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Aus der KITU-Praxis Pilotprojekt Geoportal Burgenlandkreis XIII. Jhrg. | II. Quartal 2013 | Nr. 49 IT-Kundenmagazin für Sachsen-Anhalt Streiflichter Hedy Lamarr – Ein filmreifes Leben Aus der KID-Praxis Zwei Herausforderungen erfolgreich gemeistert Bayerische Harmonie Seite 8/9

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Kundenzeitschrift der KID Magdeburg | II. Quartal 2013, Ausgabe 49

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Aus der KITU-PraxisPilotprojekt Geoportal Burgenlandkreis

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StreiflichterHedy Lamarr – Ein filmreifes Leben

Aus der KID-PraxisZwei Herausforderungen erfolgreich gemeistert

Bayerische Harmonie

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EditorialInhalt

Neue Heraus- forderungen

Aus der KITU-PraxisNeuer Standard im EURO-Zahlungs- verkehr 03

Aus der KID-Praxis100. AutiSta-Hosting-Kunde 03

Aus der KITU-PraxisBernburg gibt Online-Meldeportal in Auftrag 04

Aus der KITU-PraxisMan kann Gutes immer ein bisschen besser machen 05

Aus der KID-PraxisElektronische Lohnsteuer- abzugsmerkmale (ELStAM) 06

ICIdeenschmiede Innovators Club 07

E-GovernmentBayerische Harmonie 08/09

Aus der KITU-PraxisPilotprojekt Geoportal Burgenlandkreis 10

Aus der KID-PraxisHaben Sie sich da schon mal „umgefragt“? 11

Sachsen-Anhalt Herausforderungen des neuen Landesvergabegesetz 12/13

GenossenschaftenFachtagung des KWI der Universität Potsdam 13

Über den Tellerrand10 bis 15 Jahre zurück 14/15

Aus der KID-PraxisZwei Herausforderungen erfolgreich gemeistert 15 InterviewAuf ein Wort, Franz-Ulrich Keindorff 17

AusflugstippWie Amalie von Münchhausen auf Schloss Leitzkau ihre Ehe beendete 18/19

StreiflichterEin filmreifes Leben 20/21

GlosseVorsicht Vogel 22

Sudoku | Rätsel |Impressum 23

... wir stellen uns vor, dass idealerweise um neue Gesetze zwischen Legislative und Exekutive gerungen wird. Mit der Verabschiedung eines neuen Gesetzes sollte aber alles klar sein. Dann geht es nur noch um die Umsetzung, denn vorher hat man sich Gedanken gemacht, ob und wie alles sinnvoll ist.

Zunehmend läuft es aber anders: Nehmen wir das Kinderförderungsgesetz (KiföG). Gut gemeint, bis zum Starttermin 1. August dieses Jahres aber schwer umsetzbar. Selbst Abgeordnete bekommen zwischenzeitlich Bedenken, ob ihre Entscheidung für die neu beschlossenen Regelungen nicht doch zu optimistisch war. Interessenvertretungen denken über eine Verfassungsklage nach und in allen Landkreisen und kreisfreien Städten wird überlegt, mit welcher Hilfs- oder Vorablö-sung man im August an den Start gehen muss.

Dass auch das neue, ab Jahresanfang geltende Vergabegesetz Sachsen-Anhalts schwer zu nehmende Hürden enthält, ist hingegen noch nicht so richtig aufgefal-len. Aber ich bin sicher, das kommt schon noch.

Der Wert einer Gemeinschaft, also auch unserer KITU-Genossenschaft, zeigt sich insbesondere dann, wenn man solche Herausforderungen gemeinsam besser bewältigt als allein.

Und so soll es auch in diesen Fällen sein: Die Kommunale IT-UNION (KITU) bietet sowohl beim KiföG als auch beim Vergabegesetz seinen Mitgliedskommunen ganz konkrete Hilfe an, die es erlaubt, diesen beiden Herausforderungen mit größerer Gelassenheit entgegenzusehen.

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Aus der KITU-Praxis

In Vorbereitung dieser Umstellung, speziell im Finanz-, Lohn- und Gehaltswesen, fand für KITU-Mit-glieder in der KID am 13.03.2013 ein Workshop statt. Herzlich eingeladen waren Kommunen, welche die Fachverfahren NSYS und/oder PAISY (Ilsenburg, Blan-kenburg, Halberstadt, Osterwieck, Zeitz) im Einsatz haben. Neben allgemeinen Informationen zum neuen europäischen Zahlungsverkehrsraum und Änderungen im „Zahlungsalltag“ wurden vor allem vorbereitende Handlungsempfehlungen für die Einführung in den Fachverfahren vermittelt. Sowohl technische als auch

manuelle Möglichkeiten für die SEPA-Vorbereitung wurden näher vorgestellt. Den Fachämtern konnte so die technische und zeitliche Dimension der erforderli-chen Vorarbeiten verständlich gemacht werden.

Den Abschluss bildete eine Runde, bei der auf spezifische Fragen eingegangen wurde. Nach der Veranstaltung konnten sich Anwendungsbetreuer und Kunden in lockerer Runde sowohl über SEPA als auch andere individuelle Herausforderungen und Themen weiter verständigen.

Neuer Standard im EURO-ZahlungsverkehrUnterstützung bei der Einführung

Ab 01. Februar 2014 ist der neue Standard SEPA (Single European Payment Area) im bargeldlosen Zahlungsverkehr europaweit bindend. Es wird das alte Verfahren mit Kon-tonummer und Bankleitzahl abgelöst. Neue Begriffe wie IBAN, BIC und Lastschriftmandat werden dann zur täglichen Praxis gehören. Diese Umstellung ist in diversen kommunalen EDV-Fachverfahren langfristig vorzubereiten.

Die Verbandsgemeinde Vorharz hat sich entschie-den, ab April 2013 die Standesamtssoftware AutiSta im Rechenzentrum der KID Magdeburg GmbH zentral betreiben zu lassen. Damit können die Anwender alle Vorteile eines vom Verlag für Standesamtswesen

empfohlenen Rechenzentrumbetriebes nutzen, z. B. X-Personenstand, elektronisches Personenstandsregister und weitere Module der AutiSta-Software. Damit ist die Verbandsgemeinde Vorharz bereits die 100. Kommune, die diesen Service der KID in Anspruch nimmt.

100. AutiSta-Hosting-KundeAus der KID-Praxis

v.l.: Brigitte Iwang, Standesbeamtin, Steffan Petzold, Anwendungs-betreuer AutiSta der KID, Melanie Kohlmeis-ter, Standesbeamtin, und Wolfgang Schach-tebeck, Vertriebsmitar-beiter der KID

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Aus der KITU-Praxis

Seit 1. Januar 2013 ist auch die Stadt Bernburg (Saale) Mitglied der Kommuna-len IT-UNION eG, kurz KITU. Der Beitritt geht auf einen Beschluss des Stadtrates der Stadt Bernburg (Saale) vom 30. Au-gust 2012 zurück. Für Oberbürgermeis-ter Henry Schütze eine gute Entschei-dung: „Unser wichtigstes Motiv für die Mitgliedschaft in dieser Genossenschaft ist die zentrale und damit preisgünstige-re Zurverfügungstellung von IT-Leistun-gen. Darüber hinaus erhoffen wir uns ein deutlich vereinfachtes Verfahren bei Vergaben im IT-Bereich durch In-House-Vergabe.“

Mit dem Blick auf eine mittelfristige Perspektive hat das Bernburger Stadt-

oberhaupt auch eine professionelle Unterstützung der Genossenschaft bei der Einführung neuer Verfahren und gesetzlich geforderter Entwicklungen öffentlicher Verwaltungen im Auge.

Bernburg hat sich die Mitgliedschaft gut überlegt. In den zuständigen Ratsausschüssen gab es vor dem Beschluss durchaus kontroverse Diskussionen: Stadträ-te wollten ganz genau wissen, welche Vorteile dieses Geschäftsmodell der Stadt bringt. Andere legten Wert darauf, dass alle Vor- und Nachteile für die Stadt auf

den Tisch kommen und gegeneinander abgewogen werden. Und natürlich war die Frage der Kosten ein wichtiges Thema: Welche Verpflichtungen entstehen Bernburg, welche Kosten muss die Stadt durch die Beteiligung tragen? OB Henry Schütze sagt am Ende des demokratischen Meinungsbildungsprozesses: „Die deutliche Mehrheit sieht große Vorteile in der KITU, deshalb ist Bernburg nun mit dabei. Grundsätz-lich ist festzustellen, dass Städte wie Bernburg den zunehmend komplexer und vielschichtiger werdenden Anforderungen an Informationstechnologie allein nicht mehr gewachsen sind.“

Als erste Projekte hat Bernburg der KITU den Aufbau eines Online-Meldeportals in Auftrag gege-ben. Bis Ende 2013 soll eine effektive Lösung für alle Druck- und Kopiervorgänge in der Verwaltung her, und mittelfristig ist an die Einführung einer Software für ein zeitgemäßes Dokumenten-Management-System gedacht.

Die Stadt Bernburg (Saale), die ihren Bürgern bisher noch keine Dienstleistungen via Internet anbieten kann, will sich mit der KITU datentechnisch in die Zukunft katapultieren. OB Henry Schütze: „Der Gesetzgeber stellt uns ständig vor neue Herausfor-derungen. Dafür Lösungen zu finden, bereitzustellen und umzusetzen kann in einer globalen IT-Welt keine Kommune allein leisten.“ JUJ

Bernburg gibt Online-Meldeportal in AuftragAuch die Saalestadt ist seit 1. Januar 2013 Mitglied der KITU

INFOS

In der Kernverwaltung der Stadt Bernburg sind 187 Mitarbei-ter beschäftigt, in nachgeordneten Einrichtungen wie z.B. Betriebshof oder Kin-dertagesstätten weite-re 209. Bernburg hat ca. 36.000 Einwohner. Zur Stadt gehören acht Ortschaften mit insgesamt ca. 5.500 Einwohnern. Es gibt keinen kommunalen Eigenbetrieb. In der Verwaltung gibt es ca. 200 Computer, die miteinander vernetzt sind. Der Bürger kann via Internet im Mo-ment keine Dienstleis-tungen der Verwal-tung in Anspruch nehmen.

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Henry Schütze, Oberbürgermeister Bernburg (Saale)

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Aus der KITU-Praxis

Als Pilotprojekt soll das sogenannte „Geopor-tal Burgenlandkreis“ in Sachsen-Anhalt für Furore sorgen. Diese Plattform soll es den Kommunen und Einrichtungen im Kreis ermöglichen, die vorhandenen Geo-Daten gemeinsam zu nutzen. Ziel ist es allerdings nicht, ein einheitliches System zu integrieren, son-dern lediglich die „Schnittstelle“ zum Datenaustausch zwischen den verschiedenen Verfahren zur Verfügung zu stellen.

Das „Geoportal“ ist der Anfang einer neuen Zusammenarbeit zwischen dem Burgenlandkreis und der Kommunalen IT-UNION eG (KITU). Schließlich ist der Landkreis hauptsächlich wegen dieses Projektes zum 1. Mai 2013 Mitglied der IT-Genossenschaft geworden. Landrat Harri Reiche macht daraus auch keinen Hehl: „Ja, wir möchten gemeinsam mit der KITU und den Kommunen und Zweckverbänden des Landkreises dieses Pilotprojekt umsetzen. Darin liegt unser Hauptinteresse.“ Wie sich anschließend die Zusammenarbeit entwickelt, wird sich dann zeigen.

Erst am 8. April dieses Jahres hatte der Kreistag den Beitritt beschlossen (Drucksache 409-39/2013 KT). Auch hier nicht ohne eine ausgiebige politische Debatte, denn die Räte wollten nicht nur im Vorfeld die Notwendigkeit und die Ziele der Mitgliedschaft geklärt wissen, sondern vor allem auch eine Beteiligung regionaler Unternehmen bei Auftrags-vergaben der KITU gesichert haben. Beides konnte in beiderseitigen Verträgen vereinbart werden, sodass einem Beitritt nichts mehr im Wege stand.

Obwohl sich der Burgenlandkreis den aktuellen Anforderungen an die Informa-tionstechnologie durchaus gewachsen sieht, weiß Landrat Harri Reiche sehr genau, dass es nichts gibt, was man nicht noch besser machen kann: „Ziel unserer Mitarbeit in der KITU ist es, diese Anforderungen wirtschaftlicher und effektiver zu erfüllen.“ JUJ

Man kann Gutes immer ein bisschen besser machenPilotprojekt Geoportal bringt Burgenlandkreis in die KITU

INFOSZum Burgenlandkreis gehören 387 Orte, gegliedert in sechs Städte, vier Verbands-gemeinden und eine Einheitsgemeinde mit insgesamt 190.545 Einwohnern. In der Verwaltung sind 590 Mitarbeiter tätig. Zirka 600 Computer sind-miteinander vernetzt. Es gibt zwei kommu-nale Eigenbetriebe. Heute können Bürger via Internet bereits fol-gende Dienstleistun-gen der Verwaltung in Anspruch nehmen:• Informationen über Zuständigkeiten und Öffnungszeiten • Bürger und Unter- nehmensservice • Sitzungsdienst/Rats- information Online

Harri Reiche, Landrat Burgenlandkreis

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Aus der KID-Praxis

Elektronische Lohnsteuer- abzugsmerkmale (ELStAM)

Mit der Einführung der elektronischen Lohnsteuer-karte wird die bisherige Lohnsteuerkarte ab 1. Januar 2013 durch ein elektronisches Verfahren ersetzt. Die Angaben der bisherigen Vorderseite der Lohnsteuer-karte (Steuerklasse, Kinder, Freibeträge und Kirchen-steuerabzugsmerkmale) werden in einer Datenbank der Finanzverwaltung zum elektronischen Abruf für die Arbeitgeber bereitgestellt und als Elektronische LohnSteuerAbzugsMerkmale (ELStAM) bezeichnet. Damit wird das Lohnsteuerabzugsverfahren für alle Beteiligten vereinfacht. Sobald der Arbeitgeber das elektronische Verfahren nutzt, werden steuerlich bedeutsame Änderungen nach ihrer Eintragung

im Melderegister (z.B. Eheschließung, Geburt eines Kindes, etc.) automatisch beim Lohnsteuerabzug der Arbeitnehmerin und des Arbeitnehmers berücksich-tigt. Antragsgebundene Freibeträge sind jedoch wie bisher jährlich beim Finanzamt zu beantragen, soweit sie nicht bereits einmal mehrjährig beantragt wurden (wie z.B. Pauschbeträge für Behinderte oder Hinter-bliebene). Alle Arbeitgeber müssen ihre Software und ihre betrieblichen Abläufe an das neue elektronische Verfahren anpassen. Dafür ist ein Einführungszeit-raum geschaffen. Der Arbeitgeber muss danach spätestens für den letzten im Kalenderjahr 2013 endenden Lohnzahlungszeitraum die ELStAM abrufen und anwenden.

Was muss ich als Arbeitnehmer beachten?Die Lohnsteuerkarte 2010 oder eine Ersatzbeschei-

nigung behalten bis Ende des Einführungszeitraums (2013) ihre Gültigkeit und müssen dem Arbeitgeber weiterhin vorliegen. Wird noch für das Jahr 2012 oder 2013 erstmalig eine Bescheinigung der Lohnsteuerab-

zugsmerkmale oder ein Ersatz für eine verlorene Lohn-steuerkarte benötigt, stellt das zuständige Finanzamt eine Ersatzbescheinigung aus.

Freibeträge für 2013 neu beantragen!Sie sollten sämtliche antragsgebundenen Eintra-

gungen und Freibeträge für das Jahr 2013 neu bei Ihrem zuständigen Finanzamt beantragen (z.B. Frei-beträge für besonders hohe Werbungskosten, etwa durch Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte bei Berufspendlern). Nur wenn dies erfolgt, kann Ihr Arbeitgeber diese Freibeträge nach dem Einstieg in das elektronische Verfahren berücksichtigen. Dafür gibt es ein entsprechendes Formular. Ein Pauschbetrag für behinderte Menschen und Hinterbliebene muss nur dann neu beantragt werden, wenn er nicht be-reits über das Jahr 2012 hinaus gewährt wurde. Auch Kinderfreibeträge für minderjährige Kinder müssen nicht neu beantragt werden, da diese (anders als bei volljährigen Kindern) automatisch berücksichtigt werden.

Wo kann ich meine ELStAM einsehen und gege-benenfalls korrigieren?

Die ELStAM werden in den Lohnabrechnungen Ihres Arbeitgebers ausgewiesen. Dort können Sie die Richtigkeit der verwendeten Daten regelmäßig kontrollieren. Sie können Ihre Daten auch über das Elster Online-Portal nach Login in den privaten Bereich in der Rubrik „Dienste“ abrufen. Hier finden Sie auch Informationen darüber, welcher Arbeitgeber Ihre Daten in den letzten zwei Jahren abgerufen hat. Bitte beachten Sie, dass Sie für den Login und den Abruf Ihrer Daten im Elster Online-Portal dort mit Ihrer steuerlichen Identifikationsnummer (IdNr.) registriert sein müssen.

Ansprechpartner für Auskünfte und eventuell not-wendige Korrekturen an den zu Ihnen gespeicherten ELStAM ist das für Sie zuständige Finanzamt.

Wo finde ich meine steuerliche Identifikations-nummer?

Die IdNr. gibt es seit 2008 und wurde Ihnen schriftlich mitgeteilt. Haben Sie Ihre IdNr. nicht vorlie-gen, können Sie diese unter www.identifikationsmerk mal.de online erfragen. Das Bundeszentralamt für Steuern teilt Ihnen Ihre steuerliche Identifikationsnum-mer daraufhin schriftlich mit. Darüber hinaus finden Sie diese Nummer auch in Schreiben und Steuerbe-scheiden der Finanzverwaltung. Sandra Fischer

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IC

Es gibt solche Termine und solche. Die zwei jähr-lichen Treffen des „Innovators Club“ (IC) genießt Axel Kleefeldt regelrecht: „Ja, darauf freue ich mich immer. Diese Treffen haben nahezu eine Garantie für neue Ideen, wie man die eigene Kommune strategisch aus-richten kann.“ Der stellvertretende Oberbürgermeister der Hansestadt Stendal ist nicht der Einzige, der den „Innovators Club“ als Ideenschmiede zu schätzen weiß. Alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund:

„Ja, es gibt ein wachsendes Interesse an den Angeboten des Clubs“.

Das ist nicht verwunderlich, denn wo sonst wer-den strategische Zukunftsthemen der Kommunen wie Bildung, Klima, Energie, Stadtentwicklung, Kommuni-kation, IT und Kooperation so visionär aufgearbeitet wie hier? Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hatte den Club 2004 initiiert. Zunächst, wie Alexander Handschuh weiß, „war das Themenspektrum auf IT fokussiert.“ Doch im Lauf der Zeit öffnete sich der Club nahezu allen Zukunftsthemen der Kommunen. „Auslöser der Clubgründung war unsere Erkenntnis, dass es vielerorts in Deutschland viele Ideen, Projekte in den Kommunen und viele sehr kluge Köpfe gibt, die sehr erfolgreich Neues ausprobieren. Was aber fehlte, war ein Austausch der Ideen, der Erfahrungen, der Erfolge und Niederlagen. Der Club sollte dieses Defizit lösen.“ Und das hat er getan. Im „Innovators Club“ arbeiten derzeit rund 40 Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte sowie Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft interdisziplinär zusammen.

Mitglied wird man in der Regel auf Einladung, aber man freut sich immer über neue Interessenten, die das Angebot der Ideenschmiede aktiv annehmen und mitgestalten möchten. KID-Geschäftsführer Dr. Michael Wandersleb gehört zu den Gründungs-mitgliedern des IC und sagt: „Für mich ist die Arbeit im Innovators Club vor allem deshalb spannend, anregend und gewinnbringend, weil die Mitglieder über die Tagespolitik hinaus denken und neue Wege für die kommunale Arbeit aufzeigen.“ Der Club selbst versteht sich als eine Plattform für den Austausch von Visionen, Ideen, Erfahrungen und zahlreichen Konzep-ten. Er intensiviert die Kontakte zwischen öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft und trägt auf diese Weise dazu bei, Innovationen schneller und

nachhaltiger in die Arbeit der Kommunalverwaltungen zu integrieren.

Die im Club organisierten kommunalen Füh-rungskräfte treffen halbjährlich zu den sogenannten „Deutschlandforen“ zusammen. Das jüngste Deutsch-landforum (es war das 16.) näherte sich dem Thema „Soziale Stadt statt Sozialstadt“. Der Stendaler Axel Kleefeldt und der Magdeburger Michael Wandersleb waren im Februar in Berlin unter den rund 65 Kom-munalvertretern, um über die Perspektiven der Sozial-politik in Deutschland und die Handlungsmöglichkei-ten der Städte und Gemeinden zu beraten. Unter dem Titel „Soziale Stadt statt Sozialstaat“ diskutierten rund 65 Kommunalvertreter an zwei Veranstaltungstagen mit hochkarätigen Referenten über gesellschaftliche Veränderungen, politische Fehlentwicklungen und eine stärkere Rolle der Kommunen in der Sozialpoli-tik. Als Gesprächspartner waren u.a. der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm, Professor Heinz Bude von der Universität Kassel und Stern-Journalist Walter Wüllenweber dabei.

Für Praxisbeispiele sorgten u.a. Dr. Farid Vatanpa-rast, Träger des Deutschen Bürgerpreises 2012, Gabri-ele Möhlke, Geschäftsführerin des Vereins „Frauen für Frauen“, und der Arnsberger Bürgermeister Hans-Josef Vogel. Übrigens: Der „Innovators Club“ lädt mehrmals jährlich auch in „Innovators Lounges“ zu ausgewähl-ten Zukunftsthemen ein. JUJ

Weitere Infos und Kontakt: www.innovatorsclub.de

Ideenschmiede Innovators ClubAuch Partner der KID nutzen den kreativen Club für neue Ideen

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E-Government

Das wird sich nach dem Willen des Gesetzgebers ändern. Seit dem 1. Januar 2009 können in den Standesämtern elektronische Personenstandsregister eingerichtet werden, ab 1. Januar 2014 sind sie in

ganz Deutschland zwingend vorgeschrieben. Für jede deutsche Kommune würde das nach der bundesrecht-lichen Vorgabe bedeuten, ein elektronisches Personen-standsregister inklusive der entsprechenden Siche-

Bayerische Harmonie Wie man das zentrale elektronische Personenstandsregister in Bayern organisiert hat

Wer bisher wissen wollte, wie Uropas Ehefrau hieß oder wann Großtante Mathilde gebo-ren wurde, musste irgendwie in Erfahrung bringen, vor welchem Standesamt der Uropa „Ja“ gesagt und bei welchem Einwohnermeldeamt Mathildes Geburt angezeigt worden war. Denn bislang hatte sich ein Bürger immer genau an das Standesamt zu wenden, das den Personenstandsfall beurkundet hat. Und genau damit hatten sich die meisten Ahnennachforschungen bereits erledigt.

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KDB

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rungsregister bei sich einzurichten oder bei einem IT-Dienstleister führen zu lassen. Um ein absehbares Chaos zu verhindern, hat der Bund die Bundesländer im Personenstandsgesetz ermächtigt, auf Landesebe-ne ein zentrales elektronisches Personenstandsregister (ZEPR) einzurichten. Ein solches ZEPR ermöglicht den angeschlossenen Standesämtern, auch die Register-einträge der anderen angeschlossenen Standesämter zu benutzen.

In Bayern stand der Freistaat vor der Frage, für die rund 1.250 Standesämter entweder eines der beiden staatlichen Rechenzentren (Nord oder Süd) zu beauf-tragen, oder aber die „Anstalt für Kommunale Daten-verarbeitung in Bayern“ (AKDB) zu wählen. Letztere ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Träger sind die kommunalen Spitzenverbände Bayerischer Gemeinde-tag, Bayerischer Städtetag, Bayerischer Landkreistag und Verband der Bayerischen Bezirke. Dr. Florian Kun-stein von der Stabsstelle des AKDB-Vorstands, sagt:

„Das zuständige Innenminis-terium hat sich nach einem intensiven Auswahlprozess für unser Angebot entschieden. Soweit ich das beurteilen kann, hat man im Verfahren die Kos-ten, die Aufwände, die Vor- und Nachteile, insbesondere auch für die Kommunen, miteinander abgewogen.“

Aus bayerischer Sicht sei es ein Vorteil, mit der AKDB nur einen Ansprechpartner zu haben, der ohnehin IT-Dienstleister für die meisten bayerischen Kommunen ist. Dr. Kunstein: „Natürlich hätte es auch die Möglichkeit gegeben, sich für eines der beiden Rechenzentren des Freistaats zu entscheiden. Aber ich vermute, dass neben dem Preis unsere kommunale Kompetenz einen nicht ganz unbedeutenden Einfluss hatte.“

Auch beim Bürgerservice-Portal arbeiten AKDB und Freistaat sozusagen Maus an Maus zusammen. Die AKDB hat einen eGoverNment-Portalrahmen entwickelt, der von Kommunen und vom Land für eigene Online-Dienste genutzt werden kann. Kommu-nen ermöglichen den Bürgern z.B., über das „Bürger-service-Portal“ Führungszeugnisse oder Wahlkarten zu beantragen, Ummeldungen durchzuführen oder Kraftfahrzeuge zuzulassen. Der Freistaat plant, unter dem Portal Dienste wie Antragstellung von BaföG- oder Fischereischeinen zu positionieren.

Dr. Kunstein:

„Hier treffen sich gemeinsa-me Interessen zum Vorteil des Bürgers mit dem Wunsch von Freistaat und Kommunen indi-viduell selbst darüber zu ent-scheiden, welche Onlinedienste man dem Portal anvertraut und welche eben nicht.“

Der Nutzer eröffnet nur ein einziges Mal sein Bürgerkonto, lässt sich registrieren und stellt seine Zahldaten ein – und schon kann er online mit allen Behörden kommunizieren. Statt fünf oder zehn Postfächer hat er nur noch eines, in das ihm die Ämter von Stadt, Kreis oder Land die Antworten senden.

Eine perfekte Lösung in Bayern. Die Harmonie zwischen dem IT-Beauftragten der Bayerischen Staats-regierung, Franz Josef Pschierer, und der AKDB ist ohnehin bemerkenswert. Gemeinsame Messeauftritte, wie unlängst auf der Cebit (siehe Foto), oder das eine oder andere weitere gemeinsame Projekte sind Beleg für ein gutes Verhältnis zwischen den Beteiligten. In manch anderem Bundesland schaut man angesichts ganz anderer Realitäten zuweilen etwas neidisch gen Süden. Dr. Kunstein ist froh über das entspannte Verhältnis:

„CIO, die kommunalen Spitzen-verbände und wir bemühen uns um eine bestmögliche Zusam-menarbeit zum Vorteil beider Seiten. Das ist zwar ab und an ein mühsames Geschäft, aber am Ende freuen sich beide Sei-ten über erfolgreiche Projekte.“

Entscheidend sei, dass der Freistaat Ruhe an der IT-Front hat und die Kommunen zufrieden sind. „Nun ja“, sagt Kunstein, „ein gemeinsamer Messeauftritt gehört dann schon fast dazu.“ JUJ

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Pilotprojekt Geoportal Burgenlandkreis

In den letzten Jahren sind solche Daten auf allen Ebenen der Verwaltung ermittelt worden und stehen in den einzelnen Kommunen in unterschiedlicher Qualität und Quantität zur Verfügung. Dabei handelt es sich um enorme Ressourcen an Informationen, die geschaffen wurden, aber oft nur für eine begrenzte Nutzung zur Verfügung stehen. Gerade im räumlichen Bezug ist es wichtig, verschiedene Informationen miteinander zu verbinden, um einen vollständigen Eindruck zu erhalten und alle Gegebenheiten beurtei-len zu können.

Der Burgenlandkreis hat in Abstimmung mit dem Landesamt für Vermessung und Geoinformation (LVermGeo), dem Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt und einigen Landtagsabgeordneten die Idee weiterentwickelt, für diese vorhandenen Daten eine gemeinsame Nutzung zu ermöglichen.

Im Rahmen einer möglichst flexiblen Umsetzung der Idee wurde ein kompetenter Partner, der sich

schon mit den Themen der Geo-Datenverarbeitung beschäftigt und im kommunalen Bereich Erfahrungen hat, gesucht und mit der kommunalen IT-UNION eG (KITU) gefunden.

Gemeinsam mit der KITU wurde ein Konzept erarbeitet, welches die Schaffung eines Geoportals Burgenlandkreis beinhaltet. Ziel des Geoportals Bur-genlandkreis ist die Schaffung und Bereitstellung einer Plattform, über die es den Kommunen und Einrich-tungen ermöglicht wird, die in ihren Verwaltungen vorhandenen Geo-Daten gemeinsam zu nutzen. Dies erfolgt immer unter Beachtung der strengen daten-schutzrechtlichen und gesetzlichen Bestimmungen.

Es wird sichergestellt, dass nur berechtigte Mitarbeiter die entsprechenden Informationen sehen können, die sie bisher auch auf dem herkömmli-chen Weg erhalten würden, nun aber schneller und genauer. Dabei ist es nicht das Ziel, bei allen Nutzern ein einheitliches System zu integrieren, sondern die „Schnittstelle“ zum Datenaustausch zwischen den verschiedenen Verfahren zur Verfügung zu stellen.

Der Burgenlandkreis möchte in Zusammenarbeit mit der KITU ein „Werkzeug“ zur Verfügung stellen, mit dem es ermöglicht wird, ohne großen Aufwand die vorhandenen Geo-Daten effektiver zu nutzen.

Harri Reiche (li.) und Dr. Michael Wandersleb unterschreiben den Vertrag. (Mitte) Hagen Braun, Hauptamtsleiter im Burgenlandkreis in Naumburg.

Kommunalpolitische Entscheidungen haben in überwiegenden Fällen einen räumlichen Bezug. Informationen über die Gegebenheiten vor Ort müssen ganz wesentlich bei der Meinungsbildung und Entscheidung berücksichtigt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, diese raumbezogenen Daten schnell und in ausreichender Qualität am Arbeits-platz zur Verfügung zu haben.

Aus der KITU-Praxis

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Die KID Magdeburg GmbH, haben das erkannt und praktizieren solche Umfragen online in den ver-schiedensten Bereichen. Mittlerweile gibt es auf dem Markt eine Vielzahl an Softwareprodukten, mit denen man Onlineumfragen erstellen und auch auswerten kann. Nach intensiver Marktanalyse und -recherche ist die KID auf ein Produkt gestoßen, welches wir nun in das Portfolio aufgenommen wird.

Der „Inquery Survey Server“ ...... ist ein System für die Durchführung von Online-

Befragungen, Papier- und Telefoninterviews, das in seinem Funktionsumfang, seiner Anwenderfreund-lichkeit und seinem Nutzen für Unternehmen und Organisationen seinesgleichen sucht. Entsprechend breit gefächert sind die Einsatzgebiete.

Die wichtigsten Vorteile auf einen BlickDer Inquery Survey Server ermöglicht• von einfachen bis zu komplexesten Umfrage- projekten alles darzustellen,• auf zahlreiche, visualisierte Standard-Auswer- tungen zurückzugreifen, eigene Auswer- tungen einzurichten oder auch umfangreiche, individuelle Reports als PDF oder PPT anhand kundenspezifischer Plug-Ins zu automatisieren,

• internationale Befragungen in beliebigen Zeichen- sätzen durchzuführen,• bei Bedarf absolute Vertraulichkeit sicherzustellen, • Befragungen im jeweiligen Corporate Design umzu- setzen, ohne jegliche Abstriche,• Online-Befragungen mit schriftlichen Umfragen und telefonischen Befragungen (CATI-Unter- stützung) zu kombinieren und dabei eine einheit- liche Datenbasis zu erzeugen,• durch das integrierte Kampagnenmanagement den Aufwand bei der Realisierung komplexer Befragungen deutlich zu minimieren.

Übrigens: der Inquery Survey Server ist webbasiert und kann zentral administriert werden. Eine Arbeitsplatz-installation ist nicht notwendig.

Die KID hat die Software „Inquery Survey Server“ im Einsatz. Damit ist das Unternehmen in der Lage, präzise Befragungen online durchzuführen und die Ergebnisse auch selbst auszuwerten.

Sollten Sie Bedarf an der Erstellung von Online-umfragen haben, oder auch daran, selbst mit der Software Onlineumfragen zu erstellen, sprechen Sie uns an. Beides ist möglich.

Maik Riedel

Haben Sie sich da schon mal „umgefragt“?Was will er denn eigentlich, der Kunde? Was denkt er? Die Antworten auf diese Fragen können für Unternehmen und Verwaltungen viel wert sein: Je besser sie den Kunden und seine Bedürfnisse kennen, desto besser können sich Anbieter mit Produkten und Marke-ting darauf einstellen.

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Das LVG LSA ist mitsamt der geforderten Er-klärungen, Nachweise und Verpflichtungen erst ab bestimmten Auftragswerten anwendbar: Bei der Vergabe von Bauaufträgen ist der Anwendungsbe-reich ab einem geschätzten Auftragswert von EUR 50.000,00 netto ohne Umsatzsteuer eröffnet, bei der Vergabe von Liefer- und Dienstleistungsaufträgen ab einem geschätzten Auftragswert von EUR 25.000,00 ohne Umsatzsteuer. Diese Wertgrenzen sollen jedoch nicht für den in § 1 Abs. 2 geregelten grundsätzlichen Anwendungsbefehl zur Anwendung der jeweils ersten Abschnitte der VOL/A bzw. VOB/A gelten, der wie eingangs dargestellt ab Null Euro gilt. Dies bedeutet im Hinblick auf die Vergabe von Liefer- und Dienstleis-tungsaufträgen, dass ab dem Übersteigen der Baga-tellgrenze von EUR 500,00 die VOL/A anzuwenden ist.

Im Baubereich existiert eine solche Bagatellgren-ze nicht. Allerdings sind in der VOB/A bestimmte Auftragswerte vorgegeben, binnen derer bestimm-te Verfahren generell zulässig sind. Eine weitere bedeutsame Wertgrenze des LVG LSA besteht für die Gewährleistung des Rechtsschutzes. Dieser greift erst

ab einem Gesamtauftragswert für Bauleistungen ohne Umsatzsteuer von EUR 150.000,00, bei Leistungen und Lieferungen ohne Umsatzsteuer ab einem Betrag in Höhe von EUR 50.000,00. Das Gesetz gilt insbeson-dere für das Land, die Kommunen, die Verbandsge-meinden und der Aufsicht des Landes unterstehenden anderen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, jedoch auch grundsätzlich für kommunale Unternehmen, die öffentliche Aufgaben wahrnehmen und öffentliche Aufträge in Sachsen-Anhalt vergeben. Damit wird der Anwendungsbereich der Vergaberegelungen auch unterhalb der europäi-schen Schwellenwerte auf kommunale Unternehmen erstreckt, die aufgrund des bisherigen Haushaltsrechts nicht zur Anwendung des Gesetzes verpflichtet waren.

Das LVG LSA schreibt die Bildung von Losen vor zur Mittelstandsförderung, die Berücksichtigung sozi-aler, umweltbezogener und innovativer Kriterien und ermöglicht auch weitergehende soziale, umweltbe-zogene oder innovative Anforderungen an die Bieter während der Vertragsausführung.

Fortsetzung auf Seite 13

Herausforderungen des neuen LandesvergabegesetzesMit Wirkung zum 1. Januar 2013 ist das Gesetz über die Vergabe öffentlicher Aufträge in Sachsen-Anhalt (Landesvergabegesetz – LVG LSA) in Kraft getreten. Die zuständigen Referate der zuständigen Wissenschafts- und Wirtschaftsminis-teriums legen das LVG LSA dahingehnend aus, dass ab Null (!) EURO die jeweils ersten Abschnitte der Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen und Bauleis-tungen (VOL/A und VOB/A) anzuwenden sind und die bisherigen Wertgrenzen für die erleichterte Anwendung von beschränkten und freihändigen Vergaben gegenstandslos sind. Des Weiteren wird ein Rechtsschutz installiert, der durchaus seinesgleichen sucht und in der Bundeslandschaft einzigartig ist.

Sachsen-Anhalt

Die Übersichten verdeutlichen die be-stehenden Grenzen:

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Genossenschaften

Von besonderer Bedeutung sind die Pflichten zur Zahlung von Tariflöhnen und die Möglichkeit für Unternehmen, den Nachweis der Eignung in einem Präqualifikationsverfahren darzulegen. Weiter sind die ILO-Kernarbeitsnormen einzuhalten und Nachun-ternehmer sind zu den selben Konditionen wie die eigentlichen beauftragten Unternehmen zu beschäf-tigen. Das Gesetz setzt zudem im Hinblick auf die Prüfung ungewöhnlich niedriger Angebote die ein-schlägige Rechtsprechung um. Kernelement ist jedoch der Rechtsschutz, der Bietern nunmehr zur Verfügung steht. Damit die Bieter auch unterhalb der Schwel-lenwerte über eine effektiven Rechtsschutz verfügen, sind die Vergabestellen verpflichtet, die unterlegenen

Bieter binnen einer Frist von sieben Kalendertagen vor der Beauftragung über die geplante Vergabe und die Gründe für das Unterliegen der unterlegenen Bieter zu informieren. Dies dürfte das Streitpotential erheblich erhöhen und hat bereits zur Einrichtung neuer Nach-prüfungsinstanzen geführt.

Die KITU Lädt interessierte KOmmunen zu einer Veranstaltung ein, auf der über die Neuerungen dieser Rechtslage und die Details der gesetzlichen Regelun-gen einschließlich der besonderen Herausforderungen auf Grund des nunmehr bestehenden Rechtsschutz-systems informieren. Dr. Alexandra Losch

Fortsetzung von Seite 12

Unter dem Titel „Kommunen, Bürger, Wirtschaft im solidarischen Miteinander von Genossenschaften“ fand am 12. April 2013 die 19. Fachtagung des Kommunal-wissenschaftlichen Instituts (KWI) der Universität Potsdam statt.

Hauptthema der Tagung war die Information über die zunehmende Verbreitung genossenschaftlicher Ko-operation auf der kommunalen Ebene, über rechtliche Rahmenbedingungen und normative Direktiven, über praktische Erfahrungen, über Einsatzfelder, Erfolgsbe-dingungen und Fallstricke in der Praxis. Dabei präsen-tierte die Veranstaltung zugleich Gestaltungsoptionen, die kommunalen Entscheidungsträgern den Umgang mit dem solidarischen Miteinander von Kommunen, Bürgern und Wirtschaft in genossenschaftlichen Akti-onsarenen erleichtern.

Die Begrüßung erfolgte durch Rudolf Keseberg, Ministerialdirigent, Leiter der Abteilung für kommuna-le Angelegenheiten sowie öffentliches Dienstrecht im Ministerium des Innern des Landes Brandenburg. Da-nach erfolgte noch ein Einführungsvortrag von Prof. Dr. Hartmut Bauer, Universität Potsdam und Vorstand des KWI. Der weitere Tag war in zwei Themengebiete geteilt. Zum einen am Vormittag „Genossenschaften: Impulse für die Modernisierung des Gemeinwesens“ und zum anderen nach der Mittagspause „Einsatzfel-der, Erfolgsbedingungen und Fallstricke in der Praxis“.In diesem Tagungsteil hielt Dr. Michael Wandersleb, Geschäftsführer der KID und Vorstandsvorsitzender der KITU, einen Vortrag mit dem Titel „IT-Genossen-

schaften im digitalen Rathaus“. Dabei berichtete er über die Erfahrungen, welche die im ersten Halb-jahr 2010 ins Leben gerufene und mittlerweile 24 Mitglieder zählende KITU in der interkommunalen Zusammenarbeit mit den Kommunen in Sachsen-Anhalt gesammelt hat. Im Laufe der Tagung stellte sich heraus, dass trotz zahlreicher Genossenschafts-neugründungen die KITU weiterhin eine besondere und einmalige Variante darstellt, indem sie, streng am deutschen und europäischen Vergaberecht orientiert, den Landkreisen, Städten und Gemeinden eine inter-kommunale Zusammenarbeit ermöglicht.

Petra Hohlwein

Fachtagung des KWI der Universität Potsdam

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Teilnehmer der Veran-staltung waren Mitar-beiter von Kommunen, Institutionen, Unterneh-men, Universitäten und Hochschulen aus ganz Deutschland.

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Über den Tellerrand

10 bis 15 Jahre zurückIT-Ausstattung: Die öffentliche Hand droht den Anschluss zu verlieren

Rechner, Programme, Zubehör - die deutsche Wirtschaft gibt Unmengen für Informati-onstechnologie aus. Ganz anders die öffentliche Verwaltung – sie liegt nach Schätzun-gen des „Manager-Magazins“ 10 bis 15 Jahre zurück.

Gibt es in deutschen Unternehmen Probleme mit der Logistik, dem Einkauf oder der Buchhaltung, wird nicht selten mal eben der Geldhahn aufgedreht. Schließlich kann es ja nicht schaden, in Hard- und Software zu investieren. Je mehr, desto besser. Einer jüngst veröffentlichten Studie („Der Wertbeitrag der IT zum Unternehmenserfolg“) der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge, variieren die IT-Ausgaben pro Mitarbeiter branchenbezogen ziemlich stark: Im Durchschnitt geben die befragten Unternehmen jährlich 1900 Euro pro Mitarbeiter für IT aus. Spitzenreiter sind dabei die Banken, die rund 8200 Euro pro Jahr und Mitarbeiter locker machen. Im Vergleich dazu hinkt die öffentliche Verwaltung weit hinterher – sie wendet lediglich 800 Euro auf.

Überhaupt hat der öffentliche Sektor erheblichen Nachholbedarf, wenn es um die Entwicklung des IT-Bereichs geht. „Die öffentliche Verwaltung liegt im Vergleich zur Privatwirtschaft 10 bis 15 Jahre zurück“, sagt Peter Schülein, Partner bei PwC und Mitautor der Studie. „Die Entwicklung von IT-Systemen könne im öffentlichen Bereich beispielsweise nicht mit der im Finanzdienstleistungsbereich mithalten. Der Grund dafür sind die beschränkten finanziellen Mittel der öffentlichen Hand – im Gegensatz zu den komplexen IT-Systemen, die der Bereich benötigt.“Daran wird sich so schnell wohl auch nichts än-dern, haben doch

der hohe

Verschuldungsgrad der öffentlichen Hand und die damit einhergehende Haushaltskonsolidierung einen enormen Kostendruck zur Folge. Ganz besonders bei Investitionen in verbesserte Prozesse und Systeme, die sich erst längerfristig amortisieren und deren Nutzen nur schwer in den Parlamenten darstellbar ist. Die Folge in den meisten Städten und Gemeinden: Solche Investitionen werden entsprechend häufig aufgescho-ben.

Thomas Langkabel, National Technology Officer Microsoft Deutschland, glaubt sogar, dass die öffentli-che Hand Gefahr läuft, in puncto „moderner Arbeits-platz“ den Anschluss an die Wirtschaft zu verlieren. Andererseits weiß auch Langkabel, dass „die Mittel für Investitionen und in den Betrieb einer modernen und leistungsfähigen IT-Ausstattung in der öffentli-chen Verwaltung knapp sind und dies auch in Zukunft bleiben.“ Deshalb empfiehlt er geschäftstüchtig das sogenannte „Consumerization of IT“, was so viel heißt wie „Mitarbeiteraktivierung der IT“. In der Wirtschaft ist es weit verbreitet. Dort nutzen laut Branchenver-band Bitkom 71 Prozent der Erwerbstätigen privat an-geschaffte Handys und Computer, um auf die internen Netzwerke von Unternehmen zuzugreifen. Langkabel macht den Unterschied zwischen Unternehmensmit-arbeiter und Beamten an einem Beispiel deutlich: „In

Workshops sehe ich Vertreter aus der Wirtschaft vor ihren

Notebooks sitzen oder mit

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Aus der KID-Praxis

PCs remote auf ihre Unternehmensdaten zugreifen und Präsentationen online von einem Cloud-Laufwerk abrufen. Und gegenüber sitzen die Verwaltungsmit-arbeiter mit Papierkladden und Aktenmappen. Ein moderner, attraktiver Verwaltungsarbeitsplatz sieht anders aus und er sollte auch nicht mehr an eine feste Schreibtischimmobilie gebunden sein.“ In deutschen Amtsstuben werde hinter vorgehaltenen Händen das Problem der mangelhaften und vor allem unflexiblen IT-Ausstattung mehrheitlich bestätigt. Da häufig die private IT deutlich moderner und leistungsfähiger ist, steige die Bereitschaft der Verwaltungsmitarbeiter, pri-vate Technik auch für dienstliche Aufgaben zu nutzen – wenn man es ihnen denn ermöglichen würde.

Ein anderer Aspekt werde für die öffentliche Hand immer wichtiger, meint Langkabel: „Mit IT aus der Steinzeit wird es schwierig werden, den Nachwuchs für eine Verwaltungslaufbahn zu begeistern.“ Ein Aspekt, den auch das „Manager-Magazin“ als ein Zu-kunftsthema betrachtet: „Trotz der vielversprechenden Perspektiven und herausfordernden Aufgaben, die auf die IT in der öffentlichen Verwaltung zukommen, mangelt es den Behörden an qualifizierten Bewer-

bern. Dies lässt sich auf das ,angestaubte’ Image der öffentlichen Verwaltung und die Restriktionen des öffentlichen Tarifrechts zurückführen.“

Selbst der Deutsche Beamentenbund (dbb), eher nicht für überraschende Innovationen bekannt, gibt sich in diesem Zusammenhang ungewohnt modern. Kirsten Lühmann, stellvertretende Vorsitzende des dbb, fordert, dass „die öffentliche Verwaltung Vorrei-ter bei der IT-Nutzung“ sein müsse, weil sich dadurch „große Vorteile in Sachen Bürgerfreundlichkeit, Qua-lität und bei der Vorgangsbearbeitung ergeben.“ Als Beispiel führt sie die Polizei an, bei der es „inzwischen überall IT-gestützte Vorgangsabläufe mit erheblichem Effizienzgewinn gibt.“ IT ermögliche Synergieeffekte beispielsweise bei Personalangelegenheiten, Besol-dung oder Beihilfe. Moderne Technik hin oder her, am Ende verlange der Bürger aber „in einer Behörde zu Recht, Menschen anzutreffen, mit denen er reden kann.“ Sie plädiert für die öffentliche Hand nicht auf facebook zu setzen, sondern auf den klassischen Internet-Auftritt: „Dort bestehen echte Chancen, dem Anspruch auf bürgerfreundlichen Service gerecht zu werden.“ JUJ

Seit 01.01.2013 arbeitet die Stadt Osterwieck nicht mehr mit klassischen Haushaltsplänen, sondern mit Bilanzen, Ergebnis- und Finanzrechnungen. Die Herausforderung, neben der Umstellung von der kameralen Haushaltsführung auf die doppische Buch-führung, war dabei auch der Wechsel des Finanzver-fahrens.

Mit der KID Magdeburg GmbH gelang der Um-stieg vom HKR Verfahren auf Newsystem Kommunal nahezu reibungslos. Fachliche Unterstützung holte sich die Kämmerin und Projektleiterin, Kristin Kaaden, bei der Pilotkommune Uelzen. Die fachlichen Schulun-gen der Mitarbeiter erfolgten durch das Studieninsti-tut für kommunale Verwaltung Sachsen-Anhalt e. V. (SIKOSA). In zahlreichen Inhouse-Schulungen erfolgte die schrittweise Annäherung an das neue Haushalts-system. Die Organisation erfolgte durch das Projekt-team bestehend aus der Kämmerin, der Kassenleiterin, Katrin Eidam, und der Kassenmitarbeiterin, Sarah Menzel. Die erste Schulungsveranstaltung fand am

07.03.2012 statt. Die praktische Schulung mit dem neuen Finanzverfahren erfolgte meist im Anschluss an die theoretische Schulung durch Herrn Kühner von der SIKOSA. Diese Verfahrensweise hat sich sehr bewährt. Noch sind nicht alle Ziele umgesetzt.

Neben der doppischen Haushaltsführung erfolgt der Aufbau der Anlagenbuchhaltung, um dann die Eröffnungsbilanz im zweiten Halbjahr 2013 aufzustel-len. Es ist noch viel zu tun, aber auch schon viel ge-schafft. Schwierigkeiten gab es bei der Aufbereitung der Daten aus dem Altsystem seitens des Betreuers dieser Software und bei der Umstellung auf und beim Umgang mit dem neuen System seitens der Mitarbei-ter. Dabei waren und sind uns die Kundenbetreuer der KID immer hilfreich zur Seite. Das Engagement und die ständige Unterstützung durch die Mitarbeiter der KID waren stets sehr gut. Probleme werden umge-hend bearbeitet und Telefonkonferenzen haben uns durch die Anfangsschwierigkeit im Umgang mit dem neuen System sehr geholfen.

Zwei Herausforderungen erfolgreich gemeistertSystemwechsel und Einführung der Doppik mit der KID umgesetzt

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Fortsetzung von Seite 14

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Interview

Franz-Ulrich Keindorff (FDP), seit 1997 Bürgermeis-ter von Barleben, einer der erfolgreichsten Gemeinden Mitteldeutschlands. Franz-Ulrich Keindorff wurde 1954 in Magdeburg geboren und studierte Technologie der Metallverarbeitung an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg. Ab 1990 war Keindorff Mitarbeiter im Mi-nisterium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt. Nach seiner Zeit als ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Barleben (1997 – 2004) ist er seit 1. Juli 2004 gewählter hauptamtlicher Bürgermeister der Ein-heitsgemeinde Barleben. Dazu gehören neben Barleben auch die Ortschaften Ebendorf und Meitzendorf.

Welche Funktionen Ihres Handys nutzen Sie regel-mäßig?Ich nutze ein Smartphone. Vor allem telefoniere ich natürlich mit dem Gerät, schreibe aber auch relativ viele SMS und nutze den Kalender. Gelegentlich wird mein Telefon auch zum Fotoapparat.

Wie oft klingelt in der Regel Ihr Handy am Tag?Das ist unterschiedlich. Aber zwei- bis dreimal klingelt es schon am Tag.

Ist Ihre Nummer geheim?Sagen wir mal so: Sie steht in der Gemeinde nicht am schwarzen Brett. Ich finde das auch gut so, denn sonst käme ich vermutlich nicht zum Arbeiten. Wer mich sprechen will, kann in der Gemeinde anrufen.

Was würde Ihnen ohne Handy fehlen?Vor allem mein Terminkalender.

Findet sich die Handynummer des FDP-General-sekretärs in Ihrem Telefonverzeichnis?Nein. Wozu auch. Ein heißer Draht zum jeweiligen Landesvorsitzenden der FDP reicht aus – und den habe ich.

Wie nutzen Sie Ihren privaten Computer?Nicht.

Windows oder Mac OS?An unseren Dienst-Computern nutzen wir Windows, mein Telefon ist ein iPhone, also MacOS bzw. iOS.

Welche Internetseite klicken Sie am häufigs-ten an?www.barleben.de, www.barleben.ortstv.de und www.kampfhuehner.de/d/yamato.html

Welches Videospiel haben Sie zuletzt gespielt?Ich habe noch nie am PC gespielt.

Welche DVD haben Sie zuletzt angesehen?Ach Gott, das ist schon so lange her, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann.

Besitzen Sie eine Digitalkamera?Nein. Wenn etwas zu fotografieren ist, dann erledige ich das mit der Handykamera.

Ihr letztes Fotomotiv?Eine ziemlich eindrucksvolle Schlange in China.

Von wem bekommen Sie die meisten E-Mails?Von meinen Amtsleitern.

Waren Sie schon einmal Opfer eines Datenlecks?Zum Glück nicht.

Shoppen Sie eher im Internet oder in Innen-städten?Weder noch – das erledigt meine Frau und ich habe volles Vertrauen in sie.

Halten Sie unser zunehmend vernetztes Leben für einen Segen oder einen Fluch?Weder noch. Diese ganze Technologie ist für mich nichts anderes als ein Werkzeug. Ebenso wie Stift und Papier.

Wie ordnen Sie Ihre Termine: klassisch auf einem Terminkalender oder mit elektronischer Hilfe(PDA, Handy)? Nur noch elektronisch.

Was ist Ihnen lieber: Briefe oder E-Mails?Ich bevorzuge das persönliche Gespräch, doch wenn das nicht geht freue ich mich am meisten über einen handgeschriebenen Brief.

Auf ein Wort, Franz-Ulrich KeindorffModerne Kommunikationsmittel gehören heute für die meisten Menschen zum Alltag. Der Server befragt an dieser Stelle Prominente und/oder von Berufs wegen kommunika-tive Menschen, welche sie wofür benutzen. Heute: Franz-Ulrich Keindorff

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8000 Morgen Grund für 70.000 Reichstaler – Hilmar von Münchhausen machte beim Kauf des verfallenen Herrenstifts in dem Flecken Leitzkau wirklich ein gutes Geschäft. Heute hat hier die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt ihren Sitz. Viele Jahre wurde die Anlage saniert und auf Vordermann gebracht. Heute laden ein Museum und viele Veranstaltungen zu einem Besuch auf Schloss Leitzkau ein. Fahren Sie hin und wan-deln ein paar Stunden auf den Spuren der Familie von Münchhausen. Es lohnt sich und entspannt total.

Nein, Baron Münchhausen ist hier nicht auf einer Kanonenkugel geritten. Und er hat sich an dieser Stelle auch nicht am eigenen Zopf aus dem Sumpf gezogen. Dennoch gibt es zwischen dem Lügenba-ron Münchhausen und dem wunderschönen Schloss Leitzkau bei Gommern eine ganz enge Verbindung. Im August 995 wurde der Ort Leitzkau erstmalig in einer Urkunde von Kaiser Otto III erwähnt. Historische Bedeutung erlangte der kleine Flecken gut 150 Jahre später: 1139 siedelte sich hier ein Prämonstratenser Chorherrenstift an. Als 16 Jahre später, im September 1155, die neue Basilika fertig war, wurde diese vom Erzbischof Wichmann von Magdeburg und Bischof Wigger von Brandenburg eingeweiht. Auch Albrecht der Bär (er gründete zwei Jahre später die Mark Bran-denburg) kam zur feierlichen Weihe.

1564 erwarb Hilmar von Münchhausen, der als Söldner zu Reichtum gelangt war, für 70.000 Reichs-taler die zerfallenen Gebäude und 8.000 Morgen

Grundbesitz. Er begann sofort mit dem Um- und Ausbau, dessen Ende er leider nicht mehr erlebte. Seine Sohn Statius vollendete die Wandlung von einer Kirchenanlage zum Schloss. Bis 1600 entstand ein imponierendes Gebäudeensemble im Stil der Weser-renaissance, zu dem die Schlösser Neuhaus, Althaus und Hobeck, eine Kirche, ein Torhaus und verschiede-ne Wirtschaftsgebäude gehörten.

Eine Mauer teilte den SchlosshofInteressant: Am 29. Oktober 1618 musste Statius

von Münchhausen Leitzkau an die Söhne seines Bru-ders Hilmar des Jüngeren verkaufen. Er hatte sich bei dem Bau eines anderen Schlosses finanziell übernom-men und war ruiniert. 1679 teilten sich die Familien durch Los die Gebäude und Ländereien untereinander auf; es wurden zwei selbständige Güter Althaus und Neuhaus gebildet. Der Schlosshof wurde durch eine Mauer geteilt. Beide Güter blieben bis 1945 im Besitz zweier Linien Münchhausens.

Blick auf den Schloss-platz: Hier finden

das ganze Jahr über die verschiedensten

Veranstaltungen statt. Beim Töpfermarkt ist

die „Heimatstube“ unter dem Dach ein Muss.

Ist es Wahrheit, Phantasie oder eine Erfindung vom Lügenbaron?

Wie Amalie von Münchhausen auf Schloss Leitzkau ihre Ehe beendete

ANFAHRTAb Magdeburg: Auf der B1 Richtung Burg bis Heyrothsberge fahren. Hier rechts abbiegen auf die B 184. Nach circa 18 Kilometern (Ausschil-derung beachten) geht es links auf die L 60. Nach weiteren 900 Metern rechts abbiegen in die Straße „Am Schloss“. Vor der Anlage ist ein großer Parkplatz.

Ausflugstipp

Extra-TippAuch wenn jetzt noch niemand daran denken mag: In der Vorweihnachtszeit gibt es im Schloss Leitzkau lohnenswerte Veranstaltungen. Zum Beispiel der Advents-markt am 1. Dezem-ber oder die festlichen Konzerte am 21. und 22. Dezember. Mehr Informationen finden finden Sie unter: http://www.dome-schloesser.de/leitzkau.html

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1945 wurden die Familien von der Sowjetischen Besatzungsmacht nach fast 400 Jahren von ihren Gü-tern, zu denen großer Wald- und Landbesitz zählte, enteignet. Auch nach der Wiedervereinigung 1990 wurde der Besitz nicht zurückgegeben. Seit 1996 ist Schloss Leitzkau Sitz der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt. Große finanzielle Anstrengungen waren in den folgenden Jahren nötig, um das bis dahin teilweise als Schulgebäude genutzte Schloss Neuhaus, in dem heute die Stiftungsverwaltung un-tergebracht ist, zu sanieren.

Genießen Sie einen Abend bei Amalie In einer wahrlich sehenswerten Dauerausstellung

zur Bau- und Nutzungsgeschichte kann sich hier jeder Interessierte ausführlich über die jahrhundertelan-ge Entwicklung der gesamten Anlage mit Basilika, Wehrgängen und Kellergewölben informieren. Dazu gibt es zahlreiche Informationen über die Besitzer und das historische Umfeld. Selbstverständlich sind auch Führungen möglich (siehe Kasten rechts). Aber das ist längst nicht alles: Das ganze Jahr über finden zahlreiche interessante Veranstaltungen statt, die mittlerweile weit über die Grenzen des Jerichower Landes bekannt sind. Einen wunderbaren „Abend bei Amalie“ können Sie zum Beispiel am 15. Juni und 28. September im Schloss Leitzkau erleben. Worum es geht? Amalie von Werthern war eine geborene von Münchhausen. Sie heiratete 1775 einen 20 Jahre älteren Mann, Stallmeister am Weimarer Hof, verliebte sich dann aber in einen anderen. Eine Scheidung kam nicht in Frage. Also griff die junge Frau in die Trickkiste: Als sie 1785 ihren Bruders in Leitzkau besuchte, täuschte Amalie einen Selbstmord vor. Sie

wurde anscheinend in der Gruft beigesetzt. Doch in Wahrheit verschwand Amalie und ging mit ihrem Geliebten, dem Bergrat Johann August von Einsiedel, auf eine lange Afrikareise. Nach der Rückkehr kam es dann doch zur Scheidung und Amalie heiratete den Herrn von Einsiedel. Doch auch diese Ehe stand unter keinem guten Stern. Der Abend mit Amalie ist eine hervorragende Möglichkeit, das Schloss zu besich-tigen, eine Führung mitzumachen, die Anlage im Fackelschein zu bewundern, Musik aus der damaligen Zeit live zu erleben und in Spielszenen mehr über Amalie von Münchhausen zu erfahren. Allerdings: Nicht alles was aufgeführt wird, muss unbedingt stim-men, denn es gibt natürlich viele wahre und unwahre Darstellungen über das Leben von Münchhausen – mit Amalie.

Pure Geschichte, kein LügenmärchenEine andere Veranstaltung ist der bunte Töpfer-

markt im September. An diesem Wochenende wird sogar der Dachboden des Schlosses geöffnet. Hier gibt es eine Art Heimatstube, die Dinge aus längst vergangenen Zeiten zeigt. Ein Besuch lohnt. Dazu die vielen Töpferwaren, mittelalterliche Bänkelsänger, Spießbraten und selbstgebackenes Brot – Herz, was willst Du mehr. Fazit: Um die Familie von Münch-hausen ranken sich zahlreiche Sagen und Legenden. Besonders die Geschichten des Lügenbarons sind unvergessen. Was also kann spannender sein, als in der Ausstellung von Schloss Leitzkau, während des Abends mit Amalie oder beim Töpfermarkt auf den Spuren dieser sagenhaften Familie zu wandeln und pure Geschichte zu erleben? Und das ist kein Lügen-märchen. Thomas Pfundtner

INFOS Schlosshof und Basili-ka sind das ganze Jahr (Mo.–Fr.) geöffnet. In dieser Zeit kann auch die Daueraus-stellung zur Bau- und Nutzungsgeschichte besucht werden. Von März bis Nov. ist dies auch Sa., So. und Feiertags (10–16 Uhr) möglich. Führungen: Sa., So. und Feiertags: 14 Uhr und nach Vereinbarung (039241 41 68). Bis Nov. au-ßerdem zu folgenden Zeiten: Mo., Mi., Do. 9–12 Uhr; Di. 9–12 und 13–16 Uhr; Fr. 13–16 Uhr. Veranstaltungen:Abend bei Amalie am15.6., 20 Uhr, und 28.9., 19 UhrAbend bei Albrecht; Tafelmusik mit Peter Siche in der Königslo-ge am 5.7. und 19.10., 20 Uhr„Sax‘n Anhalt Orches-ter“ am 3.8., 17 Uhr 19. Leitzkauer Töp-fermarkt mit Rah-menprogramm in der ganzen Schlossanlage.7. und 8. 9., 10–18 Uhr

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Immer wieder treten Minnesänger in der einstigen Stiftskirche auf und erfreuen die Besucherinnen und Besucher mit mittelal-terlichen Liedern. Die Sanierung der ganzen Schlossanlage dauerte Jahre, und ist noch nicht komplett abgeschlossen. Die Langhausstützen an der Nordseite der Stiftskirche erstrahlen in alter Pracht.

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Streiflichter

Als Tochter von Bankdirektor Emil Kiesler und Kon-zertpianistin Gertrud Kiesler wurde Hedwig Eva Maria Kiesler am 9.11.1914 in Wien geboren. Noch nie von ihr gehört? Und das, obwohl alljährlich der weltweite „Tag der Erfinder“ ihr zu Ehren an ihrem Geburtstag am 9. November gefeiert wird? Das ist keine Bildungslücke, denn unter ihrem bürgerlichen Namen ist sie kaum bekannt.Erst besonders pfiffiges Marketing sorgte 1937 dafür, dass aus Hedwig Kiesler Hedy Lamarr wurde. Die Idee für die-sen Künstlernamen mit Bezug auf den damals gefeierten Stummfilm-star Barbara La Marr hatte Louis B. Mayer, der Hedy in London entdecke und für MGM unter Vertrag nahm. MGM vermarktete sie fortan als „schönste Frau der Welt“.

Schon damals blen- dete Schönheit die Um- welt, denn trotz zahl-reicher Hauptrollen in UFA- oder Hollywood-filmen wissen Experten, dass Lamarrs schauspielerische Leistungen nie mit ihrem blendenden Aussehen mithal-ten konnten. Sie selbst schien dies zu wissen und nahm es mit Humor: „Jedes Mädchen kann glamourös sein. Du musst nur still stehen und dumm dreinschauen.“ Eine Kunst, die sie perfekt beherrschte.

Bereits einer ihrer ersten Filme („Symphonie der Liebe“, besser bekannt unter dem Titel „Ekstase“ von 1933) sorgte für Aufsehen wegen der skandalösen Nacktszenen. Darunter ein wortkarges, aber zehnmi-nütiges Bad in einem See mit anschließendem Gang nackt durch einen Wald. Das sorgte 1933 freilich für Aufsehen, noch mehr allerdings eine Liebesszene, in der lediglich ihr sexuell erregtes Gesicht zu sehen war.Fortan genoss Hedy Lamarr ihr filmreifes Leben in vol-

len Zügen. Sie führte sechs Ehen, hatte unzählige Affä-ren und am Ende drei Kinder. Die erste Ehe schloss sie am 10. August 1933 mit dem schwerreichen Wiener Industriellen Fritz Mandl. Der herrschsüchtige und ei-fersüchtige Mann verbot ihr Sekunden nach dem „Ja“-Wort das Filmen und verlangte als Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter, dass sie vom jüdi-

schen zum katholischen Glauben übertrat. Die Ehe währte keine vier Jahre, dann floh sie Hals über Kopf über Paris nach London. Dort traf sie den schon erwähn-ten Louis B. Mayer, der aus ihr Hedy Lamarr machte.

Unter Schauspie-

lerkollegen war Lamarr alles andere als beliebt. Am Set sorgte sie regel-mäßig für Verstimmung – angesichts ihrer Träg-heit, ihrer unterbelich-teten Ambitionen und ihres relativ schwierigen Charakters. Obwohl sie gelegentlich gute Rol-len bekam und spielte,

war sie auf der Leinwand dann doch in der Regel nur als dekoratives Beiwerk zu sehen. Dies gilt insbeson-dere für ihren größten kommerziellen Erfolg, den Film „Samson und Delilah“ (Regie: Cecil B. DeMille). Dass sie es dennoch schaffte, über Nacht zu einer Stilikone zu werden, gilt bis heute als eine eher zufällige Sensa-tion: Ihre Mitwirkung im Streifen „Algiers“ (1938) an der Seite von Charles Boyer machte ihre Mittelscheitel-Frisur ebenso wie brünett zur Modefarbe der späten Dreißigerjahre – und das nur, weil sie im Film so zu sehen war. Faktisch über Nacht wurde sie von jeder Schauspielerin und jeder Frau, die es sich leisten konn-te, kopiert. 1958 drehte sie ihren letzten Film.

Weit mehr als ihre Filme aber wird ihre Erfindung im Gedächtnis der Menschheit bleiben, vor allem

Ein filmreifes LebenWie eine schöne Österreicherin Film-Ikone und Technik-Erfinderin wurde

Zahlreiche Erfindungen in den vergangenen Jahrhunderten haben die Welt verändert. In einer Serie erinnert der Server an Erfindungen, die das Leben der Menschen nach- haltig beeinflusst haben. In der 18. Folge erzählen wir die Geschichte von Hedy Lamarr (9. November 1914 bis 19. Januar 2000), die zufällig das Frequenzsprungverfahren erfand und ein glamouröser Hollywood-Star ihrer Zeit war.

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Sie möchten ein kostenloses Abo des SERVER? Kein Problem. Benutzen Sie die Postkarte, rufen Sie uns an oder senden Sie uns eine E-Mail.

Telefon 0391 24464-0E-Mail [email protected]

Unter allen neuen Abonnenten ver losen wir drei Automatic-Taschen-schirme mit eingebauter Taschenlampe.

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wegen des historischen Kontexts. Denn Hedy Lamarr hatte sich als Gegnerin des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg früh auf die Seite der Alliierten gestellt. Ihnen stellte sie 1942 ihre Erfindung zur Ver-fügung – eine Funkfernsteuerung für Torpedos. Diese war durch selbsttätig wechselnde Frequenzen schwer anzupeilen und weitgehend störungssicher.

Aber die schöne Schauspielerin hat sich im Grunde nie mit Kriegsgerät beschäftigt. Ihre Erfindung gab es sozusagen „nebenbei“ und ganz zufällig, als sie und der Komponist George Antheil eines seiner Werke für 16 mechanische Klaviere (Pianolas) synchronisieren wollten. Das Problem lösten sie mit identischen Loch-streifen in Sender und Empfänger. Dadurch waren gleichzeitige Frequenzwechsel möglich. In dem Artikel „Player Pianos, Sex Appeal, and Patent #2,292,387“ wird darauf hingewiesen, dass Hedy Lamarr als Frau des Waffenherstellers Fritz Mandl Zugang zu höchst geheimen Informationen auch im Bereich der Funk-technik hatte. Doch das klingt wenig überzeugend, denn von Mandl hatte sie zur Zeit ihrer Erfindung schon drei Jahre nichts mehr gehört. Wahrscheinlicher ist eine Entdeckung wider Willen. Lamarr und Antheil arbeiteten einige Monate an ihrer Idee, bevor sie diese dem nationalen Erfinder-Rat (National Inventors Coun-cil) im Dezember 1940 präsentierten. Vorsitzender des Rates war Charles E. Kettering, Forschungsdirektor von General Motors. Kettering empfahl Lamarr und Antheil, ihre Idee zu patentieren. Mit Unterstützung eines Professors für Elektrotechnik am California Institute of Technology bereiteten sie das Patent zur Anmeldung vor. Am 11. August 1942 wurde es dann vom Patentamt be-

willigt. Das Patent wurde jedoch vom US-Militär nicht umgesetzt, so dass das Verfahren niemals zum Einsatz kam.

Dennoch gilt Lamarr als Wegbereite-rin, denn der gleichzei-tige Frequenzwechsel („frequency-hop-ping“) wird in der heutigen Kommu-nikationstechnik zum Beispiel bei Bluetooth-Verbin-dungen oder mit der GSM-Technik angewendet. JUJ

BUCHTIPPHedy DarlingHollywood-Ikone. Technik-Pionierin. Gefallener Stern. Das filmreife Leben der Hedy Lamarr – erzählt von ihrem Sohn.

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Unter allen neuen Abonnenten verlosten wir drei USB-Sticks.Unsere Gewinner sind:

Dr. Ulrike Hoffmann aus Weißenfels,Bettina Hart aus Halle und Kurt Melter aus Stendal.

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Bitte

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Antwort

Redaktion SERVERKID Magdeburg GmbHAlter Markt 1539104 Magdeburg

Name/Vorname

Straße/Hausnummer

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Das Lösungswort lautet:

Bitte senden Sie mir den SERVER kostenfrei zu.

Frau Herr

Glosse

Früher nannte man es Stadtordnung. Darin war zu lesen, wann der Nachbar sein Mittagsschläfchen und abends sein Beischläfchen machen darf. Das Heftchen regelte auch, dass jeder vor seiner eige-nen Türe zu kehren hat und was es kostet, wenn man ein Kaugummi mitten auf die Straße spuckt. Früher hatte eben alles seine Ordnung. Weil aber heutzutage das Leben gefährlicher als ein Spaziergang durch die Bronx ist, heißt die Stadtordnung heute Ge-fahrenabwehrverordnung. Ein Buch, dicker als die Bedienungsanleitung für ein Samsung-Rasierapparat und inhaltsschwerer als die Bibel. Die kam noch mit 10 Gebo-ten aus.

Die Gefahrenabwehrverord-nung schützt zum Beispiel in Mag-deburg die Tiere. Zum Beispiel vor Futter. Denn das Füttern ist inner-halb der Stadtgrenzen strengstens untersagt. Tierfreunde machen sich strafbar, wenn sie z.B. klapperdürren Schwänen auf dem Stadtsee Brotkrumen zuwerfen, fluglahmen Täubchen auf dem Marktplatz Bratwurstreste anbieten oder Streunern mit herzzerreißendem Blick einen feinen Bissen nicht verwehren.

Der letzte Winter, der gefühlt doppelt so lang war wie Frühjahr, Sommer und Herbst zusammen, hat mich sehr wahrscheinlich zu einem Uli Hoeneß gemacht. Ich bin ein Unhold, ein Bösewicht, ein Gesetzloser. Ich habe in meinem eigenen Garten in meinem eigenen Vogelhäuschen ein paar Körner ausgelegt. Das ist noch nicht verbo-ten. Vögelfüttern im Winter ist gut, merkt man auch im Baumarkt,

wo das Zeug containerweise zum Dumpingpreis angepriesen wird. Mir scheint, ganze Schwärme von Unternehmen leben von meinem Vogelherz. Doch, oh Schreck, in meinem Garten segelten durch den wilden Verteilungskampf der ausgehungerten Meisen, Finken und Sperlinge einige Sonnenblumenkerne in den frischen Schnee. Eines

trüben Wintertages stehe ich nun an meinem Fenster und muss entsetzt mit ansehen, wie sich eine ungelieb-

te Taube meinem Futter nähert. Sie ist schnel-ler als jedes meiner beiden gefahrenab-

wehrvernarrten Beine: Als ich endlich auf den Strümpfen, in den Schuhen

und im Garten bin, ist die Taube schon so voll gefressen wie die Hausmöwe der AIDAmar.

Was nun? Was ist, wenn ein wild gewordener Stadtordner

das verbotene Treiben beobach-tet hat? Werde ich zu Schutzhaft

verurteilt? Muss ich gemeinnützige Arbeit im Tierheim leisten? Werde ich als

abschreckendes Beispiel unter dem Tauben-schlag des Zuchtvereins angebunden und erst ent-

lassen, wenn jede Tauben auf mein Gesicht .... na Sie wissen schon? Oder muss ich ab sofort ein Wegebuch für mein Vogelhäus-chen führen und darin penibel notieren, wann welches Federvieh wie viele Körnchen aufgepickt hat?

Am Liebsten wäre mir allerdings, wenn es eine 1-Prozent-Rege-lung fürs Füttern verbotener Tiere gäbe. Ob ich mal im Kleingedruck-ten der Gefahrenabwehrverordnung nachschaue? JUJ

Vorsicht Vogel

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SERVERIT-Kundenmagazin für Sachsen-Anhalt

Herausgeber KID Magdeburg GmbH Alter Markt 15 39104 Magdeburg

Telefon 03 91 2 44 64-0 Telefax 03 91 2 44 64-400 E-Mail [email protected] Internet www.kid-magdeburg.de

RedaktionsbeiratDr. Michael Wandersleb, Geschäftsführer KID Magdeburg GmbH; Andrea Pape, Marketing KID Magdeburg GmbH; Jens-Uwe Jahns, Journalist; Georg Rieger, Geschäftsführer Spectrum Wirtschaftswer-bung GmbH; Viola Nebelung, Spectrum Wirtschaftswerbung GmbH

GesamtherstellungSpectrum Wirtschaftswerbung GmbHJulius-Bremer-Straße 1039104 MagdeburgTelefon: 0391 564647Telefax: 0391 564649 E-Mail: [email protected] www.spectrumww.de

„Server“ erscheint quartalsweise.Nachdruck nur bei Nennung der Quelle. Themengerechte Fotos und Manu skripte sind stets willkommen, doch können wir eine Veröffentlichung oder Rücksendung nicht garantieren.

Lösungswort gesuchtRätsel und Impressum

Schreiben Sie das Lösungswort auf die beigefügte Postkarte oder senden Sie uns eine E-Mail: [email protected] Lö sungs wort unseres letzten Rätsels hieß: ZEITERFASSUNGUnsere Gewinner sind: Ilka Maier aus Salzwedel, Bettina Schulze aus Klötze/OT Kumrau und Armin Burger aus Berlin. Herzlichen Glückwunsch!

Unter allen Einsendern des richtigen Lö-sungswortes verlosen wir dreimal je zwei praktische und sehr stabile Koffergurte.Viel Spaß beim Rätseln!

Einsendeschluss ist der 2. August 2013Vergessen Sie nicht den Absender. Die Ge-winner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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