SBKV-Mitglieder im Gespräch Irina Schönen · die Basler Zeitung eine Spenden-aktion ins Leben....

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Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Nr. 73 / Juli – August – September 2011 SBKV-Mitglieder im Gespräch Irina Schönen Interna Bericht DV 2011 Drei Fragen an ... Hannes Steiger

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Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Nr. 73 / Juli – August – September 2011

SBKV-Mitglieder im Gespräch

Irina Schönen

Interna

Bericht DV 2011

Drei Fragen an ...

Hannes Steiger

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Liebe KolleginnenLiebe Kollegen

An dieser Stelle hat sich in der letz­ten Ausgabe unseres «Ensembles» unser langjähriger Verbands­sekretär Rolf Simmen von uns verabschiedet. An der Delegier­tenversammlung vom 2. April 2011 haben wir Rolfs Arbeit ge­

bührend verdankt (siehe Seite 16) und ihn in den wohlverdienten Ruhestand ziehen lassen.Als die Findungskommission im letzten August die Suche nach einem geeigneten Nachfolger aufnahm, war den Kommissions­mitgliedern nicht bewusst, wie dankbar diese Aufgabe schluss­endlich sein würde. – Dankbar, weil wir mit Hannes Steiger den Mann (es hätte selbstverständlich auch eine Frau sein dürfen) gefun­den haben, dem wir diese schwie­rige, herausfordernde, vielfältige Aufgabe zutrauen und der unsere Qualifikationsanforderungen er­füllt. Er wurde an der Delegierten­versammlung vom 2. April 2011 zum Verbandssekretär/ Geschäfts­leiter gewählt.Hannes Steiger ist Jurist und An­walt. Der berufs­ sowie politiker­

fahrene NPO­Manager mit einem Nachdiplom­Studium an der For­schungsstelle für Verbands­ und Genossenschafts­Management der Universität Freiburg verfügt über Spezialkenntnisse im Sozial­versicherungsrecht, Sozialrecht und Arbeitsrecht. Er war langjäh­riger Rechtsschutzleiter und Zen­tral­Sekretär von Procap (vormals Schweizerischer Invaliden­Ver­band) sowie Leiter Fachabteilung bei der Arbeitslosenkasse der Unia.In Zukunft soll an dieser Stelle wie­der unser Geschäftsleiter das Wort haben. Ich freue mich, hiermit die Feder an Hannes Steiger weiterrei­chen zu dürfen.

Mit herzlichen GrüssenElisabeth Graf

FLUSTERKASTEN

Elisabeth Graf

Titelseite: Rolf Simmen beim SBKV-Jubiläumsfest 2010, © Foto: SBKV

PROLOG

…BaselMitte April stimmte das Parla-ment des Kantons Basel-Stadt der Vorlage der Regierung nach zusätzlichen 1,5 Millionen Fran-ken für das Theater Basel in der kommenden Spielzeit zur Abwendung eines strukturellen Defizits zu. Die Saison 2011/12 ist somit gesichert. Zu dieser Ent-scheidung beigetragen hat sicher auch die grosse Solidaritätsbe-kundung des Publikums: Bis Ende März gingen insgesamt 11’496 Briefe beim Theater Basel ein, die sich an den Grossen Rat und den Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt richteten. Zudem rief die Basler Zeitung eine Spenden-aktion ins Leben. Über 500'000 Franken wurden bis Ende März gespendet. Parallel zu dieser

Aktion wurde die «Stiftung zur Förderung der Basler Theater» wieder aktiv, die 1976 gegrün-det worden war. Die Stiftung will in den nächsten vier Jahren rund 1,5 Millionen Franken jährlich zum Theateretat beitragen.

Das Stück Labor Basel hat ein neues Konzept. An die Stelle der Werkstattaufführungen tritt nun die «Hausautorenschaft». Mittels eines konkreten Stückauftrags mit garantierter Uraufführung soll die Dramenproduktion in der Schweiz nachhaltig geför-dert werden. Das Stück Labor nutzt die Organisations- und Verwaltungsstruktur des Thea-ters Basel. Beteiligt sind zudem die Theater in Biel-Solothurn und Luzern. Während der Spielzeit 2011/12 wird Beatrice Fleisch-

lin als Hausautorin am Theater Basel arbeiten, Lukas Linder am Theater Biel-Solothurn und Ver-ena Rossbacher am Luzerner Theater.

…BerlinJährlich werden zehn herausra-gende Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum zum Berliner Theatertreffen eingela-den, darunter waren dieses Mal u.a. Inszenierungen der beiden Schweizer Regisseure Stefan Bachmann (Kathrin Rögglas «Die Beteiligten», Burgthea-ter Wien) und Roger Vontobel (Schillers «Don Carlos», Staats-schauspiel Dresden) sowie Ste-fan Puchers Inszenierung von Arthur Millers «Tod eines Hand-lungsreisenden» des Schau-spielhauses Zürich. Der von

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Fadrina Arpagaus betreute Blog des Schauspiels am Theater Basel wurde zur Berichterstattung ein-geladen. Auch unter den acht von 356 ausgewählten Autoren des Stückemarktes waren zwei Schweizer Autoren vertreten: der schweizerisch-ukrainische Dra-matiker Dmitrij Gawrisch und Rebecca Christine Schnyder.

…BernDer Bundesrat hat im Rahmen der revidierten Verordnung zur Arbeitslosenversicherung be-schlossen, die anzurechnende Arbeitszeit bei befristeten Ar-beitsverträgen in den künstleri-schen Berufen bis zu 60 Tagen zu verdoppeln (Art. 12 AVIV). Das ist gegenüber der Revision des AVIG 2002, die nur eine Verdoppelung der ersten 30 Kalendertage jedes befristeten Arbeitsvertrags vor-sah, eine wesentliche Verbesse-rung.

Am 15. Mai stimmten die Berner über die vom Gemeinderat verab-schiedeten Leistungsverträge der

fünf grossen Berner Kulturinsti-tutionen ab. Mit einem deutli-chen Ja wurden die Subventionen für die Jahre 2012 bis 2015 für Konzert Theater Bern, für die Dampfzentrale, das Zentrum Paul Klee, das Kunstmuseum und das Historische Museum geneh-migt.

…BielAuch in Biel wurde am 15. Mai über die Geschicke mehrerer Kul-turinstitutionen entschieden. Da-bei folgten die Bieler bei allen Vorlagen den Empfehlungen des Stadtrates und stimmten mit Ja. Die geplante Fusionierung des Sinfonie Orchesters Biel und des Neuen Städtebundthea-ters Biel-Solothurn zum «Thea-ter und Orchester Biel-Solothurn – Théâtre et Orchestre de Bienne et de Soleure» (TOBS) wurde mit 70 Prozent angenommen. Zuvor hatte auch das Bieler Stadtparla-ment den Leistungsverträgen mit den sieben grossen Kulturinsti-tutionen für die Jahre 2012 bis 2015 zugestimmt.

…LuzernMitte März wurde der Schwei-zer Filmpreis «Quartz 2011» verliehen. Die Mitglieder der Filmakademie wählten die Preis-trägerinnen und Preisträger in neun Kategorien aus. Unter an-deren wurden folgende Filme und Personen ausgezeichnet: Die Regisseurinnen Stéphanie Chu-at und Véronique Reymond konnten für «La petite chamb-re» den «Quartz» für den «Bes-ten Spielfilm» und für das «Beste Drehbuch» entgegennehmen, «Bester Kurzfilm» wurde «Yuri Lennon's Landing On Alpha 46» von Anthony Vouardoux, «Bes-te Darstellerin» Isabelle Caillat, Hauptdarstellerin des Films «All That Remains» von Pierre-Adrian Irlé und Valentin Rotelli; als «Bes-ter Darsteller» wurde Scherwin Amini für seine Rolle in Michael Schaerers «Stationspiraten» aus-gezeichnet. Den «Quartz» in der Kategorie «Beste Darstellung in einer Nebenrolle» erhielt Carla Juri für ihre Rolle in Cihan Inans «180°».

Szenenfoto aus Stefan Puchers Inszenierung von Millers «Tod eines Handlungsreisenden», Friederike Wagner und Robert Hunger-Bühler, Schauspielhaus Zürich 2010

© Foto: Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

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Der bei Luzern lebende deutsche Milliardär Christof Engelhorn hatte für den Bau eines neuen Musiktheaterhauses, der Sal-le Modulable, 120 Millionen Franken zugesichert. Das Geld wird von einem Trust auf den Bermudas verwaltet, der 2008 für die Projektierung 5,75 Mil-lionen Franken überwies. Nach Engelhorns Tod im August 2010 zog der Trust die Finanzierungs-zusage zurück. Die Stiftung Sal-le Modulable wehrt sich nun mit rechtlichen Schritten und hat beim Friedensrichteramt Luzern ein entsprechendes Schlichtungs-gesuch eingereicht.

Seit Mitte Mai leitet der Drama-turg Max-Philip Aschenbren-ner das Luzerner Kulturhaus Südpol – Musik, Tanz, Theater. Der 29-jährige Aschenbrenner wuchs im niederbayerischen Deggendorf auf und war nach seinem Studium der Medienwis-senschaft, des Prozessdesigns und der Dramaturgie u.a. in Zü-rich als wissenschaftlicher As-sistent an der Hochschule der Künste und als Dramaturg und Mitarbeiter der Direktion am Theater Neumarkt tätig. 2009 bis 2010 arbeitete er für das Festival

Theater der Welt in Mülheim an der Ruhr. Aschenbrenner trat die Nachfolge von Philippe Bischof an, der in die Abteilung Kultur im Präsidialdepartement des Kan-tons Basel-Stadt wechselte.

…SchwyzAnfang Mai wurde in Schwyz zum 37. Mal der Prix Walo vergeben. In der Sparte Theater- und Musical-produktionen siegte «Dällebach

Kari – das Musical», für seine Verkörperung der Titelrolle wurde zudem Hanspeter Müller-Dros-saart als «bester Schauspieler» geehrt. Claudio Zuccolini ge-wann in der Kategorie Kabarett/Comedy und Michael Steiners «Sennen tuntschi» erhielt den Walo in der Kategorie Filmpro-duktion.

…ZürichIm vergangenen Sommer konn-te die Uraufführung von «Däl-lebach Kari – das Musical» an den thunerSeespielen mit über 76'000 Besuchern einen Publi-kumsrekord erzielen, und nun wurde auch die Übernahme ins Theater 11 in Zürich zu einem grossen Erfolg. Vom 17. März bis zum 10. April sahen über 25'000 Zuschauer die Lebensgeschichte des berühmtesten Coiffeurs der Schweiz. Im Herbst 2012 wird das Musical, das letztes Jahr den erstmals verliehenen Schwei-zer Musicalpreis «Goldener im-Scheinwerfer» in vier von acht Kategorien gewann, in Bern zu sehen sein.

Michael Steiner und Team bei der Preisverleihung, © Foto: zvg

Hanspeter Müller-Drossaart als Dällebach Kari und Carin Lavey als Annemarie in «Dällebach Kari – das Musical», Zürich 2011, © Foto: zvg

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Der Schweizer Theater- und Opernregisseur Luc Bondy über-nimmt ab März 2012 die Leitung des Pariser Odéon – Théâtre de l'Europe, bleibt aber dennoch bis 2013 zugleich Intendant der Wie-ner Festwochen. Der 62-jährige gebürtige Zürcher wurde für die in Frankreich übliche Amtszeit von fünf Jahren ernannt.

Die in Appenzell Ausserrhoden aufgewachsene Puppenspielerin Kathrin Bosshard erhielt für die Produktionen ihres im Jahr 2000 gegründeten Theaters Fleisch + Pappe den Schweizer Innovations-preis 2011 der ktv, der Schweizer Vereinigung «Künstler-Theater-Veranstalter». Die Jury begründete ihren Entscheid u.a. damit, dass sie Poesie und Komik mit viel Eleganz verbinde und ihr Puppen-Schau-Spiel durch grosse Erzählfreude,

starke Präsenz und mitreissende Fi-guren überzeuge. Der Preis ist mit 6’000 Franken dotiert.

Freddy Burger wurde zu seinem 65. Geburtstag die Ehrenme-daille der Stadt Zürich für «seine Verdienste um die Zürcher Ver-anstaltungsszene sowie das The-ater 11, das es in der heutigen

Form ohne ihn nicht gäbe», ver-liehen. Burger, der seit 35 Jahren Udo Jürgens managt, beschäftigt in seinen Unternehmen, die der Unterhaltungs-, Event- und Gast-ronomiebranche angehören, 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 120 Millionen Franken pro Jahr.

Christoph Fellmann gewann mit seinem Stück «I Feel Like God and I Wish I Was» über Schulhaus-

Amokläufer den Zentralschweizer Theatertextwettbewerb. Der Preis, der mit 15'000 Franken dotiert ist, wird anlässlich der Urauffüh-rung im September im Luzerner Kulturhaus Südpol übergeben. Fellmann lebt in Luzern und ist u.a. als Musik redaktor für den Tages-Anzeiger Zürich tätig.

Die Theatergruppe Grenzgän-ger und ihr Regisseur Julian M. Grünthal setzten sich beim Fina-le des Premio, des Nachwuchs-preises für Theater und Tanz, im Theater Tuchlaube mit «Nico’s Love» souverän durch. Erstmals in der 10-jährigen Geschichte des Wettbewerbs wurde die gesamte Preissumme von 27’000 Franken einer einzigen Gruppe zugespro-chen. Diese habe, so die Jury, gleichzeitig eine beklemmende und faszinierende Arbeit über Pä-dophilie geliefert und geschickt mit theatralen Mitteln und den Erwartungen des Zuschauers ge-spielt.

Dieter Kaegi, seit 1998 künstle-rischer Direktor der Opera Ireland in Dublin, hat auch die künstleri-sche Leitung der GomsOpera in-ne, eines Vereins, der es sich zum Ziel gesetzt hat, «jungen Gesangs-studenten als Zusatz zu ihrer Ge-sangsausbildung die Möglichkeit zu bieten, während zwei Wochen mit führenden Lehrkräften der in-ternationalen Opernszene eng zu-sammen zu arbeiten». Kaegi und sein Team, in dem u.a. die Sänge-rinnen Margaret Chalker, Jeanne

PERSÖNLICHES

Kathrin Bosshard mit «Schwein, Weib und Gesang», © Foto: Verena Schoch

Der Zürcher Kantonsrat entschei-det ab 2012 jährlich und nicht mehr wie bisher alle sechs Jahre, wie viel Geld das Opernhaus vom Kanton erhält. Damit die Planungssicherheit des Opern-

hauses trotzdem gewährleistet bleibt, ist eine Art Vorwarnung vorgesehen: Will der Kantons-rat den Beitrag gegenüber dem Vorjahr kürzen, muss er eine Er-klärung zum «Konsolidierten

Entwicklungs- und Finanzplan» verabschieden. Damit wäre eine allfällige Kürzung erst im über-nächsten Jahr möglich.

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Piland und Marit Sauramo sowie der Sänger Tom Krause vertre-ten sind, bieten im Juli erstmals in Münster/Wallis eine Sommeraka-demie für angehende Sängerinnen und Sänger mit Partienstudium und Rollenanalyse des Opern- und Operettenrepertoires an und erar-beiten mit den Teilnehmern eine Opernproduktion, die im Herbst im Zeughauskultur in Brig-Glis ge-zeigt werden soll.

Der Puppenspieler Peter W. Loos-li erhielt den EhrenPreis 2011 der ktv für «seine nachhaltige Prägung des Puppentheaters». «Seine revo-lutionären Ideen haben dem Pup-pentheater eine neue Richtung verliehen: weg vom Kasperlithe-ater, hin zum Figuren- und Pup-pentheater. Damit verschaffte er diesem KleinKunst-Genre ein Anse-hen weit über die klassischen Kin-dervorstellungen hinaus», so die Jury. Loosli gründete 1948 «Looslis Puppentheater», das er nach dem grossen Erfolg der Inszenierung von Antoine de Saint-Exupérys «Kleinem Prinz» ab 1955 gemein-sam mit seiner Ehefrau hauptbe-ruflich betrieb und bis 1999 leitete.

Der Stiftungsrat von Konzert Theater Bern hat Stephan Mär-ki, den Generalintendanten des «Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar» zum neuen Direktor ernannt. Der in Bern geborene und in Basel aufge-wachsene Märki übernahm die Lei-tung des Weimarer Hauses im Jahr 2000 und führt es seither erfolg-reich. Für Hans Lauri, den Präsiden-ten des für die Wahl zuständigen Stiftungsrates, ist er «ein Glücks-fall für Bern, weil er in Weimar vier Sparten mit vergleichbaren Her-ausforderungen […] in Publikum und Region tief verwurzelt und zu einem Kulturzentrum von Rang entwickelt hat». Am 1. Juli tritt Märki seine neue Stelle mit einem Teilpensum an.

Roger Merguin ist der designierte Leiter des Theaterhauses Gessner-allee in Zürich. Als Nachfolger von Niels Ewerbeck wird Merguin ab August 2012 die Gesamtleitung der Gessnerallee übernehmen. Merguin, der bei verschiedenen Ensembles als Tänzer, Choreograf und Manager engagiert und u.a. für das Eröffnungsspektakel der Expo.02 in Yverdon verantwortlich war, verlässt nach sechs Jahren als Co-Leiter die Berner Dampfzentra-le.

Das Spielfilmdebüt «Silberwald» der 30-jährigen Schweizer Regis-seurin Christine Repond gewann am 20. Filmkunstfest Mecklen-burg-Vorpommern in Schwerin den mit 5’000 Euro dotierten NDR-Regiepreis.

Die 33-jährige Filmwissenschaft-lerin Seraina Rohrer wird als Nachfolgerin von Ivo Kummer Di-rektorin der Solothurner Filmtage. Rohrer leitete mehrere Jahre lang das Pressebüro des Filmfestivals Locarno und verfasste im letz-ten Jahr in Los Angeles und Me-xiko ihre Dissertation zum Thema «Transnationale Low-Budget-Pro-duktionen».

Der elfminütige Kurzspielfilm «Ich bin’s Helmut» des Oberwallisers Nicolas Steiner erhielt den mit 3’000 Euro dotierten Kurzfilm-preis am 12. Landshuter Kurz-filmfestival. Der Film gewann bisher fast 30 internationale Aus-zeichnungen und nahm an den prestigeträchtigen Festivals in Clermont-Ferrand, Palm Springs, Kiew und Bristol teil.

Der Schweizer Kabarett-Preis Cor-nichon 2011 ging an Andreas Vitásek. Er sei einer der grössten österreichischen Kabarettisten, der nicht nur mit hervorragenden Ka-barettprogrammen sondern auch als Film- und Theaterschauspie-

ler überzeuge, so die Gesellschaft Oltner Kabarett-Tage, die den Preis vergibt. Es gelinge ihm, «in seinen hintersinnigen Texten eine sensible Mischung zwischen Melancholie und Komik zu kreieren».

Die schweizerisch-deutsche Ko-produktion «Yuri Lennon's Lan-ding On Alpha 46» des Walliser Regisseurs Anthony Vouardoux gewann im Mai einen der zehn Kurzfilmpreise der Wiesbadener Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stif-tung und somit ihre 14. internati-onale Auszeichnung.

Der aus Gstaad stammende Tän-zer Samuel Wuersten wurde Ende April in den Ritterstand des Ordens von Oranien-Nassau erho-ben. Wuersten erhielt diese höchs-te niederländische Auszeichnung in Anerkennung seiner «ausser-gewöhnlichen Leistungen für die Entwicklung des niederlän dischen Tanzes im In- und Ausland». Wuersten, der seit 26 Jahren in den Niederlanden lebt und arbeitet, ist seit 1994 künstlerischer Direk-tor von Holland Dance, einem der wichtigsten internationalen Tanz-Treffpunkte. Seit 2000 ist er zudem künstlerischer Direktor, seit 2009 Co-Rektor der Rotterdamse Dansa-cademie der Hochschule der Künste Codarts Rotterdam.

Andreas Vitásek zeigte in Olten sein neues Programm: «39,2° – Ein Fiebermonolog», © Foto: www.lukasbeck.com

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Im März verstarb der Schweizer Schauspieler Urs Obrecht in Bre-genz. 1940 im solothurnischen Küttigkofen geboren, studierte er nach der Matura in Zürich Ve-terinärmedizin. Bereits während dieses Studiums erhielt er Schau-spielunterricht. Sein erstes Enga-gement bekam er in München, 1966 wechselte er nach Wien an das Theater der Jugend. Neben

der Arbeit als Schauspieler führte er Regie und adaptierte Prosatexte wie Saint-Exupérys «Kleinen Prinz» oder Christine Nöstlingers «Wenn der Hund kommt» für die Bühne. Für diese Stücke stellte er auch seine ersten Tiermasken und Pup-pen her. Mitte der siebziger Jahre kaufte er in Niederösterreich einen kleinen Bauernhof, den er bewirt-schaftete und dessen Erzeugnisse er verkaufte. Nach dem Reaktor-unfall in Tschernobyl 1986 war das nicht mehr möglich. Er kehrte auf die Bühne zurück, spielte in Wien und von 1989 bis 1997 am Lan-destheater in Linz. In den letzten

Jahren spielte und inszenierte er am Theater für Vorarlberg in Bre-genz, am Theater Phoenix in Linz, in St. Pölten, am Stadttheater St. Gallen, am Sommertheater Win-terthur und am Theater Kosmos in Bregenz. Eine seiner letzten In-szenierungen war 2010 Daniel Glattauers «Gut gegen Nordwind» für das Vorarlberger Volkstheater in Götzis.

Im März verstarb der Berner Trou-badour Bernhard Stirnemann. Der 1936 in Bern geborene und aufgewachsene Stirnemann ge-hörte in den fünfziger und sech-ziger Jahren zu den Pionieren des berndeutschen Chansons. Er nahm bereits während des Leh-rerseminars Privatunterricht in Sprechtechnik, Stimmbildung und Pantomime und war als Schauspie-ler und Regisseur an der Berner Studentenbühne tätig. Von 1961 bis 1982 führte er in Bern ein eige-nes Theater, das Galerietheater Die Rampe. Dort trat in der Spielzeit 1966/67 erstmals eine Gruppe auf,

die sich «Die Berner Troubadours» nannte und deren Mitglieder Ma-ni Matter, Bernhard Stirnemann, Ruedi Krebs, Jacob Stickelberger, Markus Traber und Fritz Widmer waren. Das Galerietheater Die Rampe wurde ihr Stammhaus, und mit ihren Auftritten standen sie am Anfang einer Mundartliederwelle, die bis in die Gegenwart wirkt. «'s het, so lang 's het» hiess 2009 das

letzte Programm der «Berner Trou-badours», das wie die vier vorher-gehenden im Berner Kleintheater «La Cappella» Premiere feierte. 1992 war Stirnemann Mitgründer der «Genossenschaft Troubadour Beiz Plus», die das traditionsrei-che Berner Restaurant Monbijou unter dem Namen «musigbistrot» betreibt. Er engagierte sich auch politisch: Von 1972 bis 1982 war Stirnemann als Mitglied der SP-Fraktion im Berner Stadtrat und nahm von 1982 bis 1998 im Gros-sen Rat des Kantons Bern Einsitz. Bis 1998 war er in Bern als Lehrer tätig.

ABSCHIED

Kurt Bigger und Urs Obrecht (r.) in Christian Lollikes «Verzeihung, ihr Alten, wo finde ich Zeit, Liebe und ansteckenden Irrsinn?»,

Theater KOSMOS 2006, © Foto: Gerhard Kresser/Theater KOSMOS

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SBKV-MITGLIEDER

«Wir sollten alle an einem Strick ziehen!»

Die Schauspielerin Irina Schönen im Gespräch

Du�hast�Dich�auf�der�letzten�Delegiertenversammlung�bereit�erklärt,�künftig�im�Vorstand�des�SBKV�mitzu-arbeiten.�Was�interessiert�Dich�an�dieser�Aufgabe?Ich freue mich darauf, in Kontakt zu treten mit Vertretern aus allen Berufsgruppen der darstellenden Künste und einen Einblick in die Theaterwelt aus einer anderen Perspektive zu bekommen. Das erweitert den Horizont. Es ge-fällt mir, Hilfestellung leisten zu können, eine vermittelnde Rolle einzunehmen, Erfahrungen aus-zutauschen und mitdenken zu

können. Der SBKV wird sich durch die neue Geschäftsleitung be-stimmt verändern, und das möch-te ich positiv unterstützen. An der Jubiläumsfeier hat mich das Spektrum des SBKV, die Vielfalt seiner Mitglieder, ungemein be-eindruckt. In meinen Augen war der SBKV früher eher ein Verband für Festangestellte an den «staat-lichen Häusern», und daher habe ich mich als Freischaffende ei-gentlich weniger dazugehörig gefühlt. Allerdings kommt man auch als «Freie» immer wieder mit grösseren Institutionen in Berüh-rung, und zudem sind die Freien

im SBKV immer zahlreicher vertre-ten, da der Markt sich verändert hat und laufend verändert.

Welche�Themengebiete�in-teressieren�Dich�bei�dieser�Verbandsarbeit�besonders?Die Vernetzung unter den Mitglie-dern und Sparten und deren Ver-mittlung finde ich wichtig oder die Ausarbeitung des Erscheinungs-bildes des Verbandes. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich durch die kommende Arbeit für mich erst noch erschliessen wird, was mich im Besonderen ansprechen wird.

Irina Schönen, © Foto: Thomas Kern

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Gibt�es�ein�besonderes�Anliegen,�für�das�Du�Dich�einsetzen�möchtest?In erster Linie finde ich es wich-tig, Respekt für die Leistungen der darstellenden Künstler bei den Arbeitgebern und in der Öf-fentlichkeit zu schaffen. Genau-so wichtig ist es, sich gegenseitig mit Respekt zu begegnen. Viele Problematiken, die an der ers-ten Delegiertenversammlung, an der ich auch gewählt wurde, zur Sprache kamen sind für mich als Freischaffende relativ weit weg. Man kennt vertragliche Sicher-heiten kaum, aber man geniesst auch eine grössere Freiheit: Es hat alles zwei Seiten. Vielleicht könn-te man mein Anliegen umschrei-ben mit dem Begriff «Gräben schliessen».Was ich zudem wichtig finde, ist, so weit es geht, Richtlinien für Löhne festzulegen. Der VPS, der Vereinigung professioneller

Sprecherinnen und Sprecher, ist es gelungen, eine Tarifliste für die verschiedenen Sprecherjobs zu erstellen, an die sich die meis-ten Arbeitgeber und Arbeitneh-mer halten, bzw. halten können. Auch ACT, der Berufsverband der freien Theaterschaffenden, hat Richtgagen und Richtlöhne für Berufe im freien Theater erarbei-tet und veröffentlicht. Wir sollten auch da alle am gleichen Strick ziehen.

Hast�Du�Wünsche�für�die�Zukunft�des�SBKV?Ich wünsche mir, dass die Vielfäl-tigkeit der grossen alten Dame der Berufsorganisationen für Bühnenkünstler – wobei die Büh-ne sich auch auf den Platz vor der Kamera bezieht – erhalten bleibt. Dass der Verband weiter-hin ernst genommen wird und für Arbeitgeber und Politiker ein gern gesehener bzw. gehörter

Gesprächs- und Verhand-lungspartner ist – und bleibt. Dass er für alle Probleme, die an ihn her-angetragen werden, eine Lösung finden kann. Dass Synergien auch unter den Verbänden gefunden werden.

Du�bist�auch�im�Vorstand�der�VPS.�Wofür�setzt�sich��dieser�Verband�ein?Für alle spezifischen Be-lange von ausschliess-lich im auditiven Bereich Arbeitenden: Professio-nalität, Tarife, Weiterbil-dung, einvernehmliche Verhältnisse zu Partnern wie Studios, Produzenten und Werbeagenturen so-wie Beratung.

Du�hast�für�Kinofilme�wie�«Katzendiebe»�und�Fernsehprodukti-

onen�wie�«Fascht�e�Familie»,�«Lüthi�und�Blanc»�oder�«Tag�und�Nacht»�vor�der�Kamera�gestanden,�als�Freischaffende�ebenso�wie�im�Festengage-ment�in�Deutschland�und�der�Schweiz�Theater�gespielt�und�als�Mitglied�der�enorm�erfolgreichen�A-Cappella-Gruppe�«Single�Belles»�auf�der�Bühne�gesungen.�Seit�einiger�Zeit�konzentrierst�Du�Dich�auf�Deine�Arbeit�als�Sprecherin.�Wieso?Als ich vor 23 Jahren nach mei-nem Engagement am Tübin-ger Zimmertheater wieder in die Schweiz kam, bin ich Mutter ge-worden, musste hier in Zürich wieder bei Null – oder vielleicht bei Eins – anfangen und meine Kleinstfamilie ernähren. Ich ha-be meine Fühler nach allen Seiten ausgestreckt. In den 90er Jahren spielte ich in erfolgreichen frei-en Theaterproduktionen mit und hatte ab und zu ein paar Drehta-ge und Hörspielaufnahmen. Als ich anfing, regelmässig für das Fernsehen zu sprechen, hat mich peu à peu immer mehr meine Stimme ernährt. Mit den Single Belles konnte ich mir dann den Traum, auf der Bühne zu singen, erfüllen. Zu dritt a cappella zu sin-gen ist anspruchsvoll, und es war überhaupt eine äusserst intensive Zeit: Tingeln, sich immer wieder neu erfinden. Erfolg ist kein Dau-ergast, und durch private Verän-derungen in meinem Leben sind jetzt mein Brotjob, das Sprechen, freie Unternehmungen wie zum Beispiel das DamenDramenLabor u.ä. und auch mein häusliches Leben in den Vordergrund ge-treten. Mein Sohn ist mittlerwei-le ein junger Mann, selbständig, aber als Student noch finanziell abhängig von mir. Mit den Jahren fallen auch Angebote weg, und die Nachfrage steigt nicht mehr, sondern sinkt, und das Tätigkeits-feld verändert sich. Ich arbeite

Irina Schönen als Frau Rot in «40PLUS» mit den Single Belles, 2004 © Foto: Daniel Rihs

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auch sehr gerne als Sprech- und Deutsch-Coach.

Was�reizt�Dich�besonders�an�der�Arbeit�mit�der�Stimme?Vielleicht die Konzentration auf das Musikalische, neben dem Spielerischen, das natürlich auch dort zum Zuge kommt. Ich bin ein Ohrenmensch. Sprache in all ihren Facetten und Ausdrucksfor-men hat mich immer fasziniert. Die Suche nach dem direk-ten, klaren «Ton, der die Musik macht», der Inhalte verständlich macht und die Hörer anspricht.Vielleicht bin ich eine latente Sängerin, schwankend zwischen überhohen Ansprüchen an mich selbst und einer gewissen Nach-lässigkeit. Ich glaube, die heuti-ge Jugend oder zumindest ein Teil von ihr, ist viel unbeküm-merter in der Umsetzung ihrer Träume. Nun, ich habe mich früh in meinem Leben dafür entschieden, Schauspielerin zu

sein. Die Sprache und der spie-lerische Umgang mit ihr haben mich stets fasziniert, es hat mich gereizt, den eigenen Körper als Instrument zu benützen. Spra-che ist eben auch Musik. Hinter dem Mikrofon bin ich zu Hause. Schon als kleines Kind habe ich mit meinem Vater auf einem al-ten Grundig-Bandgerät münd-liche Briefe aufgenommen oder habe Sachen vorgelesen, das ist irgendwie hängen geblieben. Da habe ich schon früh ein Selbst-bewusstsein gewinnen können.Über das reine Hören, werden die Fantasie und das innere Sehen, die inneren Filme anders ange-regt, als durch das Schauen. We-niger ist mehr, wie so oft. Das zu erzeugen, macht ja auch Spass.

Du�hast�Deine�Stimme�für�Lautsprecher-durchsagen�am�Bahnhof�ebenso�zur�Verfügung�gestellt�wie�für�Dokumentarfilme�des�

Schweizer�Fernsehens.�Gibt�es�Tätigkeitsfel-der�als�Sprecherin,�die�Du�bevorzugst?Für mich waren Aufträge wie die Durchsagen für die SBB wie eine Rollenaufgabe, die ich zu erfül-len hatte – was mir auch gelun-gen ist. Vielleicht zu gut, denn so zog es immer mehr Aufträge für die Bahnen nach sich und wur-de dann etwas zu viel des Gu-ten. Ich hätte nie gedacht, dass die Identifikation so gross wird. Ich musste mich davon befreien. Davon leben kann man nicht. Ich lebe zu einem grossen Teil von meiner kontinuierlichen Tätig-keit für das Fernsehen, die mich immer wieder von neuem her-ausfordert und die rein professi-onell und inhaltlich interessanter ist. Ich mache das leidenschaft-lich gerne. Ich kann auch für Sendungen sprechen, die mich thematisch interessieren wie zum Beispiel «Kulturplatz», wo

Brigitte Frey, Marie-Louise Grunder, Irina Schönen in «Gala» mit den Single Belles, 2005 © Foto: Daniel Rihs

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man immer mal wieder den ei-nen oder anderen Kollegen auf dem Bildschirm «antrifft». Ich liebe auch Lesungen und Hör-spiele, bei denen es noch mehr bzw. noch mal anders um die Interpretation und die Auseinan-dersetzung mit der Sprache und mit Figuren, mit Rollen geht. Ich möchte es auch nicht missen, jede Woche für die Blindenhör-bücherei SBS ganze Bücher auf Tonträger zu lesen.

Wie�sind�die�Arbeitsbedin-gungen�als�Sprecherin?�Wo�zum�Beispiel�besteht�Verbesserungsbedarf?Auf dem freien Markt sind die finanziellen Bedingungen im Prinzip besser als beim öffent-lich-rechtlichen Sender, wo die Bedingungen mit denen an den grossen, subventionierten Thea-tern vergleichbar sind: Man leis-tet viel und regelmässig, ist in einen grossen Betrieb integriert mit allen sozialen Leistungen, wird aber schlechter bezahlt, und der Arbeitgeber sähe es am liebs-ten, man arbeitete exklusiv für ihn, was natürlich nicht geht. Die meisten Sprecher und Arbeitge-ber auf dem freien Markt halten sich an die Tarif-Liste des VPS. Aber das ist nicht selbstverständ-lich, lässt tendenziell nach – be-sonders in Krisenzeiten – und muss überwacht werden. Die Sprecher kasse ist da ein hilfrei-ches Mittel, die Zahlungsmoral und das Bewusstsein über die vereinbartenTarife wach zu hal-ten.

Nun�gehörst�Du�in�gleich�zwei�Verbänden�dem�Vorstand�an�und�bist�zudem�Mitglied�im�SSFV.�Woher�rührt�Dein�grosses�Engagement?Ich bin heute nicht mehr Mit-glied beim ssfv. Für diesen Ver-band habe ich mich vor allem in der Fachgruppe Audiovision

und als Delegierte für die Swissperform betätigt. Es ist ein Verband aus-schliesslich für Film und Fernseh-Schauspieler. Seit ein paar Jahren ar-beite ich kaum noch auf dem Gebiet. Mein Enga-gement rührt daher, dass man mich für diese Gre-mien vorgeschlagen und Vertrauen in mich ge-setzt hat. Und wie so oft: Wenn man eine Aufgabe bekommt und sich rein-kniet, ist man eben drin. Ich nehme diese Auf-gaben ernst. Sobald ich merke, dass es sinnvoll ist, einem Gremium von «Berufs-Fremden», das sich aber mit den «Beru-fenen» befasst, deren Tätigkeit näher zu bringen, einen genaue-ren Einblick «hinter die Kulissen» bieten zu können, macht es mir Freude, dies zu tun. Es geht oft im Leben um «Übersetzungen» von Situationen in eine andere Sprachform, eine andere Menta-lität, einen anderen Jargon. Wir reden zwar alle Deutsch, aber nicht die selbe Sprache. Ausser-dem: Was Du gern willst, das man Dir tu, das füg‘ auch einem anderen zu. Die Engländer sagen es ebenfalls so: Do as you would be done by.

Siehst�Du�Synergieeffekte�durch�Deine�Vorstandsar-beit�in�beiden�Verbänden?Meine Erfahrungen als Vor-standsmitglied der VPS helfen mir bestimmt bei meiner Tätigkeit im SBKV-Vorstand. Die beiden Verbände sind im Augenblick im Gespräch mit dem SRF in Sachen Nebenverdienste für Fernseh-Sprecher, die ja mehrheitlich aus (freien) Schauspielern rekrutiert werden. Ich sehe auch Synergie-Bedarf für die Verbände ACT und SBKV, da sich viele Bedürfnisse

überschneiden, gerade bei den Freien. Anstatt doppelte Arbeit zu leisten, könnte man sich er-gänzen.

Hast�Du�ganz�persönlich�schon�einmal�vom�Einsatz�des�SBKV�profitiert?In der oben genannten Angele-genheit bin ich das Bindeglied zwischen SBKV und VPS gewor-den. Meine Kollegen haben sich an Rolf Simmen gewandt, und er hat sich mit mir als einer der Delegierten des SF-Sprecherpools in Verbindung gesetzt und mir juristische Hilfe angeboten. Dass ich jetzt so unvermittelt im SBKV-Vorstand gelandet bin und heute im «Ensemble» auf Deine Fragen antworte, hat auch damit zu tun, denn so bin ich wieder neu auf den SBKV und seine Möglichkei-ten aufmerksam geworden.

Du�bist�auch�Gründungs-�mitglied�des�DamenDramen-Labors.�Was�genau�tut�Ihr?Wir sind ein Haufen Theater-schaffende und Autorinnen aus ganz verschiedenen Theater-Ecken. In den Anfängen haben

Irina Schönen als Melanie Grossmann in Wanda Schmids «Das Meer verdampft», Regie: Christine Faissler, sogartheater Zürich2008, © Foto: Bernhard Fuchs

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wir Stücke aus den Reihen der Femscript, dem Netzwerk schrei-bender Frauen, aus ihren Schub-laden gelockt, Erstlesungen im Theater am Brennpunkt in Baden, das es ja heute nicht mehr gibt, veranstaltet und über diese Texte diskutiert, sie auf ihre sogenann-te Theatertauglichkeit hin unter-sucht. Wir haben eine Auswahl davon zum Beispiel in der Roten Fabrik oder an den Solothurner Literaturtagen in szenischen Le-sungen vorgestellt. Wir haben Wettbewerbe und Ausschreibun-gen lanciert, wodurch sich der Kreis der Autorinnen und Mit-streitenden immer mehr vergrös-sert hat. Mit den Jahren hat sich ein fester Kern von Theaterschaf-fenden und Autorinnen gebil-det, und wir sind im sogartheater beheimatet. Es heisst zwar im-mer noch DamenDramenLabor – wir hängen an dem Stabreim –, aber mittlerweile sind im festen Stamm auch Herren dabei. Vor zwei Jahren haben wir eine eige-ne Theaterproduktion auf die Bei-ne gestellt und im sogartheater Dramolette von Wanda Schmid unter dem Titel «Das Meer ver-dampft» uraufgeführt. Dieses Jahr haben wir uns vertieft mit einem Text von Beatrice Stebler, einer unser Hausautorinnen, be-

fasst. Ihr Stück konnte sich über drei Abende hinweg weiterentwi-ckeln und verändern. Mit einem Spielleiter, der den ganzen Pro-zess begleitet hat. In dieser ganzen Zeit haben auch immer wieder eigenwilli-ge, sperrige, eher lyrische, nicht theatrale Texte unsere Aufmerk-samkeit und unser Interesse geweckt. Im literarischen Klein-theater an der Josefstrasse im Zürcher Kreis 5 sind wir sicherlich am richtigen Ort untergebracht. Unser Team hat immer mehr das Bedürfnis, sich nicht nur in den Dienst eines Stückes, eines Textes zu stellen, sondern etwas ganz Eigenes zu pro duzieren. Künstlerische Ressourcen sind ja vorhanden. Wir haben vor, ein ge-meinschaftliches Projekt auf die Beine, die Bühne, in den Raum zu stellen mit Texten zu einem The-ma von unseren Autorinnen, von uns Theaterschaffenden spiele-risch umgesetzt und visuell un-terstützt. Das ist alles noch in der Planung. All zu viel kann ich dazu noch gar nicht sagen.

Was�sind�Deine�nächsten�Pläne?Es wird gar nicht leicht, meine ganzen Pläne auf die Reihe zu bekommen: Auf der Liste steht

zum Beispiel das oben genannte DamenDramenLabor, das in ei-ner Metamorphose steckt. Dann habe ich vor einem Jahr an einem kleinen Festival russischer Musik einen Abend bestritten und ar-beite bei der Weiterführung die-ser Reihe mit. Ich werde mich mit meinen neuen Aufgaben z.B. beim SBKV vertraut machen. Meine Coaching-Tätigkeit möch-te ich weiter verfolgen und aus-bauen. Der Sohnemann ist zwar aus dem Haus, aber um das Haus und um das Haus herum muss sich auch gekümmert werden. Mein privates und berufliches Spektrum bleibt also bewegt, vielfältig und spannend.

Irina SchönenJahrgang 1960, lebt als Schau-spielerin und Sprecherin bei Zü-rich. Nach ihrer Ausbildung an der Schauspielakademie Zürich war sie zunächst am Tübinger Zimmertheater engagiert, dann als freischaffende Schauspiele-rin in der Schweiz tätig, u.a. am Theater an der Winkelwiese, am Theater Heddy Maria Wett-stein, am Theater Tuchlaube, beim Cabaret Götterspass und am Vaudeville-Theater. Sie re-alisierte vier Produktionen mit der Berner A–cappella-Gruppe «Single Belles», übernahm klei-nere Film- und Fernsehrollen, wirkte in Hörspiele mit und trat mit Lesungen in Erschei-nung, u.a. im sogartheater und bei den Literaturtagen Leuker-bad. Seit langem engagiert sie sich für das DamenDramen-Labor. Als Sprecherin steht sie regelmässig für das Schweizer Fernsehen hinter dem Mikro-fon und vertont Formate wie «Kulturplatz», «DOK», «NZZ-Format» sowie Sendungen für 3Sat. Zudem arbeitet sie als Sprech- und Vorlesecoach.

Irina Schönen, Peter Hottinger im DamenDramenLabor, sogartheater Zürich 2009, © Foto: Bernhard Fuchs

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PARITÄTISCHE TARIFKOMMISSION

MINDESTLOHN-INITIATIVEDas will die SGB-Mindestlohn-Initiative:

Armut verhindern und Fairness für alle

Wer in der Schweiz arbeitet, hat Anrecht auf einen anständigen Lohn. Das verlangt die Volksinitia tive «für den Schutz fairer Löhne» des Schweizerischen Gewerkschafts-bunds (SGB). Mindestlöhne sollen vor Armut und Lohndruck schüt-zen. Die im Januar 2011 gestartete SGB-Initiative will zum einen Men-schen mit geringen Löhnen helfen. Deshalb schreibt sie einen Min-destlohn von 22 Franken pro Stun-de bzw. 4000 Franken im Monat vor. Zweitens verlangt die Initiative Gesamtarbeitsverträge mit Min-destlöhnen. Der Bund soll solche fördern. Damit werden die Löhne der Normalverdienenden geschützt. Rund 400‘000 Menschen verdie-nen heute, hochgerechnet auf

eine volle Erwerbstätigkeit, weni-ger als 4‘000.- Franken im Monat. Die Festlegung eines «absoluten» nationalen Mindestlohnes würde ihnen direkt und effizient helfen. Doch auch die Löhne der Normal-verdienenden stehen unter zu-nehmendem Druck. Immer mehr Unternehmen lagern Arbeiten an Billigfirmen aus oder beschäftigen billiges Personal von Temporärfir-men. Ein obligatorischer Mindest-lohn würde solchen Lohnabbau durchkreuzen. Weil immer noch zu rund 10 % lohndiskriminiert, würden die Frauen besonders von der Initiative profitieren. Die Mindestlohn-Initiative sorgt da-für, dass das Geld zu denen kommt, die es brauchen. Sie engt damit den Spielraum für Abzocker und Speku-lanten ein. Das gibt mehr Kaufkraft für alle. Folge: Der grösste Teil des Geldes fliesst zurück in die Wirt-schaft. Das stabilisiert, schafft neue Arbeitsplätze und sichert den sozia-len Frieden.

Die Gegner behaupten schon heu-te, dass Mindestlöhne entweder zu höheren Preisen oder zu Rationali-sierung und damit zu mehr Arbeits-losigkeit der Betroffenen führten. Das Argument sticht nicht. Das Beispiel des Gastgewerbes zeigt di-es deutlich. In den letzten 10 Jahren ist der Mindestlohn im Gastgewer-be bedeutend gesteigert worden. Die Preise dagegen stiegen nur unwesentlich an. Und die Argu-mentationskette «Mindestlohn = Rationalisierung = mehr Arbeitslo-sigkeit»? Die ganze wissenschaft-liche Literatur aus Europa und den USA zeigt: Bessere Mindestlöhne führen nicht zu mehr Arbeitslosig-keit der gering Qualifizierten. Wenn schon, dann führen sie eher zu einer höheren Beschäftigung.Mehr Info auf: www.mindest-lohninitiative.ch. Dort kann man auch den Unterschriftenbogen he-runterladen.

Ewald Ackermann, SGB­Redaktor

SCHWEIZERISCHER BÜHNENVERBANDSCHWEIZERISCHER BÜHNENKÜNSTLERVERBAND

Mindestgagen für die Spielzeit 2011/2012 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/2011 2011/2012

Theater Basel CHF3’250.– CHF3’300.– CHF3’300.– CHF3'450.– CHF3’450.– CHF3'600.– CHF3'600.– CHF 3'650.–

Stadttheater Bern CHF3’150.– CHF3’150.– CHF3’150.– CHF3'200.– CHF3’300.– CHF3'400.– CHF3'400.– CHF 3'500.–

DAS Theater an der Effingerstrasse Bern CHF3’000.– CHF3’000.– CHF3’000.– CHF3'100.– CHF3’100.– CHF3'200.– CHF3'200.– CHF 3'200.–

Theater Biel Solothurn CHF3’000.– CHF3’000.– CHF3’000.– CHF3'200.– CHF3’200.– CHF3'300.– CHF3'300.– CHF 3'300.–

Luzerner Theater CHF3’100.– CHF3’100.– CHF3’100.– CHF3'250.– CHF3’300.– CHF3'300.– CHF3'400.– CHF 3'400.–

Konzert und Theater St. Gallen CHF3’100.– CHF3’100.– CHF3’150.– CHF3'300.– CHF3’400.– CHF3'500.– CHF3'500.– CHF 3'550.–

Sommertheater Winterthur (Spielzeit ca. 4 Monate) CHF3’200.– CHF3’100.– CHF3’100.– CHF3'200.– CHF3’250.– CHF3'400.– CHF3'400.– CHF 3'600.–

Opernhaus Zürich CHF3’750.– CHF3’750.– CHF3’800.– CHF3'850.– CHF3’900.– CHF3'950.– CHF3'950.– CHF 4'000.–

Schauspielhaus Zürich CHF3’750.– CHF3’750.– CHF3’750.– CHF3'850.– CHF3’850.– CHF3'850.– CHF3'950.– CHF 3'950.–

Theater Kanton Zürich CHF3’500.– CHF3’500.– CHF3’500.– CHF3'600.– CHF3’600.– CHF3'700.– CHF3'700.– CHF 3'700.–

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Bericht der

Delegiertenversammlung des Schweizerischen

Bühnenkünstlerverbandes SBKV

INTERNA – DV SBKV 2011

Protokoll der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes SBKV, Samstag, 2. April 2011, 10.30 bis 17.00 Uhr, Brasserie Lipp Zürich, Salle Montparnasse

Anwesend:

Vorstand:Elisabeth Graf, Präsidentin Anne-Marie Kuster, Matthias Albold, Oliver Dähler, Cheyne Davidson, Eckhard Otto, Richard Rost, Adrian Schriel

Sekretariat: Rolf Simmen, Lukas Schönenberger

Syndikus: Dr. Ernst Brem

GRPK: Günter Baumann, Ingo Anders

Delegierte:Theater Basel Chor: Eckhard Otto, Ingo Anders, Monika Anderhuber

Stadttheater BernSolo: Diego Valsecchi

Chor: Assen Toscheff, Gospodinova Vilislava

Theater Biel–Solothurn Barbara Grimm, Günter Baumann

Stadttheater LuzernChor: Agnes Fillenz

Stadttheater St. GallenSolo: Matthias Albold Ballett: Sebastian GibasOpernhaus ZürichSolo: Cheyne Davidson Chor: Richard Rost, Anna Soranno, Anja DorfmüllerSchauspielhaus Zürich Rita HorváthTheater Kanton Zürich Stefan Lahr, Vera BommerFreischaffende Raum Zürich Gabi Frotzler, Sigfried Schmoll, Christoph MattiFreischaffende Raum Basel Tiziana Sarro, Cynthia CorayFreischaffende Raum Bern Jost Nyffeler

Gäste: Simone Gojan, Irina Schönen, Yolanda Schweri, Thomas Blubacher, Hans-Joachim Frick, Hannes Steiger

Entschuldigt: Vorstand: Sue MathysGRPK: Fay Kaufmann

Traktanden1. Begrüssung durch die Präsidentin

2. Protokoll der Delegiertenversammlung vom 24. April 2010

3. Jahresrechnung 2010

4. Budget 2011

5. Bericht der Präsidentin

6. Bericht des Sekretärs

7. Statutenänderung

8. Wahlen: Präsidentin Vizepräsident Sekretär Vorstand Geschäfts- und Rechnungs- prüfungskommission Vertragsauschuss Solo, Chor und Ballett Tarifkommission für die Festsetzung der Mindest- gagen (Art. 11 GAV)

9. Berichte der Ortsgruppen

10. Varia

Gemeinsames Mittagessen zwi-schen 12.30 und 14.00 Uhr in der Brasserie Lipp

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Theater Basel Solo: Agata Wilewska, Iryna Krasnova

Stadttheater BernSolo: Stefano Wenk, Claude Eichenberger Ballett: Martina Langmann

Stadttheater LuzernSolo: Madeleine Wibom, Simone Stock, Hajo Tuschy Ballett: Bert Uyttenhove, Ha Young Lee

Opernhaus ZürichSolo: Kelly Thomas, Ueli Senn

Ballett: Sergiy Kirichenko

Schauspielhaus Zürich Klaus Brömmelmeier

Freischaffende Zürich Esther Uebelhart

Begrüssung durch die Präsidentin

Die Präsidentin Elisabeth Graf begrüsst die Anwesenden und dankt ihnen für ihr zahlreiches Erscheinen. Besonders begrüssen möchte sie ihren Vorvorgänger, den Ehrenpräsidenten Hans-Joa-chim Frick, was die Anwesenden mit herzlichem Applaus unter-streichen. Sie bittet um eine Ge-denkminute für die Verstorbenen der vergangenen Saison: Jürgen Brügger, Schauspieler, László Pol-gár, Sänger am Opernhaus Zürich, Maurizio Mathys, Schauspie-ler, René Scheibli, Regisseur und Schauspieler, Claus Helmut Drese, ehemaliger Direktor des Opern-hauses Zürich, Stephanie Glaser, Schauspielerin, Jürgen Heene, Sänger und ehemaliger Inspizient am Theater Basel und Chefdis-ponent am Luzerner Theater, In-geborg von Brehmer, Souffleuse, und Urs Obrecht, Regisseur und Schauspieler.

Protokoll der Delegiertenver-sammlung vom 24. April 2010

Das Protokoll wird einstimmig bei vier Enthaltungen genehmigt.

Jahresrechnung 2010

Die Jahresrechnung 2010, die ei-nen Gewinn aufweist, wurde von der Rechnungsprüfungskommis-sion eingehend geprüft und zur Annahme empfohlen. Sie wird einstimmig bei einer Enthaltung genehmigt, und Sekretariat und Vorstand werden entlastet.

Budget 2011

Das Budget 2011 bedarf noch ei-niger Korrekturen und wird den Delegierten nachgereicht. Das Budget bedarf keiner Genehmi-gung durch die Delegierten.

Bericht der Präsidentin

Liebe KolleginnenLiebe KollegenLiebe Gäste

Vor kurzem erzählte ein Vor-standskollege, er sei von einem Obmann gefragt worden, was denn eigentlich die Aufgabe des Vorstands sei.Ich möchte die Gelegenheit wahr-nehmen, auf diese Frage einzuge-hen.Laut Statuten ist der Vorstand zu-ständig für Budget, Strategie und für die Regelung des Arbeitsver-hältnisses mit dem Geschäftsleiter.Um in der Sprache der Wirtschaft zu sprechen: Der Vorstand ist so etwas wie der Verwaltungsrat. Die Aufgabe bzw. die Verpflichtung des Vorstandes ist es, Fragen zu stellen und Antworten zu suchen. Viele Antworten finden sich beim CEO und beim Syndikus, wo-bei CEO eher OOEO heissen soll-te. Denn in unserem Falle ist der Chief Executive Officer «the One

and Only Executive Officer» (bi öis heisst das Verbandssekretär oder Gschäftsleiter).Eine dieser Fragen, die wir und der wir uns jedes Jahr stellen müs-sen, lautet: Was ist zu tun, was müssen wir tun, damit unser Ver-band langfristig gesund überle-ben kann? (Do well to do good, wie die Amerikaner sagen. – Es muss dem Verband gut gehen, damit der Verband es seinen Mit-gliedern gut gehen lassen kann.) Weitere Fragen: Wie müssen wir uns positionieren, wo wollen wir hin, wie und wo können wir uns entwickeln? «Plus Ultra» könnte die Losung lauten. «Noch wei-ter» müssen wir gehen in unse-rem Bestreben, für die Mitglieder annehmbare Bedingungen zu er-langen und erlangte Rechte nicht wieder zu verlieren.Der Vorstand formuliert auch Wünsche an den Geschäftsleiter. Sei das eine Bitte um eine Stel-lungnahme für die Presse, die der Vorstand als notwendig erachtet, sei’s die Bitte um eine Solidari-tätsbekundung für Kollegen, de-nen der Boden unter den Füssen weggezogen wurde. Ein Schock war für viele Mitglieder und für den Vorstand die Kündigung des Kollektiv-Krankenkassen-Vertra-ges im letzten Jahr. Es ist selbst-verständlich, dass wir alles daran setzen, unseren Mitgliedern wie-der eine Kollektiv-Versicherung mit guten Konditionen anbieten zu können. Und wenn wir gera-de von Kollektiv-Versicherungen sprechen und beim Formulieren von Wünschen sind: Wie wär’s mit einer vergünstigten Kollektiv-Haftpflicht-Versicherung?Da die Vorstandsmitglieder aus der Praxis kommen, können viel-leicht auch Wünsche aufkommen, die auf den ersten Blick etwas weit hergeholt scheinen. Zum Beispiel wäre es doch wunderbar, wenn wir für unsere Mitglieder vergünstigte Mitgliedschaften in

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einer Fitnesscenter-Kette anbieten könnten. (Bestimmt wären nicht «nur» die Musical-Kolleginnen und -Kollegen begeistert).Weiter stellt der Vorstand auch die Mitglieder der GAV-Verhandlungs-kommission. Die GAV-Verhand-lungen mit unserem Sozialpartner sind ins Stocken geraten – wir werden im Sekretärsbericht noch davon hören.Sehr zeitintensiv war die Arbeit der Findungskommission, die mit der Aufgabe der Suche nach einem Nachfolger für Rolf Simmen be-traut war. Nachdem die Kommissi-onsmitglieder das Profil formuliert hatten und die Stelle ausgeschrie-ben worden war, mussten über 80 Dossiers studiert, viele Gespräche geführt, unzählige E-Mails ge-schrieben und gelesen werden.Der Vorstand war dieses Jahr ge-fordert, wie schon lange nicht mehr. Ich möchte an dieser Stel-le den Vorstandskollegen für ihr grosses Engagement von ganzem Herzen danken. Der Arbeitsauf-wand im vergangenen Jahr war enorm. Danke für Eure Kraft, Eu-re Zeit und danke dafür, dass Ihr auch im grössten Stress den Hu-mor nicht verloren habt.Liebe Sue Mathys, für Deine heu-te zu Ende gehende Vorstandszeit ein grosses Dankeschön. Wir wer-den Deine engagierten Voten ver-missen. Deine Vorstandskollegen wünschen Dir alle im Big Apple von Herzen beruflich und privat viel Glück und Erfolg!Nicht genug danken können wir – ich spreche jetzt im Namen des ganzen Vorstandes – den vielen Kolleginnen und Kollegen, die un-ser Jubiläumsfest am 28. August zu einem unvergesslichen Erleb-nis gemacht haben. Sie haben alle Anwesenden auf das Gross-zügigste beschenkt und dem 90-jährigen SBKV ein wundervol-les Geburtstagsbouquet beschert. Sie führten uns vor Augen, wie gross die Bandbreite an Talent und

Können bei unseren Mitgliedern ist. Durch den festlichen Abend führte die entzückende, komi-sche Anet Corti. Die informative und unterhaltsame Nachmittags-veranstaltung wurde in gewohnt charmant-souveräner Weise von Bettina Dieterle moderiert. – Sehr berührt hat mich an diesem Nach-mittag der Vortrag der Kulturjour-nalistin Nina Scheu. Es ist traurig und absolut kein Trost, dass viele Kulturjournalisten NOCH schlech-tere Arbeitsbedingungen haben als viele Bühnenkünstler.Liebe Delegierte und liebe Ob-leute, ohne Eure Knochenarbeit gäbe es den SBKV nicht. Ihr seid es, die an der Basis, täglich, mit den Problemen unserer Mitglie-der konfrontiert werdet. Ihr seid es, die ein wachsames Auge auf die Einhaltung des GAV und der Hausverträge habt und immer wieder das Gespräch mit Euren Direktionen sucht. Die Muskeln der Solidarität und der Zivilcoura-ge braucht Ihr nicht zu trainieren – die werden täglich strapaziert. Es gibt keine angemessenen Worte, um Euch für Euren wertvollen und unermüdlichen Einsatz zu danken.Dankeschön auch unserem Büro-team: der eben ausgeschiedenen Nicole Gafner (der wir mit ihrem Yoga-Studio viel Glück und Erfolg wünschen) und Lukas Schönen-berger. Sie sind das Aushänge-schild unseres Verbandes und vor allem für unsere freischaffenden Mitglieder (und Noch-nicht-Mit-glieder) im vergangenen Jahr oft die erste Anlaufstelle gewesen.Ein herzliches Dankeschön geht an Herrn Dr. Blubacher und an Frau Dr. Gojan für Ihre wertvolle und geschätzte Arbeit für unser «Ensemble».Danke, liebe Yolanda Schweri für Deine juristische Beratung und die Mitarbeit an den GAV-Sitzungen.Ein grosser, von Herzen kommen-der Dank geht an unseren Syndi-kus, Dr. Ernst Brem. Lieber Ernst,

Du bist für uns Dein Gewicht in Gold wert, sei’s an den GAV-Ver-handlungen, bei der Vertretung unserer Interessen bezüglich Inter-preten- und Urheberrechte oder auf der internationalen Ebene bei der FIA und beim Kartellverband deutschsprachiger Bühnenan-gehöriger. Auch an unseren Vor-standssitzungen ist Dein Rat oft gefragt und immer sehr hilfreich.

Ja, und nun komme ich last but not least zu Dir, lieber Rolf:

Lieber RolfIch stehe hier mit einem lachen­den und mit einem weinenden Auge.Mit einem lachenden Auge, weil es mich ausserordentlich freut, dass Du, Rolf, so fit, fröhlich, zuversicht­lich und bei bester Gesundheit, in Deinen wohlverdienten Ruhestand – oder soll ich sagen, Unruhestand – ziehen darfst. Du hast in den letz­ten Jahren vielleicht öfters gedacht, das mache ich dann, da gehe ich dann hin, das lese ich oder das höre ich mir dann an – wenn ich einmal Zeit habe, wenn ich pensi­oniert bin. Das wird auch so sein. Du wirst viele Pläne verwirklichen, aber ich fürchte, Du wirst nicht mehr Zeit zur Verfügung haben als jetzt, denn überlege (hier kommt der mathematische Beweis): Als Du 40 Jahre alt warst, war 1 Jahr: 1/40 Deines Lebens, wenn Du jetzt 65 Jahre alt wirst, ist 1 Jahr: 1/65 ! Das bedeutet, Du hast heute viel weni­ger Zeit, das gleiche zu erleben. Ich zweifle aber nicht daran, dass Du immer die Zeit finden wirst, Deine Freunde in Deinem schönen Zu­hause zu bekochen, Deinen Gar­ten und die Reben zu pflegen, zu reisen und Deiner Leidenschaft für das Schnorcheln zu frönen. Zu le­sen und Bruckner zu hören. Viel­leicht zu schreiben? (Und, entre nous, es würde mich nicht über­raschen, Dich auf einer Bühne zu sehen!)

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Du hast im Juni 1995 interimis­tisch, aus einem Notfall heraus, die Aufgaben des Sekretärs des SBKV übernommen. Im Dezember 1995 wurdest Du durch die DV definitiv in Deinem Amt bestätigt. Du hast damit Deine langjährige Tätig­keit als Schauspieler aufgegeben. Diesen Entschluss hast Du sicher nicht leichtfertig gefällt, denn wir (jetzt spricht die Schauspielerin zum Schauspieler, aber ich den­ke, es gilt für uns alle) üben unse­ren Beruf mit PASSION aus. Jeder, der eine Berufsänderung vollzieht, weiss, dass nach ein paar Jahren der Wiedereinstieg in den ange­stammten Beruf nur mit grossem Aufwand zu vollziehen ist – oder, aus verschiedenen Gründen, gar unmöglich ist. Du hast es ge­schafft, an der neuen Stelle Fuss zu fassen. Wir haben gesehen und gespürt, wie Du in Deine Aufga­be hinein gewachsen bist. Auch wenn damals ganz andere Zeiten herrschten (die Professionalisie­rung hat auch vor der Verbands­arbeit nicht haltgemacht), und es viel weniger Mitglieder zu betreu­en gab, muss dieser Sprung ins kalte Wasser – ohne Einarbeitung – schwierig gewesen sein. Dir zur Seite standen die langjährigen Se­kretariatsmitarbeiterinnen, Frau Bellwald und Frau Paukner.Dass die Mitgliederzahl so stark ge­wachsen ist, ist äusserst erfreulich. In Deinem Prolog der letzten Aus­gabe des «Ensembles» erwähnst Du, dass unsere Mitgliederbeiträge während der letzten 20 Jahre nie erhöht wurden. Ja, das war auch erfreulich. (Ob wir uns damit aller­dings einen Dienst erwiesen ha­ben, wird sich erst noch zeigen.) Du hast im selben Prolog hervor­gehoben, dass für Dich die Soli­darität sehr wichtig ist und deren Bedeutung heutzutage in unserer Gesellschaft unterschätzt wird. Ja, ich denke für uns alle ist Solidarität viel mehr als ein Schlagwort. Dar­um sind wir hier. Solidarität muss

gelebt werden, sonst verkommt sie zur hohlen Phrase. Solidarität ist auch Knochenarbeit. Solidarität verlangt auch Mut und Zivilcoura­ge. Solidarität bedeutet auch Vor­aussicht und Umsicht, so dass die nächste Generation auf unserer Arbeit aufbauen kann.Lieber Rolf, unser Haus ist, wie Du weisst, noch nicht fertig gebaut. Da gibt es noch einige Baustellen. Das ist ganz normal und entspricht auch dem Lauf der Zeit. Es wird auch immer wieder Verhandlun­gen mit unserem Sozialpartner be­züglich Gesamtarbeitsverträge und Gespräche mit Direktionen über Hausverträge geben ...Lieber Rolf, was Du in fast 16 Jah­ren für den SBKV, für unsere Mit­glieder geleistet hast, ist enorm. Für Deinen Einsatz und für die vielen Neuerungen und Verbesse­rungen, die Du erwirkt hast, möch­ten wir Dir von ganzem Herzen danken. Für Deine bevorstehende Reise nach Australien und Deinen wohlverdienten (Un­)Ruhestand wünschen wir Dir nur das Beste, alles Liebe, gute Gesundheit und Wohlergehen.

HerzlichstElisabeth Graf

Rolf Simmen wird Ende April 2011 nach 16-jähriger Tätigkeit als Ge-schäftsleiter des SBKV pensioniert und mit grossem Applaus von Vor-stand und Delegierten verabschie-det.

Bericht des Sekretärs

Liebe KolleginnenLiebe KollegenLiebe Gäste

Als ich am 10. Juni 1995, anläss-lich der ausserordentlichen SBKV Delegiertenversammlung, inte-rimistisch zum Sekretär gewählt

und an der DV vom 10. Dezember 1995 definitiv im Amt bestätigt wurde, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich bis zu meiner Pen-sionierung Ende April 2011 dabei bleiben würde. Schliesslich war ich lange Jahre als Schauspieler tätig, habe meinen Beruf geliebt, seine Höhen genossen und seine Tiefen verkraftet. Rückblickend stelle ich erschreckend fest, dass die Zeit im Flug vorbeigerauscht ist und auch für mich schon sehr bald ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Plötzlich heisst es Abschied nehmen.Als Euer Sekretär habe ich sehr schnell gemerkt, dass mein Künst-lerdasein der Vergangenheit ange-hört, ich mich fortan voll und ganz für meine neue Aufgabe einset-zen will und meine künstlerische Vergangenheit enorm wertvoll für meine neue Tätigkeit ist. Und ich habe Fuss gefasst, wurde von Kolleginnen und Kollegen voll un-terstützt und fing an, meine neue Aufgabe zu lieben. Natürlich gab es immer wieder Ta-ge, an denen unwissende Sach-bearbeiter es verstanden, mich gehörig zu ärgern und darüber zu belehren, wie beispielsweise das Formular E 101 auszufüllen und anzuwenden sei, selbst aber kei-ne Ahnung hatten und so viel Mist verzapften, dass ich mich nur müh-sam beherrschen konnte. Nun ja, nichts ist so gerecht verteilt wie der Verstand, denn jedermann ist über-zeugt, dass er genug davon hat. In solchen Momenten muss ich im-mer an David Rockefeller denken, der sagte: «Ich arbeite nach dem Prinzip, dass man niemals etwas selbst tun soll, was ein anderer für einen erledigen kann.»Dieses Zitat könnte man durchaus auch auf die GAV-Verhandlungen anwenden, die sich mühsam da-hinschleppen. Zweimal wurden Sitzungstermine vom Bühnenver-band kurzfristig abgesagt, denn wir spuren schlicht nicht so, wie dieser es gerne hätte.

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Über eine Arbeits- und Ruhezei-tordnung konnte noch immer keine Einigung erzielt werden. Proben an Sonntagen sollen laut SBV nicht mehr so strikt gehand-habt werden wie bis anhin. Hier beissen sie bei uns auf Granit. Wir haben eine gemeinsame Ar-beitsgruppe von SBKV und SBV vorgeschlagen, die sich den Än-derungen der Revision des Ar-beitsgesetzes in Bezug auf unsere Gesamtarbeitsverträge anneh-men soll. Unterschiedliche Stand-punkte und Interpretationen müssten vom seco geklärt wer-den. Von einem solchen Treffen sind wir noch meilenweit ent-fernt.Der SBV möchte, dass eine Ver-kürzung der Ruhezeit auf drei Stunden vor Vorstellung oder Abendprobe in Ausnahmefällen möglich sein soll. Der Vorstand und alle Ortsgruppen, die sich an unserer Umfrage beteiligt haben, lehnen eine Verkürzung der Ru-hezeit auf drei Stunden generell ab. An einer GAV-Verhandlung erklärt der SBV, das Protokoll sei zu sehr aus Sicht des SBKV ver-fasst, und ändert es nach Belie-ben. Er legt uns Sachen in den Mund, die wir nie gesagt haben.Zur Diskussion stehen nach wie vor die Arbeitsbedingungen der Gäste. Der SBV will diese nicht mehr dem GAV unterstellen. Was dies bedeuten würde, könnt ihr euch plastisch ausmalen. Mit uns ist das nicht zu machen.Weiter wünscht der SBV flexib-lere Aufteilung der Ferienzeiten. Zwei von den sechs Ferienwo-chen sieht er natürlich sowieso als Kompensation für Feiertage und Sonntagsarbeit an. Wir sind nicht so willig, wie man uns gerne hätte. Ich möchte hier nicht mehr dazu sagen. Ihr versteht ja auch zwischen den Zeilen zu lesen. Ich halte es mit Hermann Kesten, der meinte: «Zensur - Zutreffendes bitte streichen.»

Ein erfreulicheres Kapitel war un-ser Jubiläum «90 Jahre SBKV».Das Fest war ein grosser Erfolg. Alle Workshops am Vormittag (ausser meinem über das Sozial-versicherungsrecht mit nur einer Teilnehmerin) waren sehr gut be-sucht und fanden grossen An-klang. Der zweite Teil begann mit einem Apéro. Durch den Nach-mittag führte souverän Bettina Dieterle. Bei einem herzlichen Empfang wurde die 90-jährige Geschichte des SBKV gewürdigt. Anschliessend gab es drei Im-pulsreferate von Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich zum Thema Spannungsverhältnis von Politik, Medien und Kultur, ge-folgt von der Journalistin Nina Scheu zum Thema Tod der Kul-turberichterstattung in den Me-dien und gefolgt vom Autor Philipp Klaus, der aufzeigte, wel-che Wertschöpfung Stadt und Land durch Investitionen in Kunst und Kultur generieren.In der anschliessenden Diskussion in Gruppen wurden die Thesen hinterfragt und weitergeführt. Die grosse Beteiligung unserer Mit-glieder und das engagierte Mit-machen auf hohem Niveau waren besonders erfreulich. Durch den wunderbar unterhal-tungsreichen Abend führte die herrlich komische Anet Corti. Aus allen Sparten traten unse-re Künstler und Künstlerinnen unentgeltlich auf und ernteten langanhaltenden und hochver-dienten Applaus.Erfreulich war auch, dass unser Budget nicht nur eingehalten, son-dern sogar um fast 1’000 Franken unterschritten werden konnte.SBKV und SBV haben das Präsi-dium des Bühnenschiedsgerichts neu mit dem Juristen Frank Em-mel besetzt. Er ist Spezialist im Arbeitsrecht, und als Gerichts-person sollte er auch neutral sein. Das Bühnenschiedsgericht wurde bereits etliche Jahre von keiner

Partei mehr angerufen. Die letzten Fälle wurden von uns einberufen und übers Arbeits- oder Zivilge-richt abgewickelt und sämtliche zu unseren Gunsten entschieden.Im letzten Dezember 2010 traf sich der Kartellverband in Wien. Die GDBA will vorderhand nicht wieder in den Kartellverband ein-treten. Sie ist aber weiterhin be-reit, in Sachen Rechtsbeistand mitzumachen. Bei ver.di ist die Stelle der darstellenden Künste noch immer nicht besetzt, und es nahm auch kein Vertreter an der Arbeitssitzung in Wien teil. Die Österreicher und Schwei-zer wären unter sich geblieben, wäre nicht der neue Geschäfts-führer Tobias Könemann vom Deutschen Chorverband an der Tagung dabei gewesen und hätte grosses Interesse für einen Beitritt zum Kartellverband bekundet.Zu meinen Hauptaufgaben gehö-ren nach wie vor die Telefon- oder persönliche Beratung in Sachen Arbeits-, Vertrags- und Sozial-versicherungsrecht sowie der Ur-heber- und Nutzungsrechte. Seit arbeitslose Mitglieder durch die Arbeitslosenversicherung erfah-ren haben, dass ab 1. April 2011 die Revision der Arbeitslosenversi-cherung in Kraft tritt, was gestern der Fall war, und der Taggeldan-spruch rückwirkend neu berech-net wird, kommt für etliche das böse Erwachen. Plötzlich sind es nicht mehr maximal 400 Taggel-der wie bis anhin, die sie in An-spruch nehmen können, sondern nur noch 280 Taggelder. Oder ar-beitslose Studienabgänger erfah-ren, dass sie ab sofort kein Recht mehr auf Arbeitslosengelder ha-ben, da sie nach der Gesetzesre-vision nun eine Wartefrist von 6 Monaten hätten. Ihnen bleibt oft nur noch der Gang zum Sozial-amt. Obwohl wir uns als Verband am Abstimmungskampf sehr en-gagiert haben, bin ich überzeugt, dass viele Künstler der deutschen

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Schweiz, im Gegensatz zu ihren Kolleginnen und Kollegen aus der französischen Schweiz, nicht an der Abstimmung teilgenommen haben.Trotz der Abstimmungsniederla-ge können wir einen bescheide-nen Sieg verbuchen. Zusammen mit anderen Kulturverbänden der deutschen und französischen Schweiz sowie Action Intermit-tents ist es uns durch beharrliches Dranbleiben doch noch gelungen, dass der Bundesrat eine Konzessi-on an Kulturschaffende machte, indem er bei künstlerischen Beru-fen mit häufig wechselnden oder befristeten Anstellungen die Bei-tragszeit während den ersten 60 Tagen neu doppelt anrechnet. Ur-sprünglich wollte der Bundesrat bei 30 Tagen bleiben. Zusammen mit dem Gewerkschaftsbund und anderen Kulturorganisationen hatten wir eine Verdoppelung der ersten 90 Tage gefordert.Natürlich haben wir uns mehr er-hofft. Trotzdem meine ich, dass Johann Wolfgang von Goethe recht hat mit seinem Zitat: «Auch aus Steinen, die in den Weg ge-legt werden, kann man Schönes bauen.»Die Signale, die aus verschiede-nen Ortsgruppen der GAV Thea-ter kommen, sind alles andere als erfreulich. Ständiges Sorgenkind an der Spitze bleibt unverändert der Chor des Opernhauses Zürich. Neuster Coup aus deren Direkti-onsetage ist, dass der Hausver-trag gekündigt wurde – und dies, obwohl beide Parteien SBV und SBKV sich verpflichteten, wäh-rend der GAV-Verhandlungen keine neuen Probeordnungen an den Theatern zu verhandeln. Dies ist ein krasser Vertrauensbruch, den wir nicht einfach so hinneh-men werden.Grosses kann auf Dauer nur gedei-hen, wenn Vorgesetzte ihre Mitar-beiter mögen und fördern und sie nicht laufend unter Druck setzen.

Ich habe in all den Jahren als Se-kretär des SBKV vieles erlebt, das mich wütend und traurig mach-te. Ich habe mich stets gegen jeden aufkeimenden Zynismus gewehrt, aber ab und zu denke ich trotzdem an Mark Twain, der meinte, der Mensch sei «ein We-sen, das am Ende einer Woche Arbeit entstand, als Gott bereits sehr müde war».Trotzdem kann ich rückblickend aus tiefster Überzeugung sagen: Es war in den fast 16 Jahren im-mer eine grosse Freude für mich, für den SBKV zu arbeiten und zu kämpfen: für bessere Arbeitsbe-dingungen, bessere Löhne, mehr berufliche Anerkennung und nicht zuletzt, auch für mehr Ge-rechtigkeit und Solidarität.Jawohl: SOLIDARITÄT. Ich weiss, sie ist in unserer egoistisch den-kenden Gesellschaft teils immer noch verpönt, doch ich zweifle nicht daran, dass sie eine Renais-sance erleben wird.Jedes Jahr verspreche ich Euch, dass mein Bericht kürzer werden wird, und jedes Jahr wird er trotz-dem länger. Bei meinem allerletz-ten Bericht als Sekretär halte ich Wort und kürze jetzt radikal ab.

Bleibt mir nur noch ein kurzes Resümee und ein grosses Danke-schön.Wir sind nicht nur zu einem mit-gliederstarken Verband herange-wachsen, wir sind auch finanziell gesund. In all den Jahren konnten wir im Gegensatz zu fast allen an-deren Kulturverbänden, inklusive dem Schweizerischen Bühnen-verband, die alle am Unterstüt-zungstropf des Bundesamts für Kultur hängen, unsere Unabhän-gigkeit bewahren. Seit über 20 Jahren haben wir, dank des star-ken Wachstums unseres Verban-des, unsere Mitgliederbeiträge, im Gegensatz zu allen anderen Verbänden und Gewerkschaften, nicht erhöhen müssen, und trotz-dem konnten wir unsere Dienst-leistungen erheblich ausbauen.Es bleibt noch viel zu tun, ausru-hen wäre der Anfang vom Ende. Gelebte Sozialpartnerschaft zwi-schen SBKV und SBV habe ich in all den Jahren oft schmerzlich vermisst. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die GAV-Verhand-lungen doch noch zu einem gu-ten Ende gebracht werden, und vertraue meinen Kolleginnen und Kollegen, dass nicht nur der Sta-

Elisabeth Graf und Rolf Simmen an der DV 2011 © Foto: Oliver Dähler

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tus quo erhalten bleibt, sondern auch ernsthafte Verbesserungen für unsere Mitglieder erreicht werden.Meinem Nachfolger, der hoffent-lich von Euch allen gewählt wird, wünsche ich einen guten Start und viel Spass, viel Freude und natürlich auch viel Erfolg. Lieber Hannes Steiger, eine Erfolgsfor-mel kann ich Dir auch nicht auf den Weg geben, aber ich kann Dir sagen, was zum Misserfolg führt: der Versuch, jedem gerecht zu werden.An den vielen Sitzungen, die noch vor Dir liegen werden, wün-sche ich Dir viel Geduld.Ich habe bei gewissen Sitzungen an Karl Valentin denken müssen, der sagte: «Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten.»Bleibt mir nur noch ein grosses Dankeschön, an alle, die mich auf meinem Weg begleitet und tat-kräftigt unterstützt haben. Meinen unermüdlichen Mitarbei-tern im Sekretariat, Nicole Gaf-ner, die uns leider Ende März verlassen hat und sich künftig voll und ganz ihrem Yoga-Studio widmen wird. Ein ganz grosses und herzliches Dankeschön. Ich werde Dich sehr vermissen. Eben-falls ein herzliches grosses Danke-schön Dir, lieber Lukas, und auch Dir, liebe Sandra Wiederkehr, Du hast uns von zu Hause auch im vergangenen Jahr buchhalterisch bestens betreut. Wir waren und wir sind ein tolles Team, ein wirkli-ches Team, wovon andere Firmen eigentlich nur träumen können.Ein herzliches Dankeschön für die tatkräftige Hilfe und Unterstüt-zung geht an meinen Vorstand: Elisabeth Graf, Anne-Marie Kus-ter, Sue Mathys, Matthias Albold, Oliver Dähler, Cheyne Davidson, Eckhard Otto, Richard Rost und Adrian Schriel. Ein grosses und herzliches Dankeschön unserem Vertrauensanwalt Ernst Brem, un-

serer Anwältin Yolanda Schweri, Marianne Sonder und unserem Advokaten Philippe Zogg. Sie haben mich in juristisch gefähr-licheren Gewässern immer heil zwischen den Klippen hindurch geschifft. Ein grosses Dankeschön der Ensemble-Redaktion Simone Gojan und Thomas Blubacher. Dank Euch hat unser Heft an Ni-veau beachtlich zulegen können. Fast hätte ich Marianne Iten ver-gessen, die seit weit über 10 Jah-ren im fernen Luzern am dortigen Theater, sich immer für die Inte-ressen unseres Verbandes einge-setzt hat und sich stets hinter die Anliegen der Künstlerinnen und Künstler stellte. Weiter möch-te ich ebenfalls ganz herzlich danken: Unserer Rechnungsprü-fungskommission, der Tarifkom-mission, dem Vertragsausschuss und nicht zuletzt natürlich auch allen Obleuten und Delegierten.Ich schätze Eure wertvolle Arbeit für unseren SBKV sehr.Ich werde ja nächstens Rentner. Das war jetzt aber schwer aus-zusprechen. Trotzdem, ich kann Euch beruhigen, ich werde mich sicher nicht langweilen. Natürlich wäre meine Zukunft verlocken-der, wenn sich die Wünsche von Mark Twain umsetzen liessen, der meinte: «Das Leben wäre unend-lich glücklicher, könnte man mit 80 zur Welt kommen und sich dann langsam 18 nähern.»Bleibt dran und lasst Euch nichts gefallen. Es lohnt sich.Dankeschön.

Statutenänderung

Der Vorstand schlägt den Dele-gierten folgende Änderung der Statuten vor: Art. 10 a) Präsident bzw. Prä­

sidentin und ein oder mehrere Vizepräsidenten bzw. Vizeprä­sidentinnen des SBKV werden

von der DV aus der Reihe der Vorstandsmitglieder gewählt. Sowohl die Abteilung Solo oder Freischaffende als auch die Ab­teilung Chor­Ballett/Tanzen­semble müssen im Präsidium vertreten sein.

Die Statutenänderung wird ein-stimmig und ohne Enthaltung von den Delegierten beschlossen.

Tiziana Sarro reicht schriftlich den Antrag an die Delegierten ein, es sei zu prüfen, ob die Delegier-tenstimmen Freischaffende und Festangestellte anhand ihrer Mit-gliederstärke in den Statuten aus-gewogen vertreten seien.In den Statuten wurden ursprüng-lich nur die Festangestellten der GAV-Theater berücksichtigt. Erst in der vorletzten Statutenrevisi-on erhielten die Freischaffenden aufgrund ihrer Stärke Delegier-tenstimmen. Um der Mitglie-derstärke der Freischaffenden Rechnung zu tragen, müssen für sie neue Strukturen geschaf-fen werden. Ernst Brem schlägt hierfür eine Arbeitsgruppe vor. Freischaffende sollten mehr be-rufsspezifisch aufgeteilt werden können.

Wahlen:

PräsidentinDie Präsidentin Elisabeth Graf wird einstimmig und ohne Enthaltung wiedergewählt. Sie nimmt die Wahl an, dankt den Delegierten für ihr Vertrauen und erhält war-men Applaus von allen Anwesen-den.

Vizepräsidenten Oliver Dähler, Eckhard Otto und Matthias Albold werden einstim-mig und ohne Enthaltung wieder-gewählt und erhaltenen ebenfalls Applaus von den Anwesenden.

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Vorstand Aus dem Vorstand tritt Sue Ma-thys, die in New York lebt und arbeitet, zurück. Die Präsidentin dankt ihr herzlich für ihre wert-volle Arbeit für den SBKV. Sie wird unter grossem Applaus der Anwe-senden verabschiedet.Der Vorstand wird einstimmig und ohne Enthaltung für ein weiteres Jahr bestätigt. Es sind dies: Elisa-beth Graf, Anne-Marie Kuster, Matthias Albold, Oliver Dähler, Cheyne Davidson, Eckhard Otto, Richard Rost, Adrian Schriel.Für die Nachfolge von Sue Mathys schlägt der Vorstand Irina Schö-nen, freischaffende Schauspiele-rin, vor. Sie wird einstimmig und ohne Enthaltung gewählt und erhält ebenfalls warmen Applaus der Anwesenden.

SekretärFür die Nachfolge von Rolf Sim-men schlägt der Vorstand Hannes Steiger als neuen Geschäftsleiter des SBKV vor. Er wird von den De-legierten einstimmig mit einer Ent-haltung bis zur nächsten DV 2012 in einem Jahr gewählt und erhält Applaus von allen Anwesenden.

Geschäfts- und Rechnungsprü-fungskommissionEs werden einstimmig und ohne Enthaltung für ein weiteres Jahr gewählt: Fay Kaufmann, Schau-spielerin, Ingo Anders, Sänger, und Günter Baumann, Schauspieler.

Vertragsausschuss Solo Es werden einstimmig und oh-ne Enthaltung wieder gewählt: Anne-Marie Kuster, Oliver Dähler, Günter Baumann, Cheyne David-son, Claude Eichenberger.

Vertragsausschuss Chor und Ballett Rolf Scheider und Jason Nicoll scheiden aus dem Vertragsaus-schuss aus.Es werden einstimmig mit 2 Ent-haltungen gewählt: Agnes Fillenz, Eckhard Otto, Richard Rost, Assen Toscheff und Sebastian Gibas.

Paritätische Tarifkommission gem. Art. 11 GAVEs werden einstimmig und ohne Enthaltung gewählt:Elisabeth Graf, Matthias Albold, Hans-Joachim Frick und neu Han-nes Steiger.

Die Berichte der Ortsgruppen sind protokolliert, werden aber nicht im Ensemble publi-ziert.

Varia

Ingo Anders vom Chor Theater Basel problematisiert den Schutz der Obleute. Er fragt zudem, wes-halb eine Gewerkschaft das Ver-mögen auf einer Bank hat, die sehr kapitalistisch handelt, und regt an, darüber nachzudenken, ob man das Kapital nicht eher bei einer Genossenschaftsbank an-legen sollte. Er regt zudem eine Debatte betreffend der Zukunft unseres Verbandes an: Was wollen wir als Gewerkschaft kulturell und politisch verändern? Was für eine Theaterlandschaft wollen wir?

Der Schutz der Obleute ist im Verbandsrecht geregelt und lei-der minimal. Es besteht kein Kündigungsschutz. Bei einem Kündigungsfall kann man sich bestenfalls eine Entschädigung von sechs Monatslöhnen erstrei-ten. Zurzeit wird auf politischer Ebene diskutiert, ob die Entschä-digung auf zwölf Monatslöhne angehoben werden soll.

Das Sekretariat wird allen Obleu-ten und Delegierten die Adress-liste des Vorstandes, der Obleute und der Delegierten zusenden. Ei-ne Gruppe Interessierter soll sich spontan zusammenfinden, um ei-ne Debatte über die Zukunft unse-res Verbandes zu eröffnen.

Ende der DV 17.15 Uhr.

Protokoll: Rolf Simmen

Hannes Steiger an der DV 2011 © Foto: Oliver Dähler

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NACHGEFRAGT

Welche�Gründe�waren�für�Sie�ausschlaggebend,�sich�als�Sekretär/Geschäftsleiter�des�SBKV�zur�Verfügung�zu�stellen?�Was�reizt�Sie�an�dieser�Aufgabe�besonders?Ich habe mit grosser Überzeu-gung und in verschiedenen Funktionen in Nonprofit-Organi-sationen (NPOs) gearbeitet. Uns geht es in der Schweiz vor allem deshalb verhältnismässig gut, weil wir eine starke Zivilgesell-schaft haben und weil Eigeniniti-ative und der Selbsthilfegedanke sehr ausgeprägt sind. NPOs ver-stärken und bündeln diese Ei-genschaften und Fähigkeiten. Es lohnt sich deshalb, NPOs leis-tungsorientiert zu trimmen und fit zu halten. Da lassen sich die Dinge viel mehr als anderswo, wo es vorwiegend ums grosse Geld geht, positiv beeinflussen. Wenn ich ehrenamtliche Tätigkeiten in einer NPO verstärke, unterstüt-ze und attraktiv gestalte, bewe-

ge ich etwas. Darin sehe ich den Sinn meiner Berufsarbeit. Wichtig sind mir gesellschaftli-che Fairness, Transparenz und

Durchlässigkeit. Das funktioniert, solange es eine gute Sozialpart-nerschaft gibt, solange soziale Randgruppen gut in die Gesell-schaft integriert werden und so-lange es ein breites kulturelles Angebot gibt. Dafür brauchen wir einen starken Willen zu Ge-spräch und Verständigung. Und manchmal kollektiven Druck. Im SBKV glaube ich, etwas für all das tun zu können.

Gibt�es�konkrete�Ziele,�die�für�Sie�aktuell�Priorität�haben?Zunächst hat für mich das Tages-geschäft Priorität, es muss weiter-gehen: Anfragen sind umgehend zu beantworten und Rechts-schutzfälle zu behandeln etc., es gibt laufende Vertrags- und Tarifverhandlungen, ich will Mit-glieder, vorab jene, die im SBKV Verbandsfunktionen ausüben, kennen lernen, aber genauso auch die Kolleginnen und Kolle-gen in den Partnerorganisatio-nen. Sobald ich einen Überblick habe, kommen grundsätzliche

Drei Fragen an ... Hannes Steiger

Hannes Steiger, Foto: © zvg

Hannes SteigerJahrgang 1955, lebt mit seiner Frau und derzeit noch drei von sechs Kindern bei Olten. Kindheit und Schulzeit verbrachte er im Ober-baselbiet. Nach der Matura wollte er ein Musikstudium als Flötist aufnehmen, studierte dann aber an den Universitäten Fribourg und Basel Medizin und Rechtswissenschaften.Im Mai 1983 erwarb er im Kanton Solothurn das Patent als Rechts-anwalt und Notar.1989 folgte der Abschluss eines Nachdiplomstudiums als NPO-Ma-nager am Verbandsmanagement-Institut der Universität Fribourg (VMI). Beruflich hat Hannes Steiger als Jurist in der Metron Orts- und Regionalplanungs AG in Brugg gearbeitet. Anschliessend amtete er als ausserordentlicher Solothurnischer Untersuchungsrichter.Von 1984 bis 2006 war er als Zentralsekretär und Rechtsschutzleiter der Procap (vormals: Schweizerischer Invaliden-Verband) tätig, führte daneben eine eigene Anwaltskanzlei, machte Gemeindepolitik und bekleidete verschiedene nebenberufliche Funktionen in einer Reihe weiterer NPOs. Vor dem Wechsel zum SBKV war Hannes Steiger Lei-ter der Fachabteilung in der Zentrale der Arbeitslosenkasse Unia in Zürich.

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Fragen: Sind die heutigen Struk-turen des SBKV mittel- und län-gerfristig geeignet, um in einem härter werdenden sozialpartner-schaftlichen Umfeld zu bestehen?Der SBKV ist eine über 90-jährige Gewerkschaft, ein erprobtes In-strument, um die Interessen von Kulturschaffenden auf unseren Bühnen und an unseren Thea-tern zu wahren. Toll ist das grosse ehrenamtliche Engagement im SBKV. Zu alldem muss man Sor-ge tragen. Ich sehe aber, wie sich die Landschaft ändert. Es gibt im-mer mehr freie Produktionen und eine vielfältige «freie Szene», die wir auch erreichen, bei ihren Be-dürfnissen abholen und mit gu-ten Leistungen bedienen müssen. Ich erlebe die Arbeitsverhältnisse an unseren Bühnen teilweise als ausgesprochen prekär. Das stört

mich sehr. Prekäre Arbeitsver-hältnisse können auch lähmen. Das kann man aber ändern, wie es z.B. behinderte Menschen mit ihren Verbänden demonstrieren. Sind wir also in den heutigen Strukturen genügend konflikt- und durchsetzungsfähig? Auf einer anderen Ebene müssen wir auch das Bild von Künstlerinnen und Künstlern in der öffentlichen Wahrnehmung mehr pflegen. Es gibt nicht nur viel Schönes und Interessantes, nicht nur den Gla-mour, die prekäre Seite gibt es auch, sie wird zu oft unter den Teppich gekehrt. Ich sehe sehr viele Aufgaben. Und sie lassen sich mit gebündelten Kräften an-ders anpacken als allein. Solche Fragen sollen uns, wie ich hoffe, im Vorstand und darüber hinaus im SBKV schon bald sehr ausgie-

big beschäftigen. Ich freue mich darauf.

Wo�liegen�in�dem�grossen�und�vielseitigen�Angebot�des�Schweizer�Theater-�und�Filmschaffens�Ihre�ganz�persönlichen�Vorlieben?Mit gefällt die Vielfalt und Leben-digkeit dieses Angebots. Und ich freue mich darauf, es jetzt, wo unsere Kinder etwas grösser wer-den, wieder vermehrt nutzen zu können. Heute gehen wir dann und wann ins Kino und eher un-spezifisch ins Theater. Vor allem mag ich aber Musik, wir machen Hausmusik und besuchen, wenn es geht, Konzerte. Und nicht zu-letzt habe ich eine alte Sammel-leidenschaft für jiddische Lieder.

WEITERBILDUNG

«Coaching & Casting» mit Lena LessingRollenvorbereitung für SchauspielerInnen – vom Casting bis zum Dreh

23. – 25. September 2011, Zürich oder Umgebung

«Yes! Ich habe ein Casting!»Das ist für viele SchauspielerInnen das ersehnte Ziel. Aber wie berei-tet man sich optimal vor, wenn man wenige oder gar keine In-formationen über die zu spielen-de Rolle erhält? Wie schafft man es, in der Casting-Situation trotz Stress sicher und entspannt zu wirken? Wie bleibt man authen-tisch und kreativ im Gestalten des gesuchten Charakters, in einem Moment, in dem man vor lauter Nervosität kaum mehr seinen ei-genen Namen weiss?Lena Lessing, Coach im interna-tionalen und im Schweizer Film-

business, vermittelt Übungen und Tools, die es erlauben, eine Rolle in jedem Fall glaubwürdig und kreativ zu interpretieren. Die Cas-ting-Frau Corinna Glaus wird dem Workshop einen Tag lang beiwoh-nen und ihre praktische Erfahrung mit einfliessen lassen.Für Regieleute besteht die Mög-lichkeit, dem Workshop einen Tag lang als AuditorInnen beizuwoh-nen.

Teilnahmegebühr: CHF 500.–Anmeldefrist: 22. August 2011Organisation: Gabriela Kasperski

Weitere Informationen und Anmeldung bei :

F O C A LStiftung Weiterbildung

Film und AudivisionTelefon 021 312 68 17

www.focal.ch

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Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes

Erscheinungsweise: vierteljährlich

Herausgeber/Inserateverkauf: Schweizerischer Bühnenkünstlerverband SBKV Kasernenstrasse 15 8004 Zürich Telefon 044 380 77 77 Telefax 044 380 77 78 www.sbkv.com; [email protected]

Redaktion: Dr. Thomas Blubacher, Dr. Simone Gojan, Hannes Steiger Gestaltung, Realisation und Druck: Tanner & Bosshardt AG 4003 Basel

INTERNAINTERNA

für Schauspielerinnen und Schauspieler, Musicaldarstelle-rinnen und MusicaldarstellerZusammen mit dem Ensemble finden Sie ein Anmeldefor mular für den Vermittlungskatalog 2011/12. Der Katalog wird wieder-um als Broschüre verschickt. Wie-der sind alle Einträge auch über unsere Homepage www.sbkv.com (natürlich wie gewohnt ohne Ad-resse und Telefonnummer) abruf-bar, mit Links auf

Ihre eigene Homepage und auf ein Demoband (falls vorhanden).Wer eine erweiterte Online-Versi-on möchte, kann drei verschiede-ne Fotos senden. Das erweiterte Formular über Ihre Tätigkeiten bei Film, Fernsehen und Theater fin-den Sie auf unserer Homepage www.sbkv.com. Sie müssen es di-rekt übers Netz ausfüllen und kön-nen es jederzeit beliebig ergänzen.

Für beide Versionen beteiligen wir uns wiederum an der Hälf-te der Kosten.Einfache Version:– Katalog und Online

CHF 60.–

Erweiterte Version:– Katalog und Online – 2 zusätzliche Fotos – plus Tätigkeitsbericht

CHF 80.–

Die beiden Formulare können Sie auch direkt

unter www.sbkv.com ausfüllen und uns online

zusenden.

Anmeldeformular für den Vermittlungskatalog 2011/12

ACHTUNG: Letzte Anmeldemöglichkeit

31. Juli 2011