ruBENS - Ruhr-Universit..t Bochum | menschlich · tenplätze mehr Geld verlangen als für...

8
RUB ENS NACHRICHTEN, BERICHTE UND MEINUNGEN AUS DER RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM 20. JAHRGANG, NR. 167, FEBRUAR 2013 Anzeige Vom 7. Februar bis zum 7. April sind im Treppenhaus der Universitätsbibliothek Bilder von Dejan Vekić zu sehen: „Offe- ner Blick – Fotografische Spuren urbanen Lebens“ (Mo-Fr 8-24, Sa 11-20, So 11-18 h, Eintritt frei). Vekić ist einer der bedeutendsten bos- nisch-herzegowinischen Fotografen der Gegenwart. Dem „offenen Blick“ vertrau- end, strebt er danach, alltäglich wirkende Komponenten der umgebenden Realität mit ästhetischen Effekten zu verbinden. Ziel ist es, weder zu dokumentieren noch abzubilden. In der UB werden in Koope- ration mit der Südosteuropa-Gesellschaft Vekic’s Arbeiten aus drei Serien gezeigt: „wieSarajevo“ (1992-1995), Paris (1998- 2001) und Gefängnis Zenica (2004). Der Autor konzentriert sich vorwiegend auf „begrenzte“ Mikrokosmen wie das be- lagerte Sarajevo, die aus der Vogelpers- pektive abgebildeten Straßen von Paris und das Gefängnis in der zentralbosni- schen Stadt Zenica. Vekić sucht die Ob- jekte nicht, sondern lässt sich von ihnen anziehen. Sein „Fotoatelier“ ist die gren- zenlose Vielfalt der ihn umgebenden Welt, die genug Motive ohne jegliche „Inszenie- rung“ bietet. ad OFFENER BLICK mit Rückendeckung eigenverantwort- lich arbeiten lassen. 8, Fürsorgepflicht wahrnehmen: Ar- beit ist nur das halbe Leben, deshalb ist es aus Sicht der Mitarbeiter wichtig, dass Vorgesetzte ihre Bedürfnisse be- rücksichtigen und z.B. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Urlaub und Krankheit respektieren. Tipps für Mitarbeiter Auch Mitarbeiter haben einen An- teil daran, dass Führung gut funktio- niert. Die Teilnehmer/innen des Work- shops haben deshalb auch ihr eigenes Verhalten selbstkritisch unter die Lupe genommen. Drei Tipps an Kolleg/innen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten und im Team sind dabei herausgekommen: 1, Den Dialog suchen und Mut zur konstruktiven Kritik haben, z.B. bei Un- klarheiten nachfragen, Interesse an ei- ner Weiterentwicklung deutlich ma- chen, Feedback geben, auch mal nein sagen. Tipp 2: Loyalität beweisen, d.h., an einem Strang ziehen und dem Vorge- setzten mit respektvoller Unterstüt- zung zur Seite stehen. Man soll selbst das umsetzen, was man von der Füh- rungskraft erwartet. Tipp 3: Eigenverantwortlich den ei- genen Arbeitsbereich ausfüllen – hier heißt es z.B. gut organisiert zu sein. Rektorat und Dezernenten haben die Ergebnisse zum Anlass genommen, al- le Überlegungen zur Führung in einer Charta zu bündeln. 2013 wird es zahl- reiche Workshops für Mitarbeiter/innen geben, um sie zu entwickeln. Am Ende steht eine verpflichtende Schulung für alle neuen Führungskräfte der RUB aus Wissenschaft und Verwaltung, die auf der Charta fußt. Haben Sie Interesse sich zu beteiligen? Unter www.rub.de/ fuehrung finden Sie Infos und können Ihre Meinung sagen! Anja Tillmann/md Was macht einen guten Vorgesetz- ten aus? Dieser Frage widmeten sich mehr als 120 RUB-Beschäftigte ohne Führungsverantwortung im Oktober 2012 im Workshop „Perspektivwech- sel Führung“ auf Einladung von Rektor und Kanzler. Was brauchen Mitarbei- ter von ihren Vorgesetzten, damit sie gut arbeiten können? Was können sie selbst beitragen, um ihre Vorgesetzten zu unterstützen? Herausgekommen sind zahlreiche Empfehlungen für Füh- rungskräfte und für Kollegen aus der Mitarbeiterperspektive – hier die wich- tigsten Tipps (ausführlich: www.rub.de/ fuehrung): 1, Wertschätzung zeigen: Die Mitar- beiter/innen wünschen sich, von ihren Vorgesetzten sowohl als Teammitglied als auch als Individuen wahrgenommen zu werden, sie wollen menschlich, res- pektvoll und wertschätzend behandelt werden. Offenheit, Ehrlichkeit und die Anerkennung von Leis- tungen gehören dazu. 2, Transparenz her- stellen: Eine gerechte Behandlung ist den Mit- arbeitern wichtig, d.h. auch: gleiche Infos für alle! In regelmäßigem Austausch machen Vor- gesetzte im Idealfall ihre Entscheidungen transparent, kommu- nizieren verständlich und sind für Nachfra- gen offen. So werden alle Teammitglieder „mitgenommen“. 3, Im Dialog sein und bleiben: Um das große Ganze zu verstehen, wünschen sich Mitarbeiter einen regelmäßigen In- formationsaustausch, die konkrete und zeitnahe Diskussion von Problemen. Vorgesetzte hören aktiv zu, erkennen die Bedeutung von (Mitarbeiter-)Gesprä- chen (an) und führen diese regelmäßig. Zeiten für Feedback einzuplanen ist wichtig; zudem ist hilfreich, wenn Vor- gesetzte gut über die Arbeitsabläufe ih- rer Mitarbeiter/innen Bescheid wissen. 4, Klar kommunizieren: Eindeutig- keit ist Trumpf: Wenn Vorgesetzte klare Ziele, Prioritäten, Zuständigkeiten und Fristen vermitteln, Verantwortlichkei- ten festlegen und verlässlich sind, be- weisen sie einen kontinuierlichen und gradlinigen Führungsstil, den Mitarbei- ter sich wünschen. 5, Fortbildungen in Anspruch neh- men: Bei Problemen im Team sollten Vorgesetzte sich nicht scheuen, pro- fessionelle Hilfe zu holen (z.B. externe Mediatorin, Personalrat, Coaching). Die Mitarbeiter wünschten sich zudem ver- pflichtende Einführungskurse in Per- sonalführung für ihre Vorgesetzten, die Themen wie Kommunikation, Wert- schätzung, „Rückendecken“ und Karri- ereentwicklung aufgreifen. 6, Konfliktfähig, entscheidungs- freudig und souverän sein: Vorgesetz- te sollten keine Angst vor Konflikten haben. Sie sollten Souveränität ausstrahlen, d.h. konse- quent, entscheidungs- freudig und selbstlos handeln. Offen und kon- struktiv sein und Po- sition beziehen – das sind Eigenschaften, die ein Vorgesetzter be- nötigt. Die Übernahme von Verantwortung für das Team und die Auf- gaben sind ebenfalls unabdingbar. 7, Ressourcen erkennen und fördern: Vorgesetzte sollten die Potentiale ih- rer Mitarbeiter erkennen und fördern, indem sie konkrete Angebote machen (z.B. interdisziplinäre Projekte, Fortbil- dung) – das wünschen sich die Kolleg/ innen. Es hilft ihnen, wenn ihre Vorge- setzten ihnen etwas zutrauen und Kom- petenzbereiche schaffen, ihnen Hand- lungsspielräume ermöglichen und sie VON MITARBEITERN EMPFOHLEN Foto: Nelle MIT POP UND HIRN ZUM DOKTORTITEL Foto: ifb Junge Männer im Gefängnis Zenica Fotos: Dejan Vekić mehr dazu ab Seite 4

Transcript of ruBENS - Ruhr-Universit..t Bochum | menschlich · tenplätze mehr Geld verlangen als für...

RUBensNachrichteN, Berichte uNd MeiNuNgeN aus der ruhr-uNiversität BochuM 20. JahrgaNg, Nr. 167, feBruar 2013

Anzeige

Vom 7. Februar bis zum 7. April sind im Treppenhaus der Universitätsbibliothek Bilder von Dejan Vekić zu sehen: „Offe-ner Blick – Fotografische Spuren urbanen Lebens“ (Mo-Fr 8-24, Sa 11-20, So 11-18 h, Eintritt frei).

Vekić ist einer der bedeutendsten bos-nisch-herzegowinischen Fotografen der Gegenwart. Dem „offenen Blick“ vertrau-end, strebt er danach, alltäglich wirkende Komponenten der umgebenden Realität mit ästhetischen Effekten zu verbinden. Ziel ist es, weder zu dokumentieren noch abzubilden. In der UB werden in Koope-ration mit der Südosteuropa-Gesellschaft Vekic’s Arbeiten aus drei Serien gezeigt: „wieSarajevo“ (1992-1995), Paris (1998-2001) und Gefängnis Zenica (2004). Der Autor konzentriert sich vorwiegend auf „begrenzte“ Mikrokosmen wie das be-lagerte Sarajevo, die aus der Vogelpers-

pektive abgebildeten Straßen von Paris und das Gefängnis in der zentralbosni-schen Stadt Zenica. Vekić sucht die Ob-jekte nicht, sondern lässt sich von ihnen anziehen. Sein „Fotoatelier“ ist die gren-

zenlose Vielfalt der ihn umgebenden Welt, die genug Motive ohne jegliche „Inszenie-rung“ bietet. ad

Offener Blickmit rückendeckung eigenverantwort-lich arbeiten lassen.

8, Fürsorgepflicht wahrnehmen: Ar-beit ist nur das halbe leben, deshalb ist es aus Sicht der Mitarbeiter wichtig, dass Vorgesetzte ihre Bedürfnisse be-rücksichtigen und z.B. die Vereinbarkeit von familie und Beruf sowie Urlaub und krankheit respektieren.

tipps für Mitarbeiter

Auch Mitarbeiter haben einen An-teil daran, dass führung gut funktio-niert. Die Teilnehmer/innen des Work-shops haben deshalb auch ihr eigenes Verhalten selbstkritisch unter die lupe genommen. Drei Tipps an kolleg/innen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten und im Team sind dabei herausgekommen:

1, Den Dialog suchen und Mut zur konstruktiven kritik haben, z.B. bei Un-klarheiten nachfragen, interesse an ei-ner Weiterentwicklung deutlich ma-chen, feedback geben, auch mal nein sagen.

Tipp 2: Loyalität beweisen, d.h., an einem Strang ziehen und dem Vorge-setzten mit respektvoller Unterstüt-zung zur Seite stehen. Man soll selbst das umsetzen, was man von der füh-rungskraft erwartet.

Tipp 3: Eigenverantwortlich den ei-genen Arbeitsbereich ausfüllen – hier heißt es z.B. gut organisiert zu sein.

rektorat und Dezernenten haben die Ergebnisse zum Anlass genommen, al-le Überlegungen zur führung in einer charta zu bündeln. 2013 wird es zahl-reiche Workshops für Mitarbeiter/innen geben, um sie zu entwickeln. Am Ende steht eine verpflichtende Schulung für alle neuen Führungskräfte der RUB aus Wissenschaft und Verwaltung, die auf der charta fußt. Haben Sie interesse sich zu beteiligen? Unter www.rub.de/fuehrung finden Sie Infos und können ihre Meinung sagen! Anja Tillmann/md

Was macht einen guten Vorgesetz-ten aus? Dieser frage widmeten sich mehr als 120 RUB-Beschäftigte ohne führungsverantwortung im Oktober 2012 im Workshop „Perspektivwech-sel führung“ auf einladung von rektor und kanzler. Was brauchen Mitarbei-ter von ihren Vorgesetzten, damit sie gut arbeiten können? Was können sie selbst beitragen, um ihre Vorgesetzten zu unterstützen? Herausgekommen sind zahlreiche empfehlungen für füh-rungskräfte und für Kollegen aus der Mitarbeiterperspektive – hier die wich-tigsten Tipps (ausführlich: www.rub.de/fuehrung):

1, Wertschätzung zeigen: Die Mitar-beiter/innen wünschen sich, von ihren Vorgesetzten sowohl als Teammitglied als auch als individuen wahrgenommen zu werden, sie wollen menschlich, res-pektvoll und wertschätzend behandelt werden. Offenheit, ehrlichkeit und die Anerkennung von Leis-tungen gehören dazu.

2, Transparenz her-stellen: Eine gerechte Behandlung ist den Mit-arbeitern wichtig, d.h. auch: gleiche Infos für alle! In regelmäßigem Austausch machen Vor-gesetzte im idealfall ihre entscheidungen transparent, kommu-nizieren verständlich und sind für nachfra-gen offen. So werden alle Teammitglieder „mitgenommen“.

3, Im Dialog sein und bleiben: Um das große Ganze zu verstehen, wünschen sich Mitarbeiter einen regelmäßigen In-formationsaustausch, die konkrete und zeitnahe Diskussion von Problemen. Vorgesetzte hören aktiv zu, erkennen die Bedeutung von (Mitarbeiter-)Gesprä-chen (an) und führen diese regelmäßig. Zeiten für feedback einzuplanen ist wichtig; zudem ist hilfreich, wenn Vor-

gesetzte gut über die Arbeitsabläufe ih-rer Mitarbeiter/innen Bescheid wissen.

4, Klar kommunizieren: Eindeutig-keit ist Trumpf: Wenn Vorgesetzte klare Ziele, Prioritäten, Zuständigkeiten und fristen vermitteln, Verantwortlichkei-ten festlegen und verlässlich sind, be-weisen sie einen kontinuierlichen und gradlinigen führungsstil, den Mitarbei-ter sich wünschen.

5, Fortbildungen in Anspruch neh-men: Bei Problemen im Team sollten Vorgesetzte sich nicht scheuen, pro-fessionelle Hilfe zu holen (z.B. externe Mediatorin, Personalrat, coaching). Die Mitarbeiter wünschten sich zudem ver-pflichtende Einführungskurse in Per-sonalführung für ihre Vorgesetzten, die Themen wie kommunikation, Wert-schätzung, „Rückendecken“ und Karri-ereentwicklung aufgreifen.

6, Konfliktfähig, entscheidungs-freudig und souverän sein: Vorgesetz-

te sollten keine Angst vor konflikten haben. Sie sollten Souveränität ausstrahlen, d.h. konse-quent, entscheidungs-freudig und selbstlos handeln. Offen und kon-struktiv sein und Po-sition beziehen – das sind eigenschaften, die ein Vorgesetzter be-nötigt. Die Übernahme von Verantwortung für das Team und die Auf-gaben sind ebenfalls

unabdingbar.7, Ressourcen erkennen und fördern:

Vorgesetzte sollten die Potentiale ih-rer Mitarbeiter erkennen und fördern, indem sie konkrete Angebote machen (z.B. interdisziplinäre Projekte, Fortbil-dung) – das wünschen sich die Kolleg/innen. es hilft ihnen, wenn ihre Vorge-setzten ihnen etwas zutrauen und kom-petenzbereiche schaffen, ihnen Hand-lungsspielräume ermöglichen und sie

voN MitarBeiterN eMpfohleN

Foto

: Nel

le

Mit pop uNd hirN zuM

doktortitel

Foto

: ifb

Junge Männer im Gefängnis Zenica

Foto

s: D

ejan

Vek

mehr dazu ab Seite 4

01. februar 20132 ruBeNs

Ein Jahr nach Abschaffung der Studienge-bühren in NRW ist die Debatte über die Fi-nanzierung der Hochschulen längst nicht abgeschlossen. In Niedersachsen und Bay-ern waren bzw. sind Studiengebühren Wahl-kampfthema. Ein neues Finanzierungkon-zept mit dem Namen „UniSol 35 plus“ hat jetzt der Bochumer Ökonom Stefan Winter vorgelegt. Die öffentliche Vorstellung des Konzepts erfolgte Anfang Dezember auf ei-ner Fachtagung der CDU-Fraktion im Düs-seldorfer Landtag. Basis ist eine Solidarabga-be, die erst nach dem Studium erhoben wird – und zwar nur von denjenigen Absolventen, deren Jahreseinkommen 35.000 Euro brut-to überschreitet: Nachgelagert, solidarisch und gerecht sind die Aspekte, die „UniSol 35 plus“ laut Prof. Winter charakterisieren. Stefania Parnici hat ihn zu seinem Konzept befragt. Was aber halten die Studenten von dieser geplanten Abschaffung der Abschaf-fung? Zum Beispiel ausländische Studieren-de, die genau deswegen nach Deutschland gekommen sind, weil hier die Kosten für das Studium im Vergleich zu ihren Heimatlän-dern wesentlich geringer sind? RUBENS hat darüber mit Daniel Terheyden-Keighley (23) aus Leeds gesprochen und stellt seine An-sichten denen von Prof. Winter gegenüber. Daniel studiert seit Oktober 2011 den „In-ternational Master of Molecular and Deve-lopmental Stem Cell Biology“ an der RUB.

RUBENS: Herr Prof. Winter, wann und warum haben Sie sich erstmals wissen-schaftlich mit Studiengebühren bzw. deren Abschaffung beschäftigt?

Stefan Winter: Als vor einigen Jahren in Deutschland die Debatte über die Einfüh-rung von Studiengebühren losging, stellte sich natürlich auch in NRW die Frage, wie man dazu steht. Das betraf nicht nur die Landespolitik, sondern auch einzelne Unis und Fakultäten. Unsere Fakultät hat sich damals sehr intensiv damit auseinanderge-setzt. Schließlich haben wir eine Stellung-nahme für die Einführung von Studienge-bühren abgegeben. Vor zwei Jahren habe ich dann im Landtag an einer Experten-An-hörung teilgenommen und mich vorab er-neut sehr eingehend mit Pros und Contras beschäftigt – und auch damit, wie das The-ma in der restlichen Welt gehandhabt wird.

Ich denke, in Deutsch-land gibt es zu viele The-men, bei denen fast nur mit Emotionen gearbei-tet wird und nicht mit Sachargumenten. Die Diskussion zu Studien-gebühren ist hoch emo-tional. Wenn wir uns die Debatten in den Par-lamenten über die Ab-schaffung von Studien-gebühren ansehen, gibt es immer ein einziges Argument: Die Studien-gebühren sind sozial un-gerecht, man muss sie abschaffen, weil sie sozi-al schwächere Menschen von Bildung ausschlie-ßen. Das ist alles. Nicht diskutiert wird z.B., wie, wann und vom wem Ge-bühren erhoben werden könnten. Es wird auch nicht auf andere Länder und deren zum Teil langjährige Erfahrun-gen geschaut. Seit Australien 1989 Studi-engebühren eingeführt hat, studieren dort wesentlich mehr Menschen als früher – aus allen sozialen Schichten.

3 Mrd. für chefärzte

RUBENS: Wie sollten Studiengebühren Ihrer Meinung nach ausgestaltet werden?

SW: Es gibt ja zwei prinzipielle Möglich-keiten, Studienplätze zu finanzieren: entwe-der öffentlich aus Steuermitteln oder privat über Gebühren. Natürlich kann man beides auch kombinieren. Bei der reinen Steuerfi-

nanzierung treten jedoch erhebliche Proble-me auf. Beispielsweise arbeiten inzwischen 17.000 deutsche Ärzte im Ausland, vor al-lem in der Schweiz. Deren Ausbildung hat die Bundesländer knapp über 3 Mrd. Eu-ro gekostet, von denen kein einziger Eu-ro über Steuern zurückfließt. Ferner muss man sich natürlich die Frage stellen, wofür man in Zeiten knapper Kassen Steuermit-tel ausgeben will. Und da halte ich es, ge-linde gesagt, für einen bildungspolitischen Offenbarungseid, dass wir einerseits nicht genügend Kindergartenplätze haben, an den Schulen in erheblichem Umfang der Unter-richt ausfällt und 7 Prozent der deutschen Schüler die Schulen ohne Abschluss verlas-sen, wir aber andererseits genug Geld ha-ben, Schweizer Chefärzten die Ausbildung zu bezahlen, die pro Person 180.000 Euro kostet. Man kann unmöglich für Kindergar-tenplätze mehr Geld verlangen als für Stu-dienplätze. Das ist nicht nur ein bildungs-politischer, sondern auch ein intellektueller Offenbarungseid. Auch ist mir nicht ersicht-lich, wie man Handwerkern ihre Meister-ausbildung privat bezahlen lassen kann und gleichzeitig Akademikern ihr Hochschul-studium schenkt. Akademiker verdienen im Durchschnitt etwa 65.000 Euro brutto pro Jahr, Nichtakademiker 37.000. Der Le-benseinkommensvorteil von Akademikern liegt im Schnitt bei über 1 Mio. Euro. Wenn man von erfolgreichen Akademikern nach ihrem Studium lebenslang 25 Euro pro Mo-nat für ein Bachelorstudium und weitere 25 Euro pro Monat für den Master verlangte, würde das nicht nur die Ausbildungsqua-lität verbessern, sondern das Geld würde z.B. auch ausreichen, den Numerus Clau-sus abzuschaffen. Und ganz ehrlich: Wem Bildung in Form eines fünfjährigen Studi-ums keine 50 Euro pro Monat wert ist, der hat meines Erachtens an einer Universität auch nichts verloren.

RUBENS: Daniel, wie kamst du auf die Idee, in Deutschland zu studieren?

Daniel Terheyden-Keighley: Meine Mut-ter kommt aus Deutschland, darum habe ich auch Deutsch gelernt. Außerdem habe ich in Nordrhein-Westfalen eine Cousine, die in Bochum mein Fach, Molekularbiologie, studiert hat. Deswegen habe ich mir nach

dem Bachelor überlegt, an der RUB meinen Master zu machen.

RUBENS: Viele internationale Studen-ten sind nach Deutschland gekommen, weil hier das Studium im Vergleich mit ihren Heimatländern günstiger ist, in den meis-ten Bundesländern sogar kostenlos. Kön-nen Sie diese Entscheidung nachvollziehen?

SW: Da ich Ökonom bin, kann ich diese Entscheidung gut nachvollziehen, das ist in-dividuell vollkommen sinnvoll und rational. Ich würde es genauso machen. Diese akade-mische Bildungswanderung geht natürlich zu Lasten der Steuerzahler in Deutschland. Da zudem die meisten ausländischen Stu-

dierenden nach dem Stu-dium wieder abwandern, halte ich diesen Zustand für die deutschen Steuer-zahler für unzumutbar. Aber nochmals: Individu-ell habe ich dafür vollstes Verständnis.

DTK: Mein Bachelor-Studium in England hat mein Vater finanziert, das hat viel Geld gekostet. Die Hochschulbildung in UK kostet grundsätzlich sehr viel. Auch das war ein Grund für mich, in Deutschland weiter zu stu-dieren. So konnte ich ho-he Kosten vermeiden und gleichzeitig etwas Neu-es im Ausland studieren. Mein Studium hier ist zwar auf Englisch, trotz-dem ist es hier ganz an-ders als in UK: Einige Din-ge sind besser (Prüfungen und Laborarbeit in kleinen Gruppen), andere schlechter als in England (Organisation und Struktur des Studiums). Ich denke, dass ich außerdem meine Chan-cen auf dem Arbeitsmarkt verbessere. Ich habe vor dem Master in England einen Job gesucht und es war gar nicht einfach, etwas Passendes zu finden.

Außerdem ist es schön, als Student das NRW-Ticket zu haben! Es lohnt sich auf je-den Fall, hier zu studieren. Ich finde die-se Situation auch gut für Deutschland, das vom internationalen Studentenaustausch bestimmt profitiert.

kosten teilen

RUBENS: Da Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern immer attraktiver wird, wollen mehr Menschen nach Deutschland kommen (u.a. aus den südeuropäischen Ländern), um hier zu studieren oder zu ar-beiten. Wird sich dadurch die Situation in Deutschland und in Europa in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern?

SW: Wie das Hochschulsystem finan-

ziert wird, entscheidet natürlich jedes Land selbst. Die Mobilität der Studierenden wird aber auch dadurch verursacht, dass manche Länder in finanzieller Hinsicht attraktiver als andere sind. Diese Art von Migrationen könnte man verringern, wenn alle Länder ein ähnliches System zur Finanzierung der Unis benutzen würden. Es gäbe dann nur noch Unterschiede bezüglich Art und Qua-lität des Studiums – und eine internatio-nale Mobilität, die sich an diesen Kriterien orientiert. Das wäre wünschenswert. Aber ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass sich die europäischen Länder wirklich darüber einigen könnten.

DTK: Da die Hochschulbildung eine zen-trale Bedeutung hat, sollten sich Universi-täten und Staat die Kosten dafür teilen. Das bedeutet gleichzeitig, dass auch die Studen-ten verpflichtet sein sollen, einen Teil die-ser Kosten zu übernehmen. Durch Steuern sollen sie nach dem Studium den Staat för-dern und damit auch die Universitäten. Mit diesen Einnahmen könnte man die Quali-tät des Systems erhöhen, was positive Fol-gen für alle hätte: Eine solche Mitförderung seitens der Studenten würde sich lohnen. Meiner Meinung nach sollen sie während des Studium (aber der Beitrag darf nicht so hoch sein wie in UK oder den USA) oder danach im Arbeitsleben (als Nachzahlung) die Uni mitfinanzieren. In Bezug auf Euro-pa kann ich nur sagen, dass alle Länder zu-sammen versuchen sollten, die Qualität der Studiengänge zu verbessern, vor allem im Sinne einer Vereinfachung von Übergängen zwischen Bachelor und Master in verschie-denen Ländern. Das kann momentan sehr kompliziert sein, besonders bei der Über-tragung von Abschlussnoten zwischen ver-schiedenen Systemen: Oft haben Studen-ten trotz eines guten Abschlusses in ihrem Heimatland keine Chance, in einem ande-ren Land weiter zu studieren, weil die No-ten dort anders eingestuft werden.

RUBENS: Herr Prof. Winter, wie hat sich die Situation an Ihrem Lehrstuhl und an Ih-rer Fakultät seit Abschaffung der Studienge-bühren 2011 verändert? Daniel, hat das Ein-fluss auf dein Studium gehabt?

SW: Wir haben schnell gemerkt, dass sich die Studienbedingungen wieder ver-schlechtert haben. Beispielsweise können

wir am Lehrstuhl weniger Tutorien und we-niger Veranstaltungen für fachfremde Stu-dierende anbieten. An der Fakultät betrifft es z.B. die Öffnungszeiten der Bibliothek und den Ankauf von neuer Literatur, es betrifft die Anzahl von Doktoranden, die Zeit, die die Dozenten für die Lehre zur Verfügung haben und auch das Personal in der Verwal-tung. Ich kann aber nicht sagen, ob sich die Zahl der Studenten, die meine Vorlesungen besuchen, verringert oder vermehrt hat, da das Studium jetzt weniger kostet. Auf jeden Fall aber hat sich die Zahl der Studierenden an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft vergrößert, während sich die Einnahmen verringert haben. Gleiches gilt für das Per-sonal. Klar ist, dass wir Lehrenden nun we-niger Zeit für die Studenten haben.

DTK: Ja, wie gesagt: Die Abschaffung hat meine Entscheidung beeinflusst, das Stu-dium nach dem Bachelor in Deutschland fortzusetzen. Mit Studiengebühren würde ich nicht hier sein. Was schade wäre, denn hier in Bochum kann ich nicht nur meine Kenntnisse aus dem Studium in UK gut ge-brauchen, was natürlich Vorteile für mich hat. Darüber hinaus tausche ich jeden Tag Meinungen und Perspektiven mit meinen Kommilitonen und Dozenten aus, zum Bei-spiel in Bezug auf die ethischen Aspekte un-serer Forschungen und Methoden. Immer-hin geht es da um Stammzellen. Außerdem ist unser Studiengang auf Englisch, meiner Muttersprache. Meine Kommilitonen haben also die Möglichkeit, mit einem native spea-ker zu sprechen und ihr Englisch zu verbes-sern, was doch wirklich sehr spannend und interessant ist.

ABSchAFFUnG DER ABSchAFFUnG?Meinungen und neue konzepte zum thema studiengebühren - ein gespräch mit einem professor und einem studenten

Anzeige

Herausgeber: Pressestelle der Ruhr-Universität, Leiter: Dr. Josef König, jk, (v.i.S.d.P.); Redaktion: Arne Dessaul, ad, (CvD, Bildredaktion); Meike Drießen, md; Jens Wylkop, jw; Dr. Julia Weiler, jwe; Fotos: Babette Sponheuer, Marion Nelle; Redakti-onsanschrift: Pressestelle der RUB, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-23999, -22830; Fax -14136, Internet: www.rub.de/rubens, E-Mail: [email protected]; ISSN 1437-4749; Layout/Satz: Stefan Weituschat, Druckzentrum der RUB; Anzeigenverwal-tung und -herstellung: vmm Wirtschaftsverlag GmbH & Co. KG, Kleine Grottenau 1, 86150 Augsburg, Tel. 0821/4405432.

RUBENS erscheint 9 Mal pro Jahr (nicht März, August, September) am 1. Werktag eines Monats. RUBENS ist kein Verlautbarungsorgan des Rektorats. Alle Mitglieder der RUB sind aufgerufen, mit eigenen Beiträgen oder Leserbriefen zur Berichterstattung und Meinungsbildung beizutragen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Beiträge der Redaktionsmitglieder sind durch Namenskürzel gekennzeichnet. Die Re-daktion behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Zweimal pro Jahr erscheint als Beilage in begrenzter Auflage RUBIN – Wissenschaftsmagazin der RUB. Auflage: 13.200, Preis: 0,25 Euro. Die nächste RUBENS erscheint am 2.4.13. Redaktionsschluss für externe Beiträge: 13.3.13.

iMpressuM

Daniel Terheyden Keighley kam nach Deutschland, weil es hier keine Studiengebühren gibt

Prof. Stefan Winter möchte die Studiengebühren gern wieder einführen, allerdings nachgelagerte Gebühren

Foto

s: N

elle

3 ruBeNs01. februar 2013

Die im Berliner Medizinhistorischen Mu-seum der Charité konzipierte Wanderaus-stellung „WHO CARES?“ ist ab 16. Febru-ar im Malakowturm zu sehen. Sie berichtet von Geschichte und Alltag der Pflegeberu-fe, der größten Berufsgruppe im Gesund-heitswesen.

Über die Zukunft der Pflegeberufe wird intensiv diskutiert: etwa vor dem Hinter-grund der demographischen Entwicklung, die einen weiter steigenden Pflegebedarf erwarten lässt. Gegenwart und Zukunft der Krankenpflege in Deutschland sind aber auch durch ihre Geschichte geprägt. Die Ausstellung berichtet über wichtige Aspek-te dieser Vergangenheit. Ausgehend von der Zeit vor 1800 blickt sie mithilfe zahlrei-cher, teils seltener Objekte auf die kirchliche Krankenpflege der Mutterhaus-Schwestern-schaften, die weltlichen Krankenwärter/in-nen sowie die freiwillige Kriegskranken-pflege mit der Gründung des Roten Kreuzes Mitte des 19. Jahrhunderts. Aber auch die Verhältnisse zur NS-Zeit, die Folgen der Teilung Deutschlands und die Kran-kenpflegereform der 60er-Jah-re werden vorgestellt. Der Besu-cher kann so verfolgen, wie sich Schritt für Schritt staatlich anerkannte Berufe entwi-ckelten.

Der Alltag der Pfle-genden bedeutet die tägliche Auseinander-setzung mit Krank-heit und Leid. Sie sind z.B. für Ernährung, Hygiene und Mobilisa-tion der Kranken zustän-dig und an diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen beteiligt. Diese Aufgaben und Betätigungs-

felder stellt die Ausstellung am Beispiel des Krankenhauses ebenso vor wie jene Fakto-ren, die die Arbeit der Pflegenden erschwe-ren: Zeitmangel etwa oder die ständige Kon-frontation mit Grenzerfahrungen.

Veranstalter sind die Medizinhistorische Sammlung und die Abteilung für Medizini-sche Ethik und Geschichte der Medizin der RUB. Präsentation und Begleitprogramm sind ein Ko- operationsprojekt der RUB und der BARMER GEK, das d i e Ho c h - schule für Gesund-heit (HSG) in Bochum und d e r Ve r - ein zur Förderung der Me - dizinhistorischen Samm - lung unterstützen. D a s Rahmenprogramm bil - den vier Veranstal-

tungen im Malakow-turm bzw. in der HSG.

Es gibt Vorträge zur „Be-rufsgeschichte der Krankenpfle-

ge im 19. und 20. Jahrhundert“ und zur „Ethik der Interpersonalität – Ärzte und Pflegende im Vergleich“, einen Themen-abend „Gemeinsam arbeiten – gemeinsam lernen? Chancen und Grenzen interprofes-sioneller Ausbildung“ sowie die Podiums-

diskussion „Gegenwart und Zukunft der Pflege in Deutschland“. PD Dr.

Stefan SchulzInfo: „WHO CARES?“,

Ausstellung im Mala-kowturm Julius Philipp (Markstraße 258a) 16.2.-14.4.13, Mi 9-12 & 14-18, Sa 14-18 h, So 11-18 h; Ein-

tritt 2, erm. 1 Euro; Mi zu-dem Gruppenführungen (55

Euro), Anfragen bitte an: [email protected]; mehr Infos:

www.rub.de/malakow/sammlung/aus-stellung.html

Anzeige

„WIR SchAFFEn DAS!“zentrale studienberatung bereitet sich auf doppelten abijahrgang vor

Durch die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf zwölf Jahre („G8“) machen 2013 zwei Jahrgänge in NRW Abi-tur. Das bedeutet, dass deutlich mehr Abi-turient/innen ein Studium beginnen wol-len. Um dem Ansturm gewachsen zu sein, wurde an der Ruhr-Uni die Projektgruppe RUB.2013 gegründet. Zum Team gehört Eva Fischer, Leiterin der Zentralen Studienbe-ratung (ZSB). Maren Volkmann sprach mit ihr über Herausforderungen, Ängste und gesunden Optimismus.

RUBENS: Frau Fischer, was geht Ihnen spontan durch den Kopf, wenn Sie an den Doppelten Abijahrgang denken?

Eva Fischer: Das ist ganz gemischt: Zum einen ist er eine große Herausforderung, zum anderen herrscht bei uns großer Opti-mismus, dass die RUB diese meistern wird. Wir sind uns sicher, dass die zusätzlichen Studierenden hier gut versorgt und aufge-hoben sein werden. Zum Doppelten Abitur-jahrgang fällt mir auch die Projektgruppe RUB.2013 ein, bei der alle an einem Strang ziehen und wo es großen Spaß macht, mit-zuarbeiten.

Wie bereitet sich die ZSB speziell auf den Doppelten Abiturjahrgang vor?

Wir gehen davon aus, dass wir unser Sprechstundenangebot in der „heißen Pha-se“ ab Mai verdoppeln werden. Deswegen hat uns das Wissenschaftsministerium eine zusätzliche Stelle finanziert. Der neue Kol-lege kümmert sich aber nicht nur um die Studienberatung vor Ort, er geht auch in die

Schulen und leitet Infoveranstaltungen für Klassen. Zudem gibt es bei RUB.2013 das Projekt RUB-Guides, in dem Studierende Schülerinnen und Schülern vom Studienall-tag berichten. Inhaltlich überlegen wir zur-zeit u.a., wie wir Studieninteressierte bera-ten können, die – z.B. weil ihr Abi nicht so gut war – befürchten, keinen Studienplatz zu bekommen. Allgemein werden wir die Fragen, die für den Doppelten Abijahrgang relevant sind, stärker in den Fokus nehmen.

Was sind das für Fragen?Die größte Sorge, die Schüler/innen um-

treibt, ist, ob sie einen Studienplatz bekom-men und ob sich der NC verschärft. Eltern und Lehrer haben darüber hinaus mehr das Umfeld im Blick: Sind die Unis nicht kom-plett überlaufen? Bekommt mein Kind über-haupt noch einen Sitzplatz in der Vorlesung oder in der Mensa?

Und was antworten Sie darauf?In erster Linie beruhigen wir die Studi-

eninteressierten: Grundsätzlich werden in NRW für alle zusätzlichen Studierenden Studienplätze aufgebaut. Das heißt, es wird genug Studienplätze geben! Wovon man al-lerdings ausgehen muss, ist, dass das nicht in allen Fächern an allen Unis gleicher-maßen der Fall sein wird. Hier sollte man sich also sowohl räumlich als auch fach-lich breiter bewerben. Die Eltern können wir dadurch beruhigen, dass wir aufzählen, was die RUB alles tut: Wir mieten zusätzli-che Räume an, das AKAFÖ baut das TUZ zur Mensa um. Es ist wichtig zu signalisie-

ren: Wir haben alles im Blick, und wir ar-beiten dran!

Welche Tipps geben Sie den Schülern des Doppelten Abiturjahrgangs?

Frühzeitig informieren! Die Schüler/in-nen können schon jetzt in unsere Sprech-stunden kommen, sich Termine für die Einzelberatung holen, Workshops zur Ent-scheidungsfindung besuchen oder in unsere Vorträge zu den Themen „Studium, Bewer-bung, Zulassung“ kommen. Später im Jahr gibt es wieder den „Tag der Offenen Tür“ (kurz vor Ostern) und den „Langen Abend der Studienberatung“ (Juni). Zudem bieten wir Chats zum Thema Studieren an. Je frü-her man sich informiert, desto besser! Auf unserer Website gibt es alle Termine.

Und wenn es dann doch nicht mit dem Studienplatz an der RUB klappt?

Dann schauen wir gemeinsam, was es für Alternativen gibt: Gibt es andere Fä-cher, die in Frage kommen? Ist es denk-bar, in ein anderes Bundesland zu gehen, wo die Chancen besser sind? Bietet es sich an, zunächst eine Ausbildung zu machen, um dann über die Wartezeit einen Studi-enplatz zu bekommen? Ist eine Fachhoch-schule die bessere Wahl für den jeweiligen Berufswunsch? Wir schauen da ganz indi-viduell, was passen könnte.

Ihr Fazit?Ärmel hochkrempeln, und wir schaf-

fen das! Das ist unser optimistisches Mot-to (lacht).

Weitere Infos: www.rub.de/zsb

Foto

: Mar

en V

olkm

ann

Eva Fischer und ihr Team der Zentralen Studienberatung gehen in ihren Beratungen gezielt auf die Sorgen des Doppelten Abiturjahrgangs ein.

Who cARES?Ausstellung zur Krankenpflege

Anfang des 20. Jahrhunderts: Rotkreuz-Schwestern und Krankenpfleger im Bochumer Bergmannsheil

ZWEI WETTBEWERBE – EIn ZIEL19 neue projekte von instudies gehen 2013 an den start

Rund 50 Studierende und Lehrende sind dem Aufruf von inSTUDIES gefolgt und haben an den Wettbewerben im vergan-genen Herbst teilgenommen. Gesucht wa-ren Ideen, die das Studium bereichern. Am Ende setzten sich fünf studentische Initia-tivprojekte und 14 Lehrprojekte durch. Im Sommersemester werden die ersten Ideen umgesetzt.

Mithilfe dieser Ausschreibungen sucht das Projekt inSTUDIES Ideen, die neue We-ge in der Lehre beschreiten und die Lehr-qualität verbessern. Alle Studierenden und Lehrenden der RUB können ihre Konzepte einreichen. Dabei sind der Kreativität nahe-zu keine Grenzen gesetzt. Einzige Voraus-setzung: Das Projekt muss zu inSTUDIES passen. Das bedeutet, Studierende stärker als bislang bei der Ausbildung eines indi-viduellen Studienprofils zu unterstützen.

„Indem die Studierenden ein eigenes Projekt auf die Beine stellen, können sie selbstbestimmt ihr Studium mitgestalten. inSTUDIES fördert Initiativprojekte von Studierenden, die ihnen und anderen Stu-dierenden zu Gute kommen“, erklärt Dr. Andrea Koch-Thiele, die im Projektmanage-ment von inSTUDIES arbeitet. Von den ein-gereichten Anträgen für die studentischen Initiativprojekte werden fünf gefördert: Die gute alte Kreidetafel ist an vielen Schulen

schon Geschichte – abgelöst wird sie vom interaktiven eBoard mit Internetanschluss. Aber wie lassen sich seine vielen Finessen sinnvoll in den Unterricht einbauen? Mit dieser Frage beschäftigen sich angehen-de Lehrer am Beispiel des Deutsch-Unter-richts. Ganz raus aus der Schule wollen an-dere Lehramtsstudierende: Sie entwickeln Exkursionen für den Biologieunterricht. Studierende der Sprachlehrforschung er-proben museumspädagogische Angebote mit verschiedenen LWL-Industriemuseen und machen sich so fit für den Berufsein-stieg. Sind Computerspiele gefährlich oder pädagogisch sinnvoll? Um einen Austausch zwischen Wissenschaft und Computerspiel-industrie möglich zu machen, organisieren Studierende aller Fachrichtungen die Vor-tragsreihe „Thanks for Playing – Exkurse zum digitalen Spiel“. Wie erklärt sich das Auf und Ab der Aktienkurse und wie funk-tioniert das genau? Das möchten Studieren-de der Wirtschafts- bzw. Sozialwissenschaft herausfinden. Beim Börsenspiel setzen sie ihr theoretisches Wissen in die Praxis um.

für lehrende

„Die Ausschreibung macht es Lehren-den der RUB möglich, neue Lehr-und Lern-formate zu entwickeln und gemeinsam mit

Studierenden über ein bis zwei Jahre hin-weg zu erproben“, erklärt Prof. Joachim Wirth (wissenschaftlicher Projektleiter von inSTUDIES) den besonderen Anreiz der Ausschreibung. Das Rennen machten 14 innovative Lehrprojekte, die mit ganz un-terschiedlichen Lehrformaten an den Start gehen. Mit dabei sind: fünf neue Summer Schools, zwei Internationale Projekte und acht Fachaffine Vertiefungsprojekte. In den Summer Schools geht es u.a. um „Big Questions“. Zum Thema „Bildung und Ge-sellschaft: Neue Möglichkeiten für Partizi-pation“ oder „Humanitäre Hilfe im 21. Jahr-hundert. Zwischen Prinzipien, Praxis und neuen Herausforderungen“ organisieren Lehrende und Studierende gemeinsam ei-nen mehrtägigen Kongress. In der Förder-linie „International studieren“ steht Indien im Mittelpunkt. Studierende verschiedener Fächer beschäftigen sich intensiv mit dem Land, seinen Sitten, seinen Arbeitsbedin-gungen und erwerben wertvolles Wissen für den Berufseinstieg. Krönender Abschluss ist eine Reise nach Indien. In der Projektlinie „Fachaffine Vertiefungsprojekte“ erfahren Studierende u.a., wie sich mit geringem Ma-terialaufwand ein anschaulicher Chemieun-terricht gestalten lässt. Janine Bruder

Info: Alle Projekte auf einen Blick: www.rub.de/optionalbereich/

Foto

: Abt

eilu

ng fü

r Med

izin

isch

e Et

hik

und

Ges

chic

hte

der M

ediz

in, R

UB

01. februar 20134 ruBeNs

Wie bist du auf die Idee gekommen, zu promovieren?Julia: Gute Frage. Ehrliche Antwort? Ich habe Bio

studiert und wusste danach nicht wirklich, was ich machen wollte, konnte mir aber vorstellen, in die Forschung zu gehen. Da war die Promotion der ein-zige logische Schritt.

Maren: Im WS 2001/02 waren wir der erste Jahr-gang, der „so richtig“ auf Bachelor/Master studiert hat. Nach zehn Semestern Germanistik hatte ich das Gefühl: „Wow, das war schnell – zu schnell“. Ich woll-te mich noch einmal in ein Thema vertiefen.

Wie bist du auf dein Promotionsthema gekommen?Julia: Durch ein Brainstorming mit meiner Che-

fin, die einen interessanten Artikel von einem Koope-rationspartner in der Klinik zugeschickt bekommen hatte. Nachdem sich die Neurowissenschaftler jahr-zehntelang intensiv mit dem Gedächtnis beschäftigt hatten, kam 2007 plötzlich die Frage auf, wie das Ge-hirn eigentlich Zukunftsgedanken konstruiert. Kurz und knapp gesagt habe ich versucht rauszufinden: Wie unterscheidet das Gehirn Erinnerungen von Zu-kunftsgedanken?

Maren: Eigentlich habe ich mein Hobby zum The-ma meiner Dissertation gemacht. Ich habe jahrelang in einer Frauenrockband Musik gemacht, und die Musikszene ist immer noch eine ganz schöne Män-nerdomäne. Also habe ich mich gefragt, wie weibliche Autorinnen Frauenbands in zeitgenössischer Pop-Li-teratur darstellen – und was das über den Stand des Feminismus aussagt. Im Nachhinein war es genau das Richtige, ein Thema zu wählen, was mich lang-fristig begeistern konnte!

Hast du intern oder extern promoviert?Julia: Intern. Nachdem ich während meiner Di-

plomarbeit die kalifornische Sonne genossen hatte, habe ich für die Promotion an der RUB geforscht. Da ich Mitglied der International Graduate School of Neuroscience und der Research School war, war ich in einem strukturierten Promotionsprogramm. Das heißt, ich musste zum Beispiel Soft Skills-Kurse absolvieren, Vorlesungen besuchen und regelmäßig an Symposien teilnehmen. Klingt nach viel Pflicht, hat aber auch viel gebracht!

Maren: Extern. Meine Promotion hat sich haupt-sächlich zuhause oder in der UB abgespielt, weil mein Doktorvater keinen Lehrstuhl an der RUB in-nehatte. Da ich damals seine einzige Doktorandin war, hat natürlich der Austausch mit Gleichgesinn-ten gefehlt. Ein anderer Germanistik-Professor hat mir dann „Asyl“ in seinem Promotionskolloquium gegeben; das war sehr hilfreich. Aber auch im Inter-net, zum Beispiel unter www.doktorandenforum.de, habe ich mir hin und wieder Tipps geholt.

Wie sah ein typischer Tag bei dir aus?Julia: Einen typischen Tag gab es eigentlich nicht

– und das war gut so! Viel Zeit habe ich im EEG-La-bor verbracht, einige Samstage war ich von morgens bis abends mit meinem Chef in der Klinik, um den Kernspintomografen zu nutzen, oft habe ich Schlag-anfallpatienten oder ältere Menschen getestet. Natür-lich habe ich auch Studenten betreut und Seminare gehalten. Es hat mir großen Spaß gemacht, mit so vielen verschiedenen Menschen zusammenzuarbei-ten. Es gab aber auch einsamere Tage vorm Compu-ter, wenn ich Programme für die Datenauswertung geschrieben oder Statistik gerechnet habe.

Maren: Die „einsameren Tage vorm Computer“, die Julia beschreibt, kenne ich sehr gut! Mein erstes Promotionsjahr bestand eigentlich ausschließlich aus dem Kopieren von wissenschaftlichen Artikeln und Lesen, Lesen, Lesen. Sozusagen ein Leben zwischen Copy Shop und heimischer Couch. Irgendwann – damals habe ich selbst kaum mehr daran geglaubt – habe ich dann tatsächlich angefangen, meine Er-gebnisse niederzuschreiben, was mir endlich das Ge-fühl gab, tatsächlich etwas zu tun. Durch meine Jobs (siehe Finanzierung) haben sich diese Arbeiten meist abends oder am Wochenende abgespielt.

WIE WAR’S BEI IhnEn, FRAU DoKToR?promovieren in den geistes- und Naturwissenschaften – nicht ganz das gleiche

Sie sind beide 30 Jahre alt und teilen sich heute ein Büro in der Stabsstelle für Strategische PR und Markenbildung der RUB. Julia Weiler und Maren Volkmann haben aber noch eine Gemeinsamkeit: Beide haben vor zwei Jahren an der RUB promoviert und dürfen sich seitdem „Frau Doktor“ nennen. Julia hat ihren Doktor in der Neurowissenschaft gemacht, Maren in der Germanistik. Als sich die beiden einmal zufällig über ihre Promotion unterhielten, fiel häufig der Satz „Das lief bei mir komplett anders!“. Schnell war die Idee geboren, zu vergleichen, wie sich die Promotion in den Natur- und in den Geisteswissenschaften unterscheidet – oder eben nicht. Das Ergebnis gibt es in einem (ganz persönlichen) RUBENS-Fakten-Check.

Bist Du auch mal an deine Frustrationsschwelle geraten?Julia: Definitiv! Wenn man einen ganzen Tag in

einem fensterlosen EEG-Labor verbringt und die Da-ten anschließend wegen ominöser Störungen „in die Tonne kloppen kann“, dann ist das echt frustrierend. Aber unser Lehrstuhlmotto war immer: Alles wird gut! Und das war auch so.

Maren: Oh ja! Am Anfang war ich noch hochmo-tiviert, aber als die Literaturliste immer länger wur-de, habe ich teilweise den berühmten Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Richtig bergauf ging es erst, als die Struktur meiner Diss stand und ich ein klares Ziel vor Augen hatte: „Mach’ feddich!“.

Wie hast du dich während der Promotion finanziert?Julia: Das war Patchwork: Zwei Jahre lang hat-

te ich ein Stipendium der International Graduate School of Neuroscience. Anschließend habe ich, pa-rallel zur Forschung an der RUB, für ein Semester einen Lehrauftrag in Wuppertal angenommen. Die Hin- und Herfahrerei war zwar mühsam – vor allem im Winter brach auf den verschneiten Wuppertaler Hügeln das Chaos aus. Aber die Lehre hat unheim-lich Spaß gemacht, weil die Studenten einfach super waren! Zuletzt war ich dann an meinem RUB-Lehr-stuhl als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt.

Maren: Ich habe als freie Journalistin, Kurierfah-rerin, Promoterin, Lehrbeauftragte, Mitarbeiterin bei einem Ebook-Dienstleister und im Callcenter gearbei-tet – natürlich alles gleichzeitig. Also auch eine Art „Patchwork“. Auch wenn die Nebenjobberei viel Ko-ordination erforderte, habe ich so viele verschiedene Bereiche kennengelernt, die rein gar nichts mit der Wissenschaft zu tun hatten. Das hat mir aber nicht geschadet: Die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe, haben mir im späteren Berufsleben immer wie-der Vorteile verschafft.

Hattest du die Möglichkeit, wissenschaftliche Veranstaltungen wie Konferenzen zu besuchen?Julia: Bei uns war es üblich, eine große Konferenz

pro Jahr zu besuchen. Ich bin immer mit ein paar Kollegen zum Meeting der Cognitive Neuroscience Society gefahren. Dort trafen sich etwa 2000 Wissen-schaftler aus aller Welt. Das hat mich zweimal nach San Francisco und einmal nach New York gebracht. Die Reisen haben aus verschiedenen Gründen einen Mordsspaß gemacht! Zusätzlich waren wir auch noch auf kleineren Tagungen in Deutschland.

Maren: Spätestens hier kann ich mit Julia nicht mehr mithalten. Und ich muss zugeben, dass ich ein wenig neidisch bin! Als externe Doktorandin sind solche „schillernden Events“ (hier spricht wieder der Neid) vollkommen an mir vorübergezogen. Aber mal ehrlich: Als Germanistin hätte ich mich in San Francisco oder New York vermutlich sowieso nicht wohlgefühlt – man denke nur an all diese schreckli-chen Anglizismen!

Dann endlich der große Tag: Wie hast du deine mündliche Prüfung erlebt?Julia: Meine Prüfung war öffentlich. Jeder, der

Lust hatte, konnte kommen und Fragen stellen. Vor der Prüfung war ich überzeugt davon gewesen, dass ich vor Nervosität sterben würde, aber urplötzlich war ich ganz ruhig. Zunächst musste ich einen 30-minü-tigen Vortrag über meine Forschung halten. Dann durfte das Publikum Fragen stellen und anschließend die Prüfer. Das Ganze ging viel schneller vorbei als er-wartet! Ich war beinahe ein bisschen enttäuscht, dass ich all das, was ich last minute über den Hirnstamm gelernt hatte, gar nicht erzählen durfte.

Maren: Ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt wie an diesem Tag. Als ich Minuten vor meiner Dis-putation in der GB-Caféte saß, hatte ich ähnliche To-desbefürchtungen wie Julia – trotz guter Vorberei-tung. In der Prüfung ging trotzdem alles glatt: Ich musste drei Thesen vortragen (nur eine der Thesen stammte aus meiner Dissertation), danach Fragen der Prüfer beantworten, also meine Thesen verteidigen. Als ich kurz nach draußen musste, damit die Prü-fer über meine Note beratschlagen können, ist mir eine ordentliche Steinlawine vom Herzen gefallen.

Eine ziemlich lange Literaturliste hat Maren während ihrer Promotion produziert.Ein Großteil von Julias Promotion in den Neurowissenschaften spielte sich im Labor ab.

Foto

: Wei

ler

Foto

: Gor

czan

y

Zwei Doktorarbeiten – zwei Geschichten

Foto

: Nel

le

5 ruBeNs01. februar 2013

Wie hast du deinen Abschluss gefeiert?Julia: Mit dem ersten pinken Doktorhut in der Ge-

schichte des Lehrstuhls. Bei uns ist es üblich, dass die Kollegen einen Hut basteln, der das Promotions-thema widerspiegelt. Kurioserweise hat das dazu ge-führt, dass ich ein Foto von Angela Merkel vor einem Weihnachtsbaum auf meinem hatte. Die pinke Farbe hatte allerdings eher damit zu tun, wie mein Büro de-koriert war. Nach der Prüfung habe ich am Lehrstuhl einen ausgegeben, dann mit Familie und Freunden zuhause weitergefeiert und schließlich bin ich völlig fertig ins Bett gekippt.

Maren: Unmittelbar nach der Disputation bekam ich ganz viele SMS und Anrufe. Sogar einen ehema-ligen Kommilitonen, der in der Zwischenzeit nach Göteborg gezogen war, hatte ich plötzlich in der Lei-tung – das hat mich total gefreut, dass er an diesem für mich so wichtigen Tag an mich gedacht hatte. Alle haben richtig mitgefiebert, besonders meine El-tern, die mit Wissenschaft eigentlich gar nichts am Hut haben. Und natürlich wurde dann noch ange-stoßen. Dann bin ich – genauso wie Julia – „völlig fertig ins Bett gekippt“.

Sind deine Promotionsergebnisse schwarz auf weiß irgendwo erschienen?Julia: Meine Ergebnisse habe ich schon während

der Promotion in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Geld kriegt man dafür allerdings nicht. Im Gegenteil – oft muss man noch Publikationskos-ten an die Journals abdrücken! Natürlich kann man später auch die gesamte Doktorarbeit in einem Ver-lag veröffentlichen. Das ist aber bei uns kein Muss und kommt selten vor. Ich musste meine Arbeit nur elektronisch und in Papierform in der UB abgeben.

Maren: Ja! Die Germanisten müssen ihre Disser-tation innerhalb von zwei Jahren nach der mündli-chen Prüfung veröffentlichen. Da mein Doktorva-ter Herausgeber einer Schriftenreihe ist, war relativ schnell klar, dass meine Arbeit dort erscheinen wird. Ich hatte zwar auch bei „renommierten“ Verlagen an-gefragt, dort hätten die Druckkosten aber etwa 4.500 Euro betragen – eine stolze Summe, wenn man oh-nehin nicht vorhat, in der Wissenschaft zu bleiben.

Wie ging es danach weiter?Julia: Auf jeden Fall viiieeel entspannter. Ich ha-

be als Postdoc noch ein paar Monate am Lehrstuhl gearbeitet, wusste aber schon, dass ich nicht in der Forschung bleiben wollte. Also habe ich parallel ein Praktikum in der Pressestelle der RUB absolviert. Knapp ein Jahr nach meiner Prüfung bin ich dann Vollzeit in die Pressestelle und Stabsstelle für Stra-tegische PR und Markenbildung gewechselt, wo ich hauptsächlich über naturwissenschaftliche The-men schreibe.

Maren: Auf jeden Fall gaaanz anders. An dem Tag, als ich meine Dissertation beim Prüfungsamt abge-geben hatte, habe ich als Redaktionsassistentin bei einer regionalen Tageszeitung angefangen. Nach drei Jahren Theorie wälzen war dieser Sprung in die Pra-xis sehr gewöhnungsbedürftig und die Tage zuwei-len extrem stressig. Danach habe ich volontiert und im November 2011 als Redakteurin in der Stabsstel-le für Strategische PR und Markenbildung an der RUB angefangen.

Jetzt bist du „Frau Doktor“ – und was hast du davon?Julia: In meinem Job bin ich immer noch sehr

nah an der Naturwissenschaft. Die wissenschaftliche Denkweise hilft mir, komplexe Sachverhalte zu ver-stehen oder zu hinterfragen. Außerdem ist es sehr nützlich, die Publikationskultur und den Forscher-alltag zu kennen. Wenn ich heute mit Wissenschaft-lern zusammenarbeite, fällt es mir so leichter nach-zuvollziehen, was ihnen wichtig ist, wenn wir ihre Ergebnisse an die Öffentlichkeit bringen.

Maren: Gute Frage. Im Journalismus ist es nicht unbedingt ein Vorteil, einen Doktor in seinem Namen zu haben. Leider herrscht an vielen Stellen noch das Vorurteil, dass man sich mit einem Titel für etwas Besseres hält – und das mögen altgediegene Redak-teure ganz und gar nicht! Was ich für mich gelernt habe: Promovieren ist kein Hexenwerk! Wer Spaß an seinem Thema hat, hin und wieder die Zähne zusam-menbeißt und diszipliniert ist, schafft das.

Wenn du die Wahl hättest: Würdest du es noch einmal tun?Julia: Auf jeden Fall. Es war eine anstrengende

Zeit, aber die Mühe hat sich gelohnt! Außerdem hat man an der Uni ja auch viele Freiheiten, die man woanders im Berufsleben nicht hätte. So selbststän-dig und flexibel arbeiten zu können, ist schon toll!

Maren: Ich glaube, es würde mir heute wie eine verpasste Chance vorkommen, hätte ich nicht pro-moviert. Ich bin jetzt zwar nicht reich und berühmt, aber ich weiß, was ich alles schaffen kann. Das ist auch was wert!

Über 2.000 nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler promovieren momentan an der rUB. Seit november 2012 sind alle Doktoranden automatisch Mitglieder der rUB research School. Die research School wurde 2005 im Zuge der ersten runde der exzellenzinitiative ins leben gerufen und hatte das Ziel, die begabtesten Doktorandinnen und Doktoranden zu fördern. Seit 2012 agiert die Gra-duiertenschule nun als fachübergreifende, universitätsweite Einrichtung; herausragende Promotions-vorhaben werden fortan in der RUB Research School plus gefördert. Weitere infos: www.research-school.rub.de

proMoviereN aN der ruB

Gemeinsam haben Julia und Maren fast sechs Zentimeter Doktorarbeit geschrieben. Beide Werke sind etwa gleich dick. Aber Marens Arbeit ist doppelseitig gedruckt.

Foto

: Vol

kman

n/W

eile

r

Die krUSTen Der GeScHicHTeforschendes lernen: ein neuer Blick aufs Mittelalter

Beim Stichwort Mittelalter sehen viele gleich Ritter, Minnesänger, Düsternis vor sich. Was ist da dran? Wie kommt es zu unserem Bild dieser Zeit und wel-che Mittelalterbilder herrschen außerhalb Europas vor? Warum und mit welcher Begründung wurde bzw. wird ein „Mittelalter“ auch für viele nichteuro-päische Weltregionen „gefunden“? Mit diesen Fra-gen beschäftigten sich Studierende verschiedenster Fachbereiche ein ganzes Jahr lang im Projekt „Mittel-alterRealitäten“, gefördert im Programm „Forschen-des Lernen“. Ihre Ergebnisse sind im Februar in ei-ner Ausstellung im Mensafoyer zu sehen.

Das Mittelalter als solches ist schwer zu fassen. „Das fängt schon bei der zeitlichen Einordnung an“, sagt Anja Batram, die das Projekt koordinierte. „Man kann alles darunter fassen, vom 6. Jahrhundert bis zum Buchdruck.“ In anderen Kulturen sieht es etwas anders aus: China und Japan kennen zwar den Mit-telalter-Begriff, allerdings bezieht er sich auf andere Zeitspannen. „Zudem wurde diese Periodisierung der Geschichte von Deutschland aus nach Asien expor-tiert“, erklärt Jan Schmidt, Leiter eines der Semina-re im Projekt. Womit er beim Thema ist: Vieles, was wir heute über das Mittelalter zu wissen meinen, sind Zuschreibungen und Interpretationen viel späterer Zeiten. So wurden die berühmten mittelalterlichen Burgen entlang des Rheins größtenteils erst im 19. Jahrhundert neu aufgebaut. Neuere Zeiten brauch-ten das „düstere Mittelalter“ mitunter, um sich da-von abzuheben und ihre eigene Fortschrittlichkeit zu betonen. Auch der Nationalsozialismus nahm et-wa in Form von Festumzügen auf das Mittelalter Be-zug, um seine Version „gesunder“, „germanisch“ ge-prägter Kultur und Kunst zu fördern.

kein Mittelalter?

Dieser kritische Blick auf die Geschichte führte bei den Teilnehmern durchaus zu Irritationen. „Gab es denn gar kein Mittelalter?!“ „Doch, gab es natür-lich“, sagen die Dozenten, „aber man muss versu-chen, die zahlreichen Schichten bzw. Krusten der Rezeption späterer Zeiten abzuschälen.“ Häufig gibt es von bestimmten Gruppierungen des Mittelalters keine eigenen Aufzeichnungen, sondern nur Zeug-nisse der Verärgerung der Mächtigen der Zeit über diese Gruppen. Diese Erfahrung hat auch Fenja Reu-ter gemacht, Studentin der Geschichte und Archäo-logie im 7. Semester. Sie befasste sich intensiv mit den Beginen im Mittelalter und in der Gegenwart. Diese semireligiöse Lebensgemeinschaft von Frau-en entwickelte sich im Mittelalter und unterschied sich deutlich von der in Klöstern. In ihrer Anfangs-zeit duldete die Kirche die Beginen. Ein neuer Papst und ein verstärkter Zulauf jedoch änderten die Vor-aussetzungen: Es kam zu Verfolgungen. Fenja Reu-ter konnte sich auf Fachliteratur zu Originalquellen stützen. Auch tat sie einen Bericht einer mittelalter-lichen Begine auf, die aufgrund dessen schließlich verbrannt worden ist, und konnte so Informationen aus erster Hand auswerten. Im Vergleich mit heuti-gen Beginen zeigt sich, dass die christliche Einstel-lung weitgehend unverändert ist, die heutigen Be-ginen aber sehr viel weiter gehen. Sie fordern z.B. Erneuerungen der Kirche wie die Priesterweihe für Frauen. „So oder ähnlich wurden viele Konzepte aus dem Mittelalter in die Moderne übertragen und wei-terentwickelt“, sagt Anja Batram.

Ihre Ergebnisse hat Fenja Reuter auf einem Poster zusammengefasst, das in der Ausstellung zu sehen ist. Zu den weiteren Themen gehört z.B. eine Umfra-ge auf Mittelaltermärkten: Wie genau nehmen es die

Aussteller mit der Authentizität? Worauf kommt es Besuchern an? Ein Poster präsentiert Ergebnisse zur mittelalterlichen Musik, eines das Thema Wald. Auch mittelalterliche Medizin kommt zur Sprache, ebenso das Mittelalter in japanischen Computerspielen und die Heldenverehrung ideologisch im 19. und 20. Jahr-hundert gut „nutzbarer“ mittelalterlicher Kriegerge-stalten in der japanischen Geschichte.

konzepte hinterfragen

Um ihre Arbeiten für ein größeres Publikum aufzubereiten, konnten die Studierenden Semina-re zur Ausstellungsdidaktik besuchen. Eine Vor-ab-Präsentation vor Studierenden diente als Probe-lauf, ob auch Nicht-Eingeweihte die Poster verstehen und interessant finden. „Die Mischung der Studie-renden, die die Veranstaltung über den Optionalbe-reich belegen konnten, war sehr bereichernd“, sagt Jan Schmidt. „Gerade Nichtgeisteswissenschaftler ha-ben die schwierigsten und damit anregendsten Fra-gen gestellt und manchmal erst darauf aufmerksam gemacht, dass so manches eingefleischte Konzept gar nicht so durchdacht war.“ Ebenfalls vorbereitend auf die Ausstellung – oder auch eine spätere Tätigkeit im Museumsbereich – waren verschiedene Exkursio-nen u.a. ins LWL-Museum für Archäologie in Herne, das im Kulturhauptstadtjahr eine große Mittelalter-ausstellung gezeigt hat, oder ins Schloss Strünkede.

Beide Seminarleiter sehen das aufeinander abge-stimmte Ensemble aus Ringvorlesung, Seminaren, Workshops und Ausstellung unter der Koordination einer eigens dafür eingestellten Person als Erfolg – auch, weil es bei aller intensiven Auseinandersetzung mit einem Thema für Dozenten und Studierende keinen Mehraufwand über das normale Curriculum hinaus bedeutet. „Rückblickend hätten wir vielleicht gerne etwas mehr Vorlaufzeit gehabt, wodurch wir früher hätten anfangen können zu werben“, sagen beide. Ihre Evaluation wird ins Programm Forschen-des Lernen eingehen. Nicht umsonst ist das Förder-programm darauf angelegt, Konzepte zu unterstüt-zen, die übertragbar sind. md

Info: Die Ausstellung im Mensafoyer mit rund 20 Postern läuft vom 18.2.-1.3. Zur Eröffnungsfeier am 18. Februar (11 h) sind Interessierte herzlich eingela-den. Am 15. & 16.2. findet für alle beteiligten Dozen-ten ein Workshop statt, der dem gegenseitigen Aus-tausch dienst. Er ist auch für Studierende geöffnet.

Foto

: Gab

riele

Witt

, 200

5Fo

to: N

elle

Fenja Reuter (Mitte, mit den Dozenten Jan Schmidt und Anja Batram) hat sich ein Jahr lang in Vorlesung, Se-minaren, Exkursionen und eigener Forschung mit dem Mittelalter befasst

Mittelalterliche Beginen nähen einen Leichnam in ein Tuch.

01. februar 20136 ruBeNs

Neu ernannt

Seit Dezember 2012 besetzt prof. dr. Boris schiffer die Juniorprofessur für Forensische Psychiatrie am LWL-Uni-versitätsklinikum Bochum. Als Schwer-punkte nennt er u.a. neurobiologische

Grundlagen g ewa lt t ä -t igen Ver-h a l t e n s bei psychi-schen Stö-rungen; Be-h a n d l u n g von Sexual-straftätern u.a. mittels GnRh Ana-loga und fo-

rensische Beurteilung der Tiefgreifen-den Bewusstseinsstörung. 1996-2002 studierte Schiffer Psychologie (neben-fächer: Strafrecht/Kriminologie und Psy-chopathologie) in Wuppertal und Bonn. Anschließend war er wissenschaftli-cher Mitarbeiter am institut für foren-sische Psychiatrie der Rheinischen Kli-niken bzw. am institut für Medizinische Psychologie (beides Uni Duisburg-Es-sen), absolvierte eine berufsbegleiten-de Weiterbildung zum Fachpsychologen für Rechtspsychologie sowie eine Ausbil-dung zum Psychologischen Psychothe-rapeuten (Schwerpunkt: Verhaltensthe-rapie). 2005 wurde Schiffer am institut für kognitive neurowissenschaften der rUB promoviert und kehrte dann (bis zu seinem ruf nach Bochum) als wissen-schaftlicher Assistent zurück ans Ins-titut für Forensische Psychiatrie. 2008 wurde ihm die Approbation als Psycho-logischer Psychotherapeut erteilt. Ab dem Sommersemester 2009 nahm er Lehraufträge für Forensische neuropsy-chologie an der Fakultät für Psychologie der rUB wahr.

rufe, ehre, ämter

prof. dr. Marcus lehnhardt, chef-arzt am Uniklinikum Bergmannsheil, ist

neuer Vizepräsident der Deutschen Ge-sellschaft für Wundheilung und Wund-behandlung; zugleich wurde festgelegt, dass Prof. Lehnhardt im Jahre 2014 Prä-sident dieser Vereinigung wird.

+++prof. dr. padma kant shukla (Physik

& Astronomie) wurde Ende Januar mit dem „Hind rattan“-Preis ausgezeichnet („Juwel indiens“). indiens Premierminis-ter Manmohan Singh vergibt den Preis zusammen mit der nRI Welfare Society of India jährlich an ca. 30 Mitglieder der weltweiten indischen Diaspora, d.h. im Ausland lebende Inder (nRIs) oder Per-sonen mit indischem Ursprung.

+++prof. dr. valeska von rosen (kunst-

geschichtliche) wurde ende 2012 in die Academia Europaea aufgenommen. Die Gesellschaft wurde 1988 gegründet und hat über 2.400 Mitglieder. ihr Ziel ist es u.a., das Verständnis der Wissenschaf-ten in der Öffentlichkeit zu verbessern und zu fördern.

+++Auf Einladung der Polnischen Akade-

mie der Wissenschaften und des Verlags Springer Science+Business Media B.V. hat prof. dr. heinrich Wansing (institut für Philosophie ii) die funktion des edi-tor-in-chief der renommierten Buchrei-he „Trends in logic“ übernommen. Hein-rich Wansing hat umgehend ein neues, erweitertes editorial Board mit einigen weltweit führenden experten der philo-sophischen und mathematischen logik sowie der computer Science logic zu-sammengestellt.

Nachrufe

Die Ruhr-Universität trauert um prof. dr.-ing. Wolfgang Weber, der am 15. De-zember 2012 gestorben ist. Weber hat-te von 1973 bis zu seiner Emeritierung 2002 den lehrstuhl für Datenverarbei-tung inne; 1977-79 war er Prorektor für Struktur. Weber gehörte zu den Pionie-ren der Datenverarbeitung: Als er 1973 an die rUB wechselte, bahnte sich gera-de mit der Mikroprozessortechnik eine

technische revolution an. forschung und entwicklung auf diesem Gebiet wurde zum Markenzeichen seines lehrstuhls. Der Weg führte von der sog. Mikrorech-nertechnik für Anwendungen in der In-dustrie bis hin zum persönlichen Ar-beitsrechner auf dem Schreibtisch (Pc) – und zur Vernetzung solcher computer, womit das dynamische Arbeitsfeld des Lehrstuhls beschrieben ist. Seit 1970 war Weber zudem an mehreren natio-nalen und internationalen Universitäts- und Fakultätsgründungen beteiligt, z.B. Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern, Fern-Uni hagen, Uni Bremen, cebu city (Philippinen) und internationale Tekin-Universität Antalya. Prof. Weber war Au-tor und Herausgeber zahlreicher Schrif-ten, u.a. der Buchreihe „Taschenbuch der informatik“. 2005 ist ihm das Bundes-verdienstkreuz verliehen worden, 2010 erhielt er in freiburg die „Goldene eule“ der Sokratischen Gesellschaft, die nur alle fünf Jahre vergeben wird.

+++Die Ruhr-Universität trauert um

prof. dr. uwe hüffer, der am 9. Dezem-ber 2012 gestorben ist. Hüffer war von 1985 bis zu seiner Pensionierung 2005 inhaber des lehrstuhls für Bürgerli-ches recht, Handels- und Wirtschafts-recht (einschließlich Berg- und energie-recht). er hat die rUB und die Juristische Fakultät im Rahmen der akademischen Selbstverwaltung mitgeprägt und sich als Direktor des instituts für Berg- und Energierecht um die interdisziplinäre forschung sowie als richter am Ober-landesgericht Hamm im zweiten Haupt-amt um die Praxis verdient gemacht. Der forschungsschwerpunkt des Zivil- und Wirtschaftsrechtsexperten lag wäh-rend seiner Bochumer Zeit im Aktien-recht, in dem er wie nur wenige andere in den letzten Jahrzehnten Akzente ge-setzt hat. Universität wie Fakultät haben mit Uwe Hüffer einen fachlich wie per-sönlich hochgeachteten Kollegen von brillantem intellekt und eindrucksvoller Disziplin sowie einen beispielgebenden und unprätentiösen akademischen Leh-rer verloren.

Die Herren des Preisgerichts vor einem Modell, in der Mitte, mit dunkler Brille, Kultus-minister Mikat, links daneben Ministerialdirigent Fütterer (11. Februar 1963)

serie: ruB MiNus 50

„Gropius enttäuschte“ – so der Tenor in der Presse nach Bekanntgabe des er-gebnisses des Architektenwettbewerbs zum Bau der Universität am 14. Februar 1963. Dabei hatte die Landesregierung eigens in einem persönlichen Schreiben an den in den USA zu großem Ansehen gelangten Walter Gropius „großen Wert“ auf dessen Beteiligung gelegt.

Der 1934 emigrierte Begründer des Bauhauses gehörte zu einer Reihe von „ausländischen“ Architekten, für deren Teilnahme der Gründungsausschuss für die Universität Bochum sich stark ge-macht hatte, denn nach seiner Ansicht hatten in Deutschland zu wenige Ar-chitekten erfahrungen im Hochschul-bau. Zum Wettbewerb zugelassen wa-ren zunächst nur alle freischaffenden Architekten und Studenten des hoch-schulbaufachs (unter bestimmten Vo-raussetzungen) mit ständigem Wohn-sitz in der damaligen Bundesrepublik und Berlin (West). Den zusätzlich aus-gewählten Architekten, die sich in be-sonderer Weise international empfohlen hatten, winkte für ihre Teilnahme eine Vergütung von 15.000 DM. An Preisgel-dern waren ansonsten 127.000 DM aus-gelobt, von denen 50.000 für den Siege-rentwurf vorgesehen waren.

Die Wettbewerbsunterlagen, die in einem ersten Schritt von den interes-senten anzufordern waren, enthielten neben umfangreichem kartenmaterial einen 43-seitigen Ausschreibungstext, in dem die Planungsvorgaben zusam-mengefasst waren: Gewünscht war eine einheitliche und flexible Bauanlage, die der allseitigen Verflechtung der Diszip-linen rechnung trug und offen war für mögliche Erweiterungen. Vorzusehen waren auch Wohnheime für etwa 3.000 Studenten. Bei allen Vorgaben: Dem Ge-staltungsspielraum sollten keine Gren-zen gesetzt werden. Das immense Ge-lände im Bochumer Süden, mehr als 500 Hektar, sollte weidlich ausgenutzt werden. Selbst der vorhandene Baube-stand „braucht nicht berücksichtigt [zu] werden.“ Dass die regierung eine solche Planungsfreiheit gewährte, ist insofern bemerkenswert, als dass bedeutende Teile des Wettbewerbsgebietes noch gar nicht im Besitz des landes oder der Stadt waren.

Mit der Durchführung des Wettbe-werbs hatte das Bauministerium die Staatliche Bauleitung Hagen beauftragt. Diese Maßnahme sollte sicherstellen, dass das im September 1961 einge-richtete Sonderbauamt für Universitäts-planungen, aus dem später das Staats-hochbauamt für die Universität Bochum hervorging, einen eigenen entwurf ein-bringen konnte. Damit wurde zumindest die chance gewahrt, dass die Vorstellun-gen der regierung nicht von vornherein außen vor blieben.

Das Interesse an dem im Juni 1962 ausgeschriebenen „städtebaulichen Ide-enwettbewerb“ war durchaus groß. Von den ursprünglich 218 Bewerbern for-

derten dann aber nur 102 die Platte an, auf der die teilnehmenden Architekten ein Modell ihres entwurfs im Maßstab 1:2.500 präsentieren mussten. Beizu-fügen waren im Übrigen diverse Plä-ne sowie ein Erläuterungsbericht. Zum Stichtag am 30. november 1962 waren schließlich 86 entwürfe bei der Staat-lichen Bauleitung Hagen eingegangen. Sie wurden in den folgenden zwei Mo-naten einer Vorprüfung unterzogen, be-vor das Preisgericht im Februar 1963 darüber entscheiden konnte.

Dieses mit Politikprominenz besetz-te Gremium tagte vom 11. bis zum 14. Februar 1963 in der Bochumer Frauen-bildungsstätte, einem gerade fertigge-stellten neubau an der Akademiestraße. Zu ihm gehörten die „Fachpreisrich-ter“ (Architekten und Baufachleute aus der Ministerialbürokratie), die „Sach-preisrichter“ (u.a. kultusminister Mi-kat, Oberstadtdirektor Petschelt) und „fachberater“ (vier Mitglieder des Grün-dungsausschusses). Den Vorsitz führte Ministerialdirigent Ludwig Fütterer, Ab-teilungsleiter im Bauministerium. Wäh-rend der Tagung verbreitete dieser üb-rigens die information, dass sich unter den ausgestellten entwürfen, die alle-samt nur mit einer Tarnzahl versehen waren, einer des Staatshochbauamts befinde – eine nicht nur rechtlich pro-blematische Äußerung, sie gibt auch Anlass zu der Frage, ob einzelne Preis-richter nicht doch Kenntnis über die Au-torenschaft dieses oder jenes Entwurfs hatten. Immerhin lässt auch die Beset-zung des Preisgerichts solches nicht un-wahrscheinlich erscheinen.

Am 14. Februar wurden schließlich das ergebnis des Wettbewerbs verkün-det und die ausgezeichneten entwürfe der Öffentlichkeit präsentiert. Den ers-ten Platz belegte dabei die Arbeit des Düsseldorfer Architektenbüros hen-trich und Petschnigg, an der die Preis-richter die „konzentrierte und zugleich in einer großen zuchtvollen form ent-wickelte Bauanlage“ lobten. Damit war die entscheidung für eine verdichtete Lösung respektive eine bauliche Groß-form im norden des Geländes gefallen. Einen recht ähnlichen Entwurf hatte das Staatshochbauamt präsentiert, der ebenfalls ausgezeichnet werden sollte; da das Amt jedoch außer Konkurrenz an dem Wettbewerb teilgenommen hatte, entfiel der vorgesehene Ankauf.

Der Siegerentwurf wurde nun nicht direkt in konkrete Planungen umgesetzt. Vielmehr fanden sich die Architekten Hentrich und Petschnigg ab dem 16. April 1963 in einem „Planungsbüro für die Universität Bochum“ wieder, in dem sie zusammen mit Vertretern des Bau-amts auf der Grundlage der beiden ge-nannten entwürfe das raum- und funk-tionsprogramm überarbeiteten und eine (neue) Gesamtplanung erstellten, deren Umsetzung mit dem Bau der ersten Ge-bäude, IA und IB, ab 1964 in Angriff ge-nommen wurde. Jörg Lorenz

Foto

: Uni

vers

itäts

arch

iv,

©Pr

esse

- und

Info

rmat

ions

amt d

er S

tadt

Boc

hum

ZUcHTVOlle fOrMgroße Jubiläen werfen ihre schatten voraus: 2015 wird die ruB ihr 50-jäh-riges Bestehen feiern. das universitätsarchiv blickt schon jetzt in einer klei-nen serie zurück, jeweils genau 50 Jahre – heute in den februar 1963, als die (vor-)entscheidung über die bauliche gestalt der ersten universität im revier getroffen wurde.

HOriZOnTe erWeiTernTeamgeist und Aufbruchsstimmung

lagen beim Neujahrsempfang des Ex-zellenzclusters RESOLV (Ruhr Explores Solvation) in der Luft. RUB-Forscher, Ko-operationspartner, Doktoranden und Un-terstützer aus der Antragsphase feierten am 9. Januar gemeinsam den Start ins neue Jahr – und den Start der Graduier-tenschule Solvation Science (GSS). „Nach so vielen Wochen Verwaltungsarbeit und Antragsschreiben wollen wir jetzt end-lich Wissenschaft machen“, sagte Prof. Dr. Marcus Petermann, Dekan der GSS und Inhaber des Lehrstuhls für Feststoff-verfahrenstechnik. RESOLV-Sprecherin

Prof. Dr. Martina Havenith betonte: „Die Eröffnung der Graduiertenschule ist für uns ein sehr wichtiges Ereignis.“

20 Studierende sind bereits Mitglied der Graduiertenschule Solvation Sci-ence, insgesamt 100 sollen aufgenom-men werden – 40 davon erhalten ein Sti-pendium. Auf drei Jahre Promotionszeit ist das strukturierte Programm der GSS ausgelegt. Fest vorgesehen ist zum Bei-spiel, dass die Promovierenden einen Forschungsaufenthalt im Ausland ab-solvieren, zu Konferenzen fahren, selbst Workshops organisieren, ihre Daten in wissenschaftlichen Zeitschriften publi-

zieren, an Soft Skills-Kursen teilnehmen und ihre Ergebnisse am Ende für die in-teressierte Öffentlichkeit verständlich zu-sammenfassen. Und vor allem meint der Dekan, an die Doktoranden gewandt: „Sie sollen Spaß an Ihrer Forschung haben!“

„Mir als Jungwissenschaftler gibt die Graduiertenschule Solvation Science die Möglichkeit, meinen Horizont zu erwei-tern“, sagt Doktorand Demian Pitz. Ihn stört es nicht, dass er im strukturierten Promotionsprogramm einige Pflichten zu erfüllen hat. „Das Preis-Leistungsverhält-nis stimmt. Die Arbeit, die ich reinstecke, wird es wert sein.“ jwe

Foto

: Nel

le

Neujahrsempfang von RESOLV

Foto

: priv

at

leute

7 ruBeNs01. februar 2013

und Stereolupen bereit. „Die Optik ist das A und O in diesem Kurs“, sagt Dr. And-ré Mursch, der schon seit vielen Jahren die zoologischen Bestimmungsübungen betreut und feststellt: „Durch die besse-re Optik sind die Studierenden jetzt mo-tivierter.“ Eine Firma fertigte die Leuch-ten speziell für die Ruhr-Universität an. „Das hat so bislang keine andere Uni“, so Begerow.

Nun passen komfortabel 120 Studie-rende in den Raum, der früher gerade mal für 85 Leute ausgelegt war. Lauter oder wuseliger ist es dadurch aber nicht. „Hier arbeitet es sich super“, meint Stu-dentin Theresa Ebbeskotte. „Wir sind zwar total viele Leute in diesem Raum, aber man merkt es gar nicht, weil die Ler-natmosphäre einfach toll ist.“ Auch An- dré Mursch gefällt die neue Sitzordnung: „Man hat als Betreuer viel mehr Freiraum, um sich zu bewegen. So kommt man auch schneller zu den Studierenden, wenn sie eine Frage haben.“ Mehr Leute im Raum und gleichzeitig mehr Platz – ein gelun-gener Umbau. jwe

freMDeS SeHeningeborg lüscher und Monika huber im kuBus

Mit einem forschenden Blick in die Ge-sichter von 29 Palästinensern und Isra-elis macht Ingeborg Lüscher emotionale Versehrtheit nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar. Auch Monika Huber inte-ressiert sich für das eigentlich Unabbild-bare hinter den Bildern. Grundlage ihrer Werke sind Nachrichtenbilder aus Kon-flikt- und Krisenregionen, wie wir sie tag-täglich in den Medien sehen. Seit Ende Ja-nuar und noch bis zum 21. April zeigt die Ausstellung „fremdes sehen“ in Situation Kunst (für Max Imdahl) aktuelle Arbeiten beider Künstlerinnen.

Für ihre Videoarbeit „Die andere Sei-te“ (2011) filmte Ingeborg Lüscher 15 Pa-lästinenser sowie 14 Israelis. Alle haben Angehörige durch Auseinandersetzun-gen im Nahost-Konflikt verloren. Ihnen wurden drei Fragen gestellt: „Denke, wer du bist, deinen Namen, deine Herkunft“, „Denke, was die andere Seite dir angetan hat“ und „Denke, kannst du das verge-ben“. Drei aufeinander folgende Projek-tionen, jede dem stillen Nachdenken über eine der drei Fragen gewidmet, zeigen überlebensgroß die Gesichter der Befrag-ten. Obwohl die Installation vollkommen ohne Ton auskommt, bleiben die Bilder nicht stumm. Im Mienenspiel der Befrag-ten sind verschiedenste Empfindungen ablesbar, die von Trauer über Verzweif-lung und Wut bis hin zu Resignation rei-chen. Eindrucksvoll und unausweichlich wirken diese Schwarz-Weiß-Bilder. Die Emotionen der Betroffenen werden nicht nur gezeigt, sondern uns in der unmittel-

baren Konfrontation auch nahe gebracht. Man kann mitfühlen und sich vielleicht sogar in die Situation der Menschen ver-setzen. Die Arbeit bezieht nicht politisch Stellung, sie ist den Opfern beider Seiten gewidmet. Obwohl der Titel zunächst ei-ne polarisierende Gegenüberstellung sug-geriert, gibt es keine nähere Information darüber, ob die jeweils gefilmte Person Is-raeli oder Palästinenser ist. Der Verlust ei-nes geliebten Menschen eint beide Seiten, vor der Kamera sind sie durch die Erfah-rung von Trauer und Vergebung verbun-den. Die „andere Seite“ und die „eigene Seite“ werden zu einer Seite.

Übermalte Nachrichten

Während Lüscher mit der Kamera die Befragten nah heran rückt und so Leiden

spürbar macht, ist Hubers Blick distan-zierter. Grundlage ihrer fortlaufenden Se-rie „Einsdreißig“ (2011-2012) sind direkt von einem Fernsehbildschirm abfotogra-fierte Nachrichtenbilder, die sie anschlie-ßend malerisch bearbeitet und verfrem-det. Die Künstlerin verändert zunächst Ausschnitt und Größe der Bilder, druckt sie dann mit einem herkömmlichen Tin-tenstrahldrucker aus und übermalt sie mit Farbe. Das Erzeugnis wird abermals fotografisch reproduziert. Am Ende dieses Prozesses steht ein Bild, das weder den Ort noch die Umstände seiner Aufnahme erkennen lässt. Einzig der Titel der Serie lässt den Entstehungskontext erahnen, denn in der Regel ist ein Beitrag in den Fernseh-Nachrichten ca. 1 Minute und 30 Sekunden lang. Mittels der malerischen und digitalen Bearbeitung verfremdet die Künstlerin die Bilder soweit, dass sie nicht mehr zu erkennen und zuzuordnen sind. So gelingt es ihr, den eigentlichen Infor-mationswert eines Nachrichtenbildes zu unterwandern – ja, ihn grundsätzlich in Frage zu stellen. Wie glaubwürdig sind Bilder heute noch, besonders vor dem Hintergrund der zahlreichen digitalen Bearbeitungsmöglichkeiten?

Der Akt der Übermalung, in dem durch das Verdecken des Offensichtlichen eine neue Sichtbarkeit entsteht, ist von großer Bedeutung innerhalb des Oeuv-res Hubers. Die Übermalung dient der Verfremdung der Bilder, lässt aber auch eine intermediale künstlerische Strategie erkennen, denn Huber verbindet so die aus einem Nachrichtenbeitrag isolierte fo-tografische Reproduktion mit der Malerei. Dieses Vorgehen lässt an die Arbeit ande-rer Künstler denken, z.B. an die Überma-lungen von Arnulf Rainer. Der österreichi-sche Künstler, 1929 geboren, ist u.a. mit Übermalungen von Fotografien aus Hiro-shima in der Dauerausstellung von Situ-ation Kunst vertreten, so dass nun durch die Präsentation von Hubers Werkgrup-pe „Einsdreißig“ eine interessante Brücke zwischen der aktuellen Ausstellung und der Sammlung des Hauses gespannt wird. Anna M. Storm

Info: „Fremdes Sehen“, bis 21.4.13, KUBUS/Situation Kunst, Schlosspark Weitmar, Mi-Fr 14-18, Sa/So 12-18 h, www.situation-kunst.de

„hIER ARBEITET ES SIch SUPER“Biologen renovieren und schaffen platz für mehr studierende

ZWEI AnFänGE UnD EIn EnDEMit einer Dreifachveranstaltung lockte der Bereich Fotografie am 23. Januar zahlreiche Gäste ins Foyer des Musischen Zen-

trums. Auf einen Schlag wurden zwei Ausstellungen eröffnet und eine beendet. Zu Ende ging die seit Juni 2012 laufende Aus-stellung „in Szene gesetzt“. Während hier das Motto „Finissage“ lautete, gab es parallel noch eine doppelte „Vernissage“. Eröffnet wurden eine Ausstellung zum „3. RUB-Foto-Marathon“ sowie eine mit „Foto-Radierungen“. Hierbei wird die Aufnahmetechnik der modernen Fotografie mit der Wiedergabetechnik der klassischen, künstlerischen Radierung verknüpft. Zu sehen sind beide Ausstellungen bis zum 8.5. (werktags 9-18 h)

Infos: www.rub.de/mz-foto/

GRÜnDERTALEnTE GESUchTWer hat das Zeug zum Unternehmer? Die Initiative „In|Die RegionRuhr“ sucht mit

ihrem Projekt „Scouting & Casting von High-Potentials an Hochschulen“ zündende Gründungsideen! Man muss nur beim Casting überzeugen und wird dann im fünftägi-gen „Business Boot Camp“ kostenlos fit gemacht. Das Camp ist als Persönlichkeitstrai-ning gestaltet, dass gezielt auf eine spätere unternehmerische Tätigkeit vorbereitet. Es findet direkt nach Ende des Sommersemesters 2013 statt. Teilnehmen können Studie-rende und Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen RUB und der TU Dortmund. Sie brau-chen keine ausgereiften Businesspläne, stattdessen reicht es aus, wenn sie kurz ihre Gründungsidee beschreiben. Bewerbungsfrist für das Casting ist der 1. März 2013. ad

Infos: http://bit.ly/UAGyH2

Foto

: VG

Bild

-Kun

st

Perfekte Planung, viele helfende Hände, gute Zusammenarbeit und Nachtschich-ten – mit diesem Rezept hat die Fakultät für Biologie und Biotechnologie das Groß-projekt gestemmt, den Praktikumsraum NDEF 06/398 in den vergangenen Som-mersemesterferien komplett zu renovie-ren. Damit ist sie für den Doppelten Abi-turjahrgang 2013 gerüstet, und der Raum ist technisch auf dem neuesten Stand. „Wir haben ganz schön geschwitzt, ob wir den Termin einhalten können“, sagt Studiendekan Prof. Dominik Begerow. Aber es hat geklappt: „Als die Studieren-den zum ersten Kurstag kamen, haben die Schreiner gerade die letzte Fußleiste angeschraubt.“

Die Fakultät hatte sich verpflichtet, die Zahl der Studienplätze als Vorbereitung auf den Doppelten Abiturjahrgang aufzu-stocken. „Dass wir mehr Plätze im Prakti-kumsraum schaffen mussten, war klar“, sagt Dominik Begerow, „aber es ist nicht einfach damit getan, mehr Tische rein-zuschieben.“ Deswegen planten die Bio-Professoren, die in dem Raum lehren, den Umbau weit im Voraus, gemeinsam mit dem Dekanat, den Dezernaten 5 und 6, der Fakultätsschreinerei und der Projekt-gruppe RUB.2013. Erste Pläne schmiede-ten die Beteiligten schon im Januar 2010. Etwa zwei Jahre später kam das „Go“ für die 360.000 Euro teure Sanierung. Das Geld entstammte dem Topf, den das Rek-torat für die Vorbereitung auf den Doppel-ten Abijahrgang bereitstellt.

selbst am Wochenende

Da der Raum im Semester ständig in Betrieb ist, kamen für die Renovierungs-arbeiten nur die Sommersemesterferien

in Frage. Decke, Boden, Mobiliar und technisches Equipment wur-den runderneuert. Ein straffes Pro-gramm für drei Monate, das nur durch den uner-müdlichen Einsatz der Werkstatt mög-lich war, die auch am Wochenende, nachts und an Fei-ertagen arbeitete. Nach dem Um -bau ist der Raum kaum wiederzuer-kennen. Wo früher schwere Arbeits-tische mit großen Unterbauten auf-gereiht waren, ste-hen nun moderne Gruppentische für jeweils zehn Stu-dierende und ei-nen Betreuer. Je zwei Gruppen tei-len sich einen Be-amer – die Zeiten des Frontalunter-richts sind vorbei. Alle Tische haben ein maßgefertigtes Spülbecken, von denen es vor der Renovierung nur halb so viele im ganzen Raum gab.

Außerdem ist jeder Platz mit einem In-ternetanschluss und sog. Schwanenhals-leuchten ausgestattet. „Das sind dimm-bare LEDs“, erklärt Prof. Thomas Stützel. „Als ich hörte, dass sie hier installiert wer-den sollen, habe ich erst einmal gegoo-

glet, ob es so etwas überhaupt gibt.“ Gibt es. Und sie sind ganz beson-ders wichtig für die Arbeit der Biologie-Studierenden, die in diesem Raum beispielsweise an-hand von winzig kleinen Präpara-ten lernen, Tiere und Pflanzen zu bestimmen. Dazu stehen auch mo-derne Mikroskope

Foto

s: N

elle

Ingeborg Lüscher, Die andere Seite, 2011

Foto

: Lüs

cher

Monika Huber, Einsdreißig, 11/ 321, 2011-2012)

2./3.2.,19.30 h, Mz ▪ Theater: Die Grup-pe Bühnendynamik zeigt ihr Stück „Spiel der Träume“, Kartenreservierung: [email protected]; www.rub.de/mz-theater3.2., 14 h, Malakowturm ▪ führung durch die Medizinhistorische Sammlung bzw. die Ausstellung „Abstieg ins Verbor-gene“, www.rub.de/malakow3.2., 14.30 h, kunstsammlungen ▪ Kostenlose Führung durch die Antiken-sammlung: „Landschaft und Antike in Griechenland im Zeitalter des klassizis-mus: Die Dodwell-Zeichnungen“; www.rub.de/kusa3.+17.2., 16 h, kuBus ▪ führung durch die Ausstellung „fremdes sehen“, www.situation-kunst.de3.2., 10 h, ev. christuskirche gerthe ▪ Kantatengottesdienst: collegium vo-cale und collegium instrumentale spie-

len Bachs kantate BWV 22, www.rub.de/mz-musik10.+24.2., 14.30 h, kunstsammlun-gen ▪ kostenlose führung durch die Sammlung Moderne, http://kusa-rub-moderne.de/12.2., 20 h, audimax ▪ orgelkonzert: in der reihe „klangwelten“ spielt franz comploi; www.rub.de/mz-musik17.2., 19.30 h, Mz ▪ Theater: Abschluss-präsentation des optionalbereichs: „Quer durchs Beet: Schauspieltheorien im Pra-xistest“; www.rub.de/mz-theater23./24.2., 19.30 h, Mz ▪ Tanztheater: Das ensemble „concept2.1“ zeigt das Stück „und so weiter“, kartenreservie-rung: [email protected]; www.rub.de/mz-theater 3.3., 14 h, Malakowturm ▪ führung durch die Medizinhistorische Sammlung, www.rub.de/malakow

3.3., 14.30 h, kunstsammlungen ▪ Kostenlose Führung durch die Antiken-sammlung: „Vasen für die Toten - Weiß-grundige Lekythen in den Kunstsamm-lungen“; www.rub.de/kusa3.+17.3., 16 h, kuBus ▪ führung durch die Ausstellung „fremdes sehen“, www.situation-kunst.de10.+24.3., 14.30 h, kunstsammlun-gen ▪ kostenlose führung durch die Sammlung Moderne, http://kusa-rub-moderne.de/7.4., 14 h, Malakowturm ▪ führung durch die Medizinhistorische Sammlung, www.rub.de/malakow7.4., 14.30 h, kunstsammlungen ▪ Kostenlose Führung durch die Antiken-sammlung; www.rub.de/kusa7.4., 16 h, kuBus ▪ führung durch die Ausstellung „fremdes sehen“, www.si-tuation-kunst.de

terMiNe

Alles neu und modern: Praktikumsraum NDEF 06/398 bei seiner offiziellen Einweihung Anfang Januar

Studentin Theresa Ebbeskotte arbeitet gern im renovierten Kurs-raum

01. februar 20138 ruBeNs

... ein forscher in der gruppe spektroskopie der kondensierten Materie?

Anzeige

Was Macht eigeNtlich…

die stabsstelle interne fortbildung und Beratung (ifB) hat im april 2012 die ta-gung „lehrlounge – der lehre raum geben“ ausgerichtet. im fokus standen lehrräume: räumliche dimensionen von lehre sowie didaktische Methoden in besonderen und klassischen lehrräu-men. die ifB gab dabei lehrenden und an lehre interessierten einen intensi-ven einblick in acht außergewöhnliche lehrräume der ruB: durch raumwork-shops direkt vor ort. die teilnehmen-den arbeiteten didaktische Methoden bzw. prinzipien heraus, die bei der raum- und fachspezifischen Lehre zum Einsatz kommen. ein zweiter Blick auf Methoden und prinzipien zeigte, dass diese – unab-hängig vom fach – alltagsfähige hand-lungsoptionen in klassischen lehrräu-men ermöglichen. ruBeNs stellt diese räume vor und zeigt exemplarische transfermöglichkeiten ausgewählter di-daktischer aspekte auf. in teil 5 geht es um den steinbruch klosterbusch.

die lehre in diesem raum ist für mich besonders, weil… „der Steinbruch klos-terbusch – als größtes Bodendenkmal in Bochum – auf dem Gelände der RUB ei-nen anschaulichen dreidimensionalen Einblick in den Aufbau des Untergrundes vermittelt. Zwischen 7 und 30 Studieren-de können in unterschiedlichen Längens-kalen Zusammensetzung und Strukturen der Gesteine in Kleingruppen analysieren und deren entwicklung diskutieren. Durch seine lage im kern einer großen falte ist der Steinbruch eine Schlüsselposition für das Verständnis der Verformung der Schichten im ruhrgebiet. Die steilen fels-wände und halden sind Lebensraum au-ßergewöhnlicher Pflanzen und Tiere und

Prof. em. Dr. Karl Eimermacher, dessen ak-tuelle fotografische Arbeiten zuletzt in der UB zu sehen waren, schenkte Ende 2012 der Georgischen Nationalbibliothek in Tif-lis (Tbilisi) seine Plastik „Nach der Schlacht (Tbilisi 1989)“.

Eimermacher war bis 2003 Professor am Seminar für Slavistik der RUB und kennt Georgiens Hauptstadt von unzähligen Rei-sen. Von diesen brachte er, wie er sagte, wunderbare Eindrücke mit nach Hause. „Dies änderte sich allerdings 1989, als mei-ne Frau und ich von Moskauer Dokumen-taristen des Film-Studios Nerv die erschüt-ternden Aufnahmen vom unmenschlichen Eingreifen sowjetischer Spezialtruppen ge-gen Demonstranten sahen.“ Im April 1989 protestierten im Zentrum von Tiflis Tausen-de friedlich gegen die Kommunistische Par-tei und für politische Unabhängigkeit. Die Sowjetische Armee griff die Demonstranten mit Giftgas und scharf geschliffenen Spaten an und tötete 20 Menschen. „Seit dieser Zeit habe ich versucht, künstlerische Formen zu finden, in denen sowohl die Aggression als auch die Trauer der Betroffenen komplex erfasst werden können. Zu diesen Versu-chen gibt es etliche Zeichnungen und zwei

Manfred Brix visualisiert zusammenfassend die Struktur der Gesteinsschichten im Steinbruch Klosterbusch. Die Workshop-Teilnehmer haben diese zuvor skizzenhaft auf Zeichenbrettern er-arbeitet.

eröffnen umfangreiche Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen fachrich-tungen.“ (Dr. Manfred Brix, Fakultät für Geowissenschaften)

ein Beispiel zur konkretisierung des Besonderen: Bei führungen von fachex-kursionen für Teilnehmer/innen aus dem In- und Ausland sowie der Industrie wer-den die charakteristische zyklische Abfol-ge und die Materialeigenschaften der mehr als 300 Millionen Jahre alten Gesteine il-lustriert. Die kenntnisse dieser Gegeben-heiten sind wichtig für die erschließung und nutzung von Speichergesteinen, z.B. für die Gewinnung oder Speicherung von erdgas oder die Verpressung von koh-lendioxyd, oder Projekte zur Gewinnung geothermischer energie. Öffentliche füh-rungen in Zusammenarbeit mit der Stadt Bochum und dem GeoPark ruhrgebiet sensibilisieren die Bürger für die rolle von Geologie und Bergbau bei der entwicklung des ruhrgebietes.

Welche didaktischen Methoden/prin-zipien kommen zum einsatz? lehren und Lernen im Gelände (Arbeiten unter realen Bedingungen); Selbsterfahrungen; for-schendes lernen; einzel- und Gruppen-arbeit; Diskussion; kollegiales feedback; Visualisierungen.

ein exemplarisches fazit für die leh-re: Das lehren und lernen am Gegen-ständlichen, verbunden mit hoher Selbst-erfahrung, kann sehr aktivierend und motivierend wirken. Dabei ist es für den lehrenden wichtig, sich als lehrperson „zurück zu nehmen“, anleitend zu agieren und die Lernenden selbständig erleben und lernen zu lassen.

infos zur tagung: dina Burandt, ifB, -27484, [email protected]

serie: die lehrlouNge zu gast…

…iM STeinrUcH

Foto

: IFB

„nAch DER SchLAchT“

Assemblagen. Eine davon, Tbilisi 1989, ha-be ich der Georgischen Nationalbibliothek übergeben“, erklärt der Künstler.

Karl Eimermacher besuchte die größte Landesbibliothek Georgiens erstmals 2002 auf Einladung von Emzar Dchgerenaia, ei-nem ehemaligen Mitglied des Promotions-

kollegs Ost-West der RUB. Die reichen Be-stände der Bibliothek und das internationale Vortragsprogramm beeindruckten Eimer-macher nachhaltig: „Dieser damalige Ein-druck war entscheidend für meinen Ent-schluss, das Werk gerade dieser Bibliothek zu schenken.“ Nadja Balnis

Foto

: Eim

erm

ache

r

Ziert seit Dezember 2012 die Nationalbibliothek in Tiflis: die Plastik „Nach der Schlacht (Tbi-lisi 1989)“

sportpsychologie, dogmatik, spektros-kopie der kondensierten Materie – was genau wird eigentlich in diesen arbeits-gruppen erforscht? in unserer serie ge-ben wir in jeder ruBeNs-ausgabe für ei-ne andere gruppe die antwort. Jan heye Buß (34) machte einen zweifach-Bache-lor in Mathe und Bio an der ruB und ließ diplom und promotion in physik folgen. heute arbeitet er als postdoc in der ar-beitsgruppe spektroskopie der konden-sierten Materie von prof. daniel hägele – vermutlich eines der kinderreichsten teams der fakultät. Was genau er er-forscht, hat er Julia Weiler erzählt.

ruBeNs: Was erforscht ein Mitarbei-ter in der gruppe spektroskopie der kon-densierten Materie?

Jan heye Buß: Unter kondensierter Materie versteht man mehr oder weniger alles, was fest oder flüssig ist. Wir unter-suchen hauptsächlich halbleiter und me-tallische magnetische Schichten mit Me-thoden der Festkörperspektroskopie. Mein forschungsschwerpunkt ist die so genann-te Spinelektronik, die eine neue Art der Elektronik realisieren möchte. computer sollen immer schneller und schneller wer-den. Dafür müssen die Bauteile der elektri-schen Schaltungen, zum Beispiel die Tran-sistoren, immer kleiner und kleiner werden. irgendwann wird die Welt so klein, dass ich sie nicht mehr allein mit „klassischer“ Phy-sik beschreiben kann, sondern Quantenef-

fekte berücksichtigen muss. Die idee hin-ter der Spinelektronik ist nun, die neuen Freiheitsgrade, die man durch die Quan-tenmechanik dazu gewinnt, zu nutzen. in einem Transistor werden elektronen, also negative Ladungen, von A nach B transpor-tiert. Aber ein Elektron hat nicht nur eine Ladung, es hat auch einen Spin – so etwas wie einen eigendrehimpuls. Warum versu-

che ich also nicht, den Spin als informati-onsträger zu nutzen?

Dabei gibt es folgende Probleme: Ich muss den Spin ausrichten und ihn in den Halbleiter bekommen, ihn transportieren, manipulieren und am Schluss auch detek-tieren können. In unserem Projekt richten wir den Spin in halbleitern optisch aus – wir nutzen dazu die Polarisation des lich-tes. Wir messen, wie lange ein ensemble von elektronen eine gemeinsame Spin-Richtung beibehält: Mit einem Lichtpuls richten wir die Spins aus, mit einem zwei-ten Laserpuls fragen wir ihre Ausrichtung

zu unterschiedlichen Zeiten ab. So gewinnen wir einen Einblick in die Spindynamik.

Wie sieht dein ar-beitsalltag aus?

Der Alltag ist eigent-lich vielseitig. Als Experi-mentalphysiker musst du erst einmal das experiment aufbauen. Du brauchst also handwerkliche und techni-sche Fähigkeiten. Vielleicht musst du dir Schaltungen überlegen, stehst mal an der Drehbank oder sägst dir irgendwas zurecht. Wenn

du deine Daten hast, fängst du an nachzu-denken. Dann kommt die Physik dazu und es wird theoretisch und sehr anspruchs-voll. Du hast jeden Tag irgendwelche nüs-se zu knacken.

im Moment bin ich eigentlich die meiste Zeit im labor. Die letzten drei Wochen habe ich vielleicht eine Stunde am computer ge-sessen, ein paar e-Mails beantwortet und

mit firmen telefoniert, von denen wir Ge-räte nutzen. Wenn wir ein Paper schreiben, bin ich natürlich hauptsächlich im Büro. Im Semester leite ich auch Übungsgruppen in Festkörperphysik.

Was ist für dich das faszinierendste an deiner forschung?

Das faszinierendste ist die hohe Zeitauf- lösung, die wir mit unserem Messaufbau erreichen: 100 Millionstel Milliardstel Se-kunden. Der Unterschied zwischen einer Attosekunde und einer Sekunde ist in Grö-ßenordnungen vergleichbar mit dem Zeit-abstand zwischen einer Sekunde und dem lebensalter des Universums. Wir mes-sen mit einer Auflösung von 100.000 At-tosekunden. Das sind Zeitskalen, die man sich als Mensch eigentlich gar nicht vor-stellen kann.

Welche Berufsfelder gibt es für Mit-arbeiter aus eurer gruppe?

Wir kombinieren zwei riesige Arbeits-felder: die ganze Laseroptikgeschichte und die halbleiterphysik plus Metallphysik. Wir sind also relativ breit aufgestellt. Das ist klasse, wenn du einen Job suchst.

Man kann natürlich auch Professor wer-den, einige werden lehrer. Viele gehen zur Unternehmensberatung, zu Versicherun-gen oder Banken und landen auch bei den ganzen Technologieunternehmen wie Sie-mens, Bosch, Zeiss… Das Studium bringt einem bei, analytisch und abstrakt zu den-ken. Das ist in vielen Berufsfeldern gefragt.

Was ist dein traum für die zukunft?Möglichst lange forschen zu dürfen. Ich

bewerbe mich gerade auf ein Postdoc-Sti-pendium für Berkeley. Der Traum ist natür-lich, dass das klappt.

Eines von vielen Bestandteilen des Spektrometers: Der elektro-optische Modulator verändert die Polarisation des Laserstrahls.

Kleinstadt aus Spiegeln, Filtern, Gittern und mehr: Während seiner Promotion baute Jan Heye Buß das Spektrometer passgenau für seine Experimente auf.

Foto

s: N

elle