Rückkehr der Genossenschaften: Aufbau der nächsten Generation der Sharing Ökönomie
-
Upload
thomas-doennebrink -
Category
Presentations & Public Speaking
-
view
174 -
download
0
Transcript of Rückkehr der Genossenschaften: Aufbau der nächsten Generation der Sharing Ökönomie
Oberthema Main topic „Plattform-‐Kooperativismus“ “Platform Cooperativism Thema Topic OuiShare Fest in Paris, 18-‐ 22.05.2016 zum Thema „Return of the Coop: Building the Next Generation Sharing Economy“
OuiShare Fest in Paris, 18-‐ 22.05.2016 about the „Return of the Coop: Building the Next Generation Sharing Economy“
Event Event „Rückkehr der Genossenschaften: Aufbau der nächsten Generation der Sharing Ökonomie Zeit: 19.05.2016 15:00 – 16:30 Ort: Camp / Cabaret Sauvage
„Return of the Coop: Building the Next Generation Sharing Economy“ Time: 19.05.2016 15:00 – 16:30 Place: Camp / Cabaret Sauvage
Teilnehmer Participants Curator/Moderator Thomas Dönnebrink /OuiShare Connector, Freelancer Collaborative Economy Lieza Dessein /project manager, SMartBE Speaker/Presenter Ralph Boeije /Entrepreneur, Part-‐up Julek Jurowicz /Co-‐founder, SMartBE Claus Skytte /Co-‐founder, Resecond.com Emmanuel Soulias /Director, Enercoop Felix Weth /CEO, Fairmondo Featured Attendees Chelsea Rustrum /Sharing Economy Consultant, Sharers.co Jean Luc Chautagnat /Coordinator, Manufacture Coopérative -‐ BIGRE Juho Makkonen /CEO, Sharetribe Nathan Schneider /Writer, Activist, Platform Cooperativism Prosper Wanner /Gestore, Hotel du Nord cooperative + ca. 80 participants
Curator/Moderator Thomas Dönnebrink /OuiShare Connector, Freelancer Collaborative Economy Lieza Dessein /project manager, SMartBE Speaker/Presenter Ralph Boeije /Entrepreneur, Part-‐up Julek Jurowicz /Co-‐founder, SMartBE Claus Skytte /Co-‐founder, Resecond.com Emmanuel Soulias /Director, Enercoop Felix Weth /CEO, Fairmondo Featured Attendees Chelsea Rustrum /Sharing Economy Consultant, Sharers.co Jean Luc Chautagnat /Coordinator, Manufacture Coopérative -‐ BIGRE Juho Makkonen /CEO, Sharetribe Nathan Schneider /Writer, Activist, Platform Cooperativism Prosper Wanner /Gestore, Hotel du Nord cooperative + ca. 80 participants
Ankündigungstext im Programm Announcement in programme Kann ein altes Modell die Basis sein für eine neue Ökonomie? Kann der genossenschaftliche Status und die PlatformCoop Bewegung eine Alternative bieten zu einem kapitalistischen wertabschöpfenden Modell? Praktisch gesprochen: Wie können wir Genossenschaften bilden für das digitale Zeitalter? In diesem Workshop werden Gründer digitaler Genossenschaften (platformcoops), Leader von
Can an old model be the basis for a new economy? Can the cooperative status and the #PlatformCoop movement offer an alternative to a capitalistic, value-‐captating model? In practice, how can we build cooperatives for the digital age? In this workshop, founders of digital cooperatives and leaders of citizen-‐owned infrastructure cooperatives will share their experience. At the same time, entrepreneurs who wish to convert their
Infrastrukturgenossenschaften in Bürgerhand ihre Erfahrungen teilen. Gleichzeitig werden Entrepreneure, die ihre kollaborativen Organisationen in Genossenschaften umwandeln wollen, ihre Fragen teilen. Stelle deine eigenen Fragen und diskutiere sie während des World Café-‐Teils mit Hilfe der begleitenden Experten.
collaborative organizations into full-‐on cooperatives will share their interrogations. Come raise your own questions! You will be invited to discuss them during a World Café, with the help of featured experts.
Konferenz Das Event war eines von vielen des 4-‐tägigen OuiShareFest 2016 Paris vom 18-‐21.05. im Cabaret Sauvage unter dem Motto: “After the Gold Rush” Das OuiShareFest versammelt kreative Leader, Entrepreneure, Bewegungsaktivisten, sinngetriebene Organisationen und Gemeinschaften aus der ganzen Welt, um die Ränder der Wirtschaft, Gesellschaft und uns selber zu erforschen. Die Konferenz wurde besucht von ca. 3500 Menschen aus mehr als 50 Länern und wurde unterstützt durch 200+ SprecherInnen, Moderatoren, Künstler, Teammitgliedern, KuratorInnen Ein Report über die Konferenz befindet sich hier, eine Abspielliste der Videos der Reden und Podiendiskussionen hier
The Event was one of many of the 4-‐day long OuiShareFest 2016 Paris from 18-‐21.05. at Cabaret Sauvage with the theme: “After the Gold Rush” The OuiShareFest gathers creative leaders, entrepreneurs, movement builders, purpose-‐driven organizations and communities from across the globe to explore the edges of the economy, society and ourselves. It drew about 3500 participants from more than 50 countries and was supported by over 200+ speakers, facilitators, performers, team, curators A report about the conference here, a playlist of videos of talks here.
Kontext/Vorfeld Das OuiShareFest 2016 Paris war die vierte Ausgabe des jährlich stattfindenden OuiShareFestes in Paris. Siehe hier für die Veranstaltungen in den Jahren 2015 (Motto: Verloren im Übergang (Lost in Transition?), 2014 (Motto: Das Zeitalter der Communities (The Age of Communities)), 2013 (Es gab kein Motto. Der Titel lautete: Die kollaborative Ökonomie in Europa gewinnt an Fahrt (The Collaborative Economy in Europe is gaining momentum) und war mehr ein Entdecken der Sharing Economy. Das erste OuiShareFest in Barcelona fand 2015 statt und geht im Oktober 2016 in die zweite Runde. Das erste in Rio de Janeiro, genannt ColaborAmerica, findet im November 2016 statt. Mehr Informationen zu OuiShare and hier der Link zur Homepage.
The OuiShareFest 2016 Paris was the fourth edition of the yearly OuiShareFests in Paris. See here for 2015, (theme: Lost in Transition?), 2014 (theme: The Age of Communities), 2013 (No theme yet, the title was: The Collaborative Economy in Europe is gaining momentum and it was more like a discover the sharing economy. The first OuiShareFest Barcelona took place in 2015, second upcoming version in Octobre 2016 and the first on in Rio de Janeiro, named ColaborAmerica in November 2016 More about OuiShare and link to its Homepage
Return of the Co-‐op: Building the Next Generation Sharing Economy Dokumentation und Auswertung des Workshops in Paris am 19.05.2016 Im Rahmen des 4-‐tägigen OuiShareFest#4 in Paris zum Oberthema „After the Gold Rush“ fand ein 90-‐minütiger Workshop zum Thema Plattform Cooperativismus statt unter dem Titel: „Rückkehr der Genossenschaften: Aufbau der nächsten Generation der Sharing Ökonomie“. Ca. 80 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Der Andrang, der wesentlich größer war als die Kapazitätsgrenze des Zeltes, zeugte vom großen Interesse an der Thematik.
Der 90-‐minütige Workshop bestand aus drei Teilen. Einer Einführung und Überblickaussicht der Kuratoren und Moderatorinnen der Veranstaltung folgten Kurzpräsentationen von jeweils 5 min von den Gründern bzw. Direktoren der Unternehmungen: Part-‐up, SMartBE, Enercoop, Resecond und Fairmondo. Im zweiten Teil und Hauptpunkt der Veranstaltung wurden zunächst im Plenum die besonderen Interessen herausgearbeitet und sodann die fünf Arbeitsgruppen gebildet zu den folgenden Themen: Politische Steuerung und Koordination (Governance), Beziehung: Plattform & NutzerInnen (Relationship: platform & user), Werte und Verbreitung (Values & Distribution), Geschäftsmodelle, Finanzierung und Technologie (Business Model, Finance & Technology) sowie Mutualisierung (Mutualization). In einem kurzen dritten Teil stellten die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vor und die Veranstaltung schloss mit einem Aufruf zum Handeln. Im Vorfeld des vierten OuiShareFestes und der hier beschriebenen Veranstaltung gab es folgende Entwicklungen. 1. Bezüglich des OuiShareFestes: Quantitativ kam es jährlich fast zu einer Verdoppelung der Teilnehmerzahlen von ca. 500 auf 1000, 2000 und 3500. Qualitativ brachte eine zunehmende Ausweitung der Themen, Methodiken und involvierten Personen, Gruppen und Bewegungen eine Verschiebung hin zu bzw. vermehrter Einschluss von dezentraleren und nicht-‐marktbasierten und somit in der Gesamtheit auch holistischen Ansätzen sowie einer kritischeren und ausdifferenzierteren Haltung gegenüber der Entwicklung und dem nun erreichten Status Quo der zunehmend kommerziell ausgerichteten Sharing & Kollaborativen
Ökonomie. Diese Entwicklung lässt sich auch an der Auswahl und Aufeinanderfolge der Mottos der Veranstaltungen ablesen: 2013 gab es noch kein Motto, aber sie fand unter dem Titel statt: Die kollaborative Ökonomie in Europa gewinnt an Fahrt (The Collaborative Economy in Europe is gaining momentum). 2014 lautete das Motto: “Das Zeitalter der Communities” (The Age of Communities), 2015 fand das KonFestival unter dem Motto “Verloren im Übergang” (Lost in Transition?) statt. 2016 stand das vierte OuiShareFest unter dem Motto: “Nach dem Goldrausch” (After the Gold Rush). 2. Bezüglich der hier beschriebenen Plattform-‐Kooperativismus-‐Veranstaltung gehen die Anfänge zurück auf Artikel von Trebor Scholz (Platform Cooperativism vs. the Sharing Economy 12/2014) und Nathan Schneider (Besitzen ist das neue Teilen 12/2014) und die von beiden organisierte Konferenz: Platform Cooperativism: The Internet. Ownership. Democracy. als die “Coming-‐out party for the cooperative Internet”. Mehr Informationen zu PlatformCoop hier bzw. zur Geschichte und Entwicklung mit PlatformCoopBerlin Fokus hier. Die Veranstaltung “Return of the Co-‐op: Building the Next Generation Sharing Economy“ und diese Publikation dient vor allem dazu: a) das Thema Plattform-‐Kooperativismus sichtbarer zu machen, b) wichtige Akteure in Form von genossenschaftlichen Plattformen, Gründern, Scholars, Aktivisten und Interessierten vorzustellen und zusammenzubringen (sowohl auf dem Event als auch langfristig durch Publikationen wie dieser zur Auffindbarkeit und Verknüpfung via Internetsuche und ähnliches und c) wichtige Fragen zu formulieren und diskutieren, sowie Lösungsansätze zu sammeln. 1. Teil Begrüßung, Einführung und Überblickaussicht durch die Kuratoren und Moderatoren Lieza Dessein und Thomas Dönnebrink Lieza Dessein lebt in Brüssel und ist dort Projekt und Community Managerin für SMartBE, eine Genossenschaft, die weiter unten noch einmal gesondert vorgestellt wird. Neben einer Vielzahl von Projekten ist sie verantwortlich für die Entwicklung der Creative Hub Brussel Art Factory (BAF), ein knapp 800m² Workplace für kreative Entrepreneure, wo sie Menschen mit anderen Menschen und Projekten verbindet und ihnen hilft, ihre beruflichen Ambitionen zu realisieren. Thomas Dönnebrink lebt in Berlin und ist OuiShare Connector und Freelancer Collaborative Economy. Er ist interessiert an der Kollaborativen Ökonomie vor allem aus dem Blickwinkel des Beitrags, den sie leisten kann im Zuge einer Transformation hin zu einer nachhaltigeren und humaneren Gesellschaft und beschäftigt sich einerseits mit den Unterschieden und Eigentümlichkeiten alter und neuer Ökonomie und ist andererseits als Connector und Aktivist involviert in der Konvergenz von systemverändernden Ideen, Netzwerken und Bewegungen mit dem gegenwärtigen Schwerpunkt auf #PlatformCooperativism und #PlatformCoopBerlin. Die Einführung beinhaltete auch einen kurzen Umriss der bisherigen kurzen Entwicklungsgeschichte des Plattform Kooperativismus, der oben bereits kurz skizziert wurde. Es folgte eine jeweils 5 minütige Präsentation der folgenden fünf Personen und ihrer Unternehmungen:
1. Julek Jurowicz ist einer der Gründer von SMartBe. Da er kurzfristig nicht, wie im Programm angekündigt, teilnehmen konnte, wurde er vertreten von Virginie Cordier, Strategie und Entwicklung bei SMartBe. SMartBE wurde 1998 gegründet, um kreativen Entrepreneuren mit konkreten Lösungen zu helfen. Sie bieten Online-‐Buchhaltungswerkzeuge. Trainingssessions, juristischen Rat und andere Werkzeuge an, um die professionellen Aktivitäten von Projektarbeitern in der Kreativindustrie zu vereinfachen. Nachdem SMartBe sich erfolgreich in Belgien etabliert hat, wurden auch Niederlassungen in anderen Ländern eröffnet, um dem wachsenden Bedarf von vereinfachter internationaler Mobilität zu bedienen. Die meisten von ihnen, wie auch die in Berlin, wurden bereits als Genossenschaften gegründet und die Hauptorganisation ist gerade im Prozess der Umwandlung in eine Genossenschaft. Laut des englischsprachigen Internetauftritts umfasst SMartBE heute 12 Büros in Belgien, 75.000 Mitglieder und Büros in 8 europäischen Städten (abweichende Angaben in der deutschsprachigen Version). Eine einseitige Beschreibung findet sich hier. 2. Emmanuel Soulias ist Generaldirektor von Enercoop, 2005 gegründeter und 2006 als solidarisches Unternehmen anerkannter französischer Energiegenossenschaftsverbund mit dem legalen Status einer sogenannten Genossenschaft Allgemeinen Interesses SCIC (Société Coopérative d'Intérêt Collectif). Sie ist somit Teil der Sozial-‐ und Solidarwirtschaft, welche den Menschen und die Natur und nicht das Kapital ins Zentrum stellt. Nach zehn Jahren besteht enercoop aus 10 Energiekooperativen mit 100 Produzenten und 25.000 Konsumenten (Stand: 2015), mit dem Ziel, bis 2020 auf 150.000 Klienten anzuwachsen. Die Vision ist eine Gesellschaft, in der jede/r Zugang zu 100% erneuerbarer Energie hat: lokal organisiert und im Zusammenhang mit geteilter, transparenter und demokratischer Steuerung und Koordination. Kurz: 100% erneuerbare Energien & 100% Kooperativen. Gegenwärtig besteht der Energiemix aus 94% Wasser-‐, 4% Wind-‐, 1% Biomassen-‐, 1% Sonnenenergie von lokalen, unabhängigen Produzenten 3. Felix Weth ist einer der Gründer von Fairmondo mit Studienabschlüssen in Politikwissenschaft, Philosophie, Wirtschaft, öffentliche Politik und Verwaltung. Als Anti-‐Korruptionsaktivist viel in Afrika unterwegs, prägte ihn die Erfahrung, wie besonders junge Menschen durch Korruption um ihre Lebenschancen gebracht wurden. Diese Erfahrung von strukturellen Defizite unseres ökonomischen und politischen Systems führte ihn später zur Entwicklung der Idee von Fairmondo als korruptionsresistente, transparente, webbasierte Genossenschaft, welche als Modelfunktion für andere Unternehmungen dienen sollte und als solche -‐ unter anderem unter dem Begriff Geno(ssenschaft) 2.0. -‐ auch wiederholt zitiert und diskutiert wird. Fairmondo ist ein deutscher Online-‐Marktplatz mit Sitz in Berlin, angetreten 2013, um Amazon und ebay Paroli zu bieten und eine Alternative zu den großen Spielern im E-‐commerce zu werden. Um sicherzustellen, dass es auch im Wachstum noch seinen Werten treu bleibt, enthält es sowohl strukturelle Bestimmungen zur demokratischen Verantwortlichkeit gegenüber allen Stakeholdern als auch rechtlich bindende Verpflichtungen zur Transparenz und Prinzipien von Open Source. Fairmondo hat begonnen, das Modell in andere Länder zu transferieren – z.Z. im Prozess in UK und USA. Fairmondo zielt auf den Aufbau dezentraler, aber eines technisch integrierten globalen Onlinemarktplatzes, der allen lokalen Coops gehört.
4. Ralph Boeije hilft als Collaboration Engineer Teams und (Netzwerk)Organisationen intelligenter und mit mehr Spaß zusammenzuarbeiten. Er genießt es, mit Freelancern und kleinen Agenturen zusammenzuarbeiten. Er ist einer der drei Gründer von Part-‐Up. Part-‐up ist keine (Plattform) Genossenschaft, sondern man glaubt an die Kraft des Organisierens ohne Organisationsstruktur und praktiziert es auch selber, denn Part-‐up ist selber aufgebaut aus “Tribes” und sogenannten “Part-‐ups”. Es arbeitet zur Zeit mit über 130 Professionals in diversen Teams zusammen, und jede/r, der oder die meint, an einem der Part-‐ups beitragen zu können und zu wollen, ist herzlich dazu eingeladen. Die ganze Part-‐up community soll profitieren und wird daher am Profit und der Inhaberschaft beteiligt. Ziel ist es, Part-‐up als soziales Impact Start-‐up zu entwickeln. Es ist auch als soziales Unternehmen (Social Enterprise) in den Niederlanden anerkannt. Genutzt wird das am 18.09.2015 gegründete und mit Hauptsitz in Den Haag angesiedelte Part-‐up bereits von über 75 Organisationen -‐ darunter eine Vielzahl von Städten und Gemeinden. Es wurden drei Hauptbereiche identifiziert, in denen Part-‐up Game Changer wird: Für Firmen ermöglicht Part-‐up die Crowd-‐Organisation und das Intrapreneurship. Im Gesundheitswesen wird es der Motor der Mikroorganisation rund um die Bedürfnisse eines Patienten. Für Freelancer und Selbständige hilft Part-‐up, sich mit neuen Menschen zusammenzuschließen und neue Arbeitsmöglichkeiten zu finden. 5. Claus Skytte ist Co-‐Founder von Resecond.com, Autor, Entrepreneur und Kreislaufstratege mit über 25 Jahren Erfahrung in der Werbeindustrie. Seit zwei Jahre konzentriert er sich auf die 4. Industrielle Revolution und etablierte sich mit drei Büchern zum Thema Sharing Economy und Kollaborativer Konsum als dessen Pionier in Dänemark. Resecond ist eine mitgliedergesteuerte Community, wo Menschen ihr geliebtes Zeug abgeben, um gegen eine geringe monatliche Gebühr Zugang zu den Sachen anderer Menschen zu bekommen. Dies geschieht auch über eine frei zugängliche App. Der Resecond Club ist auch ein geteilter physischer Ort in Kopenhagen, wo digitale Nomaden ein Zuhause finden zum Arbeiten und Zusammenarbeiten. Die Werte lauten: “Gib, bevor du bekommst”. Zum Ende des ersten Teils wurden Themen für die Arbeitsgruppen für den folgenden interaktiven Workshop herausgearbeitet.
2. Teil Für jeden der fünf Arbeitsgruppen standen weitere fünf eingeladene ExpertInnen als ModeratorInnen für je eines der Themen zur Verfügung. Sie werden später im Rahmen der Vorstellung der Ergebnisse der einzelnen Gruppen mit ihren Arbeitsschwerpunkten bzw. Unternehmungen vorgestellt. Die TeilnehmerInnen haben zunächst eine der folgenden Arbeitsgruppen ausgewählt, rotierten dann aber nach 15 min zum nächsten Thema, so dass die Fragestellungen in neuen Gruppenkonstellationen wiederholt diskutiert bzw. die Ergebnisse der Vorgruppe aus Sicht der Folgegruppe reflektiert wurden. Die folgende Beschreibung und Auswertung basiert auf den Daten, die mir von den AG-‐Leitern auf Anfrage und von ihren Mitschriften übermittelt wurden. 1. Politische Steuerung und Koordination (Governance). Angeleitet durch Jean Luc Chautagnat [email protected]. Als Genossenschaftsaktivist bringt er neue Genossenschaftsformen auf den Weg, hat viele kollektive Projekte und auch Geschäfts-‐umwandlungen in Genossenschaften begleitet und ist Co-‐Founder mehrerer dieser neuen Genossenschaftsformen wie OXALIS (Entrepreneurgenossenschaft *2010), Editions du Croquant (Verlagsgenossenschaft), GRAP und die Manufacture Cooperative. Er arbeitet an der Transformation der zum Determinator unserer Gesellschaft gewordenen Wirtschaft.
In den Arbeitsrunden wurden folgende Fragen und Beiträge zusammengetragen Fragen: • Wie können Entscheidungprozesse gewährleistet werden? • Wie kann praktisch gearbeitet werden bei gleichzeitiger Bewahrung demokratischer
Dynamiken? • Wie können Nutzer/Mitglieder bei Steuerung und Koordination besser eingebunden
werden? • Die Budgeterstellung muss ein demokratischer Prozess sein, aber wie? • Wie kann der Prozess, der zum Regierungsmodell führt, selber gesteuert werden? • Wie können Regierungen das Wachstum von Genossenschaften unterstützen? • Was meint „demokratisch“?: Mehrheitsprinzip? Konsens? Gleichmäßige Gewichtung der
Stimmen? Liquid Democracy?
Beiträge/Ergebnisse: • Abstimmungs-‐Apps zur einfacheren Entscheidungsfindung und besseren Inklusion (Loomio) • Um demokratische Prozesse zu erleichtern, werden konkrete, nicht umfassende Ziele
benötigt. • Identifizierung von Fachleuten zur Begleitung demokratischer Denkprozesse • Bei Entscheidungsprozessen die Community und nicht nur eine kleine Gruppe involvieren. • Verschiedene Arten von Genossenschaftsmitgliedergruppen (Multistakeholder) • Halbjährlich die Steuerungs-‐ und Kontrollmechanismen (Governance) neu gestalten. • Training, Informationen bezüglich technischer Informationen oder wie ein Budget zu lesen
ist oder wie gewaltfreie Kommunikation funktioniert. • Beratungsprozesse sind ein Mix aus Konsensus, Demokratie und sichergestellter
Entscheidungsfindung. Die verantwortliche Person muss alle Personen, die von einer Entscheidung/Veränderung betroffen sein werden, vor der Entscheidung befragen.
• Am Anfang eines Genossenschaftsgründung bedarf es Visions-‐ und Missions-‐Workshops, in denen die anfänglichen Regeln und Verhaltensformen auf der Plattform bestimmt werden.
• In der Praxis nicht alleinige Fokussierung auf die Satzung • Nicht nur ein Entscheidungssystem einrichten, sondern auch Raum um Ideen zu diskutieren. • Entscheidungsprozess mit klaren Regeln (Nutzung neuer Methodiken wie Soziokratie,
Holokratie, partizipative Steuerung, etc.) • Festlegung unterschiedlicher Stufen von Entscheidungen. 2. Beziehung: Plattform & NutzerInnen (Relationship: platform & user). Angeleitet durch Nathan Schneider -‐ therowboat.com. Journalist and Professor für Medien an der Universität von Colorado. Seine Artikel drehen sich um die Themen Ökonomie, Technologie und Religion und erscheinen in Vice, Harper’s, The Nation, YES!, The New York Times und anderen Medien. 2015 co-‐organisierte er die erste Platform Cooperativism Konferenz an der New School in NYC zusammen mit Trebor Scholz. Neben zahlreichen Artikeln zum Thema Online Kooperativismus hat er die Internetseite internetofownership.net, einem Prototyp-‐Verzeichnis zur Erfassung und Verknüpfung des Plattform Kooperativismus Ökosystem ko-‐initiiert. Er ist zusammen mit Trebor Scholz der Herausgeber des soeben erschienenden Buches: Ours to Hack and to Own, The Rise of Platform Cooperativism, A New Vision for the Future of Work and a Fairer Internet. Felix Weth, Mitbegründer von Fairmondo wurde bereits oben beschrieben (siehe dort)
In den Arbeitsrunden wurden folgende Fragen und Beiträge zusammengetragen
Fragen: • Was sind die Verantwortlichkeiten beider Parteien: Plattformen und ihre Nutzer? • Wie kann sichergestellt werden, dass die Interessen beider Seiten bedient werden? • Wie kann eine konfliktfreie/konfliktarme Situation zwischen zentralisierter Plattform und
Wahlfreiheit der Nutzer gesichert werden? Beiträge/Ergebnisse: In der Diskussion über „Beziehungen“ erbrachte die Frage, welche Stakeholder es in einer Online Plattform Umgebung gibt, die folgende Aufzählung: Arbeiter/Angestellte, Kunden, Beitragende, Investoren, Regionen, Regierungen, Unterstützer und mehr. Besondere Aufmerksamkeit und Interesse lag auf der Frage, wie kooperative Strukturen einige dieser genannten Kategorien transformieren können, indem zum Beispiel Kunden zu Mitgliedern werden. Mögliche Konflikte wurden gesehen rund um die Frage von Kompensationen und Aufrechnung, Überarbeitung, Ungleichgewicht von Stimmen, Ungleichgewicht von Macht zwischen Stakeholdergruppen und Externalitäten, d.h. den Effekt, den eine Plattform außerhalb ihrer Mitgliedschaft haben mag. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Frage von Konflikten und der Suche nach Werkzeugen zu deren (Auf)Lösung, die sich auf einem PlattformCoop Kontext ergeben mögen. Vorschläge für Konfliktlösungswerkzeuge waren: flexible Statuten, Kultur, Vertrauen, gesunde Feedbackschleifen, Transparenz und Umverteilung. Am Ende kam noch eine weitere Herausforderung auf, auf die nicht mehr tiefer eingegangen werden konnte: und dies war die Rolle der Roboter. 3. Werte und Verbreitung (Values & Distribution). Angeleitet durch Chelsea Rustrum -‐ Sharers.co. Sharing Economy Autorin, Rednerin, Moderatorin und Consultant für Marktplätze und Marken, interessiert an innovativen Ansätzen. Sie hat praktische Erfahrung und Wissen über Entwicklungen und Potenziale der Sharing Economy. Gegenwärtig gilt ihr besonderes Interesse der Frage, wie die Sharing Economy in Werteverteilungsmodelle (value distribution models), die Eigentumsverhältnisse unter den Wertschaffenden selber verteilen können, integriert werden kann. Als Autorin hat sie das Buch “It’s a shareable Life” herausgebracht und an Artikeln mitgewirkt, die in: Inc. Magazine, Wall Street Journal, Wired, Forbes, and The Economist erschienen sind.
Fragen: • Wie kann bestimmt werden, was Wert ist und wie er verteilt werden kann? • Wie kann Wertverteilung sichergestellt werden (nicht nur unter monetärem Aspekt)? • Wie kann eine Gewinner-‐Kriegt-‐Alles-‐Dynamik, die vor allem die Superreichen bereichert,
vermieden und dafür gesorgt werden, dass geschaffene Werte gerechter verteilt werden? Beiträge/Ergebnisse: (leider liegen hier keine Ergebnisse vor) 4. Geschäftsmodelle, Finanzierung und Technologie (Business Model, Finance & Technology). Angeleitet durch: Juho Makkonen, Mitbegründer und Geschäftsführer von Sharetribe (*2011), eine Open-‐Source-‐Plattform zum Erstellen von Marktplätzen, die Entrepreneuren hilft, ihre eigene Peer-‐to-‐Peer Marktplatzplätze zu starten und zu managen. Als gelernter Software-‐Entwickler baut er bereits seit 2008 Peer-‐to-‐Peer Markplätze und ist interessiert an dem Einfluss, den diese auf die Befähigung von Menschen in der kollaborativen Ökonomie ausüben.
Fragen: • Wie die Plattform/Infrastruktur finanzieren? • Wie den technischen Teil der Plattform/Infrastruktur bauen? Beiträge/Ergebnisse: Es wurden die verschiedenen Möglichkeiten diskutiert, wie eine Plattform-‐Kooperative ihre anfänglichen Operationen finanzieren kann, solange noch keine Einnahmen eingebracht werden können. Diskutierte Ideen waren: Eigenkapital Crowdfunding (Equity crowdfunding), d.h. sich als Mitglied in eine Genossenschaft einkaufen; Fairmondo hat auf diese Weise einige Hunderttausend, Ener.coop 3.2 Millionen eingesammelt. Um hier erfolgreich zu sein, ist es wichtig, sich nicht auf die Kapitalverzinsung (ROI – Return on Investment), sondern auf die Werte & Intentionen der Genossenschaft zu konzentrieren. Darüber hinaus gibt es einige Banken, besondere Funds und Organisationen, die gern bereit sind, Genossenschaften zu finanzieren: MAIF ist ein gutes Beispiel. So können eventuell günstige Darlehen mit langen Rückzahlungszeiträumen beschafft werden. Der Kapitalbedarf einer Genossenschaft dürfte am Anfang auch geringer sein als der einer traditionellen Firma aufgrund der Attraktivität der Werte, die Leute eher als Freiwillige
gewinnen oder Angestellte findet, die motivierter und produktiver sind bzw. geringere Kosten verursachen. Auch durch die Bündelung von Ressourcen könnte eine Vielzahl von Genossenschaften alle die gleiche Kerntechnologiebasis nutzen. Es gibt eine Reihe erfolgreiche Genossenschaften, die daran interessiert sein könnten, die Genossenschaftsidee zu beflügeln, indem sie frisch geschlüpften Genossenschaften durch Spenden oder andere Formen von Hilfen unterstützen. Plattform-‐Kooperativen zu unterstützen, mag auch für Impact Investoren interessant sein. Bezüglich des technischen Teils der Plattformen wurde erörtert, dass es wahrscheinlich das beste Modell wäre, eine Open Source basierte Codebase zu bauen, den alle Genossen-‐schaften nutzen könnten. Die Genossenschaften würden die Entwicklung dieser Open Source Codebase gemeinsam finanzieren und vielleicht eine Lizenzgebühr für die Organisation, Unterhalt und Entwicklung bezahlen würden. Diese könnte beispielsweise eine Genossenschaft sein, die wiederum den Genossenschaften selber gehört. Als Inhaber und Sorfware-‐Entwickler von Sharetribe’s Open Source Codebase machte der Workshopleiter Juho Makkonen darauf aufmerksam, dass eben diese Codebase sein könnte und Sharetribe eben selber diese besagte Genossenschaft werden könnte, allerdings stellte sich auch für den Gründer die Frage nach den legalen Implikationen eines solchen Vorhabens. 5. Mutualisierung (Mutualization). Angeleitet durch Prosper Wanner. [email protected]. Manager zweier Genossenschaften: Hôtel du Nord, einer Anwohnergenossenschaft die gastfreundliche Dienstleistungen wie Gästezimmer, bed & breakfast, Stadtbesichtigungen, lokale Produkte, Bücher etc. in nördlichen Distrikt von Marseille anbieten. H2H, eine Genossenschaft der Genossenschaften mit nationaler Struktur, die eine gemeinsame Marke und Platform unter kooperative Form schaffen und verwalten. Die Plattform befördert “Gastfreundschafts-‐Angebote”, gestaltet von den Anwohner eines Gebietes, die dessen Erbe zeigen wollen. Beide Genossenschaften engagieren sich in ökonomischen Praktiken, die Demokratie und Menschenrechte stärken und fördern.
Fragen: • Wie können Mutualisierung von Resourcen und Genossenschaftsmodelle großskalig
funktionieren? • Wie ermitteln, welche Werkzeuge und Dienstleistungen Genossenschaften effektiv
mutualisieren können? Beiträge/Ergebnisse: • Mutualisierung betrifft verschiedene Themengebiete und Ebenen des Teilens.
... von Werkzeugen und Erfahrungen (niedriggradige Mutualisierung)
... von Risiken und Investments (hochgradige Mutualisierung)
... die lediglich Teile der Gruppe betreffen (z.B. in einem internationalen Netzwerk bei der Entscheidung, nur in einem Staat des Netzwerkes zu investieren.)
• Im Bezug auf Mutualisierungsebenen gibt es unterschiedliche Abläufe ... Schaffung einer geteilten Vision ... Training und Workshops, um die Entscheidung zu teilen ... Steuerung und Koordinierung (governance) mit diversen Entscheidungsebenen ... Transparenz bezüglich der Ziele und Auswirkungen (objectives and impacts)
3. Teil Im kurzen dritten und letzten Teil wurden die oben dargestellten Fragestellungen und Ergebnisse der einzelnen Gruppen im Plenum vorgestellt und die große Beteiligung, das enorme Interesse und das positive Echo genutzt, um zu einem verstärkten Engagement in genossenschaftlicher Sache zu kommen – sei es in weiterer Informierung und Weiterbildung, Teilung von Informationen, Teilnahme an und Gründung von Genossenschaften oder der Umwandlung von Entitäten in Genossenschaften. Und sich für einen dringend benötigten Austausch der Sharing-‐ und kollaborativen Ökonomie-‐, der Genossenschafts-‐ und der OpenSource-‐ und anderen Bewegungen einzusetzen sowie eine Konvergenz von Ideen, Konzepten und Bewegungen in diese Richtung zu unterstützen.