Selbstjustiz auf Facebook
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22 MARKETING & KOMMUNIKATION
Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management an der HWZ, Chief Networking Officer bei Centralway. www.about.me/mpn
Selbstjustiz auf Facebook
I n den letzten Tagen waren in meiner Facebook Timeline vor allem zwei Dinge präsent: Bilder von
frisch verschneiten Landschaften und Mitteilungen über Änderungen der Facebook-Richtlinien. Zweite-re waren allerdings Falschmeldungen (meist Hoax genannt), die sich in Windeseile verbreiteten und für Unsicherheit sorgten.
Immer wieder tauchte bei meinen Freunden das gleiche Status-Update auf, welches mit «Aufgrund der neuen AGB in Facebook widerspreche ich hier-mit der kommerziellen Nutzung meiner persönli-chen Daten...» begann. Es besagte, dass Facebook neue AGB eingeführt habe und ab sofort die Nutzer das Urheberrecht an ihren Inhalten an Facebook abgeben. Das Status-Update sollte als Protest gegen die Änderung dienen und erklärte, dass man die Ur-heberrechte nicht abgebe.
Die Panikmache war jedoch unbegründet und der Protest sinnlos. Es handelte sich nämlich um eine Falschmeldung. Weder die AGB wurden geändert noch übertragen die Nutzer das Urheberrecht der
eigenen Inhalte an Facebook. Die Anwaltskanzlei Ferner erklärt auf ihrer Webseite auch, wieso ein sol-ches Status-Update nichts nützt, falls die Lage tat-sächlich so wäre. Wer mit Änderungen der AGB nicht einverstanden ist, habe ein Widerrufsrecht, um den Vertrag zu kündigen. Dies würde im Falle von Face-book jedoch bedeuten, dass das eigene Profil gelöscht wird. Um den Widerruf geltend zu machen, müsse man zudem auf den Vertragspartner zugehen. Ein Status-Update sei nicht ausreichend, da nicht davon ausgegangen werden könne, dass Mitarbeitende von FB jedes private Profil überwachen.
Die rasante Verbreitung dieses Hoax zeigt, wie vielen Facebook-Nutzern unklar ist, wie es genau um die Nutzungsbedingungen von Facebook steht. Gewandte Nutzer lachten bloss darüber. Mit Mel-dungen wie «Liebe Stadtverwaltung, hiermit erkläre ich, dass ich ab sofort keine Parkbussen mehr bezah-len werde» nahmen sie die ahnungslosen Freunde auf die Schippe.
Nebst dem genannten Status-Update kursierte noch ein zweiter Hoax, beginnend mit «Ich würde gerne privat mit euch in Verbindung bleiben...». Es wurde dazu aufgerufen, die Privatsphäre-Einstellun-gen anzupassen, da Facebook angeblich auch dort Änderungen vorgenommen habe und nun Kommen-tare und Likes für alle sichtbar seien. Die vorgeschla-gene Gegenmassnahme war jedoch alles andere als ratsam. Wer sie befolgte, sieht jetzt in seiner Timeli-
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ne gar keine Einträge mehr von den entsprechenden Freunden.
Wer solche Nachrichten sieht und unsicher ist, ob diese tatsächlich stimmen, schaut am besten unter snopes.com oder http://newsroom.fb.com/fact-check nach. Bei einem grösseren Hoax sind dort meistens entsprechende Informationen zu finden.
Nichtsdestotrotz scheint vielen Facebook-Nut-zern der Überblick zu Nutzungsbedingungen und Privatsphäre zu fehlen. Dies sorgt natürlich bei sol-chen Meldungen für Unsicherheit und unnötigem Zorn gegenüber Facebook. Daher täte Facebook gut daran, besonders diese beiden Themen verständli-cher und zugänglicher zu kommunizieren. So wären diese für jeden Nutzer einfach und klar verständlich, und falsche Behauptungen betreffend Datenschutz und Privatsphäre könnten gemindert werden.
werbewoche 23 | 21.12.2012