SN-2. April 2009

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PrämienundmehrPersonalsollvonFahndungserfolgabhängiggemachtwerden SuchenachAnerkennung DONNERSTAG,2.APRIL2009 auf. „Wir trainie- ren jetzt für das Internationale DeutscheOpeninderNähevon Berlin,dasam9.Maistattfindet. Wirstartenalserstesösterreichi- schesPaarimDuo-Rollstuhltan- zen. Ehrlich gesagt: Wir hoffen, dasswirinsFinalekommen.“ BERTHOLDSCHMID lionenEuro–füreinenTag.Dasist einpassenderAuftaktfüreinSparpro- gramminderKrise! „Nichtresignieren“ HaraldSegall,Gewerkschafter

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DONNERSTAG, 2. APRIL 2009 ÖSTERREICH 9

Kino: Regisseur Luc Dardenne im Interview. Seite 11

Der G-20-Gipfel kostet rund 75 Mil-lionen Euro – für einen Tag. Das ist

ein passender Auftakt für ein Sparpro-gramm in der Krise!

KRITIKRAX

WIEN (SN-i.b.). InnenministerinMaria Fekter (ÖVP) scheint esderzeit darauf anzulegen, sich denGroll der Wiener Polizei zuzuzie-hen. Nachdem sie sich dieser Tageüber deren ihrer Meinung nachmangelnde Effizienz gewunderthatte, kündigte sie nun an, in Zu-kunft Prämien und zusätzlichesPersonal für Polizeidienststellenvon deren Fahndungserfolg ab-hängig machen zu wollen.

In der Tat wird derzeit im In-nenministerium ein Bewertungs-system entwickelt, das die Arbeitder Polizeidienststellen vergleich-bar machen soll und erfolgreichenTeams Prämien und Verstärkungin Aussicht stellt. „Ziel ist es, dieDienststellen und Exekutivbeam-ten besser zu motivieren, nochbessere Leistungen zu bringen“,sagte Fekter-Pressesprecher Mar-tin Brandstötter. Die Frage, ob esnicht demotivierend sei, Dienst-stellen, deren mangelnder Erfolgschon jetzt mit Personalmangel zu

Prämien und mehr Personal soll von Fahndungserfolg abhängig gemacht werden

Fekter will nur „motivieren“erklären sei, zu bestrafen, indemjust sie keine Verstärkung bekom-men, beantwortete Brandstötterso: Von den 1000 jungen Polizis-ten, die heuer aufgenommen wür-den, seien 450 allein für Wien vor-gesehen. Noch gar keine Antwort

gab es auf die Frage, wie denn dieArbeit eine Polizeidienststelle ineinem Wiener „Problembezirk“mit der Arbeit einer Dienststelleetwa in einem Kurort vergleichbargemacht werden soll. „Genau da-rum geht es ja jetzt“, sagte Brand-stötter, „um die Entwicklung ob-jektiver Kriterien.“ Daran seien„verschiedene Experten aus den

verschiedenen Bereichen imHaus“ beteiligt.

Einmal mehr hell empört rea-gierte der Wiener Polizeigewerk-schafter Harald Segall: „Wir sindnicht Kopfgeldjäger und werdenes trotz des Wunsches von Minis-terin Fekter nie werden.“ Und:„Wir brauchen die Polizisten undPolizistinnen dort, wo Kriminali-tät stattfindet und nicht dort, woes sich die Ministerin einbildet.“

Heftige Kritik kam auch vonFPÖ („völlig unüberlegter Wahn-sinn“) und BZÖ („wirklichkeits-fremd“), wobei FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auch den Wie-ner Bürgermeister Michael Häupl(SPÖ) als Schuldigen an der „Si-cherheitsmisere“ attackierte. DieWiener Polizei machte unterdes-sen mit ihrer „Informationsoffen-sive“ zur Kriminalprävention wei-ter. Derzeit finden fast täglichquer durch die Bezirke Veranstal-tungen für die Bürger statt, bei de-nen Kripo-Experten Tipps geben.

Harald Segall, Gewerkschafter

Wir sind nichtKopfgeldjäger undwerden es nie werden.

In ein neues Leben tanzenSchicksal. Die Gewissheit, das künftige Leben im Rollstuhl verbringenzu müssen, lässt sie nicht verzweifeln: Sie wollen Tanzmeister werden.

BERTHOLD SCHMID

SALZBURG (SN). 17 Operationen,eine künstliche Schulter, Quer-schnittlähmung, ein Leben imRollstuhl – und eine enorm ange-schlagene Psyche. Es sei ein Au-tounfall gewesen, sagt der heute48-jährige Salzburger RichardSchaefer. Ein Lenker habe ihnim Oktober 2005 auf der West-autobahn zwischen Linz undSalzburg mit 200 Sachen von hin-ten „abgeschossen“. Ein Wunder,dass er überlebt habe.

Dabei hatte Schaefer noch sogroße Ziele: Als Diplomkranken-pfleger mit zahlreichen Zusatz-ausbildungen sollte er inder Christian-Dopp-ler-Klinik beim Auf-bau einer Abteilungfür Psychosomatik mit-helfen. Er gehörte zumersten Kriseninterventi-onsteam (KIT) in Öster-reich und stand auch nachder Lawinenkatastrophe inGaltür im Einsatz.

Anderen Menschen in schwie-rigen Situationen zu helfen warsein Lebensinhalt, doch von einerSekunde auf die andere veränder-te ein Verkehrsunfall alles. Jetztbenötigt Richard Schaefer selbstHilfe, auch wenn er versucht, seineingeschränktes Leben so gut es

geht selbst zu meistern. „Das lerntman schon am ersten Tag in derReha-Klinik, dass man nur einenBrief aufgibt und nicht sichselbst“, sagt er. Nach Tagen derDepression – die Lebensgefährtinhat ihn verlassen – beschließt

Schaefer eines: „Ich musswieder ein Leben beginnen. Vorallem: Ich brauche ein Hobby.“

In einer SN-Reportage über„Tanzen im Rollstuhl“ stößtSchaefer vor einem Jahr auf denTanzsportclub Blau-Gold in Mayr-wies und erfährt dort ein neuesLebensgefühl. „Wir sind fünf Paa-re, vier sogenannte Kombipaaremit jeweils einem auf Füßen tan-zenden Partner, und ich mit derGabi. Sie sitzt auch im Rollstuhl.Sie ist 41 Jahre alt und kommt ausGroßgmain.“

Wenn Richard Schaefer von Ga-bi erzählt, hellt sich sein Gesicht

auf. „Wir trainie-ren jetzt für das InternationaleDeutsche Open in der Nähe vonBerlin, das am 9. Mai stattfindet.Wir starten als erstes österreichi-sches Paar im Duo-Rollstuhltan-zen. Ehrlich gesagt: Wir hoffen,dass wir ins Finale kommen.“

Suche nach AnerkennungSeine Partnerin Gabi Eichlerstimmt zu: „Wir kommen ganz gutmiteinander zurecht, doch dasWichtigste ist die Freude am Tan-zen und noch wichtiger: In derGesellschaft eingebunden zu sein,selbst mithalten zu können.“

Auch sie sei durch das Tanzen„aus der Versenkung“ zurückge-kehrt. Der erste Versuch, öffent-lich aufzutreten: der Rotkreuzballin Salzburg. „Es war so schön, soetwas genießen zu können. Wiedie anderen auch“, sagt sie. Wiedie nicht behinderten Gäste rea-giert haben? „Am Anfang war vielNeugier vorhanden, doch das hatsich schnell in Lob und Anerken-nung umgeschlagen“, betontSchaefer. Den Leuten habe ihrAuftritt gefallen.

„Nicht resignieren“In schwierigen Lebenssituatio-nen, auch wenn man sie nicht än-dern kann, gibt es für RichardSchaefer eine Devise: „Offen re-

den, den Menschen Berüh-rungsängste nehmenund sich nicht verste-cken. Man muss of-fensiv sein, dannwird es belohnt.“

Das Tanzen imRollstuhl ist für Ri-chard und Gabi zu ei-nem Lichtblick in ih-rem Leben gewor-den. Es sei ein An-fang, denn alsbehinderter Menschim Rollstuhl sei es na-

türlich sehr schwer, je-manden kennenzulernen.

Rückschläge mit depressi-ven Stimmungen kommen im-

mer wieder. Was dann? „Nicht re-signieren, sondern auch Rechte inder Gesellschaft einfordern“, sagter. Leidvolle Erfahrungen hat der48-Jährige schon oft gemacht.„Klar will dich beispielsweise einGastwirt nicht in seinem Lokal se-hen, oder der Betreiber einesBades. Das stimmt traurig, aberich bleibe auf der Matte und ma-che mich bemerkbar.“

Seinem Nicht-aufgeben-Wollenhat Richard Schaefer ein weiteresLebensmotto aus Antoine deSaint-Exupérys „Der kleine Prinz“entnommen: „Die Zukunft sollteman nicht vorhersehen wollen,sondern möglich machen.“

TRAISKIRCHEN (SN, APA). Dashandgreifliche Ende einesBasketballspiels jugendlicherAsylbewerber führte Diens-tagabend in der Erstaufnah-mestelle Traiskirchen zu ei-nem Großaufmarsch der Poli-zei. Die Jugendlichen – Afgha-nen und Tschetschenen –waren während des Spielsaneinandergeraten, 70 Poli-zisten rückten „sicherheits-halber“ (Bürgermeister FritzKnotzer) an, um für Ordnungzu sorgen. Die Polizei betonte,es habe weder eine Massen-schlägerei noch Verletzte, nur„Unmutsäußerungen von Af-ghanen“ gegeben. Fünf von ih-nen seien kurzfristig wegenaggressiven Verhaltens festge-nommen worden. Der Bürger-meister von Traiskirchensprach von „Turbulenzen“während des Polizeieinsatzes.

Rauferei setzte70 Polizistenin Marsch

KORNEUBURG (SN, APA). Die Er-mittlungen nach der Massenka-rambolage auf der A22 laufenweiter auf Hochtouren. Nach-dem bei dem Unfall am 22. Jän-ner sieben Personen verletztund eine Frau getötet wurden,konnten die Behörden nun zweiweitere Verdächtige ausfor-schen: Einen Bundesheer-Ange-hörigen sowie einen beteiligtenAutofahrer. Ermittelt werdenun gegen insgesamt 15 Perso-nen wegen fahrlässiger Tötungunter besonders gefährlichenVerhältnissen, erklärte Fried-rich Köhl, Sprecher der Staats-anwaltschaft Korneuburg. Auchhabe die Staatsanwaltschaft imZuge ihrer Erhebungen zweiGutachten in Auftrag gegeben.Bestellt wurde eine meteorolo-gische Sachverständige, sowieein kraftfahrzeugtechnischesGutachten zum Unfallhergang.Mit Ergebnissen wird in einigenWochen gerechnet.

Zwei Verdächtigenach A22-Unfallausgeforscht

HOLLABRUNN (SN, APA). Zu einerBluttat ist es in der Nacht aufDienstag auf dem Friedhof Hol-labrunn gekommen. Drei be-trunkene Burschen dürften beieinem nächtlichen Ausflug aufdas Friedhofsareal in Streit ge-raten sein.

Ein 17-Jähriger zog daraufhinein Küchenmesser und stachrund ein Dutzend Mal auf sei-nen 18-jährigen Begleiter ein.Während der zweite Bursche,ein 22-jähriger Hollabrunner,unmittelbar nach der Tat dieFlucht ergriff, leistete der 17-jährige Hauptverdächtige demOpfer Erste Hilfe und verstän-digte schließlich die Rettung.Diese brachte den schwer Ver-letzten ins AKH Wien.

Als Motiv für die Tat gabendie beiden Verdächtigen an,dass sie dem 18-Jährigen einen„Denkzettel“ für sein rechtha-berisches Gehabe verpassenwollten. Sowohl der 17-Jährige,als auch der 22-Jährige konntennach der Tat verhaftet und indie Justizanstalt Korneuburgeingeliefert werden. Letzterersteht unter dem Verdacht derMittäterschaft. Das 18-jährigeOpfer schwebt laut Angabender Polizei in Lebensgefahr.

Nach Streit:Messerstechereiauf Friedhof17-Jähriger ging mitKüchenmesser auf18-Jährigen los.

Richard und Gabi imTraining: Tanzen istfür sie ein Lichtblick.Bild: SN