von einem recht eigentlichen Wirrwarr spre-chen kann. Die einen waren alarmierend, im allgemeinen offensichtlich bertrieben und sehr ver-schwommen, whrend die anderen przise und weniger beunruhigend waren und augenscheinlich aus sicherer Quelle stammten. Dies erklrt den allgemeinen Skeptizismus, der sowohl im Vatikan als auch in anderen Kreisen herrschte, die neben einer wahren Flut von konfusen Erzhlungen auch sehr detail-lierte Berichte erhielten: fr sie war es ein Leichtes, durch einen simplen Vergleich wenn nicht das Wahre vom Falschen, so doch das Wahrscheinliche vom Unwahrscheinlichen zu trennen. Bezglich der ernstzunehmenden Informationen wollen wir uns hier auf den Fall von Pater Marie-Benot, dem Vater der Juden, sowie des zionistischen Bulletins Shem beschrnken (dieses hebrische Wort be-deutet Der Name oder bezeichnet den legendren Ahn der Semiten, der ersten unter den Hebr-ern).

    Um uns auf den Vatikan selbst zu beschrnken: Wenn es einen Pius XII. nahestehenden Mann gab, der an die Gerchte von der physischen Ausrottung der Juden htte glauben knnen, so ist es der, den man hufig den Vater der Juden genannt hat. Der franzsische Kapuzinermnch Pierre Peteul, des-sen religiser Name Marie-Benot oder Padre Maria-Benedetto lautete, unterhielt uerst enge Bezie-hungen zum steinreichen American Jewish Joint Distribution Committee (dem Joint) sowie zu den jdischen Gemeinden Frankreichs, Italiens und anderer Lnder. Tausenden italienischer Juden hatte er falsche Papiere zur Verfgung gestellt. In einem gegenber Pius XII. brigens sehr feindseligen Buch wrdigt Michael Phayer Pater Marie-Benot als edlen Retter12. Pater Marie-Benot sammelte eine Flut von Informationen aus jdischen Quellen und leitete sie an den Papst weiter. Am 15. Juli 1943 bergab er Pius XII. bei einer Privataudienz ein Dokument mit dem Titel Renseignements sur les camps de Haute-Silsie [Informationen ber die Lager in Oberschlesien]. Darin heit es, in diesen Lagern (Auschwitz-Birkenau wird ausdrcklich genannt) sei die Moral unter den Deportierten allge-mein gut und sie hegten Vertrauen in die Zukunft 13. Schon 1948 hatte Maurice Bardche lange Auszge aus diesem Bericht wiedergegeben, so wie ihn die Nummer 8 von Shem vom Juli 1944 heim-lich abgedruckt hatte14.

    Shem, eine Zeitschrift der jdischen Aktion, hatte ihren Sitz an der Rue de Vavin 6 in Paris (VI. Arrondissement). Die verantwortlichen Herausgeber waren Georges Blumberg, Ammi-Horon, E. Sinko und Charles Driard. Die erste Nummer (111 Seiten) trgt das Datum des Mai 1939 (obwohl auf dem Titelblat Juni 1939 steht). Das Blatt vertritt eine ultrazionistische Linie: die Juden mssen Pal-stina zurckerobern; die Feinde sind Briten und Araber; man mu Irgun Zva Leumi untersttzen, die nationale militrische Organisation des jdischen Volkes. Nebenbei sei bemerkt, da die mythische Ziffer von sechs Millionen hier schon im Jahre 1939 erscheint: Es geht um die Juden im Osten, die fast sechs Millionen zhlen und denen dasselbe Schicksal wie ihren Brdern im Reich droht (S. 103). Whrend der deutschen Besetzung taucht die Zeitschrift in den Untergrund ab. M. Bardche meint, sie sei das einzige geheime Organ der Rsistance gewesen, das [in franzsischer Sprache] einige nhere Angaben ber die Lager enthielten, in welche die Deportierten eingewiesen wurden. Diese nheren Angaben berraschen durch ihre Differenziertheit und erwecken den Eindruck, sie seien das Ergebnis zugleich umfangreicher und ernsthafter Untersuchungen. Fr das eine oder andere Lager werden die Lebensbedingungen als katastrophal beschrieben, doch hinsichtlich der Region, die uns hier interes-siert und wo sich nach der Legende das grte Vernichtungslager aller Zeiten, Auschwitz-Birkenau, befunden haben soll, liest man dort:

    Das Leben in diesen Lagern ist ertrglich, da sich in der Nhe Lager fr nichtjdische Arbeiter befinden, die stellenweise zusammen mit den deportierten Juden arbeiten. Die Arbeit besteht im Bau von Straen, von Brcken und von Wohnhusern in den Stdten. Handwerker sind hier am be-

    12 LEglise et les Nazis (1930-1960), Liana Levi, Paris 2001, S. 172. Titel des englischen Originals: The Catholic Church and the Holocaust 1930-1960, Indiana University Press, Bloomington-Indianopolis 2000. 13 Pierre BLET, Pie XII et la Seconde Guerre mondiale daprs les archives du Vatican, Perrin, Paris 1997, S. 188. 14 Nuremberg ou la Terre promise, Les Sept Couleurs, Paris 1948, S. 156-160.

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    gehrtesten. Die Moral unter den Deportierten ist allgemein gut, und sie hegen Vertrauen in die Zu-kunft 15. Derselbe Text wird im vielbndigen Werk Actes et documents du Saint-Sige relatifs la Seconde

    Guerre mondiale, (ADSS), Libreria Editrice Vaticana, 1965-1982, wiedergegeben; er steht dort in Band 9: Le Saint-Sige et les victimes de la guerre (janvier-dcembre 1943) [Der Heilige Stuhl und die Kriegsopfer (Januar-Dezember 1943)], 1975, S. 42 und 396 (Funote). Man erfhrt immer nach M. Bardche dort ber die jdischen Kinder folgende Einzelheiten, die, verglichen mit dem, was man aus anderen Quellen wei, zuzutreffen scheinen:

    Eine sehr groe Zahl von Suglingen und Kleinkindern von weniger als zwei Jahren, Kinder is-raelitischer Eltern, werden in Berlin selbst sowie in die Umgebung dieser Stadt auf verschiedene Krippen und zahlreichen Suglingsheime verteilt. Sie werden vom DRK (Deutschen Roten Kreuz) sowie der NSVW (einer deutschen sozialen Organisation) gleich wie die Kinder ausgebombter oder bei Luftbombardements getteter Eltern behandelt und allgemein als solche unter die Waisen auf-genommen 16. Man hat richtig gelesen: Es ist hier von jdischen Waisen die Rede, die vom Deutschen Roten

    Kreuz und der NSVW, also der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, einer nationalsozialistischen ffentlichen Hilfsorganisation, gleich wie die deutschen Waisen behandelt wurden. Heute sind wir im Besitz zahlreicher Dokumente, Fotos und Zeugenaussagen, die, ganz im Gegensatz zu den Behaup-tungen einer aufdringlichen Holocaust-Propaganda, belegen, da die deutschen Behrden, soweit die Schrecken des Krieges dies zulieen, die jdischen Kinder human behandelt haben. Deshalb gab es auch noch mehr als fnfzig Jahre nach Kriegsende all jene jdischen Siebzigjhrigen, die Lager oder Ghettos berlebt hatten und behaupteten, nur durch ein Wunder gerettet worden zu sein.

    Wenn whrend des Krieges und danach so viele hochgestellte Persnlichkeiten kein Sterbenswrt-chen ber die Gaskammern und Gaswagen gesagt haben, dann darum, weil sie wuten, was von der Qualitt der von ihren eigenen Propagandawerksttten fabrizierten Berichte zu halten war. Sie haben es abgelehnt, aus der Kloake zu schpfen und Unflat zu verbreiten. Der Heilige Vater hat sich nicht anders verhalten. Er war nicht gewillt, sich an dem zu beteiligen, was man als Jahrmarkt der antideutschen Lgen bezeichnen mu.

    Der Jahrmarkt der antideutschen Lgen

    Man knnte unzhlige Beispiele fr diese Weigerung anfhren, die scheinbar genauen, in Wirk-lichkeit aber hchst vagen Berichte fr bare Mnze zu nehmen, wie man sie im Kriegsfieber kolpor-tierte oder wie sie die Medien noch heute unter Ausnutzung der Unwissenheit der Bevlkerung mit ebensoviel Unverfrorenheit wie Erfolg verbreiten.

    Man gab damals unberprfte Zeugenaussagen ber Gaskammern, Gaswagen, in chemische Schlachthuser umgewandelte Waggons, Luftabsaugekammern zum besten, und man setzt diese Greu-elpropaganda bis heute fort. Am 22. November 1941 erklrte Rabbiner Joshua Loth Liebman in Boston vor einer Versammlung junger Zionisten, man werde eines Tages Wiedergutmachungszahlun-gen und einen Platz in Palstina als Entschdigung fr die Millionen von Juden verlangen mssen, die - insbesondere in Tiefkhlwagen (refrigerated cars) 17 - in den Tod geschickt worden seien. Man sprach damals, und spricht teilweise heute noch, von Massenhinrichtungen durch elektrischen Strom, ungelschten Kalk, Luft- oder Zyanidspritzen, Insektizid, Blausure, Kohlenoxid, Kohlengas, vom Motor eines Panzers oder Unterseeboots produzierte Abgase oder Wasserdampf (letzteres war laut dem Nrnberger Dokument PS-3311, das fr das Gericht den Wert eines authentischen Dokumentes besa, die erste offizielle Version fr Treblinka). Man schwelgte in Geschichten ber zur Seifenher-stellung verwendetes Judenfett, oder ber zu Dnger verarbeitete Judenknochen, und noch heutzutage findet man auf jdischen Friedhfen, etwa dem von Nizza, Urnen, von denen es heit, sie enthielten jdische Seife. Man sprach auch von Lampenschirmen oder Bucheinbnden aus Menschenhaut,

    15 Ebenda, S. 158. Dieses Werk von M. Bardche wird von der BDIC (Bibliothque de documentation internationale contem-poraine, Bibliothek der internationalen zeitgenssischen Dokumentation) von Nantes als nicht ausleihbar klassifiziert. 16 Ebenda, S. 159-160. 17 James J. MARTIN, The Man Who Invented Genocide. The Public Career and Consequences of Raphael Lemkin, Insti-tute for Historical Review, Torrance (Kalifornien) 1984, S. 39.

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    whrend eine Expertise ber diese Gegenstnde spter ergab, da sie aus Ziegenhaut bestanden. Die Nazis, hie es, htten einen Hftling gezwungen, einen in seiner Htte eingesperrten Hund nachzu-ahmen, die Vorbeigehenden anzubellen und seine Schnauze gierig in seinen Napf zu stecken18. Und was war mit den Geschichten ber Hunde, die man dazu abgerichtet hatte, Juden in die Geschlechtstei-le zu beien oder Jdinnen zu vergewaltigen? Was soll man von dem Bren und dem Adler denken, denen die Deutschen in Buchenwald tglich einen Juden vorwarfen, worauf der Br den Juden zerfleischte und sich der Adler an seinen Knochen gtlich tat? Und vergessen wir die Erhngung von Menschentrauben an Weihnachtsbumen nicht, die Maschinen zur Liquidierung von Juden, von denen die eine raffinierter als die andere war, die lebendig in Krematoriumsfen geschleuderten jdischen Suglinge, die Mitglieder der Hitlerjugend, die jdische Kinder als Zielscheiben benutzten, den SS-Mann, der Babys in die Luft warf und auf sie scho, unter dem Applaus seiner Tochter, die Papa, noch einmal! rief. Was das Thema der Menschenversuche betrifft, so war und ist das Repertoire der Geschichten unerschpflich: Dr. Mengele, heit es, soll beispielsweise in seinem Laboratorium meh-rere Dutzend menschliche Augen besessen haben, die wie eine Schmetterlingssammlung auf Nadeln aufgespiet waren 19; manchmal kehrten die Kinder, welche dieser Todesengel zum Ulk behandel-te, zwar in ihre Blcke zurck, doch erkannte man sie nicht wieder, denn sie waren nun wie siame-sische Zwillinge Rcken an Rcken aneinandergenht 20; hingerissen vom Studium der Mutationen versengte er [Mengele] die dunklen Augen der Zigeuner mit verschiedenen Arten von Sure, um her-auszufinden, ob sie nicht blau wrden 21. Und hatte eine Atombombe nicht in der Nhe von Auschwitz 20.000 Juden auf einmal vernichtet? In vollem Ernst hat der amerikanische Staatsanwalt Jackson Albert Speer am 21. Juni 1946 zu diesem Punkt verhrt 22. Man denkt hier an die Betrachtun-gen des Dreyfus-Anhngers Charles Pguy ber die Zeugenaussagen fr die Geschichte:

    Gott wei, sagt Klio [die Muse der Geschichte], da man nie soviel lgt wie bei einer Zeugen-aussage (weil diese dann historisch wird), und da man um so mehr lgt, je feierlicher die Zeugen-aussage ist 23. Whrend des Krieges verbreiteten die Verantwortlichen zionistischer Organisationen von Bern

    oder Genf aus einen Niagara von Erfindungen, die fr den Vatikan und die Alliierten bestimmt waren. Dies bezeichnen die Anklger Pius XII. heute als Informationen, die der Papst nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Eine der Propagandawerksttten, die solche Geschichten am laufenden Band produ-zierte, befand sich in der Slowakei, in Preburg (Bratislava). Dort hauste der ungarischstmmige Reb-be Michael Dov Weissmandel, dem wir die schon im Mai 1944 verkndete, sakrosankt gewordene Ziffer von sechs Millionen jdischen Opfern der Nazis sowie die Phantasiegeschichte der aus Auschwitz Entronnenen darunter des berchtigten Rudolf Vrba (verstorben am 27. Mrz 2006) verdanken. Im Jahre 1985, beim ersten Proze gegen den deutsch-kanadischen Revisionisten Ernst Zndel, brach R. Vrba bei seinem Kreuzverhr durch den von mir untersttzten Douglas Christie zu-sammen: Des Kampfes berdrssig, gab der Mrchenonkel Vrba schlielich zu, da er bei seinen Be-richten ber Auschwitz licentia poetarum [dichterische Freiheit] fr sich in Anspruch genommen hatte. Dies hinderte ihn nicht daran, seine Lgen zehn Jahre spter in einem Dokumentarfilm, auf den ich im folgenden noch zu sprechen komme, sowie im Jahre 2001 in einer neuen Ausgabe seiner Er-zhlung (sic) Je me suis vad dAuschwitz [Ich entkam aus Auschwitz], Editions Ramsay, zu rezyklieren. Ein Schwindler bessert sich nie; er bleibt ein Schwindler bis zum Ende seines Lebens. R. Vrba ist zu einem der wichtigsten Falschzeugen bei der gegen Pius XII. entfesselten Kampagne ge-worden.

    18 Der erzkatholische Franois Mauriac schenkte diesem Lgenmrchen am 4. Mai 1945 Glauben und wiederholte es 1950 in seinem Journal, IV, Flammarion, Paris, S. 54. 19 Jean-Pierre LANGELIER, Les jumeaux-cobayes dAuschwitz tmoignent Jrusalem [Die als Meerschweinchen mibrauchten Zwillinge legen in Jerusalem Zeugnis ab], Le Monde, 10-11. Februar 1985, S. 4. 20 La Montagne, 5. Februar 1985, S. 8. 21 Paul EMMANUEL, Bericht ber sein Treffen mit dem Nazijger Simon Wiesenthal, Cin-Revue (Belgien), 18. Oktober 1984. 22 Der Proze gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militrgerichtshof. Verffentlicht in Nrnberg, Deutschland, Band XVI, S. 579/580. 23 Charles PEGUY, Clio, dialogue de lhistoire et de lme paenne [Klio, Dialog zwischen der Geschichte und der heidni-schen Seele], Gallimard, Paris, Bibliothque de la Pliade, Oeuvres, III, S. 1187-1188.

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    Greuelberichte, aber kein Beweis

    Auch der Vatikan hatte versucht, die Realitt mancher dieser Schrecken zu berprfen, und hatte keinen Beweis entdeckt. Als erster hat sich Kazimierz Pape, Botschafter Polens beim Heiligen Stuhl, einer bedauerlichen Argumentation bedient, die sich nach dem Krieg grten Erfolgs erfreuen sollte und noch heute in Mode ist. Er griff zum Trick der Verleumder und der Faulen; den Autoritten des Vatikans, die Beweise verlangten, entgegnete er: Es gibt gengend Beweise; darber hinaus ist ein Beweis nicht mehr erforderlich, wenn die Tatsachen allgemein bekannt werden24.

    Die Richter des

    internationalen Militrtribunals von Nrnberg sollten spter nichts anderes sagen, als sie 1945 dekre-tierten, das Gericht werde nicht an technische Beweisregeln gebunden sein, und: Der Gerichtshof soll nicht Beweis fr allgemein bekannte Tatsachen fordern, sondern soll sie von Amt wegen zur Kenntnis nehmen (Artikel 19 und 21 der Statuten, die vom Gericht selbst festgelegt worden waren).

    Ein den Juden gegenber besonders hilfsbereiter Papst

    Hier und sonst nirgends liegt der Grund fr das Schweigen des Papstes. Doch mit wenigen Aus-nahmen versuchen die Verleumder Pius XII. hier ein Miverstndnis aufrechtzuerhalten. Sie erwek-ken meist den Eindruck, sie hielten dem Angeklagten sein Schweigen ber die Gesamtheit der den Juden zugefgten Leiden vor. Hier ein Beispiel aus der Monatszeitschrift LHistoire, in der vor allem Michael Winock und Jean-Nol Jeanneney federfhrend sind. Als Einleitung zu einem Artikel ber Pius XII., Hitler und die Juden liest man dort, der Papst habe es abgelehnt, die Verfolgung der Ju-den im Zweiten Weltkrieg zu verurteilen 25. Eine nackte Lge! In Wirklichkeit bezog sich das Schweigen des Papstes im wesentlichen auf das, was laut den Revisionisten einfach nicht existiert hat und nicht existieren konnte. Diesem Schweigen Pius XII. lag eine Vorsicht revisionistischer Natur zugrunde. Doch keiner dieser Anklger hat es gewagt, seine wahren Gedanken auszudrcken und sei-ne Klage klar zu artikulieren. Keiner ruft obwohl er eigentlich dazu verpflichtet wre unverblmt aus: Pius XII. hat sich geweigert, den Vlkermord an den Juden und die Nazigaskammern zu verur-teilen, weil er auf seine Weise Negationist war. Dies ist eine der Auswirkungen des zentralen Denk-verbots unserer Tage. Man fchtet, das Tabu zu verletzen (in diesem Fall das Tabu der Tabus), indem man das Wort ausspricht, das der ganzen Frage zugrunde liegt. Zu enthllen, da Pius XII. reflexartig wie ein Revisionist reagiert hat, liefe fr seine Anklger darauf hinaus, Wasser auf die Mhlen jener zu leiten, die sie Negationisten nennen. So sieht man vor dem Gericht der Geschichte allzu viele Staatsanwlte mit unwahrscheinlichen Anklagen, whrend die Verteidiger des Papstes, die ihrerseits frchten, das Tabu zu verletzen und des Antisemitismus bezichtigt zu werden, die leidige Gewohnheit haben, dem Kern der Frage auszuweichen, indem sie den Angeklagten auf einem Gebiet verteidigen, auf dem er keinen Anwalt braucht, weil die Sache von vornherein klar ist. Was braucht es denn noch, um den Papst gegen den Vorwurf des Antisemitismus zu verteidigen? Tausend Beweise, tausend Do-kumente, tausend Handlungen erhrten es: Pius XII. hat whrend des Krieges wie schon zuvor in Wort und Tat offenbart, da er den Antisemitismus verurteilte und danach trachtete, rassistische Ver-folgungen zu verhten oder, wenn sie trotzdem erfolgten, ihre Auswirkungen zu mildern. Hat Louis-Ferdinand Cline 26 denn die katholische Kirche nicht als die groe Vermischerin angeprangert?

    Ein Papst, dem auch das Unglck anderer Vlker als der Juden zu Herzen ging

    Trotz seiner tiefen Feindschaft gegenber dem Antisemitismus ging der Papst nicht so weit, ob der jdischen Leiden diejenigen anderer Vlker zu vergessen. Warum htte er dies auch tun sollen? Weil die Juden lauter als andere ber ihre Leiden klagten? Weil die Presse der ganzen westlichen Welt die-sen Klagen breiten Raum gewhrte? Die Polen wuten ein Lied ber die Unterdrckung zu singen, der die Besiegten im Krieg ausgesetzt sind. Viele europische Vlker, insbesondere die Deutschen, litten

    24 PHAYER, a.a.O., S. 23. 25 LHistoire, Mrz 2000, S. 40. 26 Bedeutender franzsischer Schriftsteller, u.a. Verfasser des hervorragenden Romans Voyage au bout de la nuit [Reise ans Ende der Nacht]; Autor dreier judenfeindlicher Bcher und whrend des Zweiten Weltkriegs Befrworter einer Verstndigung mit der deutschen Besatzungsmacht. Der bersetzer.

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    furchtbar unter dem Bombenterror gegen Zivilisten. Alle Bevlkerungsgruppen muten Geiseln stel-len. Auf allen Schlachtfeldern wurden Soldaten gettet oder verstmmelt. Die Witwen und Waisen zhlten nach Millionen. Hungersnte und Seuchen wteten berall. Doch mu man feststellen, da die Juden es gar nicht mgen, wenn man ihre Leiden mit jenen anderer vergleicht: Die ihren werden per Dekret als unvergleichlich, einzigartig, unaussprechlich erklrt und unterscheiden sich angeb-lich von allen anderen sowohl durch ihre Intensitt, die grauenvoll gewesen sein soll, als auch durch den Umfang ihrer Verluste, von dem es heit, er sei ungeheuerlich gewesen. Htten gewie spezifi-sche Greuel wie die Menschenttungsgaskammern wirklich existiert, so htte der Papst die den Juden zugefgten Leiden mit Sicherheit als besonders schrecklich und skandals eingestuft, doch allem An-schein nach waren diese Greuel fr ihn nicht ausreichend bewiesen, und es gab also keinen Grund, die jdischen Leiden gegenber anderen durch die Erwhnung mglicherweise erfundener Untaten her-vorzuheben. Wir haben hier ein Beispiel dessen vor uns, was man durchaus als den Revisionismus Pius XII. bezeichnen mu, einen natrlichen, spontanten, nicht alltglichen Revisionismus, der dazu fhrt, da einem die Leiden seines Nchsten zu Herzen gehen, ohne da man eine rassische oder reli-gise Gruppe bevorzugt. Es gibt kein auserwhltes Volk, auch im Leiden nicht.

    Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Pius XII. hat schon einen Unterschied zwischen den Juden mosaischen Glaubens und katholischen Juden gemacht. Er hat anscheinend mehr Sorge fr letztere als fr erstere an den Tag gelegt. Dies kann man begreifen. Es ist menschlich, da ein Hirte sich in erster Linie um seine eigene Herde kmmert, doch fiel in diesem Fall noch ins Gewicht, da die katholi-schen Juden, wenn sie aufgrund ihrer jdischen Abstammung verfolgt wurden, besonders isoliert und verletzlich waren. Die Gemeinde, der sie ursprnglich angehrt hatten, lehnte sie im allgemeinen als Abtrnnige ab. Diese Konvertiten zum Katholizismus kamen, wenn sie in Not waren, nicht in den Genu der umfangreichen humanitren Hilfe seitens nationaler oder internationaler jdischer Gemein-den. Es sei darauf hingewiesen, da eine Organisation wie das bereits erwhnte Joint mit dem Ein-verstndnis der Behrden des Dritten Reichs whrend des gesamten Krieges in Europa bis hin in die Lager und Ghettos erhebliche Betrge in US-Dollars an Personen oder Vereinigungen gespendet hat, die von den Deutschen ermchtigt waren, den Juden zu helfen. Aus den Archiven des Vatikan geht hervor, da sich der Heilige Stuhl unter diesen Umstnden vor allem um das Schicksal der getauften Juden sorgte, denn diese Gruppe befand sich in einer uersten Notlage, wurde sie von den zionisti-schen Hilfsorganisationen doch meist ignoriert 27". Am 28. Februar 1941 bekundete seine Exzellenz Innitzer, Erzbischof von Wien, in einem Brief an den Vatikan abermals

    seine tiefe Enttuschung ber die Vergessenheit, der die getauften Juden anheimgefallen waren, und den anstigen Kontrast gegenber den [protestantischen] Qukern, der [protestantischen] schwedischen Mission und den jdischen Organisationen. Die jdischstmmigen Katholiken waren furchtbar getuscht worden: in den Augen der anderen Juden waren sie Abtrnnige, und ihre Konversion bedeutete, da sie von jeglicher finanziellen Hilfe abgeschnitten waren 28.

    Ein Parteignger der Alliierten

    Pius XII. war ein gefhlsbetonter Mensch. Er verlieh seinem Enthusiasmus ebenso leicht Aus-druck, wie er Trnen vergo, war teilnahmsvoll, umsichtig wie ein Diplomat, jedoch bisweilen khn bis zur Unvorsichtigkeit, er war von lateinischer Subtilitt, besa eine empfindsame Seele sowie ein stark ausgeprgtes Gewissen und kannte die Realitten des Menschen und der Welt. In Polen standen ihm annhernd so viele Informanten zur Verfgung, wie das Land Katholiken aufwies, so da er sehr wohl ber das wahre Los sowohl der Katholiken als auch der Juden in einem Land Bescheid wute, das, schenkte man Leuten wie dem polnischen Botschafter beim Vatikan K. Pape Glauben, von riesi-gen Vernichtungslagern buchstblich berst war, die mit bisher nie dagewesenen Hinrichtungsgas-kammern bestckt gewesen sein sollen.

    Pius XII. hatte seine religise und politische Vorstellung von Gut und Bse und glaubte deshalb im Gegensatz zu einem ungebildeten Menschen wie Georges Bush junior nicht an die politische Inkarna-tion des Guten und des Bsen. Er glaubte, wenn man sich so ausdrcken darf, weder an den Weih-nachtsmann noch an den schwarzen Mann, und es wre ihm nie eingefallen, blindlings die Zuchtrute 27 P. BLET, a.a.O., S. 162. 28 Ebenda, S. 166.

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    zu schwingen. Seine Erfahrungen aus dem politischen Leben und seine Kenntnis der Geschichte er-laubten es ihm, Menschen und Regierungen zu beurteilen und Zusammenhnge zu erfassen.

    Er empfand Abneigung sowohl gegenber dem nationalsozialistischen Rassismus als auch gegen-ber der Unmenschlichkeit des sowjetischen Bolschewismus. Wohl hegte er groes Mitrauen gegen-ber Hitler (den sein Mitarbeiter Monseigneur Tardini einen motorisierten Attila nannte), doch die strkste Furcht empfand er vor Stalin, den Meister im Schlieen oder Zerstren christlicher Gotteshu-ser, im Erschieen oder Deportieren von Mnchen und Nonnen sowie im Aufzwingen des obligatori-schen Atheismus. Am 29. April 1919, zu einer Zeit, als er als Nuntius in Mnchen amtete, wre er in einer den Exzessen der Roten preisgegebenen Stadt um ein Haar von einem Angehrigen der Sparta-kus-Miliz mit dem Revolver niedergeschossen worden 29. Pius XII besa eine Schwche fr Frank-reich, empfand Zuneigung fr die Polen, Bewunderung fr das englische Volk, eine besondere Bin-dung an das deutsche Volk (nicht jedoch an den Fhrer und dessen Leute) und setzte auf den Sieg der Amerikaner, befrchtete jedoch zugleich, letztere knnten es dem kommunistischen Moloch gestatten, einen groen Teil Europas zu verschlingen. Im Oktober 1939, als er die erste Enzyklika seiner Zeit als Papst vorbereitete, fgte er dort einen Abschnitt ber die Leiden und die knftige Auferstehung des polnischen Volkes ein; die alliierte Luftwaffe warf spter 88.000 Flugbltter mit dem betreffenden Text ber Deutschland ab 30. In seiner Tollkhnheit ging er 1939-1940 so weit, ein Komplott gegen Hitler zu schmieden, indem er sich einverstanden erklrte, als Verbindungsglied zwischen der briti-schen Regierung und dem deutschen Widerstand zu dienen; dann, Anfang Mai 1940, warnte er die Alliierten vor der unmittelbar bevorstehenden deutschen Offensive und lieferte ihnen wichtige Einzel-heiten. Die Deutschen erfuhren davon, und ihrer Ansicht nach bedeutete dieser Spionageakt das Ende der Neutralitt des Papstes, des Friedensapostels. Doch sei bemerkt, da dieselben Deutschen darauf nicht mit Repressalien reagierten; was htten sie denn schon gegen eine so imposante Macht wie die des Papstes unternehmen knnen 31? Am 10. Mai 1940, nach der Invasion der Niederlande, Luxem-burgs und Belgiens, sandte Pius XII. drei Telegramme hnlichen Inhalts an die hollndische Knigin Wilhelmine, die Groherzogin von Luxemburg sowie Knig Leopold von Belgien, um ihnen sein Bei-leid angesichts der Prfungen zu bezeugen, die ihnen durch Hitlers Heere auferlegt wurden. Mussolini verhehlte seine lebhafte Unzufriedenheit nicht. Laut dem italienischen Botschafter in Rom antwortete Pius XII: Es geschehe, was geschehen muss; dann sollen sie mich doch greifen und mich in ein Kon-zentrationslager stecken 32! Es ist klar, da die Neutralitt oder Unparteilichkeit des Heiligen Vaters nichts als ein Mythos ist. Pius XII. whlte das Lager der Alliierten, was ihn freilich nicht davon ab-hielt, ber seine Vertreter gegen die grlichen anglo-amerikanischen Bombardierungen zu protestie-ren.

    Vor die Wahl zwischen Hitler und Stalin gestellt, entscheidet sich Pius XII. fr Stalin

    1941, nach dem Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges, lehnten die meisten amerikanischen Ka-tholiken jede wirtschaftliche und militrische Hilfe an Stalin ab. Predigte dieser denn nicht mit Feuer und Schwert bis nach Spanien hin jenen Kommunismus, den der Heilige Stuhl als seinem Wesen nach pervers gegeielt hatte? 1937 hatte Pius XI. in seiner Enzyklika Divini Redemptoris geschrie-ben: Der Kommunismus ist seinem Wesen nach pervers, und niemand, der die christliche Zivilisation retten will, darf mit ihm bei welchem Unterfangen auch immer zusammenarbeiten. (Communismus cum intrinsecus sit pravus, eidem nulla in re est adjutrix opera ab eo commandanda, cui sit proposi-tum ab excidio christianum civilemque cultum vindicare 33). Der Papst hatte damit das verurteilt, was man damals die Politik der ausgestreckten Hand gegenber den Kommunisten nannte. Doch Roo-sevelt wollte in den Krieg gegen Hitler eintreten. Dabei war ihm jede Lge recht. Er versprach den Amerikanern mehrmals nachdrcklich, ihre Boys wrden nie und nimmer in einen Krieg auf fremdem Boden geschickt, bereitete die Wirtschaft seines Landes jedoch gleichzeitig auf den Krieg vor. Er

    29 Robert SERROU, Pie XII, le pape-roi, Perrin, Paris 1992, S. 53. 30 P. BLET, a.a.O., S. 84; Marc-Andr CHARGUERAUD, Les Papes, Hitler et la Shoa, Labor et Fides, Genf 2002, S. 149. 31 P. BLET, a.a.O.,, S. 43-44, sowie M.-A. CHARGUERAUD, a.a.O., siehe insbesondere den Abschnitt Conjuration et espionnage [Verschwrung und Spionage], S. 85-87. 32 Dino ALFIERI, Due dittatori di fronte, Rizzoli, Mailand 1948, S. 22. 33 Acta Apostolicae Sedis, Band XXIX, 1937, S. 96.

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    beging immer schwerwiegendere Provokationen gegenber Deutschland und entwarf mit Churchill am 14. August 1941 das, was man als die Atlantik-Charta zu bezeichnen pflegt, deren sechster Punkt nichts Geringeres als die Vernichtung der Nazi-Tyrannei vorsah! Roosevelt wollte in seinem eige-nen Land jegliche Regung zum Widerstand gegen den Krieg lhmen. Dazu mute er namentlich bei den vielen Millionen amerikanischer Katholiken smtliche Bedenken gegen eine Untersttzung Stalins ausrumen. Er wandte sich also an den Papst und bat ihn, via die diskret, aber gebhrend instruierten amerikanischen Prlaten in diesem Sinne zu wirken. Roosevelt schreckte, wie man hier abermals fest-stellen kann, vor keiner Lge zurck. Zitieren wir hier P. Blet hinsichtlich einer persnlichen Bot-schaft des US-Prsidenten an den Papst vom 10. September 1941:

    Der Prsident [Roosevelt] beteuerte, die Religion sei in Ruland nicht vollstndig verboten, und man drfe hoffen, da die russische Regierung als Folge des gegenwrtigen Krieges die Reli-gionsfreiheit anerkennen werde. Soweit ich unterrichtet bin, gibt es in Ruland offene Kirchen, fgte er hinzu 34. Tatsache war, da es in dem riesigen Ruland zwei offene und von der Polizei streng berwachte

    Kirchen gab, eine in Moskau und die andere in Leningrad. Der Papst berwand seine Abneigung gegen den Kommunismus, der in Ruland, Spanien und anderswo unzhlige Priester abgeschlachtet hatte, und nahm es auf sich, seinen Prlaten in Amerika die ntigen Anweisungen zu erteilen; den amerikanischen Schflein sollte folgendes Argument schmackhaft gemacht werden: Man werde die Hand den Russen und nicht dem kommunistischen Regime reichen (und Waffen liefern) 35. Dieses spitzfindige Argument lag auch der zweifellos widerwilligen Untersttzung W. Churchills und General de Gaulles fr Stalin und die kommunistischen Parteien zugrunde, die sich im Krieg gegen Hitler, Mussolini und Ptain befanden.

    Indem er so handelte, verstie Pius XII. gegen die Gebote der Unparteilichkeit, an die er sich an-geblich stets gehalten hat. Die Regierung des Dritten Reichs hatte ihn darum ersucht, einem antibol-schewistischen Kreuzzug seinen Segen zu verleihen, der, so argumentierten die Deutschen, den vom sowjetischen Joch befreiten Russen die Freiheit der Religionsausbung zurckgeben wrde. Der Vati-kan lehnte ab. Er ma mit zweierlei Ma. Offenbar war er der Ansicht, den Deutschen die Hand aus-zustrecken, bedeute, sie der nationalsozialistischen Regierung auszustrecken. So mute die deutsche Armee miterleben, da ihre oft katholischen Soldaten sowie Feldprediger der Wehrmacht an der Ostfront mit den von den Amerikanern an die Kommunisten gelieferten Waffen gettet wurden, und dies mit dem diskreten Segen des Papstes. In Deutschland war die Praktizierung des katholischen Glaubens frei; die katholische Kirche wurde vom Staat grozgig subventioniert; Prozessionen und Pilgerzge, an denen Tausende von Glubigen in Gegenwart ziviler und militrischer religiser Fh-rungspersnlichkeiten teilnahmen, konnten ungehindert stattfinden; Soldaten in Uniform durften dem Gottesdienst und dem Abendmahl beiwohnen. All dies zhlte in den Augen Pius XII. offenbar nicht mehr; auf Drngen der Amerikaner hatte er entschieden, Stalin den Vorzug vor Hitler zu geben.

    Effizient in seiner Hilfe fr die Juden

    Pius XII. nahm sich auch die Freiheit, sich ber geltende Gesetze hinwegzusetzen sowie gegebene Versprechen zu brechen, indem er jdische oder nichtjdische Widerstandskmpfer sowie Dokumen-tenflscher in den Klstern beherbergen lie, ja sogar an Sttten, denen die deutsche sowie die italieni-sche Botschaft Schutzbriefe ausgestellt hatten. Er sorgte persnlich oder ber Mittelsmnner dafr, dass Tausenden von Juden Obdach und Schutz in hundertfnfzig religisen Institutionen an verschie-denen Orten Italiens, jedoch auch im Lateranpalast, in Castel Gandolfo sowie an anderen Sttten des Vatikanstaates erhielten. Da die Lauterkeit der Absichten nur ein Mythos ist, wird man nicht vorge-ben knnen, ein Mann von derart sensibler Natur und derart klarem Geist habe aus reiner Feindschaft gegen den Nationalsozialismus so gehandelt; es ist sehr wohl mglich, da er die Erpressung, die au-ergewhnliche Gewaltttigkeit sowie die Unmenschlichkeit der parlamentarischen Demokratien frchtete: Churchill, Eden und die Amerikaner machten kein Geheimnis aus ihren Absichten, die ita- 34 P. BLET, a.a.O., S. 140. 35 Ebenda, S. 138-146; M. CHARGUERAUD, a.a.O., S. 95-99, im Abschnitt La faucille, le marteau et la croix du chr-tien? [Die Sichel, der Hammer und das Kreuz des Christen?].

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    lienischen Stdte notfalls zu pulverisieren (sic), einschlielich der Ewigen Stadt (mit Ausnahme des Vatikans, der dann doch einige Bomben abbekam!). Sein persnlicher Einsatz sowie der seiner Stell-vertreter zugunsten der Juden Frankreichs, Hollands, der Slowakei, Rumniens, Ungarns sowie ande-rer Lnder sind durch so viele Initiativen, Interventionen, ffentliche Erklrungen und Geldberwei-sungen belegt, da es in diesem Zusammenhang ausreicht, die umfangreiche Bibliographie ber Pius XII. zu Rate zu ziehen.

    1996 sah sich G. Riegner persnlich veranlat, der auergewhnlichen Aktivitt Gerechtigkeit wi-derfahren zu lassen, die der Papst und sein Stellvertreter in Ungarn, Monseigneur Angelo Rotta, beim Regenten Horthy entfaltet hatten, um 1944 einer groen Zahl ungarischer oder in Ungarn ansssiger Juden die Deportation zu ersparen: Der Vatikan tat nichts, ohne uns zu benachrichtigen. Er meldete uns alles, ruft dieser Vertreter des jdischen Weltkongresses in einem Dokumentarfilm ber den Papst aus. In Budapest trotzte der Vatikan den Deutschen das Recht ab, 15.000 Juden Freipsse auszu-stellen. In ihrer Bedrngnis vollzogen viele Juden Scheinbekehrungen zum katholischen Glauben, um einen Taufschein vorlegen zu knnen. Eine einzige Budapester Kirche hat in ihrem noch heute ein-sehbaren Gemeinderegister eine erstaunlich groe Zahl solcher Taufen im Jahre 1944 festgehalten. Der betreffende Dokumentarfilm, gedreht vom Juden Jonathan Lewis, trgt auf franzsisch den Titel Le Pape, les Juifs et les Nazis [Der Papst, die Juden und die Nazis]. Dieser 1996 hergestellte Strei-fen ist auf dem Fernsehkanal Arte wenigstens zweimal gezeigt worden, das letzte Mal am 6. Mrz 2002.

    Er erreicht den Abbruch der Deportation der Juden Roms durch die Deutschen

    In diesem Pius XII. brigens in ungnstigem Licht darstellenden Film tritt Prinzessin Enza Pi-gnatelli-Aragona auf. Sie berichtet von der Verhaftung und Deportation von tausend rmischer Juden im Oktober 1943. (Diese Operation war von den deutschen Behrden angeordnet worden, die alar-miert ber die mit dem Heranrcken der Alliierten stndig wachsende Zahl kommunistischer Wider-stndler sowie anderer fr die Sicherheit ihrer Truppen gefhrlicher Personen war.) Diese Zeugenaus-sage rumt mit dem Mythos auf, wonach Pius XII., ohne mit der Wimper zu zucken, der Festnahme von rmischen Juden unter seinen Fenstern beigewohnt haben soll. Die Prinzessin erzhlt, sie sei um vier Uhr morgens durch den Telefonanruf einer jdischen Freundin aus dem Schlaf gerissen worden und habe sich in ein Viertel unweit des Tibers begeben, wo sie Zeugin geworden sei, wie Juden auf deutsche Lastwagen geladen wurden. Sie eilte in den Palast des Vatikans, wo sie ein- und ausging. Sie fand den Papst betend in seiner Privatkapelle vor und teilte ihm mit, welches Unglck diese armen Menschen heimgesucht hatte. Bestrzt rief Pius XII. sogleich seinen Staatssekretr Monseigneur Maglione an, der sich im Verlauf des Tages mit dem Vertreter des Reiches, Ernst von Weizscker, in Verbindung setzte. Letzterer, so wenig Nationalsozialist, wie es sein Vorgnger Diego von Bergen gewesen war, intervenierte in Berlin, wobei er sehr geschickt argumentierte. Mit dem Einverstndnis General Rainer Stahels, des Kommandanten der deutschen Garnison in Rom, argumentierte er, diese Verhaftungen, Internierungen und Transporte wrden dem deutschen Heer zu viele Scherereien berei-ten. Auch andere Deutsche meldeten sich zu Wort, darunter der Konsul in Rom, Albrecht von Kassel, sowie der Rektor der deutschen katholischen Kirche in Rom, Erzbischof Alois Hudal. Berlin nahm keine weiteren Judendeportationen vor, abgesehen von einem Transport mit Juden, welche die Italie-ner aus individuellen Grnden eingesperrt hatten. Im vorliegenden Fall hat der Papst also durchaus keine Gleichgltigkeit gegenber den Juden an den Tag gelegt, sondern im Gegenteil Mitgefhl, und er hat was noch wichtiger ist rasch und effizient geholfen.

    Die erste Erklrung der Alliierten ber die deutschen Greueltaten (17. Dezember 1942): Keine Gaskammern

    Am 17. Dezember 1942 verffentlichten die Alliierten eine gemeinsame Erklrung ber die be-stialische Politik der eiskalten Ausrottung (bestial policy of cold-blooded extermination), die von den Deutschen gegen die Juden Europas betrieben werde. Liest man sie heutzutage, so birgt die Formulie-rung die Gefahr in sich, den irrtmlichen Eindruck zu erwecken, da die Alliierten damals an Vl-

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    kermord und Gaskammern gedacht htten. Doch wre dies ein Anachronismus. Eine sorgfltige Lektre des Textes der Erklrung ergibt, da die Alliierten an folgendes dachten:

    1) Die Judentransporte spielten sich unter Umstnden ab, die als schrecklich und brutal galten; 2) Ju-den in guter krperlicher Verfassung stand ein langsamer Tod in Zwangsarbeitslagern bevor; 3) Schwchliche Juden waren dem Tod durch Klte und Hunger preisgegeben oder wurden massakriert; 4) Die Zahl der Opfer wurde auf viele hunderttausend geschtzt (reckoned in many hundreds of thousands). Man ist recht weit von einem Plan zur Ermordung aller Juden entfernt, in dessen Rahmen die meisten davon gleich nach ihrem Eintreffen in zwecks einer Ausrottung industriellen Charakters errichteten Lagern in chemischen Schlachthusern erstickt werden sollten. Im brigen wurde die Er-klrung damals als das aufgefat, was sie war: Die (in einem durch das Thema und die Umstnde er-forderlichen pathetischen Stil verfate) Anprangerung von Verbrechen, die man dem Feind unterstell-te. Die Deutschen haben sich ihrerseits bisweilen derselben kriegerischen Rhetorik bedient und in einigen ihrer ffentlichen Reden (so im Fall Himmlers) dem Feind genlich die Ausrottung (in brei-tem Sinne) oder Vernichtung verheien. Stellt brigens nicht in jedem Krieg, angefangen bei der Ilias, jede Seite der anderen deren unvermeidliche Ausrottung in Aussicht?

    Diese Erklrung wurde von den Regierungen der Vereinigten Staaten, Grobritanniens, der So-wjetunion (der Spitzenreiterin auf dem Gebiet der Deportationen und Lager!) sowie neun anderer Staa-ten unterschrieben, wobei fr Frankreich die in London ansssige Exilregierung zeichnete. Sie wurde vor dem Unterhaus von Anthony Eden verlesen, dem damaligen Auenminister, und im Oberhaus von Vicomte Simon, dem Lordkanzler 36.

    Zwei Tage darauf, also am 19. Dezember 1942, publizierte das Informationsbro des Volkskom-missariats fr auswrtige Angelegenheiten der UdSSR diese Erklrung, wobei es sie grundlegend ver-nderte, sie um eine Passage ber den kannibalischen Plan Hitlers zur Ausrottung der Juden berei-cherte und hinzufgte:

    Auer der Erschieung von Mnnern, Frauen und Kindern mit Maschinengewehren werden Menschen in speziell ausgersteten Gaskammern zu Tode gebracht, mit elektrischem Strom gettet, massenweise verbrannt. Die Hftlinge der Konzentrationslager werden mit Blausure vergiftet 37. Diese Erklrung wurde am 21. Dezember 1942 in Nr. 44 von Soviet War News wiedergegeben, ei-

    ner in London gedruckten sowjetischen Publikation. Man findet dort eine der ersten Erwhnungen der Existenz von NS-Gaskammern in einem offiziellen Dokument (das Gercht ber Vergasungen ohne nhere Angaben begann bereits im Sommer 1941 zu kursieren 38). Anscheinend griff niemand diese Information auf, die, htte man ihr Glauben geschenkt, auf der ersten Seite der anglo-amerikanischen Zeitungen htte erscheinen mssen. Bemerken wir nebenbei, da diese Publikation in der offiziellen sowjetischen Presse ein weiteres Mal die jdische These dementiert, wonach die So-wjets das Martyrium der Juden mit Schweigen bergangen htten.

    Die zweite Erklrung der Alliierten (29. August 1943) in ihrer definitiven Version: Immer noch keine Gaskammern

    Acht Monate spter erfolgte die zweite Erklrung der Alliierten ber die Deutschland vorgeworfe-nen Verbrechen. Fr den Historiker stellt sie ein besonders lehrreiches Schulbeispiel dar.

    Auf S. 3 ihrer Ausgabe vom 30. August 1943 verkndete die New York Times, am Vortage htten die USA und Grobritannien die Nazi-Schlchter gewarnt, sie wrden sie fr die in den besetzten Gebieten, insbesondere in Polen, begangenen Untaten bestrafen (US and Britain Warn Nazi Killers). Die Erklrung der beiden alliierten Mchte wurde vollstndig wiedergegeben. Sie sprach von der Zwangsumsiedlung von Bevlkerungsgruppen in gewissen Provinzen Polens. (Die Juden wurden nicht genannt.) Diesem Text zufolge wurden zahlreiche Opfer an Ort und Stelle gettet, und die Mnner von 14 bis 50 wurden zur Arbeit nach Deutschland geschickt. Es folgte ein Abschnitt ber die Kinder:

    Einige Kinder werden an Ort und Stelle umgebracht, andere werden von ihren Familien ge-trennt, oder man schickt sie nach Deutschland, damit sie dort als Deutsche erzogen werden, oder

    36 Hansard, Parliamentary Debates, 17. Dezember 1942: House of Commons, Spalten 2982-2983, sowie House of Lords, Spalten 607-608. 37 Soviet Government Statements on Nazi Atrocities, Hutchinson & Co., London, New York etc., 1946, S. 57-58. 38 James J. MARTIN, The Man Who Invented Genocide, a.a.O., S. 38-39.

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    man verkauft sie an deutsche Siedler, oder man schickt sie mit den Frauen und den Greisen in Konzentrationslager. Soweit also nichts als Greuelmeldungen der blichen Art.

    Dieselbe Erklrung in ihrer ursprnglichen Version: Gaskammern!

    Trotzdem ist dieser Text einer der interessantesten, die es fr den Historiker der Gerchte und ganz besonders der Geschichte des gigantischen, hartnckigen Gerchts gibt, das zur Grundlage der Holo-caust-Religion geworden ist. Es trifft sich nmlich, da diese Erklrung in ihrer ersten Version sehr wohl eine furchtbare Anklage gegen die Nazis enthielt, nmlich die, Hinrichtungsgaskammern ver-wendet zu haben! Die ursprngliche Version hatte in der Tat gelautet:

    [] man schickt sie mit den Frauen und den Greisen in Konzentrationslager, wo man sie in Gaskammern systematisch umbringt (dispatched with the women and old men to concentration camps, where they are now being systematically put to death in gas chambers (Hervorhebung von mir). Weshalb, wird man sich fragen, ist dieser letzte Satzteil, der am 27. August 1943 noch in der Erkl-

    rung stand, in der endgltigen Fassung vom 29. August verschwunden, die am Tag darauf in der Pres-se verffentlicht wurde? Die Antwort ist denkbar einfach: Die Briten hatten den Amerikanern gegen-ber die Ansicht vertreten, es gebe nur ungengende Beweise (insufficient evidence) fr die behaup-teten Hinrichtungsgaskammern. Die Amerikaner stimmten dem bei und beschlossen, den letzten Satz-teil, in dem von Gaskammern die Rede war, zu eliminieren (eliminate).

    Am 24. August hatten die Briten die Unvorsichtigkeit begangen, den Sowjets die erste Fassung zu-kommen zu lassen und ihnen ihrerseits die Verffentlichung einer hnlichen Erklrung nahezulegen. Dann, nach nherer berlegung, hatten sie sich eines Besseren besonnen. Sie waren sich bewut ge-worden, da die Beweise fehlten um die Behauptung bezglich einer Hinrichtung in Gaskammern zu rechtfertigen (to justify the statement regarding execution in gas chambers). Briten und Amerikaner hatten gemeinsam beschlossen, die strittige Passage zu eliminieren (it has been agreed to eliminate) Folglich beauftragten die Amerikaner ihren Botschafter in Moskau, das sowjetische Kommissariat fr auslndische Angelegenheiten ber diese Vernderung im Text (of the change in text) zu unterrichten.

    Wie wir gesehen haben, hatten die Sowjets schon acht Monate zuvor von Gaskammern und sogar von Ttungen durch elektrischen Strom gesprochen.

    Wie die Alliierten die Gaskammern aufgaben

    Was wre geschehen, wenn die Alliierten entschieden htten, den ursprnglichen Text beizubehal-ten, und wenn sie vor aller Welt die Deutschen der Verwendung von Hinrichtungsgaskammern be-schuldigt htten? Kann man sich vorstellen, da die Angeklagten diese Verleumdung gekontert und, ebenfalls vor aller Welt, bewiesen htten, da die alliierte Propaganda unverschmt log? Es ist in der Tat wahrscheinlich, da die deutschen Behrden auf diese Art verrckter Erfindungen eher mit Ver-achtung reagiert htten. hnliche Flle geben Anla zu der Vermutung, da die Deutschen die Erkl-rung kommentarlos vermeldet oder mit einem rein ironischen Kommentar versehen htten. Dies kann man natrlich nur bedauern, denn rckblickend mu man heute feststellen, da der Betrug mit den NS-Gaskammern ungeachtet seiner Absurditt einen unglaublichen Erfolg erzielt hat.

    Bezglich des ersten Wortlauts der anglo-amerikanischen Erklrung sowie der revisionistischen Entscheidung, den Satzteil mit den Gaskammern wegzuamputieren, kann man den Text zweier Te-legramme konsultieren, die Cordell Hull, Chef des State Department (also US-Auenminister), von Washington aus an den Botschafter der Vereinigten Staaten in Moskau sandte; man findet sie in: Fo-reign Relations of the United States. Diplomatic Papers, 1943, United States Printing Office, Wash-ington 1963, Band I, S. 416-417. Der zweite und letzte Text, in dem keine Gaskammern mehr vor-kommen, erschien also in der erwhnten Ausgabe der New York Times.

    Dasselbe Blatt verffentlichte zwei Monate spter eine dritte offizielle Erklrung zu den deutschen Greueltaten 39. Sie war von Roosevelt, Churchill und Stalin unterzeichnet und enthielt keine Erwh-

    39 Statement on Atrocities, The New York Times, 2. November 1943, S. 14.

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    nung der Gaskammern; die Juden wurden nicht genannt; stattdessen lastete man den Deutschen mit unberbietbarem Zynismus die massenweise Erschieung polnischer Offiziere (wholesale shooting of Polish officers) an eine unverkennbare Anspielung auf die Massaker an polnischen Gefangenen im Wald von Katyn sowie an anderen Orten in Ruland. Nun wei man heute, da diese systemati-schen Ttungen in Wahrheit auf persnlichen Befehl Stalins erfolgten. Dies ist, nebenbei gesagt, ein Beispiel dafr, wie wenig man den Informationen der Alliierten ber die deutschen Greueltaten vertrauen konnte. Logischerweise mten die Anklger Pius XII., die ihm sein Schweigen ber die von den Alliierten (in Wirklichkeit gewissen jdischen oder alliierten Propagandawerksttten) erhalte-nen Informationen vorwerfen, ihm auch zur Last legen, da er das "deutsche" Verbrechen von Katyn nicht angeprangert und so durch sein Schweigen Hitler von einer Nazi-Schreckenstat entlastet hat, ber die er gebhrend unterrichtet gewesen sei.

    Die erste Erklrung des Papstes (24. Dezember 1942)

    Wie als Echo der ersten Erklrung der Alliierten vom 17. Dezember 1942 beschlo der Papst eine Woche spter, in der Radiosendung vor dem Weihnachtstag 1942, einen Satz ber die Deportationen und die Konzentrationslager des Dritten Reichs einzuflechten. Die Juden wurden darin zwar nicht ausdrcklich genannt, aber der Hinweis auf Menschen, die einzig und allein aufgrund ihrer Zugeh-rigkeit zu einer Rasse verfolgt wrden, kannn sich nur auf sie bezogen haben. Angespielt wurde auch auf die Polen oder alle anderen Menschen, die nur wegen ihrer Nationalitt Verfolgungen ausgesetzt seien. Im Gegensatz zu den Alliierten drckte der Heilige Vater auch sein Mitgefhl mit den Opfern aller Bombardierungen aus. Im Krieg leiden alle, die knftigen Sieger wie die knftigen Besiegten, und in einem modernen Krieg sterben nicht nur Soldaten an der Front, sondern auch Zivilisten. Der Papst verlieh seinem Wunsch Ausdruck, die Zahl jener, die den Krieg beklagten und sich um die menschliche Person sowie um die Gemeinschaft der in Gott vereinigten Menschen sorgten, mge zu-nehmen, und rief aus:

    Diesen Wunsch schuldet die Menschheit den unzhligen Toten, die auf dem Schlachtfeld begra-ben liegen: Indem sie in Erfllung ihrer Pflicht ihr Leben gaben, brachten sie ein Opfer fr eine neue, bessere gesellschaftliche Ordnung. Diesen Wunsch schuldet die Menschheit der unendlichen, schmerzerfllten Menge von Mttern, Witwen und Waisen, die man des Lichtes, der Kraft, der Mglichkeit zur Bestreitung ihres Lebensunerhalts beraubt hat. - Diesen Wunsch schuldet die Menschheit den zahllosen Flchtlingen, die der Orkan des Krieges ihrer Heimat entrissen und auf fremder Erde zerstreut hat; sie knnten in die Klage des Propheten einstimmen: Hereditas nostra versa est ad alienos, domus nostrae ad extraneos [Unser Erbe ist den Fremden zuteil geworden und unsre Huser den Auslndern] (Klagelieder des Jeremias 5,2). Diesen Wunsch schuldet die Menschheit den Hunderttausenden von Menschen (alle centinaia di migliaia di persone), die, ohne jede eigene Schuld, manchmal einzig und allein aufgrund ihrer Nationalitt oder Rasse (talora solo per ragione di nazionalit o di stirpe) dem Tod oder einer zunehmenden Entkrftung ausgesetzt sind (sono destinate alla morte o ad un progressivo deperimento) (Hervorhebung von mir). Diesen Wunsch schuldet die Menschheit jenen vielen Millionen von Nichtkombattanten, Frauen, Kindern, Schwachen, Greisen, denen der Luftkrieg dessen Schrecken wir von Anfang an bereits viele Male angeprangert haben unterschiedslos das Leben, das Gut, die Gesundheit, die Huser, die Sttten der Barmherzigkeit und des Gebets geraubt hat. Allzu oft wird das Wort deperimento (Entkrftung) mit Auslschung, Vernichtung oder, was

    einen traurigen Tiefpunkt darstellt, Ausrottung bersetzt. Es sei klargestellt, da der Papst niemals von einer fortlaufenden Ausrottung, sondern von einer zunehmenden Entkrftung gesprochen hat.

    Revisionistisches Vertrauen des Papstes gegenber den Amerikanern

    Manche haben die Krze dieser Anspielung auf das Geschick der deportierten und internierten Ju-den bedauert; man nimmt kaum zur Kenntnis, da die Polen hier implizit in einem Atemzug mit den Juden erwhnt werden. Doch diese scheinbare Schchernheit (in Wirklichkeit Mssigung) des Papstes erklrt sich damit, was man sehr wohl als Vorsicht revisionistischen Charakters bezeichnen mssen wird. Am 30. Dezember 1942 hatte Harold H. Tittman, Assistent Myron Taylors, des persnlichen

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    Reprsentanten Prsident Roosevelts bei Papst Pius XII., eine vierzigmintige Unterredung mit dem Heiligen Vater. Letzterer warnte ihn abermals, falls die Alliierten Rom bombardierten, werde er feier-lich Protest einlegen mssen, und dies werde ihrer eigenen Sache schaden, insbesondere in der ffent-lichen Meinung Lateinamerikas. Dann ging das Gesprch auf die Radiosendung zu Weihnachten ber. Der Papst sagte, seiner Ansicht nach habe jedermann seine Anspielung auf die Polen, die Juden und die Geiseln verstehen mssen. Was Greueltaten anbetraf, habe er die Nazis nicht nennen knnen, denn dann htte er auch die Bolschewiken erwhnen mssen, was, so fgte er hinzu, den Alliierten keine sonderliche Freude bereitet htte. Im Anschlu an diese Unterredung verfate H. H. Tittmann zu Hn-den des State Department einen Bericht, den der Gesandte der Vereinigten Staaten in Bern nach Washington weiterleitete. Dort hie es:

    He stated that he feared that there was foundation for the atrocity reports of the Allies but led me to believe that he felt that there had been some exaggeration for purpose of propaganda. Taken as a whole he thought his message should be welcomed by the American people and I agreed with [him]. (Er legte dar, da er frchte, die Berichte der Alliierten ber Greueltaten knnten begrn-det sein, doch gab er mir zu verstehen, da er das Gefhl habe, zu Propagandazwecken habe man etwas bertrieben. In ihrer Gesamtheit, dachte er, msse seine Botschaft vom amerikanischen Volk gnstig aufgenommen werden, und ich stimmte zu 40) [Hervorbehung von mir]. Der britische Historiker Owen Chadwick, der an den Vlkermord und an die Gaskammern

    glaubt, nimmt einen aufschlureichen Vergleich vor. Er vergleicht die Greuelberichte zunchst mit der reservierten Aufnahme, die sie bei den Alliierten fanden diese stutzten ihren Inhalt gehrig zurecht , und dann mit der Reaktion des Papstes, der diesen Inhalt aus Furcht vor bertreibung nochmals ent-schrfte. O. Chadwick hebt hier ein Phnomen hervor, das er als bedauerlich beurteilt und das sich ihm zufolge im Falle Pius XII. mit einer gewissen Naivitt erklren lsst:

    Even in this utterance the Pope was very careful to guard against exaggeration. The story was, two million Jews killed for their race. The Allied Declaration had not believed it, and said hun-dreds of thousands. The Pope says, some hundreds of thousands. The story was that they were all killed just for their race and this was true. The Pope says they were sometimes killed only for their race, talora, on occasion. Like the minds of most of western Europe, the mind of the Pope was not bad enough to believe the truth. Like the high officials of the British Foreign Office he thought that the Poles and the Jews exaggerated for the sake of helping the war effort (Selbst bei diesen uer-ungen war der Papst sehr auf der Hut, um bertreibungen zu vermeiden. Die Nachricht lautete, zwei Millionen Juden seien aufgrund ihrer Rasse gettet worden. Die Alliierten hatten dies nicht geglaubt und in ihrer Erklrung [vom 17. Dezember 1942] von Hunderttausenden gesprochen. Der Papst spricht von einigen hunderttausend. Die Nachricht lautete, alle seien einzig und allein wegen ihrer Rasse gettet worden, und dies traf zu. Der Papst sagt, sie seien manchmal, [auf italienisch] talora, gelegentlich, einzig und allein wegen ihrer Rasse gettet worden. Wie die meisten in West-europa war der Papst nicht abgebrht genug, um die Wahrheit zu gla