Rollen, Bilder und Tabus Alter sieht Gut Aus...Rollen, Bilder und Tabus – die Alten und die Medien...

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zeitwertMagazin des Generali Zukunftsfonds

#2/2015

www.generali-zukunftsfonds.de

Alter sieht Gut Aus

... wenn es sich nicht um sich selbst dreht

Rollen, Bilder und Tabus

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Was wirklich wirktEs war im Herbst 2012, als wir beschlossen, überhaupt nichts mehr allein zu machen. Keine Initiative – und sei sie noch so klein – wollten wir mehr als einziger Förde-rer unterstützen, keine Veranstaltung mehr ohne ebenbürtige Partner organisieren, keine Initiative mehr ohne Mitstreiter starten. Bisher haben wir das einigermaßen durchgehalten.

Es ging und geht dabei nicht um Geld. Es geht darum, den Grundsatz des gemeinsa-men Wirkens in aller Konsequenz zu leben. Gemeinsam wirken bedeutet, auf ein Stück der eigenen Sichtbarkeit zu verzichten, das Ruder aus der Hand zu geben, Partnern zu vertrauen und Ressourcen zu teilen.

Das klappt mal besser und mal schlechter. Aber fast immer hilft dieses Handlungsprin-zip dabei, gute Initiativen von vornherein nachhaltiger zu gestalten, als es in einer solis-tischen Darbietung möglich wäre. Die fortgeschrittene Form ist die verbindliche und verbriefte Zusammenarbeit von Akteuren aus Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Das Programm „Engagierte Stadt“, von dem wir auch in dieser Ausgabe berichten, ist ein Beispiel dafür.

Nichts mehr allein zu machen - das kann man zwar für sich beschließen. Ohne echte Partner ist der Beschluss allerdings nichts wert. Wir haben diese Partner. Und das ist das Beste, was einem passieren kann. Wir haben Kolleginnen und Kollegen aus ande-ren Stiftungen und Unternehmen, die zu Freunden geworden sind. Wir haben starke und inspirierende Umsetzer in den gemeinnützigen Organisationen, mit denen ein Handschlag genügt.

Bei aller Wichtigkeit von Wirkung (pardon: Impact), Professionalität und Strategie scheint es geboten, sich an den Begriff Vertrauen zu erinnern – und dafür dankbar zu sein.

Es ist Sommer. Genießen wir ihn.

Herzlich, Ihre

Christoph Zeckra, Loring Sittler und Uwe Amrhein

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Titel

Rollen, Bilder und Tabus – die Alten und die MedienS. 16-25

Spotlight

Inside

Lorings Leseecke:Neue Bücher zu Demografie und AlterS. 26-27

Inhalt

Kölner WissenschaftsrundeS. 6-7

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Sputnik Moment 30 gewonnene LebensjahreS. 28-29

Netzwerktreffen „Engagierte Stadt“ S. 8-15

Im Land der LösungstauscherS. 30-37

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Kölner Wissenschaftsrunde

Älter, Bunter, Kölner ...Unter dieses Motto stellte die Kölner Wissenschaftsrunde ihre Aktivitäten im Wissenschaftsjahr 2015. Der Zusammenschluss der Kölner Hochschulen und Forschungseinrichtungen, der Stadt Köln und der IHK setzte damit ein Zei-chen für die Bedeutung der demografischen Veränderung als Forschungsfeld. Der Generali Zukunftsfonds unterstützte das Wissenschaftsjahr mit der För-derung einer Vernetzungs- und Wissenstransfer-Veranstaltung. Mit rund 80 Teilnehmenden war die Veranstaltung nicht nur gut besucht. Sie stieß mit ihrer Mischung aus Kommunikation, Erfahrungsaustausch und intensiver themati-scher Arbeit auf sehr positive Resonanz.

www.koelner-wissenschaftsrunde.de

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Engagierte Städtearbeiten zusammen

Netzwerktreffen in Berlin

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Zwei Tage lang trafen sich die Teilnehmer des Netz-werkprogramms „Engagierte Stadt“ in der Hauptstadt-repräsentanz der Robert Bosch Stiftung am Berliner Gendarmenmarkt, um sich kennenzulernen, Erfahrun-gen auszutauschen, gemeinsame Herausforderungen zu entdecken und Strategien zur Förderung des Bürger-engagements auszutauschen.

„Engagierte Stadt“ ist ein gemeinsames Programm des Bundesfamilienministeriums, der Bertelsmann Stiftung, der BMW Stiftung, des Generali Zukunfts-fonds, der Herbert Quandt Stiftung, der Körber Stif-tung und der Robert Bosch Stiftung.

www.engagiertestadt.de

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Netzwerkprogramm „Engagierte Stadt“

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Netzwerkprogramm „Engagierte Stadt“

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Netzwerkprogramm „Engagierte Stadt“

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Titel

Rollen, Bilder und Tabus – die Alten und die Medienvon Melanie Harmuth

7. Generali Zukunftssymposium

Medienanalyst Dr. Tobias Thomas wartete mit nachdenklich stimmenden Zahlen auf. Das Alter findet als Thema kaum in den Leitmedien statt – und wenn, dann fast immer negativ konnotiert.

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Auch wenn in den 2000er Jahren Filme übers Alter(n) boomten, auch wenn es mitt-

lerweile Plattformen wie linkedage.com gibt, über die sich Altenheimplätze europa-

weit tauschen lassen, auch wenn sich die Medienberichterstattung über Senioren

als Gruppen oder Thema in den Kategorien „positiv“ – „neutral“ – „negativ“ ungefähr

drittelt, wie Dr. Tobias Thomas von mediatenor in seinem Vortrag feststellte: Was

die mediale Landschaft heute redaktionell und werblich an Altersbildern anbietet, ist

nicht das, womit sich ältere Menschen identifizieren oder wovon sie sich gar ange-

sprochen fühlen.

Immer im Bilde: Die Social Wall fasste alle Beiträge über das Zukunftssymposium aus sozialen Medien in Echtzeit zusammen.

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Titel

Ihre Diskussion sorgte für Emotionen von Heiterkeit bis Empörung: (von links) Publizist und Agenturexperte Dr. Henning von Vieregge, Sozialunternehmer und „Dialog mit der Zeit“-Gründer Dr. An dreas Heinecke und die Schweizer TV- und Zeitungsjournalistin Dr. Klara Obermüller.

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In den Vorträgen und Diskussionen beim 7. Generali Zukunftssymposium wurde sehr schnell deutlich und war als roter Faden über beide Veranstaltungs-tage hinweg erkennbar, dass die medial angebotenen drei Prototypen „Rollator“/„Demenz“, „Mount-Everest-Besteiger und Marathonläufer“ und „Kreuzfahrttouris-ten“/„die Arosa-Alten“ keine Anknüpfungs-punkte für die wachsende Generation der Menschen ab Mitte fünfzig bieten.

Die Wüste der Wachstumsgreise

„Die Alten bewegen sich in einer kulturel-len Wüste. Sie sollen sich amüsieren, fit halten, ordentlich ernähren und am besten immer auf Reisen sein. Die Alten werden

gesellschaftlich nicht beteiligt“, führte Prof. Dr. Reimer Gronemeyer, Universität Gießen, in seinem mit Spannung verfolg-ten Vortrag aus. Er verglich das Leben der hiesigen „Wachstumsgreise“ – „das sind die, in deren Leben immer alles mehr geworden ist; mehr Einkommen, mehr Quadratmeter, mehr Kilometer“ – mit dem in subsaharischen Kulturen, die er aus sei-nem ausgiebigen Engagement dort kennt. Gronemeyer stellte dabei durchaus pro-vokante Fragen – etwa danach, wann sich die heutige, sich radikalisierende Leis-tungsgesellschaft zu fragen beginne, was die Alten eigentlich leisteten, oder ob das nicht nur „unnütze Esser“ seien? Zudem skizzierte der Soziologe die Gefahr der Selbstbezogenheit der Alten: „Es dreht

Ein Treffpunkt für Enga-gement- und Demografie-Interessierte war das Zukunftssymposium schon immer. Die siebte Auflage fiel besonders lebhaft aus.

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sich viel zu viel um die Alten. Sie sollten eher den Blick auf die Jungen wenden.“

„Medien schüren die Polarisierung“

Es scheint, als richte sich der Blick, auch der mediale, eher auf das Junge statt auf die Jungen. So stellte etwa Henning von Vieregge, der sich frei nach der Generali Altersstudie mit seinen 68 Jahren zehn Jahre jünger fühlt, fest, dass man vor allem in der Werbung eine Spiegelung suche, die einem sympathischer sei und der Vorstellung vom Ich gerechter werde als das eigene Spiegelbild. Bestsellerau-tor und Babyboomer Hajo Schumacher konstatierte in seinem polarisierenden Vortrag, dass junggebliebene „Alte, die Kunststücke vorführen, als Werbefiguren oder Medienpersönlichkeiten taugen“. Ansonsten bleibe nicht viel übrig: „Es gibt keine normalen Vorbilder über das Altern in Deutschland, nichts zwischen Demenz

und Marathon – Medien schüren per-manent die Polarisierung. Wir sind eine demografische Katastrophe, ein Kosten-posten und wir können Kunststücke – so sieht das Deutschlandbild des Alters aus.“

Seine zentrale These: Eine diskriminie-rungsfreie Altersbeschreibung gibt es nicht, weil Sprache geronnenes Denken sei. Und solange sich das Denken nicht ändere, seien kosmetische Korrekturen an Altersbild oder Sprachbildern obsolet: „Oder möchten Sie Menschen mit Senio-renhintergrund sein?“

Menschen mit Seniorenhintergrund oder Dialogsenioren?

„Ältere Dame ist noch die beste Bezeich-nung“, stellte Journalistin und Buchautorin Dr. Klara Obermüller angesichts „läppi-scher Euphemismen“ wie Best Ager fest. Sie finde sich in keinen Bildern wieder,

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Deutliche Worte: Joachim Gauck stellt klare Forderun-gen an Politik und Wirtschaft.

Unten: Bestsellerautor und Journalist Dr. Hajo Schumacher provozierte erst sein Auditorium mit einem bissigen Vortrag über Alte in der selbst gewähl-ten Opferrolle und verstand sich dann prächtig mit dem 78-jährigen Social-Media-As Herbert Schmidt.

Links: „Dran bleiben!“ Generali-Aufsichtsratsvorsit-zender Dietmar Meister betonte die Beharrlichkeit, die man braucht, um die Potenziale des Alters und des Bürgerengagements sichtbar zu machen.

Mitte: Das Publikum diskutierte engagiert und kritisch mit.

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warf aber auch die Frage auf, ob die-ses Nicht-Existieren geeigneter medialer Altersbilder mit der vermeintlich vorneh-men Zurückhaltung der Älteren zu tun habe. Diese wollten sich zwar einbringen, aber nicht aufdringlich sein, sondern lieber gefragt werden. Hier sei, um gehört, wahr-genommen und respektiert zu werden, ein Mentalitätswandel erforderlich: „Man sollte sich einbringen, auch ohne gefragt zu werden.“

Ein Beispiel hierfür lieferte Andreas Hei-necke, Gründer von „Dialog im Dunkeln“, „Dialog im Stillen“ und des vom Generali Zukunftsfonds unterstützten „Dialog mit

der Zeit“. Letztere Ausstellung beschäftigt sich mit dem Alter und Altwerden – und lebt davon, dass mindestens 70-Jäh-rige durch die Ausstellung führen. Die 35 „Senior Guides“ aus der Frankfurter Sta-tion der Ausstellung haben sich eigeniniti-ativ zusammengeschlossen – und setzen nun als „Dialogsenioren“ den generatio-nenübergreifenden Dialog an Schulen fort.

Das Generali Zukunftssymposium hat sich als Diskussions- und Austauschplattform zu Fragen rund um den demografischen Wandel mit jährlich gut 100 Teilnehmern fest etabliert. Es findet im Dominium, dem Unternehmenssitz der Generali

Die Social-Media-Experten Katarina Peranic (Mitte) und Herbert Schmidt (rechts) sind sich einig: In den digitalen Medien sind alte Menschen noch deutlich mehr Konsumenten als Mitgestalter.

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Loring Sittlers Fazit: Für eine differenzierte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit tragen alte Menschen selbst Verantwortung. Er schilderte konkrete Beispiele von acht Initiativen und Organisatio-nen, die das Bild ihrer Generation nicht anderen überlassen.

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Deutschland Holding AG in Köln, statt. Die zweitägige Veranstaltung, durch die Christoph Zeckra, Gesamtverantwort-licher Generali Zukunftsfonds, führte, lebte auch dieses Jahr von der Vielfalt der Beiträge: Grußworte von Jürgen Roters, Oberbürgermeister der Stadt Köln, und Dietmar Meister, Aufsichtsratsvorsitzender der Generali Deutschland Holding AG, Expertenvorträge und die beiden von Uwe Amrhein, Leiter Generali Zukunftsfonds, moderierten interaktiven Formate, eine Podiumsdiskussion und ein „intergenera-tiver Streifzug durchs Netz“. „Der älteste

Twitterer Würzburgs“ Herbert Schmidt warf gemeinsam mit Stiftung-Bürgermut-Geschäftsführerin Katarina Peranic einen Blick auf die Rolle der Alten in den sozia-len Medien (auch hier: zu viel Zurückhal-tung) und gut frequentierte Auftritte, etwa den der Hamburger Initiative „Wege aus der Einsamkeit“. Das flammende Fazit von Loring Sittler, Leiter Generali Zukunfts-fonds, beschloss als mittlerweile eigene Tradition das zweitägige Symposium.

Kölns Oberbür-germeister Jür-gen Roters (links) eröffnete den zweiten Tag. Hier im Gespräch mit Zukunftsfonds-Teamchef und Tagungsmode-rator Christoph Zeckra.

Franz-Ludwig Blömker (links), Vorstand der Bundesarbeits-gemeinschaft der Senioren-büros, hat Großes vor. So scheint es jedenfalls im Gespräch mit dem Gelsen-kirchener Seniorennetzwer-ker Bernd Hellmann.

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So ausgelassen, wie Prof. Dr. Reimer Gronemeyer (rechts) hier mit Generali-Aufsichts-ratschef Dietmar Meister (links) und GZF-Leiter Uwe Amrhein lacht, so nach-denklich war sein Vortrag als Höhepunkt des zweiten Tages.

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Lorings Leseecke

Buchtipps

Bemächtige Dich selbst

Eine dringende Empfehlung an geneigte Leser: Lesen Sie das Buch, aber bitte nicht von vorne!

Fangen Sie mit Seite 186 an und lesen Sie die Informationen zum wirklich überzeugenden prakti-schen Empowerment-Ansatz der Eltern AG mit Beispielen und kon-kretem Nutzen bei der täglichen

wirksamen Arbeit vor Ort. Wenn Sie dieses konkrete Wissen im Kopf haben, dann können Sie den sehr anspruchsvollen the-oretischen Unterbau und die ganze Diffe-renzierung in einzelne praktische Instru-mente und Schritte des Vorgehens bei der Methode Empowerment angemessen einordnen.

Der Hauptteil des Buches besteht aus einer Einführung in die „Rettung der Welt“. Dafür sieht der Autor eine „Revolution“ im Sinne von „Neuformatieren des Hand-lungsspielraums“ und den Aufbau einer

„konvivialen Gesellschaft“ als Vorausset-zung. Armbruster geht es um eine von Einzelnen durch „Bewusstmachung per-sönlicher und kontextueller Ressourcen“ voranzutreibende „Überwindung des industriellen Konsumismus“ und aller von diesem „überformten sozialen und kultu-rellen Gefühle und Vorstellungen“.

Die zum Teil überspitzt formulierten The-sen zum Determinismus und Konformi-tätsdruck, zur „Fehlkonstruktion im Kapi-talismus“ sowie zum „antihedonistischen Korsett des realen Alltags“ sind zwar stichhaltig, erwecken aber ein wenig den Eindruck eines post-marxistischen Sys-temverisses bei gleichzeitiger Überhö-hung eines angenommenen Gutmenschen.

Einig kann man mit Meinrad Armbruster sein, dass „die Menschen sich selbst bemächtigen müssen“.

Meinrad Armbruster: Selbermachen! Mit Empowerment aus der KriseHerder Verlag, Freiburg, 2015, 224 SeitenISBN 978-3-451-31597-8

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Öffnet Euch!

Ein 631 Seiten dicker Wälzer, dessen auch anteilige Lektüre mehr bringt als der spröde Titel verspricht – vor allem für diejeni-gen Akteure der Zivilgesellschaft, die an einer systematischen Weiterent-wicklung der gesellschaftlichen Rahmen-bedingungen für bürgerschaftliches Enga-gement interessiert sind.

Die Autoren verdeutlichen im Kapitel „Vor-stellungen und Steuerungsversuche“ die unterschiedlichen Funktionen der Freien Wohlfahrtspflege und deren jeweilige Eigenarten: Die „assoziative Funktion“ (gemeinschaftlich gesellschaftsgestalte-risch tätig werden), die „interessenpoliti-sche Funktion“ (für Mitglieder und Klien-ten) und die „betriebswirtschaftliche Funktion“ als sozialer Dienstleister in Ein-richtungen. Aus dieser „heterogenen Organisationslandschaft“ leiten die Auto-ren einen Bedarf an „organisationsspezifi-schen Konzepten und Maßnahmen“ ab, der sich einstellen muss auf die fünf vor-wiegenden „Organisationstypen“.

Damit verabschieden sie sich von Ein-heitskonzepten der Engagementförderung und weisen dabei gleich das weitverbrei-tete Klagen über die angebliche „Ökono-misierung“ zurück: „Die Befunde machen darauf aufmerksam, dass sich vorhan-dene ökonomische und

betriebswirtschaftliche Deutungs- und Handlungsmuster nicht zwingend negativ auf die Engagementbereitschaft von Bür-gern auswirken müssen.“ Das Buch ist ein Lehrtext für Engagementförderer aus allen Sektoren, aus dem auch der bisher „nicht gehobene Schatz“ an Engagementpoten-zial innerhalb und außerhalb der Organisa-tion sichtbar wird. Das gipfelt in dem ver-klausulierten, aber harten Urteil: „Der Stand der verbandlichen Engagementdiskussion (vermag) nicht zu überzeugen“. Und: „Die Freie Wohlfahrtspflege scheint im Engage-mentbereich eine starke Binnenorientierung zu pflegen und die Umweltbezüge zur Bür-gergesellschaft zu vernachlässigen.“ Öffnet euch endlich, möchte man rufen.

Rolf Heinze bringt in seinem Statement die notwendige Veränderung auf den Punkt: Aus der „Entgrenzung“ der Enga-gementlandschaft leitet er die notwendige „Hybridisierung der Wohlfahrtsproduk-tion“ ab. Heinze fordert, „neue strategi-sche Allianzen mit Akteuren aus anderen Handlungsfeldern (etwa im Feld des altengerechten Wohnens mit der Woh-nungswirtschaft) aufzubauen.“Seinem Schlusssatz schließt sich der Rezensent mit Begeisterung an: „Erfor-derlich wäre eine innovationsorientierte, aktivierende soziale Dienstleistungspolitik, die bislang in Deutschland noch unterent-wickelt ist.“

Holger Backhaus-Maul, Karsten Spreck, Miriam Hörnlein, Maud Krohn: Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege. Empirische Befunde aus der Terra incognita eines Spitzenverbandes.Springer VS Verlag, Heidelberg, 2015ISBN 978-3-658-06965-0

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Wie wollen wir umgehen mit 30 gewonnenen Jahren? Die New Yorker Altersforscherin Linda Fried nennt es eine der größten Chancen und Herausforderungen in der Geschichte der Menschheit, einen „Sputnik Moment“.

So heißt der Dokumentarfilm, mit dem sich der Regisseur Lukas Schmid und die Produzentin Barbara Wackernagel-Jacobs der neuen Erzählung über das Alter nähern.

Das Ergebnis verblüfft mit einer bisher unbekannten Verbindung von fachlicher Kompetenz und Emotionalität. Bilder und Protago-nisten der „gewonnenen Jahre“ berühren, regen und rühren an, während sich die besten Forscher und Chronisten des Themas in aller gebotenen Tiefe äußern. Beides hebt einander nicht auf, sondern verstärkt sich wechselseitig.

Ein verblüffender, ein bewegender Film. Der Generali Zukunfts-fonds hat sich mit einem bescheidenen Beitrag an der Produktion beteiligt.

Der ganze Film kann voraussichtlich ab Ende August bei der carpe diem Filmproduktionsgesellschaft auf DVD bestellt werden:

carpe diem Film & TV Produktions GmbHKettenstraße 2, 66119 SaarbrückenE-Mail: [email protected]

Neuer Film

Sputnik Moment 30 gewonnene Lebensjahre

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openTransfer Camp Demografie

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openTransfer Camp Demografie

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openTransfer Camp Demografie

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Verantwortung

NachhaltigkeitUnternehmerisches Engagement

Unter- nehmen Umwelt

Freiwilliges Engagement Mitarbeiter

Bürger unternehmen

Zukunft

Standort- förderung

Generali ZukunftsfondsBürgerschaftliches Engagement

Kommunikation

Mensch

Generali Zukunftsfonds

Das „Haus der Verantwortung“ bündelt als gedankliches Bild das unternehmerische und bürgerschaftliche Engagement der Generali Deutschland Gruppe. Die entweder dem Nachhaltigkeitsmanagement (unternehmerisches Engagement) oder dem Generali Zukunftsfonds (bürgerschaftliches Engagement) zugeordneten Initiativen sind Teil der Gesamtverantwortung des Unternehmens.

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Impressum

HerausgeberGenerali Deutschland Holding AGTunisstraße 19-2350667 KölnEingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Köln unter HRB 66277

UnternehmenskommunikationDr. Andrea Timmesfeld, AbteilungsleiterinTelefon: +49 (0) 221 4203-1116E-Mail: [email protected]

Generali ZukunftsfondsChristoph Zeckra, Loring Sittler, Uwe AmrheinTelefon: +49 (0) 221 4203-3815E-Mail: [email protected]

Internetwww.generali-zukunftsfonds.dewww.generali-deutschland.de/verantwortungwww.generali-altersstudie.de

Layout und ProduktionStiftung Bürgermut

ProgrammierungHilger & Boie/noonox

Titelfoto und Seiten 16-25: Markus Bollen; Seite 2: Ruprecht Stempell; Seiten 6-7: Samantha Dietmar; Seiten 8-15: Kathrin Harms;Seiten 28-29: www.carpediem-filmproduktion.de; Seiten 30-37: Thilo Schmülgen

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Das nächste zeitwert-Magazin erscheint im September 2015.