Sodbrennen GESUNDHEIT - Natuerlich Online · 2015. 9. 1. · Sodbrennen ist ein lästiges bis...

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Natürlich | 3-2004 1 Sodbrennen GESUNDHEIT

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    Sodbrennen GESUNDHEIT

  • SodbrennenGESUNDHEIT

    Natürliche Hilfe

    In der Naturheilpraxis werden bei Sodbrennen in der Regel fertige Arzneimittel eingesetzt, zum Beispiel Kräuter-Tinkturen.

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    Sodbrennen GESUNDHEIT

    Das Sodbrennen kommt heuteweit verbreitet vor: Jeder Drittebei uns leidet gelegentlich da-ran, meist ausgelöst durch be-stimmte Speisen. Bei etwa 20% der Patien-ten tritt das Sodbrennen regelmässig aufund beeinträchtigt die Lebensqualitätnachhaltig. Man versteht die Erkrankungheute als Zivilisationsfolge, denn in Not-zeiten mit Mangelernährung beobachtetman sie praktisch nie. Allerdings handeltes sich um keine Krankheit unserer Tage,in den antiken Hochkulturen Ägyptenund Rom war Sodbrennen als «Luxus-krankheit» bekannt.

    Ursachen der Reflux-ÖsophagitisEs liegt nahe, das Sodbrennen auf eineÜbersäuerung des Magens zurückzu-führen. Tatsächlich tritt es aber nicht nurbei übermässiger Produktion von Magen-säure auf, sondern auch bei normalenSäureverhältnissen oder sogar bei Unter-säuerung. Der Magensaft besteht ja nichtnur aus Säure, sondern enthält auch nochVerdauungsenzyme und andere Bestand-teile, die ebenfalls zur Reizung derSchleimhaut im unteren Bereich derSpeiseröhre beitragen.

    Das Grundübel besteht also nicht imSäuregehalt des Magensafts, sondern imRückfluss (Reflux) von Magensaft undSpeisebrei aus dem Magen in die Speise-

    röhre. Schuld daran ist vor allem der ring-förmige Schliessmuskel, der sich amunteren Ende der Speiseröhre beim Über-gang in den Magen befindet. Er wirktwie ein Ventil zwischen Speiseröhre undMagen. Normalerweise öffnet sich derMuskel beim Schlucken nur kurz, umden geschluckten Bissen oder denSchluck eines Getränks in den Magendurchzulassen, danach schliesst er sichwieder. Dieser Vorgang läuft automatischab, willentlich lässt er sich nicht steuern.

    Der intakte Schliessmuskel der Speise-röhre verhindert, dass Magensaft undSpeisebrei aus dem Magen wieder in dieSpeiseröhre gelangen. Er schliesst dieSpeiseröhre so gut ab, dass wir stunden-lang im Kopfstand bleiben könnten, ohnedass der Mageninhalt in die Speiseröhrezurückfliessen würde. Erschlafft der Ring-muskel jedoch, kann er den Reflux nichtmehr verhindern. Dann gelangt der saureMageninhalt zurück in die Speiseröhre,unter Umständen bis hinauf zum Mund.Weil die Speiseröhre anders als der Magenkeine Schleimschicht besitzt, die vor derSäure schützt, wird sie gereizt und ent-zündet sich.

    Die Ursachen der Erschlaffung desSchliessmuskels sind vielfältig. Häufigstehen sie mit Fehlern der Ernährungs-und Lebensweise in Beziehung, gehörenalso zu den «Wohlstandsfolgen». Für denZusammenhang mit falschem Verhaltenspricht auch, dass mehr als 2⁄3 der Patien-

    ten, die an Sodbrennen leiden, überge-wichtig sind.

    Eine besonders wichtige Rolle spielthäufig die Fettzufuhr. Das erklärt sicheinmal daraus, dass Fette schwer ver-daulich sind und deshalb am längsten imMagen bleiben. Darüber hinaus sorgt Fettfür vermehrte Ausschüttung des Hor-mons Cholezystokinin im Darm, das wie-derum die Absonderung von Galle undBauchspeicheldrüsensaft anregt und denunteren Ringmuskel der Speiseröhre er-schlaffen lässt. Fettreiche Nahrungsmit-tel, die in der üblichen Zivilisations-kost häufig verwendet werden, gehörenfolglich zu den häufigen Auslösern desSodbrennens durch Reflux von Magen-inhalt.

    Aber auch eine Reihe anderer Speisen,Getränke und Genussmittel kann Sod-brennen provozieren. Das lässt sich nichtpauschal beurteilen, jeder Mensch rea-giert individuell unterschiedlich. Zu denwichtigsten Faktoren, die den Schliess-muskel der Speiseröhre erschlaffen lassenund zum Teil auch die Säureproduktionim Magen erhöhen, gehören zum BeispielSchokolade und andere Süssigkeiten,Zitrusfrüchte, Alkohol, Kaffee, Tee unddas Rauchen.

    Wer zu häufigem Sodbrennen neigt,muss durch sorgfältige Selbstbeobach-tung zu ermitteln versuchen, welche Ein-flüsse bei ihm zur Reflux-Ösophagitisführen. Unabhängig von der Ernährung

    Sodbrennen ist ein lästiges bis quälendes Übel. Trotzdem wird es

    von vielen Betroffenen auf die leichte Schulter genommen.

    Das Leiden erfordert fachliche Hilfe und muss konsequent ausgeheilt

    werden, denn die chronische Reizung der Speiseröhre kann

    schlimmstenfalls zu Krebs führen.

    Text: Gerhard Leibold

    bei Sodbrennen

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    kann auch ein erhöhter Druck im Bauch-raum den Schliessmuskel schwächen unddamit das Sodbrennen durch Reflux be-günstigen. Zu dieser Drucksteigerungkann es beispielsweise durch zu engeGürtel und Korsetts oder im Verlauf derSchwangerschaft kommen.

    Folgender Reflux-ÖsophagitisLeitsymptom der Reflux-Ösophagitis istnatürlich das Sodbrennen mit sauremAufstossen. Dazu kommt es vor allemnach fetten, süssen und schweren Mahl-zeiten, nach Alkoholkonsum und Rau-chen. Bei vielen Patienten sind ausserdemBrennen im Rachen und/oder hinter demBrustbein und Schmerzen beim Schlucken

    typisch. Im Liegen und beim Bücken tretendie Symptome meist verstärkt auf. DerHinweis auf Seite 45 fasst die 10 typi-schen Anzeichen der Reflux-Ösophagitiszusammen.

    Auch wenn nur einige dieser Symp-tome bestehen, liegt wahrscheinlich eineReflux-Ösophagitis vor. Die genaue Dia-gnose erfordert eine ärztliche Untersu-chung der Speiseröhre mit dem Endo-skop und Gewebsentnahme (Biopsie).

    Nach der Schwere der Veränderun-gen, die endoskopisch festgestellt wer-den, unterteilt man die Reflux-Ösophagi-tis in folgende 4 Grade:– Grad I: einzelne, noch nicht zusam-

    menfliessende Schleimhautdefekte.– Grad II: zusammenfliessende grössere

    Schleimhautdefekte.

    – Grad III: kreisförmiger Gewebsverlustmit Geschwürbildung.

    – Grad IV: Verengung der Speiseröhre(teils durch Narben) und Geschwür.

    Als Komplikation drohen Blutungen,bei chronischem Verlauf narbige Veren-gungen am Übergang der Speiseröhre inden Magen. Bei fehlerhafter Regenerationder Schleimhaut können abnorme Ober-flächenzellen in der Speiseröhre auftreten(Barrett-Epithel), die denen der Magen-schleimhaut entsprechen; sie neigen zuEntzündungen und Geschwürbildungund gelten als Vorkrebsstadium.

    Bei etwa 10% der Patienten mit Bar-rett-Ösophagus entwickelt sich eine kreb-sige Entartung (Adeno-Karzinom) derSpeiseröhre. Sie verläuft relativ bösartig,die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt nurungefähr 20%. Deshalb ist es wichtig, beiBarrett-Epithel regelmässige Kontrollun-tersuchungen durchzuführen, damit dieEntartung frühzeitig erkannt und behan-delt wird. Als mögliche Warnzeichen desSpeiseröhrenkrebses, der Männer häufi-ger betrifft und hauptsächlich im 6. Le-bensjahrzehnt beginnt, gelten Störungenbeim Schlucken, insbesondere die Un-fähigkeit, den Speichel zu schlucken,Schmerzen hinter dem Brustbein, Ge-wichtsabnahme und Beteiligung der örtli-chen Lymphknoten.

    Die genaue Diagnose erfolgt durchEndoskopie mit Biopsie, Röntgenkont-rast-Untersuchung und Endo-Sonografiemit Ultraschall, zum Teil auch Computer-Tomographie. Metastasen entstehen überdie Lymphbahnen in der Umgebung derSpeiseröhre, im Hals und Mittelfellraum,auf dem Blutweg vor allem in der Leberund Lunge. Mit der Bildung von Tochter-geschwülsten nimmt die Heilungschancedrastisch ab.

    Gesunde Ernährung als BasistherapieGelegentliches Sodbrennen bedeutet keinRisiko, daran leidet fast jeder ab und zu.Meist erklärt es sich aus einem Er-nährungsfehler oder ungewohnten Spei-sen. Zur Soforthilfe genügt in solchenFällen oft schon ein Glas Wasser oderMilch, vielleicht auch Heilerde oderTrinkmoor nach Gebrauchsanweisung.Das alte Hausmittel Natron eignet sichnur bedingt; es wirkt nur etwa 1⁄2 Stundeund bindet die Säure unter Bildung von

    SchwacherSchliessmuskel

    Erhöhter Druckim Bauchraum

    Erhöhte Magensäure-produktion

    Erschlaffung des Schliessmuskels durchverschiedene Stoffe

    Der intakte Schliessmuskel der unterenSpeiseröhre riegelt diese so gut ab, dass der Mensch mit vollem Bauch stundenlang auf dem Kopf stehen könnte, ohne dass der Mageninhalt in die Speise-röhre zurück fliessen würde. Erst das chronische Einwirken von Schadstoffen aus Nahrung, Alkohol und Nikotin lässt den Speiseröhren-Schliessmuskel erschlaffen.

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    Gasen, sodass es zu starken Blähungenkommen kann.

    Treten Sodbrennen und andere deroben genannten Symptome immer wie-der auf, darf das nie auf die leichte Schul-ter genommen werden. Dann besteht inder Regel eine Schwächung des unterenSchliessmuskels der Speiseröhre. Jetztmuss konsequent bis zur Heilung behan-delt werden. Diese Therapie ist heute zu-verlässig möglich. Umso erstaunlicher er-scheint es, dass sich viele der Betroffenenselbst bei längeren starken Beschwerdenmit ihrem Zustand abfinden, bis vielleichtüberhaupt keine Behandlung mehr mög-lich ist.

    Nach praktischer Erfahrung wäre inden meisten Fällen keine medikamentöseBehandlung erforderlich, wenn die übli-chen falschen Ernährungsgewohnheitenrechtzeitig umgestellt würden. Und selbstwenn bereits organische Schäden an derSchleimhaut bestehen, könnte aufArzneimittel meist bald wieder verzichtetwerden, wenn die Ernährungsweise ver-ändert würde. Viele Patienten ziehen den-noch die medikamentöse oder gar chirur-gische Behandlung der Ernährungs-reform vor.

    Die Diät orientiert sich an den Grund-regeln der gesunden Vollwertkost nachBircher-Benner und Kollath. Sie muss nichtunbedingt dauernd streng vegetarisch sein,aber zumindest einleitend sollte bis zurdeutlichen Besserung auf Fleischwaren ver-zichtet werden. Da die Vollwertkost allge-mein bekannt ist, muss hier nicht weiterdarauf eingegangen werden.

    Neben der Umstellung der üblichenZivilisationskost muss bei Sodbrennendarauf geachtet werden, alle individuellunverträglichen Nahrungs- und Genuss-mittel zu meiden. In erster Linie gehörendazu fette, schwere und süsse Speisen,Alkohol, Kaffee und Schwarztee. Darüber

    hinaus gibt es noch viele andere Lebens-mittel und Getränke, die im Einzelfallschlecht vertragen werden; das muss manaus leidvoller praktischer Erfahrung ler-nen und alle diese Produkte dann konse-quent ausschliessen.

    Naturmedizinische TherapieAusser der obigen Diät, die im Mittelpunktder naturmedizinischen Behandlung steht,setzt die Naturheilkunde verschiedeneandere Heilverfahren ein, insbesondereHomöopathie und Pflanzenheilkunde.

    Die homöopathische Therapie mussindividuell verordnet werden, denn eskommt darauf an, das massgeschneiderteMittel zu finden. Dabei müssen verschie-dene Umstände berücksichtigt werden,die nur der Therapeut richtig beurteilenkann. Zu den wichtigsten Homöopathikabei Reflux-Ösophagitis gehören:– Argentum nitricum, insbesondere bei

    schlanken, nervösen Menschen geeig-net, die starkes Verlangen nach unver-träglichen Süssigkeiten spüren; ihnenbringt Aufstossen meist Erleichterung.

    – Iris versicolor bei Sodbrennen mit sau-rem Aufstossen, Neigung zu Erbrechenund Kopfschmerzen.

    – Natrium phosphoricum bei Sodbren-nen mit saurem Aufstossen, saurem Er-brechen und Neigung zu Durchfall.

    – Nux vomica, ein häufig angezeigtes Mit-tel, das auch bei Sodbrennen nach Exzes-sen beim Essen oder Trinken gut hilft.

    Diese Beispiele mögen genügen, umdie Möglichkeiten der Homöopathie zuveranschaulichen.

    Die Phytotherapie verwendet bei Sod-brennen meist Mischungen aus mehreren

    Die apfelgrossenFrüchte des (sub)tropischenBrechnuss-Baumesenthalten strychnin-haltige Samen.

    Das bereits im Mittelalter aus den Samen der Brechnuss gewonnene undmedizinisch eingesetzte Strychnin wirkt in kleinen Dosen appetit- undverdauungsfördernd, in höheren Dosen schädigt es die Nerven. Seit den 50er-Jahren wird Strychnos Nux vomica als homöopathisches Mittel verwendet, u.a. bei Sodbrennen infolge kulinarischer Exzesse.

    Argentum nitricum, Silbernitrat, wurde in früheren Zeiten aufgrund seiner ätzenden und anti-bakteriellen Wirkung zu Desinfektionszwecken und zum Ausätzen von Wunden und Warzenverwendet. In homöopathischer Aufbereitung unterstützt Argentum nitricum die Behandlungnervöser (Verdauungs-)Beschwerden, u.a. von Sodbrennen.

    Silbernitrat wird vor allemaus dem Mineral Akanthit gewonnen.

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    Heilpflanzen. Im Vordergrund stehenEnzian, Kalmus, Tausendgüldenkrautund Wermut, die zum Teil durch weitereHeilkräuter ergänzt werden.

    Am besten eignen sich fertige Arznei-mittel aus diesen Pflanzen, da sie dieHauptwirkstoffe in stets gleich bleibender(standardisierter) Menge enthalten; siewerden in Form von Tropfen, Dragees,Kapseln und Tabletten nach Gebrauchs-anweisung eingenommen. Zwar könnenaus den Kräutern auch Heiltees herge-stellt werden, aber sie gewährleisten nichtdie gleich bleibende Zufuhr der wichtig-sten Wirkstoffe, sondern unterliegen na-türlichen Schwankungen. Deshalb ge-nügt der Tee nur in leichten Fällen zuralleinigen Therapie, bei stärkeren undchronischen Beschwerden kann er ledig-lich die übrigen Heilverfahren ergänzen.

    Ausser den oben genannten Heil-pflanzen kommt noch ein Versuch mitKartoffel- oder Kohlsaft in Frage. Beideenthalten Wirkstoffe gegen Entzündun-gen und Geschwüre, die auch auf dieSchleimhaut der Speiseröhre günstig wir-ken und überdies die Säureproduktion

    beeinflussen. Man verwendet fertige Säfteaus dem Reformhaus nach Gebrauchs-anweisung. Der Kartoffelsaft darf nichtzu hoch dosiert werden, sonst kann es zuVergiftungserscheinungen kommen (derrohe Saft enthält Giftstoffe, die erst beimKochen zerstört werden). Wenn Kohlsaftzu stärkeren Blähungen führt, verzichtetman besser darauf und verwendet nurKartoffelsaft.

    Gut bewährt sich bei Sodbrennenauch Heilerde (siehe Natürlich 10-2003).Dieses altbekannte Naturheilmittel «puf-fert» überschüssige Säure und wirkt Ent-zündungen am unteren Ende der Speise-röhre entgegen. Heilerde wird fertig ge-kauft und nach Gebrauchsanweisungkurmässig angewendet.

    Der Naturarzt, Heilpraktiker odernaturheilkundlich orientierte Arzt sorgtbei Bedarf zusätzlich für regelmässigenStuhlgang des Ösophagitis-Patienten undverbessert dessen Nierenfunktionen. DieDarmentleerung wird durch die Ballast-stoffe der vollwertigen Ernährung sowieLeinsamen, Kleie oder Milchzucker ge-fördert, während die Funktionen der Nie-

    ren unter anderem durch die HeilpflanzeGoldrute angeregt werden. Ob weitereNaturheilverfahren angewendet werdenmüssen, entscheidet der Therapeut.

    Chemische ArzneimittelDie Risiken der Reflux-Ösophagitis kön-nen in Notfällen chemische Arzneimittelrechtfertigen, insbesondere zu Beginn derTherapie, bis Diät und Naturheilverfah-ren ihre volle Wirkung entfalten. Der Arztverordnet in diesem Fall so genannteAntacida (= der Säure entgegenwirkendeMedikamente) wie das bereits genannteNatron sowie Aluminium-, Aluminium-Magnesium- und Kalzium-Verbindun-gen. Diese Medikamente helfen aber nurfür relativ kurze Zeit und können dieUrsachen des Sodbrennens nicht heilen.Zudem sind solche Medikamente nichtunbedenklich: – Aluminium-haltige Verbindungen kön-

    nen beispielsweise Stuhlverstopfung,sehr selten sogar einen Darmverschlusserzeugen, werden im Nerven- und Kno-chengewebe eingelagert (die Folgensind noch nicht genau geklärt) und ru-fen Phosphatmangel hervor. Vorsicht istgeboten bei bekannter Neigung zu Ver-stopfung, Darmverengung, zu geringenPhospat-Blutwerten und eingeschränk-ten Nierenfunktionen.

    – Natriumhydrogencarbonat (wie Natron)führt häufig zu Völlegefühl und Aufstos-sen durch Gasbildung, in Einzelfällensogar zum Durchbruch von Magen-geschwüren oder Magenrissen; bei län-gerer Anwendung können sich Nieren-steine bilden. Bei zu hoher Dosierungdroht Alkalose mit Abgeschlagenheit,Muskelschwäche und Atemstörungen.Vorsicht ist geboten bei eingeschränktenNierenfunktionen, nicht erlaubt ist Nat-ron bei bestehender Alkalose, Kalium-mangel und natriumarmer Kost.

    Zur längeren Therapie der Reflux-Ösophagitis bevorzugt man inzwischenin der Schulmedizin die H2-Rezeptoren-blocker, vor allem die Wirkstoffe «Cime-tidin», «Nizatidin» und «Ranitidin». Siewirken, indem sie die H2-«Empfänger»für Histamin blockieren. Das körper-eigene Gewebshormon Histamin regtnämlich über diese Rezeptoren unter an-derem die Absonderung von Magensaftan. Indem man die spezifischen Hista-min-«Empfänger» blockiert, wird die

    Die Säure neutralisieren: Ein Glas Kartoffelsaft oder Heilerde kann Sodbrennen lindern. Auf Reisen reicht zur Not ein Glas Wasser mit Zitronensaft. Dieser reagiert im Körper nicht sauer, sondern basisch.

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    Säure deutlicher und länger als durchAntacida verringert.

    Die Ursachen heilen diese Medika-mente nicht, aber durch die Säurehem-mung können bereits vorhandene Schädenan der Schleimhaut der unteren Speise-röhre wenigstens abheilen und Rückfällevermieden werden. Das setzt allerdingseine Langzeittherapie voraus, die nicht im-mer frei von Nebenwirkungen bleibt.

    Insgesamt sind die Histamin-Rezepto-renblocker zwar gut verträglich, im Ein-zelfall kann es jedoch zu Hautausschlag,Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,Leberschäden, Kopfschmerzen, Schwin-del, Fieber, Verwirrtheit, Depressionen,Schlaf- und Potenzstörungen kommen.

    Vorsicht ist geboten bei nervösemMagen, Magenkrebs, Kindern und Ju-gendlichen im Wachstum und einge-schränkten Nierenfunktionen; in solchenFällen wird man zum Teil vorsorglichauf die Histaminblocker verzichten.Während der Stillzeit sollen sie nicht ver-abreicht werden, denn sie gehen in dieMuttermilch über und könnten beimSäugling zu unerwünschten Wirkungenführen (das wurde bisher noch nicht rest-

    los geklärt). Kritisch ist vor allem beiden H2-Rezeptorenblockern die Langzeit-therapie zu beurteilen, die das Risikovon Nebenwirkungen erhöhen kann,ohne die krankhafte Störung zu heilen.Deshalb sollen die Histaminblocker mitDiät und Naturheilverfahren kombiniertund abgesetzt werden, sobald diese Mass-nahmen gut genug ansprechen.

    Es sei aber nochmals in Erinnerunggerufen, dass die Arzneimittel lediglichSymptome lindern, die meist auch durchReduktion von Übergewicht und Reformfalscher Ernährungsgewohnheiten be-handelt und ausgeheilt werden könnten.Es erscheint eigentlich unsinnig, viel-leicht ein Leben lang chemische Arznei-mittel einzunehmen, die bei gesundheits-bewussterem Verhalten meist überhauptnicht benötigt würden.

    Chirurgische TherapieAls letzter Ausweg, wenn alle anderenTherapieversuche versagen, kann eineOperation in Betracht gezogen werden.Sie gehört heute bereits zu den Routine-eingriffen mit relativ geringem Risiko.

    Vor allem sind dazu mittlerweile keinegrösseren Einschnitte am Bauch mehrnotwendig. Der Eingriff wird mikroinva-siv mit fünf kleinen Öffnungen am Bauchvorgenommen und dauert rund eineStunde. Das vermindert das Operations-risiko deutlich und verkürzt die Rekon-valeszenzzeit.

    Durch die 5 kleinen Öffnungen amBauch führt man die feinen chirurgischenInstrumente ein, die mit Hilfe einesEndoskops von aussen gehandhabt wer-den. Die Technik der Operation ist rechteinfach: Die Speiseröhre wird wieder ge-strafft und der untere Schliessmuskeldurch eine Art Manschette verstärkt. Sostellt man wieder ein dichtes «Ventil»zwischen Speiseröhre und Mageneingangher.

    Eine chirurgische Behandlung wirdheute vorwiegend bei jüngeren Men-schen durchgeführt, um ihnen die viel-leicht lebenslange medikamentöse Thera-pie zu ersparen, ferner bei den Patienten,die Histaminblocker und ähnliche Medi-kamente schlecht vertragen. Freilich darfman nicht verkennen, dass auch die er-folgreiche Operation letztlich nur dieSymptomatik beseitigt; gerade beim chi-rurgischen Eingriff in jüngeren Jahrenlassen sich Rückfälle sicher nicht aus-schliessen.

    Im Grunde gilt auch für die Opera-tion, dass sie durch Abbau von Über-gewicht und Reform falscher Ernäh-rungsgewohnheiten meist entbehrlichwäre. Wenn sie sich im Einzelfall einmalnicht umgehen lässt, muss hinterherdurch Umstellung der Fehlernährungund bei Bedarf Abbau des ÜbergewichtsRückfällen vorgebeugt werden. ■

    Charakteristische Symptome der Reflux-Ösophagitis:– Sodbrennen– Aufstossen von Säure ohne Übelkeit– Schmerzen beim Schlucken– Brennen im Rachen– Brennen hinter dem Brustbein

    Häufige weitere Symptome:– Engegefühl hinter dem Brustbein– Schmerzen hinter dem Brustbein– Schmerzen im Oberbauch– Aufstossen von Luft– Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen

    Eine Folge der Fehlernährung: Sodbrennen ist meist ein Zeichen dafür, dass dem Magen und der Speiseröhre zu viele Süssigkeiten, zu fettreiche Nahrung oder zu viel Alkohol und Kaffee zugemutet werden. Auch das Rauchen wirkt sich negativ aus.

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