Sie teilen sich Bett und Hotel - Hotel Schweizerhof …...ÖKK, die Krankenversicherung Nummer 1...

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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 44 Sie teilen sich Bett und Hotel Power-Paar! Seit 25 Jahren wirken Hotelleriesuisse-Präsident ANDREAS ZÜLLIG und seine Frau CLAUDIA im «Schweizerhof» auf der Lenzerheide. Jetzt verraten sie ihr Rezept für ein erfolgreiches Hotel – und für die Liebe. Krisenfest Claudia, 50, und Andreas Züllig, 58, könnten sich eigentlich auf ihren Lorbeeren ausruhen – ihr «Schweizerhof» ist eine Erfolgs- geschichte.

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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE44

Sie teilen sich Bett und HotelPower-Paar! Seit 25 Jahren wirken Hotelleriesuisse-Präsident

ANDREAS ZÜLLIG und seine Frau CLAUDIA im «Schweizerhof» auf der Lenzerheide. Jetzt verraten sie

ihr Rezept für ein erfolgreiches Hotel – und für die Liebe.

Krisenfest Claudia, 50, und Andreas

Züllig, 58, könnten sich eigentlich auf

ihren Lorbeeren ausruhen – ihr

«Schweizerhof» ist eine Erfolgs-

geschichte.

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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE46

TEXT ANJA CONZETT FOTOS GERI BORN

Das raue Rothorn trägt sein schöns-tens Winter kleid, Puderzucker-schleier, blüten-

weiss. Während unten das Bünd-ner Rheintal in der Nebelsuppe verschwindet, strahlt auf der Lenzerheide GR die Sonne mit Claudia Züllig um die Wette. «Gastgeberin» steht auf dem Na-mensschild, das die 50-Jährige wie eine Auszeichnung trägt. Andreas Züllig, 58, lächelt: «Ohne meine Frau würde hier alles stillstehen.»

Seit 25 Jahren führt das Paar gemeinsam das noble Familien-hotel Schweizerhof, in dem sich zeitloser Alpenchic und moderne Linienführung die Waage halten. Diese Balance zeichnet auch die Besitzer aus. «Meine Stärke ist klar an der Front: bei den Gästen und Mitarbeitern. Für Strategie und Politik ist mein Mann zu-ständig», sagt Claudia Züllig, die es sich nicht nehmen lässt, den Kaffee selbst zu servieren. Sie er-widert das Lächeln ihres Mannes: «Ohne einander geht es nicht.»

120 Mitarbeiter umsorgen in der Hochsaison die Gäste der drei Restaurants und 82 Zimmer des «Schweizerhofs». Dem Vier-Ster-ne-Hotel ist das Kunststück ge-lungen, zu 90 Prozent Stammgäs-te aus der Schweiz zu bewirten. Der Frankenschock ging dennoch nicht spurlos an den Zülligs vor-bei. Als Andreas Züllig vor zwei Jahren das Präsidium des Dach-verbands der Schweizer Hoteliers übernimmt, sieht er sich exakt zwei Wochen später mit der Auf-hebung des Mindestkurses kon-frontiert. «Eine Feuertaufe.» Um Gegenmittel ist er aber nicht ver-legen: klare Profile und Koopera-tion – innerhalb wie ausserhalb der eigenen Branche (siehe Inter-view Seite 49).

Während ihr Mann sich auf dem Parkett der nationalen Poli-tik bewegt, macht Claudia Züllig aus den gemeinsamen Visionen Wirklichkeit. Derzeit engagiert sich die Hotelfachfrau und Er-wachsenenbildnerin an vorders-ter Front für ein Saisonnier-Aus-tauschprogramm der HTW Chur zwischen dem Winterland Grau-bünden und der Sommerstube Tessin, das der nebensaisonalen Arbeitslosigkeit vorbeugt. «Wert-schätzung ist unser Kerngeschäft, gegenüber den Gästen, dem Um-feld und den Mitarbeitern», sagt sie, während sie beiläufig ein Tischtuch zurechtzupft.

Als der 17-jährige Sohn ihres Küchenchefs kurz vor Ostern beim Freeriden schwer verun-glückte, organisiert die Hotelière eine Spendenaktion, um dem querschnittgelähmten Dario ein neues Leben zu ermöglichen.

Sie, die empathisch Dyna-mische, er, der ruhig Reflektierte. Die Erfolgsgeschichte der Zülligs beginnt vor 30 Jahren in Genf. Der ursprünglich gelernte Koch ins-talliert damals die ersten Compu-ter der Hotelgeschichte, sie ist Re-zeptionistin in einem der Betrie-be, die er bedient. In der Nacht-schicht verlieben sie sich. «Ihre sportliche Eleganz hat mich zu-tiefst beeindruckt.»

Andreas Züllig wurde in sein Metier hineingeboren. «Für mich war immer klar, dass ich einmal Gastgeber sein will.» Die Eltern betrieben eine Pension in Ro-manshorn. 15 Zimmer, während der Hochsaison lebt die Familie im Dachstock. «Ich kann mir kei-ne schönere Kindheit vorstellen.» Noch heute lebt das Paar in einer Wohnung über der Réception. Der Vater ist sich sicher: Auch die Söh-ne Gian-Andrea, 18, und Nico, 23, hätten profitiert, auch wenn sie hin und wieder auf die viel be-schäftigten Eltern verzichten mussten. «Im Hotelbetrieb

Mittendrin Claudia Züllig kümmert sich um das Wohl ihrer Gäste und Mitarbeiter.

Chefsache Privat verwöhnt der gelernte Koch Züllig gerne seine Freunde – und macht Konfi fürs Hotel ein.

Angekommen Der Zürcher und die Sarganser-länderin sehen ihre neue Heimat als «ein Privileg».

«Ohne meine Frau würde hier alles

stillstehen. Sie ist die Gastgeberin»

ANDREAS ZÜLLIG

Traumpaar Seit 30 Jahren leben

und arbeiten die Zülligs zusammen. «Ohne den

andern geht es nicht.»u

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He� klopfa.

Lässt Herzen höher schlagen.

Herr Züllig, starker Franken, Schneemangel – Krise. Warum sollte man heute überhaupt noch Hotelier werden?Wir sind eine emotionale Branche. Hoteliers sind nicht einfach Mana­ger, sondern Gastgeber. Wir haben in der Schweiz einzigartige Land­schaften und eine tourismusreiche Geschichte – und gerade durch die Krisenjahre gehört die Schweizer Hotellerie unterdessen zu den fittes­ten der Welt.Die Krise ist also eine Chance? Jede Herausforderung zwingt zum Neudenken. Wir müssen beispiels­weise mit Schweizer Löhnen, Le­bensmittelpreisen und dem Klima­wandel umgehen. Anderseits kann die Standortgebundenheit auch Perspektiven ermöglichen. Inwiefern? Indem man sich als Teil einer Bran­che und einer Region versteht. Hier

sind Kooperationen mit sämtlichen Leistungsträgern gefragt – Hotelle­rie, Gemeinde, Tourismusorganisa­tion, Bergbahnen. Sollte die Politik mehr für den Tourismus tun? Die Politik ist für optimale Rahmen­bedingungen verantwortlich. Jen­seits davon darf der Tourismus sich nicht auf die Politik verlassen, son­dern muss die Hausaufgaben selber machen. Hotelleriesuisse kommt dieser Herausforderung mit dem Strategiepapier «2021» nach. Ihr «Schweizerhof» ist ein Rie-senerfolg. Was ist Ihr Rezept? Ein allgemeines Rezept gibt es nicht. Jedes Hotel muss seine Nische finden – Tisch, Bett, Stuhl reichen heute nicht mehr. Grösse und Sterne spielen dabei keine Rol­le, stattdessen braucht es eine klare Positionierung und eine konsequen­te Umsetzung seiner Ziele.

5 FRAGEN AN HOTELLERIE SUISSE-PRÄSIDENT ANDREAS ZÜLLIG

«Tisch, Bett, Stuhl reichen nicht»lernt man, offen und vorbehalt-

los auf Menschen zuzugehen. Das ist immer ein Gewinn.»

Auf der Lenzerheide wirkt das Paar weit über den eigenen Betrieb hinaus. Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, dass die Re-gion sich als Biker-Pilgerort der Schweiz etablieren konnte. Die Skigebietsverbindung mit Arosa haben die beiden mitgetragen. Claudia Züllig ist zudem Haupt-initiantin der Lichtkunstinstalla-tion «Zauberberg», die jeden De-zember Tausende Gäste anlockt.

Im Familienbad ist ein Spiel-zeugfisch liegen geblieben. And-reas Züllig testet ihn freudig aus, während seine Frau einen Kin-derliegestuhl geraderückt. Nebst eigenem Kindergarten unterhält der «Schweizerhof» auch einen exklusiven Wellnessbereich. «Wir sind vor allem ein Familien-, kein

Kinderhotel. Die Eltern sollen ge-niessen, derweil die Kinder be-treut sind», so Claudia Züllig.

Das Hamam des «Schweizer-hofs» ist das grösste in den Alpen. Gestaltet wurde es vom Architek-ten Max Dudler. Kunst ist An-dreas Züllig eine Herzensan-gelegenheit. «Das KKL in Luzern, das Zürcher Kunsthaus oder der New-York-Marathon: Kultur und Sport sind für uns genauso In-spiration wie Reisen in ferne Destinationen.»

Abschalten kann das Paar auch im Ferienhaus in Maienfeld. Dort bekocht es gerne Freunde. Mehr noch. «Andreas kocht aus den Früchten des Gartens jähr-lich 700 Konfigläser fürs Hotel», sagt seine Frau sichtlich stolz. Das Paar unisono: «Gastgeber zu sein – Freude zu vermitteln – das ist sinnstiftend.»

«Gastgeber zu sein – Freude zu

vermitteln – das ist sinnstiftend»

CLAUDIA ZÜLLIG

Design An der Hamam-Réception.

Die Zülligs sind Architektur- und Sportfans. Beide

sind den New-York-Marathon gelaufen.

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