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IN diesem HEFT Nr. 32 11. August 2016 Fr. 5.– HOCH HINAUS SEITE 14 BEATRICE EGLI, SCHLAGERSÄNGERIN www.schweizerfamilie.ch Klapperlapapp DAS MÄRCHEN- FESTIVAL Jetzt im Appenzell Seite 92 Grosses Extra zum Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2016 in Estavayer-le-Lac FR ab Seite 31 RUHM UND EHRE

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INdiesem HEFT

Nr. 3211. August 2016

Fr. 5.–

HOCH HINAUSSEITE 14

BEATRICE EGLI, SCHLAGERSÄNGERIN

www.schweizerfamilie.ch

KlapperlapappDAS MÄRCHEN- FESTIVAL Jetzt im Appenzell Seite 92

Grosses Extra zum Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2016

in Estavayer-le-Lac FR ab Seite 31

RUHM UND EHRE

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Die Demut des Königs: Matthias Sempach wird 2013 am Eidgenössischen Schwingfest in Burgdorf mit dem Eichenlaubkranz gekrönt.

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Foto: Keystone 45Schweizer Familie 32/2016

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Foto: Nicola Pitaro/Tamedia

Guten Tag, Ihre Majestät, König der Schweiz. Wie tönt das in Ihren Ohren?Übertrieben. Das ist zu viel der Ehre.Warum?Weil ich mich nicht als etwas Besseres fühle. Ich bin auch kein Machtmensch. Auf der Strasse werde ich zwar gelegent-lich mit Monarch angesprochen. Dabei bin ich bloss Schwingerkönig. Sempach Matthias.Und der tritt Ende August in Esta-vayer-le-Lac zur Titelverteidigung an. Mit welchen Gefühlen?Ich spüre eine grosse Vorfreude. Das Eid-genössische Schwingfest ist die Olympiade der Schwinger. Ich freue mich auf die Are-na. Auf die Zuschauer. Auf die Kämpfe.Gegen aussen wirken Sie gelassen. Wie ruhig sind Sie innerlich?Zum Glück werde ich nicht nervös. Schon als Kind hatte ich keine Prüfungsangst. Ich bin von Natur aus ein ruhiger Mensch. Aber ich habe eine andere Schwäche, die mir zum Verhängnis werden kann.Welche denn?Ich lasse mich zuweilen durch meine Emo-tionen leiten. Wenn etwas Unvorhergese-henes geschieht, wenn sich zum Beispiel einer meiner Kollegen verletzt, kann mich das aus der Bahn werfen. Da bin ich manchmal noch zu wenig abgebrüht.Trotzdem steigen Sie am Eidge-nössischen als Favorit in den Sägemehlring. Wäre alles andere als der Festsieg eine Enttäuschung?

Für mich ginge die Welt nicht unter, wenn ich den Festsieg verpasse. Aber ich möchte das Eidgenössische gewinnen. Möchte noch einmal Schwingerkönig werden. Das ist mein Ziel.Sie gaben nach einer Fuss verletzung diese Saison Ihr Comeback. Wie gesund sind Sie?

Ich bin wieder fit. Zwar hatte ich ein paar schwächere Auftritte – am Emmentali-schen Schwingfest und am Berner Kanto-nalen. Ich bin eben kein Übermensch. Doch ich konnte drei Kranzfeste gewinnen. Meinen schönsten Sieg dieser Saison feierte ich am 10. Juli auf der Rigi. Vom ersten bis zum letzten Gang schwang ich souverän. So möchte ich in Estavayer auftreten.In Burgdorf wurden Sie vor drei Jahren König. Welche Erinnerungen haben Sie daran?Ich sehe die Bilder vor mir, als wäre es erst gestern gewesen. Die Arena. Den Ein-marsch. Jeder Gang, jeder Schwung ist prä-sent. Ich erinnere mich genau, wie man mir den Kranz auf den Kopf legte. Wie ich den Muni führte. Diesen Tag werde ich nie vergessen.Beim Siegerinterview vergossen Sie Tränen. Finden Sie das heute seltsam?Nein. Ich schäme mich meiner Tränen nicht. In Burgdorf ging mein Kindheits-traum in Erfüllung. Eine grosse Last fiel von mir ab. Der Sieg am Heimfest war eine Befreiung.Wie hat dieser Tag Ihr Leben verändert?Ich stehe noch stärker im Rampenlicht. Werde an viele Anlässe eingeladen. Gleich-zeitig sind die Erwartungen an mich gestiegen.Inwiefern?Der Schwingerkönig muss Erfolg haben, und seine Niederlagen werden breit disku- ➳

«Ich bin noch zu wenig abgebrüht»Diese Saison kam er nach einer Verletzung wieder in Schwung. Der amtierende Schwingerkönig Matthias Sempach will seine Schwächen besiegen und auch in Estavayer-le-Lac der Beste sein.

— Interview Daniel Röthlisberger Fotos Samuel Trümpy

DER TITELVERTEIDIGER

Burgdorf 2013 Matthias Sempach bodigt Christian Stucki (r.).

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Matthias Sempach, 30, ist der ak tuelle Schwingerkönig. Er gewann den Titel 2013 in Burgdorf im Schlussgang gegen Christian Stucki. Sempach ist gelernter Land-wirt und Metzger. Nebst seiner Schwing tätigkeit arbeitet er im 40-Prozent-Pensum als Verkaufs-berater für den Futtermittelprodu-zenten Melior. Er hat in seiner Kar-riere 34 Kranzfeste und 100 Kränze gewonnen. Matthias Sempach ist mit Heidi Jenny liiert. Die beiden haben einen Sohn Henry, 20 Monate. Die Familie lebt in Alchenstorf BE.

SPITZENSCHWINGER

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«Ich bin kein Machtmensch» König Matthias Sempach freut sich über seine Siege, ohne sich als etwas Besseres zu fühlen.

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tiert. Zudem stehe ich als Botschafter des Schwingsports noch stärker unter Beob-achtung, und wenn ich einen Fehler ma-che, wird mit dem Finger auf mich gezeigt. Damit musste ich umgehen lernen.Wie haben Sie sich verändert?Ich bin gelassener als früher. Cooler. Doch eigentlich will ich mich gar nicht verän-dern. Ich will mich bleiben.Wie sind Sie?Ich habe Träume, setze mir hohe Ziele. Be-scheidenheit halte ich zwar für eine Tu-gend. Trotzdem prahle ich unter Kollegen manchmal ungeniert. Und ich bin ein Ge-fühlsmensch. Bin manchmal dünnhäutig. «Mättu hat ein grosses Herz», sagte Ihr Betreuer Dani Lüthi einmal.

Der Traum des Königs Nach seiner Schwinger-karriere möchte Matthias Sempach Bauer werden.

Für meine Freunde und meine Familie würde ich alles tun. Ich gebe im Sport aber auch gern etwas zurück. Deshalb arbeite ich als technischer Leiter in mei-nem Schwingklub. Leite Trainings für Nachwuchsschwinger. Und ich spende regelmässig Geld für benachteiligte Menschen.An wen denken Sie?An die Unwettergeschädigten im Emmental zum Beispiel. Oder an Behinderte. Sie gelten als Schwerarbeiter. Wie viel ordnen Sie dem Sport unter?Ich will der Beste sein. Deswegen fällt es mir nicht schwer, auf vieles zu verzichten.

Worauf verzichten Sie?Ich lebe elf Monate im Jahr nach einem strukturierten Tagesplan. Achte stets auf genügend Schlaf. Ich verzichte auf längere Ferien. Fordere mich im Training bis an meine Grenzen. Denn ich halte es wie mein Trainer Jean-Pierre Egger: Der Erfolg ist das Resultat harter Arbeit.Verzichten Sie auf Genuss im Leben?Nein. Ich bin ein Geniesser. Jede Woche gehe ich mindestens einmal in die Massa-ge. Zu Hause habe ich einen Whirlpool installieren lassen, in dem ich mich herr-lich entspannen kann. Und ich gehe gern mit meiner Partnerin Heidi in einem Res-taurant essen.Dank vielen Sponsoren gehören Sie zu den Grossverdienern unter den Schwingern. Wie drückt sich das in Ihrem Lebensstil aus?Ich lebe gleich wie vor dem Gewinn des Königstitels. Wir wohnen im selben Haus, haben uns keine teuren Geräte angeschafft und leisten uns keine exklusiven Ferien. Ich brauche weder eine Villa noch einen Luxuswagen. Das ist nicht das, wonach ich strebe. Wonach streben Sie denn?Nach meiner Schwingerkarriere möchte ich Bauer werden. Möchte für mich und meine Familie einen Hof kaufen. Auf die-sen Traum spare ich hin.Am 2. Dezember 2014 kam Ihr Sohn Henry zur Welt. Wie nehmen Sie Ihre Vaterrolle wahr?Ich mache fast alles mit Henry. Ich ziehe ihn an, wickle ihn, gebe ihm das Essen. Und wir spielen zusammen Bauer. Brin -gen Holzkühe auf die Weide, fahren mit Spielzeugtraktoren.Und Henry jubelt Ihnen als grösster Fan zu?Dafür ist er noch zu jung. Aber er darf ab und zu an ein Schwingfest mitkommen. Es macht ihm Spass, mir beim Schwingen zuzuschauen. Und Ende Juli durfte er mir auf dem Brünig den 100. Kranz überrei-chen. Das war für uns beide ein bewegen-der Moment.

«Ich bin gelassener als früher. Cooler. Doch eigentlich will ich mich gar nicht

verändern. Ich will mich bleiben.»

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Nachwuchscamp Im Sommer trainiert Matthias Sempach in Wildhaus junge Schwinger.

Gerät Ihr Sohn mehr nach der Mutter oder nach dem Vater?Nach beiden. Henry ist wie ich sehr tierlie-bend. Am liebsten ist er auf dem Land, geht bei den Kühen oder bei meinem Siegermu-

ni Fors vo dr Lueg vorbei. Und er ist wie seine Mutter liebenswert und fröhlich. Und zum Glück nicht so stur wie sein Vater.Was möchten Sie Ihrem Sohn weitergeben?

Anstand und Ehrlichkeit. Ich möchte ihm aber auch Disziplin beibringen. Wenn ich ihn zum Lachen bringen kann, freue ich mich besonders. Henry soll von uns alles bekommen, was er braucht. Und dennoch soll er kein verwöhntes Kind werden.Was tut Ihr Sohn, wenn Sie Ende August in Estavayer-le-Lac in die Arena marschieren?Er wird beim Grosi sein. Und meine Auf-tritte wohl am Fernsehen mitverfolgen.Schenken Sie ihm den Sieger- muni, wenn Sie das Eidgenössische gewinnen?Eher eine Ziege. Die könnte er besser in Schach halten als einen Muni. ●

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