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SEELSORG(ER)LICHE BEGLEITUNG VON SCHWERSTKRANKEN UND STERBENDEN Karin Kaspers-Elekes • Pfarrerin/Dipl. ErziehungwissenschaftlerinBeauftragte für Palliative Care der Evang. Landeskirche des Kantons Thurgau Michael Ancher, 1882 Stansstad 5. März 2015 ∙ 19.30 Uhr

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SEELSORG(ER)LICHE BEGLEITUNG VON

SCHWERSTKRANKEN UND STERBENDEN

Karin Kaspers-Elekes • Pfarrerin/Dipl. Erziehungwissenschaftlerin•

Beauftragte für Palliative Care der Evang. Landeskirche des Kantons Thurgau

Michael Ancher, 1882

Stansstad

5. März 2015 ∙ 19.30 Uhr

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SPIRITUELLE BEDÜRFNISSE VON SCHWERSTKRANKEN UND STERBENDEN WAHRNEHMEN UND BEGLEITEN

1. Wie können Begleitende spirituelle Bedürfnisse wahrnehmen

Spiritualität und spirituelle Bedürfnisse – Was verstehen wir darunter. und welche Rolle spielen sie in der Begleitung in

Palliative Care?

Wie können spirituelle Bedürfnisse geäussert und wahrgenommen werden?

2. Wo können sie Unterstützung und Hilfe holen?

Seelsorgliche Begleitung

Seelsorgerliche Begleitung

3. Was können Seelsorgende zur ganzheitlichen Begleitung in Palliative Care beitragen?

Kompetenzen von Seelsorgenden

Wer ist wie ansprechbar? Von den Zuständigkeiten…

4. Was Sie gerne noch wissen möchten…

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Verena Staggl

Menschen haben Bedürfnisse in den verschiedenen Dimensionen ihrer Existenz:

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Körperliche Krankheitssymptome sind häufig offenSICHTLICHER.

Der Begleitende erwartet sie.

Der Patient benennt sie häufig: Ich habe Schmerzen. Mir ist übel. Ich bekomme schlecht Luft.

Seelische, soziale und spirituelle Bedürfnisse sind weniger «im Blick» der Begleitenden.

Spiritualität ist ein «heikles Gebiet». Wer spricht davon? Und wie?

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Die Palliative Care1 umfasst die Betreuung und die Behandlung von Menschen mit einer unheilbaren,

lebensbedrohlichen und/oder chronisch fortschreitenden Krankheit. …

Sie schliesst medizinische Behandlungen, pflegerische Interventionen sowie psychologische, soziale und spirituelle

Unterstützung mit ein.

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Bedürfnispyramide nach

A. Maslow

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Psychische, soziale und spirituelle Bedürfnisse sind nicht so offenSICHTLICH.

Sie stehen aber untereinander und mit den körperlichen Bedürfnissen in Wechselwirkung.

Cicely Saunders Konzept vom «Total Pain»

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"Seelisches und körperliches Leid [können] einander verstärken...; indem man das eine lindert, kann man auch das andere erträglicher machen.«

Cicely Saunders

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Nationale Leitlinien BAG (2010)

Die spirituelle Begleitung leistet einen Beitrag zur

Förderung der subjektiven Lebensqualität

Wahrung der Personwürde

angesichts von Sterben und Tod.

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Individuelle Spiritualität

Schläft ein Lied in allen Dingen,

Die da träumen fort und fort.

Und die Welt hebt an zu singen,

Triffst du nur das Zauberwort.

Joseph von Eichendorff

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Spiritualität ist

die dynamische Dimension menschlichen Lebens, in der zum Ausdruck kommt, wie Personen (individuell und in Gemeinschaft)

Sinn,

Bedeutung und

Transzendenz

erfahren, ausdrücken und / oder suchen und

wie sie in Verbindung stehen

mit dem Moment,

dem eigenen Selbst, mit Anderen/m,

mit der Natur,

mit dem Signifikanten und / oder dem Heiligen.

EAPC (European Association of Palliative Care)

Task Force, Utrecht Oct 2010/Übersetzung:KKE

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Spirituelle Lebenshaltung

ist nicht (mehr) unbedingt abhängig von Religion

Alltagsspiritualität (Achtsamkeit des Herzens, Gesundheit als geistliche Aufgabe…)

Glaubensspiritualität

ist (zunehmend) individuell

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Spiritualität

ist nicht statisch, sondern ein Entwicklungsgeschehen, das nicht erst im Alter und mit

einer Krankheit beginnt

Viele existentielle Fragen können Menschen jedoch für lange Zeit unbearbeitet lassen, die erst in

kritischen Situationen, so auch in schwerer Krankheit und am Ende des Lebens aktuell und

bestimmend werden können

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Spiritualität

hat kein Ziel im Sinne von „Weg zur Vollkommenheit und unterliegt keinerlei

Wertung (Vgl. Andreas Heller, Palliative Care – Spiritual Care, Die Rolle der Seelsorge 2011)

ist letztendlich das, was der Einzelne dafür hält (Traugott Roser)

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In postmodernen Gesellschaften besteht individuelle Spiritualität häufig wie ein

Patchwork

aus verschiedenen Elementen kultureller, ethnischer und religiöser Einflüsse, die im Lauf einer

Biographie an Bedeutung gewinnen und wieder verlieren.

So entwickelt sich eine einzigartige Ausprägung von Spiritualität, die in Lebenskrisen

herausgefordert wird.

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Wie können spirituelle Bedürfnisse in der Begleitung wahrgenommen werden?

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Die Situation der Krise

In der Situation der Krise angesichts der in den Blick rückenden Endlichkeit des eigenen

Lebens stellen sich (Sinn-) fragen, die bisher so nicht in den Blick getreten sind, Fragen, die

den «Kern der (erschütterten) Persönlichkeit» betreffen. Sie fordern die gegenwärtige

eigene Spiritualität heraus.

Wer bin ich – unter den Vorzeichen des Verlustes von Lebensmöglichkeiten?

Wer bin ich – unter den Vorzeichen des drohenden Abschieds?

Wer bin ich – unter den Vorzeichen des Verlustes meines Lebens?

Wer bin ich – und wo ist nun der Sinn (meines Lebens)?

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Seelsorgliche und seelsorgerliche Begleitung?

Was macht Begleitung in der Palliative Care zu einer seelsorglichen Begleitung?

«Alles wirkliche Leben ist Begegnung.»

Martin Buber

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Seelsorglich ist Begleitung, wenn in ihr die individuelle spirituelle Dimension des Daseins eines Menschen zum Klingen kommen kann.

Es braucht

wirkliche Begegnung

sorgsames Zuhören

oft den «zweiten Blick» (vgl. Marlies Näf-Hofmann, Ethik in der Palliative Care)

Da- und ganz Anwesendsein

Teilhaben

Vertrauen

Über diese von allen in der «community of the unlike» in der Palliative Care gelebte seelsorgliche Haltung bedarf es auch nach Meinung Cicley Saunders´ der besonderen Mitarbeit und Kompetenz professioneller Seelsorgerinnen und Seelsorger.

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Seelsorgende weisen allein durch ihre Person auf «die Mitte des

Menschseins» , «den letzten Sinn» hin.

Sie bringen «das Mehr des Lebens», eine «andere Dimension» ins Spiel.

«Sie sind als Personen ein Hinweis auf ein Letztgültiges, auf eine mögliche

Beziehung zu einer transzendenten Macht, zu Gott…».

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Seelsorgerinnen und Seelsorger bringen Kompetenzen mit, die unterstützend sein können

Spirituelle Erfahrungs- und Wissenskompetenz

Kommunikationsfähigkeit

Persönlichkeit

Theologisches Wissen

Psychologisches Wissen

Bereitschaft, sich auf die Begegnung einzulassen – wenn der Erkrankte dies möchte Interreligiöse

und interkulturelle Offenheit

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Jesus spricht: «Ich war krank, und Ihr habt mich besucht.» Mt 25,36b

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«Ich lade Dich ein, mit mir zu gehen!» Der Patient/Die Patientin entscheidet, wer ihr zum Begleiter/zur Begleiterin wird.

Dies gilt auch spirituell-religiöse Bedürfnisse.

Der Erkrankte ist in einer besonderen Krisensituation

Er ist körperlich verletzlich und zerbrechlich.

Er ist seelisch sensibel.

Er ist insgesamt verunsichert durch die Einschränkungen und die veränderte Lebenssituation

Gleiches gilt für seine Angehörigen.

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Begleitung von Menschen in Krisen, auch in schwerer Krankheit und am Lebensende knüpft nicht an Bedingungen

an

Seelsorger achten

die Biographie

die Autonomie

die Werthaltungen

Seelsorger sind in der Begegnung darum bemüht, ein authentisches Gegenüber zu sein.

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«Seelsorge ist kein Versuch, den Menschen zu erlösen, sondern das Unterfangen, ihm den freien Raum

zu bieten, in dem Erlösung stattfinden kann.»

Henry J. M. Nouwen

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In der Begleitung können Seelsorgende

durch empathisches Mitgehen, aktives sensibles Zuhören Aushalten, Achten von

Wünschen und Hoffnungen (vgl. auch S. Borck, Seelsorge in der Palliativmedizin, 2006)

Raum schaffen, für das, was dem Begleiteten „auf der Seele liegt“

„Klagemauer“ sein (Daniel Büche)

Stütze sein in der Bearbeitung der Biographie mit allen Themen, die dem

Betroffenen jetzt wichtig werden können

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Sie können

Entscheidungs- und Sinnfindungsprozesse begleiten und eigene Ressourcenfindung unterstützen

Resonanzräume schaffen für spirituelle Bedürfnisse

Rituale und Formen der Begleitung innerhalb der Tradition ihrer eigenen Konfession mit Leben füllen

Kontakte vermitteln zu Vertretern anderer Religionen

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Ressourcen wahrnehmen und stärken

Was ist an «gesunden» Anteilen im Leben des Menschen vorhanden?

Salutogenese

Wie hat der Erkrankte, wie haben die Angehörigen bisher Krisen durchlebt? Was hat sie unterstützt und

gestärkt?

Resilienz

Was ist ihm Trost gewesen?

Was kann ihm gegenwärtig Trost sein und Persepektive geben?

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TROST spenden, nicht verströsten!

Treue, Halt

Festigkeit des Kernholzes

«Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?»

Heidelberger Katechismus, Frage 1

Wem schenke ich Vertrauen? Was trägt?

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Trost ist kein Trumpf, der in jeder Lage sticht. Er ist nicht verfügbar.

Er geschieht oder er geschieht nicht.

Er geschieht oder geschieht nicht. Sein letztes Geheimnis ist Anwesenheit.

Menschliche wie göttliche Anwesenheit und Begleitung durch finstere Täler und auf wüsten Wegstrecken.

Für die jüdisch-christliche Seelsorge kann das heissen: Der biblische Gottesname “Ich bin da” (Exodus 3,14) und

die dahinter verborgene Erfahrung existentielle Bedeutung des Begleitetseins kann hier neu wesentlich,

bedeutsam werden.

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Gott segne Dich und behüte Dich;

Gott lasse leuchten sein Angesicht über Dir und sei Dir gnädig.

Gott erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden!

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Rituale geben Sicherheit

Hiob 2: Schweigeritual -> Nur Hiob kann diesem ein Ende

setzen, indem er zu sprechen beginnt

Grundlegend für Rituale

Sie sind aus sich heraus verständlich und müssen nicht

erklärt werden.

Sei weisen über sich hinaus auf einen grösseren

Zusammenhang und haben Bedeutung

In ihnen klingt die transzendente Dimension des Lebens

an.

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Beispiele für Rituale in christlicher Seelsorge:

Abendmahl/Eucharistiefeier

Gebet

Segenszuspruch mit Handauflegung

Aussegnung

Krankensalbung (wo sie zum gelebten Glauben gehört)

Leidmahl

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Nicht alles ist menschenmachbar!

Ob die Begegnung mit einem Seelsorger als seelsorglich erfahren wird, hängt auch von Faktoren ab, die uns nicht verfügbar sind.

Aber wir können bestmögliche Voraussetzungen schaffen, dafür tragen wir Verantwortung.

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Wie kommen die Seelsorgenden ans Krankenbett?

Im Spital: Spitalseelsorger. Achtung: Befragung bei der Aufnahme überfordert Patienten manchmal!

Anamnese: Gehören Sie einer Religionsgemeinschaft an? Wer könnte Sie begleiten, wenn es Ihnen einmal nicht gut geht?

Gemeinde-/Wohnortnah: Ortspfarrämter

Bei nichtchristlicher Religionszugehörigkeit: Beauftragung für Palliative Care der Landeskirchen zur Vermittlung wenn nötig

O.K.: Bei Wunsch: Anfrage an die Pfarrämter auch ohne konfessionelle Zugehörigkeit

Wichtig: Der Wille des/der Erkrankten ist zu achten! Er entscheidet, wer ihn begleiten soll – auch im Blick auf seine spirituellen Bedürfnisse!

Freiwillige und Seelsorgende: Kennenlernen ist wichtig!

Ermutigen, wo Unsicherheit im Raum ist und Wege versperrt! Jede Begegnung birgt die Chance des Gelingens oder Scheiterns.

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Holen Sie die Seelsorgerinnen und Seelsorger ins Boot, wo diese noch an den Rudern fehlen!

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Das gemeinsame Ziel in der palliativen Begleitung:

Bestmögliche Lebensqualität

bis zum Lebensende

für Betroffene und ihnen Zugehörende!

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Die schweren Wege müssen selbst, aber sie müssen nicht einsam gegangen werden.

Spirituelle Bedürfnisse sollen nicht ohne Resonanz bleiben!

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Die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,

du bläst sie lächelnd aus

wenn du in die Sonne trittst

und unter den blühenden Gärten

die Stadt vor dir liegt,

und in deinem Hause

dir der Tisch weiß gedeckt ist.

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Hilde Domin

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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