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SDL Thierhaupten Soziale Innovation im ländlichen Raum Im festlichen Rahmen des 18.Thier- hauptener Advents referierte die Gast- rednerin, Prof. Dr. Theresia Wintergerst von der Universität Würzburg, über die dringende Notwendigkeit sozialer Inno- vationen für ländliche Gemeinden. Als „informierten Mut“ bezeichnet sie die vielen positiven Beispiele für soziale Innovation. Als Folge des demographi- schen Wandels ergeben sich neue Muster des Zusammenlebens, die ihren Niederschlag im kommunalpolitischen Handeln der Gemeinden finden müs- sen. Am Puls des langen Lebens kann nur der bleiben, der für Veränderung sorgt. Gerade dieser informierte Mut, der Wille zu gemeinsamem Handeln, muss gestärkt werden. Schafft man keine Einigung, dann besteht die Gefahr, dass „gemeinschaftliche Güter“ unter- nutzt beziehungsweise nicht klug ge- nutzt werden, so Prof. Dr.Theresia Wintergerst. Denn nichts motiviere mehr als die Aussicht auf Veränderung. Ältere Menschen sollen ihre Erfahrung einbringen Menschen werden älter und müssen versorgt werden. Diese Leistung ist nicht ausschließlich Privatsache oder die Aufgabe von Wohlfahrtsverbänden. Hier sei die Politik gefordert, eine Situation zu schaffen, in der sich orga- nisierte Hilfe in der Nachbarschaft ganz individuell entfalten kann, lautete die Forderung von Prof.Wintergerst. „Nachbarschaft braucht Modernisie- rung, damit sie eine Rolle im Zusam- menleben spielen kann“, so die Gast- rednerin. Ältere Menschen dürfen nicht an Wertschätzung verlieren, weil sie um Hilfe bitten. Auch sollen sie neue Rollen übernehmen und ihre Erfahrung bei der Gestaltung der Zukunft einbringen. Die soziale Innovation in einer altern- den Gesellschaft kann nur dem gelingen, der daran glaubt. Der „informierte Mut“ ist eine Chance für die Entwicklung, Etablierung und Stabilisierung neuer solidarischer Muster im ländlichen Raum. Man braucht Führungspersön- lichkeiten, welche die Kunst der Zu- sammenarbeit beherrschen und sich auf verschiedenen Ebenen kollektiven Handelns bewegen können.Wichtig sind breite Bildungsprozesse, gemeinsame Ziele, Kommunikation und gemeinsame Regelerstellung für das gemeinschaft- liche Handeln. Die Schulen der Dorf- und Landentwicklung bieten die dafür notwendige professionelle Unterstüt- zung, das Know-how sowie das Netz- werk positiver Beispiele. Inhalt Grußwort von Jürgen Reichert zum 18.Thierhauptener Advent . . . . .2 Festveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen der SDL Thierhaupten . . . .3 Taschenbuch dokumentiert die Reden der Festveranstaltung . . . .3 Fachexkursion bayerischer Kommunalpolitikerinnen ins Elsass . . .4 Zwei Dorfläden ausgezeichnet . . . . . . .7 Bayerischer Sparkassenverband spendete für die Energiewende . . . . .8 1888 Teilnehmer an Seminaren der SDL im Kloster Thierhaupten . . . .9 Fallbeispiele aus Bayern . . . . . . . . . . . . .10 Aktuelles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12 Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten 19. Jahrgang | Februar 2013 Professorin Dr.Theresia Wintergerst war die Gastrednerin beim 18. Thier- hauptener Advent im Jahr 2012.

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Page 1: SDL MItgliederzeitschrift 2013 - Infoportal LAND · Vísky,die Laudatio von Dr.Peter Jahnke für Prof.Dr.-Ing.Holger Magel,dessen Dankrede sowie das Schlusswort des SDL-Vorstandsvorsitzenden,Bezirks-tagspräsident

SDL Thierhaupten

Soziale Innovation im ländlichen RaumIm festlichen Rahmen des 18.Thier-hauptener Advents referierte die Gast-rednerin, Prof. Dr. Theresia Wintergerstvon der Universität Würzburg, über diedringende Notwendigkeit sozialer Inno-vationen für ländliche Gemeinden.

Als „informierten Mut“ bezeichnet siedie vielen positiven Beispiele für sozialeInnovation. Als Folge des demographi-schen Wandels ergeben sich neueMuster des Zusammenlebens, die ihrenNiederschlag im kommunalpolitischenHandeln der Gemeinden finden müs-sen. Am Puls des langen Lebens kannnur der bleiben, der für Veränderungsorgt. Gerade dieser informierte Mut,der Wille zu gemeinsamem Handeln,muss gestärkt werden. Schafft mankeine Einigung, dann besteht die Gefahr,dass „gemeinschaftliche Güter“ unter-nutzt beziehungsweise nicht klug ge-

nutzt werden, so Prof. Dr.TheresiaWintergerst. Denn nichts motivieremehr als die Aussicht auf Veränderung.

Ältere Menschen sollen ihre Erfahrung einbringen

Menschen werden älter und müssenversorgt werden. Diese Leistung istnicht ausschließlich Privatsache oderdie Aufgabe von Wohlfahrtsverbänden.Hier sei die Politik gefordert, eineSituation zu schaffen, in der sich orga-nisierte Hilfe in der Nachbarschaft ganz individuell entfalten kann, lautetedie Forderung von Prof.Wintergerst.„Nachbarschaft braucht Modernisie-rung, damit sie eine Rolle im Zusam-menleben spielen kann“, so die Gast-rednerin. Ältere Menschen dürfen nichtan Wertschätzung verlieren, weil sie umHilfe bitten.Auch sollen sie neue Rollen

übernehmen und ihre Erfahrung beider Gestaltung der Zukunft einbringen.

Die soziale Innovation in einer altern-den Gesellschaft kann nur dem gelingen,der daran glaubt. Der „informierte Mut“ist eine Chance für die Entwicklung,Etablierung und Stabilisierung neuersolidarischer Muster im ländlichenRaum. Man braucht Führungspersön-lichkeiten, welche die Kunst der Zu-sammenarbeit beherrschen und sichauf verschiedenen Ebenen kollektivenHandelns bewegen können.Wichtig sindbreite Bildungsprozesse, gemeinsameZiele, Kommunikation und gemeinsameRegelerstellung für das gemeinschaft-liche Handeln. Die Schulen der Dorf-und Landentwicklung bieten die dafürnotwendige professionelle Unterstüt-zung, das Know-how sowie das Netz-werk positiver Beispiele.

Inhalt�

Grußwort von Jürgen Reichert zum 18.Thierhauptener Advent . . . . .2

Festveranstaltung zum 20-jährigenBestehen der SDL Thierhaupten . . . .3

Taschenbuch dokumentiert die Reden der Festveranstaltung . . . .3

Fachexkursion bayerischer Kommunalpolitikerinnen ins Elsass . . .4

Zwei Dorfläden ausgezeichnet . . . . . . .7

Bayerischer Sparkassenverband spendete für die Energiewende . . . . .8

1888 Teilnehmer an Seminarender SDL im Kloster Thierhaupten . . . .9

Fallbeispiele aus Bayern . . . . . . . . . . . . .10

Aktuelles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

Schule der Dorf-und Landentwicklung

Thierhaupten

19. Jahrgang | Februar 2013

Professorin Dr.Theresia Wintergerstwar die Gastrednerin beim 18. Thier-hauptener Advent im Jahr 2012.

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2 Verein �

Beim Thierhauptener Advent (vonlinks): Bezirkstagspräsident JürgenReichert,Vorstandsvorsitzender derSDL Thierhaupten, Dr. Peter Jahnke,Vorsitzender des Fachbeirates,Gerlinde Augustin, Geschäftsführerin,die Gastreferentin Prof. Dr.TheresiaWintergerst, Richard Fank, Schatz-meister der SDL und Vorstandsvor-sitzender der Kreissparkasse Augs-burg, sowie Präsident Johann Huber,Amt für Ländliche EntwicklungSchwaben.

Jürgen Reichert: Know-how für die Akteure im ländlichen RaumJürgen Reichert,Vorstandsvorsitzenderder Schule der Dorf- und Landentwick-lung Thierhaupten und Bezirkstags-präsident von Schwaben, sprach anläss-lich der Jahreshauptversammlung derSDL das folgende Grußwort:

„Wir alle wissen, dass gute politischeEntscheidungen ihre wirkliche Krafterst in der Zukunft entfalten. Als An-bieter von Fachseminaren für Bürger-meister, Gemeinderäte und engagierteBürger beteiligt sich die SDL maß-geblich daran, die Bevölkerung im ländlichen Raum zu nachhaltigen Ent-scheidungen in der Kommunalarbeit zu befähigen. Der demographische Wandelstellt eine Fülle neuer Herausforderun-gen, denen die SDL mit Weitsicht undKompetenz begegnet.

Für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft

Die SDL in Thierhaupten hat sich seitihrer Gründung vor 20 Jahren zu einer

zentralen Anlaufstelle für Themen rund um die Gestaltung lebenswerterZukunftsmodelle im ländlichen Raumprofiliert. Sie steht für die Vereinbarkeitvon Tradition und Innovation und bietetQualifizierung und Know-how für Ak-teure im ländlichen Raum. In der SDLtun wir dies mit großem Engagementund sind gleichzeitig eine Anlaufstellefür Überlegungen, die zukunftsgerichtetsind.

Immer weniger Menschen stärken Entscheidern den Rücken

Wer gewählt ist, findet oftmals jedeEinzelentscheidung immer wieder aufdem Prüfstand der Öffentlichkeit.Wieschwer lassen sich heute Entscheidun-gen realisieren, deren positive Auswir-kungen erst in einigen Jahren spürbarwerden? Oft geht es nicht mehr um die gesamte zukunftsrelevante Vision,sondern es stehen vielmehr die einzel-nen Projekte und Einzelinteressen imVordergrund.

Der allgemeine Ruf nach Bürgerbe-teiligung und mehr Transparenz in derPolitik scheint die Lösung zu sein.AberBeteiligung funktioniert nicht automa-tisch und nicht jeder hält sich an diedemokratischen Spielregeln. Oft fehltes an Vertrauen, an der Transparenzund an der Kommunikation. Es ,men-schelt‘ überall. Dennoch: Eine nachhal-tige Entwicklung kann nicht verordnetwerden; sie ist nur mit den Menschenzu machen.

Vorgehensweise muss sich denHerausforderungen anpassen

Wir können froh und dankbar seinüber unsere Erfahrung in puncto ,Bür-gerbeteiligung und Bürgerengagement‘.Für diese haben wir gute Methodenentwickelt. Dennoch müssen auch wiruns weiterentwickeln und unsere Vor-gehensweisen an die neuen Heraus-forderungen anpassen.

Unsere Bürger und Kommunalpolitikermüssen wir motivieren, ihnen Raumund Zeit und die notwendige Beglei-tung geben, damit die Zukunft gemein-sam gestaltet werden kann. DiesesZusammenwirken zwischen Bürgern,Fachleuten und der Politik ist es, wasich tatsächlich unter echter Nach-haltigkeit verstehe.“

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3Verein�

Bei der Festveranstaltung der SDLThierhaupten (von links): Jürgen Reichert,Vorstandsvorsitzender derSDL Thierhaupten und Bezirkstagsprä-sident von Schwaben, Prof. Dr. HolgerMagel, SDL-Geschäftsführerin GerlindeAugustin, die Präsidentin des Baye-rischen Landtags Barbara Stamm,Altbezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher und Alois Glück, Präsidentdes Zentralkomitees der deutschenKatholiken.

Gerlinde Augustin und ihre Doku-mentation der Reden zum Festakt.

Die SDL Thierhaupten feierte im Juni2012 mit einer großen Festveranstaltung20 Jahre erfolgreiche Bildungsarbeit fürden ländlichen Raum. Ob es um sozialeHerausforderungen, Nahversorgung,leer stehende Gebäude oder um dieFragen der Kommunalentwicklung undinterkommunalen Zusammenarbeitgeht: Die SDL Thierhaupten veranstaltetseit mehr als 20 Jahren Seminare maß-geschneiderte Veranstaltungen. Promi-nente Gäste waren LandtagspräsidentinBarbara Stamm und ihr Vorgänger imAmt Alois Glück – heute Präsident des

Zentralkomitees der deutschen Katho-liken – sowie der Präsident des Bayeri-schen Gemeindetags, Dr. Uwe Brandl.Univ.-Prof. Dr.-Ing. Holger Magel hat vor20 Jahren die Ideen der Schulen derDorf- und Landentwicklung Wirklich-keit werden lassen. Im Rahmen desFestaktes wurde ihm deshalb die „Diamantene Ehrennadel“ verliehen.Laudator Dr. Peter Jahnke,Vorsitzenderdes Fachbeirates und langjähriger Weg-begleiter Magels, verwies auf dessen„konsequentes Verfolgen guter Ideen,optimistisches Standvermögen, Furcht-

losigkeit sowie Offenheit für neuePlanungsprozesse“. Magel habe dafürSorge getragen, dass die Schule derDorf- und Landentwicklung Thierhaup-ten überleben und sich so prächtig ent-wickeln konnte, so Dr. Peter Jahnke.

Festveranstaltung: „NeuerAufbruch für das Land“

Barbara Stamm und AloisGlück zum NachschlagenDie Reden zum 20-jährigen Jubiläumder SDL Thierhaupten hatten die Be-sucher derart beeindruckt, dass nochwährend des Festakts die Frage nachdem Nachlesen dieser Vorträge aufkam.Als Dokumentation der Reden ent-stand deshalb ein Taschenbuch, das beider SDL Thierhaupten und bundesweitim Buchhandel erhältlich ist. Der Buch-titel: „Neuer Aufbruch für das Land.Reden zum 20-jährigen Bestehen derSDL Thierhaupten“. 96 Seiten doku-mentieren neben den Ausführungender Festredner Barbara Stamm,AloisGlück und des Filmers Leo Hiemer

auch die Grußworte von Dr. UweBrandl, Präsident des BayerischenGemeindetags, sowie Stanislav Kamba,Bürgermeister und Vorsitzender derSchule zur Erneuerung des ländlichenRaums in der tschechischen GemeindeVísky, die Laudatio von Dr. Peter Jahnkefür Prof. Dr.-Ing. Holger Magel, dessenDankrede sowie das Schlusswort desSDL-Vorstandsvorsitzenden, Bezirks-tagspräsident Jürgen Reichert. Mit demBuch will SDL-Geschäftsführerin Ger-linde Augustin die Reden auch denenzugänglich machen, die nicht unter denBesuchern der Veranstaltung waren.

„Neuer Aufbruch für das Land.Reden zum 20-jährigen Bestehen der SDL Thierhaupten“ Hrsg. SDL Thierhaupten 96 Seiten, 30 Abbildungen,ISBN 978-3-939645-61- 0, EUR 12,90context verlag | www.context-mv.de

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4 Exkursionen �

Vom 12. bis 14. Oktober 2012 fanderstmals eine Fahrt exklusiv für Kom-munalpolitikerinnen statt. Den Rahmenbildete die Reihe „Kommunale undinterkommunale Entwicklung in Frank-reich am Beispiel des Elsass“.

Diesmal waren ausschließlich Bürger-meisterinnen und Gemeinderätinnendabei. Die schwerpunktmäßig vonFrauen betreuten Themen Soziales undKultur standen im Mittelpunkt. Geradein der Kleinkinder- und in der außer-schulischen Betreuung hat Frankreichtraditionell einen großen Vorsprung vorDeutschland. Auch was das Leben imAlter anbelangt, beeindrucken ländlicheGemeinden, vorzugsweise in interkom-munaler Zusammenarbeit, mit vorbild-lichen Lösungen. Interessant ist ferner

der Blick auf das Kulturleben: Es scheintso zu sein, dass Gemeinden mit einemausgeprägten Kulturleben auch ganz all-gemein nicht schlecht dastehen.

Eine ausreichende Zahl an Teilnehme-rinnen konnte rasch gewonnen wer-den, weil die SDL Thierhaupten einNetzwerk für Kommunalpolitikerinnenaufgebaut hat. Zudem waren bereitsviele Kommunalpolitikerinnen in denletzten Jahren bei den für Gemeindenund Kommunalallianzen durchgeführ-ten Fahrten im Elsass beteiligt. Letztlichumfasste die Reisegruppe 24 Bürger-meisterinnen und Gemeinderätinnen.Veranstalter war die SDL Thierhaupten,Reiseleiter war der in Elsassexkursio-nen erfahrene Dr. Michael Stumpf.

Auch das Finden kooperationsbereiterBürgermeisterinnen im Elsass war rascherledigt. Das Netzwerk der 47 Bürger-meisterinnen (bei gut 500 Gemeindendes Unterelsass) war die eine Quelle –die noch von zurückliegenden Reisenbekannten Bürgermeisterinnen war die

andere. Im Elsass bildeten die Bürger-meisterinnen der Gemeinden Rhinau,Goxwiller und Neubois den hartenKern des Vorbereitungsteams, das dieHauptlast trug. Ein weiterer Partnerneben den drei ländlichen Gemeindenwaren die weiblichen Mitglieder desGeneralrats des Unterelsass:Auch siewaren bereit, sich zu engagieren. Kultur-erbe sollte das fachliche Programmabrunden. Dank des enormen Reich-tums des Elsass an kulturellem Erbewaren die zu Reiseroute und Inhaltpassenden Stationen leicht zu ergänzen.

Der erste Tag: die Delegation zu Besuch in Rhinau und Barr

Erste Station der Reise war die 25 kmsüdlich von Straßburg gelegene 2.700-Einwohner-Gemeinde Rhinau. Die dor-tige Bürgermeisterin, Danièle Meyer,steht gleichzeitig der Communauté deCommunes du Rhin, einer Kommunal-allianz von sieben Gemeinden mit10.000 Einwohnern, vor. Eine wertvolleErkenntnis für die Besucherinnen war,

Bayerische Kommunalpolitikerinnen zu Sozialthemen im Elsass unterwegs

Am Sitz des Generalrats in Straßburginformierten fünf Generalrätinnen 24 Kommunalpolitikerinnen aus Bayernin Kurzvorträgen unter anderem zuKommunalallianzen und zum Frauen-anteil in politischen Gremien.

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5Exkursionen�

dass erst jüngst in zwei neue Gebäudeinvestiert wurde, obwohl in der Ge-meinde sowohl die Einrichtungen zurKleinkinderbetreuung als auch die zuraußerschulischen Betreuung seit Jahr-zehnten bestehen. Interessant war zu-dem, und das hat sich bei den beidenanderen Gemeinden bestätigt, dass dieKleinkinderbetreuung und die außer-schulische Betreuung interkommunalerledigt werden.

Nahe der südwestlich gelegenen Kan-tonshauptstadt Barr fand das Abend-programm statt. Gekommen war AlfredBecker, der Präsident der Kommunal-allianz des Piémont de Barr, mit einerReihe seiner Bürgermeister. Diese vor-teilhafte Konstellation ermöglichte densehr intensiven Informationsaustauschin kleinen Gruppen.

Zweiter Tag: Besuch in Straßburg,Neubois,Thanvillé und Albé

Der Vormittag des zweiten Tags sah dieBesucherinnen am Sitz des Generalratsin Straßburg. Die Kommunalpolitike-rinnen aus Bayern fühlten sich geehrt,dass sich die fünf anwesenden General-rätinnen in Kurzvorträgen an sie wand-ten.Themen waren ein Überblick überdie Aufgaben des Generalrats, die Be-deutung der Kommunalallianzen undder Zugang der Frauen zu den gewähl-ten Gremien wie Senat, Nationalver-sammlung, Regional- und Generalratsowie zu den Kommunalparlamenten.Bei der Bildung der Kommunalallianzenüberraschte der hohe Organisations-grad von über 96 % der Gemeinden,der inzwischen auf freiwilliger Basis,wenn auch mit staatlicher Hilfe erreichtwerden konnte.

Bei der Vertretung der Frauen in dengewählten Gremien wurde deutlich,dass lediglich dort annähernd Paritätbesteht, wo vom Gesetz Vorsorge hier-für getroffen ist. Dies ist bisher der Fallbei Kommunalwahlen in Gemeindenmit mehr als 3.500 Einwohnern, beiden Regionalwahlen sowie bei Wahlenzum EU-Parlament.

Am Nachmittag ging es 30 km nachSüdwesten bis auf die Höhe von Séle-stat/Schlettstadt und anschließend weiter in das Val de Villé/Weilertal.Etwa auf halber Höhe des Tals liegt dieGemeinde Neubois. Sie ist eine der 18 Gemeinden des Tals, die sich zueiner Kommunalallianz mit 9.800 Ein-wohnern zusammengeschlossen haben.Nach Neubois war auch die SenatorinEsther Sittler gekommen. Das Unter-elsass stellt fünf Senatoren; zwei davonsind weiblich. Esther Sittler ist außer-dem Bürgermeisterin der GemeindeHerbsheim in der Nachbarschaft vonRhinau. Ihre Anwesenheit in Neuboiswar eine von den Kommunalpolitikerin-nen aus Bayern geschätzte Ehre, aberauch Ausdruck der guten Zusammen-arbeit der kommunalen Mandatsträge-rinnen im Elsass. Diese Zusammenar-beit wird dadurch begünstigt, dass dieKommunalpolitik im ländlichen Raumweitgehend parteifrei ist.

Bürgermeisterin Nicole Zehner be-grüßte in ihrem kleinen Rathaus.AmBeispiel von Neubois und der übrigenkleinen Gemeinden des Tals wurde dasErfordernis der übergemeindlichenZusammenarbeit deutlich.Wichtig fürdas Selbstbewusstsein besonders derkleinen Gemeinden ist, dass sie bei derVergabe der interkommunalen Einrich-tungen nicht gänzlich leer ausgehen.Am Beispiel der im Vordergrund ste-henden Themen wurde dies deutlich:

Eine der beiden Einrichtungen für dieaußerschulische Betreuung befindetsich nicht im Zentralort, sondern in der talabwärts gelegenen GemeindeThanvillé. Ein anderes Beispiel für dasEngagement der Kommunalallianz fürdie kleineren Gemeinden war das an-schließend besuchte Heimathaus desWeilertals in der Gemeinde Albé.Gemeinsam mit dem Bergmannshausin der ebenfalls etwas abgelegenenGemeinde Urbeis sind dies die beideneinzigen Einrichtungen zur Pflege desKulturerbes, die interkommunal be-trieben werden.

Der dritte Tag im Elsass:zu Gast in Goxwiller

Der dritte und letzte Tag begann mitdem Besuch des Odilienbergs.Auf sei-nem Gipfel, 600 m über der Ebene,befindet sich mit dem um das Jahr 700von der verstoßenen HerzogstochterOdilie/Ottilie gegründeten Kloster, dasbedeutendste religiöse Kulturerbe desElsass. Das Elsass ist im Übrigen reich anZeugnissen starker Frauen. Am Fuß desOdilienbergs findet sich mit der einsti-

Die Kommunalpolitikerinnen vor demRathaus der Stadt Barr. Rechts, in dertraditionellen Tracht der Elsässerinnen,Suzanne Lotz – die Bürgermeisterinder Nachbargemeinde Goxwiller istzugleich Präsidentin des interkommu-nalen Tourismusbüros.

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6 Exkursionen �

gen Abtei Andlau ein weiteres Zeugnis.Dieses Kloster wurde Ende des 9. Jahr-hunderts von seiner ersten ÄbtissinRichardis, der seelisch sowie körperlichmisshandelten Ehefrau des Karolinger-königs Karl des Dicken (Kaiser von 881bis 888) gegründet.

Im Anschluss daran stand die letzte derdrei besuchten Gemeinden im Mittel-punkt: Goxwiller mit seinen rund 800Einwohnern und seiner BürgermeisterinSuzanne Lotz. Goxwiller hat sich mit 19 anderen Gemeinden zur Kommunal-allianz Pays de Barr et du Bernstein mit 22.500 Einwohnern zusammen-geschlossen. Suzanne Lotz ist eine derVizepräsidentinnen der Allianz und zu-ständig für den Tourismus. Folgerichtigbegrüßte sie die Besucherinnen ausBayern im Tourismusbüro von Barr,dem Sitz der Kommunalallianz.

Hatten einige der Besucherinnen dieGastgeberinnen am ersten Abend imtraditionellen Dirndl überrascht, so er-widerte Suzanne Lotz diese Geste da-durch, dass sie ihre Gäste in der tradi-tionellen Tracht der Elsässerinnen emp-fing. Die Förderung des Tourismus isteine der von den Gemeinden auf die

Kommunalallianz übertragenen Auf-gaben. Geschäftsführerin Anne Meyergab einen beeindruckenden Überblicküber das Geleistete.

Fachliche Einblicke und dieChance zu kollegialem Austausch

Nach dem Mittagessen ging es zurücknach Bayern. Die Reiseteilnehmerinnenwaren mit den in den zurückliegendendrei Tagen gewonnenen Erkenntnissensehr zufrieden. Die landläufig verbreiteteVorstellung, dass Frankreich bei Klein-kinderbetreuung und außerschulischerBetreuung weiter ist, wurde bestätigt.Das Nachbarland ruht sich aber aufden Lorbeeren nicht aus, die Gemein-den verbessern das Angebot ständig.Die 24 Kommunalpolitikerinnen ausBayern konnten vom reichen Erfah-rungsschatz ihrer Kolleginnen aus demElsass einiges mitnehmen, zum Beispiel,dass einfachere Lösungen mit den Vor-schriften kompatibel und sowohl denBürgern als auch dem Fachpersonalvermittelbar sind.

Für die Teilnehmerinnen bestand trotzdes straffen Programms reichlich Mög-lichkeit zur Diskussion untereinander.

Treffen des Europäischen Bildungsforums in Thierhaupten:eine Exkursion ins Ries

Vertreter aus ähnlichen europäischenEinrichtungen aus Tschechien, Belgienund Deutschland trafen sich im Rah-men der Feierlichkeiten zum 20-jähri-gen Jubiläum der SDL zum Erfahrungs-austausch. Diskutiert wurden Strategienzur Stärkung der Dorfmitte, die im Rahmen der Dorferneuerung bereitsumgesetzt wurden. Dazu diente eineFachexkursion nach Rögling und Tag-mersheim im Landkreis Donau-Ries,wo zentrale Freiflächen nach histori-schem Vorbild neu konzipiert wurden.

Vertreter des Europäischen Bildungs-forums für ländliche Entwickung(EBFLE) besuchten Tagmersheim.

Von dieser Möglichkeit wurde auchGebrauch gemacht. Diese Gesprächewurden als äußerst wichtig eingestuft.Geschätzt wurde ferner der „barriere-freie“ Zugang zu den Kolleginnen deranderen Region. Durch die bereitsbestehende Kooperation und die Vor-bereitungsarbeiten war ein Vertrauens-verhältnis aufgebaut worden, das esermöglichte, direkt nach dem Kennen-lernen in eine äußerst offene fachlicheDiskussion einzusteigen. Zudem warendie Teilnehmerinnen der Exkursion vonder ihnen entgegengebrachten Gast-freundschaft tief beeindruckt.

Stärkung des Netzwerks – und ein Gegenbesuch im Jahr 2013

Die Exkursion ins Elsass war auch einäußerst wirksamer Beitrag zur Festi-gung des von der Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten insLeben gerufenen bayerischen Netz-werks für Kommunalpolitikerinnen. Sieerwarten nun den Gegenbesuch derGastgeberinnen aus dem Elsass. DieBürgermeisterinnen werden im Okto-ber 2013 nach Bayern kommen.

Dr. Michael Stumpf

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7Auszeichnungen�

Die beiden Dorfläden in Paunzhausenim oberbayerischen Landkreis Freising(Bild oben) und in Riedbach in Unter-franken (Bild unten) wurden für ihrgroßes Engagement und den Mut, auchneue Wege zu gehen, bei Seminarender SDL Thierhaupten ausgezeichnet.Da Dorfläden in ländlichen Gemeindenwichtige Versorgungsstrukturen auf-rechterhalten, sollten sie motiviert und unterstützt werden, forderte SDL-Geschäftsführerin Gerlinde Augustin(Bild Mitte).

Die Dorfläden Paunzhausen im Land-kreis Freising sowie in Kleinsteinach,einem Ortsteil der Gemeinde Ried-bach im Landkreis Haßberge, wurdenim Rahmen von Seminaren der Schuleder Dorf- und Landentwicklung Thier-haupten mit dem Titel „Nachbarschafts-läden erfolgreich führen“ mit dem Prädi-kat „Hervorragend“ ausgezeichnet.Beeindruckend sei insbesondere dasgroße ehramtliche Engagement undder Mut, bei diesen Dorfläden ganzneue Wege zu gehen, lobte GerlindeAugustin, Geschäftsführerin der Schuleder Dorf- und Landentwicklung Thier-haupten. „Diese Nachbarschaftsläden zeigen, wie Gemeinschaft heute funkti-oniert: Sie sind Modelle der Zukunftund werten die Dörfer enorm auf“,so Gerlinde Augustin.

Es geht um Arbeitsplätze und Versorgungsstrukturen

In immer mehr Dörfern werden dankprivater Initiativen wieder Dorflädengegründet. „Diese Initiativen schließendie Lücken, die der Strukturwandel inden dörflichen Alltag gerissen hat. Egalob für Jung oder Alt, Dorfläden dienennicht nur als Einkaufsstätten, sondernsind ein sozialer Mittelpunkt des Dorfes,oft der einzige“, erläuterte GerlindeAugustin. Dies bestätigten auch die Kunden der beiden ausgezeichnetenNachbarschaftsläden. Ein Dorfladenermögliche es Senioren, den täglichenEinkauf selbst im Rollator noch eigen-ständig zu bewältigen.

Bestehende Nachbarschaftsläden brauchen sowohl Motivation als auchUnterstützung, so GeschäftsführerinGerlinde Augustin. Die Unterstützungder Gemeinde, gekoppelt mit bürger-schaftlichem Engagement schaffe zumeinen Arbeitsplätze und erhalte zumanderen in den ländlichen GemeindenVersorgungsstrukturen aufrecht.

Zwei Vorzeige-Dorfläden mit Charmeund Esprit von der SDL ausgezeichnet

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8 Seminarbetrieb �

10.000 Euro für Energiewende: Spendedes Bayerischen SparkassenverbandsDie Energiewende findet auf dem Landstatt, darin sind sich die Experten einig:Biomasse, Photovoltaik und Windkraft –regenerative Energien werden auf demLand produziert. „Der Bayerische Spar-kassenverband spendete 10.000 Euro,damit die Schule der Dorf- und Land-entwicklung in Thierhaupten dieses für den ländlichen Raum so zentraleThema weiterhin konsequent verfolgenund ihr Seminarangebot erweiternkann“, so Theo Zellner, Präsident desBayerischen Sparkassenverbands. InThierhaupten übergab er deshalb denSpendenscheck an SDL-Vorstands-vorsitzenden Jürgen Reichert und SDL-Geschäftsführerin Gerlinde Augustin.

Regenerative Energien bergen enormeEntwicklungspotenziale für einen posi-tiven Strukturwandel. Der BayerischeStaatsminister für Ernährung, Landwirt-schaft und Forsten, Helmut Brunner,sieht in Bayern sogar die Chance aufein kraftvolles Konjunkturpaket für denländlichen Raum. In 100 ländlichen Ge-meinden bezuschusst das Landwirt-schaftsministerium Energiekonzepte mit75 Prozent. Die Verwaltung für Länd-liche Entwicklung sei ein kompetenterAnsprechpartner in Sachen Energie-

wende und Ratgeber für ländliche Ge-meinden und kommunale Allianzen, er-klärte Präsident Johann Huber vom Amtfür Ländliche Entwicklung Schwaben.

Die praktischen Herausforderungenjedoch sind vielfältig. Die Projekte derKommunen für die bevorstehendeEnergiewende müssen in die Konzeptezur Struktur- und Landentwicklung ein-gebettet werden. Die frühe Einbindungder Bevölkerung ist dabei eine Selbst-verständlichkeit. Die Energiewendesteht schon seit Längerem im Fokusder SDL Thierhaupten. Im Jahr 2012fanden 15 Veranstaltungen mit über250 Teilnehmern zum Thema statt.

Das Angebot wird erweitert

Die Spende des Sparkassenverbandswird SDL-Geschäftsführerin GerlindeAugustin in weitere Seminare rund umdie Energiewende investieren. Darüberhinaus informiert die SDL Thierhauptenüber Fördermöglichkeiten und bietetindividuelle Workshops für Kommunenan. Dabei geht es um Bürgerbeteiligungund Planungstransparenz sowie dieBerücksichtigung von ökonomischen,ökologischen und sozialen Wirkungs-

zusammenhängen. In Fachseminarengeht es um sinnvolle Investorenmodelleund Energiegenossenschaften sowie umden Erfahrungsaustausch.

„Durch Beispiele können Teilnehmerbesser eigene Lösungsstrategien ent-wickeln“, so SDL-GeschäftsführerinGerlinde Augustin. „Wir sehen uns alsPartner der Gemeinden im ländlichenRaum und wollen die Menschen dazubefähigen, die Energiewende verant-wortungsbewusst und entschlossen mitzugestalten. Ich freue mich sehrüber die Spende des Bayerischen Spar-kassenverbands. Damit können wirunsere Angebote weiterentwickeln,damit die Energiewende auf dem Landein Gewinn für alle Beteiligten wird.“

Freuten sich über den Spendenscheck:Präsident Johann Huber vom Amt fürLändliche Entwicklung Schwaben,Geschäftsführerin Gerlinde Augustin,Jürgen Reichert, Bezirkstagspräsidentund Vorstandsvorsitzender der SDL,sowie Theo Zellner, Präsident desBayerischen Sparkassenverbandes, undRichard Fank, Schatzmeister der SDLThierhaupten und Vorstandsvorsitzen-der der Kreissparkasse Augsburg.

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9Seminarbetrieb�

„Mit 1888 Teilnehmern konnten wir die Zahl der Seminarbesucher 2012nochmals steigern“, berichtete GerlindeAugustin, Geschäftsführerin der Schuleder Dorf- und Landentwicklung Thier-haupten, bei der letzten Mitgliederver-sammlung. Die starke Nachfrage nachdifferenzierten Angeboten für dieBereiche ländliche Entwicklung, inter-kommunale Zusammenarbeit sowieFachexkursionen zeige, dass der Bedarffür die Weiterbildung in der Kommunal-arbeit sehr hoch sei. Denn drei Fragenbeschäftigen die Verantwortlichen inden Kommunen immer wieder:

• Wie sollen wir den Wandel gestalten?• Wie soll die künftige Strukturentwick-

lung gestaltet werden?• Wie können aus Ideen langfristig

wirksame Prozesse entstehen?

Ankerpunkte der Bürgergesellschaft bewahren

Ländliche Gemeinden bewegten sich imSpannungsfeld zwischen den genannten

Herausforderungen sowie dem zu-nehmenden Wertepluralismus, so SDL-Geschäftsführerin Gerlinde Augustin.Gemeinschaftsdenken sowie bürger-schaftliches Engagement – die „Anker-punkte einer aktiven und verant-wortungsvollen Bürgergesellschaft“ – werden sich nur noch in flexiblen unddynamischen Modellen gestalten lassen.Aus diesem Grund, so Augustin, arbeitedie SDL Thierhaupten stets individuellund biete maßgeschneiderte Veranstal-tungen an, um ländliche Gemeindenzukunftsfähig zu machen.

Ein kreatives Milieu schaffen

Die wichtigsten Aufgaben sind, Über-zeugungen zu stärken und Bewusstseinzu schärfen, Einstellungen zu verändern,Informationen zu vermitteln, kreativesDenken zu fördern und dadurch einkreatives Milieu zu schaffen, damit dieChancen auch genutzt würden. Nuraus verändertem Denken resultiereverändertes Handeln, sagte Geschäfts-führerin Gerlinde Augustin.

1888 Teilnehmer an den Veranstaltungender SDL im Kloster Thierhaupten

15 Fachexkursionen

5 Sonderveranstaltungen

22 Ländliche Entwicklung

7 Kommunalentwicklung

4 Interkommunale Zusammenarbeit

19 Fachseminare

8 Qualifizierungsveranstaltungen

Zusammensetzung der Seminare

Mit 80 Veranstaltungen blickt die SDLThierhaupten auf ein erfolgreichesGeschäftsjahr 2012 zurück.

Hier geht es zu kreativem Denken:Annähernd 2000 Teilnehmer nutzten die vielfältigen Angebote der SDL – so wie hier bei einem Seminar in denRäumen des Klosters Thierhaupten.

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Die alte Schule in Kimratshofen, einOrtsteil der Gemeinde Altusried im Landkreis Oberallgäu, wurde im18. Jahrhundert als Schul- und Mes-nerhaus erbaut. Zuletzt wurde derBau nur teilweise genutzt. 2000 warder Abriss beschlossen. Ein Pfarrheimsollte entstehen. Die Diözese leistetekeine Unterstützung, aber der Kreis-heimatpfleger sowie die Kirchenpfle-gerin setzten sich für den Erhalt desGebäudes ein. Bei Veranstaltungenwurden Spenden gesammelt. Der Baukonnte mit viel Eigenleistung saniertwerden. Altbausubstanz wurde weit-gehend erhalten. Seit der Sanierung(günstiger als ein Neubau) dient diealte Schule als öffentlich dörflicherund kirchlicher Begegnungsraum.

Fallbeispiel 1: in Schwaben

Alte Schule wird zurBegegnungsstätte

Die Entwicklungen in der GemeindeFurth (Landkreis Landshut) sind seitLangem durch den Nachhaltigkeits-gedanken geprägt.Von 1982 bis 2007fand regelmäßig ein „Sonnenenergie-tag“ statt. Die Gemeinde entschied

sich bewusst gegen die Außenent-wicklung und für die Innenentwick-lung.Auch die fortschreitende Ent-wicklung des Dorfzentrums, das zueinem neuen, barrierefreien Treff-punkt geworden ist, führt die Gene-rationen zusammen und ermöglichtauch älteren Bürgern ein Leben imMittelpunkt. So wird die Isolation derSenioren verringert. Ein wichtigerMeilenstein ist zudem die Eröffnungdes neuen Dorfladens, der seit Mitte2012 zur Vervollständigung des Nah-versorgungsangebotes beiträgt.

Viele öffentliche und private Haus-halte sind an Nahwärmenetze ange-schlossen. Bis heute konnten durchdiese Strategien Leerstände im Dorf-kern verhindert werden. SämtlicheProjekte, die in der Gemeinde an-gestoßen werden, müssen Nachhaltig-keitskriterien standhalten. Somit istFurth ein Musterbeispiel einer funk-tionierenden, modernen Gemeinde,in der ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit in einemengen Zusammenspiel gelebt werden.

Der barrierefreie Dorfplatz derGemeinde Furth ist ein sichtbaresErgebnis der kommunalen Entschei-dung für die Innenentwicklung.

Fallbeispiel 3: in Niederbayern

Furth – ein Platz an der Sonne

Die Gemeinde Feldkirchen-Wester-ham (im Landkreis Rosenheim) hatrund 10.000 Einwohner. Die Wirt-schaft ist mittelständisch geprägt.Feldkirchen-Westerham bietet einbreites Angebot öffentlicher und privater Versorgungseinrichtungen.Die Nähe zu Rosenheim, Münchenund Miesbach zog vor allem in den1980er-Jahren hohen Siedlungsdruckund Integrationsprobleme nach sich.1994 wurde im Ortsteil Westerhamein Verein gegründet, der die Orts-verschönerung, Dorfentwicklung undsoziale Entwicklung thematisierte.2001 besuchte die Gemeinde zurVorbereitung auf die Dorfentwicklungein Seminar der SDLThierhaupten.

Anschließend setzte sich eine Pro-jektgruppe mit demographischen,regionalen und gemeindespezifischenFragen auseinander.

In der Gemeinde wird Strukturent-wicklung nicht nur unter baulichenAspekten betrachtet. Man setzt aufdie Förderung des Sozialkapitals unddie Entwicklung bürgerschaftlichenEngagements. Im Dialog mit demBürger werden kulturelle und sozialeAngebote vernetzt sowie die Infra-struktur leichter zugänglich gemachtund weiterentwickelt. Eine Service-stelle übernimmt nun in Westerhamdie Koordination des neu gegründe-ten Vereins „Soziales Netzwerk“.

Bei der Gründungsversammlung des Vereins „Soziales Netzwerk“.

Fallbeispiel 2: in Oberbayern

Ein „Netzwerk“Soziale Gemeinde

�Ein Service für Bayern

Aufbau und Pflege der Internetplatt-form www.sdl-inform.de haben denHandlungsspielraum der bayerischenSchulen erweitert und sie als neutraleDialogplattform und Kompetenznetz-werk gestärkt. Das Portal bietet:• Projektbeispiele aus ganz Bayern• das Seminarprogramm der Schulen • Austausch von Kollegen zu Kollegen• Informationen mit Tagesaktualität• das interne Netzwerk „Dialog Land-

entwicklung“

Die alte Schule von Kimratshofenwurde zum neuen Dorfmittelpunkt.

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Betzenstein im Landkreis Bayreuth istmit 2.600 Einwohnern die kleinsteStadt in Oberfranken. Sie liegt imNaturpark Fränkische Schweiz.Trotzeines historischen Stadtkerns mitEnsembleschutz konnte Betzensteinkeine Anziehungskraft entfalten. DerStadt fehlten touristische Perspekti-ven. Dazu kamen baufällige und starksanierungsbedürftige Gebäude sowieein massiver Leerstand, vor allementlang der Hauptstraße. MangelndeInfrastruktur und Skepsis gegenübereiner grundlegenden Altstadtsanie-

rung verhinderten Impulse.Also ent-schloss sich die Stadt, ihre Problemeaktiv anzugehen. Betzenstein durch-brach mithilfe des Dorferneuerungs-prozesses die Abwärtsspirale. EinErfolgsfaktor im Entwicklungsprozesswar die frühe Einbeziehung der Bür-ger und die fachliche Zusammenar-beit verschiedener Ressorts. Revitali-sierung und Innenentwicklung wurdenkonsequent umgesetzt. Die fachlicheBegleitung sowie das Aufzeigen vonPlanungsalternativen unterstütztendie Bürger bei Entscheidungen.Vorallem die Abstimmung öffentlicherund privater Interessen erbrachtekreative Lösungen und Perspektiven.Betzenstein schaffte den Stimmungs-wandel in der Bevölkerung. Der Ortnutzt heute Naherholungspotenzialebesser, und auch im Tourismus zeich-net sich nun ein Aufwärtstrend ab.

Stadtfest im historischen Stadtkerndes oberfränkischen Betzenstein.

Fallbeispiel 5: in Oberfranken

Innenentwicklungaktiv in Betzenstein

Der 250 Einwohner zählende Orts-teil Mausdorf gehört zum MarktEmskirchen. Bereits in der Vorphasezur Flur- und Dorferneuerung wur-den seit 2003 Ideen zur Etablierungerneuerbarer Energien in der Um-gebung entwickelt. Mausdorf war es wichtig, alternative Energien zunutzen, um eine nachhaltige Dorf-entwicklung zu fördern. 2006 wurdenerste Wirtschaftswege gebaut undder Grundstein für die Energie-wende gelegt, durch die auch einezusätzliche Wertschöpfung im Dorferreicht werden kann.

Im Rahmen der Dorferneuerungwurde 2003 das erste Konzept er-stellt, das sich durch aktive Bürger-beteiligung sowie eine solidarischeDorfgemeinschaft weiterentwickelt.Durch den Bau einer Biogasanlage in Kombination mit anderen Energie-gewinnungsformen wie Photovoltaikund Windenergie entschlossen sichzahlreiche Bürger für die intensiveNutzung erneuerbarer Energien. Derin Mausdorf vorhandene Energiemixund die Etablierung eines Nahwärme-

netzes bewirken positive Effekte fürdas Klima, für die engere Zusammen-arbeit der Bürger sowie die Steige-rung ihrer Identifikation mit dem Ort.Heute werden 13 Mio. kWh Stromproduziert, wobei Mausdorf selbstnur einen Verbrauch von 500.000kWh Strom pro Jahr aufweist. DieGewinnung von 4 Mio. kWh Wärmespart außerdem 150.000 l Heizöl ein.

Fallbeispiel 4: in Mittelfranken

Mausdorf und die Energiewende

In Aidhausen im Landkreis Haßbergezeigte sich der Strukturwandel durchLeerstände im Ortszentrum und sin-kende Bevölkerungszahlen. Um dieseProbleme zu lösen, wurde beim Amtfür Ländliche Entwicklung Unterfran-ken die Dorferneuerung beantragt.Bei einem Seminar zur Dorferneue-rung in der Schule der Dorf- undFlurentwicklung Klosterlangheim ent-stand 2005 die Idee zur Gründungeines Dorfladens mit einer Mehr-generationenwerkstatt.

Der neue Dorfladen im Ortszentrumwird vom Bürgerengagement ge-tragen – unterstützt durch die guteZusammenarbeit der Gemeinde mitden Behörden. Dieser Laden ist nunAidhausens neuer Mittel- und Treff-punkt: Neben der Stärkung der Nah-versorgung in Zusammenarbeit mitdem örtlichen Handwerk bietet derLaden sieben Arbeitsplätze für jungeMütter. Nicht nur die lokale Wirt-schaft profitiert davon. Die genera-tionenübergreifende Kommunikationwird durch die Verbindung mit derim Obergeschoss eingerichtetenGenerationenwerkstatt gefördert.Das Veranstaltungsangebot steigertdie Lebensqualität sämtlicher Alters-gruppen. Heute wird im Ortszentrumwieder investiert, dadurch werdenweitere Leerstände vermieden. Sogardie stetige Abnahme der Einwohner-zahl konnte gestoppt werden.

Fallbeispiel 6: in Unterfranken

Verbindender Dorf-laden in Aidhausen

In Mausdorf sind Windkraft-anlagen wichtigeKomponentenim kommunalenEnergiemix.

Junge Mütter fanden im Dorfladenvon Aidhausen einen Arbeitsplatz.

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Die Veranstaltungen der SDL Thierhaupten werden gefördert von:�

12 Aktuelles �

Zweimal Gäste aus Namibiaund anderen Staaten AfrikasZwei Delegationen mit Teilnehmernaus mehreren afrikanischen Staaten besuchten 2012 die SDL Thierhaupten.Der Grund dafür liegt in der fortschrei-tenden Umstrukturierung des dortigenländlichen Raums sowie der Frage,wie man mit dieser Situation umgehen soll. In Namibia war früher Grund undBoden im Besitz der Kommunen unddiesen kompromisslos unterstellt. Mitt-lerweile jedoch entwickeln sich auf-

grund der verschiedenen Denkweisen Konflikte um die Nutzung der Flächen.

Ziel des Aufenthalts bei der SDL warfür beide Besuchergruppen, mehr überDorferneuerung und Bürgerbeteiligungzu erfahren.Wie man „Initiative vonunten“ fördert, erklärte SDL-Geschäfts-führerin Gerlinde Augustin. Eine großeRolle spiele dabei die Motivation. Manmüsse die Herzen der Menschen öff-nen, um die Eigeninitiative anzuregen,so Augustin. Das Flair des ehemaligenBenediktinerklosters und durchdachteArbeitsmethoden helfen in Thierhauptendabei, Menschen zum Mitgestalten ihrerGemeinden zu motivieren.

Impressum�

Schule der Dorf- und Landentwicklung e.V. (SDL)Klosterberg 886672 ThierhauptenTel. 0 82 71/4 14 41Fax 0 82 71/4 14 [email protected] www.sdl-thierhaupten.de www.sdl-inform.de

Verantwortlich für den Inhalt:Gerlinde Augustin (Redaktion)

Produktion:concret Werbeagentur, Augsburgwww.concret-wa.de

Fotografie:Thomas Baumgartner,Martin Kluger (2),Andreas Lode (2),SDL Thierhaupten und ihre Partner

Zwei Delegationen mit Mitgliedernaus Uganda und aus dem Südsudan,aus Liberia und Kenia besuchten imJahr 2012 die Schule der Dorf- undLandentwicklung Thierhaupten.

Silberne Ehrennadelfür Ferdinand Bisle Im Rahmen des 18.Thier-hauptener Advents wurdeFerdinand Bisle, Mitglied derSDL Thierhaupten, für lang-jährige Tätigkeit geehrt. Bislemoderierte verschiedensteVeranstaltungen und behieltdabei auch in emotionalenSituationen die Fäden souverän in derHand.Vorstandsvorsitzender JürgenReichert und SDL-GeschäftsführerinGerlinde Augustin überreichten ihmdie silberne Ehrennadel.

Silberne Ehrennadelfür Karl SchurDas langjährige Mitglied Karl Schur wurde beim Thierhauptener Advent fürseinen großen Einsatz für dieSDL Thierhaupten mit der silbernen Ehrennadel ausge-zeichnet. Karl Schur leistetefür die SDL Pionierarbeit. DesWeiteren moderierte er mit großemErfolg viele Seminare. Für sein Engage-ment dankten ihm Vorstandsvorsitzen-der Jürgen Reichert und SDL-Geschäfts-führerin Gerlinde Augustin.

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