Schluuch-Geschichten/Basler Zeitung

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Basel. Stadt. | Dienstag, 8. November 2011 | Seite 14 Die Erstsemestrigen leben sich ein Studienanfänger über Freiheiten und Nachteile des Uni-Lebens Von Christine Staehelin Basel. In der Cafeteria im Kollegien- gebäude: An den Tischen sitzen Studen- tinnen und Studenten. Für eine Pause zwischen Vorlesungen und Seminaren, einen Schwatz mit Kommilitoninnen und Kommilitonen oder Arbeit am Lap- top. Auch Kathrin Bannwart, die im ers- ten Semester Psychologie studiert, sitzt an einem Tisch in der Cafeteria und sagt von ihrem neuen Leben als Studentin: «An der Universität ist alles objektiver, dadurch habe ich mehr Freiheiten. Man fühlt sich viel weniger eingeengt.» Am 19. September hat das Herbst- semester 2011 begonnen. Am ersten Tag des Semesters schlenderten die Erstsemestrigen im ersten Stock des Kollegiengebäudes von Stand zu Stand, von Studentenverbindungen zu Fach- gruppen und weiteren studentischen Vereinigungen, die über ihre Tätigkeit informierten. Der erste Tag an der Uni- versität verspricht ein neues Leben, das Studentenleben. Das Studentenleben, das mit dem Beginn des Herbstsemes- ters 2011 der Universität Basel für Neu- immatrikulierte begonnen hat. Auch für Kathrin Bannwart, sie geniesst das Stu- dentenleben und sagt: «Die Unabhän- gigkeit und Selbstständigkeit, die man als Studentin hat, das ist einfach toll.» Studienrichtung und Kleidungsstil Die Studierenden stehen an der Kasse der Cafeteria an. Ein Student im Preppy-Look, hellblaues Hemd, dunkel- blauer Pullover, beige Hose und eine College-Tasche, steht vor einem Studie- renden in rotem Strickpulli mit Kapuze, grünen Cargo-Hosen, Turnschuhen, ge- streifter Stofftasche – Kleidungsstile gibt es fast so viele, wie es Studenten gibt. Die Studierendenzeitung «Gezetera» schrieb in ihrer letzten Ausgabe jeder Studienrichtung einen Kleidungsstil zu. Vielleicht stimmt es auch bis zu ei- nem gewissen Grad und wahrscheinlich möchten die Studentinnen und Studen- ten einen guten Eindruck machen. Viel- leicht haben ein paar Studierende neue Kleider für diesen Lebensabschnitt ge- kauft, aber ein grosser Stilwechsel fin- det selten statt. Sophie Martina, Stu- dentin der Wirtschaftswissenschaften im ersten Semester: «Warum sollte ich mich an der Uni anders anziehen als in der Schule? Ich verbringe sehr viel Zeit hier und möchte mich wohlfühlen.» Im Keller lernt man andere kennen Im Flur vor der Cafeteria im Kollegi- engebäude sind auf einem Tisch ein ro- tes und ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck «Universität Basel 1450», ein schwarzes Moleskine-Notizbuch mit der Prägung «Universität Basel 550 Jahre» und Baseball-Mützen ausgestellt. Wür- den die Studenten im ersten Semester dieses T-Shirt tragen oder das Notiz- buch kaufen und benutzen? «Ein T-Shirt eher nicht, aber ein Kapuzen-Pullover wäre toll. Das wäre ähnlich wie an den amerikanischen Universitäten. Zum Beispiel Harvard», sagt Louis de Meu- ron, der im ersten Semester Biologie studiert. Kathrin Bannwart kannte das Angebot nicht, sagt dazu: «Wenn die T-Shirts toll aussehen, warum nicht?» Das Leben an der Universität bringt zwar viele Freiheiten und Vorteile, aber die Studierenden im ersten Semester sehen auch einen grossen Nachteil. «Ich bin an der Universität Basel sehr zu- frieden. Es ist toll, eigenständig zu sein. Ausser vielleicht einer Sache: In der Schule sass ich täglich mit 20 Freunden im Schulzimmer, jetzt sitze ich mit 400 Studenten in der Aula», sagt Sophie Martina. Das Kontakteknüpfen fällt bei einer grossen Anzahl neuer Gesichter schwerer. So sieht es auch Shirley Men- delowitsch: «Im Unterschied zum Klas- senverband in der Schule ist der Fach- verband in der Universität viel grösser, sodass man sich am Anfang ein wenig verloren fühlt.» Dass das Studium je nach Fachrich- tung sehr anonym sein kann, sagt auch Chaim Howald, Leiter Soziales der Stu- dentischen Körperschaft Universität Ba- sel (Skuba): «Über Fachgruppen lernt man die Kommilitoninnen und Kommi- litonen kennen und natürlich auch im Keller der Skuba. Dort trifft man Leute aus jeder Fachrichtung.» Jeden Don- nerstag findet im Keller des Kollegien- gebäudes für die Studentinnen und Stu- denten Barbetrieb statt. Dort gibt es das sogenannte Campus-Feeling, das wäh- rend und zwischen den Vorlesungen von den Erstsemestrigen vermisst wird. «Vielleicht kommt das mit der Zeit, wenn man mehr in kleineren Gruppen arbeitet, oder vor den Prüfungen, wenn man Lerngruppen bildet», sagt Sophie Martina. Doch die Prüfungen sind noch weit entfernt, für die Studenten zählt vor allem, sich in den neuen Alltag einzule- ben. Die Skuba hilft dabei: Sie erstellte eine Broschüre mit den wichtigsten In- formationen für die Studentinnen und Studenten. «Wir fassten unser gesamtes Know-how zusammen, damit die Stu- dierenden sich etwas besser an der Uni- versität zurechtfinden können. Die The- men reichen von Tipps zur Organisation des Studiums bis zu sozialen Fragen wie der Finanzierung des Studiums oder der Wohnungssuche», sagt Chaim Howald. Ein positiver Schock Zudem bietet die Skuba Tutorate an, die den Studierenden unter anderem lehren, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, ein Referat an der Uni- versität hält oder wie man das Studium organisiert. Viele Fragen tauchen wäh- rend der ersten paar Wochen Universi- tät auf – und später tauchen wiederum viele Fragen auf. Die ersten paar Wochen als Student hat Ilan Olstein, der im September mit dem Studium der Rechtswissenschaften begann, hinter sich und er zieht eine Bilanz: «Die erste Woche war so etwas wie ein positiver Schock. Man realisiert, dass die Universität sehr anspruchsvoll, aber die Atmosphäre toll ist. Allmählich gewöhnt man sich auch an den Uni- Alltag.» Die Klingel ertönt – die nächste Vorlesung wartet, Laptops werden zuge- klappt, die Kollegin wird verabschiedet, der letzte Schluck Kaffee ausgetrunken. Von Peter de Marchi Basel. «Es gab eine Portion Läberli für 2.10 Franken, das Bier für einen Fran- ken, und der absolute Renner waren die Spaghetti an Tomatensauce für 1.80.» Das war 1955 im «alte Schluuch». 20 Jahre später waren die Spaghetti immer noch der Renner für uns Studen- ten; sie kosteten zwar mittlerweile drei Franken, waren aber für unser Portemonnaie die ideale Alternative zur Wurstsuppe in der Hasenburg. Der «alte Schluuch», das war die Klein- basler Beiz schlechthin: Eisenleger und Hafenarbeiter, Nutten und Zuhälter, Studenten und Penner. Der «alte Schluuch», das war die Herzlichkeit der Leute, das war der Kitzel der Schlägerei, das war das Verruchte der Nutten, das war das hochprozentige Äntebüsi an der Theke, eingeschenkt von Johanna Dettwiler, der guten Seele der Gasse. Johanna Dettwiler, die langjährige Wirtin, und ihr Schwiegersohn Herbert Blaser haben jetzt die Geschichte der Beiz geschrieben, illustriert mit Fotos von Georg Freuler und Gaudenz Lüdin. Johanna Dettwiler erzählt chrono- logisch, beginnt mit der ersten Begeg- nung der gutbürgerlichen Kaufmanns- tochter aus Interlaken mit dem Kleinbasler Beizer: «Für die Gäste des ‹alten Schluuch› war unsere Beziehung geheimnisvoll. Die einen sagten, ich sei eine Pfarrerstochter; für die anderen war ich eine junge Prostituierte aus Bern.» Die Zeit der Razzien Johanna Dettwiler schildert die beweg- te Geschichte des Restaurants mit all seinen Höhen und Tiefen. Sie erzählt, wie die Drögeler Mitte der 80er-Jahre aus dem Grossbasel vertrieben wurden, die einschlägigen Treffpunkte «Balance» und «Seibi» wurden geschlossen. Die Junkies begannen, sich in den Klein- basler Beizen einzunisten. Es war die Zeit der Razzien, die Polizei drohte, das Lokal zu schliessen. Johanna Dettwiler aber wollte niemanden denunzieren. Welchen Nutzen hätte die Polizei denn gehabt, «wenn ich ihnen Kranke und Süchtige ans Messer liefere»? Anfang der 90er-Jahre dann die Wende: Der «Schluuch» wird nicht verkauft, die Besitzerfamilie beschliesst die Totalsanierung, und Tochter Sabine übernimmt die Führung zusammen mit ihrem damaligen Lebenspartner Robert Schröder. Die jungen Wirte bringen neuen Drive in den Laden. Der «Schluuch» wird auch zum Treffpunkt von Künstlern und Bohemiens. Konzer- te, Ausstellungen und Lesungen machen die verruchte Kleinbasler Beiz zu einem kleinen Kulturtreffpunkt auf der Gasse. 2002 ist dann aber doch Schluss mit der Ära Dettwiler; der «Schluuch» wird verkauft. Zwischen die Erinnerungen streut Herbert Blaser die Porträts von Menschen, deren Namen eng mit dem «Schluuch» verbunden waren, glitzern- de Funken in einer illustren Gästeschar: Imbi und Dieter, die nie von ihrer Welt- reise zurückgekommen sind, Andrea, die am Tag nach ihrem 40. Geburtstag tödlich verunglückte; Albi, Schauspieler und Junkie, Abbi, Behindertenfahrer und Zuhälter, Niggi, Putzer, Obdach- loser – und ein bisschen Philosoph. Lebensgeschichten in einer Bar oder wie Herbert Blaser schreibt: «Das Leben prallt gegen die Bar wie ein ständiger Wellengang; es schäumt, zischt, säuselt, tobt.» Johanna Dettwiler- Minder, Herbert Blaser: Schluuch-Geschich- ten – Anekdoten und Erinnerungen aus dem berühmten Kleinbasler Lokal. Spalentor Verlag, 72 Seiten, Fr. 37.–. Neu erschienen Restaurant zem alte Schluuch – Eisenleger, Nutten und Bohemiens Enge Steilwandkurven und scharfe S-Schikanen Das Spielzeugmuseum Riehen lässt die Welt der Rennautobahnen wieder aufleben Von Michel Ecklin Riehen. Noch in der Kurve Gas geben, um in der Geraden alles aus dem Auto zu holen; vor dem Spurwechsel lieber dem Gegner die Vorfahrt lassen, sonst fliegen beide raus; und vor allem: Im- mer schön locker bleiben und den Fin- ger geschmeidig am Regler halten. Denn die Reflexe kommen schnell wie- der, auch wenn man seit Jahrzehnten nicht mehr mit einer Rennautobahn ge- spielt hat. Das merkt man in der Sonderaus- stellung «Tempo Tempo! Kleine schnelle Autos» im Spielzeugmuseum Riehen rasch. Dort stehen zwei Bahnen zur Ver- fügung, auf denen man sich hemmungs- los dem Temporausch im Spielzeugfor- mat hingeben kann. Alles ist so liebevoll gestaltet, wie man das aus der eigenen Jugend in Erinnerung hat. Untergegangene Reifenmarken Enge Steilwandkurven und scharfe S-Schikanen fordern die Geschicklich- keit der Piloten heraus. Leitplanken er- lauben abenteuerliche Schlittermanö- ver, die Ziellinie ist mit einem über- dimensionierten Pneu überdacht. Der Kontrollturm hat das Geschehen aus der Plastikrennbahn im Griff, auf den Tribünen applaudiert Plastikpublikum, in den Boxen holen kleine Plastik- mechaniker die entscheidenden Hun- dertstelsekunden aus den Motoren, überall prangt Werbung für längst un- tergegangene Reifen- und Benzin- marken. Auch wer Rennautobahnen für Kinderkram hält, wird an der Ausstel- lung in Riehen Gefallen finden. Denn fast so amüsant wie die Ausstellungs- objekte ist es, den anderen Benutzern der Bahnen zuzuschauen. Da wird eifrig gefachsimpelt und in alten Zeiten geschwelgt. Manch ein Sohn lernt hier seinen Vater plötzlich von einer gänz- Renn-Feeling. An der Ausstellung dürfen die Besucher Autos über die Bahnen steuern. Foto Roland Schmid lich unbekannten Seite kennen. Wel- cher Bub wollte nicht Pilot werden! Autorennbahnen sind zwar nicht nur, aber mehrheitlich Männersache. Und auch auf den Verpackungen der Auto- bahnen aus den 60er- und 70er-Jahren sind nur Männer zu sehen: Jochen Rindt, Clay Regazzoni, Niki Lauda. Mit Liebe zum Detail Autos frisiert Egal, ob die «Reichsautobahn» im Kleinformat aus den 1930er-Jahren, Monza-Imitationen aus den 1960ern oder die klassische Carrera-Bahn, die man heute auf dem Flohmarkt findet: Schon früh war es die reelle Welt des Motorsports, welche die Hersteller in- spirierte. Und auch die Technik hat sich nicht grundlegend verändert, seitdem vor dem Zweiten Weltkrieg elektrische Schienen die Federtriebwerke ersetzt haben. In Riehen zeugen ausgesuchte Ersatzteile davon, mit welcher Liebe zum Detail Autos frisiert werden kön- nen. Denn nur mit dem perfekten Stromabnehmer hat man Chancen auf einen Platz auf dem Podest. Fürs richti- ge Rennbahn-Feeling ist aber der Schmuck neben der Piste mindestens so wichtig wie Technik. Auch wenn Renn- autobahn-Fans wohl nie so akribisch die Realität nachstellen wie Modelleisen- bahnbauer, so beeindrucken zum Bei- spiel die umfassenden Bögen mit Flag- gen aus aller Welt, mit denen Tribünen- dächer geschmückt werden sollen. Die Ausstellung im Spielzeugmuse- um ist nicht gross, sie streift das Thema mit einigen exquisiten Exponaten. Wer eine eigene Vergangenheit als Hobby- pilot hat, wird eine Welt wiederent- decken. Wer sie noch nicht kennt, darf in Riehen zum Kinderzimmerraser wer- den – oder je nach Alter zum Wohnzim- merraser. «Tempo Tempo! Kleine schnelle Autos» ist bis zum 22. Januar 2012 im Spielzeugmuseum Riehen zu sehen. Veranstaltungen: «Grand Prix Johann Rudolf Wettstein» (15. Januar 2012) und Frauenrennen (8. Januar 2012). www.spielzeugmuseumriehen.ch

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Basel.Stadt. | Dienstag, 8. November 2011 | Seite 14

Die Erstsemestrigen leben sich einStudienanfänger über Freiheiten und Nachteile des Uni-Lebens

Von Christine Staehelin

Basel. In der Cafeteria im Kollegien­gebäude: An den Tischen sitzen Studen­tinnen und Studenten. Für eine Pause zwischen Vorlesungen und Seminaren, einen Schwatz mit Kommilitoninnen und Kommilitonen oder Arbeit am Lap­top. Auch Kathrin Bannwart, die im ers­ten Semester Psychologie studiert, sitzt an einem Tisch in der Cafeteria und sagt von ihrem neuen Leben als Studentin: «An der Universität ist alles objektiver, dadurch habe ich mehr Freiheiten. Man fühlt sich viel weniger eingeengt.»

Am 19. September hat das Herbst­semester 2011 begonnen. Am ersten Tag des Semesters schlenderten die Erstsemestrigen im ersten Stock des Kollegiengebäudes von Stand zu Stand, von Studentenverbindungen zu Fach­gruppen und weiteren studentischen Vereinigungen, die über ihre Tätigkeit informierten. Der erste Tag an der Uni­versität verspricht ein neues Leben, das Studentenleben. Das Studentenleben, das mit dem Beginn des Herbstsemes­ters 2011 der Universität Basel für Neu­immatrikulierte begonnen hat. Auch für Kathrin Bannwart, sie geniesst das Stu­dentenleben und sagt: «Die Unabhän­gigkeit und Selbstständigkeit, die man als Studentin hat, das ist einfach toll.»

Studienrichtung und KleidungsstilDie Studierenden stehen an der

Kasse der Cafeteria an. Ein Student im Preppy­Look, hellblaues Hemd, dunkel­blauer Pullover, beige Hose und eine College­Tasche, steht vor einem Studie­renden in rotem Strickpulli mit Kapuze, grünen Cargo­Hosen, Turnschuhen, ge­streifter Stofftasche – Kleidungsstile gibt es fast so viele, wie es Studenten gibt. Die Studierendenzeitung «Gezetera» schrieb in ihrer letzten Ausgabe jeder Studienrichtung einen Kleidungsstil zu.

Vielleicht stimmt es auch bis zu ei­nem gewissen Grad und wahrscheinlich möchten die Studentinnen und Studen­ten einen guten Eindruck machen. Viel­leicht haben ein paar Studierende neue

Kleider für diesen Lebensabschnitt ge­kauft, aber ein grosser Stilwechsel fin­det selten statt. Sophie Martina, Stu­dentin der Wirtschaftswissenschaften im ersten Semester: «Warum sollte ich mich an der Uni anders anziehen als in der Schule? Ich verbringe sehr viel Zeit hier und möchte mich wohlfühlen.»

Im Keller lernt man andere kennenIm Flur vor der Cafeteria im Kollegi­

engebäude sind auf einem Tisch ein ro­tes und ein schwarzes T­Shirt mit dem Aufdruck «Universität Basel 1450», ein schwarzes Moleskine­Notizbuch mit der Prägung «Universität Basel 550 Jahre» und Baseball­Mützen ausgestellt. Wür­den die Studenten im ersten Semester dieses T­Shirt tragen oder das Notiz­buch kaufen und benutzen? «Ein T­Shirt eher nicht, aber ein Kapuzen­Pullover wäre toll. Das wäre ähnlich wie an den amerikanischen Universitäten. Zum Beispiel Harvard», sagt Louis de Meu­ron, der im ersten Semester Biologie studiert. Kathrin Bannwart kannte das Angebot nicht, sagt dazu: «Wenn die T­Shirts toll aussehen, warum nicht?»

Das Leben an der Universität bringt zwar viele Freiheiten und Vorteile, aber die Studierenden im ersten Semester sehen auch einen grossen Nachteil. «Ich bin an der Universität Basel sehr zu­frieden. Es ist toll, eigenständig zu sein. Aus ser vielleicht einer Sache: In der Schule sass ich täglich mit 20 Freunden im Schulzimmer, jetzt sitze ich mit 400 Studenten in der Aula», sagt Sophie Martina. Das Kontakteknüpfen fällt bei einer grossen Anzahl neuer Gesichter schwerer. So sieht es auch Shirley Men­delowitsch: «Im Unterschied zum Klas­senverband in der Schule ist der Fach­verband in der Universität viel grösser, sodass man sich am Anfang ein wenig verloren fühlt.»

Dass das Studium je nach Fachrich­tung sehr anonym sein kann, sagt auch Chaim Howald, Leiter Soziales der Stu­dentischen Körperschaft Universität Ba­sel (Skuba): «Über Fachgruppen lernt man die Kommilitoninnen und Kommi­

litonen kennen und natürlich auch im Keller der Skuba. Dort trifft man Leute aus jeder Fachrichtung.» Jeden Don­nerstag findet im Keller des Kollegien­gebäudes für die Studentinnen und Stu­denten Barbetrieb statt. Dort gibt es das sogenannte Campus­Feeling, das wäh­rend und zwischen den Vorlesungen von den Erstsemestrigen vermisst wird. «Vielleicht kommt das mit der Zeit, wenn man mehr in kleineren Gruppen arbeitet, oder vor den Prüfungen, wenn man Lerngruppen bildet», sagt Sophie Martina.

Doch die Prüfungen sind noch weit entfernt, für die Studenten zählt vor allem, sich in den neuen Alltag einzule­ben. Die Skuba hilft dabei: Sie erstellte eine Broschüre mit den wichtigsten In­formationen für die Studentinnen und Studenten. «Wir fassten unser gesamtes Know­how zusammen, damit die Stu­dierenden sich etwas besser an der Uni­versität zurechtfinden können. Die The­men reichen von Tipps zur Organisation des Studiums bis zu sozialen Fragen wie der Finanzierung des Studiums oder der Wohnungssuche», sagt Chaim Howald.

Ein positiver SchockZudem bietet die Skuba Tutorate an,

die den Studierenden unter anderem lehren, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, ein Referat an der Uni­versität hält oder wie man das Studium organisiert. Viele Fragen tauchen wäh­rend der ersten paar Wochen Universi­tät auf – und später tauchen wiederum viele Fragen auf.

Die ersten paar Wochen als Student hat Ilan Olstein, der im September mit dem Studium der Rechtswissenschaften begann, hinter sich und er zieht eine Bilanz: «Die erste Woche war so etwas wie ein positiver Schock. Man realisiert, dass die Universität sehr anspruchsvoll, aber die Atmosphäre toll ist. Allmählich gewöhnt man sich auch an den Uni­ Alltag.» Die Klingel ertönt – die nächste Vorlesung wartet, Laptops werden zuge­klappt, die Kollegin wird verabschiedet, der letzte Schluck Kaffee ausgetrunken.

Von Peter de Marchi

Basel. «Es gab eine Portion Läberli für 2.10 Franken, das Bier für einen Fran­ken, und der absolute Renner waren die Spaghetti an Tomatensauce für 1.80.» Das war 1955 im «alte Schluuch». 20 Jahre später waren die Spaghetti immer noch der Renner für uns Studen­ten; sie kosteten zwar mittlerweile drei Franken, waren aber für unser Portemonnaie die ideale Alternative zur Wurstsuppe in der Hasenburg.Der «alte Schluuch», das war die Klein­basler Beiz schlechthin: Eisenleger und Hafenarbeiter, Nutten und Zuhälter, Studenten und Penner. Der «alte Schluuch», das war die Herzlichkeit der Leute, das war der Kitzel der Schlägerei, das war das Verruchte der Nutten, das war das hochprozentige Äntebüsi an der Theke, eingeschenkt von Johanna Dettwiler, der guten Seele der Gasse.Johanna Dettwiler, die langjährige Wirtin, und ihr Schwiegersohn Herbert Blaser haben jetzt die Geschichte der Beiz geschrieben, illustriert mit Fotos von Georg Freuler und Gaudenz Lüdin. Johanna Dettwiler erzählt chrono­logisch, beginnt mit der ersten Begeg­nung der gutbürgerlichen Kaufmanns­tochter aus Interlaken mit dem Kleinbasler Beizer: «Für die Gäste des ‹alten Schluuch› war unsere Beziehung geheimnisvoll. Die einen sagten, ich sei eine Pfarrerstochter; für die anderen war ich eine junge Prostituierte aus Bern.»

Die Zeit der RazzienJohanna Dettwiler schildert die beweg­te Geschichte des Restaurants mit all seinen Höhen und Tiefen. Sie erzählt, wie die Drögeler Mitte der 80er­Jahre aus dem Grossbasel vertrieben wurden, die einschlägigen Treffpunkte «Balance» und «Seibi» wurden geschlossen. Die Junkies begannen, sich in den Klein­basler Beizen einzunisten. Es war die Zeit der Razzien, die Polizei drohte, das Lokal zu schliessen. Johanna Dettwiler

aber wollte niemanden denunzieren. Welchen Nutzen hätte die Polizei denn gehabt, «wenn ich ihnen Kranke und Süchtige ans Messer liefere»?Anfang der 90er­Jahre dann die Wende: Der «Schluuch» wird nicht verkauft, die Besitzerfamilie beschliesst die Totalsanierung, und Tochter Sabine übernimmt die Führung zusammen mit ihrem damaligen Lebenspartner Robert Schröder. Die jungen Wirte bringen neuen Drive in den Laden. Der «Schluuch» wird auch zum Treffpunkt von Künstlern und Bohemiens. Konzer­te, Ausstellungen und Lesungen machen die verruchte Kleinbasler Beiz zu einem kleinen Kulturtreffpunkt auf der Gasse. 2002 ist dann aber doch Schluss mit der Ära Dettwiler; der «Schluuch» wird verkauft.Zwischen die Erinnerungen streut Herbert Blaser die Porträts von Menschen, deren Namen eng mit dem «Schluuch» verbunden waren, glitzern­de Funken in einer illustren Gästeschar: Imbi und Dieter, die nie von ihrer Welt­reise zurückgekommen sind, Andrea, die am Tag nach ihrem 40. Geburtstag tödlich verunglückte; Albi, Schauspieler und Junkie, Abbi, Behindertenfahrer und Zuhälter, Niggi, Putzer, Obdach­loser – und ein bisschen Philosoph. Lebensgeschichten in einer Bar oder wie Herbert Blaser schreibt: «Das Leben prallt gegen die Bar wie ein ständiger Wellengang; es schäumt, zischt, säuselt, tobt.»

Johanna Dettwiler-Minder, Herbert Blaser:

Schluuch-Geschich-ten – Anekdoten und Erinnerungen aus dem berühmten Kleinbasler Lokal.

Spalentor Verlag, 72 Seiten, Fr. 37.–.

Neu erschienen

Restaurant zem alte Schluuch – Eisenleger, Nutten und Bohemiens

Enge Steilwandkurven und scharfe S-SchikanenDas Spielzeugmuseum Riehen lässt die Welt der Rennautobahnen wieder aufleben

Von Michel Ecklin

Riehen. Noch in der Kurve Gas geben, um in der Geraden alles aus dem Auto zu holen; vor dem Spurwechsel lieber dem Gegner die Vorfahrt lassen, sonst fliegen beide raus; und vor allem: Im­mer schön locker bleiben und den Fin­ger geschmeidig am Regler halten. Denn die Reflexe kommen schnell wie­der, auch wenn man seit Jahrzehnten nicht mehr mit einer Rennautobahn ge­spielt hat.

Das merkt man in der Sonderaus­stellung «Tempo Tempo! Kleine schnelle Autos» im Spielzeugmuseum Riehen rasch. Dort stehen zwei Bahnen zur Ver­fügung, auf denen man sich hemmungs­los dem Temporausch im Spielzeugfor­mat hingeben kann. Alles ist so liebevoll gestaltet, wie man das aus der eigenen Jugend in Erinnerung hat.

Untergegangene ReifenmarkenEnge Steilwandkurven und scharfe

S­Schikanen fordern die Geschicklich­keit der Piloten heraus. Leitplanken er­lauben abenteuerliche Schlittermanö­ver, die Ziellinie ist mit einem über­dimensionierten Pneu überdacht. Der Kontrollturm hat das Geschehen aus der Plastikrennbahn im Griff, auf den Tribünen applaudiert Plastikpublikum, in den Boxen holen kleine Plastik­mechaniker die entscheidenden Hun­dertstelsekunden aus den Motoren, überall prangt Werbung für längst un­tergegangene Reifen­ und Benzin­marken.

Auch wer Rennautobahnen für Kinderkram hält, wird an der Ausstel­lung in Riehen Gefallen finden. Denn fast so amüsant wie die Ausstellungs­objekte ist es, den anderen Benutzern der Bahnen zuzuschauen. Da wird eifrig gefachsimpelt und in alten Zeiten geschwelgt. Manch ein Sohn lernt hier seinen Vater plötzlich von einer gänz­

Renn-Feeling. An der Ausstellung dürfen die Besucher Autos über die Bahnen steuern.

Foto Roland Schmid

lich unbekannten Seite kennen. Wel­cher Bub wollte nicht Pilot werden! Autorennbahnen sind zwar nicht nur, aber mehrheitlich Männersache. Und auch auf den Verpackungen der Auto­bahnen aus den 60er­ und 70er­Jahren sind nur Männer zu sehen: Jochen Rindt, Clay Regazzoni, Niki Lauda.

Mit Liebe zum Detail Autos frisiertEgal, ob die «Reichsautobahn» im

Kleinformat aus den 1930er­Jahren, Monza­Imitationen aus den 1960ern

oder die klassische Carrera­Bahn, die man heute auf dem Flohmarkt findet: Schon früh war es die reelle Welt des Motorsports, welche die Hersteller in­spirierte. Und auch die Technik hat sich nicht grundlegend verändert, seitdem vor dem Zweiten Weltkrieg elektrische Schienen die Federtriebwerke ersetzt haben.

In Riehen zeugen ausgesuchte Ersatzteile davon, mit welcher Liebe zum Detail Autos frisiert werden kön­nen. Denn nur mit dem perfekten

Strom abnehmer hat man Chancen auf einen Platz auf dem Podest. Fürs richti­ge Rennbahn­Feeling ist aber der Schmuck neben der Piste mindestens so wichtig wie Technik. Auch wenn Renn­autobahn­Fans wohl nie so akribisch die Realität nachstellen wie Modelleisen­bahnbauer, so beeindrucken zum Bei­spiel die umfassenden Bögen mit Flag­gen aus aller Welt, mit denen Tribünen­dächer geschmückt werden sollen.

Die Ausstellung im Spielzeugmuse­um ist nicht gross, sie streift das Thema

mit einigen exquisiten Exponaten. Wer eine eigene Vergangenheit als Hobby­pilot hat, wird eine Welt wieder ent­decken. Wer sie noch nicht kennt, darf in Riehen zum Kinderzimmerraser wer­den – oder je nach Alter zum Wohnzim­merraser.

«Tempo Tempo! Kleine schnelle Autos» ist bis zum 22. Januar 2012 im Spielzeugmuseum Riehen zu sehen. Veranstaltungen: «Grand Prix Johann Rudolf Wettstein» (15. Januar 2012) und Frauenrennen (8. Januar 2012).www.spielzeugmuseumriehen.ch