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Sans-Papiers Hausangestellte Wer sind sie und was ist ihre Situation? Denknetztagung Bern vom 6. November 09 Bea Schwager, Leiterin Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich

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Sans-Papiers Hausangestellte

Wer sind sie und was ist ihre Situation?

Denknetztagung Bern vom 6. November 09Bea Schwager, Leiterin Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich

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Einführung

Kurzreferat stützt sich auf:

• Zwischenergebnisse einer Studie der Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich, SPAZ über die Arbeitsbedingungen und die Hintergründe von Sans-Papiers Hausangestellten (Fragebogen und Interviews)

• Erfahrungen aus dem Beratungsalltag der SPAZ seit August 2005

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Wer sind die Sans-Papiers?Begriffsdefinition

• Sans-Papiers = MigrantInnen ohne geregelten Aufenthaltsstatus (nicht zu verwechseln mit MigrantInnen ohne Pass oder Identitätskarte

• Sans-Papiers = Selbstdeklaration von Betroffenen um dem Stigma der „Illegalität“ zu entgehen

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Wer sind die Sans-Papiers? Begriffsdefinition

• Synonyme für Begriff „Sans-Papiers“- Illegalisierte MigrantInnen (Politik produziert)- Irreguläre MigrantInnen (nur Verstoss gegen Ausländergesetze)- Undokumentierte MigrantInnen (undocumented migrants)

• Sans-Papiers: keine soziale Kategorie und keine einheitliche Gruppe , - rechtliche Definition

• Es gibt viele Arten „Sans-Papiers“ zu sein

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Wer sind die Sans-Papiers

Primäre Sans-Papiers Sekundäre Sans-Papiers

Keine Bewilligung beantragt Aufenthaltsbewilligung nicht verlängert oder entzogen (Bewilligung an Aufenthaltszweck gebunden)

Verschiedene Bewilligungen im Rahmen des Ausländergesetzes (B, L, ex-Saisonniers, C)

Bewilligungen im Rahmen des Asylgesetzes (N, F) oder NEE

Behördlich nicht registriert Behördlich registriert

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Wer sind die Sans-Papiers

• In der Schweiz 80‘000 – 300‘000

• Grossraum Zürich 20‘000

• Stadt Zürich 10‘000 = jede 37. Person

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Hauptgründe für Irregularität

Im Ausländergesetz:

- Arbeitsmigration aus nur noch für Hochqualifizierte- Familiennachzug sehr restriktiv gehandhabt- Zweckgebundenheit des Aufenthaltes (Ausnahme:

Niederlassungsbewilligung), wenn Zweck nicht mehr erfüllt ist, wird Bewilligung nicht verlängert

- Keine Arbeitsbewilligungen für einzelne Sektoren (Privathaushalt, Pflege im Privathaushalt)

- Bewilligungsumwandlungen schwierig (bspw. Ex-Saisonniers)

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Hauptgründe für Irregularität

Im Asylgesetz

• Kriterien für Anerkennung sehr streng: individuelle Verfolgung muss glaubhaft gemacht (dokumentiert) werden

• Situationen allgemeiner Gewalt, Bürgerkrieg, Umweltkatastrophen, Hunger, Armut, Perspektivenlosigkeit etc. sind keine Asylgründe

• Nichteintretensentscheide immer häufiger

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Wie leben Sans-Papiers?

Sie gehören zum vulnerabelsten Teil der Gesellschaft:• Extreme Prekarisierung (Arbeit und generell im Alltag)• Grosse Abhängigkeit vom goodwill im Beziehungsumfeld

(Wohnung, Arbeit)• In allen Lebensbereichen der ständigen Gefahr von Ausbeu-

tung, Erpressung, Diskriminierung, Drohung, Denunziation und Gewalt ausgesetzt

• Ständige Gefahr vor Verhaftung und Ausschaffung• Planung von Zukunftsperspektiven kaum möglich• Leben im Schatten; offiziell nicht existent, geringe

Partizipationsmöglichkeiten in Gesellschaft• Gesundheit ist ein „Muss“; Bedingungen sind krankmachend

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Studie zu den Sans-Papiers Hausangestellten in Zürichder Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich SPAZ

• Wer sind die Sans-Papiers Hausangestellten (geographische und soziale Herkunft, Familiensituation, Gründe für die Migration)

• Arbeitsbedingungen (in welchen Bereichen des Haushaltes arbeiten sie und bei wie vielen ArbeitgeberInnen, Arbeitsverträge, Lohn, Versicherungen, live-in/live-out, Zufriedenheit, Pendelzeit)

• Motivationen der ArbeitgeberInnen

• Dimension des Sektors (wie viele externe Hausarbeit geleistet, wie viele davon von Sans-Papiers) in Zusammenarbeit mit Denknetz, durch KOF (Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich) erstellt

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Studie zu den Sans-Papiers Hausangestellten in ZürichZwischenergebnisse

Quantitative Bedeutung der Sans-Papiers für die externe Hausarbeit in Privathaushalten im Kanton Zürich

= über 40%

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Studie zu den Sans-Papiers Hausangestellten in ZürichZwischenergebnisse aus Befragungen und Interviews, erstellt in

Zusammenarbeit mit Mirjam Pulver (Soziologin Zürich) und Ulla Pfäffli (im Rahmen des ‚Master of Social Work‘ Berlin)

• Hausangestellte = weiblich, Mehrheit aus lateinamerikanischen und südosteuropäischen Ländern

• meist alleinstehende Frauen, häufig alleinerziehende

• zwischen 3 und 10 ArbeitgeberInnen

• Stundenlohn zwischen 22 und 30 CHF; Monatslohn zwischen 1000 und 3000 CHF

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Studie zu Sans-Papiers Hausangestellten in Zürich

Weitere Befragungen und Interviews werden bis Ende 2009 durchgeführt

anschliessend Auswertung durch eine Forschungsgruppe unter Mitwirkung von Sarah Schilliger und Alex Knoll (Soziologe, Zürich) und Studierenden der Uni Basel / Institut für Soziologie

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Dringende Handlungsbedürfnisse

• Regularisierung des Sektors = Arbeitsbewilligungen für Sans-Papiers Hausangestellte auch aus „Drittstaaten“

• Unterstützung der Sans-Papiers in der Einforderung ihrer Rechte (Menschenrechte, Grundrechte), Gewährung des Zugangs zu Gerichten (Arbeitsgericht, Mietgericht) ohne Konsequenzen einer Inhaftierung und Ausschaffung

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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit