Schaufenster Kultur.Region März/April 2014

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Gerechtigkeit schaufenster KULTUR.REGION Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . März/April 2014 P.b.b. · Vertragsnummer 10Z038552S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295 Kremser Kamingespräche / Die 16. Staffel . Jubiläum / 10 Jahre Haus der Regionen eater im Museum / 19. Niederösterreichischer Museumstag

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Gerechtigkeit

schaufenster KULTUR.REGION

Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . März/April 2014

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Kremser Kamingespräche / Die 16. Staffel . Jubiläum / 10 Jahre Haus der Regionen

Theater im Museum / 19. Niederösterreichischer Museumstag

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Tanz. Musik.

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EinBlick / 3

Wirklichkeit oder Illusion

GERECHTIGKEIT

Frische Erdbeeren und Kirschen im Winter, verschneite Pisten im Sommer, jeden Tag ein vollgedeckter Tisch aus indischer, orienta-lischer oder binnenexotisch bäuerlicher Küche und dazu das ganze Jahr über Weihnachten: In einer Überflussgesellschaft wird Derar-tiges gern als völlig normal gesehen, oder etwa nicht? Die scheinbar grenzenlose Verfügbarkeit von allem rund um den Globus wirkt geradezu wie ein Dogma, das Gegenpositionen erst gar nicht zulässt, sondern als Alternative gleich das Gespenst einer Mangelwirtschaft an die Wand malt oder Genussfeindlichkeit behauptet. Und sollte jemand darüber klagen, seinen Lebenssinn verloren zu haben, dann gibt es sicher ein passendes Angebot zu buchen, um sich in Selbster-fahrungsprozeduren, Überlebenscamps oder Fastenkuren den Luxus einer Auszeit vom Überfluss zu gönnen, samt seiner anästhetisie-renden Wirkung. Vielleicht öffnet sich dabei ein kleines Fenster, das den Blick zum eigentlichen Sinn des Lebens freigibt.

Ob Ressourcen, Chancen oder Gestaltungsmöglichkeiten gerecht verteilt sind, wird in der kommenden Staffel der „Kremser Kaminge-spräche“ im Haus der Regionen thematisiert. Freiheit und Gerechtig-keit gehören zu den großen Zielen und Forderungen der Menschheit. Ist Gerechtigkeit überhaupt realisierbar? Oder bleibt es bei Fiktion oder Illusion? Wer bestimmt letztlich, was gerecht ist? Wie ist es um die Chancengleichheit von verschiedenen Generationen und Geschlechtern bestellt? Welche Rolle wird Schicksal und Glück zu-geschrieben?

Den Zugang zu Recht und Gesetz schildert der Schriftsteller Franz Kafka in seiner Türhüter-Legende bei all den möglichen Deutungen dieser Parabel letztlich als Weg der Sinnsuche, die gelingen, aber auch scheitern kann. Je nachdem mag daher die speziell in Juristenkreisen einem Richter zugeschriebene Rolle als humoristisch oder desillusio-nierend aufgefasst werden, wenn dieser meint: „Gerechtigkeit wollen Sie? A Urteil können S᾽ von mir haben!“

Letztendlich und nicht selten erst nach längerer Zeit wird sich immer das Gute, das Gerechte durchsetzen. Das zeigt die Wirklichkeit und das liefert oft die Quintessenz aus künstlerischem Schaffen, handelt es sich um Schauspiel, Film oder Literatur, und zwar recht einfach mit einem Happy End im Unterhaltungsfach, anspruchsvoll und grund-sätzlich in der vertieften Darstellung, Analyse und Demaskierung des Bösen. So gesehen führt Kunst nicht nur zu Bildern einer gerechteren Welt, sondern auch zum eigentlichen Sinn des Lebens. Daran gilt es immer dann zu denken, wenn Künstlerinnen und Künstler die ver-schiedensten Probleme unserer Gesellschaft kommentieren.

Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

Freiheit und Gerechtigkeit gehören zu den großen Zielen und Forderungen der Menschheit.

Gerade in der Auseinandersetzung mit Werken der Kunst liegt ein zentraler Schlüssel, Antworten zu Fragen nach Sinn und Gerechtigkeit zu finden.

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Top-Termine / 4

März/April 2014

TOP-TERMINE

ALPENSAGA——————————————————Do, 6. 3. 2014, ab 18.00 UhrHaus der Regionen, 3504 Krems-Stein——————————————————

„Die Alpensaga“, von den Drehbuchauto-ren Peter Turrini und Wilhelm Pevny als sechsteiliges Fernsehdrama angelegt, behandelt die Probleme der Landbevölke-rung während des tiefgreifenden Struktur-wandels in der ersten Hälfte des 20. Jahr-hunderts. Die Teile 2 und 3 spielen in der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Regisseur Dieter Berner: „Die Idee war, eine Dorfgemeinschaft in den Mittelpunkt des Fernseh-Mehrteilers zu stellen und ein reiches Spektrum an Personen, Konflikten und Ereignissen aufzufächern, das den Ablauf der Historie von 1900 bis 1945 repräsentieren konnte. Eine Saga über österreichische Bauern sollte es werden, über Menschen, die das, was man Geschich-te nennt, erleben – oder besser gesagt: erleiden.“

Teil 2: „Der Kaiser am Lande“ (18.00 Uhr) Teil 3: „Das große Fest“ (20.15 Uhr) In Anwesenheit des Regisseurs Dieter Berner

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Information

Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015www.volkskultureuropa.org

NIEDERÖSTERREICHISCHER MUSEUMSTAG——————————————————So, 6. 4. 2014 Stadttheater Wiener Neustadt——————————————————

19. Niederösterreichischer Museumstag Thema: Theater im Museum

1994–2014: 20 Jahre Museumstage in Nie-derösterreich. 1994 fand der 1. Niederöster-reichische Museumstag unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stärker“ in Wiener Neustadt statt. Wir wollen Rückschau hal-ten auf die Entwicklung unserer Museums-landschaft in den vergangenen 20 Jahren. Zudem befassen wir uns mit theaterpädago-gischer Vermittlungsarbeit und besichtigen die Museen und die Stadt Wiener Neustadt.

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Information

Museumsmanagement Niederösterreich www.noemuseen.at

TAG DER JUNGEN MEISTER——————————————————Sa, 26. 4. 2014, ab 14.00 UhrFestspielhaus St. Pölten, Kulturbezirk 2, 3109 St. Pölten——————————————————

Niederösterreichs größte Talente auf die Bühne! In einer neuen Form präsentiert sich das Landespreisträgerkonzert „prima la musica 2014“. Der Tag der jungen Meister rückt die jungen Talente der niederöster-reichischen Musikschulen in den Mittel-punkt und bietet ein geballtes Programm: Neben dem traditionellen Konzert um 14.00 Uhr, bei dem ausgewählte „prima la musica“-Preisträger Ausschnitte aus ihrem Wettbewerbsprogramm präsentieren, findet um 18.30 Uhr ein Konzert des Jugendsinfo-nieorchester Niederösterreich statt. Kostpro-ben aus dem Musical „Ab in den Wald“, das im Juni im Waldviertel aufgeführt wird, und zahlreiche weitere Programmpunkte für Jung und Alt ergänzen den Ablauf und präsentieren einen Querschnitt durch das Schaffen von Niederösterreichs Musikschü-lern.

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Information

Musikschulmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90666 6110 (Julia Pfeiffer)

www.musikschulmanagement.at

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Foto: ORF

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Inhalt / 5

Februar 2014

INHALT

IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl, Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe:Prof. Peter Back-Vega, Mag. Doris Buchmann, Adolf Csekits, Prof. Dr. Franz Oswald, Dr. Hubert Pöll, Mag. Julia Rei-singer, P. Martin Rotheneder, Mag. Paul Weiland, Dr. Helga Maria Wolf, Franz Wostalek.Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, [email protected], www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434.

Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bild-archiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonde-rer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Coverfoto: Justitia in Frankfurt/Main. Foto: shutterstock.com

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Haus der Regionen6 / Das andere Griechenland —————— Haus der Regionen8 / Rembetiko —————— Kremser Kamingespräche10 / Gerechtigkeit —————— Jubiläum12 / 10 Jahre

Haus der Regionen —————— Feste14 / Mittelalter-Revival —————— Musikschulen16 / Lampenfieber —————— Chorszene19 / chorissimo! —————— Forschung20 / Musikschulräume —————— Zeitzeugnis22 / 30 Jahre

Landeshauptstadt ——————

Weinviertel23 / Literatur am Brandlhof —————— Waldviertel24 / Kloster-Schul-Werkstatt

Schönbach —————— Mostviertel26 / Sonntagberg & St. Valentin —————— Mostviertel27 / Ötscherland Trio —————— Handwerk28 / Glasätzen —————— Auslage30 / Bücher, CDs & feine Ware —————— 19. NÖ Museumstag32 / Theater im Museum —————— Stift Melk34 / Hl. Koloman —————— Freizeitmuseum Langau36 / Kohlebergbau —————— Museum Vösendorf38 / Fastenkrippen ——————

Freimaurermuseum Rosenau39 / Das Märchen von der

Weltherrschaft —————— Strommuseum Ybbs40 / Unterwegs mit Volti & Turbi —————— Museum Gloggnitz41 / Gedenkjahr 1914 —————— Museumsdorf Niedersulz42 / Arbeit hinter den Kulissen

& Lehmbausymposium —————— Museumsdorf Niedersulz44 / Frühlingserwachen —————— Kultur.Region46 / Fortbildungen —————— Kultur.Region48 / Intern &

Zwischen Himmel und Erde —————— Nachschau49 / 3. Niederösterreichischer

Trachtenball ——————

50 / Die letzte Seite ——————

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Haus der Regionen / 6

Griechenland / Attika

DAS ANDERE GRIECHENLAND

Athen kann warten. Die Landschaft rund um die griechische Hauptstadt bietet für Badeurlauber und Philhellenen, für Kulturtouristen und Wanderer reichlich viele Möglichkeiten zum Entdecken.

Kefalonia – roter Strand von Xi, Halbinsel Paliki.

Gut zu wissen, wie weit die Distanz von Athen nach Marathónas ist: 42,195 Kilome-ter. 490 v. Chr. verteidigten die Athener ihre Stadt in der Ebene von Marathon gegen die Perser. Ein Sieg, der für das antike Griechen-land von großer Bedeutung war – und in weiterer Folge für die europäische Geschich-te. Die Siegesmeldung wurde im Dauerlauf nach Athen gebracht, der Überbringer brach danach tot zusammen. 1896, bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit, wurde der Marathonlauf als Disziplin aufgenommen. Da gewann zur großen Freude des griechi-schen Volkes der Schafhirte Spiridon Louis. Die Fama berichtet, dass er auf der histo-

rischen Strecke von Marathónas ins Athener Stadion auch in einer Taverne Rast gemacht haben soll …

Sonnenuntergang schauen

Was den Römern ihr Ostia und den Wienern ihr Gänsehäufel ist, ist dem Athener seine apollonische Küste. Südöstlich der Haupt-stadt reihen sich die Strände, Wochenend-häuser und kleine Hotels. Der südlichste Punkt ist das Kap Soúnion. Hier tut man das, was an allen Kaps der Welt der Brauch ist: Sonnenuntergang schauen. Auf dem Felsen steht ein antiker Tempel, geweiht dem Mee-

resgott Poseidón. Seefahrer brachten hier Opfer, um für eine gute Überfahrt zu bitten. Bei Homer ist zu lesen: „Höre mich, Poseida-on, du Erdumgürter! Verwirf nicht / Unser frommes Gebet; erfülle, was wir begehren!“

Das mag sich auch Lord Byron gedacht haben, als er seinen Namen in eine dorische Säule ritzte. In Griechenland wird der eng-lische Dichter der schwarzen Romantik, Exzentriker und Kämpfer für die Freiheit Griechenlands bis heute verehrt, der Athener Vorort Vyronas (das V wird als B gesprochen) trägt seinen Namen und auch so mancher Grieche („Vyron“).

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Aus der griechischen Mythologie ist bekannt, dass sich hier der Athener König Ägeus von den Steilklippen Soúnions ins Meer stürzte. Segelschiffe, die aus Kreta heimkehrten, hat-ten schwarze Segel gesetzt. Das war das Zei-chen, dass sein Sohn Theseus den Kampf gegen Minotaurus nicht überlebt hatte. Die-ser jedoch hatte im Siegesrausch vergessen, die weißen Segel zu hissen. Seit dem Sturz über die Klippen trägt das Meer den Namen des unglücklichen Königs: Ägäis.

Attika

Attika, die Region rund um Athen, ist die bevölkerungsreichste Region des Landes. In der Antike war Attika das zur Polis Athen gehörende Land. Heute rückt die Region dann in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, wenn die Nachrichten in den Sommermona-ten von den Waldbränden rund um Athen berichten. Vor der Wirtschaftskrise waren sie häufiger. Die Vermutung ist, dass Bauspeku-lanten so manche Brände gelegt hätten. Ihr erklärtes Ziel: Bauland zu generieren. 2007 verbrannten in einer knappen Woche 184.000 Hektar Land. Bauland, das heute nicht mehr den Wert hat als vor der griechischen Staats-schuldenkrise.

Westlich von Athen liegt Elfesína, das antike Eleusis. Die bukolische Landschaft muss man sich dazu denken. Raffinerien und Werften, Industrieareale und Militäranlagen sind den Ausgrabungen recht nahe gerückt. In Eleusis fanden Mysterienspiele zu Ehren von Dimitra und Persephone statt. Das wichtigste Gebäu-de der Kultstätte war das Telesterion, ein

großer Tempel, der ursprünglich auf die Zeit um 600 v. Chr. zurückgeht und mehrfach erweitert wurde. Am Rand der Ausgrabungs-stätte befindet sich ein archäologisches Mu-seum.

Der Küste nordwärts entlang des Golfes von Korinth, vorbei an den Ausgrabungen von Delphi am Fuße des Pindos-Gebirges, erreicht man das an einer Lagune gelegene Messolonghi. Die ursprüngliche Lagunen-siedlung verlandete, nur einige Häuser in Pfahlbauweise sind im seichten Wasser zu sehen. Touristen, die nach Messolonghi kom-men, suchen aber anderes. Der Ort steht für den Kampf der Griechen gegen die Herr-schaft der Osmanen. Lange unter dem Pro-tektorat der Venezianer stehend, versammel-ten sich hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts griechische Freiheitskämpfer, die die Stadt wegen der guten venezianischen Festungsan-lagen als Hauptquartier gewählt hatten. Für die griechische Sache kämpften auch philhel-lenistische Abenteurer und Visionäre aus ganz Europa, wie der englische Dichter Lord Byron. Ihm wurde, obwohl er über keine Kampferfahrung verfügte, das Kommando über die griechischen Streitkräfte angetragen. Er starb im April 1824 in Messolonghi, wahr-scheinlich an den Folgen einer Unterküh-lung. An Byron erinnern ein Denkmal und ein Raum im örtlichen Museum.

Zwischen Himmel und Erde

Am Rande der thessalischen Ebene, entrückt auf halben Weg zwischen Himmel und Erde, kleben die Klöster von Meteora auf spitzen

Felsnasen. Die Mönche wurden in Netzen hinaufgezogen oder, wie es vom hl. Athana-sios heißt, auf dem Rücken eines Adlers emporgetragen. Ab dem 13. Jahrhundert ent-wickelten sich in luftiger Höhe 26 Klöster, wie das Kloster Metamorphosis, Sankt Varlaam, das Stephans- oder das Barbarakloster. Die hölzernen Plattformen und Leitern des Nonnenklosters St. Barbara erinnern an ein gestrandetes Schiff. Eine Seilbahn führt zum Kloster der Dreifaltigkeit. Das Kloster St. Stephan ist das zugänglichste. Dieser Fels beherbergte vor dem Klosterbau die ersten Asketen, die in Felsspalten ihr weltabge-wandtes Leben führten. Das Kloster St. Di-mitrios wurde in im griechischen Freiheits-kampf von Ali Pascha von Janina zerstört, da griechische Aufständische im Kloster ihr Hauptquartier eingerichtet hatten. Die Mete-oraklöster sind reich an Schätzen, an litur-gischem Gerät, an Reliquien und an Schrift-stücken.

Als Thessalien die osmanische Herrschaft abschüttelte, verhinderten die Mönche und Dorfbewohner mit Waffengewalt, dass die Athener Behörden ihre Manuskripte in die Hauptstadt brachten. Gegen die Filmindus-trie aber waren sich machtlos. Entgegen dem Einverständnis der Mönche waren die Mete-oraklöster Schauplatz im James-Bond-Film „In tödlicher Mission“. Die sechs bewohnten Klöster sind über in Stein geschlagene Stufen zu erreichen. Staugefahr ist nicht ausge-schlossen. /

Text: Mella Waldstein

Fotos: Thomas Wiltner

Meteora – Kloster Agia Triada (Dreifaltigkeitskloster) und im Hintergrund das Pindos-Gebirge.In einem Kafenion.

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Rembetiko

GRIECHISCHER BLUES

Rembetiko, die Musik der städtischen Subkultur Griechenlands, wird wegen seiner emotionalen Texte und Melodien oft als „griechischer Blues“ bezeichnet: im März zu hören im Haus der Regionen.

Sterne des Südens. Foto: Toni Schönhofer

Klagende Melodien, wehmütige Rhythmen und dramatische Texte – das alles macht den typischen Stil des Rembetikos aus. Die Lieder greifen auf Alltagssituationen, Sorgen und Erlebnisse des täglichen Lebens zurück, weshalb diese vor allem in den großen Städ-ten Griechenlands entstandene Musik auch als „griechischer Blues“ bezeichnet wird.

Ausgehend von volksmusikalischen Tradi-tionen entwickelte sich dieser Stil zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Städten Athen, Piräus und Thessaloniki und deren Sub-kulturen.

Anlass dafür waren die Geschehnisse wäh-rend der sogenannten kleinasiatischen Katas-

trophe in der ersten Hälfte des letzten Jahr-hunderts, als zahlreiche in der Türkei leben-de Griechen verfolgt wurden. Nach Ende dieses Griechisch-Türkischen Krieges muss-ten 1923 über eine Million Griechen in ihre unbekannte Heimat emigrieren, wo sich nach und nach der Rembetiko als Ausdruck des Leids entwickelte. Seine Blütezeit erlebte

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der Stil in den 1930er bis 1950er Jahren, er gehörte zum Standardrepertoire in Clubs, Bars und auch am Schallplattenmarkt. Trotz vermehrter Zensurierung in den 1930er Jah-ren fand er große Verbreitung in Griechen-land, dem sich zahlreiche namhafte Kompo-nisten wie Mikis Theodorakis widmeten. Manos Hatsidakis machte ihn Ende der 1940er Jahre erstmals „salonfähig“.

Sterne des Südens

Der traditionellen Musik der Region rund um Athen, Attika, ist eine Veranstaltungs-reihe im Haus der Regionen gewidmet. An zwei Konzertabenden entführen Vollblut-musiker in die Welt des Rembetikos damals und heute. Am 21. März tritt das Ensemble „Sterne des Südens“ mit Lakis Jordanopou-los und Loukia Agapiou als Leadsänger auf, das sein Programm „Der Sohn von Athen“ einem bedeutenden Musikschaffenden des 20. Jahrhunderts widmet: Der griechische Komponist Manos Hatsidakis (1925–1994) verbrachte den Großteil seines Lebens und musikalischen Schaffens in Athen. Heute gilt er gemeinsam mit Mikis Theodorakis als derjenige, der Rembetiko und Bouzouki in die zeitgenössische griechische Kultur ein-führte. Obwohl er die Ausdrucksstärke, die traditionellen Wurzeln und die Ursprüng-lichkeit der Gefühle, die in den Rembetika

zum Ausdruck kamen, betonte, gilt er nicht unbedingt als ausdrücklicher Rembetiko-Musiker. Seine Melodien und Lieder sind vielmehr eine Mischung aus musikalischen Stilen, die im Laufe der Jahrhunderte in Athen aufeinander trafen.

Mit Gesang, Gitarre, Piano und Bass taucht die Gruppe „Sterne des Südens“ ein in die Welt der Musik Hatsidakis’, der zu Recht die verträumte, sanfte und musikalische „Stim-me“ der griechischen Hauptstadt repräsen-tiert und als „Sohn von Athen“ bezeichnet wird.

Kompanía

Am 29. März werden fünf Musikanten aus Griechenland vor den Vorhang gebeten, die sich schon seit Jahrzehnten mit den Lied- und Tanztraditionen des Rembetikos aus-einandersetzen: In früheren Zeiten beglei-teten die Musiker der Kompanía namhafte ältere Künstler, bis sie sich schließlich zu einer eigenen Gruppe zusammenschlossen. Mit Gesang, Baglamas, Bouzouki, Oud, Gitarre, Akkordeon und Perkussion lassen sie in ihrem Programm „Rembetiko – grie-chischer Blues“ die tiefen Emotionen des Rembetikos aufleben. /

Text: Anita Winterer

Kompanía. Foto: z. V. g.

GRIECHENLAND / ATTIKA IM HAUS DER REGIONEN———————————————————Mi, 19. 3. 2014, 19.30 Uhr Diashow: Das andere Griechenland Thomas Wiltner

Fr, 21. 3. 2014, 19.30 Uhr Der Sohn von Athen Sterne des Südens

Do, 27. 3. 2014, 19.30 Uhr Film: Zimt & Koriander

Sa, 29. 3. 2014, 16.30 Uhr Vortrag: Antike griechische Musik Stefan Hagel

Sa, 29. 3. 2014, 19.30 Uhr Rembetiko – Griechischer Blues Kompanía

Information und Kartenbestellung

Haus der Regionen 3504 Krems-Stein Donaulände 56 Tel. 02732 85015 [email protected]

www.volkskultureuropa.org

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Kremser Kamingespräche / 10

Gerechtigkeit

ILLUSION ODER WIRKLICHKEIT?

Die beliebte Diskussionsreihe im Haus der Regionen geht in die 16. Runde: Diesmal stehen Gerechtigkeitsfragen im Mittelpunkt des Diskurses.

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Das große Saubermachen: Justitia auf dem Dach des Londoner Strafgerichts, um 1930. Foto: IMAGNO/Austrian Archives

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Kremser Kamingespräche / 11

Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde ein-treten dürfen. „Es ist möglich“, sagt der Tür-hüter, „jetzt aber nicht.“ Da das Tor zum Gesetz offensteht wie immer und der Türhü-ter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehn. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: „Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Tür-hüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.“ Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwar-zen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. (Aus: „Vor dem Gesetz“ von Franz Kafka)

Die Dichotomie von Gerechtigkeit und Recht ist in der Literatur eine beliebte The-matik, der sich zahlreiche Autoren widmen: Franz Kafkas Parabel „Vor dem Gesetz“ ist nur ein Beispiel, auch Friedrich Schillers Werke, von „Die Räuber“ bis zu „Wilhelm Tell“, ebenso wie „Der kaukasische Kreide-

kreis“ von Bertolt Brecht setzen sich mit der Materie auseinander. Ludwig van Beethoven beispielsweise thematisiert Freiheit, Gerech-tigkeit und Brüderlichkeit in seiner einzigen Oper „Fidelio“, aber auch zahlreiche Verfil-mungen behandeln das Thema: der US-amerikanische Spielfilm „Zeugin der Ankla-ge“, welcher 1958 mit sechs Oscars nomi-niert wurde, oder beispielsweise der deutsch-kanadische Fernsehfilm „Jagd nach Gerechtigkeit“ von Charles Binamé aus dem Jahr 2005.

Was aber bedeutet Gerechtigkeit? Im Duden wird der Begriff „als Prinzip eines staatli-chen oder gesellschaftlichen Verhaltens, das jedem gleichermaßen sein Recht gewährt“, oder als „etwas, was als gerecht angesehen wird“, definiert. Als Synonyme werden Fairness, Objektivität, Unbestechlichkeit, Unparteilichkeit, Unvoreingenommenheit, Vorurteilslosigkeit, Gerichtsbarkeit ange-führt.

Justitia – mit Schwert und Waage

Im westlichen Kulturkreis gilt Justitia – die römische Göttin mit Schwert, Waage und verbundenen Augen – als die Personifikati-on von Gerechtigkeit. Sie verdeutlicht, dass Recht ohne Vorurteil, nach objektiver Abwä-gung der Sachlage gesprochen und mit der nötigen Härte durchgesetzt werden soll; sie ist damit heute aus vielen Gerichtssälen in Europa nicht mehr wegzudenken.

Doch das Thema ist nicht erst seit der aktu-ellen Wirtschaftskrise brisant: Freiheit und Gerechtigkeit sind seit jeher Ziele der Menschheit. Seit der griechischen Antike gilt Gerechtigkeit neben Weisheit, Tapferkeit und Besonnenheit als eine der vier Kardinal-tugenden menschlichen Zusammenlebens.

An der Relevanz, die dieser Tugend zu-kommt, hat sich bis heute nichts geändert: Gesetzgebung und Rechtsprechung berufen sich auf sie. Sie spielt in der Ethik, in der Rechts- und Sozialphilosophie ebenso wie in der Moraltheologie eine große Rolle. Kaum einem Wert kommt so große Bedeutung zur Beurteilung sozialer Verhältnisse genauso wie zur Findung moralischer und recht-licher Maßstäbe zu und wird zugleich so kontrovers erlebt wie Gerechtigkeit.

KREMSER KAMINGESPRÄCHE ———————————————————Mi, 12. 3. 2014, 18.00 Uhr Tugend.Recht.Fiktion

Hon.-Prof. Dr. Irmgard Griss, Univ.-Prof. Dr. Konrad Köstlin

Mi, 9. 4. 2014, 18.00 Uhr Glück.Zufall.Kalkül

Mag. Bettina Glatz-Kremsner, Univ.-Prof. Dr. Roman Horak

Mi, 14. 5. 2014, 18.00 Uhr Schicksal.Chance.Illusion

Eva Rossmann, Götz Spielmann

Mi, 11. 6. 2014, 18.00 Uhr Frauen.Männer.Generationen

Mag. Isabella Luschin, Prof. Dr. Bernd Marin

Eintritt frei, Anmeldung erbeten!

Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015

www.volkskultureuropa.org

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Aktuelle Entwicklungen haben die Frage „Was ist gerecht?“ nur noch mehr in den Mittelpunkt gerückt. Der Ruf nach Gerech-tigkeit in Verbindung mit der Generationen-frage, der Chancengleichheit, der Vermö-gensverteilung oder der Gleichstellung von Geschlechtern scheint immer lauter zu wer-den. Die Gerechtigkeitsfrage ist keine, die leicht oder gar leichtfertig beantwortet wer-den kann und sollte. Sie erfordert eine kri-tische Auseinandersetzung mit dem Thema.

Was ist gerecht? Wie lässt sich Gerechtigkeit verwirklichen? Ist eine gerechte Gesellschaft als utopische Idealvorstellung zu verstehen oder kann diese Wirklichkeit werden? Diese und ähnliche Fragen thematisieren nam-hafte Diskutanten im Rahmen der Kremser Kamingespräche im Haus der Regionen. /

Text: Karin Graf

Das Haus der Regionen in Krems-Stein.

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Jubiläum / 12

Getragen von starken toskanischen Säulen, in seiner Substanz ein Haus aus dem 15. Jahrhundert, als Gasthof Zum Goldenen Elephant einst Reisenden Quartier gebend, als Tanzcafé Homar in Schwung geblieben – das Haus der Regionen ist schon aufgrund seiner Geschichte ein „Haus Europa“. Vor dem Haus fließt die Donau vorbei, die in

ihrem Verlauf zehn Staaten durchquert – so viele wie kein anderer europäischer Strom. Am Beginn stand die strategische Über-legung der Kulturpolitik des Landes Nieder-österreich, die Kulturorte Krems und Stein mit ihren historischen Stadtkernen und neueren Einrichtungen wie der Kunsthalle, dem Karikaturmuseum oder der Donau-Uni

um den Aspekt Volkskultur zu erweitern. Mit dem ehemaligen Restaurant Homar fand sich ein geschichtsträchtiges Gebäude Man begann eine die Substanz schonende Instandsetzung. Heute ist im Erdgeschoss die Galerie der Regionen untergebracht. Hier wird erlesenes Handwerk aus Öster-reich und den europäischen Regionen prä-

10 Jahre Haus der Regionen

VIELSPRACHIG

Seit zehn Jahren betreibt die Volkskultur Niederösterreich an der Donaulände in Krems-Stein das „Haus der Regionen“. Hier werden Europas Regionen mit Musik, Handwerk und Kulinarik präsentiert.

Die „Kremser Kamingespräche“ laden zum Diskurs über aktuelle Themen ein.

Der Gasthof „Zum Goldenen Elephant“ von Jakob Alt, 1868.

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Jubiläum / 13

sentiert: Keramik aus der Slowakei, Woll-decken und Gläser aus Böhmen, Webereien aus dem Mühlviertel oder Silberschmuck mit Donaukieseln und Zinnfiguren aus hei-mischer Produktion, um nur einiges zu nennen.

Der Festsaal im ersten Stock wurde sorgsam restauriert, ein alter Stich diente dafür als Vorlage. Der Saal aus der Biedermeierzeit mit Art-déco-Malerei aus den 1920er Jahren ist das Kernstück des Hauses. Konzerte, Filme, Tanzveranstaltungen und Vorträge füllen ihn mit Leben. Im Kaminzimmer wurde die Diskussionsreihe „Kremser Kamingespräche“ gestartet. Das aktuelle Thema im Frühjahr handelt von „Gerechtig-keit – Illusion oder Wirklichkeit“. Der Erfolg spricht für sich. Mittlerweile finden die „Kremser Kamingespräche“ im Saal des Hauses statt und sind auch auf Radio Nie-derösterreich nachzuhören. In der Nachbar-schaft zum Saal befindet sich das Restaurant Blauenstein. In der warmen Jahreszeit lädt die weitläufige Altane nicht nur zum kulina-rischen Genuss ein, sondern auch zu einem beeindruckenden Blick über die Donau und die Weinberge der Wachau.

270 europäische Regionen

Europa abseits von nationalen Grenzen zu präsentieren, das ist eine spezielle Aufgabe der Volkskultur Niederösterreich. Europa umfasst 270 Regionen in 33 Ländern. Viele davon wurden im Haus an der Donaulände bereits präsentiert – von Andalusien bis zur

Zentralschweiz, von Karelien bis Südserbien, von Thrakien bis in die Bretagne. Um einan-der kennenzulernen und um Barrieren abzubauen, ist Musik eine Botschaft, die gehört wird, die Urlaubserinnerungen weckt oder neugierig auf Neues macht. In diesem Frühjahr ist es Attika, der Landstrich um Athen, der dem Publikum mit Konzerten, einer Diashow, einem Film und einem Vor-trag über antike griechische Musik näherge-bracht wird. Einerseits ist Attika eine histo-rische Region im Kontext der Geschichte der Demokratie; andererseits ein europä-ischer Hotspot, nicht nur in Hinblick auf den aktuellen EU-Vorsitz Griechenlands, sondern auch im Sinne der Solidarität und der Idee der europäischen Zusammengehö-rigkeit.

Ein Europa der Regionen ist auch ein poli-tisches Konzept, mit dem Ziel, die regionale Eigenständigkeit zu fördern. Von diesem föderalistischen Konzept verspricht man sich eine effizientere regionale Verwaltung mit mehr Sachkompetenz und Bürgernähe, eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Infrastrukturen und die Verwirklichung des Subsidiaritätsprinzips. Im regionalen Förderungskatalog steht die Anerkennung der kulturellen regionalen Vielfalt an obers-ter Stelle.

Von traditionell bis urban

Die Vielfalt österreichischer Volksmusik-landschaften hat mit der Serie „aufhOHR-chen“ im Haus der Regionen ein treues

10 Jahre Haus der Regionen. Geschmückter Festsaal.

Herzlich willkommen! Portugal 2007: Trio Fado.

Polen 2011: Chudoba.

Publikum gewonnen, ebenso wie die musi-kalische Reihe „Connecting Tunes“ junge und urbane Gäste anspricht und traditio-nelle Volksmusik im Transfer zu neuen Interpretationsmöglichkeiten vorstellt.

Die „Kremser Kamingespräche“ wurden über die Jahre beständig aufgebaut und sind das geistige Aushängeschild des Hauses. Die Kamingespräche sind eine wissenschaftlich ausgerichtete und hochkarätig besetzte Dis-kussionsrunde unter der Patronanz von Konrad Köstlin, Universitätsprofessor und langjähriger Vorstand der Europäischen Ethnologie an der Universität Wien. Die Diskussionspartner setzten sich mit der Pflege von Traditionen und ihrem Verhält-nis zu den Innovationen der Moderne aus-einander.

„Das große Potenzial der Menschen besteht ja in ihrer Neugier“, so Kultur.Region.Nie-derösterreich-Geschäftsführer Edgar Nieme- czek, der über zehn Jahre dem Haus ein unverwechselbares Profil gegeben hat. „Dafür wollen wir im Haus der Regionen eine Plattform bieten. Den Nachbarn in einem ganz neuen Licht zu sehen, gemein-sam Kultur genießen, voneinander lernen. Die europäische Kultur in ihrer ganzen gewachsenen Fülle ist so faszinierend, da wird es immer etwas zu entdecken geben.“ In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburts-tag! / ¡Feliz cumpleaños! / Grattis på födelse-dagen! / С днём рождения! /

Text: Mella Waldstein

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Die Internetseite mittelalterfeste.com listete für 2013 fast 20 Termine auf, mehr als die Hälfte davon in Niederösterreich. Nach der von einer Waldviertler Werbeagentur betrie-benen Seite gab es elf Mittelalter-Events, nämlich in Marchegg, Plankenstein, Ternitz, Hainburg, Wolkersdorf, Traiskirchen, Baden bei Wien, Klosterneuburg, Araburg, Weiten und Eggenburg. Die Eggenburger Zeitreise innerhalb der historischen Stadtmauern ent-wickelte sich seit 1994 zum größten Mittelal-terfest Österreichs. 30.000 Besucher, die teils

in Sonderzügen anreisen, rund 150 Markt-stände und ebenso viele Einzelveranstal-tungen können sich sehen lassen. Nicht zu sehen sind moderne Verkehrszeichen, sie werden hinter Stroh und Wappenschilden versteckt. Auch die Marktstände sollen authentisch wirken. Plastikschirme, Elektro-geräte, Kunststoff-Preisschilder etc. sind ver-pönt.

Im Lauf von zwei Jahrzehnten ist das Fest nicht nur gewachsen, es hat sich auch inhalt-

lich verändert. Zwar zeichnet noch immer der „Verein zur Erforschung des Mittelalters in Eggenburg“ als Veranstalter, doch Musikdarbietungen in historischer Auffüh-rungspraxis sind „Hexentänzen“ und Ähn-lichem gewichen. Nicht mehr vorwiegend „Gewandete“ in möglichst „echten“ Kostümen bilden das Publikum, sondern auch jugend-kulturelle Gruppen wie Gothics oder Rocker. Das 2010 erstmals herausgegebenen History-Magazin „Eggenburger Scriptum“ bekräftigt: Die Szene ist „vielfältig und inhomogen. Die wichtigste Grundregel sollte lauten, dass Frei-zeitgestaltung und Hobby Spaß machen. Insofern gibt es kein richtig oder falsch. Rich-tig ist das, bei dem man sich wohl fühlt.“

Mit der Entwicklung vom Bemühen nach „Geschichte zum Anfassen“ zum Live-Event steht Eggenburg nicht allein da. Nach Prinz Luitpold von Bayern schlug die Geburtsstun-de der deutschen Mittelalterszene 1980 in Kaltenberg. Der Burgherr wollte ein neues Bierlokal mit einem Programm aus „Poesie und Magie“ eröffnen. Dazu lud er einen Stuntman aus England ein, der mit baye-rischen Gruppen ein Ritterturnier imitierte. „Anfang der 1990er Jahre war eine erste explosionsartige Entwicklung zu verzeich-nen, die bis heute anhält“, konstatiert Nicole Meisen im kürzlich erschienenen Sammel-band „Fest und Event in Oberfranken“. Die Bamberger Ethnologin sieht Mittelaltermär-kte und Ritterspektakel als Teil einer „Fest-kultur mit Event-Charakter, die sich neben der herkömmlichen Fest- und Brauchkultur entwickelt“. Allein in Deutschland sind es jetzt schon mehr als 500 Veranstaltungen jährlich, und es dürften noch mehr werden.

Trendepoche Mittelalter

GESCHICHTE ZUM ANFASSEN

Der Trend ist nicht neu, aber ungebrochen. Mittelalterfeste und -märkte sowie Ritterturniere mit Programmpunkten bis zur „Sexy Feuershow“ füllen die Kassen der Tourismusbetriebe und Standbetreiber.

Mittelalterfeste, aber auch Ritterturniere wie auf Schloss Rosenburg machen aus der ehemals „finsteren“ Epoche eine farbenfrohe.

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Feste / 15

Mittelalterfeste sind eine Komposition verschiedener Elemente ... die Mehrheit bietet 1.000 Jahre Geschichte auf einem Platz vereint.

Schaukampf mit Haftpflichtversicherung

Die Mittelalterszene – eine Eigenbezeichnung – ist gut vernetzt. Vor allem ist sie vielfältig. Reenactors, die versuchen, historische Epo-chen möglichst authentisch nachzustellen, Hobbyhistoriker, junge Leute, die ihren Spaß haben und Gemeinschaft erleben wollen, zählen dazu, auch LARP-Aktivisten. Beim „Live Action Role Playing“ spielt man Figuren aus dem Mittelalter ebenso wie aus dem Fantasy-Bereich. Spezialisierte Firmen bieten Zubehör für beide an. Ein LARP-Schwert aus Schaumstoff mit Latex-Überzug kann man um 40 Euro im Internet bestellen (einen Roh-ling zum Selbstbau sogar um die Hälfte), von Hand geschmiedete Schaukampfschwerte kosten das Sechsfache. Ein Hersteller warnt: „Bevor Sie sich dem Schaukampf widmen, sollten Sie eine Haftpflichtversicherung abschließen, denn der Schaukampf ist nicht ohne Risiko für Ihre Gesundheit und für die Ihres Partners.“

Kostüme und Requisiten für Mittelalterfeste findet man im Internet in reicher Auswahl. Wer sich nicht bei einer Spezialfirma einde-cken will, kann bei E-Bay schon um ein paar Euro ein „Mittelalterkleid mit Schnürung“ erstehen. Zu den Veranstaltern zählen profes-

sionelle Eventagenturen ebenso wie Burg-besitzer, historische Vereine oder Museen. Manche Marktfahrer und Künstler haben ihr Hobby zum Beruf gemacht.

Die inszenierten Spektakel streben die mög-lichst perfekte Illusion einer mittelalterlichen Welt an, meint Nicole Meissen. Typisch für solche Events ist „eine Komposition verschie-dener Elemente … die Mehrheit bietet 1.000 Jahre Geschichte auf einem Platz vereint.“ Den Teilnehmern gehe es darum, in einem begrenzten Zeitraum so zu leben wie in einer vergangenen Epoche. Sie unterwerfen sich freiwillig einer vergangenen, unfreien, hierar-chisch geprägten Gesellschaft und empfinden dies als Erholung vom Alltag.

Projektionsfolie für Fantasie

Warum aber gerade das Mittelalter als Trend-Epoche? Barbara Krug-Richter aus Münster (D) hat das Bedürfnis nach „erlebbarer Geschichte“ erforscht. Die Ethnologin spricht von einer „fernen Zeit, die offensichtlich jede Menge Projektionsfolien für Phantasien bie-tet“. Sie verweist auf den Beginn in einer jugendkulturellen Szene, die „Leben wie im Mittelalter“ als Freizeitgestaltung betrieb. Die Akteure bezogen ihre Kenntnisse aus der wissenschaftlichen Literatur. Sie nähten

Kostüme und fertigten Alltagsgegenstände an, veranstalteten Mittelaltermärkte und Zeltlager. Dadurch fanden sie eine „partielle Heimat und alternative Identität“. Zu den historisch interessierten Laien gesellte sich bald ein kommerzielles Histotainment („historical entertainment“).

Schließlich können sich auch Museen dem Trend zu erlebbarer Geschichte nicht mehr verschließen. Im ärchäologischen Park Carnuntum sieht man bei Festen Legions-truppen aufmarschieren und Gladiatoren kämpfen. Österreichs größtes Römermuse-um bietet Infotainment (Information und Unterhaltung) mit Händler- und Handwer-kerstationen und lässt Kinder Schmuck, Schwerter und Schilde basteln. Das Museum in Asparn an der Zaya hat sich dem „Aben-teuer Urgeschichte“ verschrieben. Seit zwei Jahrzehnten sorgt hier die experimentelle Archäologie für Aha-Effekte bei den Besu-chern. In der „Nacht der keltischen Feuer“ erzählt man ihnen, wie vor 2.000 Jahren mit Stein und Funkeneisen Feuer geschlagen wurde. Sie können das – neben anderen Akti-vitäten wie Holz prägen und Kerzen ziehen – auch selbst ausprobieren. /

Text: Helga Maria Wolf

Illustrationen: Magdalena Steiner

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Musikschulen / 16

Auftritt

LAMPENFIEBER

Lampenfieber und Auftrittsängste: Lernen damit umzugehen und in positive Energie zu wandeln.

Der Auftritt vor großem Publikum – was manche Musiker beflügelt, wird für andere zur sozialen Phobie. Foto: Gerald Lechner

Nur noch wenige Minuten bis zum Auftritt. Der Puls rast, die Hände fangen an zu schwitzen, die Knie zittern. Was, wenn ich versage? Ich möchte am liebsten im Boden versinken … Jeder kennt das Gefühl von Lampenfieber. Ob es vor einer schriftlichen Prüfung in der Schule ist, vor sportlichen Wettkämpfen, musikalischen Darbietungen oder einer Präsentation – die körperliche und emotionale Beklemmung und die Anspannung davor ist den meisten Men-schen bekannt. Die Angst, sich zu blamieren

und sich dem Unkontrollierbaren auszulie-fern, beherrscht viele Auftritte und ist keine Frage des Alters oder der Erfahrung. Sie kann Schüler wie Lehrer treffen, Laien wie Profis. Studien gehen davon aus, dass rund 80 Prozent der Menschen etwas wie Lam-penfieber empfinden, wenn sie im Aufmerk-samkeitsfokus stehen. Nervosität und Unsi-cherheit vor einem Auftritt gelten also als normale Reaktionen. Zum Problem wird Lampenfieber erst, wenn es sich in Bühnen-angst verwandelt. In der Fachliteratur wird

daher unterschieden zwischen dem nega-tiven Lampenfieber, also der Auftritts- oder Podiumsangst, die die Leistung mindert, und dem positiven Lampenfieber, das sich leistungssteigernd auswirkt.

Den Adrenalin-Kick fühlen

Als normale Stressreaktion und leichte Ner-vosität vor dem Auftritt kann Lampenfieber den Vortragenden in einen konzentrierten Zustand versetzen und ihm einen Adrena-

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Musikschulen / 17

lin-Kick bescheren. Lampenfieber zeigt sich in den unterschiedlichsten Ausformungen und Intensitäten, jeder Musiker reagiert anders darauf, manche brauchen es, um die volle Konzentration zu erlangen. Alenka Brecelji, 17 Jahre, spielt seit zwölf Jahren Violine und ist Mitglied des Jugendsinfonie-orchester Niederösterreich sowie des Ensembles „the DoTS“. Auftritte hat sie sowohl solistisch als auch mit Ensemble und Orchester: „Lampenfieber ist bei mir nach außen hin nicht wirklich bemerkbar. Manchmal zittert jedoch meine rechte Hand – das vergeht zum Glück, sobald ich anfange zu spielen. Wenn ich auswendig spiele, habe ich oft Angst, einen Teil zu vergessen oder falsch einzusetzen.“

Über sich hinauswachsen

Alenkas Orchester- und Ensemblekollegin Rita Veress spürt eher eine Vorfreude auf den Auftritt. Sie reagiere etwas überdreht, rede viel und könne nicht ruhig stehen, erzählt Rita. Die Anspannung wirkt für viele Musiker beflügelnd. Manon Stankovski, die wie ihre Kollegen neben dem Orchester auch Teilnahmen bei „prima la musica“ zu ihrem musikalischen Fixprogramm zählt, versucht, trotz größerer Nervosität vor Kon-zerten und Wettbewerben, Lampenfieber als etwas Positives anzusehen: „Oft braucht man die Nervosität, um über sich hinauszu-wachsen und auf der Bühne die Inspiration zu bekommen. Lampenfieber kann Musiker die ganze Karriere lang begleiten. Hier gilt

es, einen Weg finden, um die Angst in Griff zu bekommen, sodass sie einen nicht daran hindert, zu zeigen, was man kann.“

Methoden, um dem Lampenfieber entge-genwirken zu können, gibt es zahlreiche – und dennoch existiert kein Patentrezept. Denn Routine und gute Vorbereitung als Gegenmittel reichen oft nicht aus, obgleich sie gute Voraussetzungen darstellen. „Ich übe am Tag des Konzerts noch einmal lang-sam und genau und versuche, gut ausge-schlafen zu sein. Kurz vor den Auftritten mache ich meist Lockerungs- und Atem-übungen“, beschreibt Manon ihren Ansatz. Tatsächlich wirken sich körperorientierte Übungen auch auf den psychischen Bereich aus, genauso wie mentales Training beruhi-gende Auswirkungen auf die Atem- und Herzfrequenz hat. Das Bewusstmachen der Auftrittssituation, die Selbstreflexion und Motivation können dabei helfen, Unsicher-heiten abzulegen.

„In gewohnter Umgebung zu musizieren, das schafft (Selbst-)Vertrauen. Einen Wett-bewerb noch vor der eigenen Teilnahme einmal als Zuschauer zu erleben, die Atmo-sphäre eines Saals kennenzulernen, kann dabei helfen, die Nervosität zu verringern“, rät Isabel Ettenauer, Toy-Piano-Virtuosin und Pädagogin an der Musikschule St. Pöl-ten. Diese Möglichkeit ist natürlich nicht immer gegeben, „oft beruhigt es aber auch, sich vorzustellen, man spiele für Leute, die man gerne hat“. Angst vor dem Auftritt hat

ihre Tochter Valerie nicht. Valerie ist zehn Jahre alt und spielt Geige seit ihrem fünften Lebensjahr und Klavier, so weit sie zurück-denken kann. Ihren ersten Klassenabend absolvierte sie im Alter von drei Jahren, beim Wettbewerb „prima la musica“ war sie heuer bereits zum vierten Mal dabei. Eine positive Erregung und Nervosität spürt sie vor wichtigen Auftritten dennoch, aber: „Die Freude überwiegt, das bisschen Nervo-sität vor dem Auftritt ist bei mir schnell verschwunden. Sobald ich die ersten Takte spiele, tauche ich ganz in die Musik ein …“

Auftrittsangst

Wird die Angst vor dem Auftritt zu groß, kann sich das Lampenfieber zu einer sozia-len Phobie entwickeln. Die körperlichen Symptome verstärken sich, die Angst vor einem öffentlichen Versagen wird krankhaft und man stellt sich selbst und seine Leistung in Frage. Schließlich führt dies zur „Angst vor der Angst“. Dieses Phänomen trifft, ent-gegen den allgemeinen Vermutungen, vor allem bei Profimusikern zu. Denn Lampen-fieber ist eng verbunden mit dem Erfassen des sozialen Urteils und der Tragweite der zugeteilten Aufmerksamkeit. Diese Fähig-keit ist jedoch im jungen Alter meist noch nicht ausgeprägt. Im professionellen Kon-zertbetrieb hingegen ist die Angst vor dem Versagen, in Kombination mit dem großen Konkurrenzdruck, den die Arbeitsmarktsi-tuation sowie der immer lauter werdende Ruf nach Perfektion mit sich bringen, stets

Auch Vladimir Horowitz (1903–1989) hatte Lampenfieber. Foto: US Library of Congress Manon Stankovski und Alenka Brecelji.

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VERANSTALTUNGEN 2014———————————————————Fr, 4.–Sa, 5. 4. 2014, ganztägigNÖ Volksmusikwettbewerb 20143204 Kirchberg an der Pielach

So, 20. 4. 2014, 16.00 UhrPrélude-Konzert des Jugend- sinfonieorchester NiederösterreichAuditorium Grafenegg, 3485 Grafenegg

Sa, 26. 4. 2014, ab 14.00 UhrTag der jungen MeisterFestspielhaus St. Pölten, 3109 St. Pölten

Information und KontaktMusikschulmanagement NiederösterreichTel. 02742 90666 6100www.musikschulmanagement.at

präsent – und aus selbigem Grund oft tabu-isiert.

Auch vor berühmten Musikern wie Vladi-mir Horowitz, Maria Callas oder Martha Argerich macht(e) das Lampenfieber nicht Halt. Dabei kennt jedes Instrument seine eigenen Ängste: der trockene Mund etwa bei den Bläsern, zittrige, feuchte und kalte Fin-ger bei Streichern. Solisten wiederum fürch-ten das Blackout, den plötzlichen Gedächt-nisverlust. Im Zuge dieser Symptome ist der Einsatz von Medikamenten wie Beta-blockern weitgehend verbreitet und er-forscht, wenn auch umstritten.

Panische Auftrittsangst oder positive Ener-gien durch den Adrenalin-Kick – das Feld ist ein breites und kann mit dem Begriff Lam-penfieber nicht abgedeckt werden. For-schungen zeigen, dass das Thema sich immer noch am Rand der Tabuisierung bewegt. Dennoch gibt es Bemühungen, den

Zugang zum Thema zu lockern, nicht zuletzt durch Fortbildungen und Ratgeber. Das individuelle Empfinden steuert die Metho-den und Maßnahmen, mit Lampenfieber umzugehen. So ist in vielen Fällen negativen Lampenfiebers Hilfe von außen notwendig, um mit der Situation umgehen zu können.

Ist nicht von Auftrittsangst, sondern eher von Nervosität und Anspannung die Rede, so ist Lampenfieber für einige aber genau der Kick, den sie brauchen, um auf der Bühne fokussiert zu sein. Denn, so sagt Rita Veress und spricht damit vielen aus dem Mund, es sei das Schönste, nach einem Kon-zert im Applaus zu stehen und zu merken, wie sich die Anspannung in eine Mischung aus Erleichterung und Stolz verwandelt. „Es ist ein Hochgefühl, das es ohne das Lampen-fieber vorher nicht geben könnte.“ /

Text: Katharina Heger

Musikschulen / 18

sand Years of Peace“, die von gesellschaft-lichen und religiösen Mythen unserer Zeit erzählt. Artist in Residence Lemi Ponifasio beschäftigt sich in „The CRIMSON HOUSE“, das am 28. März im Festspielhaus Europa-Premiere feiert, mit den zunehmenden Überwachungs- und Kontrollmechanismen unserer Zeit. Die brasilianische Grupo Corpo (Bild) ist am 8. Mai mit ihrer Produk-

tion „Sem Mim“ zu sehen, die von mit-telalterlichen Troubadour-Gesängen beeinflusst ist, und zum Saisonabschluss ist das israelische Batsheva Ensemble mit den beiden Stücken „Kamuyot“ und „Deca Dance“ zu Gast.

Rund um das Programm gibt es im Fest-spielhaus ein umfassendes Kulturver-mittlungsangebot. Unter anderem wer-den zur Vorbereitung auf die Vorstel-lungen tanzpädagogische Workshops angeboten, in denen erfahrene Pädago-ginnen in die Ästhetik und Bewegungs-sprache der jeweiligen Choreografen einführen. Die Thematiken der jewei-ligen Stücke werden tänzerisch aufberei-tet und in die Erfahrungsbereiche der Workshop-Teilnehmer übersetzt. Am 26. April gibt es die Möglichkeit, einen dieser Workshops kostenlos auszupro-bieren. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

Für nähere Informationen kontaktieren Sie [email protected]

AUCH BESUCHER TANZEN IM FESTSPIELHAUS

Das Festspielhaus St. Pölten zählt im Bereich Tanz heute zu den führenden Institutionen Österreichs und präsentiert regelmäßig Stücke international gefragter Choreografen und Compagnien als Eu-ropa- und Österreich-Premieren.

Am 15. März zeigt Angelin Preljocaj seine Kreation „And Then, One Thou-

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Niederösterreich singt 2014

CHORISSIMO!

Schulchöre werden am 24. Mai 2014 das Auditorium von Schloss Grafenegg zum Klingen bringen.

„The Singing Teddybears“ aus Langenlois. Stimmlicht des Konrad-Lorenz-Gymnasiums in Gänserndorf. Fotos: Gerald Lechner

NIEDERÖSTERREICH SINGT———————————————————Sa, 24. 5. 2014, 11.00 & 16.00 UhrNÖ Jugendchortreffen 2014chorissimo!Auditorium Schloss Grafenegg3485 Grafenegg

InformationChorszene NiederösterreichTel. 02742 90666-6117www.chorszenenoe.at

Chorszene / 19

Das Jahr 2013 stand ganz unter dem Zeichen des Niederösterreichischen Landesjugend-singens. Seit mehr als 60 Jahren findet in dreijährigem Abstand diese große chormusi-kalische Jugendveranstaltung statt, getragen von mehr als 25.000 jungen Menschen. Ziel ist nicht nur die Förderung des Singens jun-ger Menschen in Vokalensembles und Chör-en, sondern auch die Ermutigung zu öffent-lichen Auftritten. 98 Kinder-, Schul- und Jugendchöre brachten mit beinahe 2.500 Sängerinnen und Sängern 2013 (erstmals im herrlichen Ambiente des Auditoriums des Schlosses Grafenegg) den Konzertsaal mit vielen jungen und engagierten Stimmen zum Klingen. Einmal mehr konnte man spüren: „Singen öffnet die Herzen der Menschen.“

Der (jugendliche) Chorgesang ist der Chorszene Niederösterreich aber auch in den Jahren zwischen den Großveranstaltun-gen des Österreichischen Jugendsingens ein

wichtiges Anliegen. Daher organisiert der Landesschulrat für Niederösterreich in Ko-operation mit dem Projekt Stimmbogen NÖ, dem Landesjugendreferat NÖ und der Chorszene Niederösterreich unter dem Motto „Niederösterreich singt“ am 24. Mai 2014 ein Chöretreffen mit dem Titel „choris-simo!“ im Auditorium von Schloss Grafen-egg. In zwei Veranstaltungen (eine um 11.00 Uhr und die zweite um 16.00 Uhr) werden 24 niederösterreichische Schul- und Jugend-chöre (unterstützt von einer Stage-Band und Sing-Animateuren) das großartige Ambiente des Auditoriums in Grafenegg zum Klingen bringen!

Coaches on Tour

Zur Vorbereitung für „Niederösterreich singt – chorissimo!“ können sich die angemel-deten niederösterreichischen Schulchöre über das Projekt Stimmbogen Unterstützung

der „coaches on tour“ holen: In Kooperation zwischen dem Netzwerk Musikpädagogik NÖ, dem Projekt Stimmbogen NÖ und der Chorszene Niederösterreich werden hervor-ragende Referenten wie Erhard Mann, Maria Magdalena Nödl, Markus Pfandler, Edgar Wolf und Gottfried Zawichowski den Schul- und Jugendchorleitern zur Seite gestellt. /

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Forschung / 21Forschung / 20

Durchschnittlich an die 1.000 Stunden ver-bringen Studierende, die in einer Musik-schule (mit Öffentlichkeitsrecht) das Curri-culum der Musikschule durchlaufen, im Schulgebäude (und in der Praxis sind es bedeutend viele mehr!), und zwar in einer Zeit, in der ihre ästhetischen Wertekriterien noch offen und prägbar sind.

Die 2013 erschienene Studie dokumentiert die kulturpolitische Positionierung der Institution Musikschule und – damit ver-bunden – die nachhaltige Verwendung

räumlicher Ressourcen. Anhand der Vielfalt der praktischen Aufgabenfelder der Musik-schulen innerhalb der Gemeinde und der Multifunktionalität ihrer räumlichen Infra-struktur sollen Wege zu einer bezugsnahen und nachhaltigen Raumplanung für Musik-schulen gezeigt werden. Gleichzeitig kann durch Revitalisierung bzw. Adaptierung kul-turell erhaltenswerter Gebäude als Lokalität für Musikschulen im Baubestand gebun-denes Vermögen im Wert erhalten werden. In der Folge werden existierende Gebäude im Sinne der Ressourcenerhaltung langfris-

tig weiter genutzt sowie substanzielle und immaterielle Werte für kommende Genera-tionen erhalten.

Musikschulen können sich aufgrund ihres Bildungsauftrages und ihres Potenzials als Konzertveranstalter und kulturelle Plattform als kulturpolitische Bildungsinstitution in der Gemeinde oder im Verband positionieren. Voraussetzung dafür bilden einerseits die Grundlage eines flexiblen Schulprofils, das sich an den bildungs- und kulturpolitisch definierten Aufgabenbereichen (MS-Gesetz, Kulturentwicklungsplan, Stadtentwicklungs-konzept) orientiert, und andererseits das Vor-handensein eines strategisch orientierten Raumprogramms, das in Kombination mit einer entsprechenden Lokalität vor Ort die Infrastruktur zur Verfügung stellt.

Musikschulen sind in ihrer Funktion als Bildungsinstitution, als Kulturveranstalter und als kulturelles Zentrum Orte des Ler-nens, des Dialoges und des kulturellen Aus-tausches im Bewusstsein der Bürger. Das Musikschulgebäude – offen für außerschu-lische Nutzungen – hat eine zentrale Funkti-on in der Stadtentwicklung, wenn es über seine Kernaufgabe als Lernort hinaus zu einem soziokulturellen Zentrum wird.

Wofür brauchen Musikschulen als Bil-dungs-, Kultur- und soziokulturelle Institu-tionen eigene Räume? Das Aktivitäts- und Interessensspektrum von Musikschulen _ bietet neben der hauptsächlichen Funkti-

on als kulturelle Bildungsinstitution auch Konzertveranstaltern eine Plattform mit breiter Öffentlichkeitswirkung;

Musikschulen

MUSIKSCHULRÄUME

Am Beispiel des revitalisierten Gebäudes Hafnerplatz als Haus der Musik erscheint österreichweit die erste Dokumentation einer Musikschule mit ihren Aufgaben als Bildungseinrichtung, Kulturveranstalterin und

Plattform für soziokulturelles Networking.

Haus der Musik: Die Kremser Musikschule ist ein Ort, an dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam lernen, an dem sich Interessierte und Ausübende treffen, wo Kultur produziert und konsumiert wird.

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Page 21: Schaufenster Kultur.Region März/April 2014

Forschung / 21

_ geht systematisch auf die Bedürfnisse kulturell tätiger Vereine und öffentlicher Institutionen ein (ins „Boot“ / Gebäude holen …);

_ ermöglicht übergreifende Projekte und bringt verschiedenste soziale Interessens-, Gesellschafts- und Altersgruppen zusam-men;

_ kann den baulichen Rahmen als kommu-nales Zentrum für kulturpolitische Ziele im weitesten Sinne nutzen.

Die vorliegende Studie bekräftigt die Posi-tionierung der Musikschule. Sie gibt eine Einführung in die kulturelle Positionierung der Musikschulen und deren Raumbedarf, untersucht Musikschulen als Ort und Insti-tution kulturellen Lebens und ihren Kontext in der Öffentlichkeit und stellt Bezüge zu Kulturpolitik, Kulturarbeit und Kulturent-wicklungsplan her. Sie definiert Rahmenbe-dingungen für die musikschulische Arbeit (Gesetze), formuliert Kriterien wie Aufga-benfelder, Nachhaltigkeit, Strategie, Positio-nierung und Nutzerportfolio und überprüft anhand von Daten, Interviews und Jahresab-läufen ob bzw. wie diese Kriterien erfüllt werden.

Weiters zeigt sie Ziele und neue Impulse für die zukünftige Arbeit der Musikschulen auf: _ Wohin soll sich meine/unsere Musik-

schule orientieren?_ Was ist/wie definiere ich ein Schulprofil?_ Welche Ziele gibt die Stadtentwicklung

vor?_ Welche Infrastruktur brauche ich dazu?_ Wie bekomme ich sie?_ Was haben die Nutzer davon?

Die Studie verweist auf die Bedeutung der Architektur und des Gebäudes zum Unter-richt und zur Entwicklung des Schulprofils. Sie geht der Frage nach, wie die (neue) Musikschule als ein Ort, an dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam lernen, an dem sich verschiedenste kulturell Interessierte und Ausübende treffen, wo Kultur produziert und konsumiert wird, gestaltet werden muss.

Den Zugang zum wissenschaftlichen Teil bilden zwei Designs, die unabhängig vonei-nander die Organisation und das Raumpro-gramm zum Inhalt haben. Beginnend mit der Frage nach den Aufgaben und Zielen aus ihrem Bildungsauftrag sowie den Zielvorga-ben seitens der Politik und Verwaltung wer-den die eigentlichen „Nutzer“ gesucht, wer von der Musikschule „profitiert“ bzw. wel-che Zielgruppen angesprochen werden soll – zum einen durch das Angebot der Musik-schule, aber auch durch die Öffentlichkeits-arbeit wie in der kultur- und bildungspoli-tischen Argumentation. Die zu Grunde lie-genden Rahmenbedingungen (örtliche Ver-hältnisse, demografische Entwicklungen, Bedarf der Bürgerinnen und Bürger) werden dabei ebenso berücksichtigt wie Image, Res-sourcen und Leistungspotenzial.

Der Bereich des Raumprogramms geht hauptsächlich der Frage nach, welche Infra-struktur zur Umsetzung notwendig ist. Dabei wird untersucht, wie ein „ideales“ Raumprogramm aussehen könnte, was es bewirken kann, welche Bedeutung es inner-halb der kulturellen Vernetzung hat und welche „Nachhaltigkeiten“ es bietet.

Fazit der Studie ist, dass Musikschulen kul-turelle Zentren der Städte und Gemeinden sind. Sie leisten einen unverzichtbaren Bei-trag zum kulturellen Leben und zur Kultur-vermittlung. Musikschulen sind ein ent-scheidender Baustein im Gesamtkonzept einer „Kultur für alle“ und einer kulturellen Grundversorgung, die auf eine chancenglei-che kulturelle Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger ausgerichtet ist. Die Multifunk-tionalität eines Gebäudes spielt dabei eine bedeutende Rolle – besonders dann, wenn im Zusammenhang damit ein kulturell erhaltenswertes Gebäude zu einer Revitali-sierung kommt und in der Folge für die Gemeinde einen neuen Mehrwert bietet. /

Text: Hubert Pöll

MUSIKSCHULRÄUME———————————————————

Hubert Pöll: MusikschulRÄUME Positionierung der Musikschule als kulturelle Bildungsinstitution am Beispiel der Musikschule Krems. Beiträge zur Musikschulforschung, Band 1 Erhältlich über www.musikschulmanagement.at

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Das um 1875 errichtete Hauptschulgebäude wurde für eine zeitgemäße Nutzung als Musikschule umstrukturiert und generalsaniert.

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Zeitzeugnis / 22

Vor 30 Jahren begann in Niederösterreich die Diskussion um eine eigene Hauptstadt.

Am 15. Februar 1984 hatte Landeshaupt-mann Siegfried Ludwig zu einer Pressekon-ferenz geladen. Am Programm stand der Ausbau des Autobahn- und Schnellstraßen-netzes. Die Zahl der Journalisten war über-schaubar, Sensationelles nicht zu erwarten. Doch dann setzte Ludwig einen Pauken-schlag: Nach mehr als 60 Jahren müsse nun das Thema Landeshauptstadt endgültig ent-schieden werden. Er, Ludwig, trete für eine eigene Hauptstadt ein. Es war ein Weckruf für Niederösterreichs Öffentlichkeit.

65 hauptstadtlose Jahre – Volksbefragung entschied

Kurze Rückblende: Niederösterreich, das historische Kern- und Stammland mit Wien, war nach dem Ersten Weltkrieg 1921 neu gebildet worden – als Bundesland ohne Wien, gleichzeitig ohne eigene Hauptstadt, dafür fehlte einfach das Geld. Sitz der Lan-desregierung blieb weiter die Bundeshaupt-stadt. Es folgten 65 hauptstadtlose Jahre. In der Volksbefragung am 1. und 2. März 1986 entschied sich die Landesmehrheit für die Hauptstadt, von den fünf Kandidatenstädten – St. Pölten, Krems, Tulln, Baden und Wie-ner Neustadt – erhielt St. Pölten den Zuschlag. Der Widerstand der „roten Reichs-hälfte“ gegen die Hauptstadt konnte schließ-lich mit der Regionalisierung, also der gleichzeitigen Stärkung der Regionen als Gegengewicht zu Hauptstadtbildung, aufge-weicht werden. Regionalisierung, blühende Regionen mit zusätzlich einer halben Milli-arde Schilling jährlich – das erwies sich als Königsidee, auf diesen Zug sprang die Lan-des-SP auf. Die Verfassungsmehrheit für die

Hauptstadt war 1986 erreicht, Niederöster-reich hatte eine neue Landesstruktur, eine gleichmäßige Entwicklung im Land war damit gesichert.

Der „Drive“ der Hauptstadtwerdung

Tatsächlich hat Niederösterreich in den letz-ten rund 30 Jahren eine enorme Aufwärts-entwicklung erlebt. Wobei dazu neben dem Hauptstadtbeschluss sicherlich auch der Fall des Eisernen Vorhangs 1989, Österreichs EU-Beitritt 1995 sowie zuletzt die EU-Erwei-terung 2004 maßgeblich beigetragen haben. Das Land liegt in fast allen wirtschaftlichen Rankings an der Spitze der Bundesländer, verzeichnet ebenso kulturell einen Aufbruch. Dafür stehen etwa das Donaufestival, die Szene um Grafenegg und ein beispiellos viel-fältiger Theatersommer ebenso wie der Bereich der Volkskultur mit traditionellem und zeitgenössischem Brauch einschließlich

Tracht und Volkstanz, die neu gestaltete Museumslandschaft und insbesondere ein vorbildliches Musikmanagement mit flä-chendeckendem Musikschulnetz.

Die Kulturpolitik Erwin Prölls hat eine maß-geschneiderte liberale Förderkultur geschaf-fen. Dementsprechend hat sich das Landes-bewusstsein spürbar gesteigert, die jüngste repräsentative Umfrage dazu ist sensationell: 93 Prozent der Landesbürger sind stolz auf Niederösterreich (Pröll dazu: „Früher hat man sich oft geschämt.“), für 95 Prozent stimmt die Lebensqualität, 70 Prozent halten Niederösterreichs Entwicklung besser als im Rest Österreichs. Auf dem „Drive“, dem Schwung, den die Hauptstadtentwicklung ausgelöst hat, lässt sich Niederösterreichs Zukunft aufbauen. Eine Hoffnung, ein opti-mistischer Background nicht nur, aber vor allem für die Jugend des Landes. /

Text: Franz Oswald

Landeshauptstadt

AUFBRUCHSIGNALE

Das Landhausviertel. Foto: Ralf Roletschek

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Zeitzeugnis / 22 Weinviertel / 23

Lesungen am Brandlhof mit Mitgliedern des P.E.N.-Clubs.

2014 wird die Reihe „ARTSchmidatal-Literatur“ im Brandlhof wieder mit einem ambitionierten Programm fort-gesetzt. Im stimmungsvollen Ambiente werden einige Schriftsteller lesen, die auch Mitglieder im renommierten P.E.N.- Club sind. P.E.N. steht einerseits für „poets“, „essayists“ und „novelists“, andererseits ist es auch eine Anspielung auf das englische Wort „pen“: Füllfeder, Schreibstift. Der in England 1921

gegründete internationale Schriftstellerverband schrieb sich noch unter den Eindrücken des Ersten Weltkriegs als Schwerpunkte Frieden und Völkerverständigung auf seine Fahnen. In rascher Folge wurden vor allem in den europäischen Staaten P.E.N.-Zentren gegründet, 1923 in Österreich mit Arthur Schnitzler als Ehrenpräsident. 1938 wurde der österreichische P.E.N.-Club in der Folge des „Anschlusses“ aufge-löst und 1939 in London der Free Austrian P.E.N.-Club gegründet. Die Neugründung in Österreich erfolgte 1947. Nach 1945 engagierte sich der P.E.N.-Club für Autoren, die politisch unter Druck gerieten, Repressalien, Zensur oder gar Ermordung wurden dokumentiert und veröffentlicht. Prinzipiell kann jeder Autor Mitglied des P.E.N.-Clubs werden, aber für die Aufnahme in den internationalen Autorenverband hat sich das englische Clubprinzip etabliert: Ein Anwärter wird von einem Mitglied des jeweiligen Zentrums vorgeschlagen, zwei weitere Bürgen dieses Zentrums unterstützen den Vorschlag. /

Brandlhof

LANDPARTIE

LITERATUR AM BRANDLHOF————————————————————————————————Lesungen der P.E.N.-Mitglieder im BrandlhofDo, 24. 4. 2014: Peter Miniböck: „Die Unschuld des Verleumders“Do, 18. 9. 2014: Dietmar Grieser: „Die Landpartie“Mi, 19. 11. 2014: Ewald Baringer, Milan Raček und Friedrich Damköhler

3710 Radlbrunn 24Tel. 02956 81222

www.volkskulturnoe.at/brandlhofwww.art-schmidatal.at

Peter Miniböck

VOLKSMUSIKSENDUNGEN DES ORF——————————————————————————————

ORF 2Wetter-Panorama, tägl. 7.00–9.00 Uhr

Mei liabste Weis, aus Naturns in Südtirol, Sa 15. 3., 20.15 Uhr

_

ORF 3Unser Österreich, Sa 17.00 Uhr _

RADIO NIEDERÖSTERREICH

aufhOHRchen, Di 20.00–21.00 Uhr

Di 4. 3.: Faschingsdienstag Gestaltung: Norbert Hauer

Di 11. 3.: Volkskultur aus Niederösterreich Gestaltung: Dorli Draxler

Di 18. 3.: musikErleben – Das Ötscherland Trio Gestaltung: Edgar Niemeczek

Di 25. 3.: Volksmusikalische Kostbarkeiten Gestaltung: Walter Deutsch

Di 1. 4.: Volkskultur aus Niederösterreich Gestaltung: Hans Schagerl

Di 8. 4.: Volkskultur aus Niederösterreich Gestaltung: Dorli Draxler

Di 15. 4.: 10 Jahre Haus der Regionen in Krems-Stein Gestaltung: Edgar Niemeczek

Di 22. 4.: Volksmusikalische Kostbarkeiten Gestaltung: Walter Deutsch

Di 29.4.: Neues aus der Volksmusik Gestaltung: Edgar Niemeczek

„vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich, Do 20.00 Uhr13. 3. , 27. 3., 10. 4., 24. 4.

Kremser Kamingespräche, Mi 21.00 Uhr Mi 19. 3.: Gerechtigkeit | Tugend.Recht.Fiktion Mi 16. 4.: Gerechtigkeit | Glück.Zufall.Kalkül

G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik, Mi, Do 20.00–21.00 Uhr

Musikanten, spielt’s auf, Fr 20.00–21.00 Uhr

Frühschoppen, So 11.00–12.00 Uhr_

Programmänderungen vorbehalten, Detailprogramme auf www.orf.at

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Waldviertel / 24 Waldviertel / 25

Dieses Jahr feiert das Erlebnismuseum in Schönbach seinen 13. Geburtstag und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Begon-nen hat alles 1993 mit einer Umfrage im Rahmen der Dorferneuerung. Dabei spra-chen sich 87 Prozent der Befragten für die Gründung eines Museums zur Wahrung der kulturellen Identität aus. Bis zur Eröffnung und seiner Umsetzung sollten aber noch acht Jahre vergehen. Die Herausforderung bestand um die Jahrtausendwende darin, dass es in Niederösterreich schon mehr als 700 Museen gab, daher musste es etwas anderes als ein herkömmliches Museum sein. So entschied man sich für die Errich-tung einer Erlebniswerkstatt. Die Idee war einfach und schlüssig. Räumte man vor 30

oder 40 Jahren noch ganze Dachböden ab, kam hier bald die Ernüchterung: Viele Gebrauchsgegenstände waren bereits ver-schwunden oder nur gegen Bezahlung erhältlich. So eröffnete man am 7. Juli 2001 ein halb leeres Museum und hoffte, mit der Zeit dieses zu füllen.

Kloster-Schul-Werkstätten

Der Ansatz des Museums war von Anfang an, das Wissen der älteren auf die jüngere Generation zu übertragen. Der Verein begann mit dem Aufbau eines Kurswesens. Die Inhalte reichten vom Korbflechten bis Schindelmachen u. v. m. Durch das ständige Ausborgen von Werkzeugen – denn mit nur

einem Spinnrad kann man schlecht einen Kurs bestreiten – wurden mit der Zeit immer mehr Werkzeuge dem Verein überlassen. Das Haus füllte sich.

Ab 2005 tauchte seitens der Besucher immer wieder die Frage auf, warum es zwar Kurse, Filme und eine schöne Ausstellung gab, jedoch keine Produkte. 2007 erfolgte der nächste Meilenstein: Die alte Volksschule wurde seitens der Gemeinde zur Verfügung gestellt und in den ehemaligen Klassen Manufakturen errichtet. Der Name „Klos-ter-Schul-Werkstätten“ leitet sich aus der Geschichte des Hauses her. Schönbach ist ein Wallfahrtsort, in dem der Orden der Hieronymitaner 1698 ein Kloster errichtete. Nach dessen Auflösung 1828 wurde das Gebäude bis 2003 als Schule genutzt, seit 2007 befinden sich zwei Werkstätten im Haus. Der Schwerpunkt liegt bei der Her-stellung von Naturseifen und Körben. Bei den Naturseifen besinnt man sich auf hei-mische Fette und Öle.

Korbwerkstatt

In der Korbwerkstatt ist eine Ausstellung und Dokumentation des Flechthandwerks zu sehen, welche von Amalie Pauli und Andrea Gruber im Rahmen eines BOKU-Projektes als Ausstellung konzipiert wurde. Diese gibt Einblick in die mehrere tausend Jahre alte Technik und deren Entwicklung bis zur heutigen Zeit. In Österreich ging das Berufsbild des Korbflechters inzwischen gänzlich verloren und ist zumeist nur mehr im Hobby- und Kreativbereich angesiedelt. In Österreich ist die Herstellung von Körben

Handwerk

VON ALT NACH JUNG

Handwerk nicht nur zu bewahren, sondern weiterzugeben, ist die Aufgabe der Kloster-Schul-Werkstätten und des Erlebnismuseums in Schönbach.

Obm.-Stv. Maria Gattringer am Webstuhl schult schon den Nachwuchs ein.

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Waldviertel / 25

nicht mehr kostendeckend machbar. Es gibt nur mehr 17 gewerbliche Korbflechter in ganz Österreich. Davon sind zehn aus Altersgründen bereits ruhend gestellt. In Niederösterreich gibt es noch vier – und da zählt Schönbach zu den einzig produzie-renden. Schönbach fand eine Nische: die Wachauer Zistel und den Waldviertler Erdäpfelkorb aus dem Raum Vitis.

faires.handwerk.für.europa

Die Nachfrage der Kunden nach qualitativ hochwertiger Ware stieg in den letzten Jah-ren kontinuierlich. Durch einen glücklichen Zufall wurde der Verein gebeten, Österreich im Jahr 2011 bei einem internationalen Korbflechter-Symposium in Polen zu vertre-ten. 42 Nationen aus allen Kontinenten waren anwesend. Bei diversen Gesprächen gab es seitens der Europäer ein Jammern auf hohem Niveau und die Erkenntnis, dass das „Match“ der Korbflechter schon lange nicht mehr z. B. Österreich gegen Ungarn heißt, sondern Europa gegen Asien. „Fairtrade“ ist für Länder des Südens in aller Munde, nur hat dies keine Gültigkeit für das Handwerk in Europa. So entstand kurzerhand das Pro-jekt „faires.handwerk.für.europa“ – und in Schönbach 2012 das 1. Österreichische Korboutlet als Pilotprojekt. Körbe aus ver-schiedenen Ländern Europas werden zu fairen Preisen mit den Produzenten direkt, also ohne Zwischenhandel gehandelt. Inzwi-schen gibt es Ambitionen zur Errichtung von Outlets in anderen EU-Ländern.

Die Ausbildung von Korbflechtern bleibt weiter ein Anliegen des Vereins. In den

Anfängen konnten Kursteilnehmer inner-halb eines Tages einen Korb herstellen. Es stellte sich aber heraus, dass die Kursinhalte für einen Tag zu dicht waren und meistens rasch in Vergessenheit gerieten. Immerhin dauerte früher der Lehrberuf auch mehrere Jahre. So wurden die Kursinhalte inzwi-schen auf ein Modulsystem umgestellt. Der Sinn und Zweck ist neben der Erhaltung der Technik auch die Bewusstseinsbildung. Ein Profi benötigt für einen mittleren Einkaufs-korb rund vier bis fünf Stunden. Hat man einmal selber einen Korb geflochten, verän-dert sich die Wertschätzung gegenüber die-sem Produkt wesentlich. Setzt man dann noch seinen persönlichen Stundenlohn gegenüber, öffnet es einem die Augen.

Seifen aus aller Welt

Heuer ist die Erlebniswerkstatt aus dem Gemeindezentrum in das Klostergebäude übersiedelt und wird endgültig als Museum geführt. Neben den bewährten Hand-werksthemen gibt es auch die Sammlung „Seifen aus aller Welt“. Besucher bringen oder schicken immer wieder Seifen von diversen Urlaubsreisen. Rund 3.000 aus 100 Ländern sind es bereits. Und es wird fleißig weitergesammelt.

Der 15. August ist der große Handwerkstag. In Kooperation mit dem Kräutertag von Sonnentor in Sprögnitz findet in Schönbach der Korb- & Handwerksmarkt XL statt. Dabei zeigen rund 40 Handwerker das alte Handwerk in der heutigen Zeit. Viele Gewerbe haben sich im Laufe des letzten Jahrhunderts gewandelt. Ein typisches Bei-

spiel ist die Wagnerei – daraus entwickelte sich das Berufsbild der Mechaniker und Karosseriespengler.

Museum und lebendiges Handwerk zusam-menzubringen ist in Schönbach gelungen. Durch die Zusammenlegung der beiden Häuser eröffnen sich neue Möglichkeiten. Museumsarbeit bedeutet in der heutigen Zeit, sich immer weiterzuentwickeln und Neues zu bringen. Sich mit dem Erreichten zufriedenzugeben, ist Stillstand und kommt einem Rückschritt gleich – oder man droht zu verstauben. /

Text: Andreas Teufl

Fotos: Erlebnismuseum und Kloster-Schul-

Werkstätten Schönbach

ERLEBNISMUSEUM SCHÖNBACH———————————————————Sa, 12.–So, 13. 4. 2014 Frühlingserwachen

Sa, 5.–So, 6. 7. 2014 Museumsheuriger mit Freiluftkino

Fr, 15. 8. 2014 Korb- & Handwerksmarkt XL

3633 Schönbach 2

Tel. 0664 546470 (Franz Höfer) [email protected]

www.handwerk-erleben.at

Mitarbeiterin Hildegard Neumaier rührt und kreiert ganzjährig Schönbacher Naturseifen. Max Zainzinger und Thomas Zainzinger haben sich die alte Technik Holztramhacken wieder angeeignet.

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Mostviertel / 27

WIEDER AUFHOHRCHEN———————————————————————————————Mi, 30. 4. 2014, ab 19.00 Uhr; Do, 1. 5. 2014, ab 11.00 Uhr Wirtshausmusik und Maibaumaufstellen

4300 St. Valentin Tel. 0664 9608876 (Franz Huber) [email protected]

www.aufhOHRchen.at

6. VOLKSMUSIKANTEN-WALLFAHRT———————————————————————————————So, 27. 4. 2014, ab 7.15 Uhr

Basilika Sonntagberg 3332 Sonntagberg

Veranstalter: Netzwerk der Mostviertler Volksmusikanten Tel. 0650 6627373 (Christoph Berger, Stubenmusik Berger)

www.mvvm.at

Gemeinsam singen, musizieren und tanzen bei wieder aufhOHRchen in St. Valentin.

Am Tag des Mostes: Volksmusikanten-Wallfahrt auf den Sonntagberg.

Immer wieder aufhOHRchen

SANKT VALENTIN

Wallfahrt & Wohlklang

SONNTAG-BERG

Seitdem das niederösterreichische Volksmusikfestival aufhOHRchen 1999 in St. Valentin zu Gast war, organisiert die Volkstanzgruppe St. Valentin unter der Leitung von Franz Huber in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde St. Valentin und der Volkskultur Niederöster-reich mittlerweile alle zwei Jahre ein aufhOHRchen in der Stadtge-meinde. Die beliebtesten Pro-grammpunkte des Festivals blieben seit 15 Jahren bestehen: Wirtshaus-musik und Maibaumaufstellen.

Im Rahmen der Wirtshausmusik spielen im Geschichtlichen Museum der Stadt St. Valentin und in den Gaststätten Gartenhotel Kersch-baumer, Gasthof Pillgrab, Hotel zur Post und Gasthof Wallner die Ensembles WIADWÖ!, 4-er BOB, Die Musikanten, Holly Molly Brass, Durchg’mischt, streichfähig, Borderland Dixieband, Terz Sterz, Schnopsidee, die Stifta Geigenmusi und die Stubenmusik Berger. Der aufhOHRchen-Sticker um EUR 5,00 ist in allen Gaststätten erhältlich und erlaubt den ganzen Abend lang ein wunderbares Musikerlebnis. Am nächsten Tag, dem 1. Mai lädt die Volkstanzgruppe St. Valentin ein, beim Maibaumaufstellen zuzusehen, der in St. Valentin noch hän-disch aufgestellt wird, musikalisch umrahmt von der Stadtkapelle. Anschließend zeigt die Volkstanzgruppe den traditionellen Bandltanz und weitere Volkstänze. /

In der Blütezeit des Mostvier-tels laden die Mostviertler Volksmusikanten am Sonntag, den 27. April zur Wallfahrt auf den Sonntagberg. Zum Dank für viele Stunden ge-meinsamen Singens und Musi- zierens wollen sie nach einer kurzen Fußwallfahrt in der Basilika Sonntagberg innehal-ten, wo sie die heilige Messe musikalisch umrahmen.

Bereits zum sechsten Mal sind alle Musikanten und Freunde eingela-den, sich ab 7.15 Uhr beim Mostheurigen der Familie Bogner (Wagenöd) zu treffen. In bewährter Weise wird Franz Grimm aus Steinakirchen die Pilger auf der Wallfahrt entlang des Panorama-höhenweges mit der Geschichte und G’schichtln um die Region beglei-ten. Die Gestaltung des Festgottesdienstes übernehmen ausschließlich Mostviertler Volksmusikanten mit Saiteninstrumenten, Blasinstru-menten, Steirischer Harmonika und Gesang. Nach dem Gottesdienst geht es mit guter Stimmung zu den umliegenden Gasthäusern, Most-heurigen und Sehenswürdigkeiten.

Mit der Obstbaumblüte, den zahlreichen regionalkulturellen Veran-staltungen und der einzigartigen Most- und Jausenkultur ist dieser „Tag des Mostes“ mittlerweile zu einem besonderen Höhepunkt im Jahreskreis geworden. /

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Christoph Berger und Pater Franz. Foto: Alfred Luger

In St. Valentin wird der Maibaum noch händisch aufgestellt. Foto: z. V. g.

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Mostviertel / 27

Der Band 6 der Reihe „musikErleben“ ist dem Ötscherland Trio gewidmet. Porträt einer unverwechselbaren Gruppe.

Sie spielen seit beinahe 40 Jahren. Als 1976 der Landwirt Erich Zahnt, der Lehrer Werner Tippelt – beide schon aktiv beim Doppelquartett Ötscherbuam – und der Mechanikermeister Franz Schoiswohl das Ötscherland Trio bildeten, wurde daraus ein Instrumentalensemble, das seit Jahrzehnten erfolgreich ist und ein eigenes Publikum erobert hat. Es scheint, als hätte die Natur den Dreien alles in die Wiege gelegt, was einen echten Volksmusikanten ausmacht: hohe Musikalität, Freude an der Musik und Geselligkeit, die nach Auftritten oft erst im Morgengrauen der Müdigkeit weicht.

In der Familie Zahnt wurden diese Wesens-züge bereits auf die nächste Generation

weitervererbt, denn anstelle von Werner Tippelt, der nur mehr gelegentlich mitspielt, erweitern Sohn Robert und Tochter Erika das Ötscherland Trio. In den Besetzungen Steirische Harmonika, Gitarre und Bassgei-ge oder mit zwei Steirischen Harmonikas und einer Bassgeige, in Ausnahmefällen auch zwei Steirische Harmonikas und Gitar-re, sowie mit dreistimmigem Gesang wird das Ötscherland Trio seit Jahrzehnten bei diversen öffentlichen und privaten Festen gern gesehen und gehört.

Wirkungsort Wirtshaus

Oftmals konnte man das Ötscherland Trio bereits in Radio und Fernsehen erleben. Die erfolgreiche Gruppe wirkte in Sendungen wie „Guten Abend am Samstag“ mit Heinz Conrads, „Begegnung mit dem Nachbarn“, bei Radio- und Fernsehfrühschoppen, bei Radio 4/4 oder bei aufhOHRchen auf Radio Niederösterreich mit. Immer wieder musi-ziert das Ensemble beim niederösterreichi-schen Volksmusikfestival aufhOHRchen. Großartige Stimmung verbreitet das Ötscherland Trio auch auf Almen und Schutzhütten – ihr liebster Wirkungsort ist natürlich das Wirtshaus.

Dem Ötscherland Trio wird der sechste Band der musikbiografischen Buchreihe „musikErleben“ gewidmet – einer für das Gebiet rund um den Ötscher und für ganz Niederösterreich bedeutenden Gruppe. Autor Werner Tippelt erzählt auf amüsante Weise die musikalische Karriere des Ötscherland Trios: Über die Anfänge, die vielen Konzerte und Auftritte, er lässt musi-

ÖTSCHERLAND TRIO———————————————————

Do, 20. 3. 2014, 20.00 Uhr

Buchpräsentation musikErleben 6 – Das Ötscherland Trio

Haus der Begegnung Gaming Im Markt 18, 3292 Gaming Tel. 0664 820 8594 (Claudia Lueger)

www.volkskulturnoe.at

musikErleben 6 – Das Ötscherland Trio

Buch mit CD: ISBN 978-3-901820-78-6 Subskriptionspreis: EUR 20,00 (statt EUR 24,20)

Ötscherland Trio

MUSIK & GESELLIGKEIT

kalische Wegbegleiter zu Wort kommen und berichtet nicht zuletzt über die Entwicklung und Entstehung des „neuen“ Ötscherland Trios, ergänzt mit vielen Fotografien und ausgewählten Notenbeispielen. Die beilie-gende CD bietet Hörerlebnisse des Ötscher-land Trios in seinen verschiedenen Beset-zungen. Am 20. März wird das Buch im Haus der Begegnung in Gaming präsentiert, zu der das Ötscherland Trio sehr herzlich einlädt. /

Text: Claudia Lueger

Franz Schoiswohl, Erich Zahnt, Werner Tippelt. Foto: z. V. g.

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Handwerk / 28

Ein Bauernhof im Weinviertel. Nichts deutet darauf hin, dass in den einstigen Stallungen ein Handwerk seinen Platz gefunden hat, dass beinahe ausgestorben ist. Werner Goll ist Glasätzer. Der Raum ist nüchtern und kahl. An der Wand prominent die Nummer der Entgiftungszentrale, ein paar Kübel ste-hen am Boden, die Gasmaske hängt griff-bereit. Ein stechender Geruch – das ist die Flusssäure, das Um und Auf der Glasätzerei.

Gerade hat Goll die Glastür einer Duschka-bine für die irakische Botschaft auf seinem

Arbeitstisch liegen. Über die gesamte Fläche rankt sich ein florales Muster. Dieses ist mit einer Folie abgeklebt. Das Glas liegt in einer Zinkwanne und wird erst einmal mit Wasser gereinigt und gespült. „Absolut sauber muss gearbeitet werden“, ist die oberste Maxime des Handwerkers Werner Goll. Denn ein Fehler beim Ätzvorgang kann nicht mehr korrigiert werden.

Nachdem er das Wasser abgeleitet hat, rührt Goll in einem Kübel „eine spezielle Mischung“ – die Mattsäure. Dafür wird

Flusssäure mit Soda, kohlensaurem Kalium und Wasser versetzt und nun mit Schwung über das Glas geschüttet, bis dieses gut bedeckt ist. Vorerst passiert nichts, weder beginnt es zu brodeln und zu zischen noch verändert sich das Glas sichtbar. In etwa einer Stunde wird Goll die Säure entfernen. Die Folie, die das Muster abdeckte, wird abgelöst – glasklar ranken sich die Blumen-ornamente auf dem matt schimmernden Glas. Ist dies noch eine einfache Arbeit, warten in einem weiteren Raum ungleich komplexere Aufgaben auf das Bad in der

Glasätzen

SEIDENWEICHES GLAS

Der letzte Glasätzer Österreichs hat sich auf das Rekonstruieren von Jugendstilarbeiten spezialisiert. Derzeit arbeitet er für die Päpstliche Nuntiatur in Wien.

Werner Goll hat von einer zerbrochenen Scheibe das Muster übertragen. Dieses wird er dann mit Asphaltlack auf das Fensterglas aufbringen und in drei bis vier Durchgängen ätzen.

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Handwerk / 29

Flusssäure. Hier liegen zerbrochene Glas-scheiben, von denen Werner Goll zuerst das Muster abnehmen muss, um es auf die neue Scheibe zu übertragen.

Mit Asphaltlack pinseln Wenn er ein Muster digitalisiert – so wie das der irakischen Duschkabine –, dann wird dieses auf eine Folie gedruckt und auf das Glas geklebt. So werden moderne Entwürfe gehandhabt. Ein großer Teil seiner Arbeit ist das Wiederherstellen alter Scheiben, meist mit Jugendstilornamenten. Dafür braucht er die Vorlage (oder zumindest Reste davon), dann bringt der Glaskünstler in drei bis vier Arbeitsschritten das Muster mit Asphaltlack auf die Scheibe. „Den Lack stelle ich selbst her, indem ich Asphalt koche und mit Kolo-phonium und Bienenwachs verfeinere.“ Anschließend legt Werner Goll eine Arm-stütze auf das Glas und beginnt zu pinseln.

Das Ätzen von Mustern beruht auf dem Abdecken von Flächen und der anschlie-ßenden Bearbeitung mit Mattsäure (um die matte Struktur zu erhalten) und Flusssäure, welche das Glas tiefer ätzt und dunklere Töne erzeugt. Jeder Arbeitsschritt erzeugt eine Abstufung, dadurch erhält das Dekor Plastizität und Struktur. Werner Goll be-arbeitet das Glas in Zwei-, Drei- oder Vier-tonstufen. Die erste Stufe ist das Mattieren mit der mit Soda verdünnten Flusssäure (= Mattsäure), danach folgt der erste Halb-ton, der zweite Halbton und anschließend die Tiefenätzung. Dabei hat die Oberfläche einen tieferen Farbton erhalten, der aber auch gleichzeitig einen diffusen Durchblick

erlaubt. In dieser Reihenfolge können bis zu zwölf Tiefen hergestellt werden. Auch die Oberflächenstruktur ist beeinflussbar und mit verschiedenen Techniken kombinierbar.

Bauboom der Jahrhundertwende

Fensterscheiben mit Jugendstilornamentik, die Gläser von Liftkabinen, Glasfüllungen alter Flügeltüren oder Scheiben von ein-fachen Küchenkredenzen – geätzte Glas-scheiben wurden im ausgehenden 19. Jahr-hundert in großer Menge hergestellt. Geht eine solche kaputt, dann ist Werner Goll die einzige Adresse in Österreich, um sie wieder zu ersetzen. Mit der Entdeckung der hoch-giftigen Flusssäure (Fluorwasserstoffsäure) begann man, damit Metall und Glas zu bear-beiten. Ab 1850 finden sich, zuerst noch in adeligen Häusern, die ersten geätzten Glas-scheiben. Sie finden dort Verwendung, wo zwar Licht durchkommen, aber durch auf-wändig angebrachte Muster ein Sichtschutz gewährt sein soll. Mit dem Bauboom ab den 1880er Jahren und der Errichtung großer Zinshäuser in Wien werden die geätzten Fensterscheiben zu einem Gestaltungsele-ment. Die grauen Hinterhöfe der Stadt will man in den prächtig ausgestatteten Stiegen-häusern außen vor lassen. Die matten Schei-ben, mit Mustern und oftmals Monogramm der Hausbesitzer versehen, sind dafür eine ideale Lösung.

Werner Goll ist nicht als Glasätzer ins Berufsleben gestartet. Begonnen hat er als Buchdrucker mit dem Abschluss als Meister für Hochdruckmaschinen. Erst 1983 hat er bei einem der letzten Ätzmeister verschie-

dene Kunstarten gelernt: von Radierung, Öl- und Lackmalerei bis Skulpturen- und Glaskunst. Da war das Glasätzen schon nur mehr in ganz wenigen Wiener Werkstätten wie bei Carl Geyling’s Erben, Johann Rath-maier oder Johann Nowak präsent. Die Technik des Sandstrahlens hat das Ätzen vollständig verdrängt. „Sandstrahlen reicht aber niemals an die Feinheit des geätzten Glases heran. Es bekommt nicht die Plastizi-tät und ist auch nicht robust. Schon fette Finger können Spuren hinterlassen, die nicht mehr zu entfernen sind.“ Dabei streicht Werner Goll über das seidenweiche Glas.

Seit 1991 ist Goll freischaffender Ätzmeister, der mit viel Geschick Glas in künstlerische Objekte verwandelt. Da der Schwerpunkt seiner Arbeiten zuerst dem Ätzen von Spie-geln galt, musste er sich das Glasätzen und die verschiedenen Stilrichtungen erst aneig-nen. Zu seinen größten Aufträgen zählte das Restaurieren von Glasscheiben im Wiener Rathaus. Derzeit ersetzt er Fenstergläser mit filigranen Blumenmustern für die Päpstliche Nuntiatur in Wien. /

Text: Mella Waldstein

Fotos: Gregor Semrad

GLASÄTZEN & SPIEGELBILDER———————————————————Werner Goll 2042 Großnondorf 79 Tel. 0664 3379532

www.goll-glasdesign.at

Glasätzen – eine aufwändige Technik … ... wie es an der Rekonstruktion der Fenstergläser für die Päpstliche Nuntiatur nur unschwer zu erkennen ist.

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AUSLAGE

TAKTVOLL VOKAL——————————————————————

Mit Die Tanzgeiger, Valentin Rud, Krems-münsterer Bock & Leier-Musik, Ab und Zu Chor, Schankpartie, Stammtischmusi Wiesel-burg, Wachau-Chor SpitzCD, EUR 18,00Erhältlich in der Galerie der Regionen, Donaulände 56, 3500 Krems-Stein

Wesentliches Motiv für die Produktion dieser CD war, das Gemeinsame von Lied, Tanz und Musik zum Klingen zu bringen, vermittelt durch hervorragende Interpreten, die mit ihrer Art des Aufspielens so richtig zum Tan-zen animieren können. Diese Qualität fußt auf einer genauen Kenntnis über die Quellen des dargebotenen Repertoires und ist gewach-sen mit jenen Erfahrungen, die bei den ver-schiedensten Anlässen gesammelt wurden. Tanz als verbindendes Element zwischen den Menschen ist wesentlicher Teil unserer Kultur. Er spiegelt die Vielfalt unserer Gesellschaft und Geschichte wider und bereitet vor allem Freude. /

ZEITENSTRÖME——————————————————————Markus Pfandler-Plöcksteiner an der großen Orgel der Stiftskirche Altenburg EUR 17,50 (zzgl. Versandkosten) Erhältlich im Klosterladen Stift Altenburg, [email protected]

Stiftskapellmeister Markus Pfandler-Plöcksteiner hat auf der großen Pfliegler-Orgel der Altenbur-ger Stiftskirche ein spannendes Programm ein-gespielt. Neben der „Sonate in h“ (1956) von Hermann Schroeder und Johann Sebastian Bachs „Toccata und Fuge d-Moll“ beeindrucken vor allem Johann Nepomuk Davids „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod“ und „Dies irae“. /

RUNDUM GSUND—————————————————————

BradlBerg MusikEUR 15,00 zzgl. Versandkosten Erhältlich über [email protected]

Spontan fanden sich die jungen Vorarlberger zu einer Formation. Zu Magnus Lässer mit dem Flügelhorn und Lucas Oberer mit der Steirischen Harmonika gesellte sich noch Bernhard Vögel mit der Tuba, Marc Meusburger mit der Bass-trompete, Jodok Lingg mit dem Flügelhorn und die Tirolerin Michaela Brandenberg an der Harfe. Ihre Literatur ist vor allem traditionelle Volksmusik (Inbrüggler, Südtiroler 6er Musig) und mittlerweile auch eigene Stücke. /

SONGS OF GASTARBEITER, VOL. 1——————————————————————

EUR 15,00 Erhältlich über www.trikont.de

Es sind Lieder vom Heimweh, Am-Rande-Ste-hen, Niemals-Ankommen. Viele Gastarbeiter haben in den 1970ern und 1980ern mit ihren Liedern den Deutschen den Spiegel vorgehalten. Doch die haben nicht zugehört. Bis jetzt: Imran Ayata und Bülent Kullukcu, der eine Schriftstel-ler, der andere Theaterregisseur, haben die Songs jetzt für eine Compilation ausgegraben. Beide erzählen mit diesen Liedern die Geschichte ihrer Eltern. „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen“. Dieses berühmte Zitat von Max Frisch ist auch Tenor von Cem Karaca in „Es kamen Menschen an“. „Türkisch Mann“ ist eine ironische oder möglicherweise doch ernst

gemeinte Charakterisierung eines Mannes, der so ziemlich jedes Vorurteil aufnimmt, das Ende der 1970er Jahre gegenüber anatolischen Gastar-beitern herrschte. Selda, fixe Größe der türki-schen Folk- und Popszene, singt in „Almanya Acı Vatan“ über die bittere Heimat, die keinem Menschen zugelächelt hat. Die Lieder sind über-wiegend in Deutschland entstanden. Sie wurden aus Eigenmitteln der Musiker, ihrer Familien sowie Bekannten produziert. Schnell entstand ein abgeschotteter Musikmarkt mit wenigen Überschneidungen und Berührungen zur deut-schen Kultur. /

MUSIKINSTRUMENTE——————————————————————

Musikinstrumentenführer, II. Teil, 1800–1950EUR 59,90 Edition mit Buch (154 Seiten) und 8 CDsISBN 5400439001053 RicercarErhältlich im Buchhandel

Nach Teil I, der sich mit der Entwicklung der Musikinstrumente von der Renaissance bis zur Französischen Revolution befasst, ist nun der zweite Teil des Musikinstrumentenführers von Jérôme Lejeune im Verlag Ricercar erschienen. Teil II beschäftigt sich mit der Geschichte der Instrumente zwischen 1800 und 1950. Er fasst die wichtigsten Veränderungen im Musikleben nach 1800 zusammen und skizziert ihre Aus-wirkungen auf Instrumente. Der Text ist mit zahlreichen Fotos von Instrumenten und Abbil-dungen illustriert, acht CDs mit Hörbeispielen ergänzen die Darstellung und komplettieren das informative Nachschlagwerk, indem sie bekann-te sowie ausgefallenere Instrumente erklingen lassen. Dabei ist jeder Instrumentenfamilie ein eigenes Kapitel gewidmet. /

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Bücher, CDs & feine Ware / 31

WÅLDVIERTL——————————————————————

Isolde Kerndl: Aus’n hintersten Eck und da vordersten Reih’ EUR 23,90Faksimilierte Sonderausgabe: 777 ExemplareISBN 978-3-901392-37-5www.steinverlag.at

In gewohnter Manier blickt die Lyrikern Isolde Kerndl dem Waldviertler Volk über die Schulter und bringt uns mit spitzer Zunge zum Schmun-zeln. Georg Fessl hält mit seiner Kamera Origi-nelles und Schönes vom Waldviertel fest. /

MUT ZUR SCHÖNHEIT——————————————————————

Tarek Leitner: Streitschrift gegen die Verschandelung ÖsterreichsEUR 22,50, Christian Brandstätter VerlagISBN 978-3-85033-659-8 www.cbv.at

Den „Zeit im Bild“-Anchorman Tarek Leitner kennen und schätzen wir normalerweise für seine sachliche, objektive Berichterstattung. In diesem Buch jedoch wirft der Bürger Leitner einen höchst subjektiven Blick auf seine Umwelt. Und fragt: Warum lassen wir uns Hässlichkeiten in unserer Umgebung alle gefallen? Seine These lautet: Im Namen der „Wirtschaftlichkeit“ ak-zeptieren wir vielfach, dass der Raum, in dem wir unser alltägliches Leben verbringen, verun-staltet wird. Durch Tankstellen und Fastfood-Ketten, Leuchttafeln und Lärmschutzwände, Baumärkte und Autobahnknoten. Alles Dinge, die wir brauchen. Aber bemerken wir überhaupt noch, wie sie uns den Blick verstellen? Tarek Leitner schärft mit diesem Buch die Wahrneh-mung unserer Umgebung und entfacht eine längst fällige Diskussion über unseren achtlosen Umgang mit der Ressource Landschaft. /

HEILSAME GESCHICHTEN——————————————————————

Hermann Wittmann: Heilsame GeschichtenEUR 18,00 Erhältlich über www.maerchenerzaehler.at

Helmut Wittmann erzählt von der Kunst des richtigen Wünschens, aber auch vom heilenden Vogel, vom Adler, der ein Hendl war, und vom Glück, das am Weg liegt. Die Wirkung dieser CD setzt schon bei der ersten Geschichte ein: Einer kommt unter einem Wunschbaum zu sit-zen. Hier geht jeder Wunsch in Erfüllung. Was für ein Glück! – Oder auch nicht! Annette Marie Pichler webt mit feinem Gespür für das Wesentliche in die Erzählungen den Klang der Harfe hinein. Beeindruckende Jodler von der Gruppe Aufstrich, Christine Lauterburg und dem Viergesang ReGeHeGe geben dem Ganzen eine herzerfrischende Würze. Mit der Kraft und dem Zauber ihrer Bilder regen diese Erzählun-gen das schöpferische Denken an. Spielerisch entfalten sie schon beim ersten Hören ihre „heil-same“ Wirkung. Daher verwundert es kaum, dass diese CD auch in Apotheken erhältlich ist! /

MUSIKALISCHER SPAZIERGANG——————————————————————

Mäuschen Max geht gern spazieren Christina Foramitti, Tobias Thaler,Ensemble klangmemory EUR 19,50Erhältlich in der Galerie der Regionen und über [email protected] Auf der Grundlage der erfolgreichen Mitmach-konzerte für Familien ist nun ein Bilderbuch entstanden, das gemeinsam mit der dazugehöri-gen CD die Babys, Kinder und ihre Vertrauens-personen einlädt, miteinander zu lesen, zu hören, zu singen, zu tanzen – und gemeinsam Zeit zu verbringen. Das kleine Mäuschen Max, eine besonders fröhliche und quirlige Maus, die gerne singt, besucht bei einem Ausflug seine Tierfreunde. Doch nach einem wunderschönen (musikalischen) Spaziergang vermisst er am Ende des Tages dann doch seine Mama und fin-det jemanden, der ihn nach Hause bringt. Be-gleitet wird Max vom Ensemble klangmemory. Zu hören sind Bratsche, Kontrabass, Klarinette, Querflöte, Gitarre, Akkordeon und Klavier. /

TUCHFÜHLUNG————————————————————Seit der Gründung 1946 entwickelte sich Striessnig zum Spezialisten für Tücher, Schals und Krawatten. Modernste Fertigungs-techniken, feines Designs und hochwertige Qualität von den Materialien bis zur End- verarbeitung sind die Zutaten des Erfolgs. International führend in Sachen Trachten-accessoire, die Tradition und Innovation vereinigen. /

Galerie der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 15

Öffnungszeiten Di–Fr, 10.00–12.00 u. 15.00–18.00 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr

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Niederösterreichischer Museumstag / 33Museumstag in Wiener Neustadt / 32

1994–2014: 20 Jahre Museumstage in Niederösterreich – 20 Jahre Plattform für gegenseitiges Kennenlernen und Austausch innerhalb der Museumsgemeinschaft.

Wiener Neustadt

THEATER IM MUSEUM

Für Sonntag, den 6. April 2014, lädt das Museumsmanagement Niederösterreich in Kooperation mit Stadt und Stadtmuseum zum 19. Niederösterreichischen Museums-tag ins Stadttheater Wiener Neustadt ein. Das Tagungsthema „Theater im Museum“ wird in Umkehrung zu „Museen im Thea-ter“: Das SOG.Theater wird unter der Spiel-leitung von Susanne Kadletz 20 Jahre Muse-umsentwicklung Revue passieren lassen; „Wozu Theater in Museen?“ wird Eveline Klein hinterfragen und Theaterpädagogin Marika Reichhold alias „frau franzi“ (siehe „Schaufenster“ vom Februar 2014) berichtet

über ihre Erfahrungen; Interviews und Refe-rate sollen neugierig und mutig für eine andere, neue und überraschende Art von Vermittlung in Museen machen. Als Mode-rator und Regisseur des Vormittags konnte Projektmanager Martin Vogg gewonnen werden.

Museumsrundgang

Auch am Nachmittag wird durch Einbezie-hung unterschiedlicher Orte ein Programm geboten, das sich niemand ins Wohnzimmer holen könnte. Das Industrieviertelmuseum

bietet eine Sonderausstellung zum Februar-bürgerkrieg 1934 und eine bereits etablierte Dauerausstellung zum Bombenkrieg 1943–1945. Anton Faber wird den wichtigen Wiener-Neustadt-Bezug erklären. Durch das Flugmuseum Aviaticum wird Claudia Cunia führen und die österreichische Flug-geschichte anhand von historischen Flug-objekten erklären. „Fliegende Frauen“ gibt es ebendort als Sonderausstellung. Bürger-meister Bernhard Müller übernimmt die Stadtrundfahrt und wird auf die wichtigsten Jubiläen der Stadt eingehen. Unter dem Titel „20 vierzehn“ werden viele für Wiener Neu-

„Tea Time“ in der gleichnamigen Sonderausstellung im Stadtmuseum Wiener Neustadt im Jahr 2013. Foto: SOG.Theater

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Niederösterreichischer Museumstag / 33

Der spätromanische Dom von Wiener Neustadt. Foto: z. V. g.

stadt wichtige Gedenk- und Jubiläumsjahre hervorgehoben: 820. Todestag des Stadt-gründers Herzog Leopold V.; 700 Jahre Gründung Gymelsdorfer Vorstadt; 220 Jahre Stadttheater; 190 Jahre Stadtmuseum …

Letztere Stätte bietet mit einer performa-tiven Führung durch die aktuelle Ausstel-lung „Für Kaiser und Vaterland?“ den Höhe-punkt. Ist es doch Museumsleiterin Eveline Klein gelungen, mit der Idee, das SOG.The-ater in das Stadtmuseum zu holen, Furore zu machen. Das SOG.Theater unter der Leite-rin Margarete Meixner präsentiert keine fertigen Stücke, sondern entwickelt sie in einem gemeinsamen Prozess – zum Beispiel für Museen oder Schulen.

Beim Gedanken- und Erfahrungsaustausch im Zuge dieses Museumstags hoffen wir, gemeinsam auch die Ziele zu finden, die in Zukunft für die Regionalmuseen wichtig sind. Ein Nachdenken über Vergangenheit und Gegenwart ist genauso möglich wie eine Face-to-Face-Kommunikation mit den Doyens der niederösterreichischen Kultur-landschaft, den Theaterpädagogen und Fachleuten, denen es immer wieder gelingt, den steten Wunsch eines Museumsbesu-chers zu stillen, wenn er auf der Suche nach Außergewöhnlichem ist. Und dieses Theater wird nicht nur Theater machen, sondern auch Museum! Daher: „Auf zum Museums-tag“ am 6. April 2014! /

Text: Doris Buchmann

19. NÖ MUSEUMSTAG———————————————————So, 6. 4. 2014 Stadttheater Wiener Neustadt Thema: Theater im Museum 1994–2014: 20 Jahre Museumstage in Niederösterreich.

Detailprogramm und Anmeldung Museumsmanagement Niederösterreich [email protected], Tel. 02732 73999

www.noemuseen.at

SOG.THEATER———————————————————Das Zentrum für Theaterpädagogik und strategische Inszenierung in Wiener Neustadt bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Kunst, Bildung und Sozialem. Es greift Volkstheaterformen aus aller Welt auf und entwickelt sie mit modernen Theateransätzen weiter. Museen, Straßen, Schulklassen oder Wirtshaussäle werden zu Bühnen und die Zuschauer in das Geschehen einbezogen.

www.sog-theater.com

STADTMUSEUM WIENER NEUSTADT———————————————————Fr, 28. 3.–So, 2. 11. 2014 Für Kaiser und Vaterland? 2700 Wiener Neustadt, Petergasse 2a Tel. 2622 373951

Öffnungszeiten: Mi, Fr–So, Fei 10.00–16.00 Uhr, Do 10.00–20.00 Uhr

Sterben und töten an der Front, arbeiten und hungern in der Heimat. Der Erste Weltkrieg verlangte der Bevölkerung der Monarchie alles ab. Als traditionell kaiser-treue Stadt und als Rüstungszentrum war Wiener Neustadt von größter Bedeutung für den kriegführenden Staat. Mit dem Andauern des Krieges und der steigenden Not erhielten jedoch die Lager der Kriegs-gegner und Kritiker immer mehr Zulauf. Im Jännerstreik fand die Friedenssehn-sucht schließlich einen Ausdruck, der eine weit über das Ereignis hinausreichende symbolische Bedeutung erlangte. Auf Basis der Ergebnisse des Dissertationsprojekts von Sabine Schmitner macht die Aus-stellung anschaulich, wie der Weltkrieg gemanagt wurde, wo und wie dieses auf Widerstand traf und welche Konsequenzen damit verbunden waren.

www.stadtmuseum.wiener-neustadt.at

FLUGMUSEUM AVIATICUM———————————————————2700 Wiener Neustadt Ferdinand-Graf-von-Zeppelin-Str. 1 Tel. 02622 88630

Öffnungszeiten: Di–So 10.00–18.00 Uhr

Das Museum auf dem Areal des ehe-maligen Flugfeldes Ost. Hier startete die Etrich-Taube ihren Jungfernflug im April 1910. Das und viele andere Aspek-te wie Ballonfahrt, Hubschrauber und Flugsicherheit werden in den Hallen des Aviaticums gezeigt. Auch auf die fliegen-den Frauen wurde nicht vergessen. Schon 1910/11 erhielten Lilly Steinschneider und Bozena Lagler die Motorfluglizenz in Österreich. Erste Ballonpilotin Österreichs war Josefine Hinterstoisser.

www.aviaticum.at

INDUSTRIEVIERTELMUSEUM———————————————————2700 Wiener Neustadt Anna-Rieger-Gasse 4 Tel. 02622 26015

Öffnungszeiten: Mo–Fr 10.00–16.00 Uhr

Das Industrieviertelmuseum veranschau-licht die Bedeutung der Arbeit und der arbeitenden Menschen in Wiener Neu-stadt und im südlichen Niederösterreich in der jüngeren österreichischen Geschichte. Sonderausstellung zum Gedenkjahr 2014: „12. Februar 1934. Bürgerkrieg“.

www.stadtmuseum.wiener-neustadt.at/industrieviertelmuseum

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Stift Melk / 35Stift Melk / 34

1.000 Jahre Verehrung des hl. Koloman in Melk. „Koloman – Ein Weg wird Botschaft“ ist eine Ausstellung im Wachaulabor der Schüler des Stiftsgymnasiums Melk.

Hl. Koloman

MAHNER GEGEN FREMDENHASS

Die Geschichte Österreichs ist aufs Engste mit der Geschichte des Stiftes Melk verbun-den. Einige der ersten Herrscher Österreichs, die Markgrafen Heinrich, Adalbert und Ernst, sind in der Stiftskirche bestattet. Eben-so ist dort seit 1014 die Grabstätte des ersten Hausheiligen der Babenberger, des hl. Kolo-man, der bis in das 17. Jahrhundert Landes-patron von Österreich war. Stift Melk ge-denkt im Jahr 2014 der Translatio, der feier-lichen Überführung, des hl. Koloman vor 1.000 Jahren.

Königssohn auf Pilgerschaft

Streng historisch betrachtet wissen wir wenig über die Person des hl. Koloman. Die meisten Quellen finden sich in Legenden. So gilt der hl. Koloman in der Tradition als irischer Königssohn. Er wollte das Erbe, die Herr-schaft seines Vaters, nicht antreten, sondern den irdischen Reichtum hintanstellen und nach Jerusalem pilgern, dorthin, wo sein eigentlicher Herr, Jesus Christus, bestattet wurde.

Die Pilger waren meist aus wohlhabendem Hause, denn eine Pilgerreise war auch kost-spielig. Der Weg, den der hl. Koloman genommen hat, ist natürlich nicht exakt bekannt. Wieder spielen Legenden eine Rolle, die verschiedene Stationen anführen. Eine davon ist z. B. Eisgarn im Waldviertel, wo es einen so genannten Kolomanistein gibt, auf dem der hl. Koloman eine Rast ein-gelegt haben soll. Der Weg führt ihn dann in die Gegend von Stockerau. Dort soll er auf der Suche nach Essbarem von Einhei-

Schüler des Stiftsgymnasiums Melk in der Nordbastei. Hier ist die von ihnen konzipierte Ausstellung „Koloman – Ein Weg wird Botschaft“ zu sehen. Foto: z. V. g.

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Stift Melk / 35

mischen aufgegriffen worden sein. Hier be-ginnt sein tragisches Schicksal. Da die Gegend schon öfter durch das Eindringen der Ungarn verunsichert wurde, war die Angst der Bewohner vor dem Fremden groß. Und da ist nun Koloman, ein Mann in fremder Kleidung, jemand, der anders aus-sieht, jemand, der der Sprache der Einhei-mischen nicht mächtig ist, jemand, der anders ist … ist also ein Spion.

Grausames Martyrium

Die Legende erzählt von einem grausamen Martyrium, das ihn zu einem Geständnis bewegen sollte: mit Fackeln gebrannt, mit Zangen gezwickt, mit Peitschen geschlagen – und schlussendlich wurden ihm, so erzählt die grausame Geschichte, die Schienbeine angesägt. Koloman, wie gesagt der Sprache der Einheimischen nicht mächtig, konnte sich nicht artikulieren, deshalb konnte kein Geständnis, dass er ein Spion sei, erzwungen werden. Die Folge war, dass er auf einem Holunderbaum erhängt wurde. Hier wird als Datum der 17. Juli des Jahres 1012 über-liefert. Nun berichtet die Legende ein beson-deres Wunder: Der Holunderbaum hat fri-sche Blätter und Blüten getrieben. Ein Jahr lang blieb der Erhängte am Baum und ver-weste nicht – also das nächste Wunder.

Nachdem man dann Koloman bestattet hatte, wurde die Gegend um Stockerau von einem Hochwasser überflutet. Meterhoch stand überall das Wasser, nur das Grab des Heiligen blieb vom Hochwasser verschont. All diese Wunder hat man dem Landes-herren, dem Babenberger Heinrich I., ein Sohn Leopold I., auf der Burg zu Melk berichtet. Dieser ließ den immer noch unverwesten Leichnam nach Melk bringen, feierlich in der Burg bestatten und sogleich vom Volk als Heiligen verehren. Als Datum der Translatio wird der 13. Oktober 1014 überliefert. Dieser Tag gilt von nun an als Festtag des hl. Koloman.

Seit Jahrhunderten (seit 1451) wird in Melk aus diesem Anlass auch der „Kolomanikir-tag“ abgehalten. Am 13. Oktober fand durch lange Zeit hindurch die Wahl des Rektors an der Universität Wien statt. Heutzutage wird an diesem Tag übrigens die Wahl der Schul-sprecherinnen und Schulsprecher des Stifts-gymnasiums Melk abgehalten.

Fast ein Kolomanidom

Koloman war also der erste Hausheilige der Babenberger, der Patron von Österreich bis 1663, wo er dann von Leopold III., dem Hei-ligen, sozusagen „abgelöst“ wurde. Die Bedeutung des Heiligen, der natürlich immer noch Patron von Stift und Stadt Melk ist, geht weit über Melk hinaus. An mehr als 250 ver-schiedenen Orten und Stätten, vor allem in Österreich und Bayern, kann man die Kolo-maniverehrung festmachen. Im Wiener Ste-phansdom gibt es mehrere Darstellungen, die die Bedeutung Kolomans in der Geschichte Österreichs unterstreichen.

Als kulturhistorische Besonderheit unter dem Stephansplatz gilt die Virgilkapelle. Ver-mutlich war sie als Grabstätte oder als Ehren-grab für den hl. Koloman gedacht. Wäre es den babenbergischen Landesherren gelun-gen, den Leichnam des hl. Koloman nach Wien zu bringen, wäre das Patrozinium des Stephansdomes auf den hl. Koloman überge-gangen – eine These besagt, dass es dann einen Kolomanidom gäbe.

Als die Babenberger die Burg in Melk verlie-ßen, holten sie die Benediktiner im Jahre 1089 an die Burg von Melk und statteten das Kloster reichlich aus, damit der Ort würdig betreut und für die Vorfahren gebetet werden konnte. Diesem Erbe und dem Wunsch der ersten Markgrafen Österreichs entsprechen die Benediktiner bis auf den heutigen Tag und führen die Tradition der Verehrung des hl. Koloman weiter.

Warum lohnt es sich, die Tradition der Ver-ehrung des hl. Koloman aufrechtzuerhalten? Eigentlich ist er ein sehr aktuell zeitbezo-gener Heiliger: Koloman wurde Opfer seines Fremdseins. Wer anders denkt, wer anders ist, wer anders aussieht, wer anders spricht, der macht sich verdächtig, macht Angst und kann somit leicht das Opfer von Vorurteilen werden. Es wird ihm im übertragenen Sinne ein Strick um den Hals gelegt. Koloman möge uns als „heilige Warnung“ vor Augen stehen, nicht mitzumachen, nicht mitzu-schreien, nicht mitzuschwimmen im Strom der Vorurteile, nicht mitzumachen, wenn jemandem der Strick um den Hals gelegt wird. Somit ist der hl. Koloman nicht bloß eine Legendenfigur, sondern ein sehr aktu-eller Mahner gegen Vorurteile, und es lohnt

sich allemal, sein Gedächtnis zu bewahren und weiterzutragen.

Ein Weg wird Botschaft

Im heurigen Jahr gibt es verschiedene Gottes-dienste und zahlreiche Veranstaltungen im Stift Melk, die das Thema „Koloman – Ein Weg wird Botschaft“ in verschiedenster Weise begleiten. So werden etwa zwei der kostbarsten Schätze des Klosters, das Melker Kreuz und die Kolomanimonstranz, im Ori-ginal gezeigt. Die „MuseumsMacher“, Schü-ler und Schülerinnen des Stiftsgymnasiums, haben im „Wachaulabor“ in der Nordbastei des Stiftes eine Ausstellung zum Thema „Koloman – Ein Weg wird Botschaft“ erar-beitet. Sie veranschaulicht Leben, Zeit und Nachwirken des hl. Koloman, des Patrons von Stift und Stadt Melk. /

Text: P. Martin Rotheneder

Kolomanistein bei Eisgarn, Waldviertel. Der Legende nach soll hier der hl. Koloman eine Rast eingelegt

haben. Foto: Günther Z.

KOLOMAN – EIN WEG WIRD BOTSCHAFT———————————————————Stift Melk, Wachaulabor in der Nordbastei 3390 Melk, Abt-Berthold-Dietmayr-Str. 1 Tel. 02752 555-2

Öffnungszeiten: tägl. 8.30–17.00 Uhr

www.stiftsgymnasium-melk.org

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Museum Langau / 36

Die kommenden drei Jahre werden bestimmt nicht langweilig. Im Freizeitmuseum Lan-gau wird nicht mit der Seele gebaumelt, sondern eifrig an einem Diorama gebaut. Es wird auf zwölf Quadratmetern den Braun-kohle-Tagbau der Nachkriegszeit zeigen. Es wird nach Kohle riechen, da wird gebaggert und gepumpt werden, da quietschen die Hunte und rütteln die Siebe. Nun ist man mitten im Planungsstadium – und das berei-tet dem pensionierten Eisenbahner Günter Billing manch schlaflose Nacht. Die Ergeb-nisse dieser sind Skizzen, die sich mit beson-

ders kniffligen Aufgabenstellungen beschäf-tigen. Wie etwa die Seilbahn so konstruiert werden kann, dass das „Seil“ – im Modell ein Schnürchen – nicht bei jedem Arbeits-griff reißt.

Langau liegt an der Grenze zu Tschechien. Landwirtschaft rundum, sanft gewellte Landschaft, und etwas abseits des Ortes die Bergwerkseen und eine Erhebung, die sich „Kipp“ nennt. Von einem Bergwerk ist weit und breit nichts zu sehen, es ist nur mehr in der Erinnerung der älteren Menschen prä-

sent. Mit dem Diorama wird das einstige Bergwerk wiederauferstehen. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde im Zuge der Errichtung der Bahnstrecke Retz–Drosen-dorf a. d. Thaya (1910) ein Kohleflöz ent-deckt. Doch es dauerte bis nach dem Zwei-ten Weltkrieg, um das Braunkohlelager im Tagbau zu nutzen. Den Abbau trieb einer-seits der strenge Winter 1946/47, der als Hungerwinter in die Nachkriegsgeschichte eingegangen ist, und andererseits der Man-gel an Importkohle voran.

Austria

1947 erwarb die Bergbau-Förderungs-Gesellschaft m. b. H. die Schürfrechte, im Jahr darauf waren die Vorbereitungsarbeiten so weit gediehen – es waren umfangreiche Entwässerungsmaßnahmen notwendig, um an den etwa vier Meter dicken Flöz zu kom-men –, dass mit dem Abbau begonnen wer-den konnte. Mit Krampen und Schaufel wurden 10 bis 20 Tonnen pro Tag aus der Grube „Austria“ gefördert. Mangels einer Waage bestimmte man das Gewicht durch das Füllen von Holzgefäßen.

Das Modellbauteam rund um Günther Bil-ling wird die Situation des Braunkohletag-baus im Jahre 1950 darstellen. 1950 erreichte der Abbau mit 630 Arbeitern den höchsten Beschäftigungsstand. Weiters war das Braunkohlefeld „Austria“ so weit mechani-siert, wie es sich Modellbauer erträumen: Feldbahnen, Löffelbagger, Kipper, Sieberei, Verladestation und eine Seilbahn. Die Seil-bahn, die über zwei Kilometer vom Tagbau bis zur Sieberei quer über die Felder verlief,

Kohlebergbau

KOHLE EN DÉTAIL

Der Braunkohle-Abbau von Langau im Waldviertel wird dokumentiert: Ein Diorama wird die Arbeiten im Tagbau wirklichkeitsgetreu nachstellen.

Fliegende Hunte – die zwei Kilometer lange Seilbahn beförderte die Kohle vom Abbau zur Sortieranlage nahe dem Bahnhof. Foto: z. V. g.

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Museum Langau / 37

wurde deshalb errichtet, da der Bau einer Feldbahn wegen der hohen Grundablösen zu teuer gekommen wäre. Deshalb ent-schloss man sich, die Braunkohle in luftiger Höhe zur Sortieranlage nahe des Bahnhofs zu transportieren. Die Fördermenge wurde auf 770 Tonnen erhöht, 1954 waren es rund 1.000 Tonnen pro Tag.

Im Maßstab 1:87

Für die detailgetreue Wiedergabe des Berg-werks „Austria“ im Maßstab 1:87 sammelte man Pläne, Fotos und hat ehemalige Arbei-ter und Zeitzeugen eingehend befragt. Man arbeitet mit den Betrieben des Ortes zusam-men und hat Sponsoren aufgetrieben. Auch das Land Niederösterreich fördert das Pro-jekt. Die Firma Riegl Laser Measurement Systems aus Horn ließ das Areal mittels Flugprospektion vermessen. Die übermit-telten Daten erlauben es, ein detailgetreues Relief anzufertigen.

Seilbahn & Soundfiles

Günter Billing kam über Krippenbau zum Modellbau. Sein Team wird durch Otto Schmutz, Heribert Reiß und Hermann Bald-reich verstärkt. Das Relief wird auf eine Hartschaumplatte übertragen. Diese wird in fünf Segmente geteilt, jeder der Modellbauer nimmt dann einen Teil mit nach Hause. Darauf wird dann der Untergrund – Erde, Kohle, Streumaterial – aufgebracht, werden die Geleise der Feldbahn verlegt, die Pump-stationen, die Baracken der Arbeiter gebaut und elektrifiziert, die Ständer für die Seil-bahn und 260 Hunte mit und ohne Braun-

kohle platziert, 300 Birken gepflanzt und hunderte Arbeiter in Position gebracht. Lastwägen fahren auf den Straßen, Einhei-mische holen mit einem Handwagerl die ihr zustehende Feinkohle – „eigentlich Kohlen-staub“, so Billing – aus der Sieberei.

Es braucht Umlenkrollen und Wellen, Zahn-räder und all den mechanischen, elektri-schen und elektronischen Unterbau, der unter der Platte unsichtbar für Bewegung, Licht und Geräusche sorgt. Damit werden sich Max Hengl, Christian Marangoni und Christian Jaglitsch vom Modellbauzentrum Gars ehrenamtlich beschäftigen. Sie werden Soundfiles herstellen, dass die Bagger ras-seln und die Dampfloks pfeifen. „Sie können Drähte löten, die ich mit freiem Auge gar nicht sehe“, schwärmt Günter Billing.

Geleise, Lokomotiven, Waggons, Bagger und anderes Gerät sind bei Modellbaufir-men erhältlich. Diese müssen dann mecha-nisiert werden. Und anschließend die rich-tige Patina bekommen. Für das „Altmachen“ ist die Malerin Leopoldine Zibula zuständig. Die Bagger sollen rostig sein, die Arbeiter verschwitzt und die Gebäude kohlen-schwarz. „Der Besucher muss glauben, dass er dreckig wird, wenn er hineingreift.“ Dass er aber nicht hineingreift, dafür wird eine Glaswand sorgen, die das Diorama abschirmt.

„Heimaterde“

Der Hauptabnehmer der Feinkohle waren die Wiener Stadtwerke, welche die Kohle in den Dampfkraftwerken Engerthstraße und

FREIZEITMUSEUM LANGAU———————————————————2091 Langau, Sommerzeile 36 Tel. 0664 4748750

Öffnungszeiten: Mitte April–Ende Oktober Sa 12.00–17.00 Uhr, So und Fei 10.00–17.00 Uhr, wochentags für Gruppen nach Anmeldung

An einer der Pumpstationen. Für den Abbau musste der Grundwasserspiegel gesenkt werden.

V. l. n. r.: Bürgermeister Franz Linsbauer, Leopoldine Zibula, Heribert Reiß, Projektleiter Günter Billing, Hermann Baldreich, Otto Schmutz. Für Finanzen und Koordination zuständig ist Ewald Brunmüller. Foto: Robert Schmutz

Simmering verfeuerten. Die Grobkohle wurde an die Bundesbahnen verkauft. „Hei-materde“ nannten die Eisenbahner die Braunkohle aus Langau, denn sie war wegen ihres geringen Brennwerts gefürchtet.

Mit dem Einsatz von Ketten- und Schaufel-radbaggern verloren viele Arbeiter ihre Beschäftigung. 1963 wurde der Abbau ein-gestellt. Geblieben ist die „Kipp“: das Ergeb-nis von etwa 700.000 Kubikmetern Abraum-material. Der weitere Abraum wurde in die ausgekohlten Tagbauräume zurückgebracht. Drei Gruben füllten sich mit Grundwasser, einer der Bergwerkseen ist ein Badeteich. Einige der Baracken werden bis heute als Betriebsbauten genutzt. Der markante Bau der Sieberei wird gerade als Wohnhaus instand gesetzt. /

Text: Mella Waldstein

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Fastenkrippen stellen die Passion Christi dar. Sie entstanden, weil die Gläubigen früherer Zeit auch die Ereignisse der Karwoche vor Augen haben wollten.

Das Wort „Fastenkrippe“ in seiner Bedeu-tung vom Gegenstand, den es eigentlich bezeichnet, kann keine klaren Vorstellungen vermitteln. Weder das Bestimmungswort „Fasten“ noch das Grundwort „Krippe“ bezeichnen das Wesen der Fastenkrippe, denn das Leiden Christi hat weder etwas mit Fasten und noch weniger mit einer Krippe zu tun. Außerdem wird die Fastenkrippe auch Passionskrippe genannt, was der Bedeutung schon etwas näher kommt. Das Wort „Passion“ bedeutet neben dem Leiden selbst in bildlicher Darstellung den Leidens-weg Christi.

Möchte man daher ein Wort gebrauchen, das dem der Weihnachtskrippe entsprechen könnte, müsste man die Fastenkrippe „Osterkrippe“ nennen. Sie sind entstanden, weil die Gläubigen früherer Zeit auch die

Ereignisse der Karwoche vor Augen haben wollten. So entwickelten sich Darstellungen und geistliche Schauspiele (in der Barock-zeit): vom Gebet am Ölberg bis zur Auferste-hung. Insbesondere findet man die Fasten-krippen in Tirol. Eine der bekanntesten Fastenkrippen steht in Götzens. Sie wurde vor etwa 200 Jahren geschaffen. In 31 Sze-nen und mit 400 Teilen stellt sie Stationen der Leidensgeschichte und die Auferstehung Jesu dar.

Darstellung von Schmerz

Im engeren Sinn werden die Szenen vom Einzug in Jerusalem über die Stationen der Leidensgeschichte bis zur Auferstehung und dem Emmausgang dargestellt. Dem Bedürf-nis der Bevölkerung, die Passion Christi möglichst nachzuvollziehen, verdanken wir

1. NÖ KRIPPENMUSEUM———————————————————Sa, 5., So, 6., Sa, 12., So, 13. 4. 2014, 10.00–18.00 Uhr

Kreuzwege, heilige Gräber, letztes Abendmahl

2331 Vösendorf, Johannisweg 2 (Schüttkasten im Schlossareal)

Tel. 0664 3257410

Gruppen gegen Voranmeldung auch an anderen Tagen möglich

Fastenkrippen

ERNSTE KRIPPEN

Krippenverein Vösendorf / 38 Museen / 39

die Entstehung der „Heiligen Gräber“. Sze-nen wie „das letzte Abendmahl“ oder Kreuz-wege sind in unseren Passionskrippen ent-halten. Die in Trauer gehüllte Fasten- oder Passionskrippe, die Darstellung des Leidens und Sterbens Christi, hat nie eine Verbrei-tung wie die der Weihnachtskrippe gefun-den. Die Weihnachtsgeschichte ist etwas Freudiges: Der Erlöser ist geboren. Bei einer Passionskrippe muss man sich dagegen auch mit unangenehmen Darstellungen ausein-andersetzen: mit Blut, Leid und Schmerz.

Daher haben Fastenkrippen und „Heilige Gräber“ gegenüber der Weihnachtskrippe Seltenheitswert. Ein Krippenfreund sollte sich verpflichtet fühlen, sich einerseits der alten Fastenkrippen anzunehmen und ande-rerseits neue Fastenkrippen zu bauen, um diese wieder bekannt zu machen. /

Text: Franz Wostalek

Fotos: Johann Haas

Die Passion Christi dargestellt in einer Fasten- oder Osterkrippe. Foto: Johann Haas

schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014

Page 39: Schaufenster Kultur.Region März/April 2014

Die Sonderausstellung „Das Märchen von der Weltherrschaft“ thematisiert die Vorurteile, mit denen Freimaurer über Zeiten und Länder konfrontiert sind.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Museen bietet das Österreichische Freimau-rermuseum Schloss Rosenau die einmalige Gelegenheit, dem Erbe der europäischen Aufklärung, der Ideale freimaurerischen Denkens sowie des sozialen und humani-tären Engagements in einer barocken Gesamtanlage und darin dem ältesten erhal-tenen Logenraum auf dem Kontinent zu begegnen. Die Sonderausstellung ist als Ergänzung zur ständigen Sammlung in Ro-senau konzipiert.

Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien haben die Freimau-rer durch die Jahrhunderte begleitet. Die Ausstellung führt vor, von wem und zu wel-chem Nutzen die Entstehung von Vorurteilen angezettelt wurde und wird. „Ange-zettelt“ im Wortsinn, denn oft wird mit Anschlagzet-teln, mit Schriften, Karikaturen und Plakaten Stimmung gemacht. Weltherrschaftsver-

schwörungen und „Unterwanderung“ haben alle Ismen, die in Wahrheit selbst die „Welt-herrschaft“ zu erringen trachteten (ob religi-öse oder politische, nationale, faschistische oder kommunistische), den liberalen und toleranten Kräften unterstellt. Diesen sich historisch immer wiederholenden Prozess macht die Ausstellung deutlich. Aber auch seine national sehr unterschiedlichen Aus-prägungen. Denn der zweite Teil der Ausstel-lung ist verschiedenen europäischen Beiträ-gen gewidmet. Strenger Katholizismus oder diktatorische Regime zeitigen überall und zu allen Zeiten (aber keineswegs gleichzeitig) dieselben Folgen. Die Ausstellung zeigt reich-liches Bild- und Textmaterial aus nationalen freimaurerischen Archiven und Museen aus ganz Europa.

Freiheit des Denkens und der Gebrauch der Vernunft wird als Untergrabung der politi-schen und religiösen Macht denunziert und bekämpft. Das Schema war immer und über-

DAS MÄRCHEN VON DER WELTHERRSCHAFT———————————————————Österreichisches Freimaurermuseum Schloss Rosenau

3924 Schloss Rosenau 21 Öffnungszeiten: April–Ende Oktober tägl. 9.00–17.00 Uhr, November–März nach Voranmeldung

www.freimaurermuseum.at

Schloss Rosenau

FREIHEIT DES DENKENS

Museen / 39

all dasselbe: Die Bilder und Phantasien zur „Weltherrschaft“ sind von erschreckender Einfalt (aber gerade dadurch am wirk-samsten). „Erkenntnisse“ und „Entlar-vungen“ von Menschen, Ambitionen und sozialen Verbindungen werden vorgegaukelt, ohne je bewiesen zu werden. Von verunsi-cherten und ängstlichen Menschen für bare Münze genommen, ist nur zu oft daraus gegen andere Nationen, Gesinnungen oder gar „Rassen“ eine tödliche Waffe geschmiedet geworden. Nur in der unerschütterlichen Demokratie der Schweiz stellte gegen allen Druck von außen der Volkswille die Freimau-rerei von Verfolgung frei!

Die Sonderausstellung in Rosenau bildet den Auftakt zu einem einmaligen Ensemble: Das wunderbare Barockschloss bietet mit einem Sterne-Restaurant und Hotel einen schönen Platz zum Verweilen. Im Logentrakt hat die Großloge von Österreich eine Dauerausstel-lung zu ihrer wechselhaften, aber kulturell bedeutenden Geschichte eingerichtet. /

Text: Peter Back-Vega

In der barocken Gesamtanlage von Rosenau befindet sich der älteste erhaltene Logenraum des Kontinents. Foto: Freimaurermuseum Schloss Rosenau

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Eine Reise zu den Anfängen der elektrischen Energie. Das Strommuseum Ybbs hat neben der historischen Sammlung einen Schwerpunkt für Kinder gesetzt.

Im Jänner des Jahres 1898 erschien in der „Niederösterreichischen Zeitung“ folgende Meldung: „Seit einigen Tagen erfreut sich das freundliche, an der Donau gelegene Städt-chen Ybbs einer electrischen Straßenbeleuch-tung, eingeleitet und funktioniert zur Zufrie-denheit aller. Die städtische Beleuchtung besteht aus Glüh- und Bogenlampen und wird von dem daselbst von der Firma Brüder Wüster errichteten und soeben vollendeten Electricitätswerk geliefert. Die Betriebskraft für das Werk liefert der Ybbsfluß, dessen Wasser mittels eines breiten, dreieinhalb Kilometer langen Kanales zwei Turbinen zugeführt wird, welche eine Kraft von 550 Pferdestärken ergeben. Da außer der Wasser-kraft zwei Dampfmaschinen von 350 Pferde-stärken vorgesehen sind, so zählt das neue Werk zu den größten Elecriticitätswerken Österreichs.“

Das Strommuseum in Ybbs befindet sich im alten Kraftwerksgebäude der Firma E-Werk Wüster. Dieses altehrwürdige Gebäude wurde 1898 als eines der ersten Drehstromkraft-werke auf der Basis von Wasserkraft von den Gebrüdern Albert und Heinrich Wüster in Betrieb genommen. Es diente der Stadt Ybbs für die Stromversorgung der Straßenbeleuch-tung, der Straßenbahn und für Wohnungsbe-leuchtungen. Dieses alte Kraftwerk wurde 2004 stillgelegt und durch das neue „Wasser-kraftwerk Kemmelbach“ ersetzt. Die histo-rische Generatorenhalle war von diesem Zeit-punkt an ohne Funktion.

Im Jahr 2009 beschloss der derzeitige Fir-menchef, Dr. Peter Wüster, diese Halle mit neuem Leben in Form eines Strommuseums zu erfüllen. In all den Jahren hatte sich eine große Anzahl von historisch interessanten Ausstellungsstücken angesammelt. Einen Partner fand er in DI Helmut Wibihail, einem ehemaligen Professor der HTL St. Pölten, der neben dem entsprechenden Fachwissen auch noch eine umfangreiche Sammlung von elek-trischen Ausstellungsobjekten mitbrachte. Diese beiden Sammlungen wurden nun zusammengelegt und sind im Strommuseum ausgestellt. Das Museum gliedert sich in zwei Teilbereiche: in den klassischen Teil, in dem historisch wertvolle technische Geräte ausge-stellt sind, und das Kinderstrommuseum.

Heißer Draht

Im Rahmen eines Maturaprojekts der Han-delsakademie Ybbs kam der Projektgruppe – bestehend aus Julia Reisinger, Marlene Punz, Sarah Teufel und Claudia Kögel – die Idee

STROMMUSEUM YBSS———————————————————3370 Ybbs, Unterauer Straße 53–55 Tel. 07412 52502 Ganzjährig geöffnet, Gruppen nach Vereinbarungen

www.wuesterstrom.at

Ybbs an der Donau

UNTERWEGS MIT VOLTI & TURBI

Dr. Karl Renner-Museum / 41Museen / 40

eines Kinderstrommuseums. Im November 2011 verwirklichte die Gruppe gemeinsam mit dem E-Werk Wüster ihre Idee. Mittler-weile ist für das Kinderstrommuseum eine gute Basis geschaffen worden, die weiter aus-baufähig ist. Das Kindermuseum wird fast monatlich durch neue Ausstellungsstücke oder Experimente erweitert und verbessert. Kinder können an verschiedenen Stationen (Volti- & Turbi-Powerrad, Heißer Draht, Elektro-Stecktafel, Stromkastenquiz, Elektro-Baukästen sowie Modelle zur Windkraft und Sonnenenergie) ihr Wissen über Elektrizität und Energie schulen. Begleitet werden sie von den Maskottchen Volti und Turbi – dem Powerteam.

Für das Team des Strommuseums ist es wich-tig, dass die Kinder im Mittelpunkt stehen. Gemeinsam werden Informationen erarbeitet und offene Fragen geklärt. Durch spiele-risches Lernen sollen die Kinder näher an die Themen Strom und erneuerbare Energie herangeführt werden. /

Text: Julia Reisinger

Foto: Gerhard Kappelmüller

Generatorenhalle des 1898 errichteten Drehstromkraftwerkes Ybbs.

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Wie viele niederösterreichische Museen in diesem Jahr widmet das Renner-Museum in Gloggnitz seine Sonderausstellung dem Ersten Weltkrieg. Das „schaufenster Kultur.Region“ wird in den kommenden

Monaten über einige dieser Ausstellungen berichten.

Was haben die Menschen gefühlt, wie ist es ihnen ergangen, als vor 100 Jahren das „Mit Hurra ins Feld“ vom Entsetzen des Unter-gangs abgelöst wurde, als der Große Krieg in die Geschichte eingegangen ist? Dieser Dra-matik widmet sich die Gedenkausstellung „Hoppla, wir leben – mit ,Hurra‘ in den Untergang“ im Gedenkjahr 2014. Nach einer Idee des wissenschaftlichen Leiters des Museums, HR Prof. Dr. Siegfried Nasko, wurde ein Gesamtkonzept unter seiner Füh-rung erstellt, das neben der dreiteiligen Aus-stellungslandschaft auch eine begleitende Broschüre beinhaltet.

Der Titel der Ausstellung „Hoppla, wir leben“ symbolisiert das vielschichtige Ster-ben, das Ernst Toller, Schriftsteller, Politiker

und Revolutionär jüdischer Herkunft, in einer Autorenlesung in den 1920er Jahren des vorigen Jahrhunderts beschrieb. Die Ankündigung der Schau tritt den Betrach-tern mit einem Bildsegment aus Ernst Kut-zers „Finis“, aus „Ernstes und Heiteres aus dem Weltkrieg“, gegenüber und symbolisiert die Tragödie eindrucksvoll und nachhaltig. In den drei räumlichen Abschnitten werden anhand von Fotos, Gemälden, Büsten, Auf-rufen, Zeitungsberichten, Dokumenten, Fahnen, Uniformen, Waffenteilen, Alltags-gegenständen und Kriegsprothesen die Ent-wicklungen zur Urkatastrophe des begon-nenen Jahrhunderts skizziert. Dabei stehen nicht die militärhistorischen Aspekte im Vordergrund, sondern der Blick auf Geschichte von „unten“, von Mächtigen und Ohnmächtigen, an dessen Ende die men-schenverachtende Bilanz, ein Attentat und Millionen Tote stehen.

Hunger, Streik und Opfertod

Im Bereich „Fin de Siècle“ spannt sich der Bogen vom Adel und Alltag hin zu Einzel-schicksalen am Beispiel von Oberst Redl und dem sozialdemokratischen Arbeiter-führer Franz Schuhmeier. Der Bereich „Attentat und Kriegsausbruch“ beleuchtet den Thronfolgermord im Umfeld der Ereig-nisse, zeigt Attentäter und Opfer und skiz-ziert die Entfesselung des Ersten Weltkrieges mit Bildnissen der Mobilisierung und Waf-fenbrüderschaft.

Im letzten Bereich „Hunger, Streik und Opfertod“ zeigen Zeitungskommentare sowie Illustrationen den Tod des greisen

HOPPLA, WIR LEBEN –MIT „HURRA“ IN DEN UNTERGANG———————————————————Bis 8. 12. 2014, Fr, 14.00–18.00 Uhr, Sa, So, Fei 10.00–18 Uhr

Dr. Karl Renner-Museum

2640 Gloggnitz, Rennergasse 2 Tel. 02662 42498

Gruppen jederzeit nach Anmeldung

www.rennermuseum.eu

Gedenkjahr 1914

MIT „HURRA“ IN DEN UNTERGANG

Dr. Karl Renner-Museum / 41

Kaisers Franz Joseph I. Was bleibt, sind Krieg, Geld- und Brotnot. Beim Betrachten der Schlachten wird an die geschundenen Kreaturen der Schlachtfelder mit Ölbildern, Fotos, Georg Trakls Gedicht „Grodeck“, aber auch mit Hand- und Bein-Prothesen erin-nert. Die Darstellungen der Geburtswehen einer neuen Ära runden die Präsentation ab.

Raritäten wie zum Beispiel ein Rekruten-sträußel vor Kriegsausbruch 1914, aber auch Utensilien aus Renners Besitz sind zu sehen. Ein besonderes Objekt ist das Original-Tor der Kerkerzelle der Außenstelle des Wiener Landesgerichts in Wiener Neustadt, in der Dr. Karl Renner im Zuge des Jännerstreiks 1918 zwei Tage eingesperrt war. Die kom-pakte Schau in der Renner-Villa vermittelt einen exemplarischen Überblick und zeigt im kleinen Haus große Geschichte – zur Mahnung und Lehre für die Zukunft. /

Text: Adolf Csekits

Hesser Kameradschaftsfahne, mit Doppeladler und Aufschrift „Mit Gott für Kaiser und Vaterland“, 1913,

180 x 180 cm, Traditionsraum des Hessermuseums im NÖ Militärkommando, St. Pölten

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Museumsdorf Niedersulz / 42

Die besucherlose Zeit zwischen Saisonende Anfang November und Saisonbeginn im April wird im Museumsdorf unter anderem für zahlreiche Arbeiten am Sammlungsbe-stand genützt, die vor allem dem Erhalt und der Pflege der Objekte dienen. Gleichzeitig wird eine neue kleine Ausstellung zum Thema Schule konzipiert und gestaltet sowie ein internationales Lehmbau-Symposium organisiert. „Wie immer“ unterstützt eine Gruppe von ehrenamtlichen Mitarbeitern das Team des Museumsdorfes in vielen Bereichen.

Ein nicht zu unterschätzender Bereich der Museumsarbeit ist die Reinigung der mobi-len Objekte, die entweder als Einrichtungs-gegenstände und Ausstattung in den Häu-sern fungieren oder in nicht zugänglichen Gebäuden zwischengelagert sind. Die Reini-gung von Staub und Schmutz dient nicht nur der Optik, sondern auch der Überprü-fung der Objekte auf akuten „Holzwurm“-Befall (gewöhnlicher Nagekäfer, Hausbock-käfer). Sollte neuer Befall festgestellt worden sein, werden die Objekte gesondert gelagert und bei nächster Gelegenheit in der mobilen

Thermokammer gegen diese Insekten behandelt. Im diesem Winter nahmen sich unsere Ehrenamtlichen die komplette Aus-stattung der dem Almwirtshaus aus Poys-dorf angeschlossenen Greißlerei vor.

Die erwähnte Zwischenlagerung von Objekten in Museumsgebäuden ist eine – wenn auch in vielen Museen aufgrund von Platzmangel oder fehlender Depoträumlich-keiten notwendige – Übergangslösung. So konnten in den vergangenen Monaten zwei dieser Zwischenlager geräumt werden.

Museumsarbeit

BACKSTAGE

Museumsdorf Niedersulz – Winterarbeiten im Sammlungsbereich und Vorbereitungen für den Saisonstart.

Die Ehrenamtlichen Peter Huber, „Oberlehrer“ Fritz Wendy, Mag. Marianne Messerer und Franziska Bogenstorfer bereiten mit Dr. Veronika Plöckinger-Walenta (Mitte) die Schulausstellung vor.

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Museumsdorf Niedersulz / 43

Dafür erfolgte zuerst eine einfache Aufnah-me der Objekte mit Eingangsnummer und Eintrag derselben in eine Tabelle mit Objekt-bezeichnung, Maßen und Anmerkungen. Auch dabei brachten sich einige Ehrenamt-liche eifrig und interessiert ein. Die kom-plette Inventarisierung erfordert wesentlich mehr Zeit- und Personalaufwand, wird aber in Zukunft selbstverständlich auch für diese Objekte durchgeführt werden. Jedenfalls kamen diese Gegenstände auch in die Ther-mokammer und durften anschließend in das – holzschädlingsfreie! – Depot verbracht werden.

Objekte begutachten

In der besucher- und veranstaltungsfreien Wintersaison ist auch Zeit und Möglichkeit, die laufend von der Bevölkerung angebote-nen Objekte zu begutachten, zu evaluieren und so manches Stück in den Sammlungs-bestand des Museumsdorfes aufzunehmen. Dort werden die Objekte so weit als möglich auch gleich inventarisiert, behandelt und ins Depot oder in die Häuser als zusätzliche Einrichtungsgegenstände gebracht. Die Aus-wahl der potenziellen Sammlungsobjekte erfolgt nach dem Leitbild des Museums-dorfes und berücksichtigt neben der Her-kunft (Weinviertel) Kriterien wie Alter, Funktion oder manchmal auch Ästhetik. Schließlich ist der Sammlungsbestand des Museumsdorfes sehr umfangreich und viele Gegenstände bereits mehrfach vorhanden. Die Übernahme eines Objekts bedeutet letztendlich auch eine große, nicht leichtfer-tig übernommene Verantwortung zum wei-teren Erhalt (Reinigung, Pflege, Holzwurm-behandlung, Inventarisierung etc.) dessel-ben, der wiederum mit einem langfristigen finanziellen und personellen Aufwand ver-bunden ist.

Nicht nur die mobilen Sammlungsgegen-stände, auch die gebauten Objekte des Museumsdorfes erfordern laufende Erhal-tungsmaßnahmen. Im Winter kann man Häuser, Werkstätten, Presshäuser und Stadel aufgrund der fehlenden Belaubung von Bäu-men und Sträuchern besonders gut inspizie-ren. Danach wird ein Plan festgelegt, was dringend und noch vor Beginn der nächsten Museumssaison renoviert werden muss bzw. welche Objekte auch später noch bearbeitet werden können. Manchmal ist es auch notwendig, zum Schutz und Erhalt der

Gebäude Schnittarbeiten im Grünraumbe-reich durchzuführen, wie beispielsweise das Zurückschneiden von überhängenden Ästen etc.

Schulausstellung

Ein Gemeinschaftsprojekt der ehrenamt-lichen Gruppe im Winter 2013/14 ist die Vorbereitung und Einrichtung einer kleinen Schulausstellung. Dafür werden in einem Zubau der 2012 eröffneten Volksschule aus Gaiselberg Unterrichtsmaterialien, „schu-lische“ Textilien und Wandbilder gesam-melt, ausgewählt, beschriftet und arrangiert. Ein Bereich wird sich dem aus dem Wein-viertel stammenden Schulbuchautor und -historiker Ludwig Boyer widmen. Außer-dem thematisiert die Ausstellung die zahl-reichen Aufgaben eines Dorfschullehrers und seine soziale Stellung in der dörflichen Gemeinschaft. Die Eröffnung der Ausstel-lung findet am Sonntag, den 1. Juni, um 11 Uhr – vor dem großen Kinder- und Spielefest im Museumsdorf – statt.

Lehmbau-Symposium

Bereits im Frühjahr – von 26. bis 28. März 2014 – hält das Museumsdorf ein internatio-nales Lehmbau-Symposium unter dem Motto „Lehmbau – Tradition und Moderne“ ab. Dies ist der nächste Schritt nach der Eröff-nung einer Lehmbau-Ausstellung im Press-haus aus Herzogbirbaum auf dem Weg zur Installierung eines Lehmbau-Kompetenz-zentrums im Museumsdorf. Die Tagung wird gemeinsam mit dem „Museum des Dorfes Südmährens“, dem Freilichtmuseum Stráž-

LEHMBAU – TRADITION UND MODERNE———————————————————Mi, 26. 3.–Fr, 28. 3. 2014 Museumsdorf Niedersulz

Informationen und Anmeldung: www.museumsdorf.at

Detail eines Presshauses aus ungebrannten und gebrannten Lehmziegeln, Niedersulz.

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nice – im Rahmen des Programms „Europä-ische Territoriale Zusammenarbeit Öster-reich–Tschechische Republik 2007–2013“, gefördert durch die Europäische Union „Europäischer Fonds für regionale Entwick-lung“ (EFRE) – organisiert und durchgeführt. Sie dient der Vernetzung von österreichi-schen, tschechischen und weiteren Fachleu-ten zum Thema Lehmbau. Die Bandbreite der Beitragsthemen reicht von der Geologie des Weinviertels und Südmährens über den Umgang mit Lehmbau in verschiedenen Frei-lichtmuseen bis hin zum Erhalt historischer Lehmbauten in situ. Am 3. Symposiumstag findet eine Exkursion in das Partnermuseum in Strážnice statt. Das Lehmbau-Symposium ist öffentlich zugänglich, Anmeldung bitte unbedingt erforderlich. /

Text: Veronika Plöckinger-Walenta

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Museumsdorf Niedersulz / 44

Wenn am 15. April 2014 das Museumsdorf Niedersulz endlich wieder seine Pforten öffnet, wird hoffentlich schon der Frühling ins Land gezogen sein. Und sobald die ersten farbfrohen Frühlingsboten das letzte Grau der Wintermonate vertrieben, die Luft sich peu à peu erwärmt und die Insekten ihre Winterquartiere verlassen haben, dann heißt es für das Museumsdorf-Grünraum-team rund um Ulrike Nehiba wieder: pflan-zen, setzen, düngen, gießen, schneiden. Viel Arbeit, allerdings eine, die sich lohnt.

Gärten – eine Oase der Lebensfreude & Erholung

Es ist allgemein bekannt und gilt als erwie-sen, dass Gärten und das Arbeiten in den

Gärten respektive das „Garteln“ oder auch „Gardening“ eine Atmosphäre der Erho-lung, Entspannung und Lebensfreude schaffen. Und mehr noch: Naturnahes Gärtnern bedeutet aber auch immer Wirt-schaften mit Verantwortung. So werden im Museumsdorf Niedersulz auf einer Fläche von 22 Hektar bereits seit Jahrzehnten die Kernkriterien von „Natur im Garten“ erfüllt: Verzicht auf Pestizide, leicht lösliche Mineraldünger und Torf zur Bodenaufbe-reitung. Unter anderem deshalb wurde 2013 dem Museumsdorf der „Goldene Igel“ verliehen, die Qualitätsauszeichnung von „Natur im Garten“ und eine Anerkennung, dass nachhaltig und ausschließlich nach ökologischen Richtlinien und Standards gearbeitet wird.

Das Credo im Museumsdorf

Ein weiteres Credo im Museumsdorf Nie-dersulz ist die Erhaltung und Aufbereitung des Wissens rund um die Sortenvielfalt. Insbesondere sollen dabei heimische und historische Nutz- und Zierpflanzen des Weinviertels von damals erhalten werden. Die zahlreichen, nach biologischen Richt-linien gepflegten Bauern-, Nutz-, und Kräu-tergärten sowie landwirtschaftlichen Flä-chen des Museumsdorfes dokumentieren und setzen dieses Ansinnen und Vorhaben authentisch und akribisch um. Auch das Zusammenspiel von Nutzung, Verwendung und die jahreszeitliche Ausrichtung des täg-lichen Lebens in Harmonie mit der Natur finden Eingang in die „Garten-Philosophie“ und ihre Umsetzung in den Museumsdorf-Gärten.

Ein Bibelgarten, der letztes Jahr in Koopera-tion mit der Österreichischen Bibelgesell-schaft umgesetzt und eröffnet wurde, erwei-terte diesen „Garten-Dokumentationsrei-gen“ im Museumsdorf. Hierbei wird die bäuerliche Gartenkultur des Alltags unter Berücksichtigung religiöser Symbolik aufge-arbeitet und gezeigt. Die Museumsdorf-Besucher sollen durch Projekte wie dieses zur Auseinandersetzung mit Themenfeldern wie Biodiversität und Standorteignung ein-geladen und animiert werden.

Workshops rund ums „Garteln“

Themen rund um den Garten stehen in der kommenden Saison 2014 verstärkt am Pro-gramm des Museumsdorfes. Gleich an zwei

Saisonstart

FRÜHLING, FRÜHLING WIRD ES NUN BALD …

… heißt es im „Frühlingslied“ bei Hoffmann von Fallersleben. Im Museumsdorf Niedersulz werden mit dem Frühlingserwachen neue Schwerpunkte für Gartenfreunde gesetzt: Die Beratungsstelle

„Natur im Garten“ ist ab heuer im Museumsdorf zu Hause.

Vorgärten – die Visitenkarte jedes Hauses.

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Museumsdorf Niedersulz / 45

Terminen – 26. April und 21. Juni – findet der Workshop „Stoff-Färben mit Pflanzen“ statt. In Blättern, Früchten und Samen vieler Pflanzen stecken Inhaltsstoffe, die sich besonders gut zum Färben von Wolle oder Stoffen eignen. Bewusst werden bei diesen Workshops nicht die üblichen bekannten Färbekräuter verwendet, sondern Pflanzen, die auf Flur, Feld und Wiesen leicht zu fin-den sind, etwa Walnuss, Holunder oder Schöllkraut. Durch spezielle Bindetechniken können batikähnliche Muster erzielt bzw. mit Naturmaterialien wie Blätter oder Blü-ten neue Stoffdesigns kreiert werden.

Ab der Saison 2014 ist die regionale Bera-tungsstelle von „Natur im Garten“ für die Region Weinviertel im Museumsdorf Nie-dersulz untergebracht. Von hier aus betreut nun „Natur im Garten“-Beraterin DI Anna Leithner die gesamte Region und nutzt hier-für idealerweise auch die Gärten im Muse-umsdorf. Denn die Museumsdorf-Gärten und -Grünflächen bieten und erfüllen alle Kriterien, die einen Naturgarten ausma-chen: gesunder Boden durch Kompost, eine Vielfalt an Wildpflanzen, Bäumen, Sträu-chern und Kräutern, wunderschöne Stau-

NATUR IM GARTEN———————————————————Beratung mit DI Anna Leithner

So, 27. 4. 2014, 13.00–17.00 Uhr, jeden Do 13.00–15.00 Uhr

Telefonische Voranmeldung: Tel. 0676 848790752

Die regionale Beratung von „Natur im Garten“ umfasst folgende Serviceleistungen & Angebote:

_ Kostenlose Vorträge für Gemeinden zu den verschiedensten Themen rund um den Garten – von der Naturgarten-gestaltung über Kompost, Nützlinge, Gemüse, Beeren und Obst bis hin zur richtigen Anlage von Staudenbeeten, Gehölzschnitt und Rosen

_ Organisation von Workshops und Semi-naren mit unterschiedlichen Fachrefe-renten, in denen praktische Fertigkeiten vermittelt werden – wie zum Beispiel am Di, 5. 8. 2014 das Seminar „Obst-baum – Sommerschnitt und Okulieren“ mit Franz Kaltenberger im Museums-dorf Niedersulz

_ Betreuung von Infoständen bei regiona-len Veranstaltungen

_ Unterstützung von Gemeinschaftsgärten

_ Kooperationen mit Kindergärten

_ Bastelprogramme mit Naturmaterialien für Kinder mit Begleitperson: So, 1. 6. 2014, 13.00–18.00 Uhr: „Wurzelzwerge und Kieselkäfer“ – ein Bastelprogramm für die ganze Familie im Rahmen des Kinder- und Spielefestes im Museumsdorf

Sa, 12. 7. 2014, 15.00–17.00 Uhr: Basteln kleiner Nützlingsquartiere für Ihren Garten im Einkehrschuppen am Dorfplatz. Kinder und Erwachsene können unter fachkundiger Anleitung Ohrwurmtöpfe und kleine Wildbie-nenquartiere herstellen. Anschließend folgt ein Vortrag über unsere nützlichen Helfer im Garten

_

MUSEUMSDORF NIEDERSULZ———————————————————Tel. 02534 333

Öffnungszeiten 2014: 15. 4.–26. 10., tägl. 9.30–18.00 Uhr

www.museumsdorf.at

Frühlingserwachen im Museumsdorf.

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denbeete, buntes Gemüse und alte Obstsor-ten, besondere Standorte, beruhigte Rück-zugsbereiche für die Natur und einiges mehr.

Am Sonntag, den 27. April 2014 können Sie sich erstmals praktische Naturgarten-Tipps von der Fachfrau direkt in den Gärten des Museumsdorfes holen – zum Beispiel die Nutzung von Kräutern im Rasen, worauf es beim Strauchschnitt ankommt u. v. m. Jeden Donnerstag während der Saison gibt es gegen Voranmeldung die Gelegenheit zur persönlichen Beratung im Foyer des Muse-umsportals. Ein abwechslungsreiches und spannendes Programm – nicht nur für Gartenliebhaber – erwartet Sie also 2014 in Niederösterreichs größtem Freilicht-museum.

Und um mit den Worten des Dichters August Heinrich von Fallersleben zu enden: „Schöner Frühling, komm doch wieder, / Lieber Frühling komm doch bald. / Bring uns Blumen, Laub und Lieder / Schmücke wieder Feld und Wald.“ /

Text: Freya Martin

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REIF FÜR’S MUSEUM – KULTUR-VERMITTLUNG FÜR SENIOREN——————————————————————Do, 24. 4. 2014, 18.00 Uhr Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referentin: Mag. Eva Kolm

Welche Angebote kann die Kulturvermittlung in Museen für die älteren Generationen ent-wickeln? Beispiele aus dem Projekt „Kultur auf Rädern“ und aus dem EU-Projekt „mix@ges – Intergenerational Bonding via Creative New Media“ bieten spannende Ausgangspunkte für neue Formen der Einbindung von Senioren.

Eintritt frei!

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 [email protected]_

KONFLIKTBEWÄLTIGUNG IN DER KUNST- UND KULTUR- VERMITTLUNG——————————————————————Fr, 14.–Sa, 15. 3. 2014 Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referentin: Helga Steinacher

Einblicke in theoretische Modelle für Strategien der Konfliktbewältigung. Zahlreiche Praxisbei-spiele zeigen Entwicklungsspiralen konstrukti-ver wie auch destruktiver Konfliktsituationen auf, um diese im Rahmen der eigenen Vermitt-lungsarbeit erkennen und einschätzen zu lernen.

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999, [email protected]_

INTERAKTIVES AUSSTELLUNGS-ERLEBNIS——————————————————————Fr, 11.–Sa, 12. 4. 2014 Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referent: Dr. Christian Rapp

Museen als Lernorte und ihre Lernangebote. Trends zur Interaktion, Typologie interaktiver Angebote. Konzeption multimedialer Ausstel-lungsdramaturgie. Planung interaktiver Statio-nen/Bereiche. Umsetzung. Exemplarische Kon-zeption und praktische Übungen zur Entwick-lung interaktiver Angebote.

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999, [email protected]_

„WER SPRICHT?“ – KOMMUNIKATIONSTRAINING——————————————————————Fr, 25. 4. 2014 Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referent: Mag. Erich Kremsmair

Die vorgestellten Kommunikationstheorien las-sen verschiedenste Kommunikationsabläufe besser verstehen und zeigen, wie zukünftig bestimmte Fehler in der Kommunikation ver-mieden werden können. Einblicke in komplexe Kommunikationslandschaften.

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999, [email protected]_

Kultur.Region / 46

Kurse & Seminare

FORTBILDUNG

schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014

KÖRPERSPRACHE——————————————————————Sa, 26. 4. 2014 Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referentin: Helga Steinacher

Eine authentische Körperhaltung sagt einiges über die innere Haltung aus. So wird vor allem das „Wie“ in der Vermittlungsarbeit in den Fokus gerückt. Dabei werden Außenwirkung, Status und Präsenz überprüft sowie Erkennt-nisse über das „Bauen von Brücken“ und das „Setzen von Grenzen“ gewonnen.

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999, [email protected]_

KINDER- & JUGENDTANZLEITER MODUL 2——————————————————————Sa, 15. 3. 2014, 9.00–22.00 Uhr, So, 16. 3. 2014, 9.00–17.00 Uhr

Gasthof Pension Kloiber, 3121 Karlstetten, Neidlingerstrasse 1

Der Arbeitskreis „Kinder- und Jugendtanz“ vermittelt und tanzt „Tänze der Kinder “. Die Freude an der Bewegung bildet den Ausgangs-punkt. Die Einheit von Bewegung und Spiel, Musik und Sprache zeichnet diese Tänze aus. Inhalte: Erweiterung des überlieferten Tanz-schatzes, Unterrichtserfahrung im Kreis der Teilnehmer, pädagogische Grundgedanken zur ganzheitlichen Förderung, gruppendynamische Prozesse, Wege der Vermittlung und der Gestaltung, weiterführende Literatur, Erläute-rungen zur schriftlichen Arbeit. Teilnahme-voraussetzung: abgeschlossenes Modul 1. Kosten: EUR 90,00

Anmeldung & Information www.kinderundjugendtanz.at_

Page 47: Schaufenster Kultur.Region März/April 2014

Kultur.Region / 47

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VOLKSMUSIK AUS DEM OSTEN ÖSTERREICHS——————————————————————Sa, 22. 3. 2014, 9.30–17.00 Uhr Gemeindeverband der Musikschule Wienerwald Mitte, 3002 Purkersdorf, Schwarzhubergasse 5

Referent: Walter Burian

Das Seminar umfasst zunächst eine theoreti-sche Einführung, in der auf die Verwendung der Streichinstrumente in den vielfältigen For-men der Volksmusik und den einzelnen Volks-musiklandschaften in Österreich eingegangen wird. Dieser theoretische Block endet mit der Schilderung der gegenwärtigen Situation bis hin zur Verwendung der Streichinstrumente in der in Österreich produzierten Weltmusik. Im Anschluss findet der praktische Teil statt, bei dem das „musikantische Spiel“ im Mittelpunkt stehen soll.

Anmeldung & Information Musikschulmanagement NiederösterreichTel. 02742 90666-6112www.musikschulmanagement.at _

HARFENTREFFEN LEOBENDORF——————————————————————Fr, 21.–Sa, 23. 3. 2014 Musikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzers-feld, 2100 Leobendorf, Nussallee 2c

Referenten: Robin Huw Bowen und Werner Karlinger

Eine Fortbildung der Musikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzersfeld in Kooperation mit dem Musikschulmanagement Niederösterreich; für Lehrkräfte für Harfe und ihre Schüler, Studie-rende und weitere interessierte Harfenisten. Das Harfentreffen bietet verschiedene Work-shops, Konzerte der Referenten und der Har-fenensembles der Musikschule Aspang und der Musikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzersfeld. Ein Vortrag über Harfenbau und Instrumen-ten- und Notenausstellungen runden das Pro-gramm ab.

Anmeldung & Information Musikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzersfeld Tel. 02262 66142office.musikschule@leobendorf.atwww.ms-bisamberg-leobendorf.at _

BLÄSERKLASSE „AUS DER PRAXIS – FÜR DIE PRAXIS“——————————————————————Sa, 29. 3. 2014, 9.00–18.30 Uhr Follow Up Klassenmusizieren Kleiner Festsaal der Pielachtalhalle, 3200 Ober-Grafendorf, Raiffeisengasse 9

Referenten: Mario Smetana, MMag. Andreas Simbeni, Anton Wagnes, Angelika Poszvek, Anna Thallauer, Herbert Frühwirth

Eine Fortbildung der Musikschule Ober-Gra-fendorf in Kooperation mit dem Musikschul-management Niederösterreich; für Lehrer von Musik- oder Pflichtschulen mit und ohne Blä-serklassen-Erfahrung und Interessierte (z. B. Blasmusikvereine, Gemeindevertreter etc.)

Themen wie „Wie gründe ich eine Bläserklas-se?“, „Welches Instrument für welches Kind?“, Arbeit mit großen Gruppen, Leiten und Diri-gieren, Literaturvorstellung im Teilnehmeror-chester, Arrangieren u. v. m. werden behandelt.

Anmeldung & Information Musikschule Ober-GrafendorfTel. 0699 11817919musikschulleitung@ober-grafendorf.atwww.musikschulmanagement.at_

SELBSTMANAGEMENT FÜR KÜNSTLER——————————————————————Di, 11. 3. 2014, 9.00–18.00 Uhr Projekte effizient umsetzen

Hotel zur Post, 3053 Brand-Laaben 33 Referent: Dr. Leo Hemetsberger

Kreativität schöpft aus dem Chaos. Effizienz und Effektivität sind Schlagworte der Wirt-schaftswelt – die Dinge richtig und die richti-gen Dinge tun. Professionelle Arbeit im Kunst-bereich erfordert Fachwissen und die Fähigkeit, geplante Vorhaben umzusetzen. Damit das Leben für die Kunst zum Leben von der Kunst werden kann, erarbeiten wir praxisnahes Know-how. Konzeption, Organisation, Umset-zung, Präsentation und Verkauf lauten die Eckpfeiler des künstlerischen Selbstmanage-ments. Seminarziel ist der direkte Nutzen für die Teilnehmer, die Weiterentwicklung Ihrer Projekte. Der Erfahrungsaustausch ist dabei sehr wichtig.

Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro IndustrieviertelTel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider) [email protected]_

LEICHT UND GUT——————————————————————Mi, 2. 4. 2014, 18.00–21.00 Uhr Ressourcenorientierung – Selbst- organisation – Zeitmanagement Hotel Klaus 2120 Wolkersdorf, Julius-Bittner-Platz 4

Referent: Dr. Michael Thanhoffer

Wie mentale Muster, Visualisierungen und rea-litätsfreundliche Selbstorganisation das Tempo im Alltag beeinflussen, erfahren Sie in diesem Seminar. Wann ist Ihre Arbeit gut genug? Darf der Alltag leichter gehen? Mit welchem Tempo starten Sie? Welche inneren und äußeren Res-sourcen stehen zur Verfügung? Welche Arbei-ten können Sie besonders gut? An welchem Vorbild orientieren Sie sich? Was könnten kon-krete Unterstützungen sein? Wie und wann spüren Sie kleine und große Erfolge? Welche Lieblingstricks und Tools wenden andere an? Und was sagt Ihr „Strudelwurm“ dazu?

Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro IndustrieviertelTel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider) [email protected]_

tanz&MUSIKwoche ——————————————————————So, 6.–Sa, 12. 7. 2014 Hollenstein/Ybbs, Fachschule Unterleiten

Im Mittelpunkt steht die traditionelle öster-reichische, besonders die niederösterreichische Volksmusik: gespielt, getanzt, gesungen. Die tanz&MUSIKwoche richtet sich an alle Alters-gruppen, an einzelne Musikanten, Tänzer und Sänger wie auch an Gruppen und Familien, die Volksmusik und Volkstänze erleben und erler-nen möchten. Speziell für die Jüngsten gibt es Kindertanz, Kinderspiel und Abenteuer. Die herausragende Qualität der Küche der Landwirtschaftlichen Fachschule Unterleiten und die herrliche Umgebung des oberen Ybbs-tals machen die tanz&MUSIKwoche schließlich zu einem Erlebnis für alle Sinne.

Anmeldung & Information Volkskultur NiederösterreichTel. 02732 [email protected]_

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WIR GRATULIEREN!

Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:

Karl Kren (75), Pernitz, 20. März

LAbg a. D. Franz Grandl (60), Michelbach, 21. März

KommR Karl Kurzbauer (80), Melk, 6. April

Franz Huber (60), St. Valentin, 10. April

Josef Dorfner (80), Gloggnitz, 15. April

Walter Haiden (85), Hohe Wand-Stollhof, 22. April

Franz Schweiger (65), Loich, 25. April

Bgm. a.D. Harald Lowatschek (75), Mödling, 26. April

Ihren besonderen Geburtstag feierte:

Maria Brandl, Radlbrunn (Brandlhof), 11. Februar

Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Ehrenmitglied:

Trude Lesigang, Wien, 28. April

Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder:

Dr. Wolfgang Viernstein (65), Maria Anzbach, 3. März

Alfred Haidegger (60), Hütteldorf, 14. März

Prof. Dr. Hans Peter Zelfel (70), Mödling, 1. April

Mag. Thomas Bauer (50), Oberwaltersdorf, 14. April

Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Mitglied:

Herta Petz, Etmißl, 8. April

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NEUE MITGLIEDER

Unterstützende Mitglieder:

Andrea Süß, Alland

Gerta Ruzicka, Mauerbach

Kathrin Schwediauer, Wien

Fördernde Mitglieder:

Trachtenverein der Marktgemeinde Sierndorf

Schwechater Zitherverein, Maria Luise Plackinger, Rannersdorf

Ötscherland-Buam, Manuel Leichtfried, Gaming

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Kultur.Region.Niederösterreich

INTERN

Kultur.Region / 48

Zwischen Himmel und Erde gibt es viel Platz zum Träumen. Das klingt ein wenig gedankenverloren, vielleicht sogar ein bisschen weltfremd. Jedenfalls ist es konträr zu der sonst üblichen rea-listischen Einstellung vieler Menschen. „Hör auf zu träumen“, ist ein gut gemeinter Ratschlag für eine realistische Bewältigung des Lebens.

Ich sehe das anders. Wer nicht mehr träumen kann, gibt einfach einen Teil

seines Lebens auf. Für mich ist das Schöne am Glauben, dass er ermu-tigt, nicht aufzuhören, Träume und Visionen zu haben. Im Buch des Propheten Joel heißt es über die zukünftige Zeit: „Ich will meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weis-sagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen.“

Gottes Geist lässt uns träumen und schenkt Visionen. Er lässt uns damit über den Tellerrand des Alltäglichen hinausblicken. Und das gilt nicht nur für einige wenige Auserwählte, nein, die Söhne und Töchter, die Alten und die Jungen, ja auch die Knechte und die Mägde sind dafür ausgewählt, sagt der Bibeltext, die damalige gesellschaftliche Struktur aufgreifend. Da finde ich ausnahmslos alle von uns wieder in dieser Aufzählung, die Angesehenen und die, die weiter unter stehen in der Hierarchie des Lebens. Da ist niemand ausgeschlossen. Niemand ist zu alt zum Träumen und niemand ist zu jung, um Visionen zu haben.

Was wäre das für eine Welt, in der es keine Träume und Visionen gibt? In der sich nur in vorgefertigten Bahnen und genau definierten Sche-mata unser Leben abspielt. Es wäre eine verarmte Welt, grau und per-spektivenlos. Gerade unsere Zeit der Umbrüche religiöser und gesell-schaftlicher Wirklichkeiten braucht Visionen einer gerechteren und besseren Welt, in der Menschen solidarisch miteinander umgehen und einander phantasievoll begleiten. /

Mag. Paul Weiland, Superintendent der Diözese Niederösterreich

Zwischen Himmel und Erde

MUT ZUM TRÄUMEN

Für mich ist das Schöne am Glauben, dass er ermutigt, nicht aufzuhören,

Träume und Visionen zu haben.

schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014

Page 49: Schaufenster Kultur.Region März/April 2014

Nachschau / 49Kultur.Region / 48

Dem Motto „Wir tragen Niederösterreich“ folgend, bietet der Ball das Beste aus unserem Bundesland: Musik, das landesübliche Gwandl und die regionale Küche.

3. Niederösterreichischer Trachtenball

VIEL TRACHT & EHR’

Es glitzerte und funkelte beim 3. Nieder-österreichischen Trachtenball Ende Jänner in Grafenegg. Die rund 2.000 Besucher tru-gen die schönsten Dirndln und Trachten des Landes und genossen eine einzigartige Ball-nacht im glanzvoll dekorierten Auditorium in Grafenegg. Dr. Erwin Pröll war bei der offiziellen Eröffnung beeindruckt. „Das Tra-gen von Trachten gibt Kraft. In einer Zeit, die von Modernisierung geprägt ist, braucht man Traditionen und Verwurzelung. Werte, welche die Initiative ‚Wir tragen Nieder-österreich‘ vermittelt und die eine breite Wirkung erzielen. Trachten sind Ausdruck dieser Werte. Wer in seiner Heimat verwur-zelt ist, kann nach vorne gehen.“

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V. l. n. r.: NV-Vorstandsdir. Mag. Bernhard Lackinger, Dorli Draxler, Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter, Gexi Tostmann, Botschafter der Tracht Anja Kruse und LH Dr. Erwin Pröll. Foto: Erich Marschik

Das Tanzensemble Mlyčnek aus der Slowakei.

Viel Genuss auf einmal: die Königinnen von Most, Wein, Dirndl, Nuss und Co.

Das Ensemble taktvoll vom Tanzforum der Volkskultur Niederösterreich. Foto: Erich Marschik

Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und seine Frau Elisabeth. Foto: Erich Marschik

Bis in die Morgenstunden wurde fröhlich getanzt. Foto: Erich Marschik

Sorgen für beste Stimmung: Franz Posch und seine Inbrüggler. Foto: Erich Marschik

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Die letzte Seite / 50

Unlängst konnte ich einer Telefonumfrage nicht auskommen. Diese dauerte 20 Minu-ten. Mein Festnetztelefon steht in einem

sehr ungeheizten Gang. Es läutet eigentlich nur dann, wenn ein Meinungsforschungsin-stitut anruft oder Vertreter von schlafergo-nomischen, antiallergenen Bettdecken. Also, ich hob mein Umfragetelefon ab und beant-wortete mehr oder weniger geduldig die Fragen zu einer Bank, die meine Bank ist. Ich hatte Noten zu vergeben. Ich benotete zwischen „Sehr gut“ und „Befriedigend“. Bei den Dreiern, die ich austeilte, bekam ich leichtes Bauchweh, denn ich benotete Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. Viele andere Menschen benoten Dinge, von denen sie keine Ahnung haben. Im besten Fall heißt das dann Evaluierung.

Überall wuchern und ranken Rankings. Restaurants, Universitäten, Ärzte, Lauf-schuhe. Unser ganzes Leben ist jetzt Schule. Die Universitäten werden zu Schulen. Die Kindergärten auch. „Lebenslanges lernen“ ist das Schlagwort mit dem Plus, „Verschu-

lung“ jenes mit dem Minus dahinter. Die Schule wiederum übernimmt Aufgaben, die sie früher abgelehnt hatte. So wird in baye-rischen Klassen „Boarisch“ unterrichtet, da zu befürchten ist, dass der schöne Dialekt ausstirbt. Früher war’s umgekehrt. Da lernten die Schüler die Hochsprache. Dafür übernimmt das Leben nach der Schule Aufgaben der Schule – die permanente Benotung.

Der Kabarettist Gerhard Polt ahnt schon, wie es weitergehen bzw. enden wird. Auf dem Grabstein wird eine Note stehen. Er wünscht sich auf seinem eine 4+. Auf das Plus lege er großen Wert, meinte er, das gäbe so etwas Hoffnungsvolles. Dem kann ich mich nur anschließen. Ich würde mit der Betragensnote „Zufriedenstellend“ glücklich unter der Erde liegen. /

Mella Waldstein

Landeinwärts

VIER PLUS

Im Norden Griechenlands, entlang der schmalen, ungesicherten, kurvenreichen Straßen, stehen Totenhäuschen, Äquivalente zu unseren Kreuzen am Straßenrand, in all ihrer Tragik und Trauer, doch ungleich kreativer und kurioser.

Meist sind sie aus Blech gefertigt, vielfach verrostet und mit einem Glasfenster verse-hen. Darin ein Fläschchen Olivenöl für die Verunglückten, ein Heilgenbildchen und

2nd LIFE

Plastikblumen. Manche gleichen Vogelhäus-chen, manche Tabernakelschränken, hier aber fand ein ausgemusterter Grill sein Nachleben für einen Toten, wo einst Gyros und Lammspieße brutzelten. όλα στον καιρό τους …. /

Foto: Till Heimeran

schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014

Page 51: Schaufenster Kultur.Region März/April 2014

Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch von fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at

Inserat_Kulturfo_rderung_210x297.indd 1 12.03.2012 13:34:13

schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014

Page 52: Schaufenster Kultur.Region März/April 2014

Feste und Feiern im BrandlhofStimmungsvolle Stuben für 15 bis 40 PersonenBodenständige KücheSelbstgebackenes BrotHofladen mit regionalen ProduktenVinothek mit Radlbrunner Weinen

Information und Vermietung: Volkskultur Niederösterreich – Brandlhof 3710 Radlbrunn 24 · Tel.: 02956 81222 [email protected] · www.volkskulturnoe.at/brandlhof