Selektive Beangelung: Muster, Auswirkungen und ... · Aktuelle wissenschaftliche Debatte ungeachtet...

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Selektive Beangelung: Muster, Auswirkungen und Schlussfolgerungen für das Fischereimanagement Prof. Dr. Robert Arlinghaus Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Leiter Adaptfish-Projekt, Müggelseedamm 310, D-12587 Berlin & Professor für Binnenfischerei-Management, Landwirtschaftlich- Gärtnerische Fakultät, Humboldt-Universität zu Berlin [email protected]

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Selektive Beangelung: Muster, Auswirkungen und Schlussfolgerungen

für das Fischereimanagement

Prof. Dr. Robert Arlinghaus

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Leiter Adaptfish-Projekt, Müggelseedamm 310, D-12587 Berlin & Professor für Binnenfischerei-Management, Landwirtschaftlich-

Gärtnerische Fakultät, Humboldt-Universität zu [email protected]

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� Einflußfaktoren auf Fischbestände

� Angelfischereiliche Befischung� Entnahmerate� Selektion, Schwerpunkt Größenselektion

� Potentielle ökologische Auswirkungen der größenselektive Befischung

� Möglichkeiten bei der Bewirtschaftung

� Schlussfolgerungen

� Aufruf für die Zukunft

Inhalt

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� Aktuelle wissenschaftliche Debatte ungeachtet von Zwängen der derzeitigen Praxis in einer Region, einem Land etc. – Schwerpunkt begutachtete Literatur, eigene Studien

� Die dargestellten Zusammenhänge sind keine ultimative Wahrheit, gewässer-, Fischerei- und -artspezifisch

� Legen Sie Ihre politische Brille für die nächsten 90 Minuten ab

Was wird präsentiert?

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1850

1986

Begann spätestens im Mittelalter, 46,5% gefährdet oder ausgestorben (Freyhof 2002)

⇒ Beispiele Lachs und Stör

Rückgang der Süßwasserfischbestände

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Hauptgefährdungsursachen für Binnenfische

Verschmutzung

ÜbernutzungHabitatveränderungen

Unsachgemäßer Besatz

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Komplexe Einflüsse auf Süßwasserfischbestände

Wassergebundene Freizeit

LandgebundeneBaden

Angeln

Wandern Jagen

Camping,Picknick

Erwerbsfischerei

Aquakultur

Schifffahrt

WassernachfrageHaushaltsbedarf

Bewässerung

Kühlwasser Wasserkraft Abfluß-regulierung

Schadstoff-einträge

Sportbootsverkehr SegelnNaturbeobachtung

Landnutzung

ForstLandwirtschaft

Arlinghaus et al. (2002), Fish Fish.

Freizeit

Prädation (Vögel)?

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1. Dogma 1: Überfischung im Süßwasser vollzieht sich nur unter kommerziellen Bedingungen, wenn überhaupt

2. Dogma 2: Fischbestände sind durch Kompensationsmechanismen weitgehend immun gegen Befischung

3. Dogma 3: Gute fachliche Praxis ist scharfe Befischung großer und alter Tiere und Ertragsmaximierung

Wir Menschen neigen zu Dogmen - Beispiele

Harmlos Einflußreich

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Gibt es allgemeingültige Muster bei der Beangelung?

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Raubfische und Karpfen stellen der Biomasse nach den Hauptanteil der entnommenen Fischarten

Anglervorlieben bei der Fischentnahme in BRD

Arlinghaus (2004), Berichte des IGB

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Artenvorlieben Berliner Angler

Raubfische werden bevorzugt und selektiv befischt

Arlinghaus & Mehner (2004), Env. Mgmt.

Wolter et al. (2003), Fische in Berlin

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Angeln ist selektiv bezüglich bestimmter Eigenschaften, vornehmlich Körperlänge

Paul et al. (2003), NAJFM

Darüber hinaus:

1. Art

2. Geschlecht

3. Verhalten

4. Aggression

5. MetabolischeRate

Wir fokussierenauf Größen-Selektion!Körperlänge

Fangb

arke

it

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Größenselektive Befischung bei Hechten

?

Selektive Sterblichkeit großer Fische (z.B. über Mindestmaß), eigene Studien 45-75% bei 150 h/ha

0

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5

1 2 3 4 5 6 7

See

Jährliche Entnahmerate (% of N) small pike

large pike

Daten: Pierce & Tomcko (2003)

kleine

große

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Arlinghaus (2004), Berichte des IGB

75% aller gefangenen Fischewerden entnommen

Der deutsche „Durchschnittsangler“ entnimmt seinen Fang

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Daten: Coble (1988), NAJFM

Häufig bis 30%, zum Teil aber auch Werte >80% möglich (Cox & Walters 2002, NAJFM bei Forellen)

Jährliche Entnahmeraten zum Teil vergleichbar mit denen in der Berufsfischerei

Angelaufwand (h pro ha und Jahr)

Entnahmerate

(% pro Jahr)

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Größen-selektive Entnahme von Top-Prädatoren

Ausbeutungsraten bis 80% pro Jahr

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Messbare Auswirkungen der BeangelungBelege für starke Rückgänge in beangelten Beständen

häufen sich (z.B. Post et al. 2002, Fisheries)

Regenbogenforelle:1960-1980, CPUE 5,6 -> 0,25 Fische/h,Totalaufwand verdoppelt

Zander:1980-1990CPUE 0,25 -> 0,02 Fische/h

Hecht:1960-1990CPUE 0,4 -> 0,04 Fische/h

Jünger, kleiner, starkschwankende JahrgängeFisheries

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Angeln Besatz

Ecological effects

Geneticeffects

Ökol.Wirkung

Gen. Effekt

Zusätzlich:• Anfüttern • Geräteverlust• Habitatveränderung• Störung von Tieren• Ködersammlung

Wir haben etwa 1.800 Publikationen ausgewertet

Ökol.Wirkung

Gen. Effekt

Mögliche Einflußebenen der Angelfischerei

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Demographische Auswirkungen des Angelns

Typischer Effekt größenselektiver Beangelung

23,3

15,3

15,5

5,1

5,5

0

39,5

43,5

25,4

3,4

1,4

0

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Zreizal

Banzao

Tablizas

Moal

Naviego

Gedrez

Name der Gewässerstrecke in Spanien

Prozent am Gesamtfischbestand

Anteil Bachforellen älter als 4 Jahre

Anteil großer Bachforellen

Daten: Braña et al. (1992, Hydrobiologia)

Befischte Gewässer

Unbefischte Gewässer

Hohe Anteile alter/langer Fische (über Mindestmaß)

in unbefischten und wenig befischten Gewässern

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unbefischt

Alter

(Almodovar &

Nicola 2004, FME)

Führt dazu, dass weniger Altersklassen an der Reproduktion teilnehmen

Erhalt möglichst vielerAltersklassen reduziertVariabilität der Bestandsgröße(Hsieh et al. 2006, Nature)Alter

Alter bei GeschlechtsreifeVariation

skoe

ffizient

befischt

befischt

unbefischt

Eiproduktion

Laicher-biomasse

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Fisch-Population

Lehrmeinung:

Entnahme => reduzierter Population stehen nun größere pro-Kopf-Ressourcen zur

Verfügung

größere Ressourcen steigern Überleben und Fruchtbarkeit

(Fitness) der Population

jüngere Tiere sind produktiver (Ertrag) und bessere Laichtiere

als alte Tiere

Fische haben hohe Anpassungs-fähigkeit an Umweltbedingungen

(phänotypische Plastizität)

d.h. die Umweltbedingungen (z.B. Nahrung) sind maßgeblich für Ertrag und Reproduktion

RestlicheFisch-

Population

Überschüssige Nahrungsressourcen

Dieser Effekt ist gewollt!

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Selektive Entnahme großer Fische (z.B. über Mindestmaß)

Ökologische, nicht genetische Auswirkungen über maternale Effekte; reversibel

Evolutionäre, genetisch fixierte Auswirkungen; irreversibel

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Selektive Entnahme großer Fische (z.B. über Mindestmaß)

Ökologische, nicht genetische Auswirkungen über maternale Effekte; reversibel

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Lange bekannt ist, dass die Eizahl

(Fruchtbarkeit) mit der Länge von Fischen exponentiell steigt

Bagenal (1978)

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Zwei Hypothesen über Zusammenhang zwischen Alter ab Geschlechtsreife und Laichqualität

Alter bzw. Länge

Laichq

ualität

Alter bzw. LängeLa

ichq

ualität

Aber was ist Laichqualität? Schlupfrate? Überleben von Larven in 1, 2, 3, 77, 102 oder Pi Mal Tausend Tagen?

Im Feld extrem schlecht untersucht, also kaum verstanden

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Bei aller interspezifischen Variabilität: die Kondition der Rogner und die Größe der Eier sind wichtig

Kamler (2005), Rev. Fish Sci.

Eigenschaften der Rogner

Alter Größe Fruchtbarkeit

Eigenschaften des Eis

Ei-zusammensetzung Eireife Eigröße

Lebensfähigkeit des Nachwuchses

Väterliche Einflüsse

Überleben der Embryonen(Befruchtungserfolg,

Schlupferfolg)

Dottersacklarve: Hunger- und

Schwimmfähigkeit

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Unstrittig ist: Erstlaicher haben eine schlechtere Laichqualität als Folgelaicher

80

82

84

86

88

90

92

94

2 3 4 5

Altersklasse

Befruchtungsrate (%)

Savel‘yeva & Shuvatova (1970), J. Ichthy.

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Das gilt wohl für alle bisher untersuchten Arten!

0

5

10

15

20

25

30

2 5

Altersklasse

Sterblichkeit Forellenbrut (%

)

Daten: Pitman (1979), Prog. Fish Cult.

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Mit der Länge/Alter nimmt die Eigröße zu

7

8

9

10

11

12

13

45 65 85 105

Totallänge (cm)

Eivolumen (mm³)

Daten: Lindroth (1946)

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Mit der Eigröße steigt die Größe der Larven

Johnston (1997), CJFAS Mittlere Trockenmasse des Eier (mg)

Trockenmasse der Larven (mg)

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Daraus folgt ein positiver Zusammenhang zwischen Länge Rogner und Masse Larven

y = 0,0886Ln(x) - 0,2428

R2 = 0,8033

0

0,04

0,08

0,12

0,16

25 35 45 55 65

Länge Rogner (cm)

Masse der Larven (g)

Faller & Arlinghaus (unpubliziert)

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Mit der Larvengröße steigt z.B. Schwimmfähigkeit

Ojanguren et al. (1997), Aquaculture Log Gabellänge der Larven

Log Schwim

mleistung

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Und auch die Überlebensrate der Brut

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Groß Klein

Eigröße

Überlebensrate Forellenbrut (%

)

Daten: Bagenal (1969), J. Fish Biol.

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Weiteres Beispiel Bachsaiblinge

Hutchings (1991), EvolutionEivolumen (mm³)

Überlebenswahrscheinlichkeit

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Maternale EffekteDie unterschätzte Bedeutung großer/alter,

mehrfachlaichender Individuen

Black rockfish(Sebastes melanops)

Larvenwachstum

-überlebensrate

Alter der MutterBerkley et al. (2004, Fisheries)

1. Eigröße

2. Larvengröße

3. Hungervermögen

4. Überlebensratein der Natur?

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Helle (1989), J. Fish Biol.

Nachgewiesen z.B. bei Lachsen

Mittlere Länge Laicher (mm)

Pro Kopf Überlebensrate Rückkehrer

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Bachsaiblingen und anderen Arten

Thériault et al. (2007), Beh. Ecol. Sociobiol.

Zahl der Nachkommen (1+)

Länge der Rogner (mm)

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Brut von größeren (älteren) Fischen

Mehr metabolische Reserven (Lipide)

Tolerieren längere Hungerzeiten

Überleben Hunger 2 – 5x länger

Bessere Fluchtmöglichkeiten

Brut von kleineren (jüngeren) Fischen

weniger Energiereserven

Tolerieren keine Hungerzeiten

Schlechtere Fluchtmöglichkeiten

Längere Entwicklungszeiten

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Aber sicher nicht allgemeingültig: auch die rechte Relation wurde nachgewiesen

Alter bzw. Länge

Laichq

ualität

Alter bzw. Länge bzw. Eigröße

Laichq

ualität

Fowler (1972): Königslachs

Beacham & Murray (1995): Paz. Lachse

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Paul Venturelli & Mitarbeiter, Toronto, Canada

Die folgenden Ergebnisse sind unpubliziert, werden derzeit von einerhochrangigen Zeitschrift begutachtet, d.h. brandaktuell!

Maternale Effekte bei Zandern (Sander vitreus) und ihre Bedeutung für die Rekrutierung unter

befischen Bedingungen

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Eigröße (mg Trockenmasse)

MaternalerEffekt

(x10-3)

0

3

6

0.74 0.79 0.83 0.85 0.87 0.89

Alter des Rogners (Jahre)2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

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Überlebenswahrschein-lichkeit

Zwei Monate nachSchlupf

0.0

0.25

0.5

Alter des Rogners2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Überlebenswahrschein-lichkeit

Befruchtung bis AG-1(x 10-4)

0.0

3.5

7.0

Alter des Rogners2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

2,2-fach höhereÜberlebenswahr.

2,2-fach höhereÜberlebeswahr.

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Zahl(x106)

0

2

4

6

8

10Entnahme der Alten (Mindestmaße)

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20Alter

Zahl(x106)

0

2

4

6

8

10

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20Alter

Schonung der Alten (Maximalmaß)

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2 4 6 8 10 12 14 16 18 20Age

Zahl(x106)

2

4

6

8

10

Entnahme der Alten

Zahl(x106)

2

4

6

8

10

0

02 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Alter

Schonung der Alten

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0%

50%

125%

100%

0% 100%25% 50% 75%

RekruitenAG-1

Eiproduktion

Schonung der Alten

Entnahme der Alten

Laicherbiomasse alte/große Tiere(höhere s Überleben der Nachkommen)

Laicherbiomasse jung(geringeres Überleben Nachkommen)

Ergebnisse einer populationsdynamischen Modellierung

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Kleine Fische geschontüber das Erstlaichalter hinaus

Entnehmbare GrößeZwischenschonmaß

Geschütze Größe

LangsamesWachstum

SchnellesWachstum

F&Z F&ZKüchenfenster

Die Idee sogenannter inverser Zwischenschonmaße

Gewässerbewirtschaftung

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0

150

300

450

600

750

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Female fork length (mm)

Female age

613 mm

460 mm

Entnahmeverbot

0

150

300

450

600

750

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Female fork length (mm)

Female age

613 mm

460 mm

Entnahmeverbot

Zwischen-schonmaß

Inverses Zwischen-schonmaß

Alter

Länge(m

m)

Länge(m

m)

Küchenfenster

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0%

50%

125%

100%

0% 100%25% 50% 75%

RekruitenAG-1

Eiproduktion

Küchenfenster

Zwischenschonmaß

Vergleich von Fischonbestimmungen (im Modell)

Mindestmaß (Schonung der jungen)

Maximalmaß (Schonung der alten)

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AbundanzAG-3 (x 106)

100 1200

0.2

0.6

1.1

0 14020 60 80

0.4

Eiproduktion (x 109)

40

Gesund (1947-1954, 1970-1976)

Überfischt (1955-1969)

Shuter et al. (1979)

3.8 x

Auch Felddaten sprechen dafür: Zander im Lake Erie

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RekruitenAG-2 (x 108)

0

3

6

9

0 82 6

Laicherbiomasse (x 105 t)

4

Bestand wachsend (1966-1984)

Bestand abnehmend (1985-2005)

ICES Advice 2007, Buch 8

Weiteres Beispiel Ostseedorsch

2.5 x

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Bisherige Annahmen, dass alle Larven die gleiche oder ähnliche Überlebenswahrscheinlichkeit besitzen...

scheinen nicht immer zu stimmen

und dass vor allem die Laicherbiomasse (oder gar nur die Umwelt) für die Rekrutierung entscheidend ist …

Zusammensetzung (z.B. Alter, Länge) der Laicherbiomasse ist

ebenso wichtig

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„Folglich können kleinste Unterschiedliche in der anfänglichen Larvengröße substantielle Auswirkungen auf das Überleben und das Rekruitment einer Fischpopulation haben“Thomas J. Miller et al. (1988), CJFAS

Und warum ist uns das nicht aufgefallen?

1. Hier geht es nicht um das Erlöschen einer Population (das wird durch Mindestmaß verhindert)

2. Natur, S-R hochvariabel (unsichere Daten), kaum Langzeitdatenreihen verfügbar

3. Häufig gar keine Daten verfügbar, oder aber keine geeigneten (z.B. nur Gesamtfänge statt CPUE, Gesamtangelaufwand in der Regel nicht bekannt, keine biologische Begleituntersuchung mit langen Zeitreihen)

4. Besatz maskiert oder andere anthropogene Faktoren5. Lange Tradition, das Gegenteil zu glauben

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Ein Modell zum Test der Effekte von zweimaternalen Effekten bei Hechten

BiologischeProzesse

Angel Prozesse

ÖkologischeDynamik

Angler Dynamik

� Wachstum

� Relative Fruchtbarkeit

� Überleben im ersten Jahr (Kannibalismus)

� Anglerantwort auf höhere Fischdichte (Post et al. 2003, NAJFM)

Arlinghaus et al. (in Begutachtung)

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Modell liefert klassische Ertragskurve

AufwandMSY= 70 h pro ha und Jahr

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Basiert im ersten Schritt auf klassischen Annahmen in der Bestandsmodellierung

Länge ab Geschlechtsreife

Gonadadosomatischer Index (GSI)

Eigröße

Länge ab Geschlechtsreife

Das heisst: Alle Rogner investieren den gleichen Anteil der Überschußenergie in Reproduktion; alle Eier sind gleich

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Was beim Hecht nicht stimmt!

Länge der Rogner (log)

GSI (log)

Edeline et al. (2007), PNAS

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Mit der Länge/Alter nimmt auch die Eigröße zu

7

8

9

10

11

12

13

45 65 85 105

Totallänge (cm)

Eivolumen (mm³)

Daten: Lindroth (1946)

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Modellierung verschiedener Annahmen

LängeG

GSI

Überlebenswahrscheinlichkeit Larven

Überlebenswahrscheinlickeit Larven

LängeG

Eigröße

GSI Eigröße

LängeG

LängeG

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Bestandsentwicklung Mindestmaß 50 cm

GSI

LängeG

GSI

LängeG

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Hechte: Maternaler Effekt GSI wichtiger als Eigröße

LängeG

GSI

Überlebenswahrscheinlichkeit Larven

GSI

Überlebenswahrscheinlickeit Larven

LängeG

Eigröße

Eigröße

LängeG

LängeG

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Effekte von unterschiedlichen Schonmaßen

Küchenfenster

Starkt Befischt

Wenig Befischt

Mindestmaß

Maximalmaß

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Nachhaltige Entnahme

Nunbefischt

NMSY

NMSY= 0,43 x Nunbefischt

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Küchenfenster schützt Hechtpopulation

Mindestmaß 50 cm

Küchenfenster 50-70 cm

GSI

LängeG

GSI

LängeG

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Küchenfenster steigert Fänge

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Aber nur CPUE bildet Bestände ab

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Küchenfenster erhält – fast – natürlichen Altersaufbau (Ergebnisse für 100 h/ha)

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Ein Blick auf Geldhausers (2006) Prognosen zur Wirkung von Höchstmaßen

Unbefischt

Alter/Größe

Normal befischt

Mindestmaß

Mit Höchstmaßbefischt

Küchenfenster

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Unsere Ergebnisse widersprechen dem eindeutig beim Hecht

Unbefischt

Alter/Größe

Normal befischt

Mindestmaß

Mit Höchstmaßbefischt

Küchenfenster

Höchstmaß günstig bei schnell wachsenden Arten: Erträge höher und Struktur naturnäher

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Entnahme => reduzierter Population stehen nun größere pro-Kopf-Ressourcen zur

Verfügung

größere Ressourcen steigern Überleben und Fruchtbarkeit

(Fitness) der Population

jüngere Tiere sind produktiver (Ertrag) und bessere Laichtiere

als alte Tiere

Fische haben hohe Anpassungs-fähigkeit an Umweltbedingungen

(phänotypische Plastizität)

d.h. die Umweltbedingungen (z.B. Nahrung) sind maßgeblich für Ertrag und Reproduktion

Ein neuer Blick auf die Lehrmeinung:

RestlicheFisch-

Population

Überschüssige Nahrungsressourcen

Ja

Ja

Ja

Nicht immer

Nicht immer

Nicht immer

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Trotzdem eine höhereNahrungsverfügbarkeit

die Produktivität- in gewissen Grenzen -

steigert

kann das Entnahmegebotüber maternale und evolutionäre

Effekte:

u.a. durchVerjüngung der Bestände,

Einfluß auf Reproduktion (GSI) sowie Ei- und Larvenqualität

zu reduzierter Fitness der Nachkommenschaft sowie

zu reduzierter Fähigkeit der Population führen, dieverfügbare Energie in Populationswachstum umzusetzen.

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Gibt es Auswege aus dem Dilemma der bekannten, aber in Deutschland schlecht untersuchten Verjüngung von

beangelten Beständen?

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Gewässerbewirtschaftung

Möglichkeiten des Erhalts und der Förderung von Fischbeständen bei starkem Angeldruck

• Mehr besetzen (Konflikt mit Natur- und Umweltschutz, Erfolg zweifelhaft)

• Weniger angeln bis hin zu Angelverbot (Sozialkonflikt, negative wirtschaftliche Auswirkungen, Einschränkungen der Lebensqualität)

• Schongebiete ausweiten (Sozialkonflikt, Effektivität?)

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Gewässerbewirtschaftung

Möglichkeiten des Erhalts und der Förderung von Fischbeständen bei starkem Angeldruck

• Entnahme von Fisch besser (anders) regulieren

• Schonzeiten ausweiten (führt zu höheren F&Z-Raten)

• Schonmaße ändern (führt zu höheren F&Z-Raten)

• Kombination aus Mindest- und Maximalmaß (führt zuhöheren F&Z-Raten)

• Alternative Modelle (z.B. Marken für Großfische kaufen)

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Gewässerbewirtschaftung

Möglichkeiten des Erhalts und der Förderung von Fischbeständen bei starkem Angeldruck

• Entnahme von Fisch besser (anders) regulieren

• Schonzeiten ausweiten (führt zu höheren F&Z-Raten)

• Schonmaße ändern (führt zu höheren F&Z-Raten)

• Kombination aus Mindest- und Maximalmaß (führt zuhöheren F&Z-Raten)

• Alternative Modelle (z.B. Marken für Großfische kaufen)

Das ist kein Aufruf zum totalen F&Z, zum Spaßangeln ohnevernünftigen Grund etc., wie mir vorgeworfen wurde (z.B.

Geldhauser 2006)

Angeln mit der vorsätzlichen Absicht, jedengefangenen Fisch zurückzusetzen, kann als strafbare

Tierquälerei laut § 17 TSchG ausgelegt werden(Einzelfallentscheidung nach derzeitiger Rechtsauffassung)

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Vorsichtigkeitsansatz

Selektive Entnahme als Hegemaßnahme – Mittelwegzweier abzulehnender Extrema

Eine neue Rechtssicht in Deutschland?(Niehaus 2005, Agrar- und Umweltrecht)

“Die Aussage, wonach Fische ab einem bestimmten Alter keine biologischeFunktion mehr erfüllen und deshalb als Nahrungskonkurrenten für jüngere

Fische nach dem Fang unverzüglich zu töten sind, ist … abzulehnen ... Die sichin diesem Zusammenhang für den Angler eröffnende Rechtslage bedarf einerAnpassung … Hierzu gehört das Recht des Anglers, unter den aufgezeigtenUmständen und Voraussetzungen (Anm.: Erhalt von Tieren mit ökologisch

wichtiger Funktion, z.B. große Laichfische) die Möglichkeit zum strafffreienund schonenden Zurücksetzen des Fanges zu haben”.

Fangen-und-EntnehmenEntnahmegebot

Totales F&ZEntnahmeverbot

ökologischproblematisch

ethisch & tierschutzrechtlichproblematisch

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„Vertrauen in Mindestmaße als Basis des Managements mußüberdacht werden“ (Conover & Munch 2002, Science)

1. Erhalt natürlicher Längen- und Alterstruktur

2. Erhalt Genpool

3. Erhalt sehr wertvoller Fische (große Tiere) in ökologischer sowie sozialer Hinsicht

4. Mindestmaße so, dass mindestens 2 Mal abgelaicht vor Entnahme, Schonung anderer Längengruppen nach Bedarf gewässerspezifisch

Gewässerbewirtschaftung

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F&Z, vorgeschrieben als Teil von Schonbestimmungen, ist nicht problemlos: letale

und subletale Auswirkungen

Bartholomew & Bohnsack (2005, Rev. Fish Biol. Fish.)

Einfluss des Zurücksetzens

• Letale Auswirkungen sind hochvariabel

• Artspezifisch

• Temperatur

• Hakort

• Gerät

• Handling

• etc. etc.

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HakmortalitHakmortalitäätt

Hühn & Arlinghaus (2007), Fischerei & Fischmarkt MV

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EinflEinflüüsse auf Hakmortalitsse auf Hakmortalitäätt

Hakmortalität

Wassertemperatur

Fischlänge

Widerhaken

Angelhaken

Angelköder

Hühn & Arlinghaus (2007), Fischerei & Fischmarkt MV

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Reduzierte Fitness (Länge) derNachkommen nach einmaligerLuftexposition

Verhaltensänderungen

Relevanz für Population?

ZahlderNachkommen

0

200

400

600

800

1000

1200

Geangelt Kontrolle

Ostrand et al. (2004, NAJFM)

Nichtletale Effekte durch F&Z denkbar,

häufig kurzfristig (schnelle Erholung)

Einfluss des Zurücksetzens

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1. Intensives Angeln kann zum Fischrückgang beitragen, aber nicht immer (auch nach diesem Vortrag nicht); anglerische Intensität hochvariabel, extrem schlecht untersucht

2. Fischbestände sind sehr gut in der Lage, Befischung zu kompensieren und werden durch Mindestmaß erhalten. Aber permanente Verjüngung der Bestände kann langfristig ihr Kompensationspotential gefährden und die Populationen anfälliger machen (und die Angelqualität reduzieren)

3. Scharfe Befischung großer Tiere und Maximalertragsdenken ist in der Angelfischerei nicht immer zielführend

Schlussfolgerungen: ein Blick auf die Dogmen

Nicht immer harmlos Einflußreich

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Wachstums-überfischung

Rekrutierungs-überfischung

Qualitäts-überfischung

FGroße Fische und Zufriedenheit FGrenze NachhaltigkeitFGroßes Problem

Angelfischereiliche Mortalität

Ertrag

Bewirtschaftungsziele in der Angelfischerei

Arlinghaus (2006), Der Unterschätzte Angler

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� Gewässerspezifisches Management unter Berücksichtigung der regionalen Mobilität von Anglern

� Adapatives Management auf Basis eines adäquaten Monitorings von durchgeführten Maßnahmen

� Abkehr vom Entnahmegebot durch angepasste Fischschonbestimmungen in stark befischten Beständen

� Schutz großer/alter Fische durch Anpassung der Maxime des maximalen Dauerertrags (MSY)

� Kooperation Anglerschaft und Wissenschaft über Pilotprojekte, z.B. über Entwicklung und Auswertung Langzeitdatenreihen – Chancen sind riesig!

Ein Blick in die Zukunft

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Kein Wissenschaftler kann alles vorhersagen: Lernen durch Erfahrung als Maxime für Praxis

� Idee einer Innovation (z.B. Höchstmaß)

� Information (Erfassung biologische Grundlagen, Anglermeinung, gesetzliche Grundlage, Durchführbarkeit)

� Implementation als „Experiment“, d.h. z.B. drei ähnliche Gewässer (oder Abschnitte) mit und drei ohne Höchstmaß

� Erfolgskontrolle über lange Zeiträume [Befischung, Struktur Fischbestand, Anglerzufriedenheit, wichtige Daten CPUE, biologische Parameter Bestand, Abundanz, nicht nur Gesamtfänge]

� Bewertung der Innovation, Kommunikation und neuer Zyklus

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Und bevor Sie fragen: Ja, ich “tue”es auch!

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Nein, ich angele auch auf andereFische als Karpfen

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Und das seit ich denken kann –Meine Erkenntisse sollen befruchten

und zum Nachdenken anregen

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Unsere Gruppe steht für Sie bereit

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Zum Teil nachzulesen in …

Und vielen Einzelpublikationen, siehe www.adaptfish.igb-berlin.de

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DanksagungVDSF, speziell Prof. Schreckenbach für die Einladung

Leibniz-Gemeinschaft für Finanzierung Adaptfish-Projekt

DAV und IGB für Teilfinanzierung Deutschlandstudie

Markus Faller, Doktorand bei Adaptfish, für Datenund Literaturhinweise

Shuichi Matsumura, Post Doc für Adaptfish, für die Hilfebei der Modellierung von Hechten

Paul Venturelli für die Genehmigung der Nutzungunpublizierter Daten und intensive Diskussionen bei derletzten AFS Tagung in San Francisco

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