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120 WEGWEISER | SCHULFACH TRANSALP 120 121 BERGAUF BERGAB SCHULFACH TRANSALP Welcher Schüler träumt nicht davon, dem Unterricht zu entfliehen? Während der Schulzeit über alle Berge zu tür- men – am besten gleich gen Süden? Zwölf Schüler haben es getan – mit dem Bike und der Hilfe ihrer Lehrer. Text: ANDREAS ERKENS | Fotos: TOM STRAUB, ANDREAS ERKENS Startschuss in Erding, die ersten Meter durchs Gaistal, traumhafte Tiefblicke auf das Etschtal vom Grauner Joch und Riesenfreude am Ziel!

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Bergauf B e r g a B

Schulfach TranSalp

Welcher Schüler träumt nicht davon, dem unterricht zu entfliehen? Während der Schulzeit über alle Berge zu tür-men – am besten gleich gen Süden? Zwölf Schüler haben es getan – mit dem Bike und der hilfe ihrer lehrer.

Text: AndreAs erkens | Fotos: Tom sTrAub, AndreAs erkens

Startschuss in Erding, die ersten Meter durchs Gaistal, traumhafte Tiefblicke auf das Etschtal vom Grauner Joch und Riesenfreude am Ziel!

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Doch bis es soweit ist, müssen die 14 Schüler noch einiges an

Arbeit leisten: „Ziel des P-Seminars ist es, praxisorientiertes Ar-

beiten im Team mit exakter Formulierung der Ziele und Ziel-

vorgaben, Erlernen von Teamfähigkeit, Softskills, Sozial- und

Eigenkompetenz zu verbinden. Und dazu bietet sich natürlich

der Sport an – noch dazu in der Natur“, erklärt Monika Fried-

rich den schulischen Hintergrund der Veranstaltung.

GemüTlicher STarTNach dem offiziellen Startschuss durch die Schulleiter Hans-

Joachim Fuhrig und Andrea Hafner radelt die Gruppe noch

kurz zu den lokalen Sponsoren, und dann startet die Tour per

Bus mit Bike-Anhänger zum Startpunkt in Mittenwald. Nervö-

se Gespräche, aufgeregte Stimmung und Zweifel, was sie alles

erwarten wird, beschäftigt die Schüler während der Fahrt: „Ich

will nur nicht vor allen schlecht dastehen, weil ich nicht mehr

kann“, verrät Clarissa ihre Sorge. Franzi und Annemarie zwei-

feln ein wenig an ihrer Fitness: „Am vierten Tag kommt die

längste Etappe mit über 100 Kilometern Länge und am fünften

Tag die Königsetappe mit über 1800 Höhenmetern, hoffentlich

halten wir das durch!“ Die Jungs sind scheinbar weniger beein-

druckt, denn sie schlafen oder hören entspannt Musik.

In Mittenwald angekommen, laden alle gemeinsam die Bikes

aus und verstauen ihr Gepäck im Begleitfahrzeug. Zurück blei-

ben volle Trinkflaschen und Tagesrucksäcke mit dem Nötigs-

ten: Werk- und Flickzeug, Erste-Hilfe-Sets, Regenbekleidung

und Riegel. Apropos Regen: Noch sieht der Himmel das Un-

ternehmen Transalp der Erdinger „Alpenradler“, wie sie sich

selber nennen, ein wenig skeptisch, denn über dem Karwendel

hat es vor kurzem noch kräftig geregnet, aber derzeit ist es tro-

e s läutet. Metallisch monoton klingt der Schulgong. Doch es rührt sich nichts. Mucksmäuschenstille. Ein Blick auf die Uhr verrät: Es ist neun Uhr morgens, beste Unterrichtszeit. Doch das Klassen-

zimmer bleibt verwaist. Ferien? Fehlanzeige! Es stünde also regulärer Unterricht auf dem Programm – eigentlich. Aber heute ist nichts regulär. Heute ist ein besonderer Tag im Er-dinger Korbinian-Aigner-Gymnasium (KAG). Denn heute starten die Schüler des P-Seminars „Transalp“ zu ihrer Al-penüberquerung mit dem Mountainbike.

rückBlendeJeden Dienstagnachmittag treffen sich die vierzehn Seminar-

telnehmer für zwei Schulstunden zum Projektunterricht mit

ihrer Lehrerin Monika Friedrich. Dann ist alles anders. Rad-

verrückte sind unter sich. Die Augen leuchten, ein großes Ziel

schwebt über den Köpfen. Doch davor warten einige Hürden,

die genommen werden wollen. Während Marcel, Tobi und

zwei weitere Schüler den Stand der Trainingsplanung disku-

tieren, haben Vroni, Tobi, Luis und Jojo die Route ausgear-

beitet und Etappenorte festgelegt. Geholfen hat ihnen dabei

ihr zweiter Betreuer, Sportlehrer Florian von den Stemmen,

der das Seminar gemeinsam mit Monika Friedrich konzipiert

und organisiert hat. Zwei weitere Lehrer, Martin und Barbara

Brunner, werden die Truppe bei der Durchführung ihrer Pla-

nungen Mitte Juli vervollständigen: er als dritte Begleitung auf

dem Rad und sie als Fahrerin des Begleitfahrzeugs, das das Ge-

päck der Schüler zu den Unterkünften bringt und mittags das

Tischlein-deck-Dich für die ausgehungerten Sportler hervor-

zaubert – Getränke und Nachspeise inklusive.

Kleiner Team-Zwischenspurt zur Ehrwalder Alm, weil schlechtes Wetter drohte, sich aber zum Glück verzog!

„Die Transalp mit unseren Schülern ist mit das tollste Projekt, das ich in meiner bisherigen Laufbahn als Lehrer begleiten durfte, weil man sofort ein Feedback für seine Leistung erhält. Im Englischun-terricht bedankt sich niemand mit Tränen in den Augen für die tolle Zeit. Hier war das ziemlich genau die Idealvorstellung für uns als Lehrer: Man vermittelt etwas, alle strengen sich ge-meinsam an und erreichen das Ziel. Das war für uns alle eine großartige Erfahrung.

Florian von den Stemmen, 44, Sport- und Englischlehrer

Projektplanung mit Mindmap, unter der Leitung von Frau Friedrich (Bild links, Mitte), sowie Routenplanung mit Anfrage der Unterkünfte per E-Mail

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cken, und laut Wetterbericht soll es das auch weiterhin bleiben.

Und apropos trocken: Damit er ernährungstechnisch nicht auf

dem Trockenen sitzt, hat sich Luis als einer der wenigen erfah-

renen Biker vorsichtshalber mit ein paar Riegeln ausgestattet.

„Etwa 60 Stück“, wiegelt er ab, „also jeden Tag nur acht Stück!“

Dann geht es endlich los. Die ersten Meter rollt der aufgereg-

te Tross bergab von der Karwendelbahn. Noch in Mittenwald

beginnt der erste Anstieg gen Leutasch auf der Teerstraße.

Man erkennt schnell, dass die zwölf Schüler – einer musste

gesundheitsbedingt absagen und einer schulbedingt – schon

viel miteinander gefahren sind, denn alle bleiben sehr diszi-

pliniert. Es bilden sich Grüppchen Tempo-Gleichgesinnter,

die Abstände dazwischen werden konstant gehalten, sodass

Fahrzeuge leichter überholen können. „Die ersten drei Etap-

pen sind zum Warmrollen“, erklärt Tobi: Es geht durch die

Leutasch, vorbei an der Hohen Munde und hinein ins Gaistal

bis zur Ehrwalder Alm. Dort wartet die erste Belohnung mit

Kaiserschmarrn und anschließend einer langen Abfahrt hin-

ab nach Biberwier – dem ersten Etappenort. Von dort führt

die Strecke weiter nach Landeck und am dritten Tag über

den Reschenpass nach Nauders. Bis dorthin ist die Route

ohne große Probleme für alle zu meistern. Doch an Tag vier

geht es ans Eingemachte. Annemarie verrät heimlich: „Hof-

fentlich muss ich nicht in den Begleitbus, wenn es gar nicht

mehr geht!“ Doch die gefürchtete Langdistanz entpuppt sich

als „Rentnertour durch Apfelplantagen“, wie die Schüler sie

abends despektierlich bezeichnen. Es geht zwar drei Viertel

der Strecke bergab, doch waren es immerhin über 100 Ki-

lometer durchs Etschtal bis nach Girlan. Dort beginnt am

nächsten Tag der Kampf bergauf in die Brenta-Dolomiten.

Postkartenidylle für forstweggeschundene Augen. Allerdings

erst hoch droben am Grauner Joch auf knapp 1800 Metern

– dem ersten richtigen Highlight für die Mädels. Caro macht

während der ausgiebigen Pause noch schnell ein paar Erinne-

rungsfotos im weichen Nachmittags-Sonnenlicht: „Die Do-

kumentation des Projekts gehört auch zu unseren Aufgaben.“

Und die haben die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern im

Unterricht erarbeitet.

Zurück im klaSSenZimmerCaro kümmert sich mit Clarissa, Franzi und Annemarie um

die Öffentlichkeitsarbeit. Ein Artikel ist schon im Erdinger Lo-

kalteil der Süddeutschen Zeitung erschienen, andere Veröffent-

lichungen sollen folgen, berichten die Mädchen stolz: „Leider

hat die SZ-Redakteurin aber unsere Namen total durchein-

ander gebracht“, klagt die PR-Gruppe. Was sie sich von der

Transalp erwarten? „Ein tolles Natur- und Gruppenerlebnis“,

hofft Franzi und fügt noch schnell hinzu: „Und dass ich an

meine Grenzen gehen kann.“ Dieser Wunsch sollte sich bei der

Auffahrt zum Grauner Joch vor allem für die sieben Mädchen

erfüllen. Keine von ihnen hat bisher große Bike-Erfahrung –

mit Ausnahme von Skifahrerin Clarissa, die zur Saison-Vorbe-

reitung biken geht. Der richtige Gang, ein runder Tritt – all das

ist für die Mädchen noch längst nicht selbstverständlich. Und

doch kommen sie, wenn auch fast eine Stunde später als die

Jungs, am Grauner Joch an. Monika Friedrich hat sie die letz-

ten 250 Höhenmeter nach allen Regeln der Kunst motiviert:

Gummibärchen, Trinkpausen alle 100 Höhenmeter und das

Ziel, die Königsetappe bald gemeistert zu haben, mobilisieren

Pause mit Melone am Kirchplatz von Spor-maggiore – danach ging‘s frisch gestärkt bergauf nach Andalo!

Stürze gehören auch dazu. Kein Problem – solange es nur kleine Schrammen und Plattfüße sind.

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die letzten stillen Reserven. „Ich bin stolz auf meine Mädels“,

strahlt Monika, „vor allem, weil sie so toll zusammengehalten

haben und als Gruppe stark waren!“

Ermöglicht hat den Schülern dieses Erlebnis auch das richtige

Equipment, das für alle gleich ist. Ein großer Schweizer Bike-

Hersteller unterstützt sie mit Dauerleih-Bikes, Helmen, Schu-

hen und Trikots. Geschäftsinhaber aus Erding mit Rad-Service,

Finanzierung oder Sonnenbrillen. „Aktive Mountainbiker

waren nur wenige Schüler zuvor“, weiß Florian von den Stem-

men, „doch sportlich ambitioniert sind alle und das zählt.“ Das

müssen sie auch sein, schließlich sind die 415 Kilometer und

8300 Höhenmeter, verteilt auf sieben Tage, kein Pappenstiel.

„Auf die 14 Plätze haben sich viele Teilnehmer beworben“, er-

zählt Marcel stolz. Stolz deshalb, weil er einer der Glücklichen

ist, die sich bei der Auswahl-Tour gegen diese Vielzahl an Mit-

bewerbern durchgesetzt haben. Übrig geblieben sind schließ-

lich 14 handverlesene Buben und Mädchen der zehnten Klasse

– alle im Alter zwischen 17 und 18 Jahren.

eS GehT umS eSSen!Im Speisesaal herrscht ohrenbetäubender Lärm – im Rifu-

gio Sores (www.rifugiosores.it) unterhalb des Grauner Jochs

setzt man voll auf Schulklassen. Wer Italiener stereotyp als

laut und emotional bezeichnet, würde diese Meute hungriger

italienischer Sechstklässler als Wer-schreit-lauter-Wettbewerb

titulieren. Doch das stört am Tisch der Erdinger Alpenrad-

ler niemand. Zu geschafft sind alle von der heutigen Etappe.

Noch dazu ist die Stimmung ein wenig gedämpft: Es gab ei-

nen Rüffel von den Lehrern wegen der disziplinlosen Abfahrt

auf feuchtem Teer, bei der einige Kollegen unsanft vom Bike

abgestiegen sind – natürlich die Jungs. Passiert ist dabei, außer

ein paar Schürfwunden, zum Glück nichts. Dem Appetit hat es

scheinbar auch nicht geschadet: Das Drei-Gänge-Menü ver-

putzen alle anstandslos, und auch die mehrfach nachgereichte

Pasta verschwindet als großer Berg zunächst auf den Tellern

der Jungs und danach in ihren ansatzlosen Bäuchen. Als Mar-

cel den Blick von seinem Teller vorwurfsvoll auf den halbvollen

seiner Nachbarin abwendet, erklärt sie lapidar, der Hauptgang

sei nicht ganz ihr Geschmack gewesen. Das kann Marcel gar

nicht verstehen und erklärt: „Hier geht es doch nicht um den

Geschmack! Es geht darum, die leeren Energiespeicher wieder

aufzufüllen!“ Apropos leer: Luis Riegelvorrat ist zu Ende. Nach

nur fünf Tagen. Abhilfe schafft der Vorrat im Begleitfahrzeug.

Am Ende der Transalp wird er 70 Stück verputzt haben!

Nach dem Essen steht Körperpflege an – nicht etwa Duschen,

das haben alle zuvor erledigt. Massage und eincremen. Prak-

tisch alle möglichen Cremes gegen wunde Allerwerteste kom-

die VorreiTerDas Korbinian-Aigner-Gymnasium in Erding ist nicht die einzige und schon gar nicht die erste Schule, die mit ihren Schülern eine Transalp fährt. Annette Merkl, 39, ist Lehrerin für

Sport sowie Wirtschaft und Recht, außerdem ausgebildeter Mountainbike-Guide sowie C-Trainerin Radsport beim BDR. Gemeinsam mit ihrem Team von den Nymphenburger Schulen fährt sie dieses Jahr ihre sechste (!) Transalp. Diesmal mit hete-rogener Gruppe; die Kleinsten sind in der sechsten Klasse, also elf bis zwölf Jahre alt: „Bei uns steht der Teamgeist absolut im Vordergrund. Es geht darum gemeinsam anzukommen und nicht darum, wer der Schnellste am Berg ist. Was sich in so ei-ner Woche unter den Schülern entwickelt und wie die Stärkeren die Schwächeren unterstützen, das ist wirklich toll!“

GeschAFFT!Nach 415 Kilometern und 8300 Höhenmetern haben sich alle ihr kühlendes Bad im Lago wohl verdient – in Bike- Klamotten, versteht sich. Denn angekommen sind alle! bikesport gratuliert Franzi, Franzi, Vroni, Annemarie, Clarissa, Carina, Caro, Tobi, Tobi, Luis, Marcel und Jojo zu ihrem gemeinsam erarbeiteten Triumph!

men zum Einsatz und die „Allzweckwaffe“ Clarissa. Die dürfte

am Ende eher wunde Daumen gehabt haben, bei dem Mas-

sage-Pensum, das sie für ihre Mitschüler(innen) geleistet hat.

Wie gut, dass sie das von ihrer Mutter gelernt hat. Nebenbei

tauschen die Mädchen noch ihre bisherigen Erfahrungen auf

der Tour aus: „Man lernt die Leute bei so einem Projekt ganz

anders kennen, das ist cool“, findet Franzi. Und Caro ergänzt:

„Eigentlich kommen wir ja alle aus verschiedenen Freundes-

kreisen.“ Dass aus zwölf Individuen eine starke Gruppe gewor-

den ist, zeigt sich am nächsten Vormittag, als es vom Rifugio

Sores zunächst hinab, dann aber 1000 steile Höhenmeter berg-

auf nach Andalo zu bewältigen gilt – in sengender Hitze und

teils auf Asphalt. Die Mädels sind noch erschöpft von gestern.

Schnell bilden sie Paare mit den starken Jungs, die schieben

helfen und Rucksäcke tragen, wenn es gar nicht mehr geht.

Auch in den steilen Abschnitten bleiben sie zusammen, steigen

gar gemeinsam ab. „Wir sind gemeinsam unterwegs, und wenn

wir die Mädels schieben, sind wir abends wenigstens genauso

ausgepowert wie sie!“, erklärt Luis. Das ist Zusammenhalt pur:

Besser könnte man soziale Kompetenz kaum vermitteln.

ein leTZTeS mal BerGaufDass es sich um eine Transalp der Luxus-Klasse handelt, sieht

man nicht nur an Begleitfahrzeug und Tischlein-deck-Dich,

sondern auch an der letzten Unterkunft in Andalo: Swimming-

und Whirlpool inklusive. Doch das brauchen die gepeinigten

und gebeutelten Muskeln auch. Schließlich wartet am letzten

Tag noch einmal eine 1000 Höhenmeter und gut 50 Kilometer

lange Etappe von Andalo nach Riva und zurück in die Unter-

kunft nach Arco. Deren vermeintliches Highlight ist der steile

Trail hinab vom Monte Gazza – doch der entpuppt sich als zu

anspruchsvoll. Der echte Höhepunkt – neben der Ankunft mit

Freudentränen und großer Erleichterung – ist der erste Blick

auf den Gardasee: unbezahlbar. Nur noch ein paar Kilometer

trennen die zwölf Schüler von ihrem Glück. Und die rollen sie

genüsslich hinab durch das Sarca-Tal, vorbei an großen Fels-

wänden, grünen Apfelplantagen und vollen Weinbergen, bis sie

schließlich im Ortszentrum von Riva ankommen. Unter gro-

ßem spontanem Beifall der Passanten und Jubel-Ausbrüchen

der Schüler dreht die Truppe mehrfach eine Ehrenrunde durch

einen Kreisverkehr, bevor es ans ersehnte Seeufer geht. Hier

wartet doppelte Abkühlung: Baden und Eis. Was ihnen noch

fehlt zu ihrem Glück? „Nichts“, grinst Franzi und wischt sich

ein Tränchen aus dem Auge, „das war das Beste überhaupt!“

finale GrandeEs läutet. Metallisch monoton. Kein Schulgong diesmal, son-

dern die Glocke des Kirchturms am alten Hafen des Gardasees.

Sie läutet sinnbildlich das Ende des Projekts Transalp ein. Doch

das macht die Schüler nur bedingt traurig. Denn sie haben von

ihren Lehrern etwas erhalten, das viel wichtiger ist als Noten

und Leistung – das sieht man ihren strahlenden und teils trä-

nenfeuchten Augen heute mehr an, denn je: eine Vielzahl an

Erfahrungen, Erinnerungen und Eindrücken, die ihnen nie-

mand mehr wegnehmen kann und eine Chance, etwas in einer

und für eine Gruppe geleistet zu haben!

Natürlich führte die Route bis nach Riva, aber nach Eis (s. u.) und Bad ging es zurück ins letzte Quartier nach Arco.

Von Mittenwald an den Gardasee in sieben Tagen? Am einfachsten geht das über die Via Claudia.

Tiefblicke wie links auf den Lago di Molveno wollen hart erkämpft sein. Dafür braucht es Energie. Jubeln erlaubt nach den letzten Metern bergauf!