Samstag, 6. Juni 2015 | Nummer 155 Bewerbungsmappen … · 2018. 11. 23. · Samstag, 6. Juni 2015...

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Samstag, 6. Juni 2015 | Nummer 155 Chancen & Karriere 3 jobs.tt.com Telfs – Gerald Fröhlich, von der Agentur für Kreatives Marketing in Telfs, hat Erfah- rung in Sachen Bewerbungs- mappen. In den letzten zehn Jahren hat er mehr als 400 Be- werbungsunterlagen erstellt, inhaltlich und layouttech- nisch exakt zugeschnitten auf den Bewerber und auf die gewünschte Stelle oder Posi- tion. „Nicht mitgerechnet ha- ben wir da aber die zahllosen Sonderproduktionen, die wir für sehr individuelle und spe- zielle Anforderungen herstel- len“, sagt Fröhlich und meint damit Unterlagen oder auch Power-Point-Präsentationen für Hearings und Assessment- Center, für Wettbewerbsprä- sentationen oder auch für Elevator-Pitch, eine spezielle Form von Kurzpräsentatio- nen, meist in 60 Sekunden. Das Feedback seiner Kun- den bestätige die Sinnhaf- tigkeit und Wirkung von Be- werbungsmappen, auch im digitalen Zeitalter. Viele Per- sonaler seien beeindruckt von einer wertigen, gedruck- ten und zumindest minimal gestalteten Bewerbungsmap- pe, die sicher auch mitent- scheidend sein kann für den berühmten ersten Eindruck, meint Fröhlich. Dieses Bild deckt sich nicht ganz mit dem Blick in Tirols Personalbüros: Bei Binder- holz in Fügen sind schriftliche Bewerbungsmappen zur Aus- nahmeerscheinung geworden und durch E-Mail-Bewerbun- gen abgelöst worden, berich- tet Roland Pflieger, Personal- leiter der Binderholz Gruppe. Für ihn sind die individuell gestalteten digitalen Bewer- bungen ein sehr willkomme- ner Weg der Kontaktaufnah- me, da die Bewerber einem persönlichen Marketingkon- zept Eindruck machen kön- nen. „Bei uns sind Bewerbungs- mappen fast ausgestorben“, bestätigt auch Walter Trueb von den Zillertaler Gletscher- bahnen: „Über 80 Prozent be- werben sich schon digital.“ Alexander Huber, Juniorchef vom Fünf-Sterne-Hotel Liebes Rot Flüh, berichtet Ähnliches. „Bei uns kommen die meis- ten Bewerbungen in digitaler Form. Anschauen tun wir alle, aber ausgedruckt wird nur, wer in die engere Wahl kommt oder eine Zusage erhält“, erzählt Huber. Wichtiger und aussage- kräftiger sei für ihn manchmal der Blick in das Innenleben der Autos seiner Bewerber. Dies verrate oft mehr als eine inhalt- lich und optisch perfekt gestal- tete Bewerbungsmappe. Menschen, die schon lan- ge keine Bewerbung mehr schreiben mussten oder dies zum ersten Mal tun, suchen Hilfe beim Profibewerber Gerald Fröhlich auf www. perfekte-bewerbung.at. Digi- tale Bewerbungen seien na- türlich mittlerweile Usus. Auf dem Bildschirm ist eine Be- werbung optisch mit der ge- druckten Version ident. Aber unaufgefordert eine gedruck- te und gebundene Mappe als Überraschungsmoment ein- zusetzen, könne sich positiv auswirken. Seine Grundregel lautet: „Je höher die Position, desto wichtiger sind angreif- bare Bewerbungsunterlagen“, sagt Fröhlich. Dies gelte auch für Stellenausschreibungen mit prognostiziert vielen Be- werbern. (maba) Bewerbungsmappen verstauben Digitale Bewerbungen sind im Online-Zeitalter mittlerweile längst üblich, zeigt der Blick in Tirols Personalbüros. Nicht bestätigen kann diesen Trend der Telfer Unternehmer Gerald Fröhlich, denn auch damit verdient er sein Geld. Gebundene Bewerbungsmappen haben schon Seltenheitswert. Foto: Tim Philippus 70 magische Momente für Mitarbeiter Innsbruck – Tipp Nummer 62 aus dem kleinen Ratgeber von Siegfried Keusch für begeisterte Mitarbeiter lautet: „Kleine Ver- wöhn-Einheiten“. Auf den Punkt gebracht beschreibt der Autor wie dies funktioniert: „Lassen Sie an einem heftigen Wintertag die Scheiben Ihrer Mitarbeiter kurz vor Bü- roschluss von Schnee und Eis befreien. Es gibt wohl niemanden, der sich nicht über diesen kleinen Luxus freut!“ In seinem knapp 100-seitigen Büchlein mit dem Titel „70 Magic Moments“, hat Top-Manager und Coach Siegfried Keusch 70 Tipps für Chefs und Führungskräfte zu- sammengetragen, „um ein attraktiver Ar- beitgeber zu sein“. Die ISBN-Nummer lau- tet: 978-3-7347-7172-9 (TT) Experten warnen: Uni-Ausbildung ist nicht alles Wien – In Wien haben kürzlich Bildungsex- perten bei einem Workshop der Österreichi- schen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) zum Thema „Bildungsgerechtigkeit“ erklärt, dass in Teilen der Gesellschaft akademische Bil- dung als Vehikel für eine bessere Zukunft gesehen, der Wert einer Berufsausbildung dagegen oft unterschätzt wird. Mehr Durch- lässigkeit zwischen den Bereichen wäre aber sinnvoll. Im deutschsprachigen Raum drängt alles Richtung Akademisierung. Das habe einerseits zur Folge, dass viele Stu- denten an die Hochschulen kommen, die eigentlich die Voraussetzungen gar nicht er- füllen, andererseits würden dadurch qualifi- zierte Interessenten für Berufsausbildungen verschiedenster Art fehlen, erklärte die Bil- dungspsychologin Christiane Spiel. Das sei „negativ für beide Bereiche“. Ausgleichend könnte wirken, wenn diese beiden Gebiete stärker miteinander ver- bunden werden, waren sich Psycholo- gen und Erziehungswissenschafter einig. Bisher sei eher eine „Einbahnstraße“ re- alisiert, auf der Menschen von einer be- ruflichen Qualifizierung in Richtung aka- demische Bildung gelangen können. (TT) Viele Studierende an den Hochschulen erfüllen oft die Voraussetzungen gar nicht. Foto: dpa/Peter Kneffel Persönliches Exemplar für AOM-Benutzer hofherr - (C) APA-DeFacto GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

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Samstag, 6. Juni 2015 | Nummer 155 Chancen & Karriere 3jobs.tt.com

Telfs – Gerald Fröhlich, von der Agentur für Kreatives Marketing in Telfs, hat Erfah-rung in Sachen Bewerbungs-mappen. In den letzten zehn Jahren hat er mehr als 400 Be-werbungsunterlagen erstellt, inhaltlich und layouttech-nisch exakt zugeschnitten auf den Bewerber und auf die gewünschte Stelle oder Posi-tion. „Nicht mitgerechnet ha-ben wir da aber die zahllosen Sonderproduktionen, die wir für sehr individuelle und spe-zielle Anforderungen herstel-len“, sagt Fröhlich und meint damit Unterlagen oder auch Power-Point-Präsentationen für Hearings und Assessment-Center, für Wettbewerbsprä-sentationen oder auch für Elevator-Pitch, eine spezielle Form von Kurzpräsentatio-

nen, meist in 60 Sekunden. Das Feedback seiner Kun-

den bestätige die Sinnhaf-tigkeit und Wirkung von Be-werbungsmappen, auch im digitalen Zeitalter. Viele Per-sonaler seien beeindruckt von einer wertigen, gedruck-ten und zumindest minimal gestalteten Bewerbungsmap-pe, die sicher auch mitent-scheidend sein kann für den berühmten ersten Eindruck, meint Fröhlich.

Dieses Bild deckt sich nicht ganz mit dem Blick in Tirols Personalbüros: Bei Binder-holz in Fügen sind schriftliche Bewerbungsmappen zur Aus-nahmeerscheinung geworden und durch E-Mail-Bewerbun-gen abgelöst worden, berich-tet Roland Pflieger, Personal-leiter der Binderholz Gruppe.

Für ihn sind die individuell gestalteten digitalen Bewer-bungen ein sehr willkomme-

ner Weg der Kontaktaufnah-me, da die Bewerber einem persönlichen Marketingkon-

zept Eindruck machen kön-nen.

„Bei uns sind Bewerbungs-mappen fast ausgestorben“, bestätigt auch Walter Trueb von den Zillertaler Gletscher-bahnen: „Über 80 Prozent be-werben sich schon digital.“

Alexander Huber, Juniorchef vom Fünf-Sterne-Hotel Liebes Rot Flüh, berichtet Ähnliches. „Bei uns kommen die meis-ten Bewerbungen in digitaler Form. Anschauen tun wir alle, aber ausgedruckt wird nur, wer in die engere Wahl kommt oder eine Zusage erhält“, erzählt Huber. Wichtiger und aussage-kräftiger sei für ihn manchmal der Blick in das Innenleben der Autos seiner Bewerber. Dies verrate oft mehr als eine inhalt-lich und optisch perfekt gestal-tete Bewerbungsmappe.

Menschen, die schon lan-ge keine Bewerbung mehr schreiben mussten oder dies zum ersten Mal tun, suchen Hilfe beim Profibewerber Gerald Fröhlich auf www.perfekte-bewerbung.at. Digi-tale Bewerbungen seien na-türlich mittlerweile Usus. Auf dem Bildschirm ist eine Be-werbung optisch mit der ge-druckten Version ident. Aber unaufgefordert eine gedruck-te und gebundene Mappe als Überraschungsmoment ein-zusetzen, könne sich positiv auswirken. Seine Grundregel lautet: „Je höher die Position, desto wichtiger sind angreif-bare Bewerbungsunterlagen“, sagt Fröhlich. Dies gelte auch für Stellenausschreibungen mit prognostiziert vielen Be-werbern. (maba)

Bewerbungsmappen verstaubenDigitale Bewerbungen sind im Online-Zeitalter mittlerweile längst üblich, zeigt der Blick in Tirols Personalbüros.

Nicht bestätigen kann diesen Trend der Telfer Unternehmer Gerald Fröhlich, denn auch damit verdient er sein Geld.

Gebundene Bewerbungsmappen haben schon Seltenheitswert. Foto: Tim Philippus

70 magische Momente für Mitarbeiter

Innsbruck – Tipp Nummer 62 aus dem kleinen Ratgeber von Siegfried Keusch für begeisterte Mitarbeiter lautet: „Kleine Ver-wöhn-Einheiten“. Auf den Punkt gebracht beschreibt der Autor wie dies funktioniert: „Lassen Sie an einem heftigen Wintertag die Scheiben Ihrer Mitarbeiter kurz vor Bü-roschluss von Schnee und Eis befreien. Es gibt wohl niemanden, der sich nicht über diesen kleinen Luxus freut!“

In seinem knapp 100-seitigen Büchlein mit dem Titel „70 Magic Moments“, hat Top-Manager und Coach Siegfried Keusch 70 Tipps für Chefs und Führungskräfte zu-sammengetragen, „um ein attraktiver Ar-beitgeber zu sein“. Die ISBN-Nummer lau-tet: 978-3-7347-7172-9 (TT)

Experten warnen: Uni-Ausbildung ist

nicht allesWien – In Wien haben kürzlich Bildungsex-perten bei einem Workshop der Österreichi-schen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) zum Thema „Bildungsgerechtigkeit“ erklärt, dass in Teilen der Gesellschaft akademische Bil-dung als Vehikel für eine bessere Zukunft gesehen, der Wert einer Berufsausbildung dagegen oft unterschätzt wird. Mehr Durch-lässigkeit zwischen den Bereichen wäre aber sinnvoll. Im deutschsprachigen Raum drängt alles Richtung Akademisierung. Das habe einerseits zur Folge, dass viele Stu-denten an die Hochschulen kommen, die eigentlich die Voraussetzungen gar nicht er-füllen, andererseits würden dadurch qualifi-zierte Interessenten für Berufsausbildungen verschiedenster Art fehlen, erklärte die Bil-dungspsychologin Christiane Spiel.

Das sei „negativ für beide Bereiche“. Ausgleichend könnte wirken, wenn dies e beiden Gebiete stärker miteinander ver-bunden werden, waren sich Psycholo-gen und Erziehungswissenschafter einig. Bisher sei eher eine „Einbahnstraße“ re-alisiert, auf der Menschen von einer be-ruflichen Qualifizierung in Richtung aka-demische Bildung gelangen können. (TT)

Viele Studierende an den Hochschulen erfüllen oft die Voraussetzungen gar nicht. Foto: dpa/Peter Kneffel

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