SCR-Technologie Unternehmerstadt „Mein Freund Alois“ · men Augen einmal das heutige Oberhaupt...

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„Mein Freund Alois“ Wer hätte vor mehr als 70 Jahren geahnt, dass aus dem kleinen Jungen mit den blonden Haaren, dem fein geschnittenen Gesicht und den wachsa- men Augen einmal das heutige Oberhaupt der katholischen Kir- che werden würde? Für Alois Steinbeißer, ehemaliger Betriebsin- genieur der Nitrochemie Aschau GmbH, stand schon damals fest: „Der Joseph Ratzinger ist etwas ganz Besonderes.“ Davon konnte er sich schon als Junge überzeugen: Denn Ratzinger, der von 1932 bis 1937 mit seiner Familie in Aschau am Inn lebte, hat mit Steinbeißer die Schulbank „gedrückt“. (s. „Profil“-Seiten 12 + 13) Unternehmerstadt Wo vor nunmehr 117 Jahren der Ingenieur Heinrich Ehrhardt den Grundstein für den heutigen Rhein- metall-Konzern legte, wurde jetzt ein neues städ- tebauliches Kapitel aufgeschlagen. „Unternehmerstadt – Arbei- ten und Leben“ – unter diesem Motto erfolgte am 9. Oktober 2006 der Startschuss für ein ehrgeiziges Stadtentwicklungspro- jekt in Düsseldorf-Derendorf. Die Rheinmetall Immobilien GmbH (RIG) in Düsseldorf und die Bauwert Property Group (Berlin), die die Standort- und Projektentwicklung betreiben, stellten das Großvorhaben erstmals der Öffentlichkeit vor („Profil“-Seiten 6 + 7). Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 5/2006 SCR-Technologie Mit der Entwicklung eines Festharnstoff-SCR-Sys- tems trägt die Pierburg GmbH den zukünftigen Er- fordernissen nach einem Abgasnachbehand- lungssystem zur Denoxierung Rechnung und erweitert damit auch die Entwicklungskompetenz in einem neuen Marktseg- ment. Als ein möglicher Lösungsansatz zur außermotorischen Stickoxidminderung bei Dieselmotoren wird momentan die SCR- Technologie favorisiert. Dabei werden durch eine selektive kataly- tische Reduktion die Stickoxide im Abgas in molekularen Stickstoff und Wasser reduziert (ausführliche Vorstellung auf „Profil“-Seite 2). Fotos (8): Danetzki + Weidner Auf sehr gute Resonanz stieß die Präsentation des Rheinmetall-Konzerns während des diesjährigen Absolventenkongresses in Köln. Großaufträge für neuen AGR-Kühler he Neuss. Die Kolbenschmidt-Pier- burg-Gruppe hat für ihr neu entwickel- tes Modul zur gekühlten Abgasrück- führung („Das Profil“ 3/2006) erste Kundenaufträge verbuchen können. Aktuell verfügt das weltweit tätige Zu- lieferunternehmen über Aufträge von drei namhaften europäischen Automo- bilherstellern, die ein Gesamt-Projekt- volumen von rund 300 Millionen darstellen. Sowohl Diesel- als auch aufgeladene Otto-Motoren sind auf- grund der stetig steigenden Anforde- rungen der Abgasgesetzgebung ohne AGR-Kühlung künftig nicht mehr denk- bar. Beim Dieselmotor – ob im Pkw- oder Nkw-Bereich – gilt das insbeson- dere für die weitere Reduzierung der Stickoxide (NOx). Eine besondere Be- deutung kommt hierbei der gekühlten Abgasrückführung zu, die eine deutli- che Reduzierung des NOx-Ausstoßes ermöglicht. Pierburg setzt dabei mit seiner Entwicklung auf ein Abgasrück- führ-Modul mit einem neu entwickel- ten Kühler aus Aluminium-Druckguss, der eine kostengünstige und gewichts- sparende Alternative zu den heute üb- lichen Edelstahlkühlern darstellt und sich zudem die besseren Wärmeleitei- genschaften von Aluminium zunutze macht. Der Abgaskühler senkt die Ab- gastemperatur je nach Betriebspunkt um über 600 Grad Celsius. (Fortsetzung auf Seite 8) Konzernumsatz kletterte auf 2,57 Milliarden Rheinmetall weiterhin mit stabilem Wachstum dp Düsseldorf. Rheinmetall hat sich im dritten Quartal 2006 – trotz eines teilwei- se schwierigen Branchenumfelds im Automobilsektor – erneut gut behauptet und das Geschäftsvolumen im Konzern deutlich gesteigert. Kumuliert weist das Düs- seldorfer Unternehmen nach neun Monaten einen um sechs Prozent auf 2,57 Milli- arden (Vorjahr: 2,42 Mrd. ) verbesserten Umsatz aus. Zu dieser positiven Ent- wicklung haben beide Unternehmensbereiche beigetragen. Das Ergebnis vor Zin- sen und Ertragsteuern (EBIT) des Rheinmetall-Konzerns liegt nach den ersten drei Quartalen 2006 mit 111 Millionen unter dem Vorjahreswert von 119 Millionen . Grund dafür sind im Wesentlichen Belastungen aus den erhöhten Rohstoffprei- sen, die sich im Unternehmensbereich Automotive auswirken. Während der Be- reich Defence mit einem EBIT von 43 Millionen gegenüber dem Vergleichszeit- raum 2005 eine deutliche Ergebnissteigerung erzielte, liegt der Bereich Automotive mit einem EBIT von 74 Millionen unter dem Vorjahreswert von 101 Millionen . Aufgrund des leicht verbesserten Zins- ergebnisses und einer niedrigeren Steu- erquote erreichen der Konzernüber- schuss nach neun Monaten mit 54 Mil- lionen (2005: 55 Mio. ) und das Er- gebnis je Aktie mit 1,48 (Vorjahr: 1,47 ) das jeweilige Vorjahresniveau. Der Auftragseingang im Rheinmetall- Konzern lag in den ersten neun Mona- ten 2006 mit 2,496 Milliarden noch unter dem Niveau des Vorjahres. Dies resultiert vor allem aus der Auftrags- entwicklung im De- fence-Geschäft, die in der ersten Jah- reshälfte des Jah- res 2005 durch zwei Großaufträge mit einem Gesamt- volumen von über 300 Millionen geprägt war. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Defence-Bereich volumenstarke Auf- tragseingänge aus dem In- und Aus- land planmäßig erst im vierten Quartal. Der Unternehmensbereich Automotive erzielte in den ersten drei Quartalen des Jahres 2006 Umsatzerlöse von 1,645 Mil- liarden und übertraf damit den Vorjah- reswert um 115 Millionen oder rund acht Prozent. Knapp die Hälfte dieses An- stiegs ist auf die Weitergabe von Materi- alpreiserhöhungen zurückzuführen. Be- reinigt um diesen umsatzsteigernden Ef- fekt lag das Wachstum des Bereichs Au- tomotive im Rahmen des internationalen Produktionszuwachses, aber deutlich über der Entwicklung der für diesen Be- reich besonders wichtigen Märkte West- europa und Nafta-Freihandelszone (USA, Kanada, Mexiko), in denen ein Produktionsrückgang von jeweils rund ein Prozent zu ver- zeichnen war. Auto- motive erzielte in den ersten drei Quartalen 2006 ein Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT) von insge- samt 74 Millionen , nach 101 Millio- nen im Vorjahr. Dieser Ergebnisrück- gang resultierte aus dem Rohstoffpreis- anstieg, der das Ergebnis in den ersten neun Monaten mit rund 17 Millionen belastet hat. Darüber hinaus haben sich höhere Energiekosten und Re- strukturierungsmaßnahmen mit insge- samt rund acht Millionen ausgewirkt. Großaufträge für das neu entwickelte Modul zur gekühlten Abgasrückführung. Virtual Reality in der Entwicklung pp Kiel. Stetige Veränderungen im Bereich der Entwicklung und der Produktion fordern auf allen Seiten eine angemessene Anpassung. Die Rheinmetall Landsysteme GmbH zeigt mit einem hochmodernen System, wie man schon zu Beginn des Lebenszyklus eines Produktes sinnvoll und effektiv auf diesen Wandel reagieren kann und sich somit handfeste Vorteile verschafft, die sich nicht nur auf lange Sicht bezahlt machen. Das Stichwort lautet in diesem Zusammenhang VR – Virtual Reality (Details Seite 5). Qualität im Vordergrund rds Köln/Düsseldorf. „Qualität vor Quantität“ – dieses Fazit nahm das Standteam des Düsseldorfer Rheinme- tall-Konzerns vom diesjährigen Absol- ventenkongress in Köln mit (29. + 30. November 2006). Weit über 700 Kontak- te, die zum Teil in intensive Gespräche mündeten, demonstrierten das große Interesse von Hochschulabsolventen, Studenten und Young Professionals am aktuellen Jobangebot der sich vorstel- lenden Unternehmen RLS, RWM, Pier- burg, KS Kolben und KS Gleitlager sowie ATAG und – last but not least – Konzern- holding Rheinmetall AG. Im Fokus stan- den dabei vor allem Nachwuchskräfte in technischen Berufen (z.B. Maschinen- bau- und Elektrotechnikingenieure), Diplomanden und Praktikanten. Dass Deutschlands größte Jobmesse „das“ Barometer für gezieltes Personal- marketing ist und den ausstellenden Fir- men gleichzeitig eine anspruchsvolle Plattform zur Imagepflege bietet, steht für Uwe Stichert vom Rheinmetall-Kolleg außer Zweifel: „Die Gespräche mit den Besuchern waren inhaltlich sehr an- spruchsvoll und bewegten sich aus- nahmslos auf hohem Niveau. Hier ging Qualität eindeutig vor Masse.“ Wobei es – ein Novum – erstmals hochmoderne Technik „zum Anfassen“ gab: Der neue telemax-Fernhantierungsroboter der Firma telerob mit Georg Bernhardt am Regiepult entpuppte sich während der beiden Kongresstage als wahrer „eye- catcher“. „Jede Menge Zuspruch“ fand laut Stichert zudem das anspruchsvolle Standkonzept, dessen stilvoller Charak- ter die adäquate Atmosphäre für ver- trauliche Gespräche herstellte: „Diese moderne Form der Präsentation wurde ausgezeichnet angenommen – und zwar nicht nur von den eigentlichen Standbe- suchern, sondern auch von der Messe- organisation und anderen Ausstellern.“

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„Mein Freund Alois“Wer hätte vor mehr als 70 Jahren geahnt, dassaus dem kleinen Jungen mit den blonden Haaren,dem fein geschnittenen Gesicht und den wachsa-

men Augen einmal das heutige Oberhaupt der katholischen Kir-che werden würde? Für Alois Steinbeißer, ehemaliger Betriebsin-genieur der Nitrochemie Aschau GmbH, stand schon damals fest:„Der Joseph Ratzinger ist etwas ganz Besonderes.“ Davon konnteer sich schon als Junge überzeugen: Denn Ratzinger, der von1932 bis 1937 mit seiner Familie in Aschau am Inn lebte, hat mitSteinbeißer die Schulbank „gedrückt“. (s. „Profil“-Seiten 12 + 13)

UnternehmerstadtWo vor nunmehr 117 Jahren der Ingenieur HeinrichEhrhardt den Grundstein für den heutigen Rhein-metall-Konzern legte, wurde jetzt ein neues städ-

tebauliches Kapitel aufgeschlagen. „Unternehmerstadt – Arbei-ten und Leben“ – unter diesem Motto erfolgte am 9. Oktober2006 der Startschuss für ein ehrgeiziges Stadtentwicklungspro-jekt in Düsseldorf-Derendorf. Die Rheinmetall Immobilien GmbH(RIG) in Düsseldorf und die Bauwert Property Group (Berlin), diedie Standort- und Projektentwicklung betreiben, stellten dasGroßvorhaben erstmals der Öffentlichkeit vor („Profil“-Seiten 6 + 7).

Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 5/2006

SCR-TechnologieMit der Entwicklung eines Festharnstoff-SCR-Sys-tems trägt die Pierburg GmbH den zukünftigen Er-fordernissen nach einem Abgasnachbehand-

lungssystem zur Denoxierung Rechnung und erweitert damitauch die Entwicklungskompetenz in einem neuen Marktseg-ment. Als ein möglicher Lösungsansatz zur außermotorischenStickoxidminderung bei Dieselmotoren wird momentan die SCR-Technologie favorisiert. Dabei werden durch eine selektive kataly-tische Reduktion die Stickoxide im Abgas in molekularen Stickstoffund Wasser reduziert (ausführliche Vorstellung auf „Profil“-Seite 2).

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Auf sehr gute Resonanz stieß die Präsentation des Rheinmetall-Konzerns während des diesjährigen Absolventenkongresses in Köln.

Großaufträge fürneuen AGR-Kühler

he Neuss. Die Kolbenschmidt-Pier-burg-Gruppe hat für ihr neu entwickel-tes Modul zur gekühlten Abgasrück-führung („Das Profil“ 3/2006) ersteKundenaufträge verbuchen können.Aktuell verfügt das weltweit tätige Zu-lieferunternehmen über Aufträge vondrei namhaften europäischen Automo-bilherstellern, die ein Gesamt-Projekt-volumen von rund 300 Millionen €

darstellen. Sowohl Diesel- als auchaufgeladene Otto-Motoren sind auf-grund der stetig steigenden Anforde-rungen der Abgasgesetzgebung ohneAGR-Kühlung künftig nicht mehr denk-

bar. Beim Dieselmotor – ob im Pkw-oder Nkw-Bereich – gilt das insbeson-dere für die weitere Reduzierung derStickoxide (NOx). Eine besondere Be-deutung kommt hierbei der gekühltenAbgasrückführung zu, die eine deutli-che Reduzierung des NOx-Ausstoßesermöglicht. Pierburg setzt dabei mitseiner Entwicklung auf ein Abgasrück-führ-Modul mit einem neu entwickel-ten Kühler aus Aluminium-Druckguss,der eine kostengünstige und gewichts-sparende Alternative zu den heute üb-lichen Edelstahlkühlern darstellt undsich zudem die besseren Wärmeleitei-genschaften von Aluminium zunutzemacht. Der Abgaskühler senkt die Ab-gastemperatur je nach Betriebspunktum über 600 Grad Celsius.

(Fortsetzung auf Seite 8)

Konzernumsatz kletterte auf 2,57 Milliarden €

Rheinmetall weiterhinmit stabilem Wachstum

dp Düsseldorf. Rheinmetall hat sich im dritten Quartal 2006 – trotz eines teilwei-

se schwierigen Branchenumfelds im Automobilsektor – erneut gut behauptet und

das Geschäftsvolumen im Konzern deutlich gesteigert. Kumuliert weist das Düs-

seldorfer Unternehmen nach neun Monaten einen um sechs Prozent auf 2,57 Milli-

arden € (Vorjahr: 2,42 Mrd. €) verbesserten Umsatz aus. Zu dieser positiven Ent-

wicklung haben beide Unternehmensbereiche beigetragen. Das Ergebnis vor Zin-

sen und Ertragsteuern (EBIT) des Rheinmetall-Konzerns liegt nach den ersten drei

Quartalen 2006 mit 111 Millionen € unter dem Vorjahreswert von 119 Millionen €.

Grund dafür sind im Wesentlichen Belastungen aus den erhöhten Rohstoffprei-

sen, die sich im Unternehmensbereich Automotive auswirken. Während der Be-

reich Defence mit einem EBIT von 43 Millionen € gegenüber dem Vergleichszeit-

raum 2005 eine deutliche Ergebnissteigerung erzielte, liegt der Bereich Automotive

mit einem EBIT von 74 Millionen € unter dem Vorjahreswert von 101 Millionen €.

Aufgrund des leicht verbesserten Zins-ergebnisses und einer niedrigeren Steu-erquote erreichen der Konzernüber-schuss nach neun Monaten mit 54 Mil-lionen € (2005: 55 Mio. €) und das Er-gebnis je Aktie mit 1,48 € (Vorjahr: 1,47€) das jeweilige Vorjahresniveau.

Der Auftragseingang im Rheinmetall-Konzern lag in den ersten neun Mona-ten 2006 mit 2,496 Milliarden € nochunter dem Niveau des Vorjahres. Diesresultiert vor allem aus der Auftrags-entwicklung im De-fence-Geschäft, diein der ersten Jah-reshälfte des Jah-res 2005 durchzwei Großaufträgemit einem Gesamt-volumen von über300 Millionen € geprägt war. Für daslaufende Geschäftsjahr erwartet derDefence-Bereich volumenstarke Auf-tragseingänge aus dem In- und Aus-land planmäßig erst im vierten Quartal.

Der Unternehmensbereich Automotiveerzielte in den ersten drei Quartalen desJahres 2006 Umsatzerlöse von 1,645 Mil-liarden € und übertraf damit den Vorjah-reswert um 115 Millionen € oder rund

acht Prozent. Knapp die Hälfte dieses An-stiegs ist auf die Weitergabe von Materi-alpreiserhöhungen zurückzuführen. Be-reinigt um diesen umsatzsteigernden Ef-fekt lag das Wachstum des Bereichs Au-tomotive im Rahmen des internationalenProduktionszuwachses, aber deutlichüber der Entwicklung der für diesen Be-reich besonders wichtigen Märkte West-europa und Nafta-Freihandelszone(USA, Kanada, Mexiko), in denen einProduktionsrückgang von jeweils rund

ein Prozent zu ver-zeichnen war. Auto-motive erzielte inden ersten dreiQuartalen 2006 einErgebnis vor Zinsenund Ertragsteuern(EBIT) von insge-

samt 74 Millionen €, nach 101 Millio-nen € im Vorjahr. Dieser Ergebnisrück-gang resultierte aus dem Rohstoffpreis-anstieg, der das Ergebnis in den erstenneun Monaten mit rund 17 Millionen €belastet hat. Darüber hinaus habensich höhere Energiekosten und Re-strukturierungsmaßnahmen mit insge-samt rund acht Millionen € ausgewirkt.

Großaufträge für das neu entwickelte Modul zur gekühlten Abgasrückführung.

Virtual Reality inder Entwicklung

pp Kiel. Stetige Veränderungenim Bereich der Entwicklung und derProduktion fordern auf allen Seiteneine angemessene Anpassung. DieRheinmetall Landsysteme GmbHzeigt mit einem hochmodernenSystem, wie man schon zu Beginndes Lebenszyklus eines Produktessinnvoll und effektiv auf diesenWandel reagieren kann und sichsomit handfeste Vorteile verschafft,die sich nicht nur auf lange Sichtbezahlt machen. Das Stichwortlautet in diesem ZusammenhangVR – Virtual Reality (Details Seite 5).

Qualität im Vordergrund

rds Köln/Düsseldorf. „Qualität vorQuantität“ – dieses Fazit nahm dasStandteam des Düsseldorfer Rheinme-tall-Konzerns vom diesjährigen Absol-ventenkongress in Köln mit (29. + 30.November 2006). Weit über 700 Kontak-te, die zum Teil in intensive Gesprächemündeten, demonstrierten das großeInteresse von Hochschulabsolventen,Studenten und Young Professionals amaktuellen Jobangebot der sich vorstel-lenden Unternehmen RLS, RWM, Pier-

burg, KS Kolben und KS Gleitlager sowieATAG und – last but not least – Konzern-holding Rheinmetall AG. Im Fokus stan-den dabei vor allem Nachwuchskräfte intechnischen Berufen (z.B. Maschinen-bau- und Elektrotechnikingenieure),Diplomanden und Praktikanten.

Dass Deutschlands größte Jobmesse„das“ Barometer für gezieltes Personal-marketing ist und den ausstellenden Fir-men gleichzeitig eine anspruchsvollePlattform zur Imagepflege bietet, stehtfür Uwe Stichert vom Rheinmetall-Kollegaußer Zweifel: „Die Gespräche mit denBesuchern waren inhaltlich sehr an-spruchsvoll und bewegten sich aus-nahmslos auf hohem Niveau. Hier ging

Qualität eindeutig vor Masse.“ Wobei es– ein Novum – erstmals hochmoderneTechnik „zum Anfassen“ gab: Der neuetelemax-Fernhantierungsroboter derFirma telerob mit Georg Bernhardt amRegiepult entpuppte sich während derbeiden Kongresstage als wahrer „eye-catcher“. „Jede Menge Zuspruch“ fandlaut Stichert zudem das anspruchsvolleStandkonzept, dessen stilvoller Charak-ter die adäquate Atmosphäre für ver-trauliche Gespräche herstellte: „Diesemoderne Form der Präsentation wurdeausgezeichnet angenommen – und zwarnicht nur von den eigentlichen Standbe-suchern, sondern auch von der Messe-organisation und anderen Ausstellern.“

Page 2: SCR-Technologie Unternehmerstadt „Mein Freund Alois“ · men Augen einmal das heutige Oberhaupt der katholischen Kir- ... stiegs ist auf die Weitergabe von Materi- ... tik. Eine

Wirtschaft/Messen/MärkteSeite 2 Das Profil 5/2006

Herausgeber: Rheinmetall AGVerantwortlich: Peter RückerChefredaktion: Rolf D. Schneider

Anschrift: Redaktion „Das Profil“Postfach 104261, 40033 Dü[email protected]

Satz: Strack + Storch KGGladbacher Straße 1540219 Düsseldorf

Druck: DAMO Digitaltechnik GmbHJuliusstraße 9-2147053 Duisburg

Drucktermin dieser Ausgabe: 8. Dezember 2006Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.

ls ein möglicher Lö-sungsansatz zur außer-motorischen Stickoxid-minderung bei Diesel-motoren wird momen-tan die SCR-Technologie(SCR = Selective Catalyt-

ic Reduction) favorisiert. Hierbei wer-den durch eine selektive katalytischeReduktion die Stickoxide im Abgas mit-tels einer NOx-selektiven Reduktanz, inder Regel Ammoniak, in molekularenStickstoff und Wasser reduziert.

Neben einigen alternativen Betriebs-mitteln wie etwa Ammonium-Carbamat,Denoxium oder etwa gasförmiges Am-moniak bietet Harnstoff (chem. NH2CO)in Summe den sinnvollsten Ansatz zurRealisierung einer effizienten Stickoxid-minderung mittels des SCR-Verfahrens.Alle anderen Betriebsmittel weisen ent-weder Nachteile im Handling (giftig,gasförmig) oder im Hinblick auf diemögliche Speicherfähigkeit, respektiveAmmoniakdichte im Fahrzeug auf.

Grundsätzlich werden zwei Lösungs-ansätze unter Verwendung von Harn-stoff unterschieden: SCR-Systeme mitin wässriger Lösung vorliegendemHarnstoff oder mit festem Harnstoff.DaimlerChrysler gehört u.a. zu denUnternehmen, die derzeit das Systemmit wässriger Harnstofflösung favori-sieren und es zwischenzeitlich im

Nutzfahrzeugesektor wie auch imBluetec-Konzept einbinden. Im Mittel-punkt dieses Verfahrens steht einSCR-Katalysator, dem eine wässrigeHarnstofflösung – dem so genanntenAdBlue – mittels Eindüsung vorgela-gert wird. Die AdBlue-Substanz (32,5-prozentige Harnstoff-Wasser-Lösung)wird am SCR-Kat zu Ammoniak (NH3)

umgewandelt, welches im Rahmender SCR-Reaktion die Reduktion derStickoxide zu unschädlichem moleku-laren Stickstoff (N2) und Wasser-dampf erwirkt.

Bei der Methode mit festem Harn-stoff werden die Harnstoff-Pellets miteinem Durchmesser von zwei Millime-tern in einem kleinen elektrisch be-

heizten Reaktor thermisch mehrheit-lich in gasförmiges Ammoniak zersetztund vor dem SCR-Katalysator dem Ab-gas beigemischt. Die im Vergleich zueinem AdBlue-System nicht erforderli-che Umsetzung von wässriger Lösungim Abgassystem verspricht deutlicheVorteile auf Seiten der Reaktionskine-tik. Eine weitere Herausforderung ist

natürlich, immer nur so viel Ammoniakbereitzustellen, wie zur NOx-Reduktiongebraucht wird. Verlässt etwa zuvielzugeführtes Ammoniak den SCR-Kat,so entsteht ein so genannter „Ammo-niakschlupf“, der aus emissionstech-nischen und geruchsbedingten Grün-den unbedingt zu vermeiden ist.

Im Gegensatz zum SCR-System aufBasis wässriger Harnstofflösung er-laubt die separate Aufbereitung desFestharnstoffs zu Ammoniak beimFestharnstoff-SCR-System eine präzi-sere und bedarfsorientiertere Beimi-schung des Reduktionsmittels undverhindert eine Überdosierung. Nebendiesem offensichtlichen Vorteil kön-nen grundsätzlich auch kleinere SCR-Katalysatoren, die Vorteile beim ther-mischen Ansprechverhalten und beimPackage zur Folge haben, verwendetwerden. Insgesamt können mit dieserTechnologie NOx-Konvertierungsratenvon mehr als 90 Prozent Umsatzraterealisiert werden.

Gegenüber der Variante mit wässrigerHarnstofflösung (AdBlue) bietet Fest-harnstoff überdies als Ausgangsmateri-al Vorteile: Der fehlende Wasseranteilvon immerhin 68 Massenprozent bei-spielsweise in AdBlue erlaubt absoluteine deutlich höhere Menge an Harn-stoffmasse im Fahrzeug mitzuführenund erweitert damit die Serviceinterval-le signifikant. Ferner besteht keine Ge-frierneigung (die wässrige Lösung Ad-Blue gefriert bei rund -11°C). akn

Bei SCR-Technologie wirdEffizienz großgeschrieben

Festharnstoffpellets-Zellenraddosierer.

Neuss. Vor dem Hintergrund der sich stetig verschärfenden Emissionsgesetzgebungen auf europä-ischer und internationaler Ebene sind vermehrt Anstrengungen zur Verminderung von Schadstoff-emissionen bei Kraftfahrzeugen erforderlich. Um zukünftige Grenzwertvorgaben (z.B. Euro 6 oderTier 2 Bin 5) zu erfüllen, sind daher die innermotorischen Freiheitsgrade optimal zu nutzen unddurch geeignete Maßnahmen zur Abgasnachbehandlung zu ergänzen. Gerade beim Thema Abgas-und Partikelemissionen blicken die Entwickler vor allem auf den Pkw-Dieselmotor. Denn dem ho-hen Wirkungsgrad und sparsamen Kraftstoffverbrauch des selbstzündenden Dieselmotors stehenprinzipbedingt höhere Stickoxid- und Partikel-Emissionen gegenüber. Zwar konnten gerade beimEmissionsverhalten in jüngster Zeit enorme Verbesserungen erzielt werden – und zwar durch inner-

motorische Maßnahmen wie verbesserte Einspritzung, Brennraumoptimierung und Aufladung mitLadeluftkühlung, Abgasrückführung und Kühlung. Nichtsdestotrotz werden weitere erhebliche au-ßermotorische Maßnahmen (z.B. in Form einer zusätzlichen Abgasnachbehandlung) notwendigsein, um die strengen Abgasgrenzwerte bei Dieselmotoren auch in Zukunft zu erfüllen. Diese erfor-dern gerade bei den Selbstzündern einen erhöhten Systemaufwand und mitunter höhere System-kosten. Parallel steigt der Druck – gerade im Hinblick auf Kraftstoffverbrauch und den damit ver-bundenen Kraftstoffpreisen –, die Verringerung der Ruß- und Stickoxidemissionen zu erträglichenSystem- und Betriebskosten zu realisieren – ohne dass sich der Kraftstoffverbrauch nennenswerterhöht. Dies stellt im Rahmen der immer strenger werdenden Abgasnormen eine Gratwanderung dar.

Pierburg GmbH optimiert die Abgasnachbehandlung beim Dieselmotor

Mit Harnstoff gegen die Stickoxideit der Entwicklung ei-nes Festharnstoff-SCR-Systems trägt diePierburg GmbH denzukünftigen Erforder-nissen nach einemAbgasnachbehand-

lungssystem zur Denoxierung (Reduzie-rung von Stickoxiden) Rechnung und er-weitert damit auch die Entwicklungs-kompetenz in einem neuen Marktseg-ment. Als ein möglicher Lösungsansatzzur außermotorischen Stickoxidminde-rung bei Dieselmotoren wird momentandie SCR-Technologie (SCR = SelectiveCatalytic Reduction) favorisiert. Dabeiwerden durch eine selektive katalyti-sche Reduktion die Stickoxide im Abgasmittels einer NOx-selektiven Reduktanz,in der Regel Ammoniak, in molekularenStickstoff und Wasser reduziert.

Dazu Heinrich Dismon, Senior ManagerAdvanced Engineering bei der Pierburg

GmbH in Neuss: „Das Verfahren ist be-sonders wirtschaftlich, weil es motorun-abhängig ist und damit eine verbrauchs-optimale Verbrennungsregelung erlaubt,sprich keinen zusätzlichen Kraftstoff er-fordert. Lediglich für die Aufbereitungdes Harnstoffes wird in der Regel elektri-sche Energie benötigt, die sich letztlichin gewissen Grenzen als Kraftstoff-Mehr-verbrauch darstellt. Zudem garantiert dieTechnologie im Gegensatz zu anderenNOx-Nachbehandlungstechnologien(z.B. DeNOx-Katalysatoren und NOx-Speicherkatalysatoren) deutlich höhereund über die Lebensdauer stabilere NOx-Konvertierungsraten bei gleichzeitig grö-ßerem thermischen Funktionsbereichdes SCR-Katalysators. Dadurch ergebensich klare Vorteile in der Kaltstartphasewie auch im dynamischen Betrieb desVerbrennungsmotors, bei dem sich jenach Betriebszustand starke Änderun-gen der Abgastemperaturen und damit

auch starke Änderungen beispielsweisedes SCR-Katalysators einstellen.“

Die Pierburg GmbH setzt bei der SCR-Technologie auf die Verwendung vonFestharnstoff und arbeitet dabei eng mitProf. Dr. Werner Müller zusammen, der ineinem Forschungsprojekt an der TU Kai-serslautern untersucht hat, ob Harnstoffin fester Form als Zusatzstoff geeignetist. Im Gegensatz zu Systemen mit wäss-riger Harnstofflösung finden hier so ge-nannte Harnstoff-Pellets Verwendung,die als Düngemittel in großen Mengenhergestellt werden und damit großtech-nisch und kostengünstig verfügbar sind.

„Technologisch setzt diese Methodeauf verfahrenstechnische Grundlagenauf, die schon jahrzehntelang zur Ent-stickung von Stationärmotoren, bei-spielsweise in Kraftwerken, in Anwen-dung sind. Dort wird allerdings in derRegel druckgespeichertes Ammoniak-gas für die SCR-Reaktion genutzt, das

für den mobilen Einsatz in Fahrzeugenzuerst noch aus dem Grundstoff Harn-stoff zu generieren ist“, so AndreasKöster, Manager Advanced Engineeringbei Pierburg in Neuss.

Die technische Umsetzung diesesSystems in einem Pkw erfordert demge-genüber Systemeinrichtungen, die zurBevorratung und Konditionierung wieauch zur präzisen Dosierung und Auf-bereitung der Harnstoff-Pellets geeig-net sind. Die Pierburg GmbH hat dazudie Entwicklung eines Festharnstoff-SCR-Systems aufgegriffen, das in denGrundzügen auf den Basistechnologiendes Systems der Universität Kaiserslau-tern bzw. des VFI – Arbeitskreises derVDMA-Gesellschaft für Forschung undInnovation (VFI) mbH aufbaut.

Wesentliche Bestandteile dieser SCR-Systemtechnologie sind mit den Funk-tionen Bevorratung und Konditionie-rung, der Dosierung und Förderung so-

wie der Aufbereitung und der Eindü-sung des Betriebsmittels Harnstoff zubeschreiben.

Dazu Andreas Köster weiter: „Nebender Entwicklung dieser einzelnen Bau-gruppen, die in weiten Teilen mit Kom-ponenten aus dem derzeitigen Pro-duktportfolio der Business Units abge-deckt werden könnten, beschäftigenwir uns auch mit den Aspekten desSystemmanagements und der System-integration auf Fahrzeugebene. Diesbeinhaltet unter anderem auch dieRealisierung einer fahrzeugrelevantenDosierstrategie, die potenziellen Kun-den eine grundsätzliche Implementie-rung und Inbetriebnahme des Systemserleichtern soll. In der Dosierstrategiewerden zum Beispiel Funktionen wieDosiermenge entsprechend des Be-triebkennfelds, das Kaltstartverhaltenoder die Betriebsmittelreichweitener-mittlung abgebildet.“

Nicht zu unterschätzen bei der ge-samten Thematik bzw. auch der techni-schen Realisierung ist der Aspekt, dieSCR-Technologie mittels Harnstoff sokundenfreundlich wie möglich zu ge-stalten. Dabei muss unter anderem dieFrage gelöst werden, wie und in wel-chen Intervallen z.B. das Nachfüllender Harnstoff-Pellets geregelt wird.Zielsetzung ist ein Serviceintervall vonmehr als 30 000 Kilometern.

Eine erste Bewährungsprobe hat dasGesamtsystem mit dem Nachweis ei-ner Grundfunktionalität bei internenwie auch kundenseitigen Motorprüf-standsversuchen schon bewiesen. DieUmsetzung der Systemanforderungenmit Blick auf fahrzeuggerechte Schnitt-stellen und Komponenten wird nebender parallelen Weiterentwicklung desSystems zudem durch den Aufbau undden Betrieb von Versuchsfahrzeugenvorangetrieben. Anne-Kristin Noack

Pierburg jetzt mitTochter in Indien

dp Pune/Neuss. Die PierburgGmbH (Neuss) setzt ihren strategi-schen Kurs der Internationalisierungkonsequent fort. Der weltweit tätigeAutomobilzulieferer hat dazu jetzt ei-ne Tochtergesellschaft im Wachs-tumsmarkt Indien gegründet und er-weitert damit nach der Mitte des Jah-res erfolgten Einweihung einer neuerbauten Produktionsstätte in Brasi-lien („Das Profil“ 3/2006) abermalssein weltweites Standort- und Pro-duktionsnetzwerk.

Die neue indische GesellschaftPierburg India Private Limited wirdihren Sitz künftig in einem der wich-tigsten automobilen Zentren Indiensin Pune (Poona) haben und in einemersten Schritt die Bereiche Applikati-on, Lieferantenqualitätssicherung,Einkauf und Vertrieb abdecken. Da-rüber hinaus beabsichtigt Pierburg,

am Standort Pune eine eigene Ferti-gung für Abgasrückführventile sowieÖl-, Wasser- und Vakuumpumpenaufzubauen. Es wird dabei geplant,die Beschäftigtenzahl in Indien bisEnde 2008 auf rund 100 Mitarbeiterzu erhöhen. Über die eigene Ferti-gungspräsenz hinaus wird Pierburgin Einzelfällen den Markt auch überlokale Lizenznehmer bedienen.

Der Neusser Automobilzuliefererist seit zehn Jahren auf dem indi-schen Markt aktiv und liefert bereitsheute Komponenten an Kunden ausder indischen Automobilindustrie.Mit dem Aufbau einer eigenen Ferti-gung erschließt sich für Pierburg mitseiner weltweit anerkannten Kompe-tenz, unter anderem in den Berei-chen Schadstoffreduzierung und beiPumpen, auch auf dem indischenKontinent ein hohes Marktpotenzial,zumal sich die lokale Abgasgesetz-gebung weiter in Richtung auf inter-nationale Standards entwickelnwird.

Mit Harnstoff gezielt gegen Stickoxide: Pierburg-Experte Heinrich Dismon mit einem Zellenraddosierer für die Festharnstoff-Pellets.

Detailblick ins Systeminnere (v.l.n.r.): Elektronik-Entwicklungsingenieur SvenNigrin, Versuchstechniker Peter Haushälter und Konstruktionsingenieur Udo Rie-dinger begutachten das neue Festharnstoffsystem gegen Stickoxide am Mikroskop.

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Page 3: SCR-Technologie Unternehmerstadt „Mein Freund Alois“ · men Augen einmal das heutige Oberhaupt der katholischen Kir- ... stiegs ist auf die Weitergabe von Materi- ... tik. Eine

Wirtschaft/Messen/MärkteDas Profil 5/2006 Seite 3

RDE-Elektronik für griechische Armee

oho Velestino/Bremen. Einen Groß-auftrag über elektronische Prüfaus-stattung für Leopard-2-Kampfpanzerund Führungssysteme für Bataillons-gefechtsstände der griechischen Ar-mee hat die Rheinmetall DefenceElectronics GmbH (RDE/Bremen) jetzterhalten. Der Wert des Auftrags liegtim zweistelligen Millionenbereich:die Auslieferung der Systeme wird bis2008 abgeschlossen sein. Mit derquerschnittlich nutzbaren Anlage isteine Prüfung der Feuerleitkomponen-ten einer Reihe von Fahrzeugen mög-

lich, neben dem Leopard 2 auch derTypen M48 und Leopard 1.

Die Beauftragung erfolgt als so ge-nannter Mandatsvertrag durch dasKoblenzer Bundesamt für Wehrtech-nik und Beschaffung in Amtshilfe fürdie griechische Seite. Grundlage istdas Regierungsabkommen zwischenDeutschland und Griechenland überden Verkauf von 183 gebrauchtenLeopard-2-Panzern sowie notwendi-ger Peripherie aus Beständen derBundeswehr. An der Instandsetzungdieser Fahrzeuge ist Rheinmetall überseine Tochtergesellschaft Rheinme-tall Landsysteme beteiligt.

Mit dem vorliegenden Auftrag istRDE nun für die Hardware- und Soft-

ware-Ausstattung sowie die taktisch-technische Integration mit dem Nato-interoperablen Führungs- und Infor-mationssystem Iniochos bis ein-schließlich der Führungsebene Batail-lon verantwortlich.

Die gleichzeitig beauftragte Prüf-ausstattung umfasst Prüfmittel und-systeme für alle Materialerhal-tungsebenen, angefangen bei La-sereinrichtungen und Wärmebild-geräten über eine komplette mobi-le Prüfausstattung für elektroni-sche und optische bzw. optroni-sche Baugruppen bis hin zu der Er-gänzung der bereits installiertenDepot-Prüfanlage im griechischenVelestino.RDE: Großauftrag über elektronische Prüfausstattung für Leopard-2-Kampfpanzer.

ls einzige Frau unterden diesjährigen Preis-trägern der Rheinme-tall-Stiftung wird die25-jährige Julia Stumpfaus Hannover für ihreDiplomarbeit „Wirt-

schaftlichkeit von Schirmungsmaß-nahmen an Baukörpern“ prämiert.

Die in Kasachstan geborene Dipl.-Wirtsch.-Ingenieurin, die in ihrer Frei-zeit gerne Basketball spielt, hat sich inihrer Forschungsarbeit mit den Mög-lichkeiten beschäftigt, Räume vorelektromagnetischer Strahlung abzu-schirmen. „Für einen speziellen Kun-denbereich ist die Abschirmung vongroßer Bedeutung. Zum einen kanndadurch verhindert werden, dass derBetrieb gewisser Geräte gestört wird,zum anderen, dass durch AbstrahlungInformationen abgehört werden kön-nen“, erklärt die Hannoveranerin dendoppelten Zweck solcher Abschir-mungsmaßnahmen.

Um eine ausreichende Schirmung zugewährleisten, werden heutzutagebeispielsweise Räume mit einem voll-flächigem Kupferschirm versehen.Diese und ähnliche Maßnahmen, die

auch Türen und Fenster mit einschlie-ßen, sind allerdings aus konstruktiverund finanzieller Sicht mit einem ho-hen Aufwand verbunden.

Forschungsziel der jungen Ingenieu-rin, die – zunächst als Studentin, späterals wissenschaftliche Mitarbeiterin –seit Oktober 2001 an der Uni Hannoverengagiert ist, war es, preisgünstigere,aber ebenso wirksame Alternativen zuden bisher üblichen Maßnahmen zu fin-den. „Die vorliegende Arbeit befasstsich zum einen mit Planung und Ent-

wurf einer Mess-einheit, mit dernormgerechteSchi rmdämp-fungsmessun-gen an Baukör-pern im Fre-quenzbereichvon 100 MHz biszehn GHz durch-geführt werdenkönnen. Zumanderen wurdenin Absprachemit FachleutenBaukörper nachpraxisrelevan-

ten Bauvorschriften und Dimensionenkonzeptioniert, an denen Messungenmittels der Messeinheit durchgeführtund ausgewertet wurden“, skizziertStumpf knapp den Kern ihrer vom Bun-desamt für Sicherheit in der Informati-onstechnik (BSI) in Auftrag gegebenenStudie.

Stumpf hat vier Gruppen von Mate-rialien untersucht: Gipskarton, Kalk-sandstein, Hochlochziegel und Beton.Als Ausgangskörper wurde in jederdieser Materialgruppen ein konventio-

neller, zwei mal zwei Meter großer und20 bis 40 Zentimeter dicker Baukör-per, der gewöhnlich im Hochbau ver-wendet wird, erstellt. Dann wurdenverschiedene Modifikationen an die-sem Grundbaukörper durchgeführtund anschließend hinsichtlich derSchirmwirkung untersucht. Viel Wertwurde dabei darauf gelegt, diese Mo-difikationen mit möglichst geringemAufwand zu erzielen, beispielsweisedurch eine im Gipskartonbaukörper

eingelegte Aluminiumfolie, durch zurBetonmischung beigesetzten Stahlfa-sern oder durch den unter den Putz ei-nes Baukörpers angebrachten Streck-metallmaterials.

Das signifikante Ergebnis: Baumate-rialien mit hohem Anteil metallischerStoffe zeigen gute Schirmwirkung ge-gen elektromagnetische Strahlung.Besonders hervorzuheben sind einBaukörper, der aus einem mit Metallversetzten Kalksandsteinprodukt her-gestellt wird, sowie ein weiterer Bau-

körper, dessen Dämmmaterial mitAluminium kaschiert ist.

Ihr Einsatzgebiet finden die Bau-gruppen aufgrund der verschiedenenFestigkeitsklassen in unterschiedli-chen Bereichen. Als tragende Elemen-te eignen sich Kalksandstein- undStahlbetonwände am besten. DieHochlochziegelwände sind wenigerbelastbar und werden im Wohnungs-und niedrigen Gewerbebau einge-setzt. Gipskartonwände schließlich

können als nicht tragende, leichte In-nenwände verwendet werden.

In der abschließenden wirtschaftli-chen Bewertung der Messergebnissezeigt sich, dass bereits mit einem ver-gleichsweise geringen Aufwand anMehrkosten die Schirmdämpfungenorm gesteigert werden kann. Auch indieser Hinsicht überzeugen die beidenerwähnten Baukörpermodelle. Insbe-sondere im Vergleich zu einer erstnachträglich durchgeführten Abschir-mung bestehender konventioneller

Baumaterialien ergeben sich enormeEinsparmöglichkeiten, wenn bereits inder Planungsphase die Verwendungabschirmfähigen Materials in die Bau-konzeption einbezogen wird.

Zur Zeit führt die erfolgreiche jungeFrau, die sich in ihren freien Stundengerne am Klavier entspannt, ihre For-schungsarbeit auf dem Gebiet derelektromagnetischen Abschirmungs-möglichkeiten bei Baukörpern in einemProjekt an der Uni Hannover fort. bs

Baukörper wirtschaftlich abschirmen

Ehrung: Rheinmetall-Generalbevollmächtigter Ingo Hecke (M.) zeichnete am 2. November 2006 die diesjährigen Preisträger der Rheinmetall-Stiftung – es handelt sich um Dipl.-Wirtsch.-Ing. Julia Stumpf (4.v.l.),Dr.-Ing. Hans Rohs (2.v.l.), Dr.-Ing. Gurakuq Dajaku (4.v.r.) und M.Sc. Tümhan Baysal (2.v.r.) – aus. Beim Fototermin am Konzernsitz in Düsseldorf wurden die vier Nachwuchswissenschaftler von ihren KuratorenProf. Dr. Heyno Garbe vom Institut für Grundlagen der Elektro- und Messtechnik der Universität Hannover (3.v.l.) und Prof. Dr.-Ing. Stefan Pischinger vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen der RWTH Aachen (l.)sowie Prof. Dr. Dieter Gerling vom Institut für elektrische Antriebstechnik der Universität der Bundeswehr München (3.v.r.) und Prof. Dr.-Ing. Dirk Abel vom Institut für Regelungstechnik der RWTH Aachen (r.) begleitet.

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Rheinmetall-Stiftung vergibt in diesem Jahr Stipendien in Höhe von 24000 €

Auszeichnung für engagierten Wissenschafts-Nachwuchsoho Düsseldorf. Stipendien in Höhe

von insgesamt 24 000 € hat die Rhein-metall-Stiftung am 2. November 2006vier Nachwuchswissenschaftlern für ih-re herausragenden Arbeiten auf denGebieten der Automobil- und Elektro-technik sowie der Regelungstechnikverliehen. Ausgezeichnet wurdenDiplomanden bzw. Doktoranden derRheinisch-Westfälischen TechnischenHochschule Aachen, der Universitätder Bundeswehr München und der Uni-versität Hannover.

Mit der Preisvergabe folgt die Rhein-metall-Stiftung ihrem Anliegen, talen-tierte wissenschaftliche Nachwuchs-kräfte zu unterstützen und ihnen zusätz-liche Möglichkeiten der Qualifikation zuerschließen. Die Stipendien im Wert vonje 6000 € sind daher zweckgebundenfür Weiterbildungsmaßnahmen, wiezum Beispiel Forschungsaufenthalte imAusland oder Seminar- und Kongress-teilnahmen. Die Preisvergabe erfolgtseit 2004 nunmehr zum dritten Mal.

Folgende Preisträger wurden von derRheinmetall-Stiftung ausgezeichnet:

★ Dipl.-Wirtsch.-Ing. Julia Stumpf,Universität Hannover: Diplomarbeit„Wirtschaftlichkeit von Schirmungs-maßnahmen an Baukörpern“.★ M.Sc. Tümhan Baysal, RWTH Aachen:Master Thesis „A Linear Quadratic Op-timal Controller Design for a ClutchSynchronisation Process in a HybridElectric Vehicle“.

★ Dr.-Ing. Gurakuq Dajaku, Universitätder Bundeswehr München: Dissertati-on „Electromagnetic and Thermal Mo-deling of Highly Utilized PM Machi-nes“.★ Dr.-Ing. Hans Rohs, RWTH Aachen:Dissertation „Simulation der Emissionvon Ruß und Kohlenmonoxid in Diesel-motoren“.

Anlässlich der Preisverleihung amSitz des Rheinmetall-Konzerns in Düs-seldorf erklärte Ingo Hecke, Generalbe-vollmächtigter der Rheinmetall AG:„Aus unserem Selbstverständnis he-raus als führendes Technologie-Unter-nehmen mit globalem Aktionsradiussehen wir es als unsere Pflicht, enga-gierten Nachwuchskräften eine Chance

zu geben und sie nach Kräften zu för-dern. Denn wir wissen: Kreativität undInnovation sind nicht nur für Rheinme-tall lebenswichtig, sondern sie sindauch die wichtigsten Ressourcen unse-res Landes.“

Rheinmetall steht in seinen beidenUnternehmensbereichen für technolo-gische Spitzenleistungen: Im Automo-tive-Bereich als Entwicklungspartnerrenommierter Automobilhersteller undmit der Defence-Sparte als führenderAusrüster der Bundeswehr.

Hecke: „Schon längst sehen wir unsnicht mehr als Hidden Champion, derseine Leistungen im Verborgenen er-bringt. Das starke Gewicht Rheinme-talls im M-Dax und die in der FinancialCommunity viel beachtete Aktie habenuns in einem Maße in den Fokus ge-rückt, wie wir es uns vor Jahren nichtvorstellen konnten. Zugleich sind dieErwartungen unserer Kapitalgeber ge-stiegen, die aus der Position als erfolg-reicher Technologietreiber und spezia-lisierter Marktführer profitables Wachs-tum erkennen möchten. Dem wollen

wir durch excellente Technik in den Be-reichen Automobil- und Wehrtechnikgerecht werden.“

Aus dem Selbstverständnis heraus, zuden Top-3-Unternehmen in den fürRheinmetall relevanten Märkten zu ge-hören, sehe man es, so Hecke weiter, alsPflicht an, engagierten Nachwuchskräf-ten eine Chance zu geben und sie nachKräften zu fördern: „Denn wir wissen:Kreativität und Innovation sind nicht nurfür Rheinmetall lebenswichtig, sondernsie sind auch die wichtigsten Ressour-cen unseres rohstoffarmen Landes.“

Gerade deshalb müsse man inDeutschland, so Ingo Hecke weiter, allesdaransetzen, mit der zielgerichteten Aus-bildung des Nachwuchses nicht insHintertreffen zu geraten: „In Zeiten desMangels an wissenschaftlichem und vorallem technischem Nachwuchs wollenwir deshalb ein Zeichen setzen und einenkleinen Beitrag leisten. Denn das Human-kapital der Ingenieure und Wissenschaft-ler ist von zentraler Bedeutung für die In-novationskraft und das Wirtschafts-wachstum am Standort Deutschland.“

Der Rheinmetall-Generalbevollmäch-tigte wies in diesem Kontext daraufhin, dass sich der Düsseldorfer Kon-zern neben der Stiftung auch interna-tional auf dem Gebiet der Nachwuchs-förderung engagiert: „So hat die Kol-benschmidt Pierburg AG an der renom-mierten Universität Tongji in Shanghaivor zwei Jahren einen Lehrstuhl fürKraftfahrzeug-Aggregatetechnik gestif-tet. Und im Alltag gibt es zahlreicheVerbindungen zwischen unseren Ge-sellschaften und Hochschulen bzw. In-stituten, die dem wechselseitigenInteresse dienen. Und für gute Studen-ten stehen die Türen für Praktika, Di-plom- und auch Doktorarbeiten offen.“

Ziel der im Jahr 2000 gegründetenRheinmetall-Stiftung ist die Unterstüt-zung der Fortbildung von Führungs-und Nachwuchskräften im Bereich dertechnischen Berufe. Das Stiftungskapi-tal beträgt 510 000 €. Über die Vergabeder Fördermittel entscheidet ein wissen-schaftliches Kuratorium, das sich ausvier namhaften Hochschulprofessorenzusammensetzt (siehe auch Seite 4).

Geehrt: Julia Stumpf

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Wirtschaft/Messen/MärkteSeite 4 Das Profil 5/2006

ine der Auszeichnungen derRheinmetall-Stiftung geht anTümhan Baysal, M.Sc. (Mas-ter of Science) aus Graz.Der 25-jährige, aus Istanbulstammende Ingenieur hatsich in seiner Master Thesis,

die er im Rahmen eines Forschungspro-jektes in Zusammenarbeit mit derDaimlerChrysler AG an der RWTH Aa-chen angefertigt hat, dem Problem deroptimalen Abstimmung der Kupplungin einem Hybridfahrzeug gewidmet.

In einem kombinierten Hybridan-triebsstrang stehen neben dem her-

kömmlichen Verbrennungsmotor (VM)zwei Elektromotoren (E-Motor) alsLeistungsquellen zur Verfügung. Einerder E-Motoren ist direkt an der Aus-gangswelle des VM vor einer elektro-hydraulisch betätigten Kupplung aus-gelegt; der zweite E-Motor befindetsich an der Getriebeeingangswelle.

Durch dieses Konzept ist es möglich,elektrische, serielle und parallele Be-triebsmodi zu realisieren. Im elektri-schen Betrieb sind der Verbrennungs-motor ausgestellt und die Kupplungzwischen den E-Motoren geöffnet –der zweite E-Motor betreibt das Fahr-zeug. Im seriellen Betrieb bleibt dieKupplung weiter geöffnet, wobei derVM den ersten E-Motor als Generatorbetreibt. Während des parallelen Be-triebs ist die Kupplung zwischen denE-Motoren geschlossen, und das Fahr-zeug wird von Verbrennungs- und E-Motoren angetrieben.

Ein Übergang zwischen den verschie-denen Betriebsarten ist mit der Betäti-gung der Kupplung ausführbar, der Kup-

pelvorgang sollte hierbei so gestaltetwerden, dass er die Fahrbarkeit und dieLeistung des Autos nicht beeinflusst.

Dabei stellt die Kupplungsbetäti-gung für den Wechsel auf parallelenBetrieb eine besondere Herausforde-rung dar. Während des Kuppelvor-gangs herrschen gegeneinander ar-beitende Faktoren. Ein komfortablerKuppelvorgang wird nur auf Kostenverlorener Schlupfleistung erreicht,

was wiederum eine Erhitzung derKupplungsscheiben verursacht. Wennman die Schlupfphase möglichst kurzhält, um die Kupplungsscheiben zuschützen, verschlechtert sich die Fahr-barkeit. „Um ein Optimum zwischendiesen Zielen finden zu können, wur-de die so genannte linear quadrati-sche, optimale Regelungstheorie ver-wendet“, erklärt Baysal, dessen wis-

senschaftlicher Werdegang an derTechnischen Universität Istanbul be-gann, seine Vorgehensweise.

Der Ingenieur, der in seiner Studien-zeit an der RWTH Aachen mit einemStipendium für ausgezeichnete Studi-enleistungen im Fach Maschinenbaubelohnt wurde, führt weiter aus: „Derentworfene Regelungsalgorithmus mi-nimiert die Abweichungen von der Re-ferenz für Fahrzeuggeschwindigkeit,

Beschleunigung und Ruck währenddes Kuppelvorgangs durch die Mani-pulation der Normalkraft an den Kupp-lungsscheiben. Dabei liefert der so ge-nannte Beobachter bei jedem Kuppel-vorgang die aktuellen Fahrwiderstän-de für den Regler. Mit dieser Informati-on liefert der Regler den optimalenVerlauf der Kupplungsnormalkraft in-nerhalb der definierten Kuppelzeit.“

Der entwickelte Algorithmus wurdein einer „Software in the Loop“-Simu-lationsumgebung (SiL) mit der verein-fachten Betriebsstrategie getestet. Dieersten Ergebnisse versprechen einenkomfortablen und leistungsfähigenKuppelvorgang unter verschiedenstenBetriebsbedingungen und Systempa-rametern.

Baysal, der seit Januar 2006 für dieMagna Steyr AG als Entwicklungsinge-

nieur arbeitet, wird sich auch weiterhinder Lösung des angesprochenen Prob-lems widmen: „Weiterer Forschungsbe-darf, aufbauend auf dieser Arbeit, be-steht darin, Tests in einer SiL-Umge-bung mit der realen Betriebsstrategieund anschließend in einer ‚Hardware inthe Loop-Umgebung‘ durchzuführen.Damit wird eine konkretere Aussageüber die Studie möglich.“ bs

Kupplung bei Hybridautos optimieren

Hybridautokupplung: Tümhan Baysal

er 34-jährige Dr.-Ing.Hans Rohs aus Düren isteiner der diesjährigenPreisträger der Rhein-metall-Stiftung. Der pas-sionierte Australienfanwird für seine Disserta-

tion „Simulation der Emission von Rußund Kohlenmonoxid in Dieselmotoren“am Lehrstuhl für Verbrennungskraft-maschinen an der RWTH Aachen aus-gezeichnet, die eine Lösungshilfe fürein bisher unerklärliches Problem beider Schadstoffentwicklung bei Diesel-motoren bietet.

Ein wesentliches Ziel bei der Ent-wicklung von Dieselmotoren ist seitlangem die Reduzierung von Schad-stoffemissionen. Neben Stickoxidensind hier vor allem Ruß und Kohlenmo-noxid (CO) zu nennen. Beide sind einProdukt unvollständiger Verbrennungunter Sauerstoffmangel. Die techni-sche Entwicklung hat zunehmend da-rauf abgezielt, die Gemischbildungvon Ruß und CO mit speziellen Maß-nahmen – etwa stetig höhere Ein-spritzdrücke und immer kleinere Dü-senlöcher – zu verbessern, um gleich-zeitig Ruß und CO-Emissionen zu sen-ken. Bis zu einem gewissen Punkt istes auch möglich, die Entstehung bei-der Stoffe parallel zu verringern.

Stiftungspreisträger Rohs erläutertdie Ausgangslage seiner Forschungs-

arbeit: „Seit einiger Zeit stand dieForschung jedoch vor einem uner-klärlichen Problem. Bei den neu-esten Entwicklungen von Dieselmo-toren trat folgendes Phänomen auf:Während der Ausstoß von Ruß durchdie bisher angewandten Methodenweiter zurückging, stiegen die Koh-lenmonoxidemissionen wieder an.“

Vor dem Hintergrund seiner vonRheinmetall ausgezeichneten „Si-mulation der dieselmotorischen Ver-brennung mit Fokussierung auf Ent-stehung und Oxidation der Schad-stoffe Ruß und Kohlenmonoxid“ istsich Rohs sicher, dass man diesesProblem in Zukunft systemtechnischin den Griff bekommen wird. „Die inder vorliegenden Arbeit erstellten Re-chenmodelle liefern erstmals eineplausible Erklärung für das Auftretendes Ruß-Kohlenmonoxid-Konfliktesin der Verbrennung moderner DI-Die-selmotoren mit flexibler Hochdruck-einspritzung“, erläutert der gebürti-ger Aachener, den seine schon seitfrüher Jugend vorhandene Begeiste-rung für Computer zu seiner jetzigenTätigkeit als Berechnungsingenieurgeführt hat, die Ergebnisse seinerakribischen Forschungsarbeit.

„Zur Anwendung kommen dabeiein Rußemissionsmodell – basie-rend auf dem Rußbildungsmodellvon Kasakov und Foster und demFVV-Rußoxidationsmodell – sowie

ein mit Kinetikrechnungen hergeleite-tes 3-Schritt CO-Emissionsmodell. Die-se Emissionsmodelle ergeben in Kom-bination mit dem CFD-Code KIVA 3VRelease 2 und dem FVV-Multizonen-verbrennungsmodell eine gute Über-einstimmung mit den Ergebnissen la-seroptischer Untersuchungen undGasentnahmemessungen im Brenn-raum eines direkteinspritzenden Die-selmotors. Dabei zeigt sich eine starkeAbhängigkeit der Schadstoffbildungs-und -oxidationsreaktionen von derHistorie der T-l-Verteilung im Brenn-raum“, erläutert Rohs wissenschaftli-che Details seiner Forschung.

Im Klartext: Es gibt im Brennraumgroße Bereiche, in denen Ruß und COparallel gebildet und oxidiert werden.Im Gegensatz zum Ruß wird das Koh-lenmonoxid, bedingt durch die hohenTemperaturen in diesen Zonen, wäh-rend der Expansionsphase nahezuvollständig oxidiert. Dagegen gibt es

andere Bereiche im Brennraum desMotors, in denen aufgrund sehrschneller Luftbeimischung eine mage-re, rußfreie Verbrennung mit niedri-gen Temperaturen stattfindet. Zur Er-innerung: CO-Ausstoß entsteht nurdann, wenn ein kohlenstoffhaltigerStoff (hier also der Dieselkraftstoff)nicht vollständig oxidiert wird.

Da in den Bereichen des Brenn-raums, in denen niedrigere Tempera-turen herrschen, die CO-Oxidationschon in frühen Phasen der Verbren-nung einfriert, ist ein vollständigerAbbau des Abgases im Zylinderselbst nicht möglich. „Und genauaus diesen Bereichen stammen dieCO-Abgasemissionen“, so der Be-rechnungsingenieur.

Die Kohlenmonoxidemissionen beimodernen Dieselmotoren kommendemnach nicht aus Zonen mit Sauer-stoffmangel (wie der Ruß), sondernaus solchen, in denen im Gegenteilein hoher Sauerstoffüberschuss zueiner schnellen Abkühlung der Ver-brennung und einem Einfrieren derCO-Oxidation führt. Rohs, der seitApril 2004 bei der FEV Motorentech-nik in Aachen arbeitet, erklärt die Be-deutung seiner Dissertation: „DieseErkenntnis erlaubt für die Zukunft ei-ne weitere Schadstoffabsenkungdurch eine gezielte Anpassung derEinspritzstrategien und Gemischbil-dung in Dieselmotoren.“ bs

Dieselmotor im Fokus: Dr. Hans Rohs

Spezial-Phänomen beiDieselmotoren geklärt

Preisträger 2006: (v.l.) Dr.-Ing. Gurakuq Dajaku, M.Sc.Tümhan Baysal, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Julia Stumpf und Dr.-Ing. Hans Rohs.

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r.-Ing. Gurakuq Dajakuvon der Bundeswehruni-versität in München wirdin diesem Jahr von derRheinmetall-Stiftung fürseine Dissertation „Elec-tromagnetic and Thermal

Modeling of Highly Utilized PM Machi-nes“ prämiert. Der 32-jährige Kosovarehat in seiner Doktorarbeit ein Themabearbeitet, das eine hohe Praxisrele-vanz besitzt. Vom Festplattenlaufwerkin Computern bis hin zum Antrieb fürWerkzeugmaschinen, insbesondereaber als Traktionsmotor in Hybridfahr-zeugen, werden heute Permanentmag-net-Maschinen eingesetzt.

Als elektrisches Antriebssystem fürein Hybridfahrzeug gewinnt die elekt-rische Permanentmagnetmaschine(PM) immer mehr an Bedeutung. Siezeichnet sich durch einen hohen Wir-kungsgrad, gute Drehmomentdichteund konstante Leistung über einenweiten Drehzahlbereich aus. DieseVorteile ermöglichen den Einsatzauch in anderen Bereichen, wie zumBeispiel in der Robotertechnik.

Für eine erfolgreiche Auslegung undDimensionierung dieser hoch effizi-enten elektrischen Maschine ist eine

genaue elektromagnetische und ther-mische Analyse von großer Bedeu-tung. In Dajakus Arbeit werden neue,effektive elektromagnetische undthermische Modelle einer PM-Maschi-ne, die für den Einsatz in einem Hyb-ridfahrzeug vorgesehen ist, vorge-stellt. Unter Verwendung neuer Ma-schinenmodelle lässt sich das elekt-romagnetische und das thermischeBetriebsverhalten einer PM-Maschinesehr genau beschreiben.

Dajaku erklärt für die Fachwelt: „Imersten Teil dieser Arbeit wird die elekt-romagnetische Analyse der PM-Ma-schine beschrieben. Besonderer Wertwird dabei auf die Modellparameterder Maschine gelegt. Während dieSelbst-, Gegen- und dq-Induktivitäten

in vielen Literaturstellen umfassendbeschrieben werden, liegt bei dieserAnalyse der Schwerpunkt in der wei-teren Beschreibung der Strang-Induk-tivität (also synchronen) bei Maschi-nen mit ausgeprägten Polen. Als Er-gebnis wird eine neue, korrekte Be-ziehung für die Stranginduktivität die-ses Maschinentyps hergeleitet. Hie-raus ist zu erkennen, dass die Strang-induktivität nicht von der Rotorposi-tion abhängig ist – anders als in vie-len Literaturstellen angegeben.“

„Der zweite Teil dieser Arbeit bein-haltet die thermische Analyse vonelektrischen Maschinen. Trotz starker

Verbreitung ist die bisher gängige Me-thode, die so genannte „lumped-pa-rameter thermal method“ (LPM), feh-lerhaft, wenn Elemente mit verteilterWärmeerzeugung vorliegen. In derVergangenheit war dieser systemati-sche Fehler unbekannt und wurde mitHilfe von experimentellen Ergebnis-sen korrigiert. Aufgrund der jetztdurchgeführten Modifizierungen undVerbesserungen der LPM wurde einneues Modell für die thermische Ana-lyse von elektrischen Maschinen mitunterschiedlichen Rotortopologienentwickelt. Mit Hilfe dieses neuen Mo-dells lassen sich die thermischen Be-triebszustände von elektrischen Ma-schinen mit hoher Genauigkeit vorher-sagen“, so der Entwickler weiter.

Für den Nicht-Ingenieur heißt das: Inden beiden wichtigen Forschungsbe-reichen (elektromagnetisches undthermisches Verhalten) von Perma-nentmagnetmaschinen hat Dr.-Ing. Gu-rakuq Dajaku durch neuartige analyti-sche Beschreibungen, intensive nume-rische Kontrollrechnungen und aus-führliche verifizierende Messungendie bisherige Modellvorstellung we-sentlich erweitert und verbessert. Dieshat zu einem deutlich besseren Ver-ständnis dieser Art von Technik geführtmit der Konsequenz, dass die Berech-nungen jetzt mit deutlich höherer Ge-nauigkeit möglich sind. bsThema PM-Maschinen: Dr. Gurakuq Dajaku

Das Betriebsverhalten vonPM-Maschinen analysiert

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RLS nutzt Virtual Reality im Entwicklungsprozess

Mittels „Immersion“ in die künstliche 3D-Welt

Kiel. Stetige Veränderungen im Be-reich der Entwicklung und der Produkti-on fordern auf allen Seiten eine ange-messene Anpassung. Die RheinmetallLandsysteme GmbH (RLS) in Kiel zeigtmit einem hochmodernen System(hausintern: Holodeck), wie man schonzu Beginn des Lebenszyklus eines Pro-duktes sinnvoll und effektiv auf diesenWandel reagieren kann und sich somithandfeste Vorteile verschafft, die sichnicht nur auf lange Sicht bezahlt ma-chen. Das Stichwort lautet hier VR – Vir-tual Reality. „Die Einsatzmöglichkeitender Virtual-Reality-Technologie reichenüber den gesamten Produktlebenszyk-lus“, so René Nieprasch, Betreuer derVR-Anlage in Kiel. Möglich machen diesverschiedene Komponenten, die für alledenkbaren Problemstellungen den pas-senden Lösungsansatz ermöglichen.

Das System besteht im ausgeschalte-ten Zustand lediglich aus drei aneinan-dergestellten, überdimensionalen Rück-projektionsleinwänden, die auf den ers-ten, weil oberflächlichen Blick keinenbesonderen Eindruck hinterlassen. So-bald das System – gesteuert von einemhandelsüblichen Computer – indes zumLeben erweckt wird, denkt der Benutzer,er sei in eine völlig andere Welt ge-taucht. René Nieprasch, der mittlerweile50 Prozent seiner Tätigkeit für den ein-wandfreien Betrieb des Systems auf-

bringt, verteilt nach dem Systemstart3D-Brillen. Alle im abgedunkelten Raumbefindlichen Personen könnten spätes-tens jetzt der Meinung sein, dass siesich in einem zum Start bereiten Raum-schiff befinden.

„Das System ist kinderleicht zu bedie-nen; innerhalb einer Stunde kann jederin das Programm eingewiesen werden –dafür muss man kein VR-Fachmannsein“, erläutert René Nieprasch die ein-fache Bedienbarkeit. Ausgestattet miteiner so genannten Masterbrille und ei-ner futuristisch anmutenden Joystick-Fernbedienung, demonstriert der ge-lernte Maschinenbauingenieur nicht oh-ne Stolz die verschiedenen Elementeder Software. „Wir, also RheinmetallLandsysteme in Kiel, verwenden insbe-sondere vier Bausteine des Systeman-bieters IC:IDO: IDO:Review, IDO:Pack-age, IDO:Reflect und IDO:Ergonomics.“

Das IDO:Review-Tool ist dabei die rea-listische, dreidimensionale Darstellungvon digitalen Modellen. Das bedeutet

konkret, dass der Benutzer mit Hilfe der3D-Brille glaubt, er stünde tatsächlichvor dem Fahrzeug oder befände sich gardarin. Objekte können ein- und ausge-blendet, gegriffen, bewegt und gemes-sen werden. „Diese interaktive Begut-achtung an einem 1:1-Modell – und zwarzu einem sehr frühen Zeitpunkt – erhöhtdas Verständnis und auch die Transpa-renz für alle Beteiligten“, so Nieprasch:„Über die VR-Technik wird das intuitivemenschliche Verständnis für die digitaleProduktentwicklung nutzbar gemacht.“

Probleme, die zu diesem Zeitpunktauftreten, können markiert und dannin einer PDF-Datei generiert werden, sodass die erkannte Schwachstelle ext-rem einfach, auch visuell, an andereAbteilungen bzw. Standorte verschicktwerden kann. Zudem ermöglicht die-ses Vorgehen eine mühelose Doku-mentation der Vorgänge.

Ein weiterer Leckerbissen der Anlageist das IDO:Package-Programm, das derzunehmenden Packungsdichte vonBauteilen und deren Montierbarkeit imFahrzeug Rechnung trägt. „Im aktuellenBeispiel beschäftigte uns die Frage, obdie Winde eines Zulieferers durch eineÖffnung in die Wanne des Leopard-Kampfpanzers passt. Dank der VR-Tech-nik konnten wir schon in einem sehrfrühen Stadium erkennen, dass diesder Fall war – die Winde konnte verbautwerden“, macht Nieprasch deutlich.

Der dritte Bestandteil des Programmsist das bereits erwähnte IDO:Reflect.Hier wird dem Benutzer die Möglichkeitgeboten, die spätere Sicht des Fahrerseinzunehmen, um die korrekte Anord-nung und Ausrichtung der Spiegel zuüberprüfen, die ja gerade bei gepan-zerten Fahrzeugen eine besondere Rol-le spielen. Vor allen Dingen kann ge-prüft werden, ob es beim Einsatz vonWinkelspiegeln zu keinerlei Störgeo-metrie und toten Winkeln kommt.

Ein weiteres Element ist der IDO:Ergo-nomics-Systembaustein. „Damit ist derAnwender in der Lage, die Alltagstaug-lichkeit mittels der Masterbrille zu che-cken. Dies ist ein Novum, dass es sonoch nicht gab“, sagt Nieprasch:„Handhabbarkeit und Erreichbarkeitvon Bedienelementen können so prob-lemlos untersucht werden; auch Posi-tionierungs- und Komfortanalysen las-sen sich durchführen. Die einzigartigeBenutzerführung ermöglicht so Anwen-dern aus verschiedenen Fachbereichendie einfache Durchführung von Ergono-mie-Simulationen.“

Die Möglichkeit, in die Daten „einzutau-chen“ und sich wie in der realen Welt umdas Modell herum oder in das Modell hi-nein zu bewegen, ähnlich wie ein Insekt,fasziniert augenscheinlich jeden, derdie Möglichkeit bekommt, ein solchesSystem einmal in Aktion zu erleben.

Das mühelose Drehen und Wenden vonkleinen Werkstücken oder gar ganzenFahrzeugen beeindruckt und hat den gro-ßen Vorteil, dass alle Beteiligten einesProjekts sich leicht verständlich um dieBeseitigung von eventuell zu beheben-den Problemen verständigen können.

Seit 2004 wird das System am KielerStandort der Rheinmetall LandsystemeGmbH eingesetzt. Grundlage für dieseArt der Virtual Reality sind CAD-Daten,die dann in das auf Linux-Basis laufen-de Programm eingespeist werden. DasStuttgarter Unternehmen IC:IDO liefertein System, das derzeit auf Worksta-tions mit einem 2,8 GHz starken Prozes-sor und 2 GB RAM ausgestattet, basiert,René Nieprasch betont jedoch, dassman hier bereits über eine Aufrüstungnachdenkt.

Die Hardware besteht aus drei Rück-projektionsleinwänden, von denen sichzwei fast gegenüberstehen, um den 3D-Effekt erzielen zu können. Vier Kamerassorgen dafür, dass alle mit dem Master-

joystick getätigten Befehle unkompli-ziert an den Rechner weitergeleitetwerden. Diese Kameras sind auch fürdie perfekte Simulation bei Kopfbewe-gungen von Sichtfelduntersuchungenzuständig, da sie unablässig Abständemessen und diese bei den Simulatio-nen verarbeiten. „Das komplette Sys-tem stellt keine besonderen Rauman-forderungen“, so Nieprasch, „obwohlwir uns schon wünschen würden, dassder momentane Standort ein wenigaufgepäppelt wird“, schmunzelt der38-jährige IT-Experte.

Die Vorteile des Systems liegen alsoauf der Hand. Für die Zukunft kann sichRené Nieprasch vorstellen, dass dasSystem einer noch intensiveren Nut-zung zugeführt werden kann. „Jeder,der die virtuelle Realität gezeigt be-kommt, ist begeistert“, fügt er hinzu.Das Potenzial des Systems ist momen-

tan jedoch noch nicht komplett ausge-schöpft. Eine Integration in den voll-ständigen Produktionsprozess bezie-hungsweise die zentrale Einbündelungin den Prozess wäre durchaus möglich.„Ein System wie dieses muss gelebtwerden! Daher ist es auch eines unse-rer Ziele, möglichst viele Personen indie Prozesse mit einzubeziehen.“

Das Optimum wäre aus Sicht des Kie-ler VR-Experten, dass schon vor der ei-gentlichen Produktion Bauteile abge-nommen werden, um Fehler zu vermei-den. Abteilungsübergreifendes Arbei-ten könnte so dabei helfen, Kosten zusparen. Auch dies ist denkbar: Das mit-tels Virtual Reality mögliche, zeitglei-che Bearbeiten eines Projekts an zweiverschiedenen Standorten könnte zurReduzierung von Reisekosten führen.In nicht allzu ferner Zukunft könnteman sich, so Nieprasch weiter, zudemüberlegen, ob es sinnvoll wäre, mit ei-nem solchen System auch auf Messenpräsent zu sein. Kolja Kluge

irtual Reality (VR) –ein Schlagwort, des-sen Bedeutung nichtjedem sofort klar ist.Dies mag unter ande-rem daran liegen,dass diese Art der Da-

tenverarbeitung und Datennutzungnoch gar nicht so lange in den gro-ßen Maschinen- und Fahrzeugbau-unternehmen anzutreffen ist. DerHauptgrund ist wohl, dass es erstseit einigen Jahren möglich ist, einederart große Menge von Daten so zupräsentieren, dass der Begriff der ei-gentlichen Bedeutung gerecht wird.

„Virtual Reality“ ist eine Wort-schöpfung von Jaron Lanier (46),der als einer der Pioniere auf die-sem Sektor bezeichnet wird. Diedeutsche Übersetzung lautet „er-dachte Wirklichkeit“ oder „mögli-che Wirklichkeit“. Gemeint ist damitdie Darstellung und gleichzeitigeWahrnehmung der Wirklichkeit undihrer physikalischen Eigenschaftenin einer Echtzeit computergenerier-ten virtuellen Umgebung.

Dies hört sich komplizierter an alses ist, denn Virtual Reality versuchtschlicht und ergreifend nichts ande-res, als die Umwelt oder aber ein1:1-Modell so wirklichkeitsgetreuwie möglich darzustellen. Um ein

Gefühl der Immersion – also für dasEintauchen in eine Szene der virtuel-len Realität – zu erzeugen, werdenzur Darstellung spezielle Ausgabe-geräte benötigt, für die Interaktionmit der virtuellen Welt spezielleEingabegeräte. Oftmals handelt essich dabei um so genannte Space-mouses oder Datenhandschuhe.

Ein sehr bekanntes Einsatzgebietder Virtual Reality sind beispiels-weise Flugsimulatoren (z.B. derRheinmetall Electronics GmbH).Aber auch in der übrigen Industriewird verstärkt mit Hilfe dieser virtu-ellen Prototypen gearbeitet. Im Be-reich des wehrtechnischen Fahr-zeugbaus ist die Rheinmetall Land-systeme GmbH in Kiel einer derBranchen-Vorreiter. Derzeit ist dasUnternehmen der einzige Herstel-ler von gepanzerten Fahrzeugen,der die virtuelle Realität einsetztund somit schon sehr früh in diePlanungsprozesse integriert. kk

René Nieprasch von der Rheinmetall Landsysteme GmbH hat den Puma-Schützenpanzer im virtuellen Blick. In der Hand hältder 38-jährige CAD/PDM-Systemingenieur den Joystick, mit dem das moderne Virtual-Reality-Gesamtsystem gesteuert wird.

Systemkonzept via VR: RLS-Entwicklungsingenieur Border Lüers (r.) und sein Kollege Jan Wintjen bei einer Konstruktionsbesprechung am Pionierpanzer AEV Kodiak.

Nahe an derWirklichkeit

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Wirtschaft/Messen/MärkteSeite 6 Das Profil 5/2006

Startschuss für ein ehrgeiziges Stadtentwicklungsprojekt in der NRW-Landesmetropole – die „Unternehmerstadt – Arbeiten und Leben“ im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf: Mit dabei (v.l.n.r.) Dr. Udo Siepmann(Hauptgeschäftsführer IHK Düsseldorf), Düsseldorfs Planungsdezernent Dr. Gregor Bonin, Josef Nagel (Nagel Immobilien Consulting), Peter Thunnissen (Geschäftsführer Paul Schmalenbach GmbH), Moderato-rin Astrid Frohloff, MediaCom-Chef Jürgen Blomenkamp, Thomas Krause (Direktor InnSide Hotels) sowie Jochen Grote (Geschäftsführer Deutsche Oper am Rhein) und Peter Melerski (Vorstand Ernst & Young AG).

Wohnen und Arbeiten auf historischem Areal

Startschuss für dieneue Unternehmerstadt

o vor nunmehr 117Jahren der Inge-nieur Heinrich Ehr-hardt den Grund-stein für den heuti-gen Rheinmetall-Konzern legte, wur-

de jetzt ein neues städtebauliches Ka-pitel aufgeschlagen. „Unternehmer-stadt – Arbeiten und Leben“ – unterdiesem Motto erfolgte am 9. Oktober2006 der Startschuss für ein ehrgeizi-ges Stadtentwicklungsprojekt in Düs-seldorf-Derendorf. Die Rheinmetall Im-mobilien GmbH (RIG) in Düsseldorfund die Bauwert Property Group (Ber-lin), die gemeinsam die Standort- undProjektentwicklung betreiben werden,stellten das Großvorhaben erstmalsder Öffentlichkeit vor. Zur Kick-Off-Ver-anstaltung kam auch der Oberbürger-meister der nordrhein-westfälischenLandeshauptstadt, Joachim Erwin.

Auf dem früheren Rheinmetall-Pro-duktionsgelände im DüsseldorferStadtteil Derendorf wird ein rund90 000 Quadratmeter umfassendesAreal in ein attraktives Umfeld umge-wandelt, in dem die LebensbereicheWohnen und Arbeiten in idealtypischerWeise verbunden werden. Dabei wirddas Gesamtareal mitten in der StadtDüsseldorf Hand in Hand mit der städ-tischen Planung für das regionale Um-feld ganzheitlich entwickelt und einneuer Anziehungspunkt geschaffen.Hochwertige Architektur, verbundenmit einem Freiraumkonzept hoher Auf-enthaltsqualität, wird neue städtebau-liche Akzente setzen und positive Aus-strahlung weit über die Region hinaushaben. Eine Stadt in der Stadt entsteht– die Kombination eines hochwertigenArbeitsumfelds mit Rückzugsmöglich-keiten ins Private, die ideale Verbin-dung von Familienleben und Karrierean ein und demselben Standort.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Joa-chim Erwin: „Das Stadtentwicklungs-projekt Derendorf ist ein gutes Beispielfür eine fruchtbare Zusammenarbeitvon privaten Investoren und der öffent-lichen Hand. Ein ehemaliger industriel-ler Standort der Schwerindustrie wirdfit gemacht für die Zukunft. Leben undArbeiten werden verknüpft. Mit ihremVorhaben greifen Rheinmetall und Bau-wert maßgebende Zukunftstrends aufund binden diese vorbildlich ein.“

Auf dem Gelände, das von Heinrich-Ehrhardt-Straße, Ulmenstraße und Ra-ther Straße umfasst wird, haben dieBagger ihre Arbeit bereits aufgenom-men. Im Zentrum der Unternehmer-stadt entstehen – wie bereits ausführ-lich vorgestellt („Das Profil“ 2/2006) –in zwei Bauabschnitten mehr als 150Wohnungen, realisiert durch diePaul Schmalenbach GmbH.

Das „Lighthouse“, „casa altra“ und„Delta D“ sowie das „Loft 12“ plus Ho-tel, die beide von RGI/Kai18 realisiertwerden, sind weitere anspruchsvolleBauvorhaben, die den Übergang desfrüher industriell genutzten Geländeszu einer attraktiven Dienstleistungs-und Wohnlandschaft symbolisieren.Insgesamt werden noch rund 15 000Quadratmeter Wohnfläche und 85 000

Quadratmeter für gewerbliche (haupt-sächlich Büronutzung) neu entstehen.

Für das Projekt „Loft 12“ konnte be-reits ein prominenter Mieter gewonnenwerden. So wird mit MediaComDeutschlands größte Medienagenturmit den 400 Mitarbeitern ihrer Unter-nehmenszentrale eine Fläche von rund9000 Quadratmetern im „Loft 12“ bele-gen, das aus dem Umbau und der Er-weiterung eines Bestandsgebäudes ander Heinrich-Ehrhardt-Straße entste-hen wird.

Unmittelbar gegenüber wird bis Anfang2008 ein neues „4-Sterne-plus“-Hotelmit 160 Gästezimmern für die renom-mierte InnSide-Hotelgruppe realisiert,das von der hervorragenden Lage zwi-schen der Düsseldorfer Innenstadt, demnahe gelegenen Flughafen und der Mes-se als Standortvorteil profitieren wird.

Erste Schritte zur Umwidmung desGeländes hat die Rheinmetall Immobi-lien Gesellschaft nach der 1993 erfolg-ten Verlagerung der Produktion in dieniedersächsische Südheide bereitsMitte der neunziger Jahre des 20. Jahr-hunderts unternommen. Das „LivingOffice“ an der Rather Straße beher-bergt heute bereits Büros, Gastrono-mie, Arztpraxen sowie einen Fitness-Club und wird derzeit um ein Wohnge-bäude (LO2) ergänzt.

Ein Vorzeigeobjekt ist auch die frühe-re Rheinmetall-Werkshalle 29, in dernach umfassender Modernisierungdurch den neuen Eigentümer Gerry We-ber AG weitere renommierte Modela-bels – u.a. Brax, Otto Kern, Pierre Car-din – mittlerweile eine repräsentativeAdresse gefunden haben.

Klaus Eberhardt, Vorstandsvorsitzen-der der Rheinmetall AG: „Als eines derältesten Unternehmen in Düsseldorf istder Name Rheinmetall seit über 100 Jah-ren eng mit der Stadt und der Region ver-bunden. Wir sind stolz darauf, mit derzeitgemäßen Umwidmung unseres ehe-maligen Produktionsgeländes ein Zei-chen zu setzen für moderne Lebensver-hältnisse und einen attraktiven Unter-nehmensstandort Düsseldorf.“

RIG-Geschäftsführer Dr. H. JürgenWolff: „Die Unternehmerstadt soll glei-chermaßen ein Magnet sein für Unter-nehmen, die sich für einen repräsenta-tiven Standort entscheiden, wie fürmoderne Arbeitnehmer, die auch imPrivaten unternehmerisch denken: Ei-geninitiativ und erfolgsorientiert neh-men sie ihr Leben selbst in die Hand,halten Arbeiten und Leben in der Ba-lance und suchen für sich und ihre Fa-milie ein optimales Lebensumfeld.“

Dr. Jürgen Leibfried, Geschäftsführerder Bauwert Property Group, ergänzt:„Mit der Unternehmerstadt wollen wir– bewusst als deutsches Markenzei-chen – auch international eine Quali-tätsmarke etablieren. Denn Entschei-der und Investoren rund um den Glo-bus schätzen deutsche Zuverlässigkeitund unternehmerische Eigeninitiativeals typische Werte.“

„Unser integratives Nutzungskon-zept, das auf intensiver Marktfor-schung und umfangreichen Befragun-gen potenzieller Interessenten basiert,stellt den Begriff der ‚work-life-balance‘in den Mittelpunkt“, unterstreicht RIG-Geschäftsführer Dr. H. Jürgen Wolff.„Dabei werden die Faktoren Leben undArbeiten in hohem Maße in Einklanggebracht und ergänzt durch eine Viel-zahl zeitgemäßer Serviceangebote.“

Abwechslungsreiche Gastronomie,eine neue umfassende Form der Kin-derbetreuung, ein buntes kulturellesVeranstaltungsangebot, Dienstleistun-gen wie Hausmeister-, IT- und Einkaufs-service sollen hohe Lebensqualität imneuen urbanen Zentrum gewährleis-ten. Mit diesem modernen Konzeptwird dem aktuellen Wunsch vieler Men-schen begegnet, die in zunehmendemMaße wieder urban leben wollen, mitentsprechend individuellen und sehrmodernen Wohn- und Büroformen.

Studien belegen den Trend zur Rück-kehr junger Familien zum innerstädti-schen Wohnen, um Beruf und Familien-leben besser vereinen zu können. Dr.Jürgen Leibfried, Bauwert: „Kurze Wegezur Arbeit und eine komplette Infra-struktur am Wohnort – unser Standortverbindet diese wichtigen Faktorenund schafft einen spürbaren Mehrwertfür berufstätige Menschen und ihre Fa-milien.“ (Siehe auch Seite 7.) oho

Präsentierten das Projekt „Unternehmerstadt – Arbeiten und Leben“ am 9. Oktober 2006 im Rahmen einer medienwirksamen „Kickoff“-Veranstaltung: Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin (2.v.l.) und Rheinmetall-Konzernchef Klaus Eberhardt (2.v.r.),umrahmt von RIG-Geschäftsführer Dr. H. Jürgen Wolff (l.) und Dr. Jürgen Leibfried, Geschäftsführer der Bauwert Property Group.

Prominenter Mieter für das Projekt „Loft 12“: Die Firma MediaCom, Deutschlandsgrößte Medienagentur, wird mit den 400 Mitarbeitern ihrer Unternehmenszentraleeine Fläche von rund 9000 Quadratmetern im „Loft 12“ belegen, das aus dem Um-bau und der Erweiterung eines Bestandsgebäudes an der Heinrich-Ehrhardt-Stra-ße entsteht. Unmittelbar gegenüber wird bis Anfang 2008 ein neues „4-Sterne-plus“-Hotel mit 160 Gästezimmern für die renommierte InnSide-Hotelgruppe reali-siert, das von der hervorragenden Lage zwischen der Düsseldorfer Innenstadt,dem nahe gelegenen Flughafen und der Messe als Standortvorteil profitieren wird.

Das für das Eckgrundstück im Kreuzungsbereich Heinrich-Ehrhardt-/Rather Straße konzipierte Delta-D-Bürogebäude bestehtaus zwei Hauptkörpern, die das 1916 erreichtete und 1999 sanierte Backsteingebäude integrieren. Dazwischen entsteht einBinnenraum, der die Ecksituation städtebaulich mit der neuen Erschließungsstraße auf dem Rheinmetall-Gelände verbindet.

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Wirtschaft/Messen/MärkteDas Profil 5/2006 Seite 7

Rheinmetall-Gelände in Düsseldorf im Wandel der Zeit

Das Ex-Industriearealverändert sein Gesicht

dp Düsseldorf. Neuausrichtung und Umgestaltung: Seit der Verlagerungder früheren Rheinmetall-Produktion nach Unterlüß in die niedersächsi-sche Südheide im Jahre 1993 hat sich das Gesicht des ehedem rund90 000 Quadratmeter großen Firmengeländes im Düsseldorfer StadtteilDerendorf nachhaltig verändert. Die folgende Zusammenstellung gibt diewichtigsten städtebaulichen bzw. nutzungsspezifischen Meilensteine wieder.

★ Seit 1889 wurde das Industriegelän-de im Bereich der Ulmen-/Heinrich-Ehrhardt-/Ratherstraße als wehrtechni-scher Produktions- und Verwaltungs-standort von Rheinmetall genutzt.

★ 1993 wurde der ursprüngliche Pro-duktionsstandort in Düsseldorf-Deren-dorf aufgegeben und komplett in dieLüneburger Heide (Unterlüß) verlagert.

★ 1994 wurde das Gesamtgelände vonder Rheinmetall AG auf die damaligeRheinmetall Immobilien Gesellschaft(heute RIG) übertragen. Die Büro- undHallenflächen wurden seitdem erfolg-reich und zu Marktkonditionen an ex-terne Dienstleistungs- und Verwal-tungsunternehmen vermietet. Die Mie-terstruktur reicht von Unternehmen ausder Telekommunikations- und Mode-branche, Werbeagenturen, Architek-ten, Kleinkunsttheater über Stahlbauerbis hin zu Automobilzulieferbetrieben.

★ Parallel wurde 1994 im Rahmen ei-nes städtebaulichen Wettbewerbesdurch ein von Rheinmetall beauftragtesArchitekturbüro die Rahmenplanungzur Vorbereitung eines Bebauungspla-nes für das Gesamtgelände entwickelt.Ziel dieser Planung war es, im Zuge ei-

ner strukturellen Gesamtveränderungdes Stadtteils Derendorf das Industrie-gelände einer hochwertigeren Büro-und Wohnnutzung zuzuführen und neuzu bebauen. Gleichzeitig sollten einigealte Industriegebäude auf dem Geländeerhalten werden, um so eine eigeneIdentität des Geländes zu betonen.

★ 1997 wurde das Grundstück Rather-/Metzer Strasse nach Schaffung vonentsprechendem Baurecht zur Errich-tung von rund 200 – teils frei finanzier-ten, teils öffentlich geförderten – Woh-nungen an die Firma Boss Bau/Rhein-wohnungsbau veräußert.

★ 1998 wurde das ehemalige Stamm-haus von Rheinmetall an der Ulmen-straße durch RIG kernsaniert und miteinem modernen Glasbüroanbau er-gänzt (1999 – Bezug des Gebäudesdurch die Rheinmetall AG). Im selbenJahr sowie im Jahr danach wurde dieSanierung der Gebäude 12 (RatherStraße 49a) und Gebäude 36 (RatherStraße 110b) durch RIG durchgeführt.

★ 2000 wurde das Gebäude 27 nachProjektentwicklung durch RIG an dieFeri Real Estate GmbH verkauft und imAnschluss durch Feri komplett saniert.Die Vermarktung des Objektes läuft un-ter dem Namen „Living Office“. Zwi-schenzeitlich sind 80 Prozent des Ge-bäudes an verschiedene Nutzer (u.a.Gastronomie Cubar, Showroom/Mo-re&More, Büronutzung/Yacht, Arztpra-xen, Fitness Club) vermietet.

★ Ebenfalls im Jahr 2000 wurde dasseinerzeit von Rheinmetall als Erweite-rungsfläche erworbene „alte Schlacht-hof-Gelände“ nach erfolgreicher Um-widmung und Entwicklung als Ein-kaufszentrum an die CM Immobilien-Entwicklung GmbH veräußert, von die-ser unter dem heute bekannten Namen

„Forum Derendorf“ vermietet, errichtetund von einen Fonds der HSBC Trink-aus & Burkhardt ins Portfolio aufge-nommen.

★ 2001 wurde die zuvor von RIG mitentsprechender Nutzungsänderungversehene zweigeschossige Halle 29 andie Gerry Weber AG verkauft. Die Halle,insbesondere deren Außenfassade,wurde umgebaut und durch vorgelager-te neue Aufzugstürme aus Glas ergänzt.Das Obergeschoss der Halle ist zwi-schenzeitlich komplett an die Modeun-ternehmen Gerry Weber, Bianca, Brax,Kabri und Ahlers zur Showroomnutzung

vermietet. Im Erdgeschoss der Halle ha-ben sich darüber hinaus in diesem Jahrdrei weitere Unternehmen aus der Mo-debranche eingemietet. Das Objekt-management erfolgt weiterhin im Auf-trag von Gerry Weber durch RIG.

★ Ebenso wurde im Jahre 2001 das bisdahin noch in die Gesamtplanung ein-gebundene Werk IV an die DaimlerChrysler AG verkauft. Hier entstand zwi-schenzeitlich ein weiterer Produktions-

standort für die neue Generation desTransporters „Sprinter“. Eine Teilflächedes Werk IV – und zwar die Gebäude 12(Rather Straße 49a), Gebäude 3 sowiedie Halle 2/7 – wurden aus dem Ge-samtgrundstück Werk IV herausparzel-liert und ebenfalls 2001 veräußert. Dieheutigen Eigentümer (z.b. West Invest)führen die Nutzung der Gebäude 12 und3 unverändert fort; so hat das Modeun-ternehmen Diesel hier seinen deut-schen Hauptsitz. Die Halle 2/7 wurdezwischenzeitlich saniert und als attrak-tives Loft an Unternehmen aus der Mo-debranche (u.a. Puma) vermietet.

★ 2003 wurde die Rheinmetall-Haupt-verwaltung von RIG an die Max GrundigStiftung (MGS) veräußert. Rheinmetallist seither Mieter des Bürogebäudes;RIG erbringt für die MGS das kaufmän-nische und technische Objektmanage-ment sowie für die Rheinmetall AG dasinfrastrukturelle.

★ 2005 wurde das im von RIG erarbei-teten Bebauungsplan als WA1 bezeich-nete Wohnungsgrundstück an Peter

Thunnissen/Paul Schmalenbach GmbHzur Errichtung von rund 150 Miet- undEigentumswohnungen verkauft.

★ 2006 beginnt neben dem Woh-nungsbau auf dem Grundstück WA1auch die Rheinland Bau- und Projekt-entwicklung GmbH auf dem südlichenGrundstücksteil des „Living Office“ einfreistehendes Wohngebäude, das LO2bauen, das acht Geschosse haben unddeutliche Akzente der Industriearchi-tektur aufweisen wird. Im Innenbereichbietet das Gebäude 13 exclusive Eigen-tumswohnungen als Lofts, alle zweige-schossig mit Lufträumen. On Top: eine

Privat-Lounge mit sehr schöner Aus-sicht. Das Erdgeschoss ist der Busi-ness-Nutzung vorbehalten.

★ 2006 wird auch Beginn der Kernsa-nierung des ehemals als Produktions-halle genutzten Gebäudes 12 sein. DasProjekt wurde von RIG unter dem NamenLoft 12 entwickelt und zwischenzeitlichan eine Kooperation zwischen RGI(Ruhrkohle Gewerbe Immobilien GmbH)und Kai18 (ein Unternehmen des Düs-

seldorfer Architekten Jürgen Overdiek)veräußert. Der von RIG gemeinsam mitdem Maklerbüro Jones Lang LaSalle in-teressierte Mieter MediaCom (Deutsch-lands Nr. 1 der Mediaagenturen) hatden Mietvertrag inzwischen bei RGI/Kai18 unterzeichnet und wird seineneuen Geschäftsräume voraussichtlichEnde 2007 mit rund 400 Mitarbeiternbeziehen. Die neuen Eigentümer wer-den das Loft 12 um ein Geschoss erhö-hen und es im Süden mit einem rund7000 Quadratmeter großen Neubau er-gänzen, in dem Anfang 2008 ein Vier-Sterne- + InnSide-Hotel eröffnen wird.

Die Düsseldorfer Bauunternehmung Peter Thunnissen/Paul Schmalenbach Projektentwicklungs GmbH wird auf dem 2005 er-worbenen, knapp 14 000 Quadratmeter großen Grundstück in zwei Bauabschnitten gehobenen Wohnungsbau mit rund 150Miet- und Eigentumswohnungen realisieren. Das Projekt ist fester Bestandteil des integrativen „Unternehmerstadt“-Nut-zungskonzepts: Dabei werden die Faktoren Leben und Arbeiten in hohem Maße in Einklang gebracht und ergänzt durch eineVielzahl zeitgemäßer Serviceangebote – zum Beispiel abwechslungsreiche Gastronomie, eine neue umfassende Form derKinderbetreuung, ein buntes kulturelles Veranstaltungsangebot, Dienstleistungen sowie Hausmeister-, IT- und Einkaufsservice.

Neuausrichtung und Umgestaltung: Seit der Verlagerung der früheren Rheinmetall-Produktion nach Unterlüß in die niedersächsische Südheide im Jahre 1993 hat sich das Gesicht des ehedem 90000 Quadratmetergroßen Firmengeländes im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf nachhaltig verändert – die vier Fotoimpressionen (v.l.) mit Gerry-Weber-Halle, Rheinmetall-Konzernsitz und „Living Office“ dokumentieren diesen Wandel.

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Wo in Düsseldorf-Derendorf derzeit noch die Bagger am Werk sind, entsteht als „Unternehmerstadt“ ein städtebauliches Areal, in dem die Lebensbereiche Wohnen und Arbeiten in idealtypischer Weise verbundenwerden. Dabei wird der Gesamtbereich mitten in der NRW-Landeshauptstadt Hand in Hand mit der städtischen Planung für das regionale Umfeld ganzheitlich entwickelt und ein neuer Anziehungspunkt geschaffen.

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Wirtschaft/Messen/MärkteSeite 8 Das Profil 5/2006

Konzernumsatz kletterte um sechs Prozent auf 2,57 Milliarden €

Rheinmetall mit stabilem WachstumDer Unternehmensbereich Defence

hat den Umsatz in den ersten neun Mo-naten des laufenden Geschäftsjahresum vier Prozent auf 922 Millionen € ge-steigert und erwartet den Umsatz-schwerpunkt branchentypisch im vier-ten Quartal. Dabei stehen national dieBundeswehr-Aufträge für das gepan-zerte Transportfahrzeug „Boxer“ undfür das „FührungsinformationssystemHeer“ im Mittelpunkt. Internationalsind es vor allem Aufträge für moderneFlugabwehrsysteme. Mit einem Ergeb-nis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT)von 43 Millionen € im Berichtszeit-raum hat Defence den Vorjahreswertum elf Millionen € übertroffen und da-

mit die EBIT-Rendite von 3,6 Prozent imVorjahr auf 4,7 Prozent gesteigert.

Zum Ausblick für 2006: Rheinmetallerwartet im laufenden Geschäftsjahrdie Fortsetzung des stabilen Wachs-tumskurses. Das Ziel eines durch-schnittlichen organischen Wachstumsvon jährlich mindestens fünf Prozentwird auch für 2006 bekräftigt.

Die bisherige Prognose für das Jah-resergebnis 2006 basierte auf der Prä-misse einer raschen und nachhaltigenBeruhigung auf den Rohstoffmärkten.Nach einer Rohstoffpreisbelastung von13 Millionen € im ersten Halbjahr 2006ist es – entgegen den Erwartungen –am Beginn des vierten Quartals 2006zu wieder ansteigenden Rohstoffprei-

sen gekommen. Aus heutiger Sicht istdaher mit einer Gesamtbelastung ausder Rohstoffpreisentwicklung von rund20 Millionen € im Geschäftsjahr 2006zu rechnen.

Diese Belastungen, die der Automo-tive-Bereich zu verkraften hat, werdenmit der anhaltend guten Ergebnisent-wicklung im Defence-Geschäft und ei-ner nachhaltig hohen operativen Per-formance in allen Geschäftsbereichendes Konzerns nicht auszugleichensein. Für den Bereich Automotive rech-net Rheinmetall im letzten Quartal deslaufenden Geschäftsjahres jedoch miteinem gegenüber dem dritten Quartal2006 wieder deutlich steigenden ope-rativen Ergebnisbeitrag.

(Fortsetzung von Seite 1)

Der Unternehmensbereich Automotive – er liefert für den neuen Audi-R 8-Sportwa-gen den 8-Zylinder-Aluminiummotorblock, Motorenlager und Permaglide sowieMagnetventile – erzielte in den ersten drei Quartalen des Jahres 2006 Umsatzerlösevon 1,645 Milliarden € und übertraf damit den Vorjahreswert um 115 Millionen €.

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„Drive“ bringt Verbesserungspotenziale ans Licht

FMEA-Prozesse wurdenganz gezielt optimiert

pm/wl/ps Neuss. Die steigendeKomplexität etwa der innovativen me-chatronischen Produkte der Pierburg-Gruppe erfordert eine gemeinsame Be-arbeitung von Mechanik-, Elektronik-und Software-Komponenten im Rah-men der FMEA-Analyse; darüberhinaus machte die Einführung des„Drive“-Prozesses durch nicht einheit-liche und mit unterschiedlichen Toolserstellte FMEA-Methoden deren An-passung notwendig. Mittels dieserFehler-, Möglichkeits- und Einfluss-Analyse sollen durch entwicklungs-und planungsbegleitende System- undRisikoanalysen frühzeitig möglicheFehler erkannt werden, um deren Ent-stehung bereits im Vorfeld der eigentli-chen Entwicklung durch geeigneteMaßnahmen abwenden zu können.Ziel der FMEA ist es, durch Anwendungeiner systematischen Methodik Fehler-kosten zu vermeiden und die Qualitätdes Produktes zu verbessern. Durchfrühzeitige Anwendung ermöglicht sieeine kostenoptimale Schwachstellen-beseitigung.

Die Grundregel dieses Instruments istes, während der Entwicklungs- und Pla-nungsphase die Reife des Produktesund der Prozesse zu hinterfragen undzu bewerten sowie mögliche Fehler zuerkennen und Maßnahmen zu derenVermeidung einzuleiten. Sie wird daherals Produkt-FMEA (auch Konstruktions-oder Design-FMEA) begleitend zur Ent-wicklung und als Prozess-FMEA in derFertigungsprozessplanung erstellt:

★ Die Produkt-FMEA untersucht ent-wicklungsbegleitend Systeme, Teilsys-teme oder Konstruktionen hinsichtlichRisiken. In ihr werden Maßnahmen, mitdenen diese Risiken minimiert werden,definiert und nach Vorlage der Ergeb-nisse neu bewertet.

★ Die Prozess-FMEA analysiert dage-gen die Herstell-, Montage- und Logis-tikprozesse des Produkts. Dabei wer-den die möglichen Abweichungen be-trachtet und Maßnahmen zur Sicher-stellung der Qualitätsanforderungenan Abläufe und Produktmerkmale defi-niert.

Peter Seggewiß, in der zentralen Ent-wicklung zuständiger Leiter des Com-petence Centers Verification Simula-tion, in dem auch die Produkt-FMEA-Moderatoren arbeiten, erläutert denAnsatz der jetzt vollzogenen Optimie-rung: „Der neue Prozess soll durch diestrukturierte Vorgehensweise und dieNutzung des teamspezifischen Know-hows sicherstellen, dass frühzeitigauch komplexe Risiken erkannt werdenund dass man zielgerichtet an derenVermeidung arbeiten kann.“ Dazu wur-de auf Initiative des Bereiches Zentra-les Qualitätsmanagement ein Projekt-team gegründet, das „repräsentativ“die zukünftigen Anforderungen an ei-nen einheitlichen und durchgängigenFMEA-Prozess analysiert, Verbesserun-

gen erarbeitet und in konkreten Pilot-projekten testet.

Das Team, bestehend aus dem Steu-erkreis, dem globalen Prozess-Model-lierungsteam mit vier Vertretern derWerke, zwei Vertretern der BusinessUnits, drei Vertretern aus der zentralenEntwicklung, zwei Mitarbeitern derZentralen Qualität sowie dem Feed-back-Team, startete seine Aktivitätenbereits im Oktober 2005. Das Prozess-Modellierungsteam hat die Aufgabe,den FMEA-Prozess zu beschreiben unddie Pilotprojekte zu unterstützen. DasFeedback-Team soll die Einbindung al-ler Entwicklungs- und Werksinteressengewährleisten.

„Zunächst haben wir begonnen, denIst-Prozess zu analysieren“, so AchimBrömmel, Leiter des Bereiches Zentra-les Qualitätsmanagement und Mitglied

des bereits genannten Steuerkreises:„Diese Analyse ergab, dass die Pier-burg-Werke zum Teil mit unterschiedli-chen Ansätzen bei der Erstellung derFMEA vorgehen, mithin also kein ein-heitlicher Prozess existiert. Des Weite-ren wurde erkannt, dass der interdiszip-linäre Ansatz eines Expertenteams bis-her nicht ausreichende Berücksichti-gung bei der FMEA-Bearbeitung fand.“

Absicht des Projektes war es außer-dem, mittels eines verbesserten FMEA-Prozesses das Hauptziel des Drive-Pro-jektes – das so genannte Frontloading– zu unterstützen. Durch das frühe Auf-decken von möglichen Risiken kannbereits in einer frühen Projektphaseentgegengesteuert werden; darüber hi-

naus können frühzeitig eventuelle Ge-genmaßnahmen eingeleitet und somitProjektkosten reduziert werden.

„Nachdem die Ziele des Projektesfestgelegt worden waren, haben wirvon Januar 2006 an damit begonnen,die Anforderungen der verschiedenenBereiche an den FMEA-Prozess zu defi-nieren“, so Brömmel weiter. Danachbegann das Team im März dieses Jah-res mit der „Beratungs-Phase“. Anhandeines Pilotprojektes – der neuartigen,hochmodernen elektrischen Kühlwas-serpumpe – wurde der überarbeiteteFMEA-Prozess angewandt und über-prüft sowie den Kunden BMW undDaimlerChrysler regelmäßig vorge-stellt.

Hier nun die wesentlichen Neuerun-gen des Pierburg FMEA-Prozesses, um

Fehlerkosten zu vermeiden und dieProduktqualität zu verbessern:

★ Durch Bearbeitung im Team wird dasexistierende Wissen aller Bereiche ge-nutzt und verknüpft.

★ Die FMEA wird in fünf systemati-schen Schritten erarbeitet (1. Struktur-

analyse, 2. Funktionale Analyse, 3.Fehleranalyse, 4. Risikoanalyse, 5. Op-timierung) und damit das Systemver-ständnis verbessert, die Vollständig-keit mit einem geklärten Funktionsnetzsichergestellt, mehr Fehlermöglichkei-ten entdeckt und wirksame Maßnah-men definiert.

★ Eine vollständige und durchgängigeBetrachtung (z. B. mechatronischerSysteme, Varianten und auch Zuliefer-FMEA) wird durch Bearbeitung in so ge-nannten Master- und Modul-Fehler-,Möglichkeits- und Einfluß-Analysen so-wie einer genauen Schnittstellenbe-schreibung gewährleistet.

★ Durch konsequente Anwendung ei-ner Vorab-Risikoabschätzung wird einePriorisierung in der Bearbeitung undMinimierung des Aufwands erzielt.

★ „Poka-Yoke“-Fragestellungen sind indie Produkt- und Prozess-FMEA integ-riert worden.★ Die zeitlichen Vorgaben der FMEA-Bearbeitungsgrade im Produktentste-hungsprozess wurden vorverlegt, umdie Produktoptimierung früher abzu-schließen.

★ Die Produkt- und Prozess-FMEAnwurden vereinheitlicht und erfüllenjetzt die Norm VDA 4.2.

★ Die FMEA-Software IQ-FMEA vonAPIS wird nun flächendeckend in derPierburg- Gruppe eingeführt, um dies-bezüglich einen einheitlichen Prozesszu unterstützen.

„Wir bemühen uns verstärkt, dieKundenanforderungen an unsere Feh-ler-, Möglichkeits- und Einfluss-Analysenoch stärker als zuvor frühzeitig abzu-stimmen und unsere Vorgehensweisetransparent darzustellen“, skizziertPeter Seggewiß das weitere Vorgehen:„Wir wollen auch in der FMEA-Bearbei-tung Reibungsverluste am Projektendevor der Kundenfreigabe vermeiden, zu-mal die neue Vorgehensweise bei un-seren Kunden auf großes Interessestößt und durchweg positive Resonanzhervorruft.“ Sein Tipp: „Die ProgramManager sollten dem Kunden mög-lichst frühzeitig mitteilen, wie Pierburgdiesen Prozess handhabt, und danngemeinsam mit ihm eine Bewertungund Priorisierung von Risiken vorneh-men.“

Während der Werksleiterführungssit-zung am 21. September 2006 wurdeder neue Prozess den Standortchefsvorgestellt. Danach wurden zuerst Trai-ningsmaßnahmen in den deutschenWerken Neuss und Berlin durchgeführt.Der neue Prozess wird nun im Januar2007 eingeführt.

„Am 27. November dieses Jahres fandin Neuss ein Grundlagentraining zu un-serer neue FMEA-Methodik statt“, soBrömmel. Diese Grundlagenschulungvermittelte die erforderlichen methodi-schen Kenntnisse, um erfolgreich imTeam mitzuarbeiten und die optimierteMethodik bewerten zu können. DieFMEA-Moderatoren erhalten ein geson-dertes Training, bei dem – neben deneigentlichen Grundlagen – unter ande-rem auch die Themen Moderation desTeams und Bedienung der Software IQ-FMEA gezielt zur Sprache kommen.

FMEA ist bei der Pierburg GmbH ausgesprochene Teamarbeit – so zum Beispiel beim Datenabgleich zwischen den Anforderun-gen des Kunden in der so genannten Trace-Matrix (zu sehen auf dem Laptop) und der Pierburg-spezifischen Fehler-, Möglich-keits- und Einfluss-Analyse (PC in Hintergrund). Gemeinsam gemanagt wird die hier gezeigte Thematik (v.l.n.r.) von DietmarGreven (FMEA-Moderator), Caroline-Ann Sadd (Projektleitung Training FMEA-Prozess), Pilotprojektleiter Peter Seggewiß undSteffen Katzer (Manager Electronic Design). Nebenbei: Per NetMeeting ist FMEA-Fachkollege Dr. Wolfgang Zacher (Projektmana-ger Entwicklung CWA 50) vom Pierburg-Werk in Hartha zwecks Vorbereitung des anstehenden Kundenbesuches zugeschaltet.

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Per Knopfdruck auf den FMEA-Prüfstand: Im Zuge des „Drive“-Projektes wurde jetzt auch bei Pierburg die Fehler-, Möglich-keits- und Einfluss-Analyse optimiert, mit deren Hilfe bereits im Planungsstadium eines Projektes potenzielle Schwächenuntersucht und durch geeignete Maßnahmen beseitigt werden können. Die FMEA-Methodik spielt zum Beispiel bei der Produkt-entwicklung – etwa der elektrischen Kühlmittelpumpe (l.) oder des integrierten Saugrohr-Moduls (r.) – eine entscheidende Rolle.

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Achim Brömmel: FMEA gezielt verbessert.

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Aus dem KonzernDas Profil 5/2006 Seite 9

Heute Alltag: Konzernportal als Wissensarbeitsplatz

„gate2automotive“ isterfolgreich gestartet

akn/mg Düsseldorf/Neckarsulm. Die gute und zeitnahe Versorgung mit hoch-wertigen Daten und Informationen sowie die Zusammenarbeit zwischen denMitarbeitern entscheiden – neben flexiblen Geschäftsprozessen – heute und vorallem in Zukunft wesentlich über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.Das „gate2automotive“-Portal trägt daher – ebenso wie sein schon länger arbei-tendes Pendant „gate2defence“ im Rheinmetall-Unternehmensbereich Wehr-technik – zur Integration der ERP-Welt (SAP), von Business Intelligence (Berichts-wesen und Reporting), dem Intranet und der Zusammenarbeit (Teamräume) bei.

aut CIO (Chief InformationOfficer) Markus Bentele vonder Rheinmetall AG, verant-wortlich für das Wissensma-nagement und die „gate2…“-Portale, „sind die Qualitätder angebotenen Produkte

und Dienstleistungen bzw. die Markt-macht allein nicht mehr entscheidend“für die erfolgreiche Performance einesUnternehmens. Auch das Managementvon Mitarbeiterwissen ist notwendigfür die unternehmerische Wertschöp-fung. An drei Grundaussagen orientiertsich daher heute die Strategie: ★ Erstens stellt Wissen einen wesentli-chen Aktivposten dar, dessen Nutzensich steigern lässt, je besser Informa-tionen in die Prozesse integriert sind.★ Zweitens wandelt sich das Unter-nehmen, gemessen am Investitionsvo-lumen, zunehmend vom „Produktions-ort“ zum „Denkplatz“. Das heißt: Zurbisherigen Warenökonomie geselltsich eine Informationsökonomie. Diesemacht es erforderlich, Erfahrungswis-sen bewusst zu managen. ★ Drittens steht das technische undgeschäftliche Wissen der Mitarbeiterim Vordergrund. Es hat die größte wirt-schaftliche Bedeutung und kann durcheine Vernetzung der Mitarbeiter anWert gewinnen.

Im Rheinmetall-UnternehmensbereichDefence werden diese Grundsätze seit2002 mit der Intranet-Portallösung„gate2defence“ erfolgreich umgesetzt.Und auch innerhalb der Kolbenschmidt-Pierburg-Firmengruppe trägt das neueIntranet-Portal gate2automotive mit deridentischen Zielsetzung bei – nämlichMitarbeitern aus verschiedenen Firmen-standorten, Tochtergesellschaften undNiederlassungen bei ihrer täglichen Ar-beit den Austausch von Informationenund Erfahrungen zu ermöglichen.

Seit dem offiziellen und sukzessivenRoll-out in diesem Jahr erfreut sichgate2automotive einer immer größerenBeliebtheit. Mit aktuell rund 2200 regist-rierten Usern nutzen mehr und mehr Kol-benschmidt-Pierburg-Mitarbeiter die In-formations- und Kommunikationsplatt-form, um sich beispielsweise mittels derNews-Bereiche auf der Startseite über

offizielle Mitarbeiterinformationen undAushänge, Personalbewegungen, Richt-linien oder IT-Systemmeldungen bzw.Software-Updates aus den jeweiligenFirmenbereichen und deren verschiede-nen Standorten zu informieren.

Dies gilt auch für allgemeine, konzern-übergreifende Meldungen sowie aktu-elle, projektbezogene News aus denTeamräumen, in denen ein gate2-NutzerMitglied ist. Zur Erläuterung: gate2auto-motive verfügt neben vielen nützlichenAngeboten (z.B. Fachwörterbücher, Te-lefonbücher, Links zu zentralen Anwen-dungen und eine Vielzahl aktueller In-formationen) auch über eine Plattformzur unternehmensübergreifenden team-bzw. projektbezogenen Zusammenar-beit und Datenablage; das sind die sogenannten Teamräume, die bei Bedarf

von der Portaladministration eingerich-tet werden können. In diesen virtuellenRäumen kann jedes TeammitgliedNews erstellen und damit einem be-stimmten Personenkreis zur Verfügungstellen (z.B. den Mitgliedern eines be-stimmten Teamraums oder konzern-weit allen Mitarbeitern – je nachWunsch). Diese Meldungen erscheinenunter dem Label „News kompakt“ebenfalls auf der Startseite des Portals.

„Über die News-Bereiche kann somitschnell und zielgruppenspezifisch eineVielzahl von Mitarbeitern erreicht wer-den, zumal generell heute bereits alleStandorte von Kolbenschmidt Pierburgweltweit technisch in der Lage sind,auf gate2automotive zuzugreifen“, soMarc Gördes, globaler Koordinator vongate2automotive.

Im Laufe dieses Jahres wurde dasgate2automotive-Portal für alle KSPG-Gesellschaften und -Standorte inDeutschland offiziell ausgerollt. Sosind bei Pierburg, KS Kolbenschmidt,KS Gleitlager und der Holdinggesell-schaft Kolbenschmidt Pierburg AG alleMitarbeiter mit E-Mail-Adresse automa-tisch im Portal registriert und über dieBenutzerkennungen informiert wor-den. Auch der Nutzerkreis bei der KSAluminium-Technologie AG und bei derMSI Motor Service International GmbHwird zukünftig stetig wachsen.

Ähnliches gilt für den Roll-Out einerenglischsprachigen Version von gate2au-tomotive, der ebenfalls bereits gestartetist. So gibt es für die einzelnen Standorteder Geschäftsbereiche KS Kolben undPierburg außerhalb Deutschlands schonheute englischsprachige Rollen (sprichVersionen), die aktuell von etwa 150 Mit-arbeitern genutzt werden. Neben denzentralen Anwendungen, Services undBibliotheken im Konzernbereich (Navi-gationsebene Konzern) bieten diese imPierburg- bzw. Kolbenschmidt-spezifi-schen Bereich (Navigationsebene Intra-net) für den Nutzer momentan noch ab-gespeckte Versionen der bekanntendeutschen Variante, die allerdings nunsukzessive mit standortspezifischen In-halten erweitert wird.

Ein Zugriff auf die standortübergreifen-den Tools zur Kooperation und Kommuni-

kation (Teamräume, News, Mitarbeiter-profile, Foren) ist an allen Standorten ge-geben. Das heißt: Alle Mitarbeiter, die ei-nen Teamraumzugriff zum Informations-und Wissensaustausch benötigen unddamit standortübergreifend an einemgemeinsamen Projekt oder einer Aufga-be arbeiten möchten, erhalten auf Anfra-ge einen Portalzugang. Auf diese Weisehat gate2automotive heute schon regist-rierte Nutzer in Brasilien, USA, Kanada,Spanien, Frankreich, Italien und Tsche-chien; Japan und China folgen in Kürze.

Nachfolgend einige interessante undhilfreiche Tools innerhalb von gate2au-tomotive:★ So soll das Angebot im Bereich Marke-ting (über UBA Quick Link oder Navigati-onspunkt Konzern > Fachthemen & Tools)den Mitarbeitern helfen, die wichtigsten

Standards für die Gestaltung von Kom-munikationsmitteln in der Kolben-schmidt-Pierburg-Gruppe einzuhaltenund somit ein einheitliches, also durch-gängiges visuelles Erscheinungsbild auf-zubauen bzw. zu gewährleisten. Zu die-sem Zweck werden in diesem Tool (Ge-staltungs-)Vorlagen zu Image-Anzeigen,Personal-Anzeigen, Logos, Keyvisuals,Präsentationsmaster, Produktbroschü-ren und der aktuelle Geschäftsberichtzum Downloaden offeriert. Zudem erhältman hier z. B. Informationen zum BereichMarktforschung sowie die Kontaktdatenzu den verschiedenen Ansprechpartnern.

★ Zu einem überaus attraktiven gate2-Tool hat sich zwischenzeitlich dashochaktuelle Informationsmedium Pro-fil-Online „gemausert“. Seit Mai 2004„auf Sendung“, sind die heute ansKonzernportal angeschlossenen Mitar-

beiter durch die regelmäßige Berichter-stattung in der elektronischen Ausgabeder Rheinmetall-Konzernzeitung aktu-ell und zeitnah über Veranstaltungen,Firmennachrichten, Messen und Pro-duktneuheiten des gesamten Unter-nehmens informiert. Allein im laufen-den Jahr – mit seinen etwa 240 Arbeits-tagen – werden voraussichtlich annä-hernd 150 Veröffentlichungen unterProfil-Online erfolgen.

★ Ob in der Konzern-Holding Rheinme-tall AG oder in den operativen Gesell-schaften der UnternehmensbereicheAutomotive und Defence – der Düssel-dorfer Konzern bietet weltweit eine gro-ße Vielfalt an Tätigkeitsfeldern und Kar-rierechancen. Das entsprechende Kar-riere-Portal in seiner neuen Version(gestartet Ende Oktober 2006) verbirgt

sich unter der gate2-Rubrik „Stellen-markt“ (zu finden unter Konzern/Aktu-elles/Stellenmarkt > für alle publizier-ten Stellen konzernweit: Holding, De-fence, Automotive oder unter Intra-net/Aktuelles/Stellenmarkt > für Ange-bote an den Standorten der entspre-chenden Gesellschaften). Hier habendie Konzern-Mitarbeiter die Möglich-keit, alle aktuellen internen Stellenan-gebote einzusehen und sich auf diesezu bewerben.

★ Wie bereits erwähnt, sind Teamräu-me virtuelle Orte, an denen sich Mitar-beiter zu Projekten und Themen aus-tauschen können, z.B. im Fall der Zu-sammenarbeit konzernweiter oder in-ternationaler Projektteams bzw. auchim Fall abteilungsübergreifender inlän-discher Projektteams. Dieses Arbeitenim Verbund hat den Vorteil, dass durch

den gesteigerten Wissensaustausch –immerhin kann weltweit rund um dieUhr in verteilten Teams gearbeitet wer-den – auch die Qualität der eigenenProdukte steigt.

Der Teamraum hilft dabei, die Belangeeines Teams zu koordinieren und dieMitglieder mit Informationen zu versor-gen. Er ermöglicht eine projektbezogeneKommunikation sowohl über Standort-als auch Firmen- und Ländergrenzenhinweg, und zwar durch einfache An-wendungen: Etwa durch die News oderdas Forum, also die Möglichkeit, Diskus-sionsbeiträge zu erstellen, die aus-schließlich an ein speziell definiertesTeam gerichtet sind; oder den File-Ser-vice, mit dessen Hilfe einem Team Datei-en zur Verfügung gestellt werden kön-nen, die zentral gespeichert sind.

In einer späteren Ausbaustufe desPortals ist auch die Integration der eige-nen Mail-Inbox (sprich Lotus Notes oderMS Outlook) vorgesehen, so dass einWechseln zwischen dem gate2-Portalund Mailbox nicht mehr notwendig seinwird, um vollständig informiert zu sein.Ziel ist es darüber hinaus, die beidenGroupware-Systeme so miteinander zuvernetzen, dass auch eine standort-übergreifende Terminkoordination mitallen Kollegen des Rheinmetall-Kon-zerns möglich ist. Die Mitarbeiter sollendie Möglichkeit haben, alle wesentli-chen und täglichen Arbeitsvorgänge(z.B. E-Mail, SAP-Zugriff und Informati-onsbeschaffung mittels Informations-datenbanken und Fachbereichsinfor-mation) über eine standardisierte Be-nutzeroberfläche abzuwickeln – undzwar unabhängig von Zeit und Ort.

Jeder Mitarbeiter, der beim offiziellenRoll-Out von gate2automotive noch kei-ne Benutzerkennung erhalten hat, kannden Zugriff jederzeit über das Registrie-rungsformular im Login-Bereich vongate2automotive beantragen. Zu er-reichen ist dieses wie auch das Portalselbst weltweit über die Intranet-adresse http://gate2automotive

Bei Fragen zum Benutzerkonto, zuApplikationen und Konzern-Inhal-ten innerhalb des Portals, zu denTeamraum-Funktionen oder generellzu gate2automotive – etwa auch imFall von Funktionsstörungen – stehtden Usern die Portaladministration (E-Mail: [email protected],Telefon: +49(0)211/473-4215, Telefax:+49(0)211/473-4219) jederzeit undgerne zur Verfügung.

Wissen der Zukunft – darauf erlaubt das Konzernportal gate2automotive (ebenso wie gate2defence) den weltweiten Zugriff.

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Aus dem KonzernSeite 10 Das Profil 5/2006

pp Kiel. Vor nunmehr rund vierzigJahren fand in Kiel-Friedrichsort beider damaligen Atlas MaK, derRechtsvorgängerin der RheinmetallLandsysteme GmbH (RLS), die feierli-che Übergabe des ersten Bergepan-zers „Standard“ an die Bundeswehrstatt. Dies war der Beginn einer be-merkenswerten Erfolgsgeschichte –einer „Story“, die in der Folgezeit voneiner wachsenden Fahrzeugfamilievon Berge-, Pionier- und Brückenle-gepanzern auf Basis der Kampfpan-zer Leopard 1 und Leopard 2 be-stimmt wurde, die in zunehmendemMaße auch im Ausland vermarktetwerden konnten.

Rund 1400 gepanzerte Unterstüt-zungsfahrzeuge wurden seit 1966 an13 Nationen geliefert; durch Länder-abgaben nutzen heute 17 Armeenweltweit diese Fahrzeuge. An weiteredrei Länder wurden Berge-Kits für an-dere Fahrzeug-Plattformen geliefert.Dieser Erfolg beruht ganz wesentlichauf dem hohen technologischen Ni-veau, das in den Fahrzeugen realisiertwurde und das zu überlegenen Leis-tungsmerkmalen und damit zu ho-hem taktisch-operativen Nutzen führ-te. Es kommt nicht von ungefähr, dassRheinmetall Landsysteme sich imSegment der Unterstützungsfahrzeu-ge zum nationalen und internationa-len Marktführer entwickelt hat.

Diese hier nur kurz skizzierte Er-folgsgeschichte – verbunden mitdem 40-jährigen Jubiläum der Über-gabe des ersten Bergepanzers „Stan-dard“ – war für die Kieler RLS jetzt An-lass zu einem internationalen Sympo-sium mit dem Titel „40 Jahre Unter-stützungsfahrzeuge“. Rund 100 über-wiegend hochrangige Entscheidungs-träger aus Militär und Industrie – an-gereist aus 14 Nationen – folgten derEinladung und trafen sich zu Fachvor-trägen und zur Vertiefung der Themenim anschließenden Dialog.

Das Veranstaltungskonzept fandein ungeteilt positives Echo: Sokonnten hochkarätige deutsche undausländische Referenten aufgebotenwerden, etwa der General der Pionie-re und Kommandeur der Pionier-schule und Fachschule des Heeresfür Bautechnik, General WernerKullack, der Programmdirektor derschwedischen Beschaffungsbehördeund Vorsitzende der internationalenKoordinierungsgruppe PionierpanzerKodiak, Oberstleutnant Lars Östlund,sowie der Dezernatsleiter und Leiterder Nutzergruppe Leopard im Logis-tikzentrum des Heeres, Oberstleut-nant Marco Gericke.

Der Geschäftsführer der RheinmetallLandsysteme, Klaus Sander, betontevor den Gästen, dass „40 Jahre Unter-stützungsfahrzeuge“ nicht für einenostalgische Rückschau stünden,sondern für die Zukunftsfähigkeit desUnternehmens: „Das Know-how unddie Erfahrung aus diesen vier Jahr-zehnten sind eine solide Basis für diekünftigen technologischen und wirt-schaftlichen Herausforderungen desMarktes für Unterstützungsfahrzeuge.Zukunft braucht Herkunft.“ Unter die-sem Leitsatz ließen die Referenten dieErfahrungen aus der VergangenheitRevue passieren und richteten denBlick nach vorn: Wie verlief der Wegfür Unterstützungsfahrzeuge in denvergangenen 40 Jahren? Welches sinddie Erfahrungen und die Lehren ausdem Einsatz? Wie wird sich die Situati-on für Unterstützungsfahrzeuge künf-tig entwickeln? Sind Truppe und In-dustrie für die neuen Herausforderun-gen richtig aufgestellt?

Eine Erfolgsstory: 40 Jahre Unter-stützungsfahrzeuge der RLS in Kiel.

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akn Aachen. Beim 15. AachenerKolloquium „Fahrzeug- und Motoren-technik“ arbeiteten das Institut fürKraftfahrwesen (ika) und der Lehr-stuhl für Verbrennungskraftmaschi-nen (VKA) der Rheinisch Westfäli-schen Technischen Hochschule Aa-chen auch in diesem Jahr wiederHand in Hand, um die Fahrzeugin-dustrie, die Zulieferungsbetriebeund die Automobilforschung in Aa-chen zusammenzuführen. Der Mittel-punkt der mehr als 100 Fachvorträgevon Experten aus Industrie und Wis-senschaft lag 2006 motorseitig aufden neuen Otto- und Dieselmotoren,auf Abgasnachbehandlungssyste-men und homogener Selbstzündung.Auf der Fahrzeugseite wurden so-wohl neue Erkenntnisse auf demGebiet der Fahrdynamik und derFahrwerkregelsysteme als auch dieHerausforderungen und Trends beiFahrerassistenzsystemen vorgestellt.

Neben den vielfältigen Fachvorträ-gen zeigte die begleitende Fachaus-stellung aktuelle Neuentwicklungenund regte zur Kontaktaufnahme zwi-schen Ausstellern und Besuchern an.Auf einer Ausstellungsfläche von etwa1800 Quadratmetern zeigten 85 Aus-steller ihre neuesten Produkte undDienstleistungen. Unter ihnen auchdie Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe,auf deren Stand sich die Besucherüber alle Kernprodukte der Geschäfts-bereiche Pierburg (z.B. das AGR-Küh-ler-Modul, Magnetventile, Wasser-und Ölpumpen), KS Kolben (unter-schiedliche Kolben-Varianten), KSAluminium-Technologie (Motorblö-cke) und KS Gleitlager (Gleitlager undPermaglide) informieren konnten.

akn Wolfsburg/Neckarsulm. Be-reits zum vierten Mal fand kürzlichdie Internationale Zuliefererbörse(IZB) in Wolfsburg statt. Über 600Aussteller, darunter 13 der 20 welt-weit stärksten Automobilzulieferun-ternehmen, präsentierten sich imWolfsburger Allerpark. Mit mehr als50 000 Besuchern hat sich die IZBdamit einen festen Platz in der auto-mobilen Messelandschaft erarbeitetund zu einer der größten europäi-schen Zulieferermessen entwickelt,die Fachbesucher aus den Beschaf-fungs- und Entwicklungsabteilungender verschiedensten Fahrzeugher-steller anlockt.

Auf der von der Wolfsburg AG ver-anstalteten Messe waren Unterneh-men aus 24 Nationen – unter ihnenauch die Kolbenschmidt PierburgGruppe – mit ihren Produkten undInnovationen vertreten. Neben Zulie-ferern aus den klassischen westeu-

ropäischen Industrienationen ka-men auch Vertreter aus der Türkei,Mexiko, Brasilien, Indien, Japan undTaiwan sowie aus dem diesjährigenGastland China nach Norddeutsch-land. Erstmals dabei: fünf US-Unter-nehmen.

Nachdem auf der letzten Zulieferer-börse 2004 erstmals die PierburgGmbH mit ihren Produkten Flaggezeigte, präsentierten sich nun alle Ge-schäftsbereiche von KolbenschmidtPierburg auf dem diesjährigen Mes-sestand und zeigten ihr umfangrei-ches Produktspektrum. Die Besuchererhielten so die Möglichkeit, sichüber alle Kernprodukte und die neu-esten Innovationen der Geschäftsbe-reiche Pierburg zu informieren.

Hochrangig besuchtes Defence-Symposium in Bonn

„Gefas“-Technologie imfachlichen „Brennglas“

pp Bonn/Bad Godesberg. „Das neueGeschützte Fahrzeugsystem – kurzGefas – ist nicht die Evolution her-kömmlicher Lösungen. Vielmehr verkör-pert es einen Technologiesprung: Mitder konsequenten Umsetzung einesambitionierten Schutzkonzepts ist dasSystem seiner Zeit voraus. Gefas ist einStück Zukunft!“ Mit diesen Sätzen eröff-nete Detlef Moog, Mitglied des Be-reichsvorstands der Rheinmetall De-fence und Vorsitzender der Geschäfts-führung der Rheinmetall LandsystemeGmbH (RLS), das Symposium „Techno-logien für die Landstreitkräfte vonmorgen – Gefas“, zu dem RheinmetallDefence am 30. Oktober 2006 Vertreteraus dem Bundesverteidigungsministe-rium sowie aus Ämtern, Truppenschu-len und Wehrtechnischen Dienststellenins Rheinhotel Dreesen nach Bonn-BadGodesberg eingeladen hatte.

Das von der Kieler Rheinmetall Land-systeme GmbH konzipierte hochge-schützte Radfahrzeug Gefas gilt als ei-nes der innovativsten Projekte derLandsysteme-Industrie nicht nur in Eu-ropa – es ist ein Fahrzeugkonzept mitenormem technologischen Potenzial,hohem militärischen Nutzen bei Kri-seneinsätzen und erheblichen künfti-gen Marktchancen. Ziel der Veranstal-tung war es daher, Vertreter aus dengenannten Bereichen in einem mög-lichst frühen Projektstadium mit derGefas-Technologie vertraut zu machen,mit ihnen über das Konzept zu disku-tieren und ihre Anregungen aufzugrei-fen.

Die Veranstaltung mit ihrem gelunge-nen Mix aus Vorträgen und Hardware-Präsentation war ganz auf dieses Zielabgestimmt: Neben den Präsentatio-nen zum Konzept, zu aktuellen Ergeb-nissen aus Ansprengungen und zurweiteren Vorgehensweise wurde der

Diskussion sowie der Besichtigung undErläuterung des beeindruckenden 1:1-Modells und der Komponenten derPartnerfirmen, die eigens vor dem Ho-tel aufgestellt worden waren, breiterRaum eingeräumt. Auch die unter derFederführung von Rheinmetall Land-systeme beteiligten PartnerfirmenMTU, ESW, STW und IBD nutzten dashochrangig und zahlreich besetzte Fo-rum, um ihre jeweiligen Leistungsan-teile vorzustellen.

So ging das Veranstaltungskonzeptvoll auf: Der Ansatz des GeschütztenFahrzeugsystems überzeugte. Darüberhinaus „ist Rheinmetall mit einem der-art innovativen Konzept gut beraten,möglichst frühzeitig das Urteil der rele-vanten Entscheidungsträger einzuho-len, um gegebenenfalls das Konzeptnoch anpassen und das weitere Vorge-hen darauf abstimmen zu können.Hierzu war mit Blick auf den KundenBundeswehr die heutige Veranstaltungein wichtiger Schritt“, kommentierte ei-ner der Teilnehmer das Anliegen undErgebnis des Symposiums.

Als Gefas vor rund fünf Monaten inParis auf der weltgrößten Rüstungs-messe Eurosatory erstmals einer brei-ten Öffentlichkeit vorgestellt wurde(„Das Profil“ 3/2006), hatte die positi-ve Resonanz die Erwartungen deutlichübertroffen. Diese Zustimmung sowieerfolgreiche Konzeptuntersuchungenund Tests bestätigen die Richtigkeitdes Systemansatzes. Das Symposiumin Bonn war die erste einer Reihe vonFolgeveranstaltungen, mit denen derDialog mit Entscheidungsträgern ausden Bereichen Truppe, Ämter und Poli-tik angestoßen und auf dieser Basisfortgeführt werden soll. Ziel: Gefas aufseinem Weg weiter voranzubringen –im Interesse der Soldatinnen und Sol-daten im Einsatz.

Intensiver Dialog an der Hardware: Vertreter aus dem Bundesverteidigungsminis-terium sowie aus Ämtern, Truppenschulen und Wehrtechnischen Dienststellen ma-chen sich in Bonn am 1:1-Modell mit der hochmodernen Gefas-Technologie vertraut.

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KSPG fährt auch imneuen Audi R8 mit

akn Neckarsulm/Neuss. Drei Jahrenach der Enthüllung der Sportwagen-studie Audi Le Mans quattro feiertekürzlich die Serienversion des Mittel-motor-Sportwagens Audi R8 ihreWeltpremiere auf dem Pariser Auto-mobilsalon. Der R8 ist ein reinrassigerMittelmotor-Sportwagen, ausgestat-tet mit einem 420 PS starken 4,2 Li-ter-Achtzylinder-FSI-Motor mit Direkt-einspritzung – eine modifizierte Ver-sion des Audi-Achtzylinder-Motors,der zum Beispiel im Modell RS4 ein-gesetzt wird.

Der Name R8 stammt von den be-rühmten Audi-Rennwagen ab, die be-reits sieben Mal das 24-Stunden Ren-nen von Le Mans gewannen undknapp 60 andere Siege einfuhren.Und auch optisch kann der Mitte

2007 auf den Markt kommende Zwei-sitzer seine Familienzugehörigkeitund seine sportlichen Gene nicht ver-leugnen.

Die charakteristischen Proportionendes Fahrzeuges, die von der Lage desV8-FSI-Motors hinter dem Cockpit be-stimmt werden, sind 4,43 Meter in derLänge, 1,90 Meter in der Breite undnur 1,25 Meter in der Höhe. Diese An-ordnung ist ein typisches Merkmalvon den erfolgreichen Audi-Renn-sportwagen. Ein optisches Highlight:die transparente Motorhaube, dieden Blick auf den V8-Motor freigibt.

Auch sonst wird das Design von derMittelmotor-Bauweise bestimmt. DieFahrgastzelle rückt weit nach vorne,kurze Überhänge kennzeichnen dieVollaluminium-Karosserie. Die flache,aber durch ihre Breite wuchtige Frontmacht den R8 zusammen mit der ge-schwungenen Dachlinie eindeutig alsAudi erkenntlich.

Aggressiv und geduckt wirkt der Su-persportwagen mit Allradantriebquattro und Aluminiumkarosserie, zudessen Technik auch die Kolben-schmidt-Pierburg-Gruppe einen nichtunwesentlichen Beitrag leistet. Sostammt beispielsweise der 8-Zylin-der-Aluminiummotorblock von der KSAluminium-Technologie AG. Die Mo-torenlager und Permaglide werdenvon der KS Gleitlager GmbH geliefert,und die Pierburg GmbH steuert dieMagnetventile bei.

Die Fahrleistungen sind über jedenZweifel erhaben: In 4,6 Sekundenschnellt der Wagen auf 100 Stunden-kilometer. Das maximale Drehmo-ment beträgt 430 Newtonmeter. Ge-baut wird der Wagen in direkter Nach-barschaft zu Kolbenschmidt Pierburgim Audi-Werk Neckarsulm. Der Grund-preis für den 420 PS starken und 301Stundenkilometer schnellen Wagenliegt bei rund 100 000 €.

Feierte auf dem Pariser AutomobilsalonWeltpremiere: der Audi-R8-Sportwagen.

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Nutzen undNiveau hoch

Präsenz aufZuliefererbörse

Fachforum für Branchentrends

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Aus dem KonzernDas Profil 5/2006 Seite 11

oho Kopenhagen/Ratingen. Die Däni-schen Streitkräfte haben sich als ersterKunde für die Beschaffung der neu ent-wickelten 120mm-KE-Gefechtsmunitionvom Typ Pele von Rheinmetall entschie-den; Pele steht für „Penetrator mit er-höhtem Lateraleffekt“, KE für „Kineti-sche Energie“. Das Beschaffungspaketbeinhaltet die Aufbereitung vorhande-ner Panzermunition des Typs DM 33 A2mit dem Ziel, deren Leistungsspektrumim Hinblick auf die aktuellen militäri-schen Szenarien und auf möglicheKampfeinsätze in urbanem Umfeld zuerweitern. Wesentlicher Vorteil des Pele-Wirkprinzips ist die bislang unerreichtepunktgenaue Wirkung im Zielfeld unddie damit verbundene drastische Redu-zierung von Kollateralschäden.

Außerdem wird Dänemark – nebenFinnland – als zweites skandinavi-sches Land die aus der 120-mm-KE-Munition DM 53 weiterentwickelte DM53 A1 von Rheinmetall beschaffen.Diese Munition, die als Typ DM 63 der-zeit in Serie an die Streitkräfte in

Deutschland, Österreich und in derTürkei geliefert wird, nutzt den neuentwickelten temperaturunabhängi-gen Antrieb TIPS (Temperature Inde-pendent Propulsion System).

Dieser Antrieb ist für einen deutlicherweiterten Temperaturbereich vonminus 46 Grad bis plus 63 Grad (Celsi-us) qualifiziert und erlaubt daher ei-nen Munitionseinsatz in extremen Kli-mazonen. Damit können entscheiden-de Fähigkeitslücken geschlossen wer-den. Überdies bekämpft die DM 53 A1die neuesten Panzerungen und bietetaufgrund des modernisierten Antriebsdie Vorteile einer geringeren Rohrero-sion und damit verlängerten Nut-zungsdauer der Panzerrohre.

Die Richtigkeit dieser Entscheidungwurde unlängst in einer Live-Präsen-tation auf dem Trainingsgelände derDänischen Armee in Oksboel (Däne-mark) erneut unter Beweis gestellt.Repräsentanten aus zwölf Nationenkonnten sich von der Wirkung der imWaffensystem Leopard 2 qualifizier-

ten Munition 120mm DM 53 A1 / DM63 sowie 120mm PELE überzeugen.

Im Zuge dieser 120-mm-Munitions-beschaffung wird Dänemark sämtlichein Nutzung befindliche Gefechtsmuni-tion mit entsprechender Messtechnikausstatten: Mit den von Rheinmetallentwickelten Lebenslaufdatenboxen(siehe auch „Das Profil“ 2/2006) wirdder Grundstein für ein Lifecycle-Muni-

tionsmanagement gelegt. Auch fürdieses zukunftsweisende System istDänemark der „Launching Customer“.

Die mit der Datenbox von Rheinme-tall erfassten und aufgezeichneten Da-ten lassen wesentlich genauere Er-kenntnisse über den Zustand eingela-gerter oder transportierter Munitionzu, als dies bisher der Fall war. Aufge-zeichnet werden insbesondere Infor-

mationen über Luftfeuchtigkeit, Tem-peratur und schockartige Transportein-flüsse. Mit Blick auf die Munitionssi-cherheit und aus Sicht der Munitions-überwachung lassen die gesammeltenDaten sehr verlässliche Aussagen überdie weitere Verwendbarkeit oder überdie Restlebensdauer der Munition zu.Das System kann somit zu erheblichenKosteneinsparungen beitragen.

Dänemark: Modernste Großkaliber-Munition

Mit den von Rheinmetall entwickelten Lebenslaufdatenboxen wird der Grundstein für ein Lifecycle-Munitionsmanagement gelegt.

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Business Unit Magnetventile: Asien und USA im Fokus

Gute Marktpräsenzdank Innovationskraft

Neuss. Erstmals eigenständig undmit voller Umsatz-, Gewinn- und Kos-tenverantwortung tritt die ehemaligeEntwicklungsabteilung Magnetventileseit Beginn dieses Jahres als neu for-mierte Business Unit (BU) im Pierburg-Firmenverbund auf. Mit seinem Haupt-standort Neuss und einem Teil derMontage im tschechischen Ústí nad La-bem (auf deutsch: Aussig an der Elbe)glänzt das kleinste der insgesamt fünfPierburg-Geschäftsfelder mit einembreiten und erfolgreich im Markt veran-kerten Produktportfolio für pneumati-sche Anwendungen sowie einem hoch-innovativen elektrischen Schubumluft-ventil für Turbolader; dieses System,obwohl bereits seit 2004 ebenfalls er-folgreich in Serie produziert („Das Pro-fil“ 3/2004), sucht bis heute seines-gleichen.

Marcus Gerlach, Leiter der BU Mag-netventile, erläutert das angeboteneProduktprogramm: „Zu unseren wich-tigsten Produkten zählt der elektro-pneumatische Wandler (EPW), der ins-besondere bei Dieselmotoren zur Steu-erung von pneumatisch – also mit Un-terdruck – betätigten Abgasrückführ-ventilen (AGR-Ventilen) sowie zur Steu-erung des Anströmwinkels für die Tur-bine von Turboladern eingesetzt wird.Bezogen auf das AGR-Ventil stellt derelektropneumatische Wandler eineideale Ergänzung zum Produktpro-gramm der Business Unit Emissions-steuerung dar.“

Gerlach weiter: „Neben dem EPW bie-ten wir aber auch eine Reihe weitererVentile rund um den Turbolader, hiervor allem zur Ladedruckregelung (LDR),an. Darüber hinaus haben wir noch sogenannte AKF-Ventile (AKF = Aktivkoh-lefilter) zur Regenerierung des Aktiv-kohlefilters im Tankentlüftungssystemund Elektroumschaltventile (EUV) zurSteuerung von Vakuumströmen im Sor-timent. Elektroumschaltventile werdenz.B. für Klimaanlagen, Sekundärluft-systeme oder auch zum Öffnen undSchließen der Klappen im längenvari-ablen Schaltsaugrohr verwendet, wie

es beispielsweise die Business UnitLuftversorgung anbietet. Auch in die-sem Fall ist unser Produkt einmal mehrdie optimale Ergänzung.“

„Besonders stolz“, so der 34-jährigeVentilfachmann, „sind wir jedoch aufunser elektrisches Schubumluftventil(eSUV; „Das Profil“ 3/2004), bei demwir sowohl Markt- als auch Innovati-onsführer sind. Im Gegensatz zur vor-herigen Generation der pneumatischenSUV ist unser elektrisches System der-zeit das einzige dieser Art auf demMarkt.“ Gerlach erläutert: „Schubum-luftventile werden benötigt, wenn einOtto-Motor mit Turbolader von der Last-in die Schubphase übergeht, also im-mer dann, wenn der Fahrer den Fußvom Gas nimmt. In diesem Moment er-zeugt der Turbolader aufgrund seinerTrägheit weiterhin Druck, der aber vomAnsaugsystem nicht mehr benötigtwird. Um diesen Druck nun schnell ab-bauen zu können und die geschlosse-

ne Drosselklappe sowie die Turbinedes Turboladers nicht zu beschädigen,schaltet das Schubumluftventil einenBypass frei, über den der Druck dannentweichen kann.“

Gerlach weiter: „Der Vorteil einerelektrischen gegenüber der konventio-nellen Ansteuerungsmethode liegt vorallem in der erheblich verbesserten

Schaltdynamik – d.h. kürzeren Schalt-zeit –, mit der das sogenannte Turbo-Loch auf ein kaum noch wahrnehmba-res Minimum reduziert wird. Ein sol-ches Loch entsteht normalerweise,wenn der Fahrer nach dem Schubbe-trieb wieder beschleunigt. Weitere Vor-teile des eSUV sind eine verringerteZahl von Bauteilen, eine Gewichtsredu-zierung zwischen 50 und 80 Prozent, 80

bis 90 Prozent weniger Bauraumbedarf,eine höhere Zuverlässigkeit, 50 bis 70Prozent schnellere Schaltzeiten, einebessere Abdichtung sowie zwischen 30und 50 Prozent geringere Kosten.“

Für die Zukunft sieht Marcus Gerlachseine Business Unit jedenfalls gut auf-gestellt: „Mehr als 20 Jahre Erfahrungim Bereich der Magnetventile haben

uns eine fundierte Produktkenntnisund eine hohe Innovationskraft be-schert. So haben wir beispielsweiseein erstklassiges Know-how, was dieTemperaturkompensation bei unseremelektropneumatischen Wandler be-trifft. Die Fähigkeit, gleiche Werte wäh-rend der Betriebszeit über den gesam-ten Temperaturbereich zu erhalten, ver-schafft uns hier einen klaren Wettbe-werbsvorteil hinsichtlich der Zuverläs-sigkeit und Präzision unseres Produk-tes. 50 Millionen produzierte Stück so-wie 60 Prozent Marktanteil bestätigendies eindrucksvoll. Unsere herausra-gende Stellung im Bereich des elektri-schen Schubumluftventils bestätigt zu-dem unsere hohe Innovationskraft.“

„Aus dieser soliden Ausgangsbasisheraus wollen wir nun eine noch stär-kere Penetration unserer internationa-len Märkte erreichen und unser Wachs-tum speziell auch in Asien verstärken“,so Diplom-Kaufmann Gerlach weiter.„Darüber hinaus wollen wir unser Pro-duktprogramm um Ventile für hydrauli-sche Anwendungen, insbesondere fürdie Steuerung von Wasser- und Ölkreis-läufen, sowie um Modulationsventilefür Wasserumwälzpumpen und variab-le Ölpumpen erweitern. Auf diese Wei-se erreichen wir zudem eine noch en-gere Verzahnung mit den anderen Pier-burg-Business- Units, etwa mit den BUPumpen bzw. Luftversorgung. So stel-len wir unseren Erfolg auf eine breitereund perfekt in die Gesamtstrategie desUnternehmens eingebundene Basis.“

„Als wesentliche Entwicklungen“,fährt Gerlach fort, „sehen wir zum eineneine stärkere Integration von Bauteilenund zum anderen eine zunehmendeWanderung von Hydraulikanwendun-gen vom Rumpfmotor zum Getriebebe-reich – insbesondere wegen des länger-fristigen Trends zum automatisiertenGetriebe. Darüber hinaus wird uns auchder Wunsch nach höherem Komfort –man denke zum Beispiel an den Einsatzpneumatischer Motorlager in den USA– sowie zu mehr Schadstoffreduzierungin Asien neuen Auftrieb verleihen. Hin-zu kommt, dass pneumatische Ventileeinfach unschlagbar günstig sind.“

„Insgesamt gesehen“, so BU-LeiterMarcus Gerlach, „gehen wir daher voneinem moderaten Wachstum aus, ver-bunden mit der Erwartung auf ein stär-keres Wachstum in den USA und Asien.Die Grundlagen für unseren Markter-folg sind jedenfalls gelegt. Die Einstu-fung als eigenständige Business Uniterleichtert uns die offensive Marktbear-beitung deutlich, und die BU-Strukturselbst fördert schnelle Innovationendurch eine bedarfsgerechte Ressour-cenzuteilung. Als ersten Erfolg könnenwir darauf verweisen, dass unser elekt-risches Schubumluftventil wegen deszunehmenden Trends zur Verwendungvon Turboladern für mehr Energieeffizi-enz sehr gut im Markt aufgenommenwird und wir erst kürzlich unter ande-rem einen Auftrag über rund 150 000Ventile von Fiat erhalten haben.“

Andreas Tümpen

Marcus Gerlach, Leiter Business Unit Magnetventile, mit zwei Prototypen des neuen integrierten pneumatischen Aktuators(IPA)). Das IPA-Projekt – die Integration eines elektrischen Umschaltventils und einer Unterdruckdose – wurde im Team realisiert.

Program Manager Marc Hilgendorff (l.) und Werner Buse (Project Manager Dev-elopment) vor der Detailzeichnung des neuen integrierten pneumatischen Aktuators.

Flugschule erhieltHelikopter-Trainer

nil Bremen/Hahn. Vor kurzem über-gab die Rheinmetall Defence Electron-ics GmbH zusammen mit ihrem Part-ner AVIA STS den ersten, durch dasLuftfahrtbundesamt qualifiziertenHubschraubersimulator an die FirmaHahn Helicopter Flugdienste GmbH inHahn-Flughafen.

Der Hubschraubersimulator FNPT II(Flight Navigation and Procedure Trai-ner) des Bremer Elektronikspezialis-ten erhielt unlängst als erstes Simula-

tionssystem für Helikopter seine Qua-lifizierung gemäß JAR Norm STD 3Hund ist damit für die Ausbildung an zi-vilen Flugschulen zugelassen. DieQualifizierung durch das Luftfahrtbun-desamt erlaubt die simulatorgestützteAusbildung in Navigation und Bedien-prozeduren und ermöglicht damitauch privaten Flugschulen, kompletteFlugstunden auf den günstigeren Si-mulator auszulagern.

Mit dem hochmodernen Ausbil-dungssystem können viele, oft auchkomplizierte oder gefährliche Manöverim kontrollierten Umfeld des Simula-tors effizient trainiert werden. So las-

sen sich beispielsweise Autorotatio-nen durchführen, die innerhalb weni-ger Sekunden immer neu angeflogenwerden können. Bei Fluganfängern da-gegen kann der Instruktor bei Fehlbe-dienungen den Flug gleichsam „ein-frieren“. Fehlerursachen können sofortbesprochen und korrigiert werden.

Der Simulator ist ein mit Originaltei-len ausgestatteter, generischer Nach-bau eines Hughes-300-Helikopters,der auch verwandte Typen wie R22und R44 abdeckt. Ein besonderer Wertwurde auf eine realistische Bedien-barkeit der Systeme gelegt. Zusam-men mit dem Sichtsystem, das eine

Außensicht von 150 Grad x 40 Grad si-muliert, ergibt sich so ein extrem rea-listisches „Helicopter-Feeling“.

Das Ausbildungssystem ermöglichtdas Training an mehreren simuliertendeutschen Verkehrsflughäfen (u.a.Frankfurt, München, Düsseldorf undKöln) sowie das Navigieren zwischendiesen. Hierbei kann vom Instruktordas Wetter den Anforderungen ent-sprechend angepasst werden. Es istmöglich, sowohl unter Sichtflugbedin-gungen (VMC) als auch ausschließlichunter Instrumentenflugbedingungen(IMC) Anflüge jeder Art bei Tag oderbei Nacht zu trainieren.

Flugschule: Auch die schwierigstenManöver können mit dem Helikopter-simulator effizient „geflogen“ werden.

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Aus dem KonzernSeite 12 Das Profil 5/2006

ls am Nachmittag des19. April 2005 weißerRauch über dem Vati-kan in Rom aufstieg,hielten Katholiken in al-ler Welt gespannt denAtem an. 115 Kardinäle

hatten sich nach „nur“ 26 StundenKonklave im vierten Wahlgang fürden deutschen Kardinal Joseph AloisRatzinger als neuen Papst entschie-den. Der Pontifex, der die Nachfolgevon Johannes Paul II. antrat, gab sichden Papstnamen Benedikt XVI. – inAnlehnung an den Ordensgründer Be-nedikt von Nursia, Patron Europas,aber auch in Gedenken an BenediktXV. (Pontifikat 1914 - 1922), der als„Friedenspapst“ bezeichnet wurde. Be-nedikt XVI. ist der erste deutsche Papstseit Hadrian VI. vor 482 Jahren und mit78 zugleich der älteste gewählte Kandi-dat seit Clemens XII. (1730).

„Benedetto“ klangen die Jubelrufeim August 2005, als das Kirchenober-

haupt den 20. Weltjugendtag in Kölnbesuchte. Mit seiner weltoffenen Artund seinem Charisma eroberte derPontifex die Herzen der jungen Chris-ten, die aus 197 Ländern angereist wa-ren, um gemeinsam in der Domstadtzu beten und zu feiern. Schon kurznach seinem Amtsantritt suchte derPapst, der sechs Sprachen spricht undaußerdem als ausgezeichneter Rheto-

riker gilt, den Dialog mit Vertretern desJudentums und des Islam.

Bereits vor seinem Amtsantritt alsOberhaupt der katholischen Kirche er-hielt Ratzinger zahlreiche Auszeich-nungen. Dazu gehören unter anderemdas Großkreuz des nationalen Ver-dienstordens der Republik Ecuador(1977), das Große Verdienstkreuz derBundesrepublik Deutschland mit

Stern und Schulterband (1985) undder Karl-Valentin-Orden des MünchnerFaschings (1989).

Sein schriftstellerisches Könnenwurde in Italien mit drei Literaturprei-sen honoriert. Benedikts erste Enzyk-lika „Deus Caritas est“ (Gott ist Liebe)ließ der Pontifex am 25. Januar 2006veröffentlichen. In dem Rundschrei-ben des Papstes an alle Gläubigen der

katholischen Kirche bezieht er sichauf das Zentrum der christlichen Bot-schaft. Experten gehen davon aus,dass dieses Werk zum Wegweiser sei-ner Amtszeit werden wird.

Am 16. April 1927 wurde Joseph AloisRatzinger als Sohn des Gendarmerie-meisters Joseph und dessen FrauMaria in Marktl am Inn, Landkreis Alt-ötting, geboren. Seine Geschwister

sind Maria Ratzinger (7. Dezember1921 - 2. November 1991) und GeorgRatzinger, der am 15. Januar 1924 dasLicht der Welt erblickte. Zu seinemBruder hat der Pontifex nach wie vorein sehr enges Verhältnis. Die gesam-te Familie Ratzinger war von jeher tiefreligiös geprägt.

Von 1932 bis 1937 lebten die Ratzin-gers in Aschau am Inn, wo Joseph auchdie Grundschule besuchte und in derPfarrkirche seine Erstkommunion feier-te. Daher wurde der heutige Pontifexauch am 4. Oktober 2006 von Bürger-meister Josef Huber zum Ehrenbürgerder Gemeinde Aschau ernannt.

Zielstrebigkeit, der feste Glauben anGott sowie Disziplin haben das Lebenvon Joseph Ratzinger geprägt. So stu-dierte der junge Mann von 1946 bis1951 katholische Theologie und Philo-sophie an der Theologischen Hoch-schule in Freising. Anschließend war erSeminarist am Herzoglichen Georgia-num der Ludwig-Maximilians-Universi-

tät München und empfing 1951 diePriesterweihe. Bereits 1953 promovier-te der junge Theologe. Zahlreiche Pro-fessuren an deutschen Universitäten –etwa der Eberhard-Karls-Universität Tü-bingen (1966) – markierten seinen wei-teren Weg als Gelehrter und Gottes-mann. 1976 wurde Ratzinger im Altervon 49 Jahren Vizepräsident der Univer-sität Regensburg, bevor er ein Jahr spä-ter von Papst Paul VI. zum Erzbischofvon München und Freising eingesetztwurde. Nur einen Monat danach, am27. Juni 1977, wurde der Gottesmannaußerdem zum Kardinal ernannt.

Vor seinem Pontifikat als Papst Be-nedikt XVI. war Joseph Ratzinger nichtnur Dekan des Kardinalskollegiums,sondern auch Präfekt der Kongregati-on für die Glaubenslehre. Er gilt alseiner der bedeutendsten Kardinäle inder Geschichte. Theologisch und kir-chenpolitisch wurde der Geistlichehäufig als die rechte Hand von PapstJohannes Paul II. bezeichnet. ckr

Ein Papst der Jugend

Die Aschauer Delegation – an ihrer Spitze Bürgermeister Josef Huber (mit Amtskette) – während der Privataudienz bei Papst Benedikt XVI. (M.) am 4. Oktober 2006. Links: Benedikts Ex-Klassenkamerad Alois Steinbeißer.

Die gemeinsame Schulzeit in Aschau: Alois Steinbeißer und Papst Benedikt XVI.

Heiliger Vater und sein bester Freunder hätte vor mehrals 70 Jahren ge-ahnt, dass ausdem kleinen Jun-gen mit den blon-den Haaren, demfein geschnittenen

Gesicht und den wachsamen Augeneinmal das heutige Oberhaupt der ka-tholischen Kirche werden würde? FürAlois Steinbeißer, ehemaliger Betriebs-ingenieur der Nitrochemie AschauGmbH, stand jedoch schon damalsfest: „Der Joseph Ratzinger ist etwasganz Besonderes.“ Davon konnte ersich schon als kleiner Junge überzeu-gen. Denn Joseph Ratzinger, der von1932 bis 1937 mit seiner Familie inAschau lebte, hat mit Alois Steinbeißerdie Schulbank „gedrückt“. Genau eineReihe hinter ihm saß der Junge, ausdem einmal der Stellvertreter Gottesauf Erden werden sollte. „Der Burschewar superintelligent. Egal, ob beimRechnen, Schön- oder Rechtschreiben;der Ratzinger hatte immer die bestenNoten“, erinnert sich sein ehemaligerSchulfreund. Doch keinesfalls war es„nur“ die Intelligenz, die den kleinenJungen zu etwas Besonderem machte:„Der Joseph war der beste Schulkame-rad, den ich mir denken konnte. Wennich bei einer Aufgabe nicht mehr weiterwusste, hat er mir immer unter die Ar-me gegriffen“, so Alois Steinbeißer.

Im Gegensatz zu seinen Klassenka-meraden, die sich gerne hin und wie-der eine handfeste Keilerei gelieferthatten, war Joseph Ratzinger „keinLausbub“. Schon in jungen Jahren han-delte er stets besonnen und überlegt.Übrigens auch sehr zur Freude seinerKlassenlehrerin Fräulein Anna Fahmül-ler. Auch war der kleine Ratzinger nieaufsässig, wenn Pfarrer Igel in die

Volksschule kam, um die „Dreikäse-hochs“ in Religion zu unterrichten. Be-reits in der vierten Klasse hatte der Jun-ge sein Berufsziel und damit zugleichseine Berufung klar vor Augen und ver-kündete: „Ich werde später einmal Kar-dinal.“

Ebenso war Joseph Ratzinger in derWahl seiner Freunde nie voreilig. Zuseinem engeren Kreis gehörte unter an-derem Barbara Ametsbichler, mit der erjeden Tag Hand in Hand zur Schuleging. „Die Bärbel und der Joseph wohn-ten nur zwei Häuser auseinander“, er-innert sich Alois Steinbeißer, der in Fra-ham lebte. „Damals gehörte Frahamnoch nicht zu Aschau, sondern war ei-ne eigenständige Gemeinde mit einemWirtshaus, einer Kirche und fünf Bau-ernhöfen“, so der 80-Jährige.

Das erste Wiedersehen zwischen Jo-seph Ratzinger und seinem Schul-freund war Anfang der siebziger Jahredes 20. Jahrhunderts beim Klassentref-fen der ehemaligen Volksschüler. „Jo-seph, der zu dieser Zeit schon Kardinalin Rom war, hatte sich überhaupt nichtverändert“, so der 80-Jährige. VollerBegeisterung hatten sich die beidenMänner über Rom ausgetauscht, woder ehemalige Betriebsingenieur zudieser Zeit lebte. „Beim Abschied ha-ben wir uns versprochen, den Kontaktzu halten“, sagt der Aschauer.

Seitdem ist kein Tag im Leben Stein-beißers, der mit seiner Frau Marthaund seinen drei Katzen am RandeAschaus lebt, vergangen, an dem ernicht an seinen Freund denkt. Regel-recht mitgefiebert haben die Eheleute,als die Papstwahl im Frühjahr 2005 be-vorstand. „An dem Ratzinger kommensie in Rom gar nicht vorbei. Wenn erPapst wird, dann mit Recht“, spürte es

der Nitrochemie-Pensionär schon da-mals intuitiv. Als dann am Nachmittagdes 19. April 2005 die Entscheidungauf Joseph Ratzinger als Nachfolgervon Papst Johannes Paul II. gefallenwar, befand sich Aschau in einem Freu-dentaumel. „Ich war überwältigt vorGlück und zutiefst ergriffen“, erinnertsich Alois Steinbeißer.

Genau anderthalb Jahre später, am 4.Oktober 2006, durfte er seinen Freundwiedersehen. Steinbeißer war mit einer39-köpfigen Delegation aus Aschau zueiner Privataudienz in den Vatikan ge-reist, um dem Pontifex die Ehrenbürger-schaft der Gemeinde am Inn zu überrei-chen. Der Papst zeigte sich überaus er-freut über den Besuch aus Deutsch-land und schüttelte jedem Mitglied derGruppe die Hand.

Die herzliche und lockere Art des Pon-tifex ließ das strenge Zeremoniell undProtokoll fast vergessen und begeister-te die Besucher aus Aschau. „Der Heili-ge Vater hat sich im persönlichen Um-gang überhaupt nicht verändert und istso offen und bescheiden geblieben wieimmer“, so Barbara Ametsbichler, dieden Papst ebenfalls schon als kleinenJungen gekannt hatte.

„Das war ein fantastisches und ein-maliges Erlebnis“, so Alois Steinbeißerstellvertretend für die Delegation. Un-vergesslich war für ihn vor allem derMoment, als Benedikt XVI. seinenSchulfreund im Vatikan erblickte. DerPontifex strahlte seinen Jugendfreundan und sagte: „Da ist ja der Alois.“

„Für mich ist er heute der Heilige Vater,vor dem ich Ehrfurcht empfinde. Aberzugleich sehe ich in ihm immer nochden kleinen Joseph, der mir in Kinderta-gen der beste Freund gewesen ist", sagtAlois Steinbeißer (s.S.13). Claudia Krahn

Wiedersehen im Vatikan in Rom – „da ist ja der Alois“: Papst Benedikt XVI. begrüßtseinen ehemaligen Mitschüler (aus Aschauer Zeiten) und Freund Alois Steinbeißer(l.). ebenso wie Bürgermeister Josef Huber (M.) Mitglied der 39-köpfigen AschauerDelegation, die dem Ponitfex die Ehrenbürgerschaft der Kommune übergab.

Papst Benedikt XVI. (erste Reihe – 2.v.l.), alias Joseph Ratzinger, und Alois Steinbeißer(erste Reihe – l.) drückten in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts gemein-sam die Schulbank in der Gemeinde Aschau. Das historische Foto entstand 1936.

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Aus dem KonzernDas Profil 5/2006 Seite 13

ein geringerer als PapstBenedikt XVI. ist neues-ter Ehrenbürger der Ge-meinde Stadt Aschauam Inn. Am Mittwoch, 4.Oktober 2006, übergabAschaus 1. Bürgermeis-

ter Josef Huber dem Pontifex die Eh-renbürgerurkunde im Namen derKommune. Huber war mit einer Dele-gation von 39 Aschauern zu Gast beieiner Privataudienz des Heiligen Va-ters in Rom. Mit dabei auch AloisSteinbeißer, der gemeinsam mit demPontifex die Volksschule in Aschaubesucht hatte. Von 1932 bis 1937 leb-te Joseph Ratzinger mit seiner Fami-lie in Aschau.

„Ein wahrlich großer historischerAugenblick für unsere GemeindeAschau“, so Bürgermeister Huberstellvertretend für die Aschauer Dele-gation im Vatikan. Sie alle waren über-wältigt von der Herzlichkeit undFreundlichkeit Benedikts XVI., der sichgerne an seine Zeit und die Menschenin dem malerischen, geschichts-trächtigen Örtchen am Inn erinnerte.

Im Jahre 790 wurde die Gemeindeim Güterverzeichnis des Salzburger Bi-schofs Arno erstmals genannt. Von1025 bis 1033 befand sich das Städt-

chen im Eigentum der Kaiserwitwe Ku-nigunde. Nachdem Truppen des baye-rischen Herzogs den Ort besetzt hat-ten (1266), musste sich der SalzburgerErzbischof 20 Jahre lang gedulden, be-vor er Aschau wieder sein Eigen nen-nen konnte. 1333 besaßen die GrafenTörring zu Jettenbach hier eine offeneHofmark. Daraus resultiert auch dieRose im Gemeindewappen.

1634 beteiligten sich AschauerBauern beim Aufstand in Ampfing,um den dort einquartierten kaiserli-chen Soldaten den Garaus zu ma-chen. Während der beiden Erbfolge-kriege in der ersten Hälfte des 18.

Jahrhunderts litt die Bevölkerung un-ter österreichischen Besatzungstrup-pen. Im Zuge der Verwaltungsreformin Bayern entstand mit dem Gemein-deedikt von 1818 die heutige Ge-meinde Aschau.

Seit 1939 steigt die Zahl der Ein-wohner kontinuierlich. 1976 kam eszu einer Gebietsreform, bei derAschau jedoch seine Selbstständig-keit bewahren konnte. Aus der ehe-maligen Gemeinde Fraham wurdendie Ortsteile Bergham, Fraham, Klug-ham, Buchtal, Reit und Urfahrn mitinsgesamt 158 Einwohnern einge-meindet.

Rund 2900 Menschen leben heutein Aschau, das in das malerische Inn-Hügelland zwischen Wasserburg undMühldorf eingebettet ist. Eine reichbewaldete Hügelkette grenzt die Ge-meinde nach Norden und Westen ab.Südlich bildet der Inn eine natürliche

Grenze. Weite, ebene Flächen bieteneinen guten Ackerboden und somitbeste Voraussetzungen für eine flo-rierende Landwirtschaft, an der 50Bauernhöfe beteiligt sind. Rund 200Gewerbebetriebe (Handwerk, Gast-ronomie und Handel) bieten rund2300 Arbeitsplätze.

Auch die besondere Förderungvon körperlich und psychisch behin-derten Jugendlichen hat sich die Ge-meinde auf die Fahne geschrieben.Seit 1950 gibt es das Berufsbil-dungswerk des SalesianerordensDon Boscos. In der Einrichtung kön-nen die jungen Menschen wohnen,werden therapiert und haben dieMöglichkeit, eine handwerklicheAusbildung zu absolvieren. Die Ge-meinde Aschau ist so vielfältig, wiedie Menschen, die dort leben.

Auf dem 170 Hektar großen Indust-riegebiet sind überwiegend metall-verarbeitende und chemische Betrie-be ansässig – so auch die Nitroche-mie Aschau GmbH, in der Alois Stein-beißer, der ehemalige Klassenkame-rad von Benedikt XVI., vom 1. März1953 bis 31. Dezember 1991 tätig ge-wesen ist. Zunächst begann er alsSchlosser und Schweißer, bevorSteinbeißer als Betriebsingenieur

für die Planung von Investitionen alsauch die Überwachung und Durch-führung der Instandsetzung zustän-dig war. Während seines Berufsle-bens hat der gebürtige Aschauer vie-le Jahre im Ausland verbracht. Dazuzählen unter anderem Montagepro-jekte in Spanien, Ägypten, Amerika,Korea, der Türkei und ein längererAufenthalt in Burma, wo Steinbeißerin der Abteilung für Industrieanlagenverantwortlich war.

„Meine schönste Zeit im Auslandhabe ich allerdings in Italien ver-bracht“, so der 80-Jährige. Von 1962bis 1970 lebte und arbeitete der Be-

triebsingenieur in Colleferro; bis1980 hatte er sporadisch immer wie-der in Italien zu tun. Noch heute erin-nern sich Alois Steinbeißer und sei-ne Frau Martha gerne an diese Zeitzurück. Bevor er 1991 in Pensionging, war Steinbeißer als stellvertre-tender Abteilungsleiter der techni-schen Abteilung tätig.

Das Kerngeschäft der NitrochemieAschau GmbH mit 470 Mitarbeiternbesteht in der Fertigung von ver-brennbaren Formteilen, mehrbasi-gem Treibladungspulver und chemi-schen Zwischenprodukten (z.B. Sila-nen, Säurechloriden, Epoxiden undPeroxiden), die für die chemischeund pharmazeutische Industrie vongroßer Bedeutung sind. Die Nitroche-mie Aschau, an der die RheinmetallWaffe Munition GmbH derzeit mit 55Prozent beteiligt ist, erzielte 2005 ei-nen Umsatz von 63 Millionen €. ckr

Kleine Gemeinde mitgroßem Ehrenbürger

Katharina Weigelt (2.v.l. auf dem Foto links), Industriemechanikerin im 3. Lehrjahr, unterstützt einen Werkstätte-Mitarbeiter inFragen der Metallbearbeitung. Daneben begleitet Azubi-Kollege Starlin Antonipillai die Konfektionierung von Geschenkbändern.

Norbert Roth (l.) und Bereichsleiter Alfred Grimm (r.) mit einer Mitarbeiterin, die vorgefertigte Heizventile überprüft. Daneben er-läutert Harry Fries (l.), Industriemechaniker im 3. Lehrjahr, einem Werkstätte-Mitarbeiter Grundfertigkeiten der Holzbearbeitung.

Neckarsulm. Die KS Kolbenschmidt GmbH in Neckarsulmstartete im Oktober 2006 gemeinsam mit der Beschützen-den Werkstätte Heilbronn das erste Projekt zum Aus-tausch von Auszubildenden und Menschen mit Behinde-rung zum wechselseitigen Kennenlernen. Dabei stehenMenschlichkeit und soziale Kompetenz im Vordergrund.Neun Auszubildende von Kolbenschmidt haben sich frei-willig zur Teilnahme an diesem Sozialprojekt gemeldet. Anvier Standorten der Beschützenden Werkstätte Heilbronn

werden sie jeweils drei Wochen lang aktiv in Form einesBetreuungsprojektes mitarbeiten und gleichzeitig Kon-takte zu den dort beschäftigten Mitarbeitern mit Behinde-rung knüpfen. Im Austausch dazu sollen im nächsten Jahrdiese Personen ein Praktikum in der Ausbildungswerk-statt des Neckarsulmer Kolbenherstellers absolvieren –zwecks Einblick in die Arbeit in einem Industriebetrieb derfreien Wirtschaft. Sie werden dann von den Auszubilden-den betreut, die an diesem Projekt teilgenommen haben.

er erste Kontakt wurdedurch Pfarrer Rainer Hin-zen, Vorstand der Be-schützenden WerkstätteHeilbronn, geknüpft. Um-gesetzt wurde das Projektdann von Norbert Roth,

dem technischen Ausbildungsleiter derFirma Kolbenschmidt, und AlfredGrimm, dem Leiter Arbeit und Integrati-on für den Bereich Heilbronn (Heil-bronn, Kirchhausen, Talheim und BadFriedrichshall) bei der BeschützendenWerkstätte. Sie überlegten im Vorfeldsehr gründlich, wie eine Integration derAuszubildenden in die Werkstatt mög-lich sein kann.

Alfred Grimm berichtet: „Wir warenneugierig, wie unsere Beschäftigtenmit den Auszubildenden zusammenar-beiten.“ Auch Norbert Roth war sichanfangs nicht sicher, wie die jungenAuszubildenden auf behinderte Mit-menschen reagieren.

Dass die beiden ein gelungenes Kon-zept in Form eines Betreuungsprojektesentwickelt haben, zeigte bereits die ers-te Runde des Austausches, die MitteOktober dieses Jahres stattfand. Nor-bert Roth reflektiert die Vorbereitungen:„Bereits im Frühjahr machten wir eineInformationsveranstaltung zusammenmit den Auszubildenden. Filmmaterialund Vorträge vermittelten Näheres überdie Tätigkeit in der BeschützendenWerkstätte und den sozialen Hinter-grund. In diesem Herbst fand dann dererste Austausch statt; unsere Azubis ar-beiteten in der Werkstatt am StandortBad Friedrichshall mit.“

Der 18-jährige Kamil Kaiser, Werkzeug-macher im zweiten Lehrjahr, war einerder drei Auszubildenden, die an diesemPilotprojekt teilnahmen: „Wenn man dieMenschen hier kennen gelernt hat – essind zum Beispiel auch Beschäftigte da-bei, die zuvor einen ganz normalen Be-ruf ausübten und dann durch einen Un-

fall von heute auf morgen zu Behinder-ten wurden –, wird einem erst einmalbewusst, dass es jeden von uns treffenkann.“ Christian Bender, der den Berufdes Mechatronikers erlernt, ergänzt:„Außerdem wird man rücksichtsvollergegenüber behinderten Menschen,wenn man einige persönlich kennenlernt. Bestimmt werden wir nun mitmenschlichen Schwächen, die uns über-all – also auch im Berufsleben – begeg-nen, anders umgehen.“

Sicherlich werden diese Auszubilden-den künftig nicht mehr, wie allgemeinüblich, einen großen Bogen um Behin-derte machen, wenn sie ihnen auf derStraße begegnen. Die beiden jungenKolbenschmidt-Azubis haben in BadFriedrichshall zum Beispiel bei Pla-nungsarbeiten mitgeholfen, so etwa beider Erstellung einer technischen Zeich-nung zum Bau von kleinen Metall-Last-kraftwagen. Sie haben zudem gelernt,den beschäftigten Behinderten ihr

Fachwissen persönlich in einzelnen Ar-beitsschritten zu vermitteln. Darin siehtNorbert Roth auch einen Vorteil für dieberufliche Laufbahn der Auszubilden-den: „Sie wissen nun, wie man Arbei-ten, die einem ganz selbstverständlicherscheinen, schwächeren Menschen inkleinen Arbeitsschritten so näherbrin-gen kann, dass sie dies aus ihremBlickwinkel heraus verstehen.“

Dass es sich bei den Produkten, dievon den Beschäftigten der Beschützen-den Werkstätte bearbeitet werden,auch um hochqualifiziertes Industrie-gut handelt, hat die drei ersten Teilneh-mer positiv überrascht. BereichsleiterGrimm erläutert: „Vor zwanzig Jahrenwaren wir allgemein nur als Herstellereinfacher Holzspielsachen oder Holzar-beiten bekannt. Inzwischen sind wirISO-zertifiziert nach IndustrienormTS16949 zertifiziert, und entwickelnuns zunehmend über den Weg der ver-längerten Werkbank zu einem System-

lieferanten der Industrie für qualifizier-te Teile (z.B. Bordwerkzeug für Audi,Kühlerschlauchvormontage für die Fir-ma Behr). Auch Kolbenschmidt gehörtzu unseren Kunden. VerschiedeneKomponenten aus dem Lieferpro-gramm werden bei uns konfektioniert.“

Qualifizierte Arbeiten wie diese ha-ben Alexander Hefele beeindruckt, derin Bad Friedrichshall im Montagebe-reich unterstützend tätig war: „Die Be-schäftigten sind so motiviert und froh,dass sie bei einer sinnvollen Arbeit An-erkennung finden, dass sie eine für unsunvorstellbare Geduld für sämtlicheAnforderungen mitbringen.“ Auch dieTeamarbeit sei stärker ausgeprägt undein wesentlicher Faktor zum Erfolg.

Alle drei Auszubildenden berichtenausschließlich Positives und empfin-den die Zusammenarbeit mit behinder-ten Menschen als Bereicherung. Siewürden jederzeit wieder an so einemProjekt teilnehmen. Ständig als betreu-

ende Mitarbeiter mitzuarbeiten, nacheiner entsprechenden Zusatzausbil-dung, wäre ihnen jedoch zu intensiv.So meint Mechatroniker-Azubi Alexan-der Hefele zurückblickend: „Man ist amAbend so tief beeindruckt und denktüber die Schicksale nach, dass esschwerfällt, abzuschalten und einfachso zum Alltag zurückzukehren.“

Norbert Roth und Alfred Grimm sindsich einig, dass nur Projekte wie diesegegen eine auf dem Vormarsch befindli-che „Ellbogengesellschaft ohne Rück-sicht auf sozial schwache Menschen“helfen werden. Roth ergänzt abschlie-ßend: „Das Ziel, dass die Auszubilden-den künftig mit Rücksicht und ohne Vor-behalte auf hilfsbedürftige Menschenzugehen können, ist erreicht. Wenn dieBehinderten dann zu uns kommen,werden sie ihrerseits eine Abwechslungim Arbeitsleben erfahren, die zur weite-ren Integration in der Gesellschaft bei-tragen wird.“ Karin Brück

„Hier wird hochprofessionell gearbeitet“

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Aus dem KonzernSeite 14 Das Profil 5/2006

Austauschschüler Christoph Buring war zehn Wochen in „Down Under“

„The time of my life“ in Australien

ach 24 Stunden Flugzeitund acht Stunden Zeitver-schiebung konnte mein Le-ben bei der Familie Fisherin Melbourne, der zweit-größten Stadt Australiens,beginnen. Die freundlichen

Gasteltern waren ihrerseits beide vor vie-len Jahren mit derselben Organisation inDeutschland und haben sich damalsdort auch kennengelernt. Eine stärkermit dem Austausch verbundene Familiekann man sich also wirklich nicht vorstel-len! Die ältesten Söhne (19 und 15 Jahre)sind auch beide aktive Mitglieder deraustralischen Schwesterorganisation„Society for Australian-German StudentExchange“ (SAGSE), der jüngste (12) wirdes bestimmt noch werden.

Die Fishers wohnen etwa 25 Minutenvon der Innenstadt entfernt in einemstrandnahen großen Haus, in dem ichein geräumiges eigenes Zimmer hatte.Ich wurde sehr nett aufgenommen undhabe die Heimat kaum vermisst. Ent-sprechend selten habe ich mich bei mei-nen Eltern gemeldet, was einerseits zuHause nicht so gut ankam; andererseits

haben meine Eltern es als Zeichen dafürgewertet, dass es mir gut geht und dassich vollkommen ins australische Lebeneingetaucht bin. Im Englisch sprechenhabe ich große Fortschritte erzielt; dasreine Verstehen der Sprache war von Be-ginn an ziemlich unproblematisch.

Mit meinem 15-jährigen Gastbruderhabe ich die 10. Klasse der MentoneGrammar School (MGS) besucht, einemittelgroße Privatschule, nur wenigeKilometer vom Haus der Fishers ent-fernt. Auf dieser Ganztagsschule ist füralle Schülerinnen und Schüler eineSchuluniform Pflicht, was mir sehr gutgefallen hat. Der Ganztagsunterricht warzwar interessant, hatte aber den Nach-teil, dass nach der Schule ab etwa 16Uhr für sportliche Interessen oder ande-re Vorhaben kaum noch Zeit blieb. Daslag unter anderem aber auch daran,dass meine Gastfamilie etwas außer-halb Melbournes wohnte, und daherder Weg in die belebte Stadt recht langwar. Man ist eben immer auf das Autoangewiesen, da die Ausdehnung derStadt – immerhin handelt es sich nachSydney um die zweitgrößte KommuneAustraliens – gewaltig ist. In diesemPunkt entspricht Australien auch ganzmeinen Vorstellungen von den USA.

Die Schule selbst bot deutlich mehrSportunterricht an als meine deutsche,doch ich kann mir nicht vorstellen, in

meiner Freizeit den Großteil der Aktivi-täten mit meinen Klassenkameradenauszuüben, wie es in ‚Down Under‘ derFall ist. Fernsehen spielt eine größereRolle als hierzulande, obwohl das Pro-grammangebot qualitativ eher dürfti-ger ausfällt.

In den Abendstunden hatte ich reich-lich Gelegenheit, meine Gastfamilie bes-ser kennenzulernen. Ich verstand michsehr gut mit ihr, und wir hatten alle vielSpaß zusammen. Sie haben mich auchzu einigen schönen Sehenswürdigkeitenin Melbournes Umgebung mitgenom-men, so zum Beispiel zur Great OceanRoad mit den so genannten 12 Apos-teln, einer spektakulären Felsformationan der Küste, wo wir sogar ein ganzesWochenende verbrachten.

Neben diesen Familienausflügen hat-te ich während meines Aufenthaltesauch die Möglichkeit, eine Woche langdas Land selbst zu bereisen. Zusammenmit einigen anderen Stipendiaten ausDeutschland entdeckte ich einen TeilAustraliens so ganz ohne Eltern oderAufsichtspersonen. Wir waren zu sechstund hatten auf unserer Entdeckungs-tour durch den sonnigen BundesstaatQueensland unheimlich viel Spaß, zu-nächst bei einem kurzen Segeltörn amGreat Barrier Reef und anschließend imRegenwald, den wir alle gar nicht mehrverlassen wollten. Beides, die Korallenund den Urwald, hatte ich noch nie er-lebt; sie werden mir deshalb in ganz be-sonderer Erinnerung bleiben.

In der letzten Woche fand noch eineabschließende Reise nach Canberra undSydney statt. Die gesamte Gruppe, dies-mal allerdings ohne die australischenGastschüler, hat zunächst in der Haupt-stadt das historisch junge Parlament be-sichtigt, später dann in Sydney das be-rühmte Opera House. Schließlich wur-den wir sogar vom deutschen Botschaf-ter empfangen. Nach zehn tollen Wo-chen in Australien wollte – wen kann esverwundern – keiner von uns das Flug-zeug nach Deutschland besteigen; amliebsten wären wir alle dort geblieben.

Abschließend kann ich wirklich nurfesthalten, dass dieser Austausch dasbisher schönste Erlebnis in meinem Le-ben war. Ich hatte eine wundervolleZeit. Alle meine Erwartungen sindhaushoch übertroffen worden. Der Auf-enthalt war für mich ein großer Gewinnund Erfolg, menschlich wie sprachlich.Ich hatte dank der Unterstützung derKolbenschmidt Pierburg AG ‚the time ofmy life‘ in Australien.“

akn Melbourne/Trier. Wer träumt nicht einmal davon, demgewohnten Alltag zu entfliehen und für mehrere Wochen ansandere Ende der Welt zu reisen? Christoph Buring – Schülerdes Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Trier – hatte das Glückund verbrachte zehn Wochen im Rahmen eines Schüleraus-tauschs in Australien. Organisiert durch die Gesellschaft fürDeutsch-Australischen/Neuseeländischen Schüleraus-tausch e.V. (GDANSA) und mit Hilfe von Sponsoren – zuihnen gehört auch die Kolbenschmidt Pierburg AG –, erhieltder 16-jährige Schüler zusammen mit weiteren 25 Pennälernein Stipendium, um in „Down Under“ seine englischenSprachkenntnisse anzuwenden und – natürlich – im tägli-chen Alltag zu verbessern. Aufmerksam auf die in Köln an-sässige Organisation wurde Christoph Buring durch einenBeitrag in einer Trierer Regionalzeitung. Da sein Interesse an

einem Schüleraustausch durch die Erfahrungen seiner älte-ren Schwester, die einige Zeit in Kanada verbrachte, bereitsgeweckt war, lag eine Bewerbung nahe. Und mal ehrlich:Welch’ anderes Land als Australien könnte man sich mit 16Jahren für ein solches Unterfangen besser vorstellen? Vo-raussetzung für die Teilnahme am GDANSA-Austauschpro-gramm war die Aufnahme eines Gastschülers aus Australien– ohne die Garantie, selbst ein Stipendium für Australien zuerhalten. Erst nach der Abreise seines australischen Gast-schülers Louis erfuhr Christoph Buring, der in seiner Freizeitgerne Tennis und Klavier spielt, dass der Organisator genü-gend Sponsoren für den Austausch hatte werben könnenund er zu den Glücklichen zählte, die am 22. Juni dieses Jahresfür mehr als zwei Monate nach Australien aufbrachen. Hiersein Erfahrungsbericht vom fünften Kontinent aus erster Hand:

er nach Australien emigriertedeutsche GeschäftsmannFritz von Einem-Joosten(1916 - 2003) brachte Vertre-ter der deutschen Wirtschaft

und Kultur in Australien mit dem Zielzusammen, durch einen Schüleraus-tausch das Verständnis zwischenDeutschen und Australiern zu fördern.1967 gründete er in Melbourne die„Society for Australian-German Stu-dent Exchange“ (SAGSE). Kurze Zeitspäter wurde die „Gesellschaft fürDeutsch-Australischen/Neuseeländi-schen Schüleraustausch e.V.“ (GDAN-SA, Köln) als deren deutsche Schwes-terorganisation ins Leben gerufen.

Die ausgewählten Schüler sollten of-fen, ohne Vorurteile und mit jugendli-cher Begeisterung das fremde Landkennen und verstehen lernen. Sie soll-ten in Familien leben und in die Schule

gehen, um von ihrer Heimat zu erzäh-len und – zurückgekehrt – ihre Eindrü-cke vom jeweils anderen Land zu be-richten. 1968 konnten die ersten sechsaustralischen Stipendiaten durch diegroßzügige Finanzierung verschiede-ner Unternehmen nach Deutschlandreisen. Drei Jahre später gingen erst-mals deutsche Schüler nach Australi-

en. Kurz darauf wurde der Austauschauf Neuseeland ausgeweitet.

Seither ist es das Ziel des Kölner Ver-eins, jedes Jahr mittels eines Stipendi-ums etwa 20 Schülern einen zehn- biszwölfwöchigen Aufenthalt in einerGastfamilie im jeweils anderen Landzu ermöglichen. Die Finanzierung

durch Sponsoren – zu ihnen zählenPrivatpersonen, Verbände sowie inter-national tätige Firmen wie die Kolben-schmidt Pierburg AG – und Mitgliedersowie die ehrenamtliche Organisationmachen es möglich, dass für den Ge-winner eines Stipendiums und seinerFamilie nur geringe Kosten entstehenund somit Schüler unabhängig von fi-

nanziellen Hindernissen am Aus-tausch teilnehmen können.

Das zentrale Ziel des Programms istes, wie bereits erwähnt, das Verständ-nis und die Freundschaft zwischenAustralien, Neuseeland und Deutsch-land zu fördern und zu vertiefen sowieden Jugendlichen einen Einblick in die

Lebensweise der so weit entfernten Ge-sellschaft zu geben. Als „Botschafter“der jungen deutschen Generation kön-nen die Stipendiaten in ihrem kleinenfamiliären und schulischen Umfeld inÜbersee durch ihr Auftreten dabeidurchaus das gesamte Bild überDeutschland entscheidend mitprägen.

Die Stipendien werden jährlich nach

einem Auswahlverfahren an Schülerweiterführender Schulen im Alter von16 und 17 Jahren vergeben. Nach einemerfolgreichen Auswahlverfahren beher-bergt die Familie des Bewerbers zu-nächst einen Gast aus Übersee, bevorer selbst nach einem Vorbereitungsse-minar zu einer von der australischen

bzw. neuseeländischen Schwesteror-ganisation ausgesuchten Gastfamiliefliegt. Während der Zeit im Gastlandwird der Jugendliche die Schule besu-chen, am Alltagsleben teilnehmen unddie Möglichkeit haben, einige Tageselbständig das Land zu erkunden. DerAufenthalt endet mit einer gemeinsa-men Abschlussfahrt aller Austausch-schüler nach Canberra/ Sydney.

Der Verein ehemaliger Stipendiaten(German-Australian Scholarship Stu-dents Germany e.V. = GASS) betreutwährend dieser Zeit die Stipendiatenund hilft, auftretende Problemeschnell und unkompliziert zu lösen.Nach ihrer Rückkehr verfassen die Sti-pendiaten einen Bericht in englischerSprache über ihre Zeit in Australien,der an die Sponsoren gerichtet ist, umdiesen den Erfolg des Austauschesdarzulegen. akn

Als „Botschafter der Jugend“ unterwegs

Zusammen mit (v.l.n.r.) Lissy Antemann, Johannes Filous, Carlo Siegfried, FranziskaRaspe und Moritz Bitterling entdeckte Christoph Buring (2.v.l.) einen Teil Australiensganz ohne Eltern oder Aufsichtspersonen. Als „free traveler“ hatten die sechs jungenLeute auf ihrer Tour durch den sonnigen Bundesstaat Queensland unheimlich vielSpaß – so wie hier vor einem der schönsten Strände der Welt, dem Whitehaven Beach. Ca

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Aus dem KonzernDas Profil 5/2006 Seite 15

Unterlüß. „Dass mir mein Hund viellieber sei, sagst Du, oh Mensch, seiSünde. Der Hund blieb mir im Sturmetreu, der Mensch nicht mal im Winde”,schrieb schon Franz von Assisi (um1181/1182 – 1226), Gründer des Fran-ziskanerordens und Mitbegründer desKlarissenordens. Assisi und seine An-hänger waren streng bemüht, nachdem Vorbild Jesu zu leben. Wegen sei-

ner legendären Erzählungen – wie et-wa der „Vogelpredigt“ – gilt der from-me Mann als erster Tierschützer in derGeschichte der Menschheit.

Für viele Menschen ist der Hund oderein anderes Haustier nach wie vor seintreuester Begleiter – und das oft überviele Jahre. Nach einer Statistik des In-dustrieverbands Heimtierbedarf leben23 Millionen Haustiere in Deutschland

(ohne Zierfische und Terrarientiere).Doch leider hört diese Tierliebe nichtselten zum Beispiel dann auf, wenn derSommerurlaub angetreten wird. Danngilt es, sich seines „Lieblings“ mög-lichst schnell und kostenfrei zu entledi-gen. Aber auch sonst werden Tiere inDeutschland oft nicht sonderlich pfleg-lich behandelt.

Dem Missbrauch von Tieren entgegen-zuwirken und ihnen eine Lobby zu ge-ben – das haben sich die unterschied-lichsten Organisationen auf die Fahnegeschrieben. So etwa der DeutscheTierschutzbund (DTSchB), der bereits1881 gegründet wurde. Dabei handeltes sich um die Dachorganisation derTierschutzvereine und -heime inDeutschland. Derzeit sind dem DTSchB16 Landesverbände und 720 örtliche

Tierschutzvereine mit 509 vereinseige-nen Tierheimen und mehr als 800 000Mitgliedern aus allen Teilen des Landesangeschlossen. Damit ist der DTSchBEuropas größte Tier- und Naturschutz-dachorganisation.

Den traurigen derzeitigen „Trend“ inDeutschlands Heimen bringt SteffenSeckler, Pressereferent beim Dachver-

band Deutscher Tierschutzbund e.V., aufden Punkt: „Während wir bei den Hun-den und Katzen ein wenig hoffen, diesesJahr durchatmen zu können – weil ab-sehbar scheint, dass die große Welle vor-bei ist und die Belastung für die Tierhei-me stagniert –, steigen die Zahlen derKleintiere, die in den Tierheimen übersJahr betreut werden, an. Aktuell sind esvermutlich mehr als 50 000 jährlich. Dasist im Vergleich zu einer Umfrage aus

dem Jahr 2000 eine Steigerung um rundein Drittel, wie wir schon jetzt absehenkönnen. Aber auch bei Hunden und Kat-zen gibt es einen Wermutstropfen: DieVerweildauer der Tiere im Tierheim steigtspürbar; das melden uns die Einrichtun-gen. Damit steigen auch die Belastun-gen der Tierschutzarbeit, die sich alleinaus Spenden und Erbschaften tragen

muss. Im Durchschnitt kostet die tägli-che Betreuung eines Hundes im Tier-heim rund elf €, die einer Katze liegt beiacht €“, so Seckler. Außerdem räumtder Tierschutz-Fachmann ein, dass esinsbesondere bei Hunden schwierig sei,auszumachen, ob ein Tier ausgesetztwurde oder weggelaufen sei. „Im Jahrbetreuen die dem Deutschen Tierschutz-bund angeschlossenen Heime rund270 000 Tiere“, weiß Seckler. ckr

Tierschutz als Hobby und Lebensphilosophie

RWM-Fotografin Katja Knöfel aus Unterlüß ist passionierte Tierschützerin

„Aktive Hilfe für Vierbeiner in Not“icht nur die mehr als800 000 Mitglieder derdem Deutschen Tier-schutzbund angeschlos-senen Verbände und Ver-eine engagieren sich ziel-gerichtet – auch Perso-

nen, Vereine und Einrichtungen, dienicht dem DTSchB angeschlossen sind,können eine Menge in puncto Tier-schutz bewirken. Bestes Beispiel dafürliefert Katja Knöfel, Fotografin bei derRheinmetall Waffe Munition GmbH(RWM) in Unterlüß und dort für dieBildstelle – und damit den gesamtenBereich Multi-Media – verantwortlich.

Wenn andere junge Frauen in ihrerFreizeit gerne ins Kino, zum Tanzen oderauf den Tennisplatz gehen, findet manKatja Knöfel im Celler „Waldtierheim“.Doch nicht etwa, um niedliche Katzen-kinder oder tollpatschige Welpen zu be-staunen. Die RWM-Fotografin hat denaktiven Tierschutz zum Hobby und zu-gleich zu ihrer Lebensphilosophie er-klärt. „Meine Motivation ist, etwas ge-sellschaftlich Wertvolles zu tun und dieLiebe zu Tieren. Wenn ich Tieren in Nothelfen kann, verspüre ich einen innerenFrieden“, so die 31-Jährige.

Aktive Hilfe leistet die Fotografin,„wann immer ich gebraucht werde“. DieAufgaben im Tierheim, das Mitglied imVerband Niedersächsischer Tierschutz-vereine ist, sind vielfältig. So müssen dieBoxen der vierbeinigen Bewohner ge-säubert werden; außerdem will BelloGassi geführt und gefüttert werden.Nicht zu vergessen die Streicheleinhei-ten, die die geschundenen Kreaturenmitunter sodringend be-nötigen. Au-ßerdem be-geben sichKatja Knöfelund ihre Mit-streiter aufregelmäßigeKontrollen, um sich zu vergewissern,dass bereits vermittelte „Schützlinge“ inihrem neuen Zuhause auch gut behan-delt werden. „Die arbeitsintensivste undzugleich schlimmste Jahreszeit für alleTierheime ist der Sommer. Das Geld fürden Urlaub ist vorhanden, aber nichtmehr für die Tierpension. Ein weiteresgroßes Problem stellt die Schwemme derJungtiere dar, weil viele Menschen ihreTiere nicht kastrieren lassen. Rund 11 000€ haben wir allein in diesem Sommer inTierarztrechnungen investieren müs-sen. Denn vor allem die Kastration vonWildkatzen liegt uns sehr am Herzen.Das bedeutet für unseren Verein, dasswir an unsere Reserven gehen musstenund uns nun in einer zunehmend prekä-ren, finanziellen Situation befinden“,fasst Katja Knöfel zusammen. In dem„Verein aktiver Tierfreunde“ sind aus-nahmslos ehrenamtliche Helfer aktiv;jede Spende kommt daher zu 100 Pro-zent dem Celler Waldtierheim zugute.

Die Liebe zu Tieren wurde der Foto-grafin, die in Annaberg-Buchholz imErzgebirge geboren wurde, quasi in die

Wiege gelegt. „Von klein auf hatte ichein großes Interesse an Tieren. LautAussage meiner Eltern habe ich schonin ganz jungen Jahren Frösche von derStraße gerettet oder aus dem Nest ge-fallene Jungvögel mit nach Hause ge-bracht“, erinnert sich Katja Knöfel, dieihre Kindheit und Jugend in Thum ver-bracht hat. Der Urlaubsort in der Win-tersportregion liegt zwischen Chem-nitz, damals noch Karl-Marx-Stadt, undOberwiesenthal.

Verwunderlich ist es daher kaum,dass die engagierte junge Frau und ihrMann Detlev nicht alleine leben. Dagibt es den vierjährigen Tim, ein kast-rierter Husky-Mischling, und den sie-benjährigen Kater Tom, der in seiner Ju-gend ein recht „wilder Geselle“ gewe-sen ist. „Tim war Liebe auf den erstenBlick – und das direkt an meinem ers-ten Tag im Tierheim. Er lebte ursprüng-lich als Straßenhund in Athen. Dankdeutscher Tierschützer vor Ort ist er umHaaresbreite der ,Straßensäuberung‘anlässlich der Olympiade 2004 ent-gangen“, erinnert sich die junge Frau.

Nicht zu vergessen die vielen „Pflege-kinder“, die die Eheleute immer wiederin ihre Obhut nehmen. Vor allem beiKatzenbabys und Welpen, die ihreMutter verloren haben, kann die Pflegesehr aufwendig sein. „Diese kleinenWesen müssen nämlich rund um dieUhr, im Zwei-Stunden-Rhythmus, mitdem Fläschchen gefüttert werden“,weiß die aktive Tierschützerin.

Ebenfalls sehr zeitintensiv sind diezahlreichen Tierarztbesuche, die oft-

mals drin-gend not-w e n d i gsind. Dochden Ehe-leuten Knö-fel ist keineMühe zuviel, wenn

es darum geht, einem Lebewesen zuhelfen. „Häufig werde ich angefeindetund gefragt, warum ich mich für Tiereund nicht für Menschen stark mache.Interessanterweise wird diese Frage oftvon Personen gestellt, die in ihrem Le-ben noch nie etwas für andere getanhaben. Ich kann für meinen Teil be-haupten, dass ich die Augen auch nichtvor menschlichen Schicksalen ver-schließe. Ich kann nicht die ganze Weltretten, aber ein bisschen bestimmt...“

Kommunikationsschwierigkeiten zwi-schen Zwei- und Vierbeinern gibt es imHause Knöfel keine. Denn die Fotogra-fin beschäftigt sich schon seit mehre-ren Jahren intensiv mit der Psyche vonHunden (und dem „Herrchen“). „VieleHundehalter neigen dazu, ihr Tier wieeinen Menschen zu behandeln. Wennder Hund im Laufe der Zeit zu dominantwird und Schwierigkeiten macht, sinddiese Leute meist überfordert und ste-hen bei uns im Tierheim auf der Matte.“Die 31-Jährige versucht dann, mit einemgezielten Herrchen-Hund-Training dieHarmonie wieder herzustellen.

Sogar im Urlaub hat der Tierschutzge-danke bei Katja Knöfel oberste Priorität.„Bevor ich eine Reise antrete, erkundi-ge ich mich nach Tierheimen vor Ortund nehme auf dem Hinflug gespende-te Medikamente mit, da diese im Aus-land meist sehr teuer sind. Auf demRückflug stelle ich mich, je nachdemaus welchem Land ich komme, als Flug-patin zur Verfügung. Schon bei der Bu-chung einer Reise kann man angeben,dass man eine Flugpatenschaft über-nehmen möchte. Mit wenig Aufwandund völlig kostenfrei kann man somithelfen, dass ein Tier aus Ländern wieSpanien oder Griechenland ein neuesZuhause in Deutschland findet. BeimAntritt der Rückreise wird dem Patendas jeweilige Tier mit allen Papierenübergeben. Der Vierbeiner, meist sindes Hunde oder Katzen, wird dann amSonder-Gepäckschalter eingecheckt.

Am Zielflughafen holt der Flugpate dieBox ebenfalls am Sonder-Gepäckschal-ter ab und übergibt sie einem Helfer derjeweiligen Tierschutzorganisation oderdirekt dem neuen Besitzer. Das kann je-der machen, da alle Transaktionen vonder jeweiligen Tierschutzaktion vor Orterledigt werden“, sagt die 31-Jährige.(weitere Infos unter: www.flugpate.com und www.flugpaten.de)

Übrigens: Tierfreunde, die die enga-gierte junge Frau und ihre Mitstreiterbei ihrer Arbeit unterstützen möchten,können eine Spende an den „Vereinaktiver Tierfreunde“ überweisen. DieBankverbindung lautet: SparkasseCelle, Bankleitzahl 257 500 01, Konto-nummer: 179200. Wer sich sonst fürdiese Arbeit Interessiert, kann sichauch gern persönlich mit Katja Knöfelvia E-Mail in Verbindung setzen ([email protected]). Claudia Krahn

Tierschützerin Katja Knöfel, im Hauptberuf Fotografin bei der Rheinmetall Waffe MunitionGmbH, mit „Sherry“, einem aus Griechenland importierten Mischlings-Hundebaby.

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DokumentationSeite 16 Das Profil 5/2006

Starke Automotive-Tradition: Kolbenschmidt + Pierburg

Stetiges Wachstumunter dem Konzerndach

m Jahre 1984 hatte sich – nach im-merhin sechs Jahrzehnten – die Mut-tergesellschaft Metallgesellschaft AG(MG) von Anteilen an der KarlSchmidt GmbH getrennt und das Un-ternehmen als Kolbenschmidt AG andie Börse gebracht. Das bei Kolben-

schmidt vorhandene Know-how sowiedie hohe Produktqualität machten dasUnternehmen für Rheinmetall interes-sant, das Kolbenschmidt erwarb und1998 mit Pierburg zur Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe fusionierte. DieserSchritt ermöglichte die Fortsetzung einerErfolgsgeschichte, denn seit der Grün-dung als Aktiengesellschaft 1984 hattendie Neckarsulmer mit bemerkenswertenProdukten auf sich aufmerksam ge-macht, die in der automobilen Welt gro-ße Beachtung und Anerkennung fanden.

Zum Beispiel in der Kolbenentwick-lung und der Anwendung neuartigerProduktionsverfahren. Zu jener Zeit be-fanden sich u. a. leichte und geräusch-arme Plateaukolben für Pkw in der Ent-wicklung, die von verschiedenen Auto-mobilherstellern ebenso getestet wur-den wie extrem niedriggebaute Kolben.Hohe Leistungsfähigkeit, möglichst ge-ringe Lautstärke, stärkere Belastbarkeitund immer wieder die Kolbenkühlung –das waren die hauptsächlichen Aufga-ben, die die Kolben-Ingenieure bei Kol-benschmidt zu bewältigen hatten. Einesder Ergebnisse war der Pressgusskol-ben mit örtlicher Faserverstärkung. DerBereich Großkolben gewann 1994 einenMotorenhersteller aus den USA, der dieamerikanische Marine belieferte, alsGroßkunden. Und für die Modernisie-rung der Lokomotiven der früheren DDR-Reichsbahn wurden ebenfalls Großkol-ben aus Neckarsulm ausgewählt. 1997schließlich erhielt Kolbenschmidt denEntwicklungs- und Serienauftrag sowohlfür den Otto- als auch für den Dieselmo-tor des Daimler-Benz-Modells „Smart“:Es entstand der bis dahin kleinste Kol-ben der Welt in Kraftfahrzeugen.

In der Gleitlager-Entwicklung stand inden achtziger Jahren des 20. Jahrhundertsebenfalls die erhöhte Anforderung an Be-lastbarkeit bei gleichzeitiger Umweltver-träglichkeit im Vordergrund. KS-Gleitlagerentwickelte u.a. ein Stahl-Aluminium-Zink-Verbundlager mit einer speziellenEinlaufschicht für Pleuellager, das 1987zur Serienreife kam und einen bedeuten-den Fortschritt bedeutete. Hinzu kam dieSerienfertigung von Lagern, die mit demKathoden-Zerstäubungs-Verfahren be-schichtet wurden; diese so genanntenSputterlager zeichneten sich durch einebesondere Verschleißfestigkeit aus.

Verschleißfestigkeit – diese ist auchbei Motorblöcken immer mehr gefragt.Kolbenschmidt erreichte hier mit demNiederdruckgussverfahren einen gro-ßen Erfolg, als 1987 nach einer mehr-jährigen Entwicklungsarbeit ein neuerV-12-Motor für den BMW 750 in der be-währten „Alusil“-Legierung in Serie ge-fertigt werden konnte. Auch das Zylin-derkurbelgehäuse des Porsche Turbo911 wurde unter Einsatz von Alusil ge-fertigt. Kolbenschmidt begann in den1990er Jahren damit, den Einsatz vonAluminiumwerkstoffen nicht nur inhubraumstarken Ottomotoren (z. B.beim 12-Zylinder-Motor von BMW),sondern auch in kleineren Ottomoto-

ren für Großserienfahrzeuge der Kom-paktklasse wie der A-Klasse von Merce-des-Benz zu forcieren.

Mit ganz anderen Werkstoffen beschäf-tigte sich der Geschäftsbereich Lenkrä-der und Airbags. Die Vorgaben aber wa-ren ähnlich: Auf Gewichtsreduzierungund Verschleißfestigkeit kam es auchhier an. Dem trugen vor allem Kunststoff-lenkräder in Hybridausführung Rech-nung. Von großer Bedeutung war eben-falls die Sicherheit im Innenraum desFahrzeuges: Ein Airbagsystem, bei demFahrer und Beifahrer durch die sensorge-steuerte Entfaltung eines Prallschutzesbeim Auffahrunfall geschützt wurden,konnte das KS-Lenkradwerk 1985 vor-stellen. Mit dem Beginn der Serienferti-gung im folgenden Jahr kamen im Werkin Aschaffenburg auch erstmals Airbagsfür den Beifahrer vom Fließband. Und fürdie Bequemlichkeit beim Fahren sorgtenschließlich Neuentwicklungen auf demGebiet der Servolenkung.

Die Metallgesellschaft, die mittlerweiletrotz eines Verkaufs großer Kolben-schmidt-Anteile an die kanadische Mag-na International Inc. noch immer einebedeutende Beteiligung (wenn auchnicht mehr die Mehrheit) an dem Unter-nehmen besaß, geriet 1993 in erheblicheSchieflage. Zum grundlegenden Sanie-rungskonzept des neu eingesetzten MG-Vorstandes gehörte auch der Verkauf derrestlichen Anteile an der KolbenschmidtAG, die – unabhängig von der Fast-Pleite

der Mutter – ebenfalls in die „roten Zah-len“ gerutscht war. Und so erhielt Kol-benschmidt zwischen 1994 und 1997 inmehreren Etappen nicht nur eine neueGesellschafter-, sondern auch eine ver-änderte Unternehmensstruktur, die in ei-nem der ersten Schritte zur Trennung vonder KS Automobil-Sicherheitstechnik mitder Lenkrad- und Airbagproduktion führ-te. Der Erwerber Magna Internationalübernahm diesen Bereich komplett,schied damit aber bis auf eine kleineRestbeteiligung auch gleichzeitig als Ak-tionär aus der AG aus.

Die Metallgesellschaft veräußerte ihreverbliebenen Kolbenschmidt-Anteile von24,99 Prozent – 32,01 Prozent befandensich bei institutionellen Anlegern undder große Rest von 40,5 Prozent im Be-sitz freier Aktionäre – übergangsweisean die Commerzbank, die dieses Paket

schließlich am 5. März 1997 an Rheinme-tall verkaufte. Während dieser fast vierJahre währenden Übergangsphase wur-de erfolgreich ein Übernahmeversuchdurch den damaligen englischen Wett-bewerber T&N plc. abgewehrt. Parallelzu diesen Vorgängen wurde die bis da-hin operativ tätige Kolbenschmidt AG ineine reine Holding umgewandelt. Neugeschaffene Produktionsgesellschaftenwurden nun die KS KolbenschmidtGmbH, die KS Gleitlager GmbH, die KSAluminium-Technologie AG und die KSMotor Service International GmbH, dieheutige MSI.

Mit der Übernahme durch Rheinmetallund der nachfolgenden Fusion zur Kol-benschmidt Pierburg AG – mittlerweilezu 97 Prozent im Besitz des Rheinmetall-Konzerns – wurde nicht nur ein schlag-kräftiger Automotive-Konzern geschaf-fen, sondern auch der dringendste

Wunsch von Gesamtbetriebsrat und IGMetall erfüllt: Kolbenschmidt blieb alsGanzes erhalten und – da es mit Pier-burg keinerlei Produktüberschneidun-gen gab – bis zum heutigen Tag als Un-ternehmen gestärkt.

Die neue Kolbenschmidt Pierburg AGmit ihren Geschäftsbereichen Kolben,Gleitlager, Aluminium-Technologie, Pier-burg sowie MSI Motor Service Internatio-nal befand sich von Beginn an in einemimmer schwieriger werdenden Markt derinternationalen Zulieferindustrie auf ei-nem guten und erfolgreichen Weg. Inzwölf Staaten mit Produktions- und Ver-triebsstätten vertreten, ist Kolben-schmidt Pierburg heute vor allem aufden Wachstumsmärkten präsent: So-wohl im fernöstlichen Japan und Chinaals auch auf dem amerikanischen Konti-nent, aber auch in Tschechien und Frank-

reich wurde es möglich, durch die räum-liche Zusammenlegung von Produkti-onsstätten von Kolbenschmidt und Pier-burg ein kundennahes Angebot „rundum den Motor“ – der werbewirksameSlogan seit 1997 – zu präsentieren.Sinnvolle Bereinigungen innerhalb desneuen Konzerns wurden u.a. durch dieKonzentration des Öl- und Wasserpum-pengeschäftes bei Pierburg und des ur-sprünglich bei beiden Unternehmen vor-handenen Kundendienst- und Ersatzteil-geschäftes bei MSI erreicht.

Pierburg entwickelte sich in den ver-gangenen Jahren vor allem zu einemSpezialisten für umweltfreundliche Auto-mobiltechnik, was sich besonders aufdem wichtigen Gebiet der Schadstoffre-duzierung auszahlt. Abgasrückführsys-teme, pulsationsarme Luftmassensen-soren, Sekundärluftsysteme, leistungs-und gewichtsoptimierte Saugrohre aus

Leichtmetall und Kunststoff, elektro-nisch geregelte Drosselklappenstutzen,elektronische Schubumluftventile odermoderne Öl- und Wasserpumpen sinddie „Highlights“. Besonders bemerkens-wert: 1999 führte Pierburg das weltweiterste elektrische Abgasrückführventil fürDieselmotoren ein. Die C-Klasse vonMercedes-Benz wurde 2000 mit ultra-leichten Magnesium-Saugrohren und ei-ner durch eine neue Hochdruckseitenka-nalpumpe optimierten Kraftstoffversor-gung auf die Straßen geschickt.

Nicht zu vergessen: die seit 2003 amStandort Hartha gefertigte elektronischgeregelte Kühlmittelpumpe, die nichtüber den Keilriemen des Motors ange-trieben wird, sondern sich bei Bedarfelektronisch zuschaltet. Eine maßgeb-liche Senkung des Kraftstoffbedarfskonnte auf diese Weise erreicht wer-

den. Und schließlich die neueste Saug-rohrentwicklung, die unter Nutzungdes Abgases, statt dieses an die Atmo-sphäre abzugeben, über einen Abgas-kühler eine Senkung der Verbren-nungstemperatur und damit der Stick-stoff-Emission erreicht.

Kolbenschmidt trug maßgeblich zur Ge-wichtsreduzierung von Kolben oder Zylin-derkurbelgehäusen und damit ebenfallszur Kraftstoffersparnis bei, verbundenmit einer Reduzierung der Umweltschad-stoffe. Hier wirkte sich vor allem die kon-tinuierliche Substitution des WerkstoffesGrauguss durch Aluminium aus: Der1998 in Serie gegangene Motorblock fürdie Dieselvariante der A-Klasse vonDaimlerChrysler war der erste im Druck-guss hergestellte Aluminiumblock in demnoch stark vom Grauguss dominiertenMarktsegment der Dieselmotoren.

2000 fertigte Kolbenschmidt für den„smart-cdi“ den kleinsten Dieselkolbender Welt. Kühlkanalkolben in der Galle-riKS-Technologie, Stahlkolben für Nutz-kraftfahrzeug-Motoren als Nachfolgerdes Pendelschaftkolbens, Leichtkolben(LiteKS) mit verminderter Masse des Kol-benschafts, die stetige Weiterentwick-lung der traditionellen übereutektischenLegierung Alusil, Permaglide ohne Blei-gehalt aus neuen Werkstoffen mit Kunst-stoffzusätzen oder lasergeschweißteBundbuchsen – Beispiele aus der reich-haltigen Entwicklung innerhalb der Kol-benschmidt-Gruppe.

Dies alles ist nur ein kleiner Ausschnittaus dem umfangreichen Produktange-bot, das Kolbenschmidt Pierburg heutebereithält. Beide Unternehmen, Pierburgund Kolbenschmidt, werden in wenigenJahren – 2009 bzw. 2010 – jeweils 100Jahre alt. Beide haben es geschafft, ver-eint und getrennt, selbständig oder un-ter einem Konzerndach, immer wiedertechnische Spitzenprodukte auf der Hö-he der Entwicklung anzubieten, die siezu einem unentbehrlichen Partner derAutomobilindustrie werden ließen.

Welch innovative Kraft in den Unter-nehmen stets steckte, zeigte sich vor al-lem daran, dass selbst ein radikaler Pro-duktwechsel wie bei Pierburg Anfangder neunziger Jahre (Ende der Vergaser-Ära) nicht zum Zusammenbruch, son-dern zu einem – damals ungeahnten –neuen Aufschwung mit dem neuen Pro-duktsegment Saugrohre führte. Genau-so bewirkt die stetige Weiterentwicklungvon Kolben, Gleitlagern und Aluminium-gussteilen, der traditionellen, bewähr-ten Produkte von Kolbenschmidt seitvielen Jahrzehnten, trotz scharfer Kon-kurrenz eine Verfestigung des interna-tionalen Spitzenplatzes des Unterneh-mens. Dr. Christian Leitzbach

Ein erstmals in Serie gefertigter Aluminium-Motorblock reduzierte das Gewicht des Dieselmotors der A-Klasse von DaimlerChrysler.

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Steuergehäuse, Wasserumwälzpumpe, Pkw-Dieselkolben und Magnesium-Saugrohr: Die hier gezeigten Produkte sind nur ein kleiner Ausschnitt der am Markt gefragten Produktpalette von Kolbenschmidt Pierburg.

Kompetenz rund um den Motor: Mit den hier abgebildeten Komponenten, Modulen und Systemen avancierte die Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe nach der Übernahme durch den Rheinmetall-Konzern zu einem international erfolgreichen Automobilzulieferer.

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Die Abwehr von terroristischen Anschlägen, der Schutz vor Katastrophen und die Sicherung vonGrenzen gewinnen rund um den Globus in vielen Staaten an Bedeutung. Rheinmetall als System-haus für Verteidigungs- und Sicherheitstechnik bietet auf diesen Feldern wirkungsvolle Lösungen:Von der Konzeption über die Planung bis hin zu Ausführung, Schulung und Serviceleistungen.Dabei sind sowohl Einzelkomponenten als auch integrierte Gesamtsysteme verfügbar. Ein wesent-licher Aspekt der Rheinmetall-Kompetenz ist die Fähigkeit der Vernetzung von Teilkomponentenzu einem Gesamtsystem. Hierbei arbeitet Rheinmetall eng mit industriellen Projektpartnern zusam-men. Weitreichende Erfahrung – auch im militärischen Bereich – macht Rheinmetall zu einem star-ken Partner für die Planung und Realisierung von Projekten zur Erhaltung der inneren Sicherheit. Weitere Informationen finden Sie unter: www.public-security.com

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