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Seneca Seneca (Büste in der Antikensammlung Berlin) Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jünge- re (* etwa im Jahre 1 in Corduba;† 65 n. Chr. in der Nähe Roms), war ein römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker und als Stoiker einer der meist- gelesenen Schriftsteller seiner Zeit. Seine Reden, die ihn bekannt gemacht hatten, sind verloren gegangen. Wenngleich er in seinen philosophischen Schriften Ver- zicht und Zurückhaltung empfahl, gehörte Seneca zu den reichsten und mächtigsten Männern seiner Zeit. Vom Jahr 49 an war er der maßgebliche Erzieher bzw. Berater des späteren Kaisers Nero. Um diesen auf seine künftigen Aufgaben vorzubereiten, verfasste er eine Denkschrift darüber, warum es weise sei, als Herrscher Milde wal- ten zu lassen (de clementia). Im Jahre 55 bekleidete er ein Suffektkonsulat. Senecas Bemühen, Neros eigensüchtig ausschweifendes Temperament zu kontrollieren, war jedoch kein dauer- hafter Erfolg beschieden. Zuletzt beschuldigte ihn der Kaiser der Beteiligung an der Pisonischen Verschwörung und befahl ihm die Selbsttötung. Diesem Befehl kam Se- neca nach. 1 Leben und Werk Ausdrückliche Bezüge Senecas auf die eigene Biographie sind in seinen Werken äußerst selten, obwohl er von der Bedeutung seiner schriftlichen Hinterlassenschaft für die Nachwelt überzeugt war. „Was Epikur seinem Freunde versprechen konnte, das verspreche ich dir, Lucilius: ich werde Kredit bei der Nachwelt haben, ich kann Namen mitnehmen, auf dass sie mit mir überdauern.“ [1] Senecas autobiographisches Schweigen hat erhebliche Probleme vor allem bezüglich der Datierung seiner Wer- ke zur Folge, sodass insbesondere für die Abfolge sei- ner Tragödiendichtung kaum Anhaltspunkte gegeben sind. Dennoch legen die neueren einschlägigen Seneca- Biographien eine mehr oder minder enge Verbindung seiner Schriften mit seiner jeweiligen Lebenssituation nahe. Sein Philosophieren bestand nicht in der Schaf- fung eines neuen gedanklichen Systems, sondern we- sentlich in der Anwendung der stoischen Lehre „nach Maßgabe der jeweiligen besonderen Lebenslage und Lebensnotwendigkeit“. [2] In seinen Werken, auch in den Spätschriften, betonte er seine Verwurzelung in der stoi- schen Philosophie. [3] Dabei lehnte er dogmatische Fest- legungen ab. [4] Senecas wechselvoller Lebenslauf hat ihm mehrfach ab- verlangt, sich auf Schicksalswenden einzustellen; und er konnte sie in stoischer Manier gutheißen: „Menschen von Wert arbeiten hart, bringen Opfer und werden zum Opfer, und zwar aus ei- genem Willen; sie werden nicht vom Schicksal geleitet, sondern sie folgen ihm und halten glei- chen Schritt; hätten sie es gekannt, wären sie ihm vorausgegangen.“ [5] Die Vielfalt der Erfahrungen im politischen Leben und die unterschiedlichen Rollen, die er dabei übernahm, sind in Senecas philosophischen Schriften verarbeitet. Aus ih- nen resultieren – und dies war Seneca durchaus bewusst – je nach besonderer persönlicher und politischer Lage unterschiedliche Optionen sittlich verantwortbaren Han- delns. „Je nach der Lage des Staates und den Fü- gungen des Schicksals werden wir vorankom- men oder auf der Strecke bleiben, jedenfalls 1

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Seneca

Seneca (Büste in der Antikensammlung Berlin)

Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jünge-re (* etwa im Jahre 1 in Corduba; † 65 n. Chr. in derNähe Roms), war ein römischer Philosoph, Dramatiker,Naturforscher, Politiker und als Stoiker einer der meist-gelesenen Schriftsteller seiner Zeit. Seine Reden, die ihnbekannt gemacht hatten, sind verloren gegangen.Wenngleich er in seinen philosophischen Schriften Ver-zicht und Zurückhaltung empfahl, gehörte Seneca zu denreichsten undmächtigstenMännern seiner Zeit. Vom Jahr49 an war er der maßgebliche Erzieher bzw. Berater desspäteren Kaisers Nero. Um diesen auf seine künftigenAufgaben vorzubereiten, verfasste er eine Denkschriftdarüber, warum es weise sei, als Herrscher Milde wal-ten zu lassen (de clementia). Im Jahre 55 bekleidete erein Suffektkonsulat.Senecas Bemühen, Neros eigensüchtig ausschweifendesTemperament zu kontrollieren, war jedoch kein dauer-hafter Erfolg beschieden. Zuletzt beschuldigte ihn derKaiser der Beteiligung an der Pisonischen Verschwörungund befahl ihm die Selbsttötung. Diesem Befehl kam Se-neca nach.

1 Leben und Werk

Ausdrückliche Bezüge Senecas auf die eigene Biographiesind in seinen Werken äußerst selten, obwohl er von derBedeutung seiner schriftlichen Hinterlassenschaft für dieNachwelt überzeugt war.

„Was Epikur seinem Freunde versprechenkonnte, das verspreche ich dir, Lucilius: ichwerde Kredit bei der Nachwelt haben, ichkann Namen mitnehmen, auf dass sie mit mirüberdauern.“[1]

Senecas autobiographisches Schweigen hat erheblicheProbleme vor allem bezüglich der Datierung seiner Wer-ke zur Folge, sodass insbesondere für die Abfolge sei-ner Tragödiendichtung kaum Anhaltspunkte gegebensind. Dennoch legen die neueren einschlägigen Seneca-Biographien eine mehr oder minder enge Verbindungseiner Schriften mit seiner jeweiligen Lebenssituationnahe. Sein Philosophieren bestand nicht in der Schaf-fung eines neuen gedanklichen Systems, sondern we-sentlich in der Anwendung der stoischen Lehre „nachMaßgabe der jeweiligen besonderen Lebenslage undLebensnotwendigkeit“.[2] In seinen Werken, auch in denSpätschriften, betonte er seine Verwurzelung in der stoi-schen Philosophie.[3] Dabei lehnte er dogmatische Fest-legungen ab.[4]

Senecas wechselvoller Lebenslauf hat ihm mehrfach ab-verlangt, sich auf Schicksalswenden einzustellen; und erkonnte sie in stoischer Manier gutheißen:

„Menschen vonWert arbeiten hart, bringenOpfer und werden zum Opfer, und zwar aus ei-genem Willen; sie werden nicht vom Schicksalgeleitet, sondern sie folgen ihm und halten glei-chen Schritt; hätten sie es gekannt, wären sieihm vorausgegangen.“[5]

Die Vielfalt der Erfahrungen im politischen Leben unddie unterschiedlichen Rollen, die er dabei übernahm, sindin Senecas philosophischen Schriften verarbeitet. Aus ih-nen resultieren – und dies war Seneca durchaus bewusst– je nach besonderer persönlicher und politischer Lageunterschiedliche Optionen sittlich verantwortbaren Han-delns.

„Je nach der Lage des Staates und den Fü-gungen des Schicksals werden wir vorankom-men oder auf der Strecke bleiben, jedenfalls

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werden wir tätig sein und nicht der Furcht un-terliegen und dadurch in Reglosigkeit verfal-len. […] Wenn du aber in eine weniger güns-tige Lage des Staates gerätst, musst du dichmehr ins Privatleben zurückziehen und dichmit der Wissenschaft beschäftigen, wie auf ge-fahrvoller Seefahrt sofort einen Hafen anlau-fen, nicht auf deine Entlassung warten, sondernvon selbst zurücktreten.“[6]

Dass Senecas Leben und Werk eine Einheit bildeten,wurde wiederholt bestritten, insbesondere in der frühe-ren Forschung. So urteilte u. a. der Altphilologe UlrichvonWilamowitz-Moellendorff 1931 angesichts der tiefenVerstrickung des Philosophen in das Regime Neros: „So-lange er am höfischen und politischen Leben teilnahm,hatte er auch dieMoral, nicht nur die stoische, an den Na-gel gehängt oder doch nur mit den Lippen bekannt, undauf dem Totenbett posiert er, wie er es in seinen Schriftenimmer getan hat.“[7]

Bereits Tacitus bezeugt, dass Seneca von seinen Zeitge-nossen wegen des Widerspruchs zwischen seinen Leh-ren und seinem Handeln attackiert wurde. So warf ihmder Senator Publius Suillius Rufus öffentlich vor, seineMachtposition am Hof auszunutzen, um verbrecherischzu Reichtum zu gelangen:

„Welcher Weisheit, welchen philosophi-schen Lehren habe er (gemeint: Seneca) es zuverdanken, dass er innerhalb von vier Jahrenkaiserlicher Freundschaft dreihundert Millio-nen Sesterzen erworben habe? In Rom erbeuteer Testamente kinderloser Personen wie bei ei-ner Treibjagd, Italien und die Provinzen wür-den durch ungeheuren Wucher ausgesaugt!“[8]

Die Altertumswissenschaftlerin Hildegard Cancik-Lindemaier vertrat dagegen 1967 die These, Senecahabe gerade als Philosoph weniger durch seine Dialogeund Traktate wirken wollen als durch die in ihnendargestellten positiven und negativen Seiten der eigenenPerson: „Das Selbstzeugnis als Exemplum gehört in dieMitte des senecanischen Philosophierens; in ihm wirddie Einheit von Leben und Lehre unmittelbar bezeugt.“[9]

1.1 Ungewisse Anfänge

Senecas Geburtsjahr ist nicht überliefert und auch nichtsicher bestimmbar. Die neuesten Rekonstruktionsversu-che sprechen für das Jahr 1.[10] Im spanischen Cordubageboren, gelangte er noch als Kleinkind in der Obhutseiner Tante nach Rom; anscheinend wollte sein VaterSeneca der Ältere als dem Stande der Ritter Zugehöri-ger seinen nach ihm benannten Sohn schon von klein aufim Herzen der Weltmacht heranwachsen sehen und denfeinen römischen Zungenschlag annehmen lassen.[11]Mitseiner Frau Helvia[12] hatte er noch zwei weitere Söhne.

Senecas älterer Bruder Novatus wurde unter seinem Ad-optivnamen Gallio 51/52 n. Chr. Prokonsul in der Pro-vinz Achaia und wies u. a. eine Klage der Juden gegenden Apostel Paulus ab;[13] später übernahm er das Amteines Konsuls. Seneca widmete ihm drei seiner Schrif-ten, darunter Über den Zorn und Vom glücklichen Leben.Sein jüngerer Bruder Mela übernahm die Verwaltung desFamilienbesitzes in Corduba.[14]

Seneca der Ältere betrieb intensiv rhetorische Studienund verfasste darüber ein Werk, in dem er sich sehrkritisch über die gekünstelte zeitgenössische Rhetorikäußerte.[15] Auf diesem Felde war der gleichnamige Sohnalso frühzeitig orientiert. In Verbindung damit dürfte ereinen vorzüglichen rechtskundlichen Unterricht erhaltenhaben,[16] der ihn auf eine anwaltliche Tätigkeit vorberei-tete, für die es unerlässlich war, das rhetorische Instru-mentarium zu beherrschen.Die rhetorischen Stilübungen waren ihm allerdings weitweniger wichtig als die philosophischen Grundsätze, dieihm seine Lehrer Sotion und Attalos vermittelten. Sotion,der neben stoischen auch pythagoreische Lehren vertrat,beeinflusste Seneca stark und nachhaltig. Er veranlassteihn zeitweise dazu, gemäß der pythagoreischen Traditionnur fleischfreie Kost zu sich zu nehmen.[17] Die empfoh-lene harte Matratze für seine Bettstatt behielt Seneca bisins Alter bei. Vor der Nachtruhe nahm er, wie er es beiSotion gelernt hatte, täglich eine Rekapitulation des Ta-ges als Selbstprüfung und Gewissensforschung vor:

„Wenn das Licht aus meinem Blick ent-fernt ist und meine Gattin schweigt, da sie mei-ne Gewohnheit kennt, überprüfe ich meinenganzen Tag und gehe meine Taten und Wor-te erneut durch; dabei verberge ich nichts vormir selbst und übergehe nichts.“[18]

Gesundheitlich war Seneca von Kindesbeinen an undwährend seines ganzen Lebens durch Asthma-Anfälleund chronische Bronchitis stark eingeschränkt. Atemnöteund Fieberschübe setzten ihm in jungen Jahren derartigzu, dass er davor stand, sich das Leben zu nehmen.[19] Ei-ne gewisse Stabilisierung trat erst ein, als er im Alter vonetwa 30 Jahren das ihm bekömmlichere Klima im ägyp-tischen Alexandria aufsuchte, wo er bei seiner Tante un-terkam, die mit dem römischen Präfekten von Ägyptenverheiratet war. Sie setzte sich für ihn ein, als er nachseiner Rückkehr nach Rom, wo er sich als Anwalt beiden Gerichten bereits einen Namen gemacht hatte, er-folgreich um die Quaestur als Einstieg in die römischeÄmterlaufbahn bewarb.[20]

In diese Zeit fielen auch die ersten seiner überliefertenphilosophischen Schriften in Briefform. In der Trost-schrift an Marcia, die Tochter des Historikers CremutiusCordus, deren Kind verstorben war, betrachtete er dieEntwicklung ihrer Trauer und gab Anregungen, ihr überden Verlust des Sohnes hinwegzuhelfen.

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1.2 Trostschriften aus der korsischen Verbannung 3

„Auch jetzt noch bleibt dir, Marcia, maß-lose Traurigkeit, die schon verhärtet zu seinscheint; in deiner Trauer bist du nicht mehr soaufgeregt wie anfangs, sondern vielmehr hart-näckig und verstockt; auch davon wird dich dieZeit allmählich befreien. So oft du dich an-derweitig beschäftigst, wirst du Entspannungfinden.“[21]

Noch akzentuierter griff er klassisches stoisches Ge-dankengut in seinem dreiteiligen Werk Über den Zornauf. Diese Arbeit stammt aus den vierziger Jahrenund ist seinem Bruder gewidmet. Das Problem derAffektkontrolle wird hier auf vielfältige Weise lebens-praktisch, historisch-exemplarisch und politisch abge-handelt.

„Lieber Novatus, du hast mich genötigtdarüber zu schreiben, wie der Zorn beschwich-tigt werden kann, und es scheint mir, dassdu aus berechtigtem Grund besonders dieseLeidenschaft fürchtest, da sie unter allen diescheußlichste und verheerendste ist. Denn al-le anderen verbinden sich noch mit einem ge-wissen Maß an Ruhe und Gelassenheit; diesehingegen geht ganz und gar auf in Aufregungund heftigem Verlangen, sie rast und sehnt sichganz unmenschlich nach Verwundungen durchWaffen und dem Blutbad der Hinrichtungen…[22] Es ist das Beste, die erste Regung desZornes sogleich zu ignorieren und sich gegendie Anfänge zu wehren. […] Denn wenn derZorn begonnen hat, uns vom rechten Weg ab-zubringen, so ist die Rückkehr zur seelischenGesundheit schwierig, weil die Vernunft nichtsmehr ausrichten kann, sobald die Leidenschafteinmal eingezogen und ihr durch unseren Wil-len ein gewisses Recht gewährt worden ist. Siewird von nun an alles tun, was sie will, nichtnur das, was man ihr gestattet.“[23]

Da es sich nach Seneca beim Zorn um eine beherrschba-re Regung handelt,[24] hielt er entsprechendes erzieheri-sches Einwirken für nötig. Dabei kam es ihm besondersauf die genaue Beobachtung der individuellen Entwick-lung an, weil z. B. mit dem Mittel des Lobes einerseitsdas Selbstbewusstsein des Schützlings gestärkt, anderer-seits aber Überheblichkeit und Jähzorn gefördert werdenkönnten. Mal müsse eben gebremst, mal angefeuert wer-den. Sein die Menschenwürde achtender pädagogischerAnsatz zeigt sich, wenn er fortfährt:

„Man soll dem Schützling nichts Erniedri-gendes oder Sklavisches zumuten. Er soll nie-mals dazu gebracht werden, demütig um etwaszu bitten, und er soll auch keinenNutzen daraushaben, sondern er soll nur um seiner selbst wil-len, aufgrund bisheriger Leistungen und für die

Zukunft vielversprechender Anlagen, belohntwerden.“[25]

1.2 Trostschriften aus der korsischen Ver-bannung

Hineingeboren in die Ära des Augustus, eben Jugendli-cher bei Herrschaftsantritt des Tiberius, arrivierter An-walt und Senatsmitglied, als Caligula Princeps wurde: solassen sich Senecas vier erste Lebensjahrzehnte mit derGeschichte des frühen Prinzipats in Beziehung setzen.Ausschlaggebend für seinen weiteren Lebenslauf wurdedas julisch-claudische Herrscherhaus allerdings erst imJahre 41, als Seneca nach der Beseitigung des despoti-schen Caligula[26] von dessen Nachfolger Claudius in dieVerbannung nach Korsika geschickt wurde.Dies geschah auf Betreiben Messalinas, mit der Claudiusin dritter Ehe verheiratet war und die Julia Livilla[27] alspotentielle Rivalin ausschalten wollte.[28] Deshalb denun-zierte sie diese wegen angeblichen Ehebruchs mit Seneca.Nur der Fürsprache Kaiser Claudius’ im Senat war es zuverdanken, dass Seneca statt zum Tode zur Verbannungnach Korsika verurteilt wurde. Weil dies in Form einerRelegatio (nicht der Deportation) geschah, blieben ihmEigentum und staatsbürgerliche Rechte erhalten.[29]

Acht Jahre währte die Verbannung auf Korsika insge-samt. Erhalten sind aus dieser Zeit vor allem zwei Trost-schriften, in denen Seneca einerseits stoischen Schick-salsgehorsam, andererseits aber auch den dringendenWunsch nach Beendigung des Exils zum Ausdruckbrachte. Er zeigte sich, indem er Trost spendete, zugleichals Trost Suchender in auf die Dauer quälender Abge-schiedenheit.In dem Trostschreiben an seine Mutter Helvia, die vonseiner Verbannung hart getroffen worden war, versicher-te Seneca, er sei nicht unglücklich auf Korsika und könnees auch gar nicht werden.[30] Warum sollte er nicht miteinem Ortswechsel seinen Frieden machen können, wodoch von den Himmelsgestirnen bis zu denMenschenvöl-kern so vieles ständig in Bewegung sei.[31] Im Schlussab-schnitt schrieb er:

„Lass dir sagen, wie du dir mich vorstellensollst: ich bin fröhlich und lebhaft, als sei alleszum Besten. Es ist ja auch alles zum Besten, damein Verstand von jeder mühevollen Beschäf-tigung entlastet ist, für eigene Arbeiten Zeit hatund sich manchmal an leichteren Studien er-freut, manchmal zur philosophischen Betrach-tung seines eigenen Wesens und der Beschaf-fenheit der Welt sich erhebt.“[32]

Eine deutlich weniger optimistische Beschreibung seinerLage enthält dagegen die Trostschrift für Polybios, derbei Hofe das Referat für Bittschriften leitete (a libellis)und dem er sich wohl vor allem mit dem Ziel andiente, er

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möge bei Kaiser Claudius die Lösung seiner Verbannungerwirken.[33] Dieses Schreiben schloss Seneca, nachdemer seine eigene kraftlose und abgestumpfte geistige Ver-fassung beklagt hatte, entschuldigend mit den Worten:

„Wenn Du meinst, dass diese Ausführun-gen deinem geistigen Niveau nicht ausreichendentsprechen oder deinen Schmerz nur unzurei-chend lindern, dann bedenke, dass derjenige,den eigenes Unglück überwältigt hat, nicht dieGedanken frei haben kann, um jemand ande-res zu trösten, und dass lateinische Worte nichtleicht einem unglücklichen Menschen zufallen,den niveauloses und selbst relativ gebildetenNichtrömern schwer aufstoßendes Barbaren-gebrabbel umgibt.“[34]

Der mühsam verbrämte Eigennutz dieser obendrein er-folglosen Trostschrift und das am Ende hervorbrechendeSelbstmitleid haben Seneca mancherlei Spott und Kritikeingetragen. Manfred Fuhrmann stellte 1997 dazu fest:„Die Nachwelt hat Seneca diesenKotau, das Erzeugnis ei-ner Depression, ziemlich übel genommen. Sein Tun habeaufs schärfste seinen philosophischen Lehren widerspro-chen, schreibt Cassius Dio…“.[35] Ludwig Friedländer at-testierte Seneca 1900 eine Überhäufung des Polybios mitunwürdigen Schmeicheleien und wies darauf hin, dassSeneca später aus Scham erfolglos die Vernichtung dieserSchrift betrieben haben soll.[36]

1.3 Erzieher des Thronfolgers

Das Ende der Verbannung kam für Seneca schließlich oh-ne eigenes Zutun, als Kaiserin Messalina, die Initiatorindes Verfahrens gegen Julia Livilla und Seneca, ihr sexu-ell und machtpolitisch motiviertes Spiel überzog und ei-ne Abwesenheit des Claudius von Rom dazu nutzte, dendesignierten Konsul Gaius Silius zu ehelichen, was bei-de bald danach das Leben kostete. Nun sah Agrippinadie Jüngere, die neben Julia Livilla vormals ebenfalls ver-bannte Nichte des Claudius, gute Chancen, ihrem SohnNero aus erster Ehe Thronchancen zu verschaffen, indemsie Kaiser Claudius ehelichte. Als Erziehungsbeistand fürNero aber hatte sie Seneca ausersehen.[37]

Diesem Ruf konnte Seneca, den es zunächst nach Athengezogen haben soll,[38] sich schwerlich versagen. Dermachtpolitischen Dynamik im Kaiserhaus entsprechend,konnte Gunst schnell und massiv in Ungunst umschlagen.Im Jahre 50 bekleidete Seneca – zweifellos mit maßgebli-cher Unterstützung des Kaiserhauses – die Prätur. SobaldAgrippina Kaiserin geworden war, veranlasste sie Claudi-us, der mit Britannicus schon einen von Messalina gebo-renen Thronfolger hatte, Nero zu adoptieren. Nero konn-te als der um drei Jahre Ältere von beiden nun die ersteAnwartschaft beanspruchen. Zwar gab es keine verbind-lichen Regelungen in der Nachfolgefrage, doch war in der

Vergangenheit die Adoption gewohnheitsmäßig zumMit-tel der dynastischen Legitimation in der Nachfolge desPrinzipats geworden. Dies war die Konstellation, in derSeneca an Neros Seite trat.Nach acht Jahren Exil wieder in Rom zu sein war für Se-neca zweifellos ein scharfer und tief erlebter Kontrast.[39]In diese Zeit fiel seine Schrift „Von der Kürze des Le-bens“, in der Seneca die zeitgenössischen städtischen Le-bensformen einer exemplarischen Kritik unterzog:

„Den einen hält unersättliche Habsucht ge-fangen, ein anderer verausgabt seine Geschäf-tigkeit in überflüssigen Anstrengungen, der ei-ne ist vom Wein trunken, der andere verküm-mert durch Faulheit; […] viele sind der Schön-heit einer anderen Person oder der Besorgnisum die eigene verfallen; sehr viele, die kein be-stimmtes Ziel verfolgen, hat die haltlose, un-beständige und sich selbst missfallende Lieder-lichkeit zu ständig wechselnden Vorhaben auf-gejagt; manche treffen überhaupt keine Ent-scheidung, wohin sie ihre Lebensbahn richtensollen, sondern ihr Schicksal ereilt sie, währendsie schlaff sind und gähnen […]“[40]

Sein spezielles Augenmerk hatte der widersprüchlicheUmgang der Menschen mit Besitz und Eigentum einer-seits und mit ihrer begrenzten Lebenszeit andererseits:

„Man findet niemanden, der sein Geld tei-len will, doch mit wie vielen teilt ein jedersein Leben! Sie sind davon gefesselt, ihr Er-be zusammenzuhalten, sobald es aber um dieVerschwendung ihrer Zeit geht, sind sie höchstfreigebig mit dem, worin allein doch der Geizehrenhaft ist.“[41]

Raubbau an der gegebenen Lebensspanne treibe auch,wer lohnende Vorhaben in ein Alter verschiebe, von demer gar nicht wissen könne, ob er es überhaupt erreichenwerde.[42] Zu leben verstehe hingegen, wer die alltäglicheBetriebsamkeit hinter sich lasse und sich der Philosophiezuwende. Damit erschließe sich dem Menschen eine rei-che Vergangenheit. Seneca plädiert hier für das Studiumunterschiedlicher philosophischer Wege:

„Man kann mit Sokrates diskutieren, mitKarneades zweifeln, mit Epikur zurückgezo-gen leben, das Wesen des Menschen mit denStoikern überwinden, mit den Kynikern hintersich lassen.“[43]

Es liegt nahe, dass Seneca seine philosophischen Leitvor-stellungen auch dem heranwachsenden Nero vermittelthat, der gemäß Agrippinas Ambitionen aber hauptsäch-lich auf seine Rolle als künftiger Kaiser vorbereitet wer-den sollte. Nero selbst neigte eher den schönen Künsten

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1.4 Mitgestalter von Neros Herrschaftsbeginn 5

zu, hatte darin auch einiges Talent und einen starkenHangzur Selbstinszenierung. Wenn Seneca möglicherweise zudieser Zeit begann, Tragödien zu schreiben, könnte er da-mit seinen Einfluss auf den Thronanwärter, der ihm in derDichtkunst nacheiferte, noch verstärkt haben.[44]

In allen seinen Tragödien griff Seneca den klassi-schen Stoff der griechischen Mythen im Anschlussan Aischylos, Sophokles und Euripides auf. Sie wa-ren dazu geeignet, seine philosophischen Überzeugun-gen teils drastisch-grauenvoll ausgemalt, teils spielerisch-unaufdringlich an den Zögling weiterzugeben. Ein Bei-spiel aus dem Thyestes:

„Welche Raserei treibt euch (Könige) an, /abwechselnd euer Blut hinzugeben / und durchVerbrechen das Szepter zu erstreben? / […]König ist, wer Ängste abgelegt hat / und dieÜbel eines schlimmen Herzens, / den nicht zü-gelloser Ehrgeiz / und die nie beständige Gunst/ der unbedachten Menge bewegt / […] Kö-nig ist, wer nichts fürchtet, / König ist, wernichts begehrt. / Dies Königreich gibt jedersich selbst.“[45]

Etwa fünf Jahre war Seneca als Erzieher des Prinzen tätig,bis Claudius im Jahr 54 starb – angeblich von seiner Frauvergiftet, die damit Nero zum Kaiser machen und selbstnoch mehr Macht erhalten wollte.[46]

1.4 Mitgestalter von Neros Herrschaftsbe-ginn

Einer von Neros Nachfolgern, der von 98 bis 117 regie-rende Kaiser Trajan, soll die ersten Regierungsjahre Ne-ros von 54 bis 59 als das glückliche Jahrfünft (Quinquen-nium) des Römischen Reiches bezeichnet haben.[47] Alserst Sechzehnjähriger gelangte Nero im Herbst 54 zurHerrschaft; und das positive Urteil über die ersten Jah-re seines Prinzipats ist vor allem den beiden vorzüglichharmonierenden politischen Vordenkern und BegleiternNeros, dem Gardepräfekten Sextus Afranius Burrus unddem von Nero auch als Gegengewicht gegen die eigeneMutter weiterhin hoch geschätzten und mit umfänglichenSchenkungen bedachten Seneca geschuldet. Über Sene-cas Einflussnahme auf politische Entscheidungen im Ein-zelnen schweigen die Quellen.[48] Weder zu seinem kur-zen Konsulat 55 noch zu seinem Verhalten im Senat istKonkretes bekannt.[49]

Zu Neros ersten Amtshandlungen gehörte die Leichenre-de auf den Adoptivvater Claudius, die Seneca für ihn vor-bereitet hatte und die Nero in würdiger Manier vortrug.Als aber an einer Stelle von Claudius’ vorausschauendenFähigkeiten und von seiner Weisheit die Rede war, ver-breitete sich anlasswidrig allgemeine Heiterkeit,[50] dennClaudius galt bei den Zeitgenossen als beschränkt.

Seneca verfasste noch im selben Jahr den Ludus de mor-te Claudii Neronis, das „Spiel über den Tod von Clau-dius Nero“, das mit einem von Cassius Dio überliefer-ten Titel zumeist als „Apocolocyntosis“[51] („Verkürbis-sung“ im Sinne von Veräppelung) zitiert wird. Es istdie einzige menippeische, das heißt teils in Prosa, teilsHexametern verfasste Satire, die von Seneca überliefertist. Er macht sich ausgiebig über die angeblichen geis-tigen, moralischen und körperlichen Unzulänglichkeitendes Kaisers lustig. So legt er dem sterbenden Claudiusals letzte Worte in den Mund: „Vae me, puto, concacavime!“ (auf Deutsch etwa: „O je, ich fürchte, ich habe michbeschissen“)[52] und schildert dann seinen Weg durch dasJenseits,[53] wo Kaiser Claudius, statt als Gott verehrt zuwerden, schließlich als Sklave eines Freigelassenen alsGerichtsdiener zu arbeiten hatte.[54] Später schämte Se-neca sich angeblich dieser zornigen Polemik, die dem ei-genen Ideal philosophischer Gelassenheit so offenkundigwidersprach, und versuchte, ihre weitere Verbreitung zuverhindern.[55]

Ganz auf der Linie seiner philosophischen Werke lag da-gegen Senecas programmatische Mahnschrift Ad Nero-nem Caesarem de clementia („An Kaiser Nero über dieMilde“), mit der er seinen Schüler zu Beginn von dessenPrinzipat zu Milde gegenüber den ihm untergebenenMit-bürgern und zu einer verantwortungsvollen Amtsführunganhalten wollte. Nach Marion Giebels Auffassung legteSeneca mit dieser primär für die Öffentlichkeit bestimm-ten Schrift das „längst nötige Fundament für die traditi-onslose römischeMonarchie“.[56] Er bezog sich dabei aufdas Wort des Zenon-Schülers und makedonischen Kö-nigs Antigonos II. Gonatas, dem zufolge die Herrschaftfür den König „eine ehren- und ruhmvolle Knechtschaft“sei.[57]

Die Rolle eines milden Kaisers hat Nero wohl zeitweiseangenommen und die Würde des Senats wieder stärkerhervorgekehrt; in irgendeiner dienenden Funktion hat ersich aufgrund seines Naturells allerdings wohl kaum ge-sehen. Bei Manfred Fuhrmann heißt es dazu: „Die Mon-archie ist unkontrollierbar, die hieraus sich ergebendenDefizite können allein durch den Menschen selbst aus-geglichen werden: Diese wohldurchdachte Doktrin Sene-cas vermochte nur jemanden zu beeindrucken, der zurSelbstreflexion fähig und von der Erfahrung der eigenen,eingeschränkten Subjektivität durchdrungen war.“[58]

Bei der Absicherung seiner Macht verließ sich Nero nichtauf die ihm gegenüber beschworene Milde. Schon imJahre 55 traten zwischen Agrippina, die ihren Willenmitzuherrschen auch bei offiziellen Anlässen zu erken-nen gab, und Nero Spannungen auf, die auch Senecanur notdürftig zu überspielen vermochte. Als die Mutterdem Sohn mit den nicht erledigten Thronansprüchen sei-nes Stiefbruders Britannicus drohte, arrangierte Nero lautQuellenzeugnissen dessen Vergiftung bei einem Essen inAnwesenheit Agrippinas und ließ dazu verbreiten, Bri-tannicus sei an einem epileptischen Anfall gestorben.[59]

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1.5 Schattenseiten der Machtteilhabe

Seneca hatte an dem Essen, das für Britannicus tödlichendete, nicht teilgenommen. Wie er auf den Mord re-agierte, ist nicht überliefert. Ausrichten konnte er ohne-hin wenig, wenn er seinen Einfluss auf Nero nicht verlie-ren wollte.[60]

Ob und ab wann Seneca den Platz an Neros Seite mögli-cherweise als problematisch empfunden hat, bleibt offen.Zwar schreibt er in einem der Briefe an Lucilius, er habeden rechten Weg erst spät erkannt,[61] doch führte er an-dererseits – wie fast immer ohne expliziten Bezug zum ei-genen Tun – philosophische Gründe für sein anhaltendesMitwirken imZentrum der römischenMacht an.Mit demBeispiel des Sokrates, der unter der Gewaltherrschaft derDreißig in Athen 404/403 v. Chr., seinen Mitbürgernein unangepasst-freies Auftreten vorgelebt habe,[62] un-terlegte Seneca die These, dass ein Weiser sich geradein einer für das Gemeinwesen schwierigen Lage verdientmachen könne und dass es den Umständen entsprechendabzuwägen gelte, wann politisches Engagement chancen-reich und wann aussichtslos sei.[63]

Schon innerhalb des später äußerst positiv gewürdigtenQuinquenniums erschwerte Neros Impulsivität und seinHang zu Ausschweifungen Seneca und Burrus das Ge-schäft, zumal Poppaea Sabina, die Mätresse und ab 59Ehefrau des Kaisers, immer mehr Einfluss über ihn ge-wann. Seneca harrte dennoch, wohl um Schlimmereszu verhüten, auf seinem Posten am Hofe aus.[64] NachAnsicht anderer Forscher, die den Philosophen nicht inSchutz nehmen wollen und seine philosophische Selbst-darstellung für Fassade halten, ging es Seneca dabei al-lerdings vor allem um seine eigene Machtstellung.[65]

Nicht zuletzt durch Zuwendungen Neros war Seneca zueinem der reichsten Männer des Imperium Romanum ge-worden – man schätzt sein Vermögen auf 300 MillionenSesterzen.[66] In Britannien trieb er 40 Millionen Sester-zen aus gekündigten Krediten rücksichtslos ein.[67] Derfrühere Konsul Publius Suillius Rufus, nunmehr ein be-rüchtigter Ankläger in Denunziantenprozessen, stellte 55Seneca vor dem Senat als Jugend- und Frauenverfüh-rer sowie als Müßiggänger und Geldsack dar, der „sei-ner Raffgier auch noch ein philosophisches Mäntelchender Bedürfnislosigkeit umhänge.“[68] Seneca gewann denProzess, und Suillius wurde in die Verbannung geschickt.Senecas Schrift Vom glücklichen Leben wird häufig alsAntwort auf diese Angriffe gedeutet. Darin bestritt ernachdrücklich, dass es einen Widerspruch zwischen derstoischen Lehre und seinem persönlichen Reichtum gäbe.Der Weise müsse allerdings fähig sein, materielle Güteraufzugeben und dürfe sich nicht zu ihrem Sklaven ma-chen. Wie eine Replik auf die im Suillius-Prozess erho-benen Vorwürfe klingt folgende Passage:

„Hör also auf, den Philosophen das Geldzu verbieten! Niemand hat die Weisheit zurArmut verurteilt. Der Philosoph wird reiche

Schätze besitzen, die aber niemandem entris-sen sind, nicht von fremdem Blut triefen, er-worben sind ohne Unrecht an irgendwem, ohneschmutzige Herkunft.“[69]

Seneca-Experten bemängeln, große Teile dieser Arbeitdienten der Rechtfertigung des eigenen Reichtums mit-hilfe zweckhaft ausgewählter Philosopheme. RichardMellein spricht in diesem Zusammenhang von Senecas„scheinheiligem Opportunismus“.[70]

Ob Seneca zu dieser Zeit noch mit seinen Tragödien be-fasst war, ist unklar; bekannt ist aber, dass er eine der ihmursprünglich zugeschriebenen Tragödien, die sich als ein-zige direkt auf das zeitgenössische Geschehen am HofeNeros bezog, nicht selbst geschrieben hat. Titelheldin warNeros erste Frau Octavia (wie Britannicus ein Kind desClaudius), die zu ehelichen Neros Thronansprüche unter-mauert hatte. War Octavia bis dahin schon den Zurück-setzungen durch ihre Schwiegermutter Agrippina ausge-setzt, so wurde sie nun von Poppaea mehr und mehr ausihrer Stellung gedrängt und musste später, als Seneca sichbereits weitgehend aus dem politischen Leben zurück-gezogen hatte, Rom verlassen. Nach erprobtem Musterwar sie des Ehebruchs bezichtigt worden, doch wurdedas allgemein nicht für bare Münze genommen. Da sieauch als Verbannte im Volk weiterhin sehr beliebt warund Nero wie auch Poppaea, die unterdessen geheiratethatten, als Bedrohung erschien, wurde sie schließlich 65umgebracht.[71]

Tacitus zufolge war Seneca im Jahr 59 in den vollendetenMuttermord Neros unmittelbar einbezogen.[72] Ein ersterAnschlag auf Agrippina, die sich von einem für den Un-tergang präparierten Schiff noch hatte retten können, warfehlgeschlagen. Daraufhin soll sich Nero Rat bei Senecaund Burrus geholt haben. Die Vollendung des Mordakteshabe dann Neros enger Vertrauter, der griechische Frei-gelassene Anicetus, besorgt. In einer wie üblich von Se-neca redigiertenMitteilung an den Senat hieß es, ein Boteder Agrippina habe Nero ermorden sollen, sie selbst habesich nach Vereitelung der Untat den Tod gegeben.

1.6 Rückzug aus der Politik und Spätwerkin Muße

Nero hatte nach demMord an Agrippina allein die Machtinne und bedurfte Senecas als eines vermittelnden Wah-rers seiner Ansprüche gegenüber der Mutter nicht mehr.Dennoch änderte sich an der äußeren Stellung Senecas,des neben Burrus wichtigsten politischen Beraters desPrinceps, zunächst und in den Folgejahren nichts. Bei-de dienten Nero, indem sie politisch Regie führten, wäh-rend der Kaiser zunehmend seinen Leidenschaften beiWagenrennen nachging und seine künstlerischen Neigun-gen als Musiker und Tragödienmime sowie als Stifter undZentralfigur musischer Festspiele und Wettbewerbe wieder Juvenalia und der Neronia verwirklichte.

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1.7 Todeserwartung auf stoische Weise 7

Nach dem Bericht des Tacitus bat Seneca, als Burrus 62starb – von dessen Nachfolger Tigellinus eher angefein-det –[73] um Entlassung aus dem Staatsdienst. Gleichzei-tig äußerte er den Wunsch, Nero möge den Großteil sei-nes durch ihn erworbenen Vermögens zurück in die ei-gene Verwaltung nehmen. Der Kaiser erwiderte, er kön-ne Seneca nicht entbehren und die Vermögensabtretungnicht ohne Schaden für den eigenen Ruf annehmen; jen-seits der rhetorischen Anerkennungsfloskeln war SenecasAbschied aus demMachtzentrum aber dennoch besiegelt.Er entließ das Gefolge, das ihn seiner politischen Bedeu-tung entsprechend umgeben hatte, und zog sich mehr undmehr ins Privatleben zurück, meist nach Nomentum aufein Weingut nordöstlich von Rom.[74]

Sein Ausscheiden aus dem politischen Leben und ausder Mitverantwortung für das Gemeinwesen der antikenWeltmacht hat Seneca in seiner Schrift Über die Mußephilosophisch reflektiert. Er lässt einen unbekannten Ge-sprächspartner fragen:

„Was sprichst du, Seneca? Du ziehst Dichvon den Parteiungen zurück? Sicherlich weißtdu, dass Stoiker wie du sagen: ‚Bis zum En-de des Lebens werden wir tätig sein, werdennicht aufhören, uns für das Gemeinwohl einzu-setzen, den einzelnen zu unterstützen, auch un-seren Feinden noch mit altersschwacher Handauszuhelfen. Wir sind es ja, die keinen Lebens-jahren freie Zeit gewähren […], bei denen esbis zum Tod kein Ausruhen gibt, so dass, wenndie Möglichkeit gegeben ist, nicht einmal derTod selbst in Ruhe eintritt.‘“[75]

Die Antwort auf diesen rhetorischen Einwand lautet:

„Meine Erwiderung werde ich in zwei Tei-le gliedern: erstens, dass man sich auch schonvon früher Jugend an ganz der Betrachtung derWahrheit widmen, die Kunst des Lebens su-chen und sie in Abgeschiedenheit üben kann;zweitens, dass man besonders, wenn man ausseiner Dienstzeit ehrenhaft entlassen wurde, infortgeschrittenemAlter, diesmit sehr guter Be-rechtigung tun kann […]Als Grund ist aber be-sonders der folgende offensichtlich: wenn derStaat zu verkommen ist, als dass man ihm hel-fen könnte, wenn er in Übeln versinkt, wirdsich der Weise nicht ohne Aussicht einsetzenund sich nicht aufopfern, wenn er nicht helfenkann.“[76]

Ohnehin sah sich Seneca als Stoiker nicht nur dem staatli-chen Gemeinwesen des Römischen Reiches verpflichtet,sondern auch jenem umfassenden „Staatswesen“, als wel-ches er Natur und Kosmos mitsamt allen Menschen undGöttern betrachtete. Diesemmit der Sonne auszumessen-den Staatswesen sei aber auch in der Muße mit vielerleiUntersuchungen zu dienen:

„…ob die Materie, aus der alles entsteht,teilchenlos und vollständig ist oder zerteilt undeine mit Festem gemischte Leere; was derWohnort Gottes ist, ob er sein Werk nur be-trachtet oder auch beeinflusst; ob er es vonaußen umgibt oder in dessen Ganzem enthaltenist; ob dieWelt unsterblich ist oderman sie zumHinfälligen und auf Zeit Geschaffenen rechnenmuss.“[77]

Und er schlussfolgerte:

„Wir sagen, das höchste Gut sei, gemäß derNatur zu leben: die Natur hat uns zu beidemgeschaffen, zur Betrachtung der Welt und zumHandeln.“[78]

In der ihm verbleibenden „Muße“-Zeit von 62 bis 65n. Chr. nach seinem politisch aktiven Leben hat Senecaneben weiteren themenbezogenen philosophischen Wer-ken mit Über Wohltaten (De beneficiis) noch zwei wei-tere Großprojekte realisiert: die auf Naturerscheinungenund kosmische Zusammenhänge gerichtete Schrift Na-turwissenschaftliche Untersuchungen (Quaestiones natu-rales), die er schon auf Korsika begonnen hatte, sowiedie als praktische philosophisch-ethische Handreichungkonzipierte Sammlung der Briefe an Lucilius, von denen124 überliefert sind. Diese umfangreiche Arbeit stellt seinphilosophisches Hauptwerk dar. Otto Apelt wies 1924darauf hin, dass nach Zitaten aus den Noctes Atticae desGellius ursprünglich noch weitere Briefe existierten.[79]

1.7 Todeserwartung auf stoische Weise

Senecas Leben endete mit der von Nero befoh-lenen Selbsttötung. Der politische Hintergrund wardie Pisonische Verschwörung gegen Neros zunehmenddespotisches Regiment. Fuhrmann sieht Seneca dabeizwar nicht unmittelbar beteiligt, aber doch in der Rolledes geistigen Wegbereiters.[80]

Der verbreiteten politischen Unzufriedenheit mit KaiserNero, auch im Senatorenstand, gab Seneca in seinemWerkÜberWohltatenAusdruck. Dort heißt es in Anspie-lung auf Nero:

„Wenn er nicht aus Zorn, sondern in einemgewissen Wutrausch rast, wenn er vor den Au-gen der Eltern Kinder erwürgt, wenn er miteinfachem Töten nicht zufrieden, Foltern an-wendet, […] wenn seine Burg stets von fri-schem Blut trieft, dann reicht es nicht aus, die-semMenschen eineWohltat nicht zu vergelten.Was immer ihn mit mir verbunden hatte, dashat die aufgehobene Gemeinsamkeit mensch-licher Rechtsgrundsätze getrennt.“[81]

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8 1 LEBEN UND WERK

Senecas Tod in der Schedelschen Weltchronik

Der lange geplante und mehrfach verschobene Mordan-schlag auf Nero wurde kurz vor seiner Ausführung ver-raten. Durch Zusicherung von Straflosigkeit für die Ko-operationsbereiten gelang es dem Kaiser, eine breite De-nunziationswelle auszulösen, zu deren zahlreichen Op-fern auch Seneca gehörte. Die Lage, in die er dadurchgeriet, traf ihn jedoch nicht unvorbereitet, da die Vor-bereitung auf den eigenen Tod ein zentrales Thema derstoischen Lebenskunst darstellt:[82]

„Es gibt nur eine Kette, die uns gefesselthält, nämlich die Liebe zum Leben.Wir dürfensie nicht von uns weisen, aber wir müssen ihrenDruck mindern, damit uns unter dem Druckder Umstände nichts zurückhalte und hinderebereit zu sein, unverzüglich das zu tun, was ein-mal doch geschehen muss.“[83]

Senecas fragiler Gesundheitszustand hatte ihn schon injungen Jahren dem Tod nahe gebracht. Über seine Atem-not äußerte er: „Der Anfall […] aber ist ein Ringen mitdem Tode. Daher nennen die Ärzte das Leiden ‚eine Vor-übung auf das Sterben‘.“[84] Seine stoische philosophi-sche Ausrichtung hatte ihm den Weg damit umzugehengewiesen: „Lass Dir von mir sagen: ich werde vor demletzten Augenblick nicht zittern, ich bin schon bereit, ichrechne nie mit einem ganzen Tag, den ich etwa noch zuleben hätte.“[85]

Der Tod und die Bekämpfung der Todesfurcht waren zu-letzt zu einem besonders wichtigen und stets wiederkeh-renden Thema in den Briefen an Lucilius geworden.[86]Es war wohl die ganz bewusst ins Zentrum gerückte letztelebenspraktische Bewährung für Seneca: „Vor dem Ein-tritt ins Greisenalter war es mein Bestreben, in Ehren zuleben, nun, da es da ist, in Ehren zu sterben.“[87]

Schon im 4. Brief an Lucilius hatte Seneca einen rigoro-sen Standpunkt eingenommen: Nicht das Leben betrach-tete er als Gut, sondern nur das sittlich reine Leben. Überden Weisen, der unter anhaltenden schweren Störungender Gemütsruhe litt, schrieb er:

„Dann wirft er die Fessel von sich, und ertut das nicht bloß in der äußersten Not; sondernsobald das Schicksal anfängt, ihm verdächtigzu werden, geht er gewissenhaft mit sich zu Ra-te, ob er sofort ein Ende machen soll.“[88]

Eingehend setzte Seneca sich im 70. Brief an Lucilius mitdiesem Problem auseinander, indem er u. a. jene Philo-sophen kritisierte, die Suizid zur Sünde erklärten: „Werso spricht, sieht nicht, dass er der Freiheit den Weg ver-sperrt. Wie hätte das ewige Gesetz besser verfahren kön-nen, als uns nur einen Eingang ins Leben zu geben, aberviele Ausgänge?“[89] Man könne keine allgemein gülti-ge Antwort darauf geben, ob im Einzelfall der Tod er-wartet oder selbst herbeigeführt werden sollte: „Denn esgibt viele Gründe, die uns zu einer von beiden möglichenEntscheidungen bewegen können. Wenn die eine Todes-art mit Folterqualen verbunden ist, die andere einfachund leicht, warum sollte ich mich nicht an die letzterehalten?“[90]

Senecas aus häufiger intensiver Befassung mit Sterbenund Tod gewonnene Schlussfolgerung in diesem 70. Briefan Lucilius lautete:

„Für das Leben muß jeder auch Rücksichtnehmen auf die Billigung anderer, den Tod be-stimme er ganz nach eigener Wahl; je mehrnach unserer Neigung, desto besser.“[91]

La mort de Sénèque, Historiengemälde aus dem Jahr 1684 vonLuca Giordano, heute im Louvre

Nero inszenierte die Abrechnung mit seinem Mentor alszweistufigen Prozess. Nachdem Seneca denunziert wor-den war, schickte der Kaiser einen höheren Offizier zuihm, damit er sich über seine Beziehung zu Piso äußere.

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9

Seneca bestätigte den ausgesprochenen Verdacht nicht,bekam aber dennoch wenig später durch einen anderenBoten die Aufforderung zur Selbsttötung zugestellt. Erwollte sich Tafeln bringen lassen, um sein Testament zuverfassen. Dies wurde ihm jedoch verwehrt. Daraufhinvermachte er seinen Freunden als Einziges, aber zugleichSchönstes – wie er es ausdrückte – das „Bild seines Le-bens“ (imago vitae).Der Philosoph war sich dessen bewusst, dass der Tod je-derzeit und an jedem Ort gegenwärtig ist.

„Niemanden hat das Schicksal so empor-gehoben, dass es sich ihm nicht ebenso oft inseiner bedrohlichen Gestalt gezeigt hätte wie inseiner Gunst. Traue nicht dieser Windstille: einAugenblick genügt, um dasMeer aufzuwühlen.An demselben Tag, wo die Schiffe noch um dieWette fuhren, wurden sie von den Wellen ver-schlungen. Sei gefasst darauf, dass ein Räuber,dass ein Feind dir das Schwert an die Gurgelsetzt.“[92]

Tacitus schildert in seinen Annalen[93] das Sterben Se-necas als Tod eines Weisen nach dem Vorbild des Sokra-tes, dessen Tod in Platons Phaidon ausgemalt wird. Dem-nach soll Seneca die Selbsttötung erst beim dritten Ver-such gelungen sein: Zunächst habe er sich die Pulsadernund weitere Arterien an den Beinen geöffnet, dann soller wie Sokrates einen Schierlingsbecher getrunken habenund sei schließlich in einem Dampfbad erstickt. SeineFrau Pompeia Paulina, die sich im Fortgang des quäleri-schen Prozesses auf Senecas Bitte in einen anderen Raumhatte bringen lassen, machte ebenfalls einen Versuch derSelbsttötung. Doch ließ Nero angeblich die bereits geöff-neten Pulsadern wieder verbinden, sodass sie ihren Gat-ten noch einige Jahre überlebte.[94]

2 Der Philosoph

Seneca verstand sich als Philosoph, der die Lehren derStoa weiterführte, auf diesem Boden eigene philosophi-sche Erkenntnisse zeitgemäß formulierte und für lebens-langes Lernen plädierte. Er hatte bei der Niederschriftseiner Werke zumeist konkrete Personen als Empfängervor Augen, auf deren Verhalten und Leben er einwirkenwollte, so z. B. seinen Freund Annaeus Serenus, der unterLebenszweifeln litt.Aus neuzeitlicher Perspektive ist manchmal in Zwei-fel gezogen worden, ob Seneca überhaupt ein Philo-soph gewesen ist.[95] Aufgrund seiner leichten Lesbar-keit und seiner Konzentration auf alltagsbezogene Fra-gen der Ethik – die Probleme der Logik behandelte ergar nicht, die Naturphilosophie lediglich in den Naturalesquaestiones, ohne dabei an die philosophischen Traditio-nen anzuknüpfen – wird er häufig als Popularphilosophbezeichnet.[96][97]

Zeichnung einer seinerzeit für Seneca gehaltenen Büste von LucasVorsterman

Seneca selbst hat zu seinen Intentionen eine Vielzahl klä-render Hinweise in seinem Schrifttum hinterlassen, so z.B. im 64. Brief an Lucilius:

„Daher verehre ich die Ergebnisse derWeisheit und ihre Entdecker. Gerne nähereich mich ihnen gleichsam als dem Erbe vie-ler Menschen. Sie wurden für mich erworbenund für mich ausgearbeitet. Aber wir solltenals guter Familienvater auftreten und das Emp-fangene vermehren. Ein größeres Erbe soll vonmir auf meine Nachfolger übergehen. Es bleibtnoch viel Arbeit, und es wird auch immer sosein, und auch dem, der nach unzähligen Ge-nerationen geboren wird, ist nicht die Möglich-keit genommen, noch etwas zu ergänzen. Dochselbst wenn alles schon von Früheren gefun-den wurde, so wird eines doch immer neu sein,nämlich die konkrete Anwendung und zeitge-mäße Nutzung dessen, was andere gefundenhaben.“[98]

Bedeutung und Nutzen seines Philosophierens beschriebSeneca im 90. Brief so:

„Unser Leben, mein Lucilius, ist unzwei-felhaft ein Geschenk der Götter, das ehrbareLeben ein Geschenk der Philosophie. Es könn-te also als bewiesen gelten, dass wir ihr mehr

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10 2 DER PHILOSOPH

verdanken als den Göttern, wie ja auch das ehr-bare Leben gegenüber dem Leben an sich hö-herwertig ist, wenn die Philosophie selbst unsnicht von den Göttern verliehen wäre. […] Ih-re einzige Aufgabe ist es, im göttlichen undmenschlichen Bereich die Wahrheit zu finden.An ihrer Seite stehen stets Götterverehrung,Pflichterfüllung und Gerechtigkeit sowie dasübrige Gefolge der Tugenden, die eng mitein-ander verbunden sind. Sie lehrt, Göttliches zuverehren und die Welt der Menschen zu lieben;dass die Götter herrschen und dieMenschen imSchicksal verbunden sind.“[99]

„Die Philosophie“, heißt es im 16. Brief, „ist unserePflicht und muss uns schützen, gleich ob das Schicksaluns durch sein unerbittliches Gesetz determiniert, ob einGott aus seinem Willen das Weltganze angeordnet hatoder ob der Zufall die Handlungen der Menschen chao-tisch in ständige Bewegung setzt.“[100]

Die Betonung liegt bei Seneca häufig auf der praktischentugendhaften Lebensführung, die nicht jedermann errei-chen kann. Vielfach stellt er das Philosophieren in diesemSinne dem Trachten und Treiben der Masse des Volkesgegenüber und unterstreicht den Wert der eigenen Ar-gumente gerade durch diese Abgrenzung. Dafür ist sei-ne Schrift Von der Kürze des Lebens ein Beispiel. Nichtwohl gesetzte Worte, sondern Taten sind demnach ent-scheidend:

„Die Philosophie ist keine Kunstfertigkeit,die man dem Volk präsentiert oder die sichüberhaupt zum Vorzeigen eignet, sie beruhtnicht auf Worten, sondern auf Taten. Auchwendet man sich ihr nicht zu, um mit angeneh-mer Unterhaltung den Tag zu verbringen, umdie Freizeit vom Makel der Langeweile zu be-freien. Sie formt und bildet den Geist, sie ord-net das Leben, bestimmt unsere Handlungen;sie zeigt, was zu tun und zu lassen ist.“[101]

Auch kurz vor seinem Lebensende macht er diese Auf-fassung noch einmal deutlich:

„Ich nehme Vorlesungen bei einem Philo-sophen. Schon seit fünf Tagen gehe ich in sei-ne Lehranstalt und höre ab der achten Stun-de seinen Vortrag. […] Man muß so langelernen, als man unwissend ist – also ein Le-ben lang, wenn wir dem Sprichwort glauben.Daraus ergibt sich zwingend der folgende Ge-danke: Man muss ein Leben lang lernen, wieman das Leben gestalten soll. […] Ich zeigedurch mein Beispiel, dass man auch im Al-ter noch zu lernen hat. Wie du weißt, führtmein Weg zum Haus des Metronax am Thea-ter von Neapel vorbei. Dort ist es erdrückend

voll, und mit lautstarker Begeisterung werdenMeinungen über die Qualität eines Flötenspie-lers diskutiert: auch griechische Trompeter undAusrufer haben großen Zulauf. Aber in demRaum, in dem man die menschliche Ethik er-forscht, […] haben nur die wenigsten Platzgenommen….“[102]

2.1 Stoiker eigener Art

NebenMark Aurel und Epiktet zählt Seneca zu den wich-tigsten Vertretern der jüngeren Stoa. Als Seneca gebo-ren wurde, existierten die Lehren dieser Athener Philo-sophenschule bereits 300 Jahre. Vom 2. Jahrhundert v.Chr. an hatten sie verstärkt Einzug in führende Kreise derRömischen Republik gehalten, da sie sich als gut verträg-lich mit deren elitärer Bindung an das Gemeinwohl er-wiesen. Daneben hatten aber auch andere philosophischeSchulen und die Volksfrömmigkeit ihre Anhänger.Für Einflüsse anderer philosophischer Schulen war Se-neca offen und übernahm manches davon in sein Den-ken, ohne an seiner Grundeinstellung Zweifel zuzulassen.In ausdrücklicher Abgrenzung von anderen philosophi-schen Richtungen, denen er Weichlichkeit nachsagte, be-tonte er, den Stoikern komme es nicht darauf an, dass derWeg reizvoll-angenehm sei, „sondern dass er uns mög-lichst bald befreie und zu einem hohen Gipfel führe, derweit genug aus der Reichweite von Speeren liegt, um demSchicksal entronnen zu sein.“[103]

Auf dem von Seneca gemeinten Gipfel erlangt der in zä-her Entschlossenheit Aufgestiegene den unerschütterli-chen Seelenfrieden, der zugleich ein Frieden mit Naturund kosmischer Ordnung ist. „Das höchste Gut ist dieHarmonie der Seele.“[104] Zur Seelenruhe führen kannnur die Vernunft, die von Seneca als „Teil des göttlichenGeistes, versenkt in den menschlichen Körper“ bezeich-net wird.[105]

Nur die Vernunft kann die Affekte kontrollieren, derenBeherrschung der stoischen Lehre gemäß den Weg zumhöchsten Gut ebnet. Nur sie kann den Philosophen zuder Erkenntnis führen, dass die Lebenszeit begrenzt ist,dass alle Menschen vor dem Tod gleich sind und dass derWeise seine kurze Zeit in Gelassenheit und Frieden mitder Mehrung des Gemeinwohls und des philosophischenWissens zubringen soll.Senecas frühe philosophische Auseinandersetzung mitdem als größte emotionale Herausforderung angesehenenZorn zielt auf diesen Zusammenhang:

„Was zürnst du deinem Sklaven, Herrn,König oder Klienten? Warte nur etwas und,siehe, es kommt der Tod, der euch gleich-macht. […] Wir sollten die wenige Zeit, dieuns bleibt, lieber in Ruhe und Frieden verbrin-gen. Niemandem soll unser Leichnam verhasstsein.“[106]

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2.2 Lehrer individueller Tugend, gemeinnützigen Engagements und weltbürgerlicher Orientierung 11

Ebenso müssen andere Affekte und Leidenschaften wieLust, Unlust, Begierde und Furcht überwunden werden.Vernunftbedingte Gelassenheit ist folglich die obersteTugend des Stoikers. Wiederholt bekennt sich Seneca zuder philosophischen Tradition, in der er steht. Deren Leh-ren an veränderte Umstände anzupassen, begreift er alswichtige Aufgabe.

„Soll ich etwa nicht den Spuren der Vor-gänger folgen? Wahrlich, ich werde den altenWeg einschlagen; finde ich aber einen geeig-neteren und ebeneren, so werde ich mich andiesen halten. Die Menschen, die vor uns dieseLehren aufbrachten, sind nicht unsere Gebie-ter, sondern unsere Wegweiser. Die Wahrheitsteht allen offen, sie ist nicht vergeben. Künf-tigen Generationen wird noch ein großer Teilihrer Erforschung überlassen sein.“[107]

2.2 Lehrer individueller Tugend, gemein-nützigen Engagements und weltbür-gerlicher Orientierung

Wie die späte Stoa überhaupt, befasste sich Seneca vor-nehmlich mit Fragen der rechten Lebensführung, insbe-sondere mit der Ethik. Als höchstes Gut galt auch ihmdie Tugend, unabdingbare Grundlage und Begleiterschei-nung der heiteren Gelassenheit und der Seelenruhe, derstoischen Inbegriffe menschlichen Glücks.

„Du kannst ja sagen: das höchste Gut istdas ethische Handeln. […] Die Tugend kannaber nicht größer oder kleiner werden; sie istvon immer gleicher Gestalt.“[108]

Das Glück habe nichts mit Reichtum oder dem Urteil derMenschen zu tun, sondern sei geistiger Natur. Der Glück-liche verachte, was allgemein bewundert wird, „kenntkeinen, mit dem er tauschen möchte“ und „beurteilt einenMenschen nur nach seinem menschlichen Wert“.[109] DieMenschen sollen ein Leben nach den Gesetzen der Naturführen und dabei unterscheiden zwischen dem, was un-abwendbar ist, und den Dingen, auf die der Mensch Ein-fluss nehmen kann. Außerdem forderte Seneca dazu auf,sich aktiv am politischen Leben zu beteiligen, selbstlossoziale Aufgaben zu übernehmen und Freundschaften zupflegen:

„Es kann niemand ethisch verantwortungs-voll leben, der nur an sich denkt und alles sei-nem persönlichen Vorteil unterstellt. Du musstfür den anderen leben, wenn du für dich selbstleben willst. Wenn diese Verbindung gewissen-haft und als heiliges Gut gepflegt wird – dieuns als Menschen den Menschen gesellt unddie zeigt, dass es ein gemeinsames Mensch-recht gibt –, so trägt sie besonders dazu bei,

den genannten Bund, also die Freundschaft, zufördern.“[110]

Andererseits betonte er aber auch die Doppelgleisigkeitder menschlichen Anlagen: „Man muß dennoch beidesmiteinander verbinden und abwechseln – Einsamkeit undGeselligkeit. Jene verursacht in uns Sehnsucht nach Men-schen, diese nach uns selber, und es dürfte die eine deranderen Heilmittel sein: den Haß auf die Masse heilt dieEinsamkeit, den Verdruß gegenüber der Einsamkeit dieMasse.“[111]

Den gesellschaftlichen Statusunterschieden setz-te Seneca eine ursprüngliche menschenrechtlicheGleichheitsvorstellung an die Seite:

„Dieselben Anfänge haben alle Menschen,denselben Ursprung; niemand ist vornehmerals ein anderer, außer wenn er sich durch eineaufrechte und aufgrund guter Charaktereigen-schaften bessere Gesinnung auszeichnet.“[112]

Sich auf Platon berufend, betonte er den Zufall der ge-sellschaftlichen Position und die Bedeutung der eigenengeistigen Bemühungen.

„Platon sagt, es gebe keinen König, dernicht von Sklaven, und keinen Sklaven, dernicht von Königen abstamme. Der Wechselder Zeit hat all dies durcheinander geworfenund das Schicksal hat alles mehrfach umge-kehrt. […] Der Verstand verleiht den vorneh-men Rang, und er kann sich aus jeder Lebens-lage über das Schicksal erheben.“[113]

Ein glückliches Leben, meinte Seneca, könne nur derje-nige führen, der nicht nur an sich selbst denke und allesseinem Vorteil unterordne. Glück spende die Fähigkeitzur Freundschaft mit sich selbst und anderen. Allerdingstadelte Seneca Freunde wegen Fehlverhaltens und Unein-sichtigkeit auch. So äußerte er in einem Brief an Lucili-us über den gemeinsamen Freund Marcellinus: „Er be-sucht uns nur selten und zwar deshalb, weil er die Wahr-heit nicht hören möchte. Diese Gefahr besteht für ihn al-lerdings nicht mehr. Denn davon reden sollte man nurmit jenen, die auch zuzuhören bereit sind.“[114] Im sel-ben Brief fährt er fort: „Ich gebe unseren gemeinsamenFreund Marcellinus noch nicht völlig verloren. Er kannnoch immer gerettet werden, allerdings nur, wenn manihm schnell die Hand reicht. Dabei könnte es jedoch pas-sieren, dass er denjenigen, der ihm die Hand reicht, mitsich fortreißt. Er besitzt große Geistesgaben, leider miteinem Hang zum Schlechten verbunden….“[115]

Seneca hebt die Bedeutung der Freigiebigkeit hervor:„Geben wir so, wie wir selbst empfangenmöchten: vor al-lem gern, rasch und ohne jedes Zögern.“ Zwar könnemanalsWohltäter bei seinenMitmenschen an die Falschen ge-raten, doch treffe es ein andermal die Richtigen:[116]

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12 2 DER PHILOSOPH

Seneca zwischen Platon und Aristoteles, Buchmalerei in einemManuskript philosophischer Auswahltexte aus dem 14. Jahrhun-dert

„Schon bald würde das Leben in langweili-gemMüßiggang erstarren, wenn man die Handschnell zurückzieht von allem, was einemmiss-fällt. […] Denn man übt sich nicht im Hinblickauf möglichen Vorteil: richtig zu handeln, istLohn für sich.“[117]

Dabei redete er aber nicht einer Mitleidsethik das Wort,wie sie etwa gleichzeitig die frühen Christen verbreiteten.Mitleid lehnte er als „benachbart dem Leiden“ explizit ab,da es das Ziel seines Philosophierens, die abgeklärte See-lenruhe, nur störe:

„Mitleid ist ein seelisches Leiden wegendes Anblicks fremden Elends oder Trauer aufGrund fremden Unglücks. […] Seelenleid aberbefällt einen weisen Mann nicht.“[118]

Der stoische Weise kann nach Seneca durch das Verhal-ten anderer in seiner souveränen Seelenruhe nicht behin-dert werden, wird in dieser Hinsicht also gewissermaßenunverletzlich:

„Nur schlechte Menschen begehen Un-recht an gutenMenschen. Die Guten haben un-tereinander Frieden.“[119]

Im 90. Brief an Lucilius unterscheidet Seneca zwischeneiner Art Naturzustand und dem vorgefundenen entwick-lungsgeschichtlichen Zustand der Gesellschaft: „Die Ver-bundenheit unter den Menschen blieb eine Zeit lang un-verletzt, bis die Habgier den Bund zerriss und auch de-nen, die sie bereicherte, zur Ursache ihrer Armut wurde.Denn Menschen besitzen nicht mehr das Ganze, solangesie Teile davon als ihr Eigentum betrachten. Die erstenMenschen und ihre Nachkommen folgten dagegen un-verdorben der Natur.“[120] Die Führungsfunktionen fie-len demnach ebenso natürlich den aufgrund ihrer geisti-gen Bedeutung dafür Geeignetsten zu. Denn unangreifba-re Autorität besitze nur der, „welcher seine Macht ganz inden Dienst der Pflicht stellt“.[120]

In geschichtlicher Zeit lenkt Seneca den Blick auf das In-dividuum, indem er bezüglich der vier Kardinaltugendenunterstreicht: „Bei den Menschen der Vorzeit gab es nochnicht Gerechtigkeit, Einsicht, Mäßigung oder Tapferkeit.Ihr noch bildungsloses Leben zeigte gewisse Ähnlich-keiten zu all diesen Tugenden; doch die Tugend selbstwird nur einem unterwiesenen und gelehrten Verstand zu-teil, der durch beständige Übung zur höchsten Einsichtgelangt ist.“[121] Jenes Goldene Zeitalter der Mensch-heit unter der unangefochtenen Herrschaft der Weisen,das Seneca im 90. Brief teilweise den Vorstellungen desPoseidonios nachgezeichnet hat, mündete dieser Vorstel-lung nach schließlich in den historischen Prozess derAntike, der Seneca bis zu den Anfängen des Prinzipatsgeläufig war: „Aber als sich die Laster langsam einschli-chen und sich so die Monarchie zur Tyrannis wandelte,wurden erstmals Gesetze notwendig, welche anfänglichnoch von den Weisen gegeben wurden.“[122] In diesemZusammenhang erwähnt er Athens Gesetzgeber Solonund für Sparta Lykurg.[122]

Das Verhältnis des Philosophen zu den politisch Herr-schenden betrachtete Seneca als jemand, der dieses Feldsowohl in gestaltender als auch in leidender Rolle kennengelernt hatte:

„Mir scheint im Irrtum zu sein, wer meint,treue Anhänger der Philosophie seien einge-bildete Querköpfe, sie verachteten Behörden,Herrscher und die Verwalter des Staates. ImGegenteil sind die Philosophen jenen dankbarwie niemand sonst, und dies mit Recht. Dennniemandem erweisen die Hüter der staatlichenOrdnung einen größeren Dienst als denen, dieungestört geistiger Beschäftigung nachgehenkönnen.“[123]

Die Wohltat des Friedens durch die politische Führungdes Herrschers erstreckt sich Seneca zufolge zwar auf alleMenschen, „wird aber tiefer von denen empfunden, dieeinen lobwürdigen Gebrauch davon machen.“[124]

Die Bürger sollen am politischen Leben teilnehmen, auchwenn sie nur geringen Einfluss auf die Ergebnisse nehmenkönnen. „Der Einsatz eines engagierten Bürgers ist nie-

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2.3 Haltung zu Frauen und Sklaven in der römischen Gesellschaft 13

mals nutzlos: Er ist allein schon nützlich, wenn man ihmzuhört oder ihn auch nur sieht, durch seinen Gesichtsaus-druck, seine Gestik, seine stumme Anteilnahme, ja alleindurch seinen Auftritt.“[125] Dabei bezog er sich nicht nurauf das eigene Staatswesen, sondern bezeichnete sich imSinne der Stoa als Weltbürger mit der Aufgabe, die Tu-gend weltweit zu verbreiten.

„Daher sind wir Stoiker […] nicht aufdie Mauern einer einzigen Stadt beschränkt,sondern stehen im Austausch mit dem ge-samten Erdkreis und erkennen in der ganzenWelt unser Vaterland: So wollen wir für unse-re sittlichen Bestrebungen ein größeres Betäti-gungsfeld gewinnen.“[126]

2.3 Haltung zu Frauen und Sklaven in derrömischen Gesellschaft

Manches in Senecas philosophischen Schriften passtnach Villy Sørensen zum Horizont der städtischen westli-chen Gegenwartszivilisation.[127] Andererseits lassen sei-ne Äußerungen öfters die spezifischen Prägungen der an-tiken Kultur erkennen, der er angehörte: “Missgeburtenlöschen wir aus, Kinder auch, wenn sie schwächlich undmissgestaltet geboren worden sind, ertränken wir; undnicht Zorn, sondern Vernunft ist es, vom Gesunden Un-taugliches zu sondern.”[128]

Die Haltung Senecas gegenüber dem anderen Geschlechtwar ambivalent. Der geistigen Hauptströmung seiner Zeitentsprechend bezeichnete Seneca Frauen als minderwer-tig. Dabei ging er so weit, sie – wenn sie ohne Bildung wa-ren – mit Tieren auf eine Stufe zu stellen. „Manche sindvon solchem Irrsinn befallen, dass sie glauben, sie könn-ten durch eine Frau Herabsetzung erfahren. Was spielt esschon für eine Rolle, wie schön sie ist, wie viele Sänf-tenträger sie hat, welcher Art ihr Ohrschmuck oder wiebequem ihr Tragsessel ist? Sie ist ein immer gleich unver-nünftiges Geschöpf, und wenn sie nicht über Kenntnisseund Bildung verfügt, nichts als ein wildes Tier, seiner Be-gierden nicht mächtig.“[129] Von diesem Ansatz her wirdauch der Zorn als eine „weibische und kindische Schwä-che“ klassifiziert, die aber auch Männer befalle: “Dennauch Männern wohnt kindische und weibische Veranla-gung inne.”[130]

Während an dieser Stelle die abwertende Tendenz gegen-über Frauen klar überwiegt, geht Seneca in seinen Trost-schriften an ihm vertraute Frauen von gemeinsamen An-lagen beider Geschlechter aus. In diesen Trostschriften,die er für Marcia und für seine Mutter verfasst hat, zeigter sich deutlich weniger misogyn. So schrieb er an Mar-cia:

„Wer sollte denn gesagt haben, dass die Na-tur bei der geistigen Ausstattung von Frauenbösartig verfahren sei und ihre Vorzüge eng be-

schränkt habe? Glaube mir, sie haben die glei-che Kraft, die gleiche Fähigkeit zum sittlichGuten, wenn sie nur wollen; Schmerz und An-strengung ertragen sie genauso gut, wenn sie esnur gewohnt sind.“[131]

Und in der Trostschrift für seine Mutter Helvia nahm erexplizit gegen das von seinem Vater vertretene und in-nerfamiliär durchgesetzte herkömmliche Frauenbild Stel-lung:

„Ich wünschte, dass mein Vater, der vor-treffliche Mann, sich weniger an die Traditi-on der Vorfahren gehalten und vielmehr denWunsch gehabt hätte, dass du in den Lehrender Philosophie gründlich ausgebildet, nichtnur flüchtig eingeführt worden wärest. Dannbrauchtest du die Hilfen zum Ertragen deinesSchicksals nicht jetzt erst mühsam aufzubauen,sondern sie nur hervorzuholen. Er hat dir we-niger Freiheit für Studien gewährt, da es auchsolche Frauen gibt, die sie nicht mit dem ZielderWeisheit betreiben, sondern nur zur Befrie-digung ihrer Eitelkeit.“[132]

Damit erkennt Seneca zwar die Macht seines Vaters alspater familias an, über seine Mutter Entscheidungen zutreffen, bemängelt aber, dass er ihr den Zugang zu Bil-dung erschwerte und ihr wissenschaftliche Arbeit unter-sagte. Indirekt unterstützt er damit die Forderung nachFrauenbildung und erweist sich wiederum als Philosoph,der überkommene Denkschablonen verlässt.Wie die nachrangige Stellung der Frauen gehörten auchSklaverei und Sklavenhaltung zu den charakteristischenMerkmalen der antiken Gesellschaftsordnung. Rechtlichwaren Sklaven dem Sachbesitz gleichgestellt, über dender Besitzer nach Gutdünken verfügen konnte. SenecasEinstellung zu diesen auch zu seiner Zeit noch nahezuRechtlosen war von humaner Zuwendung bestimmt.

„Ich will mich nicht auf ein unerschöpfli-ches Thema einlassen und die Behandlung derSklaven diskutieren, denen gegenüber wir soarrogant, grausam und herablassend sind. Dochkurz zusammengefasst lautet meine Lehre fol-gendermaßen: Du sollst mit deinem Unterge-benen so leben, wie du wünschst, dass deinVorgesetzter mit dir lebe. […] Sei gütig undhöflich zu deinem Sklaven, beziehe ihn in dieUnterhaltung ein, gib ihm Zutritt zu deinen Be-sprechungen und Gelagen. […] Einige mögendeine Tischgenossen sein, weil sie dessen wür-dig sind, doch andere sollten es noch werden.Denn sofern sie aufgrund ihres rohen Umgangsnoch das Verhalten von Sklaven zeigen, wirddas Tischgespräch mit Gebildeteren sie die-ses Verhalten ablegen lassen. Es stimmt nicht,

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14 2 DER PHILOSOPH

lieber Lucilius, dass du nach einem Freundbloß auf dem Forum oder in der Kurie su-chen kannst; wenn du sorgfältig und aufmerk-sam bist, wirst du ihn auch in deinem Hausfinden. Guter Stoff bleibt oft ungenutzt, weilder Bildner fehlt. Versuche es, und du wirst eserleben.“[133]

Mit dieser Auffassung gehörte Seneca zu den wenigenDenkern der Antike, die sich kritisch mit der Sklavereiauseinandergesetzt haben. Diese Einstellung wurde vonder römischen Elite wohl nicht geteilt.[134]

2.4 Vordenker von Weisheit

Die ausdrückliche Bejahung der Schicksalsvorgaben undder individuelle Freiheitsanspruch gehen in Senecas Den-ken auf eigentümliche Weise zusammen. Als ein Übelsieht er jede Art von Abhängigkeit an, die die innere Frei-heit bedroht: „Die Freiheit geht zugrunde, wenn wir nichtalles verachten, was uns unter ein Joch beugen will.“[135]Das Lebensglück ergibt sich hingegen aus einer scheinbareinfachen Formel:

„Wer die Einsicht besitzt, ist auch maßvoll;wer maßvoll ist, auch gleichmütig; wer gleich-mütig ist, lässt sich nicht aus der Ruhe brin-gen; wer sich nicht aus der Ruhe bringen lässt,ist ohne Kummer; wer ohne Kummer ist, istglücklich: also ist der Einsichtige glücklich,und die Einsicht reicht aus für ein glücklichesLeben!“[136]

Dass die Formel in der Lebenspraxis selten ganz aufgehtund dass der Mensch eine diesbezüglich problematischeKonstitution hat, wird an anderen Stellen verdeutlicht:

„Ich mute dem Weisen nicht Übermensch-liches zu, ich behaupte nicht, dass er wie einFels ohne Gefühlsregung Schmerz abwehrt.Ich weiß, dass er aus zwei Teilen besteht:Der eine ist vernunftlos und kann somit ge-kränkt, gebrannt, und gequält werden; der an-dere ist vernünftig, ihm gehören unerschütter-liche Grundsätze an, er ist furchtlos und frei.Auf ihm beruht das höchste Gut desMenschen.Solange es nicht vollkommen ist, ist der Ver-stand haltlos und unruhig, doch ist es vollkom-men, kann der Verstand nicht mehr erschüttertwerden.“[137]

Seneca ringt mit der eigenen Unvollkommenheit: „Blei-ben wir also bei der Stange und lassen uns durch nichtsvon unserem Vorhaben abbringen! Was uns noch zu tunbleibt, ist mehr, als was wir bereits hinter uns haben; dochein Großteil des Fortschritts beruht darauf, den Willen

zum Fortschritt zu haben. Dessen aber bin ich mir gewiss:dass ich will, und zwar mit ganzer Seele.“[138]

Solches Bemühen umfasst auch die Unabhängigkeit desDenkens von der Meinung des Volkes. Er zitiert an die-ser Stelle Epikur: „Niemals habe ich dem Volk gefallenwollen. Denn was ich weiß, gilt dem Volk nichts, undwas dem Volk etwas gilt, das interessiert mich nicht.“[139]Darin, betont Seneca, seien sich alle bedeutenden phi-losophischen Schulen einig, ob Epikureer, Peripatetiker,Anhänger der Akademie, Stoiker oder Kyniker; und ervollzieht eine scharfe Abgrenzung gegenüber jedwedemPopulismus:

„Es sind verwerfliche Mittel, durch dieman die Gunst des Volkes gewinnt. Du musstdich diesen Leuten angleichen. Ihnen gefälltnur das, was sie kennen. […] Die ZuneigungNichtswürdiger kann nur durch nichtswürdigeMittel erlangt werden. Was wird also die viel-gepriesene und allen Künsten überlegene Phi-losophie uns dartun? Bestimmt, dass du lie-ber vor Dir selbst als vor dem Volk bestehenmagst, dass du deine Urteilsmaßstäbe nach ih-rem Wert bemisst und nicht an der allgemei-nen Zustimmungsrate ausrichtest, dass du ohneFurcht vor Göttern und Menschen lebst, dassdu die Übel überwindest oder ihnen ein Endemachst.“[140]

Worauf es Seneca im Verlauf des Lebens schließlich an-kommt, ist die Annäherung an das Ziel, die Unschuld desNeugeborenen mit den Mitteln der Vernunft und Einsichtzurückzugewinnen:

„Wir sind schlechter bei Eintritt des To-des als bei unserer Geburt. Die Schuld liegt anuns, nicht an der Natur; die Natur muss sichüber uns beschweren und sagen: ‚Was soll das?Ich habe euch ohne Begierden geschaffen, oh-ne Furcht, ohne Aberglauben, ohne Unredlich-keit und ohne die sonstigen Laster: wie ihr insLeben eintratet, so sollt ihr hinausgehen.‘ Derhat die Weisheit erlangt, der bei seinem Todgenauso sorgenlos ist wie bei der Geburt.“[141]

2.5 Gottesbegriff und Todesanschauung

Senecas Gottesbegriff ist komplex. Je nach Kontextspricht er von „Göttern“, dem „Göttlichen“ oder dem„Gott“. Hinsichtlich der Entwicklung des Individuumsschreibt er:

„Glaube mir, Lucilius, es wohnt in uns einheiliger Geist, der unsere schlechten und gu-ten Eigenschaften beobachtet und überwacht.Dieser verfährt mit uns ebenso wie wir mit

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ihm. Niemand ist ein wirklich guter Menschohne Gott. Oder könnte sich jemand ohne sei-ne Hilfe über das Schicksal erheben? Ihm ver-danken wir alle unsere großen und erhabenenEntschlüsse. […] Wie die Strahlen der Sonnezwar die Erde erreichen, aber noch ihrem Aus-gangspunkt angehören, so steht eine große, hei-lige Seele, die herabgesandt wurde, um uns dasGöttliche besser verstehen zu lassen, zwar mituns in Austausch, bleibt aber ihrem Ursprungs-ort verhaftet: von dort geht sie aus, hierherblickt sie und nimmt Einfluss, unter uns wirktsie gleichsam als höheres Wesen.“[142]

Der Weise schließlich steht für Seneca mit dem Göttli-chen in engster Beziehung:

„Für den Weisen ist seine Lebensdauerwie für die Gottheit die Ewigkeit. In einemPunkt übertrifft der Weise die Gottheit: wenndiese frei ist von Furcht, so verdankt sie esder Natur, der Weise verdankt es sich selbst.Wahrlich es will etwas heißen, die Schwä-che des Menschen mit der Unbesorgtheit derGottheit zu verbinden. Die Philosophie hat ei-ne unglaubliche Kraft, alle Gewalt des Zufallsaufzufangen.“[143]

ZumTod, der letztlich doch einenmarkantenUnterschiedsetzt zwischen dem Weisen im Sinne Senecas und demGöttlichen, hat Seneca nach Maßgabe der ihm geläufigenphilosophischen Überlieferung Spekulationen angestelltbzw. Raum dafür gelassen:[144] „Der Tod, was ist er? DasEnde oder ein Übergang. Ich fürchte beides nicht.“[145]Und im 70. Brief an Lucilius betont er wiederum das in-dividuelle Selbstverfügungsrecht in Bezug auf das eigeneLeben bis hin zu dessen Beendigung:

„Es ist ein Trost für uns Menschen, dassniemand unglücklich ist außer durch eigeneSchuld. Gefällt es dir, so lebe; gefällt es dirnicht, so kannst du wieder hingehen, woher dugekommen bist.“[146]

3 Der Dramatiker

Die Seneca zugeschriebenen Dramen sind die einzigenerhaltenen Tragödien der lateinischen Antike. Dabei han-delt es sich im Unterschied zu den klassischen grie-chischen Tragödien nicht um Handlungsdramen, son-dern um psychologische Dramen.[147] Das Bindeglied zuden philosophischen Schriften stellt nach Maurach Se-necas übergeordnetes Ziel der „Seelenleitung“ dar, dasihn in den Tragödien zum „Verfolger“ von Lastern, desWahns und der Selbstüberhebung mit theatralischen Mit-teln werden lässt: „Als ein solcher gestaltet er das Grau-

envolle, Allvernichtende, will erschüttern und erschre-cken vor dem, was der Mensch dem Menschen anzu-tun fähig ist“.[148] Änne Bäumer schreibt dazu: „DemDichterphilosophen eröffnet sich durch das Theater ei-ne Möglichkeit zur Breitenwirkung; der Zuschauer wirddurch gut formulierte Sentenzen und durch geschickteBühnenpsychologie beeinflusst, seine eigenen Affekte zubekämpfen.“ Der Schwerpunkt lag auf der Bekämpfungdes Zorns als seelischer Disposition, die durch Aggres-sivität in der Natur des Menschen liegt. Als weiteresHauptthema der Tragödien Senecas wird die Verurtei-lung des destruktiven Tyrannen angeführt.[149] Bei ein-zelnen Personen dieser Tragödien – am eindrucksvolls-ten an Clytaemnestra, der Hauptperson der Agamemno-Tragödie – lässt sich deutlich beobachten, wie genau Se-neca in Entsprechung zu den psychologischen Anschau-ungen der Stoa die Genese des furor, des durch keine Ra-tionalität mehr beeinflussbaren Entschlusses zum Verbre-chen, darstellt.[150]

Die meisten Forscher glauben heute, dass Seneca nichtals Autor der Octavia in Frage kommt, die ihm tradi-tionell zugeschrieben wird.[151] Es handelt sich dabei umdie einzige vollständig erhaltene Praetexta, eine Variationder griechischen Tragödie in römischem zeitgenössischenKontext. Die Handlung dreht sich um die Verstoßung vonNeros Frau Octavia zugunsten von Poppaea. Es erscheintunmöglich, dass dieser unverkennbar Nero-kritische Textzu Senecas Lebzeiten veröffentlicht werden konnte. Se-neca tritt selbst als Rollenfigur auf und wird aus der Per-spektive seiner späteren Opposition zu Nero dargestellt.Neben derOctaviawird auch derHercules Oetaeus als un-echt angesehen.[152]

Mehrheitlich wird vermutet, dass auch diemythologischen Tragödien auf Ereignisse und be-sonders auf Intrigen am Kaiserhof, vermutlich zurNerozeit, anspielen, etwa auf den Muttermord.[153]Ein Zusammenhang zur Philosophie Senecas ist auchdarin erkennbar, dass die Einordnung des Todes in dieindifferentia (die gleichgültigen Dinge, auf die es nachstoischer Lesart nicht ankommt) ein hervorstechendesMotiv darstellt. Dem gewidmet waren auch zeitgenös-sische Schriften senatorischer Kreise über heroischeTodesdarstellungen. In den Tragödien wird gelehrt, dassdie Ablehnung des Freitodes schlimmer zu ertragensein kann als dieser selbst. So verweigert der Held derTragödie Hercules Furens nach Raserei und grausamemVerwandtenmord den anschließenden Freitod als einedas Verbrechen nicht hinreichend sühnende Strafe.[154]Da die in der Weltliteratur nahezu beispiellos drastischeDarstellung extremer Gewalt teilweise der Beschrei-bung von Herrschergewalt in Senecas Schrift Über denZorn ähnelt, ist von einigen Experten eine Datierungin die Verbannungszeit unter Claudius vorgeschlagenworden.[155]

Ob die Stücke tatsächlich aufgeführt wurden – der Alt-philologe Manfred Fuhrmann hält es für möglich, dassNero und Seneca vor geladenen Gästen selbst als Dar-

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16 5 REZEPTION

steller auftraten[156] – oder ob es sich um bloße Lese-und Rezitationsdramen handelte, ist in der Forschungumstritten.[157] Maßgeblichen Einfluss hatten SenecasSchauspiele auf die tragischen Dramen der Renaissance,insbesondere im elisabethanischen England des 16. Jahr-hunderts.In der Gegenwart werden Seneca-Tragödien kaum aufder Bühne inszeniert. Die Thyestes-Tragödie, die durchihre besondere Grausamkeit hervorsticht – in ihrem Mit-telpunkt steht Thyestes’ Verspeisen der eigenen Kinder –hat allerdings in jüngster Zeit als Beispiel ästhetischer Ta-budurchbrechung verstärkt Aufmerksamkeit gefunden.So inszenierte das Stuttgarter Schauspielhaus 2002 denTyrannen-Stoff. In demselben Jahr legte Durs Grünbeineine Nachdichtung vor.[158]

4 Der Schriftsteller als Stilbildner

Nicht nur als Erneuerer einer auf die Lebenspraxis ge-richteten stoischen Ethik, sondern auch als Sprachsti-list hat Seneca Epoche gemacht. Das auffälligste Merk-mal des von ihm geprägten neuen Stils, der so genanntenSilbernen Latinität, war nach Fuhrmann die auf den Ef-fekt gerichtete Pointe:

„In Senecas Diktion triumphiert dasPathos; es herrscht dort in verschieden starkerIntensität, es fluktuiert in ständigen Crescendiund Decrescendi […] Alle psychischen Kräfte,der Verstand ebenso wie das Anschauungsver-mögen und die Emotionen, sollen mobilisiertwerden, auf daß sie übereinstimmend das eineverwirklichen, auf das es ankommt, das denErkenntnissen der Philosophie gewidmeteLeben.“[159]

Kaiser Caligula hat Senecas Redeweise als „Sand ohneKalk“ kritisiert, weil es ihr an dem für Cicero charak-teristischen Periodenbau gefehlt habe. Quintilian nenntseinen Stil „überwiegend schlecht und besonders dadurchhöchst bedenklich, dass er von Schwülstigkeit aufgebla-sen ist“,[160] attestiert aber deutlich Senecas Bekanntheitund würdigt dessen Gelehrsamkeit. Tacitus wiederum hatSeneca bescheinigt, den Geschmack der Jugend getroffenzu haben.[161]

Die Sentenz ist nach Maurach die „stilistische Urzelle“Senecas und eben nicht wie bei Cicero die Satzperiode.Dies deutet auf ein verändertes Wert- und Lebensgefühl:„Konzentration auf sich selbst, Vereinzelung, Verlust anweitgespannter Einordnung.“[162] Seneca wende sich so-wohl an den Intellekt mit den Mitteln der Darlegung,Klärung und Bewusstmachung als auch an die Emotion,wobei er hier u. a. das Antreiben, Beschämen, Bestäti-gen oder Korrigieren bis hin zum Begeistern und Hinauf-reißen anwende.[163]

Seneca selbst hat sich aber zu Cicero keineswegs inscharfem Gegensatz gesehen, sondern ihm ausdrück-lich Wertschätzung bekundet: „Lies den Cicero“, emp-fahl er Lucilius, „sein Stil ist einheitlich und elegant imSatzrhythmus.“[164] Inhaltsleere Effekthascherei und Ma-nipulation der Massen lehnte er ab:

„Ein Vortrag, dem es um die Wahrheitgeht, muss ungekünstelt und einfach sein; einVortrag, der das Volk anspricht, hat mit Wahr-heit nichts zu schaffen. Sein Ziel ist es, dieMasse zu beeinflussen und ungebildete Hö-rer im Sturm fortzureißen, er entzieht sich je-der prüfenden Beurteilung, verliert sich in alleWinde.“[165]

An anderer Stelle kritisiert er die überladene Ausdrucks-weise derer, die sich modischer Ausschweifung hingeben,und hebt die Notwendigkeit klarer und einfacher Rede alsAusdruck eines einfachen würdevollen Lebens hervor. Erzitiert ein griechisches Sprichwort, wonach desMenschenRedeweise seinem Leben gleicht, und bezieht es auf densittlichen Verfall des Gemeinwesens:

„Wie aber die Handlungsweise jedes Ein-zelnen seiner Ausdrucksweise ähnlich ist, sonähert sich das rhetorische Genre den allge-meinen Sitten an, wenn die Moral einer Stadtleidet und der Vergnügungssucht verfällt. Aus-schweifende Rhetorik ist dann Ausdruck derallgemeinen Zügellosigkeit.“[166]

Senecas stilbildende Wirkung hielt nicht lange vor, ob-wohl es zu einer bahnbrechenden Neuerung in der Folgegar nicht mehr kam. Vielmehr setzte in der Generationnach Seneca eine Rückbesinnung auf die Klassik nachdem Vorbild Ciceros ein und weitere Jahrzehnte daraufsogar die Wiederbelebung der Vorklassik zwischen 240und 80 v. Chr.[167] Aulus Gellius, dessen Auseinanderset-zung mit Senecas Stil im 2. Jahrhundert n.Chr. die letztefür die Antike überlieferte darstellt, bezeichnete ihn als„albernen und läppischen Menschen“ (Noctes Atticae 12,2). „Dies sind die letzten Worte“, so Fuhrmann, „die dasalte Rom über einen seiner Größten an die Nachwelt hatgelangen lassen.“[168]

5 Rezeption

Im 4. Jahrhundert tauchte ein, wie heute bekannt ist,gefälschter Briefwechsel mit demApostel Paulus auf, wasHieronymus dazu brachte, Seneca als einzigen heidni-schen Römer in seine Biographiensammlung De viris il-lustribus aufzunehmen. Auch seine Philosophie wurde indie Nähe des Christentums gerückt, da sie z. B. hinsicht-lich Schicksalsgehorsam bzw. Ergebung in den göttlichenWillen als individuelle Prüfung und Bewährung Paralle-len aufwies, wie auch bezüglich der Gewissensforschung

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und der mitmenschlichen Verbundenheit. Nicht erst Hier-onymus, sondern bereits die altkirchlichen SchriftstellerTertullian und Laktanz haben Seneca große Wertschät-zung entgegengebracht.Zu Senecas Nachwirken seit der Antike gibt es bis-her nur auf spezielle Aspekte oder einzelne Epo-chen gerichtete Untersuchungen, Zusammenstellungender verstreuten Literatur oder diesbezügliche summari-sche Betrachtungen.[169] ImMittelalter kam er wegen sei-ner Nähe zu manchen christlichen Lehrsätzen als Mo-ralphilosoph zur Geltung. Aber auch seine naturwis-senschaftlichen Untersuchungen (Quaestiones naturales)wurden studiert, so z. B. von Roger Bacon. In DantesGöttlicher Komödie ist Seneca berücksichtigt. Außerdemexistiert eine mittelalterliche Büste im Chorgestühl desUlmer Münsters.[170]

In der Renaissance waren es vor allem niederländi-sche Humanisten, die sich Seneca intensiv zuwendeten.Erasmus von Rotterdam brachte die erste textkritischeAusgabe von Senecas philosophischen Schriften heraus;Justus Lipsius wurde mit der an Seneca ausgerichtetenSchrift De constantia zum Mittelpunkt eines Neustoizis-mus. Sein Freund Peter Paul Rubens würdigte Seneca u.a. mit dem Bild Der sterbende Seneca. Auch den Schwei-zer Reformatoren Zwingli und Calvin war Seneca ei-ne Autorität. Montaignes Essais sind von Senecas Brie-fen an Lucilius wesentlich inspiriert. Auch die Begrün-der des modernen Völker- und Naturrechts, Hugo Groti-us und Samuel von Pufendorf, bezogen sich auf SenecasSchriften.[171]

Besondere Wertschätzung wurde Seneca von jeher inFrankreich entgegengebracht. Aus seinen Tragödienübernahm Corneille das rhetorische Gepräge der Spra-che und die Dialektik des Dialogs, Racine fügte aus ihnengar ganze Szenen in einige seiner Stücke ein.[172] AuchDiderot wurde in seinen späten Jahren zum LobrednerSenecas und meinte, dass er sich selbst viel Kummer hät-te ersparen können, wenn er Senecas Grundsätze früherangenommen hätte.[173]

Die Vertreter der neuhumanistischen deutschen Klas-sik mit ihrer Hochschätzung der Griechen auf Kostender Römer bewerteten zumeist auch Senecas Philoso-phie als eine bloß abgeleitete. Hegel schließlich fandbei Seneca „mehr Brast und Bombast moralischer Re-flexion als wahrhafte Gediegenheit“, während anderer-seits Schopenhauer Seneca sehr nahestand.[174] FriedrichNietzsche verachtete Seneca, dem er unterstellte, der phi-losophische Inhalt sei bei ihm sekundär gegenüber derpointierten Formulierung, weshalb er seine Schriften inder Fröhlichen Wissenschaft als „unausstehlich weisesLarifari“ abtat.[175]

Nach seiner kritischen Auseinandersetzung mit der neue-ren Seneca-Rezeption gelangt Sørensen zu dem Schluss,dass Seneca „sich als einer der ersten zum Fürsprecher ei-nes zweckbestimmten humanen Rechts machte, das nichtnur die Untat, sondern die gesamte Situation betrachtet.

Marmor-Büste von Seneca, anonyme Skulptur des 17. Jahrhun-derts, Museo del Prado

Büste Senecas im Ulmer Münster, um 1470

Das setzt gerade die Erkenntnis voraus, dass der Menschnicht vonNatur aus verderbt ist, und es setzt ebenfalls vor-aus, dass man selbst souverän ist: kurz, der Affekt kann

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18 6 SCHRIFTEN (AUSWAHL)

die Handlungen anderer entschuldigen, man kann sie je-doch nicht entschuldigen, wenn man sich selbst im Affektbefindet. Man kann die Handlungen anderer nur von de-ren Voraussetzungen her verstehen, versteht man jedochseine eigenen Handlungen nur von den Verhältnissen her,dann hat man sich aufgegeben.“[176]

Sørensen verweist auf eine Vielzahl von Aspekten in Se-necas philosophischen Schriften, die dem Erfahrungs-und Vorstellungshorizont insbesondere eines Stadtbe-wohners der westlichen Gegenwartszivilisation naheste-hen.

„Rom mit seiner Gigantomanie, seinemMangel an gemeinsamen geistigenWerten, sei-nem Reichtum und seiner Armut, seinem Le-bensgenuß und seinem Lebensüberdruß, sei-nem Verlangen nach Unterhaltung und Erlö-sung, seinem Individualismus und seiner Mas-senpsychose, dieses Rom ist der Präzedenz-fall unserer eigenen Großstadtzivilisation. Des-halb kann man Seneca zwar von unserer ei-genen Zeit her verstehen, möglicherweise be-greifen wir diese aber besser von der sei-nen her. Mit den Unterschieden werden auchdie Ähnlichkeiten zwischen damals und heutedeutlicher.“[127]

Moderne Statue Senecas in seinem Geburtsort Córdoba

6 Schriften (Auswahl)

• Apocolocyntosis (andere Titel: Divi Claudii apotheo-sis oder Iudus de morte Claudii) – die „Verkürbis-sung“ (Veräppelung) von Kaiser Claudius durch Se-neca

• Naturales quaestiones

• Dialoge (Zählung traditionell nach der Überliefe-rung im Codex Ambrosianus C 90, nicht chronolo-gisch)

• 1: De Providentia• 2: De Constantia Sapientis• 3–5: De Ira (drei Bücher)• 6: De Consolatione ad Marciam• 7: De Vita Beata („Vom glücklichen Leben“ /„Das glückliche Leben“)

• 8: De otio• 9: De Tranquillitate Animi („Über die Ausge-glichenheit der Seele“)

• 10:De Brevitate Vitae („Von der Kürze des Le-bens“) – Essay, der ausführt, dassman imHeu-te und nicht im Morgen leben soll, und dassdas Ziel des Lebens mehr Muße, nicht mehrArbeit ist

• 11: De Consolatione ad Polybium• 12: De Consolatione ad Helviam matrem

• De Clementia („Über die Güte“, an Nero)

• De Beneficiis

• Epistulae morales ad Lucilium – Sammlung von 124Briefen an Lucilius über die (spätstoische) Ethik

• Acht Tragödien

• Hercules Furens (Der wildgewordene Herku-les)

• Troades (Die Troerinnen)• Medea

• Phoenissae (Die Phönizischen Frauen)• Phaedra

• Agamemno (Agamemnon)• Thyestes

• Oedipus

• Zwei (fälschlich) ihm zugeschriebene Tragödien

• Hercules Oetaeus (Hercules auf Oeta, wahr-scheinlich unecht)

• Octavia (sicher unecht)

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7 Textausgaben/Übersetzungen• L. Annaei Senecae Philosophi Opera Omnia. Ad opti-morum librorum fidem accurate edita. Ed. stereotyp.C. Tauchnitiana. 4 Bde. Lipsiae Holtze 1911.

• Philosophische Schriften. Lateinisch und deutsch.Dialoge I-VI. Lateinischer Text von A. Bourge-ry und R. Waltz. Hrsg. von Manfred Rosenbach.Erster Band. Sonderausgabe nach der 5. Aufl. von1995. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darm-stadt 1999, ISBN 3-534-14165-2

• Philosophische Schriften. Hrsg. von Manfred Rosen-bach. Zweiter Band. 4. Aufl. Darmstadt 1993

• Philosophische Schriften. Erster Band. Dialoge. Dia-loge I-VI. Übersetzt, mit Einleitungen und Anmer-kungen versehen von Otto Apelt. Meiner, Hamburg1993, ISBN 3-7873-1129-7

• Philosophische Schriften. Zweiter Band. Dialoge.Dialoge VII-XII. Übersetzt, mit Einleitungen undAnmerkungen versehen von Otto Apelt. Meiner,Hamburg 1993, ISBN 3-7873-1129-7

• Philosophische Schriften. Dritter Band. Dialoge.Briefe an Lucilius. Erster Teil: Brief 1–81.Übersetzt,mit Einleitungen und Anmerkungen versehen vonOtto Apelt. Meiner, Hamburg 1993, ISBN 3-7873-1129-7

• Seneca Brevier. Übersetzt und herausgegeben vonUrsula Blank-Sangmeister. Reclam, Stuttgart 1996,ISBN 3-15-040032-5

• Sämtliche Tragödien. Lateinisch und deutsch. Band1: Herkules furens, Trojanerinnen, Medea, Phaedra,Octavia. Übersetzt und erläutert von Theodor Tho-mann. Zürich u. a., 1978 (2.A.)

• Sämtliche Tragödien. Lateinisch und deutsch. Band2: Ödipus, Thyestes, Agamemnon, Herkules aufdem Öta, Phönissen. Übersetzt und erläutert vonTheodor Thomann. Zürich u. a., 1969

• Handbuch des glücklichen Lebens. Übers. und hrsg.von Heinz Berthold, Anaconda, Köln 2005, ISBN3-938484-44-6.

• De vita beata. Vom glücklichen Leben. Latei-nisch/Deutsch. Übers. und hrsg. von Fritz-HeinerMutschler, Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-001849-8.

• De tranquillitate animi. Über die Ausgeglichenheitder Seele. Lateinisch/Deutsch. Übers. und hrsg. vonHeinz Gunermann, Reclam, Stuttgart 2002, ISBN3-15-001846-3.

• Moralische Briefe. Ins Deutsche übersetzt und aus-gewählt von Hermann Martin Endres, Goldmann,München 1960 (Goldmanns gelbe Taschenbücher;614).

8 Literatur• Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Ei-ne Biographie. A. Fest, Berlin 1997, ISBN 3-8286-0012-3 (Originalausgabe)

• Marion Giebel: Seneca. Rowohlt, Reinbek 1997,ISBN 3-499-50575-4.

• Eckard Lefèvre: Senecas Tragödien. Darmstadt1972.

• Gregor Maurach: Seneca. Leben und Werk. 4. Aufl.Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15000-7. (Sehr de-tailliert, bespricht Werk und Leben getrennt.)

• Gregor Maurach (Hrsg.): Seneca als Philosoph. 2.Aufl. Darmstadt 1987. (Sammlung von Aufsätzen.)

• Otto Rossbach: Annaeus (17). In: Paulys Realency-clopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE).Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 2240–2248.

• Gregor Maurach: Lucius Annaeus Seneca. In: Ders.:Geschichte der römischen Philosophie. 3. Aufl.Darmstadt 2006, S. 105–129, ISBN 3-534-19129-3.

• Marc Rozelaar: Seneca. Eine Gesamtdarstellung.Amsterdam 1976.

• Villy Sørensen: Seneca. Ein Humanist an Neros Hof.München 1984 (dän. Originalausgabe: Kopenhagen1977).

• Paul Veyne: Weisheit und Altruismus. Eine Einfüh-rung in die Philosophie Senecas. Frankfurt a.M.1993, ISBN 3-596-11473-X.

9 Weblinks

Wikisource: Lucius Annaeus Seneca – Quellenund Volltexte (Latein)

Wikisource: Seneca – Quellen und VolltexteCommons: Lucius Annaeus Seneca – Sammlung

von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Seneca d.J. – Zitate

• Literatur von und über Seneca im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek

• Claudius Strube: Artikel “Seneca” im UTB-Online-Wörterbuch Philosophie

• Senecas Werke in der Latin Library (lat.)

• Texte in der Bibliotheca Augustana (lat.)

• private Seite Lucius Annaeus Seneca – Leben undWerk

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20 10 ANMERKUNGEN

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10 Anmerkungen[1] Epistulae morales 21,5; zitiert nach Manfred Fuhrmann:

Seneca und Kaiser Nero. Eine Biographie. Berlin 1997, S.299; vgl. Maurach 2005, S. 174, Giebel, S. 112.

[2] Maurach 2005, S. 1.

[3] „Wir Stoiker behaupten nicht (negant nostri), der Wei-se werde in einem beliebigen Staatswesen eine Tätigkeitübernehmen …“ (Über die Muße VIII 1; zit. n. Rosen-bach (Hrsg.) 4. Aufl. 1993, 2. Bd., S. 97).

[4] „Ich will beweisen, daß die Stoiker gerade so denken;nicht, als hätte ich es mir zum Gesetz gemacht, mir nichtszu erlauben, was gegen ein Wort des Zenon oder Chry-sippus verstößt, sondern weil die Sache selbst mir erlaubt,ihrer Meinung beizutreten …“ (Von der Muße III 1; zit.n. Apelt (Hrsg.) 1993, Bd. 2, S. 51).

[5] De Providentia V 4.

[6] De tranquillitate animi V 4–5.

[7] Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Der Glaube derHellenen, 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesell-schaft, Darmstadt 1955, Bd. 2, S. 439; ähnlich die Urteilebei Ethelbert Stauffer, Christus und die Caesaren, 3. Auf-lage, Friedrich Wittig, Hamburg 1952, S. 150 f; GérardWalter, Nero, Atlantis, Zürich/Freiburg 1956, S. 143

[8] Tacitus, Annalen 13, 42.

[9] Hildegard Cancik: Untersuchungen zu Senecas epistulaemorales. Spudasmata 18, Hildesheim 1967, S. 78.

[10] Maurach 2005, S. 16; vgl. Fuhrmann, S. 10, Giebel, S. 7.

[11] Maurach 2005, S. 18.

[12] Fuhrmann, S. 20, weist darauf hin, dass Helvia aus dem-selben Geschlecht der Helvier stammte wie Ciceros Mut-ter.

[13] Apostelgeschichte 18,12–16

[14] Giebel, S. 10 und Manfred Fuhrmann: Seneca und KaiserNero. Eine Biographie. Berlin 1997, S. 22 f. Mela hatteden Dichter Lucan zum Sohn.

[15] Ausführlich dazu: Fuhrmann, S. 25–42.

[16] Maurach 2005, S. 19 f.

[17] Seneca, Epistulae morales ad Lucilium 108,17–21.

[18] Vom Zorn III XXXVI 3; zit. n. Apelt (Hrsg.) 1993, 1. Bd.,S. 193.

[19] Fuhrmann, S. 45 f.

[20] Auch hierfür gibt es kein gesichertes Datum; Maurach2005, S. 28, legt nahe, dass Seneca die Quaestur nicht vordem Jahre 35 bekleidet haben kann.

[21] Consolatio ad Marciam VIII 2.

[22] De Ira I, I 1.

[23] De Ira I, VIII 1.

[24] Vom Zorn II, I 4–5, S. 149.

[25] […] nec prosit rogasse, potius causae suae et prioribusfactis et bonis in futuram promissis donetur. (De Ira II,XXI 3).

[26] Cassius Dio (59, 19, 7 f.) berichtet u. a., dass Caligula einrhetorisch brillantes Plädoyer Senecas im Senat mit des-sen Todesurteil sanktionieren wollte, nicht duldend, dassaußer ihm selbst noch jemand zu glänzen wusste. Eine sei-ner Konkubinen habe ihm das wegen Senecas krankheits-bedingt ohnehin bevorstehendem Tod wieder ausgeredet;zur Historizität vgl. Miriam Griffin: Seneca. Oxford 1976,S. 53–57.

[27] Hier handelt es sich um Julia Livilla die Jüngere im Un-terschied zu Livilla.

[28] Julia Livilla war nach Caligulas Tod aus der Verbannung,in die sie ihr Bruder geschickt hatte, an den Hof zurückge-kehrt, wo sie noch in demselben Jahr mit der Unterschriftvon Claudius, ihrem Onkel, zum Tode verurteilt wurde(Giebel, S. 51).

[29] Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biogra-phie. Berlin 1997, S. 92 f.

[30] Trostschrift an die Mutter Helvia III 2–3; zit. n. Rosen-bach (Hrsg.) 4. Aufl. 1993, 2. Bd., S. 303.

[31] Trostschrift an die Mutter Helvia VI 7 – VII 7; zit. n. Ro-senbach (Hrsg.) 4. Aufl. 1993, 2. Bd., S. 311.

[32] Consolatio ad Helviam matrem XX 1.

[33] Maurach 2005, S. 75; Der Anlass für die Trostschrift war,dass Polybios vermutlich im Jahre 43 seinen jüngerenBruder verloren hatte.

[34] Consolatio ad Polybium XVIII 9.

[35] Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biogra-phie. Berlin 1997, S. 103.

[36] Ludwig Friedländer: Der Philosoph Seneca (1900). In:Maurach (Hrsg.), 2. Aufl. 1987, S. 106

[37] Sørensen, S. 122.

[38] Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biogra-phie. Berlin 1997, S. 163 f.

[39] Vgl. Sørensen, S. 116.

[40] De brevitate vitae II 1 f.

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[41] De brevitate vitae III 1.

[42] Über die Kürze des Lebens III 1; zit. n. Rosenbach (Hrsg.)4. Aufl. 1993, 2. Bd., S. 185.

[43] De brevitate vitae XIV 2.

[44] Fuhrmann, S. 170; zu den Tragödien S. 197 ff.; zur Fra-ge der Datierung gute und aktuelle Zusammenfassung beiS. Grewe: Die politische Bedeutung der Senecatragödien.Würzburg 2001, S. 8 f.; zur Zuschreibung bei Ch. Walde:Herculeus labor. Frankfurt am Main 1992, S. 1 f.

[45] Zit. n. Fuhrmann, S. 212.

[46] Louis Lewin, Die Gifte in der Weltgeschichte. Toxikologi-sche, allgemeinverständliche Untersuchungen der histori-schen Quellen. Berlin 1920, S. 193 f.

[47] Aurelius Victor, Liber de Caesaribus V 2.

[48] Vgl. Maurach 2005, S. 40; Giebel, S. 60.

[49] Zur Datierung des Konsulats siehe G. Camodeca: I con-soli del 55–56 e un nuovo collega di Seneca nel consolato:P. Cornelius Dolabella. In: Zeitschrift für Papyrologie undEpigraphik 63 (1986), S. 201–215.

[50] Tacitus, Annalen XIII 3, 1.

[51] Cassius Dio LX 35, 3.

[52] Apocolocyntosis, 5; Giebel, S. 50

[53] siehe:Römische Religion

[54] HansW. Schmidt, Apocolocyntosis, in: Kindlers LiteraturLexikon, Kindler Verlag, Zürich 1964, S. 1092

[55] Gregor Maurach, Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Seneca alsPhilosoph, (=Wege der Forschung, Bd. CCCCXIV), Wis-senschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1975, S. 4.

[56] Giebel, S. 55.

[57] Giebel, S. 57.

[58] Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biogra-phie.Berlin 1997, S. 194. Vgl. auch Sørensen, S. 130–132.

[59] Louis Lewin, Die Gifte in der Weltgeschichte. Toxikolo-gische, allgemeinverständliche Untersuchungen der histo-rischen Quellen, J. Springer, Berlin 1920, 195; ManfredFuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biographie. Ber-lin 1997, S. 182 f.

[60] Vgl. Fuhrmann, S. 185.

[61] 8, 2 f.

[62] […] desperantes de re publica exhortabantur […], cuminter triginta dominos liber incederet. (De tranquillitateanimi V 2).

[63] Über die Seelenruhe V 2–4; zit. n. Rosenbach (Hrsg.) 4.Aufl. 1993, 2. Bd., S. 127 f.

[64] Gregor Maurach, Einleitung. In: ders. (Hrsg.), Seneca alsPhilosoph, (=Wege der Forschung, Bd. CCCCXIV),Wis-senschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1975, S. 8

[65] Z. B. Ulrich Gotter: Der Tyrann mit dem Rücken zurWand. Neros künstlerische Selbstexpansion. In: AlbrechtKoschorke (Hrsg.), Despoten dichten. Sprachkunst undGewalt, KUP, Konstanz 2011, S. 27-64.

[66] Vgl. http://www.imperiumromanum.com/wirtschaft/wert/loehne_03.htm.

[67] Dies war nach Cassius Dio (62, 2) einer der Gründe fürden Aufstand der Boudicca 60–61.

[68] Zit. n. Fuhrmann, S. 231.

[69] De vita beata XXIII 1.

[70] Richard Mellein, De vita beata, in: Kindlers Literatur Le-xikon, Kindler Verlag, Zürich 1964, S. 2613. Der Altphi-lologe Vasily Rudich kommt zu dem Schluss, dass Senecasich in dieser Schrift nicht vom Streben nach intellektuel-ler Klärung der Spannung zwischen verba und acta, von„Worten“ und „Taten“ habe leiten lassen, sondern von sei-nem Eigeninteresse habe leiten lassen. Außerdem wendeter ein, Seneca habe die Untersuchung unter Hintanstel-lung der psychologischen und politischen Implikationenrein auf die Ethik beschränkt. Daher sei ihm eine unpar-teiische Stellungnahme unmöglich gewesen. (Vasily Ru-dich, Dissidence and Literature Under Nero. The Price ofRhetoricization, Routledge, 1997, S. 88–96)

[71] Vgl. Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. EineBiographie. Berlin 1997, S. 183, 252, 307 f.; Sørensen, S.172.

[72] Louis Lewin, Die Gifte in der Weltgeschichte. Toxikolo-gische, allgemeinverständliche Untersuchungen der histo-rischen Quellen, J. Springer, Berlin 1920, S. 195 f; vgl.,auch zum Folgenden, Fuhrmann, S. 243 ff.

[73] Vgl. Sørensen, S. 172.

[74] Ausführlich zu den Vorgängen um Senecas Entlassung:Fuhrmann, S. 266 ff.; vgl. Giebel, S. 101 ff.

[75] Über dieMuße I 4; zit. n. Rosenbach (Hrsg.) 4. Aufl. 1993,2. Bd., S. 83.

[76] De otio II 1-III 2.

[77] De otio IV 2.

[78] […] Solemus dicere summum bonum esse secundum na-turam uiuere: natura nos ad utrumque genuit, et contem-plationi rerum et actioni. (De otio IV 2).

[79] Seneca: Philosophische Schriften, vier Bände, Leipzig1923–1924, hier: Bd. IV, S. VII.

[80] Fuhrmann, S. 315.

[81] Über Wohltaten VII, 19, 7; zit. n. Manfred Fuhrmann: Se-neca und Kaiser Nero. Eine Biographie. Berlin 1997, S.314.

[82] Ernst Benz: Das Todesproblem in der stoischen Philoso-phie, Kohlhammer, Stuttgart 1929, S. 87 f. u. ö.

[83] Epistulae morales 26, 10.

[84] Epistulae morales 54, 1 f.

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[85] Epistulae morales 54, 7.

[86] Otto Apelt in der Einleitung zu Seneca, PhilosophischeSchriften, Bd. III, S. VI.

[87] Briefe an Lucilius 61, 2; in Seneca, Philosophische Schrif-ten, Bd. III, S. 220.

[88] Briefe an Lucilius 70, 4 f.; in Seneca, PhilosophischeSchriften, Bd. III, S. 264.

[89] Epistulae morales 70, 14.

[90] Epistulae morales 70, 11.

[91] Briefe an Lucilius 70, 11–12; in Seneca, PhilosophischeSchriften, Bd. III, S. 266 f.

[92] Briefe an Lucilius 4, 7 f.; in Seneca, PhilosophischeSchriften, Bd. III, S. 8.

[93] Tacitus, Annalen XV 60–64.

[94] A. Ronconi, Exitus Illustrium Virorum, in: Reallexikonfür Antike und Christentum, Verlag Anton Hiersemann,Stuttgart 1996, S. 1259 f.: Manuel Vogel: Commentatiomortis. 2Kor 5,1–10 auf dem Hintergrund antiker ars mo-riendi. Göttingen 2006, S. 113–116

[95] So hat Maurach seine Seneca-Darstellung mit der – aller-dings eher rhetorisch gemeinten – Frage eingeleitet: „WarSeneca ein Philosoph?“ vgl. Maurach 2005, S. 1.

[96] Ulrich Huttner: Seneca. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9,Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp.1383–1385.

[97] Zur antiken Einteilung der Philosophie in philosophia na-turalis (Physik), philosophia rationalis (Logik) und philo-sophia moralis (Ethik) s. Epistulae morales 89,4 ff.; Hein-rich Niehues-Pröbsting: Die antike Philosophie. Schrift,Schule, Lebensform. Frankfurt am Main 2004, S. 135

[98] Epistulae morales 64, 7 f.

[99] Epistulae morales 90, 1–3.

[100] Epistulae morales 16, 5.

[101] Briefe an Lucilius 16,3. In: Seneca-Brevier S. 29.

[102] Epistulae morales 76, 1–4.

[103] De constantia I, 1.

[104] […] summum bonum esse animi concordiam. (De vitabeata VIII 6).

[105] Briefe an Lucilius 66,12. In: Seneca-Brevier, S. 238.

[106] De ira III, XLIII, 1 f.

[107] Epistulae morales 33, 11.

[108] Epistulae morales 71, 4/8.

[109] Epistulae ad Lucillium 45,9; zit. n. Ursula Blank-Sangmeister: Seneca-Brevier. Stuttgart 1996 S. 244.

[110] Epistulae morales 48, 3.

[111] Über die Seelenruhe XVII 3; zit. n. Rosenbach (Hrsg.) 4.Aufl. 1993, 2. Bd., S. 167 ff.

[112] De beneficiis 2,28,1; zit. n. U. Blank-Sangmeister: Seneca-Brevier. Stuttgart 1996, S. 67.

[113] Epistulae morales 44, 4 f.

[114] Epistulae morales 29, 1

[115] Epistulae morales 29, 4

[116] Briefe an Lucilius 81, 2; in Seneca, Philosophische Schrif-ten, Bd. III, Hamburg 1993, S. 346 f.

[117] Epistulae morales 81, 19.

[118] Über die Milde, 2/III und IV; zit. n. Rosenbach (Hrsg.),4. Aufl. 1993, 5. Bd., S. 21 ff.

[119] Über die Standhaftigkeit des Weisen 7, 2.

[120] Epistulae morales 90, 3 f.

[121] Epistulae morales 90, 46.

[122] Epistulae morales 90, 5 f.

[123] Briefe an Lucilius 73, 1

[124] Briefe an Lucilius 73, 2; zusammen mit dem unmittelbarvorausgehenden Zitat in Seneca, Philosophische Schrif-ten, Bd. III, Hamburg 1993, S. 288 f.

[125] De tranquillitate animi IV 6.

[126] De tranquilitate animi 4; zit. n. Ursula Blank-Sangmeister:Seneca-Brevier. Stuttgart 1996 S. 112.

[127] Sørensen, S. 11.

[128] Über den Zorn I, XV 2.; zit. n. Rosenbach (Hrsg.) 5. Aufl.1995, 1. Bd., S. 129.

[129] Von der Unerschütterlichkeit des Weisen XIV 1; zit. n.Apelt (Hrsg.) 1993, 1. Bd., S. 50 f.

[130] Über den Zorn I, XX 3.; zit. n. Rosenbach (Hrsg.) 5. Aufl.1995, 1. Bd., S. 143.

[131] Trostschrift anMarcia XVI 1; zit. n. Apelt (Hrsg.) 1993, 1.Bd., S. 228. Dazu der lateinische Text: “Quis autem dixeritnaturam maligne cummulierum ingeniis egisse ut virtutesillarum in artum retraxisse? Par illis, mihi crede, vigor, parad honesta, dum libeat, facultas est; dolorem laboremqueex aequo, si consuevere, patiuntur.” Trostschrift anMarciaXVI 1; zit. n. Rosenbach (Hrsg.) 1999, 1. Bd., S.354

[132] Trostschrift an die Mutter Helvia XVII 4; zit. n. Apelt(Hrsg.) 1993, 2. Bd.

[133] Epistulae morales 47, 11 ff.

[134] Vgl. Keith Bradley: Slavery and Society at Rome. Cam-bridge 1994, S. 132–145.

[135] Epistulae morales 85, 28.

[136] Epistulae morales 85, 2.

[137] Epistulae morales 71, 27.

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[138] Briefe an Lucilius 71, 36; in Seneca, PhilosophischeSchriften, Bd. III, Hamburg 1993, S. 283.

[139] Epistulae morales 29, 10.

[140] Epistulae morales 29, 11 f.

[141] Epistulae morales 22, 10.

[142] Epistulae morales 41, 2 und 5.

[143] Epistulae morales 53, 11 f.

[144] Vgl. Fuhrmann, S. 318 f.: „Im Grunde hat sich Senecasowenig wie Cicero entscheiden mögen.“

[145] Briefe an Lucilius 65, 24; in Seneca, PhilosophischeSchriften, Bd. III, Hamburg 1993, S. 237.

[146] Epistulae morales 70, 15.

[147] Änne Bäumer: Die Bestie Mensch. Senecas Aggressions-theorie, ihre philosophischen Vorstufen und ihre literari-schen Auswirkungen. Frankfurt a.M. und Bern 1982, S.15.

[148] Vgl. Maurach 2005, S. 1 und 198.

[149] Änne Bäumer: Die Bestie Mensch. Senecas Aggressions-theorie, ihre philosophischen Vorstufen und ihre literari-schen Auswirkungen. Frankfurt am Main u. a. 1982, S. 15u. S. 218.

[150] Vergleiche dazu: Karlheinz Trabert: Studien zur Darstel-lung des Pathologischen in den Tragödien des Seneca.Ans-bach 1954, S. 15.

[151] Fuhrmann, S. 183, 252, 307 f.; Sørensen, S. 172; Ro-lando Ferri (Hrsg.): Octavia. A play attributed to Seneca.Ed. with introd. and commentary. Cambridge Univ. Press,Cambridge 2003.

[152] Augustin Speyer: Kommunikationsstrukturen in SenecasDramen. Eine pragmatisch-linguistische Analyse mit statis-tischer Auswertung als Grundlage neuer Ansätze zur Inter-pretation. Göttingen 2003, S. 302.

[153] Siehe Hubert Cancik, in: Manfred Fuhrmann (Hrsg.), Rö-mische Literatur, Frankfurt a.M. 1974, S. 251–260; E. Le-fevère, in: Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt II32.2 (1985), S. 1242–1262.

[154] A.F.C. Rose, in: Classical Outlook 60 (1983), S. 109–111.

[155] Zur Diskussion über die Datierung der Tragödien siehe:Stefanie Grewe, Die politische Bedeutung der Senecatra-gödien.Würzburg 2001, S. 8 f.

[156] Fuhrmann, S. 222.

[157] Otto Zwierlein: Die Rezitationsdramen Senecas, Meisen-heim 1966; D. Sutton, Seneca on the Stage. Leiden 1986;Christoph Kugelmeier: Die innere Vergegenwärtigung desBühnenspiels in Senecas Tragödien.München 2007; Über-blick zur älteren Forschungsdiskussion bei J. Fitch, in: G.Harrison (Hrsg.), Seneca in Performance, London 2000,S. 1–12.

[158] Durs Grünbein: Seneca. Thyestes (dt. Übers.), Frankfurtam Main 2002.

[159] Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biogra-phie. Berlin 1997, S. 129 f.

[160] Quintilian, Institutio oratoria 10,1,125–131, hier: 129.

[161] Giebel, S. 127.

[162] Maurach 2005, S. 188.

[163] Maurach 2005, S. 190.

[164] Epistulae morales 100, 7.

[165] Epistulae morales 40, 4.

[166] Briefe an Lucilius 114, 2 f.; in Seneca, PhilosophischeSchriften, Bd. IV, Hamburg 1993, S. 273. In Brief 115, 2heißt es: „Du kennst die jungen Modeaffen, mit glänzen-dem Bart und Haupthaar, wie aus dem Schmuckkästchengenommen: nichts Mannhaftes, nichts Gediegenes kannstDu von ihnen erwarten. In der Rede spiegelt sich der Standder Seelenbildung.“ (Briefe an Lucilius 115, 2 f.; in Sene-ca, Philosophische Schriften, Bd. IV, Hamburg 1993, S.283)

[167] Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biogra-phie. Berlin 1997, S. 335 f.

[168] Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biogra-phie. Berlin 1997, S. 337.

[169] Maurach 2005, S. 225: „Eine ausführliche Darstellung Se-necas ist noch nicht geschrieben […]; eine solche Dar-stellung müsste ja weit ausholen und die geistesgeschicht-lichen Gründe für das jeweilige Nachwirken offenlegen,was umfangreiche Studien voraussetzt.“

[170] Vgl. Giebel, S. 128 ff.

[171] Sørensen, S. 289 f.

[172] Ludwig Friedländer: Der Philosoph Seneca (1900). In:Maurach (Hrsg.), 2. Aufl. 1987, S. 126 f.

[173] Ludwig Friedländer: Der Philosoph Seneca (1900). In:Maurach (Hrsg.), 2. Aufl. 1987, S. 124.

[174] Vgl. Sørensen, S. 290; Giebel, S. 132.

[175] Zit. n. Christoph Horn, Antike Lebenskunst. Glück undMoral von Sokrates bis zu den Neuplatonikern. München1998, S. 46

[176] Sørensen, S. 300.

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11.1 Text• SenecaQuelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Seneca?oldid=141868186Autoren:RobertLechner, Fristu, Kku, DaB., Aka, Stefan Kühn,Ma-gnus, Steffen, Irmgard, Plattmaster, GNosis, Katharina, WolfgangRieger, StefanC, Herrick, Spacey, Skyblade, Tsor, Robodoc, Maddeis,Andim, Asthma, Napa, Rainer Bielefeld, Softwareschmied, Zwobot, BerndGehrmann, Tanuki Z, ArtMechanic, Stern, PatrickD, Karl-Henner, Eckhart Wörner, Wiegels, Rdb, Zumbo, Benowar, Wolpertinger, Decius, Dreighton, Peter200, Br, Tomte, Geos, Breeze, Hystrix,Catrin, Hubert22, Nina, Sicherlich, Martin-vogel, Schnargel, Mnh, Solid State, MAK, Gerhardvalentin, Friedels, Much89, Philipendula,PeeCee, Störfix, MRB, Uwe Gille, *Marvoloe*Rised*, Chef, Dundak, Bender235, Micro~dewiki, S.K., Ralf S., BWBot, Jonathan Groß,Gerd Taddicken, Phi, Botteler, Andreas Eimer, Mikythos, ElRaki, Moguntiner, Mariachi, Tuxman, Schandi, AndreasPraefcke, T.a.k., M.L,Calvin Ballantine, Heinte, Wisi, StefanLapenat, Akalos, Diba, Splayn, Carbidfischer, Klever~dewiki, FlaBot, Burns, Anima, Mbdortmund,Hreid, Fb78, Snipsnapper, --sam--, Itti, Roland Scheicher, Dilerius, FritzS, Shoshone, Fingalo, Marcus Cyron, Kobraton, T.G., CaptainCrunch, Procopius, Common Senser, Helmut Zenz, Diebu, Ulixes~dewiki, Markus Mueller, Ephraim33, Luha, Hydro, RobotQuistnix,Bota47, WIKImaniac, Joachim Köhler, Euku, YurikBot, Xocolatl, Bärski, Wikipeder, Buchling, Frank C. Müller, Quoth, Wrongfilter,Sintonak.X, Barnos, DerHexer, WAH, Eskimbot, Schwall, MAY, Janschejbal, PortalBot, Nisto, Donaulustig, Rominator, Victor Ere-mita, Steevie, Gancho, Isue, 08-15, Geist, der stets verneint, PeterArtz, Beelzebubs Grandson, Man77, Tönjes, Funkhauser, Nwabueze,Stefan Daller, Haya~dewiki, Armin P., Kaffeepott, Dunnhaupt, Spuk968, Thijs!bot, Oedipal, Tomisti, Tripudium, Leider, Gustav vonAschenbach, Donjanssen, JAnDbot, YourEyesOnly, ComillaBot, Sebbot, Thomas Völker, Carſten, W like wiki, H.Albatros, Koenraad,Musbay, ThoR, Primus von Quack, BraunJulian, Gerakibot, VolkovBot, Gravitophoton, GuteMiiene, TXiKiBoT, Theophiltatos, Rei-bot,Hesiod1983, Regi51, Jonesey, Aidschie, Idioma-bot, Hockeyplayer, Amurtiger, Tobias1983, Ennimate, Poupée de chaussette, ChrisHam-burg, Krawi, SieBot, Loveless, Oskar71, Avoided, Friedrich Röhrs, Succu, Alnilam, Z thomas, Pittimann, Se4598, Querverplänkler, UteErb, Steak, Michael Kühntopf, Inkowik, Felix König, WuBot, SilvonenBot, Thomas Glintzer, LinkFA-Bot, Schulpädagoge, APPERbot,Numbo3-bot, Komischn, Philipp Wetzlar, Redaer, Luckas-bot, KamikazeBot, Nallimbot, ✓, GrouchoBot, Bavarese, Bartleby08, Uoeia,WOBE3333, Hurin Thalion, Xqbot, ArthurBot, Howwi, MastiBot, Pocci, Hallo223656347635, Rr2000, Comenius22, Neudorf, MadonnaPazzi, Nothere, Rubblesby, TobeBot, Wiki Gh!, Kalorie, TjBot, EmausBot, Horst bei Wiki, Oenie, Dirk Kossmann, Silewe, Ne discerecessa!, Voltaire1694, MFleischhacker, Dr. Bernhard Schaefer, WikitanvirBot, ChuispastonBot, LeastCommonAncestor, Mischa004, Krd-bot, MerlIwBot, McDave74, Meier89, KLBot2, Theophilus77, Jean-Pol GRANDMONT, Philosopherei, Grecolat, Derschueler, RichardLenzen, Wheeke, Naval, Dexbot, Darklingou, Taborsky, SFfmL, Bueren, Lektor w, Veliensis, $traight-Bot, PasseVivant, Wasserhund undAnonyme: 205

11.2 Bilder• Datei:0_Portrait_de_Sénèque_d'après_l'antique_-_Lucas_Vorsterman.JPG Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f5/0_Portrait_de_S%C3%A9n%C3%A8que_d%27apr%C3%A8s_l%27antique_-_Lucas_Vorsterman.JPG Lizenz: Publicdomain Autoren: User:Jean-Pol GRANDMONT (2013) Ursprünglicher Schöpfer: Lucas Vorsterman (1595/1596–1674/1675)

• Datei:0_Sénèque_-_Musée_du_Prado_-_Cat._144_-_(2).JPG Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b1/0_S%C3%A9n%C3%A8que_-_Mus%C3%A9e_du_Prado_-_Cat._144_-_%282%29.JPG Lizenz: CC BY 3.0 Autoren: Selbst fotografiert Ur-sprünglicher Schöpfer: Jean-Pol GRANDMONT

• Datei:Commons-logo.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/Commons-logo.svg Lizenz: Public domain Au-toren: This version created by Pumbaa, using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightlywarped.) Ursprünglicher Schöpfer: SVG version was created by User:Grunt and cleaned up by 3247, based on the earlier PNG version,created by Reidab.

• Datei:Disambig-dark.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/Disambig-dark.svg Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Au-toren: Original Commons upload as Logo Begriffsklärung.png by Baumst on 2005-02-15 Ursprünglicher Schöpfer: Stephan Baum

• Datei:La_mort_de_seneque.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bc/La_mort_de_seneque.jpg Lizenz: Publicdomain Autoren: Übertragen aus fr.wikipedia nach Commons. Ursprünglicher Schöpfer: Luca Giordano

• Datei:Nuremberg_chronicles_f_105r_1.png Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0a/Nuremberg_chronicles_f_105r_1.png Lizenz: Public domain Autoren: Eigenes Werk (scan from original book) Ursprünglicher Schöpfer: Hartmann Schedel

• Datei:Plato_Seneca_Aristotle_medieval.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6c/Plato_Seneca_Aristotle_medieval.jpg Lizenz: Public domain Autoren:

• refering url: http://special.lib.gla.ac.uk/exhibns/chaucer/learning.html Ursprünglicher Schöpfer: ?• Datei:Qsicon_Exzellent.svgQuelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/41/Qsicon_Exzellent.svg Lizenz:CCBY-SA 3.0Autoren: File:Qsicon exzellent.png Ursprünglicher Schöpfer: User:Niabot

• Datei:Seneca-berlinantikensammlung-1.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/44/Duble_herma_of_Socrates_and_Seneca_Antikensammlung_Berlin_07.jpg Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Autoren: Eigenes Werk Ursprünglicher Schöpfer:Calidius

• Datei:SenecaELWI.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/SenecaELWI.jpg Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Auto-ren: Übertragen aus es.wikipedia nach Commons. Ursprünglicher Schöpfer: Das Original wurde von Rafaelji in der Wikipedia auf Spanischhochgeladen

• Datei:Ulm-Muenster-ChorGestuehl-Seneca.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d9/Ulm-Muenster-ChorGestuehl-Seneca.jpg Lizenz: CC BY-SA 3.0 Autoren: Eigenes Werk Ursprünglicher Schöpfer: Joachim Köh-ler

• Datei:Wikiquote-logo.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fa/Wikiquote-logo.svg Lizenz: Public domain Au-toren: ? Ursprünglicher Schöpfer: ?

• Datei:Wikisource-logo.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4c/Wikisource-logo.svg Lizenz: CC BY-SA 3.0Autoren: Rei-artur Ursprünglicher Schöpfer: Nicholas Moreau

Page 25: Seneca - aveblogging.files.wordpress.com · 4 1 LEBENUNDWERK mögebeiKaiserClaudiusdieLösungseinerVerbannung erwirken.[33] DiesesSchreibenschlossSeneca,nachdem erseineeigenekraftloseundabgestumpftegeistigeVer-

11.3 Inhaltslizenz 25

11.3 Inhaltslizenz• Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0