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MESSEN Auch im Internetzeitalter geht kein Weg vorbei an den großen Schauen der Unternehmen. SEITEN 2, 3 SCRIPTED REALITY Über Erfolgsgründe und Gefahren der gefälschten Wirklichkeit im Fernsehen. SEITE 5 ASYLBEWERBER Die Flüchtlingsströme im Mittelmeerraum stellen die EU vor enorme Herausforderungen. SEITE 6 Michael Koch Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg W enn von den Mächtigen der Welt die Rede ist, denkt man automatisch an Menschen wie US-Präsident Obama oder Bundes- kanzlerin Merkel. Doch fernab der Politik gibt es mitt- lerweile ganz andere, die unser Leben maßgeblich beeinflussen. Die Rede ist von den US-amerikanischen Internetriesen. 90 Prozent der Internetnutzer ver- wenden Google, um im Internet zu suchen. Wer etwas verkaufen will, geht zu Ebay. Bei Amazon kaufen in Deutschland mehr als 31 Millionen ein, und bei Face- book sind über 27 Millionen Ac- counts angelegt. Das hat Folgen. Die Nutzer hinterlassen rie- sige Datenmengen, die die Kon- zerne weitgehend unkontrolliert sammeln und nutzen. Wenn Google jetzt noch Smartphones und Digitalbrillen verkauft, einen Hersteller von netzgesteuerten Heizungsthermostaten übernimmt und ein eigenes Auto entwickelt, ist die Gefahr der 24-Stunden-Überwachung nicht mehr weit. Zudem können soziale Netzwerke die Gefühle ihrer Nutzer beeinflussen. Das gelingt, indem sie einfach mehr gute oder schlechte Nachrichten verbreiten. Das hat ein Experiment bei Facebook gezeigt, bei dem 690 000 Nutzer – ohne ihr Wissen – manipulierte News-Feeds erhielten. Die Unternehmen bestimmen aufgrund ihrer starken Position inzwischen auch das Geschehen auf einigen Märkten. So beklagen Buchverlage und Auto- ren, dass sie auf Amazon angewiesen sind, wollen sie einen großen Teil der Leser erreichen. Sie sind quasi gezwungen, Amazons Bedingungen wie etwa Umsatzbeteiligungen zu akzeptieren. In einer Demokratie mit einer Marktwirtschaft wie in Deutsch- land muss der Staat sowohl die Entstehung von Monopolen (siehe Spickzettel) verhindern als auch den Daten- und Ver- braucherschutz sichern. Bun- desregierung und Europäische Kommission suchen deshalb gerade nach Wegen, die Macht der Internetkonzer- ne einzudämmen. Der Erfolg ist ungewiss, denn die Verfahren sind kompliziert. Auch deshalb gilt für jeden von uns: erst informieren, dann klicken. Mehr zum Thema Internet auf Seiten 4 und 7. Die neuen Herrscher Die großen Internetkonzerne werden immer mächtiger. Sie sammeln Datenmassen und bestimmen die Märkte. September 2014 AUSGABE 30 NEWCOMER zeitung fÜr schÜler www.handelsblattmachtschule.de/newcomer Illustration: designed by Freepik.com; Foto: www.rocket-internet.de GESAGT … » Internet ist wie For- mel 1. Du kannst nicht dein eigenes Tempo fahren – das bestimmen die Konkur- renten. « Oliver Samwer, Internetun- ternehmer (siehe Seite 4) Google-Suchanfragen weltweit in Milliarden 2162 Milliarden 237 Millionen Kundenaccounts bei Amazon weltweit aktive Accounts in Millionen 2000 2013 Quellen: Internet Live Stats, Unternehmen, Statista 250 200 150 100 50 0 2000 2013 2000 1500 1000 500 0 Monopol Der Begriff kommt aus dem Griechi- schen und heißt übersetzt „Allein- verkauf“. Im wirtschaftlichen Zu- sammenhang versteht man darunter, dass es für eine Ware oder Dienst- leistung nur einen Anbieter gibt, aber viele, die sie nachfragen. Dadurch hat der Anbieter große Macht und kann allein die Preise bestimmen, da es keine Wettbewerber gibt. Lange Zeit hatte die Post ein solches Monopol.

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MESSENAuch im Internetzeitalter geht kein Weg vorbei an den großen Schauen der Unternehmen. SEITEN 2, 3

SCRIPTED REALITYÜber Erfolgsgründe und Gefahren der gefälschten Wirklichkeit im Fernsehen. SEITE 5

ASYLBEWERBERDie Flüchtlingsströme im Mittelmeerraum stellen die EU vor enorme Herausforderungen. SEITE 6

Michael KochInstitut für Ökonomische Bildung Oldenburg

Wenn von den Mächtigen der Welt die Rede ist, denkt man automatisch an Menschen wie US-Präsident Obama oder Bundes-

kanzlerin Merkel. Doch fernab der Politik gibt es mitt-lerweile ganz andere, die unser Leben maßgeblich beeinfl ussen. Die Rede ist von den US-amerikanischen Internetriesen. 90 Prozent der Internetnutzer ver-wenden Google, um im Internet zu suchen. Wer etwas verkaufen will, geht zu Ebay. Bei Amazon kaufen in Deutschland mehr als 31 Millionen ein, und bei Face-book sind über 27 Millionen Ac-counts angelegt. Das hat Folgen.

Die Nutzer hinterlassen rie-sige Datenmengen, die die Kon-zerne weitgehend unkontrolliert sammeln und nutzen. Wenn Google jetzt noch Smartphones und Digitalbrillen verkauft, einen Hersteller von netzgesteuerten Heizungsthermostaten übernimmt und ein eigenes Auto entwickelt, ist die Gefahr der 24-Stunden-Überwachung nicht mehr weit. Zudem können soziale Netzwerke die Gefühle ihrer Nutzer

beeinflussen. Das gelingt, indem sie einfach mehr gute oder schlechte Nachrichten verbreiten. Das hat ein Experiment bei Facebook gezeigt, bei dem 690 000 Nutzer – ohne ihr Wissen – manipulierte News-Feeds erhielten.

Die Unternehmen bestimmen aufgrund ihrer starken Position inzwischen auch das Geschehen auf einigen Märkten. So beklagen Buchverlage und Auto-ren, dass sie auf Amazon angewiesen sind, wollen sie einen großen Teil der Leser erreichen. Sie sind quasi

gezwungen, Amazons Bedingungen wie etwa Umsatzbeteiligungen zu akzeptieren.

In einer Demokratie mit einer Marktwirtschaft wie in Deutsch-land muss der Staat sowohl die Entstehung von Monop olen (siehe Spickzettel) verhindern als auch den Daten- und Ver-braucherschutz sichern. Bun-desregierung und Europäische Kommission suchen deshalb

gerade nach Wegen, die Macht der Internetkonzer-ne einzudämmen. Der Erfolg ist ungewiss, denn die Verfahren sind kompliziert. Auch deshalb gilt für jeden von uns: erst informieren, dann klicken.Mehr zum Thema Internet auf Seiten 4 und 7.

Die neuen HerrscherDie großen Internetkonzerne werden immer mächtiger. Sie sammeln Datenmassen und bestimmen die Märkte.

September 2014AUSGABE 30NEWCOMER zeitung fÜr

schÜler

www.handelsblattmachtschule.de/newcomer Illustration: designed by Freepik.com; Foto: www.rocket-internet.de

gESagt …

» Internet ist wie For-mel 1. Du kannst nicht dein eigenes Tempo fahren – das bestimmen die Konkur-renten. «Oliver Samwer, Internetun-ternehmer (siehe Seite 4)

Google-Suchanfragenweltweit in Milliarden

2162 Milliarden

237 Millionen

Kundenaccounts bei Amazonweltweit aktive Accounts in Millionen

2000 2013

Quellen: Internet Live Stats, Unternehmen, Statista

250

200

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100

50

0

2000 2013

2000

1500

1000

500

0

Monopol

Der Begriff kommt aus dem Griechi-

schen und heißt übersetzt „Allein-

verkauf“. Im wirtschaftlichen Zu-

sammenhang versteht man darunter,

dass es für eine Ware oder Dienst-

leistung nur einen Anbieter gibt, aber

viele, die sie nachfragen. Dadurch hat

der Anbieter große Macht und kann

allein die Preise bestimmen, da es

keine Wettbewerber gibt. Lange Zeit

hatte die Post ein solches Monopol.

die Konkur-renten. «Oliver Samwer, Internetun-ternehmer

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September 2014, AUSGABE 30HANDELSBLATT THEMA

Aus einer Idee ein Erlebnis machenOb eine weltbekannte Messe, ein Hafenfest oder eine große Firmen-feier: Damit eine Veranstaltung zu einem besonderen Ereignis wird, müssen die Veranstalter Konzepte entwerfen, Abläufe planen und umsetzen. Eine Person hat dabei alle Fäden in der Hand und trägt die Verantwortung – der Eventmanager.Seine konkreten Aufgaben sind von Veranstaltung zu Veranstaltung unterschiedlich. Er sucht beispiels-

weise zusammen mit seinem Team attraktive Räumlichkeiten, organi-siert bei Großveranstaltungen das Personal, mietet die technische Ausstattung, holt Genehmigungen ein, verhandelt mit Künstlern oder Ausstellern und vieles mehr. Dabei arbeitet der Eventmanager eng mit Dienstleistern und Behörden zusammen und ist viel unterwegs. Für den Beruf sind daher vor allem Organisationstalent, Teamfähigkeit

und Flexibilität erforderlich. Da die Veranstaltungen nicht immer reibungslos laufen, sind auch starke Nerven und Improvisationsfähigkeit unerlässlich.Eventmanager arbeiten in Veran-staltungsagenturen, bei Messe-, Ausstellungs- und Konzertveranstal-tern oder bei großen Unternehmen. Aber auch öffentliche Verwaltungen beschäftigen die Spezialisten zum Beispiel im Stadtmarketing.

Eventmanager ist sowohl ein Ausbil-dungsberuf als auch ein Studien-fach. Erste Erfahrungen im Beruf können Schüler sammeln, indem sie etwa Schulfeste oder private Partys organisieren. Weitere Infos unter: www.berufe-net.arbeitsagentur.de

Sulfia DilavirovaInstitut für Ökonomische Bildung Oldenburg

BERUFSBILD: EvEntmanagER

Foto: Corbis | RALPH ORLOWSKI/Reuters

Katharina MatheisHandelsblatt Düsseldorf

Wer Fußballsammelkarten oder Sticker tauscht, weiß Bescheid. Es kann ganz schön anstrengend sein,

mit anderen ins Geschäft zu kommen: Die Auswahl anschauen, Fragen stellen, Preise aushandeln. Eine WhatsApp-Gruppe wäre ziemlich kompliziert für solche Deals. Daran ändert sich auch im Geschäftsleben nichts. Um neue Produkte zu zeigen und sich mit Interessenten zu unterhalten, trifft man sich am besten „im echten Leben“ – Internet hin oder her. In der Geschäftswelt geschieht das auf Messen: Viele Unternehmen aus dem gleichen Wirtschaftszweig kommen zu be-stimmten Terminen an dem gleichen Ort zu-sammen. Hier führen die Firmenvertreter ein Gespräch nach dem anderen und schließen Verträge ab.

Eine Messe findet meist mehrere Tage in einer großen Halle statt. Oft geht es um eine

bestimmte Produktgruppe – zum Beispiel Sü-ßigkeiten, Bücher, Autos oder Computer. Her-steller und Dienstleister zeigen auf der Messe ihr Angebot. Neuheiten stehen dabei im Mittelpunkt. Mitarbeiter der Unternehmen können sie vor Ort erklären und vorführen.

Messebesucher sind in erster Linie Händ-ler, die neue Produkte und Dienstleistungen ein- und weiterverkaufen wollen. Zum Bei-spiel gehen Buchhändler auf die Frankfurter Buchmesse, Autoverkäufer auf die Internati-onale Automobil-Ausstellung (IAA), und wer ein Geschäft für Unterhaltungselektronik hat, schaut sich bei der Internationalen Funkaus-stellung (IFA) um. Oft gibt es auf Messen meh-rere Tausend Stände. Genau das ist der Vorteil für die Besucher: Ein Süßigkeitenhändler etwa muss nicht um die ganze Welt reisen, um viele einzelne Unternehmen zu besuchen und deren neue Trends auszuprobieren. Auf der Messe kann er alles direkt testen und das Gesamtangebot vergleichen.

An bestimmten Messetagen können sich aber auch ganz normale Privatleute – also die Konsumenten und Verbraucher – die Pro-duktschauen gegen Eintritt ansehen und ihrer-seits Neuheiten ausprobieren. Wenn das Spiel, Buch oder Gerät später im Laden liegt, wissen sie bereits, ob es etwas für sie taugt.

Neben dem Vorführen der verschiedenen Produkte findet vor allem eines statt: reden, reden, reden. Ob mit Kunden, Lieferanten, Partnern oder Journalisten. Messen sind für

Unternehmen eine tolle Möglichkeit, sich darzustellen – übrigens nicht nur vor Interes-senten, sondern auch vor möglichen neuen Mitarbeitern.

Aber warum lassen sich manche Dinge besser persönlich besprechen statt in Chats, Foren oder via Skype? Jeder, der im Internet unterwegs ist, weiß: Chats und Foren können extrem anstrengend werden, und es wird schnell unübersichtlich. Außerdem wäre es nie möglich, sich einfach einmal umzuschau-en oder zufällig mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Und das Entscheidende fehlt: zeigen und ausprobieren. Auf einer Süßigkei-

Die Schülerredaktion sagt:

» Bei Messen sollte man im Voraus überlegen, was einen

besonders interessiert. «Anton, Jahrgang 11

Auf Messen treffen sich ganze Wirtschaftszweige, um Neuheiten zu präsentieren und sich darüber zu informieren. Vor allem werden hier viele Geschäfte gemacht.

Zeigt mal, was es Neues gibt!

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HANDELSBLATT THEMA

Fotos: Corbis | Horacio Villalobos; TOBIAS SCHWARZ/Reuters; Verband der Deutschen Messewirtschaft

IntERvIEW

„Größer als ein Fußballfeld“

Harald Kötter, Bereichslei-ter Messen Deutschland

beim Verband der Deutschen Messewirtschaft

Wie groß ist ein Messestand?Im Schnitt 35 Quadratmeter, also so groß wie eine kleine Einzimmerwohnung. Betrachtet man aber die einzelnen Stände, gibt es enor-me Unterschiede. Manche sind mit 10  000 Quadratmetern größer als ein Fußballfeld.

Wie viel kostet denn ein Messeauftritt für die Aussteller? 1 000 Euro je Quadratmeter sind ein Richt-wert, mit dem man planen kann. Es sind ja nicht nur die Standkosten, sondern auch Anreise, Übernachtung, Auf- und Abbau und Personal.

Das klingt ganz schön aufwendig und teuer. Warum können die Geschäftsleute nicht in Onlineforen verhandeln?Ob Computerspiele oder Verpackungsma-schinen – es ist doch viel besser, das Produkt nicht nur zu sehen, sondern auch auszupro-bieren und in Aktion zu sehen. Denn oft geht es um viel Geld, zum Beispiel wenn ein Unter-nehmen eine Maschine für mehrere Millionen Euro braucht. Die kann ich nicht einfach so kaufen und zurückschicken wie Schuhe. Da ist es wichtig, vorher zu sehen, wie die Qualität ist. Und auf einer Messe kann ich alle Details direkt mit den Mitbewerbern vergleichen.

Welche Messe ist Ihr persönlicher Tipp für Verbraucher?Das kommt natürlich auf die Interessen an. Es gibt für jedes Hobby eine eigene Messe. Besonders beliebt ist zum Beispiel die Gamescom für Computerspiele in Köln. Es gibt aber auch die Raubfi schangeltage in Magdeburg. Und welche Messen sind die größten in Deutschland?Gemessen an Besuchern, ist die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt die größte: Hier kommen knapp 900 000 Gäste. Geht man nach der Fläche, ist die Bauma-schinenmesse in München die gigan tischste

– sogar weltweit. Sie kommt auf 580 000 Quadratmeter, eine Fläche so groß wie 75 Fußballfelder. Die Fragen stellte Katharina Matheis. Handelsblatt Düsseldorf

tenmesse etwa kommen die neuen Schokola-densorten direkt in den Geschmackstest, und auf der Computermesse Cebit können die Be-sucher die neueste Technik live einschalten.

Weltweit gibt es etwa 30 000 Messen mit über 250 Millionen Besuchern – mehr als dreimal so viele Menschen, wie in unserem Land leben. Deutschland ist der weltweit größte Messestandort. Zwei Drittel der wichtigsten Ausstellungen fi nden hier statt. Das liegt daran, dass Deutschland gut mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug zu erreichen ist und es viele Hotels gibt (Infra-struktur). Zu den großen Messen kommen Hunderttausende Besucher.

Die Veranstalter müssen alles gut organi-sieren, damit nichts schiefgeht. Deshalb gibt es eigene Unternehmen an den Messestand-

orten, die sich auf die Planung von Messen spezialisiert haben. Sie kümmern sich in Ab-sprache mit den Ausstellern darum, dass die teilweise extrem aufwendigen Messestände rechtzeitig aufgebaut sind, der An- und Ab-transport reibungslos klappt, Besucher mit allen notwendigen Informationen versorgt sind, das Catering – also die Versorgung mit Essen und Trinken – steht und alle wissen, wann und wo sie ihre Geschäftspartner tref-fen können. So sind Messen längst ein eigener Wirtschaftszweig geworden: Nicht nur die Planungsunternehmen, sondern auch Taxi-fahrer, Hotels, Restaurants verdienen Geld durch die Treff en.

Und wer nach den aktuellen Trends im Messegeschäft sucht: Ja, es gibt auch eine Mes-se für Messebauer.

„Größer als ein Fußballfeld“

Harald Kötter, ter Messen Deutschland

Buchmesse in Frankfurt Internationale Funkausstellung (IFa) in Berlin

Internationale automobil-ausstellung (Iaa) in Frankfurt

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September 2014, AUSGABE 30PROFIL

Fotos: www.rocket-internet.de; Corbis | Nancy Kaszerman/ZUMA Press

Beate FaulbornInstitut für Ökonomische Bildung Oldenburg

G estatten: Marc (43), Oliver (41) und Alex ander Samwer (39). Geburtsort Köln. Abschlüsse in Jura (Marc) und

Wirtschaftswissenschaften. Besonderes Kennzeichen: innerhalb weniger Jahre mit Geschäftsideen im In-ternet zu Multimillio-nären geworden. Noch in diesem Jahr soll das gemeinsame Unterneh-men Rocket Internet an die Börse gehen.

Angefangen hat alles 1999, als die Samwers zu-sammen mit drei weiteren Teilhabern das Internet-Auktionshaus (siehe Spick-

zettel) Alando.de gründeten. Bereits sechs Monate später verkauften die Inhaber es für 43 Millionen US-Dollar an Ebay.

Der nächste Clou gelang mit Jamba, einer Websei-te, die Klingeltöne, Logos und Spiele für Handys anbietet . Die Brüder gründeten das Unter-nehmen gemeinsam mit einigen privaten und Firmen-Partnern. 2004 übernahm es ein US-Konzern – diesmal f ü r 2 7 3 M i l l i o n e n US-Dollar.

Seit 2006 konzentrieren sich die drei ganz auf ihre Beteiligungsfirma Rocket Internet, die ihren Hauptsitz in Berlin hat. Statt wie zuvor selbst Unternehmen zu gründen, fi nanzieren sie damit Start-ups. Haben diese den erhoff -ten Erfolg, fordert Rocket Internet seinen An-teil daran. Eines der bekanntesten Beispiele ist das Online-Modehaus Zalando.

Regelmäßig erntet das Geschwisterteam aber auch Kritik. Es würde gewinnbringende Ideen für Onlineshops nur aus den USA ab-kupfern und in Deutschland populär machen. Diesen Vorwurf sehen die drei locker. Viel wichtiger als die Idee sei schließlich das ge-schäftliche Feingefühl und die Fähigkeit, ein Unternehmen zu leiten, meint Oliver Samwer.

Familien- GeschäfteZalando, Jamba, Alando.de – hinter einigen der erfolgreichsten Internetideen in Deutschland stecken drei Brüder aus Köln.

Michael KochInstitut für Ökonomische Bildung Oldenburg

Spiderman, Ironman, Wolverine oder die Fan-tastic Four – diese Typen retten seit Jahrzehnten die Welt. Immer wieder. Im Comic wie im Kino. All diese Figuren gehören zur Heldenriege des berühmten Marvel-Verlags aus New York. In diesem Jahr feiert er seinen 75. Geburtstag. 1939 wurde er unter dem Namen Timely Comics gegründet. Seit 2009 gehört er zum Dis-ney-Konzern.

Waren es zu Beginn die C omicHefte , die den Umsatz brach-ten, kamen in den 1970er-Jahren Fern-

sehserien hinzu. Heute bescheren Kinofilme hohe Einnahmen. Nicht zu vergessen die Com-puterspiele und Fanartikel, die jeden Filmstart begleiten. Allein in diesem Jahr bringt Marvel fünf Blockbuster in die Kinosäle, darunter den fünften Teil der X-Men-Saga. Im nächsten Jahr fi nden die Abenteuer des Avengers-Teams ihre Fortsetzung. Teil eins lief 2012 an und ist hinter

Avatar und Titanic der dritterfolg-reichste Film aller Zeiten. Bis Mitte dieses Jahres spielte er weltweit

rund 1,5 Milliarden US-Dollar ein.Die Marvel-Helden sind

offenbar auch im Renten-alter noch kein bisschen

müde. Und doch müssen sie mit der Zeit gehen – Geschmack ändert sich.

So verwandelte sich

die einst blonde Ms. Marvel erst kürzlich in die Muslima Kamela Khan, und der ham-merschwingende Göttersohn Thor wurde weiblich.

Es gilt, weltweit möglichst viele Zielgruppen anzusprechen. Denn der Wettbewerb ist hart. Marvels Hauptkonkurrent ist der US-Verlag DC Comics. Er schickt Helden wie Batman und Superman in den ewigen Kampf gegen das Böse. Auch sie lassen dabei nichts unver-sucht, die Geldbörsen der Fans zu erobern.

Mit Superkräften zu Superumsätzen

Die Schülerredaktion sagt:

» Ich finde es faszinierend, wie viel Profit aus einem Comic geschlagen werden kann. «

Victor, Jahrgang 11

Die drei Samwer-Brüder: marc, Oliver und alexander (v. l.).

Auktion

Eine Auktion ist eine Versteigerung.

Der Verkäufer bietet eine Sache

an, und Interessierte nennen einen

Geldbetrag (Gebot), den sie dafür

zahlen wollen. Im Laufe der Auktion

werden diese Beträge höher, da sich

die möglichen Käufer immer wieder

überbieten können. Der Versteigerer

verkauft schließlich an denjenigen,

der bei Ablauf der Auktion die

höchste Summe geboten hat.

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UNTERNEHMEN UND MÄRKTE

Maren KienaßInstitut für Ökonomische Bildung Oldenburg

Sie schreien sich lauthals an, putzen die WG oder feiern zusammen – die Dar-steller von „Berlin Tag & Nacht“ lassen

den TV-Zuschauer an scheinbar jeder Minute ihres Alltags teilhaben. Bei der Serie handelt es sich um eines der erfolgreichsten deutschen Scripted-Reality-TV-Formate. Seit mittlerweile drei Jahren läuft es wochentags auf RTL II.

Scripted Reality bedeutet übersetzt so viel wie „Realität nach Drehbuch“. „Mieten, kau-fen, wohnen“, „Verdachtsfälle“ oder „Nachbar gegen Nachbar“ sind weitere Beispiele. Auto-ren schreiben eine erfundene Handlung auf, die Laienschauspieler vor der Kamera spon-tan umsetzen. Die Darsteller geben den Inhalt in ihren eigenen Worten wieder. Dadurch soll das Ganze möglichst echt wirken. Den gleichen Effekt sollen gewollt wacklige Ka-meraaufnahmen und schlechte Beleuchtung erzielen oder reale Drehorte wie zum Beispiel öff entliche Straßen oder der Kiosk nebenan.

Für die Produzenten hat das Sendeformat einen großen Vorteil: Die Kosten sind ver-gleichsweise gering. Sie benötigen keine gro-

ße Ausstattung oder teuren Räumlichkeiten und müssen keine hohen Schauspielergagen zahlen. Dennoch bekommen sie im Nach-mittags- und Vorabendprogramm zahlreiche Zuschauer vor die Bildschirme. „Berlin Tag & Nacht“ sahen Anfang Juli immerhin 1,35 Milli-

onen Menschen aus der Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren.

Das freut nicht nur Privatsender wie RTL, Vox oder Sat 1, auf denen die Scripted-Reality-Sendungen laufen, sondern auch die Produktionsfi rmen. Eine davon ist Filmpool Entertainment, die neben „Berlin Tag & Nacht“ auch für dessen Ableger „Köln 50667“, „Familien im Brennpunkt“ oder „X-Diaries“ verantwortlich ist. Sie bezeichnet sich selbst als weltweiten Marktführer in diesem Be-reich. Erfolgreiche Formate hat sie bereits an andere Länder weiterverkauft.

Nicht nur die Ausstrahlung bringt Geld. Die Serien sind jederzeit online verfügbar, es gibt DVDs und Musik-Downloads. Und auf eigenen Facebook-Auftritten posten die Darsteller in ihrer jeweiligen Rolle und treiben die Ereig-nisse damit weiter voran. Die Seite von „Berlin

Tag & Nacht“ hat über 3,2 Millionen Likes, mehr als „Deutschland sucht den Superstar“ und „Germany’s next Topmodel“ zusammen.

Dieser Hype ruft aber auch Kritiker auf den Plan, zum Beispiel die Jugendschutzbeauf-tragten. Sie bemängeln, dass Scripted-Reality-Formate Vorurteile bedienen und Menschen zugunsten von Einschaltquoten regelrecht vorführen. Außerdem hat eine Studie der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen ergeben, dass 30 Prozent der Befragten die Handlungen bei „Familien im Brennpunkt“ für echt halten – das ist die Realität.

Erfundene WirklichkeitScripted-Reality-Formate locken viele Zuschauer vor den Fernse-her, indem sie Alltag vorgaukeln. Die Produzenten freuen sich über Erfolge, die wenig kosten.

In dem Kinofi lm „Blow-Up“ aus den 1960er-Jah-ren geht der italienische Filmregisseur Michelan-gelo Antonioni der Frage nach, was die wirkliche Wirklichkeit ist und was die falsche. Seine Ant-wort: Realität und Fiktion sind nicht immer klar zu unterscheiden. Ein halbes Jahrhundert später hat das private Fernsehen diese Erkenntnis mit seinen Scripted-Reality-Formaten zu einem Geschäfts-prinzip erhoben.Natürlich ist es leicht, die billig produzierte Unterhaltungsware naserümpfend abzutun. Doch ist das fair? Die Formate haben zweifellos ihre Daseinsberechtigung. Dabei geht es nicht nur um die wirtschaftlichen Vorteile für die TV-Konzerne.

Vielmehr bedienen derartige Sendungen ein Grundbedürfnis der Zuschauer. Bei den meisten Menschen gibt es einen tief verankerten Hang zur Schaulust. Das nutzen Trash-Sender wie RTL II zu ihrem Vorteil aus. Ge-sendet wird, was gefällt.Nur eines muss dem Zuschauer bei dieser Form des Entertain-ments klar sein: Es handelt sich um manipulierte Wirklichkeit. Mit der Alltagsrealität hat das Ganze wenig bis gar nichts zu

tun. Auch wenn es viele nicht hören wollen: Es besteht zweifellos die Gefahr, dass insbesondere

junge Zuschauer die stereotypen Menschen und die simplen Problemlösungen für bare Münze nehmen. Hier ist die Medienpädagogik gefragt! Ihre Aufgabe ist es, ein entsprechendes Kritik-bewusstsein bei den Kindern und Jugendli-chen zu schulen.

Hans-Peter Siebenhaar Handelsblatt Wien

KOmmEntaR: EInE aUFgaBE FÜR DIE mEDIEnPÄDagOgIK

Karikatur: Lea Parisius, Lea Schönborn; Foto: Pablo Castagnola

So sieht’s die Schülerredaktion

Vielmehr bedienen derartige Sendungen ein Grundbedürfnis der Zuschauer. Bei den meisten Menschen gibt es einen tief verankerten Hang zur Schaulust. Das nutzen Trash-Sender wie RTL II zu ihrem Vorteil aus. Ge-sendet wird, was gefällt.Nur eines muss dem Zuschauer bei dieser Form des Entertain-ments klar sein: Es handelt sich um manipulierte Wirklichkeit. Mit der Alltagsrealität hat das Ganze wenig bis gar nichts zu

junge Zuschauer die stereotypen Menschen und die simplen Problemlösungen für bare Münze nehmen. Hier ist die Medienpädagogik gefragt! Ihre Aufgabe ist es, ein entsprechendes Kritik-bewusstsein bei den Kindern und Jugendli-chen zu schulen.

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September 2014, AUSGABE 30HANDELSBLATT ERKLÄRT

Thomas LudwigHandelsblatt, 9.7.2014

Allein an einem Wochenende Anfang Juli haben Italiens Sicherheitskräfte rund 2 600 afrikanische Flüchtlinge abgefan-

gen; die Insassen der sieben Boote stammten vor allem aus Algerien, Eritrea, dem Kongo und dem Sudan. Mit ihnen erhöht sich die Zahl

WaS BEDEUtEt DaS?

Ein Handelsblatt-Artikel mit Erklärungen für Schüler

Diesmal zum ThemaFlüchtlinge

Weltkarte: designed by Freepik.com; Corbis | Tony Comiti

Viele Menschen aus anderen Konti-nenten fl üchten aufgrund von Krie-gen, Armut oder Naturkatastrophen in der Hoff nung auf ein besseres Leben nach Europa. Flüchtlinge aus Afrika und der Nahost-Region wie zum Beispiel Syrien kommen in der Regel mit kleinen Booten über das Mittelmeer. Die meisten von ihnen reisen über Libyen nach Italien, weil der Seeweg recht kurz ist. Dabei spielen sich immer wieder Tragödien ab, da die Boote oft überfüllt und schrottreif sind. Allein im letzten Jahr sind über 400 Menschen bei dem Versuch, die Europäische Union (EU) zu erreichen, ertrunken. Die italienische Marine hat deshalb

unter dem Namen „Mare Nost-rum“ ihre Bemühungen verstärkt, Flüchtlingen in Seenot zu helfen. Dieser Einsatz kostet das Land bis zu neun Millionen Euro monatlich, und eine Entspannung der Lage ist nicht abzusehen. Italien rechnet bis Jahresende mit insgesamt 100 000 Flüchtlingen, die aufgenommen und versorgt werden müssen, und verlangt mehr Unterstützung von den anderen Staaten der EU.

Wer ist verantwortlich?In der EU gibt es eine Regelung, nach der sich das Land um die Ver-sorgung und den Asylantrag (siehe Spickzettel) eines Flüchtlings küm-

mern muss, in dem dieser die EU betritt. Die Mittelmeerstaaten wie Italien und Malta fühlen sich durch diese Regel übermäßig belastet. Die Regierungen der betroff enen Länder haben in der Vergangenheit deshalb mehrmals gefordert, dass auch andere EU-Staaten einen Teil der dort angekommenen Flüchtlinge aufnehmen müssen. Italien verlangt zudem, dass die Kosten für Rettung von Leben im Mittelmeer geteilt werden und auch andere Länder Einsatzkräfte und Boote entsenden.

Wie sieht es die EU?Grundsätzlich sind sich die Staaten der EU einig, dass Flüchtlingen ge-

holfen und auch die italienische Ma-rine unterstützt werden muss. Über konkrete Maßnahmen diskutieren sie aber heftig. So wollen Länder wie Schweden und Deutschland nicht noch mehr Flüchtlinge aus dem Mit-telmeerraum aufnehmen, da sie be-reits heute insgesamt im Vergleich zur Einwohnerzahl weitaus mehr Asylbewerber aufnehmen als etwa Italien. Allen Beteiligten ist aber vor allem eines klar: Auf Dauer muss man sich auch um die Ursachen der Flüchtlingsströme kümmern.

Simone MalzInstitut für Ökonomische Bildung Oldenburg

jener Menschen, die in diesem Jahr über das Mittelmeer nach Europa geflohen sind, auf 68 000 – das sind mehr als im Gesamtjahr 2011, das bisher die höchste Flüchtlingszahl aufwies.

„So kann, so darf es nicht weitergehen“, sagt auch der italienische Regierungschef Matteo Renzi. „Das ist kein italienisches Problem, son-dern ein europäisches. Deshalb sollten auch die Lasten verteilt werden.“ [Die] Regierung in Rom fordert von den anderen EU-Staaten mehr Unterstützung und will den nationalen Marine-Einsatz „Mare Nostrum“ (siehe auch unten) zu ei-ner EU-Ope-r a t i o n m a -chen, damit Kosten geteilt werden und auch andere L ä n d e r E i n -satzkräfte und

rdert schon seit lan-Möglichkeiten fürlegal nach Europa zunsonsten“, sagt die

„nehmen sie die illega-und liefern sich den

aus.“

das Jean-Claude Jun-designierte Präsident derssion. Europa müsse

Entschlossenheit bei der lega-zeigen, sagt er. Manklar begrenzten An-anten erlauben, auf

gale und kontrollierteEuropa zu kommen.eführte „Blue-Card-es Nicht-EU-Bürgernzu arbeiten, müsse

werden. Konkrete Zah-ncker in seinemPriori-nicht.Öffnung möchte erdie Kapazitäten der eu-Grenzschutzagentur

35 000

70 000 ca. 68 000

11 043

2009 ‘10 ‘11 ‘12 ‘13 2014**

Tunesien

Libyen

AlgerienSizilien

Malta

Lampedusa

Sardinien

ITALIEN

Mitt

elmeer

Immer mehr FlüchtlingeFestgestellte illegale Grenzüberschreitungen nach Italien und Malta*

*über die zentrale Mittelmeer-Route, **Jan. bis Juli Quelle: Frontex

Boote schicken. Hatten die Italiener in der Vergangenheit nur zwei Schif-fe zur Rettung Schiffbrüchiger im Einsatz, sind es mit „Mare Nostrum“ nun fünf. „Was wir machen, nützt schließlich der ganzen EU“, betont auch Italiens Flottenchef Filippo Maria Foffi: „Deshalb sollten wir die Last nicht allein tragen müssen.“

Asyl

Es gibt Menschen, die aus ihrem

Heimatland fl üchten müssen, weil

sie dort beispielsweise wegen ihrer

politischen oder religiösen Ansich-

ten bedroht und verfolgt werden. In

einem sicheren und demokratischen

Staat wie Deutschland haben diese

Flüchtlinge grundlegend ein Recht

auf Asyl, also auf einen Zufl uchtsort.

Dieses Recht müssen sie offi ziell be-

antragen. Dann können sie zunächst

für eine bestimmte Zeit in Deutsch-

land bleiben.

In völlig überfüllten Booten fl iehen viele menschen über das mittelmeer in die EU.

Durch die Hölle ins ParadiesImmer mehr Menschen fl üchten über das Mittelmeer.

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SCHÜLER SCHREIBEN FÜR SCHÜLER

Anton Herrschel (Jahrgang 11)Mitglied der Schülerredaktion

Hochoffi ziell heißt die Datenbrille Head-Mounted Display. Dahinter verbirgt sich ein auf dem Kopf getragenes

visuelles Ausgabegerät. Meistens ist neben einem integrierten Bildschirm eine Kamera angebracht, um ein computergeneriertes Bild zu erzeugen, das sich in Abhängigkeit zur Wirklichkeit verändert. Dieses Verfahren wird von Experten als erweiterte Realität bezie-hungsweise „augmented reality“ bezeichnet.

Mit Hilfe dieser Technologie lassen sich beispielsweise interaktive Stadionbesuche realisieren. Während der Brillenträger auf der Tribüne das Spiel verfolgt, werden zusätzli-che Infos etwa über die Sportler oder Ergeb-nisse anderer Begegnungen eingeblendet. Au-ßerdem könnte die Datenbrille Unternehmen helfen, ihre Werbung noch stärker an die Be-

dürfnisse des möglichen Kunden anzupassen. Da leuchten dann beim gemütlichen Schau-fensterbummel zum Beispiel automatisch Preisvergleiche für die ausgestellten Produkte vor dem Auge des Betrachters auf. Wie weit

Firmen hier gehen und in die Privatsphäre eingreifen dürfen, muss der Gesetzgeber je-doch noch klären.

Immer mehr namhafte Hersteller befassen sich mit dieser neuen Art der Realitätswahr-nehmung und versuchen, sich Teile des weitgehend noch unbekannten Markts zu erschließen. Von vielen Experten wird die Da-tenbrille als das nächste „big thing“ gehandelt und soll sich in die Reihe anderer bahnbre-chender Innovationen wie der Erfi ndung des Internets einordnen. Ob das wirklich der Fall ist, wird sich erst noch zeigen müssen.

Datenschützer dagegen warnen bereits vor den eingebauten Kameras. Es sei von außen schwer zu erkennen, ob man als Pas-sant gerade Teil eines Films oder Fotos ist. In einigen Bundesstaaten in den USA ist das Tragen von Datenbrillen am Steuer eines Au-tos zudem bereits verboten. In Deutschland diskutieren die Politiker noch darüber.

Ein Blick in die ZukunftDie Datenbrille ist momentan in aller Munde. Das hat uns neugierig gemacht. Wir wollten wissen, welche Vorteile die vielgepriesene Innovation bringt und wo Vorsicht geboten ist.

Foto: Privat; Education Audiovisual & Culture Executive Agency (EACEA)

Polnische Schülergruppe (Sek. I)Gimnazjum Nr. 3 aus Gorzów Wielkopolski, Polen

Der gemeinsame Besuch der deutsch-polni-schen Ausbildungsmesse Vocatium in Frank-furt an der Oder war das Ziel unseres Treff ens mit Schülern aus der Ehm Welk Oberschule Angermünde im Mai 2014. Wir waren neu-gierig, wie Messen in Deutschland aussehen, und ob wir dort Berufe kennenlernen, die uns interessieren.

Im Vorfeld hatte uns eine Messebeauftrag-te in unserer Schule besucht. Sie stellte uns Unternehmen und Einrichtungen vor, die auf der Messe vertreten sein würden, und verschiedene Berufe, über die wir uns vor Ort informieren könnten. Dann vereinbarten wir Termine für persönliche Gespräche mit den Ausstellern.

Diese Vorabbetreuung war neu für uns. Zwar fi nden ähnliche Messen in Polen statt, doch die Schüler werden nicht so intensiv dar-auf vorbereitet. Durch die Terminvergabe vor

der Messe konnten wir uns gut auf die Gespräche einstellen und schon unsere Fragen formulieren. Dadurch war auch die Hürde f ür die Kontaktaufnahme mit den Ausstellern nicht so hoch.

Vor Ort waren wir dennoch ganz schön aufgeregt: Es waren unsere ersten, persön-lichen Gespräche mit Vertretern von Unter-nehmen, und dann noch in einer Fremdspra-che. Die meisten von uns lernen erst seit drei Jahren Deutsch, doch wir konnten uns recht gut verständigen.

Durch den Messebesuch wurde uns stär-ker bewusst, dass wir von unserem Wohnsitz in der Grenzregion profi tieren können. Denn nun können wir unsere Berufschancen in Deutschland besser einschätzen und diese

mit den Möglichkeiten in unserer Heimatregi-on vergleichen.

Der Messebesuch war Teil des EU-Projekts IMPULS. Weitere Infos gibt es unter: www.impuls-transfer.eu

Chancen einer Grenzregion

Virtueller AufbruchWeltweiter Absatz von Virtual-Reality-Brillen

Voraussetzung für die Prognose: Bis 2016 müssen vier VR-Brillenmodelle in den Handel kommen. Quelle: Kzero

2014 2015 2016 2017 2018

200 000

5,7 Mio.

10,9 Mio.

16,1 Mio.

23,8 Mio.

Page 8: SEITEN 2, 3...fahrer, Hotels, Restaurants verdienen Geld durch die Treff en. Und wer nach den aktuellen Trends im Messegeschäft sucht: Ja, es gibt auch eine Mes-se für Messebauer.

8

www.handelsblattmachtschule.de/newcomer

September 2014, AUSGABE 30AUSZEIT

Einsendeschluss ist der 30. Oktober 2014. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Erfolg!

Sortiere die Silben in der richtigen Reihenfolge, so dass sich ein sinnvoller Satz ergibt. Die Aussage bezieht sich auf ein Thema dieses Handelsblatt Newcomers.Gehe auf www.handelsblattmachtschule.de/newcomer und trage den Lösungs-satz und deine E-Mail-Adresse ein. Wir verlosen diesmal insgesamt drei Hi-Fi-Funk-Kopfhörer von Philips (SHC5100).

Hans Kaminski (Direktor IÖB) und Dieter Fo-ckenbrock (Chefkorrespondent Handelsblatt)

ImpressumHerausgeber: Dieter Fockenbrock, V.i.S.d.P. (Handelsblatt) und Hans Kaminski (Institut für Ökonomische Bildung IÖB, Uni Oldenburg)Redaktion: Melanie RübartschKonzept: Katrin Eggert, Dieter Fockenbrock, Hans Kaminski, Michael Koch Art Director: Stefan Vieten Koordination: Maren Kienaß, Melanie RübartschLayout und Fotos: Sandra Janzsó, Corinna ThielMarketing und Vertrieb: Verena von HugoEnglische Übersetzung: John Dalbey für PONS GmbHVerlag: Handelsblatt GmbH Geschäftsführung: Gabor Steingart (Vorsitzender), Frank Dopheide, Claudia Michalski, Ingo RieperKasernenstr. 67, 40213 Düsseldorf, Tel.: +49 (0) 211-887-0Druck: kuncke druck GmbH,Kornkamp 24, 22926 AhrensburgMitarbeiter dieser Ausgabe: Lehrer und Schüler der Helene-Lange-Schule Oldenburg (Ortrud Reuter-Kaminski, Victor Borghardt, Hanne Hägele, Anton Herrschel, Jonas Klusmann, Yannoh Mügge, Tomma Lina Otzen, Lea Parisius, Kaja Schönborn, Lea Schönborn, Imke Thomssen)Fragen und Feedback: [email protected] Handelsblatt Newcomer erscheint alle zwei Monate.Lehrkräfte können den Handelsblatt Newcomer für ihre Schüler kostenlos bestellen:www.handelsblattmachtschule.de/newcomer

Bildmaterial mitfreundlicher Unterstützung von:

Programme mitfreundlicher Unterstützung von:

Schüler und Lehrer können eine englische Übersetzung des Handelsblatt Newcomers auf unserer Internetseite kostenlos als PDF herunterladen. Mehr Infos unter: www.handelsblattmachtschule.de/newcomer

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könnt ihr eigene Artikel veröff entlichen, euch austauschen und über den Handelsblatt Newcomer diskutieren. Wir freuen uns auf eure Meinung oder eigene Themenideen.

Ja, die Bundeskanzlerin ist die mächtigste Frau der Welt – zumindest für das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“. Die New

Yorker Redakteure haben Angela Merkel zum vierten Mal in Folge auf ihrer Liste der „100 mächtigsten Frauen der Erde“ auf Platz eins gesetzt.

Wer die mächtigste Frau der Welt wirklich ist, darüber lässt sich natürlich lange diskutieren. „Forbes“ hat sich an vier Kriteri-en orientiert: Wie viel Macht hat ein Mensch über andere Men-schen? Wie viel Geld kontrolliert er? In wie vielen Sphären der Welt ist er mächtig? Nutzt er seine Macht aktiv?

Die Kanzlerin liegt bei all diesen Punkten weit vorn. Allein bei der Euro-Rettung war und ist sie die führende Politikerin in Europa, die teilweise auch den anderen Staats- und Regierungschefs den Takt vorgibt. „Forbes“ bezeichnet sie als „Rückgrat und einen der

Architekten einer Europäischen Union der 28 Mitglieder mit einem Bruttosozialprodukt von 15,8 Billionen Dollar“. Doch nicht nur in der EU-Politik dreht sich vieles um die Kanzlerin.

Auch in der Ukra ine-Krise setzen die USA auf Merkel, wenn es darum geht, den Gesprächsfaden mit Russlands Prä-sident Wladimir Putin nicht abreißen zu lassen.

Hinter Merkel folgen ähnlich ein-flussreiche Frauen auf der „Forbes“-Liste. Auf Platz zwei rangiert US-Noten-bankchefin Janet Yellen. Dann kommt Melinda Gates, die mit ihrem Mann, dem Microsoft-Gründer Bill Gates, eine

milliardenschwere Stiftung leitet. Auf Platz vier steht Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff .

Thomas SigmundHandelsblatt Berlin

Stimmt es, dass …*

… Angela Merkel die mächtigste Frau der Welt ist? Die Antwort hängt davon ab, wie man Macht defi niert. Für das ameri-kanische Wirtschaftsmagazin „Forbes“ ist die Sache klar.

Foto: Sebastian Damberger

* Die Fragen für „Stimmt es, dass ...“ stellen Schüler. Vor -schläge könnt ihr uns schicken unter: [email protected]

Der nächste H newcomer

erscheint im november.

Darin geht es unter anderem um

SPENDEN.

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