Ärzte Woche Kalziumsubstitution verursachte Magen- Darm ... · M@KDM 2XLOSNLD FDETMCDM VDQ-CDM #HD...

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16 ,@H Ärzte Woche Medizin Kalziumsubstitution verursachte Magen- Darm-Probleme -@BG DHMDQ HMHSHHDQSDM LDCHJ@LDMSņRDM .RSDNONQNRD3GDQ@OHD JK@FSD DHMD /@SHDMSHM ŘADQ ACNLHM@KRBGLDQYDM TMC #H@QQGņ Von E. Trifina, D. Geissler, E. Zwettler, K. Klaushofer, P. Mikosch !DH DHMDQ IĖGQHFDM %Q@T LHS .RSDNONQNRD JNMMSD OQHLĖQ JDHMD 4QR@BGD EŘQ HGQD F@RSQNHMSDRSH M@KDM 2XLOSNLD FDETMCDM VDQ- CDM #HD /@SHDMSHM RBGHKCDQSD VD- CDQ @KKFDLDHMD ,@FDM#@QL!D- RBGVDQCDM MNBG ADQHBGSDSD RHD ŘADQ +DADMRLHSSDKTMUDQSQĖFKHBG- JDHSDM $QRS CTQBG &@AD DHMDR K@J- SNRDGĖKSHFDM *@KYHTLOQĖO@Q@SDR DQF@A RHBG CHD 5DQC@BGSRCH@F MNRD DHMDQ +@JSNRDHMSNKDQ@MY CHD M@BGENKFDMC CTQBG DHMDM +@JSN- RDSNKDQ@MYSDRS ADRSĖSHFS VDQCDM JNMMSD Eine ausreichende und adäquate Versorgung mit Kalzium und Vita- min D stellt die Basis sowohl für eine Osteoporoseprophylaxe als auch für eine Osteoporosetherapie dar. Emp- fehlungen, Kalzium über die Nah- rung zuzuführen, beinhalten im Be- sonderen Milchprodukte, die jedoch teils auch reich an Laktose sind. Bei den meisten Säugetieren kommt es nach dem Abstillen zu einem Abfall der Laktoseaktivität im Dünndarm, womit sich eine primäre Laktosein- toleranz ergibt 1 . Individuen mit einer Laktosein- toleranz weisen unterschiedlich ausgeprägte Symptome einer Lakto- semalabsorption auf (Abdominal- schmerzen, Blähungen, Flatulenz, Durchfälle). Neben den gastrointes- tinalen Symptomen können auch extraintestinale Symptome wie De- pression, Migräne, allgemeine Leis- tungsminderung und Acne vulgaris das Symptomenspektrum erwei- tern 2,3 . Die Tatsache, dass Laktose bzw. Milchprodukte durch eine an- haltende intestinale Laktaseaktivität auch im Erwachsenenalter toleriert werden, basiert auf einer vor etwa 10.000 Jahren in der Bevölkerung Nordeuropas aufgetretenen Punkt- mutation (LCT-Polymorphismus) auf Chromosom 2q21. Homozygote Indi- viduen für den C-Genotyp (LCT CC) weisen fast keine nachweisbare in- testinale Laktaseproduktion im Ver- gleich zu Individuen mit den Geno- typen LCT CT bzw. TT auf. Eine Laktoseintoleranz ist folg- lich in verschiedenen Bevölkerun- gen in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden 4,5 : die Prävalenz einer Lak- toseintoleranz reicht von zwei Pro- zent in der Bevölkerung Skandina- viens, 20–25 Prozent in der kaukasi- schen Bevölkerung Mitteleuropas, 80 Prozent bei Schwarzafrikanern und Latinos bis hin zu nahezu 100 Prozent Prävalenz bei Asiaten und den Urein- wohnern Amerikas. In Österreich ist von einer Laktoseintoleranz von 15– 25 Prozent bei der heimischen Bevöl- kerung auszugehen, wobei Unter- schiede zwischen Ost- und Westös- terreich bestehen 6 . In einer Populati- on von älteren Männern aus Südost- Österreich konnten Gugatschka et al. in 27 Prozent einen Genotyp LCT CC erheben 7 . /@SHDMSHM LHS VHDCDQGNKSDM 6HQADKRĖTKDMADRBGVDQCDM Die 44-jährige Frau wurde in der Osteoporoseambulanz des Klini- kums Klagenfurt am Wörthersee zur weiterführenden osteologischen Ab- klärung wegen dem Befund einer un- geklärten Osteoporose in der Osteo- densitometrie (DXA) vorgestellt. Die DXA zeigte eine Osteopenie an der Lendenwirbelsäule (BMD 0,804 g/cm 2 ; T-Score –2,2; Z-Score –1,8) und Os- teoporose am linken Schenkelhals (BMD 0,606 g/cm 2 ; T-Score –2,9; Z- Score –2,2). Die Messung zur DXA erfolgte bei der Patientin wegen wie- derholter Wirbelsäulenschmerzen und positiver Familienanamnese be- treffend Osteoporose. Ansonsten war die Patientin beschwerdefrei, eine Größenminderung nicht erhebbar. An Vorerkrankungen waren bei der Patientin lediglich eine Gastritis und eine Sprunggelenksfraktur mit 34 Jahren, die im Rahmen eines Sportunfalls durch ein adäquates Trauma aufgetreten war, erhebbar. In der Ernährungsanamnese gab die Patientin eine ausgewogene Er- nährung an – Milchprodukte wür- den gut vertragen werden bzw. be- stimmte Lebensmittel würden nicht bewusst von ihr vermieden. Ledig- lich über Magenschmerzen klagte die Patientin zeitweise nach Fleischge- nuss sowie über vermehrte Blähun- gen durch Hülsenfrüchte. Die gynä- kologische Anamnese war unauffäl- lig: die Patientin hatte ihre erste Re- gelblutung mit zwölf Jahren und seit- dem einen regelmäßigen Zyklus, sie gebar zwei Kinder und hatte keine Fehlgeburten. Die körperliche Untersuchung der Patientin (175 cm, 68 kg), insbe- sondere der Gelenkstatus und die Wirbelsäule, waren bis auf ein ange- deutetes positives Tannenbaumphä- nomen und einen muskulären Hart- spann im Bereich des Schultergür- tels und der Lendenwirbelsäule oh- ne makroskopische und funktionelle Auffälligkeiten. Die erhobenen La- borwerte, die auch Osteocalcin und die C-terminalen Crosslaps als Para- meter des Knochenstoffwechsels umfassten, waren unauffällig. Aufgrund des fehlenden Hinwei- ses auf eine sekundäre Genese der messtechnisch erhobenen Osteopo- rose wurde die Diagnose einer idio- pathischen Osteoporose gestellt, wo- bei ehestens von einer familiär be- dingten Osteoporose (bei positiver Osteoporoseanamnese mehrerer Fa- milienmitglieder) ausgegangen wor- den ist. In Anbetracht des Alters der Patientin wurde eine kalziumreiche Ernährung in Kombination mit einer medikamentösen Kalzium- und Vi- tamin-D-Supplementation (Kalzium 1.000 mg als Kalziumcarbonat, Vita- min D 800 IE) empfohlen. !DFHMM CDQ 2XLOSNLD DHMD 2STMCD M@BG ,DCHJ@SHNM Wenige Wochen nach Beginn der Kalziummedikation wurde die Pati- entin erneut in der Osteoporoseam- bulanz vorstellig, da sie angab, seit Beginn der Kalziummedikation je- weils etwa eine Stunde nach Medika- menteneinnahme regelmäßig Abdo- minalschmerzen und Durchfälle zu haben. Da die Kalziummedikation als Zusatzstoffe auch Laktose beinhalte- te, erfolgte eine ergänzende Abklä- rung mit einer Laktosebelastung (50 g Laktose, klinisch Abdominal- schmerzen und Durchfälle; Glukose im Blut: nüchtern 96 mg/dl, maxima- ler Anstieg nach 60 min 107 mg/dl; + 11,1 %; – Normalbefund bei Glu- koseanstieg von mehr als + 20 %; H2- Atemtest: nüchtern 0 ppm, maxima- ler Anstieg nach 90 min 54 ppm – Normalbefund bei maximalem An- stieg von unter 20 ppm), die den Verdacht auf eine Laktoseintoleranz bestätigte. Nach Wechsel auf eine lak- tosefreie Kalziummedikation schil- derte die Patientin in weiterer Folge keine abdominellen Beschwerden bzw. Durchfälle mehr, wodurch sich indirekt die Laktosebeimengung in der Kalziummedikation als Auslöser für die geschilderte Symptomatik be- stätigte. #H@FMNRDLņFKHBGJDHSDM Die Diagnose einer Laktoseinto- leranz kann bei entsprechendem kli- nischen Verdacht durch genetische Testung des LCT-Polymorphismus einfach und sicher bestimmt wer- den 1,4,8,9 . Auch die Diagnostik mittels Laktosetoleranztest (Messung des Blutglukoseanstiegs oder des H2-Ge- halts in der Atemluft nach 50 g Lak- tosebelastung) ist weiterhin anwend- bar und valide, weist in der Regel ei- ne hohe Korrelation mit der gene- tischen Austestung auf 9 , auch wenn die Testergebnisse durch andere gas- trointestinale Pathologien verfälscht werden können 10,11 . Die Klinik bei Laktoseintoleranz kann jedoch im Einzelfall subtil und nur gering aus- geprägt sein 3 . Dadurch werden im klinischen Alltag nur wenige Pati- enten in Richtung Laktoseintoleranz den entsprechenden diagnostischen Testverfahren zugeführt 3 . Wie im vor- gestellten Fall der Patientin, mit bis zu diesem Zeitpunkt unbekannter Laktoseintoleranz, kann jedoch eine nicht laktosefreie Kalziumsupple- mentation eine gastrointestinale Symptomatik auslösen. Diese Kons- tellation sollte bei der Betreuung von Osteoporosepatienten bei Ver- laufskontrollen durch gezieltes Hin- terfragen von gastrointestinaler Symptomatik berücksichtigt werden. *@KYHTLYTETGQ TMC @TEM@GLD ADH +@JSNRDHMSNKDQ@MY Patienten mit Laktoseintoleranz zeigten eine durchschnittlich nied- rigere Kalziumzufuhr über die Nah- rung als Vergleichspersonen ohne Laktoseintoleranz 8 . Zusätzlich scheint die intestinale Kalziumab- sorption durch Laktose bei Perso- nen mit Laktoseintoleranz beein- trächtigt zu sein 8 ; bei gleichzeitiger Laktosezufuhr verminderte sich die messbare Absorption von Strontium als Kalziumäquivalent um 54 Pro- zent bei Patienten mit Laktoseinto- leranz im Vergleich zu Personen ohne Laktoseintoleranz 8 . Dennoch dürfte eine Laktoseintoleranz für sich kei- nen Risikofaktor für Osteoporose bzw. einen beschleunigten Knochen- verlust darstellen 12 , sofern die Kalzi- umzufuhr über die Nahrung oder durch Kalziumsupplemente ausrei- chend ist 13 . Somit stellt eine ausrei- chende Kalziumzufuhr neben einer laktosefreien bzw. -armen Diät einen wesentlichen therapeutischen An- satz in der Prävention und Behand- lung von Osteopenie bei Patienten mit Laktoseintoleranz dar. Kalziumzufuhr mit der Nahrung ohne gleichzeitige Zufuhr von Lak- tose kann über verschiedene Lebens- mittel erfolgen. Von Milchprodukten ist vor allem Hartkäse sowohl kal- ziumreich als auch laktosearm bis laktosefrei. Von Nicht-Milchproduk- ten weisen Broccoli, Spinat, Grün- 6DMHFD 6NBGDM M@BG !DFHMM CDQ *@KYHTLLDCHJ@SHNM LTRRSD CHD /@SHDMSHM DQMDTS CHD .RSDNONQNRD@LATK@MY @TERTBGDM #@ADH F@A RHD @M C@RR RDHS !DFHMM CDQ *@KYHTLLDCHJ@SHNM IDVDHKR DSV@ DHMD 2STMCD M@BG ,DCHJ@LDMSDM- DHMM@GLD QDFDKLĖHF ACNLHM@KRBGLDQYDM TMC #TQBGEĖKKD @TESQ@SDM Lernbeispiele aus Klinik und Praxis )DOOEHULFKW Ein verlässlicher Halt schafft Vertrauen. iEffektive und gut verträgliche Therapie 1,2 iBreites Wirkspektrum für Ihre Epilepsiepatienten 1,2 iAlle Darreichungsformen (Filmtabletten, orale Lösung* und intravenöse Lösung**) zu einem ökonomischen Preis 3 Levebon ® das Antiepileptikum mit dem breiten Wirkspektrum Ihr österreichischer Partner in der Epilepsiebehandlung. Filmtabletten Ab 1.05.2012 3 1 Christoph Baumgartner: Diagnose und Therapie der Epilepsie. Neurologie 1/10, Seite 5-16. 2 C.P. Panayiotopoulos: Antiepileptic Drugs, Pharmacopoeia. Springer-Verlag London Limited 2011, Chapter 12, page 43-48. 3 WVZ Levebon®Filmtabletten 05/2012. * ab Juni 2012 in der Grünen Box. **ab Juli 2012 im WVZ. Fachkurzinformation siehe Seite 30 Foto: .thinkstockphotos.de

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16 Ärzte WocheMedizin

Kalziumsubstitution verursachte Magen-Darm-Probleme

Von E. Tri�na, D. Geissler, E. Zwettler, K. Klaushofer, P. Mikosch

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Eine ausreichende und adäquate Versorgung mit Kalzium und Vita-min D stellt die Basis sowohl für eine Osteoporoseprophylaxe als auch für eine Osteoporosetherapie dar. Emp-fehlungen, Kalzium über die Nah-rung zuzuführen, beinhalten im Be-sonderen Milchprodukte, die jedoch teils auch reich an Laktose sind. Bei den meisten Säugetieren kommt es nach dem Abstillen zu einem Abfall der Laktoseaktivität im Dünndarm, womit sich eine primäre Laktosein-toleranz ergibt1.

Individuen mit einer Laktosein-toleranz weisen unterschiedlich ausgeprägte Symptome einer Lakto-semalabsorption auf (Abdominal-schmerzen, Blähungen, Flatulenz, Durchfälle). Neben den gastrointes-tinalen Symptomen können auch extraintestinale Symptome wie De-pression, Migräne, allgemeine Leis-tungsminderung und Acne vulgaris das Symptomenspektrum erwei-tern2,3. Die Tatsache, dass Laktose bzw. Milchprodukte durch eine an-haltende intestinale Laktaseaktivität auch im Erwachsenenalter toleriert werden, basiert auf einer vor etwa 10.000 Jahren in der Bevölkerung Nordeuropas aufgetretenen Punkt-mutation (LCT-Polymorphismus) auf Chromosom 2q21. Homozygote Indi-viduen für den C-Genotyp (LCT CC) weisen fast keine nachweisbare in-testinale Laktaseproduktion im Ver-gleich zu Individuen mit den Geno-typen LCT CT bzw. TT auf.

Eine Laktoseintoleranz ist folg-lich in verschiedenen Bevölkerun-gen in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden4,5: die Prävalenz einer Lak-toseintoleranz reicht von zwei Pro-zent in der Bevölkerung Skandina-viens, 20–25 Prozent in der kaukasi-schen Bevölkerung Mitteleuropas, 80 Prozent bei Schwarzafrikanern und Latinos bis hin zu nahezu 100 Prozent Prävalenz bei Asiaten und den Urein-wohnern Amerikas. In Österreich ist von einer Laktoseinto leranz von 15–25 Prozent bei der heimischen Bevöl-kerung auszugehen, wobei Unter-schiede zwischen Ost- und Westös-

terreich bestehen6. In einer Populati-on von älteren Männern aus Südost-Österreich konnten Gugatschka et al. in 27 Prozent einen Genotyp LCT CC erheben7.

Die 44-jährige Frau wurde in der Osteoporoseambulanz des Klini-kums Klagenfurt am Wörthersee zur

weiterführenden osteologischen Ab-klärung wegen dem Befund einer un-geklärten Osteoporose in der Osteo-densitometrie (DXA) vorgestellt. Die DXA zeigte eine Osteopenie an der Lendenwirbelsäule (BMD 0,804 g/cm2; T-Score –2,2; Z-Score –1,8) und Os-teoporose am linken Schenkelhals (BMD 0,606  g/cm2; T-Score –2,9; Z-Score –2,2). Die Messung zur DXA erfolgte bei der Patientin wegen wie-derholter Wirbelsäulenschmerzen und positiver Familienanamnese be-tre"end Osteoporose. Ansonsten war die Patientin beschwerdefrei, eine Größenminderung nicht erhebbar.

An Vorerkrankungen waren bei der Patientin lediglich eine Gastritis und eine Sprunggelenksfraktur mit

34 Jahren, die im Rahmen eines Sportunfalls durch ein adäquates Trauma aufgetreten war, erhebbar. In der Ernährungsanamnese gab die Patientin eine ausgewogene Er-nährung an – Milchprodukte wür-den gut vertragen werden bzw. be -stimmte Lebensmittel würden nicht bewusst von ihr vermieden. Ledig-lich über Magenschmerzen klagte die Patientin zeitweise nach Fleischge-nuss sowie über vermehrte Blähun-gen durch Hülsenfrüchte. Die gynä-kologische Anamnese war unau"äl-lig: die Patientin hatte ihre erste Re-gelblutung mit zwölf Jahren und seit-dem einen regelmäßigen Zyklus, sie gebar zwei Kinder und hatte keine Fehlgeburten.

Die körperliche Untersuchung der Patientin (175 cm, 68 kg), insbe-sondere der Gelenkstatus und die Wirbelsäule, waren bis auf ein ange-deutetes positives Tannenbaumphä-nomen und einen muskulären Hart-spann im Bereich des Schultergür-tels und der Lendenwirbelsäule oh-ne makroskopische und funktionelle Au"älligkeiten. Die erhobenen La-borwerte, die auch Osteocalcin und

die C-terminalen Crosslaps als Para-meter des Knochensto"wechsels umfassten, waren unau"ällig.

Aufgrund des fehlenden Hinwei-ses auf eine sekundäre Genese der messtechnisch erhobenen Osteopo-rose wurde die Diagnose einer idio-pathischen Osteoporose gestellt, wo-bei ehestens von einer familiär be-dingten Osteoporose (bei positiver Osteoporoseanamnese mehrerer Fa-milienmitglieder) ausgegangen wor-den ist. In Anbetracht des Alters der Patientin wurde eine kalziumreiche Ernährung in Kombination mit einer medikamentösen Kalzium- und Vi-tamin-D-Supplementation (Kalzium 1.000  mg als Kalziumcarbonat, Vita-min D 800 IE) empfohlen.

Wenige Wochen nach Beginn der Kalziummedikation wurde die Pati-entin erneut in der Osteoporoseam-bulanz vorstellig, da sie angab, seit Beginn der Kalziummedikation je-weils etwa eine Stunde nach Medika-menteneinnahme regelmäßig Abdo-minalschmerzen und Durchfälle zu haben. Da die Kalziummedikation als Zusatzsto"e auch Laktose beinhalte-te, erfolgte eine ergänzende Abklä-rung mit einer Laktosebelastung (50  g Laktose, klinisch Abdominal-schmerzen und Durchfälle; Glukose im Blut: nüchtern 96 mg/dl, maxima-ler Anstieg nach 60  min 107  mg/dl; +  11,1  %; – Normalbefund bei Glu-koseanstieg von mehr als + 20 %; H2-Atemtest: nüchtern 0 ppm, maxima-ler Anstieg nach 90  min 54  ppm – Normalbefund bei maximalem An-stieg von unter 20  ppm), die den Verdacht auf eine Laktoseintoleranz bestätigte. Nach Wechsel auf eine lak-tosefreie Kalziummedikation schil-derte die Patientin in weiterer Folge keine abdominellen Beschwerden bzw. Durchfälle mehr, wodurch sich indirekt die Laktosebeimengung in der Kalziummedikation als Aus löser für die geschilderte Sympto matik be-stätigte.

Die Diagnose einer Laktoseinto-leranz kann bei entsprechendem kli-nischen Verdacht durch genetische Testung des LCT-Polymorphismus einfach und sicher bestimmt wer-den1,4,8,9. Auch die Diagnostik mittels Laktosetoleranztest (Messung des Blutglukoseanstiegs oder des H2-Ge-halts in der Atemluft nach 50  g Lak-tosebelastung) ist weiterhin anwend-bar und valide, weist in der Regel ei-ne hohe Korrelation mit der gene-tischen Austestung auf9, auch wenn die Testergebnisse durch andere gas-trointestinale Pathologien verfälscht werden können10,11. Die Klinik bei Laktoseintoleranz kann jedoch im Einzelfall subtil und nur gering aus-

geprägt sein3. Dadurch werden im klinischen Alltag nur wenige Pati-enten in Richtung Laktoseintoleranz den entsprechenden diagnostischen Testverfahren zugeführt3. Wie im vor-gestellten Fall der Patientin, mit bis zu diesem Zeitpunkt unbekannter Laktoseintoleranz, kann jedoch eine nicht laktosefreie Kalziumsupple-mentation eine gastrointestinale Symptomatik auslösen. Diese Kons-tellation sollte bei der Betreuung von Osteoporosepatienten bei Ver-laufskontrollen durch gezieltes Hin-terfragen von gastrointestinaler Symptomatik berücksichtigt werden.

Patienten mit Laktoseintoleranz zeigten eine durchschnittlich nied-rigere Kalziumzufuhr über die Nah-rung als Vergleichspersonen ohne Laktoseintoleranz8. Zusätzlich scheint die intestinale Kalziumab-sorption durch Laktose bei Perso- nen mit Laktoseintoleranz beein-trächtigt zu sein8; bei gleichzeitiger Laktosezufuhr verminderte sich die messbare Absorption von Strontium als Kalziumäquivalent um 54 Pro-zent bei Patienten mit Laktoseinto-leranz im Vergleich zu Personen ohne Laktoseintoleranz8. Dennoch dürfte eine Laktoseintoleranz für sich kei-nen Risikofaktor für Osteoporose bzw. einen beschleunigten Knochen-verlust darstellen12, sofern die Kalzi-umzufuhr über die Nahrung oder durch Kalziumsupplemente ausrei-chend ist13. Somit stellt eine ausrei-chende Kalziumzufuhr neben einer laktosefreien bzw. -armen Diät einen wesentlichen therapeutischen An-satz in der Prävention und Behand-lung von Osteopenie bei Patienten mit Laktoseintoleranz dar.

Kalziumzufuhr mit der Nahrung ohne gleichzeitige Zufuhr von Lak-tose kann über verschiedene Lebens-mittel erfolgen. Von Milchprodukten ist vor allem Hartkäse sowohl kal-ziumreich als auch laktosearm bis laktosefrei. Von Nicht-Milchproduk-ten weisen Broccoli, Spinat, Grün-

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Lernbeispiele aus Klinik und Praxis

Ein verlässlicher Halt schafft Vertrauen.

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1 Christoph Baumgartner: Diagnose und Therapie der Epilepsie. Neurologie 1/10, Seite 5-16. 2 C.P. Panayiotopoulos: Antiepileptic Drugs, Pharmacopoeia. Springer-Verlag London Limited 2011, Chapter 12, page 43-48.

3 WVZ Levebon® Filmtabletten 05/2012. * ab Juni 2012 in der Grünen Box. **ab Juli 2012 im WVZ.

Fachkurzinformation siehe Seite 30

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17Ärzte Woche Medizin

kohl, Sesam, Sojaprodukte und ver-schiedene Mineralwässer einen re-lativ hohen Kalziumgehalt auf. Den-noch kann es für den einzelnen Pa-tienten oft schwierig sein, die ent-sprechende Menge an Kalzium pro Tag lediglich über Lebensmittel zu-zuführen3.

Eine additive oder ausschließ-liche medikamentöse Kalziumsup-plementation ist dafür erforderlich, um die anzustrebende Zielmenge von etwa 1.000 mg/Tag zu erreichen. Es konnte dabei gezeigt werden, dass mit einer laktosefreien Kalziumsup-plementation die Knochendichte bei Patienten mit Laktoseintoleranz sta-bil gehalten werden kann8.

Um die Problematik einer Lak-tosezufuhr durch Medikamente zu umgehen, emp!ehlt es sich, bei ei-ner Prävalenz von 15–27 Prozent Laktoseintoleranz in Österreich6–8 so-weit als möglich laktosefreie Medi-kamente zu verwenden. In den letz-ten Jahren ist die Industrie dem Problem Laktoseintoleranz bei Oste-oporosemedikamenten zunehmend nachgegangen und mittlerweile ste-hen in Österreich eine Vielzahl von laktosefreien Kalziumsupplementen (lt. Austria-Codex) zur Verfügung. Le-diglich bei einigen wenigen Kalzi-umpräparaten ist weiterhin Laktose als Bestandteil vorhanden.

Bei anderen Medikamenten wird Laktose jedoch weiterhin häu!g als Trägersubstanz bzw. als Teil von Me-dikamentenhilfssto#en verwendet5. Von häu!g verschriebenen Medika-mentengruppen enthalten so z.  B. einzelne Präparate von ß-Blockern, ACE-Hemmern, Kalziumantagonis-ten, Metformin, Statinen, $yreosta-tika, L-$yroxin, Acetylsalicylsäure,

Clopidogrel und Eisenpräparate Lak-tose als Hilfssto# oder Trägersubs-tanz (siehe Informationen zu den einzelnen Medikamenten im Austria-Codex). Aus osteologischer Sicht ist abschließend noch anzumerken, dass auch orale Bisphosphonate bzw. deren Generika Laktose beinhalten (bis zu 272  mg). Inwieweit auch die gleichzeitige Gabe von geringen Lak-tosemengen, die in der Medikation als Trägersubstanz oder Zusatzsto# vorhanden sind, Symptome einer Laktoseintoleranz auslösen können, wird kontroversiell diskutiert5, 14–19. Suarez et al.19 konnten keine zusätz-liche gastrointestinale Klinik nach einer Belastung von bis zu 12 g Lak-tose bei Patienten mit Laktoseinto-leranz feststellen. Auch die Zufuhr von laktosehältigen Kalziumproduk-ten ergab keine signi!kante Erhö-hung von gastrointestinalen Be-schwerden bzw. pathologischen Er-gebnissen im H2-Atemtest17,18. Auch Montalto et al.20 konnten bei 77 Pa-tienten mit Laktoseintoleranz nach einer Belastung mit 400  mg Laktose keine Unterschiede in den H2-Atem-testergebnissen und der Häu!gkeit gastrointestinaler Symptome fest-stellen. Damit sollte die Einnahme laktosehältiger Medikamente bis zu dieser Menge unproblematisch sein.

Andere Studien berichteten je-doch über Klinik bei nur geringen Laktosebelastungen21,22. So berich-teten Petrini et al.23 bei zwei Pati-enten mit Hyperthyreose über Diar-rhö, die durch laktosehaltige Methi-mazol-Tabletten ausgelöst wurde. Im Einzelfall mag somit eine Lakto-sebelastung gastrointestinale Symp-tome auslösen oder verstärken5, da die kritische Schwelle für eine durch Laktose ausgelöste Symptomatik in-dividuell niedriger liegen kann. Im Alltag nehmen jedoch viele Pati-enten mehrere Medikamente ein.

Auch wenn die Laktosemengen pro Tablette als gering anzusehen sind, besteht doch gerade bei Patienten mit Laktoseintoleranz und mehre-ren Medikamenten, die Laktose be-inhalten, dadurch die Möglichkeit, eine kritische Menge an Laktose-zufuhr zu erreichen.

Bei Patienten ohne bekannte Laktoseintoleranz sollte bei Neu-verschreibungen von Medikamenten somit bei nachfolgenden gastroin-testinalen Beschwerden, die mit ei-ner Laktoseintoleranz vereinbar wä-ren, auch an die Möglichkeit einer Laktoseintoleranz gedacht und Pa-tienten dahingehend gezielt abge-klärt werden. Bei Patienten mit be-kannter Laktoseintoleranz sollte pri-ma vista darauf geachtet werden, soweit möglich nur solche Medika-mente zu verschreiben, die frei von Laktose sind. Ist dies aufgrund feh-lender laktosefreier Alternativen nicht möglich, sollten Patienten mit Laktoseintoleranz über die in der Medikation vorhandenen Laktose-mengen informiert werden14. Bei Auftreten gastrointestinaler Sympto-matik kann additiv Laktase verschrie-ben werden14. ■

Der Originalartikel inklusive

Literaturhinweise können

in der Wien Med Wochenschr (2012)

162/5–6: 110–114; © Springer-Verlag

2012, nachgelesen werden.

Dr. Eva Tri�na ist auf der

1. Medizinischen Abteilung und

am Ludwig-Boltzmann-Institut

für Osteologie im Hanusch-

Krankenhaus,Wien, tätig.

Frühjahrskonzert

F. Schubert: Ouvertüre zu „Die Zauberharfe“, D 644J. Strauß: „Wiener Blut“, Walzer, op. 354J. Brahms: Ungarische Tänze Nr. 5 und 6J. Strauß: „Vergnügungszug“, Polka schnell,op. 281A. Dvorak: Slawischer Tanz op. 72/2J. Strauß: „Unter Donner und Blitz“, Polka schnell,op. 324J. Strauß: „An der schönen blauen Donau“, Walzer, op. 314

F. Mendelssohn: 2. Streichersinfonie D-Dur, 1. Satz AllegroG. F. Händel: Concerto grosso B-Dur, op. 6/7, 3. Satz Largo W. A. Mozart: Divertimento F-Dur, KV 138, 1. Satz AllegroB. Britten: Simple Symphony, op. 4 A. Piazzolla: Melodie in a – moll

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