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1 Titel: Schwarze Sonne Teil: 13/62 Autor: Risa & Yokoh e-Mail: [email protected] , [email protected] Homepage: www.little-goddesses.de.vu LiveJournal: http://risa-estrella.livejournal.com Genre: Realität Warnung: Gewalt, Sex Bewertung: ab 18 Alle Personen sind unserer Fantasie entsprungen und gehören uns. Kommentar: Für Kinder und Menschen mit schwachen Nerven an einigen Stellen nicht geeignet. Inhalt: Im Untergrund von New York regiert die Mafia. In harten Zeiten schließen sich zwei verfeindete Familien zusammen, um einen gemeinsamen Coup durchzuziehen. Doch wenn zwei Feinde zusammenarbeiten, kann das nur Ärger geben. Aber das erzwungene Zusammenarbeiten der beiden Familien ist nicht das einzige Problem. Und dann sind da auch noch Gefühle im Spiel… ******************************************************************* ~*~ Kapitel 1 ~*~ Schwüle Feuchtigkeit hing in der Luft, trotz der späten Stunde. Dunkelheit umhüllte die heruntergekommenen Häuserfassaden, die verschmutzten Straßen. Blass spiegelte sich das spärliche Licht der alten Laterne auf der Pfütze am flachen Bordsteinrand. Abgehacktes Atmen hallte durch die Gasse und zu dem stinkenden Unrat gesellte sich ein weiterer Geruch. Todesangst. Kalt blitzte der harte Stahl der Handfeuerwaffe. Der Lauf auf ein vor Angst verzerrtes Gesicht gerichtet. Fünf dunkel gekleidete Männer standen in der verschmutzten Gasse. Zwei sich jeweils gegenüber, das ängstliche Mäuschen in der Mitte. Es saß in der Falle. Ertappt, und keine Flucht war möglich. Der beinahe mitleidige Ausdruck in den Gesichtern der Männer war Beweis genug, dass sein Schicksal besiegelt war. Verräter mussten bestraft werden. Panisch wandte er sein Gesicht an seine Auftraggeber und suchte nach Hilfe. Einer von ihnen schüttelte stumm den Kopf. Selbst er konnte nichts mehr für ihn tun. Er hätte sich eben nicht erwischen lassen sollen. Ein ängstliches Wimmern entrann der Kehle des Verräters, als sich die Waffe genau auf seinen Kopf richtete, die Stelle zwischen seinen Augen anvisierte. „Du könntest einmal Gnade walten lassen“, dröhnte plötzlich die dunkle Stimme eines Mannes, der sich bis gerade im Hintergrund gehalten hatte. Erst jetzt trat er hervor und fixierte die dunklen Augen des Mannes, der die Waffe auf den Verräter gerichtet hatte. „Lass ihn laufen“, forderte er den anderen auf. „Er war ohnehin keine besonders gute Quelle.“ „Sei still.“ Kalte Augen wichen für einen Sekundenbruchteil vom anvisierten Ziel, bevor sich der harte Blick wieder in den seines Opfers bohrte. „Er wird sterben. Hier und jetzt.“ Der Mann wimmerte erneut qualvoll auf. „Bitte“, flüsterte er kaum hörbar, während sein Blick flehentlich auf seinem alten Auftraggeber lag. Doch der bat nicht mehr um das Leben des Verräters, sondern zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Er wusste, dass jedes Wort verschwendet wäre. „Das hast du dir selber zuzuschreiben“, sagte er ausdruckslos. „Du wusstest, worauf du dich einlässt. Mehr kann ich jetzt auch nicht für dich tun.“ Das hagere Opfer leckte sich nervös über die Lippen. Ein wiederholtes „Bitte“ kam als letztes über seine spröden Lippen, bevor ein leises Klicken ertönte. Der Schuss wurde

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Titel: Schwarze Sonne Teil: 13/62 Autor: Risa & Yokoh e-Mail: [email protected], [email protected] Homepage: www.little-goddesses.de.vu LiveJournal: http://risa-estrella.livejournal.com Genre: Realität Warnung: Gewalt, Sex Bewertung: ab 18 Alle Personen sind unserer Fantasie entsprungen und gehören uns. Kommentar: Für Kinder und Menschen mit schwachen Nerven an einigen Stellen nicht geeignet. Inhalt: Im Untergrund von New York regiert die Mafia. In harten Zeiten schließen sich zwei verfeindete Familien zusammen, um einen gemeinsamen Coup durchzuziehen. Doch wenn zwei Feinde zusammenarbeiten, kann das nur Ärger geben. Aber das erzwungene Zusammenarbeiten der beiden Familien ist nicht das einzige Problem. Und dann sind da auch noch Gefühle im Spiel… ******************************************************************* ~*~ Kapitel 1 ~*~ Schwüle Feuchtigkeit hing in der Luft, trotz der späten Stunde. Dunkelheit umhüllte die heruntergekommenen Häuserfassaden, die verschmutzten Straßen. Blass spiegelte sich das spärliche Licht der alten Laterne auf der Pfütze am flachen Bordsteinrand. Abgehacktes Atmen hallte durch die Gasse und zu dem stinkenden Unrat gesellte sich ein weiterer Geruch. Todesangst. Kalt blitzte der harte Stahl der Handfeuerwaffe. Der Lauf auf ein vor Angst verzerrtes Gesicht gerichtet. Fünf dunkel gekleidete Männer standen in der verschmutzten Gasse. Zwei sich jeweils gegenüber, das ängstliche Mäuschen in der Mitte. Es saß in der Falle. Ertappt, und keine Flucht war möglich. Der beinahe mitleidige Ausdruck in den Gesichtern der Männer war Beweis genug, dass sein Schicksal besiegelt war. Verräter mussten bestraft werden. Panisch wandte er sein Gesicht an seine Auftraggeber und suchte nach Hilfe. Einer von ihnen schüttelte stumm den Kopf. Selbst er konnte nichts mehr für ihn tun. Er hätte sich eben nicht erwischen lassen sollen. Ein ängstliches Wimmern entrann der Kehle des Verräters, als sich die Waffe genau auf seinen Kopf richtete, die Stelle zwischen seinen Augen anvisierte. „Du könntest einmal Gnade walten lassen“, dröhnte plötzlich die dunkle Stimme eines Mannes, der sich bis gerade im Hintergrund gehalten hatte. Erst jetzt trat er hervor und fixierte die dunklen Augen des Mannes, der die Waffe auf den Verräter gerichtet hatte. „Lass ihn laufen“, forderte er den anderen auf. „Er war ohnehin keine besonders gute Quelle.“ „Sei still.“ Kalte Augen wichen für einen Sekundenbruchteil vom anvisierten Ziel, bevor sich der harte Blick wieder in den seines Opfers bohrte. „Er wird sterben. Hier und jetzt.“ Der Mann wimmerte erneut qualvoll auf. „Bitte“, flüsterte er kaum hörbar, während sein Blick flehentlich auf seinem alten Auftraggeber lag. Doch der bat nicht mehr um das Leben des Verräters, sondern zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Er wusste, dass jedes Wort verschwendet wäre. „Das hast du dir selber zuzuschreiben“, sagte er ausdruckslos. „Du wusstest, worauf du dich einlässt. Mehr kann ich jetzt auch nicht für dich tun.“ Das hagere Opfer leckte sich nervös über die Lippen. Ein wiederholtes „Bitte“ kam als letztes über seine spröden Lippen, bevor ein leises Klicken ertönte. Der Schuss wurde

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vollständig vom Schalldämpfer verschluckt, lediglich die Automatik gab ein leises Geräusch, bevor der Verräter lautlos in sich zusammensackte und auf dem Straßenpflaster zusammenbrach. Er war sofort tot. Nur ein kleines Rinnsal Blut lief aus dem Einschussloch. Schweigend folgten die Blicke der Männer der dunkelroten Flüssigkeit, die nur unendlich langsam den Rinnstein erreichte. Das Opfer lag seltsam verkrümmt vor ihren Füßen. Selbst im Tod war das Gesicht des Opfers ängstlich verzerrt. „War es das wert?“, fragte der Mann, der soeben noch für das Leben des Verräters gesprochen hatte. „Jetzt müsst ihr ihn entsorgen.“ „Halt den Mund, Aaron, es ist ja nicht deine Sache.“ Die kalten braunen Augen suchten nun ein neues Opfer. Zack Hammond steckte die Waffe zurück in die Innentasche seiner Jacke und gab dem bulligen Mann neben sich einen Wink, sich um die Leiche zu kümmern. „Dein kleiner Kerl hätte besser aufpassen müssen. Wenn ich einen weitere finde, wird nicht nur er sterben.“ „Nein, nicht nur er…“ Aaron lächelte kalt, während er seine Feinde bedrohlich abschätzte. Sie waren genau zwei gegen zwei. Es ging einfach nur darum, wer schneller nach seiner Waffe greifen könnte. Obwohl er beinahe der Versuchung erlag, hier und jetzt den Frieden zwischen den großen Familien zu brechen, blieb er dennoch völlig regungslos stehen. Nur weil ein kleiner Spion von seinen Gegnern enttarnt und umgebracht wurde, durfte er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das war es nicht wert. „Ich hoffe, ihr kennt euch im Geschäft genauso gut aus, wie mit dem Mord an unbedeutenden Würmern. Vergiss unsere Abmachung nicht. Du hättest lieber deine Patronen für morgen sparen sollen.“ „Wie könnte ich unsere Abmachung vergessen.“ Zacks Lächeln erreichte seine Augen nicht. Es war berechnend. Auch er wusste, dass die Feindschaft beider Organisationen nicht offen ausgetragen wurde. Noch nicht. Es war alles eine Frage der Zeit. Mit einem Auge beobachtete Zack, wie die Leiche des Würmchens abtransportiert wurde. Er hatte verlässliche Männer, die sich um alles weitere kümmern würden. „Sei pünktlich“, warnte er seinen Gegner. Aaron nickte stumm. Er konnte in der Dunkelheit die Augen seines Feindes nicht erkennen, aber nach Jahren der Zusammenarbeit wusste er, dass der Mann vor ihm keinerlei Herz besaß. Seine Augen waren meistens eiskalt, nur an wenigen Tagen schienen sie gleichgültig. Diese Gleichgültigkeit war das Beste, was Zack Hammond empfinden konnte. „Ich hoffe für euch, dass ihr die Schmiergelder an die örtliche Polizei gezahlt ab“, meinte Aaron mit einem Blick auf die Leiche, die wie ein nasser Sack weggezerrt wurde. „Selbst im Hafen soll nämlich ab und zu noch etwas auftauchen.“ „Hältst du uns für Idioten?“, fragte Zack milde und gab seinem Handlanger den Autoschlüssel für den Lieferwagen. Ein kurzes Nicken war die Antwort. Aaron hielt sie nicht nur für Idioten, sie waren es wirklich. Mit Grauen dachte er an morgen. Er müsste sich auch noch auf diese Leute verlassen können. Aber nur zusammen waren so ein großer Deal und soviel Profit möglich. Außerdem hatte er seine Anweisungen. „Was wäre eigentlich, wenn bei den Bullen eine Vermisstenanzeige eingehen würde?“, fragte er wie nebensächlich. „Jemand wird sich bestimmt um diese Kreatur sorgen.“ „Glaubst du ernsthaft daran? Armer naiver Junge, du ahnst nicht einmal, wie weit unsere Netze reichen. Niemand wird dieses Menschlein vermissen – und wenn wir dafür sorgen müssen.“ Zack zog die schwarzen Lederhandschuhe höher, die er trotz der schwülen Wärme trug.

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„Das wird euch aber eine Menge Geld kosten, alle zum Schweigen zu bringen.“ Aarons Lippen umspielte ein leeres Lächeln. „Du hättest ihn gehen lassen sollen, aber so etwas war ja noch nie deine Stärke.“ „Er hatte den Tod verdient. Verräter dulde ich nicht.“ Ein Schulterzucken. „Du weißt genauso gut wie ich, dass du ihn an meiner Stelle ebenso umgebracht hättest. Der Moralapostel steht dir nicht, Aaron.“ „Ich bin kein Moralapostel, aber ich kann rechnen. So wertvoll war er nicht.“ Der tote Körper fiel mit einem Klatschen in den Lieferwagen. In der dunklen Gasse war kein Mensch zu sehen. Nur die Männer standen sich weiterhin feindselig gegenüber. „Du warst schon immer ohne jeglichen Geschäftssinn.“ „Du wirst es beurteilen können.“ Spöttelnd schüttelte Zack den Kopf und schlug den Kragen seines dünnen schwarzen Mantels hoch. „Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich unseren netten kleinen Plausch an dieser Stelle abbreche und mich weiter um meine Angelegenheiten kümmere.“ „Und das, wo ich deine Gesellschaft gerade erst zu schätzen gelernt habe…“ Aaron seufzte tief. „Aber da kann man wohl nichts machen. Schlaf dich aus für morgen.“ „Du sprichst mir aus der Seele.“ Ein letzter kalter Blick streifte den Gegner und dann wandte sich Zack ab und verschwand mit wenigen raumgreifenden Schritten im Dunkeln. Es dauerte nicht lange, da sprang ein Motor an und zwei Wagen entfernten sich. ~*~ Kapitel 2 ~*~ Mit gerunzelter Stirn lehnte sich Zack auf dem Rücksitz zurück und wies den Fahrer an, ihn zum Hauptquartier zu bringen. Nachdenklich schweifte sein Blick aus dem Autofenster. Die Straßen von New York zogen an ihm vorbei, ohne dass er sie wirklich wahrnahm. Verräter mussten eliminiert werden, so war die Regel. Zack erledigte nicht gern selbst die Drecksarbeiten, aber in diesem Falle war es unausweichlich gewesen. Der Verräter hatte schnell zur Strecke gebracht werden müssen. Und Zack hatte es persönlich eben am schnellsten und effizientesten ausführen können. Ärgerlich war nur, dass Aarons Bande ihm dazwischen gekommen war. Was auch kein wirkliches Hindernis dargestellt hatte, aber immerhin hatte es die ganze Aktion verzögert. Und Zack hasste unnötige Verzögerungen. Es passte ihm nicht, dass sie für den morgigen Deal mit dem gegnerischen Clan zusammenarbeiten mussten, aber es ließ sich nicht vermeiden. Befehl von oben. Zack gab einen ärgerlichen Ton von sich. Die Feindschaft zwischen Aaron und ihm, zwischen beiden Clans, war beinahe greifbar. Aber nun gut, er konnte daran nichts ändern, er hatte sich an die Befehle von oben zu halten. Der Wagen hielt vor einer alten Videothek und Zack vergewisserte sich, dass niemand zugegen war, bevor er ausstieg, die Hand dabei immer an der Waffe. Reine Vorsichtsmaßnahme, aber sie konnte einem das Leben retten. Mit wenigen Schritten hatte er die Haustür erreicht, bei der bereits die blaue Farbe absplitterte. Im Keller befand sich ihr kleines Hauptquartier dieses Viertels. Da der gesamte Bezirk nicht zu den wohlhabenden New Yorks gehörte, sah auch das Quartier dementsprechend aus. Zwei bullige Männer begrüßten Zack, als er durch die schwere Eisentür schritt. Dylan, der größere von beiden, der mit seinen zwei Metern genauso groß war wie Zack selbst und

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genauso muskulös, händigte seinem Boss wortlos die neuesten Arbeitspläne aus und bezog wieder Stellung vor der Tür. Brian, der kleinere und stämmigere Mann, stellte sich neben Zack. Mit einer Kopfbewegung zeigte Brian auf eine kleine Nische, in der ihre Kochzeile lag. „Der Schnorrer klaut uns schon wieder unser Essen“, beschwerte sich Brian bei seinem Chef, während sich sein Blick zunehmend verfinsterte. „Mach endlich was!“ Zack zog lediglich eine Augenbraue in die Höhe, als er den vertrauten brauen Schopf entdeckte, der unter der Anrichte hockte und nun aufblickte. Ein breites Grinsen lag auf dem noch jungen Gesicht. „Hatten wir nicht etwas abgemacht?“, fragte Zack. „Wolltest du nicht etwas großzügiger werden?“, stellte Barnabey als Gegenfrage und richtete sich nun endgültig auf. In seinen Armen trug er wohl den kompletten Inhalt des Kühlschranks, den er nun hungrig auf den Küchentisch legte. „Komm schon, ich werde auch mit dir teilen!“ „Großzügig, dass du mein Essen mit mir teilen willst.“ Zack griff nach der Hand des jungen Mannes, die nach dem Essen greifen wollte. „Wenn ich dich noch einmal beim Stehlen erwische, bist du dran.“ Seine Stimme klang ruhig und gelassen, aber gerade darin lag das Gefährliche. „Und wenn, dann stell dich wenigstens geschickter an. Du bist doch ein Dieb. Du müsstest es doch eigentlich besser können.“ „Ich stehle hier ja auch nicht, ich borge von Freunden!“, antwortete Barnabey und setzte sich, ohne weiter auf Zack zu achten, auf einen Stuhl. Er kannte ihn schon viel zu lange, als dass er Angst vor ihm hätte. Er wusste, dass Zack ihn mochte und nutzte dies auch immer wieder schamlos aus. „So, und jetzt setz dich zu mir. Ich brauche deinen Rat!“ Wieder wanderte die Augenbraue in die Höhe. „So, tust du das?“ Zack griff sich das Brot, das Obst und den Jogurt, um es wieder zurück in den Kühlschrank zu stellen. Anschließend setzte er sich neben den kleinen Dieb an den Tisch und blickte ihn abwartend an. Barnabeys Augen lagen sehnsüchtig auf der geschlossenen Kühlschranktür, doch dann besann er sich wieder und konzentrierte sich auf seinen Gegenüber. Er musste einfach nur an Zacks Mitleid appellieren. „Sie hat mich rausgeschmissen“, erklärte Barnabey kurz, während er sich eine Hand auf den Bauch legte. „Und jetzt hab ich schon seit Tagen nichts mehr gegessen!“ Das Verziehen von Zacks Mundwinkeln hätte fast als Lächeln gelten können. „Und jetzt hast du ein Problem“, stellte er fest. „Ja, und es ist groß und hungrig!“ Barnabey setzte seinen Dackelblick auf und schaute Zack aus flehentlichen grünen Augen an. „Komm schon, sei kein Frosch. Die Geschäfte laufen auch nicht mehr so wie früher.“ „Wem sagst du das.“ Zack zog wie von Zauberhand eine Scheibe Brot hervor und gab sie Barnabey. „Schieß los, warum hat Lucy dich rausgeworfen?“ Enttäuscht blickte Barnabey auf die mickrige Scheibe, beschloss aber, dass es besser war als nichts. Vielleicht würde Zack ja gleich noch etwas großzügiger werden. Mit dieser Hoffnung behielt der junge Mann seinen bettelnden Blick bei und begann zu erzählen: „Ich habe nur etwas über schreiende Mütter gesagt. Du weißt doch, die alte Ziege besucht uns doch schon seit Ewigkeiten und will nicht mehr verschwinden. Also habe ich Lucy mal ganz höflich drauf hingewiesen und schon war sie auf hundert!“ „Verstehe.“ Zack lehnte sich im Stuhl zurück und kreuzte die Knöchel. „Und was gedenkst du jetzt zu tun?“

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„Na ja…“ Barnabey zwinkerte herzallerliebst. „Ich müsste irgendwo schlafen. Nur für ein paar Nächte…“ „Vergiss es. Wenn du deine Probleme mit deiner Freundin nicht zurechtbiegen kannst, bist du erstens ein jämmerliches Bild von einem Mann, und zweitens hast du Pech gehabt.“ Beleidigt blies Barnabey seine Wangen auf und strich sich mit einer typischen Geste seine braunen Haare aus den Augen, die nie das tun wollten, was er wollte. „Ich bin ein Mann“, erklärte er innbrünstig. „Und ich kann auch meine Probleme selber lösen. Wir brauchen jetzt eben nur etwas Abstand. Jetzt sei nicht immer so kleinkariert!“ „Gut, wenn du deine Probleme allein lösen kannst, brauchst du ja meine Hilfe nicht.“ Zack nahm die Pläne wieder in die Hand und begann sie zu studieren. „Aber Zack“, leierte der Junge gequält und legte einfach eine Hand auf die Pläne, so dass sein Gegenüber ihn beachten musste. „Du weißt genau, dass das nicht so einfach ist. Du kennst doch Lucy. Es wird noch seine Zeit dauern, bis sie mich wieder rein lässt. Willst du mich etwa auf der Straße schlafen lassen?“ „Ich dachte, du kannst deine Probleme selber lösen?“ Zack entzog Barnabey die Pläne. „Du willst mich doch nicht ernsthaft um Hilfe bitten, oder?“ „Doch, eigentlich schon“, antwortete Barnabey. „Und da ich weiß, dass du ein total netter Kerl bist, mache ich mir auch überhaupt keine Sorgen.“ „Seit wann sitzen nette Kerle in der Mafia?“ Zack blätterte seine Papiere um und überflog den Plan für die nächste Woche. „Steh gefälligst selbst gerade für deine Probleme.“ „Will ich ja auch!“, beschwerte sich Barnabey. „Ich will nur nicht draußen schlafen. Jetzt lass mich nicht noch länger zappeln. Eigentlich…“, er zwinkerte Zack Mitleids erregend an, „eigentlich magst du mich ja auch.“ Diese Bemerkung in Zusammenhang mit Barnabeys kindlichem Zwinkern, entlockte Zack das erste Mal an diesem Tag ein kleines Schmunzeln, das kurz auftauchte und dann auch schon wieder verschwand. „Ach, ich mag dich also?“ „Ja, das tust du“, erklärte der junge Mann im Brustton der Überzeugung. „Und weil du mich so sehr magst, muss ich nicht auf der Parkbank schlafen und bekomme auch einen Jogurt!“ Mit einem Lächeln fegte Barabey sich eine widerspenstige Haarsträhne aus den Augen und stand auf. Seine Hand wanderte bereits zum Kühlschrank, berührte schon den Griff, doch dann drehte er sich lieber doch noch einmal zu Zack um. „Du magst mich doch?“ Zack schüttelte den Kopf und seufzte. „Bedien dich“, gab er seine Zustimmung, ohne aufzublicken. Seine dunklen Augen flogen über die Zahlen und Namen. „Aber wehe, nachher fehlt mehr als Brot und Jogurt.“ „Nur noch ein bisschen Orangensaft“, warnte der Kleinere Zack schon einmal vor und griff zu. Obwohl er so hungrig war, wählte er mit Sorgfalt seinen Lieblingsjogurt aus, den auch Brian so gerne mochte. Tja, damit konnte sich Zack dann morgen rumschlagen… Ordentlich legte er die Sachen zurück auf den Tisch, setzte sich wieder und begann zu essen. Dabei machte er immer wieder ein genüssliches „Hm“ und „lecker“, was deutlich machen sollte, wie ausgehungert er bereits war. „Nimmst du mich gleich mit zu dir?“, fragte er zwischen zwei Bissen. „Ich kann auch auf dem Sofa schlafen.“ „Na, in mein Bett würde ich dich auch nicht lassen“, antwortete Zack spöttisch und hob nun doch den Blick.

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„Ach, reiche ich dir etwa nicht?“ Mit wissendem Blick betrachtete Barnabey seinen Freund. „Bin ich denn nicht dein Typ?“ Eine dunkle Augenbraue wanderte nach oben. „Darauf muss ich dir keine Antwort geben, oder?“ „Weil dein Liebhaber sonst eifersüchtig wäre?“, fragte der Junge mit gedämpfter Stimme. Kein anderer in diesem Raum kannte Zacks Sexualität und dabei sollte es auch bleiben. Trotzdem konnte sich Barnabey manchmal seine Kommentare nicht verkneifen. Zack legte die Pläne aus der Hand und stattdessen die Fingerspitzen der Hände gegeneinander. „Wenn du wirklich nicht auf der Straße schlafen willst, würde ich mir an deiner Stelle überlegen, was ich sage.“ „Ist ja schon gut“, gab Barnabey klein bei. Auch er hatte ein klein wenig Verstand. „Das heißt, dass ich jetzt aber bei dir bleiben kann, oder?“ „Hol deine Sachen, ich will in spätestens zwei Minuten fahren“, antwortete Zack und erhob sich. Die Pläne waren zu seiner Zufriedenheit. „Danke!“ Barnabey strahlte und zog dann einfach zu Zacks Überraschung seinen Rucksack unter dem Küchentisch hervor. Er hatte sich so eine Reaktion seines Freundes beinahe denken können. Triumphierend blickte er sich um und schielte zu Brian, der sich es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte. Der Mann grunzte und schaute dann wieder in eine andere Richtung. Er hatte nicht geglaubt, dass der Kleine seinen Chef so leicht herumbekommen konnte. Aber da hatte er eben nicht mit Barnabeys unwiderstehlichem Charme gerechnet. „Können wir jetzt, Großer?“ Wortlos öffnete Zack die Tür und wartete nicht, ob Barnabey ihm folgte. Draußen auf der Straße stand immer noch sein Fahrer mit dem Wagen und Zack stieg ein. Sekunden später rutschte Barnabey neben ihn auf die Rückbank und strahlte ihn an. „Nach Hause“, trug Zack seinem Fahrer auf und lehnte sich zurück. Vielleicht hatte er ja doch irgendwo ein Herz, wenn er dem Kleinen Unterschlupf gewährte. Barnabey, dem zum ersten Mal die Ehre zuteil wurde, in diesem großen Auto mitzufahren, genoss jede Sekunde der Fahrt. Vielleicht sollte er auch in die Mafia eintreten… Eifersüchtig schielte er zu Zack herüber, der den Luxus um ihn herum gar nicht mehr wahrzunehmen schien. Wieder blätterte der große Mann einige Papiere durch, so dass man meinen könnte, er wäre gar kein Verbrecher, sondern ein Geschäftsmann. Zack hatte sich vollkommen in seine Arbeit vertieft, wobei der gefährliche Glanz zum ersten Mal vollständig aus seinen Augen gewichen war. Sogar in seinem eigenen Hauptquartier war Zack immer auf der Hut und niemals so entspannt wie in diesem Augenblick. Das dunkle Haar fiel ihm in die Stirn, das er kurzerhand wegpustete. „Können wir nicht noch eine kleine Schleife drehen?“, fragte Banabey vorsichtig an. Man sollte seine Chancen schließlich nutzen. „Ich könnte ein paar Kumpels zuwinken. Sie würden eingehen vor Neid!“ „Treib es nicht zu weit“, ermahnte Zack ruhig und wieder einmal ohne aufzublicken. „Ich könnte dich immer noch rauswerfen.“ „Aber das würde noch nicht einmal fünf Minuten dauern. Sei doch nicht so ein Spießer!“ „Da ist die Tür.“ Zack zeigte auf die Autotür. „Du kannst gerne aussteigen und dann vor deinen Freunden angeben, oder du kommst mit und schläfst diese Nacht nicht auf der Straße.“

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„Bitte, dann eben nicht.“ Beleidigt verschränkte Barnabey die Arme. „Gemeiner Klotz“, murmelte er leise vor sich hin und starrte dunkle Löcher in die Luft. Das wäre die beste Aktion gewesen, die es jemals gegeben hätte. Und er hätte allen Leuten erzählen können, er hätte dieses Auto gestohlen… Er blies wütend die Wangen auf. Warum konnte Zack noch nicht einmal fünf Minuten opfern? „Ich würde alles für dich tun!“, motzte der Kleine mit einem Seitenblick auf Zack, der ihn aber noch nicht einmal beachtete. Entschieden legte Barnabey eine Hand auf die Papiere. „Hörst du?“, sagte er lauter. „Ich würde alles für dich tun, mein bester Freund!“ „Dann halt den Mund.“ Zack schob die schmale Hand beiseite, die ihn am Lesen hinderte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, als er eine Zahl entdeckte, die so nicht stimmen konnte. Darüber würde er morgen mit seinem Finanzmanager sprechen müssen. Grummelnd zog sich Barnabey wieder zurück. Wie konnte ein Mensch nur so gleichgültig sein? Zacks gut aussehendes Äußeres wollte so gar nicht zu dem dazugehörigen Charakter passen. „Es würde dich nur fünf Minuten kosten“, versuchte es der Braunhaarige zum letzten Mal, auch wenn er wusste, dass sich Zack nicht erweichen lassen würde. „Dich raus zu werfen, würde mich weniger als eine Minute kosten“, entgegnete der Ältere daraufhin und steckte die Papiere zurück in seinen Aktenkoffer. So, das reichte. Barnabey schwieg beleidigt und so konnte man nur noch das leise Rascheln von Zacks neuen Papieren hören, die er aus seinem Koffer zog. Der Mann schaffte so einiges auf der Heimfahrt. Mit hoher Geschwindigkeit brauste der dunkle Wagen durch die engen Seitenstraßen New Yorks. Jeder in diesem Viertel konnte sich denken, wer in dem Wagen saß, oder zumindest ahnen. Nur die großen der einzelnen Clans fuhren solche Autos. Von den meisten Bewohnern des kleinen Ghettos wurden die Mafiosi geachtet, die anderen fürchteten sie zumindest. Es herrschte eine strenge und komplizierte Hierarchie, hinter die noch nicht einmal Barnabey blickte, obwohl er im Büro des Clans ein und ausging. Trotzdem zuckte er zusammen, als der Wagen über eine der unsichtbaren Grenzen fuhr. Selbst er wusste, dass ab hier der Feind herrschte. Aaron und seine Kumpanen ließen sich einfach nicht zurückdrängen. Glücklicherweise herrschte seit einiger Zeit Frieden zwischen den Familien und sie tätigten sogar wenige Geschäfte miteinander, die beiden Profit einbrachten. Ansonsten wäre ein Kopf bestimmt schon durchlöchert worden. Schon nach kurzer Zeit lenkte der Fahrer wieder auf eine der größeren Straßen und Barnabey lehnte sich erleichtert zurück. Es war doch angenehmer, auf neutralem Boden zu sein. Ab hier regierte weder die eine noch die andere Familie, sondern das amerikanische Gesetz. Das Auto reihte sich in den dicht gedrängten Verkehr ein, der immer wieder ins Stocken geriet. Mal wieder schlenderte eine Schar Touristen an ihrer Motorhaube vorbei, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass ihre Ampel schon lange rot zeigte. Doch auch daran schien sich Zack nicht zu stören. Der Wagen fuhr wieder an, stoppte aber abrupt, als auch noch ein Nachzügler über die Straße wollte. In diesem Rhythmus verging die Fahrt, vorbei an riesigen Gebäuden, neben denen aber auch immer wieder einzelne kleine platziert waren. Im gemächlichen Tempo, weil ein schnelleres Vorankommen einfach nicht möglich war, fuhren sie aus dem Zentrum in eine ruhigere Gegend. Die Häuser wurden, je weiter sie kamen, immer ausgeschmückter und zeigten so auf den Wohlstand der Bewohner. Zur rechten Seite konnte Barnabey einen gepflegten Park ausmachen, ein kleiner Grünfleck in der asphaltierten Großstadt, der die Preise für die Häuser wohl ins Astronomische wachsen ließ. Solche Gegenden waren sehr beliebt. Der Wagen wurde vor einem großen Haus, das die anderen um zwei Etagen überragte, langsamer und hielt schließlich an.

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Langsam steckte Zack auch das letzte Papier zurück in seinen Koffer und wartete, bis ihm die Tür geöffnet wurde, bevor er ausstieg. Sofort glitt sein Blick nach links und rechts, eine Angewohnheit, die er einfach nicht mehr ablegen konnte. Als ihm alles sicher erschien, griff er nach seiner Aktentasche und winkte abwesend nach Barnabey, als er sich auch schon umdrehte und die breiten Treppenstufen bis zur Haustür erklomm. Die Tür wurde von einem stillen Geist geöffnet, der Zack auch sofort die Tasche und den Mantel abnahm. Barnabey nahm das aber nur am Rande war, dafür war er viel zu erstaunt über das Haus. In seiner Vorstellung hatte er dem Mafioso eine kühle und abweisende Wohnung angedichtet, die ganz in Weiß gehalten war. Stattdessen stand er in der Mitte einer gemütlichen Eingangshalle. Dicke Teppiche führten eine lange Treppe zu den oberen Etagen herauf, auf einem kleinen Abstelltisch vor der Garderobe stand ein Strauß Blumen. „Wohnst du hier alleine?“, fragte Barnabey auch sofort, da er schwer annahm, dass bei der Einrichtung eine Frau die Hände im Spiel hatte. „Meine Familie wohnt hier“, antwortete Zack und richtete seinen Anzug, lockerte aber die Krawatte. „Warte hier auf mich, bis ich zurück komme.“ Er ließ seinen Gast einfach stehen und trat durch die große Eichentür in der Mitte der Halle. Im Raum dahinter befand sich ein großes Wohnzimmer. Ein dicker Teppich dämpfte seine Schritte, als er zu der großen Sitzecke am Kamin ging. Eine schlanke Frau saß dort und las ein Buch. Sie war Mitte fünfzig, doch man sah ihr das Alter kaum an. Tiefschwarzes Haar lag noch immer in einem modischen Kurzhaarschnitt um ihr Gesicht. Lediglich die Schläfen zeigten ein leichtes Grau. „Mutter“, begrüßte Zack sie und beugte sich zu ihr hinunter, um sie auf die Wange zu küssen. Mit einem kühlen Lächeln nahm die Frau die Begrüßung ihres Sohnes zur Kenntnis. Mit einer langsamen Bewegung legte sie ihr Lesezeichen zwischen die Seiten und ließ das Buch auf ihren Schoß gleiten. Erst dann schaute sie zu dem größeren Mann. „Zacharias“, grüßte sie ihren Sohn knapp. „Setz dich!“ Wortlos nahm Zack ihr gegenüber Platz. Während er wartete, dass seine Mutter erneut das Wort an ihn richtete, betrachtete er sie. Sie sah fast immer noch genauso aus wie früher. Und obwohl sie seine Mutter war und viel mehr Zeit als sein Vater mit ihm verbracht hatte, war Zack ihr nie besonders nahe gekommen. „Wie hast du diese kleine Unannehmlichkeit geregelt?“, fragte sie leise, aber eindringlich. Ihre Augen bohrten sich in die ihres Sohnes, als wollte sie jede kleinste Geste, die auf eine Lüge hinwies, sofort aufdecken. „Aus dem Verkehr geräumt“, antwortete Zack ohne zu zögern. „Er wusste, dass ihm dieses Schicksal jederzeit widerfahren kann, wenn er uns verrät. Er hat seine gerechte Strafe bekommen.“ Die Frau nickte kurz. „Dein Vater wäre stolz auf dich.“ Zack ballte innerlich die Fäuste, auch wenn er nach außen hin gleichgültig nickte. Wie er es satt hatte, immer an das Erbe seines Vaters erinnert zu werden. Vor sechs Jahren, als sein Vater erschossen worden war, hatte er zwangsweise in dessen Fußstapfen treten müssen. Ein fester Platz in der Mafia, auch wenn er klein anfangen musste, um sich zu beweisen. Seitdem lag seine Mutter ihm ständig in den Ohren, was seinen Vater stolz machen oder ihn enttäuschen würde. Für sie war er der zweite Hammond, der es bei der Mafia zu großem Ruhm und Reichtum bringen würde. „Ich habe einen Gast, Mutter“, sagte Zack schließlich, ohne auch nur etwas von seinen Gefühlen erkennen zu lassen. „Wenn du mich dann entschuldigen würdest?“ Die Schwarzhaarige verzog ihre rot geschminkten Lippen zu einer Art eines Lächelns.

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„Ich hoffe, meine zukünftige Schwiegertochter?“ „Ein alter Freund“, korrigierte Zack und erhob sich. „Er wird heute hier übernachten. Ich möchte, dass er wie ein normaler Gast behandelt wird.“ „Glaubst du, ich würde deinen Gästen keine Höflichkeit entgegenbringen?“ Erstaunt hob sie ihre Augenbrauen. „Habe ich dir dazu jemals Anlass gegeben, Zacharias?“ „Nein, Mutter. Ich will einfach sichergehen, dass er sich hier wohl fühlt in der Zeit, die er hier verbringt. Wenn du mich dann entschuldigst, gute Nacht, Mutter.“ Wieder küsste er sie auf die kühle Wange. Als Zack die Tür leise geschlossen hatte, wartete bereits Barnabey auf ihn. Der Junge hatte sich mit angezogenen Knien auf die Stufen gesetzt und kämmte sich gedankenverloren mit den Fingern durch das Haar. Erst als Zack genau vor ihm stand, sah er auf. „Alles geregelt, Großer?“, fragte Barnabey und sprang sofort freudig auf. „Wenn ihr hier so was wie einen Pool habt, können wir ja jetzt schwimmen gehen! Du müsstest mir nur eine Badehose leihen!“ „Da dir eine Badehose von mir unter Garantie von den Hüften rutschen würde, rate ich dir davon ab.“ Zack nahm seinen Aktenkoffer und bedeutete Barnabey, ihm über die Treppe in die erste Etage zu folgen. „Du solltest lieber schlafen gehen, denn morgen früh wirst du deine Kräfte für deine Freundin sammeln müssen. Frauen können sehr anstrengend sein, wie du vielleicht weißt.“ „Na ja, ich müsste mich ja gar nicht so schnell vertragen.“ Barnabey zwinkerte seinem Freund verschwörerisch zu. „Hier ist es nämlich ganz toll. Sag mal, wo wäre hier eigentlich die Küche? Nur falls ich heute Nacht Hunger bekomme.“ „Wirst du nicht“, prophezeite Zack und führte den anderen durch den Flur. „Das hier ist dein Zimmer für heute Nacht“, erklärte er, als sie am Ende des Ganges angelangt waren. „Wow“, entfuhr es dem Jungen. Das Zimmer war noch nicht einmal besonders luxuriös, strahlte aber eine ungeheure Gemütlichkeit aus, wie es bereits die Eingangshalle getan hatte. Helles, glänzendes Holz auf dem Fußboden passte genau zu der kleinen Sitzecke und dem Bett, das geradezu zum Schlafen einlud. Auch dieser Raum war mit einem weichen Teppich ausgelegt, dessen blaue Farbe sich auch in den Vorhängen wieder fand. Egal wer dieses Zimmer eingerichtet hatte, er achtete genauestens darauf, dass alles zusammenpasste. Außerdem musste die Person ein besonderes Faible für Blumen haben, da auch auf diesem Tisch eine Vase mit blauen Veilchen stand. „So, schnell wirst du mich nicht mehr los“, drohte Barnabey und ging zu seinem Bett, um schon einmal Probe zu sitzen. Zufrieden stellte er fest, dass es sich auch genauso weich anfühlte, wie es aussah. „Alles, was du brauchst, findest du im Badezimmer oder in den Schränken hier. Kleider hast du ja selbst mitgebracht. Wenn dir sonst irgendetwas fehlen sollte, dann wende dich an die Haushälterin.“ Zack blickte auf den jungen Mann hinab, der sich bereits auf dem Bett zusammengerollt hatte, und überlegte, ob er jemals so unbeschwert und lebenslustig gewesen war. „Brauchst du für diese Nacht sonst noch etwas?“ „Vielleicht noch einen Apfel?“, fragte Barnabey hoffnungsvoll und richtete sich wieder auf, um Zack bittend anzublinzeln. „So ganz satt bin ich nämlich noch nicht…“ „Einen Apfel“, wiederholte Zack langsam. „Na so was, so genügsam kenne ich dich ja gar nicht. Aber gut, ich werde mit der Köchin sprechen, dass sie dir noch etwas hochbringt. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht.“ Zack drehte sich um, hielt aber in der Tür noch einmal. „Dass mir das aber nicht zur Gewohnheit wird, dass ich streunende Kätzchen aufnehmen muss.“

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„Ich bin kein Kätzchen“, beschwerte sich der Junge und streckte Zack die Zunge heraus. „Und sobald ich mich wieder mit meiner Freundin vertragen habe, bin ich hier weg. Es wird wohl nur noch ein bisschen dauern…“ „Nichts da“, erwiderte Zack. „Das hier ist kein Asylheim. Morgen wirst du mit ihr sprechen und dich vertragen. Und dann bist du aus diesem Haus hier verschwunden. Du kannst dir diese Nacht ja schon einmal überlegen, was du deinem Mädchen alles sagen möchtest, wenn du sie wieder siehst. Du hast ja genügend Zeit.“ „Aber du weißt gar nicht, wie zickig sie sein kann…“ Barnabey seufzte gequält. „Frauen sind viel zu kompliziert. Weißt du, manchmal kann ich dich wirklich verstehen.“ „Weil Männer nicht zickig sind?“ Zack ließ wieder sein halbes Lächeln sehen. „Das stimmt wohl. Dafür haben sie aber andere Nachteile. Ich werde mich jetzt aber in keiner Diskussion ergehen, sondern lasse dich allein. Gute Nacht, Kleiner.“ „Nacht“, murmelte auch Barnabey und ließ sich wieder auf das Bett fallen. „Wirst du morgen früh da sein?“, fragte er Zack noch, bevor der die Tür schließen konnte. Bei einem Mafioso konnte man schließlich nie wissen… „Wenn nichts dazwischen kommt, ja“, antwortete Zack. „Ansonsten wird dir die Haushälterin weiterhelfen können, wenn du Probleme hast und ich nicht da bin. Und noch etwas. Ich möchte, dass du morgen früh hier im Haus bleibst, bis ich wieder da bin.“ Barnabey nickte ergeben und stellte keine Fragen. Er wusste genau, wie weit man bei Zack gehen konnte und wann man besser schwieg. „Viel Glück morgen“, sagte er deswegen einfach. „Und… und pass auf dich auf…“ „Sicher doch. Du weißt doch, ich hänge an meinem Leben.“ Zack hob zum Abschied kurz die Hand. „Schlaf gut. Wir sehen uns dann morgen.“ Damit verschwand Zack aus dem Zimmer und ließ Barnabey allein zurück. Bevor er sich aber selbst zu Bett begab, sprach er mit der Köchin, die versprach, dem Gast ein ganzes Mahl zuzubereiten. Erst dann ging Zack auf sein Zimmer und legte sich ein paar Stunden schlafen. ~*~ Kapitel 3 ~*~ Es waren nicht viele, denn noch vor Sonnenaufgang klingelte sein Wecker und Zack stand wieder auf. Sofort wach, zog er sich an und machte sich fertig. Er schnallte sich das Knöchelhalfter mit der kleinen Waffe um, ebenso wie das Schulterhalfter. Darüber zog er seinen schwarzen Mantel. Er blickte nicht in den Spiegel, bevor er das Zimmer verließ. Er wusste, dass er aussah wie immer. Vor der Haustür wartete bereits sein Fahrer im schwarzen Wagen und Zack stieg dieses Mal auf dem Beifahrersitz ein. Ein kurzes Nicken zwischen den Männern war die einzige Begrüßung, bevor der Wagen anfuhr. Er hielt vor dem Hauptquartier, in dem Zack erst gestern noch gewesen war. Drei ebenfalls dunkel gekleidete Männer standen am Straßenrand und stiegen wortlos ein, als der Wagen hielt. „Alles vorbereitet?“, fragte Zack. „Ich will keine Patzer oder anderen Zwischenfälle, verstanden?“ Einer der Männer schüttelte stumm den Kopf. „Das Lager ist fertig“, erklärte er kurz. „Und der Transporter wird von den anderen besorgt.“

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„Gut. Dann hoffen wir mal, dass Aarons Leute ihren Teil nicht verpatzen.“ Darauf folgte Schweigen und nur noch das Geräusch des Motors war zu hören. Zack wusste, dass alle in diesem Auto mit mindestens zwei Waffen ausgerüstet waren, und irgendwie beruhigte ihn dieser Gedanke ebenso, wie er ihn beunruhigte. Doch darüber nachzudenken hatte er keine Zeit, denn da hielt sein Fahrer auch schon am Hafen. „Ich will, dass du an der nächsten Ecke dort hinten wartest“, befahl ihm Zack, und der Mann nickte. „Dann lasst uns los. Wir wollen uns ja nicht verspäten.“ Die vier Männer stiegen aus und der Wagen fuhr an, um dort zu warten, wo Zack es befohlen hatte. Am Hafen standen bereits drei Männer. Zack erkannte den Chef sofort. Obwohl Aaron genau dasselbe trug wie seine Männer, konnte Zack ihn doch an seiner Haltung, an der Art seines Ganges erkennen. Eine dunkle Mütze saß auf seinem Kopf, die nach Zacks Meinung eher albern aussah, aber das war nicht sein Problem. Langsam schritt Zack seinen Männern voran auf die heute Verbündeten zu. „Alles bereit?“, fragte er und blickte dabei Aaron an. Der nickte kurz und zeigte mit einem Kopfnicken zu einem der großen Lagerhäuser. „Der Lastwagen steht dahinter. Den Kapitän treffen wir in genau sechs Minuten und der Kranführer wird auch gleich kommen“, fasste Aaron kurz zusammen und vergrub seine kalten Hände tief in den Jackentaschen. Obwohl es bereits Sommer war, war es noch vor Beginn des Sonnenaufganges erstaunlich frisch. Auch die bulligen Kerle hinter Aaron waren in schwarz gekleidet, um gegebenenfalls schnellst möglich unsichtbar werden zu können. Sie standen nun den ehemaligen Feinden stumm gegenüber und musterten sie skeptisch, immer darauf aus, im Notfall zu schießen. „Gut.“ Zack nickte. „Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die Zeit noch abzuwarten. Ich war ehrlich gesagt nicht sicher, ob ihr es schaffen würdet, den Wagen zu beschaffen und die Sache mit dem Kapitän und der Mannschaft zu übernehmen. Aber noch ist es ja nicht ausgestanden, nicht wahr?“ „Laber nicht!“, zischte Aaron leise und drehte sich dann einfach um. „Wir treffen den Kapitän an den Docks.“ Aaron verschwand mit schnellen Schritten in die Nacht, dicht gefolgt von seinen Untergebenen. Seine Sinne waren bis zum äußersten gespannt. Er hörte die Schritte von Zack und den anderen hinter sich, ansonsten war alles still. Noch kein Arbeiter hatte seine Schicht auf dem großem Hafen übernommen. Aber ihnen würde sehr wenig Zeit bleiben und sie müssten schnell arbeiten. Vor Sonnenaufgang musste der Auftrag erfüllt werden. Aaron führte die Gruppe an großen Lagerhallen vorbei, vor deren Türen Container gestapelt waren. Ein beißender Fischgeruch ließ ihn kurz würgen und er beschleunigte seine Schritte noch zusätzlich, bis sie schließlich am Hafenbecken angekommen waren. Verschiedene Containerschiffe lagen vor Anker und bewegten sich langsam mit den Wellen. Aaron kniff seine Augen zusammen und versuchte ihr Schiff in der Dunkelheit auszumachen, was ihm aber nicht gelang. Sie würden auf den Kapitän warten müssen. „Kommen wir zu ihm, oder wird er uns aufsuchen?“, fragte Zack und stellte sich neben den Boss des verfeindeten Clans. „Er wird kommen“, flüsterte Aaron zurück und starrte weiter in die Dunkelheit. „Da hinten!“ Schritte wurden immer lauter, bis man schließlich die Umrisse eines älteren Mannes erkennen konnte. Der Kapitän grüßte die Männer mit einem kurzen Nicken. Seine dunklen Augen waren dabei kalt, aber Aaron sah, dass die Hand des Mannes ängstlich zitterte. Der Kapitän wusste genau, mit welchen Leuten er zusammenarbeitete. „Alles geregelt?“, fragte Aaron den Mann. „Haben Sie dafür gesorgt, dass uns keiner Ihrer Matrosen in die Quere kommt?“

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„Ja.“ Die Stimme des Kapitäns klang rau und er räusperte sich. „Ich habe für alles gesorgt. Der Kran kann den Container sofort auf Ihren Laster heben und das Geschäft ist abgewickelt. Es ist alles ganz einfach.“ „Gut.“ Ein kurzes Nicken war die Antwort. „Dann nehme ich an, dass der Kranführer bereits am Schiff ist und die Ladung transportieren kann. Können wir los?“ „Sicher. Wenn Sie mir folgen wollen.“ Der Kapitän machte eine kurze Handbewegung und ging den beiden Männern voran zu Schiff, wo bereits tatsächlich der Kran stand. „Sie geben Ihr Zeichen und alles wird verladen.“ Zack betrachtete das Schiff nachdenklich, ebenso den Kran. Aaron und er gaben ihr Einverständnis und der Container mit den T-Shirts voller Rauschgift wurde langsam und vorsichtig verladen. Es geht zu einfach, dachte Zack und runzelte die Stirn. Alle Männer arbeiteten schweigend und professionell wie immer. Binnen weniger Minuten war alles verladen und für den Transport entsprechend gesichert. Und wieder dachte Zack, dass alles entschieden zu glatt über die Bühne ging. „Ich möchte so schnell wie möglich gehen“, sagte er und warf Aaron einen warnenden Blick zu. Irgendetwas war hier faul. Aaron nickte. Seine Blicke bohrten sich in die Dunkelheit. Er spürte Zacks Unbehagen, versuchte sich aber nichts von seinem anmerken zulassen. Aaron wusste, dass es sofort auf seine Männer übergreifen würde. „Macht schneller“, wies er die Leute an, die gerade die Plane des LKWs zurecht legten. „Bewegt euch!“ Mit grimmiger Entschlossenheit arbeiteten die dunklen Gestalten noch schneller. Doch auch das konnte Zacks ungutes Gefühl nicht vertreiben. Als der LKW beladen war, winkte er seinen Leuten, für den weiteren Transport zu sorgen. Und gerade, als sich Mikey, einer von Zacks Männern, hinter das Steuer gesetzt hatte, brach die Hölle los. „Verdammte Scheiße!“, fluchte Zack, als er die Polizeisirenen hörte. „Eine Falle!“, schrie jemand, und Zack biss die Zähne zusammen. Das musste ja passieren, wenn man mit dem Feind zusammenarbeitete. „Mike“, schrie Zack, „fahren!“ Wenigstens war schon alles verladen, also bestand trotz der Polizei durchaus noch die Chance, die Drogen ins Trockene zu bringen. „Abbrechen!“, rief Zack den anderen zu, die sofort wussten, was gemeint war. Sofort stoben die Männer in alle Richtungen auseinander, verschwanden in den verschiedenen Lagerhallen. Aaron wurde für einen Augenblick von den grellen Scheinwerfern eines Polizeiautos geblendet. Er stand genau im Lichtkegel. Seine Hand krallte sich um seine Waffe und dann begann er zu rennen. Jetzt musste jeder für sich alleine sorgen. Die Sirenen wurden immer lauter. Er hörte die Autos quietschend zum Stehen kommen und Türen klatschen. Die Polizisten hatte die Verfolgung aufgenommen. „Scheiße!“ In einer fließenden Bewegung zog Zack seine Waffe und entsicherte sie. Verdammt, er hatte doch gewusst, dass etwas faul war an der Sache. Es ärgerte ihn, dass er sich jetzt nicht darum kümmern konnte, dass die Drogen nicht in die Hände der Polizei fielen, doch jetzt musste er erst mal zu seinem Auto kommen. Hinter einem Container versteckt, wartete er, bis die Luft einigermaßen rein war, bevor er zur nächsten Ecke lief, um dort Schutz zu suchen. Er war gerade auf halbem Weg, als hinter ihm Schüsse ertönten. Ihm blieb gerade noch Zeit für einen Fluch, bevor er auch schon einen scharfen Schmerz im Arm spürte. Ärgerlich wandte Zack sich um und gab ein paar Schüsse ab. Er glaubte, einen Polizisten zu Boden gehen zu sehen, aber darauf konnte er sich in diesem Moment nicht konzentrieren. Erschrocken spürte er, dass er nicht allein war. Angespannt drehte Zack

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sich um, doch es war nur Aaron, der neben ihm hockte und auf eine günstige Gelegenheit zur Flucht wartete. „Hey“, sagte Zack. „Luft rein?“ „Sekunde noch“, wisperte Aaron kaum hörbar. Langsam kam er aus der Hocke nach oben und schielte um die Ecke. Er konnte niemanden sehen, doch irgendwo mussten diese Polizisten sein. Auch er hatte den Schuss gehört. „Hast du ihn abgeschossen?“, fragte er, um herauszufinden mit wie vielen Verfolgern sie rechnen mussten. Zack zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht genau. Ich hatte leider keine Zeit, gründlich nachzuschauen.“ „Na wunderbar“, murmelte Aaron und sprang plötzlich auf. „Sie kommen“, flüsterte er und rannte los. Er konnte Zack hinter sich spüren, als er durch die schmalen Gassen zwischen den großen Lagerhäusern rannte. Aaron dankte Gott dafür, dass es zumindest dunkel war. So konnten sie sich besser vor der Polizei verstecken. Sie blickten sich nicht um, sondern rannten, bis ihre Lungen schmerzten. Erst als Hundegebell hinter ihnen ertönte, konnte Aaron sich nicht mehr auf seinen Weg konzentrieren und vergeudete seine kostbare Zeit damit, sich umzuschauen. Drei große Schäferhunde verfolgten sie und irgendwo weit zurückliegend sah er die Taschenlampen der Polizisten aufflattern. „Scheiße“, presste er hervor und blieb dann plötzlich stehen. Die Hunde kamen näher. „Da ist eine Tür“, schrie er zu Zack, der weiter gerannt war. Mit aller Kraft stemmte er sich davor und hoffte, dass sie aufsprang. Wenn nicht, stünde ihnen ein großes Problem mit den Hunden bevor… Doch er hatte Glück. Die Tür sprang laut krachend auf und Aaron verschwand in der finsterten Lagerhalle. Direkt hinter ihm folgte Zack. „Verdammt, nicht stehen bleiben!“, fluchte der und stieß den anderen Mann weiter. „Ich habe keine großartige Lust, als Hundefutter zu enden.“ Er tastete sich an der Wand entlang und fand eine weitere Tür, die weiter in das Gebäude hineinführte. Es war gefährlich, denn es konnte sich als eine Sackgasse erweisen, doch sie hatten nicht viele andere Möglichkeiten. „Los, hier rein“, bestimmte er und stieß die Tür auf. Vor ihren erstreckte sich ein kleiner Lagerraum. „Von hier aus muss es einen Weg zur Garage geben. Ich glaube, ich kenne das Gebäude. Wir müssen nur die Garage finden!“ „Ach, und da steht natürlich ein voll getankter Sportwagen, oder was?“, giftete Aaron, rannte dem anderen Mann aber hinterher. Was hatte er auch sonst für eine Alternative? „Nein, aber dort in der Nähe wartet mein Fahrer. Wenn wir am Auto sind, ist die Sache überstanden. Wir müssen nur erst mal hinkommen.“ Zack tastete nach einer weiteren Tür, denn Licht anzumachen traute er sich nicht. „Verdammt, hier muss es doch noch eine weitere Tür geben!“ Jetzt suchte auch Aaron fieberhaft mit. Blind tastete er die Wand entlang und traf dabei auf eine hohe Kiste. Als er herumgehen wollte, lief er irgendetwas um, was laut klackernd zu Boden fiel. Die beiden Männer erstarrten und hörten auf zu atmen. Dieses Geräusch musste man bis draußen gehört haben. So standen sie sekundenlang in der Dunkelheit und regten sich nicht. Aber nichts tat sich. Erleichtert atmete Aaron wieder aus und setzte seine Arbeit fort. Er fuhr die Wand mit der Handfläche entlang und traf plötzlich auf eine kleine Rille. Wer auch immer diese Tür gebaut hatte, er hatte sie gut versteckt. „Ich habe sie“, sagte er zu Zack, der am anderen Ende des Raums gesucht hatte. In diesem Augenblick begannen die Hunde wieder zu bellen. „Dann nichts wie raus hier!“ Zack eilte zu Aaron und gemeinsam liefen sie durch die Tür. Und tatsächlich, sie hatten Glück. Es war die Garage. „Hier entlang“, bestimmte Zack und eilte voraus. Noch eine Straße weiter und sein Wagen würde auf ihn warten.

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Als sie um die Ecke rasten, wurde das Hundegebell wieder lauter. Die beiden Männer konnten sogar die Pfoten auf dem Asphalt auftreten hören. „Sie kommen!“, schrie Aaron und rannte noch schneller. Diese verdammten Köter mussten, während sie die Tür gesucht hatten, um das Gebäude herumgerannt sein. Man könnte meinen, sie könnten denken. Aaron zückte seine Waffe und entsicherte sie im Rennen. Mit einem Mal drehte er sich und feuerte auf die Köter. Die ersten Schüsse verfehlten ihr Ziel, aber der fünfte saß. Ein Hund ging laut jaulend zu Boden. „Scheiße, dafür haben wir jetzt wirklich keine Zeit“, schrie Zack und riss Aaron am Arm mit sich um die nächste Ecke. Mein Gott, er wollte nicht noch ein Loch in seinem Körper haben. „Da vorn ist der Wagen!“ Zusammen rannten sie weiter und Zack riss die Beifahrertür auf, warf sich auf den Sitz. Er achtete kaum darauf, dass auch Aaron saß, bevor er dem Fahrer das Zeichen gab und der lospreschte. Binnen weniger Sekunden hatten sie das Viertel verlassen. Zacks Fahrer wussten, wie man die Polizei abhängte. Der Adrenalinstoß wollte noch immer nicht abreißen. Aaron saß laut nach Luft keuchend auf der Hinterbank des Wagens. „Scheiße“, fluchte er wieder und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. „Verdammte Scheiße!“ „Na, das kannst du laut sagen.“ Zack tastete nach seinem verletzten Arm und verzog das Gesicht. Vielleicht war es doch kein Streifschuss oder Durchschuss, sondern die Kugel steckte noch im Fleisch. Zack drückte seine Hand auf die Wunde. „Wie konnte das überhaupt passieren?“ „Keine Ahnung.“ Aaron schüttelte den Kopf und öffnete wieder seine Augen. Erst jetzt sah er das Blut auf Zacks Jacke. „Steckt die Kugel noch?“, fragte er und schob ohne Nachzudenken Zacks Hand weg. Er presste seine Hand fester drauf, als es Zack vorhin getan hatte. Er hatte bereits zu viel Blut verloren, um noch genügend fest zu drücken. „Ich glaube schon.“ Zack stieß Aarons Hände fort und machte sich dann daran, seinen Mantel auszuziehen. Da er ihn mit dem Loch ohnehin würde wegwerfen müssen, knüllte er die Ärmel zusammen und drückte das Stoffknäuel dann auf seinen Arm. „Wir fahren aus der Stadt und ins Krankenhaus. Du kennst den Weg“, wies er seinen Fahrer an und wandte sich wieder an Aaron. „Es muss eine undichte Stelle gegeben haben. Irgendjemand hat gepfiffen.“ „Bestimmt jemand von deinen Leuten“, meinte Aaron und blickte aus dem Fenster. Bereits in Gedanken ging er die verschiedenen Möglichkeiten durch. Er musste jetzt sofort handeln und hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Er musste wissen, wen die Polizei gefangen hatte und musste mit seinem Chef reden. Die Drogen zu verlieren hatte sie Unsummen gekostet. Trotzdem waren Aaron im Augenblick die Hände gebunden. Jetzt wieder in die Stadt herein zu fahren, konnte ihm den Kopf kosten. „Scheiße“, fluchte er leise. „Was ist da bloß schief gegangen?“ „Irgendeiner hat den Bullen gesteckt, dass heute Abend ein Deal geplant war.“ Zack drückte den Mantel weiter auf die Wunde. Inzwischen hatte sie angefangen, heftig zu pochen. „Der Boss wird auf jeden Fall nicht begeistert sein.“ „Und du wirst auf jeden Fall verbluten, wenn du den Mantel nicht richtig draufpresst“, sagte Aaron kalt, machte aber keine Anstalten mehr, seinem Gegner zu helfen. Die Polster des Autos waren mittlerweile Blut verdreckt und Zack war merkwürdig blass, aber der andere wollte sich trotzdem nichts von seinen Schmerzen anmerken lassen. Das verbot ihm schon sein Stolz. „Halt den Mund“, befahl Zack und starrte aus der Windschutzscheibe auf die Straße. In dem Privatkrankenhaus, in das sie nun fuhren, würde sie so schnell keiner suchen. Das würde ihnen ein wenig Zeit verschaffen.

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„Bis wir unseren Chefs Bescheid geben, will ich, dass du dich nicht aus meinem Blickfeld bewegst. Ich will nicht riskieren, dass du einfach abhaust und mich mit dem Ärger allein lässt.“ „Das heißt, ich soll im Behandlungsraum Händchen halten?“ Aaron verzog spöttisch seine Lippen. „Es gibt doch nichts, was ich lieber tun würde!“ „Ein Wort und ich knall dich ab.“ Zack war zwar blass, doch die dunklen Augen blitzten wie eh und je. „Du wirst schön die Klappe halten während der ganzen Zeit.“ „Aber sicher doch. Ich will doch deine Schreie nicht verpassen“, antwortete Aaron amüsiert. „Nichts könnte mir eine größere Freude machen!“ Zack ersparte sich eine Antwort darauf. Natürlich hätte er es vorgezogen, auf Aarons Anwesenheit zu verzichten, während er behandelt wurde, aber nur so konnte er sich sicher sein, dass der andere nicht einfach abhaute. Zack schwieg, bis der Wagen vor dem Krankenhauseingang hielt. Da Waffen im Krankenhaus nicht erlaubt waren, legte Zack seine im Handschuhfach ab. Lediglich ein kleines Messer steckte noch am Halfter an seinem Knöchel. Ein wenig steif stieg er schließlich aus und warf seinen Mantel in den nächsten Abfalleimer. „Mitkommen“, befahl er Aaron und setzte sich in Bewegung. So, das reichte. Bevor Zack in die Eingangshalle des Krankenhauses eintreten konnte, packte Aaron ihn hart am Arm. Er riss den anderen Mann brutal herum. Seine Augen funkelten wütend, und seine Stimme war eisig: „Wage es nicht noch einmal, mir Befehle zu erteilen.“ Er drückte fester zu. „Sonst wirst du es bereuen. Ich entscheide. Verstanden?“ Zack blickte gleichgültig auf ihn herab. „Halt einfach den Mund, Aaron“, sagte er und schüttelte die Hand wie eine lästige Fliege von sich, bevor er den Krankenhauseingang betrat. Sein Arm fühlte sich mittlerweile bedrohlich taub an, und er legte keinen gesteigerten Wert darauf, bleibende Schäden davon zu tragen, also trat er direkt an den Empfang. „Ich brauche einen Arzt“, sagte er ruhig. „Ich wurde angeschossen, die Kugel steckt wahrscheinlich noch im Arm.“ Erschrocken blickte die junge Frau am Empfang auf und ließ ihren Kugelschreiber fallen, mit dem sie soeben noch Krankenblätter ausgefüllt hatte. Ihre Augen weiteten sich merklich, als sie das viele Blut sah. „Ganz ruhig“, sagte sie zum Patienten, obwohl sie die jenige war, die nicht wusste, was sie tun sollte. „Ich werde einen Arzt rufen!“, meinte sie nach einem Augenblick. Gerade wählte sie hastig eine Nummer, als ihr einfiel, dass sich der junge Mann besser setzen sollte. Sie hastete hinter dem Empfang hervor und schob Zack einen Rollstuhl zu. „Setzen Sie sich besser!“ „Danke, es geht schon“, antwortete der höflich und blieb stehen. „Sie sollten sich wirklich lieber setzen“, widersprach die junge Frau und wandte sich dann an den anderen Mann, der mit dem Verletzten zusammen eingetreten war. „Vielleicht können Sie ihn ja überzeugen. Ich gehe sofort einen Arzt holen!“ Und damit eilte sie davon. Doch Aaron zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und schaute lieber der jungen Frau nach, die eilig davon trappelte. „Ich werde hier bleiben, bis die Stadt nicht mehr Kopf steht“, meinte er nach einer Zeit tonlos. „Bilde dir ja nichts darauf ein.“ „Und das, wo ich deine Gesellschaft doch so genieße“, entgegnete Zack sarkastisch. Als der Arzt mit besorgter Miene auf ihn zukam, begrüßte Zack ihn höflich. „Ich möchte, dass er mitkommt“, sagte er dem Arzt und nickte in Richtung Aaron. „Das ist doch möglich?“

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Der Arzt nickte verwirrt. „Wenn das Ihr ausdrücklicher Wunsch ist… Aber setzen Sie sich jetzt bitte erst einmal in den Rollstuhl!“ Ohne die Antwort des Patienten abzuwarten, schob der grauhaarige Doktor den Rollstuhl näher und drückte den jungen Mann resolut herein. „Ich werde Sie jetzt erst einmal untersuchen“, sagte der Mann und schob Zack in einen großen Behandlungsraum. „Rufen Sie bitte eine Schwester“, wandte er sich an die Empfangsdame, die den beiden zusammen mit Aaron aufgeregt gefolgt war. „Ja, sicher, Dr. Swane!“ Und schon wieder eilte sie davon. „Es ist eine Schusswunde, und die Kugel steckt noch“, sagte nun Zack auch dem Arzt. „Es ist der Oberarm. Sie müssen nur die Kugel wieder herausholen und mich wieder zunähen. Und heute Abend spätestens kann ich das Krankenhaus wieder verlassen. Habe ich Recht?“ „Jetzt lassen Sie sich bitte erst einmal untersuchen“, antwortete der Arzt und zeigte auf die Liege. „Können Sie alleine aufstehen?“ „Sicher.“ Zack erhob sich und nur daran, dass seine Bewegungen nicht ganz so geschmeidig wirkten wie sonst, konnte man erkennen, dass er verletzt war. Gehorsam legte er sich auf die Liege und schaute dabei zu Aaron. Sein Blick zeigte eine klare Warnung. Doch Aarons Blick verriet nichts anderes als Langeweile. Er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Während der Doktor begann, Zacks Hemd aufzuknöpfen, schweiften seine Gedanken bereits in der Zukunft. Wenn er den Verräter enttarnen konnte, würde er ihn ganz langsam umbringen… quälend langsam… Vielleicht konnte er seinen Boss ja so besänftigen. Als der Doktor Zack das Hemd ausgezogen hatte, blickte Aaron wieder auf. Die Wunde war tiefer, als er angenommen hatte. Zacks ganzer Arm war blutrot und noch immer wollte die Wunde nicht aufhören zu bluten. Der Arzt setzte Zack eine Spritze und holte dann irgendwelche Instrumente. „Wird es sehr wehtun?“, fragte Aaron mit scheinbar besorgter Stimme, grinste Zack aber gehässig an. „Ich habe ihm zwar eine Spritze gegeben, aber es wird sicherlich wehtun“, antwortete der Arzt. „Aber Sie schaffen das schon, nicht wahr? Wie ist übrigens Ihr Name?“ „Zack“, antwortete der kurz angebunden. „Zack Hammond.“ „Also, Mr. Hammond. Ich werde sehen müssen, wie tief die Kugel liegt. Steckt sie im Knochen, müssen wir operieren, befindet sie sich dagegen eher oberhalb – was ich für Sie hoffe –, kann ich sie so herausziehen, auch wenn das mehr schmerzt. Die örtliche Betäubung lähmt leider nicht hundertprozentig bei solchen Fällen. Wollen Sie nicht vielleicht doch, dass Ihr Freund draußen wartet?“ „Nein“, erwiderte Zack kurz und blickte zu Aaron. „Ich will, dass er bleibt.“ „Sind Sie denn auch blutfest?“, fragte der Arzt. „Wenn Ihnen schlecht wird, gehen Sie bitte sofort raus.“ „Ihm wird nicht schlecht werden“, prophezeite Zack und sein kühler Blick lag auf Aaron. „Es wird schon gehen“, meinte auch Aaron. „Außerdem wird mein Freund wohl etwas Beistand brauchen.“ Grinsend kam er auf Zack zu und setzte sich neben seinen Gegner. „Du kannst auch ruhig meine Hand nehmen, wenn es zu sehr wehtut“, bot er großherzig an. Zack schwieg, doch seine Augen blitzten warnend. „Fangen Sie endlich an“, wies er den Arzt an und wandte den Blick gelassen zu dem langen Skalpell.

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Als sich das Messer in sein Fleisch bohrte, zuckte Zack dann doch leicht zusammen, fing sich aber Sekundebruchteile später wieder. „Geht es?“, fragte der Arzt besorgt und nahm mit Unverständnis wahr, dass Aaron völlig desinteressiert da saß. Was war das nur für eine Freundschaft? „Machen Sie weiter“, forderte Zack, und seine Stimme war fest, auch wenn er noch ein wenig blasser geworden war. Das Messer senkte sich tiefer ins Fleisch. Dr. Swane machte ein konzentriertes Gesicht. „Sie haben Glück“, sagte er schließlich und griff nach einer Klemme, um die Wunde auseinander zu halten. „Die Kugel steckt nicht im Knochen. Ich werde Sie so herausholen. Nicht erschrecken, das wird jetzt ziemlich wehtun“, warnte er und nahm die lange Pinzette in die rechte Hand. Aaron blickte auf Zacks vor Schmerzen verzogenes Gesicht. Doch der Mann hielt sich gut. Er biss sich zwar auf die Lippen, brachte aber keinen Ton heraus. Der Arzt bohrte tiefer in der Wunde und nahm noch eine zweite Pinzette hinzu. „Ich kann sie nicht sehen“, gab er nach einigen Minuten zu. „Können Sie noch etwas aushalten?“ „Sicher doch, Ihre Liege ist so bequem, lassen Sie sich doch Zeit“, entgegnete Zack sarkastisch und fixierte einen imaginären Punkt an der Wand. „Das wird jetzt schnell gehen“, versprach der Doktor und begann wieder in der Wunde herumzustochern. Vielleicht war dieser Mann nicht sonderlich fähig, überlegte sich Aaron, während er Zack aufmerksam betrachtete. Kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und sein Kiefer presste sich aufeinander, aber er schrie nicht. Zack verharrte vollkommen still und verkrampft auf der Liege. Als der Doktor aber schließlich die Kugel gefasst hatte und sie mit einem kurzen, schmerzvollen Ruck aus Zack herauszog, zuckte der Mann doch zusammen und amtete hörbar die Luft aus. „Jetzt haben Sie es überstanden“, erklärte Dr. Swane lächelnd und zeigte Zack die Kugel. „Beim nächsten Mal sollten Sie besser auf sich aufpassen.“ „Ich werde es mir merken.“ Zacks Stimme klang gepresst und seine Augen glänzten wie im Fieber. „Nähen Sie es zu und machen Sie einen Verband drum. Ich will nach Hause.“ „Aber Mr. Hammond.“ Der Arzt schüttelte den Kopf. „Sie müssen mindestens eine Nacht zur Beobachtung hier bleiben. Die Wunde kann sich entzünden und anfangen zu eitern. Außerdem brauchen Sie einen Gips.“ „Ich brauche keinen Gips“, entschied Zack. „Spritzen Sie von mir aus alles, was Sie für notwendig halten, aber ich werde dieses Krankenhaus spätestens heute Abend verlassen.“ „Ist unser Kleiner kein harter Mann?“, meinte Aaron grinsend und stand auf. Er ging um die Liege und warf Zack sein Hemd zu, das der Doktor auf einen Stuhl gelegt hatte. „Ein paar Stündchen können wir noch bleiben, aber heute Nacht sind wir weg“, stellte er noch einmal klar und setzte sich. „Willst du dir wirklich keinen Gips verpassen lassen?“, wandte er sich spöttisch an Zack. „Es würde dir bestimmt gut stehen. Vielleicht unterschreibe ich auch!“ „Danke, auf deine Unterschrift verzichte ich.“ Zack presste noch einmal den Kiefer aufeinander, als der Arzt die Wunde zu nähen begann. Danach säuberte er die Wunde noch einmal, gab eine spezielle Salbe darauf und machte einen lockeren Verband. Zack richtete sich auf und wollte schon aufstehen, doch der Arzt hielt ihn erschrocken auf.

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„Nicht doch, Mr. Hammond! Sie sind viel zu geschwächt durch die Betäubung und die Schmerzen. Um Himmels Willen, setzen Sie sich wieder!“ Er drückte Zack zurück. „Ruhen Sie sich die nächste halbe Stunde lang hier aus. Ihr Freund kann bei Ihnen bleiben. Wenn Sie und auch die Wunde sich wieder ein wenig beruhigt haben, werden wir einen Gips oder auch Verband anlegen. Das werden wir dann sehen. Möchten Sie vielleicht etwas trinken?“ „Ein Glas Wasser, bitte.“ Man sah es Zack an, dass er verärgert war. „Gut, ich werde es Ihnen besorgen.“ Der Arzt blickte noch einmal besorgt auf seinen Patienten und verließ dann mit einem Kopfschütteln den Raum. ~*~ Kapitel 4 ~*~ Aaron wartete, bis der Arzt sorgfältig die Tür geschlossen hatte und sagte dann eindringlich: „Wenn du gleich nicht stehen kannst, lasse ich dich hier alleine zurück. Wenn die Bullen dich finden, ist das dein Problem!“ „Wie schön es doch ist, wenn sich jemand um einen sorgt.“ Zack zog eine Augenbraue in die Höhe. „Aber keine Sorge, so schnell wirst du mich schon nicht los. Er soll mir gleich etwas gegen die Schmerzen geben und einen Verband machen, und dann sind wir weg.“ „Wir müssen uns überlegen, wie wir wieder zurück in die Stadt kommen“, sagte Aaron, während sein Blick über Zacks nackten Oberkörper und sein Gesicht schweifte. Noch immer war der andere Mann vollkommen verkrampft, doch ansonsten konnte man ihm seine Schmerzen nicht mehr anmerken. Er bekam sogar wieder Farbe im Gesicht. „Dein Fahrer wird doch wohl hier bleiben, oder?“ „Ja.“ Zack suchte eine bequemere Position und wartete, bis eine Schwester ihm das Glas Wasser brachte, bevor er fort fuhr. „Wir brauchen ein anderes Auto. Aber das wird schon geregelt sein. Wir werden in eins der Quartiere fahren und uns genau überlegen, was wir den Bossen sagen.“ „Ich werde jetzt gleich erstmal telefonieren“, meinte Aaron jedoch. „Und ich werde auch nicht in eines deiner Quartiere mitkommen. Ich habe besseres zu tun!“ Er nickte bedächtig und überschlug seine Beine. Im Moment wollte er nichts lieber, als endlich zu seinen Männern und wieder Herr der Lage werden, aber er musste auf die Dunkelheit warten. „Gut, wenn du telefonieren willst, hält dich niemand davon ab.“ Zack nahm einen großen Schluck Wasser. Seine Kehle fühlte ausgedörrt an und sein ganzer linker Arm pulsierte. „Du bist zu großzügig“, antwortete Aaron höhnisch, während er den anderen Mann aufmerksam betrachtete. „Das heißt, du willst mich nicht mehr im Auge behalten?“ „Du wirst hier telefonieren“, bestimmte Zack einfach und stellte das Glas beiseite. „Ganz einfach.“ „Ich bin hier geblieben, um zu sehen, ob du noch stark genug bist. Meinen Boss hätte es nämlich bestimmt brennend interessiert, wenn du draufgegangen wärst. Ansonsten habe ich dir vorhin schon erklärt, dass du mir nichts befehlen kannst.“ Aaron erhob sich und ging auf die Tür zu. „Ich werde jetzt telefonieren. Ich komme gleich wieder und dann schauen wir weiter.“ Zack widersprach nicht. Er hatte es ihm Gefühl, dass Aaron zurückkehren würde. Im Moment waren sie voneinander abhängig. Dieses eine Mal mussten sie zusammenarbeiten und ihre Bosse davon überzeugen, dass nicht sie die Schuld traf.

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Als Aaron zurück kam, hatte Zack die Augen geschlossen und versuchte den bohrenden Schmerz zu ignorieren. „Und?“, fragte er. „Wir fahren heute Nacht zu ihnen“, berichtete Aaron. „Sie sitzen im Augenblick zusammen und diskutieren bereits die nächsten Geschäfte aus. Wie du dir denken kannst, sind sie vollkommen außer sich. Sie sitzen bei meinem Boss im Büro und schreien sich wahrscheinlich gegenseitig an.“ Aaron setzte sich wieder auf seinen Stuhl und lächelte kalt. „Ich soll dir von meinem Boss sagen, du sollst die Zähne zusammenbeißen und dich nicht so anstellen.“ „Danke für die netten Genesungswünsche.“ Zack schnaubte und setzte sich nun endlich das erste Mal wieder auf. Probeweise versuchte er seinen Arm zu bewegen, doch ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Arm, so dass er ihn lieber ruhig hielt. „Geh den Arzt holen“, sagte er und nickte in Richtung Tür. „Er soll jetzt den Verband machen, mir eine Spritze geben und dann können wir fahren.“ „Nein, wir bleiben noch“, sagte Aaron, aber nicht weil er besorgt war. Er dachte viel mehr an seine Sicherheit. „Wir können erst hier weg, wenn es dunkel ist. Dann wird es schwerer uns zu finden.“ „Du willst den ganzen Tag hier verbringen?“ Zack schüttelte den Kopf. „Es ist erst morgens früh. Wir werden ganz sicher nicht die ganze Zeit hier bleiben. Das ist ja noch gefährlicher. Wo, glaubst du, werden sie suchen, wenn einer von uns verletzt ist? Vielleicht in allen Krankenhäusern?“ „Ach, und durch die Polizeisperren zu fahren ist jetzt besser?“, fragte Aaron unverständlich. „Sie haben bestimmt die ganze Stadt abgeriegelt. Und außerdem ist dieses Krankenhaus hier verschwiegen und liegt außerhalb. Ich denke mal, der Arzt wird auch für ein kleines Trinkgeld zutraulich werden.“ „Nein“, widersprach Zack. „Wir werden hier nicht mehr Aufsehen als nötig erregen. Wir werden bei der Unfallursache angeben, dass es ein Jagdunfall war. Das ist im frühen Morgengrauen durchaus möglich. Außerdem habe ich einen Jagdschein.“ „Ja, sicher, die Polizei wird auch nicht nach Schusswunden fragen“, antwortete Aaron so langsam wütend. „Sag mal, ist dein Gehirn eigentlich immer noch umnebelt? Allein an der Patrone kann man erkennen, dass es kein Jagdunfall war. Du kannst dich glücklich schätzen, wenn er nicht schon die Bullen verständigt hat. Der Mann ist doch auch nicht blöd!“ „Jetzt halt mal die Luft an.“ Aus Zacks Blick sprach Verärgerung. „Hast du vielleicht eine bessere Idee? Du willst doch unbedingt hier bleiben. Glaubst du nicht, dass das gute Gewissen unseres Arztes uns verpfeifen wird, selbst wenn wir ihm Geld geben?“ „Nicht wenn es genug Geld ist und du ihm ein bisschen drohst“, antwortete Aaron mit einem Schulterzucken. „Außerdem ist der gute Mann bestimmt nicht so moralisch, wie du angenommen hast. Er hat doch noch nicht einmal nach der Unfallursache gefragt. Wieso hat er das wohl nicht getan?“ „Gut, von mir aus“, gab Zack nach. „Aber du wirst es ihm erklären. Das überlasse ich großzügig dir. Aber ich sage dir eins, ich will nicht schon wieder jemanden zu beseitigen haben, weil etwas nicht geklappt hat.“ „Ich bin im Gegensatz zu dir ja auch diplomatisch“, erklärte Aaron. „Und jetzt kannst du diesen Arzt rufen. Ich werde es dann übernehmen, kranker Mann!“ Zack enthielt sich eines Kommentars, sagte aber: „Wie soll ich ihn denn rufen? Soll ich quer durchs Krankenhaus schreien? Geh gefälligst raus und hol ihn.“

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„Hast du da etwa keinen Knopf?“ Aaron runzelte die Stirn, als Zack den Kopf schüttelte. „Und das soll eine Privatklinik sein…“ Er erhob sich seufzend und ging dann zur Tür. „Also werde ich schon wieder deine Probleme regeln gehen“, sagte er zur Verabschiedung und trat dann auf den Flur. Er fand den Arzt schließlich am Empfang, wo er gerade etwas mit der Sekretärin besprach. „Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?“, fragte Dr. Swane und blickte auf. „Braucht Ihr Freund irgendetwas?“ „Wir sollten reden“, sagte Aaron höflich, aber mit schneidend kalter Stimme. „Allein.“ Der Arzt nickte perplex und führte ihn dann weg von der Sekretärin in ein kleines Büro. Er setzte sich in seinen Schreibtischstuhl und zeigte für Aaron auf einen Stuhl. „Worum geht es?“, fragte der Doktor freundlich, obwohl man ihm ansehen konnte, dass er schon seit längerem auf dieses Gespräch wartete. „Wir möchten, dass dieser Vorfall diskret behandelt wird“, antwortete Aaron freundlich und lächelte sogar. „Sie werden das sicherlich verstehen.“ „Sie meinen die Schusswunde?“, fragte Dr. Swane vorsichtig. „Die Tatsache, dass Ihr Freund angeschossen wurde? Das heißt also, Sie wollen keine Polizei.“ „Korrekt!“ Aaron nickte und zog dann langsam seine Brieftasche heraus. Er nahm einen Fünfhundertdollarschein und legte ihn direkt vor dem Arzt auf den Schreibtisch. „Wir sind selbstverständlich bereit, Ihren Einsatz zu honorieren.“ Erschrocken starrte der Arzt auf das Geld. „Das… das kann ich nicht“, stotterte er. „Es tut mir Leid, aber… Ich muss den Vorfall der Polizei melden. Das ist meine Pflicht.“ „Aber sicher doch.“ Aaron nickte verständnisvoll und legte einen zweiten Schein hinzu. „Ich denke aber, Sie werden ihre Pflicht in diesem Fall zurückstecken können.“ Die Augen des Arztes wurden größer. „Ich… Das kann ich nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn man mich fragt, werde ich die Wahrheit sagen müssen.“ Es folgte noch ein Schein. „Das ist mein letztes Angebot, Doktor!“ „Hören Sie, ich möchte keine Schwierigkeiten haben. Ich kann höchstens in die Krankenakte schreiben, dass es keine Schusswunde war, sondern dass sich bei Umbauarbeiten ein Nagel unglücklicherweise in seinen Arm gebohrt hat. Mein Gott, denken Sie sich etwas aus.“ Er schüttelte den Kopf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. „Das ist das einzige, was ich Ihnen anbieten kann.“ „Und Sie werden diese Version auch bestätigen, wenn ein Polizist kommt und sie danach fragt?“, bohrte Aaron weiter, während demonstrativ über seine Waffe strich, die er unter seiner Jacke versteckt hielt. Angst war immer noch besser als Geld. „Oh Gott, bitte, das ist ein Krankenhaus!“ Erschrocken starrte der Arzt auf die Waffe. „Hören Sie, verschwinden Sie einfach von hier und ich werde aussagen, Sie niemals hier gesehen zu haben. Ich habe Ihren Freund niemals behandelt.“ „Ihre Familie wird es Ihnen danken!“ Aaron erhob sich mit einem Lächeln. „Ich danke Ihnen für Ihre gute Zusammenarbeit. Kann ich meinen Freund jetzt wieder mitnehmen oder stirbt er mir dann weg?“ Der Arzt fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. „Ich werde ihm ein Schmerzmittel geben und den Arm verbinden. Er wollte doch keinen Gips, richtig? Obwohl es sicherer wäre, einen anzulegen. Aber das würde natürlich ein bisschen dauern.“

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„Nein, wir haben keine Zeit mehr.“ Aaron hatte sich Zacks Meinung angeschlossen. Je eher sie aus dem Krankenhaus wieder raus waren, umso besser. „Geben Sie mir das Schmerzmittel und dann sind wir weg. Und Sie werden uns hoffentlich nie wieder sehen müssen.“ „Ich muss wenigstens einen Verband anlegen.“ Dr. Swane betrat vor Aaron das Behandlungszimmer. „Und die Fäden müssen irgendwann gezogen werden.“ Er griff schnell nach ein paar Mullbinden und begann geschickt einen Verband anzulegen. Danach gab er Zack noch eine Spritze. „Sie dürfen kein Auto fahren“, sagte er noch hastig. „Und hier, das hier sind die Schmerztabletten.“ Zack nickte und nahm sie an sich. „Sie können jetzt gehen“, entließ Aaron den Arzt mit einem Gönnerblick. „Wir haben uns doch verstanden, oder, Doktor?“ „Ja, sicher.“ Der Arzt nickte. „Bitte gehen Sie jetzt.“ „Wunderbar“, sagte Zack und erhob sich schwerfällig. „Lass uns verschwinden.“ Auch Aaron nickte und schaute den Arzt noch einmal einschüchternd an, bevor er das Behandlungszimmer verlassen hatte. „So macht man das“, meinte er und lehnte sich zufrieden gegen die Wand, bis Zack aufgestanden war, was im Moment unnatürlich lange dauerte. „Wir können auch noch eine Stunde hier bleiben, bevor du im Auto draufgehst. Mein Boss möchte dich nämlich sehen.“ „Wir werden jetzt fahren“, entschied Zack. „Gib mir mal deine Jacke.“ Aaron zögerte für einen Moment, zog dann aber doch seine Jacke aus und reichte sie Zack. Ein Mann mit nacktem Oberkörper und immer noch blutverschmiert, würde bestimmt auffallen wie ein bunter Hund. „Aber pass bloß drauf auf!“ „Ich werde sie hüten wie meinen Augapfel.“ Zack warf Aaron einen genervten Blick zu und mühte sich in die Jacke hinein. Sein verletzter Arm schmerze bei jeder kleinen Bewegung, schließlich war er ja nicht eingegipst. „Können wir dann?“ „Wenn sich der Kranke dann endlich einmal angezogen hat, können wir auch los!“ Gemeinsam gingen sie die Krankenhausflure entlang und traten schließlich heraus auf den Parkplatz. Wie Zack es gesagt hatte, stand ein neuer Wagen für sie bereit. Als die Männer einstiegen, fuhr der stille Fahrer sofort los. Aaron nannte ihm eine Adresse und Zack lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf an die Lehne. Er würde keine ruhige Minute mehr haben, wenn sie erst im Kreuzverhör standen. „Was werden wir ihnen sagen?“, fragte er. „Irgendwelche Vorschläge?“ „Wir werden ihnen sagen, dass wir verraten wurden“, meinte Aaron leichthin. Er hatte seinem Boss das meiste ohnehin bereits am Telefon erklärt. „Und wir werden den Verräter finden und umbringen!“ „Gut. Verdammt, ich wusste ja gleich, dass es Unglück bringt, mit euch zusammen zu arbeiten. Das konnte ja nur schief gehen.“ „Aber sicher doch. Es ist bestimmt einer von euch.“ Aaron schaute gespannt aus dem Fenster und beobachtete die Straße. Aber Polizei war weit und breit nicht zu sehen. „Ihr seid daran schuld, dass wir Millionen verloren haben!“

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„Und was haben wir verloren? Etwa nichts?“ Zack schnaubte und stieß ein Zischen aus, als der Wagen über eine Unebenheit am Boden fuhr und sein verletzter Arm gegen den Sitz stieß. „Weichei“, amüsierte sich Aaron, während er noch immer noch der Polizei Ausschau hielt. In diesem Augenblick überquerten sie die Stadtgrenze. Doch es war nichts abgeriegelt und es wurden auch keine Kontrollen gemacht. Wahrscheinlich war niemand bei der Schießerei gestorben, überlegte Aaron. Ansonsten wäre die Fahndung größer gewesen. „Wir werden sehen, was wir heute Abend über uns ergehen lassen müssen“, sagte Zack und wartete, bis der Fahrer gehalten hatte. „Wir sehen uns nachher. Mach keinen Scheiß bis dahin, Kleiner.“ „Und schlaf du dich bis dahin aus, Kleiner“, imitierte Aaron und stieg aus dem Wagen aus. „Das hast du dringend nötig für heute Nacht!“ Er grinste hinterhältig und schlug die Tür des Autos zu. In wenigen Sekunden verschwand er in einer Menschenmenge. Als er fort war, schloss Zack seufzend die Augen. „Bring mich nach Hause“, wies er den Fahrer an und blickte auf seinen Arm, dessen Verband unter Aarons Jacke verborgen war. Hoffentlich würde es nicht zu lange dauern, bis alles wieder verheilt war. Zu Hause angekommen, stieg Zack ein wenig schwerfällig aus und blickte in den Himmel. Es war kurz vor Morgengrauen. Er stieg die Treppen zur Tür hinauf und bevor er sie erreicht hatte, öffnete sich die Tür geräuschlos und der Butler kam zum Vorschein. „Guten Morgen, Mr. Hammond“, grüßte er seinen Arbeitgeber höflich wie immer. „Kann ich Ihnen etwas bringen?“ „Nein, danke“, antwortete Zack. „Ich werde nach oben gehen und mich hinlegen. Bis heute Abend bin ich nicht zu sprechen.“ Der Butler nickte und zog sich diskret zurück. Doch Zack hatte nicht mit Barnabey gerechnet, der in Windeseile die lange Treppe herabgehechtet kam. Keuchend kam er vor Zack zum Stehen und sofort verengten sich seine Augen zu Schlitzen. „Was ist passiert?“, fragte der Junge besorgt. „Du siehst so komisch aus!“ „Es gab ein paar Schwierigkeiten“, entgegnete Zack knapp und ging an Barnabay vorbei die Treppe hoch. Sein Körper verlangte dringend nach Ruhe und Schlaf. „Weißt du, wie lange ich auf dich gewartete habe?“, fragte Barnabey vorwurfsvoll und rannte Zack einfach hinterher. So leicht ließ er sich nicht abspeisen. Barnabey bekam seinen Freund am Arm zu fassen und hielt ihn so an. Erschrocken schaute der Junge in Zacks blasses Gesicht. „Du siehst scheiße aus“, entfuhr es ihm. „Was hast du?“ „Ich habe doch schon gesagt, es ist etwas schief gegangen. Ich brauche nur meine Ruhe, dann ist alles in Ordnung. Leg dich noch was hin oder iss einen Apfel. Darauf scheinst du ja so zu stehen.“ „Brauchst du einen Arzt?“, fragte Barnabey leise und ging dabei gar nicht auf die Beleidigung ein. Er sah, dass sein Freund Schmerzen hatte und er wollte ihm helfen. „Soll ich was machen?“ „Nein danke, Kleiner. Ich habe mich nur am Arm verletzt. Mach dir keine Sorgen, das ist bald wieder verheilt. Es ist nicht so schlimm.“ „Aber was ist denn passiert?“ Barnabey konnte einfach nicht locker lassen. „Ich sehe doch, dass du Schmerzen hast. Ich kenne dich. Vor mir kannst du das nämlich nicht verstecken!“

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„Ja, ich habe Schmerzen“, gab Zack zu. „Der Arzt hat gerade eben an mir herumgesäbelt. Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen, dann geht es mir wieder gut. Mach dir doch nicht so viele Sorgen, Barney.“ So nannte Zack den Jungen nur, wenn er ihn aufziehen wollte. „Du wirst ja eine richtige Glucke. Geh wieder schlafen.“ Beleidigt zog Barnabey eine Schnute und war für einen Moment gewillt, diesen arroganten Kerl wirklich stehen zu lassen. Aber das konnte er natürlich nicht. Dafür mochte er Zack zu sehr. „Ich werde dir etwas zu trinken holen“, beschloss er deswegen und ging dann einfach die Treppe herunter. „Und ja keine Widerrede! Leg du dich ins Bett!“ Er zog die Küchentür bereits hinter sich zu, bevor Zack antworten konnte. „Bengel“, murmelte Zack und schüttelte den Kopf. Doch er tat, was der Junge von ihm verlangt hatte. Er ging in sein Zimmer, zog Aarons Jacke und seine Hose aus und legte sich schließlich, nur noch mit einer schwarzen Shorts bekleidet, ins Bett. Er bemühte sich, eine Stellung zu finden, bei der sein Arm nicht höllisch schmerzte und legte sich schließlich auf den Rücken. Barnabey trat ein ohne anzuklopfen. Er balancierte vorsichtig ein großes Tablett vor sich her und stellte es langsam auf Zacks Nachttisch ab. Eine große Tasse Kakao und ein Stück Kuchen lagen wohl platziert auf dem Tablett. Barnabey lächelte stolz. „Das habe ich ganz alleine in eurer riesigen Küche gefunden“, verkündete er und hielt Zack die Tasse hin. „Und jetzt erzähl. War es eine Messerstecherei?“ „Wohl eher eine Schießerei“, korrigierte Zack und schüttelte innerlich den Kopf. Der Junge hatte ihm doch tatsächlich Kakao und Kuchen gebracht. „Einer der Kerle hat mich am Arm getroffen.“ „Und kam die Kugel hinten wieder raus?“, fragte Barnabey angeekelt und gleichzeitig neugierig. Er setzte sich auf die Bettkante und betrachtete den Verband eingehend. „Nein, leider nicht“, antwortete Zack ehrlich. Er wusste, dass Barnabey darüber schweigen würde. Er vertraute ihm. „Sie steckte leider noch. Aber zum Glück nicht im Knochen. Der Arzt hat sie rausgeholt und die Wunde genäht. Es wird eine kleine Narbe zurückbleiben, das ist alles.“ „Er hat in dir rumgebohrt?“ Barnabeys Stimme überschlug sich beinahe. „Hat das nicht weht getan?“ „Es war auszuhalten“, antwortete Zack. „Jetzt guck nicht so, es hat gerade mal zehn Minuten gedauert, dann war die Kugel wieder draußen.“ „Zehn Minuten? Woher weißt du denn…“ Entsetzt schlug Barnabey die Hände vor den Mund und wurde beinahe noch blasser als Zack. „Du warst doch nicht etwa wach?“ „Mach den Mund wieder zu.“ Zack nahm sich mit der Gabel ein Stück Kuchen und kaute gemächlich. „Der Arm war betäubt. Na ja, bis zu einem gewissen Punkt. So schlimm war es also nicht.“ „Du hättest mich anrufen können“, meinte Barnabey nach einiger Zeit vorwurfsvoll. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie groß die Schmerzen gewesen sein mussten. „Ich hätte wenigstens bei dir bleiben können!“ „Danke, aber ich bin doch schon groß.“ Zack stellte den leeren Teller zurück auf das Tablett. „Ich lebe doch noch, siehst du?“ „Ja, aber wie…“ Barnabey schaute voller Sorge auf seinen Freund herab. „Du bist blass, hast ganz komische Augen und dein Gesicht verzieht sich in regelmäßigen Abständen. Nee, du lebst wirklich großartig!“ Er schüttelte tadelnd den Kopf, als wäre er Zacks Mutter. „Aber jetzt musst du erstmal schlafen!“

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„Okay, Onkel Doktor.“ Zack wuschelte dem Jungen durchs Haar und legte sich wieder hin. „Du sorgst dafür, dass ich nicht gestört werde, hm?“ Barnabey nickte bestimmt. „Kein Mensch wird dich stören“, versprach er und stand vom Bett auf. Doch bevor er sich umdrehte, zog er aus seiner Hosentasche einen großen roten Apfel. „Den lass ich dir hier!“, meinte er, lächelte Zack an und verließ den Raum. Zack blickte ihm kopfschüttelnd hinterher. Barnabey konnte man geradezu schon süchtig nach Äpfeln nennen. Aber immerhin nett, dass er ihm einen da gelassen hatte. Zack rutschte noch einmal herum, auf der Suche nach einer bequemeren Position, und schlief schließlich ein. Zwölf Stunden später stieg er aus dem schwarzen Auto aus, das ihn direkt vor das Haus des Dons gebracht hatte. Wie immer war er genau fünf Minuten zu früh. Zack stieg die vier Treppenstufen zum Eingang empor, ließ die üblichen Sicherheitsmaßnahmen wie Abtasten und Fingerabdruckkontrolle über sich ergehen und wurde schließlich vom Butler durch den Flur geführt. „Der Don erwartet Sie schon“, sagte der Butler leise und öffnete dann die Tür. Als Zack eintrat, hatten sich bereits alle versammelt. Sein Don stand mit dem Rücken zum Fenster und drehte sich noch nicht einmal um, als Zack sie begrüßte. Er starrte aus dem großen Fenster in die hell erleuchtete Stadt herunter und hielt in der Hand ein Glas Sherry. Auch das Oberhaupt der anderen Familie schenkte Zack keine sonderliche Beachtung. Er saß hinter einem großen Schreibtisch und stierte auf irgendwelche Papiere. Nur Aaron schien Zack zu beachten. Er grüßte ihn mit einem kurzen Nicken und wies auf den Stuhl neben sich. Als Zack sich gesetzt hatte, herrschte für ein paar Minuten Schweigen, bis der ehemalige Feind zu sprechen begann. „Wir haben gehört, ihr hattet Probleme. Probleme, die uns Millionen gekostet haben. Wir wollen Namen. Wer ist dafür verantwortlich?“ Aaron zuckte mit den Schultern und lehnte sich entspannt zurück, obwohl sein Gesichtsausdruck ernst war. „Wir haben keine Ahnung“, gestand er offen und sah seinem Don dabei geradewegs in die Augen. Er wusste, dass der Mann Feiglinge verabscheute. „Aber wir werden den Schuldigen finden und ihn dafür bestrafen“, versprach Aaron, obwohl er das wohl nicht so einfach werden würde. „Er hat Recht“, sagte auch Zack. „Es gab vorher keine Anzeichen für einen Verräter. Es war alles geprüft.“ „Aber es muss sich trotzdem einer durchgeschmuggelt haben“, meldete sich nun zum ersten Mal das andere Oberhaupt. Die Stimme klang tief und voll und schien kaum zu dem eher kleinen drahtigen Mann zu passen. „Das wissen wir. Wie gesagt, wir werden den Schuldigen finden. Er wird seine gerechte Strafe erhalten“, fuhr Zack fort. „Und wer ersetzt uns das Geld?“ Die Stimme klang gereizt. „Wer ersetzt uns die Millionen, der verloren gegangen sind?“ Kurzes Schweigen herrschte, dann räusperte sich Zack. „Wir werden es anders beschaffen. An die Drogen kommen wir nicht mehr heran. Nicht, wenn die Polizei sie hat. Aber wir werden das Geld anders beschaffen.“ „Ja, das werdet ihr wohl. Wir dulden keine Versager.“

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Aaron nickte. Schon immer war es ungeschriebenes Gesetz in seiner wie auch in Zacks Familie gewesen, dass nur der Stärkste überleben konnte. Jede Niederlage konnte jederzeit das Ende bedeuten. „Wir werden den Verräter finden“, sagte er noch mal zu seinem Don, den Mann am Fenster beachtete er kaum. Er hatte nur seiner Familie einen Schwur geleistet. „Ihr werdet den Mann finden, der uns verraten hat“, antwortete der große, breitschultrige Mann hinter dem Schreibtisch. „Und wir werden euch sagen, wie ihr das verlorene Geld wiederbeschaffen könnt. Nun gut, wiederbeschaffen ist vielleicht ein falsches Wort. Ihr werdet euch anderwärtig umsehen. Ihr werdet dafür sorgen, dass aus dem städtischen Museum ein paar wichtige Altertümer durch Imitationen ersetzt werden.“ Zack und Aaron sahen sich zeitgleich in die Augen. „Wir sollen das zusammen machen?“, fragte schließlich Aaron und schüttelte den Kopf. „Das kann niemals gut gehen!“ „Es wird gut gehen.“ Die Stimme des Dons ließ keinen Zweifel. „Ich würde euch wirklich nicht wünschen, dass die Sache schon wieder schief geht. Dieses Mal wird alles glatt laufen. Ihr werdet einen oder auch zwei qualifizierte Männer finden, die den Einbruch begehen und die Kunstobjekte austauschen. Ihr werdet euch um die Baupläne des Museums kümmern, und ihr werdet auch die Imitate beschaffen. Dazu werdet ihr schwören, hier vor uns, dass ihr zusammenarbeiten werdet. Ohne Komplikationen, ohne weitere Ärgernisse. Ihr werdet euch zur Seite stehen, wenn dem anderen etwas passieren sollte. Wenn einer einen Fehler macht, seid ihr beide verantwortlich. Es gibt kein ich mehr, sondern nur noch wir. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ Jetzt drehte sich auch Zacks Don um. Sein Gesicht war eigentümlich sanft und erinnerte mehr an einen liebenden Vater als an einen Mafioso. Nur die dunklen Augen wiesen auf seinen Charakter. Sie fixierten Aaron und schienen ihn zu durchbohren. „Ich erwarte absolute Treue von dir“, sagte er zu seinem Untergebenen und bestätigte damit noch einmal die Worte des Mannes am Schreibtisch. „Aber wäre es nicht besser, nur einen von uns mit dieser Aufgabe zu betreuen?“ Zack blickte wieder zur Aaron. „Zu viele Köche verderben den Brei.“ „Willst du mir widersprechen?“ Wieder klang die Stimme des Dons trügerisch sanft, doch Zack konnte die Drohung erkennen. „Nein“, knirschte er nach einem Augenblick. „Gut, ich werde mit ihm zusammenarbeiten.“ „Wir wollen keine weiteren Patzer.“ „Nein“, wiederholte Zack und biss die Zähne zusammen. „Wir werden zusammenarbeiten und den Deal problemlos abwickeln.“ Auch Aaron gab sich geschlagen. Jeglicher Widerspruch war sowieso sinnlos. „Das Geschäft ist so gut wie gelaufen“, sagte er überzeugt, obwohl er nicht wirklich daran glaubte. Mit Zack konnte es doch nur Probleme geben. Er sah seinen Don an. „Wer wird das letzte Wort haben?“ „Niemand. Ihr werdet euch einig sein. Das werdet ihr doch, nicht wahr?“ Und Aaron und Zack blieb wieder nichts anderes übrig, als notgedrungen zu nicken. „Gut, dann wüsste ich nicht, was es noch zu klären gäbe, außer eurem Schwur. Also, ihr werdet zusammenarbeiten und euch unterstützen, euch helfen. Kein ich, nur wir. Ich höre?“

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Zack und Aaron tauschten einen kurzen Blick aus und pressten dann beide ein „Ich schwöre“ heraus. Beide Dons nickten. „Gut. Weiteres werdet ihr noch erfahren. Wir möchten, dass ihr gut aufpasst.“ „Auch das werden wir tun“, sagte Aaron resigniert und stand auf. Die ganze Aktion passte ihm ganz und gar nicht. Er hatte gehofft, dass dieser Drogenschmuggel das letzte Geschäft wäre, das er mit Zack hatte abwickeln müssen. Allein konnte er viel besser arbeiten. Keine lästigen Fragen und keine faulen Kompromisse. Zack war doch sowieso nur ein kleiner Möchtegernmafioso. „Wir werden uns bestimmt glänzend verstehen“, murmelte er sarkastisch, während er Zack betrachtete. „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.“ Zack Gesichtsausdruck zeigte die gewohnte Langeweile, doch in seinen Augen blitzte der Ärger. „Wir vertrauen darauf. Ihr seid hiermit entlassen.“ Zack nickte und stand dann eilig auf. Er hatte das Gefühl, als wäre der Raum geschrumpft. Länger konnte er es nicht aushalten. Er eilte aus dem Gebäude und atmete erst wieder auf, als er im Wagen saß. Mist, verdammter! ~*~ Kapitel 5 ~*~ Mit langen Schritten eilte Aaron die Straße entlang. Die Nacht war stockdunkel. Nur vereinzelt waren noch Menschen zu sehen. Fernab von den Touristenströmen verließ um diese Zeit niemand mehr freiwillig seine Wohnung. Laute Bässe drangen aus einem der offenen Fenster. Die Nacht war stickig warm und die Luft schien in den Gassen geradezu zu stehen. Ein Nachbar schrie irgendwelche Beleidigungen, doch die Musik wurde trotzdem nicht leiser gestellt. In dieser Gegend kehrte niemals Ruhe ein. Er ging an einer Gruppe junger Männer vorbei, die sich ihm bedrohlich näherten. Doch als sie ihn erkannten, drehten sie wieder ab. Aaron beschleunigte seine Schritte, doch nicht weil er Angst hatte, sondern weil er drohte, schon wieder zu spät zu kommen. Er bog in eine Parallelstraße ein und sah auch schon das Schild des Motels aufflackern, indem er sich jetzt treffen würde. Als er endlich angekommen war, hob der Mann an der Rezeption noch nicht einmal seinen Blick. Entschlossen ging Aaron weiter und klopfte schließlich an die dünne Tür eines Hotelzimmers. Er wurde bestimmt schon erwartet. Es dauerte einen Augenblick, bis der Schlüssel im Schloss gedreht wurde und sich die einfache Holztür knarrend öffnete. Sekundenbruchteile später fühlte Aaron sich am Arm gepackt und unsanft ins Zimmer gezogen. Die Tür wurde mit einem Fuß zugeschlagen, der Schlüssel wieder herumgedreht und Aaron mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. „Du bist spät“, raunte eine tiefe Stimme ärgerlich an seinem Ohr, bevor sich fremde Lippen auf seine pressten. Aaron erwiderte den Kuss stürmisch. Seine Hände krallten sich in die dunklen Haare, während er sich näher an den anderen presste. „Ich hatte noch was zu tun“, sagte er zwischen zwei Küssen, verlagerte dann sein Gewicht und stützte sich von der Wand ab. Seit gestern Nacht hatte er diesen Moment bereits herbeisehnt. Mit einem Schubs beförderte er den anderen auf das kleine Bett, das schon jetzt bedrohlich knarrte. „Bei nächsten Mal suchen wir uns was Vernünftiges“, meinte Aaron, während er bereits die Knöpfe des Hemdes aufmachte. Er wollte diesen Körper einfach.

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„Es ist vernünftig. Immerhin hat es ein Bett. Letztes Mal hatten wir nicht einmal das. Dieses Zimmer ist also ein gewaltiger Fortschritt, wenn du mich fragst.“ Eine Hand glitt an Aarons Kehle hinauf, strich über den Kieferknochen bis zum Ohr und berührte den kleinen Stecker an der Ohrmuschel. Er stand nicht nur auf den Körper, er stand auch auf jede einzelne Berührung. Genüsslich legte Aaron den Kopf schief und bot der Hand damit eine größere Fläche. Währenddessen packte er den anderen an den Schultern und presste ihn auf die Matratze. Mit einer schnellen Bewegung setzte Aaron sich auf seine Beine, damit er nicht mehr aufstehen konnte. Aaron öffnete den letzten Knopf vom Hemd und konnte endlich die warme Haut darunter fühlen. Hastig strich er über die harten Muskeln und presste schon wieder die Lippen auf die des anderen. Genauso stürmisch wurde der Kuss erwidert. „So ausgehungert?“ Die dunklen Augen blitzten amüsiert. „Sollte man gar nicht meinen. So lange ist es doch noch gar nicht her.“ Ein unwirsches Murren war die Antwort. Aaron schob das Hemd ungeduldig weiter auseinander, doch dieses Mal wurden seine Hände festgehalten. „Sei ein bisschen vorsichtiger. Ich bin verletzt, das weißt du doch.“ „Weil du noch nicht mal auf dich aufpassen kannst“, antwortete Aaron heiser. „Eigentlich sollte man dir deine Waffe abnehmen und dich aus eurem Club rauswerfen. Du gehörst eindeutig hinter den Herd.“ Aaron grinste, streichelte dieses Mal aber vorsichtiger über den Oberkörper. „Sei vorsichtig, ich bin noch bei weitem gesund genug, um dir eine verpassen zu können.“ Der Drohung folgte ein weiterer heißer Kuss. „Ich schicke dich auch so noch mit Leichtigkeit auf die Bretter.“ „Aber sicher doch.“ Im Moment stand Aaron wirklich nicht der Sinn nach Endlosdiskussionen. Er wollte jetzt sofort mit diesem Mann schlafen und dieser Drang konnte unmöglich weiter aufgeschoben werden. „Ach Mist, zieh dein verdammtes Hemd selber aus, Zack!“ „Tz, dass du so schnell aufgibst…“ Zacks Augen blitzten amüsiert und er setzte sich auf, um sich das Hemd von den Schultern zu streifen. Der Verband an seinem linken Oberarm wurde sichtbar, ebenso wie die seltene Tätowierung an seiner Schulter. Als das Hemd endlich weg war, schloss Zack beide Arme um den kleineren Mann und zog ihn an sich. Er genoss jedes nächtliche Zusammentreffen mit Aaron, das mittlerweile schon Tradition war. Aarons Hände strichen durch Zacks Haare und verwuschelten sie kurz. Wieder drückte er seine Lippen auf die des anderen Mannes, während er sich auffordernd an ihn presste. „Keine langen Spielchen heute“, legte er heiser fest und seine Hand schoss bereits zwischen Zacks Beine, massierte dort leicht. Doch Zacks rechte Hand legte sich um das Handgelenk und zog Aarons Hand fort. „Nein“, sagte er und massierte mit seinem Daumen die Handinnenfläche des anderen. „Du weißt, dass ich es hasse, wenn immer alles nach deinem Kopf gehen muss. Du solltest es eigentlich besser wissen, dass du mich nicht herumkommandieren kannst.“ „Lass uns einfach würfeln. Dann werden wir ja sehen, wer heute bestimmt.“ Aaron musste sich ein Grinsen verkneifen, während er in seine Hosentasche griff und einen schwarzen Würfel herauszog. Schon seit längeren war es bei ihnen Tradition, den Dominanten auszuwürfeln. Wer die höhere Zahl hatte, durfte oben liegen. Diese Regelung verhinderte meistens Blutvergießen. „So, du darfst als Erster.“ „Großzügiger Tag?“ Zack zog eine Augenbraue in die Höhe, fasste aber ebenfalls nach dem Würfel in seiner Hosentasche. Seiner war rot. Ruppiger als notwendig schob Zack den anderen Mann von sich herunter und setzte sich auf. Er ließ den Würfel auf dem

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schäbigen Nachttisch rollen. Das Ergebnis war eine drei. Zack zuckte nicht einmal mit der Wimper, auch wenn seine Chancen damit natürlich gering waren. Er blickte Aaron auffordernd an. Es hätte auch eine fünf sein können und trotzdem hättest du keine Chance gehabt, dachte Aaron triumphierend. Seine Hand strich beinahe zärtlich über den unnatürlich schweren Würfel. Er hatte ihn vor ein paar Wochen zufällig im Laden gesehen und direkt gekauft. Der Würfel garantierte ihm bei jedem Wurf eine sechs. Dementsprechend selbstbewusst grinste er Zack an und warf dann locker aus dem Handgelenk. „Tja, damit wirst du heute unten liegen. Passt sowieso besser zu dir!“ Regungslos betrachtete Zack die sechs Augen auf dem Würfel. „Du scheinst viel Glück zu haben in der letzten Zeit.“ In aller Ruhe steckte Zack seinen Würfel wieder ein und sah dann erst Aaron an, der ihm mit einem Funkeln in den Augen gegenüber saß. „Dann zeig mir mal, was du so drauf hast“, forderte Zack ihn mit heiserer Stimme heraus und legte eine Hand an Aarons Kehle, strich mit dem Daumen über den Adamsapfel. „Ich warte.“ Aaron ließ sich nicht lange bitten. Mit einem festen Schubs beförderte er Zack auf das Bett und drückte ihn an den Schultern in die Matratze. „Du wirst hier schön liegen bleiben“, befahl er, nahm seine Hände wieder weg und holte ein dunkles Tuch aus seiner Jackentasche. Das hatte er schon lange vorgehabt. Er lächelte Zack provozierend und gleichzeitig kalt an. „Keine Widerrede.“ Er band ihm das Tuch um das Gesicht und verdeckte damit die Augen. Doch er kam nicht dazu, einen Knoten zu machen, denn Zack schlug den Arm weg. Seine dunklen Augen funkelten verärgert. „Vergiss es.“ Seine Stimme glich einem Knurren. „Jetzt stell dich nicht an wie eine vertrocknete Jungfer“, sagte Aaron und küsste den anderen Mann stattdessen. „Es wird auch nicht wehtun“, säuselte er dem anderen ins Ohr, als sie sich wieder gelöst hatten. Seine Stimme war voller Sarkasmus. „Ich werde auch ganz vorsichtig sein“, versprach er, doch seine Augen verrieten anderes. „Der Tag, an dem ich dir vertrauen werde, muss erst noch kommen.“ Zack fasste nach Aarons Hand und verbog dessen Daumen so, dass das Tuch auf die Bettdecke segelte. Ohne Aarons Hand loszulassen, griff Zack mit der anderen Hand danach und warf es zur Seite. „Schluss damit.“ So, das war zuviel. Ohne Vorwarnung schlug Aaron dem anderen Mann auf den verletzten Arm und hatte Erfolg. Zack ließ augenblicklich seinen Daumen los. Bevor sich Zack wehren konnte, griff Aaron wieder nach dem Tuch und band dann einfach Zacks Hände zusammen. „So, und was willst du jetzt machen, starker Mann?“, fragte Aaron zufrieden mit sich. Zack hatte die Zähne zusammengebissen. Da der Arm erst heute operiert worden war, schmerzte jede kleine Bewegung schon. Jede Erschütterung dagegen tat höllisch weh. Ärgerlich starrte er Aaron an und hielt die Hände einen Augenblick lang still, um den Arm nicht noch mehr zu belasten. „Mach mich los“, verlangte er. „Das werde ich nicht tun.“ Aarons Stimme klang beinahe zärtlich. Er strich jetzt sanft über den verletzten Arm und setzte sich wieder auf Zack. „Warum musst du mich auch immer so provozieren?“, fragte er, während er nur mit den Fingerspitzen über Zacks Brust fuhr und die einzelnen Muskelkonturen nachzeichnete. Er begehrte diesen Körper wie nichts anderes auf der Welt. „So, wirst du jetzt tun, was ich will, oder brauchst du heute noch mehr Schmerzen?“ Zack stieß ein Schnauben aus. Man hätte meinen können, dass Aaron verrückt wäre. Doch ihre internen Machtkämpfe waren schon lange ein Brauch zwischen ihnen. Nur war

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Zack noch nie derart gehandikapt gewesen wie jetzt. Man wurde ja nicht täglich angeschossen. Wortlos zog Zack an der Tuchfessel und schaffte es schließlich, einen Daumen zu befreien. „Du konntest noch nie richtige Knoten machen“, tadelte er kopfschüttelnd und streifte sich mithilfe des freien Daumens die Fessel endgültig von den Handgelenken. „Oh nein“, gebot er schnell Einhalt, als Aaron erneut nach dem Tuch greifen wollte. Zack knüllte es zusammen und warf es unter das Bett. „Damit hören wir ganz schnell wieder auf.“ „Ich wollte dir doch nur die Augen verbinden“, sagte Aaron beinahe beleidigt, grinste aber schon wieder über beide Ohren. Es gab doch nichts Schöneres, als Zack auf die Palme zu bringen. Er kam wieder näher heran und legte eine Hand an Zacks Wange, schaute ihm in die Augen. „Wenn du dir die Augen verbinden lässt, werde ich dir auch einen blasen“, bot er an, da ihm im Augenblick nicht mehr der Sinn nach Schlägereien stand. Er wollte Zack jetzt endlich! „Hör auf damit.“ Zack schüttelte den Kopf. Er fasste nach einer von Aarons dunklen Locken und wickelte sie sich um den Finger. „Ich lasse mir von dir nicht die Augen verbinden, das weißt du.“ „Und warum nicht?“, fragte Aaron zurück, während er seine Wange gegen Zacks Hand schmiegte. „Jetzt stell dich nicht so an!“ Zack zog an der Haarsträhne und küsste Aaron, als dessen Kopf nahe genug an ihn heran gekommen war. „Nein“, flüsterte er. „Nein, ich lasse mir nicht die Augen verbinden.“ Die Hand glitt in Aarons volles Haar. Der Griff war nicht allzu fest, doch fest genug, dass es sicherlich ziepte. Aaron schlug die Augen auf, die er bis eben noch genüsslich geschlossen hatte. Blitzschnell fuhr auch seine Hand vor und vergrub sich in Zacks Haaren. Aaron begann nun seinerseits an Zacks Haaren zu ziepen. „Warum nicht?“, fragte er zum zweiten Mal, während er fester zog. „Weil ich dir nicht traue, ganz einfach.“ Zacks Hand glitt in Aarons Nacken und begann die verspannten Muskeln zu massieren. Er beugte sich vor und legte die Lippen auf die des anderen, neckte die fremde Zunge und saugte an der Unterlippe. „Ich dachte, du wolltest mir zeigen, was du so drauf hast“, flüsterte Zack an Aarons Lippen und biss sacht in die Unterlippe. „Ich warte immer noch.“ „Du bist heute wirklich total langweilig“, beschwerte sich Aaron, schubste den anderen Mann aber trotzdem zurück auf das Bett. Mit einer schnellen Handbewegung öffnete er den Reißverschluss von Zacks Hose und fasste ohne Vorwarnung unter die Shorts, streichelte dort sachte. „Hm, das fühlt sich schon besser an“, murmelte Zack und lehnte sich genüsslich in den Kissen zurück. Die Finger in Aarons Nacken begannen langsam zu massieren. Der verletzte Arm lag ruhig auf der Matratze. Aber das wurde Aaron dann doch zu langsam. Wenn er Kuschelsex haben wollte, würde er nicht zu Zack gehen. Er wollte seinen Feind wegen seiner Unberechenbarkeit haben. Zack war der einzige Mensch, der ihm wirklich etwas entgegen zu setzen hatte. „Jetzt stell dich nicht so an wie ein Pascha“, knurrte Aaron, während er dem anderen Mann bereits die Hose ein Stück herunterzog. „Aber du machst dich so wunderbar gut als meine Haremsdame.“ Zacks Gesicht zeigte keine Regung, doch seine Augen funkelten belustigt. Er strich mit dem Zeigefinger über Aarons Hals, machte aber ansonsten keine Anstalten, ihn zu berühren.

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„Haremsdamen können zuweilen aber auch sehr brutal werden“, zischte Aaron leise. Seine Hand strich sanft unter Zacks Shorts und drückte dann einfach zu. Zack schloss die Augen und ein Schauer überlief ihn. Aarons Ungeduld amüsierte ihn immer wieder. Es war jedes Mal interessant, wie der andere Mann seinen Willen durchzusetzen versuchte. Doch noch war Zack nicht bereit, nachzugeben. Er öffnete die Augen wieder und blickte Aaron spöttisch an. „War das alles?“ „Soll ich dir etwa wieder auf den Arm schlagen?“, stellte Aaron als Gegenfrage. Er blickte den anderen wütend an. Es bestand kein Zweifel darüber, dass er es wirklich tun würde. Wimpernschläge später blitzte ein Messer in Zacks Hand auf. Wo es plötzlich herkam, war Aaron schleierhaft, doch die kalte Spitze drückte sich gegen seinen Hals. Jedoch ohne viel Druck und ohne ihn zu verletzen. „Ich glaube nicht, dass du mir unnötig wehtun willst“, stellte Zack fest und hob eine Augenbraue. „Ist es nicht so?“ „Du kannst mich mal kreuzweise!“, zischte Aaron wütend. Er wusste genau, dass Zack ihn nicht umbringen würde, und diese Gewissheit machte ihn sicher. Obwohl er die Messerspitze an seiner Kehle spürte, schaute er Zack fest in die Augen. „Mach es doch, wenn dich das so geil macht. Na los!“ „Hm, ich glaube, das würdest du nicht wollen.“ Zack schmunzelte und strich mit der Messerspitze beinahe sanft über Aarons Hals. „Und ich glaube, du würdest dich nicht trauen.“ Aarons Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Er hatte keine Angst vor Zack. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass Zack es niemals tun würde. Er konnte zwar verdammt brutal werden, aber um ihn umzubringen, war der Sex einfach zu gut. Zack ließ den Blick über Aarons Körper in den dunklen Kleidern wandern. Eine schwarze Jeans und ein schwarzer Pullover. „Zieh dich aus“, raunte er und nahm das Messer vom Hals, um Aaron wieder harsch zu küssen, ließ es aber weiter in der Hand liegen. „Ich wusste doch, dass du ein Feigling bist“, sagte Aaron amüsiert, zog aber seinen Pullover auf Zacks Anweisung hin aus. Auch er berührte wieder den Oberkörper des anderen Mannes, erkundete ihn, als wäre es das erste Mal. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er wollte einfach nicht mehr länger warten. Völlig in seiner Betrachtung versunken, bemerkte er das warnende Glitzern in Zacks Augen leider zu spät. Denn als Aaron das nächste Mal blinzelte, lag er mit dem Rücken auf dem Bett und Zack beugte sich über ihn. Der größere Mann kniete neben ihm auf dem Bett und hielt ihn mit der gesunden Hand niedergedrückt. Das Messer hielt er nun in der anderen Hand. Er konnte mit beiden Händen mit einer Waffe umgehen, und auch wenn sein Arm im Moment geschwächt war, zitterte die Hand jedoch kein einziges Mal. Für einen winzigen Moment war Aaron dann doch erschrocken. Doch er fasste sich schnell wieder und versuchte dem anderen Mann einfach das Messer aus der Hand zu nehmen. Doch Zack hielt es erstaunlich fest und schaute ihn warnend an. „Was willst du?“, fragte Aaron ärgerlich, als die Waffe noch immer auf ihn gerichtet war. „Hör endlich auf mit dem Scheiß.“ „Glaubst du, dass ich dich verletzen will?“ Zacks Miene verriet nichts über seine Gedanken. „Ich glaube, dass du total einen an der Waffel hast“, antwortete Aaron entschieden. Trotzdem glitten seine Augen gierig über Zacks muskulösen Bauch, verfingen sich dann

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aber in den dunklen Augen des anderen Mannes. Wie immer konnte er ihn nicht einschätzen. Nie wusste Aaron, was Zack als nächstes tun würde, und genau das machte ihr Spiel interessant. „Ich will jetzt endlich mit dir schlafen!“ „Ach, willst du das?“ Zack griff wieder nach einer von Aarons Locken, zog sie sacht in die Länge und ließ sie wieder zurückschnellen. „Ja, das will ich, verdammt noch mal“, zischte Aaron wütend und richtete sich auf, ohne auf das Messer zu achten. „Jetzt hör auf, so bescheuert zu grinsen und zieh deine beschissene Hose aus!“ „So ungeduldig? Na, na.“ Zack schüttelte den Kopf und zog sich ein Stück von Aaron zurück. Die Spitze des Messers zeigte noch immer auf den anderen Mann. „Du bist ja selbst nicht einmal ausgezogen.“ Das änderte Aaron ganz schnell. Ohne Zack aus den Augen zu lassen, öffnete er seinen Reißerverschluss und zog die Hose direkt mit seiner Boxershorts nach unten. Die Kleider landeten in der letzten Ecke des Raumes. Vollkommen nackt ließ sich Aaron zurück auf das Bett fallen. „Und jetzt leg dein Plastikmesserchen weg und komm zu mir!“ „Ja, so gefällst du mir schon besser.“ Langsam ließ Zack seinen Blick über den nackten Körper gleiten. Die muskulöse Brust und der flache Bauch, die Hände, die sich unruhig durch die Bettdecke wühlten. „Wirst du betteln?“, fragte Zack und strich mit dem Zeigefinger über Aarons Brust und Bauch. „Ich denke gar nicht dran, du Großkotz.“ Aaron blickte den anderen abschätzig an, doch trotzdem konnte er es nicht verhindern, dass seinen Körper eine Gänsehaut überzog. Allein die kleinste Berührung von Zack machte ihn vollkommen wahnsinnig. Doch dieses Mal war er schneller. Er beobachtete das Messer für einen Augenblick und schlug es Zack dann einfach mit einem gezielten Schlag aus der Hand. Es landete geräuschlos auf dem dicken Teppich des Hotelzimmers. „So, jetzt werden wir endlich wieder fair spielen“, flüsterte er und zog Zack zu einem hungrigen Kuss zu sich herunter. Der vergrub seine gesunde Hand in Aarons Haar und erwiderte den Kuss ebenso stürmisch. Er liebte diese Spielchen zwischen ihnen, auch wenn er das niemals zugeben würde. Ungeduldig drängte Zack seine Zunge in Aarons Mund, strich dort über die Zähne und den Gaumen, bevor er sich wieder ein Stück zurückzog, um an den Lippen zu knabbern und sie zwischen die Zähne zu saugen. Aaron unterdrückte es zu stöhnen. Es schien ihm, als hätte er Zack schon seit Ewigkeiten nicht mehr so geküsst. Die gestrige Nacht lag ja auch schon viel zu lange zurück. Aaron schloss einfach die Augen und genoss die Lippen und Hände des anderen. Er ließ sich in eine enge Umarmung ziehen und schlang beide Beine um Zacks Hüften. Er presste sich immer näher an den ursprünglichen Feind. Ungeduldig fummelte Aaron an Zacks Hintern und strich über den viel zu dicken Jeansstoff. „Jetzt mach endlich“, forderte er wohl schon zum tausendsten Mal. „Was denn, ausziehen?“ Zacks Miene verriet Belustigung. „Dafür musst du mich loslassen.“ Er wartete, bis Aaron ihn mit einem unwilligen Knurren freigab, und setzte sich dann auf, um die Hose samt Shorts von den Beinen zu streifen. Dann kniete er sich wieder zwischen Aarons Beine und wickelte sich eine Locke um den Finger. „Ich mag es, wenn du ungeduldig bist“, sagte Zack und blickte auf Aarons halbgeöffnete Lippen.

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„Und ich hasse es“, gab der ungewöhnlich freimütig zurück. Wieder umschlang er Zack mit den Beinen, doch dieses Mal berührten sie sich richtig. Aaron biss sich auf die Lippen, um heute nicht der Erste zu sein, der stöhnte. „Und ich mag es, wenn du stöhnst.“ Zack zog mit dem Daumen Aarons Unterlippe zwischen den Zähnen hervor und hauchte einen Kuss darauf. „Aber ich stöhne gar nicht“, beschwerte sich Aaron sofort und zog sich etwas von Zack zurück, um nicht seine Worte Lügen zu strafen. „Noch nicht.“ Zack ließ alles weitere offen und küsste den anderen stattdessen wieder. Aarons Haut an seiner fühlte sich heiß und viel versprechend an. Schade eigentlich, dass sie zwei verschiedenen Familien angehörten. Obwohl das andererseits gerade den Reiz ausmachte. „Du wirst heute noch stöhnen“, prophezeite Zack und strich über Aarons eigensinniges Kinn. „Aber du wirst der Erste sein“, kündigte Aaron an, während ein wissendes Lächeln seine Lippen umspielte. Er wand sich aus der engen Umarmung und drückte Zack von sich. Entschieden schlängelte sich Aaron unter dem großen Körper hervor und drückte Zack wieder sanft in die Kissen. Wohlwollend blickte Aaron auf den anderen Mann herab, während er mit den Fingerspitzen die Konturen von Zacks Tätowierung nachzeichnete. „Du wirst noch um Gnade winseln“, wisperte Aaron leise und die rechte Hand glitt zielbewusst zwischen Zacks Beine. „Wir werden sehen“, murmelte Zack und schloss die Augen zur Hälfe, blinzelte Aaron träge an. Aarons stürmische Art hatte ihm schon immer gefallen. „Und, was soll ich jetzt tun?“, fragte Zack. „Du hast doch sonst auch immer Befehle für mich parat.“ „Du könntest auch endlich mal in die Gänge kommen“, meinte Aaron und umschloss Zacks Glied etwas zu fest. Grinsend sah er den anderen Mann zusammenzucken und drückte gleich noch fester zu. „So, und jetzt lieg da nicht wie tot!“ „Es ist ja so schön, wenn du mich so nett um etwas bittest.“ Zacks Stimme troff vor Sarkasmus, doch er schob die Hand nicht fort, sondern zog Aarons Kopf zu sich heran, um ihn harsch zu küssen. Danach sah er den anderen Mann wieder an und glitt mit beiden Händen über die muskulöse Brust. „Du bist und bleibst ein so wahnsinnig liebenswerter Mensch.“ „Und deswegen kannst du ja auch niemals genug von mir bekommen“, antwortete Aaron und lockerte seine Hand um Zacks Glied etwas. Er streichelte jetzt vorsichtiger über die empfindliche Haut, fuhr mit dem Daumen leicht über die Spitze. Dabei betrachtete er Zack versonnen. Er liebte es einfach, wenn Zacks Blick sich mehr und mehr verschleierte und irgendwann der kalte Ausdruck aus ihnen völlig verschwand. „Haargenau.“ Zacks Hand vergrub sich in Aarons schwarzem Haar und massierte die Kopfhaut. Doch außer der anderen Hand, die noch immer die Brust streichelte und empfindliche Stellen reizte, berührte Zack den anderen Körper nicht. Dafür war es viel zu schön, Aaron noch weiter hinzuhalten. Jede Nacht aufs Neue. „Du bist wirklich schlimmer als jede frustrierte Hausfrau“, beschwerte sich Aaron. Dieses ewige Hin und Her machte ihn noch wahnsinnig. Schon seit Ewigkeiten wollte er mit Zack schlafen, aber der schien daran keinerlei Interesse zu haben. Dieser Kerl wollte sich weder festbinden, noch ein Tuch um die Augen legen lassen. Und jetzt bewegte er sich noch nicht einmal mehr. „Beim nächsten Mal bringe ich dir ein paar blaue Pillen mit. Vielleicht können die dich ja wieder munter machen.“ Innerlich grinste Zack, doch äußerlich hob er nur eine Augenbraue. „Was beschwerst du dich?“ Selbst seine Stimme klang ruhig. „Das Messer hat dir nicht gefallen. Also auch

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nicht, als ich etwas getan habe. Du musst dich schon entscheiden.“ Zacks Daumen strich über Aarons Unterlippe. „Du willst bestimmen, das kenne ich ja bereits von dir. Aber du solltest dir überlegen, was du willst. Also, was willst du, Aaron?“, raunte Zack. Dafür musste Aaron nicht lange überlegen. „Blas mir einen“, forderte er ohne Scham. Einen Augenblick lang schaute Zack ihm in die Augen. Dann beugte er sich vor und legte seinen gesunden Arm um Aarons Hüften, um ihn zurück auf den Rücken zu befördern. Ohne weitere Worte drückte Zack die Beine des anderen auseinander und kniete sich dazwischen. Seine Fingerspitzen strichen über Aarons Innenschenkel und spürten den Schauer, der den Körper durchlief. Zacks Hände drückten die Beine noch ein Stück weiter auseinander und legten sich dann um Aarons Hüften. Erst dann senkte er den Kopf und tat endlich das, was Aaron von ihm wollte. Aaron schnappte hörbar nach Luft und kniff seine Augen zusammen. Er konnte Zacks warme Lippen spüren, die keine Gnade kannten. Schnell und kräftig saugten sie und ließen Aaron keine Zeit, um noch zusammenhängend denken zu können. Er biss sich auf die Lippen und hob sein Becken, um Zack noch näher zu sein. Trotzdem verließ kein Ton seine Kehle. Lieber hätte er sich die Zunge abgebissen. Zacks Rhythmus wechselte von rasant bis hin zu ganz gemächlich. Bestimmt drückten seine Hände Aarons Becken auf die Matratze, während seine Lippen nur noch langsam über Aarons Glied strichen. Der konnte sich ein frustriertes Stöhnen gerade noch verkneifen. Seine Hände krallten sich in das Bettlacken, während er mit aller Kraft versuchte seine Hüften zu heben und mehr von Zack zu verlangen. Doch der größere Mann hielt ihn unerbittlich fest, sodass sich Aaron kaum noch bewegen konnte. Als die Zunge erneut über sein Glied streifte, biss sich Aaron so fest auf die Zunge, dass er Blut schmeckte. Doch er bemerkte es noch nicht einmal. Sein Körper schien in Flammen zu stehen. Nach weiteren quälenden Augenblicken zog sich Zack schließlich zurück und blickte auf und damit in Aarons Gesicht. Provokant leckte Zack sich über die Lippen und ließ nun auch endlich Aarons Hüften los. Erst als er glaubte sich wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben, öffnete Aaron die Augen. Er schluckte das Blut herunter und wischte sich mit dem Handrücken über das Kinn. Aber er hatte nicht geschrieen, und das war das Wichtigste. „So viel Einsatz hätte ich dir heute gar nicht mehr zugetraut“, brachte er heraus und versuchte dabei seine Stimme nicht allzu heiser klingen zu lassen. „Sag nicht, du bist immer noch enttäuscht.“ Und schon wieder klang Zacks Stimme belustigt. Er beugte sich über Aaron und teilte dessen Lippen sacht mit dem Daumen. „Ich habe doch schon einmal gesagt, dass ich dich gerne stöhnen höre“, sagte er leise und hauchte einen Kuss auf die Lippen. Aaron zuckte leicht zusammen, als Zack die Wunde berührte. Dieser Mann konnte ihm wirklich den Verstand rauben. Sein Körper schrie nach Erlösung, doch die würde er so leicht nicht von Zack bekommen. Aaron presste seine Zähne aufeinander und fuhr dann wieder viel zu hastig zwischen die Beine des anderen Mannes. Mit festen, zittrigen Strichen streichelte er Zacks Glied, während er mit der anderen Hand den Rücken herunterkratzte. Doch Zack fasste nach dem Handgelenk zwischen seinen Beinen und zog Aarons Hand dieses Mal fort. Auch die andere Hand fing er ein und drückte dann beide neben Aarons Kopf in die Kissen. Zack las die Ungeduld in Aarons Blick, spürte den anderen Körper vor Spannung und Erregung vibrieren. Und doch tat er nichts anderes, als weiterhin Aarons Hände festzuhalten und ihm immer wieder zarte Küsse auf die Lippen zu tupfen.

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Mit aller Gewalt versuchte sich Aaron aus Zacks Griff zu lösen. Er riss an seinen Händen und trat wütend mit den Beinen, doch nichts wollte helfen. Zack war einfach zu stark. „Ich hasse dich“, schrie er wütend und bäumte sich auf. „Ich hasse dich wirklich!“ „Nein, tust du nicht.“ Das klang überheblich und arrogant – und genau das war Zacks Absicht. Er blickte entspannt auf Aaron hinab. „Überleg dir etwas besseres, um mich zu überzeugen, dass ich dich loslasse.“ Aarons Augen sprühten Funken und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Bevor Zack reagieren konnte, schoss er hoch und biss dem anderen einfach in die Halsbeuge. Fest und ohne Rücksicht bohrten sich seine Zähne in sie warme Haut und wieder versuchte er sich aus dem Griff zu befreien. Nun doch erschrocken, zuckte Zack zurück. Doch nicht soweit, dass er Aarons Handgelenke losgelassen hätte. Stattdessen nahm er beide Hände in eine Hand und zwang mit der anderen Aarons Kopf zurück in die Kissen. „Bist du zu den Vampiren übergewechselt?“, fragte Zack und bewegte den Kopf hin und her, um den Schmerz von Aarons Biss zu vertreiben. „Du sollst mich jetzt loslassen, verdammt noch mal“, verlangte Aaron, ohne Zack zu antworten. „Glaub mir, ich mache dich fertig!“ Wieder bäumte er sich auf und wollte in Zacks Hand beißen, die der gerade noch zurückziehen konnte. „Wie ein Tier in der Falle.“ Zack schnalzte abfällig mit der Zunge und ließ den Blick dann über Aarons nackten Körper gleiten. „Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, dass ich diesen Anblick liebe?“, gab Zack zu und ließ den Blick wieder zu Aarons Gesicht wandern. „Wenn du ihn so liebst, dann lass uns endlich Sex haben“, antwortete Aaron und beschloss, eine neue Taktik anzuwenden. Er begann sich an Zack zu reiben. Und tatsächlich, Zacks Griff lockerte sich und wenig später verschwanden die Hände und Aaron konnte sich wieder frei bewegen. Zack griff kurz nach unten in die Tasche seines Mantels, der auf dem Boden lag und drückte Aaron dann eine kleine Tube in die Hand. Erstaunt über Zacks plötzlichen Gefühlsumschwung, schaute Aaron ihn skeptisch an. Doch er wollte nicht weiter drüber nachdenken, was der andere jetzt schon wieder hatte. Endlich konnte er sich wieder bewegen und diese neue Freiheit nutzte er auch sofort aus. Gierig streichelte er den Rücken entlang und kneteten schließlich Zacks festen Hintern. Er wollte nicht mehr länger warten. Um dem anderen es dann doch heimzuzahlen, drang er ohne Vorwarnung mit zwei Fingern in ihn ein. Die Tube hatte er noch nicht einmal geöffnet. Zack stieß die Luft aus, bei der ruppigen Berührung. „Satanistische Vampire?“, fragte er und blickte Aaron von oben herab an. „Kleine Memme?“, fragte Aaron zurück und drang tiefer in Zack ein. Der schloss die Augen und ließ den Kopf nach vorne sinken. „Nein“, flüsterte er rau und ihn durchlief ein Schauer. „Na, dann stell dich nicht so an“, antwortete Aaron mit einem spöttischen Grinsen. „Man könnte meinen, es wäre dein erstes Mal.“ Ein heiseres Schnauben kam über Zacks Lippen. „Nein, das nun wirklich nicht. Aber du könntest ein bisschen vorsichtiger sein.“

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„Weil du sonst weinen wirst?“ Beinahe hätte man meinen können, tatsächliches Mitleid in Aarons Stimme zu hören, aber nur beinahe. Gierig beugte er sich vor und küsste Zack, zog dabei seine Finger leicht heraus und schob sie wieder tiefer. Heute konnte Zack jegliche Rücksicht vergessen, dafür hatte er ihn viel zu lange gequält. „Was bekomme es denn dafür, wenn ich gleich Gleitgel benutze?“ „Spaß?“, schlug Zack vor und begann Aarons Hals zu küssen. Es waren keine sanften Küsse, sondern hungrige, die sich in die Haut brannten. Auch er wollte nicht mehr lange warten. „Ich habe etwas dagegen, wenn ich unnötig Schmerzen leiden muss.“ „Dann hättest du mich nicht so lange leiden lassen sollen“, antwortete Aaron heiser und drückte Zack tiefer in die Kissen. Fordernd schob er die Beine seines Gegners auseinander und umfasste mit einer Hand Zacks Glied, während er mit noch einem Finger in ihn drang. „Aber du könntest um Gnade winseln“, schlug Aaron vor und streichelte mit rauen Zügen über Zacks erregte Haut. Der bog den Rücken durch und griff nach Aarons Schultern. Doch seine Hände waren viel zu rastlos, als dass sie dort verweilt hätten. Sie wanderten über Aarons Brust, über die Seite und die Arme wieder hinauf. „Ich werde niemals vor dir um Gnade winseln“, flüsterte Zack und legte die Hand seines gesunden Arms um Aarons Nacken. „Aber deine Augen tun es bereits“, flüsterte Aaron höhnisch, schnappte nach den Lippen des anderen und biss sanft herein. Er wusste genau, was Zacks glasige Augen bedeuteten. Er kannte jegliche Regungen dieses Körpers besser als seine eigenen. „Ich liebe es, wenn du dich windest.“ „Ich weiß.“ Zacks Stimme klang rau und belegt, aber doch eine Spur spöttisch. „Willst du dich jetzt rächen und mich hinhalten?“, fragte er und bog erneut den Rücken durch, als Aaron ihn wieder berührte. „Genau das hatte ich vor.“ Aaron leckte über Zacks Halsschlagader und biss dann sanft hinein. Er saugte an der warmen Haut und fuhr kleine Kreise mit der Zunge. Seine Hände ruhten jetzt vollkommen still. Er streichelte leicht über Zacks Innenschenkel, bewegte nur noch die Fingerspitzen in ihm. „Du bist ein Sadist“, stellte Zack leise fest und zog Aarons Kopf mit der Hand zu sich herunter, um ihn zu küssen. Als er sich wieder von ihm löste, glänzten seine Augen dunkel. „Du weißt, dass ich nicht betteln werde. Warum willst du mich weiter reizen?“ „Weil dein Körper für dich bettelt. Das habe ich dir doch gerade schon erklärt.“ Aaron schaute den anderen unergründlich an, hauchte dann einen Kuss auf Zacks Kinn und bewegte sich abwärts. Vielleicht konnte er ihn ja noch zu mehr bekommen. Seine Zunge nippte leicht in Zacks Bauchnabel und fuhr einen feuchten Weg zwischen seine Beine. Zack schloss die Augen und stieß den Atem aus, füllte dann die Lungen hastig mit neuer Luft. Aarons Berührungen zuckten in seinem Körper wie Blitze. Die dunklen Locken hingen ihm nun ins Gesicht und Zack streckte eine Hand aus, um sie dem anderen fahrig aus der Stirn zu streichen und ihn ansehen zu können. „Du kannst wirklich süß sein“, sagte Aaron und schaute zum anderen auf. Dieses Mal konnte man keinen Spott in seiner Stimme ausmachen. „Wenn du mich sehen willst, komme ich besser wohl wieder hoch.“ Er küsste den anderen noch einmal und robbte wieder zu Zack. Seine Hände nahmen sofort wieder ihre Arbeit auf. Zack ließ ihn gewähren und legte selbst die Hände wieder auf Aarons Brust. „Mach“, forderte er nach einigen Augenblicken und zog an einer von Aarons Locken. Aaron hob belustigt eine Augenbraue. „Und an was hat der Herr da so gedacht?“

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„Such es dir aus“, antwortete Zack träge und mit halbgeschlossenen Lidern. Doch Aaron blieb hart und schüttelte den Kopf. „Du musst es mir schon sagen. Oder soll ich aufhören?“ Auf einmal waren die streichelnden Hände weg und lagen nun ruhig auf Zacks Seiten. „Also, was willst du?“ „Vielleicht will ich, dass du deine Sachen packst und verschwindest“, antwortete Zack und außer den glühenden Augen war in seinem Gesicht nicht viel zu erkennen. „Bitte.“ In einer fließenden Bewegung stand Aaron auf und ging zu seinem Kleiderhaufen. Zack verfolgte ihn mit den Augen und machte es sich auf der Matratze bequem, räkelte sich und legte sich schließlich auf die Seite, um Aaron besser ansehen zu können. „Du willst wirklich gehen?“, fragte er und die Andeutung eines Lächelns umspielte seine Lippen. Nein, eigentlich rechne ich damit, dass du mich aufhältst, dachte Aaron. Trotzdem nickte er dem anderen Mann ernst zu und ließ sich nichts anmerken. „Ich weiß nicht, was ich hier noch sollte.“ Er nahm sich seine Hose. „Du kannst manchmal richtig zickig sein, weißt du das?“, amüsierte Zack sich und winkte mit der Hand. „Jetzt komm schon wieder her. Du führst dich ja auf wie ein verzogenes Mädchen. Ich will, dass du mich fickst. Hier und jetzt auf der Stelle. Ist das deutlich genug?“ Aaron drehte sich zu Zack um und grinste. „Genau das wollte ich hören, Herzchen.“ Er ließ die Hose achtlos fallen und kam langsam wieder auf Zack zu. Für einen Moment blieb er vor dem Bett stehen und betrachtete den nackten Mann, verhaftete dabei unwillkürlich an seiner Erregung. Es wäre wirklich jammerschade gewesen, wenn Zack ihn einfach so gehen gelassen hätte. Mit einem Griff packte Aaron das Gleitgel und ließ sich wieder neben Zack aufs Bett fallen. Jetzt hatten sie wirklich genug gespielt. Das fand auch Zack, der wieder Aarons Nacken umfasste und den anderen Mann zu sich zog, um ihn zu küssen. Wild und ungeduldig umtanzten ihre Zungen einander und Zack grub eine Hand in Aarons Schulter. „Für Kondome bist du zuständig“, murmelte Zack undeutlich gegen Aarons Lippen und küsste ihn gleich darauf wieder, sog die Unterlippe zwischen die Zähne und kitzelte sie mit der Zunge. „Alles, was Geld kostet, muss ich bezahlen“, knurrte Aaron, fischte aber bereits ungeduldig eine Packung aus seiner Jackentasche. „Du bist wirklich ein kleiner Parasit.“ Doch bevor er sich selber das Kondom überstreifte, drückte er viel zu viel Gleitgel auf seine Finger, die im Augenblick viel zu zittrig waren, um die Feinmotorik noch zu beherrschen. Mit einer schnellen Handbewegung griff er wieder zwischen Zacks Beine und versenkte einen Finger in ihm, bereitete ihn hastig vor. „Du hättest es wenigstens etwas anwärmen können“, murrte Zack, drängte sich aber dem Finger entgegen und atmete tief ein und aus, um sich nicht von der Leidenschaft fortreißen zu lassen. „Klar, anwärmen und fortwährende Liebesschwüre, oder was?“, fragte Aaron sarkastisch und nahm einen zweiten Finger hinzu. Etwas zärtlicher als er es sonst tat, streichelte er den anderen von innen und hauchte einen Kuss auf Zacks Ohrläppchen. „So besser? Kann ich jetzt endlich, Herzchen?“ „Arsch.“ Zack stieß Aaron von sich und griff nach dem in Plastik verpackten Kondom, das Aaron zuvor fallengelassen hatte. Geübt öffnete er die Verpackung und streifte das

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Präservativ über Aarons steifes Glied. Zack hockte jetzt neben Aaron und blickte ihn abwartend an. „Umdrehen“, befahl Aaron kurz angebunden und nichts mehr war von seiner zuvor gespielten Liebenswürdigkeit zu hören. Zack zögerte nur einen Augenblick lang, bevor er sich auf die Knie stemmte und Aaron den Rücken zukehrte. „Heute so rum?“, fragte er und drückte den Rücken durch, als er Aarons Hand an seiner Hüfte spürte. Doch Aaron antwortete nicht mehr. Er beugte sich über Zack und biss ihm in den ausrasierten Nacken. Stürmisch presste er sich gegen ihn und drang schließlich in ihn ein. Aaron stöhnte dunkel auf, als er endlich die Enge spürte. Ungeduldig zog er sich wieder zurück und drang dann mit einem langen Stoß in den fremden Körper ein, nahm ihn endlich in Besitz. Zacks Körper ruckte nach vor, doch er stützte sich mit den Händen ab, auch wenn seine Wunde wieder schmerzte. Heiße Schauer rasten durch seinen vor Erregung empfindlichen Körper. Aaron kannte ihn so gut, er wusste genau, was er tun musste, um ihn zum Wahnsinn zu treiben. „Weiter“, forderte Zack heiser und schob sich Aaron entgegen. Doch wie immer dachte Aaron gar nicht daran, auf Zack zu hören. Er hatte zu lange auf diesem Moment warten müssen, als jetzt zur Belohung nur einen schnellen Akt zu bekommen. Er umfasste Zack von hinten und kratzte mit seinen Fingernägeln über den Bauch und streichelte dann wieder erstaunlich sanft über die feinen Härchen. Plötzlich hielt er inne und verharrte in Zack. Es kostete ihn zwar die größte Anstrengung, aber er wusste genau, wie er Zack anfassen musste. Wieder streichelte er über Zacks Glied, aber nicht fordernd, sondern eher spielerisch. Er ließ sein Becken nur ganz leicht rotieren und schloss die Augen, um jeden einzelnen Moment zu genießen. Ein Zittern durchlief Zacks Körper und er stieß ein unterdrücktes Stöhnen aus. Er fühlte Aaron in sich und die Hände, die an seinem Körper hinab glitten. Alles in allem vermischte es sich zu einem erregenden Spiel, das jede Faser von Zacks Körper vibrieren ließ. Plötzlich wurde Aaron wieder schneller. Vielleicht hielt er es doch nicht mehr so lange aus… Stöhnend zog er sich aus Zack zurück und stieß dann wieder tief zu. Seine Bewegungen wurden immer schneller, seine Stöße kräftiger. Aaron biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu laut zu werden. Er umfasste das Becken des anderen und senkte sich jetzt so weit es ging in Zacks Körper, kostete alles aus. Doch der verzog das Gesicht vor Schmerzen, als er sich sehr auf die Arme stützten musste, um mit Aarons kräftigen Stößen nicht vornüber zu fallen. Sein verletzter Arm begann zu protestieren und Zack hatte das Gefühl, dass die Wunde bald aufzubrechen drohte, wenn er sich nicht ein wenig zurücknahm, sondern den Arm zu sehr belastete. Zack stieß ein Zischen aus, als Aaron wieder in ihn eindrang, doch es entstand nicht der Lust, sondern dem Schmerz, der in seinem Arm wütete. „Hör auf.“ Er gab es ungern zu, aber das Schmerzmittel ließ bereits nach und die Wunde schmerzte höllisch. „Was?“ Aarons Stimme überschlug sich beinahe. Er hatte sich kaum mehr unter Kontrolle. Sein Körper musste jetzt endlich erlöst werden. Alles hatte sich in ihm aufgestaut, er konnte es nicht länger aushalten. „Das ist nicht dein Ernst!“ „Doch. Geh raus.“ Zack zog sich von Aaron zurück und sog pfeifend die Luft ein, als er sich schließlich von Aaron löste und sich aufrichtete, seine gesunde Hand auf den

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Verband über der Wunde presste. Es pochte schmerzhaft bis in die Fingerspitzen, und Zack schloss kurz die Augen, um sich wieder zu fangen. „Ich bringe diesen Bullen um“, zischte Aaron verzweifelt. Unschlüssig saß er vor Zack und blickte ihn aus großen, verschleierten Augen an. Noch immer konnte er nicht fassen, was da gerade passiert war. „Und jetzt?“ Zack betrachtete ihn einen Augenblick lang, bemerkte die erhitzte Haut, den schnellen Atem und die glänzenden Augen. „Komm her.“ Zack fasste Aaron am Handgelenk und legte sich selbst auf den Rücken, um den anderen über sich ziehen zu können. Der Schmerz im Arm würde zwar nicht verschwinden, aber so musste Zack seinen Arm immerhin nicht noch zusätzlich belasten. Sofort, als er auf dem Rücken lag, spreizte Zack die Beine und zog Aaron dazwischen. „Besser“, entschied er und fuhr mit dem Daumen über Aarons feuchte Unterlippe. Aaron nahm seine Umwelt kaum mehr war. Alles, was er empfand, war Zacks Körper. Sein Geschmack, seine Bewegungen und sein Stöhnen. Aaron schloss die Augen und ließ sich willig in Zacks Umarmung ziehen. Wieder glitt er in den anderen und stöhnte dieses Mal unverhohlen auf. Jetzt waren selbst ihre kleinen Machtspielchen egal. Er suchte Zacks Blick, versank in den dunklen Augen und lächelte den anderen plötzlich offen und ehrlich an. „Mehr“, raunte Zack an Aarons Ohr und knabberte daran. „Ich will mehr. Ich will alles von dir.“ Seine Hand wühlte sich in Aarons Haar, während der verletzte Arm weiterhin auf der Matratze liegen blieb. Und das gab Aaron auch. Er spreizte Zacks Beine so weit es möglich war, drängte sich noch näher an und in ihn. Er hob Zacks Becken an, veränderte den Winkel und stieß wieder zu. Der krallte jetzt die Hand in Aarons Schulter und wölbte wieder den Rücken, um noch mehr von dem anderen zu spüren. Vor seinen Augen verschwamm alles zu einem bunten Gemisch aus Farben, während Aaron immer wieder von ihm Besitz ergriff. Er wusste, dass er kurz davor stand, die Beherrschung zu verlieren, doch an Aarons entrücktem Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass auch er nicht weit entfernt war. „Aaron…“, murmelte Zack und zog den anderen für einen letzten heißen Kuss an sich, bevor sich alles in ihm wie ein Gewitter entlud. Tausende Blitzte zuckten in seinem Körper, als Zack schließlich die Beine um Aaron schlang und mit einem tiefen Stöhnen seinen Höhepunkt erreichte. Und auch Aaron stöhnte auf, als sich Zacks Muskeln um ihn herum verengten und ergoss sich schließlich nach Luft schnappend tief in seinem eigentlichen Gegner. Für ein paar Minuten lagen sie völlig regungslos aufeinander. Ihr Brustkorb hob und senkte sich noch immer heftig und ein dünner Schweißfilm überzog ihre Haut. Aaron konnte sein eigenes Herz wild schlagen hören, während er einfach seinen Kopf auf Zacks Brust legte und die Augen schloss. Noch immer verharrte er in ihm. Jetzt sanft und zärtlich strich er über Zacks Arm und lächelte gegen die warme Haut seines Gegners, damit der es nicht sehen konnte. Wieder begann Zack mit Aarons Locken zu spielen, die für ihn seit jeher faszinierend gewesen waren. Wenn es feucht war oder Aaron verschwitzt, lockten sie sich noch mehr als ohnehin schon und ergaben ein unordentliches Muster um Aarons attraktives Gesicht. Nur ganz langsam reckte sich Aaron. Immer noch mit großen Augen blickte er zu Zack und stöhnte genüsslich auf. Sofort ließ er seinen Kopf wieder auf Zacks Schulter sinken, hauchte kleine Küsse auf seinen Hals. Er lehnte seinen Kopf näher an die streichelnde Hand, während er zufrieden mit sich und der Welt seinen Gegner betrachtete.

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„Hat es sich doch gelohnt zu bleiben?“, murmelte Zack und man konnte die Selbstzufriedenheit in seiner Stimme unmöglich überhören. Obwohl sein Arm noch immer schmerzhaft pochte, fühlte er sich seltsam entspannt. „Ja, du bist der Beste, Größte und Tollste“, leierte Aaron wie eine Schallplatte herunter, während er sanft über die Hand des verletzten Armes streichelte, die kleinen Knöchelchen nachzeichnete. „Aber lass uns jetzt nicht mehr streiten.“ Er kuschelte sein Gesicht in Zacks Halsbeuge und sog seinen Geruch ein. „Fünf Minuten Frieden, bitte.“ „Plötzlich friedlich geworden? Na so was.“ Zack strich über Aarons Nacken und begann ihn zu massieren. Er spürte, wie Aaron sich unter seinen Berührungen noch mehr entspannte. „Nicht dass du gleich noch ein weißes Fähnchen schwenkst.“ „Nicht aufhören“, murmelte Aaron leise und hob den Kopf, um Zack sachte auf die Lippen zu küssen. Wieder schloss er die Augen und streichelte hauchzart über Zacks Wange. „Du fühlst dich ganz warm an“, meinte Aaron schläfrig. „Nicht, dass du Fieber bekommst…“ „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“ „Es ist ganz egoistisch. Wenn du krank wirst, kann ich dich nicht mehr sehen. Und wenn ich dich nicht mehr sehen kann, kann ich auch nicht mehr mit dir schlafen. Also bleib gefälligst gesund.“ „Ah, das ist natürlich wahr. Ich verspreche, ich werde mich bemühen, nicht krank zu werden.“ Zack zog seine Hand zurück und streckte seinen Arm. Er war müde und brauchte dringend Schlaf. Also schob er Aaron mit seinem gesunden Arm von sich herunter auf die Matratze und stand dann auf. Er streckte sich noch einmal und hob dann seine Shorts vom Boden auf, um sie sich wieder über zu streifen. „Es gefällt mir nicht unbedingt, mir dir zusammenarbeiten zu müssen“, sagte Zack, als er sich seine Jeans überzog. „Aber wir werden das beste daraus machen müssen.“ „Von Zusammenarbeit kann sowieso keine Rede sein“, antwortete Aaron und blinzelte Zack verschlafen an. Eigentlich müsste er jetzt aufstehen und gehen, aber im Moment fühlte er sich wie erschlagen. Müde fuhr er sich mit einer Hand über die Augen und musste an sich halten, Zack nicht einfach wieder zu sich zu ziehen und sich an ihn zu kuscheln. „Du bist nicht geeignet für ein Team“, sagte er stattdessen und schaffte es doch tatsächlich, sich aufzurichten. „Aber du, ja?“ Zack schlüpfte in sein Hemd und blickte Aaron wieder an. Wie er da so saß, nackt und entspannt und mit verschlafenem Blick, hätte er jedem Fotomodel Konkurrenz machen können. Zack trat ans Bett, stützte sich mit seinem unverletzten Arm auf und gab Aaron einen Kuss. „Du bist genauso wenig teamfähig wie ich“, stellte er fest und zupfte noch einmal an einer Locke, bevor er sich wieder zurückzog und sein Hemd zuknöpfte. Aaron schaute den anderen Mann für eine Sekunde skeptisch an und erhob sich dann. Jede Nacht war es das Schlimmste, wenn Zack sich wieder anzog. Nach Aarons Meinung musste dieser Mann einfach nackt sein, und alles andere war Verschwendung. Mit einem Schritt stand er bei Zack und schmiegte die Arme von hinten um ihn, verschränkte seine Hände vor seinem Bauch. „Willst du mir nicht noch eine Runde beweisen, dass wir wenigstens in einer Sache teamfähig sind?“, raunte Aaron dem größeren Mann leise ins Ohr und blies dabei wie nebensächlich in Zacks Nacken. Zack legte eine Hand auf Aarons und strich den nackten Arm hinauf bis zum Ellbogen. „Nächstes Mal“, sagte er und löste Aarons Arme, um sich zu ihm umzudrehen. Aarons Blick war noch immer ein wenig verschleiert. Zack nippte an seinen Lippen.

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„Wir treffen uns morgen Mittag, um die Sache mit dem Museum zu regeln. Und ich will, dass du ausgeschlafen bist. Wenn wir jetzt hier blieben, würdest du so schnell nicht zum Schlafen kommen.“ Aaron machte ein unwilliges Geräusch und umarmte den anderen erneut. „Ich brauche nicht so viel Schlaf“, murmelte er und legte seinen Kopf an Zacks Schulter. „Und wenn wir morgen ein bisschen müde sind, wäre es auch nicht schlimm.“ Er blickte zu Zack herauf und grinste ihn an. „Es hätte sich dann auf jeden Fall gelohnt.“ „Du wirst dich noch ein bisschen gedulden müssen.“ Zack legte eine Hand an Aarons Hüfte und streichelte die noch warme Haut. Er spürte den anderen erschauern und glitt mit seiner Hand weiter zwischen die Beine. „Schlaf dich aus“, flüsterte Zack an Aarons Ohr und zog dann seine Hand zurück, trat von Aaron weg und zog sich seinen Mantel über, der auf einem Stuhl gehangen hatte. „Du bist wirklich der größte Wichser, den ich kenne“, zischte Aaron, doch es klang bei weitem nicht mehr so gefährlich, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Er war müde und fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Außerdem wollte er sich eigentlich nicht mit Zack streiten, sondern wieder ins Bett. „Danke für das Kompliment. Das Zimmer ist übrigens bereits bezahlt. Du kannst bis morgen früh bleiben, wenn du willst.“ Zack schlug den Mantelkragenhoch und gönnte sich einen letzten Blick auf Aarons nackten Körper. „Wir sehen uns. Verschlaf nicht.“ „Und wo werden wir uns morgen treffen?“ Aarons Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch es klang trotzdem vorwurfsvoll. „Schon vergessen, dass du es heute bestimmen darfst?“ Zacks Augen blitzten. „Morgen Mittag treffen wir uns bei euch im Hauptlager“, antwortete er, obwohl er wusste, dass Aaron das nicht gemeint hatte. „Und morgen Nacht… Was hältst du von ‚Mandys Motel’? Da waren wir schon ewig nicht mehr.“ Wieder war da dieses Glitzern in den Augen. „Was sagst du?“ „Aber das ist eine eklige Absteige“, beschwerte sich Aaron und verschränkte die Arme vor der Brust. Nackt wie er war, suchte er sich seine Sachen zusammen und drehte Zack einfach den Rücken zu, während er mit ihm redete. „Such dir doch einmal was Vernünftiges aus. Irgendwann bekommen wir noch die Wanzen!“ „Bist du etwa verwöhnt?“ Zacks Blick haftete an dem Anblick, den Aarons nackter Körper ihm bot. „Wir werden uns morgen dort treffen. Ich werde Mandy sagen, sie soll extra gut putzen“, sagte er amüsiert. „Bis dann, mein Hübscher.“ Zack riss seinen Blick los und öffnete die Tür. Er ließ einen frustrierten und verärgerten Aaron zurück, der sich nun schnaubend seine Kleider wieder anzog. Zack währenddessen ging zufrieden den schmalen Flur entlang. Tagsüber merkte man ihnen niemals an, dass sie sich schon so lange kannten und sich beinahe jede Nacht trafen, wenn es die Verpflichtungen zuließen. Zack hatte manchmal das Gefühl, als würde sich seine Beziehung zu Aaron schlagartig ändern, wenn die Uhr Mitternacht schlug. Tagsüber waren sie Gegner, bis vor kurzem sogar Feinde gewesen. Am Tag fühlten sie sich als Feinde. Nur in der Nacht war es nicht wichtig, zu welcher Familie sie angehörten, wer den letzten Coup gelandet hatte. In der Nacht zählten nur sie beide. Leise lächelnd stieg Zack in seinen Wagen und machte sich zurück nach Hause. Dort angekommen wartete wie immer der Butler, der ihm die Jacke abnahm. Nie verlor er auch nur ein Wort über Zacks nächtliche Streifzüge, von denen er nicht wusste, wohin sie gingen. Doch er fragte nicht, dafür wurde er nicht bezahlt, das wusste er.

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Zack machte sich nicht die Mühe, auf die Uhr zu gucken, als er schließlich aus dem Badezimmer kam und in seinem Zimmer müde auf sein Bett sank. Neben seinem Bett stand eine Flasche Wasser, mit deren Inhalt er gleich zwei Schmerztabletten einwarf. Dann ließ er sich erschöpft in die Kissen sinken und war fast auf der Stelle eingeschlafen. ~*~ Kapitel 6 ~*~

Als Zack am nächsten Mittag aus dem Wagen stieg, stand die Sonne hoch am Himmel, doch es war erstaunlich kalt heute. Ein kühler Wind wehte durch die Straßen und wirbelte hier und da ein wenig Dreck auf. Zack bedeutete seinem Fahrer, auf ihn zu warten und stieg dann die Treppe zu einem einfachen, aber soliden Haus hinauf. Das große, bekannte Hauptquartier war wie ihr eigenes nicht so schäbig wie die anderen Unterschlupfe. Zack klingelte und wartete, bis ihm jemand öffnete. Er musste ein paar Sicherheitsvorkehrungen treffen und wurde schließlich in einen kleinen Raum geführt, der eine Art Konferenzraum darstellte. Ein Tisch für sechs Personen stand in der Mitte des Zimmers, doch nur Aaron saß bereits daran und war über verschiedene Papiere gebeugt. „Hallo“, grüßte Zack und nichts an seiner Haltung oder seinen Gesten erinnerte mehr daran, was gestern Nacht passiert war. Jetzt waren sie wieder nur noch Gegenspieler, die dazu gezwungen waren, zusammenzuarbeiten. „Du kommst reichlich spät.“ Aaron schaute noch nicht einmal auf. Er zeichnete irgendein Papier ab und legte es auf einen anderen Haufen. „Wir müssen uns beeilen. Ich habe heute noch etwas vor.“ Erst jetzt hob er seinen Kopf und wies auf einen Stuhl. „Also? Erzähl mir von deinen genialen Ideen.“ „Ich kenne jemanden, der Spezialist darin ist, Imitate herzustellen.“ Zack setzte sich Aaron gegenüber und blickte auf die Pläne des Museumsgrundstückes. Alle Alarmanlagen und Sicherheitsvorkehrungen waren eingezeichnet. „Ich sehe, du hast deine Hausaufgaben gemacht“, sagte Zack und zog eine Seite zu sich heran. „Gut. Ich habe mit dem Kerl gesprochen. Er wird die Fälschungen herstellen, aber dafür braucht er eine genaue Vorstellung des Originals. Er wird bald das Museum besuchen und sich die ersten Altertümer anschauen. Zusammen mit Fotos und genauen Maßen, sagt er, wird er die erste Fälschung in anderthalb Wochen fertig haben.“ „Anderthalb Wochen?“ Aaron überlegte kurz und nickte dann. „Das wird reichen. Ich hoffe auch, dass der Mann nicht soviel verlangen wird, dass wir keinen Gewinn mehr haben?“ Zweifelnd blickte er Zack an und zeichnete unbewusst mit einem Bleistift kleine Kreise aufs Papier. „Du suchst dir nämlich nie die Besten und Billigsten heraus.“ „Hast du etwas an meiner Art, Leute zu engagieren, auszusetzen?“, fragte Zack gefährlich und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Ja, das habe ich allerdings. Aber da wir uns beeilen müssen und ich auf die Schnelle niemanden habe, werde ich dir wohl vertrauen müssen.“ Aaron grinste den anderen böse an. „Und wenn es Ärger gibt, werde ich dem Chef natürlich sagen, wer für was zuständig war.“ „Wir sind beide für alles und sogar füreinander zuständig.“ Zacks Miene blieb völlig ruhig und der Blick, mit dem er den anderen Mann bedachte, war kalt. „Es gibt kein ich mehr, schon vergessen. Wir sind jetzt leider Gottes ein Team. Ich habe mir das nicht ausgesucht, aber ich kann es nicht ändern. Wir werden wohl oder übel zusammenarbeiten müssen. Also spar dir deinen dummen Sprüche, denn du bist genauso dran wie ich, wenn die Sache schief geht.“ „Aber sicher doch…“, sagte Aaron ironisch und lehnte sich amüsiert im Stuhl zurück. „Team hin oder her. Wenn du Scheiße baust, werde ich dafür nicht gerade stehen.“

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„Wer sagt, dass nicht du es sein wirst, dem die Sache über den Kopf wächst und der einen Fehler macht. Glaubst du, ich möchte deine Unfähigkeiten ausbaden?“ Zack hob eine Augenbraue. „Ganz sicher nicht. Aber dieses Gerede bringt uns nicht weiter. Du hast die Pläne. Weißt du schon jemanden, den man mit dieser Aufgabe betreuen könnte?“ Aaron nickte langsam. „Ich habe bereits mit jemanden gesprochen. Er ist diskret, schnell und fühlt sich der Familie verpflichtet. Einen besseren Mann können wir dafür nicht finden. Außerdem hat er eine Heidenangst vor den Konsequenzen eines Misserfolges.“ Aarons Augen funkelten kalt auf. „Ich habe ihm zu verstehen gegeben, was in diesem Fall passieren wird.“ „Verstehe.“ Zack wusste selbst, was ihnen beiden blühen würde, suchten sie die falschen Leute aus und machten selbst einen Fehler. Mein Gott, wie er das manchmal hasste. Doch er gestattete sich keinen Gedanken daran, sondern blickte wieder konzentriert auf die Pläne. „Gut, hätten wir für diese Aufgabe zumindest schon einmal jemanden. Arbeitet er allein?“ „Er ist schließlich ein Profi“, sagte Aaron beinahe entrüstet. „Zwei Leute bedeuten doppeltes Risiko, dass einer mit den Bullen spricht. Außerdem verlangen sie auch doppelte Bezahlung.“ Er schaute Zack spöttisch an. „Ich kann mir nämlich richtige Leute aussuchen.“ „Wir werden sehen, großer Meister“, murmelte Zack schob die Pläne zurück. „Wo ist er zur Zeit? Ist er hier in der Stadt, oder muss er erst noch herkommen?“ „Er ist hier und kann sofort loslegen. Und was ist mit deinem Picasso?“ „Noch ist er in Europa, aber er wird morgen mit dem Flugzeug hier eintreffen, wenn nichts dazwischen kommt. Wenn er hier ist, wird er sich sofort ein Bild von den Altertümern verschaffen. Du siehst, wir können also bald richtig loslegen.“ „Und dann?“, fragte Aaron und strich sich unwirsch eine Locke aus der Stirn. „Wo werden wir die Originale verkaufen?“ „Sicher nicht hier in New York. Lassen wir das Sache unserer Chefs sein. Sie werden uns schon sagen, wo wir die Dinger hinverschiffen sollen. Erst einmal müssen wir sie überhaupt haben, bevor wir uns Gedanken über den Verkauf machen können. „Ach, das wird schon klappen“, meinte Aaron optimistisch. „Ich habe schon schwerere Aufträge erfüllt. Und wenn doch etwas schief geht, werden dafür andere büßen. Nicht ich.“ „Hoffen wir es, dass alles glatt geht. Ich habe nämlich noch nicht vor, den Löffel abzugeben. Und wenn, dann bitte nicht auf diese Art und Weise.“ Zack erhob sich. „Haben wir sonst noch etwas zu besprechen?“ Aaron verneinte und widmete sich wieder seinen Papieren. „Du findest den Weg sicherlich auch alleine“, sagte er und setzte seine Unterschrift unter einen Vertrag. „Wir sehen uns.“ „Sicher. Du weißt, wo du mich findest.“ Zack nickte zum Abschied kurz und verließ den Raum. Er wurde von einem schwarz gekleideten Mann bis zur Tür geführt und stieg draußen in seinen Wagen. „Zurück nach Hause“, befahl er und streckte seine langen Glieder. Er hatte noch einiges zu tun. Der Mann, der Zack zur Tür gebracht hatte, schaute dem Wagen noch für einen Augenblick nach. Seine Augen schienen gleichgültig, doch ein kaltes Lächeln lag auf

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seinen Lippen. Er hatte schon viel gehört, aber noch nicht genug. Seine Auftraggeber konnten noch nicht zufrieden sein. Aber bald waren sie es sicherlich… ~*~ Lautlos öffnete sich die Tür und ein dunkler Schatten huschte in den Flur des Hauptquartiers. Der Wachposten schlief, dafür hatte ein starkes Schlafmittel im Kaffee gesorgt. Es war mitten in der Nacht, also war niemand mehr im Haus, als der Schatten durch den Flur und in den Konferenzraum huschte. Hier musste es irgendwo sein. Irgendetwas, das Hinweis auf den großen Coup gab, der da gerade zwischen den beiden großen Familien lief. Geschickte Hände in schwarzen Handschuhen öffneten den Schreibtisch und blätterten alles durch, durchsuchten den Aktenschrank auf der anderen Seite. Nichts. Verdammt! Ein leiser Fluch war zu hören, doch so schnell gab sich der Eindringling nicht zufrieden. Er wusste, dass dieser Aaron etwas plante. Etwas Großes. Doch dieser Plan durfte nicht in die Tat umgesetzt werden, dafür war er hier. Aber leider fand er nichts. Rein gar nichts, was auf den Deal hätte schließen können. Diese Mistkröte. Der Blick des Schattens wurde wild und ärgerlich. Er würde seine Informationen bekommen. Auf die eine oder andere Weise. Dieser kleine Boss namens Aaron war der Schlüssel. Er wusste, was für eine Sache im Gange war. Der Eindringling durchsuchte noch einmal alles, nahm sich sogar auch die anderen Zimmer vor, doch nichts. Kein einziger Hinweis. ~*~ Und schon wieder war er spät dran. Hastig schaute Aaron auf seine Armbanduhr. Es waren mindestens noch zwei Blocks zu ihrem Hotel, indem er Zack treffen würde. Er ging schneller, schaute nur sich nur kurz um und ging eilig über eine viel befahrene Straße. Aaron störte sich nicht daran, dass ihn ein Auto anhupte. Seine Gedanken galten bereits dem Körper seines Gegners. Heute Nacht würde er sich nicht mit einem Mal abspeisen lassen. Mit einem breiten Grinsen berührte er den schweren Würfel in seiner Jackentasche. Er konnte sich Zacks Gesicht nur zu gut vorstellen. Unter normalen Umständen hätte Aaron sicherlich die Schatten gesehen, die ihn in eine kleine Seitengasse folgten. Doch so schaute er nur wieder auf die Uhr und wollte gerade losrennen, als ihn eine behandschuhte Hand an der Schulter zurückhielt. Irritiert hielt Aaron inne und wollte sich gerade umdrehen, als ihm jemand ein Messer an die Kehle setzte und ihn rückwärts in eine unbeleuchtete Gasse zog. Bevor Aaron daran denken konnte, sich zur Wehr zu setzen, hörte er bereits das vertraute Klicken einer Automatik. Doch leider war es nicht seine, sondern eine fremde, deren Lauf sich nun in sein Gesichtsfeld schob. „Hallo, Aaron.“ Die Stimme klang trügerisch weich und kam ihm bekannt vor, auch wenn er den dazugehörigen Mann aufgrund der Dunkelheit nicht vollständig erkennen konnte. Es waren vier Männer, stellte Aaron fest. Einer hielt ihn fest und ihm noch immer das Messer an die Kehle, einer stand mit der Waffe vor ihm und zwei große Gestalten befanden sich, ebenfalls bewaffnet, neben ihm. „Wenn ihr mich umbringt, wird euch die Familie finden.“ Aarons Stimme klang beinahe ruhig, seltsam ruhig. „Überlegt euch gut, was ihr macht.“ „Sie würde dich niemals finden.“ Die Stimme klang amüsiert und der Lauf der Waffe tippte kurz gegen Aarons Kinn. „Aber keine Sorge, ich habe noch gar nicht vor, dich umzubringen. Ich möchte lediglich ein paar Informationen von dir. Du bist doch sicher

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bereit, mir ein wenig Auskunft zu geben, nicht wahr? Was, zum Beispiel, plant deine Familie gerade für einen großen Deal? Ich weiß, dass ihr zusammenarbeitet. Und das tut ihr nur, wenn es wichtig ist.“ Aaron schloss für einen Bruchteil einer Sekunde die Augen. Er spürte die Waffe an seinem Gesicht und dachte an seinen Schwur. Jetzt würde er ihn beweisen müssen. „Ich werde nichts sagen.“ Seine Stimme war klar und fest. „Ich bin kein Verräter wie ihr.“ „Nur eine kleine Information, Aaron. Sie wird dir womöglich das Leben retten. Ich will wissen, was ihr vorhabt. Was plant ihr?“ „Schieß doch.“ Aaron lächelte kalt. Seltsamerweise hatte er keine Angst. Die Familie war sein Leben. Er würde sie niemals verraten. „Du kannst es dir und mir verkürzen.“ „Glaubst du, dass ich es dir so einfach machen werde?“ Aaron spürte, wie sich das Messer von seinem Hals entfernte, doch bevor er nach seiner Waffe greifen konnte, bohrte sich eine Faust tief in seinen Magen, dass er sich nach vorn krümmte. Einer der Gorillas fasste ihm unter die Jacke und nahm Aaron seine Waffe weg. Der andere zog ihn derweil wieder hoch, nur um seinen Kopf nach unten zu drücken und ihm nun das Knie in den Bauch zu rammen. „Willst du vielleicht jetzt reden?“, fragte die Stimme. „Du bist unbewaffnet und meine Jungs haben heute viel Energie. Also?“ Aaron wollte sich vor Schmerzen krümmen, doch zwei starke Arme hielten ihn aufrecht. „Ich werde niemals reden“, brachte Aaron heraus und keuchte wieder. „Du wirst reden.“ Der Mann klang das erste Mal ärgerlich. „Ich will Informationen, und die werde ich auch bekommen. Deine dumme Familie wird sich niemals Sorgen machen, wenn du ein paar Tage von der Bildfläche verschwindest. Es wäre wahrlich leichter für dich, wenn du sofort auspacken würdest.“ Eine Hand krallte sich in Aarons Haar und riss den Kopf zurück, und wieder blickte er in den Lauf der Automatikwaffe. Aaron hatte noch nie Angst vor dem Tod gehabt. In manchen Lebenssituationen war er ihm sogar wie eine verlockende Erlösung erschienen. Er fürchtete sich nur vor den Schmerzen, durch die sie ihn zum Reden bringen wollten. Trotzdem schüttelte er energisch den Kopf. „Ihr werdet euch schon etwas besseres einfallen lassen müssen.“ „Freu dich nicht zu früh“, zischte die Stimme an seinem Ohr und wieder spürte Aaron eine Faust in seinem Magen. Erneut hielt ihn jemand aufrecht, damit er nicht auf den Boden sank. Und plötzlich drückte jemand ein feuchtes Tuch auf seinen Mund und seine Nase. Aaron erkannte das Chloroform an seinem beißenden Geruch, doch er konnte sich nicht gegen den kräftigen Griff wehren, mit dem er festgehalten wurde. Er versuchte zu treten, doch auch das wollte ihm nicht gelingen. Als er endlich ein Schienenbein traf, war sein Tritt so schwach, das er nichts mehr ausrichten konnte. Mit aller Gewalt versuchte Aaron seine Augen auf zu halten, doch die Chemikalie war einfach zu stark. Das letzte was er sah, war das lächelnde Gesicht des Mannes. ~*~ Kapitel 7 ~*~ Unzufrieden und irgendwie unruhig saß Zack am Küchentisch und starrte aus dem Fenster auf den Sonnenaufgang. Dieser blöde Mistkerl, er war einfach nicht gekommen. Zack verschränkte die Arme vor der Brust und blickte draußen auf den hellen Lichtstreifen, der langsam immer größer wurde. Es war noch nie passiert, dass einer von ihnen nicht gekommen war. Es sei denn, man hatte vorher abgesagt. Aber auch das war erst einmal vorgekommen.

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Warum war Aaron nicht gekommen? Das fragte sich Zack schon seit vier Stunden. Erst hatte er im Motel auf den anderen gewartet und war wütend gewesen, weil Aaron schon wieder zu spät war. Er hatte gewartet und gewartet – doch Aaron war nicht mehr gekommen. Verärgert und ein wenig beunruhigt war Zack schließlich nach Hause zurückgekehrt. Wenn Aaron jetzt nicht eine treffende Ausrede hatte, würde er aber etwas zu hören bekommen. Schlürfende Schritte wurden immer lauter und plötzlich stand ein verschlafener Barnabey in der Küche. Der junge Mann hatte noch immer die Augen geschlossen und tapste zum Kühlschrank. In seinem Halbschlaf hatte er Zack noch nicht einmal gesehen. Erst als er sich mit einer Flasche Wasser in der Hand herumdrehte, sah er ihn. Erschrocken keuchte Barnabey auf und ließ die Flasche fallen. Zum Glück war die Flasche aus Plastik und kullerte unter den Tisch. „Was machst du denn hier?“, fragte Barnabey vorwurfsvoll und rieb sich über die Augen. Abwesend bückte sich Zack und holte die Flasche unter dem Tisch hervor, um sie dem Jüngeren zu reichen. „Ich wohne hier“, antwortete er und warf einen kurzen Blick zu Barnabey, bevor er wieder aus dem Fenster starrte. „Und warum sitzt du mitten in der Nacht in der Küche und musst mich erschrecken?“ Barnabey gähnte herzhaft und zog sich neben Zack einen Stuhl heran. Müde trank er einen Schluck. „Lief es heute nicht so gut?“ „Lief was nicht gut?“, fragte Zack in Gedanken völlig abwesend. Wo mochte Aaron bloß stecken. Wenn ich ihn in die Finger bekomme, kann er was erleben, dachte Zack und ballte seine gesunde Hand zur Faust. „Zack?“, fragte Barnabey leise und wurde schließlich lauter. „Zack, verdammt noch mal. Was ist denn bloß los mit dir?“ Irritiert schreckte Zack aus seinen Gedanken und sah Barnabey an, als hätte er ihn noch nie zuvor gesehen. „Nichts ist los“, antwortete er. Niemand wusste von Aarons und seinen nächtlichen Treffen, nicht einmal Barnabey. „Ich bin nur ein bisschen erschöpft, das ist alles.“ „Ist es immer noch der Arm?“, fragte Barnabey besorgt, schüttelte aber dann den Kopf. So wie Zack schaute, hatte er keine Schmerzen. Es war vielmehr… „Du hast doch nicht etwa Liebeskummer, oder?“ „Mein Gott, mach dich doch nicht lächerlich.“ Zack warf seinem Freund einen genervten Blick zu. „Du bist der Spezialist für Herzensangelegenheiten. Besonders für zerbrochene. Sag, hast du dich endlich mit deinem Mädchen ausgesprochen?“ „Ach, die…“ Barnabey verdrehte seine grünen Augen und seufzte frustriert auf. „Die hat doch den Schuss nicht mehr gehört. Nein, sie wird mir auf keinen Fall mehr verzeihen. Erzähl du mir lieber, was los ist. Endlich mal ein Mann in Aussicht?“ Zack dachte an Aarons überhebliches Grinsen und die weichen Locken, die das Gesicht umrahmten. „Nein“, antwortete er kurz und hielt an seinem Groll fest. Wie konnte Aaron es wagen, nicht zu ihrer Verabredung zu kommen? „Und warum hast du dann gerade so komisch gegrinst?“, bohrte Barnabey nach. Ein aufgeregtes Funkeln glomm in seinen Augen auf. Zack war unter normalen Umständen nie so… menschlich. „Erzähl mir von ihm. Ich werde auch schweigen wie ein Grab.“

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„Da gibt es niemanden.“ Zack blickte seinen Freund an und fuhr sich dann einmal mit der Hand durchs Haar. Verdammt, er war doch wirklich unruhig, weil Aaron nicht gekommen war. Es war sonst gar nicht dessen Art, einfach ihr Treffen ausfallen zu lassen. Er musste sehen, dass er ihn erreichte. „Sieht er gut aus?“, bohrte Barnabey munter weiter. Als hätte er jemals auf Zack gehört… „Ist er zumindest gut im Bett? Und liegt er oben oder unten? Erzähl doch mal!“ Zack zögerte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Es geht dich nichts an, mit wem ich was in meiner Freizeit treibe.“ Warum hatte Aaron nicht abgesagt? „Das heißt, es gibt da jemanden, mit dem du deine Freizeit verbringst?“, fragte Barnabey aufgeregt und beugte sich interessiert zu Zack nach vorne. Sämtliche Müdigkeit war vergessen. „So, jetzt kommst du mir nicht mehr davon. Du musst mir ja auch nicht seinen Namen verraten. Erzähl nur, wie er im Bett ist.“ „So, wie du es dir nicht vorstellen könntest.“ Wieder stierte Zack aus dem Fenster und wohl zum tausendsten Mal fragte er sich, was Aaron wohl dazwischen gekommen war. „Hast du eigentlich nicht besseres zu tun, als mich zu stören?“ „Wir haben es morgens gegen fünf. Was kann es besseres geben, als über deinen neuen Lover zu sprechen?“ Vergnügt fuhr sich der Junge durch die braunen Haare und fegte sie so aus den Augen. „Also? Was macht er denn so?“ „Im Bett oder sonst?“ Zack zog wie so oft eine Augenbraue in die Höhe. „Du bist viel zu neugierig.“ „Im Bett“, schoss es sofort aus Barnabey heraus. Obwohl er nicht schwul war, interessierte sich der junge Mann auffällig für Zacks Privatleben. Wahrscheinlich war er von der Frauenwelt zwischenzeitlich tief enttäuscht. „Also, was tut er so? Schreit er laut? Oder ist er schüchtern?“ „Schüchtern wäre wohl nicht ganz das richtige Wort, um ihn zu beschreiben.“ Zack dachte an Aarons Art, ihm forsche Befehle zu erteilen. Was war heute Nacht bloß passiert? „Er bestimmt sehr gern.“ „Bestimmt sehr gerne…“, wiederholte Barnabey glucksend. Er konnte sich kaum vorstellen, dass sein eisiger Freund überhaupt jemanden in den Arm nehmen konnte, geschweige denn Befehle ausführte. „Und du hörst dann wirklich auf ihn? Musst du dann auch unten liegen?“ „Das“, Zack warf seinem Freund einen langen Blick zu, „geht dich nun wirklich nichts an.“ Er stand auf, stellte sich für einen Augenblick ans Fenster und drehte sich dann wieder um. Er war unruhig, wusste aber nicht genau, warum. Es war nicht nur Aarons Abwesenheit heute Nacht. Es war noch etwas anderes, aber Zack konnte das Gefühl nicht genau benennen. „Geh am besten wieder schlafen“, schlug Zack Barnabey vor und stellte die Wasserflasche zurück. Doch der Junge schüttelte schnell den Kopf. „Ich bin jetzt viel zu aufgeregt, um schlafen zu gehen.“ Obwohl er Zack sonst ziemlich gut einschätzen konnte, bemerkte er seine Sorgen im Moment nicht. Es war doch viel zu spannend, dass Zack nun endlich einen Freund hatte. „Also muss dein Lover immer unten liegen?“ Er gab einfach nie auf. „Gib es auf, Barney.“ Zack schüttelte den Kopf. „Ich werde mein Liebesleben nicht mir dir erörtern. Wenn du hier sitzen bleiben möchtest, bitte. Ich für meinen Teil werde mich noch ein wenig hinlegen.“ Damit ging er einfach aus dem Raum und die Treppen hoch. Es brachte ja doch nichts, wenn er nur Vermutungen anstellte. Er würde warten müssen, bis

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es richtig hell war, dann würde er Aaron anrufen und ein weiteres Planungstreffen für den Deal ausmachen. Bis dahin musste er sich eben in Geduld üben. Seine Zimmertür öffnete sich einen Spalt und zwei grüne Augen funkelten ihm entgegen. Bevor sich Zack versah, war Barnabey hereingeschlüpft und betrachtete seinen Freund nun skeptisch. „Du musst wirklich sehr verliebt sein, wenn du mir noch nicht einmal von ihm erzählen willst. Über die anderen hast du dich immer lustig gemacht.“ Zack erinnerte sich an Aarons funkelnde Augen, den glasigen Blick und wie er sich auf die Lippe biss, um nicht zu stöhnen. „Es gibt nicht viel zu erzählen.“ Zack ließ sich auf sein Bett fallen und streckte die Beine von sich. „Er ist hübsch und sehr geschickt.“ „Und er hat keine Fehler?“ Barnabey setzte sich neben seinen Freund auf das Bett und schaute ihn verwundert an. „Nicht so wie der Holländer, der nicht blasen konnte? Oder wie der Langhaarige, der dir zu langweilig war? Oder der kleine, der selbst dir zu pervers wurde?“ „Er hat viele Fehler.“ Zack senkte die Augen müde auf Halbmast und sah Aaron vor sich, wie er wütend zu zischen begann, wenn es nicht nach seinem Kopf ging. „Sogar sehr viele“, fügte Zack hinzu und schüttelte den Kopf. „Und was für welche?“ „Sag mal, Barney, hast du es dir heute zur Aufgabe gemacht, mir auf die Nerven zu gehen?“, fragte Zack und zog die Schuhe aus, um sich dann wieder zurück in die Kissen sinken zu lassen. „Ich bin müde. Ich finde, ich habe dir genug über mein Sexualleben erzählt.“ „Sag nur noch, was er für Fehler hat“, forderte Barnabey und ließ sich neben Zack auf die Seite fallen. Er stützte seinen Kopf mit dem Ellenbogen ab und schaute ihn neugierig an. „Er ist arrogant, rechthaberisch und hat ein zu hitziges Temperament. Reicht dir das?“ Nein, natürlich reichte es dem Jungen nicht. „Und warum gehst du dann mit ihm ins Bett und schaust so komisch, wenn du über ihn redest?“ Zack stieß ein gefährliches Knurren aus. „Ich warne dich, Kleiner, reiz mich nicht. Verzieh dich, für heute habe ich dir genug erzählt. Vielleicht werde ich dir morgen sagen, warum ich mit diesem Hitzkopf ins Bett gehe. Und jetzt zieh ab.“ Aber Barnabey hatte keine Angst. Das gefährliche Glitzern war noch nicht in Zacks Augen erschienen und deswegen wusste er, dass er noch ein bisschen weitermachen konnte. „Wenn du mir jetzt sagst, warum du mit ihm schläfst, gehe ich auch sofort. Komm schon, das ist doch eine ganz einfache Frage.“ „Ich schlafe mit ihm, weil mir der Sex gefällt“, entgegnete Zack. „Warum sollte ich sonst mit ihm schlafen? Er hat einen sexy Körper und weiß etwas damit anzufangen. So, und jetzt verschwinde, ich will schlafen.“ „Und morgen erzählst du mir dann, was er so alles mit seinem Körper anfangen kann?“ Barnabey zwinkerte Zack zu und stand dann auf. „Ich glaube, das willst du nicht wissen. Dafür ist deine Hemmschwelle zu groß.“ Zack schloss die Augen. „So, und jetzt raus hier.“ „Meine Hemmschwelle zu groß?“ Barnabey war gerade an der Zimmertür angekommen, als er sich wieder entrüstet umdrehte. Er verschränkte beleidigt seine Arme und pustete sich eine braune Haarsträhne aus den Augen. Seine Haare wollten einfach nie so liegen,

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wie er sich das vorstellte. „Ich bin zwar nicht schwul, aber trotzdem bin ich nicht prüde. Du kannst mich mit gar nichts schocken.“ „Hast du es schon einmal mit Fesseln und einem Messer probiert?“ Zack grinste innerlich über Barnabeys nun doch ein wenig erschrockenen Gesichtsausdruck. Zack hatte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen können. „Glaub mir, das ist nichts für kleine Jungs.“ Sicherlich war Barnabey erschrocken, aber seine Neugier siegte schließlich. „Dir macht es Spaß, wenn er dich anritzt?“, fragte er ungläubig. „Das hätte ich dir ja gar nicht zugetraut.“ „Wer sagt, dass nicht ich derjenige mit dem Messer bin?“, fragte Zack langsam und legte eine Hand unter seinen Kopf. „Dir macht es Spaß, wenn du jemanden anritzt?“ Barnabey stand der Mund offen und er konnte es gerade noch verhindern, Zack angewidert anzusehen. „Das ist doch total eklig!“ „Ich habe doch gesagt, es ist eine Nummer zu groß für dich.“ Zack schüttelte den Kopf und schloss demonstrativ die Augen. „Schlaf gut, Kleiner. Oder tu, was auch immer du sonst tun willst.“ Aber Barnabey dachte gar nicht daran. Jetzt war er wirklich neugierig. Noch vor einem Augenblick wäre er gegangen, aber nun wollte er wissen, was in seinem Freund vorging. „Folterst du ihn solange mit dem Messer, bis er blutet?“, wollte er wissen und trat wieder einen Schritt auf Zack zu. „Mag er so was wirklich?“ „Hältst du mich für einen Sadisten?“, fragte Zack und hob überrascht ein Augenlid ein wenig in die Höhe. „Ich habe beim Sex noch nie jemanden verletzt, mal von einer Lippe abgesehen.“ „Aber was willst du denn dann mit dem Messer?“ „Ein bisschen Angst machen. Beherrschen. Was willst du sonst mit einer Waffe?“, fragte Zack zurück und schloss das Auge wieder. So konnte er nicht sehen, dass Barnabey ihn skeptisch und immer noch unverständig anschaute. Er wusste ja, dass Zack ein harter Kerl war, aber dass er seinem Freund Angst machen wollte, hätte er ihm nicht zugetraut. „Und was bringt dir das? Wieso willst du ihn erschrecken, wenn du verliebt bist?“ „Kleiner, niemand hat etwas von Liebe gesagt. Du musst nicht verliebt sein, um guten Sex zu haben. Du bist viel zu sehr Romantiker.“ „Und warum hast du dann gerade so verliebt geguckt? Komm, jetzt verkauf mich nicht für blöd. Langsam wird’s echt langweilig!“ „Ich habe höchstens müde dreingeschaut. Mit Liebe hat das nichts zu tun.“ Zack gähnte. „Und ich wäre dir jetzt wirklich sehr dankbar, wenn du mich in Ruhe lassen würdest, damit ich noch etwas schlafen kann, Barney.“ Der drehte sich halb wütend, halb resigniert rum. Wahrscheinlich war dieser Mensch zu keinen tiefgreifenden Gefühlen fähig. Er hatte es noch nie erlebt, dass Zack sich jemals verliebt hatte, und er kannte ihn schon eine sehr lange Zeit. „Ich bin auch müde und geh wieder ins Bett. Und du solltest dir wirklich mal überlegen, warum du dir immer die falschen Männer aussuchst. Gute Nacht!“

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Zack genoss die Ruhe, die nun endlich einkehrte und dachte noch einmal über Barnabeys Worte nach. Falsche Männer… Er kam zu dem Schluss, dass man Aaron eindeutig in diese Kategorie einordnen konnte. Ein Mensch, der immer nur Ärger machte, gehörte ganz eindeutig in die Schublade „Falsche Männer“. Doch bevor Zack sich eines weiteren Gedankenspiels ergehen konnte, war er auch schon eingeschlafen. Als er wieder aufwachte, war es bereits später Morgen und er stand auf, um Aaron auf seinem Handy anzurufen. Handys waren zwar normalerweise sehr viel weniger sicher als Telefone mit Schnur, aber ihre Mobiltelefone waren natürlich abhörsicher. Doch zu Zacks Verdruss meldete sich niemand, so dass er schließlich auflegte und mürrisch aus dem Fenster starrte. Dass Aaron abends nicht zu ihrer Verabredung auftauchte, war schlimm genug, doch er sollte es ja nicht wagen, ihren Coup zu gefährden. Denn dann wäre auch er, Zack, dran. Zack versuchte es am Abend wieder, doch wieder hörte er nur das Tuten, das ihm signalisierte, dass das Handy zwar eingeschaltet war, jedoch nicht abgenommen wurde. „Wo steckst du nur, du Mistkerl?“, murmelte Zack vor sich hin und seine Wut auf Aaron wuchs. Sie hatten einen großen Einbruch und danach einen wichtigen Schmuggel zu planen. Wo, zum Teufel, trieb Aaron sich rum? Ohne mehr erfahren zu haben, legte Zack sich schließlich schlafen. Sein grimmiges Gesicht zeigte, dass Aaron es mit Sicherheit nicht leicht haben würde, wenn er wieder auftauchte. Am nächsten Morgen hatte Zack es satt, als sein so genannter Partner schon wieder nicht ans Telefon ging. Zack ging aus dem Haus, setzte sich in seinen Wagen und befahl dem Fahrer, in zu Aarons Hauptquartier zu bringen, wo der sich im Moment eigentlich aufhalten müsste. Dort angekommen, stieg Zack eilig aus und klopfte an. „Wo ist er?“, fragte er den kleinen bulligen Mann, der ihm die Tür öffnete. „Wo ist Aaron?“ Der Mann zuckte mit den Schultern, was signalisieren sollte, dass auch er keine Ahnung hatte. „Wir suchen ihn auch schon. Und ans Handy geht er nicht. Wir haben dem Boss Bescheid gesagt, aber der wusste auch nicht weiter.“ „Und keiner von euch weiß, wo er steckt?“ Zack runzelte die Stirn. „Wir haben etwas zusammen zu erledigen. Sonst drückt er sich doch auch nicht vor seinen Aufgaben, oder ist das schon einmal zuvor vorgekommen?“ Als Auskunft bekam er ein leichtes Kopfschütteln. „Nein, niemals. Aber er wird bestimmt im Laufe der Zeit wieder auftauchen oder auch nicht. Du weißt ja, wie so was ist. Im Augenblick erledigt ein anderer seine Aufgaben. Du kannst ja mit ihm sprechen.“ Zack nickte kurz angebunden und besprach mit einen von Aarons Leuten die momentane Lage und die weiteren Pläne. Doch so ganz konnte er es nicht glauben, dass Aaron sich kurzfristig abgeseilt hatte, um etwas anderes zu erledigen. Irgendetwas war hier faul. Als Zack am Abend wieder nach Hause zurückkehrte, konnte er nur knapp einem weiteren Gespräch mit Barnabey entgehen, der ihm sicher wieder hunderte Fragen in den Bauch gebrannt hatte. Doch danach stand Zack der Sinn nun wirklich nicht. Er überlegte, ob er einfach noch einmal in die Stadt fahren und sich dort jemanden für die Nacht holen sollte, doch er verwarf diese Idee wieder. Er wollte Aaron, nicht irgendjemand anderen.

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Unwirsch fuhr Zack sich durchs Haar. Aaron würde was erleben, wenn er wieder da war. Die zwei Tage erledigte Zack seinen Aufgaben und besprach die Planung des großen Coups mit Aaron Stellvertreter, der immerhin kompetent und schnell war. Von Aaron gab es noch immer keine Spur. Keines der Male war Zack geantwortet worden, als er den anderen wieder einmal auf seinem Handy angerufen hatte. Vier Tage nun schon war Aaron verschwunden und keiner, absolut keiner wusste, wohin. „Welcher Teufel hat dich bloß geritten?“, murmelte Zack, als er im Morgengrauen wieder einmal am Fenster stand, weil er nicht mehr schlafen konnte. Irgendetwas war hier wirklich faul. Zack wusste nicht was, aber irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. ~*~ Kapitel 8 ~*~ Genauso wie Zack blinzelte Aaron in die aufgehende Sonne. Es war die einzige Zeit am Tag, in dem etwas Licht in sein Gefängnis kam. Er rutschte aus der Dunkelheit in die wenigen Sonnenstrahlen und blieb dann wieder regungslos liegen. Dass der Boden kalt und feucht war, störte ihn schon gar nicht mehr. Auch den nagenden Hunger und Durst nahm Aaron kaum noch zur Kenntnis. Seine Lippen waren aufgesprungen und er konnte sie kaum noch mit Speichel befeuchten, aber das war auch nicht mehr wichtig. Das einzige, was nicht vergehen wollte, waren die Schmerzen. Aber das allerschlimmste war das Wissen, dass sie wiederkommen würden. Die Angst machte ihn schier wahnsinnig. Der Tod war nicht Furcht einflößend, das schmerzvolle Sterben war es. Keuchend legte er sich auf die Seite, um seinen Körper wenigstens etwas zu entspannen, aber egal wie er lag, jede Position tat weh. Mit größter Anstrengung richtete er sich auf und bewegte leicht seine Finger. Sie hatten die Handschellen so festgezogen, dass seine Hände permanent kribbelten und die Finger leicht geschwollen waren. Aber trotzdem lächelte Aaron bei dem Gedanken an letzte Nacht. Wie jedes Mal waren sie zu dritt erschienen und wollten Informationen von ihm bekommen. Doch Aaron hatte nicht geredet. Er hatte seine Familie nicht verraten. Das Wissen, seinen Wärtern nicht das zu geben, was sie verlangten, gab Aaron wenigstens etwas Überlegenheit. So fühlte er sich nicht ganz so klein, wie er es eigentlich sollte. Doch gleichzeitig bedeutete es natürlich auch, dass die drei bulligen Männer wiederkommen und ihn in einen anderen Raum zerren würden. Und wieder würde er ausgefragt werden. Wieder würde er sich weigern und die Schmerzen würden wieder einsetzen. Es mussten mindestens schon zwei Rippen angeknackst sein, denn jeder Atemzug tat weh. Es war bereits der vierte Sonnenaufgang in diesem Verlies, und wie jeden Morgen malte sich Aaron aus, wie er fliehen konnte. Bis jetzt hatte es noch keine Gelegenheit gegeben, und er schätzte seine Aussichten durchaus realistisch ein. Mit jedem Tag ohne Trinken und Essen wurde er schwächer und seine Chancen zur Flucht damit geringer. Er konnte kaum noch gerade sitzen und er ertappte sich selber dabei, dass seine Gedanken abdrifteten und er fantasierte. Er sah die einzelnen Gesichter seine Familie vor sich und manchmal war sogar Zacks dabei. Aaron war sich darüber bewusst, dass er hier sterben würde. Am Tag seiner Entführung war er für kurze Zeit wach geworden und hatte noch halb im Schlaf ein großes Hotel und einen Hinterhof gesehen. Er kannte diese Gegend selber kaum und glaubte auch nicht, dass hier irgendjemand suchen würde. Nein, er würde hier sterben. Er konnte nur hoffen, dass es schnell gehen würde.

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„Na, bist du heute endlich bereit zu reden?“ Aaron hatte nicht gehört, dass sich die Tür zu seiner Zelle geöffnet hatte. Nur langsam hob er den Kopf und versuchte, die beiden Männer zu fokussieren. „Armer Kleiner, sollen wir dir aufhelfen?“ Ein Grinsen erschien auf dem aufgedunsenen Gesicht und Aaron wurde grob am Arm gepackt und hoch gezerrt. Der Grobian stieß ihn gegen die schmerzende Brust und Aaron prallte zurück an die Wand. Doch bevor er in die Knie sinken konnte, hatte man ihn erneut hoch gezerrt. Das grinsende Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. „Komm mit, der Boss wartet schon auf dich.“ Aaron schloss die Augen, damit die Männer seine Angst nicht sehen konnten. Soviel Genugtuung wollte er ihnen nicht geben. Er wurde ruppig an den Armen gefasst und aus seinem Verließ in ein gegenüberliegendes Zimmer gezerrt. Hier war es heller als in seinem Gefängnis. So konnte er das Gesicht des Mannes, der auf ihn wartete, gut erkennen. Aaron hatte Mike Statson noch nie wirklich zur Kenntnis genommen. Er war ein unscheinbarer Mann und hatte immer sorgfältig für die Familie gearbeitet. Er hatte sich allerdings auch nicht durch besondere Taten hervorgetan. Er war einer unter vielen. Das hatte ihm wahrscheinlich irgendwann nicht mehr gereicht. „Schön, dich wieder zu sehen“, sagte Aaron ironisch und kratzte sein letztes bisschen Kraft zusammen. Wenn er schon sterben musste, dann wollte er wenigstens sein Gesicht wahren. „Und was hast du dir heute wieder ausgedacht? Zur Abwechslung etwas Neues?“ „Möchtest du denn etwas Neues?“, fragte Statson scheinbar gönnerhaft und kam auf Aaron zu, der noch im Griff der beiden Gorillas hing. Statson legte eine Hand um Aarons Hals und drückte soweit zu, dass er dem anderen Mann damit das Atmen erschwerte. „Ich will Antworten, Aaron. Das weißt du. Warum willst du länger als nötig leiden?“ Am liebsten hätte Aaron seinem Peiniger ins Gesicht gespuckt, aber noch nicht einmal das konnte er. „Du…“ Er krächzte und würgte gleichzeitig. „Du… mieses Arschloch!“ „Na, wir wollen ja nicht ausfallend werden.“ Der Mann schnalzte mir der Zunge und ließ von Aaron ab, der mühsam nach Luft rang. „Ich will Antworten, Aaron!“ Die Stimme klang nun wieder hart und zischend. „Du weißt, dass du es bereuen wirst, wenn du dich weiter stur stellst.“ Plötzlich zog er eine kurze Lederpeitsche hinten aus seinem Gürtel hervor. Statsons Blick war eiskalt, als er nun das kalte Leder um Aarons Hals schlang und unmerklich daran zog. „Du weißt doch, was das hier ist, nicht wahr?“ Aaron biss sich auf die aufgeplatzten Lippen, damit kein unkontrolliertes Wort seiner Kehle entrann. Er spürte, dass er in Schweiß ausbrach, obwohl er doch schon so lange nichts mehr getrunken hatte. „Ich werde nichts sagen“, flüsterte er heiser. „Bring es endlich hinter dich.“ „Ist das dein letztes Wort?“, fragte Statson gefährlich leise und seine Augen funkelten böse. „Du könntest es dir viel leichter machen, indem du einfach redest.“ „Mehr als umbringen kannst du mich nicht.“ Aaron blickte auf und er lächelte kalt. Seine Augen schienen für einen Moment nicht mehr stumpf, sondern blanker Hass schlug Statson entgegen. „Ich habe keine Angst vor dir!“ „Dann wirst du lernen, Angst vor mir zu haben.“ Der Strick löste sich von Aarons Hals. Statson gab seinen Lakaien einen Wink und je einer fasste einen von Aarons Armen. „Du wirst winseln und betteln, noch bevor ich mit dir fertig bin“, prophezeite Statson und trat hinter Aaron. Er grub eine Hand in die dunklen Locken und riss den Kopf nach hinten, um seine Worte an Aarons Ohr zu wiederholen. Dass der Möchtegernmafioso noch immer keinen Ton von sich gab, ärgerte ihn maßlos, aber er würde es schon noch ändern.

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Plötzlich lag ein Messer in Statsons Hand und er durchtrennte Aarons T-Shirt mit einem Schnitt. „Noch ein letztes Wort? Du hast immer noch die Wahl.“ „Fick dich“, zischte Aaron wütend und versuchte sich mit seiner letzten Kraft zu befreien. Er trat hilflos nach Statson, wurde aber sofort wieder zurückgerissen. Sie zerrten an seinen Armen und krallten ihre Finger in ihn, sagten dabei aber keinen Ton. „Gut, wie du willst. Wer nicht hören will, muss fühlen.“ Statson drückte Aarons Kopf brutal nach vorne und steckte das Messer zurück. Stattdessen griff er wieder nach der Lederpeitsche und ließ sie einmal in der Luft knallen. „Schrei ruhig, wenn dir danach ist“, raunte er gefährlich in Aarons Ohr. „Du kannst mich jederzeit dazu bringen aufzuhören. Du musst mir nur ein paar Antworten geben. Es ist ganz einfach.“ Der erste Schlag traf Aaron genau zwischen die Schulterblätter und der Körper zuckte automatisch nach vorn. Doch er wurde unerbittlich von den zwei Männern festgehalten. Der zweite Schlag landete zielsicher auf der Wunde des ersten. Statson verstand sein Handwerk. Unerbittlich schlug er direkt noch einmal zu. Aarons Haut platzte auf und er spürte warmes Blut seinen Rücken herunter laufen. Die Hände hielten ihn unerbittlich fest, doch Aaron spürte sie nicht einmal. Sein gesamter Rücken brannte. In seinem Leben hatte er noch nie solch einen Schmerz empfunden. Er vernebelte sein Hirn und machte ihn für alles andere blind. Sein Körper schien nur noch aus seinem Rücken zu bestehen. Wieder schlug Statson zu und Aaron zuckte zusammen, so weit es seine Bewacher zuließen. Trotzdem sagte er kein Wort. Aaron biss sich auf die Lippen, bis er Blut schmeckte. „Willst du jetzt vielleicht doch reden?“ Wieder erklang Statsons Stimme nach an seinem Ohr, und wieder schüttelte Aaron nur den Kopf. „Gut, es ist deine Entscheidung.“ Wieder und wieder landete der Lederstreifen auf Aarons Rücken und an einigen Stellen platzte die Haut auf. Warmes Blut sickerte aus den vielen Wunden und rann über den Rücken bis hin zum Hosenbund. Doch Aaron hielt eisern durch. Obwohl sein Körper schon lange am Ende war, wollte er nicht reden. Er würde sterben, ohne seine Familie zu verraten. Seine Beine wurden wie Pudding und plötzlich gaben sie einfach nach. Er fiel in sich zusammen und Dunkelheit umhüllte ihn. Doch die Männer rissen ihn einfach wieder hoch und hielten ihn aufrecht. Als wieder ein Schlag klatschend auf seinem Rücken landete, riss Aaron wieder die Augen auf. Noch nicht einmal Ohnmacht konnte ihn erlösen. Erneut krallte sich eine Hand in sein Haar und riss seinen Kopf herum, so dass Aaron seinem Peiniger ins Gesicht sehen musste. Ein höhnisches Lächeln blickte ihm entgegen, und Aaron gab ein unterdrücktes Stöhnen von sich, bevor Statson seinen Kopf losließ und sich wieder an die Arbeit machte. Immer und immer wieder landete die Peitsche auf Aarons geschundenem Rücken. Doch er schaffte es, außer einigen vom Schmerz herrührenden Zischlauten und leisem Stöhnen, zu schweigen. Es schienen Ewigkeiten vergangen zu sein, als Statson einen Moment inne hielt und sein Opfer betrachtete. Aaron war in sich zusammengesunken und sein Kinn ruhte auf der Brust. „Boss, ich glaub, der merkt nichts mehr. Der is’ ohnmächtig.“ Abscheu lag in Statsons Blick, als er seinen Gefangenen betrachtete und die Peitsche noch einmal auf dem wunden Rücken landen ließ. „Bringt ihn zurück“, befahl er. „Vielleicht wird er morgen reden. Lange hält er das nicht aus.“ ~*~

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„Aber er muss doch irgendwo sein.“ Zacks Stimme war ruhig und seine Augen verrieten nichts von seinen Gedanken. „Ich brauche ihn für die Verhandlungen.“ Der Stellvertreter von Aaron, ein junger Mann, zuckte mit den Schultern. „Wir wissen nicht, wo wir suchen sollen“, gab er zu. Der Boss hatte ihn zur vollkommenen Zusammenarbeit aufgefordert, also antwortete er ehrlich. Sie waren gemeinsam zu einer Besprechung über den Kunstdiebstahl in ihrem Hauptsitz zusammengetreten, doch Zack hatte kein anderes Gesprächsthema als Aaron. „Es gibt keine Lösegeldforderungen und keine Anzeichen über seinen Verbleib. Unsere Männer auf der Straße haben auch nichts gehört. Wir wissen einfach nicht, was wir machen sollen.“ „Ihn suchen, vielleicht“, schlug Zack unwirsch vor. „Er ist doch euer oberster Mann. Wir sind zusammen damit beauftragt worden, den Deal zu planen und auszuführen. Ich will, dass ihr endlich mal eure Fühler ausstreckt und anfangt, ihn zu suchen.“ „Aber wir tun doch schon alles“, beschwerte sich der Stellvertreter wütend. Die Überheblichkeit des anderen Mannes machte ihn ärgerlich. „Wenn du nicht mit mir planen kannst, solltest du dich an deinen Boss wenden.“ „Wenn ihr alles tun würdet, hättet ihr ihn längst schon gefunden.“ Zack erhob sich unruhig und stellte sich ans Fenster. Letzte Nacht hatte er wieder versucht, Aaron auf seinem Handy zu erreichen, aber es hatte wie auch die Male davor keiner abgenommen. „Ich will, dass er gefunden wird“, verlangte Zack. „Er kann sich nicht einfach aus der Sache zurückziehen.“ „Aber warum liegt dir denn soviel daran?“, fragte der junge Mann und griff nach seinem Kaffee. „Wir können doch auch zusammenarbeiten. Wieso gerade Aaron?“ „Weil er für diesen Mist verantwortlich ist. Ich will, dass er die Sache ausbügelt, nicht irgendjemand anders.“ Zack verschränkte die Hände im Rücken. „Ich will, dass er gefunden ist, wenn ich das nächste Mal wiederkomme.“ „Wir werden unser bestes tun, aber bis dahin übernehme ich Aarons Verantwortung.“ Als der Mann aufschaute, konnte man blanke Wut in seinen Augen erkennen. „Du musst jetzt mit mir Vorlieb nehmen.“ „Das werde ich wohl müssen. Ich will, dass du nächstes Mal besser vorbereitet bist und die Pläne kennst.“ Zack drehte sich um und auch in seinem Gesicht war nun sein Ärger zu lesen. „Ich gebe mich mit keinen halben Sachen zufrieden.“ Und damit verließ er ohne ein Wort des Abschieds den Büroraum. Draußen stieg er in sein wie immer wartendes Fahrzeug und befahl seinem Fahrer, ihn ein wenig durch die Straße zu kutschieren, bevor er ihn zu Hause absetzte. Zack blickte aus dem Fenster. Wo, zum Teufel, steckte Aaron bloß? Es war nicht unbedingt so, dass Zack die Vorbereitungen nicht auch mit jemand anderem hätte treffen können. Besonders vermisste er den Sex mit Aaron. So lange hatten sie noch nie aufeinander verzichten müssen, und diese Tatsache wurmte Zack. Aaron würde auf jeden Fall einiges zu hören bekommen, wenn er wieder auftauchte. Auf seinem Weg durch die Stadt hielt Zack zwar Ausschau nach Aaron, konnte ihn aber nirgends entdecken. Er hatte damit gerechnet, trotzdem hätte er ja auch Glück haben können. Zack befahl dem Fahrer, ihn zurück nach Hause zu bringen. Dort ging er als erstes in das Arbeitszimmer seiner Mutter, da sie sich schon gestern beschwert hatte, es würde sich nicht ziemen, dass er so wenig Zeit mit ihr verbrachte. Also unterhielt sich Zack ein paar Minuten steif mit seiner Mutter, bevor er das Weite suchte und in die Küche ging, wo er

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auch prompt Barnabey über den Weg lief. Wie so oft hatte der einen Apfel in der Hand und sein Pony hing ihm ein wenig schief ins Gesicht. „Sag bloß, du hattest schon wieder Hunger“, sagte Zack und blickte auf den Apfel. „Ich hatte den ganzen Mittag noch nichts.“ Barnabey zog eine Schnute und biss demonstrativ in den Apfel. Er zählte zu den Menschen, die ständig an die beste Ernährung und damit wenig Kalorien dachten. Er musste schließlich sein Gewicht unter Kontrolle halten. Also traf ihn Zacks Anschuldigung an einer empfindlichen Stelle. „Du weißt genau, dass ich nicht zuviel esse!“ „Nicht doch, das habe ich ja gar nicht gesagt.“ Zack hob abwehrend eine Hand. „Ich kenne niemanden, der von fast allen Gerichten den exakten Kaloriengehalt kennt. Außerdem sind Äpfel doch gesund. Iss ruhig so viele, wie du willst.“ „Werde ich auch“, giftete Barnabey und nagte den Apfel völlig ab. Erst als nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr, an der Furcht dran war, schmiss er ihn in den Müll. „Und damit das noch mal klar ist, ich habe am Anfang nur soviel gegessen, weil ich schon tagelang nichts mehr gehabt hatte. Ansonsten bin ich sehr diszipliniert!“ „Natürlich.“ Zack nickte bedächtig, wirkte aber schon wieder geistig abwesend. „Sag, hat irgendjemand angerufen, als ich weg war?“, fragte er und goss sich ein Glas Wasser ein. „Wenn ich ans Telefon gehen würde, würde deine Mutter mich umbringen“, erklärte Barnabey und zog sich einen Stuhl heran, um seine Füße darauf zu legen und sich gemütlich auszustrecken. Den ganzen Morgen war er unterwegs nach einigen Brieftaschen gewesen und hatte sich jetzt ein bisschen Ruhe verdient. „Ich wollte ja auch nur wissen, ob jemand angerufen hat. Nicht wer.“ Zack stellte das leere Glas unwirsch beiseite. „Ich muss mich wieder an die Arbeit machen“, sagte er kurz angebunden. „Und du, sieh zu, dass du das endlich mit deiner Freundin auf die Reihe bekommst.“ Damit wandte er sich ab und verließ die Küche. ~*~ Schon wieder ging die Sonne in seinem Gefängnis auf, doch dieses Mal blieb Aaron einfach reglos auf dem Boden liegen. Durch seine zugeschwollenen Augen konnte er kaum die leere Flasche Wasser am anderen Ende des Raumes erkennen. Gestern oder auch vorgestern, er wusste es nicht mehr genau, hatten sie ihm wortlos eine Flasche hingestellt. Natürlich war er sofort darüber hergefallen und hatte prompt die ersten Schlucke wieder von sich gegeben. Nur mit größter Anstrengung hatte er sich zur Langsamkeit ermahnt und den Rest sogar bei sich behalten. Trotzdem hatte Aaron das Gefühl, es wäre nun schlimmer als vorher. Der Durst war so quälend, dass er die körperlichen Schmerzen beinahe in den Schatten stellte. Es würde nicht mehr lange dauern, dachte Aaron träge. Bald würde die Erlösung kommen. Doch nicht einmal dieser Gedanke konnte ihm ein Lächeln entlocken. Er lag einfach nur noch auf dem Boden, meist auf dem Bauch, um seinen Rücken zu schonen, und fantasierte. Immer wieder tauchte das Bild der unzähligen Männer auf und zwischendurch sah er manchmal sogar wieder Zack. Ich hätte ihm so gerne noch einmal die Augen verbunden… Aaron lebte zwischen Traum und Wirklichkeit. War er in seiner Zelle, lebte er in seiner Vergangenheit und war zufrieden. Doch sobald die Männer wieder kamen, rissen sie ihn brutal in das Leben zurück, was er nicht mehr wollte. Jeden Tag kamen sie und holten ihn, um ihn zu ihrem Boss, Statson, zu bringen. Und jedes Mal zückte der seine Peitsche und versuchte alles, um Informationen aus Aaron herauszulocken. Doch bis jetzt mit keinem Erfolg.

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Die Tür ging auf und wieder kamen die beiden großen Männer. Wir immer fassten sie Aaron an beiden Armen, zogen ihn hoch und schleiften ihn in den nächsten Raum. Statson wartete bereits dort. Er saß auf einem Stuhl und hatte ein sadistisches Lächeln auf dem Gesicht. „Aaron, mein Lieber. Wie geht es dir denn heute so?“, amüsierte er sich und wartete, bis seine Männer den Gefangenen zu ihm gebracht hatten. Brutal stießen sie Aaron auf die Knie, hielten aber seinen Kopf und seine Schultern fest, damit er nicht vornüber sinken konnte. „Heute habe ich mir etwas besonderes für dich ausgedacht“, verkündete Statson. „Na, bist du schon gespannt?“ Aaron öffnete seinen Mund und für einen schrecklichen Moment konnte er nicht mehr sprechen. Seine Kehle schmerzte von den Strangulationen und war vollkommen ausgetrocknet. „Bing mich endlich um“, krächzte er nach einiger Zeit mit rauer Stimme. „Mach endlich. Ich werde sowieso nicht reden.“ „Wir werden sehen, wir werden sehen.“ Statson fuhr durch Aarons wirres, ungekämmtes Haar. Er genoss es sichtlich, seinen Gefangenen vor sich knien zu sehen. „Hast du dir schon einmal etwas gebrochen, Aaron?“, fragte Statson mit trügerisch weicher Stimme. Unter normalen Umständen wäre Aarons Kopf jetzt hochgeschossen und hätte seinen Feind hasserfüllt angeschaut, aber noch nicht einmal dazu hatte er die Kraft. Er zeigte keinerlei Regung, als hätte er die Worte nicht gehört. Sein Kopf hing herab und seine Augen waren geschlossen, als wäre er schon wieder ohnmächtig. Doch er war es nicht. Aaron hatte den Sinn durchaus verstanden, und er hatte Angst. Er will mir etwas brechen, dachte er panisch. Das Wissen, dass es gleich geschehen würde, war schlimmer als es jeder Peitschenhieb sein konnte. Doch trotzdem konnte er nichts tun. Er war gefangen in seinem eigenen, schwachen Körper, der einfach nicht mehr auf ihn hören wollte. Eine flache Hand schlug gegen seine Wange und sein Kopf flog von einer auf die andere Seite. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mich dir rede. Was sind denn das für Manieren?“ „Mach ruhig weiter“, flüsterte Aaron. Sein Kopf hing immer noch. Hätten die zwei Männer ihm nicht an beiden Armen festgehalten, wäre er einfach vornüber gefallen. „Du musst nur einmal richtig schlagen.“ „Und dich so einfach erlösen? Oh nein. Zuerst will ich Antworten!“ Statson griff nach Aarons rechter Hand und umfasste den Zeigefinger mit seinen Fingern. „Du bist doch Rechtshänder, nicht wahr?“, schmunzelte er und krümmte Aarons Finger. Aaron stöhnte qualvoll auf, als er ihm den Finger brach. Es knackte leise und sofort brannte der Schmerz in seiner ganzen Hand. Das kann nicht nur der Finger sein, dachte Aaron und versuchte unwillkürlich seine geschundene Hand an seinen Körper zu ziehen. Doch Statson hielt sie brutal fest und freute sich sichtlich darüber, dass Aaron endlich Schmerzlaute von sich gab. Doch der junge Mann konnte nicht mehr anders. Über die Tage hatten sie ihn so zermürbt, dass er einfach keine Kraft mehr für Widerstand hatte. „Siehst du, das passiert, wenn du dich weigerst zu reden. Mich zu reizen ist keine gute Idee.“ Statson umfasste Aarons Kinn und hob den Kopf hoch. Das Gesicht war vor Schmerz verzogen und die Augen schimmerten glasig. „Willst du jetzt endlich reden? Langsam aber sicher werde ich ungeduldig.“ Aaron wimmerte unterdrückt, schüttelte aber entschieden den Kopf. „Dreckiger Hurensohn!“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Wispern, aber man konnte ihn sehr deutlich verstehen.

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Statsons Gesicht versteinerte. „Das“, zischte er gefährlich leise, „hättest du besser nicht gesagt.“ Ohne weitere Worte ließ er Aarons rechte Hand fallen und griff nach der anderen. „Du hättest mich wirklich nicht derart beleidigen sollen.“ Mit einem weiteren geübten Handgriff brach er Aaron auch noch den Daumen der linken Hand. Aarons Schrei hallte durch die leeren Räume. Mit mehr Kraft als Statson angenommen hatte, befreite er seine Hände und presste sie an seine Brust. Er wollte die Beine anziehen, wollte sich am liebsten ganz klein machen, damit Statson nie mehr seine Finger berühren konnte, aber er wurde noch immer festgehalten. Seine Hände pochten schmerzhaft und mit jedem Herzschlag schienen sie anzuschwellen. Er presste sie näher an sich und begrüßte die herannahende Ohnmacht, die wieder über ihn hereinbrach. „Boss, er-“ „Ich weiß, er ist schon wieder ohnmächtig geworden.“ Statson stieß einen Fluch aus. „Verdammt, ich will endlich Antworten.“ Er blickte auf Aarons herabhängenden Kopf. „Lasst ihn einfach liegen“, befahl er. „Der rührt sich erstmal sowieso nicht. Ich will etwas mit euch besprechen. Der Boss hat uns etwas aufgetragen und ich will, dass es ordnungsgemäß ausgeführt wird. Wir werden gleich wiederkommen und weitermachen.“ Die beiden Männer nickten ergeben und ließen Aaron los, der wie ein nasser Sack in sich zusammensank und am Boden liegen blieb. Statson voran, verließen sie den Raum. ~*~ Kapitel 9 ~*~ Nur langsam wachte Aaron wieder auf. Er fror erbärmlich, obwohl es in dem Raum heiß und stickig war. Seine Hände schienen nicht mehr ihm zu gehören und seine Magen war nicht mehr als ein schwerer Stein. Ihm war furchtbar übel. Aaron schrie auf, als er sich auf seinen Rücken drehte, und plötzlich konnte er auch nicht mehr in die wohltuende Ohnmacht fallen. Die Schmerzen waren einfach zu stark. Er blinzelte und schaute urplötzlich auf eine offene Tür. Im ersten Augenblick verstand er die Bedeutung nicht, aber plötzlich war er schlagartig wach. Eine offene Tür… Mit verzogenem Gesicht versuchte Aaron sich aufzurappeln, aber es wollte einfach nicht gelingen. Er konnte nicht mehr… Aaron schloss die Augen, als plötzlich ein Telefon klingelte. Sogar im umnebelten Kopf verstand er, dass es sein Handy war, und es war gar nicht weit entfernt. Das ist deine letzte Chance, ermahnte er sich und versuchte es wieder. Keuchend kam er schließlich zum Stehen. Es ist nicht weit, es ist gar nicht weit… Aaron taumelte wie ein Schlafwandler, als er den Raum verließ. Er schaute weder nach links noch nach rechts. Er hatte es auch vergessen, dass die Männer jederzeit wiederkommen konnten. Aaron hörte nur noch das Handy und wankte dem Geräusch hinterher. Wie er es letztendlich geschafft hatte, wusste er nicht mehr, aber plötzlich stand er in einer Art Büro. Hier hielten sich die Männer wahrscheinlich sonst auf. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen. Er konnte sein Handy auf dem Schreibtisch liegen sehen, und es klingelte. Für einen Moment waren die Schmerzen vergessen. Aaron griff nach dem Handy und fiel dann einfach um. Doch er war nicht ohnmächtig. Sein Verstand arbeitete noch, nur sein Körper tat nicht mehr, was er wollte. Blind tippte Aaron auf eine Taste und flüsterte dann leise: „Hilfe!“ Einen Augenblick herrschte Schweigen, so dass Aaron schon Angst hatte, er wäre zu spät, doch dann ertönte eine dunkle Stimme: „Aaron! Wo, zum Teufel, steckst du?“ Zack hatte sich eigentlich schon gar keine Chancen mehr ausgerechnet, Aaron jemals zu erreichen, doch jetzt hatte er doch abgenommen. Sein Verdacht bestätigte sich. Hier war eindeutig etwas faul. „Was ist mit dir, und wo bist du?“

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„Intercontinel“, brachte Aaron den Namen des Hotels heraus, das er bei seiner Ankunft gesehen hatte. „Hinterhof… Bitte…“ Sein Körper wollte wieder ohnmächtig werden, doch sein Verstand kämpfte dagegen an. „Komm!“ „Was heißt Hinterhof? Aaron, was ist los mit dir?“ Aarons heisere Stimme, aus der eindeutig Qual sprach, beunruhigte Zack weit mehr, als er zugeben wollte. „Was ist mit dir?“ „Meine Hände…“ Aaron krümmte sich auf dem Boden zusammen und zog die Beine an. Er hielt das Handy fest umklammert, als wäre es sein kostbarster Schatz. „Es tut so weh… bitte,… Zack.“ Ein kurzes Luftholen. „Halt durch. Beschreib mir genauer, wo du bist. Kannst du das? Aaron?“, drängte Zack, als er nicht sofort eine Antwort bekam. „Komm schon, reiß dich zusammen. Wo genau bist du?“ „Ich…“ Er stöhnte vor Schmerzen auf und alles wurde wieder schwarz vor seinen Augen. Nur mit Mühe konnte Aaron das Handy festhalten und wurde wieder durch Zacks Stimme zurückgerufen. „Ich weiß nicht… aber du musst dich beeilen.“ „Ich werde dich rausholen. Vertrau mir. Halt einfach so lange durch.“ Die Verbindung wurde unterbrochen und Zack spürte sein Herz unangenehm heftig schlagen. Scheiße, in was hatte sich Aaron da bloß hineinmanövriert? Von der stolzen Überheblichkeit, die sonst so oft in Aarons Stimme mitschwang, war dieses Mal keine Spur gewesen. Zack wusste intuitiv, dass der andere große Schmerzen litt. Er hatte es ja schließlich hören können. „Dylan, besorg mir ein paar fähige Männer!“, brüllte Zack durch das Quartier und erhob sich. Er schnallte sich das Schulterhalfter mit der Automatik um und legte sich eine weitere Waffe um das Fußgelenk. Dann rannte er aus seinem Büro in einen Raum, der als eine Art Gemeinschaftsraum fungierte. Dylan, der eigentlich heute Wache halten sollte, hatte bereits fünf weitere Männer zusammengetrommelt. Sie waren alle fertig und standen bereit. „Ruf Chris und Jason“, befahl Zack knapp und dachte kurz daran, Aarons Familie zu benachrichtigen. Doch dafür blieb keine Zeit. „Wir werden zum Intercontinel fahren. Im Hinterhof wird Aaron irgendwie festgehalten.“ Er musste nichts weiter zu Aaron erklären, denn er war mittlerweile bei ihnen aufgrund der engen Zusammenarbeit der beiden Familien bekannt. „Wir holen ihn raus.“ Zack warf sich seinen Mantel über und sein Gesicht zeigte, was er mit ‚rausholen’ meinte. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir nehmen zwei Wagen. Los jetzt!“ Zack und seine sieben Männer – Chris und Jason waren mittlerweile eingetroffen – stiegen in die Wagen und schon heulten die Motoren auf. „Zum Hinterhof vom Intercontinel“, befahl Zack dem Fahrer und wandte sich an seine Jungs. „Kennt sich jemand von euch gut dort aus? Er konnte mir nichts genaues sagen, aber er weiß, dass er dort ist.“ Aaron merkte nicht, dass Statson sein Büro betrat und hasserfüllt auf ihn herabblickte. Noch immer lag er zusammengekrümmt auf dem Boden, aber zum ersten Mal lächelte er. Vielleicht hatte er ja doch noch eine Chance… Erst als Statson die Tür hinter sich mit einem lauten Knall ins Schloss fallen ließ, wusste er, dass alles umsonst gewesen war. Jetzt würden sie ihn umbringen. Gerade wo er es nicht mehr wollte, würde es ganz schnell gehen. „Sieh einer an, die kleine Ratte hat telefoniert.“ Statson trat auf Aaron zu, beugte sich zum ihm herunter und riss ihm das Handy aus der Hand. „Dumm von uns, sich von dir derart aufs Glatteis führen zu lassen. Dafür wirst du bezahlen“, zischte er und fasste

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nach Aarons rechter Hand, um den gebrochenen Finger gegen die Handinnenfläche zu drücken. Aarons gequälte Schmerzenslaute kamen ihm nur recht. „Das ist deine letzte Chance, mir ein paar Antworten zu geben“, grollte Statson und krümmte den Finger weiter. „Ich will sie jetzt sofort!“ Jetzt, wo die Männer ihn nicht festhielten, wand Aaron sich unter Schmerzen. Er versuchte sich vor Statson zurückzuziehen, aber der hielt ihn nur noch fester. Aaron keuchte auf und biss wieder auf seine Lippen. Er durfte jetzt nicht aufgeben, nicht, wo er so lange nichts gesagt hatte. „Ich will sofort Antworten hören, du Ratte!“ Statson bog den Finger, dass es knackte und gab dem am Boden Liegenden eine schallende Ohrfeige. „Du wirst es bereuen, wenn du weiter schweigst.“ Aarons Kopf donnerte auf den nackten Beton. Alles um ihn herum begann sich zu drehen und kleine Funken glommen vor seinen Augen auf. Er spürte Blut an seinem Hinterkopf und dachte benommen, dass es immer noch nicht zu Ende war. Er war gar nicht mehr fähig, Statson zu antworten. Selbst wenn er es gewollt hätte, spielte sein Körper einfach nicht mehr mit. Übelkeit stieg in ihm auf, während er sich einfach nur noch auf seine Atmung konzentrierte. Allein dies kostete ihn die größte Anstrengung. „Hebt ihn hoch.“ Statsons Stimme dröhnte in Aarons Kopf und ihm wurde kurzzeitig schwarz vor Augen, als er wie schon so oft in den letzten Tagen hochgerissen wurde. Ohne Vorwarnung bohrte sich eine Faust in seinen Bauch, und wieder konnte Aaron sich nicht vornüber krümmen, weil er grob festgehalten wurde. Ein dünner Blutfaden rann über sein Kinn, doch er bemerkte es nicht einmal. „Ich mache dich fertig“, drohte Statsons Stimme. „Dann bekomme ich meine Informationen eben anders. Du wirst sterben, ganz einfach. Ich kann dich sowieso nicht mehr laufen lassen, nachdem du alles ausgeplaudert hast.“ Aaron hatte gar nicht gemerkt, dass Statsons Männer gekommen waren. Er nahm alles nur noch durch einen dichten Nebel wahr. Er konnte nicht mehr an seinen Stolz denken, er konnte Statson nicht mehr beschimpfen. Er vermochte nur noch zu schreien, als schon wieder die Faust in seinen Magen schlug. „Schrei ruhig weiter. Es wird dir rein gar nichts helfen. Du hattest deine Chance.“ Statson krallte eine Hand in Aarons Haar, riss den Kopf zurück und betrachtete mit Genugtuung die vor Schmerz entstellten Gesichtszüge. „Was meinst du, ich sollte zum Abschluss noch etwas Neues mit dir ausprobieren, hm? Etwas, das wir noch nicht hatten.“ Ein höhnisches Grinsen legte sich auf seine Lippen und er ließ Aarons Haar los, trat in aller Ruhe um ihn herum. „Wir haben sicher noch etwas Zeit, bis deine Leute kommen. Und die will ich unbedingt nutzen.“ Statson betrachtete Aarons blutigen Rücken und legte den Kopf schief. Teilweise war das Blut schon verkrustet, an anderen Stellen sickerte noch neues hervor. Statson schnalzte mit der Zunge und griff in seine Hosentasche. Er holte ein Feuerzeug hervor und ließ eine fünf Zentimeter hohe Flamme aufflackern. „Spielst du gern mit dem Feuer, Aaron?“, fragte er grausam und näherte die Flamme der geschundenen Haut. Bevor der Schmerz Aarons Nervenbahnen entlang rasen konnte, roch Aaron bereits sein verbranntes Fleisch. Panisch warf er sich nach vorne und brüllte wie von Sinnen. Doch die Männer hielten ihn unbarmherzig fest. Statson fuhr genüsslich langsam über die offenen Wunden und Aaron meinte, sein Kopf würde explodieren. Statson hielt nur in seiner perversen Arbeit inne, um seinen Männern die Chance zu geben, Aaron weiter mit ihren Fäusten zu drangsalieren. Erst als Statson meinte, sein Werk zufrieden stellend beendet zu haben, ließ er von Aaron ab und trat wieder vor ihn.

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„Denk in der Hölle an mich“, zischte er an Aarons Ohr, bevor er sich zurückzog und seinen Männern einen Wink gab. Fast augenblicklich krachten wieder die Fäuste auf Aaron ein, der nur noch hilflos versuchte, sich zusammenzukrümmen. Doch schon bald konnte er noch nicht einmal mehr das. Seine Schreie wurden immer leiser und dann verstummte er einfach. Nach einem kräftigen Tritt in seine Seite gab Aaron sämtliche Schutzmechanismen auf und gab sich dem Tod hin. Ein ohrenbetäubendes Donnern hallte durch den Raum. Danach ein weiterer Schuss und einer von Statsons Gorillas ging neben Aaron in die Knie und brach tot zusammen. Der zweite, der Aaron geschlagen hatte, fiel wenig später ebenso wie ein Stein zu Boden. „Waffe runter!“, knurrte Zack zu Statson, der nun noch der einzige Überlebende war. Die Wachen hatten Zack und seine Männer schon zuvor erledigt. Ein Blick in Zacks eiskaltes Gesicht ließ Statson schließlich gehorchen. Sobald er die Waffe fallen gelassen hatte, waren Zacks Männer bei ihm und kümmerten sich um ihn. Zack würde sich nachher um ihn kümmern. Nachdem die Gefahr nun erstaunlich schnell gebannt war, trat Zack eilig auf den verkrümmten Körper am Boden zu und kniete sich vor ihn. „Aaron“, flüsterte er und berührte den anderen sacht an der Schulter. Aaron lag auf der Seite, aber Zack hatte genug gesehen. Aaron hatte abgenommen in den Tagen und sein ganzer Körper war mit Wunden und blauen Flecken übersät. Ganz zu schweigen von seinem verunstalteten Rücken. Zack hatte schon viel gesehen, aber solch eine Perversion war ihm zuvor noch nicht untergekommen. Tiefe Wunden waren in das Fleisch gerissen, die Haut war verbrannt und die Wunden starrten vor Dreck. „Aaron“, flüsterte Zack wieder und strich dem anderen leicht durchs Haar. Für einen winzigen Moment blickte Aaron zu Zack auf und lächelte kaum merklich. Doch dann fielen seine Augen wieder zu. Blind versuchte er nach Zack zu tasten, doch seine Hände rührten sich nicht einmal. Ein gurgelndes Geräusch kam über seine Lippen und dann war er wieder still. Zacks Hand glitt zu Aarons Stirn und es war, wie er vermutet hatte. Aaron hatte Fieber. Seine Stirn war unnatürlich heiß. „Alles okay“, murmelte Zack und er winkte Jason, ihm die Flasche Wasser zu geben, die auf dem Schreibtisch stand. Vorsichtig benetzte Zack Aarons Lippen mit Feuchtigkeit und ließ den Blick dann zu den Händen wandern, deren Finger jeweils unnatürlich verdreht waren. „Wir kriegen dich wieder hin“, redete Zack leise weiter und strich ein paar Locken aus der verschwitzten Stirn. „Er muss sofort behandelt werden“, sagte er zu seinen Männern. „Sorgt dafür, dass der Kerl dort solange gut aufgehoben ist, bis ich Zeit habe, mich um ihn zu kümmern.“ Stumm folgten Zacks Mitarbeiter seinen Anweisungen. Sie stießen Statson brutal in den Rücken, doch der blieb wie angewurzelt stehen. Voller Verachtung blickte auf Aaron herab. „Wir sehen uns in der Hölle wieder“, zischte er gefährlich und wollte gerade einen Schritt auf Aaron zutun, als Jason ihm den Kolben seiner Pistole zwischen die Schulterblätter stieß. Statson fiel auf die Knie, schaute Aaron aber weiterhin unverhohlen an. „Irgendwann bring ich dich doch um!“ „Vorher bringe ich dich um. Verlass dich drauf.“ Plötzlich stand Zack vor ihm. Und sogar Statson lief ungewollt ein kalter Schauer über den Rücken, als er in Zacks stahlharte Augen blickte. Doch er erwiderte nichts, denn er wurde bereits fortgezerrt. Zack ging wieder zu Aaron und drehte ihn ein bisschen. Vorsichtig schob er einen Arm unter die Schultern und einen unter die Beine, um Aaron hochzuheben. Der sonst so kräftige Körper rutschte leblos gegen Zacks Brust und der warf einen kurzen Blick auf den Mann in seinen Armen.

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„Lass uns gehen“, sagte er zu Chris, dem einzigen, der noch im Raum war. „Er muss behandelt werden.“ Aaron stöhnte leise auf, als er die Arme spürte, die sich auf seine Wunden legten. „Nicht…“, flehte er und riss plötzlich die Augen auf, nur um sie sofort wieder zu schließen. „Sch, ganz ruhig. Wir müssen dich irgendwie hier raus schaffen.“ Zack trug Aaron aus dem Gebäude und ließ Chris eine saubere Decke auf dem Rücksitz des Autos ausbreiten. Vorsichtig hob Zack Aaron hinein, auch wenn der schmerzhaft aufstöhnte, selbst wenn Zack ihn wohlweislich fürs erste auf die Seite gelegt hatte. Er selbst stieg auf der Seite ein, wo sich Aarons Kopf befand und strich mit einer Hand wieder durch die dunklen Locken. Ein wenig verwirrt blickte Chris in den Rückspiegel. „Stirbt er?“, frage Chris und gab gleich noch ein bisschen mehr Gas. „Nein“, antwortete Zack entschieden und blickte dabei fest in Aarons weit aufgerissene blaue Augen. „Nein“, wiederholte er und strich dem Verletzten sanft über die Stirn, fühlte dabei wieder die heiße Haut. „Fahr in Dr. Faynes Privatpraxis“, sagte Zack nun wieder an Chris gerichtet. Der Privatarzt der Familie war immer noch der beste, den Zack kannte. Es war ein verdammtes Pech gewesen, dass er vor etwas mehr als einer Woche die Stadt hatte verlassen müssen, um ein Krankenhaus zu suchen, um nicht weiter aufzufallen. Dr. Fayne würde Aaron schon wieder hinbekommen. „Aber wieso bist du dann so… nett?“, rutschte es Chris heraus. Er hatte seinen Boss noch nie so erlebt. Irgendwas war hier gar nicht richtig. Dieser Aaron ging bestimmt drauf und Zack wollte noch ein bisschen Menschlichkeit walten lassen. „Das hier hat nichts mit Nettigkeit zu tun, sondern mit Menschenwürde.“ Zack blickte auf Aarons Rücken und es graute ihm bei dem Gedanken, welche Schmerzen der andere gerade wohl erleiden musste. In kurzen Abständen stieß der die Luft aus und sog mühsam wieder neue in die Lungen. „Es sind mit Sicherheit auch einige Rippen gebrochen“, murmelte Zack und schob wieder eine Hand in Aarons Haar, um sacht die Kopfhaut zu massieren. „Wir sind gleich da.“ ~*~ Kapitel 10 ~*~ Ohne auf den Verkehr zu achten, überfuhr Chris eine rote Ampel und hielt dann mit quietschenden Reifen vor dem Haus, indem Doktor Fayne die Praxis hatte. Im Laufe der Jahre hatte er schon diverse Verletzte hierher gebracht und hatte ein Gespür für die Schwere der Verwundung bekommen. Er konnte sich die Schmerzen von Aaron zwar nicht vorstellen, aber sie erforderten auf der Stelle einen Arzt. Schnell stieg er aus und öffnete die hintere Tür. „Kommst du allein klar, oder soll ich den Arzt schon mal verständigen?“ „Sag ihm Bescheid. Ich komme nach.“ Zack wandte sich wieder Aaron zu, als Chris weg war, und das erste Mal zeigte sein Blick echte Sorge. „Du kommst wieder in Ordnung“, sagte er leise und stieg aus. Mit einigen Verrenkungen schaffte er es, Aaron wieder auf seine Arme zu heben, und wieder stieß der einen gequälten Laut aus. „Es wird gleich besser“, murmelte Zack und hielt Aarons vor Schmerz zuckenden Körper fester umfasst. Wie aufgeschreckt wachte Aaron plötzlich auf und versuchte sich aus der Umarmung zu winden. Seine vorher herabbaumelnden Arme riss er nach oben und presste die geschwundenen Hände vor seinen Bauch. Er versuchte sich zusammenzukugeln, um den Schmerz in seinem Magen einigermaßen erträglich zu machen, aber Zack ließ es nicht zu. „Nein… bitte nicht…“, krächzte er und bäumte sich wieder auf.

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„Aaron, beruhige dich.“ Zacks Stimme klang sanft. „Es wird gleich besser.“ Er beschleunigte seinen Schritt und trat in die Praxis. Chris hielt ihm die Tür auf. Sofort kam Dr. Fayne und winkte Zack wortlos in eines der Behandlungszimmer. „Leg ihn auf den Rücken“, sagte er und deutete auf eine Liege. „Nein…“ Aaron schnappte angestrengt nach Luft. Kraftlos krallte er seine Hände in Zacks Pullover. „Nicht… auf den Rücken…“ Zack blieb stehen. „Geht es nicht irgendwie anders?“, fragte er den Arzt. „Sieh dir seinen Rücken an.“ „Sind auch Rippen gebrochen?“ Zack nickte und Dr. Fayne fuhr fort: „Dann leg ihn auf den Rücken. Die Rippenstücke könnten sich in die Lunge bohren. Ihn auf den Rücken zu legen ist zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Ihn anders zu legen schon. Wir werden die Wunden am Rücken danach behandeln.“ Noch immer zögerte Zack, doch der Arzt winkte ungeduldig mit der Hand. „Ich werde ihm gleich etwas gegen die Schmerzen geben.“ Doch das gleich half Aaron auch nicht, als er auf die Liege gelegt wurde. Er schrie ohrenbetäubend auf und krümmte sich wieder zusammen. Er verstand kaum, was um ihn herum geschah. Er wusste nur, dass Zack bei ihm war und ihm nicht half. „Wichser“, flüsterte er kraftlos und blickte ungefähr in die Richtung, in der er ihn vermutete. „Sch.“ Wieder strich Zack ihm durchs Haar. Er griff beide Hände von Aaron und blickte auf den gebrochenen Zeigefinger und Daumen. Vorsichtig legte er beide Hände neben Aarons Körper auf die Liege und sah dann zu, wie der Arzt eine Spritze aufzog. „Kannst du ihn nicht ganz narkotisieren?“, fragte Zack, der sah, wie sehr der andere litt. Doch Dr. Fayne schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid. Nicht wenn ich nicht weiß, ob ich nicht doch operieren muss. Ich kann ihm nur ein kleines Schmerzmittel fürs erste geben.“ Wieder blickte Zack auf Aaron. „Kann man denn gar nichts machen?“ „Ich werde ihm ja jetzt helfen.“ Der Arzt setzte gekonnt eine Spritze in Aarons Arm und begann dann seinen Oberkörper abzutasten. Dabei ging er so sanft wie es nur ging vor, tat Aaron aber trotzdem weh. Der versuchte sich irgendwie zu befreien und den Schmerzen zu entkommen, doch er schaffte es einfach nicht. „Aufhören“, forderte er leise und versuchte sich auf die andere Seite zu drehen. „Nicht mehr…“ „Es wird gleich besser“, versprach Zack, obwohl er sich da gar nicht mal so sicher war. Aarons gefolterter Körper sah einfach schrecklich aus. Zack stand kurz auf, um einen Plastikbecher, der auf der Anrichte stand, mit Wasser zu füllen. Damit ging er zu Aaron zurück und stützte mit einer Hand seinen Kopf, während er ihm mit der anderen den Becher an die Lippen setzte. Doch Aaron presste den Kiefer vor Schmerzen zusammen. Obwohl er durstig war, konnte er jetzt keinen Tropfen herunter bekommen. Wieder versuchte er sich einfach von der Liege zu rollen, und wieder hielten ihn Zacks Hände auf. Aaron öffnete seine Augen und betrachtete Zack flehentlich. „Lass mich… los…“, krächzte er und stöhnte wieder auf, als der Doktor ihn berührte. „Bitte, Zack…“

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Seufzend stellte Zack den Becher beiseite. Wieder blickte er zu dem Arzt, der jedoch nur entschuldigend den Kopf schüttelte und Aarons Brustkorb weiter abtastete. „Tut mir Leid“, sagte Zack leise und tupfte Aaron mit einem Papiertuch den Schweiß von der Stirn. „Kann ich irgendetwas anderes für dich tun?“ „Du könntest…“ Erschöpft schloss Aaron seine Augen. „Du könntest ihn töten.“ „Glaub mir, das werde ich. Aber zuerst muss ich von ihm erfahren, warum sie das getan haben. Aber keine Sorge, er wird nicht mehr lange unter uns weilen“, versprach Zack. „Bist du sicher, dass du nichts trinken möchtest?“ Aaron hatte Zack kaum zugehört. Alles in seinem Kopf drehte sich und ein dumpfer Schmerz pochte in seiner Schläfe. Er konnte dem Sinn der Worte kaum folgen. Als der Arzt wieder eine besonders empfindliche Stelle berührte, blieb Aaron einfach resigniert liegen. Plötzlich war ihm eiskalt, obwohl er schwitzte. „Wann… hört das auf?“ „Bald.“ Zack strich ihm eine Locke aus der Stirn. Er feuchtete zwei Finger mit Wasser an und strich damit über Aarons Lippen. „Du musst etwas trinken“, sagte er. „Du bist ganz ausgetrocknet.“ „Du machst das immer mit dem Daumen…“, murmelte Aaron und drehte seinen Kopf Zack entgegen. Er spürte tastende Hände überall auf seinen Körper, aber den Arzt sah er überhaupt nicht. „An meinen Lippen…“ „Ja“, sagte Zack leise und feuchtete die Finger wieder an, um Aarons Lippen zu berühren. „Wenn du nichts trinken kannst, erleichtert es dir das wenigstens ein bisschen, dachte ich. Soll ich aufhören?“ „Mir ist so kalt.“ Aaron schaute durch Zack hindurch und versuchte sich dann aufzurichten, obwohl dies unmöglich war. „Kalt…“ Aus irgendeinem Grund streckte er eine Hand nach Zack aus, obwohl er sie eigentlich beschützen wollte. „Mach was.“ Zögernd, weil er ihm nicht noch weitere Schmerzen zufügen wollte, nahm Zack Aarons Hand in seine und legte sie auf seinen Oberschenkel. Er rückte mit seinem Stuhl ein wenig näher an die Liege heran und begann dann sanft über die unverletzten Finger zu streichen. Zwischendurch nahm er die Hand ganz in seine und hauchte warmen Atem über Aarons kalte Finger. Der Arzt schaute einmal skeptisch hoch und ließ dann von Aaron ab. Der schien es ohnehin nicht mehr zu merken, was er gerade tat. „Wir sollten ihn jetzt vorsichtig auf die Seite legen. Ich muss den Rücken sehen.“ „Hast du gehört?“, fragte Zack leise und ließ Aarons Hand los, legte sie vorsichtig zurück auf die Liege. Aarons kurzes Nicken zeigte ihm nicht, ob er erleichtert war oder nicht. „Kann ich helfen?“, fragte Zack den Arzt. „Du kannst ihn vorne stützen, damit er in der richtigen Haltung bleibt und die Rippen keinen Schaden anrichten.“ Zack nickte. Er blickte Aaron an, während er dem Arzt half, den Patienten auf die Seite zu drehen. Zack stützte Aaron so gut wie möglich an den Schultern und hoffte, dass er ihm dabei nicht noch mehr Schmerzen zufügte. Doch auf der Seite ließ es sich besser aushalten als auf dem Rücken. Aarons Gesichtszüge entspannten sich ein wenig und die Schmerzspritze begann auch langsam zu wirken. Sie konnte ihn zwar nicht von seinen Schmerzen befreien, dafür war sie viel zu schwach, aber Aaron schrie zumindest nicht mehr. Müde fiel sein Kopf einfach zur Seite, während er Zack noch immer aus glasigen Augen betrachtete.

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„Du siehst so anders aus“, nuschelte Aaron kaum hörbar. Das Fieber begann seinen Verstand zu umnebeln. „So komisch…“ „Keine Angst, ich werde mich so schnell nicht verändern. Ich werde noch genauso aussehen wie immer, wenn du wieder klarer sehen kannst“, versprach Zack und wandte sich dann an Dr. Fayne. „Wie schlimm ist es?“, fragte er leise. Der Arzt sah kopfschüttelnd zu Zack auf. „Es war eine Peitsche“, erklärte er ihm, während er das Desinfektionsmittel bereit machte. „Man muss wie wahnsinnig auf ihn eingeschlagen haben. Einige Stellen sind entzündet, aber das wird schon wieder.“ Zack war erleichtert und maßlos wütend zugleich. Mit einer Peitsche. Das waren grausamste Methoden aus dem Mittelalter. Nicht dass seine Familie nicht auch schon gefoltert hatte, aber nicht mit solchen unehrenhaften Werkzeugen. „Was ist mit seinen Händen?“, fragte Zack. „Es sind mindestens zwei Finger gebrochen, oder?“ „Daumen und Zeigefinger. Ich werde gleich röntgen und einen Gips anlegen. Ich nehme an, du willst ihn nachher mit nach Hause nehmen?“, fragte der Arzt, obwohl er die Antwort schon konnte. Zacks Leute blieben niemals lange. „Er wird Pflege brauchen.“ „Das ist mir bewusst.“ Zack blickte auf Aaron hinab und nickte. „Müssen die Finger operiert werden?“ „Nicht wenn es ein einfacher Bruch ist. Dann heilt es von allein. Bei einem komplizierten Bruch muss der Knochen mit kleinen Schrauben zusammengehalten werden. Aber das werden die Röntgenaufnahmen zeigen.“ „Verstehe“, sagte Zack und schaute auf. „Soll ich ihn ins Röntgenzimmer tragen?“ Dr. Fayne nickte. „Bitte, das wäre wohl das einfachste.“ „Aaron?“, flüsterte Zack an dessen Ohr, weil der schon seit einiger Zeit abwesend schien. „Ich muss dich noch mal hochheben. Ich muss dich nur in ein anderes Zimmer bringen.“ Aaron blinzelte Zack verschlafen an und lächelte dann plötzlich. „Ich wollte dir noch einmal die Augen verbinden“, flüsterte er und versuchte sich wieder Zack entgegenzustrecken, damit er die warmen Hände spüren konnten, die ihm nicht wehtaten. Überrascht hielt Zack inne und blickte auf Aaron hinab. Da Dr. Fayne bereits vorgegangen war, strich er Aaron einmal über die Wange und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. „Wenn du durchhältst und wieder gesund wirst, darfst du es“, murmelte Zack an seinem Ohr und schob dann wieder die Arme unter Aarons Körper, um ihn hochzuheben. Dieses Mal wehrte Aaron sich nicht. Sein Kopf fiel gegen Zacks Schulter und wieder schloss er müde die Augen. Sein Körper fühlte sich taub an. Er konnte seine Hände nicht mehr spüren. Selbst Geräusche drangen nur noch dumpf zu ihm vor. Jetzt, wo Aaron keinerlei Kraft mehr hatte, sich zu wehren, kam Dr. Fayne schneller voran. Er fertigte schnell jeweils ein Röntgenbild an und zeigte sie auch Zack. „Beim Daumen ist es ein glatter Bruch, da reicht ein Gips und viel Ruhe. Beim Zeigefinger allerdings sieht die Sache anders aus. Der Bruch an sich ist zwar nicht so kompliziert, aber die Knochenteile sind übereinander geschoben worden. Irgendjemand muss an seinem Finger herumgezerrt haben, anders kann ich mir das nicht erklären. Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder muss er operiert werden, dann müsste ich jemanden anfordern, der mir assistiert, oder aber ich versuche den Knochen so zu richten. Allerdings wird das sehr schmerzhaft sein.“

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„Wie schmerzhaft?“ Der Arzt zuckte die Schultern. „Ich muss die Knochenteile mit der Hand an ihren Platz zurückschieben. Stell dir das vor und dann sag mir, ob du es schmerzhaft findest.“ Zack blickte auf Aaron, der in sich zusammengesunken auf der Seite lag. „Richte den Knochen so“, entschied er dann. Der Arzt nickte und verließ dann kurz das Zimmer, um einen Kollegen hinzuziehen. Währenddessen begann Aaron leise zu wimmern. Ihm war kalt und übel und er konnte Zack nirgends mehr entdecken. Er war viel zu weit weg. Erschrocken öffnete er die Augen und sah sich um. Doch sein Blick war so verschwommen, dass er Zack einfach nicht mehr sehen konnte. „Zack“, versuchte er zu rufen, doch es kam nur ein leises Krächzen heraus. „Zack…“ „Ist ja schon gut, ich bin ja hier.“ Zack legte eine Hand auf Aarons Unterarm, der sich feucht und kalt unter seinen Fingern anfühlte. „Der Arzt wird deinen Knochen im Zeigefinger ohne eine Operation richten. Aber keine Angst, er hat gesagt, es ist nicht so wild“, schwindelte Zack, weil er Aaron nicht noch zusätzlich Angst einjagen wollte. „Was?... Nein, nicht mehr anfassen.“ Aaron schüttelte langsam den Kopf und umfasste seine Hand dann schützend mit der anderen. Er kugelte sie darum und schaute Zack wieder aus schreckensweiten Augen an. „Nicht anfassen!“ Eine warme Hand strich sanft durch sein Haar. „Danach hast du es fast geschafft. Du hast so viel überstanden. Du willst doch jetzt nicht kneifen, hm?“ „Doch“, sagte Aaron wieder schläfrig. Er war irgendwo in einer Welt zwischen Ohnmacht und Schmerz gefangen. „Ich kann nicht.“ „Sicher kannst du. Komm schon, Aaron, gib jetzt nicht auf. Nicht, wo ich dich gerade dort herausgeholt habe. Lass ihn dich nicht so einfach klein kriegen.“ Aaron versuchte sich aufzurichten, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Er blieb völlig erschöpft auf der schmalen Liege liegen und konnte nur die Arme nach Zack ausstrecken. „Kalt!“ Kurz entschlossen zog Zack seinen Mantel aus und legte ihn über Aaron. Zumindest die Körperwärme, die noch im Stoff war, würde Aaron vielleicht helfen. Zack setzte sich wieder neben ihn auf einen Stuhl und nahm wieder vorsichtig eine Hand in seine, um sie zu wärmen. „Besser?“, fragte er leise. Aaron nickte apathisch und streckte wieder die Arme aus. „Bitte, Zack!“ „Was möchtest du denn?“, fragte Zack und hielt inne. Aarons flehender Blick ruhte auf ihm und die hellblauen Augen wirkten gläsern. Zack erhob sich und legte einen Arm unter Aarons Schultern, um seinen Oberkörper von der Liege zu heben. Zack setzte sich nun selbst darauf und zog Aaron an den Schultern wieder an sich. Er versuchte möglichst, den Rücken nicht zu berühren und nur Aarons Schultern an seine Brust zu ziehen, doch es klappte nicht ganz. Aarons Kopf fiel einfach nach vorne und wurde schließlich von Zacks Brust gestoppt, aber er lächelte selig. Eigentlich wollte er die Arme um ihn schließen, doch es ging nicht. Wie eine Puppe lag er gegen Zack gelehnt, aber zum ersten Mal fühlte Aaron sich wenigstens ein wenig lebendig. „Schön“, murmelte er gegen Zacks Hemd und genoss die Wärme, die vom anderen Körper ausging.

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Sacht strich Zack über Aarons Nacken und Hals und versuchte so, ihn ein wenig abzulenken. Mit diesem Kerl hatte er sich aber auch wirklich etwas aufgehalst. „Jetzt besser?“, fragte er leise. „Da hat er mich gewürgt“, erzählte Aaron flüsternd, als Zacks Hand über seinen Hals streichelte. „Und er hat nicht aufgehört.“ Die Bewegung der Hand erstarb und Zack zog sie zurück. „Das wusste ich nicht“, murmelte er. „Und er hat ein Feuerzeug an meinen Rücken gehalten.“ Aarons Stimme war nicht mehr als ein Wispern. „Da, wo er vorher mit der Peitsche draufgehauen hat.“ Zack schluckte. Warum hatte er Aaron bloß nicht früher gefunden? „Es wird heilen“, versprach Zack leise. „Die Zeit heilt alle Wunden.“ „Und sie haben mir kein Wasser und kein Essen gegeben.“ Aaron vergrub sein Gesicht in Zacks Halsbeuge und kuschelte sich an ihn. Endlich fühlte er sich wieder geborgen. Wenn er so bei Zack war, konnte die Angst nicht wiederkommen. Aaron schluckte trocken. Eigentlich hatte er nicht gedacht, dass er noch genug Flüssigkeit im Körper hatte, aber er begann stumm zu weinen. Schweigend nahm Zack die Tränen hin, die seinen Hals streiften. Er konnte es Aaron nicht verübeln und hatte soviel Anstand, den anderen Mann nicht darauf anzusprechen. Wenn Aaron sich schon derart vor ihm die Blöße gab, Tränen zu vergießen, wollte Zack nicht darauf herumreiten. Vorsichtig strich er ihm durchs Haar und entwirrte einige verfilzte Strähnen. Doch Aaron war schon lange über die Phase des Stolzes heraus. Plötzlich schafften es seine Arme, sich um Zacks Nacken zu schlingen. Sie blieben reglos auf seinen Schultern liegen, aber so konnte er sich näher an ihn heranpressen. Die Tränen wollten einfach nicht versiegen und seine Kopfschmerzen wurden immer heftiger. Er schniefte erstickt und drückte dann seine Lippen hilflos auf Zacks Hemd, weil er seinen Kopf nicht soweit heben konnte, um ihn richtig zu küssen. „Ich bekomme dich wieder auf die Beine“, murmelte Zack und strich über Aarons kleinen Ohrstecker. Er fuhr die Arme auf seinen Schultern vorsichtig mit den Fingerspitzen nach und legte dann eine Hand an Aarons Wange. Er wischte die Tränen nicht fort, sondern hob Aarons Kopf ein wenig an, damit er ihn richtig küssen konnte. Zacks Mund legte sich leicht und sanft auf Aarons spröde, aufgeplatzte Lippen und zog sich recht schnell wieder zurück, doch es war immerhin ein Kuss. „Danke“, nuschelte Aaron und schloss wieder die Augen. Selbst unter den geschlossenen Lidern quollen noch Tränen hervor. „Gern geschehen.“ Zack hauchte ihm wieder einen kleinen Kuss auf die Stirn. Dieser Augenblick war es ganz klar wert, die strengen Regeln zwischen ihnen mal ein wenig schleifen zu lassen. „Ich bin so müde…“ Aarons Kopf fiel auf seine Schulter und seine Arme lösten sich wieder von Zack. Seine Wangen waren unnatürlich rot wegen des Fiebers, aber Aaron lächelte tapfer. „Wenn das hier vorbei ist, werde ich dich mit zu mir nehmen und du kannst dich richtig ausschlafen. Wie hört sich das an, hm?“ „Gut“, sagte Aaron schwach. Er hatte weder eine Ahnung, wo Zack genau wohnte, noch warum der andere das alles tat, aber Aaron war im Moment alles egal. Zack war bei ihm und das war die Hauptsache.

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„Wenn ihr soweit seid, können wir anfangen. Ich habe jemanden hier, der sich besonders mit Händen auskennt. Er wird helfen. Können wir?“ Dr. Fayne hatte zwischenzeitlich das Zimmer betreten. „Ja.“ Zack nickte und schob Aaron sanft von sich. „Er kann auch so sitzen bleiben“, sagte der Arzt. „Vielleicht ist es sogar gar nicht so schlecht, dann kannst du ihn gleich festhalten.“ „Ich soll ihn festhalten?“, fragte Zack und blickte auf den erschöpften Aaron. Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein. Aaron zuckte zusammen. „Zack?“ In seiner Stimme schwang Angst mit. Er nahm seine Hand einfach und versteckte sie unter Zacks Hemd. „Nicht, Zack!“ Dr. Fayne blickte abwartend auf den Patienten. „Wir werden erst die Knochen verschieben, die Hand dann eingipsen und mit der anderen, der linken weitermachen. Der Daumen wird geschient und ebenfalls eingegipst. Danach säubern wir die Wunden auf dem Rücken und verbinden sie, bevor wir die Rippen stabilisieren. Wir haben noch einiges vor uns.“ „Aber nicht meine Hand.“ Entschieden schüttelte Aaron mit dem Kopf und presste sich näher an Zack. „Meine Hand nicht“, wiederholte er noch einmal, während er angestrengt Luft einsog. Seine Augen glitzerten vor Fieber. „Deine Hand muss behandelt werden“, widersprach Zack ruhig und fasste Aarons rechte Hand vorsichtig am Handgelenk, um sie von seinem Körper zu ziehen. Da Aaron kaum noch Kraft hatte, gestaltete sich das nicht als besonders schwierig. „Das ist Dr. Grey“, stellte Dr. Fayne den Kollegen vor. „Kannst du die Hand am Ballen festhalten, Zack?“, fragte er dann und erhielt ein Nicken als Antwort. „Gut, dann machen wir uns an die Arbeit.“ Beide Ärzte setzten sich und nahmen Aarons verletzte Hand zwischen sich. Auf einem kleinen Tischchen lag schon eine Schiene bereit, um sie schnell anzulegen, saß der Knochen wieder richtig. Die Ärzte arbeiteten schnell und präzise, aber trotzdem schrie Aaron vor Schmerzen auf. Er versuchte seine Hand wegzureißen, aber dieses Mal hielt sie Zack, und nicht Statsons Männer, fest. Und plötzlich schluchzte Aaron auf. Die Tränen brachen wieder aus ihm hervor. Die ganze Zeit der Folter hatte er sich zusammengerissen und keine einzelne Träne vergossen, aber jetzt ging es einfach nicht mehr. Zack schlang seinen freien Arm um Aaron und drückte ihn an sich, während die Ärzte weiter arbeiteten. Als der Knochen endlich verschoben und auch die Schiene angelegt war, atmete Zack erleichtert aus. „Lasst uns kurz allein“, bat er die beiden Ärzte und die taten nickend das, was er verlangte. Sie wussten, dass sie der Familie ihre Praxis zu verdanken hatten. Noch immer rannen Tränen über Aarons Wangen und das Gesicht war schmerzverzerrt. „Es ist vorbei“, flüsterte Zack und strich mit seinen Lippen über Aarons. „Alles okay, sie sind schon fertig.“ Aaron schluchzte wieder erstickt. Er saß gegen Zack gelehnt, wäre aber trotzdem zusammengefallen, wenn der ihn nicht noch zusätzlich festgehalten hätte. „Ich will nicht mehr“, flüsterte er heiser. „Ich will einfach nicht mehr.“ „Es ist ja bald ganz vorbei.“ Zack küsste ihn wieder sanft. „Was willst du mit mir machen, wenn du mir die Augen verbunden hast, hm?“, fragte er plötzlich.

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Doch nicht einmal der Gedanke konnte Aaron ermuntern. Er ruckelte langsam in Zacks Armen, da er endlich wieder liegen wollte. Das aufrechte Sitzen, selbst wenn Zack ihn stützte, war zu anstrengend für ihn. „Ich… ich…“ Er machte eine lange Pause und holte dann wieder rasselnd Luft. „…muss liegen.“ „Warte.“ Zack schob ihn vorsichtig von sich und stand dann auf, um Aaron zurück auf den Rücken zu legen. „Doktor!“, rief er, weil er Aaron nicht verlassen wollte. Der stand auch sofort wieder im Raum und betrachtete die beiden fragend. „Ja? Können wir jetzt den Rücken versorgen?“ „Ich dachte, die Hände sollten erst eingegipst werden“, meinte Zack. „Wir sind zu zweit, wir werden es gleichzeitig machen. Dann kannst du ihn umso schneller wieder mit nach Hause nehmen. Er hat schon genug gelitten“, befand Dr. Grey und blickte Aaron zweifelnd an. „Kann er sitzen?“ „Schlecht“, antwortete Zack für Aaron. „Aber ich kann ihn stützen, dann wird es vielleicht gehen. Aaron?“ „Mhm.“ Aaron stieß nur etwas Luft aus und schüttelte unmerklich den Kopf. Er wollte nichts mehr als Schlafen oder am besten Sterben. „Doch, komm schon.“ Zack zog ihn in eine sitzende Position und setzte sich selbst schräg neben ihn, damit er ihm Halt geben und Aaron seinen Kopf bei ihm anlehnen konnte. „Fangt an“, sagte er zu den Ärzten. Je schneller es vorbei war, umso besser. „Es kann ein bisschen brennen“, sagte Dr. Fayne, der sich nun um Aarons Rücken kümmerte. „Ich muss die Wunde erst säubern. Aber ich werde mich beeilen.“ Und das tat er tatsächlich, auch wenn Aaron natürlich trotzdem Schmerzen hatte. Zack hielt ihn stützend aufrecht und Dr. Grey hatte mittlerweile seine beiden Arme bis zum Ellbogen in Gips gehüllt. Zumindest aber hatte er alle unversehrten Finger bis zum Handteller freigelassen. „Ich bin gleich fertig“, ließ Dr. Fayne verlauten und tupfte noch etwas herum. Als er mit dem Säubern der Wunden fertig war, trug er eine desinfizierende Salbe auf und legte einen Verband an. „So, jetzt nur noch ein Stabilisationsverband um die Rippen und wir sind für heute fertig.“ Nachdem auch das erledigt war, setzen die Ärzte noch diverse Spritzen gegen Tetanus und ähnliches, aber dann war auch das geschafft. Dr. Grey verabschiedete sich und nun sie waren nur noch zu dritt. „Gib ihm regelmäßig diese Schmerztabletten“, befahl der Doktor und drückte Zack ein Packung mit Medikamenten in die Hand. „Morgens und abends. Aber pass auf, dass es nicht zu viele werden. Sie sind ohnehin schon sehr stark.“ „Ja.“ Zack nahm die Tabletten und stecke sie in seine Hemdtasche. „Muss er etwas besonderes beachten?“ „Er darf fürs erste nicht duschen oder baden oder ähnliches. Waschen mit einem weichen Waschlappen dürfte das beste sein. Aber nicht die Wunden berühren. Ich komme übermorgen vorbei und wechsle die Verbände. Bis dahin müssen sie dran bleiben. Möglichst – auch wenn es wehtut – auf dem Rücken liegen, damit die Rippen gut wieder verheilen können. Die Hände nicht zuviel bewegen, obwohl das mit den Gipsen wohl auch schwierig sein dürfte. Oh, und natürlich kein großes Händewaschen.“ „Gut“, sagte Zack. „Können wir dann gehen?“

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Dr. Fayne nickte. „Wenn etwas ist, ruf einfach an. Ich komme sofort. Auf kleinere Kratzer, die wir jetzt hier nicht behandelt haben, gib einfach diese Salbe.“ Er drückte Sack eine kleine Dose in die Hand. „Danke.“ Zack trat auf Aaron zu, der mit geschlossenen Augen und bleichem Gesicht dalag und sich nicht mehr rührte. Er nahm ihn wieder auf die Arme und trug ihn aus der Praxis heraus. So vorsichtig wie eben lud er ihn ins Auto und setzte sich wieder neben ihn. „Wie geht es dir?“, fragte er leise, als der Fahrer losgefahren war und die Trennwand zwischen Fahrer- und Beifahrerteil hochgefahren war. Aaron murmelte leise irgendetwas Unverständliches und ruckelte seinen Kopf langsam in Zacks Schoß hin und her. Schweiß stand auf seiner Stirn und die Augen waren unnatürlich zusammengekniffen. „Nach Hause…“, keuchte Aaron und versuchte sich wieder auf die Seite zu drehen. „Ich nehme dich mit zu mir“, sagte Zack leise und kramte ein Taschentuch hervor, um Aaron die Stirn abzutupfen. Die Fahrt war für den Verletzten die reinste Qual, das wusste Zack. Er war froh, als der Wagen endlich vor dem großen Familienanwesen hielt und er aussteigen und Aaron wieder auf seine Arme nehmen konnte. ~*~ Kapitel 11 ~*~ Bevor Zack die Tür erreicht hatte, öffnete sie sich bereits und der Butler trat zur Seite. „Guten Tag, Mr. Hammond“, begrüßte er Zack ruhig und zeigte keine Reaktion auf den Mann in den Armen seines Arbeitgebers. „Ihre Mutter-“, wollte er ansetzen, wurde jedoch von der energischen Stimme der Frau abgehalten, die in die Eingangshalle rauschte. Fest am Arm gepackt, schleifte sie Barnabey hinterher. Zack seufzte innerlich. Das konnte er gerade noch gebrauchen. Der junge Mann zeterte wie ein Rohrspatz im Griff seiner Mutter und die redete streng auf Barnabey ein. „Aber ich habe das wirklich nicht geklaut, du blöde…“ Überrascht brach Barnabey ab und schaute auf Zack und den Verletzten in seinen Armen. „Zacharias, was hat das zu bedeuten?“ Seine Mutter hatte sich als erste wieder gefangen, ließ den Arm von Barnabey achtlos los und trat auf Zack zu. „Aaron White“, erklärte Zack. „Er ist verletzt, wie ihr seht, und ich werde ihn hier unterbringen.“ „Das glaube ich nicht.“ Seine Mutter rümpfte die gerade, aristokratische Nase. „Er gehört nicht zu unserer Familie. Schaff ihn hier fort.“ Mit Familie meinte sie natürlich keine Blutsverwandtschaft. „Lass seine Leute sich um ihn kümmern.“ „Nein.“ Zack verlagerte Aaron ein wenig in seinen Armen, weil der ein unterdrücktes Stöhnen von sich gab. „Er wird bleiben. Ich treffe hier die Entscheidungen. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen wollt.“ Er trat auf die breite Treppe zu. Die Lippen seiner Mutter pressten sich wütend zusammen, so dass ihr Mund nur noch ein dünner Strich war. „Ich wünsche nicht, dass dieser Mann in unserem Haus gepflegt wird“, sagte sie kalt und blickte zu Zack nach oben. „Zacharias, ich glaube, ich habe mich klar ausgedrückt!“ Ruhig blickte Zack auf sie herab. „Ich bin das Familienoberhaupt, seit Vater gestorben ist“, erinnerte er sie und wusste, dass er sie damit noch mehr gegen sich aufbrachte. „Er bleibt hier. Er steht unter meiner Verantwortung und ich würde es schätzen, wenn du

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dich aus der Sache heraushalten würdest.“ Er drehte sich wieder um und schritt sie Treppenstufen hinauf. „Barnabey, ich möchte, dass du mir ein Glas und eine Flasche Wasser holst.“ „Klar.“ Barnabey nickte eifrig mit dem Kopf und raste auch schon in die Küche. Als er mit dem Gewünschten wieder zurück in die Eingangshalle kam, stand Zacks Mutter immer noch wütend da und schaute ihrem Sohn hinterher, der bereits hinter seiner Zimmertür verschwunden war. Barnabey raste an der Frau vorbei nach oben, konnte sich aber ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Zack währenddessen betrat das Zimmer neben seinem. Da das Haus ein altes Herrenhaus war, waren einige Zimmer mit einer Durchgangstür verbunden, durch die früher die Männer zu ihren Ehefrauen ins Zimmer gelangen konnten. Auch Zacks Zimmer besaß eine solche Tür und er brachte Aaron in das Nebenzimmer, damit er die Tür auflassen und in der Nacht ein Auge auf ihn haben konnte. „Stell die Sachen auf den Nachttisch und schlag die Decke zurück“, sagte Zack zu Barnabey, der hinter ihm ins Zimmer gestürzt kam. Der junge Mann nickte und deckte das Bett auf, sodass Zack Aaron vorsichtig auf die Matratze legen konnte. Geschockt blickte Barnabey auf Aaron herunter und schlug eine Hand vor den Mund. Erst jetzt konnte er in das Gesicht des Kranken blicken. Beide Augen waren zugeschwollen und blau. Sein Kiefer presste sich aufeinander und immer wieder versuchte sich Aaron aufzubäumen, um nicht auf dem Rücken liegen zu müssen. „Was ist mit ihm passiert?“, fragte Barnabey flüsternd und setzte sich sofort neben Aaron, um über seine verletzte Hand zu streichen. Mitfühlend betrachtete er den Verletzten. „Er ist in die falschen Hände geraten.“ Wieder strich Zack Aaron den Schweiß von der Stirn und füllte dann das Glas, das Barnabey gebracht hatte, mich Wasser. „Aaron?“, sagte er leise und strich ihm eine dunkle Locke aus der Stirn. „Du musst deine Tabletten nehmen.“ Zack drückte zwei Kapseln aus zwei Packungen, die der Arzt ihm gegeben hatte und stützte Aarons Kopf mit einer Hand, während er mit der anderen das Glas an dessen Lippen setzte. Aber Aarons Kopf ruckte in einem Fieberanfall weg und wieder keuchte er schmerzerfüllt auf. „Soll ich dir helfen?“, fragte Barnabey vorsichtig und schaute Zack abschätzend an. Irgendwie war sein Freund besonders sanft zu diesem Mann. Allein wie er seinen Kopf hielt, war ungewöhnlich sachte für Zack. Der nickte. „Halt seinen Kopf fest. Und gut festhalten, ja? Ich will nicht, dass er ihn wegdrehen kann.“ Zack ließ Barnabey Aarons Kopf vorsichtig anheben. Dann feuchtete er wieder zwei Finger an und strich wie schon eben über Aarons spröde Lippen. „Du musst etwas trinken“, drängte er und setzte Aaron wieder das Glas an die Lippen. Langsam kippte er es und das Wasser berührte die geschlossenen Lippen. Aarons Lider flackerten und schließlich schaute er Zack aus geweiteten Pupillen an. Schwach öffnete er seinen Mund und trank dann endlich. Gierig leerte er das erste und danach auf das zweite Glas. „Zack“, flüsterte Aaron und streckte wieder die Arme nach ihm aus. Er sah Barnabey noch nicht einmal. Zack stellte das Glas beiseite, nachdem Aaron seine Tabletten geschluckt hatte, und griff nach den eingegipsten Handgelenken, um Aarons Arme sanft zurück auf die Matratze zu drücken. Dann wandte er sich an Barnabey: „Kannst du mir eine Schüssel mit warmem Wasser und einen Waschlappen holen?“ „Ich darf dir doch die Augen verbinden?“, fragte Aaron plötzlich lächelnd und versuchte seine Arme wieder zu befreien, um Zack anzufassen.

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Barnabey wandte sich erstaunt im Türrahmen um. „Was hat er gesagt?“ „Nichts wichtiges“, murmelte Zack und blickte in die halbgeschlossenen blauen Augen. „Bring am besten zwei Waschlappen und ein trockenes Handtuch mit, ja?“ „Aber sicher doch.“ Als Barnabey auf den Flur trat, lag ein Lächeln auf seinen Lippen. Er hatte sehr genau gehört, was Aaron da gesagt hatte. Das erklärte einiges. Als er weg war, betrachtete Zack seinen Patienten einen Augenblick und strich über die unverbundenen Finger. „Ich weiß, dass auf dem Rücken Liegen wehtut, aber es muss nun mal sein“, sagte er leise und öffnete Aarons Hose. Der Reißverschluss klemmte, denn getrocknetes Blut verklebte die ganze Hose. Vorsichtig zog Zack die Hose von den Beinen und hielt einen Moment inne, als er auch dort überall blaue Flecken und Schürfwunden fand. Die Kerle hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Aaron streckte sich den bekannten Händen entgegen und er grinste müde. „Heute nicht so fest“, fantasierte er, als die Hose auf dem Boden landete. „Alles tut weh.“ „Heute nicht“, murmelte Zack und beugte sich über Aaron, um ihn leicht auf die Lippen zu küssen. „Erhol dich wieder, dann sehen wir weiter. Du hast eine Menge wieder aufzuholen, mein Lieber.“ „Aha.“ Barnabey stand grinsend in der Mitte des Raumes und gab Zack dann die Wachschüssel. „Das hab ich mir ja fast gedacht, mein Lieber.“ Langsam blickte Zack auf und zog sich von Aaron zurück, um Barnabey die Schüssel aus der Hand zu nehmen. „Was hast du dir gedacht?“, fragte er und tauchte einen Waschlappen ins Wasser, wrang ihn auf und fuhr damit über Aarons Gesicht und Hals, um das getrocknete Blut und den Schweiß abzuwaschen. „Dass er der Mann ist, mit dem du schläfst“, erklärte Barnabey und setzte sich wieder neben Aaron auf das Bett. „Ich hätte dir gar nicht zugetraut, dass du mit deinem Feind in die Kiste hüpfst.“ „Was macht dich so sicher, dass es gerade er ist?“, fragte Zack ruhig und wusch den Lappen aus. Das Wasser färbte sich bereits leicht rötlich. „Erstens hast du ihn geküsst, und zweitens müsstest du einmal in den Spiegel schauen. Du siehst aus wie ein verliebtes Schulmädchen.“ Barnabey grinste wieder und nahm dann Aarons Hand in seine. Der Mann hatte wieder die Augen geschlossen und atmete hörbar. Sein Brustkorb hob und senkte sich angestrengt. Schon wieder stand Schweiß auf seiner Stirn, obwohl ihn Zack gerade abgewischt hatte. „Pass auf mit voreiligen Schlüssen“, warnte Zack gelassen und begann Aarons Beine zu waschen, weil der Oberkörper vollständig verbunden war. Danach nahm er sich die Finger vor, während er darauf achtete, den Gips nicht nass zu machen. Nachdem der Dreck und das Blut abgewaschen waren, sah Aarons Körper nicht unbedingt besser aus. Die vielen Wunden und Blutergüsse waren nun viel deutlicher zu sehen und auch die blasse Hautfarbe schien eindeutig nicht gesund. „Er ist ausgepeitscht worden“, erklärte Zack leise und tupfte Aaron wieder den Schweiß von der Stirn. „Und man hat ihm zwei Finger gebrochen.“ „Aber er wird doch…“ Barnabey stockte und streichelte noch sanfter über Aarons Finger. „Aber er wird doch wieder gesund, oder?“

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„Natürlich.“ Zack ließ den Waschlappen zurück ins Wasser gleiten und griff nach dem Handtuch, um Aaron vorsichtig trocken zu reiben. „Er hat noch ein paar Schulden zu begleichen.“ „Deswegen warst du in der letzten Zeit zu grantig“, überlegte Barnabey laut. „Du hattest zu wenig Sex.“ Bei dem Wort Sex schlug Aaron wieder seine Augen auf und blinzelte verwirrt. „Aber ohne Messer, Zack…“ Der zog eine Augenbraue in die Höhe. „Gut, dass du weißt, wann es Zeit ist zu schweigen“, murmelte er und drückte Aarons Hand zurück aufs Bett, die der schon wieder bewegen wollte. „Mein Gott, du schläfst wirklich mit ihm…“ Barnabey schaute seinen Freund fasziniert an. „Du hast dich in deinen eigenen Feind verliebt. Das ist wie im Kino.“ „Barney, Sex zu haben und verliebt zu sein sind zwei völlige verschiedene Dinge“, belehrte Zack. „Das habe ich dir doch schon hundertmal gesagt. Entgegen deiner seltsam romantischen Ansichten kann man durchaus guten Sex haben, ohne in verliebten Gefilden zu schweben.“ „Und warum pflegst du ihn dann? Und warum streichelst du durch seine Haare?“ Barnabey schaute grinsend auf Zacks Hand, die sanft über Aarons Kopf streichelte. „Weil er verletzt ist und viel durchgemacht hat. Und weil er sich dann endlich ein wenig entspannt“, fügte Zack hinzu und strich Aaron über das Ohr. „Ich möchte, dass du niemandem sagst, dass er hier ist und was mit ihm passiert ist“, fuhr er fort und blickte Barnabey an. „Ich verlasse mich auf dich.“ „Ich schwöre.“ Barnabey blickte Zack ernst in die Augen. „Ich werde euch bestimmt nicht verraten.“ Wieder lächelte er. „Dafür seid ihr viel zu niedlich.“ „Niedlich?“, fragte Zack überrascht. „Wir kommst du denn darauf?“ „Na, weil ich dich noch nie so gesehen habe. Du bist zärtlich und nett zu ihm. Du kannst die Finger nicht von ihm lassen und schaust ihn andauernd an. Und Aaron sagt nichts anderes als Zack hier, Zack da.“ „Aha.“ Zack runzelte die Stirn, sagte aber lieber nichts mehr dazu. „Wir sollten ihn schlafen lassen“, sagte er und erhob sich schließlich. „Es ist schon ziemlich spät.“ Tatsächlich war die Sonne bereits untergegangen, ohne dass Zack es bemerkt hatte. Sie waren unheimlich lange in Dr. Faynes Praxis gewesen. „Er braucht viel Ruhe.“ „Zack…“ Aaron keuchte seinen Namen und schaute sich erschrocken im Raum um. Sein Kopf war mittlerweile hochrot und er versuchte sich aus der Decke zu kämpfen. „Zack… mach.“ „Warte draußen auf mich“, trug Zack Barnabey auf und schob ihn sanft aus dem Zimmer. „Ich komme sofort nach.“ Er schloss die Tür und kam wieder zurück zu Aarons Bett, setzte sich wieder neben ihn. „Ganz ruhig“, flüsterte er. „Was soll ich machen?“ „Es ist so heiß…“ Wieder versuchte er kraftlos die Decke herunter zu treten, aber es wollte einfach nicht gelingen. „Zack!“ „Das geht bald vorbei, das ist das Fieber.“ Zack hob die Decke kurz an, damit etwas kühle Luft Aarons Körper streifen konnte, bevor er ihn wieder zudeckte und die Decke feststeckte. „Es hört gleich auf.“

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„Aber es ist so warm“, beschwerte sich Aaron wispernd und schaute Zack flehentlich an. „Tu die Decke weg.“ „Du würdest dich nur erkälten. Dein Immunsystem ist sowieso geschwächt, da würdest du dir ganz schnell etwas einfangen.“ Zack beugte sich vor und legte sanft die Lippen auf Aarons. Langsam bewegte er seine kühlen gegen Aarons heiße, und dieses Mal war der Kuss länger als die flüchtigen davor. Aaron schloss wieder seine Augen und genoss den Kuss. Er wollte nach Zacks Nacken greifen, aber der Gips war viel zu schwer an seinen Händen. Also hob er seinen Kopf einige Zentimeter und küsste Zack sanft zurück. Erst nach einigen Augenblicken löste sich Zack von Aarons heute so nachgiebigem Mund und betrachtete ihn sanft. „Ich bin gleich nebenan“, sagte er. „Wenn etwas ist, brauchst du dich nur zu melden, okay?“ „Du willst gehen?“ Erschrocken schaute Aaron Zack an. „Aber… aber erst muss die Decke weg.“ Doch Zack schüttelte den Kopf. „Nachher wird dir kalt werden und du wirst froh sein, wenn du sie hast.“ Wieder hauchte Zack Aaron einen kurzen Kuss auf die Lippen und steckte die Decke dann noch einmal fest, bevor er sich erhob und das Licht auf dem Nachttisch ausknipste. „Schlaf dich aus.“ „Aber du bist nebenan?“, fragte Aaron noch einmal nach und kuschelte sich bereits in die Kissen. „Ja. Ja, ich bin nebenan, wenn du mich brauchst. Du muss nur nach mir rufen.“ Zack wartete, bis Aaron die Augen geschlossen hatte und verließ dann das Zimmer auf den Flur. Dort wartete Barnabey und blickte ihn neugierig an. „Er schläft jetzt“, sagte Zack und fuhr sich durchs Haar. Auch er war müde. „Danke für deine Hilfe.“ „Es muss wirklich pervers gewesen sein, was sie mit ihm gemacht haben.“ Barnabey schaute mitfühlend in Richtung von Aarons Zimmer. „Er sieht völlig abgemagert aus. Ich habe ihn zwar nur einmal kurz gesehen, aber jetzt ist er vollkommen verändert. Man erkennt ihn kaum wieder.“ „Ich weiß. Ich werde den Kerl umbringen, der das getan hat. Erst brauche ich einige Informationen, aber dann wird er sterben.“ Barnabey verzog leicht die Lippen. Er konnte nicht verstehen, wie Zack einen anderen Menschen umbringen konnte, aber dieses Mal empfand er kein Mitleid mit dem Täter. Er hatte es verdient. „Wenn du mich brauchst, bin ich in meinem Zimmer. Dein Freund wird sicherlich keine ruhige Nacht haben.“ Zack nickte und ließ Barnabey gehen. Müde ging er selbst in sein Zimmer und warf einen Blick durch die Durchgangstür auf Aaron, der im Moment ruhig im Bett lag. Zack ging in sein Badezimmer, stieg unter die Dusche und entspannte sich ein wenig, während das heiße Wasser auf seine Haut prasselte. Danach stieg er aus und trocknete sich ab, bevor er sich die Zähne putzte und selber müde ins Bett fiel. Er wurde durch einen gellenden Schrei geweckt. Aaron warf sich von einer Seite auf die andere und träumte. Noch nicht einmal sein eigener Schrei konnte ihn wecken. Einige Tränen liefen seine Wangen herunter und die Decke war mittlerweile herunter getreten.

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Beinahe augenblicklich war Zack an seiner Seite und fasste ihn sacht an den Schultern. „Sch“, flüsterte er. „Wach auf. Wach auf, Aaron. Ganz ruhig.“ Aaron keuchte auf. Die Finger, die er noch bewegen konnte, ballten sich zu Fäusten und wieder ruckte sein Kopf herum. „Zu viele Männer…“ Seine dünne Stimme war kaum hörbar. „Viel zu viele…“ Verwirrt blickte Zack auf ihn herunter und knipste die Nachttischlampe an. Aarons Gesicht war verzerrt. Was meinte er denn mit zu vielen Männern? Statson hatte doch nur zwei Helfer gehabt. Doch Zack hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Aaron versuchte sich auf die Seite zu drehen. „Ganz ruhig“, murmelte Zack wieder und schüttelte Aaron sacht an der Schulter. „Es ist nichts. Beruhige dich wieder.“ Doch Aaron wimmerte leise auf. Wie er so oft bei der Folter getan hatte, biss er sich auf die Lippe, bis sie wieder blutete. „Ich will nicht mehr…“, stöhnte er leise. „Die sind so eklig.“ „Aaron.“ Jetzt klang Zacks Stimme energischer. Er zog Aarons Unterlippen zwischen den Zähnen hervor und tätschelte leicht eine Wange. „Komm schon, mein Hübscher, reiß dich zusammen.“ Aarons Oberkörper schoss nach oben. Seine Augen waren vor Schreck geweitet und noch immer weinte er. Sein Blick raste panisch durch den Raum, bis er endlich Zack sah. „Aaron…“ Zack strich ihm wie immer eine Locke aus der Stirn. „Was hast du geträumt?“ „Von…“ Aaron brach ab und wimmerte wieder leise. Mit Mühe hob er die schweren Gipshände und versuchte Zack zu umarmen. „Ich weiß nicht mehr…“ Er legte seinen Kopf auf Zacks Schulter und versuchte sich wieder zu beruhigen. „Ist schon gut.“ Zack legte vorsichtig die Arme um den anderen Mann und versuchte ihm nicht wehzutun. Aaron hatte wieder Fieber, stellte er fest, als die heiße Stirn auf seiner Schulter zu liegen kam. Vorsichtig schob er den anderen ein Stück von sich und griff nach einer der Tabletten und dem Wasserglas. „Hier“, sagte er und hielt Aaron die Tablette an die Lippen. „Gleich geht’s dir besser.“ Ohne Widerstand schluckte Aaron die Tablette. Alles drehte sich in seinem Kopf. Er spürte Zack tröstende Hände, die über seine heiße Wangen strichen. Noch immer war er in den Erinnerungen des Traumes gefangen. Aber Zack war da. Er half ihm und hielt ihn in seinen Armen. „Wir können Sex haben“, bot Aaron leise an und versuchte Zacks Augen zu fokussieren. „Was, jetzt?“ Irritiert schüttelte Zack den Kopf. „Was redest du denn da? Du bist viel zu schwach, außerdem hast du Fieber. Ruh dich aus, die Tablette fängt gleich an zu wirken. Versuch noch ein bisschen zu schlafen. Du weißt ja, wenn etwas ist, brauchst du mich nur zu rufen.“ „Aber du willst doch nicht wieder gehen?“, fragte Aaron ängstlich. „Bleib hier, bitte…“ Er versuchte sich die Tränen aus den Augen zu wischen, was mit dem Gips reichlich schwierig war. „Du darfst auch mit mir schlafen. Das geht schon.“ „Verdammt noch mal, was soll denn dieses dumme Geschwätz?“ Zack wandte sich wieder Aaron und betrachtete ihn mit einem strengen Blick. „Was ist denn los mit dir?“ Der atmete heftig ein und aus und lehnte seinen Kopf wieder an Zacks kühle Brust. Das Fieber verhinderte jeden klaren Gedanken, doch trotzdem wusste er, dass Zack jetzt nicht gehen durfte. „Bleib hier… Ich kann wirklich…“ Er holte wieder rasselnd Luft. „Du musst auch keine Rücksicht nehmen.“

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„Herrgott, jetzt ist aber Schluss damit.“ Zack schob Aaron entschieden von sich und blickte in die glasigen Augen. „Du weißt ja gar nicht, was du da sagst. Komm her.“ Zack erhob sich, schob die Decke gänzlich von Aarons Körper und hob ihn wieder einmal auf seine Arme. Mit ihm ging er durch die Tür zu seinem Zimmer und legte Aaron dort auf seinem Bett ab. Verwirrt betrachtete der ihn. Schweiß stand wieder auf seiner Stirn und sein Gesicht war schneeweiß. Trotzdem versuchte er sich aufzurichten und Zack endlich wieder an sich zu ziehen. „Aber du bleibst doch jetzt hier, oder?“ „Das ist mein Bett, natürlich bleibe ich hier.“ Zack legte sich neben Aaron und nahm ein Taschentuch aus seiner Nachttischschublade, um Aaron die Stirn abzutupfen. „Geht es mit deinem Rücken?“, fragte er, weil Aaron die ganze Zeit nicht anders gelegen hatte. „Tut weh“, flüsterte Aaron und kuschelte sich näher an Zack. „Da kribbelt alles.“ Er legte seinen Kopf erschöpft gegen Zack und drückte seine Lippen auf seinen nackten Oberkörper. Die Tablette wirkte langsam und senkte das Fieber zumindest ein wenig. „Wieso willst du nur hier Sex haben? Du hättest genauso gut da drüben bleiben können.“ „Warum willst du unbedingt, dass ich mit dir schlafe?“, fragte Zack und strich Aaron durchs Haar. „Du willst es doch. Sonst wärst du doch gar nicht so nett“, antwortete Aaron leise und überlegte fieberhaft, wie er Zack mit diesem blöden Gips streicheln konnte. „Sicher will ich mit dir schlafen. Aber doch nicht, wenn ich befürchten muss, dass du mir jeden Augenblick ohnmächtig wirst oder deine Wunden wieder aufplatzen. Willst du dich etwa mit Sex revanchieren, nur weil ich mich um dich kümmere?“ „Aber umsonst machst du es sicherlich nicht“, flüsterte Aaron und machte eine kurze Pause, um sich wieder zu erholen. Erst dann legte er seine Lippen wieder auf Zacks Oberkörper und versuchte seine Brustwarze zu küssen. Doch er konnte seinen Kopf nicht soweit heben und hoch zu rutschen war zu anstrengend. „Warum glaubst du das?“, fragte Zack und schob Aaron soweit von sich, dass er dessen Ohr küssen konnte. Sacht fuhr er mit der Zunge die Ohrmuschel entlang. Aaron seufzte leise auf und schloss seine Augen. Seine Schmerzen waren im Moment dank der Tabletten zu ertragen und das Fieber zusammen mit Zacks sanfter Berührung ließen alles um ihn herum drehen. „Nicht aufhören“, forderte er heiser und blickte Zack aus großen Augen an. Zack hauchte einen Kuss auf Aarons Ohrläppchen und begann dann ganz sanft daran zu knabbern. Mit seiner Hand strich er über Aarons nackte Schulter und zog ihn mit der anderen Hand noch ein wenig näher zu sich. „Morgen geht es dir wieder besser“, flüsterte er und küsste sich einen Weg über Aarons Kinnlinie entlang. „Es ist jetzt schon besser…“ Wieder seufzte Aaron auf. Ein Schauer lief seine Wirbelsäule entlang, als er so zärtlich von Zack berührt wurde. Er lag einfach völlig still in Zacks Armen, weil er nicht genügend Kraft hatte sich zu bewegen, und roch seinen ganz eigenen Geruch. Der nächste Kuss, den Zack ihm gab, gab er ihm auf die Lippen und schob sanft seine Zunge zwischen Aarons Lippen, um über den Gaumen zu streichen. Währenddessen legte er eine Hand an Aarons Wange und strich über die geschwollene Stelle am Wangenknochen.

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„Nicht aufhören“, wisperte Aaron, als Zack den Kuss gelöst hatte. Seit sie sich kannten, war Zack noch nie so sanft gewesen. Es steckte nicht hinter jeder Berührung der Drang, mit ihm schlafen zu wollen, und gerade das machte Aaron an. Ob es nun an den Medikamenten, dem verblassenden Alptraum oder einfach nur an Zack lag, wusste er nicht, aber im Moment fühlte sich Aaron endlich wieder lebendig. Im Dunkeln huschte ungesehen ein kleines Lächeln über Zacks Lippen. Wieder gab er Aaron einen sanften Kuss und fuhr über den Oberarm hinunter, über den Gips und streichelte schließlich Aarons Finger. „Möchtest du irgendetwas bestimmtes?“, fragte Zack leise und küsste Aarons Kinn. „Kein Messer“, bat Aaron und spreizte ein wenig seine Beine, um sich näher an Zack zu pressen. „Und nicht so hart… bitte.“ Bei klarem Verstand hätte er so etwas natürlich nie gesagt, aber so bemerkte er es noch nicht einmal, um was er da bat. „Aaron.“ Zack seufzte. „Warum willst du denn unbedingt, dass ich mit dir schlafe? Ich werde dich auch so pflegen, auch ohne dass du sofort mit mir schläfst.“ „Aber ich fühle mich doch gerade gut“, erklärte Aaron und lächelte Zack fiebrig an. Seine Wangen waren gerötet und seine Locken standen in alle Richtungen ab. „Ich will dich jetzt.“ „Du weißt doch gar nicht, was du da sagst“, murmelte Zack und küsste Aarons Hals, wo noch vereinzelt die Würgemale zu erkennen waren. Vorsichtig strich Zack mit seinen Lippen darüber und bahnte sich mit der Zunge einen Weg zum Kehlkopf und weiter hinunter zu der kleinen Mulde, an der er Aarons Herzschlag fühlte. „Ich weiß aber, was ich will“, meinte Aaron und schloss seine Augen, um die Berührungen noch intensiver spüren zu können. In seinem Bauch machte sich ein warmes Gefühl breit, das ganz eindeutig nicht vom Fieber kam. „Schlaf mit mir, bitte.“ „Du wurdest ausgepeitscht und zusammengeschlagen. Ich würde dir nur wehtun.“ Zack küsste ihn auf die Lippen und zog dann die Decke höher. „Nicht, wenn du vorsichtig bist“, antwortete Aaron und legte ein Bein über Zacks. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rutschte er näher an ihn heran und sammelte wieder ein bisschen Kraft. „Ich kann nur nicht soviel machen… Aber trotzdem… mach!“ „Das ist verrückt.“ Zack schüttelte den Kopf, legte aber eine Hand an Aarons Hüfte und schob die Finger unter den Bund der Shorts, um die warme Haut zu streicheln. Er hörte Aaron leise seufzen und hielt wieder inne. „Das ist vollkommen verrückt.“ „Aber schön…“ Aaron lächelte zufrieden und küsste Zacks Hals. Der Alptraum war vollkommen vergessen und auch der Rücken schmerzte nicht mehr so sehr. „Ich will, dass du sofort sagst, wenn dir etwas wehtut“, verlangte Zack und seine Stimme klang entschieden. Aarons abwesendes Nicken überzeugte ihn zwar nicht besonders, aber mit mehr durfte er wohl nicht rechnen. Vorsichtig küsste Zack das Schlüsselbein und knabberte sacht einen Weg bis zur Schulter, während sich seine Hände unter Aarons Shorts schoben und die Schenkel streichelten. Eine Gänsehaut überzog Aarons Haut. Gerne hätte er sich den Händen entgegengestreckt, aber er konnte nicht. Er lag einfach nur vollkommen regungslos auf Zacks Bett und spürte kleine Schauer seine Nervenbahnen entlang rasen. Obwohl er Zack vollkommen ausgeliefert war, hatte er keine Angst. Wäre das Fieber nicht so hoch gewesen, hätte er es sich wahrscheinlich zweimal überlegt, sich Zack so hinzugeben, aber im Moment wünschte er sich nichts mehr als das.

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„Du siehst so gut aus“, nuschelte er und lächelte unnatürlich breit. „Mir ist das noch gar nicht so aufgefallen…“ „Was soll denn das heißen, es ist dir noch nie aufgefallen?“, neckte Zack und küsste wieder Aarons Kinn, bevor er sich ein Stück zurückzog und ihn ansah. Doch Aaron war bereits wieder abwesend und gab ihm keine Antwort mehr darauf. „Wehe du schlägst mich hierfür, wenn du wieder klar denken kannst“, murmelte Zack und zog schließlich Aarons Shorts von seinen Beinen. Der große Verband um den Oberkörper und die Gipsverbände um die Hände wirkten völlig fehl am Platz. „Nein, nicht schlagen!“ Aaron sah entrüstet auf. „Du hast versprochen, dass du sanft bist!“ „Sch, nicht doch. Ich will dich doch nicht schlagen. Das hast du falsch verstanden.“ Zack küsste Aaron kurz auf die Lippen. „Du sollst mich am Ende nicht hierfür schlagen.“ Zack rutschte an Aarons Körper hinab und spreizte dessen Beine ein wenig, damit er mehr Platz hatte. Sanft legte er die Lippen auf Aarons Bauch und zog von dort aus langsam eine Spur bis zu den Hüften. Das wiederholte er, bis die Bauchdecke leicht zu beben begann. Dann erst schob er sich noch ein Stück tiefer und verwöhnte Aarons Glied mit seinen Lippen. Aaron schrie auf. Sein Körper bog sich Zack entgegen, bis er wieder kraftlos auf den Rücken fiel. Aber im Moment spürte er den Schmerz nicht. Das Fieber und die Medikamente machten ihn sensibler als er ohnehin schon war. Wieder stöhnte er laut auf. Wäre er gesund gewesen, hätte er wohl darauf geachtet, sich nicht derartig vor Zack gehen zu lassen, aber im Augenblick hatte er einfach das Denken eingestellt. „Zack…“, wimmerte er immer wieder, während seine Augen weit aufgerissen waren. „Hör nicht auf.“ Und Zack hörte wirklich nicht auf. Langsam und sanft rieb er mit den Lippen und seiner Zunge über Aarons heiße Haut und legte die Hände vorsichtig um Aarons Hüften, um sie auf der Matratze zu halten. Immer wieder strich er kurz über die hervorstehenden Hüftknochen oder beschrieb mit seinem Zeigefinger kleine Kreise auf Aarons Schenkel. Laut keuchend wand sich Aaron unter Zacks Berührungen. Ihm wurde noch viel wärmer als es ihm ohnehin schon war. „Schlaf mit mir“, jammerte er lautstark und versuchte Zack von sich zu schieben, bevor er noch frühzeitig kam. Zack löste sich von Aaron und strich ihm kurz über die Wange. „Nein“, flüsterte er und küsste wieder Aarons Bauch, während seine Hände über dessen Innenschenkel strichen. „Was…?“ Erschrocken blickte Aaron auf seinen Feind herunter. Der Schrank in Zacks Zimmer rotierte in einer rasenden Geschwindigkeit um ihn und die Welt verschwamm vor seinen Augen. „Aber du musst!“, forderte Aaron inbrünstig. Wenn Zack ihn nicht erlöste, würde er garantiert sterben, dachte Aaron flüchtig und legte mit seiner ganzen Kraft seine Hände auf Zacks Rücken, um ihn an sich zu pressen. „Bitte“, flehte er und hob sein Becken. „Komm schon, Zack. Ich kann jetzt nicht…“ Er keuchte und schnappte nach Luft. „Keine Spielchen… bitte.“ „Nein, keine Spielchen“, stimmte Zack leise zu. „Aber ich werde nicht mit dir schlafen. Nicht heute.“ Und schon beugte er wieder den Kopf, um Aaron weiter mit den Lippen zu verwöhnen und ihm so wenigstens die Erlösung zu schenken, nach der der andere sich sehnte. Aber Aaron richtete sich auf und versuchte sich vor Zacks Lippen zurückzuziehen. Er wollte jetzt mit ihm schlafen. Er wollte Zack endlich ganz spüren und keine halben Sachen. Er brauchte jetzt einfach die warme Haut des anderen und wollte ihm dabei in die Augen sehen. „Bitte“, wisperte er wieder atemlos und versuchte Zack verzweifelt von

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sich zu schieben. „Ich will dich richtig spüren. Richtig…“ Er keuchte verzweifelt und holte angestrengt Luft. „Bitte…“ Wieder zog Zack sich zurück und dieses Mal schob er sich zu Aaron hoch. „Ich würde dir nur wehtun“, flüsterte er. „Lass es mich doch so tun. Es gefällt dir doch.“ „Ja, aber…“ Aaron schloss die Augen und versuchte seine flatternden Nerven wieder zu beruhigen. „Ich will richtig mit dir zusammen sein“, murmelte er kraftlos. „Ich habe es mir so gewünscht, als ich gewartet habe, bis die wiederkommen. Ich will dich doch auch spüren. Nicht nur die Lippen…“ Einen Augenblick herrschte Stille, bevor Zack leise fragte: „Bist du dir ganz sicher?“ Ein fast schon zaghaftes Nicken war Aarons Antwort und Zack legte wieder seine Lippen auf die des anderen, während er mit einer Hand in seinem Nachtschrank nach einem Kondom und der Gleitcreme angelte. Er bemühte sich, besonders sanft zu sein, als er Aaron mit den Fingern vorbereitete. Doch der zeigte keinerlei Anzeichen, dass es ihm nicht gefiel. Zack zog seine Finger zurück und streifte sich das Kondom über, bevor er sich richtig positionierte und Aaron wieder küsste. „Ich höre auf, wenn du etwas sagst“, versprach er und küsste den Hals, während er ganz langsam in Aaron eindrang und ihn Stück für Stück ausfüllte. Der schrie heiser auf und kniff seine Augen zusammen. Aarons Hände lagen unruhig auf dem Bett und sein Körper begann zu zittern. Er spürte keine Schmerzen mehr, sondern nur noch völlige Erschöpfung, gepaart mit Erregung. „Weiter…“, flüsterte er mit heiserer Stimme und legte den Kopf in den Nacken. Wieder zögerte Zack und blickte in das erhitzte Gesicht mit den riesig wirkenden Augen. Er zog sich wieder aus Aaron zurück und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „So geht das doch nicht“, flüsterte er. „Du hast Fieber und Schmerzen. Lass uns aufhören.“ „Nein, bitte…“ Aaron versuchte sich aufzurichten und schaffte es schließlich auch. Obwohl er schwer atmete, setzte er sich gegen die Wand. „Ich kann aber“, flüsterte er und legte seine eingegipste Hand auf Zacks Schulter. „Nicht aufhören…“ „Aaron, sieh dich doch mal an. Du kannst nicht.“ Zack kniete sich hin und strich mit einer Hand durch Aarons verschwitztes Haar. „Ich… ich fühl mich aber schon viel besser…“ Aaron schluckte trocken und stützte seinen viel zu schweren Kopf an der Wand ab. Sein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen und die Erregung wollte endlich heraus. Ihm war übel und heiß, aber er konnte jetzt einfach nicht aufhören. „Keine Spielchen“, wisperte er und versuchte Zack anzuschauen. „Mach schon.“ Zack sah ihn lange an und seufzte dann. „Zu Befehl“, murmelte ergeben und küsste Aaron wieder. „Aber nicht so. Komm mal her.“ Er zog Aaron an den Schultern zu sich und drehte sich dann selbst so, dass er sich mit dem Rücken an die Wand an der Kopfseite des Bettes lehnen konnte. „Wir probieren jetzt mal etwas Neues“, murmelte er an Aarons Ohr und fasste ihn vorsichtig unter den Achseln, um ihn zu sich auf den Schoß zu heben, dass Aaron ihn ansehen konnte und der Rücken nicht mehr belastet wurde. Wieder griff Zack nach dem Papiertaschentuch auf dem Nachtschrank und tupfte Aaron den Schweiß von der Stirn. Heißer Atem streifte seine Hand und er sah, dass Aaron die Augen halb geschlossen hatte. „Sofort, mein Hübscher“, murmelte er und legte das Tuch beiseite, um Aaron an den Hüften zu fassen und ihn auf die richtige Position zu ziehen. Zack winkelte selbst seine Beine ein wenig an, um Aaron mehr Halt zu geben und blickte noch einmal in die Augen,

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die ein stummes Flehen aussandten, bevor er Aarons Körper ein Stück anhob und wieder in ihn eindrang. Aaron keuchte unkontrolliert auf. Sein Kopf fiel auf Zacks Schulter und lehnte dort seine heiße Stirn gegen die kalte Haut. „Du fühlst dich so gut an“, krächzte er und ließ seinen Oberkörper einfach gegen Zack sacken. Er wurde durch die Hände des anderen gehalten, die einen langsamen Rhythmus vorgaben. Obwohl er Zack gerne enger umschlungen hätte, konnte er seine Arme nur auf seine Schultern legen. „Sch, rede nicht so viel“, flüsterte Zack und hauchte Aaron einen Kuss auf die Schläfe. Der andere fühlte sich wirklich unnatürlich heiß an, aber das konnte zum Teil auch an der Erregung liegen, also hörte Zack nicht schon wieder auf. Sacht bewegte er die Hüften und dirigierte Aaron vorsichtig im Rhythmus. Aaron begann bei jedem Stoß zu schreien, als würde es keine anderen Menschen im Haus geben. Tausende Gefühle strömten auf ihn ein. Das Fieberdelirium und die Lust vermischten sich zu einem eigentümlichen Gefühl der Schwerelosigkeit. Er spürte seinen Körper nicht mehr, nur noch Hitze, die ihn zu verschlingen drohte. Dass Zack sich so quälend langsam in ihn bewegte, machte es nur noch schlimmer. „Ich glaube, ich sterbe…“, wisperte Aaron und presste sich näher an den Körper des anderen. „Glaub nicht, dass ich das jetzt zulassen würde, nachdem ich dich gerade erst da rausgeholt habe“, sagte Zack und auch ihm hörte man mittlerweile die Anspannung an. Eine Hand glitt von Aarons Hüfte zwischen seine Beine und umfasste sanft Aarons Glied, was dem wieder einen heiseren Schrei entlockte. „Bist du soweit?“, murmelte Zack und küsste Aarons Ohr. Wieder biss sich Aaron auf die verletzte Lippe und nickte heftig mit dem Kopf. Sein Atem ging stoßweise und seine Wangen waren tiefrot, obwohl sein Gesicht ansonsten kalkweiß war. „Ich kann nicht mehr“, stöhnte er und riss plötzlich seinen Kopf hoch, um Zack aus abwesenden Augen anzustarren. „Ich fühle mich so seltsam. Hör auf, dich zu drehen, bitte.“ Zack küsste ihn als Antwort darauf nur. Er spürte Aarons Körper mehr explodieren, als dass er den ekstatischen Schrei gehört hätte, der halb von seinem Mund verschluckt wurde. Und endlich ließ auch Zack sich gehen und kam mit einem dunklen Stöhnen tief in Aaron. Es war sanft und vorsichtig gewesen, aber irgendwie viel intensiver als all die Male davor, die sie miteinander geteilt hatten. Zack merkte kaum, dass Aarons Augen einfach zufielen, doch sehr wohl spürte er, wie er auf einmal in sich zusammensackte und Aarons Kopf auf seiner Schulter zu liegen kam. „Aaron?“, flüsterte Zack und berührte ihn leicht an der Schulter. Doch er rührte sich nicht. „Aaron?“ Vorsichtig schob Zack ihn von sich und erst jetzt fiel ihm auf, dass der andere einfach ohnmächtig geworden war. „Scheiße, verdammt!“ Zack fluchte und hob Aaron vorsichtig von sich. Er glitt aus ihm heraus und legte ihn zurück auf den Rücken. Das Gesicht war aschfahl und die Haut feucht und klamm. „Ich wusste doch, du wirst mir ohnmächtig.“ Wieder ließ Zack einen Haufen Flüche vom Stapel und hievte sich aus dem Bett, um ins Badezimmer zu eilen. Dort entsorgte er das Kondom, griff nach einem Waschlappen und feuchtete ihn mit kaltem Wasser aus der Leitung an. Vorsichtshalber nahm er noch ein trockenes Handtuch mit und kehrte damit zu Aaron zurück, der noch immer reglos im Bett lag. Lautlos seufzend setzte Zack sich neben Aaron auf die Matratze und legte das kalte Tuch auf die heiße Stirn. Doch er musste noch einmal aufstehen, um Aarons Wasserflasche und sein Glas zu holen, das noch am anderen Bett stand. Damit kehrte er zurück und füllte das Glas, bevor er das Tuch auf Aarons Stirn wendete. Vielleicht hatte er es doch ein wenig übertrieben. Immerhin war Aaron heute morgen noch gefoltert worden.

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Nur zögernd öffneten sich Aarons Augen wieder. Seine Lider flatterten, aber ein erleichtertes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er Zack sah. „Zum Glück bist du es“, nuschelte er leise und schloss sofort wieder die Augen, die er erst vor einem Augenblick geöffnet hatte. „Ich dachte schon…“ „Du dachtest schon, ich wäre einer von Statsons Leuten? Keine Angst, du bist hier sicher.“ Zack griff nach dem Glas Wasser und hob Aarons Kopf mit der anderen Hand. „Mund auf“, befahl er sanft und setzte das Glas an Aarons Lippen. Der trank auch willig und ließ sich dann wieder erschöpft in die Kissen sinken. „Ich war ohnmächtig“, sagte er mehr zu sich selber als zu Zack. „Was hast du gemacht?“ „Du hast dich verausgabt, das ist alles“, erklärte Zack ruhig und strich Aaron über die Wange, bevor er das Tuch wieder wechselte. „Ich hätte eben nicht mit dir schlafen dürfen. Aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Fühlst du dich jetzt wenigstens ein wenig erleichtert?“, fragte er sanft und mit neckendem Unterton. „Viel besser“, gab Aaron zu und ließ seinen Kopf einfach erschöpft zur Seite fallen. „Es war so, als würde ich schweben“, erklärte er Zack ernsthaft und blickte ihn dann aus seltsam glitzernden Augen an. „Du bist so gut im Bett“, lobte er Zack, was er in den letzten Jahren noch nie getan hatte. Das Fieber und die Medikamente ließen nicht mehr viel übrig von seinem Verstand. „Danke für das Kompliment.“ Zack legte den Waschlappen auch an Aarons heiße Wangen, und der gab ein leises Stöhnen von sich. „Morgen geht es dir schon besser“, meinte er und glitt mit dem Tuch aber über den Hals, bevor er es fortzog und beiseite legte. „Schlaf ein bisschen, ja?“ „Und wo treffen wir uns morgen?“, fantasierte Aaron und lächelte Zack sanft an. „Ich muss dich unbedingt wieder sehen.“ „Keine Angst, ich werde morgen hier sein“, versprach Zack und legte sich wieder neben Aaron. „Versprochen. Ich werde dieses Mal nicht verschwinden.“ „Aber du bleibst doch nie bei mir“, meinte Aaron verwirrt und tastete blind nach Zack. Erst als seine Gipshand auf Zacks Bauch fiel, gab er sich zufrieden. „Warum gehst du nicht nach Hause?“ „Ich bin schon zu Hause“, gab Zack Antwort und küsste Aaron auf die Stirn. „Denk morgen weiter darüber nach. Schlaf lieber ein bisschen und ruh dich aus. Du willst doch so bald wie möglich wieder fit sein.“ „Ich habe genau gehört, dass du Hübscher gesagt hast“, flüsterte Aaron leise und kuschelte sich an Zack. „Du bist heute total komisch, weißt du das?“ „Ich habe dich bis jetzt auch selten als Schmusekätzchen erlebt“, konterte Zack sanft und strich beruhigend durch Aarons Haar, bis er spürte, wie der sich immer mehr entspannte und in den erholsamen Schlaf abdriftete. „Schlaf gut,… mein Hübscher.“ ~*~ Kapitel 12 ~*~ Als Zack gegen zehn Uhr immer noch nicht unten war, wurde Barnabey langsam unruhig. Eigentlich war sein Freund ein Frühaufsteher, aber bis jetzt hatte noch kein Geräusch sein Zimmer verlassen. Vielleicht war Aaron ja in der Nacht gestorben, überlegte sich der Junge besorgt. Bei den Lauten, die aus Zacks Raum gekommen waren, konnte er sich

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das sehr gut vorstellen. Kurz entschlossen drückte er die Türklinge herunter. Wie immer klopfte er vorher nicht an, sondern spazierte einfach herein. Zack lag mit nacktem Oberkörper, der Rest war von einer Decke verhüllt, neben dem immer noch schlafenden Aaron. Er hatte allerdings bereits die Augen geöffnet und streichelte dem anderen sanft durch die abstehenden Locken. „Also doch!“ Barnabey grinste und trat näher ans Bett. „Habe ich mich gestern also nicht verhört. Du hast mit ihm geschlafen.“ Langsam blickte Zack auf, hörte aber nicht auf, Aarons durchs Haar zu streichen. „Sei leise“, flüsterte er. „Du weckst ihn noch auf. Er hat den Schlaf wirklich bitter nötig.“ „Und deswegen musstest du gestern Nacht ja noch über ihn herfallen“, sagte Barnabey, doch dieses Mal war er leiser. Er setzte sich neben Zack auf die Bettkante und betrachtete den Schlafenden. „Er hat das ganze Haus zusammen geschrieen. Du kannst froh sein, wenn deine Mutter nichts gehört hat.“ „Meine Mutter geht die Sache nichts an.“ Zack blickte auf Aaron hinab. Die Wangen waren nicht mehr so stark gerötet und auch die Lippen wirkten nicht mehr ganz so spröde, sondern schon wieder etwas rosiger, so wie Zack sie in Erinnerung hatte. Zack hörte auf, Aaron zu streicheln und blickte zu Barnabey auf. „Wie kommt es eigentlich, dass du einfach so in mein Zimmer spazierst?“, fragte er und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ich dachte, du hättest ihn umgebracht“, antwortete der Junge wahrheitsgemäß. „Was hast du eigentlich mit ihm gemacht, dass er dermaßen gebrüllt hat?“ „Er hat fantasiert. Und er hatte einen Alptraum. Außerdem geht es ihm schlecht und er hat überall Schmerzen. Ist das nicht Grund genug?“ „Ja, und trotzdem hast du mit ihm geschlafen. Hast du eigentlich gar kein Mitleid?“, fragte Barnabey vorwurfsvoll, während er auf die vielen blauen Flecken in Aarons Gesicht schaute. „Das war bestimmt nicht gut für ihn.“ „Ich habe nichts gegen seinen Willen getan“, verteidigte Zack sich. „Außerdem habe ich dir schon einmal gesagt, dass dich mein Liebesleben nichts angeht. Wenn du dich nützlich machen willst, könntest du Frühstück rauf bringen.“ „Sicher, ich werde noch zu deiner Zofe“, maulte Barnabey, erhob sich aber trotzdem. „Irgendwelche besonderen Wünsche? Mag dein Schatz vielleicht keine Brötchen?“ „Ich weiß es nicht genau, ich glaube aber doch. Bring einfach ein paar Sachen hoch. Er muss dringend etwas essen, er ist ja ganz abgemagert.“ „Ich werde sehen, was ich finden kann“, meinte Barnabey und verließ seufzend das Zimmer. Er konnte nur hoffen, dass ihm nicht schon wieder Zacks Mutter über den Weg laufen würde. Bei jeder Begegnung versuchte die Frau, sein Leben zur Hölle zu machen. Dabei schreckte sie noch nicht einmal vor ganz eindeutigen Lügen zurück. Während Barnabey die komplette Küche nach brauchbarem Essen durchsuchte, wachte Aaron auf. Er blinzelte ein, zwei Mal, bis er endlich verstand, wo er sich gerade befand. Zack lag noch immer neben ihm und streichelte mit einer Hand durch seine Haare. „Morgen“, nuschelte Aaron und versuchte verzweifelt, den gestrigen Tag zu rekonstruieren. Warum genau hatte Zack ihn überhaupt mitgenommen? Er versuchte sich aufzurichten, doch sein Körper reagierte einfach nicht. „Was… was ist passiert?“ „Ich habe dich gestern bei Statsons Leuten rausgeholt und zum Arzt gebracht“, erklärte Zack ruhig. „Danach habe ich dich mit hierher genommen. Es ist übrigens Zeit für deine Tabletten.“ Zack langte nach dem noch halb gefüllten Wasserglas und der weißen

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Tablette, die er auf den Nachttisch gelegt hatte. Er drückte sie Aaron zwischen die Lippen und setzte das Glas an. „Mund auf.“ Aaron schluckte noch immer benommen, während ihm tausende Gedanken durch den Kopf gingen. Er konnte sich nur noch bruchstückartig an den gestrigen Tag und vor allem an die Nacht erinnern. Einzelne Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf, aber er konnte keinen wirklichen Zusammenhang erkennen. „Warum bin ich bei dir?“, fragte er leise und betrachtete seine zwei Gipshände. „Weil ich dich mit zu mir genommen habe.“ Zack stellte das Glas zurück und zog die Decke wieder ein Stück höher über Aaron. „Barnabey holt etwas zu essen hoch. Du hast sicher Hunger.“ „Aber warum hast du mich mitgenommen?“, fragte Aaron nach und schaute skeptisch in Zacks Augen. „Im Bett werde ich dir hiermit“, er hielt seine schmerzenden Hände hoch, „sicherlich keine großen Freuden bereiten können.“ „Erinnerst du dich nicht an letzte Nacht?“ Zack fuhr mit dem Zeigefinger Aarons Kieferknochen entlang. „Ja, aber…“ Aaron konnte es nicht vermeiden, Zack erschrocken anzuschauen. „Ich war halb bewusstlos und hab nicht mehr soviel mitbekommen. Seit wann stehst du darauf, wenn ich gar nichts mehr tue?“ „Ich wollte ja gar nicht.“ Zack beugte sich über Aaron und ein ganz kleines Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel. „Aber du hast mich angefleht, es endlich zu tun. Du warst einfach nicht mehr umzustimmen.“ Er hauchte Aaron einen Kuss auf die Lippen. „Wie konnte ich da widerstehen?“ „Das kannst du mir sowieso nie. Versuch es gar nicht erst.“ Aaron erwiderte den Kuss, doch dieses Mal nicht so hart, wie es für gewöhnlich seine Art war. Seine aufgebissenen Lippen dankten es ihm. „Du hast mich also in dein Bett geholt, damit ich um Sex flehe?“, fragte Aaron ruhig und betrachtete seinen Feind. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so unbefriedigt in der Zeit warst, in der ich nicht da war.“ „Ja, ich war wirklich grantig, als du nicht aufgetaucht bist und ich dich so lange nicht erreichen konnte. Aber nein, deshalb habe ich dich nicht in mein Bett geholt. Du hattest Fieber und hast schlecht geschlafen. Du hast einiges aufzuholen, aber das kannst du nur, wenn du wieder gesund bist.“ „Ich muss meinen Aufenthalt hier also abbezahlen?“, fragte Aaron amüsiert und begriff Zack endlich wieder. Als hätte der andere auch irgendetwas freiwillig getan, um ihm zu helfen… „Da wirst du aber noch einige Zeit warten müssen, bevor ich wieder vollständig hergestellt bin.“ Er schloss müde die Augen und versuchte seine Schmerzen zu unterdrücken. Sein Rücken brannte wie Feuer und sein Oberkörper fühlte sich an, als stände auf ihm ein Bagger. Wenigstens war das Fieber über Nacht so weit heruntergegangen, dass er wieder klar denken konnte. Nachdenklich blickte Zack auf Aaron hinunter. „Nein“, sagte er, „du musst deinen Aufenthalt nicht auf diese Weise bezahlen. Du bist hier, weil ich es so möchte. Den Sex schuldest du mir nicht deswegen, weil ich dir wieder auf die Beine helfe, sondern weil wir die letzte Woche verpasst haben.“ „Und was willst du dann?“ Sofort auf der Hut öffnete Aaron wieder seine Augen. Gern hätte er sich aufgesetzt, um wenigstens auf einer Höhe mit Zack zu sein, aber sein Körper war da wohl ganz anderer Ansicht. Also legte er einfach eine Hand auf Zacks Arm und wies ihn an, zu ihm herunter zu kommen. „Sag mir, was du verlangst. Und übertreib es nicht. Ich werde hier sowieso so bald es geht weg sein.“

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„Ich verlange gar nichts von dir, außer dass du wieder gesund wirst.“ Ruhig blickte Zack in die blauen Augen. „Ich habe mich beeilt, zu dir zu kommen. Wenn ich früher erfahren hätte, wo du bist, wäre ich auch eher da gewesen.“ Überrascht von der plötzlichen Hilfsbereitschaft seines Feindes, blickte Aaron ihn für eine Sekunde verblüfft an. „Ich muss wirklich mitleiderregend aussehen“, seufzte Aaron. Wenn er nur halb so schlimm aussah, wie er sich fühlte, reichte es also, um den harten Zack ganz weich zu machen. Aaron schmunzelte leicht und legte seinen Arm dann über Zack, um sich näher an ihn zu kuscheln. Seine kalte Nase drückte er gegen Zacks warme Brust und biss sich wieder auf die Lippen, als ein stechender Schmerz durch seinen Rücken raste. Aber er sagte keinen Ton. Er hatte wahrscheinlich schon genug Schwäche gezeigt, an die er sich glücklicherweise nicht mehr erinnern konnte. „Die Tablette wirkt gleich, dann werden die Schmerzen weniger“, versprach Zack leise und küsste Aarons Schläfe. Er strich ihm über die Schulter und den Hals, dann begann er sanft den Nacken zu massieren. „Ist dir schwindelig oder übel? Oder hast du Kopfschmerzen?“ „Es ist alles in Ordnung bei mir“, erwiderte Aaron entschieden, obwohl seine Stimme schwach klang. „Seit wann bist du überhaupt so freundlich?“ „Ich habe heute zufällig meinen netten Tag“, erwiderte Zack gelassen und blickte auf, als die Tür aufging. Barnabey betrat, ein großes Tablett auf den Armen balancierend, das Zimmer und warf den beiden ein Grinsen zu. Bevor Zack sich überhaupt versehen konnte, zog Aaron sich die Decke über den Kopf. Da er in seinem Zustand nicht einfach aufspringen konnte, erschien das ihm als die Beste Lösung. „Scheiße“, fluchte er leise unter der Decke und überlegte sich fieberhaft, wie er diesen Zeugen jetzt am besten loswurde. Wo war überhaupt seine Waffe? Und wieso ließ Zack diesen Jungen einfach in sein Zimmer kommen? „Er hat uns gesehen“, flüsterte Aaron leise und hoffte, dass Zack ihn überhaupt verstehen konnte. „Du musst ihn töten.“ Zack gab ein seltsames Schnauben von sich, das beinahe als Lachen hätte durchgehen können. Er setzte sich auf und nahm von Barnabey das Tablett entgegen, um es sich auf den Schoß zu stellen. „Er wird uns nicht verraten, nicht, Barney?“ Hastig schüttelte Barnabey mit dem Kopf. Dieser Mann war ihm vor einer halben Stunde noch vollkommen friedlich vorgekommen und nun wollte er ihn töten. Der Junge zweifelte nicht daran, dass es Aaron ohne zu zögern tun würde, wenn er sie verraten würde. „Ich werde kein Sterbenswörtchen sagen“, schwor er und zuckte zusammen, als Aaron die Decke wieder von sich schob und ihn aus kalten Augen anblickte. „Das will ich dir auch geraten haben.“ Aaron versuchte den jungen Mann vor sich einzuschätzen. „Vertraust du ihm wirklich, Zack?“ „Sicher, sonst wäre er jetzt nicht hier im Zimmer.“ Zack griff nach einem Croissant, das Barnabey in der Küche irgendwo aufgetrieben haben musste, und brach ein Stück ab, um es Aaron zwischen die Lippen zu schieben. Dann stopfte er Aarons Kissen im Nacken zusammen, dass dessen Kopf etwas erhöht lag, bevor er ihm das nächste Stück Gebäck zwischen die Lippen schob. Nachdem Aaron das Croissant heruntergeschluckt und endlich wieder seinen Mund fei hatte, blickte er Zack finster an. „Das kann ich selber“, beschwerte er sich wütend und funkelte Barnabey, der sich neben Zack auf das Bett gesetzt hatte, gleich dazu noch böse an. „Ich bin doch kein Kleinkind!“

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„Ruhe.“ Zack schob ihm das nächste Stück in den Mund. Dann wandte er sich an Barnabey: „Sag, Barney, kannst du mir noch einen Gefallen tun?“ „Kommt drauf an, was es für einer ist“, sagte der und legte den Kopf schief. „Du müsstest dich darum kümmern, ein paar Sachen zu kaufen.“ Zack drückte Aaron, als der geschluckt hatte und gerade wieder protestierend den Mund aufmachte, den nächsten Bissen zwischen die Zähne. „Zum Beispiel eine Zahnbürste für ihn hier. Und ein paar Shorts und T-Shirts. Würdest du das tun? Ich gebe dir das Geld.“ „Ich soll ihm Hosen aussuchen?“, fragte Barnabey begeistert und grinste über beide Ohren. „Klar, mach ich gerne.“ Schnell stand der Junge auf. Jetzt konnte er ihm die Morddrohung unter dem Schutz von Zack Stück für Stück heimzahlen. „Barney?“ Der drehte sich um und blickte Zack erwartungsvoll an. „Ich will etwas Vernünftiges, klar?“ „Sicher doch!“ Er nahm das Geld entgegen, das Zack aus seinem Nachttisch gekramt hatte und ihm hin hielt. „Ich beeile mich.“ Und damit wuselte er aus dem Zimmer. „Nein, sag nichts“, kam Zack Aaron zuvor, der schon wieder den Mund aufgemacht hatte. Und wieder schob Zack ihm ein Stück Croissant in den Mund. „Er wird schon etwas Vernünftiges finden.“ Aaron konnte mittlerweile das Gebäck nur noch herunterwürgen. Seine Kehle war staubtrocken, was wohl nicht verwunderlich war, nachdem er lange nichts genug getrunken hatte. „Trinken“, forderte er entschieden und zeigte auf die Flasche Wasser neben Zacks Bett. „Du musst nur die Flasche aufdrehen.“ Zack griff nach der Flasche, füllte aber wieder Aarons Glas und stützte dessen Kopf, um es ihm wie eben schon an die Lippen zu halten. „Du kannst noch gar nichts wieder richtig greifen“, sagte er und kippte das Glas. „Und jetzt Mund auf.“ Doch dieses Mal hörte Aaron nicht. Er kniff wütend seine Lippen zusammen und das Wasser lief seinem Hals herunter über die Decke. „Ich kann das selber“, sagte er kalt und wischte sich mit dem Gips über den nassen Mund. „Mach einfach die blöde Flasche auf.“ „Wenn, dann mach es ganz allein.“ Zack legte die geschlossene Flasche neben Aaron auf die Matratze und hob dann das Tablett von seinem Schoß, um aufzustehen. „Ich komme gleich wieder“, sagte er und ging nackt ins Badezimmer. Man hörte kurz Wasser rauschen, dann war es wieder still. Aaron schaute währenddessen wütend auf die Flasche. Was dachte dieser Idiot sich eigentlich? War es denn zuviel verlangt, einfach den Stöpsel aufzudrehen? Und überhaupt, er ließ sich nicht wie ein Kleinkind behandeln! Ächzend richtete sich Aaron auf und versuchte nach der Flasche Wasser zu greifen, was sich als ausgesprochen schwierig herausstellte. Er konnte weder mit der rechten noch mit der linken Hand die Finger soweit durchbiegen, dass er greifen konnte. So mehr er sich anstrengte, so schmerzhafter pochten die Hände. Aaron konnte zwar an der Hand mit dem gebrochenen Finger die anderen bewegen und zum Daumen führen, aber er hatte nicht genug Kraft, damit die volle Flasche hochzuheben. „Scheiße“, fluchte er laut und schlug dann einfach mit dem Gips gegen die Flasche, so dass sie auf den dicken Teppich fiel und unters Bett rollte. „Gibt es Probleme?“ Zack stand, eine Augenbraue hochgezogen, im Türrahmen. Er hatte sich eine enge schwarze Shorts übergezogen und beobachtete ruhig Aarons Versuche, die Flasche zu bändigen. „Brauchst du vielleicht Hilfe?“

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„Nein, brauch ich nicht“, giftete Aaron zurück und ließ sich wieder in die Kissen fallen. Dann würde er eben nichts trinken, ging auch wunderbar. Er drehte sich mit dem Rücken zu Zack, um nicht in sein Gesicht sehen zu müssen und zupfte die Decke etwas höher. „Wenn du nicht so angeschlagen wärst, würde ich dir dieses Verhalten nicht durchgehen lassen“, entgegnete Zack ruhig und stieß sich vom Türrahmen ab, um auf das Bett zuzugehen. Er ging in die Hocke und fischte die Flasche unter der Matratze hervor. Er öffnete sie und füllte das Glas wieder auf, dann setzte er sich neben Aaron aufs Bett. „Komm her, wenn du dich konzentrierst, kannst du es selbst halten.“ Er zog Aaron behutsam zu sich und stopfte ihm wieder das Kissen unter den Kopf. Zack griff nach Aarons Hand und legte vorsichtig die Finger um das Glas. „Fuck!“ Bevor Zack seine Hand festhalten konnte, hatte Aaron sie wieder zurückgezogen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sie vor seine Brust und wartete darauf, dass der Schmerz wieder nachlassen würde. „Das tut weh, verdammt noch mal“, presste er zwischen zusammengekniffenen Lippen heraus. „Sei keine Memme.“ Zack hielt das Glas weiterhin in die Höhe und blickte Aaron abwartend an. „Entweder du willst es selbst machen, oder du wirst gefüttert. Entscheide dich.“ „Ich werde gar nichts von beidem tun!“ Aaron schüttelte den Kopf und drehte sich einfach wieder um. Zack ersparte es sich, mit den Augen zu rollen, sondern fasste Aaron stattdessen an der Schulter, um ihn wieder zu sich zu drehen. Wieder setzte er das Glas an dessen Lippen und zog die Unterlippe des überraschten Aaron mit dem Daumen hinunter, dass das Wasser trotz des Protests in seinen Mund floss und er es wohl oder übel schlucken musste. „Scheiße!“ Aaron schluckte das Wasser herunter und funkelte Zack wütend an. „Mach das nie wieder, verstanden?“ Er befreite sich aus Zacks Griff und rutschte von ihm weg. „Ich kann sehr gut für mich alleine sorgen. Also, lass mich in Frieden mit deinem Scheiß. Ich bin hier sowieso bald weg!“ „Du bist hier weg, sobald ich dich lasse.“ Zack hauchte einen Kuss auf Aarons Schläfe und begann an seinem Ohr zu knabbern. „Warum machst du es dir unnötig schwer? Genieß es doch, solange ich so nett zu dir bin.“ „Vergiss es, Arschloch!“ Aaron rutschte noch ein Stück weiter, bis er an der Wand angekommen war. „Sobald ich laufen kann, verschwinde ich. Ich lasse mich bestimmt nicht von dir hier festhalten.“ „Gestern hast du mir eindeutig besser gefallen“, befand Zack und brach ein weiteres Stück Croissant ab. Doch dieses Mal schob er es Aaron nicht zwischen die Lippen, sondern hielt es ihm hin. „Du warst so süß anschmiegsam.“ „Wenn du auf anschmiegsame Kerle stehst, weiß ich nicht, warum du es solange mit mir ausgehalten hast.“ Aaron nahm das Stück Gebäck mit zwei Fingern aus Zacks Hand und aß es langsam. „Ich muss gestern wirklich total bescheuert gewesen sein, oder?“ Zack ersparte sich eine Antwort, die Aaron mit Sicherheit nicht gefallen hätte, und inspizierte stattdessen das gesamte Frühstück. „Möchtest du Orangensaft?“, fragte er und warf einen kurzen Blick auf Aaron. „Oder noch mehr Croissants? Wir hätten hier auch noch Brötchen oder Brot.“ „Ich habe wirklich genug“, antwortete Aaron und schluckte den letzten Bissen vom Croissant herunter. Müde schloss er wieder seine Augen, versuchte aber nicht

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einzuschlafen. „Ich will Statson umbringen“, sagte er noch einigen Minuten tonlos. „Wo hast du ihn versteckt?“ „Ich werde mich nachher um ihn kümmern.“ Zack nahm sich selbst ein Brötchen und belegte es mit Käse. „Er wird keinen Ärger mehr machen.“ „Nein.“ Obwohl Aaron leise sprach, war seine Stimme dennoch schneidend. „Ich werde ihn umbringen, nicht du.“ „Du kannst nicht einmal aufstehen, geschweige denn eine Waffe halten.“ Zack biss von seinem Brötchen ab. „Außerdem hast du mir gestern gesagt, ich solle ihn umbringen.“ „Erstens habe ich gestern nur Unsinn geredet, und zweitens kannst du ihn einfach so lange einsperren, bis ich ihn umbringen kann.“ Aaron schlug seine Augen auf und schaute Zack kalt an. „Denk gar nicht dran, Zack. Das darf ich machen.“ „Du weißt genau, dass ich ihn nicht so lange am Leben lassen kann. Keine Sorge, ich werde ihn für dich in die Hölle schicken.“ „Er hat mich auch so lange eingesperrt. Du siehst also, dass das klappt.“ Ein drohender Unterton schwang in Aarons Stimme mit. „Wenn du zu wenig Leute für die Bewachung hast, werden meine das übernehmen. Sag mir einfach, wo er ist.“ Doch Zack schüttelte den Kopf. „Du könntest die Sache nicht effizient regeln, weil du zu voreingenommen bist. Das ist schlecht, und du bist damit unbrauchbar für den Job.“ „Wie kann man den schlecht jemanden umbringen? Tot ist tot!“ Aaron richtete sich auf und schaute Zack böse an. „Ich habe diese Rechnung zu begleichen, nicht du.“ „Wir brauchen Informationen von ihm. Er hat dich nicht einfach so ohne Grund entführt. Du bist zu involviert, als dass du die Sache zufriedenstellend lösen könntest.“ „Dann press die Informationen aus ihm raus und den Rest mache ich.“ Aaron schnaubte wütend. „Ich werde ihn töten. Dafür brauche ich dich nicht.“ „Wir werden sehen“, antwortete Zack unbestimmt und verspeiste den Rest seines Frühstücks. „Willst du sicher nichts mehr essen?“ „Ich werde ihn töten“, sagte Aaron noch einmal und schlug mit der Gipshand auf die Bettdecke. „Verdammt noch mal. Wo liegt dabei eigentlich dein Problem?“ „Ich brauche Informationen von ihm, die kannst du nicht beschaffen, weil dein Hass so groß ist, dass du ihn sofort töten würdest“, sagte Zack nüchtern. „Andersherum kann ich ihn, nachdem ich meine Informationen bekommen habe, nicht mehr länger am Leben lassen, denn dann ist er nur noch eine Gefahr für uns, weil er plaudern könnte. So einfach ist das.“ „Mit wem soll er denn plaudern, wenn er gefangen ist?“, schrie Aaron wütend und sah Statsons grinsendes Gesicht wieder vor sich. „Das ist doch totaler Scheiß, was du hier erzählst. Press die Informationen aus ihm heraus und sag mir dann Bescheid.“ „Wir wissen nicht, für wen er arbeitet. Jedes Zögern bedeutet unnötige Gefahr.“ Zack blickte in Aarons Gesicht. „Willst du noch etwas trinken?“ „Nein, das will ich nicht“, brüllte Aaron und schlug die Decke von sich. „Ich will ihn töten. Ich habe das alleinige Recht dazu. Nicht du. Glaub mir, schießen kann ich zu jeder Zeit.“ „Du kannst nicht einmal ein Glas halten.“ Zack zog eine Augenbraue in die Höhe. „Sag mir, wie du da eine Waffe halten willst. Du würdest dich ja glatt noch selbst anschießen.“

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„Du weißt genau, dass ich das nicht machen würde! Also, wo liegt dein Problem? Musst du dich jetzt rächen, weil du eine Woche keinen Sex haben konntest? Ist es das? Meinst du, deswegen darfst du ihn umbringen?“ „Mach dich nicht lächerlich.“ Zack schob das Tablett weiter vom Bett weg und lehnte sich an die Wand. „Statson hat nichts mit der Sache zwischen uns zu tun. Er gehört in die berufliche Kategorie.“ „Er hat mich entführt, und ich werde jetzt auch die Verantwortung für ihn übernehmen. Wer sagt, dass deine Familie davon überhaupt betroffen ist?“, fragte Aaron und stellte seine Beine vorsichtig auf die Erde. Wenn er so sauer war, konnte er nicht länger tatenlos herumliegen. „Es ist eine Sache zwischen Statson und mir. Er hat für mich gearbeitet und hat mich gefangen gehalten. Ich darf ihn also auch töten. Darüber werde ich mich nicht länger mit dir unterhalten.“ Zack schüttelte seufzend den Kopf und erhob sich, um auf Aarons Seite des Bettes zu gehen. „Unsere Familien arbeiten jetzt zusammen, schon vergessen? Alles, was euch angeht, geht jetzt auch uns etwas an.“ Er fasste Aaron unter den Armen, als der sich erheben wollte und wieder zurückgesunken wäre, wenn Zack ihn nicht gestützt hätte. „Und wo soll es jetzt hingehen?“, fragte Zack und zog Aaron an sich, damit er ihn mit seinem Körper stützen konnte. „Ich will ihn töten!“ Aarons Atme ging stoßweise und für einen winzigen Moment erlaubte er sich, die Augen zu schließen, weil schon wieder Punkte vor seinen Augen aufblitzten. „Lass mich los“ forderte er nach einem Augenblick, in dem er sich an Zack gelehnt hatte. „Ich werde gehen. Ich habe etwas zu tun.“ „Sicher. Ins Bad zu gehen und dich zu waschen.“ Zack bugsierte Aaron vorsichtig in Richtung Badezimmer, was der erst richtig wahrnahm, als sie auch schon im großen, gekachelten Raum standen. „Setz dich“, sagte Zack und drückte den anderen vorsichtig auf den Toilettendeckel. „Wieso darf ich ihn nicht erschießen?“, fragte Aaron schwach und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen den Wasserkasten der Toilette. „Sag mir die Wahrheit. Das waren doch alles nur Ausreden.“ „Du bist zu schwach, um ihn hinrichten zu können, ganz einfach.“ Zack feuchtete einen frischen Waschlappen an und wusch damit Aarons Gesicht und Hals. „Willst du es selbst versuchen?“, fragte Zack und glitt mit dem Waschlappen über Aarons Schultern. „Solange ich ihn umbringen kann, ist mir alles andere egal“, beharrte Aaron leise und fiel dann einfach vorn über. Sein Kopf landete auf Zacks Schulter und Schweiß stand wieder auf seiner Stirn. „Ich muss wissen, dass er tot ist“, keuchte er angestrengt. „Ich darf ihn für das umbringen, was er getan hat.“ Zack wusch den Schwamm aus und strich damit wieder über Aarons feuchtes Gesicht. „Du hättest jedes Recht dazu“, murmelte er und strich kurz über Aarons Oberschenkel. „Aber du kannst es nicht. Ich werde es für dich übernehmen. Und auch wenn du das nicht willst, du kannst mir trotzdem vertrauen, dass er danach keinen Atemzug mehr tun wird.“ „Warte doch einfach, bis ich das wieder kann“, sagte Aaron und konnte nicht vermeiden, Zack flehentlich anzuschauen. „Solange wirst du doch warten können.“ Doch Zack schüttelte den Kopf. „Find dich damit ab“, sagte er sanft und legte den Waschlappen beiseite.

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„Warum willst du das unbedingt machen?“, fragte Aaron und ließ seinen Kopf wieder gegen Zack sinken. „Er hat dir doch gar nichts getan.“ „Oh doch, sicher hat er das.“ Zacks Stimme klang leise an Aarons Ohr, doch er führte seine Erklärung nicht weiter aus, sondern erhob sich, um ein Fieberthermometer aus dem Schrank zu kramen. „Mund auf“, befahr er und schob vorsichtig die Spitze des Thermometers zwischen Aarons Lippen. Doch der wandte seinen Kopf einfach ab, so dass seine heiße Stirn jetzt an Zacks Brust lag. Doch zumindest konnte er ihm so nicht das Fieberthermometer in den Mund stecken. „Was hat er dir getan?“, wisperte Aaron leise, während sämtliche Kraft, die er vorhin noch dank der Wut gehabt hatte, aus seinem Körper wich. Seine Arme hingen einfach herab und sein Körper sackte vollständig gegen Zack. Trotzdem wurde er nicht bewusstlos. „Sag mir, was er dir getan hat.“ Schweigend strich Zack ihm eine schwarze Locke aus der Stirn und griff nach seinem eigenen Morgenmantel, der hinter ihm an der Tür hing, um ihn um Aarons heißen Körper zu legen, damit er sich nicht auch noch eine Erkältung einfing. Dann hielt er wieder das Thermometer an Aarons Lippen. „Sag mir erst, was er dir getan hat“, beharrte Aaron heiser. „Sag schon.“ „Er hat etwas getan, was er nicht hätte tun dürfen“, antwortete Zack leise. „Und dafür wird er bezahlen.“ Um einem weiteren Protest Aarons zuvor zu kommen, schob er das Fieberthermometer entschiedener zwischen Aarons Lippen und drückte einen Finger darauf, damit der andere nicht wieder auf die Idee kam zu reden. Also musste Aaron ganze fünf Minuten warten, bis das verdammte Thermometer endlich piepste. In dieser Zeit hatte er dagegen angekämpft nicht einzuschlafen und sich einfach an Zack zu kuscheln. Aber er wollte wissen, was Statson Zack getan hatte. Sie kannten sich doch nicht schon von früher? „Was war es?“, flüsterte er heiser, als das Thermometer endlich verschwunden war. „Sag schon. So schnell werde ich das nämlich nicht vergessen.“ „Nein, das wirst du wohl nicht.“ Zack blickte auf die Anzeige des Thermometers und legte es dann beiseite. „Komm her.“ Er fasste Aaron um die Schultern und unter den Beinen und hob ihn hoch. „Ich kann dir nicht schon wieder eine Tablette geben, du wirst noch ein bisschen durchhalten müssen“, sagte er und trug Aaron zurück zum Bett. Dort legte er ihn sanft ab und zog die Decke wieder über ihn. „Möchtest du etwas trinken?“ „Ich will wissen, was er getan hat“, forderte Aaron schwach. „Sag es mir, sonst will ich ihn umbringen.“ „Du würdest ihn auch so umbringen wollen. Ob ich es dir sage oder nicht.“ Zack setzte sich auf den Bettrand und hauchte Aaron einen Kuss auf die Lippen. „Ruh dich aus“, flüsterte er. „Aber wenn du keinen Grund hast, dann kann ihn auch einer meiner Männer umbringen. Und dafür kannst du keine fadenscheinige Ausrede mehr finden. Sie können zielen.“ „Ich habe dir schon gesagt, es ist etwas Persönliches. Das kann keiner deiner Männer erledigen.“ Zack streichelte über eine heiße Wange und stand dann auf. Er ging zu seinem Schrank und suchte eine schwarze Hose wie einen dunklen Pullover heraus, ebenso wie schwarze Socken. Schnell zog er sich an und trat dann wieder an Aarons Bett. „Barnabey wird sicher gleich mit deinen neuen Sachen zurück sein. Entweder du nimmst dann seine Hilfe an oder wartest, bis ich wieder da bin. Brauchst du noch irgendetwas?“

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„Sag es.“ Stöhnend richtete sich Aaron auf. Schweiß lief über seine Stirn und sein Gesicht war zu einer Maske des Schmerzes erstarrt. „Ich muss es wissen.“ Er stützte sich mit seinem Gips ab und stand dann wieder aus dem Bett auf. Er wankte kurz, kam dann aber auf Zack zu, der im Türrahmen stand. „Du musst es mir sagen“, keuchte er und schaute Zack aus großen Augen an. Zack fing ihn auf, bevor er umfallen konnte. Sanft hauchte er ihm einen Kuss auf die Stirn. „Er hat dich verletzt“, flüsterte er kaum hörbar und trug Aaron zurück zum Bett. Der nahm seine Umwelt schon wieder kaum noch wahr und sein Blick war gläsern. „Ruh dich aus“, wiederholte Zack und lächelte kurz. „Ich bin bald wieder da.“ Er zog leise die Tür hinter sich zu, als er den Raum verließ, und stieg die Treppenstufen hinab. Aus dem Arbeitszimmer seiner Mutter hörte er dumpfes Tastenklappern, das ihm zeigte, dass sie anwesend war. Sie ärgerte sich sicher darüber, dass er beim Frühstück nicht anwesend gewesen war. Ebenso wie sie sich über Aarons Anwesenheit im Haus ärgerte. Aber Zack war der Mann im Haus, und er entschied, was passierte. Elegant schlüpfte Zack in seinen Mantel, nachdem er Schulter- und Knöchelhalfter angelegt hatte, und war wieder einmal froh, dass die Schussverletzung an seiner Schulter so gut und schnell verheilt war. Nicht einmal mehr einen Verband musste er tragen, und nur noch eine kleine Narbe erinnerte an die Kugel, die in seinem Fleisch gesteckt hatte. Zack verabschiedete sich mit einem Kopfnicken von ihrem Butler und trat auf die Straße, wo sein Wagen mit dem Fahrer bereits auf ihn wartete. Er stieg ein und nannte die Adresse, wo Statson zurzeit gefangen gehalten wurde. ~*~ Kapitel 13 ~*~ Bereits nach wenigen Minuten Fahrzeit hielt der Wagen vor einem hohen Gebäude, das in einem der schlechteren Viertel der Stadt stand. Die Häuserfront war Graffiti beschmiert und die Tür stand offen. Fensterscheiben waren in den unteren Etagen eingeworfen worden und Müllgestank lag in der Luft. In diese Gebiete kam nur äußerst selten die Polizei. Zack schlug die Wagentür hinter sich zu und zeigte dem Fahrer an, auf ihn zu warten. Mit großen Schritten stieg er die paar Stufen zum Eingang hinauf und durchschritt den langen, dunklen Flur des Gebäudes. Seine Familie hatte das Haus vor einiger Zeit gekauft und nutzte sie für ihre Zwecke. Mieter wohnten hier schon lange nicht mehr. Sein Weg führte ihn in die Kellerräume. Er grüßte seine zwei Männer vor einer geschlossenen Tür mit einem Kopfnicken. Sie traten sofort beiseite und öffneten für Zack die Tür. Er gelangte in ein kleines Zimmer ohne Fenster, in dem lediglich eine schwache Glühbirne leuchtete. In der Mitte stand ein Stuhl, an den Statson gefesselt war. Seine Arme waren hinter seinem Körper an den Handgelenken zusammengebunden und seine Fußgelenke an die Stuhlbeine gefesselt. Zacks Augen funkelten beinahe schwarz, als er auf Statson zutrat und sich vor ihm aufbaute. „Lange nicht gesehen.“ Sein Gesicht war völlig ruhig, ebenso seine Stimme. „Ich glaube, du möchtest mir etwas erzählen, habe ich nicht Recht?“ „Ich habe nichts mit der Sache zu tun.“ Statsons Stimme klang gehetzt und panisch. Schweiß lief seine Schläfen herunter, obwohl es nicht sonderlich warm war. Zacks Männer hatten Statson nicht angerührt und trotzdem schien der Mann völlig in sich zusammengesunken. Er zitterte vor Angst, während sein Blick durch den Raum flatterte. „Ich habe Geld bekommen… Bitte… Ich wollte das doch gar nicht.“

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„Sicher, es ist dir kalt den Rücken runter gelaufen, als du die Peitsche auf seinen Rücken hast krachen lassen. Willst du mir vielleicht erzählen, man hätte dich dazu gezwungen? Soll ich etwa Mitleid haben, du Würmchen?“ Zacks Miene blieb ausdruckslos. „Von wem hast du das Geld bekommen?“, fragte er. „Wer hat dir den Auftrag erteilt, Aaron zu entführen?“ „Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht“, wimmerte Statson, dessen Stimme sich beinahe überschlug. „Aber ich hätte ihn nicht umgebracht. Wirklich nicht! Ich sollte doch nur Informationen besorgen. Ich hätte ihm doch niemals etwas tun können!“ „Was bist du doch für ein guter Mensch.“ Zack stemmte eine Hand in die Hüfte und schob damit den Mantel zur Seite, so dass Statson die schwarze Automatik im Halfter erkennen konnte. „Wer hat dir das Geld gegeben?“ Statson schluckte sichtbar. Er begann noch mehr zu schwitzen, als er es ohnehin schon tat. „Ich…“, flüsterte er und atmete röchelnd aus. „Ich kenne den Mann nicht. Er hat mich vor einigen Wochen einfach angesprochen und mir Geld geboten. Viel Geld. Aber ich weiß nicht, was er mit den Informationen wollte. Ehrlich!“ Zack strich sich gemächlich mit der freien Hand übers Kinn und betrachtete Statson nachdenklich. „Ich glaube dir nicht“, sagte er nach einem Augenblick und zog die Waffe aus dem Schulterhalfter. Langsam entsicherte er sie und drehte sie in seinen Händen. „Nein!“, brüllte Statson und kniff seine Augen zusammen. „Ich habe dir alles gesagt. Ich schwöre es. Aber bitte, lass mich leben. Vielleicht kann ich den Mann ja wieder erkennen.“ „Wie sah er denn aus?“, fragte Zack scheinbar desinteressiert, während er die Waffe locker in der Hand hielt. „Ich brauche schon ein paar mehr Informationen.“ „Er war groß“, antwortete Statson eifrig und man konnte sehen, dass er sich ernsthaft versuchte an den Mann zu erinnern. „Er hatte kurzes, dunkles Haar und eine verbeulte Nase. Außerdem sprach er mit so einem komischen Akzent. Ich würde ihn bestimmt wiedererkennen.“ Bettelnd schaute er Zack an, während sich Tränen in seinen Augen sammelten. „Bring mich nicht um! Ich kann dir helfen!“ „Das glaube ich sicher. Aber ich brauche mehr Informationen.“ Zacks träge, ja fast gelangweilte Stimme stand im starken Kontrakt zu Statsons winselnder Fistelstimme. „Ich höre.“ Der Mann begann leise zu weinen. „Aber ich weiß nichts mehr“, schluchzte er und ließ seinen Kopf auf seine Brust sinken. Seine Schultern und Oberkörper bebten. „Bring mich nicht um!“ So konnte er nicht sehen, wie Zacks Lippen sich um Nuancen verächtlich verzogen. „Warum gerade Aaron?“, bohrte er weiter nach. „Ich habe gehört, dass ihr etwas plant“, erzählte der Mann nun alles und hoffte so, Zacks Erbarmen zu bekommen. Tränen liefen noch immer seine Wangen herunter, aber er redete weiter. „Alles, was ich gehört habe, habe ich dem Mann erzählt. Er hat mir dann gesagt, dass ich Aaron entführen soll.“ „Um ihm weitere Informationen zu beschaffen.“ Statson nickte schnell. „Und du sagst mir auch die Wahrheit?“ Statson machte große Augen und nickte noch heftiger. „Na, da haben wir doch schon einmal ein paar Informationen. Du hältst nicht zufällig noch etwas hinterm Berg, nein? Denn weißt du, das würde ganz schlecht für dich kommen.“

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„Aber ich weiß nichts mehr“, schwor Statson, während seine Lippen bebten. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und sein Blick klebte förmlich an Zacks Waffe. „Tu mir nichts. Ich werde den Mann für dich finden!“ Es schien, als würde Zack einen Moment überlegen. Doch dann wurde sein Blick plötzlich hart und die Finger schlossen sich fester um den Griff der Automatik. „Ich brauche deine Hilfe nicht“, sagte Zack ruhig und trat noch einen Schritt auf den Mann zu. „Du bist es nicht würdig, weiter zu leben, du Ratte. Du weinst hier wie eine Memme. Dabei hast du nicht einmal eine Ahnung davon, welche Schmerzen Aaron wegen dir erleidet.“ Zack hob den Arm und zielt mit dem Lauf genau zwischen die Augen. „Wurdest du schon einmal ausgepeitscht, Mike?“ Der Mann begann zu schreien. Er schüttelte heftig seinen Kopf, während seine Augen angsterfüllt aufgerissen waren. „Ich treffe den Mann nachts im Park!“, kreischte er in Todesangst. „Wenn du mich leben lässt, sage ich dir wo!“ „Schieß los, ich warte.“ Zacks Hand zitterte kein bisschen und seine Stimme klang hart, war aber ruhig. „Versprich mir erst, dass du mich nicht umbringen wirst“, forderte Statson und versuchte seinen Kopf vor der Waffe wegzuziehen, was ihm aber nicht gelang. „Versprich es!“ „Wir werden sehen, wie vielversprechend deine Antwort ausfallen wird.“ Doch Zack nahm die Hand wieder herunter. „Also? Ich habe nicht ewig Zeit.“ „Vor der Saint Patricks Church“, schluchzte Statson in Todesangst. „Da ist ein kleiner Park. Ich treffe mich an jedem ungeraden Samstag um zwei Uhr nachts mit ihm. Aber jetzt bring mich nicht um.“ „Soll ich jetzt etwa Mitleid mit dir haben?“ Zack zog eine Augenbraue in die Höhe. „Die Information bist du Aaron schuldig, nur kann der im Moment nicht einmal mehr allein aufstehen.“ Wieder verhärteten sich seine Gesichtszüge. „Bye, bye, Mike“, flüsterte er und hob wieder den Arm mit der Waffe in der Hand. Die schallgedämpfte Automatik gab nur ein leises Klicken von sich, dann war alles still im Zimmer. Zack blickte sich nicht einmal mehr um, als er den Raum verließ. „Kümmert euch um ihn“, wies er seine Männer an und trat hinaus ins Freie. Aaron warf sich auf die andere Seite und versuchte so den Schmerz einigermaßen erträglich zu machen. Doch er konnte liegen wie er wollte, alles fühlte sich gleich schrecklich an. Er stöhnte voller Schmerzen auf und ließ seinen Kopf auf die Seite fallen. Jetzt, wo Zack nicht mehr da war, konnte er wenigstens so laut schreien wie er wollte. Seine Brust fühlte sich zusammengeschnürt an, sodass er kaum atmen konnte und an seinem Rücken konnte er noch immer jeden einzelnen Peitschenhieb spüren. „Scheiße“, fluchte er laut und schlug mit der Gipshand auf das Bett. Gerade wollte er versuchen sich auf den Bauch zu legen, als es leise an der Tür klopfte. „Nein“, murrte er wütend, doch die Klinke wurde trotzdem heruntergedrückt. Zacks strenge Mutter betrat das Zimmer ihres Sohnes und bemühte sich nicht einmal, ihre Abscheu zu verbergen. „Sie sind der abscheulichste Dreck, der mir je untergekommen ist“, zischte sie. „Sie schrecken nicht einmal davor zurück, es sich im Bett meines Sohnes bequem zu machen, um ihn zu ärgern. Ich wusste doch, er hätte Sie nicht herbringen dürfen.“ Sie hob plötzlich eine kleine Handfeuerwaffe und zielte auf Aaron. „Ich will, dass Sie augenblicklich aus diesem Haus verschwinden.“

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Wäre Aaron er selber gewesen, hätte er noch nicht einmal mit den Wimpern gezuckt, aber so starrte er die Frau überrascht an. Nur langsam dämmerte es ihm, dass sie es durchaus ernst meinte. Er versuchte sich wieder zusammenzureißen und die Schmerzen zu unterdrücken. „Ich wollte sowieso gehen“, sagte er so arrogant, wie es ihm im Augenblick möglich war und richtete sich langsam auf. „Nehmen Sie die verdammte Waffe weg, oder Ihnen wird es bald schlecht gehen“, drohte er Zacks Mutter und stand schließlich auf. Sofort erfasste ihn wieder Schwindel und er hielt sich schnell an der Kommode fest. „Nehmen Sie den Morgenmantel meines Sohnes“, sagte sie mit angewiderter Miene. „Ich kann Sie ja nicht nur in Unterhose auf die Straße schicken. Aber jetzt beeilen Sie sich. Ich bin froh, dass Sie sich so verständnisvoll zeigen. Solche Menschen wie Sie können wir nicht hier beherbergen.“ „Solche Menschen wie ich können sehr gefährlich werden“, zischte Aaron wütend und griff mit einer Hand nach dem Morgenmantel. Nur mit zwei Fingern hob er ihn hoch, aber vom Anziehen konnte gar keine Rede sein. Das schaffte er einfach nicht. Also ließ er ihn wieder achtlos auf den Boden fallen und wankte schließlich zur Tür. Dabei versuchte er seinen Kopf so hoch wie möglich zu halten. „Ich werde wieder gesund werden“, flüsterte Aaron, als er vor Zacks Mutter angekommen war. „An Ihrer Stelle würde ich bis dahin kein Auge mehr zumachen.“ „Versuchen Sie nicht, mir zu drohen.“ Sie stieß ihn auf den Flur. „Sie würden den Kürzeren ziehen. Ich kenne auch so meine Tricks. So, und jetzt runter mit Ihnen.“ Sie hatte Aaron bis zur Treppe bugsiert und ihn immer wieder angestoßen, wenn er gestrauchelt war. „Scheren Sie sich zum Teufel.“ Nur noch angetrieben durch seinen Reststolz setzte Aaron einen Fuß vor den anderen. Er war blind vor Schmerzen und bereits nach wenigen Metern begann er angestrengt zu atmen. Sein Herz schlug ihm bis zur Kehle, als er den ersten Schritt auf die Treppe setzte. Die grässliche Frau stand hinter ihm und schubste ungeduldig gegen seine Schulter. Ich kann nicht mehr, dachte er benommen und sackte dann einfach in sich zusammen. Er landete genau in Zacks Armen, der gerade zur Tür hereingekommen war und mit einem Hechtsprung auf die Treppe schnellte, um Aaron aufzufangen. Vorsichtig nahm er den Ohnmächtigen auf die Arme und warf seiner Mutter einen bösen Blick zu. „Er ist meine Sache“, zischte er. „Misch dich gefälligst nicht ein.“ Seine Mutter beobachtete Aaron unbeeindruckt. „Was für ein Kind“, sagte sie verächtlich, während sie wohlweißlich die Waffe in die Tasche des Kleides gleiten ließ. „Er lag nackt in deinem Bett“, erklärte sie ohne Emotionen. „Da sah ich mich gezwungen zu handeln.“ Zack ersparte es sich zu sagen, dass Aaron noch die gleiche Shorts trug, die er heute morgen noch angehabt hatte. Doch er wollte seiner Mutter nicht noch mehr Stoff für ihre Fantasien liefern. „Ich kümmere mich schon um ihn.“ Zack trat mit Aaron auf den Armen wortlos an seiner Mutter vorbei. „Aber ich erlaube es nicht.“ Sie hob noch nicht einmal ihre Stimme, doch ihre Augen verrieten ihre blanke Wut. „Kein Mann unserer Familie darf sich so verhalten wie du, Zacharias.“ „Ich bin der einzige Mann hier im Haus, also stelle ich die Regeln auf. Vater ist tot, er kann sich nicht auf deine Seite stellen. Ich will, dass du ihn in Ruhe lässt. Ich will dich nicht noch einmal in seiner Nähe sehen.“ Seine Stimme klang kalt und er würdigte seine Mutter keines Blickes mehr, als er durch den Flur schritt und die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete. Hinter sich schob er sie mit dem Fuß wieder zu und legte dann

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Aaron vorsichtig auf dem Bett ab. Sacht strich er ihm durchs Haar und setzte sich neben ihn auf die Bettkante. Aaron kam nur langsam wieder zu sich. Erst nach Minuten öffnete er wieder seine Augen, schloss sie aber gleich wieder, als er Zack sah. „Ist er tot?“, fragte er leise und versuchte die Kopfschmerzen niederzukämpfen. „Ja“, antwortete Zack leise und legte die Fingerspitzen an Aarons Schläfen, um sie ganz sacht zu massieren. „Hast du ihn richtig gefoltert?“, fragte Aaron leise und ein kurzes hasserfülltes Funkeln fackelte in seinen Augen auf. „Hast du ihm irgendetwas abgeschnitten?“ „Er hat seine Strafe erhalten“, antwortete Zack ruhig und zog die Decke höher. „Du brauchst dich nicht mehr um ihn zu kümmern.“ „Aber du hast ihm doch wehgetan?“, hakte Aaron beinahe trotzig nach und schüttelte seinen Kopf, um ihn klarer zu bekommen. „Du musst ihn gefoltert haben!“ „Sicher habe ich das.“ Zumindest psychisch, dachte Zack und betrachtete Aarons müdes, abgespanntes Gesicht. „Du bist erschöpft. Ruh dich aus, so schnell wirft dich hier keiner raus. Ich will bald mit dir die Pläne für das Museum durchgehen, also schlaf besser etwas.“ „Erzähl mir, was du mit ihm gemacht hast“, forderte Aaron und schloss erschöpft die Augen. Er stellte sich Statsons schmerzverzerrtes Gesicht vor und ein kleines Lächeln erschien auf seinen zusammengepressten Lippen. „Er hat gelitten und sich vor Angst fast in die Hosen gemacht.“ Zack beugte sich vor und streifte Aarons Lippen mit seinen. „Ruh dich aus, ich komme gleich wieder.“ Er legte einen Finger aus Aarons Mund, als der wieder sprechen wollte. Dann stand er auf und ging ins Badezimmer, um Aarons alte Kleider einzusammeln. Mit dem verdreckten Haufen in der Hand verließ er das Bad und dann sein Zimmer, um die Sachen dem Butler in die Hand zu drücken. Er verpasste damit gerade Barnabey, der nur Minuten später an Zacks Zimmertür klopfte und schließlich den Kopf hineinsteckte. „Halloho“, flüsterte er und trat ein. „Zack?“ „Nein“, flüsterte Aaron mit schwacher Stimme und blinzelte Barnabey entgegen. „Ich habe dich doch schon mal gesehen“, sagte er zu sicher selber und verkroch sich unter seiner Decke. „Ja, klar, ich hab dir Klamotten mitgebracht. Die sind echt brandheiß!“ Barnabey grinste und eilte an Aarons Bett, ließ sich auf die Bettkante plumpsen. Wenn der Mafioso so schwach im Bett lag, ging von ihm keine Gefahr aus. „Ich hab dir süße Blümchenshorts mitgebracht. Echt cool! Aber wo ist eigentlich Zack? Bemuttert er dich gar nicht mehr?“ „Er bemuttert mich nicht“, beschwerte sich Aaron. „Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst.“ „Ach, das sieht doch ein Blinder!“ Barnabey machte eine wegwerfende Handbewegung. „Er steht total auf dich. Mann, er legt sich sogar mit der Schreckschraube von seiner Mutter an für dich. Du kannst dich echt geehrt fühlen.“ Aaron runzelte müde die Stirn und versuchte den kleinen Kerl auf seiner Bettkante einzuschätzen. Was wollte er eigentlich von ihm? Oder war er einfach so?

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„Zack steht auf den Sex“, sagte Aaron kurz, da Barnabey sie ohnehin schon zusammen gesehen hatte. „Aber das hat nichts mit Gefühlen zu tun.“ „Das sagt Zack auch immer.“ Barnabey grinste und legte den Kopf schief. „Aber ich weiß es besser. Hey, immerhin bin ich sein Freund. Also nicht sein fester, ich bin nämlich hetero – außerdem hat Zack ja schon dich. Er hat noch nie jemanden mit hierher gebracht. Du bist der erste. Zack ist ja so süß, oder? Er tut immer so, als würde ihm niemals jemand etwas bedeuten. Aber wenn er dich mal ins Herz geschlossen hat, so wie uns beide, dann ist er total loyal. Es gibt keinen besseren Beschützer als Zack!“ Erschlagen von der Flut der Wörter, schaute Aaron den Kleineren einfach nur verwirrt an. „Er ist ein Mörder“, erinnerte er kopfschüttelnd. „Und er ist nett, weil er irgendetwas möchte. Er ist berechnend, also bilde dir nicht ein, dass er irgendjemanden mag.“ „Das ist doch nur die äußere Fassade. Wenn du so redest, kennst du ihn wirklich nicht gut. Er hat dich wirklich gern. Er hat dich mit hier in sein Bett genommen. Vor mir und seiner Mutter. Er will zeigen, dass du zu ihm gehörst.“ „Ich gehöre niemandem“, knurrte Aaron wütend. „Wenn, dann gehört er mir!“ „Jetzt sei doch nicht so kleinlich. Ihr gehört euch beiden. So ist das doch immer bei Paaren. Er will nur nicht, dass dir was passiert, deshalb zeigt er, dass ihr zusammengehört. Ist doch klar.“ „Wir sind aber kein Paar. Wir gehen miteinander ins Bett und das war es. Wenn du für deinen schnuckeligen Freund einen liebenden Partner suchst, bist du bei mir an der falschen Adresse.“ Barnabey schüttelte den Kopf. „Ihr gehört doch zusammen, das sehe ich doch. Dass er dich liebt, das weiß ich ja, und du hast hier auch immer nach ihm gerufen. Das sagt ja wohl alles. Also wenn Zack nämlich einmal liebt-“ „So, ich glaube, das reicht jetzt“, ertönte auf einmal Zacks Stimme von der Tür her. „Genug getratscht, Mädels.“ Barnabey fuhr herum und streckte Zack die Zunge raus. „Blödmann“, beschwerte er sich, konnte aber ein Grinsen nicht verhindern. „Irgendjemand muss euch ja auf die Sprünge helfen. Ihr liebt euch doch!“ Zack zog eine Augenbraue in die Höhe und stieß sich vom Türrahmen ab, um auf die beiden zuzutreten. „Ich glaube, wir haben oft genug darüber gesprochen. Verrenn dich nicht in absurde Fantastereien.“ „Ihr würdet aber so gut zueinander passen“, sagte Barnabey beinahe schwärmerisch und schaute zuerst auf Aaron und dann zu Zack. „Und du hast dir schließlich auch die ganze Zeit Sorgen um Aaron gemacht. Das heißt doch was.“ „Barnabey“, knurrte Zack gefährlich ruhig. „Ich will kein Wort mehr davon hören.“ „Aber ihr seid füreinander…“ Der Junge stockte, als Zack nur einen Schritt auf ihn zukam. Er kannte diesen gefährlichen Ausdruck in Zacks Augen nur zu gut. „Ich sag ja schon nichts mehr“, murmelte Barnabey zerknirscht und stand dann vom Bett auf. „Ich habe die Anziehsachen auf Aarons Bett gelegt. Und jetzt…“ Er wich vor Zack zurück. „Jetzt sollte ich wohl besser gehen.“ „Gute Idee.“ Zack stemmte eine Hand in die Hüfte und Barnabey warf ihm, wie es für ihn typisch war, ein entschuldigendes Strahlelächeln zu, das ihn beruhigen sollte. Zack jedoch schüttelte nur den Kopf, als der junge Mann, der sich für sein Alter viel zu

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kleinkindhaft benahm, aus der Tür huschte. Dann warf er einen Blick auf den erschöpften Aaron und trat näher ans Bett, um die Einkäufe zu begutachten. „Du solltest dich doch ausruhen“, sagte er und stapelte die neuen T-Shirts zu einem Haufen. Aaron nickte müde, doch anstatt zu schlafen, richtete er sich auf. Er kroch unbeholfen zu Zack und streckte dann die Hände nach ihm aus, verschränkte die Gipse hinter seinem Nacken. Leise seufzend zog er den anderen Mann näher an sich heran und legte seinen Kopf auf Zacks Brust. „Wie kommt der Kurze eigentlich auf so bescheuerte Gedanken?“, fragte er schläfrig und bedeutete Zack, sich zu ihm auf das Bett zu setzen. „Wie kommt es, dass du dich auf ein solches Gespräch mit ihm eingelassen hast?“, fragte Zack zurück und legte die Einkäufe beiseite, um sich neben Aaron auf das Bett zu setzen. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen die Wand, und Aaron lehnte sich sofort wieder an ihn. „Willst du etwas trinken oder essen?“ „Keinen Hunger.“ Aaron legte seinen Kopf auf Zacks Schoß und zog die Beine an. „Er hat einfach so gefragt“, erklärte er nach einem Augenblick der Stille. „Was sollte ich ihm da auch antworten?“ „Die Wahrheit?“ Zack massierte ihm leicht den Nacken. „Oder gar nichts. Barnabey erzählt gern, aber er hört auf, wenn man nicht darauf eingeht.“ „Ich habe ihm ja auch gesagt, dass wir nur miteinander ins Bett gehen“, sagte Aaron leise, während er sich unter Zacks sanften Händen entspannte. „Was hat Sex auch schon mit Liebe zu tun?“ „Manchmal nichts und manchmal alles“, antwortete Zack und grub die Finger vorsichtig in Aarons Locken. „Die müssten mal wieder gekämmt werden“, dachte er laut und massierte nun die Kopfhaut. Aaron seufzte zufrieden und hauchte Zack einen Kuss auf den Bauch, bevor er sich wieder in seinen Schoß kuschelte. „Hast du dir wirklich Sorgen um mich gemacht, Zack?“, fragte er leise und blinzelte zum anderen hoch. „Ich meine richtige Sorgen. Nicht nur, weil du in der Zeit niemanden fürs Bett hattest.“ „Warum ist das wichtig für dich?“ Mit seinen dunklen Augen betrachtete Zack ihn ruhig. „Was macht es für dich für einen Unterschied?“ „Es würde mich interessieren“, antwortete Aaron und tippte mit seiner Stirn leicht gegen Zacks Hüftknochen, damit der nicht vergaß, ihn zu streicheln. „Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht.“ Zack kraulte durch die dunklen Locken. „Ich hätte mir um jeden meiner Leute Sorgen gemacht, wenn er in den Händen solcher Männer gewesen wäre.“ „Aber hast du dir Sorgen gemacht, weil du mich liebst?“, fragte Aaron und blickte Zack neugierig an. „Hat der Kleine vielleicht Recht?“ „Du glaubst, dass ich dich liebe?“ Zacks Hand verharrte kurz, dann nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf wie zuvor. „Ich weiß nicht, warum du so nett bist. Außerdem bist du mit Barnabey befreundet. Warum sollte er lügen?“ „Ich habe mit ihm noch nie über mein Gefühlsleben gesprochen. Er stellt Vermutungen an, nichts weiter.“ „Das heißt, du liebst mich nicht?“, fragte Aaron weder traurig, noch sonderlich erfreut.

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„Würde es etwas ändern?“ „Nein, würde es nicht.“ Doch anstatt nun eine Antwort zu geben, schwieg Zack und fuhr weiter fort, durch Aarons Haar zu streichen. Scheinbar gedankenverloren starrte er aus dem Fenster auf der gegenüberliegenden Seite. „Und?“, brach Aaron die Stille und küsste noch einmal Zacks Bauch. „Kannst du wirklich lieben?“ „Hältst du mich für jemanden, der keine Gefühle hat oder haben kann?“ „Ich denke, du bist wie ich“, antwortete Aaron ehrlich und griff nach der Decke, um sie umständlich über sich zu ziehen. „Bei dem, was wir tun, kann man nicht lieben.“ „Nein, du irrst.“ Zack zog seine Hand aus Aarons Haaren. „Kannst du damit leben, dass ich dich liebe?“ Er hatte mit Absicht nicht im Konjunktiv gesprochen und blickte Aaron nun ruhig an. Der biss sich auf die Lippen und starrte Zack an. „Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“ Zacks dunkle Augen blickten ruhig in Aarons helle. „Warum sollte es nicht mein Ernst sein. Natürlich kann ich lieben. Dich. Ich kann dich lieben.“ „Aber wieso tust du das? Das hat doch gar keinen Sinn.“ „Dich zu lieben? Natürlich hat es Sinn. Das hat es schon lange.“ „Und welchen? Was soll das denn bringen?“ Verwirrt schaute Aaron auf seinen Feind und richtete sich auf, um ihm richtig in die Augen sehen zu können. „Du traust mir ja noch nicht einmal.“ „Das stimmt wohl.“ Zack zog Aarons Kopf zu sich heran und gab ihm einen erstaunlich sanften Kuss. „Aber in diesem Fall hat Vertrauen nichts mit meiner Liebe zu tun.“ Zacks Lippen umspielte beinahe so etwas wie ein kleines Lächeln, als er den anderen ansah. „Zerbrich dir nicht den Kopf, Aaron. Ich liebe dich schon fast seit dem Augenblick, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Und das ist schon lange her.“ Auch Aaron lächelte wehmütig. Er krabbelte auf Zacks Schoß, kniete ein Bein auf jede Seite. „Du kennst mich gar nicht“, meinte er leise und lehnte, wie er so oft in der letzten Zeit gemacht hatte, seinen Kopf gegen Zack. „Von deiner Vergangenheit kenne ich wenig, eigentlich fast gar nichts, das ist wahr. Aber dich, dich kenne ich gut genug.“ Zack küsste Aarons Schläfe. „Das reicht.“ „Unsinn, du kennt meinen Körper und ich deinen.“ Aaron blickte auf und rutschte mit seinen Hüften näher an Zack. „Du hast dich in den Sex verliebt.“ „Wenn du meinst.“ Zacks Hände glitten über Aarons Arme, von den Schultern bis hin zu den Fingerspitzen, die aus dem Gips hervorguckten. „Morgen kommen die Gipse ab und du bekommst kleinere. Dann kannst du wenigstens wieder etwas mehr mit deinen Händen machen.“ Etwas erleichtert atmete Aaron aus. „Siehst du, es ist doch nur der Sex.“ Er grinste verschmitzt und hauchte Zack einen Kuss auf die Lippen. „Wenn der Gips ab ist, werde ich dich entschädigen, versprochen.“

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„Entschädigen wofür?“, fragte Zack leise und dachte, dass Aaron rein gar nichts von dem verstanden hatte, was Zack da eben gesagt hatte. Als wenn er sich nur in den Sex verliebt hätte. Natürlich war Aarons Körper unheimlich erregend, und auch der Sex mit ihm war unbeschreiblich, aber das machte nur einen ganz kleinen Teil von Zacks Gefühlen aus. Doch Zack hatte ja schließlich gewusst, dass Aaron ihn nicht liebte, deshalb hatte er ihm nie etwas von seinen Gefühlen gesagt. Doch ändern tut es letztendlich auch nichts, dachte Zack und strich über Aarons Hüfte. „Wofür willst du mich entschädigen?“ „Dass du dich um mich gekümmert hast“, antwortete Aaron wie selbstverständlich und küsste Zacks Hals genau an der Stelle, unter der die Pulsader pochte. „Du liebst den Sex, und den werde ich dir auch geben.“ Zack ersparte es sich zu seufzen. Wie konnte ein intelligenter Mann wie Aaron in dieser Hinsicht nur so dumm sein? „Ich will nicht, dass du mit mir schläfst, nur weil ich dich hier versorge. Ich will das nicht noch einmal hören.“ „Beinahe könnte man meinen, dir geht es wirklich nicht um den nächsten Orgasmus.“ Aaron hob eine Augenbraue nach oben und blickte Zack fragend an. In den letzten Minuten hatte er Zack von einer ganz anderen Seite kennen gelernt. Obwohl er schon seit Jahren mit ihm ins Bett ging und jedes einzelne Zusammentreffen genoss, hatte er niemals darüber nachgedacht, dass Zack ihn lieben könnte. Zack und Liebe waren zwei Dinge, die sich einfach voneinander ausschlossen. Umso mehr war er erstaunt, dass sich sein sonst so kühler Gegner in Gefühlsduselei verrannt hatte. Gerade Zack. „Du bist wirklich seltsam“, sagte er müde und legte seinen Kopf schief, während er Zack abschätzte. „Aber das wird doch nichts zwischen uns ändern, oder?“ „Nicht, wenn du es nicht willst. Aber weißt du, ich möchte dich etwas fragen.“ Zack machte eine kleine Pause und spürte, wie Aaron sich ein wenig verspannte. „Kennst du den hier?“, sprach Zack schließlich weiter und hielt seine rechte Hand hoch, auf deren Innenfläche ein schwarzer Würfel lag. „Oh“, machte Aaron überrascht und versuchte schnell seinen erschrockenen Gesichtsausdruck zu verstecken. „Ich… äh… also, es hat sich doch gelohnt, oder?“ Er grinste Zack spitzbübisch an und küsste ihn entschuldigend. „Beim nächsten Mal darfst du wieder oben liegen.“ Zack erwiderte den Kuss nicht. „Du hast beschissen“, stellte er nüchtern klar und drehte den Würfel zwischen den Fingern, ohne den Blick von Aaron zu lösen. „Weil es so schön ist, mit dir zu schlafen.“ Da Zack den Kuss nicht erwiderte, legte Aaron seine Lippen einfach an Zacks Hals und biss sanft herein, verpasste ihm so einen kleinen Knutschfleck. „Jetzt stell dich nicht so an.“ Vorsichtig, aber entschieden schob Zack ihn von sich. „Das ändert nichts daran, dass du mich betrogen hast. Du hast nicht fair gespielt. Ich hätte es eigentlich wissen müssen. Ein Würfel, der nur sechsen würfelt. Und ich dachte, du hättest einfach Glück in der letzten Zeit.“ „Ich hatte ja auch Glück, dass du es nicht gemerkt hast.“ Aaron kam wieder auf Zack zu und versuchte sich wieder auf seinen Schoß zu setzen, damit Zack ihn wieder streicheln konnte. „Jetzt stell dich nicht so an.“ „Ich sollte dich wirklich dafür bestrafen, dass du mich auf diese billige Art betrogen hast.“ Zack betrachtete Aaron nachdenklich, berührte ihn aber nicht. „Aber du kannst mich nicht bestrafen, weil ich schon geschlagen genug bin.“ Er hielt seine Hände hoch und krabbelte auf Zacks Schoß, der aber immer noch keine Reaktion

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zeigte. Also presste Aaron sich eben an den anderen Körper und versuchte sich dabei an Zacks Schoß zu reiben. Er würde ihm schon eine Reaktion entlocken können. Doch große Hände schlossen sich um seine Hüften und hielten ihn fest. „Nein, ich werde dich nicht schlagen. Auf dieses Niveau sinke ich nicht. Ich werde mir schon eine passende Strafe ausdenken.“ In Zacks Augen glomm ein berechnendes Funkeln. „Keine Sorge, mir wird bestimmt etwas einfallen.“ „Was denn?“ Ehrlich neugierig blickte Aaron in die Augen seines Gegners. Er hatte keine Angst vor Zack. Was konnte er ihm schon tun? „Willst du was ganz Fieses machen?“, wollte er spöttisch wissen, während er seinen Hals küsste. „Du wirst es erfahren“, meinte Zack gelassen und saß weiterhin völlig ruhig da. „Und für das Würfeln müssen wir uns natürlich etwas anderes ausdenken. Oder besser gesagt, ich werde mir etwas Neues dafür ausdenken.“ „Wir schmeißen den hier einfach weg und du darfst für die nächsten dreimal oben liegen“, schlug Aaron ungeduldig vor und tippte auffordernd mit seiner Nase gegen Zacks Hals. „Aber jetzt tu nicht so tot.“ „Tot?“ Zack hob eine Augenbraue. „Ich glaube, ich stehe noch mit beiden Beinen fest auf der Seite der Lebenden.“ Er fasste Aaron um die Hüften und hob ihn von seinem Schoß. Danach griff er nach dem Wasserglas und drückte eine weitere Tablette aus der Verpackung. „Mund auf“, befahl er und drückte die weiße Tablette zwischen Aarons Lippen. Auffordernd hielt er ihm dann das Glas hin. Und dieses Mal trank Aaron. Auf der einen Seite war er es im Moment leid, sich zu wehren und auf der anderen Seite wollte er sich einfach wieder an Zack kuscheln. Also schluckte er brav und robbte dann wieder zu ihm herüber. Er schloss beide Arme um den anderen und legte seinen Kopf auf Zacks Brust. „So schlimm war das mit dem Würfel gar nicht“, meinte er, als sich Zack noch immer nicht bewegte. „Außerdem bin ich krank.“ „Und was hat das eine mit dem anderen zu tun?“ Zack löste Aarons Arme von sich und schob ihn dann sanft von sich, um die Decke ordentlich über ihn zu ziehen. „Ruh dich aus“, sagte er heute schon zum mindestens dritten Mal. „Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen.“ „Kannst du nicht noch ein bisschen hier bleiben?“, fragte Aaron und versuchte seine Stimme möglichst nebensächlich klingen zu lassen. Er schob die Decke wieder weg und warf sich einfach auf Zack, um ihn am Aufstehen zu hindern. „Nur fünf Minuten“, nuschelte er und schloss die Arme so weit es ihm möglich war um den anderen. Zack blieb sitzen, berührte Aaron aber noch immer nicht. Er drehte den Kopf und blickte auf die digitale Anzeige des Weckers auf dem Nachttisch. „So, jetzt sind zwei Minuten um“, sagte er nach kurzer Zeit. „Länger kann ich nicht mehr bleiben. Hopp, runter mit dir.“ „Aber ich habe fünf Minuten gesagt“, beschwerte sich Aaron müde und zog Zack noch enger an sich. Er hob den Kopf und küsste ihn sanft auf die Lippen. „Bleib noch ein bisschen.“ Zack betrachtete seinen Patienten ruhig. „Warum, fühlst du dich etwa einsam, wenn ich weg bin?“ „Nein, aber du bist so schön warm.“ Aaron strich mit den freien Fingerspitzen über die feinen Härchen von Zacks Oberarm und seufzte entspannt aus. „Wenn du mich schon liebst, kannst du auch noch ein bleiben.“

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„Ich liebe dich schon lange und habe nie besondere Rücksicht auf dich genommen. Warum sollte ich jetzt damit anfangen?“ „Weil ich krank bin und weil du glücklich bist, dass ich wieder hier bin“, sagte Aaron überzeugt und umschloss Zacks Daumen mit zwei Fingern. Er zupfte leicht an ihm und bedeute Zack so, seine Hand wieder auf seine kalte Schulter zu legen. Wie seltsam ihre Beziehung doch zueinander war, ging es Zack durch den Kopf. Er liebte Aaron und war immer der Ruhige, der Kühle. Aaron war nun derjenige, der kuscheln wollte und schon immer den Faible für ein wenig Romantik gehabt hatte. Wirklich seltsam. „Aaron, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit für dich. Ich habe einen Job zu erledigen.“ Dieses Mal strich Zacks Hand über Aarons Hals und kurz über die Schulter. „Ich werde bald wiederkommen.“ Sofort streckte sich Aaron der warmen Hand entgegen und legte schnell seinen Gips darauf, um Zack darin zu hindern, sie sofort wieder wegzuziehen. „Ruf einfach an und sag, dass du heute keine Zeit hast“, schlug Aaron vor und küsste den anderen wieder auf die Lippen. „Wenn du noch was bleibst, dann… äh… kannst du dir auch aussuchen, was wir machen.“ Immer diese komischen Kompromisse, dachte Zack. Aaron konnte anscheinend schlecht etwas geben oder nehmen, ohne dafür irgendwelche Bedingungen einzugehen. Und meistens, das hatte Zack bereits vorher gemerkt, doch seit sie so eng auf einem Raum lebten, war es ihm erst richtig bewusst geworden, wollte Aaron seine Ziele mit Sex erreichen. Wenn du das tust, können wir Sex haben. Oder: Wenn du noch hier bleibst, kannst du mit mir machen, was du willst. Ständig hatte Aaron solche Vorschläge, und je öfter er sie brachte, desto verwirrter und ärgerlicher wurde Zack. Kurz, es ging ihm auf die Nerven. „Was hast du bloß mit deinem ständigen Sex?“, murrte er unfreundlich. „Du bist krank und ich habe keine Zeit.“ „Aber du sollst doch noch ein bisschen bleiben.“ Aaron richtete sich auf und drückte Zack dann einfach in die Kissen. Schnell legte er sich auf ihn und drückte sein Gesicht in Zacks Halsbeuge. Zufrieden sog er Zacks ganz eigenen Geruch ein und vergaß dabei die Schmerzen, die pochend wiederkamen. „Gut, ich gebe dir noch zehn Minuten und dafür machst du, was ich dir sage.“ Zacks Augen blitzten gefährlich und ein ärgerlich drohender Ton schwang in seinen Worten mit. „Zieh die Shorts aus und leg dich auf den Rücken. Natürlich breitbeinig, versteht sich.“ „Aber…“ Aaron sah müde auf und blinzelte Zack für einen Augenblick verwirrt an. „Ich wusste doch, dass du das nicht umsonst machst.“ Er ächzte leise unter den Schmerzen und rollte sich wieder von Zack herunter. „Wenn wir jetzt Sex haben, musst du aber noch eine Stunde bleiben“, forderte er und versuchte sich die Hose von den Beinen zu ziehen. Zack sah den mühsamen Versuchen zu, die Shorts herunterzuziehen. Man konnte Aaron die Schmerzen ansehen, aber er ging doch tatsächlich darauf ein. Irgendetwas stimmt doch da nicht, dachte Zack und runzelte die Stirn. Entweder war Aaron total durchgeknallt, oder da gab es irgendetwas, das Zack nicht wusste. „Hör auf“, sagte er, als Aarons sich vor Schmerz auf die Lippe biss. „Bist du wahnsinnig? Warum sagst du nicht einfach, dass du zu schwach bist und nicht willst?“ Zack zog Aarons Hände von dessen Hüften. „Ich will jetzt nicht mit dir schlafen.“ Völliges Unverständnis stand in Aarons Augen geschrieben. „Aber was willst du denn dann?“, fragte er heiser und ließ die Gipshände wieder auf die Bettdecke fallen. „Ich will, dass du endlich mit diesem Wenn-dann-Mist aufhörst. Nimm es doch einfach hin, dass ich mich um dich kümmere. Ich bin ja bereit, noch etwas zu bleiben, wenn du

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mich darum bittest. Aber ich bleibe nicht länger, nur weil du mir Sex anbietest, den du selbst gar nicht richtig genießen würdest.“ „Du denkst wirklich, dass du mich liebst, oder?“, fragte Aaron verwundert und sah Zack skeptisch in die Augen. „Das ist doch nicht normal. Wo ist der alte Zack geblieben? Oder hättest du das schon früher getan?“ „Mich um dich gekümmert, wenn es dir dreckig geht?“ Plötzlich sanft strich Zack ihm eine Locke aus der Stirn. „Natürlich“, antwortete er leise. „Ich gehöre zur Mafia, aber ich bin deshalb nicht immun gegenüber Gefühlen.“ „Dann hast du dir eindeutig den falschen Mann ausgesucht. Glaubst du wirklich, dass ich dich lieben könnte?“ „Warum solltest du nicht? Nicht jetzt sofort, aber irgendwann einmal. Warum nicht?“ Aaron schwieg und ließ den Kopf zu Seite fallen, sodass er gegen die Wand starrte. „Mach dir keine Hoffnungen“, sagte er leise und blickte Zack dabei nicht an. „Und warum nicht?“ Zack beugte sich vor und küsste Aarons Hals. Sanft, nicht fordernd. „Bist du schon verliebt? In jemand anderen?“ „Unsinn. Ich liebe nicht.“ Aaron drehte sich auf die Seite und legte einen Arm um Zack. „Das hat nichts mit dir zu tun.“ Zack verbarg seine Überraschung über diese Worte. Aaron liebte nicht? Was sollte das denn bedeuten? Doch er ging nicht weiter darauf ein. Er glaubte nicht, dass Aaron ihm gegenüber seine Gefühle analysieren wollte. Und Zack wollte ihn nicht drängen. Doch seltsam war es schon, und Zack entschloss sich, einmal ein bisschen in Aarons Vergangenheit zu wühlen. Vielleicht würde er dort eine Erklärung für dieses Verhalten finden. „Möchtest du noch etwas trinken? Oder brauchst du noch etwas anderes? Ich muss langsam wirklich los.“ „Aber du hast gesagt, dass du bleibst, wenn ich dich bitte“, sagte Aaron wütend und gleichzeitig enttäuscht. „Also bleib noch was, bitte.“ Schon wieder überrascht, hielt Zack inne und blickte in Aarons Gesicht. Ganz selten bat Aaron um etwas und wenn, dann meistens nur beim Sex, wenn er erlöst werden wollte. „In Ordnung.“ Immerhin hatte er es versprochen. Also setzte sich Zack wieder neben Aaron und zog dessen Kopf in seinen Schoß, damit er den Nacken massieren konnte. Zufrieden schloss Aaron seine Augen und ruckelte noch etwas, bis er endlich gemütlich lag. Bitte zu sagen war ja noch einfacher, als immer mit Zack zu schlafen… Er genoss die sanften Berührungen und versuchte sich auf Zacks Hände zu konzentrieren, anstatt auf die Schmerzen in seinen Händen. Solange er den anderen spürte, war das viel einfacher. Er gähnte verhalten und hauchte Zack dann einen Kuss auf das T-Shirt. „Eine Stunde“, nuschelte er müde. „Auch wenn ich einschlafe, musst du noch solange bleiben.“ „Warum willst du denn, dass ich so lange bei dir bin, hm?“ Zack kraulte weiter den Nacken. „Weil sich das gut anfühlt“, sagte Aaron frei heraus. Warum sollte er Zack auch anlügen? Wenn der andere ihm seine Liebe gestehen konnte, konnte das auch schließlich zugeben. „Du machst das gut.“ „Ah, dann verstehe ich natürlich.“ Zack rieb mit dem Daumen über einen besonders harten Muskel und arbeitete sich dann zu den Schultern vor. „Ist dir jetzt wenigstens

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auch wieder wärmer?“ „So ist schön“, flüsterte Aaron und gähnte schon wieder. Er drückte sich noch etwas näher an Zacks Körper und driftete langsam in den Schlaf ab. Seine Gedanken drehten sich um Zacks Liebesgeständnis, aber begreifen konnte er es nicht. Er spürte nur die wissenden Hände und das beruhigende Gefühl, dass jemand da war. Zack wartete, bis Aaron eingeschlafen war und dachte dann über das Phänomen nach, das da in seinem Schoß lag. Warum sollte ein Mafioso keine Gefühle haben, fragte sich Zack. Das war doch albern. Nur weil sie Menschen umbrachten – was sie ja auch nicht willkürlich taten – hieß das doch noch lange nicht, dass man deshalb nicht lieben konnte. Zack betrachtete die dunklen Locken und runzelte die Stirn. Er wusste so gut wie nichts über Aarons Vergangenheit. Zeit, das zu ändern, dachte er und wartete noch einen Augenblick, bevor er den anderen vorsichtig von sich schob und aufstand. Noch einmal zog er die Bettdecke über Aaron und verließ dann das Zimmer. Er kannte da einen geschickten Schnüffler, der überall seine Kontakte hatte. Und der sollte sich jetzt mal ein bisschen nach Aarons Vergangenheit umhören.