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Damit die Nahrungsaufnahme störungsfrei funktioniert, müssen die am Schlucken beteiligten Organe in- takt sein. Organische oder funktionelle Störungen an diesen Schluckorganen führen zu einer „Dysphagie“ genannten Schluckstörung, wodurch zum einen die Nahrungsaufnahme beeinträchtigt wird. Zum anderen sind die tiefen Atemwege möglicherweise nicht mehr gegen das Eindringen von Nahrung und Speichel geschützt. Die Folge können lebens- bedrohliche Komplikationen wie das Auftreten einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung, verursacht durch das Einatmen von Fremdstoffen) sein. Für den HNO-Arzt und den Phoniater sind die Schluckstörungen des Mund- Rachen-Raumes von vorrangigem In- teresse. Das Problem der Bewältigung von Nahrung (und Speichel) liegt dabei im Bereich der Mundhöhle, des Rachens oder des Kehlkopfes und kann unter- schiedliche Ursachen haben. Schluckstörungen treten häufig nach Tumoroperationen im HNO-Gebiet auf, wenn die Struktur der oberen Speise- und Luftwege operationsbedingt verän- dert ist. Speziell bei älteren Patienten können zudem Veränderungen der Halswirbelsäule das Schlucken nach- teilig beeinflussen (siehe Infokasten). Aber auch Patienten mit neurologischen Grunderkrankungen können betroffen sein: In der Akutphase eines Schlag- anfalls liegt bei mindestens der Hälfte der Patienten eine mehr oder weniger ausgeprägte Schluckstörung vor. Es existieren heute verschiedene Mög- lichkeiten, Schluckstörungen zu dia- gnostizieren: Für die Endoskopie wird ein dünnes Fiber-Endoskop über die Nase in den Rachen eingeführt und der Schluckablauf unter Videodokumen- tation beobachtet. Die Untersuchung belastet den Patienten wenig und er- möglicht dem Untersucher sowohl eine Beurteilung der Speichel- und Sekret- bewältigung, als auch die Beobachtung des Schluckens bei unterschiedlichen Nahrungskonsistenzen und –mengen. Gerade bei Störungen am Übergang des Rachens in die Speiseröhre ist es sinnvoll, die Endoskopie durch eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung des Halsbereichs zu ergänzen. Die Therapie der Schluckstörungen obliegt in der Regel der Logopädie (vg. S. 15) Kontakt Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde Telefon 0 68 41 - 16 - 2 29 51 E-Mail [email protected] Schluckbeschwerden „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, sagt das Sprichwort und bringt zum Ausdruck, dass Essen und Trinken mehr ist, als die ausreichende Kalorien- und Flüssigkeitsaufnahme. Denn Essen und Trinken haben gerade auch für die Lebensqualität große Bedeutung. TEXT UND FOTO carl-albert bader Halswirbelsäule und Schlucken Erkrankungen der Halswirbelsäule, vor allem strukturelle Veränderungen, können den Schluckvorgang ungünstig be- einflussen. So kann Osteosynthesematerial (wie Schrauben und Platten) die oberen Speise- und Luftwege vom Rücken her einengen. Vergleichbar wirkt sich auch die „Forestiersche Erkrankung“ aus: hierbei kommt es zur Ausbildung gutartiger knöcherner Anbauprozesse an den Vorderkanten der Hals- wirbelkörper. Der Schluckvorgang kann dabei auf verschie- dene Art und Weise beeinträchtigt werden: durch die Einengung des Speisewegs, durch eine Behinderung der Kehlkopfhebung (die für die Öffnung des oberen Schließmus- kels der Speiseröhre maßgeblich ist) oder durch eine Störung der Muskelkontraktionen im Schlund während des Nahrungs- transports. (cros) Teile der Nahrung werden nicht in die Speise- röhre transportiert, sondern verbleiben im Rachenraum (Probeschluck mit grünen Wackelpudding) | 12 UKS report I 2013 TITELTHEMA

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⊷ Damit die Nahrungsaufnahme störungsfrei funktioniert, müssen die am Schlucken beteiligten Organe in-takt sein. Organische oder funktionelle Störungen an diesen Schluckorganen führen zu einer „Dysphagie“ genannten Schluckstörung, wodurch zum einen die Nahrungsaufnahme beeinträchtigt wird. Zum anderen sind die tiefen Atemwege möglicherweise nicht mehr gegen das Eindringen von Nahrung und Speichel geschützt. Die Folge können lebens-bedrohliche Komplikationen wie das

Auftreten einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung, verursacht durch das Einatmen von Fremdstoffen) sein.

Für den HNO-Arzt und den Phoniater sind die Schluckstörungen des Mund-Rachen-Raumes von vorrangigem In-teresse. Das Problem der Bewältigung von Nahrung (und Speichel) liegt dabei im Bereich der Mundhöhle, des Rachens oder des Kehlkopfes und kann unter-schiedliche Ursachen haben.

Schluckstörungen treten häufig nach Tumoroperationen im HNO-Gebiet auf, wenn die Struktur der oberen Speise- und Luftwege operationsbedingt verän-dert ist. Speziell bei älteren Patienten können zudem Veränderungen der Halswirbelsäule das Schlucken nach-teilig beeinflussen (siehe Infokasten). Aber auch Patienten mit neurologischen Grunderkrankungen können betroffen sein: In der Akutphase eines Schlag-anfalls liegt bei mindestens der Hälfte der Patienten eine mehr oder weniger ausgeprägte Schluckstörung vor. Es existieren heute verschiedene Mög-lichkeiten, Schluckstörungen zu dia-gnostizieren: Für die Endoskopie wird ein dünnes Fiber-Endoskop über die Nase in den Rachen eingeführt und der

Schluckablauf unter Videodokumen-tation beobachtet. Die Untersuchung belastet den Patienten wenig und er-möglicht dem Untersucher sowohl eine Beurteilung der Speichel- und Sekret-bewältigung, als auch die Beobachtung des Schluckens bei unterschiedlichen Nahrungskonsistenzen und –mengen. Gerade bei Störungen am Übergang des Rachens in die Speiseröhre ist es sinnvoll, die Endoskopie durch eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung des Halsbereichs zu ergänzen.

Die Therapie der Schluckstörungen obliegt in der Regel der Logopädie (vg. S. 15) ⊶

KontaktKlinik für Hals- Nasen- und OhrenheilkundeTelefon 0 68 41 - 16 - 2 29 51E-Mail  [email protected]

Schluckbeschwerden

„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, sagt das Sprichwort und bringt zum Ausdruck, dass Essen und Trinken mehr ist, als die ausreichende Kalorien- und Flüssigkeitsaufnahme. Denn Essen und Trinken haben gerade auch für die Lebensqualität große Bedeutung.

TEXT UND FOTO carl-albert bader

Halswirbelsäule und SchluckenErkrankungen der Halswirbelsäule, vor allem strukturelle Veränderungen, können den Schluckvorgang ungünstig be-einflussen. So kann Osteosynthesematerial (wie Schrauben und Platten) die oberen Speise- und Luftwege vom Rücken her einengen. Vergleichbar wirkt sich auch die „Forestiersche Erkrankung“ aus: hierbei kommt es zur Ausbildung gutartiger knöcherner Anbauprozesse an den Vorderkanten der Hals-wirbelkörper. Der Schluckvorgang kann dabei auf verschie-dene Art und Weise beeinträchtigt werden: durch die Einengung des Speisewegs, durch eine Behinderung der Kehlkopfhebung (die für die Öffnung des oberen Schließmus-kels der Speiseröhre maßgeblich ist) oder durch eine Störung der Muskelkontraktionen im Schlund während des Nahrungs-transports. (cros)

Teile der Nahrung werden nicht in die Speise-röhre transportiert, sondern verbleiben im Rachenraum (Probeschluck mit grünen Wackelpudding)

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⊷ Die Ursachen von Stimmstö-rungen sind vielfältig. Organische Dysphonien können durch gut- oder bösartige Neubildungen (Abbildung 1) oder durch Lähmungen der Stimmlippen, etwa nach Schilddrüsenoperationen, entstehen. Auch die chronische Ein-wirkung von Reizstoffen - am Arbeits-platz oder durch Genussgifte - kann zu organischen Veränderungen des Stimmapparats führen (Abbildung 2).

Funktionelle Stimmstörungen beru-hen häufig auf einer anlagebedingten Schwäche des Stimmapparats, auf stimmlicher Überlastung, oder auf ei-ner ungünstigen individuellen Stimm-technik. Daneben können psychische Einflüsse eine erhebliche Rolle spielen. Von funktionellen Stimmstörungen sind häufig stimmintensive Berufe betrof-fen - Lehrer, Erzieher oder Mitarbeiter in Call-Centern. Bei anhaltend starker Stimmüberlastung können sich an den Stimmlippen organische Veränderungen bilden, wie die typischen Phonations-verdickungen oder -knötchen, manch-mal auch als „Sängerknötchen“ oder (bei Kindern) als „Schreierknötchen“ bezeichnet (Abbildung 3).

Für die Abklärung von Stimmstörungen kann auf eine umfangreiche Reihe von diagnostischen Methoden zurückgegrif-fen werden. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den apparativ gestützten Verfahren zu (vgl. S.16/17).

Die Ursache einer Stimmstörung be-stimmt die Art ihrer Behandlung. Es stehen prinzipiell medikamentöse, ope-rative und physikalische Therapiean-sätze sowie – gerade bei funktionellen Stimmstörungen – die logopädische Übungstherapie zur Verfügung (vgl. S.15). Begleitend sind in vielen Fällen „stimmhygienische“ Maßnahmen zu empfehlen, die Verhaltensänderungen der Patienten beinhalten wie beispiels-weise die Nikotinkarenz und die Mei-dung anderer schädigender Einflüsse auf die Stimme. ⊶

Kontakts. S. 10

Wenn die Stimme versagt

Die Stimme gehört zu den wichtigsten Funktionen des Menschen. Sie ermöglicht die sprachliche Kommunikation, sie ist ein unverwechselbares Persönlichkeitsmerkmal und nicht zuletzt spiegelt sie unsere seelische Befindlichkeit wider. Im Falle einer eingeschränkten stimmlichen Belastbarkeit, einer starken Heiserkeit oder gar eines Stimmverlusts ergeben sich meist erhebliche Folgen für die Betroffenen: Stimmstörungen, sogenannte Dysphonien, können die Ausübung bestimmter Berufe unmöglich machen, zu sozialem Rückzug und zu einer hohen psychischen Belastung führen.

TEXT UND FOTOS carl-albert bader

Abbildung 1 – Stimmlippenkarzinom (im Bild links) erkennbar an unregelmäßiger Stimmlippenkante

Abbildung 2 – durch exzessives Rauchen verursachte Flüssigkeitseinlagerungen in den Stimmlippen

Abbildung 3 – „Sängerknötchen“ bei chronischer Stimmüber-lastung

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⊷ Die Anamnese ist eine wesentli-che Voraussetzung für die Diagnose. Die Angaben über Auftreten und Größenän-derung, über Beschaffenheit, Lokalreak-tionen, Dauer und Beschwerden einer Halsschwellung können unterschiedlich ausfallen. Zur Diagnostik werden neben der Inspektion, dem Tastbefund und den HNO-ärztlichen Untersuchungen auch Laboranalysen, CT, MRT, Angiographie und eine PET-Diagnostik durchgeführt. Endoskopische Untersuchungen, Biop-sie, Abstrich und die Untersuchung des entfernten Gewebes liefern zusätzlich wichtige Hinweise für die Differenzie-rung zwischen einer Entzündung und einem Tumor.

Mögliche Ursachen für eine Halsschwellung

Bei der Diagnosestellung ist bei-spielsweise an folgende Erkrankun-gen zu denken:

• angeborene Fehlbildungen: in der Mitte des Halses (mediane) und seitlich gelegene (laterale) Halszysten

• entzündliche Schwellungen: Furunkel, Atherom (im Volks- mund „Grützbeutel“ genannt), Abszess

• Lymphknotenschwellungen: Reaktionen auf akute oder chro- nische Infektionen, bösartige Lymphome, Lymphknotenmetas- tasen

• Entzündungen der Schilddrüse oder der Speicheldrüsen

• gut- und bösartige Tumoren

Therapien

Die Therapie richtet sich nach der Dia-gnose. Bei entzündlicher Ursache wird ein Antibiotikum eingesetzt. Zusätz-lich kann mit lokalen Umschlägen und Schmerzmitteln behandelt werden. Bei Halsabszessen oder Halsphlegmonen ist die Abszesseröffnung, Drainage und Spülung die Therapie der Wahl. Eine vollständige chirurgische Entfer-nung wird bei Halszysten, Halsfisteln und Halstumoren empfohlen. Bei Hals-lymphknoten-Malignomen richtet sich die Behandlung nach dem Stadium des Tumors und variiert von der chirurgi-schen Entfernung, der Radiotherapie bis hin zur Radio-Chemotherapie oder der Radio-Immuntherapie. ⊶Der AutorDr. Basel Al Kadah ist Oberarzt an der HNO-Klinik des UKS.

Kontakts. S. 10

Schwellung im Halsbereich und Halstumore

Eine Schwellung im Halsbereich kann viele verschiedene Ursachen haben, deren Abklärung einer gründlichen Diagnostik bedarf. Solche Schwellungen können angebo-rene Ursachen haben, durch entzündliche Prozesse oder als Folge von Tumoren entstehen. Die Patienten klagen über unterschiedliche Symptome: Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, knotige Schwellungen, Rötungen, Fieber, Atembeschwerden.

TEXT basel al kadah FOTO ute bendfeldt

Neue Therapieansätze

Seit März 2012 führt die HNO-Klinik des UKS erfolgreich Operationen mit dem robotergestützten DaVinci®-System durch. Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenoperationen erfolgen durch die Achselhöhlen ohne Schnitt am Hals, und Tumoren werden durch die Mundhöhle entfernt. Die Vorteile für den Patienten: kürzere Operationszeiten, ge-ringerer Blutverlust, weniger postoperative Schmerzen und kürzere Krankenhausaufenthalte.(cros)

Schilddrüsen- und Neben-schilddrüsen-operation durch die Achselhöhlen ohne Schnitt am Hals

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⊷ Im Falle einer Schluckstörung hat die logopädische Behandlung das Ziel, entweder verloren gegangene Funktionen des Schluckablaufs wie-derherzustellen oder – falls dies nicht möglich ist - mit dem Patienten Schluck-techniken zu erarbeiten, die eine für die Ernährung des Patienten ausreichende und für die tiefen Atemwege gefahrlose Nahrungsaufnahme ermöglichen. Be-gleitende Maßnahmen - beispielsweise eine geeignete Nahrungsauswahl oder die Verwendung spezieller Ess- und Trinkhilfen - ergänzen die Therapie. Eine wichtige Rolle spielt auch die Beratung des Patienten und seiner Angehörigen in Bezug auf die Konsequenzen der Schluckstörung im Alltag.

Die logopädische Behandlung von Stimmstörungen kann an allen Vor-gängen ansetzen, die an der Stimm-bildung beteiligt sind. Therapieinhalte sind etwa die Schulung der Eigenwahr-nehmung der Stimme, die gedankliche Vorbereitung der Stimmproduktion und des Sprechens, Übungen zur Ver-besserung der Atmung, Übungen für die Stimmerzeugung im Kehlkopf und Maßnahmen zur Verbesserung der stimmlichen Tragfähigkeit.

Die erfolgreiche Behandlung von Stimm- und Schluckstörungen kann nur erfolgreich sein, wenn der Patient entsprechend motiviert ist und aktiv an der Therapie teilnimmt. Darüber

hinaus ist das häusliche Üben der in der Behandlungsstunde erarbeiteten Inhalte von großer Bedeutung. Die Therapiephasen umfassen bei Stimm-störungen üblicherweise einige Monate, bei Schluckstörungen sind teilweise auch langfristige Behandlungen von einem halben Jahr und mehr erforderlich.⊶

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Logopädie

Innerhalb der medizinischen Heilberufe spielt die Logopädie als Partnerdisziplin der Phoniatrie und der HNO-Heilkunde bei der Behandlung von Stimm- und Schluckstörun-gen eine besonders wichtige Rolle. Logopäden behandeln zwar auf ärztliche Verordnung und auf Grundlage einer speziellen ärztlichen Diagnostik, aber sie arbeiten prinzipiell selbständig und eigenverantwortlich. Die HNO-Klinik beschäftigt derzeit zwei Logopä-dinnen.

TEXT carl-albert bader FOTO rüdiger koop

Im Rahmen einer Artikulationsbehand-lung therapiert die Logopädin Sabine Hoffmann (links) Patienten, deren Fähigkeit, Laute zu artikulieren, krankheitsbedingt gestört ist

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⊷ Vergrößerte Lymphkno-ten oder Tumorerkrankung? Mit einer steigenden Tendenz erkran-ken in Deutschland jährlich etwa 7 von 100 000 Einwohnern neu an einem Tu-mor im Kopf-Hals-Bereich. Neben der Tumorerkrankung, die mit Heiserkeit und Schluckbeschwerden einhergeht, bemerken die Patienten auch häufig zunächst einen vergrößerten Hals-lymphknoten.

In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich dabei jedoch um eine entzündliche Vergrößerung von einigen der über 100 Halslymphknoten. Ursachen hierfür können unter anderem Infekte der oberen Atemwege, Zahnerkrankungen und Allergien sein.

Die Beurteilung von solchen Verän-derungen gelingt mit Hilfe des Ult-raschalls problemlos. Der Vorteil der Sonographie zeigt sich dadurch, dass

der untersuchende Arzt die Informati-onen der Untersuchung selbst mit dem Ultraschallbild abgleichen kann. Ferner gelingt es, die im Falle einer operativen Therapie maßgeblichen Nachbarschafts-verhältnisse klar zu definieren und für den Kopf-Hals-Chirurgen eine präzise Operationsplanung zu ermöglichen. Im Bereich der Planung umfasst dies besonders folgende Aspekte:

• Mögliche Beteiligung von Nerven, Venen und Arterien als Gefahren punkte bei einer geplanten Ope ration

• Einbruch von Tumoren in Nach- barstrukturen

• Abschätzen der Operationsdauer und des Risikoprofils

Sonographie der Schilddrüse Gut- und bösartige Veränderungen der Schilddrüse, die im unteren Halsbereich zu einer sicht und tastbaren Schwellung führen, lassen sich mit der Ultraschall-untersuchung hervorragend abgrenzen. Entzündliche Prozesse, Tumoren oder Beteiligungen dieser Drüsen bei Syste-merkrankungen müssen nicht mittels invasiver Methoden untersucht werden. Dem Patienten bleiben dadurch häufig eine Probeentnahme oder Operation erspart. ⊶Der Autor Prof. Klaus Bumm ist der Leitende Oberarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des UKS

Kontakts. S. 10

Ultraschalluntersuchungen des Halses

Der bei weitem größte Anteil der Ultraschalluntersu-chungen im HNO-Bereich entfällt auf die Beurteilung der Weichteile des Halses. Die Ultraschalluntersuchung, auch Sonographie genannt, wird eingesetzt bei Schwel-lungen des Halses, bei Schluckbeschwerden und bei Vor- und Nachsorgeuntersuchungen im Rahmen bösarti-ger Kopf-Hals-Erkrankungen. Der Vorteil des Ultra-schalls: Er kann vom behandelnden Arzt schnell eingesetzt werden und er verursacht keine Strahlenbe-lastung. Daher profitieren von dieser risikofreien Bild-gebung insbesonders Schwangere und Kinder.

In der HNO-Klinik des UKS ist der Ultraschall die wichtigste bildgebende Methode bei Fragestellungen des Halses, so dass in der Mehrzahl der Fälle Computer-tomographie und Kernspintomographie entbehrlich sind.

TEXT klaus bumm FOTO hno-klinik

Die Abbildung zeigt eine gutartige Halslymphknoten-Vergrößerung. Der rundovale Lymphknoten hat ein typisches „bäumchenartiges“ Durchblutungsmuster (rot und blau eingefärbt).

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