Sehnsuchtsort Bürgerstiftung
-
Upload
bernd-laukoetter -
Category
Documents
-
view
216 -
download
0
description
Transcript of Sehnsuchtsort Bürgerstiftung
Sehnsuchtsort Bürgerstiftung Der lange Weg zu einer gemeinsamen Vision
Bispinghof Nordwalde
Leader-Forum Nordrhein-Westfalen
10.11.2012
Speicher-Café Dillmann, Nordwalde
Sehnsuchtsort Bürgerstiftung Der lange Weg zu einer gemeinsamen Vision
Bispinghof Nordwalde
„Alles Denken und Schreiben ist biografisch“ sagte einst Friedrich Nietzsche. „Alles
Handeln auch“ stellten wir von der Bürgerstiftung Bispinghof seit unserer Gründung 2008
fest.
Denn was wir erlebt haben, ist der lange Weg zu einer gemeinsamen Vision. Auf diesem
Weg mussten wir versuchen, ganz unterschiedliche lebensgeschichtlich beeinflusste
Emotionen und den Verstand auf einen Nenner zu bringen. Eine nicht ganz einfache
Aufgabe wenn man berücksichtigt, dass Veränderung, Zukunftsfähigkeit oder das
Zulassen von neuen Gedanken keine ganz leichte Sache ist.
Herausgekommen ist die Vision eines Biografiezentrums bzw. eines biografischen
Berufskompetenzzentrums, also etwas was genau mit diesem Inhalt, mit
Lebensgeschichten zu tun hat.
Und genauso haben wir auch die heutige Präsentation aufgebaut, wie Stationen eines
Lebens. Deshalb gehen wir erst einmal zum Anfang zurück – zur Geschichte der Eltern.
Bispinghof Nordwalde
Historie Die Geschichte der Eltern
Der Bispinghof in Nordwalde ist eine der Keimzellen des Ortes. Der für das Münsterland
typische Gräftenhof besteht seit dem 9. Jahrhundert. Wie der Name Bisping, also Bischof,
verrät, war der Bispinghof ab dem Jahre 1180 ein Amtshof des Bischofs von Münster und
der Schulze hatte Landbesitz des Bischofs zu verwalten und Dienste und Abgaben zu
leisten. In Nordwalde gibt es übrigens auch den Pröbstinghof, der dies für den Domprobst
von Münster machte. Der Bispinghof hatte ursprünglich eine Doppelgräfte, auf dem
Urkataster zu erkennen, die heutige Anlage besteht noch aus einer Hauptinsel und zwei
Nebeninseln, der sogenannten Roseninsel und Theaterinsel.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Gelände erst an einen Privatmann verkauft, um
dann nach Kriegsende von der evangelische Kirche übernommen zu werden, um erst für
die Aufnahme von Flüchtlingskindern aus Schlesien und Ostpreußen zu dienen und
später dann als Kinderheim genutzt zu werden. Im Jahre 2000 wurde das Kinderheim
geschlossen.
Seitdem steht das Haupthaus leer, der historische Speicher, der in der Gräfte steht und
aus dem 16.Jahrhundert stammt, wurde erst an einen Künstler vermietet, dann an den
Förderverein Bispinghof, der dort Kulturveranstaltungen anbietet. Das Torhaus, vermutlich
ein klassizistischer Nachbau aus dem 19.Jahrhundert steht ebenfalls unter
Denkmalschutz.
Mit viel Leidenschaft kommt es zum Nachwuchs
Bispinghof Nordwalde
Der Heimatverein von Nordwalde, dessen Heimatmuseum in einer baufälligen, nicht
denkmalgeschützten ehemaligen Schule untergebracht ist und der eine neue Bleibe
suchte, sah den Bispinghof seit der Schließung des Kinderheims als sein natürliches Erbe
an, ist er, der Heimatverein, doch der Hüter der Ortsgeschichte.
Dagegen besteht der seit einigen Jahren auf dem Gräftenhof aktive Förderverein
Bispinghof zumeist aus Zugezogenen. Es brauchte einige Zeit, viel persönlichen Einsatz
und Gespräche, bis sich die beiden Vereine und einige Privatleute aus Nordwalde
annäherten und das gemeinsame Ziel formulierten, den Bispinghof für die Gemeinschaft
als kulturelles Begegnungszentrum zu erhalten. Der Heimatverein Nordwalde und der
Förderverein Bispinghof, besser deren Vorstände und Mitglieder und ebenso einige
Nordwalder Bürger sind die Eltern der Idee.
Zusammen mit der Gemeinde wurden erste Gespräche mit dem Perthes-Werk der
evangelischen Kirche geführt. Mit Leidenschaft wurde dieses Bündnis geschlossen und
inhaltlicher Nachwuchs war in Aussicht.
Im Sandkasten der Visionen
Bispinghof Nordwalde
Die Beweggründe, sich ehrenamtlich oder sogar wohltätig zu engagieren, sind so vielfältig
wie die Menschen selbst.
Jede Motivation ist für sich nachvollziehbar, größtenteils sinnvoll und rührt aus dem
Spannungsfeld der zwei wichtigsten biografischen Emotionen – Angst und Sehnsucht.
z.B. Angst vor Veränderung, Vergänglichkeit. Angst vor der Nichterfüllung von Aufgaben.
Angst alleine zu sein.
Sehnsucht nach Verlässlichkeit, Heimat, Glück. Sehnsucht nach der Verortung von
Geschichte, ob nun von individuell Erlebtem oder der kollektiven Geschichte.
Familiengeschichte, Ortsgeschichte, Krisen, Kriege… Visionen sind Emotionen pur.
In einem Verein oder einer Bürgerstiftung engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich.
Viele suchen und finden dort gesellschaftliche Anerkennung, Geselligkeit,
Gedankenaustausch und ein gemeinsames Interesse.
Eine Bürgerstiftung ist deshalb immer auch ein Ort der Sehnsucht, Sehnsüchte nach
lebensgeschichtlichem Sinn. Und dieser Ort hat eben viele Visionen.
Visionen brauchen Rahmenbedingungen
Bispinghof Nordwalde
Die Eltern der Vision berieten sich, mit welcher Struktur die gemeinsamen Vorstellungen
wohl am besten umgesetzt, Unterstützer und Geld akquiriert und das Vorhaben auf Dauer
gesichert werden könnte.
Man einigte sich auf die Form einer Bürgerstiftung. Die Idee fand sofort großen Zuspruch.
73.000 Euro kamen bei der Gründung im Dezember 2008 zusammen.
Der Plan, weitere Stifter für Anteile zu je 500 Euro zu gewinnen, schien plausibel.
Vorstand und Stiftungsrat wurden gewählt. Das Ziel war klar formuliert, den Bispinghof mit
Hilfe der Gemeinde zu kaufen, über Förderungen zu renovieren und als Heimatmuseum,
Begegnungs- und Kulturstätte, am besten mit eigener Gastronomie für die Nordwalder
Bevölkerung zu erhalten.
Unbeschwerte Kindheit
Bispinghof Nordwalde
Jeder Beteiligte und Interessierte hatte seine eigenen Ideen, wie der Bispinghof jetzt und
in der Zeit nach dem Kauf genutzt werden könnte.
Der Heimatverein wollte ein Heimatmuseum, einem Ort für Versammlungen,
Plattdeutschabenden und anderen Veranstaltungen. Der Förderverein von
Kunstausstellungen und anderer Kulturarbeit. Auch andere Vereine meldeten Interesse
an, den Bispinghof nutzen zu wollen.
Die Vereine veranstalteten schon mal kleine Kultur- und bisweilen auch größere
Sportevents und brachten so zusätzliche Spenden von einigen Tausend Euros
zusammen.
Die Politik verhandelte mit dem Eigentümer.
Eine Fördermaßnahme für die Renovierung wurde angedacht. Das
Landesbauministerium wollte im Rahmen des Projektes „Initiative ergreifen“ bis zu 70 %
der Renovierungskosten übernehmen, nach ersten Schätzungen immerhin fast eine halbe
Million Euro.
Unbeschwert schaute man auf die große Finanzierungslücke bzgl. des Kaufs vom
Gelände, dem Eigenanteil bei der Renovierung und dem Betrieb eines solch großen
Areals.
und erstes Zeugnis
Bispinghof Nordwalde
Doch der Ernst des Lebens begann, als mit zunehmender Projektdauer klar wurde, dass
die Gelder nicht so einfach sprudeln würden, wie ursprünglich angenommen.
Die vorher kalkulierte Zahl von wachsenden Zustiftungen blieb aus, Großspenden gar
nicht so leicht zu akquirieren.
Die Politik sprach von einer klammen Haushaltssituation und die Fördereinrichtungen auf
einmal von Alleinstellungsmerkmal, Professionalität und Wirtschaftlichkeit. Alles Begriffe,
die den meisten Beteiligten aus ihrer bisherigen Vereinsarbeit oder anderem
bürgerschaftlichem Engagement gänzlich fremd waren.
Und, Gastronomie lohne auch nicht... das hatte ein Gutachten von einem Berater des
Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes gezeigt.
Angst um die vielen Nutzungsvorstellungen machte sich breit.
Die Höhere Schule
Bispinghof Nordwalde
Kreativität war gefragt, Ideen wurden gebraucht, Recherche war nötig.
Wo also schauen, sich umhören? Ein Phänomen, nicht nur auf dem Land, ist häufig,
Sachen, die woanders schon stattfinden, werden ohne Prüfung auf Erfolg kopiert.
Die wenigsten haben gelernt, selbst Inhalte zu kreieren, zu vergleichen, Marktanalysen zu
betreiben.
Ein zweites Phänomen ist die Gläubigkeit der Menschen bezogen auf Strukturvorgaben,
also wenn das Unternehmen, die Gesellschaft, der Staat das so wollen, dann muss das
auch so gemacht werden.
Strukturen sind wichtig, aber immer nur Diener der Inhalte, nicht umgekehrt. Strukturen
sind nicht kreativ, sie bilden nur einen Rahmen.
Eine schwierige Erkenntnis für die Bürgerstiftung und alle beteiligten Vereine und
Personen, nicht nur in Nordwalde. Erfolgreiche Inhalte entstehen meistens über
professionelle Visionen und benötigen dann die entsprechenden Strukturen zur
Umsetzung.
Vorstand und Stiftungsrat machten sich auf die Suche...
Abitur bestanden, studiert und doch kein Arbeitsplatz
Bispinghof Nordwalde
Die Stiftung machte aus der Not eine Tugend. Die jährliche Veranstaltungsreihe
„Nordwalder Biografietage“ brachte den entscheidenden Hinweis auf ein Thema, was
Geschichte und Geschichten vereint ohne andere Initiativen oder Interessen zu
verdrängen.
Außerdem, was ist nicht biografisch oder lässt sich nichtbiografisch inszenieren? Der
Bispinghof ja, der Heimatverein ja, der Förderverein ja, überall stecken
Lebensgeschichten drin.
Nicht die Struktur, also ein Gebäude, eine Landschaft, ein spezieller Ort oder eine
bestimmte Zeit stehen dabei im Vordergrund, sondern der Mensch und seine ganz
persönliche Geschichte.
Das Verständnis für die eigene Lebensgeschichte und die der Anderen ist ein wichtiger
Schritt für das Zusammenleben innerhalb einer Kulturgruppe, aber eben auch mit anderen
Kulturgruppen. Doch wie nutzen wir das?
Eine Biografie ist mehr als nur ein Buch
Bispinghof Nordwalde
Bei Biografien denkt jeder an Bücher über und von mehr oder weniger bekannten
Menschen.
Und ja, als literarische Gattung entstand die Biografie in der Antike. Im Mittelalter
entstanden Heiligen- und Fürstenbiografien. Die Renaissance hob erstmals das
Individuelle einer Persönlichkeit hervor und heute schreiben bekannte aber auch
unbekannte Menschen Ihre Biografien auf.
Dabei ist die lebensgeschichtliche Auseinandersetzung ein Schlüssel zur Kommunikation,
zum Miteinander.
Der ehemalige Präsident des Deutschen Bundestags Wolfgang Thierse sagte einmal über
die Wiedervereinigung Deutschlands: "Wir werden den Mauerfall erst dann wirklich
verstehen und verarbeiten können, wenn wir anfangen, uns gegenseitig unsere
Lebensgeschichten zu erzählen."
Diesen Gedanken will die Bürgerstiftung nutzen!
Biografik ist die Kunst der Lebensbeschreibung,
aber auch des Lebens selbst
Bispinghof Nordwalde
Sich mit einer Lebensgeschichte auseinander zu setzen, bedeutet, sich mit den
Lebensleistungen, aber auch Brüchen zu beschäftigen.
Biografiearbeit wird zukünftig weiter an Bedeutung in der Bildung, im Beruf, im Umgang
mit Geschichte, Migration, Religion und Gesellschaftsformen gewinnen.
Die mit der Bürgerstiftung kooperierende Gesellschaft für biografische Kommunikation
e.V. hat das als Grundsatz so formuliert:
„Biografische Kommunikation ist die Anleitung zum Austausch von Lebenserfahrungen,
Sehnsüchten und Ängsten, um sich und andere besser verstehen zu können.
Dies soll dem Einzelnen den Zugang und die Teilhabe an der Gesellschaft in allen
Lebensphasen erleichtern! Biografische Kommunikation ist somit eine lebenslange
Aufgabe. Richtig vermittelt, verstanden und angewendet schafft sie Verständnis,
Erkenntnis und Identität ohne Vorurteile anderen Kulturgruppen gegenüber."
Was heißt das für die Bürgerstiftung und den Bispinghof?
Was im Kleinen gilt, zählt auch für das Große
Bispinghof Nordwalde
Die biografische Kommunikation ist auf der einen Seite etwas sehr persönliches und
privates. Doch niemand lebt alleine auf einer Insel. Die Auseinandersetzung mit dem
eigenen Leben findet immer auch über Partnerschaft, Familie, das Büro, den Sportverein
oder andere soziale Einrichtungen statt.
Biografische Kommunikation ist immer eine individuell und kollektive Angelegenheit und
daher ideal, um auf einem Gelände wie dem Bispinghof verortet zu werden. Doch nicht
nur in einem Gebäude, auf einem Gelände lässt sich dieser Ansatz umsetzen. In jeder
Gemeinschaft, jedem Wohnhaus, selbst in einem Dorf oder einer Stadt können
lebensgeschichtliche Phänomene beobachtet werden, stellvertretend für größere
gesellschaftliche Zusammenhänge. Die Auseinandersetzung im Kleinen ist sogar
notwendig oder Voraussetzung, um das große Ganze zu verstehen.
Nordwalde und der Rest der Welt
Bispinghof Nordwalde
Nordwalde ist wie bei Asterix und Obelix eine münsterländische Form des Gallier Dorfes
und damit eine biografische Bastion, in der alle individuellen aber auch gesellschaftlichen
Phänomene vorkommen. Und, die so stellvertretend für alle anderen Orte, Städte und
Regionen in Deutschland stehen.
Durch die bundesweite Aufmerksamkeit der Nordwalder Biografietage wird der Ort
sowieso schon mit dem Thema Biografien in Verbindung gebracht.
Also, der Schritt zum Biografiedorf Deutschlands, vielleicht sogar mit Nennung auf dem
Ortsschild, scheint fast schon logisch.
Übrigens wieder ein Alleinstellungsmerkmal… OK, in manchen Sachen ist Nordwalde
auch sonst eigen... die Kirmes braucht sich nicht vor einem Gelage der Römer zu
verstecken.
Zurück in die Zukunft
Bispinghof Nordwalde
Im Januar 2012 kaufte die Bürgerstiftung den Bispinghof vom Perthes Werk der
evangelischen Kirche für 250.000 Euro.
„Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau
nach vorwärts gelebt werden.“ Dieser Ausspruch vom dänischen Philosophen Sören
Kierkegaard soll auf dem Bispinghof nun erlebbar gemacht werden.
Dazu sollen Maßnahmen und Projekte entstehen, ohne örtliche und regionale
Kulturarbeit, Heimat- und Brauchtumspflege zu verdrängen.
Es braucht ein Zusammenwirken von Ehrenamt und Professionalität. Das haben
mittlerweile alle erkannt.
Eine gemeinsame Vision war gefunden. Endlich. Doch wie sieht das konkret aus? Was
war vorhanden? Was fehlte noch?
Bürgerschaftliches Engagement
Bispinghof Nordwalde
Das Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ ist heutzutage in aller Munde. Viele
Initiativen übernehmen wichtige gesellschaftliche Aufgaben, sind vielerorts dadurch ein
wichtiger Bestandteil des öffentlichen, also kulturellen, sozialen Lebens geworden.
In einem Dorf wie Nordwalde wird Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt und Engagement seit
eh und je Gross geschrieben. Die eben genannten Bereiche Kulturarbeit, Heimat- und
Brauchtumspflege wurden und werden zumeist ehrenamtlich umgesetzt.
Pferdefuß ist allerdings, dass diese Bereiche kaum noch gefördert werden bzw. kaum
Chancen haben, Gelder einzuspielen, die notwendig sein werden, um den Bispinghof
nachhaltig betreiben zu können.
Der biografische Ansatz bot auch hier entscheidende Hinweise und Möglichkeiten
Ehrenamt und Profitum sinnvoll zu verbinden. Hier drei Beispiele im Bereich des
bürgerschaftlichen Engagements.
Das biografische Heimatzentrum
Bispinghof Nordwalde
Das zukünftige „Biografische Heimatzentrum“ soll auf dem Bispinghof Artefakte aus der
Ortsgeschichte über Wechselausstellungen lebensgeschichtlich inszenieren. D.h. keine
reine Dauerausstellung von Gegenständen mehr, die das Heimatmuseum nicht von
anderen unterscheidet.
Eher ein an den gesellschaftlichen Wandel und identitätsstiftende angepasstes Ausstellen
von Artefakten, die die Lebensgeschichte des Menschen dahinter erzählen. Denn was
steht zukünftig in einem Heimatmuseum? Der Miele Kühlschrank, der weltweit identisch
gebaut und verkauft wird? Der Computer, den Sie ebenso von Rio bis Tokio finden? Das
IKEA Bett, in dem sich Millionen von Menschen betten? Identität und Identifikation
müssen über das Leben und die Lebensgeschichten der Menschen erlebbar gemacht
werden.
Laut der Beratungsagentur des Landesbauministeriums für das Projekt „Initiative
ergreifen“ hätte so ein biografisches Heimatzentrum Modellcharakter für alle
Heimatmuseen in NRW, wenn nicht sogar bundesweit.
Hier können Ehrenamtliche und Profis ideal zusammenarbeiten.
Biografiearbeit im Wandel der Zeit
Bispinghof Nordwalde
Der Bispinghof soll ein Ort der biografischen Fortbildung werden. Ein Beispiel und
sicherlich eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen ist die Betreuung von
alten Menschen.
80 % der älteren Mitbürger wird von Angehörigen gepflegt, meist ohne Ausbildung oder
wichtige Kenntnisse.
Dazu gehört auch die Kommunikation basierend auf Lebenserfahrungen, Ängsten und
Sehnsüchten. In vielen Familien ist die Kommunikation durch die Pflegesituation
zusätzlich unter Druck. Ist sie doch schon im normalen Alltag eine Herausforderung.
Fortbildung für Biografiearbeit in der Altenpflege soll auf dem Bispinghof vermittelt
werden, ob nun für Angehörige oder auch Altenpfleger.
Die relevanten Berufsverbände, karitativen Einrichtungen, aber auch Pflegeforscher und
Pädagogen möchten die Einrichtung des ersten Fortbildungszentrums dieser Art
unterstützen. Wir würden so nachhaltig zur Lösung einer wachsenden gesellschaftlichen
Problematik beitragen und wieder eine Schnittstelle zwischen Ehrenamt und Beruf
erstellen.
Die biografische Bibliothek
Bispinghof Nordwalde
Geplant ist die Einrichtung einer biografischen Bibliothek auf dem Bispinghof.
Zurzeit gibt es eine Kooperation mit der katholischen Pfarrbücherei St. Dionysius, in der
eine eigene biografische Abteilung eingerichtet wurde.
Nach der Renovierung des Bispinghof Geländes soll die biografische Bibliothek zu
Dokumentations- und Forschungszwecken auf den Bispinghof umgesiedelt werden, wobei
in der Pfarrbücherei eine gewisse Anzahl Biografien thematisch wechselnd verbleiben
werden.
Dadurch schaffen wir einen Ort, in dem sich jeder durch andere Lebensgeschichten lesen
kann und ein biografisches Umfeld findet, um sich darüber auch mit sich selbst
auseinandersetzen zu können.
„Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen“ sagte schon Augustinus
Aurelius, der bedeutende christliche Kirchenlehrer und Philosoph.
Das wollen wir wörtlich nehmen!
Anspruch und Wirklichkeit
Bispinghof Nordwalde
Doch bis der Wechsel von Anspruch zur Wirklichkeit vollzogen werden kann, muss neben
dem ehrenamtlichen, also Vereins- und Stiftungsinteressen auch die professionelle Ebene
entstehen.
Denn egal wie man es dreht oder wendet, die Renovierung des Haupthauses und der
Brücken kosten Geld, viel Geld.
Der Betrieb des Geländes und seiner Gebäude muss nachhaltig, also auch
betriebswirtschaftlich sinnvoll gestaltet werden.
Fördereinrichtungen haben Ihre Ausrichtung geändert. Nachdem Jahrzehntelang viel Geld
in die Renovierung von Burgen, Schlössern, Klöstern etc. geflossen sind, gibt es heute
fast nur noch Fördergelder für Konzepte also inhaltliche Visionen mit
Wertschöpfungsketten.
Das alles geht nicht über Ehrenamtliche alleine zu leisten. Es muss ein Geschäftsmodell
her, welches der Bürgerstiftung den Stiftungszweck erfüllt, nämlich das Gelände z.B. über
Mieteinnahmen langfristig zu erhalten. Und, welches die Ansiedlung von Unternehmen
sichert, die mit dem biografischen Ansatz Leben auf das Gelände bringen und selbst
Umsätze generieren können.
Dazu sind wirtschaftliche Perspektiven notwendig.
Professionalität und Wertschöpfung
Bispinghof Nordwalde
Dem Vorstand und Stiftungsrat der Bürgerstiftung wurde zunehmend klar, dass sie diese
große Aufgabe nicht mehr alleine leisten können.
Es musste ein Nutzungskonzept erstellt werden, ein Wirtschaftsplan, der die vielen
Interessen der Ehrenamtlichen, der Vereine und der Bürgerstiftung paaren mit
verschiedenen Wertschöpfungsketten.
Es musste ein Businessplan her, der ein Geschäftsmodell mit dem biografischen Ansatz
bietet, wo das Alleinstellungsmerkmal und das Potential dieses Themas professionell und
optimal entwickelt werden.
LEADER gewährte einen Zuschuss von 25.000 Euro für die Erstellung eines
Businessplans für die Nutzung des Gesamtprojektes und dafür möchten wir uns an dieser
Stelle ganz herzlichen bedanken.
Und Jetzt?
Bispinghof Nordwalde
Ein Team von Unternehmens- und Innovationsberatern, Stiftungs- und Förderexperten
wurde beauftragt basierend auf dem biografischen Ansatz Lebens- und Arbeitsbereiche
zu ermitteln, wo eine wirtschaftlich sinnvolle Umsetzung möglich ist.
Der Businessplan ist kurz vor seiner Fertigstellung und wird vom Vorstand und
Stiftungsrat mit Spannung erwartet.
Soll er doch neben den Inhalten auch aufzeigen, wo Umsatzpotentiale liegen oder
passende Fördermaßnahmen zu finden sind und mit welcher Struktur sie umgesetzt
werden können. Daneben ist es für alle ein aufregender Prozess, weil diese Form von
Projektarbeit und Zusammenwirken von Fachleuten mit ehrenamtlich Engagierten immer
auch eine große Herausforderung sind.
Die Bürgerstiftung sieht nach fast 5 Jahren des Engagements ein Licht am Ende des
Tunnels, auch wenn allen Beteiligten klar ist, das wahrscheinlich nicht alle Wünsche
Realität werden können.
Was die Bürgerstiftung Bispinghof mit der biografischen Ausrichtung allerdings schon
geschafft haben, ist ein echter Leuchtturm für Nordwalde und die ganze Region.
Und auch die bisherigen Ergebnisse des Businessplans, der noch im November fertig
werden soll, klingen sehr vielversprechend.
Biografisches Berufskompetenzzentrum
Bispinghof Nordwalde
Ein wesentlicher Anteil an jeder Lebensgeschichte hat das Thema Arbeit und Beruf. Auf
dem Bispinghof soll ein biografisches Berufskompetenzzentrum installiert werden.
Was soll das sein, werden Sie sich jetzt sicherlich fragen? Haben wir nicht schon genug
Einrichtungen, die sich um die Vermittlung von Arbeitssuchenden, Ausbildungsplätzen
oder den Facharbeitermangel kümmern. Und wieso denn eigentlich biografisches
Berufskompetenzzentrum?
Wir möchten eine Fortbildungseinrichtung etablieren, in der es um „Biografische
Kommunikation“ in den folgenden drei Bereichen gehen soll.
1.) bei der Berufswahl
2.) während der Berufstätigkeit und
3.) beim Ausstieg aus dem Berufsleben.
Kommunikation ist eine Königsdisziplin und funktioniert nicht immer und überall gleich gut.
Das wissen wir alle und haben es im privaten wie beruflichen Umfeld selbst erlebt.
Kommunikation hat immer viel mit den Lebensgeschichten der handelnden Personen zu
tun und muss erlernt und gepflegt werden.
Auf dem Bispinghof sollen über Fortbildungsangebote z.B. junge Menschen mit
berufserfahrenen Menschen zusammenkommen, um wirklich eine
Entscheidungsgrundlage zu bekommen, welchen Beruf oder welche Berufe sie wählen
wollen, ohne vielleicht nur eine Sehnsucht der Eltern zu erfüllen. Hier können
Unternehmen außerhalb ihres Betriebes die Kommunikation mit den Mitarbeitern
verbessern oder Menschen auf das Ausscheiden aus dem Berufsleben vorbereitet
werden.
Biografische Kommunikation
Bispinghof Nordwalde
Die Zukunft jedes einzelnen, aber auch die der Informations- und Wissensgesellschaft
insgesamt, nicht nur in Deutschland, wird wesentlich von drei wichtige Voraussetzungen
bestimmt werden:
- Kommunikationsfähigkeit,
- soziale Kompetenz
- und seelische Gesundheit.
Biografische Kommunikation, so wie wir sie definieren, ist ein maßgebliches Instrument
dafür, quasi eine Software, die notwendig sein wird, um in der zukünftigen Arbeitswelt, in
der es weniger Statusorientierung und flexiblere Strukturen geben wird, aber auch im
privaten Leben, gesund und integriert an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben zu
können.
Da diese Grundvoraussetzung sich auf alle Lebens- und Arbeitsbereiche, unabhängig
jedweder politischer, religiöser oder kultureller Orientierung bezieht, sehen wir in dem
Ansatz ein riesiges Potential und eine gesellschaftliche Notwendigkeit, vor allem wenn
man an den demografischen Wandel und zukünftige Aufgaben der Berufswelt denkt.
Ein biografisches Berufskompetenzzentrum kann über Aus- und Fortbildungsangebote
hier eine wichtige Rolle spielen und darüber das wirtschaftliche Bestehen des
Bispinghofes ermöglichen.
Bürgerschaftliches Engagement muss erwachsen werden
Bispinghof Nordwalde
Die Bürgerstiftung Bispinghof ist existent und aktiv, entwickelt sich permanent weiter, hat
eine lange Strecke zu einer gemeinsamen Vision hinter sich und wahrscheinlich einen
ebenso weiten und steinigen Weg der Umsetzung vor sich.
Alle Beteiligten sind bereit, die internen und externen Herausforderungen anzunehmen.
Wir sind überzeugt von dem gefundenen Inhalt und seiner gesellschaftlichen Relevanz.
Und, wir wissen, dass wir uns professionalisieren müssen.
Dazu ist weitere Hilfe und eine erfolgreiche Umsetzung des Businessplans nötig. Der
Prozess, den unsere Bürgerstiftung durchlaufen hat und auch noch durchläuft ist
beispielhaft für die Erfahrung anderer ehrenamtlicher Organisationen.
Hier darf man die Augen nicht verschließen und Wirtschaftlichkeit oder sogar Kommerz
nicht als Feind betrachten.
Bürgerschaftliches Engagement in Form von Bürgerstiftungen muss erwachsen werden
und darf nicht nur ein Geschäftsmodell für Banken und Berater sein. Und, es darf nicht
nur ein Sehnsuchtsort sein.
Stiften Sie Leben
Bispinghof Nordwalde
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir
gehen.“ sagte einst Albert Schweitzer in seinen Texten über die Ehrfurcht vor dem Leben.
Er sagte ebenfalls: „Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in
den Herzen der Mitmenschen.“
Sprechen Sie uns an.
Lassen Sie uns gemeinsam unserer Generationenverantwortung nachkommen und den
Bispinghof mit Biografien, also auch Ihrem Leben füllen.
Wir möchten kein Ort der Sehnsucht sein, sondern Wirklichkeit werden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt
Bispinghof Nordwalde
Bürgerstiftung Bispinghof Nordwalde
Roswitha Krusch-Oest
Lange Straße 13
48356 Nordwalde
Email: [email protected]
Gesellschaft für biografische Kommunikation e.V.
Matthias Grenda
Kohkamp 1
48356 Nordwalde
Email: [email protected]
Idee & Konzeption: Matthias Grenda
Visualisierung: Agentur 3Buchen, Bernd Laukötter