SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Philippe Jaroussky Countertenöre, wie der Sänger aus Paris, sind die neuen Helden der Klassik Rilke Project Musiker und Schauspielstars huldigen dem großen Dichter Und immer: CD-Besprechungen und Tourneedaten aus Pop, Rock, Klassik und Jazz! RAY DAVIES Der legendäre Kopf der Kinks belebt mit Stars wie Bruce Springsteen, Bon Jovi, Metallica und vielen anderen seine Klassiker neu DEZEMBER 2010/JANUAR 2011 80.000 Ex. www.sonomagazin.de Musik für erwachsene Hörer Charlie Haden Der Gentleman am Bass feierte mit der Elite der Jazzsänge- rinnen Jubiläum Außerdem: Bryan Adams, Paolo Conte, Silje Nergaard, Josh Groban, Zucchero u.a.

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Musik für erwachene Hörer. Ray Davies, Charlie Haden, Philippe Jaroussky, Rilke Project, Bryan Adams, Paolo Conte, Silje Nergaard, Josh Groban, Zucchero, CD-Besprechungen und Tourneedaten aus Pop, Rock, Klassik und Jazz!

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Philippe JarousskyCountertenöre, wie der Sänger aus Paris, sind die neuen Helden der Klassik

Rilke ProjectMusiker und Schauspielstars huldigen dem großen Dichter

Und immer: CD-Besprechungen und Tourneedaten aus Pop, Rock, Klassik und Jazz!

Ray Davies

Der legendäre Kopf der Kinks belebt mit stars wie

Bruce springsteen, Bon Jovi, Metallica und vielen

anderen seine Klassiker neu

DeZeMBeR 2010/JaNUaR 201 1 80.000 ex.

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Musik für erwachsene Hörer

Charlie HadenDer Gentleman am Bass feierte mit der Elite der Jazzsänge-rinnen Jubiläum

Außerdem: Bryan Adams, Paolo Conte, Silje Nergaard, Josh Groban, Zucchero u.a.

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inh alt

t r ail e r News aus der Welt der Musik 4

l e se rp os t Anregungen, Wissenswertes, Fragen, Schmähkritik 5

Ob „Lola“ oder „You Really Got Me“: Mit den Kinks schuf ray Davies berühmte Popsongs – mit promi­nenten Freunden polierte er sie nun neu auf. Die SONO­Titelstory 6

Das Schweizer Elektropop­Duo Yello blickt zurück auf eine entspannt­exzentrische Karriere 8

back s tag e - l e k t ü re Amy Macdonald 9

Vor manchen Herausforderungen hat selbst ein Profi wie bryan adams Respekt. Ein Interview zum The­ ma „ungeschütztes Musizieren“ 10

Zucchero über seine Kindheit in der Reggio Emilia 12

n eu e g e si ch t e r Souad Massi, Ben L’Oncle Soul, Maximilian Hornung 13

Was Stars wie Elton John und Neil Diamond im retrotrend um das US­Mainstream­Radio der 60er und 70er Jahre suchen 14

enders room findet ganz eigene Wege zwischen Jazz, Elektronik und Pop 16

Lyrik neu erlebt: Das rilke projekt geht in seine vierte Runde– mit Stars wie Ben Becker, Patricia Kaas, Salif Keita und Sol Gabetta 18

Wie der Klassik­Pop­Bariton Josh groban Erleuchtung fand 20

Warum paolo conte den Gegen­entwurf zur SMS­Geschwätzig ­ keit des modernen Alltags liefert 21

Jazzbassist charlie haden lud eine illustre Damenrunde zur Jubi lä­umsparty seines Quartet West 22

D ie s o n o - lis t e Zwölf künftige Jazzgiganten unter 40 Jahren 24

silje nergaard und ihr Weihnachts album der etwas anderen Art 26

Countertenöre wie andreas scholl und philippe Jaroussky feiern derzeit rauschende Erfolge 28

c D - r e Z e n si o n e n r o c k , p o p & co.Cowboy Junkies, alphaville, ali Campbell, Buddy Guy, Stereophonics u. a. 30c D - r e Z e n si o n e n k l a s si kMartin Grubinger, Glenn Gould, Quatuor Ebène, ludovico Einaudi, Sting u. a. 34c D - r e Z e n si o n e n Ja Z Z & wo r l DRay Charles, Paolo Fresu, norah Jones, Carlos núnez u. a. 36

s c h at Z k i s t eneue Boxsets von Bob Dylan, den Rolling Stones, Paul McCartney u. a. 38M e D i a M i xneue Bücher, Spiele und DVDs 41

t o u r n e e n p o ptrans-Siberian Orchestra, Schiller, night Of the Proms u. v. a. 44t o u r n e e n k l a s si kDavid Fray u. v. a.; , Rückblick: l’arpeggiata & Philippe Jaroussky 47t o u r n e e n Ja Z ZMax Greger u. v. a.; Rückblick: lizz Wright 48

p r o M i - h ö r e r -s t e c k b ri e fRadio-Veteran Jim Sampson 50impressum

20 Josh groban

10 bryan adams

28 andreas scholl

26 silje nergaardE x k l u S i V F ü R a B O n n E n t E n :

16 s e i t e n s o n o p l us

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35 Jahre ist es her, dass drei jun-ge Ungarn, zwei Musiker und ein Trickfilmzeichner, abenteuerlich durch einen Tunnel in den Wes-ten flohen. Heute betreibt der Zeichner Gabor Csupo eines der erfolgreichsten Trickfilmstudios in Hollywood. Die beiden Musi-ker, LaszLo benCker und LesLie

Mandoki, sind international als Produzenten gefragt, arbeiteten mit den No Angels, Lionel Richie und Phil Collins. Mandoki musi-ziert zudem im Projekt Soulmates mit Stars aus Rock und Jazz wie Ian Anderson (Jethro Tull), Jack

bodenständig: Lizz Wright in Hamburg (o.), immer noch mon­dän: The Human League (l.)

placido domingo (l.) feiert im Januar Jubiläen, während die sich beat­les und ihre angehörigen über schecks von steve Jobs freuen dürfen

Tr ailer

E s hatte ganz schön lan-ge gedauert: Seit dem 16. November sind die Songs

der beaTLes erstmals im iTunes Store (und damit erstmals legal als Downloads) erhältlich. Hin-tergrund der späten iTunes-Pre-miere der Fab Four ist ein jahr-zehntelanger, offenbar nun bei-gelegter Streit zwischen „Apple Corps Ltd.“, dem Label der Bea-tles, und der Computerfirma App-le, der Eignerin von iTunes. Das Streitobjekt war dabei das appLe­

LoGo, das die Beatles für sich be-anspruchen. „Wir sind wirklich begeistert, die Musik der Beatles auf iTunes zu bringen,“ frohlockte pauL MCCarTney in seiner offi-ziellen Stellungnahme. Lako-nischer fiel das Statement von rinGo sTarr aus: „Es freut mich besonders, dass ich in Zukunft nicht mehr gefragt werde, wann die Beatles endlich in iTunes ver-fügbar sein werden.“

Um den stationären Verkauf von Alben (und zwar nicht nur ihrer

eigenen) verdient machte sich der Titelstar der letzten SONO-Aus-gabe, die US-Jazzsängerin Lizz

WriGHT: Im Rahmen der zwei-ten „Plattenladen-Woche“ trat die Musikerin im Hamburger Plat-tenladen „Michelle Records“ auf – ähnlich wie eine Reihe anderer Künstler andernorts.

Viel zu sehen dürfte es im kom-menden Jahr von pLaCido doMin­

Go geben: 2011 feiert der Sänger sein 50jähriges Bühnenjubilä-um, am 21. Januar seinen 70. Ge-burtstag. Die Jubiläen sind für seine Plattenfirma Anlass zu ei-ner Fülle von Veröffentlichungen, die „das Phänomen ‚Domingo’ von verschiedenen Seiten beleuchten“ sollen, zudem darf man sich auch auf eine entsprechenden Domin-go-Welle in den Medien einstellen. So zeigt ARTE am 23. Januar um 19:15 Uhr ein Konzert aus Salzburg mit Ana Maria Martinez, tags darauf um 22:40 Uhr das Porträt

„Pla cido Domingo – Die schönsten Rollen meines Lebens“.

Leslie Mandoki (l. mit Geiger david Garett) feiert 35 Jahre Freiheit, Liam Gallaghers neue band beady eye (r.) bald ihr deutschlanddebüt

D i e z a h l

235.000Mal ging „Progress“, das re-Union-

album von Take That, am erstver-

kaufstag in Grossbritannien physisch

und virtuell über die ladentheken –

im Königreich ist das rekord im

neuen Jahrtausend. Foto

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Bruce (Cream) und Till Brönner Das Jubiläum seiner Tunnelflucht begeht er jetzt mit der Veröffent-lichung eines Soulmates-Best-Of-Albums mit dem passenden Titel „Thank You“.

Während sich junge Bands wie die derzeit in vielen Ländern hoch in den Hitparaden rangierenden Hurts bei ihrem Sound aus den 80er Jahren bedienen, startet die Synthipop-Kultkapelle THe

HuMan LeaGue um Sänger Phil Oakey ihr zweites Comeback. Zehn Jahre währte diesmal die Pause, die jetzt durch die neue Single „Night People“ beendet wurde. Mitte März folgt das Al-bum „Credo“.

Kein Comeback, sondern einen Aufbruch zu gänzlich neuen Ufern möchte LiaM GaLLaGHer, lange Jahre Sänger der kürzlich geplatzten Britpop-Erfolgsband oasis, mit seiner neuen Forma-tion Beady Eye hinbekommen. In der sind auch Gallaghers alte Oa-sis-Kollegen Andy Bell und Gem Archer aktiv. Jetzt hat Gallaghers semineue Truppe den Termin für ihr erstes Deutschlandkonzert bekannt gegeben: Es soll am 14. März in Köln über die Bühne der Live Music Hall gehen.

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i h r e m e i n u n gist uns wichtig!

Haben Sie Fragen, Kritik, anregungen oder

ergänzungen zu den artikeln in SONO?

Dann schreiben Sie uns – die redaktion freut

sich auf ihr Feedback unter

[email protected] oder per Post an

iNMeDia, redaktion SONO,

lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München

le SerP OST

keine kleiderordnungBetrifft: artikel „Die an-Streicher“ in SONO 4/2010

Ihren o. g. Artikel fand ich gut und interessant (so wie auch viele andere in SONO), stutzig machte mich nur der Absatz unter dem Artikel (Seite 11 ganz unten): „Sting führte bei den Or-chesterproben eine neue Kleiderordnung ein (ganz links u. Mitte).“ Wenn ich auf die beiden Fotos schaue, fällt mir nix auf, es sieht aus wie bei irgendner x-beliebigen Orchesterprobe. T-Shirts, Pulli, verschiedene Farben und Formen. Ich spiele selbst in einem Sinfonie-orchester und habe noch nie gehört, dass es in irgend einem Orchester eine „Kleiderordnung für Proben“ gäbe. JedeR zieht an, wozu sie/er gerade Lust hat. Was anderes ist’s bei Auffüh-rungen, da kommt es auf den Anlass und den äußeren Rahmen an. Aber Sie schrieben ja ausdrücklich von „Kleiderordnung bei Orches-terproben“. Mit freundlichen GrüßenFranz Huber, per E-Mail

keine interviewsBetrifft: artikel „Spiel der Gene“ in SONO 5/2010

Der Artikel über die Migranten in der Popmu-sik und speziell der Hinweis, dass Migranten für die deutsche Popszene immer wichtiger werden, war ja geradezu verdienstvoll – aller-dings hätte m. E. auch dazu gehört, dass Sie den einen oder anderen davon zu diesem The-ma interviewen.Klaus-Peter Schwenn, Ahrweiler

Musikalische MischungBetrifft: SONO allgemein

Ihre musikalische Mischung im Heft gefällt mir – schön, dass sich das mal jemand traut. Jetzt wünsche ich mir noch mehr „neue Ge-sichter“ – auch erwachsene Hörer wollen nicht nur Altbekanntes hören bzw. über Altbekann-te lesen!Dieter Riedmüller, Eutingen

instrumente interessierenBetrifft: CD-Vorstellung in SONO 5/2010, SONO

allgemein

Im letzten SONO-Magazin wurde eine Drei-CD-Box, die sich ganz dem Thema „Klarinette“ widmet, vorgestellt („World Music Instruments – Magic Clarinet“, Nothethno/Galileo, Anm. d. Red.). Ähnliches, etwa Vergleichslisten oder Hintergrundartikel zu bestimmten Instru-menten, wäre auch sonst im Heft interessant. Viele Menschen haben doch ganz einfach eine Vorliebe für den Klang eines bestimmten Inst-ruments und wären für entsprechende Tipps und Informationen rund um dieses Instrument sicher dankbar.Barbara Hennessen, per E-MailWir haben durchaus entsprechendes vor, lassen

Sie sich überraschen!

schöne GesamtdarstellungBetrifft: John-lennon-retrospektive in SONOplus

5/2010

Ich war angenehm überrascht von der Aus-führlichkeit und Tiefe, mit der sich die Her-ren Schleifenbaum und Laumann im grünen Sonderteil mit John Lennons Leben und Werk auseinandergesetzt haben. Ob es dabei aber unbedingt des Abdrucks der doch hinlänglich bekannten Aktfotos des Paares John & Yoko bedurft hat, möchte ich mal dahingestellt sein lassen.Dr. Eilfried Scherliess, per E-MailMit dem „grünen Sonderteil“ meint leser Dr. Scher-

liess den 16seitigen Sonderteil für SONO-abon-

nenten. Bitte beachten Sie dazu die anzeige auf

Seite 51.

kritische TöneBetrifft: SONO allgemein

Lese das noch junge Magazin SONO seit der ersten Ausgabe und registriere erfreut, dass Sie sich nun gelegentlich auch kritische Töne leisten. Weiter so und mehr davon – dieser Mut gehört schließlich dazu!Pierre Grüniger, Lörrach

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ALBERT HAMMOND LEGENDE SEIT 4 JAHRZEHNTEN.

Das neue Album „Legend“ inkl.Klassikern der Musik geschichte wie „It Never Rains In Southern California“, „The Air That I Breath“, „Nothing‘s Gonna Stop Us Now“ und 1 komplett neuer Track „Changing Me“!

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R ay Davie s

Starparade für einen Britpop-PionierWas macht ein Musiker, der einst Popklassiker in Serie geschrieben hat und nicht will, dass sie aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden? Er lädt sich berühmte Kollegen ins Studio und mit nimmt ihnen diese Songs neu auf. von Christiane Rebmann

Man merkt Ray Davies an, welche Genugtuung es ihm verschaffte, dass Stars wie Bruce Springsteen,

Jon Bon Jovi, Richie Sambora, Lucinda Wil-liams und Amy MacDonald geradezu dar-auf drängten, mit ihm im Studio berühmte Kinks-Songs zu singen. Herausgekommen ist das Album „See My Friends“ mit einer Reihe der schönsten Kompositionen des Quartetts in neuem Sound. Ein aufwendiges Projekt. Nachdem er sich von seiner bei einem Raub-überfall in New Orleans erlittenen Schuss-verletzung erholt hatte, reiste Davies für die Aufnahmen nach Belgien, Norwegen, Däne-mark, Deutschland und in die USA.

Jeder der Duettpartner durfte sich sein Lieblingsstück aussuchen. Jon Bon Jovi und Sambora hatten ihren britischen Freund oh-nehin vor sechs Jahren gebeten, mit ihm den Klassiker „Celluloid Heroes“ zu singen, als sie mit Bon Jovi in London gastierten.

Mit Amy auf der Dead End StreetBruce Springsteen dagegen entschied sich für das weniger bekannte „Better Things“ und lud Ray für die Aufnahme zu sich nach Hause ein: „Ich besuchte Bruce in New Jersey, wo er ein sehr gutes Studio betreibt. Wir unter-hielten uns vier Stunden lang sehr angeregt. Danach sangen wir in 25 Minuten den Song ein. Wir standen uns gegenüber, nur ein paar Meter voneinander entfernt, und brüllten ins Mikro“, berichtet Davies.

Von dem südkalifornischen Singer-Song-writer Jackson Browne hätte er eigentlich erwartet, dass er einen jener Kinks-Songs wählen würde, die eher amerikanisch klin-

gen. „Stattdessen suchte er sich einen der britischsten Songs überhaupt aus: ‚Waterloo Sunset‘. Aber die Wahl bewährte sich: Un-sere Stimmen verschmelzen in diesem Song sehr gut miteinander“, lobt er die gemeinsa-me Version. Die schottische Jungdiva Amy MacDonald, die trotz ihrer 23 Jahre sehr reif und immer irgendwie handfest klingt, ver-passte dem Song „Dead End Street“ von 1966 jugendliche Frische. Ihn habe Amys ausge-prägter schottischer Akzent gereizt, der vor allem beim Sprechen hervorkommt: „Deshalb wollte ich auch, dass wir am Ende des Songs noch miteinander reden und das auch aufneh-

men. Ich finde, das gibt dem Track noch mehr Charme.“ Amy MacDonald selbst verrät, dass sie Probleme gehabt habe, sich für einen Song zu entscheiden, „weil die Kinks ein unglaub-lich großes Repertoire an guten Kompositi-onen hatten. Sie sind meine Helden. Als ich mich mit Ray traf, wäre ich vor Bewunderung und Aufregung im Studio fast zusammenge-brochen. Zum Glück war Ray so freundlich zu mir, dass ich mich entspannen konnte.“

Lernen von den AltenAmy MacDonald ist nicht die einzige junge Künstlerin, die Ray Davies bewundert. Gary Lightbody von der britischen Band Snow Patrol war begeistert, dass er „Tired Of Wai-ting“ neu interpretieren durfte, Ex-Smashing-Pumpkin Billy Corgan machte sich an „All Day And All Of The Night“, und die schwedi-schen Rocker Mando Diao nahmen sich den Klassiker „Victoria“ vor.

„Dass uns die Musikergenerationen nach den Kinks als Einfluss nennt hängt wohl da-mit zusammen, dass wir eine der ersten Punk- oder besser Garage-Bands waren, eine der ersten Formationen, die aneckten“, vermutet Davies. „Außerdem sind viele unserer frühen Songs leicht zu spielen. Deshalb können junge Musiker sie relativ schnell lernen. Und dann entdeckten die jüngeren Kollegen irgendwann wohl auch, wie subtil unsere Texte sind.“

Im übrigen habe er als aufstrebendes Ta-lent auch Anregung bei viel älteren Kollegen gefunden. „Das erste Konzertticket, das ich mir kaufte, war für ein Konzert von Sonny Boy Williamson. Ich war damals 17, und Wil-liamson muss auf die 60 zugegangen sein.“

„See My Friends“ klingt modern und nicht nostalgisch. Trotzdem habe ihn man-ches an die Zeiten erinnert, als die Original-fassungen entstanden. Die Arbeit mit Metal-lica habe sich am ehesten wie die Kinks-Ses-sions angefühlt, erzählt er mit Melancholie in der Stimme. Offensichtlich vermisst er seine alte Band. In der der alten Besetzung wird sie nicht mehr zusammen finden: Bassist Pete Quaife starb dieses Jahr an Nierenver-sagen. Und Rays jüngerer Bruder Dave, mitt-lerweile ganz gut von seinem Schlaganfall genesen, zickt. Kürzlich murmelte er einem Reporter etwas von „Ray mit seinen blöden Kinks-Karaoke-Shows“ ins Mikro. Darauf an-gesprochen, grinst Ray: „Ich kann mich nicht erinnern, jemals Kinks-Songs als Karaoke ge-sungen zu haben, und ich bin sicher, dass sich Dave auch nicht erinnert.“

Neu erschienen: Ray Davies „see My Friends“

(Universal)

k l e i n b ü rg e rs c h r e c kRay Davies und die Kinks im Herbst 1963 in London gegründet, machten

die Kinks um die Brüder Ray und Dave Davies durch

kompakte, eingängige Popsongs und treff sichere,

satirische Texte von sich reden. singles wie „Lola“,

„Waterloo sunset“ und „victoria“ wurden zu Klas­

sikern, Das häufig gecoverte „you Really Got Me“

mit seinem markanten verzerrten Gitarrenriff gilt

als vorläufer des Hardrock.

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„Bruce und ich standen uns gegenüber, nur ein paar Meter von- einander entfernt und brüllten ins Mikro“

Ob der linke Mundwinkel etwas mit dem Sarkasmus in vielen Song-texten von Ray Davies zu tun hat?

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„Gast-Anarcho-Sänger“ in Bands. Blank dagegen sei ein Eigenbrötler, der zunächst am Küchentisch mit Tonbändern Klangschleifen schuf.

„Boris hat sich mit seiner Musik immer eigene Welten geschaffen, in denen er leben konnte, weil es wichtig für ihn war, um zu überleben. Eine Wirkung oder Bedeutung für andere war dabei nicht vorgesehen. Er wäre wohl Lastwagenfahrer geblieben, wenn nicht zufällig ein paar Stücke von Yello Erfolg gehabt hätten.“

Sie wollen nicht am Erfolg verblöden1980 wurde die Musik der beiden in den USA beim Label der Indie-Heroen Residents veröffentlicht. „You Gotta Say Yes To Another Ex-cess“ (1983) markierte den Durchbruch. Meier betont, dass das keine Absicht und die Ambition für diesen Aufstieg nie vorhanden gewesen sei. Fällt schwer, das zu glauben, wenn man sich durch die neue An-thologie hört. Die Songs von Yello bedeuten schließlich vieles. West-bam, Pionier der deutschen Technoszene, hatte sein Erweckungser-lebnis, als der Yello-Track „Bostich“ lief. Detroit-Techno-Veteran Carl Craig bezeichnet die Stücke der Schweizer als „pure Genius“. In John Hughes’ Film „Ferris macht blau“ wird das Bedürfnis der formatier-ten 80er-Jahre-Generation nach einem Ausbruch aus der Regelmä-ßigkeit vom oben erwähnten „Oh Yeah!“ begleitet, „The Race“ leitete in den 80er Jahren die Musiksendung „Formel Eins“ ein. „Der Affe

Erfolg“ saß dem Duo seit jenen Tagen stets auf der Schulter. Seitdem sei die größte Herausforde-

rung, „nicht am Erfolg zu verblöden“.

Neu erschienen: Yello „Yello By Yello –

The Anthology“ (Universal)

Y ello

Alles keine AbsichtJenseits der Aufgeregtheiten des Pop-betriebs haben Dieter Meier und Boris Blank entspannt Weltkarriere gemacht. Jetzt veröffentlichen die Schweizer eine Werkschau. Von Jochen overbeck

S ie ist klar definiert, die Aufgabenteilung im Hause Yello. Boris Blank ist der, der macht. Ein ruhiger Typ. Dieter Meier ist das Gegenteil. Ein Dandy, der eine Ranch in Argentinien besitzt

und an einem Feinschmeckerrestaurant beteiligt ist. Vor allem aber ist Meier bei Yello die Stimme, auf den Platten, aber auch wenn es um die Außendarstellung der Schweizer Avantgar-depopper geht. So sitzt er an einem sonnigem Herbsttag in einem Konferenzraum über den Dächern Berlins, um zu erzählen. Von der jetzt erscheinenden Anthologie „Yel-lo By Yello“, für die einige alte Songs neu aufpoliert und zwei neue Songs eingespielt wurden. Aber auch von einer Laufbahn, die in jeder Hinsicht bemerkenswert ist.

Die Geschichte begann Ende der 70er in Zürich und als „Arranged Marriage“ zweier ausgewiesener Quer-köpfe. Bedeutet: in Blanks musikalische Entwürfe wurde Meiers prägnanter Wortgesang gemischt. „Boris fand das überhaupt nicht lustig, dass da je-mand in seine Klanggebilde reingrätscht, musste aber diese Kröte schlucken, weil er sonst keine Platte hätte aufnehmen können“, erzählt Mei-er. Der wiederum war damals keiner, der sei-ne Identität aus dem Musikmachen schöpfte, sondern ein Rundum-Künstler, dem die Un-gleichbehandlung durch Blank deshalb zu-nächst völlig egal gewesen sei. „Ich sah es als ein Privileg an, in seinen Stücken meine kleinen Auf-tritte zu haben“, sagt er.

Wenn er erzählt, dass er niemals die Geduld be-saß, im Studio zu sitzen und über die Technik, über den richtigen Klang seines Gesangs zu diskutieren, glaubt man ihm ohne weiteres, dass das heute noch so ist – auch wenn der persönliche Ausdruck mit der Stimme ein „genuines Bedürfnis“ gewesen sei. Schon als ganz junger Mann habe er zum Teil Stunden lang an einer einseitigen Gitarre gesessen und dazu in einer indisch oder afrikanisch inspirierten Fantasiesprache gesungen, später vertonte er Experimentalfilme, war

Trauen Sie diesen Herren nicht! Dieter Meier (l.) und Boris Blank lieben das Spiel mit den Illusionen

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BAcksTAge-le kTü reAmy Macdonald Die junge schottische songwriterin, die mit ihrem

bodenständigen, energiegeladenen Pop in ver-

blüffend kurzer Zeit ein riesiges, alle

generationsgrenzen überschreitendes

Publikum gefunden hat, wurde auf ih-

rer Deutschlandtournee im November

begeistert gefeuert. Was sie auf der

konzertreise als lektüre im gepäck

hatte, verriet sie soNo-Autorin chris-

tiane rebmann:

„Ich habe gerade diese ‚Twilight‘-

Bände gelesen. Alle sprechen darüber,

und ich wollte wissen, worum es da geht. Ich fin-

de sie nicht gerade umwerfend. Aber man braucht

sich wenigstens nicht so sehr darauf zu konzent-

rieren. Und das ist auch praktisch, wenn man auf

Tournee ist. Ich habe kürzlich ein E-Book geschenkt

bekommen. Und das ist das Beste überhaupt. Das

Teil ist ganz dünn und leicht, und ich

kann 2000 Bücher darin speichern.

Und die Batterie hält zwei Wochen.

Perfekt. Ich muss keine schweren Bü-

cher mehr mit mir rumschleppen. So

ein E-Book passt sogar wunderbar in

jede Handtasche.“

Neu: Amy Macdonald, „A curious

Thing“ (Polydor/Universal)

VerlosUN g„Jazz Is Cool Magic Moments 4“

Das Münchner Jazzlabel ACT hat sich weltweit mit seinen Produktio-nen hochklassiger zeitgenössischer Jazzkünstler einen

hervorragenden Ruf geschaffen und wurde im Herbst mit dem „Echo Jazz“ als „Jazzlabel des Jahres“ ausgezeichnet. In lockerer Folge veröffentlichen die ACT-Macher unter dem Motto „Magic Moments“ liebevoll editierte Sampler mit den Highlights aus ihren aktuel- len Produktionen. Auf „Jazz Is Cool – Magic Moments 4“ finden sich 18 hoch­karätige Tracks von Künstlern wie Wolfgang Haffner, Nils Landgren, dem essbjörn svensson trio und Vijay Iyer.

Wir verlosen 10 Exemplare dieser coolen Werkschau!Einfach eine Postkarte mit dem Stichwort „Jazz is Cool“ abschicken an:INMEDIA Redaktion SONO Lucile-Grahn-Str. 37 81675 München Einsendeschluss ist der 17. Dezember 2010

Nach sechzig Jahren im Showbusiness veröffentlicht Weltstar Liza Minnelli nun das

persönlich ste Album ihrer Karriere: Confessions. Eine einzigartige Sammlung ameri-

kanischer Klassiker, ihre persönliche Rückkehr zum Ursprung des Ganzen – eine Stimme, ein Klavier und

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Ab jetzt erhältlich, auf CD und als Download!

Ebenfalls erhältlich: Die DVD und Blu-ray ihrer Grammy nomi nierten Broadway Show: Liza’s At The Palace

Amy Macdonalds Lektürevorlieben sind nicht aus gefallen, aber sie liest kritisch

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und auch das richtige Gefühl für diese Art von Show entwickelt. Das ist eine ganz an-dere Gangart, die man da lernen muss, wenn man es vorher gewohnt war, immer eine volle Band im Rücken zu haben.

Sie haben geradezu einen Überfluss an großen Hits in Ihrem Repertoire. War das der Grund,

Sie sind letztes Jahr 50 geworden – für viele Künstler scheint das eine beson­dere Wegmarke zu sein, an der sie sich

und ihr Schaffen noch mal neu ausrichten. Was hat Ihnen dieses Datum bedeutet?Für mich war das ein Tag wie jeder andere. Ich fühl mich eh nicht wie 50 – und das gilt auf verschiedenen Ebenen. Bin keiner, der groß zurückblickt. Torschlusspanik hab ich auch nicht. Zwar hab ich noch viel vor – aber das war immer schon so. Schätze, auf meinem Grabstein wird mal stehen: „Er hatte immer viel vor, hat aber nicht alles geschafft.“

13 Jahre nach einem erfolgreichen „Un plug­ged“­Album bringen Sie nun mit „Bare Bones“ noch mal eine CD mit Ihren Songs in akusti­schen Gewändern heraus – warum?Sozusagen „unplugged“ sind beide Alben – aber damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf: Damals hatte ich eine 10köpfige Band und 26 Streicher auf der Bühne, diesmal wa-ren wir nur zu zweit. Auf allen meinen bis-herigen Alben war praktisch jedes bisschen Raum mit irgendeinem Sound ausgefüllt

– diesmal ging es mir darum, möglichst viel Raum frei zu lassen!

Sie sind ja eigentlich dafür bekannt, im Studio und live einen kraftvollen „gro­ßen“ Bandsound zu lieben. Wie haben Sie sich auf diese Tour mit ihren ganz anderen Voraussetzungen vorbereitet?Ich hab mich in dieses neue Format ab 2008 ganz langsam hineingearbeitet, mal eine Woche hier und eine Woche da kon-zertiert, langsam einen Sound, einen Look

BRYAN ADAMS

„Anfangs war das ja alles ein großes Experiment“Gerade war er mit einer Ausstellung seiner Fotos in Hamburg in den Schlagzeilen, da macht der Kanadier auch als Musiker wieder von sich reden: Sein neues Album präsentiert ihn live ohne Band. Ein Gespräch über ungeschütztes Musizieren. Interview: Christian Stolberg

weshalb Sie ihre Fans in die Auswahl der Songs mit einbezogen haben – mit einem Aufruf zur Abstimmung über Twitter? Es wurden sogar alle Stücke von den Fans ausgewählt, ich für meinen Teil hätte die-se Auswahl so nicht treffen können. Und es stimmt – in meinem Liverepertoire gibt es eigentlich ja viel zu viel Material – so ist halt noch reichlich Stoff für einen potentiellen Nachfolger übrig.

Sie waren mit den Akustikkonzerten schon seit 2008 unterwegs, aber alle Tracks auf „Bare Bones“ stammen von Shows im Mai und Juni 2010 – mussten Sie erst mal Ihren Mut zu­sammennehmen, bevor Sie sich trauten, sich so „nackt“, ohne schützenden Bandsound, für ein Album aufnehmen zu lassen?Eigentlich hatte ich nie den Plan, aus die-sen Mitschnitten eine „große“ kommerzielle Veröffentlichung zu machen. Das Ganze war eher als eine Art halboffizielles Souvenir für die ganz eingefleischten Fans gedacht und sollte ursprünglich ausschließlich am Ende der Konzerte verkauft werden. Erst als meine Plattenfirma das Material hörte und begeis-tert war, haben wir uns entschieden, daraus ein „richtiges“ offizielles Livealbum zu ma-chen. Deshalb haben wir erst spät mit gro-ßem Equipment aufgenommen.

Es heißt oft, dass manche Songs einen anderen Charakter an­nehmen, wenn sie plötzlich in

„Unplugged“­Arrangements live gespielt werden. Was waren die größten Überraschungen für Sie?Die Fans waren wohl am meis-ten davon überrascht, wie die ganz großen Hits jetzt klingen –

„(Everything I Do) I Do It For You“ etwa konnte man ja noch nie in einem anderen Arrangement als in der Originalfassung für den

„Robin Hood“-Soundtrack hören. Und auch die anderen Songs hat-te ich ja immer mit einer vollen Band besetzung im Hinterkopf ge-schrieben. Für mich selbst wiede-rum war die große Überraschung, wie gut und schnell die neuen Songs angenommen wurden: „I Still Miss You … A Little Bit“ bei-spielsweise kannte keiner der Konzertbesucher vorher – aber wenn wir da in den Shows bei der letzten Strophe angekommen wa-ren, konnten ihn die Leute bereits mitsingen.

sta r h i n t e r d e r k a m e r aBryan Adams als Fotograf Bryan Adams macht nicht nur seit vielen Jahren als künstlerisch

ernst zu nehmender Fotograf von sich reden:

Er ist seit 2003 auch Miteigentümer des

renommierten Berliner Fotokunstmagazins

„Zoo Magazine“, in dem er häufig mit eigenen

Werken vertreten ist. Auch das Motiv oben

hat er für das „Zoo Magazine“ gestaltet.

Unter den Musikerkollegen, die Adams jüngst

porträtierte, sind Amy Winehouse, die frisch

reformierten Take That und Ronnie Wood.

Page 11: SONO - Musik für erwachsene Hörer

The Priests_Anz 210x95 1 10.11.10 17:27

Neu erschienen: Bryan Adams „Bare Bones“

(A&M/Universal)

Nachdem Sie ja immer so viel vorhaben – was haben Sie momentan noch in petto?Ich arbeite an drei verschiedenen Sound-tracks, einer davon ist für die 3-D-Anima-tionsverfilmung des Kinderbuchs „Jock Of The Bushveld“ und einer für einen kana-dischen Independentfilm. Außerdem gibt es ein Fotoprojekt mit dem Schauspieler Jared Leto.

Während einer Konzertreise ereignet sich meist einiges – was sind Ihre außergewöhn­lichsten Erinnerungen an diese „Bare Bones“­Tour?So viele, dass unsere Zeit nicht reichen wür-de, sie alle zu erzählen. Anfangs war das ja

alles ein großes Experiment, in dem wir erst Erfahrungen sammeln mussten. Außerdem ist die Tour eben noch nicht vorüber – im De-zember spielen wir in Syrien, im Libanon, in Katar, Dubai und dem Oman. Das Geilste: wir können jetzt in lauter interessanten Venues

spielen, in die ich mit elektrischer Band nie reingelassen würde: Vaudeville-Theater, Kir-chen, Opernhäuser – toll!

„Jetzt können wir in Vaudeville-Theatern, Kirchen oder Opern-häusern spielen“

Wie geht’s jetzt bei Ihnen musikalisch weiter – steht demnächst wieder ein Studioalbum mit voller Bandbesetzung und hartem Rocksound an, oder bleiben Sie bei der Richtung, die Sie mit „Bare Bones“ eingeschlagen haben?Mir macht dieses akustische, kleine Format im Moment so viel Spaß, dass ich erst mal eine Weile dabei bleiben will – und dann schauen wir, was passiert …

Allein vor zigtausend Zuhörern: Auch für einen gestandenen Bühnen­profi wie Bryan Adams eine respektgebietende Herausforderung

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12

Zu cchero

Kein Nachtisch für den Schmuse-BlueserAuf seinem neuen Album „Chocabeck“ verarbeitet Italiens populärster Bluesbarde Kindheitserinnerun-gen aus der Reggio Emilia. Von Jochen overbeck

Zucchero klagte zuletzt heftig. Die mo-derne Welt mit all ihrer Technik, In-ternet und sozialen Netzwerken ver-

stehe er nicht mehr und wolle sie auch nicht verstehen: „Natürlich arbeite ich mit Compu-tern, wenn ich Musik mache, aber da habe ich Leute, die mir helfen. Ich kann mir nicht vor-stellen, eine Nacht vor dem Internet oder vor diesem Facebook zu verbringen. Ich weiß doch nicht mal, wie man einen Computer anmacht. Es klingt nach Zeitverschwendung.“

Mit „Chocabeck“ hat der Schmuse-Blues-rocker jetzt ein Album aufgenommen, das ausdrücklich alte Zeiten heraufbeschwören soll, vom Alltag eines italienischen Bauern-dorfes erzählt und den Freundschaften, die damals vielleicht spärlicher, aber intensiver gewesen seien. Zucchero, mit gebürtigem Na-men Adelmo Fornaciari, dachte dabei auch an seine eigene Jugend in der Provinz Reggio Emilia. Kaum 2.000 Einwohner hatte sein

Heimatdorf. Die wichtigsten Würdenträger: der Pfarrer und der Wirt der Dorfkneipe, in die sich Zucchero und seine Freunde als Her-anwachsende so gerne hineinschlichen. Kein Wunder, dass Zucchero in einigen Songs

Einflüsse italienischer Volksmusik einflie-ßen lässt. Dabei liegt seine Vorliebe für Blues und Soul ebenfalls in seiner Jugend begrün-det: Ein schwarzer Amerikaner, der im nahen Bologna studierte, führte ihn an die schwarze Musik heran. „Er hatte bei uns im Dorf dieses Haus gemietet und besaß einen Plattenspieler und viele, viele Platten, die man bei uns sonst nie gehört hätte. ‚Sitting On The Dock Of The Bay‘ von Otis Redding habe ich bei ihm das erste Mal gehört, später auch Ray Charles und Aretha Franklin.“

Beim Essen hört die Liebe zu Amerika aufAcht Jahre alt war Zucchero da – was später kam, ist Italo-Popgeschichte. 1983 die Teil-nahme am Sanremo-Festival, dem wichtigs-ten Schlager- und Talentwettbewerb seines Heimatlandes. Ein Jahr später der temporäre Umzug in die Vereinigten Staaten. Als Zuc-chero in den 80er Jahren erstmals in die USA reiste, jagte ihm der Größenunterschied zur Heimat Angst ein. Er erzählt von Autofahrten durch New York, bei denen er aus dem Fenster schaute und versuchte, die oberen Enden der Hochhäuser zu sehen. Er erzählt aber auch von San Francisco, das er früh liebte, und von Los Angeles, wo er gemeinsam mit Produzen-tenlegende Don Was auch sein neues Album aufnahm. Kalifornien sei wunderschön. Eine Option für den Lebensabend? Nein, sagt er und lacht erneut. „Die Restaurants schlie-ßen in Amerika zu früh. Wenn man bis zehn im Tonstudio war und dann noch Hunger hat, findet man kein Restaurant mehr mit offener Küche. Dann muss man Burger oder anderen

Fastfood-Unsinn essen. Das Essen ist definitiv einer der Gründe, aus denen ich mit Herz und Seele Ita-liener bin.“ Das steckt auch hinter dem etwas kryptischen Albumti-tel: ein Slangwort, wie so oft bei Zucchero. Eines, das sein Vater immer dann benutzte, wenn der Sohnemann Nachtisch wollte.

„‚Choca‘ ist so eine Art Schnalzen, ‚Becco‘ heißt Schnabel. ‚Choca-beck‘: Das bedeutete, dass einfach nichts da war.“

Neu erschienen: Zucchero „choca-

beck“ (Polydor / universal)

L i e b L i n g s i ta L i e n e rZucchero und die internationale PopeliteSeit seinem Durchbruch 1989 mit dem Album „oro incenso e birra“

(immer noch die meistverkaufte Platte Italiens) konnte Zucchero

immer wieder die Großen für sich begeistern: So fanden sich

auf „Zu & co“ (2004) Duette mit Sting, Paul Young, Miles Davis

und anderen. Auch auf „chocabeck“ mischen Stars mit:

Bono und Iggy Pop schrieben Texte, Brian Wilson steuerte Back-

groundvocals bei. Was mag die internationale rockelite an

dem kleinen, gar nicht so glamourösen Italiener? „Ich bin ein

ganz natürlicher Typ. Ich bin kein Star. Ich möchte nur

einen Gedankenaustausch. Und das kommt offenbar gut an.“

Wehmütiger Blick über die Hügel der Heimat: Adelmo Fornaciari schaut zurück

Page 13: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Souad MassiEin bisschen Freiheit

[Weltmusik] Souad Massi hat eine sanfte

Stimme. Aber sie ist präsent genug, dass

Politiker versuchten, ihre Musik zu verbie-

ten. Das ist schon ein Weilchen her, als die

junge Algerierin in den späten 90ern Sän-

gerin von Atakor war, der ersten rockband

ihrer heimat. Aber der Geist der friedlichen

rebellion gegen ungerechtigkeit bestimmt

neue GeSIchTer

Ben L’Oncle SoulFrankreichs neuer Soulmann

[Soul/Pop] Die deutschen Radiosender mischte er mit seiner pfiffigen Version des White-Stripes-Hits „Seven Nation Army“ gehörig auf, sein ers-tes Album erschien Ende Oktober in Deutsch-land – alles kein Vergleich zu dem Sturm, den er in seinem Heimatland ausgelöst hat: Ben L’Oncle Soul, ein 24jähriger Sänger aus Tours, punktet im gegenwärtigen Retro-Soul-Trend mit seiner ganz eigenen, gewitzten, optischen wie musikalischen Annäherung an den Sixties-Soul. Im Dezember kommt er für fünf Konzerte zu uns. Im Gepäck: eine neue Single, seine Version des Sam-&-Dave-Klassikers „Soul Man“. Felix Marondel

Ben L’Oncle Soul „Ben L’oncle Soul“ Universal

[Klassik] er springt mit benei-

denswerter Leichtigkeit durch

die epochen: um die Ausdrucks-

bandbreite seines Spiels und Ins-

truments zu demonstrieren, hat

der junge deutsche cellist

Maximilian hornung

für sein „Debütalbum „Jump!“ bei

Sony classical mit der Pianistin

Milana chernyavska Werke aus

drei Jahrhunderten aufgenommen.

Mit den zum Teil selbst arrangier-

ten Stücken für cello und Klavier

spannt hornung einen Bogen vom

Barock bis zum 20. Jahrhundert.

Von Bachs „Air“ über ein „Moment

Musicaux“ Franz Schuberts bis zur

nostalgisch-schönen celloballade

„Limelight“ von charlie chaplin.

Mit seinen 24 Jahren bekleidet

Maximilian hornung bereits einen

hochrangigen Posten: Seit 2009

ist er erster Solocellist beim Sym-

phonieorchester des Bayerischen

rundfunks. Daneben tritt der in

Augsburg geborene cellist als Solist

u. a. beim Tonhalle-orchester Zü-

rich auf und ist zudem ein begeis-

terter Kammermusiker. er hat mit

namhaften Kollegen wie christian

Tetzlaff und Mischa Maisky zu sam-

mengespielt und zahlreiche Preise

gewonnen. Raoul Gulbenkian

Maximilian Hornung „Jump!“

Sony Classical

Ihre Wut verwandelt die Algerierin in pure musikalische Poesie

In Wahrheit steht der junge Soul- Onkel derzeit gar nicht im Regen

weiterhin ihre Lieder, die inzwischen folkge-

tönt dezent klingen. Seit einem guten Jahr-

zehnt lebt Souad Massi in Frankreich, „Ô

houria (Liberty)“ hat sie ihr fünftes Album

überschrieben und dafür sogar Paul Weller

als Gast gewinnen können. es sind Popmi-

niaturen auf Französisch und Arabisch, ge-

prägt von verhaltener, poetischer Wut einer

aufmerksam beobachtenden Künstlerin.

Ralf Dombrowski

Souad Massi „Ö houria“ Liberty/Wrasse

Maximilian Hornung Der Jungstar am Cello macht musikalische Sprünge von Bach bis Charlie Chaplin.

Foto

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Sheryl Crow gehört zu den gar nicht so wenigen Popstars, die ihr Handwerk ganz ordentlich auf dem Konservato-

rium gelernt haben. Doch wenn man die aus-gebildete Musiklehrerin fragt, woher sie die entscheidenden Anstöße für ihre musikali-sche Vision bezogen hat, denkt die48jährige nicht an ihr Studium zurück, sondern an ihre

re tro -tendenzen

Zurück in die Zukunft?Auf der Suche nach dem dritten Weg zwischen Indie-Schrammeligkeit und überproduziertem Chartbom-bast: Große Stars aus dem Popmainstream erinnern sich an die glorreichen Zeiten des US-amerikanischen FM-Radios in den frühen 70er Jahren. Von Christian Stolberg

Highschoolj ahre in Kennett, Missouri: „Den fruchtbarsten Teil meiner musikalischen Aus-bildung habe ich wahrscheinlich auf all den langen Autofahrten genossen, wenn wir zu irgendwelchen Partys im Nachbarort oder zum Baden an den Fluss fuhren. Es gab bei uns großartige Sender – und sie spielten da-mals noch all das weiße und schwarze Zeugs

durcheinander. Du konntest also Stevie Won-der und Steely Dan, Sly & The Family Stone und die Allman Brothers, die Doobie Brot-hers und Aretha Franklin auf ein und dersel-ben Frequenz hören. Es war alles noch nicht so formatiert wie heute. Und es war alles großartige Musik, tolle Songs, die dich rich-tig packten.“

An diese glorreiche Zeit großer Radio-hymnen knüpfte Crow mit ihrem in diesem Sommer erschienenen Album „100 Miles From Memphis“ an, auf dem sie den Sound aus dem Süden mit überwiegend eigenen Songs nachempfand. „Als ich vor 20 Jahren meinen Manager Scooter Weintraub kennen lernte, erkannte er in meiner Stimme all diese offensichtlichen Südstaaten-Referenzen – De-laney und Bonnie, dazu all die Soul-Klassi-ker aus dem Hause Stax. Daher kam er in den vergangenen Jahren immer wieder bei mir an und fragte: ‚Und, wann machst du nun endlich dieses Album?’“

Als das Radio noch Hits machteCrows neue Songs beschwören eine musikali-sche Ära herauf, als man, wie sie findet, „noch die Leidenschaft der Musiker heraushören

Beim Plattenproduzieren orientierte man sich in den US-Studios früher nicht an Hörern mit High-End-Anlagen. Viel wichtiger war, dass die Songs auch in durchschnittlichen Autoradios gut klangenI

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konnte, wenn man das Radio anstellte, als es im Studio noch darum ging, einen Song mög-lichst lebendig klingen zu lassen.“ Worauf die Amerikanerin anspielt: In der Popmusik hat es in den letzten anderthalb Jahrzehnten eine Art klangtechnischen Kulturkampf gegeben – zwischen mit allerlei Computertechnologie aufgemotztem Chartsbombast von Figuren wie Madonna, Lady Gaga oder Justin Timber-lake einerseits und als Gegenreaktion vor al-lem in der Indieszene einer radikalen Negati-on aufnahmetechnischer Standards anderer-seits. Beide Haltungen gehen nicht selten zu Lasten der emotionalen Wirkung der Musik.

Schritt zurückgehen, um vorwärts zu kommen und den Tracks dieses Livefeeling verpassen zu können. Ich will keine glatten Popsingles mehr aufnehmen. Ich liebe es zwar, Songs für die Scissor Sisters zu schreiben oder auf einem Tupac-Album als Gast aufzutreten, doch da-von abgesehen bin ich nur noch daran inter-essiert, wirklich gute Alben aufzunehmen, die meinem Alter entsprechen und zu dem Punkt passen, an dem ich in meinem Leben stehe.“ Und so sollte sein Gemeinschaftswerk mit Leon Russell „zeitgenössisch und zugleich alt und einfach nur klassisch klingen – ein Rezept übrigens, das mir Neil Young schon seit Ewig-keiten ans Herz gelegt hat.“

Diamond stöbert im SoulfundusCrow und John sind nur zwei aus der Schar der Hochkaräter, die in diesem Jahr den Blick zurück in die Sixties und Seventies richteten: Auch Neil Diamond pflegt auf seiner neuen CD „Dreams“ Retroqualitäten. Und ähnlich wie Crow und Elton John greift der 69jährige dabei nicht nur auf Klassiker weißer Stars (wie etwa die Beatles-Songs „Yesterday“ und „Blackbird“, Leonard Cohens „Hallelujah“ und die Eagles-Hymne „Desperado“) zurück, sondern stöbert auch im Soul- und Rythm’n’Blues-Fundus – mit Coverversionen von Bill Withers’ „Ain’t No Sunshine“ und dem Gladys-Knight-Klassiker „Midnight Train To Georgia“. Vielleicht kein Zufall, dass auch eine Komposition des oben erwähnten Leon Russell mit auf dem Album ist: „A Song For You“ , mit dem die Carpenters in den Mittsiebzigern einen großen Radiohit hatten. Im eigenen Repertoire ist der große Songwriter Diamond dabei ebenfalls fündig geworden – mit Recht hat er seine Komposi-tion „I’m A Believer“, einen absoluten Super-klassiker des FM-Radios, mit in die Liste der Songs auf „Dreams“ genommen.

Noch enger als seine Kollegen hat der in den 90er Jahren durch den Hit „Walking In Memphis“ bekanntgewordene Singer-Song-writer Marc Cohn die Ära eingegrenzt, aus der er sich für sein aktuelles Album „Liste-ning Booth 1970“ bediente: Der Titel sagt es schon – Cohn interpretiert hier ausschließ-lich Songs aus dem großen Popjahr 1970, in einem Sound, der die Direktheit damaliger Arrangements mit der Klangtechnik von heute verbindet.

Neu erschienen: elton John & Leon russell

„the Union“ (Mercury/Universal), neil diamond

„dreams“ (Sony Music) Nostalgiker: Sheryl Crow, Leon Russell, Elton John, Neil Diamond und Marc Cohn

huldigen auf ihren Alben dem naturbelasse-neren Pop des Mainstream-Radios von einst

„Es gab bei uns groß- artige Sender – und sie spielten damals noch all das weiße und schwarze Zeugs durch-einander“ Sheryl Crow

Während Crows schönes Album auch wegen der mangelnden medialen Präsenz der Künstlerin in Europa verkaufstechnisch bislang unter Wert geschlagen wurde, gehört „The Union“, das überraschende Gemein-schaftswerk von Elton John und Südstaa-ten-Studiolegende Leon Russell zu den ganz großen Erfolgen dieses Musikherbsts. Wenn sich Elton John an die frühen 70er erinnert, dann muss er nicht nur an die Musik ande-rer Künstler denken, sondern auch an das eigene Frühwerk – schließlich schaffte der Brite damals mit Meisterwerken wie „Honky Chateau“ und „Tumbleweed Connection“, de-ren Songs mit uramerikanischen Traditionen spielten, den Durchbruch in den USA – lange vor MTV oder YouTube, als nicht nur in den Vereinigten Staaten das Radio noch Hits und Karrieren machte. An diese frühen Tage sei-ner Karriere knüpft Elton John mit „The Uni-on“ wieder an. In Stücken wie „Hey Ahab“ und „Hearts Have Turned To Stone“ verar-beitet er Honky-Tonk-Melodien und Gospel-elemente, während die Soulballade „The Best Part Of The Day“ deutlich macht, wie prägend der Memphis-Sound und das Label Motown für ihn waren. „Ich musste erst einen

Page 16: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Dass die interessanteste Kunst aus der Vereinigung von scheinbar Gegen-sätzlichem entsteht, mag eine Binse

sein – aber sie bestätigt sich immer wieder. Zum Beispiel in der Arbeit von Johannes Enders, einem der interessantesten europä-ischen Saxofonisten, zeitweiligem Leiter des JazzBaltica Ensemble und nicht von ungefähr auch unter den Preisträgern des 2010 erst-mals verliehenen deutschen „Echo Jazz“.

Dieser Johannes Enders ist nicht nur dank einer Reihe von Alben und unzähli-gen Konzerten mit (von seinem ausgespro-chen eigenständigen Saxofonton geprägtem) akustischem Jazz bestens eingeführt, er hat noch weitere musikalische Leben: Er ist eine Schlüsselfigur der international so bestaun-ten Musikszene der oberbayerischen Klein-stadt Weilheim um die stilprägende Indie-band The Notwist, deren Alben er mit seinem charakteristischen Saxsound bereichert. Mit

j oh anne s enders

Mehr als nur ein Leben Mit seinem Projekt Enders Room schlägt der Saxofo-nist aus Weilheim Brücken zwischen Jazz, Elektronik und Pop in die musikalische Zukunft. Von Christian stolberg

Foto

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den Notwist-Gründern Markus und Micha Acher betreibt Enders unter anderem das Tied & Tickled Trio, mit dem US-Schlagzeu-ger Billy Hart die Gruppe Triotope.

Unter seinen weiteren eigenen Projekten genießt besonders Enders Room großen Kre-dit bei der Kritik: Hier verschmilzt Enders seit 2002 Jazz, Elektronik und Indie-Ästhetik auf eine so persönliche wie zukunftsträchtige Weise ineinander – die Wärme und die inter-essanten Klangfarben, die Enders da aus der Kombination von herkömmlichem und elekt-ronischem Instrumentarium gewinnt, begeis-tern immer mehr Fachleute und eine über-schaubare, aber wachsende Fangemeinde.

Absage an den Macho-JazzNeuerdings hat Enders, der selbst in Mün-chen, Graz und New York (bei Topstars wie Branford Marsalis und Lee Konitz) studier-te, auch noch eine Professur für Saxofon an

der Musikhochschule in Leipzig inne. Wie ist diese Polyphonie der Aktivitäten überhaupt möglich? „Ich bin jemand, der, wenn er ein Projekt beendet hat, schnell wieder etwas ganz anderes, vielleicht sogar gegensätzliches, ma-chen will“, sagt der bescheiden auftretende Zwei-Meter-Mann.

„Die Enders-Room-Alben sind für mich wie Filmmusiken, die festhalten, wie ich den Zustand der Welt zu der jeweiligen Zeit emp-finde.“ Das fünfte Enders-Room-Album „Zen Tauri“ ist für den Klangtüftler speziell, weil es das erste nach einer dramatischen Erkran-kung ist: Das Pfeiffer’sche Drüsenfieber hat-te ihn 2008 an den Rand des Todes gebracht, eine Erfahrung, die sein „persönliches Werte-system kräftig durchgerüttelt“ habe. Mit Fol-gen für die Musik: „Dieses Soloding im Jazz interessiert mich immer weniger, vor allem, wenn es so etwas Machohaftes bekommt, wo einer den anderen übertrumpfen will.“ So hofft Enders, dass sich „die Bandphilosophie aus der Popmusik im Jazz breit macht. Es gibt ja viele Rockbands, die nicht aus virtuo-sen Musikern bestehen und doch fantastische Bands sind. Weil sich alle auch mal zugunsten der Musik zurücknehmen. Im Jazz gibt es viele Formationen, in denen vier Virtuosen anein-ander vorbei spielen. Dass es im Leben mehr um das gemeinsame Tun geht, ist vielleicht auch das unterschwellige Thema auf ‚Zen Tauri‘.“

Neu erschienen: enders room „Zen Tauri“

(Material records/harmonia Mundi)

Carl oesterhelt/johannes enders „divertimento

für Tenorsaxophon und kleines ensemble“

(alien Transistor / Indigo)

bay e r i s c h e s b i ot o pDie sogenannte „Weilheimer Szene“ In den frühen 90ern jahren wurde die Musik welt

auf das 22.000-einwohner-städtchen in ober bay-

ern aufmerksam: rund um die Band The notwist

(Foto), das Label hausmusik und das U-phon-

studio mit den Produzenten Mario Thaler und olaf

opal hatte sich dort ein Konglomerat aus mitein-

ander verflochtenen Bands wie Lali Puna, Console

und dem Tied & Tickled Trio gebildet.

So sehen heutzu- tage die Profes- soren aus: Enders im Heimstudio

Page 17: SONO - Musik für erwachsene Hörer

www.sonymusicclassical.de

DEUTSCHE VOLKSLIEDER Schon die erste CD war ein Hochgenuss. Jetzt gibt es noch mehr der schönsten deutschen Volkslieder in einer Neuaufnah-me mit hochkarätigen deutschsprachigen Sängern wie Angelika Kirchschlager, Christian Gerhaher, Annette Dasch u.v.w.www.deutsche-volkslieder.com

MARTIN STADTFELD DEUTSCHE ROMANTIK Die aktuelle CD von Martin Stadtfeld mit romantischen Stücken von Schumann, Liszt, Wagner und Brahms.

„Stadtfeld hat mit diesem Album eine seiner bisher intimsten und berührendstenAufnahmen veröffentlicht." NDR Kulturwww.martinstadtfeld.de

OLGA SCHEPS RUSSIAN ALBUMDie junge Pianistin und ECHO-Klassik-Preisträgerin 2010 präsentiert auf ihrerzweiten Einspielung charmante Werke von russischen Komponisten wie Tschai-kowsky, Glinka, Balakirev, Rubinstein, Rachmaninoff und anderen.www.olgascheps.de

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Page 18: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Jetzt ist es auch geisteswis-senschaftlich amtlich: Laut einer aktuellen Umfrage

von Germanistikstudenten der Marburger Uni gehört Rai-ner Maria Rilkes „Der Panther“ zu den Lieblingsgedichten der deutschen A- und B-Prominenz. Immerhin Exkanzler Schröder, Sportmoderator Gerhard Del-ling und Comedian Bernhard Hoëcker haben jene Wildkat-ze ins Herz geschlossen, für die Rilke vor über einem Jahrhun-dert hochpoetische Worte fand. Nun ja – für die Qualität und Popularität des österreichischen Dichters gibt es sicherlich aus-sagekräftigere Gradmesser. Wie etwa das „Rilke Projekt“ von Ri-chard Schönherz und Angelica Fleer. Denn was Generationen von Oberstudienräten nicht ge-schaffen haben, ist diesem Kom-ponisten- und Produzenten-paar gelungen. Seit dem ersten musikliterarischen Porträt, das 2002 in CD-Form auf den Markt kam, ist Rilke Kult, nicht nur bei klassischen Leseratten, sondern auch bei denen, die sich ansons-ten lieber eine SMS zusammen-reimen.

Dabei ist das Konzept denk-bar einfach. Man lotst Schau-spieler wie Ben Becker und Nina

Rilke PRojek t

Der globale Sound des DichtersNach sechs Jahren Pause legen Richard Schönherz und Angelica Fleer ihre vierte Klang-Hommage an den Lyriker Rilke vor. Erneut haben sie dafür Gäste von Peter Maffay über Katja Flint bis Clueso eingeladen. Von Reinhard lemelle

Hoger sowie Sänger wie Xavier Naidoo und Wolfgang Niede-cken ins Studio, wo sie dann zu sanften und elegischen Sounds in den Rilke-Kosmos eintauchen können. Drei Projekte sind da-raus seitdem entstanden – die sich allesamt wie geschnitten

losreichen Spiel das TV-Gesicht Katja Flint begleitet. „Sol Gabetta hält das Zusammenspiel von Mu-sik und Sprache für eine unter-stützenswerte Kunstform“, freu-en sich Richard Schönherz und Angelica Fleer. „Und Gabetta fin-det es einfach toll, dass wir durch die Ausrichtung unserer Projekt-arbeit auch junge Menschen für Lyrik erreichen und nachhaltig begeistern können.“

Rilke meets SkypeTrotz des dramaturgisch unver-ändert roten Fadens, der sich schon durch die drei Vorgän-geralben gezogen hat, betreten

die beiden Rilke-Masterminds Schönherz & Fleer aber diesmal auch Neuland, nicht nur weil erstmals ein Rilke-Gedicht in französischer Sprache von Pat-ricia Kaas zu hören ist. Diesmal hat man die Möglichkeiten von Hightech und Internet mehr denn je ausgeschöpft, um Rilkes visionäre und vor allem musi-kalische Sprache durch die Welt wandern zu lassen. „Einige Auf-nahmen wurden uns als Dateien über Server geschickt, einige von uns über Skype begleitet, wie die Session mit Salif Keita, der in ei-nem Studio in Mali den Gesang aufnahm. Und Hardy Krüger rezitierte in seiner Wahlheimat Palm Springs ‚Der Fremde’.“ Rilke goes global! Und was sagt Peter Maffay überhaupt zu den Kompositionen, die wieder Ri-chard Schönherz und Angelica Fleer beigesteuert haben? „Geil, schöne Musik!“

Neu erschienen: Rilke Projekt Nr.

4: „Weltenweiter Wandrer“ (Sony)

Brot verkauft und nebenbei zahl-reiche Hörbuch-Awards einge-heimst haben. Ähnliche Erfolgs-werte darf man daher schon jetzt der vierten Ausgabe prognosti-zieren, zumal auf „Weltenweiter Wandrer“ mit Peter Maffay, Ben Becker und Hannelore Elsner drei Rilke-Fans der ersten Stun-de wieder im Team sind. Neben Clueso und Chansonnier Tim Fischer ist es aber diesmal sogar die argentinische Starcellistin Sol Gabetta, die mit ihrem me-

Lächelt leis’: Katja Flint

Beitrag auf französisch: P. Kaas Mal selbst Vorleser: David Kross Palm Springs calling: H. Krüger

Begleitete Flint: Sol Gabetta Hatten die Idee für die Rilke-Reihe: die Komponisten Richard Schönherz und Angelica Fleer Fo

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2020

D ie Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Rick Rubin überrascht: Oft greift der ein, wenn es mit der Karriere eines Künstlers

nicht zum Besten steht – was bei Ihnen nicht der Fall war …Stimmt, bei mir war es eher umgekehrt: Mein Weihnachtsalbum war ein Riesenerfolg, da-bei war es eigentlich nur als Zugabe für mei-ne Fans gedacht. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe die Weihnachtslieder, aber sie sind nur ein kleiner Teil dessen, was mich als Künstler ausmacht. Ich fragte mich also: Wie geht es jetzt weiter? Und da stellte mir ein gemeinsamer Freund, Guy Oseary (Ma-donnas Manager, Anm. d. Red.), Rick Rubin vor. Nachdem ich ihm ein paar neue Songs vorgespielt hatte, fragte er mich, ob er das ganze Album produzieren könne – zweieinhalb Jahre später ist es nun fertig.

Eine lange Zeit …Ja, aber wir wussten, dass es so lan-ge dauern würde. Wir mussten uns erst kennenlernen, unseren Groove finden, und ich konnte einfach nicht aufhören, Songs zu schreiben. Jedes Mal, wenn Rick sagte „Wir haben es geschafft!“, kam ich mit neuem Material. Wir pla-nen bereits die nächsten zwei Alben zusammen.

Wie haben Sie die Songs für dieses Album ausge-wählt?

J osh Gro ban

„Wir wurden regel-recht erleuchtet“Warum der Klassik-Pop-Bariton mit dem Abo auf Hits jetzt Johnny-Cash-Retter Rick Rubin auf ganz neue Wege folgt. Interview von severin Mevissen

„David Foster sagte: ‚In dir steckt ein Monster, das wir von der Kette lassen müssen!‘“

Ich habe meine Favoriten auf einen Zettel geschrieben, Rick seine, und als wir sie dann verglichen, haben wir festgestellt, dass unsere Listen identisch waren. Das hört sich jetzt alles so einfach an, aber natürlich gab es auch frustrierende Momente. Wenn man zweieinhalb Jahre im Verborgenen arbeitet, zweifelt man manchmal daran, ob einen über-haupt noch jemand hören will, wenn man wieder an die Öffentlichkeit tritt. Aber ich glaube, die Zeit hat sich gelohnt. Ich bin stolzer auf dieses Album als auf alle davor.

Warum?Weil wir kompromisslos waren. Wir arbeiteten so lange, bis alles stimmte. Wir haben irre lange vorbereitet. Ein Jahr lang haben wir nur geplant, ohne einen Ton zu spielen oder zu singen. Als wir dann endlich ins Studio gingen, wurde fast jeder Song in einem Rutsch auf-genommen. Das waren echte Momente, nicht bloß eine Performance – und das war unser Ziel.

Wie würden Sie das Album beschreiben?Organisch, ehrlich, kristallklar. Ich bin kein Freund

von Genrebezeichnungen wie Crossover oder Popera. Am ehesten trifft es moderne Klassik.

Wie reflektiert das Album unsere Zeit?Inhaltlich reflektiert es viele persönliche Erfahrungen. Die Liebeslieder darauf

beispielsweise drücken aus, was Liebe für mich zu dieser Zeit bedeutete. Das sind kei-ne fröhlichen, regenbogenfarbenen Songs, das sind Lieder aus der Grauzone. Auch der Song „War At Home“ ist zeitgemäß, er beschreibt das Schicksal von Kriegs-veteranen. Musikalisch wollten wir ein möglichst zeitloses Album produzieren.

Wir haben bewusst auf jegliches elektro-nische Element verzichtet, um die Musik

nicht zu datieren. Und wir haben alles analog aufgenommen, in den Capitol Studios in Hollywood, in denen schon Mancini, Nat King Cole und Sinatra

aufgenommen haben. Wir wollten ein Album

schaffen,

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das man vor 50 Jahren hätte hö-ren können und das man in 50 Jahre noch hören kann.

Was bedeutet der Titel „Illumina-tions“?Am liebsten hätte ich einen ganz langen Titel gewählt, so wie Fio-na Apple mit „When the Pawn Hits the Conflicts…“, aber dieses eine Wort beschreibt es schon ganz gut: Rick und ich haben in vollkommener Dunkelheit ange-fangen, wir hatten beide beinahe Angst, denn auch für Rick war es ja ein Wagnis, mit mir zu arbeiten. Als dann nach ewiger, aufreiben-der Planung und Arbeit endlich die ersten Töne aus den Lautspre-chern klangen, trafen sie uns wie Lichtstrahlen. Wir bekamen Gän-sehaut, wir wurden regelrecht er-leuchtet.

Sie erwähnen Fiona Apple: Sind Sie ein Popfan?Auch! Ich bin mit der Musik von Nirvana, Pearl Jam und Depeche Mode aufgewachsen. Ich höre viel Radio. Ich habe in meinem Telefon ein Programm namens Shazam, und wann immer mir etwas gefällt, schaue ich damit nach, von wem es ist, und lade es mir dann in mein iTunes. In Los Angeles gibt es einen tollen Klassiksender, KUSC, der nicht nur Mozart spielt, sondern auch Philip Glass, Prokofjew und vie-le Opern. Den habe ich auf langen Autofahrten immer eingestellt.

Nun wohnen Sie aber in Manhattan, wo es kaum lange Fahrten gibt.Das stimmt. Dafür gehe ich hier viel in Konzerte. Gestern war ich bei Jay-Z und Eminem, das war gigantisch gut!

Sie singen seit der siebten Klasse: Woher wussten Sie, dass Sie das Talent dazu haben?Ich wusste gar nicht, dass ich Talent habe, ich wusste nur, dass ich sin-gen muss. Das war wie ein Virus. Mein Talent entdeckte dann David Foster. Er sagte: In Dir steckt ein Monster, das wir von der Kette lassen müssen! Bis dahin war es mir fast peinlich, dass ich so gerne singen wollte. In der Schule galt das nicht gerade als cool. Ich habe deshalb nur heimlich oder zu Hause gesungen. Ich habe als Jugendlicher si-cherlich manches verpasst. Aber ich hatte die unglaubliche Chance, mit David Foster zu arbeiten, und dafür stehen andere Schlange. Ich musste allerdings hart arbeiten, und es gab manchmal Momente, in denen ich mich wie ein Roboter fühlte. Heute, mit 29, fühle ich mich als ausgereifter Künstler, als ein Mensch mit Stimme, und das neue Album zeigt dies.

Auf „Illuminations“ singen Sie auf Portugiesisch, Französisch, Italienisch und in Latein: Wie viele dieser Sprachen beherrschen Sie wirklich?Keine fließend, aber immerhin gut genug, um zu singen. Am liebs - ten würde ich jetzt auch noch Deutsch lernen: Ich mag Herbert Gröne-meyer und Xavier Naidoo.

m e n t o r e n Grobans Produzenten Der Kanadier David Foster (o. r.),

15facher Grammy-Preisträger und

bekannt für seine arbeit mit Celine

Dion und Michael bublé, gilt als

Grobans Entdecker, und produzierte

bisher auch dessen alben. Der bär-

tige rick rubin ist berühmt dafür,

Millionenerfolge mit Musik abseits

des Mainstreams möglich zu ma-

chen (etwa mit bands wie den red

hot Chili Peppers und Metallica).

Legendär sind seine „american re-

cordings“ mit Johnny Cash.

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A llein mit mir, der nichts von dir weiß/“, hebt der 73-jährige Sänger auf „Masseuse“, einem Stück seines

aktuellen Albums „Nelson“ an, „nur deine Finger spielen mit mir/ während ich an dich denke/ Rosenwasser und Melancholie …“ Pao-lo Conte liefert keine linearen Geschichten, sondern transportiert Seelenzustände, erin-nert an flüchtige Glücksmomente. Ein Ana-chronismus des Pop. So wie der ganze Mann aus der Zeit gefallen zu sein scheint: Er be-nutzt keine E-Mail, verschmäht das Mobilte-

Pao lo Co nte

Im falschen ZeitalterKeiner vertont seine Melancholie eigenwilliger als der Ex-Anwalt aus dem Piemont. Nach Jahren der Stille meldet sich Paolo Conte endlich wieder. Von Jonathan Fischer

lefon, fertigt Interviewer gerne kurz und bün-dig ab. Seine Musik komponiert er in der Ab-geschiedenheit seines Landhauses. Nachts. Wenn alles ruhig ist. Sich „die Schwingun-gen der Welt ändern“, wie Conte sagt. Dabei wirkt die überlegte Lyrik des Cantautore wie ein Gegenentwurf zur SMS-Geschwätzigkeit des modernen Alltags. Spendet sie beiläufi-gen Trost. Und lässt – bei allem Unwirschen, das Contes knarzender Stimme innewohnt– bisweilen die Lust am Tanz aufblitzen: „Er ein Roboter, sie allein entzündet den Mambo/

Er aus Altmetall/ seine Gedanken gelten nicht ihr/ nur seiner alten Idee: den Boden/ zu ver-lassen und hoch zu fliegen …“ Gut möglich, dass Conte auf „Los Amantes Del Mambo“ – einem Song, den er der musikalischen An-mutung wegen auf Spanisch singt – von sich spricht. Möglich aber auch, dass er seine Hö-rer nur auf eine imaginierte Reise schickt.

Tatsächlich studierte der 1937 im Pio-monteser Städtchen Asti geborene Sänger zunächst Jura und übernahm für einige Jahre die Kanzlei seines Vaters. Doch hatten seine Eltern schon früh eine andere Leidenschaft in ihm entfacht: „Wir hörten daheim Jazz – ob-wohl das unter Mussolini verboten war. Die-se Musik widersprach dem Faschismus: Viele Menschen, die gemeinsam swingen, aber jeder behält seine Stimme“.

Lieder für den sprachlosen Mann der Nachkriegszeit Conte spielt nach dem Krieg Vibraphon in lo-kalen Bands. Später verlegt er sich darauf, für andere zu schreiben: „Azurro“ etwa für Adri-ano Celentano. Seine eigene Stimme dagegen erscheint ihm „zu hässlich für eine Sängerkar-riere“. Zudem passt Contes Verschlossenheit, sein linkisches Bühnengebaren so gar nicht zu dem damals Markt-gängigen Klischee des feurigen, extrovertierten Italo-Liebhabers. 1974 wagt er es dann doch: „Paolo Conte“ heißt das Album – und enthält schon viele der Zutaten seiner späteren Hits: Die mal läs-sig, mal müde wirkende Stimme, die aus Ca-baret, Chanson, Zigeuner-Jazz und Musette zusammengeklaubten Melodien. Und nicht zuletzt der rückwärts gewandte Blick: Sein Leben lang, hat Paolo Conte einmal gesagt, habe er für den sprachlosen, einsamen und von Entbehrungen geprägten italienischen Mann der Nachkriegszeit gesungen.

„Manchmal scheint es mir, als sei ich in ein falsches Zeitalter geboren. Als würde ich nochmal die Anfangstage des Kinos und die frühe Kunst-Avantagarde nacherleben wol-len.“ Zum Glück weiß Conte die eigene Sehn-suchtsseligkeit immer wieder zu brechen: Etwa, wenn er im neuen Song „L’Orchestrina“ von einem „Furz im Dunklen“ singt.

Neu erschienen: Paolo Conte „nelson“

(emarcy/Universal) Foto

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Kein marktgängiges Lärvchen, statt dessen ein Gesicht wie eine Kraterlandschaft – Melancholie war schon immer fotogen

Page 23: SONO - Musik für erwachsene Hörer

It’s jet lag time im Berliner Hotel Adlon. Charlie Haden macht einen leicht zerknit-terten Eindruck und lässt sich ächzend in

einen Sessel fallen. Er brauche jetzt dringend einen starken Espresso, murmelt der 73jäh-rige Bassist. Dabei befindet sich das beste Aufputschmittel schon längst im Raum, ihm direkt gegenüber: seine Frau Ruth Cameron. In der folgenden Stunde hilft sie dem Gatten bei Bedarf auf die Sprünge, hat kein Problem damit, sich in der Rolle der bewundernden Zuhörerin zu üben, verlangt aber auch schon mal nach einem bestimmten Bassistenwitz (so viel sei verraten: Darin kommen ein Paar, das seit Jahren nicht mehr miteinander spricht, ein Therapeut und ein Kontrabass-Solo vor).

Es gibt einige gute Gründe, dass Ruth Ca-meron beim Interview anwesend ist. Nicht nur dass sie Produzentin der CD „Sophisti-cated Ladies“ ist und sich in die illustre Schar der an der Aufnahme beteiligten Sängerin-nen einreiht – ohne sie gäbe es das berühm-te Quartet West, das mit dem Album seinen 25. Geburtstag feiert, gar nicht. Ruth Came-ron war es nämlich, die Haden darauf brach-te, eine Working Band im Raum Kalifornien zu gründen. Ein Quartett, dessen Spezialität es ist, die Magie alter Hollywood-Filme ohne falsche Nostalgie zum seelenwärmenden Klangereignis werden zu lassen.

Die Besetzung der neuen Quartet-West-Produktion liest sich denn auch wie ein Blockbuster-Cast des derzeitigen populä-ren Jazzgesangs: Melody Gardot, Norah Jones, Cassandra Wilson, Diana Krall und – als überzeugender Überraschungsgast aus dem klassischen Fach – Renée Fleming.

Ch arlie h aden

Sängerinnen als AufputschmittelCharlie Hadens Quartet West feiert 25. Geburtstag. Zum Jubiläum gibt sich die Crème des weiblichen Jazzgesangs das Mikrofon in die Hand. Rundum zu-frieden ist der legendäre Bassist trotzdem nicht, wie er Josef Engels in Berlin verraten hat.

ursacht haben. Das sind Kriminelle, die mit Raub durchkommen!“ Die Gattin nickt und ist der Meinung, dass die neue CD ihres Mannes eine politische Aussage beinhaltet: „Diese Platte ist voller Schönheit. Ich bin der Meinung: Gerade in dieser Zeit ist Schönheit ein politisches Statement. Langsamkeit ist ein politisches Statement. Stille ist ein politisches Statement. Man muss nicht so expressiv wie Bertolt Brecht sein, um politisch zu sein.“

Modernist, Nostalgiker, Schöngeist, politischer Kämpfer – Charlie Haden ist ein Mann mit vielen Facetten

„Die Sängerinnen auf dieser Platte haben alle unterschiedliche Stimmen, Stile und Ar-ten, die Songs zu interpretieren“, sagt Ha-den und nimmt die heutigen Vokalistinnen bei Vergleichen mit der älteren Generation in Schutz: „Damals wie heute fand man diese Unterschiede interessant – wenn man anspruchsvoll ist.“

Mit der letzten Liberation-Music-Orchestra-Einspielung „Not In Our Name“ wandte sich Haden bekanntermaßen gegen die Bush-Regierung. Soll man „Sophistica-ted La dies“ jetzt als ver söhnlichen Soundtrack für die Obama-Ära verste-hen? „Nein“, schnaubt der plötzlich sehr wache Bas-sist, „ich fürchte, ich muss demnächst eine Platte dar-über machen, was Obama nicht tut. Er ist umringt von diesen Wall-Street-Typen, die diesen gan-zen Schlamassel ver-

„Obama ist umringt von diesen Wall-Street- Typen, die diesen ganzen Schlamassel verursacht haben“

Page 24: SONO - Musik für erwachsene Hörer

ven Musik hat Halvorson eine der eigenständigsten Stilistiken entwickelt, die die E-Gitarre je erlebt hat. Die Lieblingsbeset-zung der Bostonerin, die ein we-nig wie ein hochbegabter Teen-ager wirkt, ist das Trio mit Bass und Schlagzeug (Firehouse 12, 2008).

3. Stefon Harris „Black Action Figure“Sein Lehrgeld als Sideman der Großen hat er schon lange be-zahlt – bei Joe Henderson, Wyn-ton Marsalis, Cassandra Wilson und vielen anderen. Seit über einem Jahrzehnt gilt Stefon Harris (37) als bester Vibrafo-

Die S o n o - liSte

Sie glauben, die Giganten des Jazz seien am Aussterben?

Hier sind zwölf Musiker unter 40 Jahren, die die Jazzgiganten von morgen sein könnten.

Von Hans-Jürgen Schaal

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2. Mary Halvorson „Dragon’s Head“In der New Yorker Neo-Free-Szene ist Mary Halvorson (30) der Diamant unter den Edel-steinen. In ihrer komplexen, verqueren, zuweilen aggressi-

mischt mit seiner Tastenhexerei die TV-Shows auf. Nach Konser-vatoriumsausbildung und prak-tischer Erfahrung als HipHop-Keyboarder musste er geradezu zur Jazzkarriere überredet wer-den. Als Jazzsolist kennt er we-der stilistische noch technische Grenzen (Label Bleu, 2003).

1. Stefano Bollani„Smat Smat“Ein Bilderbuchitaliener: leiden-schaftlich, humorvoll, virtuos, übersprudelnd. In seiner Hei-mat ist der Pianist Stefano Bolla-ni (38) längst ein kleiner Popstar,

nist der Szene. Aber längst ist er viel mehr, nämlich der große Orchestrator, Arrangeur, Wort-führer und Klangvisionär seiner Generation, der auch vor Elling-ton und Tschaikowski nicht Halt macht. Mehrere Grammy-Nomi-nierungen sprechen für sich (Blue Note, 1999).

Page 25: SONO - Musik für erwachsene Hörer

10. Marcin Wasilewski„trio“ Sein Namensbruder beim RSC Anderlecht muss eine Menge einstecken können. Das wäre nichts für den polnischen Fein-geist, der für den sanftesten Klaviertastenanschlag seit Bill Evans gelobt wird. Sein Trio mit den Herren Kurkiewicz und Miskiewicz leitet Wasilewski (35) seit 20 Jahren. Zu interna-tionalem Ruhm kam es als Be-gleitband beim Comeback des Trompeters Tomasz Stanko. (ECM, 2005).

11. Nils Wogram „Affinity“Dass mehrf ache „ Jugend-musiziert“-Sieger der weltbeste Posaunist seiner Generation sei, raunt man schon lange. Aber

4. Håkon Kornstad„Single engine“Jazz aus Skandinavien ist oft nur unverbindlich melancholisch. Der Saxofonist Håkon Kornstad (33) jedoch gibt sich damit nicht zufrieden, er gräbt in die Tiefe, reduziert seine Musik auf radi-kale Weise und erfindet das Tim-bre des Saxofons von Grund auf neu. Der Norweger aus dem Um-kreis von Bugge Wesseltoft ver-mag ein ganzes CD-Programm fast im Alleingang zu spielen: Klangwurzel-Behandlungen mit Loops, Samples und selbst gebastelten Instrumenten (Jazz-land, 2007).

5. Rudresh Mahan- thappa „Kinsmen“Seit Jahrzehnten flirtet der Jazz mit der indischen Musik. Rudresh Mahanthappa (39) schließt nun endlich die Lücke: Der Saxofonist aus Colorado mit indischen Wurzeln verbindet in seiner Musik die verschiedenen Klangsprachen und Ausdrucks-haltungen. Seine Mitstreiter fin-det er unter geistesverwandten Kulturgrenzgängern wie Vijay Iyer, Samir Chatterjee, Rez Ab-basi, chander Sardjoe und Ka-dri Gopalnath (Pi Recordings, 2008).

6. Jason Moran„Modernistic“Er ist schon ein viel beachteter Gigant: Jason Moran (35) aus Texas hat die ganze Musikge-schichte in seinen Fingerspitzen

– von Stride bis Free, von Klassik bis Hip Hop. Und er zaubert da-raus ständig Neues, Innovatives, Verblüffendes. Ob Charles Lloyd, Joe Lovano oder Lee Konitz: Die Bandleader reißen sich um die-sen Pianisten, der alles besser und origineller macht als andere. Zahlreiche Auszeichnungen sind die Folge. (Blue Note, 2002).

7. Nicholas Payton „From this Moment“Nach Wynton Marsalis und Te-rence Blanchard war Nicholas Payton das nächste Trompeten-wunder aus New Orleans. Schon mit 19 blies er Unglaubliches in Elvin Jones’ Jazz Machine, mit 21 machte er sein Leader-Debüt bei einem Majorlabel, dann glänzte er in Robert Altmans Film „Kan-sas City“. Sein Verständnis auch für die traditionelle Jazztrompete lässt Nicholas Payton (37) heute schon wie einen zeitlosen Klassi-ker erscheinen (Verve, 1995).

8. Christian Scott„Anthem“Und noch ein weiteres verblüf-fendes Trompetentalent aus New Orleans: Der modebewuss-te Christian Scott (27) gilt vielen als der neue Miles Davis. Scotts wundersame Trompete kann flüstern und schreien, seine Musik besitzt die Intensität der 60er Jahre, den offenen Geist der Fusion-Ära und die Power des Rock. Diesem Tributalbum an die von Katrina verwüstete Hei-matstadt am MIssissippi hört man an: Hier ist ein ganz Großer mit Volldampf unterwegs in den Jazzolymp (Concord, 2007).

9. Hiromi „Spiral“Japanische Pianistinnen werden gerne mit Nähmaschinen vergli-chen: sie seien technisch perfekt und nur schwer aus dem Takt zu bringen. Die zierliche Hiro-mi (31) besitzt weit mehr: Witz, Charme, Swing und ungeheue-re Spontaneität. Als gleichwer-tige Partner für die blitzschnel-le Keyboarderin kommen nur noch Fusion-Cracks höchsten Kalibers in Frage. Hiromi Ueha-ras hellstes Vorbild im Jazz ist natürlich Schnellfinger Oscar Peterson (Telarc, 2005).

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Nils Wogram (38) war immer nur das Spielen wichtig, nicht die Anerkennung. Ob komple-xe Hirnmusik, gefühlsechter Mangelsdorff oder bodenstän-dige Swingposaune: Wogram ist überall zu Hause. Eines seiner Projekte: sein Orgeltrio Nostal-gia (Intuition, 2008).

12. Michael Wollny„[ em ] ii“O r i g i n a l it ä t u n d Ü b e r r a-schung sind Programm beim Pianisten Michael Wollny (32). Sein Trio [ em ] gehört zu den erfrischendsten Erschei-nungen der Szene – mal schrill, mal tiefgründig, immer kurz-weilig und nie Klaviertriorouti-ne. Als Part ner der Altmeister Heinz Sauer und Joachim Kühn sowie mit seinen Solowerken liefert der Schweinfurter immer Unerwartetes (ACT, 2006).

Page 26: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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S ilje Nergaard, die 44jährige norwegi­sche Sängerin, die sich als souveräne Gratwandlerin zwischen Jazz und Pop

international durchgesetzt hat, ist eigentlich keine große Liebhaberin von Weihnachts­alben, wie sie beim Telefonat mit SONO be­kennt: „Ich habe genau sechs Stück in meiner Sammlung. Aber es gibt eines, das mich, wie viele andere bei uns hier in Skandinavien, be-geistert hat: das legendäre ‚It’s Snowing On My Piano’ von Bugge Wesseltoft – damit hat

es auch zu tun, dass mich die Herausforderung reizte, es mal selbst mit einem Weihnachtsal-bum zu versuchen.“

Gut ein Jahr hat sich Silje Nergaard in die Materie hinein gewühlt –damit betrat sie in doppelter Hinsicht persönliches Neuland, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Jazzsängerinnen war die als Songkompo­nistin produktive Lehrertochter bisher eher sparsam mit dem Aufnehmen von Coverver­sionen. Bei der Auswahl der Stücke für „If I

Zudem hatte Nergaard den Ehrgeiz, eige­ne Songs für das Album zu schreiben, die ne­ben den Standards bestehen können sollten. Fast überraschend, dass dies das erste Ner­gaard­Album mit Songs in zwei Sprachen ist – bislang hatte sie sich bei jeder CD entweder komplett für norwegische oder für englische Texte entschieden. „Wenn ich im Ausland auf Tournee bin, freuen sich die Leute immer be-sonders über die Songs in norwegischer Spra-che, das hat mich ermutigt, jetzt mal die Spra-chen locker zu mischen.“

Locker klingt auch der Titelsong, ein Duett mit dem deutschen Swing­Star Roger Cicero („Ich kenne ihn schon seit Jahren und habe beim Schreiben sofort an seine Stimme gedacht“), deutsche Hörer werden außer­dem beim einzigen Instrumental des Albums aufmerken – da bringt Nergaards Band das deutsche Weihnachtslied „Es ist ein Ros’ ent­sprungen“ zum Swingen. Es rundet ein ent­spanntes, überwiegend fröhliches Album ohne klebrige Christbaumsentimentalität ab – verdienstvoll, dass es mit Nergaards Eigen­komposition „The Very First Christmas Wi­thout You“ auch einen Song gibt, der daran erinnert, dass die Feiertage für manche Men­schen durchaus schmerzhafte Gefühle mit sich bringen können.

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Neuland im Winter Norwegens erfolgreichste Jazzsängerin offeriert mit „If I Could Wrap Up A Kiss“ ein Weihnachts­album der etwas anderen Art. Von Christian stolberg

„Im Ausland freuen sich die Leute immer beson-ders über die Songs in norwegischer Sprache“

Auch ohne „Jingle Bells“

im Winter keine Frust-beule: Silje Nergaard

Could Wrap Up A Kiss“ griff sie denn auch bewusst nicht auf die „üblichen Verdächti­gen“ von „Jingle Bells“ bis „White Christmas“ zurück, sondern suchte sich Songs wie Joni Mitchells Klassiker „River“ und auch einige unbekanntere norwegische Lieder, die zwar zur winterlichen Thematik passen, aber eben noch nicht auf Christmas­Samplern zu Tode kompiliert wurden.

Ohnehin ist Nergaards Neue genau bese­hen eher ein „Jahreszeiten-Album“, wie sie es selber nennt – darum verweist auch der Titel nicht explizit auf die Feiertagsthematik. „Ich wollte im Grunde ein Album, das zu der Stim-mung passt, in die die meisten von uns im Win-ter kommen, wenn wir uns zu Hause einigeln und mal etwas zur Ruhe kommen möchten.“

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Page 27: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Musik für erwachsene Hörer

Page 28: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Unermessliches Leiden hier wie dort, wiewohl unterschiedlich gefügt. Hier ist es Jesus Christus, der ge-

storben ist, dort der Geliebte Aeneas, der auf Nimmerwiedersehen entschwand. Immens ist der Jammer jedenfalls. Und so klingt er auch: Mit dicken vokalen Tränen wird der Verlust beklagt und ist doch an Schönheit kaum zu überbieten. In wundervoll kantable Formen sind beide Stücke gefügt, sowohl das Duett „Lumi potete piangere“ von Giovanni Legrenzi als auch das berühmte Lamento „When I Am Laid In Earth“ aus Henry Pur-cells Oper „Dido And Aeneas“. Eng schmie-gen sich zumal die Gesangslinien aneinan-der, verschlingen melismatisch, treiben für Augenblicke wieder auseinander, um erneut eins zu werden.

Solcher Gesang verhallt nicht ungehört. Seine Schönheit ist allzu groß. Man wird süchtig danach, nach der Reinheit der Stim-men. So singen Engel. Dabei sind es nur Menschen. Eine Sopranistin (Nuria Rial, als

Andre A s s ch o ll & PhiliPPe JAroussk y

Einsamkeit, wie klingst du so schönZwei Countertenöre, ein Versprechen: Philippe Jaroussky und Andreas Scholl garantieren höchsten Genuss auch noch im Leiden. Von Jürgen otten

Duettpartnerin im Legrenzi) und, vor allem, zwei Countertenöre: Philippe Jaroussky und Andreas Scholl.

Letztgenannter ist schon so lange im Ge-schäft, dass sein Name fast in Vergessenheit zu geraten drohte – wäre da nicht die neues-te Aufnahme „O Solitude“, in der Andreas Scholl sich erneut von seiner vokal zartesten Seite zeigt. Betörend intensiv ist seine Stim-me, beeindruckend die stilistische Souverä-

nität der Darbietung und ebenso die Empha-se, mit der dieser Countertenor die einzelnen Werke durchdringt.

Während Andreas Scholl früh wusste, dass er eine außergewöhnliche Counter-tenorstimme besitzt, bedurfte es bei Philippe Jaroussky einer plötzlichen Initialzündung. Die kam, als der bei Paris aufgewachsene Künstler (der sich zunächst als Geiger und Pianist versucht sowie Harmonielehre und Komposition studiert hatte) in einem Konzert mit barocker Musik einen Countertenor hör-te. Da wusste er: So einer will ich auch wer-den. Meine Stimme gibt das her.

Ihr Metier: mehr als nur BarockWer ihn gehört hat, wird es kaum bezweifeln. Es ist die Natur, die hier wirksam wird. Oder anders gesagt: Jarousskys Kopfstimme. Sie ist so veranlagt, dass er gar nicht viel tun muss, um in ätherische Höhen hinaufzusteigen. Die Stimme macht das ohne großen Druck. Sie braucht keinen Antriebsmotor. Und so klingt sie auch: als glitt sie über den Dingen dahin, wie ein Segelflugzeug. Alles so leicht: leichter als alles andere. Kein Wunder, dass Jaroussky Tausende von Menschen verzückt mit seinem Gesang, egal ob auf CD oder live.

Fa r i n e l l i & Co . Vorgänger der Countertenöre

countertenöre nennt man männ­

liche sänger, die dank ausgefeilter

kopfstimmentechnik in Alt­ oder

sogar sopranlage singen können.

im heutigen konzertbetrieb in­

terpretieren sie häufig (aber nicht

ausschließlich!) kompositionen aus dem 17. und

18. Jahrhundert, die seinerzeit von kastraten wie

dem italiener carlo Broschi alias Farinelli (1705

bis 1782, s. Bild) gesungen wurden. diese sänger

wurden vor der Pubertät kastriert, um ihre knaben­

stimme zu erhalten. (rGu)

Souveräner Routinier: Der Deutsche Andreas Scholl ist ein Meister seines Fachs

Page 29: SONO - Musik für erwachsene Hörer

„Wenn ich sterbe, stirbt auch meine Stimme. Vielleicht spüren das die Menschen.“Philippe Jaroussky

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Welcome back to real music!

ELTON JOHN & LEON RUSSELL

THE UNIONzwei Genies ...

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Man vermeint, an diesem Dahingleiten teilzu-haben, man wird erhoben.

Musik ist sui generis dazu imstande. Doch die Stimme ist es womöglich mehr noch als eine Violine und ein Klavier. Eine Stimme spricht direkter zu den Menschen. Eine Stimme ist nackt. Ein Geiger könne auf einer Stradivari zwar so eindrucksvoll spie-len, dass man durchaus imstande sei hin-wegzuschmelzen, sagt Jaroussky. Aber es sei nicht der Geiger, der den Klang macht, es sei die Stradivari. Der Sänger hingegen erzeu-ge den Klang selbst, aus sich selbst heraus. „Wenn ich sterbe, stirbt auch meine Stimme. Vielleicht spüren das die Menschen.“ Sie spü-ren es. Und natürlich lieben sie die ganze Er-scheinung dieses androgyn wirkenden Beaus, sein freundliches Auftreten auf und hinter der Bühne, sein Lächeln, seinen Charme. Aber vor allem lieben sie das Andere, das diese Stimme verkörpert. Das Weltentrück-te, Weltverrückende.

Das Barockzeitalter ist dafür die richti-ge Epoche. In den musikalischen Schöpfun-gen dieser Zeit wimmelt es von mythischen Gestalten und waltet häufig Amor als Sinn-stifter. Diese Musik lockt den Menschen aus seinem verspannten Körper heraus, sie sorgt dafür, dass er unversehens innehält.

Vielleicht erklärt das den ungeheuren Auf-schwung dieser Musik und eben auch den Er-folg eines Philippe Jaroussky. Er selbst sonnt sich darin. Sucht aber zugleich weiter, auch nach Musik abseits des barocken Hauptpfa-des. Beeindruckend seine Entdeckungen von Werken Johann Christian Bachs und Antonio Caldaras. Nachgerade grandios die Aufnah-me mit französischen Liedern des 19. Jahr-hunderts. Mochte die Lesart ausgerechnet in Frankreich heftiger Kritik ausgesetzt sein, ihre Qualität bleibt davon unberührt. In zar-testen vokalen wie farblichen Nuancen wird da die Liebe besungen. Die Liebe und das Lei-den an ihr. Von dieser Musik umhüllt, könnte man sterben.

Freundlicher Auf stei­ger: Dem Franzosen Jaroussky fliegen der­zeit die Herzen zu

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P O P, RO ck & cO

die pop-cd des monats

Cowboy Junkies „Renmin Park – The Nomad Series Volume 1“ PROPeR RecORdS/RTd

Mit ihrem 16. Album hat sich die langlebige kanadische Gruppe um die

Geschwister Margo und Michael Timmins allerhand vorgenommen:

Zum einen soll „Renmin Park” der Auftakt zu einem Zyklus von vier

Alben sein, die allesamt innerhalb der nächsten anderthalb Jahre das Licht

des Marktes erblicken sollen – daher der Untertitel „The Nomad Series, Vol.1“.

Zum anderen wollen die cowboy Junkies mit diesem Album die eindrücke ver-

arbeiten, die Michael Timmins und seine Familie während eines dreimonatigen

Aufenthalts in china gewannen (wo sie weilten, um zwei chinesische kinder zu

adoptieren), – und ergo den denkbar westlichen, auf uramerikanischen Folk-

und country-Traditionen gründenden Stil der Band mit fernöstlichen Impres-

sionen zusammenbringen. das erstaunliche: es gelingt! „Renmin Park“ ist eine

Art konzeptalbum, das die fiktive Geschichte eines Liebespaars erzählt, das nie

zusammenkommen kann. Verpackt wird diese Story in die cJ-typischen, meist

zeitlupenartigen, mitunter leicht psychedelisch angeschrägten Songs, die Mi-

chael Timmins allerdings gelegentlich mit allerlei vor Ort in china aufgenom-

menen und teils zu Loops gebündelten Geräuschen anreichert. Zwei Stücke

stammen von chinesischen Autoren und wurden ins englische übersetzt. Sie

komplettieren das bisher vielschichtigste und abwechslungsreichste Album der

cowboy Junkies. Christian Stolberg

Wissenswert: die cowboy Junkies schafften 1988 mit ihrem zweiten, in einer

kirche in Toronto aufgenommenen Album „The Trinity Sessions“ den internatio-

nalen durchbruch. Ihr Markenzeichen ist ihr Bekenntnis zur Langsamkeit, die

ihren an sich an bodenständigen Traditionen orientierten Songs oft einen fast

schon meditativen charakter gibt.

Alphaville„catching Rays On Giant“MARIAN GOLd/POLydOR/

UNIVeRSAL

[Synthiepop] Die Band aus Ber-lin um Sänger Marian Gold, die in den 80ern mit Hits wie „Forever Young“ und „Big In Japan“ welt-weit Erfolge feierte, meldet sich 13 Jahre nach „Salvation“, dem letzten Studioalbum, mit einem neuen Longplayer zurück. Ihr Comeback haben Alphaville in aller Ruhe vorbereitet. Für ihr neues Album konnte die Band, die neben Marian Gold heute aus Keyboarder Martin Lister, Gitar-rist David Goodes und Schlagzeu-ger Jakob Kiersch besteht, kreativ aus dem Vollen schöpfen. Die 14 neuen Songs sind die Bilanz von sechs Jahren harter Arbeit. Al-phaville wissen auch heute noch ganz genau, wie ein perfekter Popsong klingen muss. Auf „Cat-ching Rays On Giant“ finden sich davon gleich eine ganze Reihe, an-gefangen beim unwiderstehlichen Opener „Song For No One“ und der ersten Single „I Die For You Today“ über das ungewohnt ro-ckige „The Things I Didn’t Do“ bis hin zu samtweichen Balladen wie

„Heaven On Earth“. Robert Wallner

Wissenswert: Alphaville feierten

2009 ihr 25jähriges Band jubiläum

mit einem vielbejubelten konzert

in Prag.

Aloe Blacc„Good Things“ STONe THROW RecORdS/

UNIVeRSAL

[R&B, soul] In so sonnige Songs verpackt hat man explizite Sozial-

kritik und politische Statements schon lange nicht mehr darge-reicht bekommen. Aloe Blacc, ein in Los Angeles geborener Sohn panamesischer Einwanderer, singt auf „Good Things“ von Ar-beitslosigkeit, Armut, Ungerech-tigkeit, Umweltzerstörung – ganz im Geist und über weite Strecken auch im Sound von Marvin Gaye oder Curtis Mayfield. Es ist der Soul der späten 60er und frühen 70er Jahre, der das Album prägt. Gelegentlich weht ein karibischer Wind durch die Arrangements, dann fühlt man sich auch mal an Johnny Nash oder Jimmy Cliff er-innert. Wer seine Black Music na-turbelassen und frei von stereoty-pen Computersounds mag, wird dieses Rertro-Politsoul-Album als äußerst angenehm empfinden. In den letzten Wochen hat sich Aloe Blacc mit einer Tournee auch live

in Kontinentaleuropa und auf der britischen Insel vorgestellt - hof-fentlich haben ihm da alle genau genug zugehört! Christian Stolberg

Ähnlich wie: curtis Mayfield,

Marvin Gaye, Johnny Nash, Timothy

Thomas

Ali Campbell„Great British Songs“eAR MUSIc/edeL

[Reggae-pop] Ali Campbell ist bekannt geworden als sanfteStim-me von UB40, jener politisch en-gagierten Reggae-Pop-Band aus Birmingham, die sich einst nach

der Abkürzung für das Formular benannte, mit dem man in Groß-britannien Arbeitslosenhilfe beantragt. Auf seinem vierten Soloalbum hat sich der Brite ein schönes Dutzend bestens einge-führter Songs aus der Pophistorie seines Landes vorgenommen, um sie zu „sublime covers“ zu verar-beiten, wie ein Sticker auf der Al-bumhülle verspricht. Nun, seine Versionen von „He Aint Heavy, He’s My Brother“ und „Carrie Anne“ (beide ursprünglich von den Hollies) sind eher seicht. Ver-blüffend intensiv gelingt dagegen Campbells Fassung von „Love Is The Drug“, weil ihr schleppender Dub-Groove die schwüle Atmo-sphäre des Roxy-Music-Originals noch steigert. Und der Stones-Klassiker „Honky Tonk Women“ bekommt im Dreadlock-Gewand eine verführerische, spielerische Note. Christian Stolberg

Hintergrund: Mit UB40 hatte Ali

campbell weltweite Hits wie „can’t

Help Falling In Love“ oder „kingston

Town“. verkaufte über 60 Millionen

Tonträger.

Material: Auf „Great British Songs“

interpretiert campbell Stücke u. a.

von den Beatles, Rolling Stones, Rod

Stewart, Free, The Who, den kinks

und Gerry Rafferty.

Kenny Chesney„Hemingway’s Whiskey“RcA cOUNTRy/SONy MUSIc

[country/Rock] In Amerika füllt der etwas kleinwüchsige Countryriese die größten Are-nen – hierzulande nimmt man kaum von ihm Notiz. Das wird sich auch nach Kenny Chesneys neuestem Werk „Hemingway’s Whiskey“ kaum ändern. Denn es gilt: alles beim Alten. Wieder rührt der warmkehlige, leider auch etwas eindimensional phra-sierende Sänger einen Cocktail aus Karibikflair („Coastal“), Gute-

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Laune-Songs („Live A Little“), Eagles-typischen („Somewhere With You“) und stadiontauglichen Country-Rock-Klängen („The Boys Of Fall“) an. Seine ruhige Seite lebt er im Duett mit Grace Potter („You And Tequila“), sein Faible für Countrynostalgie mit George Jones („Shall Y’all“) aus. Vor seinem Hero Hemingway zieht er natürlich auch wieder den Cowboyhut. Wie gesagt: al-les beim Alten. Gunther Matejka

Deep Purple„come Taste The Band“ (35th Anniversary edition)eMI

[Hardrock] Das erste Deep-Purple-Album der Post-Black-more-Ära (das vorläufig auch das letzte bleiben sollte) litt vor allem daran, daß es mit dem, was die Welt von Deep Purple erwartete, nichts zu tun hatte. Das Argu-ment, die alte Hardrock-Dampf-lokomotive hätte sich spätestens nach dem Einstieg des genialen Gitarristen Tommy Bolin (der seine Vorliebe für Funk und Soul mit Bassist Glenn Hughes teilte) umbenennen sollen, fand viele Befürworter, als die Platte im November 1975 erschien und sich eher schleppend verkaufte. Dabei hatte die Sache hoffnungs-voll begonnen; beim Proben und den Aufnahmen im Münchner Musicland-Studio zeigte sich die Band überraschend inspiriert und hoffte auf einen Neubeginn und den Ausbruch aus der Tretmühle der Ritchie-Jahre. Vielleicht ging alles zu schnell, um mehr als ein paar wirklich bombige Songs abzuwerfen (vor allem: „Gettin’ Tighter“ und „You Keep On Mo-ving“), schließlich war Bolin erst zwei Monate dabei, kannte Deep Purple davor nicht und mußte ne-benbei ein Soloalbum aufnehmen. Danach ging alles noch schneller:

Glenn Hughes ernährte sich fast ausschließlich von Kokain, Bolin entpuppte sich als Junkie (er starb im Dezember 1976 an einer Über-dosis); nach diversen Zusammen-brüchen und einer katastrophalen UK-Tour im März 1976 schmissen die verbliebenen Urmitglieder Jon Lord und Ian Paice den Bettel hin. Dann kam Punk, Deep Purple ver-schwanden für Jahre aus dem kol-lektiven Gedächtnis, und „Come Taste The Band“ blieb selbst nach dem Comeback ignoriert und ver-gessen wie ein Schandfleck im Fa-milienstammbaum. Das hat die Platte nicht verdient; es gibt weit-aus schwächere Purple-Alben, und die Neuauflage (die erstmals remasterten Originalaufnahmen, ein Gesamtremix von Hardrock-Starproduzent Kevin Shirley und drei Bonustracks auf zwei CDs) lohnt die Entdeckung nicht nur für Fans. Michael Sailer

Trivia: Auch das cover ist ein Remix:

das gravierte Originalglas sei mit

dem vom damaligen Sänger david

coverdale promoteten 2008er

Whitesnake-Zinfandel neu befüllt

worden, behaupten die Herausgeber.

Chi Coltrane„yesterday, Today & Forever – The essential“ARIOLA/SONy MUSIc

[singer-songwriter] In den 70ern gehörte sie neben Carole King, Laura Nyro und Carly Si-mon zur ersten Liga der Singer-Songwriterinnen, die mit persön-lich-sensiblen Songs einen Kont-rapunkt setzten zum Machismo der Rockszene. Doch Missma-nagement und später eine lange Krankheit warfen Chi Coltrane aus der Bahn. Nun völlig genesen hat sie wieder einen Plattenver-trag bei einem Major. Resultat ist der erste von der Künstlerin per-sönlich zusammengestellte Karri-ererückblick, der anders als die

1989 lieblos kompilierte „Best Of“-CD auch Songs von ihren späte-ren Alben bietet und Klassiker wie „Thunder & Lightning“, „Go Like Elijah“ und „You Were My Friend“ endlich digital remastert präsentiert. Und ein neuer Song, eine elegische Streicherballade, macht Lust auf das kommende Studioalbum, das 2011, flankiert von einer Tour, erscheinen soll. Heiko Große

Weiterhören: „Time And Love –

The essential Masters“ von Laura

Nyro, „Anthology“ von carly Simon,

„The essential“ von carole king

Diverse„Le Pop 6 – les chansons de la nouvelle scene francaise“Le POP MUSIk/GROOVe ATTAck

[nouvelle chanson/pop/Folk] Das Kölner Label Le Pop Musik ist seit acht Jahren eine feste In-stanz in Sachen Nouvelle Chan-son. Den beiden Labelbetreibern Rolf Witteler und Oliver Frösch-ke gelingt es mit jeder Ausgabe der Neo-Chanson-Reihe aufs Neue mit neuen Namen zu Über-raschen. Auch mit der sechsten Ausgabe von „Le Pop“ halten die beiden mühelos das hohe Niveau der Vorgängerausgaben und ver-wöhnen die Ohren mit allerlei leckeren Songmeisterwerken, ausgegraben zwischen Paris und Montreal. Die Auswahl ist auch diesmal wieder formidabel, ange-fangen beim zauberhaften Opener

„La vie cajun“ von Feloche, einem ehemaligen Mitglied der russi-schen Punkband VV, der hier seiner Begeisterung für sumpfige New-Orleans-Sounds in der Tra-dition eines Dr. John freien Lauf lässt. Nicht weniger überzeugend klingen aber auch die Beiträge von Cœur de pirate („Pour un infide-le“) , Tom Poisson („Trapéziste“) und natürlich Marianne Dissard

aus Tucson, Arizona, mit „The One And Only“. Robert Wallner

Hintergrund: Von den 16 Songs auf

dem Album sind 14 in deutschland

bisher unveröffentlicht.

Tom Gaebel„easy christmas“TeLeMedIA/INdIGO

[swing/easy Listening] Der Mann will’s wirklich wissen – kaum hat uns Tom Gaebel mit sei-nem gelungenen Easy-Listening-Album „Music To Watch Girls By“ beehrt, ist der umtriebige Ibben-bürener nun als einer der ersten in der Saison 2010/2011 mit einem Weihnachtsalbum am Start. Das ist stilistisch genau zwischen sei-nen klassisch swingorientierten Arbeiten und dem poppigeren Ea-sy-Listening-Ansatz angesiedelt – einen Standard wie „Santa Claus Is Coming To Town“ schüttelt er mit lockerer Bratpack-Attitüde aus dem Ärmel, Chris Reas „Driving Home For Christmas“ hingegen bekommt ein elegantes Easy-Lis-tening-Gewand. Lounge-König Burt Bacharach ist mit „The Bell That Couldn’t Jingle“ unter den Autoren ebenso vertreten wie Mel Tormé und Irving Berlin. Gaebel traut sich auch mit einigen eigenen Kompositionen ran – und die hal-ten sich achtbar im Vergleich mit den bewährten Xmas-Evergreens. Die Arrangements sind wie stets bei Gaebel blitzsauber, die Bläser strahlen, die Chöre leuchten, die ganze Chose swingt – und Gae-bel himself nimmt sängerisch jede Klippe mit traumwandlerischer Lässigkeit.„Baby It’s Cold Outside“ mit einer geschickten Katrin Bau-erfeind als Duettpartnerin ist die hübsche, clevere Pointe, die ein gut gelauntes Weihnachtsalbum krönt. Felix Marondel

Ähnlich wie: Frank Sinatra, dean

Martin

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KT Tunstall „Tiger Suit“ReLeNTLeSS/eMI

[pop] Gleich ein ganz neues Mu-sikgenre hat KT Tunstall nach eigener Einschätzung auf ihrem dritten Album für sich erfun-den. Bei genauerem Hinhören klingt dieser „Nature Techno“ allerdings gar nicht so neuartig. Nach wie vor prägen treibende Rhythmen, markante Gitarren-klänge und ihre charismatische Stimme das Werk von Tunstall. Die Basis besteht auf „Tiger Suit“ allerdings in der Tat verstärkt aus elektronischen Beats. Wie diese Mischung in Perfektion klingen kann, verdeutlichen gleich der enorm eingängige Opener „Uum-mannaq Song“ und das folgende

„Glamour Puss“. Dass Tunstall es aber auch weiterhin versteht, mit ruhigeren Klängen Akzente zu setzen, beweisen das gesang-lich anspruchsvolle „Difficulty“ und das nachdenkliche „The En-tertainer“, das den Ausklang die-ses ingesamt gelungenen Albums markiert. Jörg Laumann

Wissenswert: „Tiger Suit“ wurde

komplett in den Hansa-Studios in

Berlin aufgenommen.

Downloadtipps: „Uummannaq

Song“, „The entertainer“, „difficulty“

Richard Marx „Stories To Tell“WRASSe RecORdS/HARMONIA

MUNdI

[Rock/singer-songwriter] Vor 23 Jahren legte Richard Marx mit seinem selbstbetitelten Debütal-bum den Grundstein zu einer bemerkenswerten Karriere als Sänger und Songwriter, die er auf

„Stories To Tell“ Revue passieren lässt. Elf Songs präsentiert Marx hier in neuen, extrem reduzierten Versionen nur mit Gitarren- und Pianobegleitung und zeigt dabei, dass sich auch seine Kompositio-nen jüngeren Datums wie „Over My Head“ (2008) nicht hinter Megahits wie „Endless Summer Nights“ oder „Right Here Waiting“ verstecken müssen. In der sieben Tracks umfassenden Bonussek-tion geht er dann doch mit kom-pletter Bandbesetzung zu Werke und bietet seine Interpretationen von Songs, die von ihm für ande-re Acts geschrieben wurden. Be-sonders gelungen: „This I Promise You“, das N’Sync populär mach-ten und das Marx offenbar selbst so gut gefällt, das es gleich zwei Mal (auch akustisch) auf diesem Album auftaucht. Jörg Laumann

Wissenswert: Auch Marx-komposi-

tionen für Josh Groban, keith Urban

und cliff Richard sind auf dem Al-

bum vertreten.

Downloadtipps: „Over My Head“,

„Should’ve known Better“, „This I

Promise you“ (Bonus)

Gordon Haskell„One day Soon“ cARe/edeL

[Laid-Back-Rock] Inzwischen lebt Gordon Haskell auf einer griechischen Insel. Aber er ist ganz gut herum gekommen, zu-nächst im Umkreis des britischen Progrock als Bassist und Sänger von King Crimson, dann eine Zeit-lang weniger erfolgreich in den Bars dieser Welt, bis ihm vor acht Jahren mit „How Wonderful You Are“ überraschend ein Hit gelang. Nun also Inselleben, produktive Abgeschiedenheit, Zeit für Nach-denklichkeit. Sie tut Gordon Has-kell gut, denn im Laufe der ver-gangenen Monate und Jahre sind ihm zwei Handvoll Songs zuge-flogen, die er auf „One Day Soon“

mit betörender Gelassenheit prä-sentiert. Man hört ihm an, dass er seine Lehrgelder bezahlt hat, und glaubt ihm die dezente Me-lancholie, mit der er seine Erinne-rungen umgibt. Aber man merkt auch sehr schnell, dass die Erfah-rungen seiner Jahre als tingelnder Aushilfsmusiker und als Tour-kollege von Entertainmentprofis wie Cliff Richard sein Gespür für Feinheiten geschärft haben. „One Day Soon“ klingt ein bisschen wie das Album, dass sich viele von Chris Rea gewünscht hätten, ein Reigen folk poppig besonnener Lieder, vorgetragen mit dem sam-tenen Bariton von Gordon Has-kell. Ralf Dombrowski

Downloadtipps: „The Fools Of

yesterdays“, „Some Sins“

Buddy Guy„Living Proof“ SONy

[Blues] Man muss Buddy Guy einfach für seine Unverfroren-heit lieben, mit der er in die Gi-tarre greift. Das lärmt, als hät-te er nicht bereits ein knappes Dreivierteljahrhundert auf dem Buckel, ganz die alte Schule pen-tatonischer Redundanz, die den Blues bei richtiger Handhabung zu einer Eruption der Emotionen werden lässt. Nun kokettiert auch „Living Proof“ mit der Historie, wenn Buddy Guy etwa zu Beginn betont, dass er noch nicht unter die Abwrackprämie fällt. Nur, im Unterschied zu mancher Ruine des Geschäfts gelingt es ihm mit Blueskrachern wie „Key Don’t Fit“ und dem Titelsong, sich sowohl als emphatischer Sänger wie als röhrender Gitarrist mit urtümli-cher Energie zu behaupten. Insi-der kolportieren, Buddy Guy sei wegen seiner Liebe für rauchende Verstärker längst taub. Aber wenn es dazu führt, dass einer derart donnernd in seinen Lebensabend

rockt, dann muss er glücklicher sein als manch einer, der die zehn-tausend Hertz noch ahnt. Das Al-bum „Living Proof“, bei dem üb-rigens Carlos Santana und B. B. King als Gäste ausgeholfen haben, ist daher ein Manifest gegen die Trägheit. Rock’n’Roll! Ralf Dombrowski

Wissenswertes: Wer lärmen will

wie der Meister, für den gibt es eine

Buddy-Guy-Stratocaster.

Downloadtipp: „Where The Blues

Begins“

Thin Lizzy„Thin Lizzy/Shades Of A Blue Orphanage/ Vagabonds Of The Western World“deccA/UNIVeRSAL

[Hardrock] Der im Januar 1986 verstorbene Phil Lynott war der Prototyp des Außenseiters: schwarzer Ire, unehelich in Eng-land geboren, Arbeiterkind, Bas-sist als Bandleader, und das im von weißen Mattenträgern und Gitarrenheroen dominierten Hardrock der 70er. Mit Heavy Metal, wie oft unterstellt, hat-te seine Band aber nie etwas zu tun: Die Wurzeln von Thin Lizzy lagen in der irischen Volksmusik (und Literatur) ebenso wie im psychedelischen Bluesrock der 60er, und Lynotts dramatisch-po-etische Texte erinnerten eher an Bob Dylan als an das, was andere Hardrocker zu ihren Riffs krähten. Zudem besaß er eine ungeheuer seelenvolle Gesangsstimme (an Jimi Hendrix und Van Morrison geschult). Die ersten drei, mit Eric Bell (Gitarre) und Brian Downey (Schlagzeug) eingespielten Alben, 1971 bis 1973 erschienen, waren Flops, denen auch die Hitsingle

„Whiskey In The Jar“ (1972) nicht helfen konnte – und sie sind auch ohne die vielen Bonustracks der Neuauflage wahre Schatzkisten

P O P, RO ck & cO

Page 33: SONO - Musik für erwachsene Hörer

für Liebhaber guter Rockmusik, randvoll mit großartigen, bis ins kleinste Detail fein und ideen-reich ausgearbeiteten Songs, sti-listisch schier überbordend zwi-schen bewegender Melancholie und beißendem Funkrock. Zu-mindest das dritte sollte in keiner Sammlung fehlen: Grooviger, mit-reißender, sexyier, intelligenter, ehrlicher und gefühlvoller geht’s nicht. Dass Thin Lizzy noch bis zum sechsten Album „Jailbreak“ (1976) hungern mussten, mag man kaum glauben. Svevo Bandini

Trivia: Um Geld zu verdienen, nah-

men Thin Lizzy 1972 unter dem Na-

men Funky Junction ein Album mit

Deep-Purple-Coverversionen auf.

Kathrin Scheer„Rare“TRAUmToN/INDIGo

[Singer-Songwriter/Pop] Zu den augen- und ohrenfälligsten Phänomenen der letzten Jahre im Bereich des erwachsenen Pop und Jazz zählt das vermehrte Auftau-chen junger Sängerinnen und Songschreiberinnen, die sich (oft infolge guter Ausbildung an Mu-sikhochschulen oder Konservato-rien) mit dem limitierten harmo-nischen Spektrum des Pop nicht mehr zufriedengeben, oft auch die grellen und stereotypen Arrange-mentmoden des kommerziellen Popbetriebs meiden und sich des-halb bei der „Verpackung“ ihrer Songs beim Jazz bedienen, ohne deshalb im eigentlichen Sinne Jazzmusik zu machen. Eine sol-che Künstlerin ist die 31jährige Kölnerin Kathrin Scheer – anno 2000 „Beste Sängerin“ im Bundes-Rock-&-Popwettbewerb. Mit ih-rer Band aus jungen deutschen Jazzmusikern hat sie für ihr De-bütalbum „Rare“ elf eigene, meist eher ruhig-melancholische Kom-positionen in dezente, nuancierte Arrangements gepackt, die jeder-

zeit ihrem souveränen, mitunter etwas kühlen Gesang den Vor-tritt lassen. So entsteht gepfleg-ter Singer-Songwriter-Pop für ein erwachsenes Publikum mit Jazz-Sensibilities, dem man bei allem guten Geschmack allerdings noch den einen oder anderen Tempera-mentsausbruch gönnen würde. Christian Stolberg

Passt zum: herbstlichen Sonntag-

nachmittagstee.

Klingt ähnlich: Fredrika Stahl,

Sarah mcLachlan, Joni mitchell

Morrissey„Bona Drag“mAJoR mINoR/EmI

[Pop] Morrisseys zweites Album nach den Smiths ist das schwarze Loch in seiner Diskografie – von der Kritik zerrissen, bei Fans we-nig beliebt und eigentlich nicht mal ein echtes Album (weil es als solches einfach nicht fertig wur-de), sondern eine Sammlung von Singles und B-Seiten, von denen zwei schon auf dem Solodebüt

„Viva Hate“ waren. Der Grund war vor allem Orientierungslo-sigkeit: Der Sänger zerstritt sich seinerzeit mit diversen Musikern und seinem Songwritingpartner und Produzenten Stephen Street (und fand keinen Ersatz), holte zeitweise sogar den Smiths-Bas-sisten Andy Rourke zurück und musste erleben, wie seine Sing-les sich Schritt für Schritt weiter von den britischen Top Ten ent-fernten. Auch stilistisch wusste er 1989/90 offenbar nicht so recht, wo es hingehen sollte, fummelte in vielen Richtungen herum und konnte sich auf sein Urteilsver-mögen nicht immer verlassen –

„Ouija Board, Ouija Board“ (für die Neuauflage um eine Strophe gekürzt) war ein echter Tiefpunkt. Aber was er konnte, konnte er: Songs wie „November Spawned A Monster“, „Piccadilly Palare“

und „The Last Of The Famous International Playboys“ gehören zum Schönsten und Vielschich-tigsten, was Morrissey je gemacht hat. Sechs Bonustracks, davon fünf nur als Bootleg bekannte Outtakes und Demos, erweitern die Jubiläumsausgabe. Michael Sailer

Trivia: Der Albumtitel bedeutet

im Londoner Halbweltslang Polari

„tolles outfit“.

Mt. Desolation„mt. Desolation“V2/CooPERATIVE mUSIC

[Country-Pop] Was die beiden Freunde Tim Rice-Oxley und Jes-se Quin, die sich hinter dem Band-namen Mt. Desolation verbergen, hier anbieten, ist angeblich das Resultat eines langen Abends in einem irischen Pub. Da wollen die beiden eigentlich von der Britpop-band Keane her bekannten Song-writer beschlossen haben, ge-meinsam ein Countryalbum auf-zunehmen. Wir wissen nicht, wie viel Guinness an diesem Abend floss – aber: Für eine angeb liche Bierlaune klingen diese zehn Songs ganz schön ausgereift – und Mt. Desolation sind inzwi-schen als Band so weit gefestigt, dass sie in diesem Herbst auch Deutschland auf ihrem Tourplan stehen haben. Zusammen mit Mu-sikerfreunden aus den Umfeldern von Bands wie Mumford & Sons und den Killers haben Rice-Oxley und Quin, die sich hier als begabte Melodienerfinder erweisen, für ihr Projekt einen Sound gefun-den, der Folk, Country und leich-te Indieschrammeligkeit unan-gestrengt und homogen vereint. Indiefans, die mit den derzeit an-gesagten Elektroniktendenzen in der Szene nichts am Hut haben, könnten sich mit diesem sym-pathischen Debüt genauso wohl fühlen wie Fans von Alternative

Country oder 70er-Jahre-Folkrock. Christian Stolberg

Klingt ähnlich: Fleet Foxes, Neil

Young, Bon Iver

Hintergrund: Tim Rice-oxley und

Jesse Quin spielen „hauptberuflich“

in der Britpopband Keane.

Stereophonics „Word Gets Around & Performance and Cocktails“ (Deluxe Editions)mERCURY/UNIVERSAL

[Rock] In opulenten Deluxe-Versionen legen die walisischen Gitarrenrocker Stereophonics Wiederveröffentlichungen ihrer ersten beiden Alben vor. Die Dop-pel-CD-Editionen von „Word Gets Around“ (1997) und „Performance and Cocktails“ (1999) enthalten zahlreiche B-Seiten und Livemit-schnitte. Insgesamt betrachtet ma-chen die zusätzlichen Tracks auf dem zweiten Album den etwas stärkeren Eindruck, unter ande-rem eine krachende Liveversion des Hits „The Bartender And The Thief“, die Coverversionen „Sun-ny Afternoon“ (Kinks) und „An-gie“ (Rolling Stones) sowie bislang unveröffentlichte Aufnahmen von Auftritten im Londoner Hippo-drome und beim Belfort Festival. Bemerkenswert ist auf beiden Bonus-CD die nahezu durchweg hohe Qualität der Songs, die die Stereophonics zunächst nur als B-Seiten veröffentlicht hatten, darunter die eingängigen Ei-genkompositionen „Poppy Day“ und „Raymond’s Shop“ (beide auf

„Word Gets Around“) sowie die gelungene Dylan-Adaption „Po-sitively 4th Street“ („Performance and Cocktails“). Jörg Laumann

Wissenswert: Auf beiden Alben ist

der im Juni 2010 verstorbene Drum-

mer und Bandmitgründer Stuart

Cable zu hören.

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Page 34: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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Martin Grubinger & Monks Of The Benedictine Abbey Münsterschwarzach

„drums ’n’ chant“dG/UNIVeRSAL

Das Konzept erinnert an die Crossoverabenteuer des Jazzsa-xofonisten Jan Garbarek mit den Sängern des britischen Hilliard-Ensembles, ein wenig auch an Enigma: Gefeierter junger Percus-sionsstar tut sich mit Mönchschor zusammen und „verziert“ dessen gregorianische Gesänge mit sei-nem Geklöppel. Tatsächlich ist das, was der bereits im Wiener Musikverein wie in der New Yor-ker CarnegieHall gefeierte öster-reichische Schlagwerker Martin Grubinger zu den Mönchsgesän-gen aus Franken einspielte, nicht so introspektiv und tiefernst wie die Garbarek/Hilliard-Produktio-nen, aber auch nicht so platt und spekulativ wie der Sakralpop von Enigma. Grubinger, ein spekta-kuläres Rhythmustalent, für des-sen Spiellust eine Musikgattung allein immer schon zu eng war, umgibt die alten Choräle durch-aus einfühlsam mit vielfältigen (oft auch aus Weltmusik und Jazz entlehnten) Rhythmen – und das lässt sie oft zugänglicher werden. So richtig daneben geht das Ex-periment eigentlich nur einmal: Wenn Grubinger zu einer Eigen-komposition auch noch türkische Folkloristen dazupackt, bekommt man das Gefühl, im Dritte-Welt-Gemischtwarenladen, Abteilung

„wohlfeile Spiritualität“, gelandet zu sein. Sufis und Benediktiner

– das passt halt doch nicht so. Wunderschön hingegen die zwei Gastspiele des großartigen Obo-isten Albrecht Mayer. Für Puris-ten ist dieses Album natürlich die reine Provokation. Christian Stolberg

Wissenswert: Münsterschwarzach

ist die Abtei, in der der bekannte

spirituelle Autor Pater Anselm Grün

als cellerar wirkt.

Glenn Gould„The Secret Live Tapes“SONy cLASSIcAL

Als sich der kanadische Jahrhun-dertpianist aus dem Konzertleben zurückzog, hatte er zwar auch mit Pult-Titanen wie Karajan für pri-ckelnde Live-Erlebnisse gesorgt. Goulds Lieblingsdirigent war aber der Österreicher Joseph Krips. Das einzige Konzertdokument von dieser musikalischen Freund-schaft entstand im November 1960 im amerikanischen Buffalo, als man Beethovens 5. Klavierkonzert spielte. Jetzt ist diese interpreta-torische Sternstunde erstmals auf CD erschienen. Trotz des histo-rischen Sounds ist man sofort gepackt von der gemeinsamen, apollinischen Gangart. Und die Einleitungstakte des 3. Satzes legt Gould gar frech wie einen Strauß-Walzer hin. Guido Fischer

Besonderheit: Zudem sind seltene

Liveaufnahmen von 1958 mit kla-

vierkonzerten von Bach und Schön-

berg zu hören.

Philippe Jaroussky„caldara in Vienna“VIRGIN cLASSIcS/eMI

Äußerlich ist Philippe Jaroussky – salopp formuliert – eine Bohnen-stange. Doch was seinen gleich-bleibend erstklassigen diskogra-fischen Output angeht, besitzt der aktuell als Countertenorissimo gefeierte Franzose geradezu Her-kulesqualitäten. Nun ist Jaroussky sogar unter die Trüffelschweine gegangen – und bricht eine Lan-

ze für den einst gefeierten, heute kaum noch bekannten Opern-komponisten Antonio Caldara. Nach dem Arienfeuerwerk, das Jaroussky jetzt mit Concerto Köln unter der Leitung von Emmanu-elle Haïm entfacht hat, dürfte sich das aber eben schnell ändern. Denn bei den ehemals für Kast-raten gedachten Vokalperlen hat Jaroussky betörende Schattierun-gen und furiosen Glanz freigelegt. Reinhard Lemelle

O-Ton des Künstlers: „diese Musik

ist lebhaftester Barock.“

Hélène Grimaud„Resonances“dG/UNIVeRSAL

Die letzten Alben der ehemaligen Wolfsbändigerin waren immer auch der Versuch, mehr als nur Klavier zu spielen. Grimaud will Musik denken und rote Fäden zwischen scheinbar gegensätzli-chen Epochen und Komponisten entdecken. Doch statt trockener Musikwissenschaft bietet sie auch auf „Resonances“ ein Kapi-tel lebendiger Musikgeschichte, die sich in österreichisch-unga-rischen Gefilden abspielte, von dem klassischen Sonatenkom-ponisten Mozart über die Sona-tenerneuerer Liszt und Alban Berg bis zum Volksmusikforscher Bartók. Mehr als ein Jahrhundert steckt Grimaud damit ab, in dem der Musik ein radikal neues Herz-Rhythmus-System eingepflanzt wurde. Weil für Grimaud jedoch Revolutionen in der Musik noch nie einfach so vom Himmel gefal-len sind, besitzt bei ihr plötzlich selbst eine berühmte Mozart-So-nate ultramoderne, fast anarchi-sche Züge. Guido Fischer

Besonderheit: Schon im zarten

Alter von elf Jahren war Hélène

Grimaud von Alban Bergs Sonate

fasziniert.

Riccardo Chailly„Gershwin: Rhapsody in Blue, concerto u. a.“deccA/UNIVeRSAL

Mit Blue Notes hatten das ehr-würdige Leipziger Gewand-hausorchester und sein Chefdi-rigent Riccardo Chailly bislang nichts am Hut, während der ita-lienische Jazzpianist Stefano Bol-lani lieber mit Pat Metheny und Paolo Fresu zusammengespielt hat als mit einem klassischen Streicherapparat. Jetzt haben sich beide Parteien aufs Terrain des jeweils anderen gewagt, dank George Gershwins symphoni-scher Jazz-Coups „Rhapsody in Blue“ und dem Klavierkonzert. Ohne langes Vorgeplänkel jon-glieren Chaillys Leipziger und Bollani mit den stampfenden Rhythmen und frechen Klang-farben, als ob man nie etwas an-deres gemacht hätte. Kein Wun-der, dass es selbst bei der Zugabe, im Rausschmeißer-Rag „Rialto Ripples“, kunterbunt burlesk und prall swingend zugeht. Reinhard Lemelle

O-Ton von Riccardo Chailly:

„Gershwin wollte die Sprache des

Jazz der 1920er Jahre in das klassi-

sche Repertoire integrieren.”

Ludovico Einaudi„The Royal Albert Hall concert“deccA/UNIVeRSAL

cLASSIcS & JAZZ

Der Mitschnitt aus der Londoner Royal Albert Hall vom März 2010 (auf DVD & zwei CDs) ist der vor-läufige Karrierehöhepunkt des ita-lienischen Komponisten und Pia-nisten, der es mit einer Mischung

kL A SSIk

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aus dem Minimalismus eines Philip Glass und neoromantischer Melodieverliebtheit zuletzt bis in die UK-Popcharts gebracht hat. Eine technisch derartig aufwendi-ge DVD-Produktion nimmt man nur auf sich, wenn man sich si-cher ist: Dieses Programm ist es wert, für die Nachwelt festgehal-ten zu werden. Einaudi, Enkel des italienischen Staatspräsidenten Luigi Einaudi (1948–1955), stellte auf dem Abschiedskonzert sei-ner USA/UK-Tournee nicht nur sein aktuelles Album „Night-book“ vor, sondern interpretiert auch ältere Stücke aus seinem Oeuvre neu. Dabei umschifft der 55jährige, der sich auch als Film-musikkomponist einen Namen gemacht hat, weiträumig die Un-tiefen und Kitsch-Klippen, die bei der von ihm bevorzugten intros-pektiven Musik stets lauern. Ob mit kleiner Band, solo oder einem Streicherensemble, Einaudi bie-tet hier ein magisch-meditatives Musikerlebnis, das den Zuhörer umhaut – ganz leise und sachte versteht sich. Heiko Große

Ähnlich: Steve Reich, Philip Glass,

John Adams, erik Satie, ennio Morri-

cone, Johannes Brahms

Quatuor Ebène„Fiction“VIRGIN cLASSIcS/eMI

Innerhalb von nur wenigen Jah-ren hat das französische Quatuor Ebène sich in die Belle Etage des Streichquartettspiels geschossen. Doch das Herz der jungen Mu-siker pocht nicht nur für Haydn & Co. Selbst Jazz, Pop und Film-musik sind bei ihnen ab sofort in den besten Händen. Cool lassen sie da ihre Bögen in dem Beatles-Klassiker „Come Together“ sprin-gen, nach der wild pumpenden

„Pulp Fiction“-Hymne „Misirou“ und vor dem edel swingenden Jazzmeilenstein „Footprints“ von

Wayne Shorter. Natürlich hat man sich hier und da Verstärkung ge-holt, mit einem Schlagzeuger so-wie Topsängerinnen wie Stacey Kent und Natalie Dessay. Doch die vier Burschen können nicht nur aus ihren Streichinstrumen-ten Wah-Wah-Gitarren machen. In Bruce Springsteens „Streets Of Philadelphia“ zeigt der Brat-scher, was er für 1a-Stimmbänder besitzt. Guido Fischer

Zum Weiterhören: kronos Quartet

„Howl, USA“

Downloadtipp: „Somewhere (Over

The Rainbow)”

Saluzzi, Kremer & Pushkarev

„kancheli: Themes From The Songbook“ecM/UNIVeRSAL

In der Ruhe liegt die Kraft und der Zauber – wenn diese Binsen-weisheit auf eine Musiksprache zutrifft, dann auf die des Georgi-ers Giya Kancheli. Obwohl seine Werke asketisch und meditativ da-herkommen, sind sie doch immer dem Leben abgelauscht. Gerade ist Kancheli 75 Jahre geworden. Drei seiner engsten Musiker-freunde haben ihm mehr als nur ein Ständchen eingespielt. Der ar-gentinische Bandoneon-Spieler Dino Saluzzi, der Stargeiger Gi-don Kremer sowie der Vibrapho-nist Andrei Pushkarev haben ein Songbook aus Film- und Theater-musiken arrangiert, die Kancheli in den vergangenen Jahrzehnten auch komponiert hat. Von der ers-ten bis zur letzten Note knospen diese hochpoetischen Lieder ohne Worte zu einer einzigen, wunder-samen Klanglandschaft auf. Guido Fischer

Ähnlich wie: Astor Piazzolla

Zum Weiterhören: „de Profundis“

mit Gidon kremer & der kremerata

Baltica

Andreas Scholl„Purcell: O Solitude“deccA/UNIVeRSAL

Im normalen Leben hat Andreas Scholl eine Baritonstimme. Be-ginnt er aber zu singen, hält man sofort den Atem an. Denn mit sei-nem glockenreinen Countertenor sorgt er für eine magische Balance aus ätherischer Tonschönheit und bittersüßem Ausdruck, die einem sofort in die Seele fährt. Wie nun bei der Hommage an den engli-schen Barockkomponisten Henry Purcell, von dem Scholl erstmals Songs und Arien eingesungen hat. Doch mit dem italienischen Alte-Musik-Ensemble Accade-mia Bizantina bietet der deutsche Orpheus nicht etwa eine festliche Barockshow. In fast sämtlichen Vokalwerken feiert er das Sanf-te und Schwermütige in den be-rauschend höchsten Tönen. Und selbst der berühmte „Cold Song“ wird bei ihm jetzt zu einer Art Gruselmusik, bei der die Streicher für packende Eiseskälte sorgen. Guido Fischer

Besonderheit: Purcells „cold Song“

hat Scholl dem deutschen Pop-

countertenor klaus Nomi gewidmet.

Vocal Concert Dresden

„christmas At San Marco”BeRLIN cLASSIcS/edeL

Zu Weihnachten muss es nicht immer Bachs Evergreen-Orato-rium sein! Um in Stimmung zu kommen, lohnt sich ab sofort auch eine akustische Reise nach Venedig. Und kaum hat man per Lautsprecherboxen die heiligen Hallen des Markusdoms betreten, ist man mittendrin in einer musi-

kalisch durchaus beschwingten Weihnachtsmesse, wie sie dort wahrscheinlich 1767 gefeiert wur-de. Neben einer Messe des damali-gen Domkapellmeisters Baldassa-re Galuppi hat das Vocal Concert Dresden mit dem von Peter Kopp geleiteten Dresdner Instrumen-tal-Concert Sakral- und Instru-mentalstücke von italienischen Komponisten aufgenommen, die hier eine kleine Wiederauferste-hung feiern. Denn Ferdinando Bertoni und Gaetano Latilla ver-mitteln mit ihrer mal andächtigen, mal schnittigen Tonsprache eine Freude über die Geburt des Herrn, in die selbst Weihnachtsmuffel einstimmen werden. Guido Fischer

Downloadtipp: „Gloria” aus der

„Missa per San Marco“

Sting „Live In Berlin“dG/UNIVeRSAL

Knapp drei Monate nach seinem „Symphonicities“-Album offeriert der britische Popmillionär seiner großen Anhängerschaft bereits das DVD/CD-Souvenir von der dazugehörigen Tournee. Weil sich die Liveversionen seiner ausge-klügelten Pop-Klassik-Arrange-ments naturgemäß nicht groß von den Studiofassungen unterschei-den können, muss Sting auf ande-re Weise neuen Mehrwert bieten: Der CD-Teil des Packages enthält zwölf Songs, die nicht auf „Sym-phonicities“ waren. Highlights: die jazzigen „Tomorrow We‘ll See“ und „The End Of The Game“. Fans der Sting‘schen Jazzausflüge Mitte der 80er Jahre werden sich besonders über den Gastauftritt von Saxofonstar Branford Mar-salis freuen. Christian Stolberg

Info: Stings Band spielt hier mit

dem Royal Philharmonic concert

Orchestra unter Steven Mercurio.

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Ray Charles„Rare Genius: The Undiscovered Masters“UNIVeRSAL

[Jazz/soul] Da hat mal jemand im Archiv gewühlt und Feines zu Tage gefördert: „The Undis-covered Masters“ vom grandio-sen, völlig zu Recht als „Genius“ bezeichneten Ray Charles. Die-ser Jemand ist John Burk, der als Produzent Ray Charles’ letztes Album „Genius Loves Compa-ny“ betreute, somit also ein aus-gewiesener Kenner und Könner. Zehn Songs aus den 70ern, 80ern und 90ern hat Burke ausgegra-ben – 40 Minuten exquisite Mu-sik. Die Tracks zeigen Charles auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Deshalb kann man sich nur ver-wundert Augen und Ohren reiben, dass Songs wie das irre groovende

„Love’s Gonna Bite You Back“, der Big-Band-Swing von „It Hurts To Be In Love“ und der knochentro-ckene Funk bei „I’m Gonna Keep On Singin’“ bislang nicht veröf-fentlicht wurden. Ein postumer Meilenstein! Gunther Matejka

Carlos Núñez„Alborada do Brasil“cOLUMBIA/SONy

[Keltisch-brasilianische World-music] Die einen feiern Carlos Núñez als „Neuen König der Kel-ten“. Für die anderen ist er der

„Jimi Hendrix des Dudelsacks“. Egal, wie man den Galizier aber auch bezeichnet – er ist wahrer Handlungsreisender in Sachen

„Weltmusik“. Nach seinen musika-lischen Treffen mit u. a. Ry Cooder ist er jetzt nach Brasilien aufgebro-chen, um dort nicht nur mit Stars wie Carlinhos Brown zu jammen.

All die vertrauten Melodien und Rhythmen seiner Heimat fand er plötzlich sogar in der Samba wieder. Diese musikalische Ent-deckungsreise hat Núñez nach-träglich im Studio dokumentiert. Mit hochkarätigen Gästen wie The Chieftains und Adriana Calcahot-to schafft er eine beschwingte Syn-these aus afrobrasilianischer Per-kussion, sanften Gesängen sowie galizisch-keltischen Flöten- und Dudelsackklängen. Reinhard Lemelle

Downloadtipp: „Alvorada de

cartola“

Layatharanga„Anandam“ cM RecORdS/GALILeO

[Weltmusik] Es gibt diese Ge-schichte von Ravi Shankar, der beim Concert For Bangladesh 1971 auf der Bühne an seiner Sitar nestelte und zu dem dann einset-zenden Applaus meinte, wenn das Stimmen des Instruments schon so gefalle, müssten die Zuhörer erst einmal das Konzert abwar-ten. Eine Geschichte mit wahrem Kern, denn die indische Musik ist für die meisten Menschen jenseits der Landesgrenzen bis heute ein Mysterium, rätselhaft vor allem aufgrund ihrer schwer zu ergrün-denden, aber deutlich spürbaren Kraft. Layatharanga, ein südindi-sches Quintett um den Flötisten Ravichandar Kulur, knüpft an dieses Gefühl an und bietet mit

„Anandam“ womöglich das Al-bum, auf das viele Klangsinnsu-cher gewartet haben. Zahlreiche Traditionen laufen darauf zusam-men, Polymetrisches, Karges, für mitteleuropäische Ohren Pitto-reskes, virtuos Verblüffendes auf diversen perkussiven Inst-rumenten von Tabla bis Ghatam. Das Faszinierende an „Anandam“ ist dabei die Selbstverständlich-keit, mit der die Musiker und

Gäste wie der Sarod-Derwisch Kishore und der Sitarmeister Pubayan Chatterjee Eigenes in ein versöhnliches Klanggewand verpacken, ohne dabei Kitsch oder Klischees allzu offensichtlich be-mühen zu müssen. Ralf Dombrowski

Fazit: ein Album, mit dem man

auch Alleskenner überraschen kann.

Paolo Fresu„The Blue Note years“BLUe NOTe/eMI

[modern Jazz] Er gehört zu denen, die den Geist von Miles Davis in der Szene halten: Der italienische Trompeter Paolo Fresu pflegt mit seinem Quintett den Spirit des legendären Davis-Quintetts aus dessen „Kind Of Blue“-Phase – nicht durch bana-le Imitation, sondern durch die hochmusikalische und zeitge-mäße Anwendung jener Grund-sätze, mit denen Miles seinerzeit Furore machte. Dabei kommt ihm der Umstand zugute, dass er vor allem mit dem glänzenden Saxofonisten Tino Tracanna ei-nen ähnlich kongenialen Bläser-Widerpart in der Combo hat wie Miles seinerzeit in John Coltrane – zu hören ist das sehr schön auf dem ersten Silberling der Dop-pel-CD „The Blue Note Years“, die fünf Jahre seines Schaffens (2004–2009) für die italienische Niederlassung des legendären New Yorker Labels dokumentiert. Die zweite CD präsentiert den europaweit gefragten Trompeter stilistisch in vielfältigerem Kon-text, in Quartettbesetzungen und Projekten mit dem US-amerikani-schen Keyboarder und Pianisten Uri Caine – mit dem erforscht er im Duo sogar Themen des Ba-rockkomponisten Monteverdi. Christian Stolberg

Klingt ähnlich: Miles davis

Norah Jones„... Featuring“ BLUe NOTe/eMI

[Vocal Jazz] Ein kontroverses Album, je nachdem, aus welcher Perspektive man es hört. Jazz ist das natürlich schon lange nicht mehr. Befreit vom Stigma des la-tent Hochkulturellen aber wirkt

„… Featuring“ stimmig. Es ist eine Zusammenstellung von 18 Duetten und Kooperationen, die während des vergangenen Jahr-zehnts die Stimme der Sängerin integriert haben. Das Spektrum ist beachtlich, reicht von Säulen-heiligen des Business wie Willie Nelson und Ray Charles über Jazzkollegen wie Herbie Hancock und Charlie Hunter bis hin zu Popkollegen wie Outkast, Ryan Adams und Belle and Sebastian. Je mehr man Norah Jones hört, umso deutlicher wird ihre Ver-wurzelung in der amerikanischen Folktradition, angefangen bei der pointiert nachlässig Phrasierung, dem tendenziell rauen Timbre der Stimme und den Arrangements der Gesangssätze über die na-turnahe Instrumentierung der meisten Aufnahmen bis hin zur lakonischen Attitüde der beiläu-figen Perfektion. Ralf Dombrowski

Wissenswert: Norah Jones ist die

Tochter des indischen Sitar-Meisters

Ravi Shankar.

Renaud García-Fons„Méditerranées“eNJA/edeL

[mittelmeer-Jazz] Renaud García-Fons gilt nicht nur als Paganini des Kontrabass. Der gebürtige Spanier ist seit einer

JA Z Z & WO RLd

Page 37: SONO - Musik für erwachsene Hörer

halben Ewigkeit Erzähler von musikalischen Geschichten, die er zwischen Orient und Okzident aufschnappt. Für „Méditerranées“ hat der Marco Polo des World-Jazz nun gleich eine zehnköpfige Reisegruppe zusammengestellt, mit der er das Mittelmeer abge-fahren ist, von Andalusien über Italien und die Türkei bis in den Nahen Osten. Um überall die lan-destypischen Klangaromen einzu-fangen, treffen Flamencogitarre, iranische Fingertrommeln und die griechische Bouzouki aufei-nander. So sehr es aber pulsiert, flackert und brodelt, so ging dem Fantasiemotor bisweilen leider et-was der Sprit aus, weshalb man sich oft an die Beschallung von Folklorefesten erinnert fühlt, bei denen Souvlaki und Falafel das eigentliche Ereignis sind. Guido Fischer

O-Ton des Künstlers: „die Melodie

ist das Bindeglied aller Mittelmeer-

bewohner.“

Klazz Brothers & Cuba Percussion

„christmas Meets cuba“SONy cLASSIcAL

[Latin Jazz] Das erste Lächeln hat der Hörer schon nach ein paar Sekunden im Gesicht – wenn er nämlich hinter den einleitenden, zur pluckernden Percussion ge-spielten jazzigen Blockakkorden vom Piano die altvertraute Melo-die von „Santa Claus Is Coming To Town“ erkennt. Lauter eigentlich in den Warenhäusern dieser Welt bereits totgenudelte Weihnachts-standards haben sich die Klazz Brothers & Cuba Percussion hier mutig vorgenommen – von

„Jingle Bells“ bis „Ihr Kinderlein kommet“ . Doch durch die Kom-bination mit den Latinrhythmen und Jazzharmonien, die Spiel-freude der Protagonisten und das hörbare Augenzwinkern in den

Interpretationen hört man die ollen Christbaumkamellen hier ganz neu. Für die stille Besinnung taugen diese 16 Tracks allerdings eher weniger. Eine erzmusikali-sche Festtagsgaudi! Raoul Gulbenkian

Gäste: u. a. die Jazzsängerinnen

Silje Nergaard und der Philharmoni-

sche kinderchor dresden

Femi Kuti„Africa For Africa“ WRASSe/HARMONIA MUNdI

[afrojazz] Natürlich gibt es viele Möglichkeiten. Youssou N’Dour wählt gepflegten, hintersinnigen Pop, Salif Keita die Sophistication als Mittel des Widerstands. Femi Kuti ist das zu wenig. Sein Afro-beat, den der Nigerianer mehr-mals die Woche live in seiner Hei-mat im Club und außerdem auf Alben präsentiert, wirkt bewusst direkt, etwas ungeschliffen, aber dafür klar und verbindlich. Seine Musik ist Botschaft, eine verbale Waffe, die gegen Übel wie Korrup-tion und Unterdrückung Stellung bezieht, nicht im landesüblichen Idiom, sondern überwiegend auf Englisch. Da macht „Africa For Africa“ keine Ausnahme. Das Programm mit 14 Liedern gibt musikalisch Gas mit kräftigen Bläsersätzen, treibenden Rhyth-men und kompaktem Sound. Die Songs handeln von „Politics In Africa“ und „Boys Dey Hungry For Town“ und beziehen Stellung für ein Volk, dem es nach Ansicht des Künstlers noch nie so schlecht ging wie in diesen Jahren. Das hat nichts mehr von der Sozialroman-tik, die die Pariser Afrika-Szene gerne in die Welt schickt. Es ist vielmehr ein Statement, dem man das Existentielle und die Bedro-hung anhört. Ralf Dombrowski

Wissenswertes: Femi kuti spielt im

dezember konzerte in deutschland.

Erik Truffaz„In Between“ BLUe NOTe/eMI

[modern Jazz] Lange Jahre war Benoît Corboz als Toningenieur mit Erik Truffaz unterwegs. Wer Konzerte mit dem französischen Trompeter erlebt hat, weiß, dass der Mann am Mischer einen gu-ten Job gemacht hat. Inzwischen darf er sich offiziell auf die Büh-ne setzen, denn Corboz löst in der Band Patrick Muller ab, der sich bislang um Keyboards und Sounds gekümmert hat. Der Mu-sik auf „In Between“ gibt das ei-nen speziellen Kick, sie wirkt er-diger, direkter als auf den voran-gegangenen Alben. Das hängt mit Corboz’ greinender Hammond-orgel zusammen, aber auch mit Gästen wie der Sängerin Sophie Hunger, die faszinierend präsent zwei Stücke mit ihrer beschwö-renden Stimme prägt. Natürlich hat sich auch Truffaz selbst wei-ter entwickelt. Sozialisiert mit Miles Davis, bekannt geworden durch Experimente an der stilis-tischen Demarkationslinie von Pop, Jazz, Elektro und Clubbing, haucht er noch immer als poin-tierter Reduktionist seine Töne ins Klang ensemble, gönnt sich aber neben der Coolness expres-sive, schreiende Akzente. Ralf Dombrowski

Wissenswertes: Truffaz arbeitet

auch oft mit Rapper Sly Johnson.

Wollny/Kruse/ Schaefer„[em] live at jazzbaltica“AcT/edeL: kULTUR

[Jazz-Fusion] Hochvirtuos, manchmal schroff, immer leben-

dig, trotz der bewussten, heftig groovenden Repetition kleiner Riffs und Figuren nie vorher-sehbar – so haben sich Michael Wollny (Piano), Eva Kruse (Bass) und Eric Schaefer (Schlagzeug) innerhalb weniger Jahre Beach-tung erspielt. In gewisser Weise setzen die drei jungen Deutschen inzwischen die großartige Er-neuerungsarbeit am modernen Triospiel im Jazz fort, die ihre schwedischen Kollegen vom Essbjörn Svensson Trio bis zum Unfalltod ihres Leaders 2008 bei ACT begründet haben. Das EST hatte bereits moderne Rock- und Clubgrooves in seine Musik inte-griert und die Rhythmusgruppe gegenüber dem Pianisten aufge-wertet, bei [em] sind stets alle drei Instrumente bzw. Musiker gleichberechtigt – das spiegelt sich in der Auswahl der Stücke wider: Jazzstandards findet man hier nicht – gut die Hälfte des Ma-terials stammt aus der Feder von Eric Schaefer, den Rest steuern seine beiden Kollegen bei. Die Kompositionen von Eva Kruse und Michael Wollny sind dabei die lichteren mit den melodiöse-ren Motiven. Schaefers Stücken merkt man die Urheberschaft ei-nes Schlagzeugers an, sie basie-ren meist auf kurzen Rhythmus-partikeln, knappen Motiven, die wie Loops hintereinander gekettet werden. Wollnys „In Water“ da-gegen hat mit seinen perlenden Arpeggii fast etwas Rhapsodi-sches. Jazzklischees kommen in den Themen und Improvisatio-nen dieser Drei kaum vor, wohl aber manches, was man aus dem Werkzeugkasten der Rockmusik kennt. Vor allem Schaefer treibt seine Mitmusiker mit energiegela-denen Rockbeats vor sich her, nur dass seine Patterns wesentlich va-riantenreicher sind als das, was 99,9 Prozent aller Rockschlagzeu-ger im Repertoire haben. Die drei verlassen oft die Tonalität. Keine leichte Kost. Christian Stolberg

Klingt ähnlich: essbjörn Svensson

Trio, Vijay Iyer, Jacky Terrasson,

37

Page 38: SONO - Musik für erwachsene Hörer

38

s ch at zkisteFür sie könnte Weihnachten 2010 das

schöns te Fest seit langem werden: Erstmals in der Geschichte der Band gibt es nun zwei Vinyl-Boxsets, die zusammen die komplette über 40 Jahre währende Karriere der Band umfassen. Die Sets beinhalten 23 Original-studioalben, zwei „Big Hits“-Kollektionen sowie zwei rare EPs. Platten, die zum großen Teil seit langer Zeit nicht auf Vinyl erhältlich waren. Box Nummer eins enthält damit die gesamte Schaffensphase von Jagger & Co. von ihrer Debüt-EP „The Rolling Stones“ aus dem Januar 1964 und dem ersten kompletten Al-bum „The Rolling Stones“ vom April 1964 bis zum grandiosen „Let It Bleed“, das in Groß-britannien am 6. Dezember 1969 herauskam – just an jenem Tag, an dem die Stones im fer-nen Kalifornien in das berüchtigte und bluti-ge Fiasko von Altamont schlitterten.

Die ersten fünf Titel des Sets sind im ur-sprünglichen Original-Mono-Format gehal-ten, das Album „Through The Past, Darkly (Big Hits Vol. 2)“ steckt wieder im originalen achteckigen Cover. Die Compilation „Meta-morphosis“ ist ebenfalls Teil des ersten Sets. Dieses Album wurde zwar erst 1975 veröf-fentlicht, besteht jedoch komplett aus Songs der frühen bis späten 60er. Box zwei enthält sämtliche 14 Originalalben, die danach ka-men – also von „Sticky Fingers“ mit dem be-rühmten Cover von Andy Warhol (1971) bis zum vorerst letzten Stones-Studioalbum „A Bigger Bang“ aus dem Jahr 2005.

So gelingt mit diesen limitierten Ausga-ben auf edlem 180-Gramm-Vinyl die Quadra-tur des Kreises: Sie werden sowohl der „Vin-tage-Autoradio-Klangphilosophie“ der Band gerecht als auch den audiophilen Bedürfnis-sen anspruchsvoller Analog-Fans. (FMA)

Neu erschienen:

„the Rolling stones 1964–1969 Vinyl Box set“

(abkco/Universal)

„the Rolling stones 1971–2005 Vinyl Box set“

(Polydor)

Back To BlackIn zwei limitierten Boxsets mit insgesamt 25 LPs & 2 EPs ist das Gesamtwerk der Rolling Stones erstmals in remasterten 180-Gramm-Vinylpressungen erhältlich.

Wann klingt eine Rockband „gut“? Zwischen dem, was in der modernen Klangtechnik als optimaler Klang möglich ist, und dem, wie die (laut der US-Zeitung ‚Saturday Review‘) berühmteste „elektrisch verstärkte Straßen-gang“ der Welt klingen möchte (und wie ihre Fans sie lieben), besteht ein himmelwei-ter Unterschied. Klinisch sauber getrennte Instrumentalsounds, perfekte Transparenz – all das war nie das Ziel von Jagger, Richards & Co. Was beileibe nicht heißt, dass es egal wäre, wie die Musik der Rol-ling Stones auf Tonträgern präsen - tiert wird:

Fans, die sich etwa in den mittle-ren 80er Jahren ihre ersten CD-Versi-onen von Alben der Rolling Stones kauften, rieben sich beim ersten Hören zu Hause oft maßlos enttäuscht die Ohren: Damals remasterte man die Aufnahmen meist noch nicht für die neuen Ton-träger, und so klangen

die Silberscheiben blechern und spitz, die ganze Erdigkeit und Wärme, der „Sex“ des Stones-Sounds war dahin. Spätere, technisch exzellent aufbereitete CD-Fassungen des Stones-Katalogs (beispielsweise die schöne Reissue-Fassung von „Exile On Main Street“ aus diesem Sommer – siehe SONO 3/2010) hatten dieses Problem zwar nicht mehr, für viele eingefleischte Stones-Fans bleibt die Gruppe aber für immer ein „Vinyl-Act“.

Die beste Phase: Jagger und Richards im Sommer 1971

Page 39: SONO - Musik für erwachsene Hörer

Aushilfs drummer

Paul im Studio

in Lagos

Paul McCartney & Wings „Band On the Run” (super Deluxe edition) cOncORD / UniVeRsal

es war vielleicht Das entscheidende album in Paul Mccartneys Post-

Beatles-karriere: Drei Jahre nachdem er entnervt von den internen

Querelen in der Band die Fab Four verlassen hatte, fehlte „Macca“ noch

das erste wirklich überzeugende „große“ solowerk, während der lan-

ge unterschätzte George harrison mit dem epochalen „all things Must

Pass“ ein solches bereits 1971 vorgelegt hatte. Die quasi in heimarbeit

Grateful Dead „Dead On Wax: the Warner Brothers studio albums“ RhinO/WaRneR

Geschenktipp für audiophile hippienostal-

giker mit Vorliebe für edles Vinyl: Das Früh-

werk der kalifornischen Jamrockpioniere the

Grateful Dead. Deren alben „the Grateful

Dead“ (1967), „anthem Of the sun“ (1968),

„aoxomoxoa“ (1969), „Workingman‘s Dead“

(1970), „american Beauty“ (1970) sind nun

in „Dead On Wax: the Warner Brothers

studio albums“, einem Fünf-lP Boxset, in

audiophilen 180-Gramm-Pressungen zu ha-

ben, deren Pressmatrizen von den analogen

Masterbändern hergestellt wurden. Dazu gibt

es ein 16-seiten-Booklet, das bisher unveröf-

fentlichte Fotos und aktualisierte liner notes

von Blair Jackson enthält. Geschützt wird das

alles von einem hölzernen schuber. Reizvoll

besonders für Grateful-Dead-komplettisten:

„anthem Of the sun“ und „axomoxoa“ sind

so nun wieder in den ursprünglichen Mixen,

die auf Vinyl fast 40 Jahre nicht erhältlich ge-

wesen waren, zu haben. sie wurden 1972 vom

Markt genommen. Jerry Garcia und Phil lesh

hatten sich im september 1971 daran ge-

macht, die ungeheuere Dichte des Mixes,

der durch das herumexperimentieren

mit den neuen 16-spur-Maschinen im

studio entstanden war,

aufzuhellen und zu über-

arbeiten. Dies hatte sei-

nerzeit zu frappierenden

Veränderungen im klang-

bild geführt. (FMA)

Info: Diese alben wurden

von der frühen kernbeset-

zung mit Jerry Garcia, Ron

„Pigpen“ Mckernan, Bob Weir,

Phil lesh, Bill kreutzmann

und Mickey hart eingespielt.

entstandenen alben „Mccartney“, „Ram“, „Wild life“ und „Red Rose

speedway“ wurden von der kritik überwiegend als ausdruck stilisti-

scher Orientierungslosigkeit gewertet. Der in seinem stolz getroffene

Mccartney verfrachtete seine Band im sommer 1973 nach nigeria. Doch

das Unternehmen stand zunächst unter keinem guten stern: kurz vor

Beginn der Produktion verließen Gitarrist henry Mccullough und Drum-

mer Denny seiwell die Band. Unter schwierigsten Bedingungen nahm

das verbliebene Rumpfteam (Paul spielte u. a. das schlagzeug selbst)

diese neun songs in lagos auf und schaffte eine spektakuläre trend-

wende: „Band On the Run“, eine art semikonzeptalbum („Es gibt da

diese Idee um eine Gruppe auf der Flucht, die sich als Faden irgendwie

durchzieht, aber ein Konzeptalbum ist es nicht“, erklärte Paul seiner-

zeit), transportierte mit seiner stilistischen Vielfalt und seiner elegan-

ten Produktion den Geist und die Qualitäten des „abbey Road“-albums

in die 70er Jahre. Vor allem mit dem Motown-beeinflussten titelsong,

dem plakativen „Jet“ und dem majestätischen „let Me Roll it“ enthielt

das album songs auf Beatles-niveau. „Band On the Run“ ist als Re-

Release in unterschiedlichen Formaten erhältlich, das aufwendigste, die

„4-Disc super Deluxe edition“ umfasst drei cDs, eine DVD, sowie als trä-

germedium ein 120-seitiges Buch

mit vielen bisher unbekannten

Fotos, interviews und hintergrund-

texten. (CST)

Hintergrund: Dies ist die erste

Veröffentlichung in einer neuen

„Paul Mccartney archive collec-

tion“, in der Werke des ex-Beatle

unter seiner aufsicht für das digi-

tale zeitalter aufbereitet werden.Foto

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iniq

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arlé

Page 40: SONO - Musik für erwachsene Hörer

40

Bob Dylan „the Original Mono Recordings“ (Box-set) cOlUMBia/sOny MUsic

Man kann über Bob Dylan sagen, was man will: dass er singe wie eine Nebelkrähe und seine Künste an der E-Gitarre

eine Zumutung seien. Mag alles irgendwo stimmen, doch: Der Mann hat mit seiner Musik und seiner

Sprache die Welt verändert – mit ebendiesen frü-hen acht Alben. In einer herrlich aufgemachten

Box lässt sich dieses Weltkulturerbe bestaunen und Dylans Werdegang seiner frühen Karrie re-

jahre von „Bob Dylan“ (1962) bis „John Wesley Har-ding“ (1967) verfolgen. Die Songs klingen dabei genau so, wie es sich der Meister einst vorgestellt

hat: in einkanaliger Mono-Aufmachung. Abgerun-det wird dieses für alle Dylan-Jünger und Folkies

perfekte Weihnachtsgeschenk durch ein 58seitiges, üppig illustriertes Booklet. (GMA)

s ch at zkiste

Queen „singles collection 4“ eMi

O ja, Queen waren (auch) eine singlesband, zumin-

dest in ihrer größten und kreativsten zeit, – was für

eine: „killer Queen“, „Bohemian Rhapsody“, „We

are the champions“, „Bicycle Race“, „crazy little

thing called love“, „another One Bites the Dust“

und „Under Pressure“ sind geradezu aushänge-

schilder für die kultur der kleinplatte. später, als

der Band insgesamt die kreativen kräfte schwan-

den, bis Pathos, kitsch und Bombast schließ lich

die alleinherrschaft übernahmen, waren selbst

die singles nicht mehr wirklich toll. Darunter leidet

der vierte teil dieser Boxenreihe ebenso wie unter

der etwas absurden (und wenig „nachhaltigen“)

idee, alle singles auf einzel-cDs zu pressen – schon

Ocean Colour Scene„21“ (4 cDs) UniVeRsal

so unglücklich wie die Geschichte von

Ocean colour scene vor 21 Jahren be-

gann, ist es ein Wunder, dass die Band

überhaupt 21 Monate durchhielt: kurz

nachdem ihre erste single „sway“ er-

schienen war, wurde ihr label von

einem größeren geschluckt, dessen

Verantwortliche verlangten, das Debüt-

album der zeitmode entsprechend neu

zu mischen. Die Platte ging unter, die

Band lag auf eis, aber zum Glück hat-

ten andere bessere Ohren: Paul Weller

gab Gitarrist steve cradock und Bas-

sist Damon Minchella einen Job, noel

Gallagher nahm Ocs mit auf tour, 1997

kickte ihr zweites album „Moseley sho-

als“ Oasis von Platz eins der Uk-charts.

Der grundsolide, kompetent, beherzt

und mit gewaltigem Groove vorge-

tragene Retrorock der Birminghamer

traf den nerv der Britpopgeneration

und hielt die Band bis 2001 vier alben

lang in den britischen top ten; weitere

folgten im groben zweijahresrhythmus,

und weil die Musik von Ocs von anfang

an ihrer zeit enthoben war, können sie

bis heute auf eine überschaubare, aber

feste klientel zählen. „21“ enthält eine

Menge wirklich gute Musik – 86 tracks,

davon 21 zumindest in dieser Version

unveröffentlicht. Das könnte für alle

zuviel sein: für die Fans, denen eine

cD mit den Raritäten, für den Rest der

Welt, dem eine Best-of gereicht hätte.

aber dann legt man eine der vier

cDs nach der anderen auf und

vergisst solche Gedanken. (MSA)

Trivia: Das erste Ocean-colour-

scene-album war eine der letzten

arbeiten des stones-Produzenten

Jimmy Miller, wurde aber von Bren-

dan lynch fertiggestellt.

weil es hier leider an inte-

ressanten B-seiten man-

gelt: drei liveaufnahmen,

der improvisierte „Rock

in Rio Blues“, ein paar

Remixe (aber bei weitem nicht alle) und leicht

unterschiedliche Versionen, der Rest ist von den

alben bekannt, auch die hüllen geben graphisch

wenig her.

nach einem guten Dutzend Greatest hits,

Best-ofs, Best-of-Best-ofs und Box-sets täte dem

Queen-Backkatalog eine Bereinigung (vielleicht

sogar endlich eine brauchbar remasterte und kom-

mentierte Gesamtausgabe) vermutlich weitaus

besser als noch mehr Produkte, die doch nur immer

das gleiche in neuer kombination und Verpackung

enthalten. (MSA)

Literaturfreaks: Bob Dylan und sein Produzent Tom Wilson (l.)

Page 41: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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MediaMix

DVD: Roger Cicero „Live at Montreux 2010“ eagLe Rock/edeL

Das Montreux Jazz Festival hat sich mit Konzerten von Deep Purple, Johnny Cash oder den Ärzten längst ande-ren Stilen geöffnet. Dennoch ist es schön, dass dort mit Roger Cicero am 12. Juli 2010 ein Künstler auftrat, der das

„Jazz“ im Festivaltitel wieder zum Klingen – und vor allem zum Swingen – brachte. Denn Deutschlands Eurovision-Teilnehmer von 2007 war mit einer kompletten Big Band angereist, die für knapp 100 Minuten das Schweizer Pub-likum auf seine Seite brachte. Und das lag nicht nur daran, dass Cicero einige seiner Songs erstmals auf Englisch sang oder „How Come U Don’t Call Me Aymore“ von Prince raf-finiert interpretierte. Denn der mittlerweile gereifte En-tertainer, der bereits 2003 (damals noch als Gast bei der Jazzkantine) in Montreux aufgetreten war, ist ein Char-meur alter Schule, der gern und gut mit dem Publikum im allgemeinen und den Frauen in der ersten Reihe im beson-deren flirtet. Eine herausragende Version von Jean „Toots“ Thielemans Standard „Bluesette“ trägt dazu bei, den Jazz-Anteil in Montreux wieder zu erhöhen. (HGR)

Weitersehen: „Beziehungsweise Live“ von Roger cicero, „Live

at Montreux 2008“ von Quincy Jones

DVD: Katherine Jenkins „Believe – Live From The o2“ eagLe Rock/edeL

Mit katherine Jenkins zu arbeiten, war schon immer

ein kostspieliges Vergnügen. So soll sich der Platten-

vertrag, den sie 2008 mit Warner Music abgeschlossen

hat, in der Höhe von zehn Millionen US-dollar bewegt

haben – der größte deal in der geschichte der klassi-

schen Musik überhaupt. auch die Live-Umsetzung des

„Believe“-albums dürfte Unsummen verschlungen ha-

ben. aber es lohnt sich – und zwar für alle Seiten. denn

die 30-jährige Waliserin ist zu einem globalen klassik-

crossover-Star aufgestiegen. der kommerzielle erfolg

ermöglichte dann eine Bühnenproduktion, die nun in der

Londoner o2 arena auf dVd und Blu-ray festgehalten

wurde. dabei braucht sich die Show, in der es vor Tän-

zern, Zirkuseinlagen, kostümwechseln und beeindru-

ckenden audiovisuellen effekten

nur so wimmelt, nicht hinter einer

Pink-Produktion zu verstecken.

dass das konzert nicht an seiner

gigantomanie erstickt, liegt am

kleinmädchencharme, den sich

die Mezzo-Sopranistin und Model-

Schönheit wundersamerweise

erhalten hat. auf der Bühne und

backstage lächelt sie alle diva-

allüren einfach weg. (HGR)

eine kombination aus einer neuen

Musik-cd plus zwei dVd mit High-

lights der „atemlos“-Tours. auf

der ersten gibt es das konzert

in der Hamburger colour-Line-

arena zu sehen, auf der zweiten den

Secret gig im Berliner Heimatha-

fen. die neuen Musikstücke sind

typisch Schiller: sieben klangschöne,

romantisch-elegische in strumentals, die

einmal mehr auf einflüsse wie Tangeri-

ne dream oder Joachim Witt verweisen,

dazu sechs Songs mit den gastsänge-

rinnen anggun, kim Sanders und kate

Havnevik, die in ihrer Verbindung von

eingängigem Pop und elektronik die äs-

thetische Verwandtschaft zu orchestral

Manoeuvres in The dark, depeche Mode,

alphaville und in manchen Momenten

Björk nicht leugnen. elektronische Musik,

die den Hörer entspannt wie in gepfleg-

tes Warmbad. (FMA)

Wird abgerundet durch: ein Hard-

cover-Buch in elegantem schwarzem

Schuber.

DVD/CD/Buch: Schiller „Lichtblick“ iSLand / UniVeRSaL

eine Veröffentlichung, die notorische

Formatdenker in kognitive dissonanzen

stürzen kann: Was vermutlich zunächst

als reine dVd-Veröffentlichung geplant

war, hat sich durch den offenbar uner-

müdlichen Schaffensdrang von Schiller-

Mastermind christopher von deylen zu

einer art Multimedia-Package verändert:

zurückgekehrt von der „atemlos Live“-

Tournee im Frühjahr 2010 war von deylen

in solcher kreativstimmung, dass er um-

gehend wieder ins Studio ging und neue

Titel einspielte. So wurde aus „Lichtblick“

Brachte die Schweizer „red hot“ zum Swingen: Roger Cicero

Page 42: SONO - Musik für erwachsene Hörer

42

MediaMix

DVD: Eric Clapton„crossroads – eric clapton’s guitar Festival 2010“ RHino/WaRneR

1998 hatte Eric Clapton, in den frühen 70er Jahren selbst ein, schließlich durch harte The-rapien clean gewordener Junkie, auf der An-tilleninsel Antigua die Drogenklinik Cross-roads Centre gegründet. Heute ist die Ein-richtung für ihre Arbeit weltweit anerkannt, wegen des Konzepts (mittellose Einheimische werden gratis behandelt) aber wohl auf Dauer ein Zuschussprojekt.

Um die Arbeit dort zu finanziell zu un-terstützen, hat der Gitarrist deshalb 2004 in Dallas, Texas, zum ersten Mal die Creme seiner jazzenden, bluesenden und rockenden Gitarristenkollegen für ein Benefizfestival zusammen-gerufen. Inzwischen haben diese „Crossroads“-Festivals als regelrechte, alle drei Jahre stattfindende PowWows der Gitarristenelite ein beträcht-liches Eigenleben über ihren wohltätigen Zweck hinaus entwickelt, gelten bei Liebha-

bern handgespielter Musik von Folk bis Rock als Highlights im internationalen Konzertka-lender.

Seit 2007 finden die Crossroads-Events im 27 000 Zuschauer fassenden Toyota-Park-Stadion von Chicago statt. Im elfstündigen Programm vom 26 Juni 2010 waren nicht nur einmal mehr beeindruckend viele große Na-men, von Jeff Beck bis ZZ Top, aufgeboten – die Zusammenstellung zeigte einmal mehr auch, wie viel dem berühmten Gastgeber da-ran gelegen ist, die Vielfalt roots-naher Gitar-renmusik mit seinem Festival darzustellen: vom ätherischen zarten britischen Folk eines Bert Jansch über den Blues in unterschied-lichsten Spielarten bis zum geschliffenen Fu-

sionjazz eines Earl Klugh. Wer bereits die DVDs der

ersten beiden „Crossroads“-Open-Airs besitzt, mag im Li-neUp dieser dritten Ausgabe zunächst arg viele Widerho-lungsgäste (von Robert Cray über Buddy Guy bis Jimmie Vaughan) ausmachen - ge-nau das aber entpuppt sich in den 4 1/2 Stunden des neuen Doppel-DVD-Mitschnitts als Vorteil: Man kennt sich inzwi-

schen und wirft sich in teilweise aufregenden Jam-Sessions die Licks zu – ob Country-Star Vince Gill mit Elvis-Gitarrist James Burton, Jazzer Earl Klugh und Albert Lee, ob Buddy Guy mit Jonny Lang und Ron Wood, oder ob der Gastgeber mit Sonny Landreth, Jeff Beck oder Steve Winwod spielt. Reizvoll auch die immer wieder dazwischen geschnittenen Impressionen aus dem Backstage-Bereich, die den Betrachter erahnen lassen, wie viel Zusammengehörigkeitsgefühl und Respekt bei diesem Stammestreffen unter den Saiten-künstlern aus drei Generation herrschen.

Dabei machen auf der Bühne inzwischen gerade die Jüngsten (Lang, John Mayer, Doyle Bramhall, Derek Trucks) richtig Eindruck, während es bei den Ältesten (Hubert Sum-lin, B.B. King) mitunter schon die Gebrech-lichkeit ist, die die großen Emotionen auslöst

– man ahnt, dass man sie nicht mehr oft live erleben wird. (CST)

Hintergrund: das von eric clapton gegründete

„crossroads centre“ ist auf der antilleninsel an-

tigua (wo clapton auch ein Ferienhaus besitzt).

ihren namen verdankt die einrichtung einem

Bluesklassiker von Robert Johnson, den clapton

seit seinen Zeiten bei cream häufig in seinen

konzerten spielt.

Shakehands zwischen Altmeister und Uraltmeister des Blues: wie oft wird es das noch geben?

Page 43: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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DVD: Chris de Burgh „Footsteps – Live In Concert“Ferryman/UnIversaL mUsIC

Wer sich schon immer gefragt hat, warum Chris de

Burgh, dessen letzte große Hits nun auch schon ein

Weilchen zurück liegen, noch immer so erfolgreich

ist, sollte einmal den 62-Jährigen auf der Bühne

erleben. Oder auf DvD. Denn der unterhaltsame

„Footsteps“-mitschnitt, der 2009 auf Konzerten

in europa und südafrika entstand, zeigt einen

Künstler, der das gewisse etwas hat. man mag

das aura oder einfach nur entertainer-Qualitäten

nennen, aber der in argentinien geborene singer/

songerwriter versteht es, mit seinem Publikum zu

kommunizieren – musikalisch wie auch mit seinen

ansagen. auch wenn die Frage,

ob es für diese erkenntnis wirk-

lich eine weitere Live-DvD von

ihm gebraucht hätte, nicht ganz

unberechtigt ist, so beantwor-

tet sie de Burgh dadurch, dass

er den Tunnelblick auf seine

Fans gerichtet hat. Für sie gibt

er alles: Denn nach dem solide

gefilmten, fast zweistündigen

Live-material folgt auf der DvD

eine halbe stunde Bonusma-

terial, in dem sich der Barde die Zeit nimmt, seine

Band, sein Team und die technischen aspekte der

Live-Produktion ausführlichst vorzustellen. (HGR)

Weitersehen: „The road To Freedom – Live In

Concert“ (2004), „Beautiful Dreams Live“ (1995),

„High On emotion – Live In Dublin“ (1990) von

Chris de Burgh

kino: „kent nagano – Montréal Symphony“ ZOrrO

„Wir wollen unsere musik über die Wände des Konzertsaals hinaustragen“ – das Credo des

großen Dirigenten Kent nagano, dem in Kalifornien aufgewachsenen sohn japanischer el-

tern, ist kein Lippenbekenntnis, wie dieser sehens- wie hörenswerte Dokumentarfilm zeigt:

nagano, derzeit noch als nachfolger Zubin mehtas an der Bayerischen staatsoper in mün-

chen, ist gleichzeitig auch Chefdirigent des Orchestre symphonique de montreal. ein Jahr

lang hat Bettina ehrhardt ihn bei seiner arbeit mit dem Orchester begleitet, buchstäblich

von den Inuit im nördlichsten Zipfel Quebecs bis in einen Konzertsaal in Paris, vom eis-

hockeystadion in montreal bis in einen Kindergarten. Denn der maestro, sohn christlicher

und buddhistischer eltern, geht ungewöhnliche Wege, um sein Publikum zu finden.

Und ob man ihn nun bei der Probenarbeit, in Interviews, backstage vor und nach Kon-

zerten oder in der Wildnis erlebt – immer beeindruckt sein leises Charisma, seine spürbar

spirituell getragene Hingabe an die Kunst. Die klangtechnisch hervorragend eingefangenen

Konzertsequenzen (besuchen sie ein gut ausgerüstetes Kino!) komplettieren ein höchst

vielschichtiges Kinoerlebnis. münchen wird viel verlieren, wenn Kent nagano 2013 geht.

Kinostart: 23. Januar 2011. (CST)

BUCH: Colin irwin „Bob Dylan – Highway 61 revisited“ eDeL, 332 seITen, € 19,95

Der new yorker Journalist ashley Kahn hat mit

seinen unter Jazzfans begeistert aufgenommenen

über die entstehung epochaler alben wie miles

Davis’ “Kind Of Blue” und John Coltranes “a Love

supreme” eine neue Gattung quasi eine neue Gat-

tung in die Literatur über populäre musik einge-

führt – lange Zeit hätte kam jemand gedacht, dass

sich so sinnvolle Bücher füllen ließen. vor allem,

wenn man weiß, wie schnell früher alben produ-

ziert wurden (bei „Kind Of Blue“ ging das innerhalb

von neun stunden).Kurz nach ihm trieb sein Kol-

lege Greil marcus mit „Like a rolling stone – die

Biographie eines songs“ das Phänomen scheinbar

auf die spitze. Und nun schiebt der ex-melody-ma-

ker-redakteur Colin Irwin noch ein Werk über das

album, dessen schlüsselsong „Like a rolling stone“

war, hinterher: „Highway 61 revisited.“ Bleibt da

noch genügend stoff? Oh ja, denn jenes Jahr 1965,

in dem das album entstand, war ein Jahr, in dem

Dylan die populäre musik auf den Kopf stellte. von

seiner tumultartigen englandtournee über den be-

rühmt-berüchtigten ersten „elektrischen“ auftritt

beim newport Folk Festival bis schließlich zu seiner

ersten Tour mit The Band. Popkulturgeschichte, die

sich damals wie per Zeitraffer verdichtet abspielte

- und von Colin Irwin hier informativ und unterhalt-

sam erzählt wird. einzig die deutsche Übersetzung

schmälert das Lesevernügen. (CST)

Großer künstler an großem Fluss: nagano am St.Lorenz-Strom

Page 44: SONO - Musik für erwachsene Hörer

44

tourneen P o P, ro ck & co

22-Pistepirkko12.1. Berlin 13.1. Hamburg 14.1. Bremen 15.1. Dresden 16.1. köln 17.1. Mainz 18.1. Frankfurt 19.1. München 20.1. Feldkirch 21.1. Salzburg 22.1. ebensee 23.1. Wien

AAcoustic Revolution3.12. Schwandorf 4.12. Bad Wörishofen 10.12. Hamburg 11.12. Lüneburg 14.12. Giengen 25.12. Schwab­

münchen

Angelzoom3.12. Berlin

bBalkan Beat Box8.12. köln

Barclay James Harvest feat. Les Holroyd9.12. Wörgl 10.12. Bamberg 11.12. Würzburg

Ben L’Oncle Soul14.12. köln 15.12. Hamburg 17.12. Frankfurt am

Main18.12. München 19.12. Berlin

The Black Keys19.3. köln 20.3. Hamburg 22.3. Berlin 23.3. München

Blood Red Shoes2.12. Saarbrücken 3.12. Bielefeld

Blumentopf31.12. München

Michael Bolton7.12. Düsseldorf 9.12. nürnberg 11.12. Stuttgart 13.12. Dresden 15.12. Hamburg

Bon Jovi10.6. Dresden 12.6. München 13.7. Düsseldorf 16.7. Mannheim

The BossHoss4.12. Mainz 9.12. Hamm 10.12. Dresden 11.12. Hannover 12.12. Düsseldorf 17.12. Bamberg 18.12. karlsruhe 19.12. oldenburg

Bratze15.12. Wien 16.12. Hamburg 17.12. rostock

cIsobel Campbell & Mark Lanegan8.12. Darmstadt

Caribou4.12. Wien 5.12. Frankfurt

Paul Carrack5.4. Aschaffenburg 6.4. Lorsch 8.4. Winterbach 9.4. Lahr

Roger Chapman5.12. regensburg 7.12. Aschaffenburg 8.12. Freiburg 10.12. Waltershausen 11.12. neuss 13.12. Bonn 15.12. Melle 17.12. Bad Berleburg 18.12. Isernhagen

Citizen Cope6.2. Berlin 9.2. München 10.2. köln

Anne Clark2.12. Duisburg 3.12. Stuttgart

Clueso29.1. Flensburg 31.1. rostock 1.2. erlangen 2.2. Zürich 4.2. krefeld 5.2. Luxemburg 9.2. erfurt 11.2. Dresden 12.2. Berlin 13.2. Bremen 16.2. Hannover 17.2. Hamburg 19.2. kassel 20.2. Freiburg 21.2. Saarbrücken 23.2. Wien 24.2. München 25.2. Würzburg 26.2. Mannheim 28.2. Frankfurt

1.3. kempten 3.3. Stuttgart 4.3. oberhausen 6.3. Münster 7.3. Magdeburg

Edwyn Collins7.12. köln 8.12. München 9.12. Schorndorf

dChris De Burgh25.3. Saarbrücken 26.3. köln 28.3. Berlin 30.3. Frankfurt 1.4. Mannheim 2.4. Stuttgart 4.4. Zürich 6.4. München

7.4. Leipzig 9.4. Hamburg 10.4. Bremen 12.4. Dortmund

Deftones2.12. Berlin 3.12. München

Joy Denalane7.1. Hamburg 8.1. Berlin

The Dubliners2.12. Stade 3.12. Berlin 4.12. Hamburg

eEAV2.12. Zwickau 3.12. erfurt

4.12. Bamberg 5.12. Heilbronn 6.12. ulm 7.12. Friedrichshafen 8.12. Germering 9.12. karlsruhe 10.12. Pratteln 11.12. neustadt an der

Weinstraße

Element of Crime2.2. rostock 3.2. Münster 6.2. Freiburg 7.2. Feldkirch 8.2. rottweil 9.2. Salzburg 10.2. Würzburg 11.2. erfurt 12.2. Mannheim 14.2. Saarbrücken 15.2. Düsseldorf 16.2. Halle 17.2. Magdeburg 18.2. Hildesheim 19.2. oldenburg

Erdmöbel12.12. Münster

fFear Factory4.12. Hamburg 8.12. Saarbrücken 13.12. köln

Fest van Cleef: Kettcar, Thees Uhlmann, Gisbert zu Knyphausen u. a.10.12. Berlin 11.12. Mainz 12.12. Bielefeld

Fettes Brot3.12. Lingen 4.12. Hannover 5.12. Berlin 6.12. offenbach 7.12. Münster 9.12. kiel 10.12. Hamburg 12.12. Wien 14.12. kempten 15.12. Zürich 16.12. Dortmund

Fjarill19.2. Düsseldorf 17.3. Halle 18.3. Jena 1.4. köln

Foals6.12. köln 7.12. München

Ben Folds28.2. Hamburg 3.3. Berlin 4.3. München 8.3. köln

Jens Friebe2.12. rostock 3.12. Hamburg 8.12. Berlin

27.1. Jena 28.1. München

Funeral For A Friend2.12. köln

gChris Gall Trio feat. Enik5.2. rostock

David Garrett21.5. Hamburg 15.6. Salem 21.6. Wien 29.6. Mannheim

Gazpacho22.1. Berlin 23.1. Stuttgart 24.1. Pratteln 26.1. Aschaffenburg 1.2. köln 2.2. Hamburg

Gentleman10.12. Stuttgart 12.12. Mainz 15.12. Münster 16.12. Hannover 17.12. erfurt 18.12. Freiburg 21.12. Dresden 22.12. Bochum

Get Well Soon7.12. Augsburg 8.12. Heidelberg 9.12. Bielefeld 10.12. kassel 11.12. Düsseldorf

Das Gezeichnete Ich2.12. Stuttgart 4.12. Frankfurt 5.12. Leipzig

Gogol Bordello9.12. Berlin 10.12. Stuttgart 11.12. köln

Gossip3.12. München 4.12. Leipzig 5.12. Hannover 8.12. Düsseldorf

Herbert Gröne-meyer11.6. Frankfurt

The Great Bertho-linis4.12. köln 9.12. nürnberg 11.12. Gießen 16.12. Magdeburg 17.12. Braunschweig 15.1. Marburg 11.2. Frankfurt 18.2. Fulda 5.3. Annaberg­Buchholz 29.3. Hannover 30.3. Hamburg

Alle Tourneedaten fortlaufend aktuali-siert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

Trans-Siberian Orchestra tSo, eines der erfolgreichsten rockprojekte nord­

amerikas, ist eine Mischung aus Progressive rock

und orchestermusik mit elementen des theaters.

ein Spektakel für rockfans, für opernfreunde,

Broadway­ und klassikliebhaber. Vom Produzenten,

komponisten und texter Paul o’neill 1996 gegrün­

det, hat tSo Generationen von Fans dazu gebracht,

die kunstform der rockoper wieder zu entdecken.

Im Frühjahr 2011 gibt es nun zum ersten Mal in der

Geschichte von tSo eine europatournee! erzählt

wird die spannende (aber fiktive!) Geschichte von

„Beethoven’s Last night“. Mit dabei: Mitglieder der

Progressive­rock­Band Savatage.

Tournee von 16.3.2011 bis 24.3.2011

www.modernewelt.de

Page 45: SONO - Musik für erwachsene Hörer

31.3. krefeld 1.4. Bielefeld

Gregorian1.2. Stade 2.2. Hamburg 3.2. rostock 4.2. cottbus 5.2. kassel 6.2. Bremen 8.2. nürnberg 9.2. Mannheim 10.2. oberhausen 11.2. Wuppertal 12.2. Bochum 13.2. München 15.2. Frankfurt 16.2. erfurt 17.2. Berlin 18.2. Halle 19.2. Dresden 20.2. Leipzig 22.2. chemnitz 24.2. Wien 25.2. Bregenz 26.2. Zürich

hBeth Hart6.12. Berlin 9.12. köln 10.12. Hamburg 12.12. Aschaffenburg

Grant Hart2.12. Frankfurt 3.12. Schorndorf 4.12. Dornbirn 6.12. Zürich

Max Herre7.1. Hamburg 8.1. Berlin

Hjaltalín12.12. Hamburg 13.12. köln 14.12. München

15.12. erlangen 16.12. Berlin

Klaus Hoffmann2.12. Düsseldorf 3.12. kiel 4.12. Lübeck 7.12. Freiburg 8.12. Stuttgart

Hurts8.3. Hamburg 9.3. neu­Isenburg 11.3. Dresden 12.3. Berlin 16.3. München 17.3. köln

iInterpol3.3. Hamburg 10.3. Leipzig 12.3. München

Iron and Wine7.2. Hamburg 8.2. Berlin 9.2. köln 10.2. Wien 11.2. München 13.2. Zürich 14.2. Frankfurt

jJan Delay & Disko No. 120.1. Wolfsburg 21.1. Düsseldorf 22.1. Lingen 24.1. offenbach 25.1. Göttingen 26.1. oldenburg

Elton John with Ray Cooper7.12. Hamburg

Johnossi24.1. Potsdam 25.1. nürnberg 26.1. München 28.1. Freiburg 1.2. Düsseldorf 2.2. Münster 3.2. Bremen 4.2. cottbus

kKafkas10.12. Stuttgart 16.12. Frankfurt

Kashmir5.12. köln 7.12. Frankfurt 8.12. Bochum 9.12. Berlin 10.12. Hamburg

Keimzeit10.12. Stuttgart 11.12. Murnau 16.12. Berlin 17.12. Jena 18.12. Freiberg

Kettcar10.12. Berlin 11.12. Mainz 12.12. Bielefeld

Kilians16.12. Berlin 17.12. Hamburg 18.12. Bonn

Kings Of Leon4.12. Wien 6.12. München 8.12. Hamburg 9.12. Frankfurt

Gisbert zu Knyp-hausen10.12. Berlin 11.12. Mainz

Nokia Night Of The PromsDas vorweihnachtliche „klassik trifft

Pop“­Spektakel lockt auch in diesem

Jahr wieder mit einem bunten und in­

teressanten Allstar­cast: Boy George,

der britische Geiger charlie Siem, Sir

Tournee von 26.11. bis 18.12.

www.notp.com

Cliff Richard, Kid Creole (Bild), John

Miles und die junge Formation Licht­

mond sind diesmal dabei, begleitet

vom Sinfonieorchester Il novecento

(unter Dirigent Robert Groslot). Die

konzertreihe wurde durch die „Last

night of the Proms“ inspiriert, das

alljährlich in der Londoner royal Al­

bert Hall stattfindende Abschluss­

konzert der BBc Proms, eines seit

1894 veranstalteten klassikfestivals.

1984 wurde daraus ein konzert­

konzept entwickelt, bei dem neben

klassik auch großer Pop gespielt

wird. Inzwischen erfreuen sich die

nokia­night­of­the­Proms­Abende

in ganz europa großer Beliebtheit.

12.12. Bielefeld 18.2. Dortmund

Kylie Minogue28.2. Hamburg 1.3. Berlin 4.3. Leipzig 5.3. München 6.3. Mannheim 9.3. Zürich 18.3. oberhausen

lLambchop2.12. nürnberg 3.12. Gera

4.12. Innsbruck 5.12. Zürich

Vicky Leandros1.3. emsdetten 2.3. Lübeck 3.3. rostock 5.3. chemnitz 7.3. Dresden 8.3. Leipzig 10.3. Hannover 11.3. essen 13.3. Braunschweig 14.3. Lahnstein 17.3. Zürich 19.3. Bremen 20.3. Hamburg 21.3. Berlin 23.3. Frankfurt

24.3. Dortmund 25.3. kempten 28.3. München 31.3. köln

Lena13.4. Berlin 14.4. Hannover 15.4. Frankfurt 19.4. Dortmund 20.4. Hamburg 21.4. Leipzig 27.4. München 28.4. Stuttgart 29.4. köln

Lotto King Karl10.12. Lüneburg 29.12. Bremen

Page 46: SONO - Musik für erwachsene Hörer

46

tourneen P o P, ro ck & co

mWolf Maahn10.12. erfurt 11.12. Leipzig 15.12. Bochum 18.12. Affalter 12.3. Freyburg

Peter Maffay3.12. Zwickau 4.12. köln 6.12. regensburg 7.12. Göttingen 21.5. Bad Segeberg 24.5. Hannover 25.5. Dortmund 28.5. Berlin 17.6. Halle/West­

falen18.6. Ludwigslust 21.6. München 22.6. nürnberg 24.6. erfurt 25.6. Dresden

Manfred Mann’s Earth Band15.12. Pratteln 16.12. Aschaffenburg 17.12. Memmingen 18.12. Zweibrücken

Maroon 527.2. köln 3.3. offenbach 6.3. München 12.3. Hamburg 13.3. Berlin

Katie Melua5.4. Braunschweig

MGMT6.12. Berlin 7.12. München 8.12. Wien 13.12. Zürich

Mogwai6.3. Frankfurt 7.3. München 14.3. köln 28.3. Hamburg 29.3. Berlin

Janelle Monàe13.12. köln 14.12. Berlin 15.12. Hamburg

Max Mutzke13.2. nürnberg 14.2. München 15.2. Baden 17.2. Freiburg 18.2. Schorndorf 19.2. kaiserslautern 20.2. Aschaffenburg 22.2. köln 23.2. Hamburg 24.2. Hannover 25.2. Berlin

My Sister Grenadine12.1. kiel 13.1. Hannover 14.1. köln

nThe National25.2. Berlin

Nena11.12. Horw/Luzern 17.12. Saalbach 14.1. kempten 15.1. Aschaffenburg 17.1. rostock 18.1. Magdeburg 20.1. Zwickau 21.1. Dresden 22.1. regensburg

Tim Neuhaus10.12. Berlin 11.12. Mainz 12.12. Bielefeld

Nouvelle Vague23.1. Mannheim 24.1. Frankfurt 25.1. München 26.1. Düsseldorf 27.1. Hannover

28.1. Berlin 29.1. Hamburg

oJohannes Oerding25.3. Hannover 27.3. kassel 30.3. Frankfurt 1.4. Dresden 2.4. Berlin 9.4. Worpswede 15.4. kiel 16.4. Hamburg 20.4. karlsruhe 21.4. Freiburg

pPanteón Rococó2.12. köln 4.12. Stuttgart 5.12. Freiburg 7.12. essen

8.12. kiel 11.12. Berlin

Katy Perry25.2. Zürich 26.2. München 27.2. Wien 4.3. Berlin 6.3. offenbach 11.3. köln 14.3. Hamburg

The Phantom Band6.12. Berlin

Phonoboy2.12. Hamburg 4.12. München

Phrasenmäher2.12. Lüneburg 3.12. Stuttgart 4.12. Weinheim 10.12. Ahaus 15.12. Frankfurt 16.12. München 17.12. erlangen 18.12. Göttingen 21.1. Berlin

Philipp Poisel16.1. offenbach 17.1. Münster 19.1. osnabrück 20.1. Bochum 23.1. krefeld 24.1. köln 26.1. Mainz 27.1. Freiburg 28.1. karlsruhe 7.2. kassel 8.2. Hannover 9.2. Braunschweig 11.2. Magdeburg 12.2. Bremen 13.2. Hamburg 15.2. Mannheim 16.2. ulm 21.2. München 22.2. nürnberg 23.2. Dresden 25.2. Potsdam 26.2. Berlin 28.2. Leipzig 1.3. erfurt 3.3. Stuttgart

Polarkreis 1817.12. Dresden

Pothead10.12. Dresden 10.1. Berlin

Robyn7.3. Frankfurt 9.3. köln 11.3. München 12.3. Berlin

rRoxette11.6. Berlin 12.6. oberursel 15.6. Leipzig 16.6. köln

sSöhne Mannheims14.3. Flensburg 15.3. rostock 17.3. Wels 18.3. Würzburg 19.3. Bozen 22.3. Bielefeld 23.3. erfurt 10.11. Frankfurt 11.11. Hannover 12.11. Leipzig 14.11. Berlin 15.11. Hamburg 17.11. Zürich 18.11. München 19.11. Wien 21.11. köln 22.11. oberhausen 24.11. Stuttgart

The Script30.1. köln 5.2. Hamburg 6.2. Berlin 8.2. München

Selig2.12. Dortmund 4.12. Mannheim 5.12. Darmstadt 6.12. Frankfurt 8.12. Bielefeld 9.12. Hannover 10.12. Bremen 12.12. rostock 13.12. Berlin 14.12. Dresden 16.12. erfurt 17.12. Leipzig 18.12. Magdeburg 20.12. Hamburg

Shakira3.12. München 8.12. Frankfurt 9.12. Berlin 11.12. köln

Skunk Anansie15.2. Stuttgart 16.2. München 19.2. Dresden 20.2. köln 27.2. Hamburg

Sorgente4.12. kaiserslautern 19.12. köln 20.12. Berlin 25.12. ehrwald 29.12. rankweil 31.12. München

The Jon Spencer Blues Explosion3.12. köln 4.12. Hamburg 5.12. Berlin 6.12. Frankfurt

Sportfreunde Stiller2.12. Berlin 3.12. Leipzig 4.12. München 5.12. Frankfurt 8.12. nürnberg

9.12. Hamburg 10.12. oberhausen

Stanfour2.12. krefeld 3.12. Hannover 5.12. Dortmund 6.12. nürnberg 7.12. Frankfurt 9.12. Zürich 10.12. kaiserslautern 12.12. Bremen 14.12. Hamburg 15.12. Berlin 16.12. Flensburg

tTaylor Swift12.3. oberhausen 14.3. München

Take That22.7. Hamburg 25.7. Düsseldorf 29.7. München

Tamaryn5.12. köln 6.12. Hamburg 7.12. Berlin

Trans-Siberian Orchestra17.3. München 18.3. Wien 19.3. Stuttgart 20.3. Mainz 22.3. Berlin 23.3. Hamburg 24.3. Düsseldorf

uUnheilig4.12. Bremen 5.12. kiel 10.12. Braunschweig 11.12. chemnitz 15.12. kassel 16.12. Mannheim 17.12. ulm 18.12. trier 25.12. Berlin 26.12. Berlin 28.12. kempten 29.12. Freiburg 30.12. Düsseldorf 2.1. Lingen 7.1. Magdeburg 8.1. Bamberg 9.1. Salzburg 14.1. Dortmund 15.1. karlsruhe 16.1. Sursee 20.1. Augsburg 21.1. Hannover 22.1. erfurt 28.1. rostock 29.1. cottbus

Hans Unstern25.1. Dresden 26.1. Stuttgart 27.1. St. Gallen 28.1. Salzburg

SchillerMit der cD/DVD­Box „LichtbIick“ ist gerade ein

sehens­ wie hörenswertes Souvenir der „Atemlos“­

Tournee von Schiller erschienen (siehe auch S. 41),

das richtig Lust macht auf weitere konzerte des er­

folgreichen elektronikpopprojekts von christopher

von Deylen. Der kreative und umtriebige Musiker

selbst steckt auch schon voller Vorfreude auf die

neue konzertreise, die er „elektronik Pur klangwel­

ten tour“ getauft hat. er sagt: „Das ist ein schöner

Anfang für das neue Jahr, auf den ich mich sehr

freue.“ 28 termine in Deutschland, Österreich und

der Schweiz wird die konzertreise diesmal haben.

Tournee von 11.1.2011 bis 9.2.2011

www.sonomagazin.de

Foto

: Phi

lipp

Gla

sser

Page 47: SONO - Musik für erwachsene Hörer

47

tourneen kL A SSIk

fIsabelle Faust5.12. Baden­Baden 10.12. Mainz 11.12. Mainz 21.1. Hamburg 22.1. Hamburg 1.2. Dortmund 2.2. Dortmund

Julia Fischer12.12. Ludwigshafen 13.1. Hamburg 14.1. Hamburg 15.1. Lübeck 12.2. Freiburg 13.2. Friedrichshafen 16.2. Hannover 17.2. köln 18.2. Düsseldorf

Juan Diego Flórez1.12. München 4.12. oviedo 7.12. Budapest 10.12. Bilbao 18.12. Wien 20.1. London

David Fray10.12. Baden­Baden 13.12. regensburg 14.12. München 15.12. Stuttgart 16.12. Mannheim 17.12. Wiesbaden 19.12. essen 20.12. Leverkusen 21.12. Aachen

gSol Gabetta6.12. tübingen 7.12. Grünwald 8.12. Ansbach 9.12. Graf 10.12. kempen 20.12. Stuttgart 27.12. Hamburg 28.12. München 29.12. nürnberg

Vittorio Grigolo9.12. Valencia 12.12. Valencia 15.12. Valencia 18.12. Valencia

hHilary Hahn20.1. Leipzig 21.1. Leipzig

Daniel Harding3.12. Paris 9.12. Stockholm

Daniel Hope5.12. Wien 23.1. Luzern 25.2. Bremen 9.4. Dresden 10.4. erlangen

APierre-Laurent Aimard16.2. Berlin 21.2. Hamburg 19.3. Dortmund 22.3. essen 23.3. köln

Artemis Quartett2.12. London 5.12. Paris 6.12. Wien 8.12. rom 10.12. rom 11.12. Florenz 12.12. Florenz 14.12. Brüssel 15.12. Brüssel 16.12. Brüssel

bCecilia Bartoli23.1. Zürich 27.1. Zürich 29.1. Zürich 1.2. Zürich 3.2. Zürich 5.2. Zürich

Gábor Boldoczki1.12. Budapest 3.12. Berlin 4.12. rheinberg 5.12. esslingen 7.12. Merzig 8.12. Fulda 10.12. Düsseldorf 11.12. Frankfurt 12.12. Lippstadt 31.12. München

cRenaud Capuçon23.1. München 25.1. nürnberg 28.1. Berlin 29.1. Berlin

Concerto Köln8.12. Frankfurt 11.12. Gent 12.12. köln

dAnnette Dasch25.1. Hamburg 14.2. Dresden 1.4. Dortmund 3.4. München

Alle Tourneedaten fortlaufend aktuali-siert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

Philippe Jaroussky, Nuria Rial und L’ArpeggiataMünchen, Prinzregententheater

Im Wirtschaftsleben ist der Begriff

der „Win­win­Situation“ in Mode,

gemeint ist damit ein Geschäft zu

beiderseitigem Vorteil. Dass bei ei­

ner kooperation unter zwei Parteien

auch noch Dritte profitieren können,

ließ sich beim Gastspiel von christi­

na Pluhars L’Arpeggiata mit counter­

tenor Philippe Jaroussky (siehe auch

Seite 28) und Sopranistin Nuria Rial

in München erleben: Die österreichi­

sche Lautenistin christina Pluhar, ihr

ensemble L’Arpeggiata, rial und Ja­

roussky hatten 2008 das Aufsehen

erregende Monteverdi­Album „tea­

tro d’Amore“ eingespielt . In diesem

Frühjahr hatten sie zudem für die

cD „Via cruzis“ mit teils lange ver­

gessenen klageliedern aus dem Mit­

telmeerraum kooperiert. Zwischen

profunder historischer Aufführungs­

praxis und moderner Interpretation

changierend präsentierten sie nun

in München kostproben aus diesen

Produktionen. Manchen Hörer dürfte

überrascht haben, wie nahe das mu­

sikalische Material aus renaissance,

Frühbarock und heutiger sogenann­

ter „Weltmusik“ sich sein kann – und

wenn die Instrumentalisten vor al­

lem in den Überleitungen fast schon

swingend freier spielten, lösten sich

auch die Grenzen zur jazzmäßigen

Improvisation auf. Da brillierte dann

Percussionist David Mayoral mit

pointierten Soli, und Doron Sherwin

am Zink (einem zwischen Blockflöte

und trompete angesiedelten Instru­

ment aus der Renaissance) wurde

zum humoresk kommentierenden

Widerpart der Gesangsstars. nuria

rial gefiel dabei mit der dezenten

Anmut ihres Soprans, wirklich atem­

beraubend aber war die Souveräni­

tät, mit der der 32jährige Jaroussky

seine Stimme selbst in schwierigs­

ten Passagen und höchsten Höhen

zum Leuchten brachte. ein höchst

lebendiges Musikerlebnis, das die

profitierende „third party“, nämlich

das Publikum, mit stehenden ovati­

onen quittierte! Christian Stolberg

B L I c k Z u r Ü c k :

Zink und Zauber

Atemberaubend souverän: Philippe Jaroussky

Anne Sofie von Otter18.12. essen 20.1. Wien 22.2. Wien 24.2. Wien 26.2. Wien 28.2. Wien 2.3. Wien 28.3. Berlin

qThomas Quasthoff5.12. Düsseldorf 18.12. essen

Quatuor Ebène26.11. Hannover 9.12. Jerusalem 11.12. Haifa

12.12. tel­Aviv 15.12. Beer­Sheva 17.12. Paris 11.1. Den Haag 14.1. Bonn 13.2. Varese 14.2. triest 20.2. Lörrach 23.2. München 24.2. Polling

11.4. Stuttgart 12.4. Düsseldorf 13.4. Hamburg

Maximilian Hornung3.12. elmau 12.12. Münster 10.1. Augsburg 11.1. Augsburg 6.2. ettlingen 12.2. Schweinfurt

jJanine Jansen9.12. Frankfurt 10.12. Frankfurt 21.12. köln 4.3. Frankfurt 5.3. Frankfurt 30.4. Baden­Baden

Mariss Jansons14.1. Wien 20.3. Wien

kJonas Kaufmann31.12. Baden­Baden

Magdalena Kozená23.1. Berlin 30.1. Berlin 14.2. Wien

lLang Lang10.4. nürnberg 14.4. Düsseldorf

Lautten Compagney4.12. Berlin 19.12. Berlin 21.12. Berlin

mYo-Yo Ma12.1. Berlin 13.1. Berlin 14.1. Berlin 15.1. Berlin

Nils Mönkemeyer5.12. Münster 12.12. München26.12. Potsdam

oAlice Sara Ott26.11. Luzern 5.12. München 11.12. eindhoven 9.3. Hamburg 10.3. Aachen 11.3. Stuttgart 12.3. köln 13.3. Wiesbaden

Page 48: SONO - Musik für erwachsene Hörer

David FraySeit einigen Jahren zählt der französische Pianist

David Fray zu den topstars der jüngeren Genera tion.

er wurde 2009 mit einem echo klassik als „Instru­

mentalist des Jahres“ geehrt. Frays Liebe gilt vor

allem den großen deutschen und österreichischen

komponisten: Bach, Mozart, Schubert, Haydn,

Brahms und Schumann. 1981 in tarbes (einer klein­

stadt in den Pyrenäen) geboren, begeisterte sich

Fray schon als Jugendlicher für Bachs Passionen

und klavierwerke. In der Saison 2010/2011 tritt Da­

vid Fray – der sich als Sohn einer Deutschlehrerin

und eines kant­und­Hegel­Forschers ausdrücklich

zu seiner deutschen „Prägung“ bekennt, aber als

Schwiegersohn von Maestro riccardo Muti auch

familäre Bande nach Italien hat – nun auf einer

ausgedehnten konzerttournee in vielen deutschen

Städten auf. Am 3. Dezember 2010 erscheint au­

ßerdem seine vierte cD, mit den Pianokonzerten nr.

22 und 25 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Tournee von 10.12. bis 21.12.

www.sonomagazin.de

48

tourneen JA Z Z & Wo rLD

vArcadi Volodos25.11. Leipzig 26.11. Leipzig 27.11. Leipzig 1.12. Dortmund 15.12. Berlin 16.12. Berlin 17.12. Berlin 18.12. Berlin

wJörg Widmann7.12. München

zTabea Zimmermann30.11. Bern 9.12. Prag 10.12. Prag

26.2. Hamburg 27.2. Duisburg 28.2. Stuttgart

rSimon Rattle19.1. Berlin 20.1. Berlin 21.1. Berlin 24.1. Dortmund 25.1. Baden­Baden 27.1. Wien 30.1. Berlin 3.2. Berlin 4.2. Berlin 5.2. Berlin

sOlga Scheps26.11. München 1.12. Berlin 19.12. Hannover 20.12. Hannover 20.1. Heidelberg 8.2. Hamburg

AEivind Aarset2.12. köln 3.12. Berlin

Alive & Swingin’22.1. Zürich 23.1. Zürich 24.1. Zürich 27.1. Wien 28.1. Wien 30.1. Hamburg 1.2. Berlin 2.2. Berlin 3.2. Berlin 5.2. Frankfurt 6.2. Baden­Baden 8.2. köln 9.2. köln 10.2. köln

Woody Allen & his New Orleans Jazz Band29.3. München 31.3. Frankfurt 1.4. köln

bRebekka Bakken12.12. Allenbach 13.12. Allenbach 14.12. Heidelberg 15.12. Dresden 16.12. Leipzig 12.3. Augsburg 13.3. Halle (Saale) 15.3. Aschaffen­

burg 17.3. Düsseldorf 18.3. koblenz 19.3. nürnberg 20.3. Straubing

Lisa Bassenge/ Jacky Terrasson Trio11.2. karlsruhe 12.2. Mannheim 14.2. Stuttgart 15.2. München 16.2. Bonn 17.2. Dortmund 18.2. Düsseldorf 19.2. Mainz 21.2. Berlin 24.2. kaiserslautern 25.2. Darmstadt 26.2. Hamburg 27.2. Lübeck

Nik Bärtsch16.12. rüsselsheim

Alle Tourneedaten fortlaufend aktuali-siert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de

Till Brönner15.3. Frankfurt 16.3. Heidelberg 19.3. München 20.3. nürnberg 21.3. Stuttgart 26.3. Düsseldorf 27.3. Bremen 28.3. Hamburg 29.3. Dresden 30.3. Hannover 1.4. kiel 2.4. Dortmund 5.4. Lübeck 6.4. Halle 7.4. Braunschweig 8.4. erfurt 10.4. Berlin 12.5. Basel

Clara Bryld4.12. Wesel 5.12. Hamburg

cJamie Cullum2.12. Freiburg 14.12. Frankfurt

dDe-Phazz3.12. Augsburg 28.7. Freisingen

Barbara Dennerlein2.12. Luzern 11.12. Gröbenzell 15.12. Leingarten 19.3. Grünstadt 20.10. Magdeburg

gJan Garbarek Group3.12. Zürich 4.12. Genf

Macy Gray3.12. Hamburg 4.12. Berlin 5.12. Bochum

hJulia Hülsmann Trio24.2. München 25.2. Leipzig 26.2. Bielefeld

kDaniel Kahn & The Painted Bird20.1. Berlin 23.1. Salzburg 27.1. Frankfurt 9.4. ettlingen

lNils Landgren7.12. Lüneburg 8.12. Hamburg 10.12. oldenburg 11.12. kiel 13.12. Berlin 14.12. nürnberg 15.12. München 16.12. Stuttgart 17.12. Darmstadt 18.12. Bochum 19.12. köln

Nils Landgren & Michael Wollny9.3. Dessau 10.3. unterschleißh.

lLyambiko & Band25.3. koblenz

mMardi Gras.bb16.12. Frankfurt 17.12. Hannover

Foto

: Pao

lo r

over

si

Max GregerAm 2. April 2011 wird Max Greger 85 Jahre alt. Das

größte Geschenk macht der deutsche Bigbandpio­

nier seinem Publikum, indem er zwei tage später

auf große Deutschlandtour geht.

Zusammen mit Hugo Strasser (89), Peter Kraus

(72) und der SWR Big Band (das vierfach Grammy-

nominierte orchester feiert 2011 sein 60jähriges

Bestehen) stehen dann über 300 Jahre gelebte

deutsche unterhaltungsgeschichte auf der Bühne.

ob alle zusammen, im Duett oder solo, mit Band

oder ohne: es ist zweifellos ein ereignis mit Selten­

heitswert. Der Münchner verspricht: „Wenn wir die

Bühne betreten und der Applaus aufbrandet, sind

die Wehwehchen wie weggeblasen.“

Tournee von 4.4.2011 bis 12.5.2011

www.semmel.de

18.12. Altenburg 7.1. Siegen 21.1. Plauen 22.1. regensburg 28.1. Berlin

Bobby McFerrin9.7. Baden­Baden

Raul Midón26.1. Berlin 27.1. Hamburg 31.1. Heidelberg 1.2. Frankfurt

nCarlos Núñez & Band14.1. karlsruhe 15.1. Illingen 16.1. offenburg 18.1. Mainz 19.1. Zug 20.1. Morges 21.1. Basel 23.1. Zürich 25.1. reutlingen 26.1. Waldkraiburg 27.1. Augsburg 28.1. Laupheim 29.1. München

Page 49: SONO - Musik für erwachsene Hörer

30.1. Regensburg1.2. Bonn2.2. Leverkusen3.2. Mülheima.d.

Ruhr4.2. Emlichheim5.2. Greven6.2. Hannover

8.2. Oldenburg9.2. Peine10.2. Hamburg11.2. Hilchenbach12.2. Worpswede13.2. Kiel15.2. Dresden16.2. Berlin

Silje Nergaard Trio19.1. Wien20.1. Linz21.1. Friedrichshafen24.1. Paderborn25.1. Frankfurt26.1. Koblenz27.1. Worpswede

28.1. Hamm30.1. Dresden

Benyamin Nuss2.2. Meppen3.2. Stade4.2. Uelzen5.2. Oberhausen6.2. Lüdenscheid

oOrquesta Buena Vista Social Club feat. Omara Portuondo14.7. München

rMax Raabe & Das Palast Orchester7.12. Schwäbisch

Gmünd8.12. Bregenz9.12. Kempten11.12. Bayreuth12.2. Hamburg13.2. Hamburg14.2. Lübeck15.2. Kiel16.2. Braunschweig17.2. Hannover18.2. Hannover27.3. Stuttgart28.3. Stuttgart

Enrico Rava & Stefano Bollani28.1. Basel

Dianne Reeves/Raul Midón25.1. Gütersloh26.1. Berlin27.1. Hamburg31.1. Heidelberg1.2. Frankfurt3.2. Baden-Baden4.2. Bremen

sAmparo Sánchez & Band27.1. Salzburg28.1. Reutlingen30.1. Düsseldorf

Curtis Stigers12.6. Hildesheim

tGayle Tufts26.12.Berlin27.12. Berlin28.12.Berlin29.12.Berlin

wNils Wülker18.12. BadSalzhausenFo

to:P

aoloRoversi

49

Lizz Wright Berlin,Passionskirche

EswareinebesondereZugabe,die-

ses„AmazingGrace“,dasLizzWright

zumSchlusssang;unbegleitet,nur

mit ihrersamtweichen,ausdrucks-

starken Altstimme füllte sie die

Passionskirche.Eswartiefempfun-

denerDank,dendieSängerinzum

Ausdruckbrachte.BiszumKonzert-

abendseiunklargewesen,sagtesie,

obsienacheinerErkrankungwieder

würdesingenkönnen.Daumarmte

siedasBerlinerPublikummitwar-

memApplaus;schließlichhatteman

soebenmiterlebt,dassundwieLizz

WrightihreStimmewiedergefunden

hat–undalleinsiezuhören,warein

bewegendesGeschenk.Nachdem

großenErfolgihresAlbums„TheOr-

chard“hattesieeinekreativePause

eingelegtundsichaufihreWurzeln

besonnen. Die liegen in der Gos-

pelmusik desUS-amerikanischen

Südens: Als Kind sang sie in der

KirchenbandihresVaters.Sostand

jetztaucheineHammondorgelne-

bendemFlügel,beidesgespieltvon

WrightsaltemFreundKennyBanks,

der sich extraUrlaub von seinem

DienstalsMinisterofMusicaneiner

Methodistenkirche in Atlanta ge-

nommenhatte.SchondieEinleitung

desAbendsschiendieBerlinerBack-

steinkirchesoatmosphärischindie

US-Südstaatenzuversetzen.„This

is what we do, where I come from“,

erklärteWright ihrem deutschen

Publikum,alsderfunkyShufflevon

„WalkWithMe, Lord“ sich zum im-

provisiertenGebetöffnete.Dochdie

SängerinwarnichtalsMissionarin

gekommen.Zwarvereintesiegegen

EndedesAbendsdasPublikumim

großen „Glory, Glory“-Medley zur

beseeltenGemeinde;diegleicheIn-

tensitätgabsieaberauchLiebeslie-

dernwie„HeyMan“undihrerInter-

pretationvonJimiHendrix’„InFrom

TheStorm“mit. ImgroßenBogen

schrittLizzWrightdurchihrgesam-

tesRepertoireseitdemDebütvor

siebenJahren,zeigtesichalsJazz-

stimme(„Salt“)vomFormateiner

NinaSimone,folkigeBluessängerin

(„Ol’Man“),dieanTracyChapman

erinnert,undalsSouldivamitGladys

KnightsCharthit„(I’veGotToUse

My Imagination“).VoneinerRück-

kehrzumGospelkannkeineRede

sein–LizzWrighthatnieaufgehört,

ausdieserQuellezuschöpfen.

Tobias Richtsteig

BLICK ZURüCK:

Die Stimme als Geschenk

Auch die Freude am Groove bekommt bei Wright große Intensität

Page 50: SONO - Musik für erwachsene Hörer

50

Impressum

Verlag:

INMEDIA Verlags- und

Redaktionsbüro GmbH

Lucile-Grahn-Str. 37

81675 München

Telefon 089 / 457 261-0

Fax 089 / 457 261-50

Mail [email protected]

Herausgeber:

Günter F. Bereiter

Redaktion:

Christian Stolberg

([email protected],

Tel. 0 89 / 45 72 61-41)

Autoren dieser Ausgabe:

Svevo Bandini, Ralf

Dom browski, Josef Engels,

Guido Fischer, Heiko Große,

Raoul Gulbenkian, Jörg

Laumann, Reinhard Lemelle,

Felix Marondel, Gunther

Matejka, Severin Mevissen,

Jürgen Otten, Jochen Over-

beck, Dorin Popa, Christiane

Rebmann, Tobias Richtsteig,

Michael Sailer, Hans-Jürgen

Schaal, Robert Wallner

Bildredaktion: Fritz Osskar

Termine: Michael Wopperer

Design: Arndt Knieper

Produktion:

Viola Müller-Hergerdt

Anzeigenmarketing:

Harald Richter

([email protected],

Tel. 089 / 457 261-35)

Abo + Vertrieb:

Susanne Lanzinger

([email protected],

Tel. 0 89 / 45 72 61-45)

Druck: ADV Schoder,

Augsburger Druck und

Verlagshaus GmbH

Aindlinger Str. 17–19

86167 Augsburg

SONO erscheint sechsmal

jährlich.

Ich war nie ein Fan von Marius Müller-Westernhagen. Aber bei einem Open-Air in Nürnberg Mit-te der 90er Jahre hat’s gegossen –

„Woodstock“ Feeling, und berau-schend gut. Habe nachher unseren Mitschnitt angehört, leider ging ei-niges verloren. Auch außergewöhn-lich gut (und musikalisch besser): Bruce Springsteen solo, Randy Newman und die „Questions & Answers“ Shows von Billy Joel. Sind Sie auch mal selbst als Musi-ker aufgetreten?

Welche Platte haben Sie sich als erste selbst gekauft?Sarah Vaughan: „Broken Hearted Melody“, ihre erste Goldene Platte und auch die erste vom Texter Hal David, der später durch seine Zu-sammenarbeit mit Burt Bacharach Legende wurde. Haben Sie ein Instrument ge-lernt?Ich spielte als Kind Klavier. Das Klavier hat gesiegt.Was war Ihr bisher eindrucksvolls-tes Konzerterlebnis?

DER PRO MIH ö RER

Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe: 10. Februar 2011

Meine Aufführung von 4'33" von John Cage ist legendär. Was singen Sie unter der Dusche?Songs von Marcel Marceau.Mit welchen Songs bringt man Sie auf die Tanzfläche?Johann Strauss? Ich tanzte früher gerne Walzer. Aber James Brown oder Earth, Wind & Fire schaffen es auch.Und mit welchen wieder herun-ter?Sinéad O’Connor: „Nothing Com-pares 2 U“.Mit welcher Platte testen Sie die Belastbarkeit Ihrer Boxen?Saint-Saëns: Symphonie Nr. 3 mit Munch, Boston Symphony. Habe sie 1959 live erlebt und seitdem auf allen möglichen Tonträgern gekauft, um die Qualität des Mediums, auch der Lautsprecher, zu testen. Was läuft bei Ihnen zum Sonntags-brunch?Klaviertrios von Haydn oder Film-musik von Korngold/Steiner/Wax-man/Williams/Elfman/Barsotti/Newman/Doyle/Berrnstein/Shore/Desplat/Glass … und Jonny Green-wood.Wessen Stimme könnten Sie ewig lauschen?P!nk. Eine grob unterschätzte Künstlerin. Aber auch Melody Gar-dot, Feist, Miranda Lambert, k.d. lang … und Bonnie Raitt. Ihr Lieblingsinstrumentalist?Wilhelm Kempff, Jamie Cullum.Welchen Soundtrack haben Sie sich als letztes gekauft?Craig Armstrong: Film Works 1995–2005 mit Musik aus „Plun-kett and Macleane“.Bei welcher Musik bekommen Sie Ganzkörperausschlag?Schlecht gemachte Covers, die aus den Wänden mancher Waren-häusern strömen, und Lou Reeds

„Metal Machine Music“.Ihr Album für die einsame Insel?Mozart: Divertimento Es-dur, K. 563 mit Grumiaux.Welchen Songtext können Sieauswendig?

„Fly Robin, Fly“ von Prof. Dr. Mi-chael Kunze.

Jim SampsonAls „Radionarr seit 1966“ bezeichnet sich der gebürtige Amerikaner. Für seinen Sender Bayern 3 interviewt er Stars von Alfred Hitchcock bis Mick Jagger.

Page 51: SONO - Musik für erwachsene Hörer

BE STELLCOuP O N

„Tut uns leid, alle vergriffen!“Wenn Sie diesen Satz nie mehr hören wollen, können Sie ihn hier unten löschen – jetzt und für immer.

Musik für erwachsene Hörer

Ja, ich bestelle ein SONO Abonnement zum Preis von € 12* pro Jahr (6 Ausgaben mit SONOplus, dem Sonderteil für Abonnenten). Ich kann das Abo jeder-zeit ohne zusätzliche Kosten kündigen.

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B I T T E B u C H E N S I E D E N R E C H N u N G S B E T R A G A B V O N

K O N T O N R .

B A N K L E I T Z A H L / B A N K

K O N T O I N H A B E R ( F A L L S A B W E I C H E N D)

D AT u M / u N T E R S C H R I F T

Coupon zusenden an SONO, Abt. Vertrieb, Lucile-Grahn-Straße 37, 81675 München. Oder per Fax senden an 089 / 457 261 – 50

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Page 52: SONO - Musik für erwachsene Hörer

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HAMBURG SA 04./SO 05.12.10

MANNHEIM DI 07.12.10

STUTTGART MI 08.12.10

MÜNCHEN DO 09.12.–SO 12.12.10

BREMEN DI 14.12.10

HANNOVER MI 15.12.10

DORTMUND FR 17./SA 18.12.10

Daten unter VorbehaltProduktion: P.S.E. Germany GmbH

Feldkirchen/München

Bundesweiter Ticketversand:0 18 05.57 00 00

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www.eventim.deund an den bek. Vorverkaufsstellen

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Alle Infos unter www.notp.com