Sommerschule Faszination Kaukasus 2014 Referat: Wirtschaftsreformen = Armutsreduktion? Zur...
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Sommerschule Faszination Kaukasus 2014
Referat:Wirtschaftsreformen = Armutsreduktion? Zur
sozialökomischen Bilanz der Reformpolitik unter Präsident Saakaschwili
Reformpolitik• Ziel der Reformpolitik von Ex-Präsident Mikhail Saakashwili:
– „Schweiz des Kaukasus mit Elementen von Singapur werden.“
• Der Weg dahin wird von Kacha Bendukidse (Ex-Staatsminister für Wirtschaftsreformen) folgendermaßen beschrieben: – „Any economic policy should have a maximum deregulation
of ist economy as its priority. In Georgia, this should take the form of ultra-liberalism, since if Georgia wants to build a normal country, ist economy has to grow at very high rates.“
Reformpolitik• Schwerpunkte der 70 Reformen (laut GIZ):
Verbesserung der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
teilweise radikale Privatisierungspolitik im Finanz- und im Energiesektor
Vorgehen gegen die Schattenwirtschaft, was sich mit einem sprunghaften Anstieg ausländischer Investitionen positiv auf den Staatshaushalt und das Wirtschaftswachstum auswirkte.
Maßnahmen• Radikale Vereinfachung des Steuersystem
– nur noch 6 statt 22 Steuerarten
• Deregulierung des Arbeitsmarktes– Angestellte können praktisch ohne Begründung entlassen werden– Keinerlei Beschränkung für die Anordnung von Überstunden
• Mit Gesetz für Wirtschaftsfreiheit (2009) wurden staatliche Eingriffe auch in Bereichen untersagt, in denen durchaus Regulierungsbedarf besteht– Überprüfung von Hygienestandards in der Nahrungsmittelindustrie wurde
praktisch eingestellt– 2004 hatte Georgien die höchste Rate an Botulismus– Aufgabe des Marktes die Lebensmittelindustrie zu regulieren
Erste Erfolge
Erste Erfolge
Erste Erfolge• Georgien wird attraktiv für Investoren• Maßnahmen gegen Korruption und Schattenwirtschaft führten zur
Haushaltskonsolidierung (Verbesserung ggü. 2003)• Staatsbudget fast verdreifacht bis 2008• Niedrigste Steuerbelastung nach Katar, VAE und Hongkong
Gesamtentwicklung• Liberale Wirtschaftspolitik konnte grundlegende ökonomische Strukturprobleme
nicht lösen, wie Importüberhang und unterentwickelter Produktionssektor.• In Georgien überwiegt Import den Export um das dreifache
Doing Business - Report• Zwischen 2005 – 2007 Sprung von 137 auf 37• 2013 Rang 9• DB suggeriert Bürokratie abschaffen – weniger Regeln, weniger Korruption,
weniger Kosten• Enge Zusammenarbeit zwischen Georgien & der Weltbank• Georgien wurde als Topreformer angepriesen• Das georgische Arbeitsrecht war besser bewertet als Luxemburg, Finnland,
Niederlande & Norwegen• Für Rekordplatz benötigt ein Land laut DB keinen Konsumentenschutz,
Lebensmittelstandards und Umweltgesetze
Doing Business - Report
Gesamtentwicklung• Steuerpolitik, Korruptionsbekämpfung und Wirtschaftsliberalisierung sollten
günstige Bedingungen für Entfaltung kleinerer und mittlerer Unternehmen entfalten
• Doch es entstand ein Sektor für armselige Selbstständigkeit und ländliche Substanzialwirtschaft, aber kein wirtschaftlicher Mittelstand
• Wirtschaftsliberation hat nicht zu spürbarer Armutsreduktion geführt
• Staatliche Eingriffe wurden selbst in Bereichen verboten, in denen zweifelslos staatlicher Regulierungsbedarf besteht.– wie bsp. der Lebensmittelindustrie, was zu einem Konflikt mit der EU führte– Arbeitnehmerfeindliches Arbeitsgesetz, dass in Widerspruch zur
Internationalen Arbeitsorganisation und und zu EU-Standards stehe.
Caucasus Barometer 2008
Caucasus Barometer 2011
Caucasus Barometer 2012
Caucasus Barometer 2012
Kritische Situation in der Landwirtschaft
• Diskrepanz zwischen Beschäftigten und Bruttowertschöpfung
• Landwirtschaftliche Anbauflächen sinken kontinuierlich
Kritische Situation in der Landwirtschaft
• Wegen veralteter Infrastruktur & hoher Kreditkosten werden 80% der Lebensmittel importiert
• Strukturprobleme postsowjetischer Landwirtschaft begannen mit Privatisierung 1992.– Folge: eine Million Kleinbauern mussten mit Wirtschaftseinheiten von weniger als einem
Hektar auskommen• 2002 war landwirtschaftliche Produktion seit 1992 um mehr als die Hälfte gefallen• Außerdem hat das Importverbot von Russland aus 2006 den Bauern zugesetzt.• Von 2003 – 2012 ist Produktion nochmals um 30% gefallen• Wirtschaftspolitik hat Strukturprobleme in Landwirtschaft kaum beachtet
Reformpolitik• Realität des „schlanken Staats“ der sich aus der wirtschaftlichen Tätigkeit seiner
Bürger raushält, ist nicht vorhanden.• Staatliche Akteure greifen sehr wohl in das Geschäftsleben ein, sobald sich diese
mit der herrschenden Machtelite überworfen hatten.• Statt Ultra-Liberalismus eher autoritärer Liberalismus• Radikale marktwirtschaftliche Reformen mit Übergriffen des Justiz- und des
Innenministeriums auf unliebsame politische und wirtschaftliche Akteure , mit intransparenter Durchführung hochrangiger Wirtschaftsprojekte und mit einem Mangel an sozialen Rechten.